1874 / 6 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Jan 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Vom 29. Oktober bis 1. November 1873 haben hier unter dem Vorsitz des Ober⸗Bau⸗ und Ministerial⸗Direktors Weishaupt Konferenzen behufs Berathung der zur Erhöhung der Sicherheit im Eisenbahn betriebe zu ergreifenden Maßnahmen stattgefunden. Zu diesen Kon⸗ ferenzen waren auf Einladung des Handels⸗Ministers Räthe des Reichs⸗Eisenbahnamts, des Handels⸗Ministeriums, 34 technische Beamte von 25 verschiedenen Bahnverwaltungen, und die BVor⸗ steher der größten hiesigen Maschinenbauanstalten, im Ganzen 49 Techniker, erschienen. Die Berathungen fanden nach Anlei⸗ tung eines Fragebogens statt, welcher den Theilnehmern einige Zeit vorher zugesandt worden war. Die Beschlüsse, welche die Konferenz in Betreff 30 einzelner in Berathung genommener Fragen gefaßt hat, sind jetzt, als Manustript gedruckt, veröffent⸗

licht worden.

Nach einer Verabredung mit der Herzoglich braun⸗ schweigischen Regierung ist der Transport gestempelter Spielkarten mit der Post bei Versendungen zwischen Orten des preußischen Staates unter Berührung des braunschweigischen Gebietes und zwischen Orten des Herzogthums Braunschweig unter Berührung des preußischen Gebietes von der Uebergangs⸗ schein⸗Kontrole freigelassen worden, und diese Befreiung auch auf den Transport un gestempelter Spielkarten mit der Post, wenn dieselben Seitens eines Herzoglich braunschweigischen Steueramtes an das Stempelmagazin in Braunschweig behufs der Stempelung amtlich versendet werden, aus⸗ gedehnt worden.

Vom 31. Degember 1873, Mittags, bis 1. Januar 1874, Abends, sind in Berlin an Adressaten in Berlin zur Post ge⸗ liefert und durch die Briefträger bestellt worden: 547, 377 Stadtbriefe und Postkarten, d. i. 162,440 Stück mehr, als zum vorjährigen Neujahr.

Bayern. München, 6. Januar. Die auf gestern Vor⸗ mittags 10 Uhr anberaumte 3. öffentliche Sitzung der Kam⸗ mer der Reichs räthe mußte, da die Mitglieder derselben nicht in beschlußfaͤhiger Anzahl erschienen waren, auf künftigen Montag vertagt werden. Die nächste (15.) Sitzung der Kammer der Abgeordneten ist auf denselben Tag an⸗ gesetzt. Die meisten der Abgeordneten haben sich, da vor deim 12. Januar keine Sitzung mehr stattfindet, wieder in ihre Heimath begeben; ein großer Theil derselben ist bereits gestern Abends abgereist. Bezüglich der Dauer des gegenwärtigen Landtags haben Mitglieder des Finanzausschusses ihre Ansicht dahin ausgesprochen, daß sich dieselbe, wenn das Budget gründ⸗ lich durchberathen werden solle, bis in den Monat Mai hinein erstrecken könne.

Der Finanzausschuß der Kammer der Ab⸗ geordneten ist gestern Abends in die Budgetberathung eingetreten. Nach Erledigung des Etats der Staatsschuld ver⸗ ankaßte beim Etat des Staats⸗Ministeriums der Justiz die Frage der Gehaltszulage eine längere Debatte. Nach dem bis⸗ herigen Ausschußbeschluß würden die Präsidenten der Appella⸗ kionsgerichte eine jährliche Gehaltszulage von 420 fl. erhalten; der Königliche Staats⸗-Minister der Justiz beantragte eine förm⸗ liche Gehaltserhöhung, und zwar von 500 fl., vermochte jedoch, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, damit nicht durchzudringen. Der Ausfchuß wird die Berathung des Justizetats morgen fort⸗ setzen.

/ 8. Januar. (W. T. B.) Dr. Anton Ruland, Ober⸗ Bibliothekar in Würzburg, hervorragendes Mitglied der ultra⸗ montanen Partei des Abgeordnetenhauses, ist hier heute Morgen an der Cholera gestorben.

Sachsen. Dresden, 6. Januar. Der König hat in einer am heutigen Tage dem bisherigen Königlich bayerischen außerordentlichen Gesandten und. bevollmächtigten Minister Grafen von Paumgarten ertheilten Partikularaudienz dessen Abberufungsschreiben entgegen genommen. ü

= 7. Januar. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer befand sich der vom Abgeordneten Philipp erstattete Bericht der Finanz⸗Deputation über die für die Elbstromkorrektion und die Regulirung der Elbufer innerhalb Dresden (einschließlich der vom Staate gemeinsam mit der Stadtgemeinde für das abzubrechende Sonntagsche Haus zu leistenden Entschädigung) geforderten 345000 Thaler. Die Majorität der Deputation empfahl die Bewilligung der ge⸗ forderten Summe zur Ausführung des von der Regierung ent⸗ worfenen Projekts, die Minorität Ablehnung des Postulates. Staats⸗-Minister Frhr. von Friesen betonte, daß es sich keineswegs in erster Linie um ein städtisches Interesse Dresdens, sondern um ein sehr wichtiges allgemeines Landesinteresse handle, um die Vollendung der Elbkorrektion, welche eine vertragsmäßige Verpflichtung Sachsens, im wirthschaftlichen Interesse des Landes geboten, wegen der rapid fortschreitenden, die Schiffahrt schließ⸗ lich in Frage stellenden Erhöhung des Elbbodens von höchster Dringlichkeit sei. Staats⸗Minister von NostitzWallwitz, durch Aeußerungen des Abg. Dr. Pfeiffer veranlaßt, rechtfertigte aus⸗ führlich das Verfahren der Behörden in der Frage des Sonntagschen Hauses: ihre Entschließung sei seiner Zeit auf Voraus⸗ setzungen gegruͤndet worden, welche damals völlig unbestritten, inzwischen von den Fortschritten der Wissenschaft als falsch nach⸗ gewiesen worden seien; sei jene Entschließung daher damals gar nicht anders zu fassen gewesen, so würde ein Minister unver⸗ antwortlich gehandelt haben, der trotz des zwingenden Nach⸗ weises der Irrigkeit ihrer Voraussetzungen daran festgehalten hätte; das Urtheil auch in dieser Frage werde sich berichtigen, wenn erst die Anschauungen der fortgeschrittenen Wissenschaft Gemeingut des Publikums geworden seien. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wurde angenommen, als die Rednerliste noch 14 Namen aufwies. Die Bewilligung wurde mit 46 gegen 24 Stimmen ausgesprochen, und zwar auf Antrag des Abg. Jordan derart, daß zunächst für die Finanzperiode 1874/75 der Betrag von 145,000 Thlr. in das außerordentliche Budget ein⸗ gestellt werden soll.

8. Januar. (W. T. B.) Die Zweite Kamm er ge⸗ nehmigte in ihrer heutigen Sitzung die von der Finanz Deputa⸗ tion mst der Regierung aus Veranlassung des Thronwechsels getrof⸗ fene Vereinbarung über die Civilliste, welche Angesichts der einge⸗ tretenen Erhöhung der Aufkünfte aus den Domänen bis auf 2 Millionen von nun an auf 960 990 Thlr. (290 000 Thlr. mehr wie bisher) festgesetzt ist. Der Abg. Leistner sprach gegen die Vorlage, welche ohne weitere Debatte und mit allen gegen drei Stimmen zur Annahme gelangte.

Württemberg. Stuttgart, J. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sihung der Abgeordnetenkammer wurde das Verfaffungsgefetz mit 69 gegen J Stimmen genehmigt. Außerdem wurde der Gesetzentwurf über das Retablissement des

württembergischen Armee ⸗TCTorps eingebracht. Die in demselben

zu diesem Zwecke verlangte Summe beträgt 11,600,000 Fl.

Baden. Karlsruhe, 6. Januar. Der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog, sowie die Prinzefsin VBietoria und der Prinz Ludwig Wil helm sind heute Nachmittag 2 Uhr in k. eingetroffen.

Mecklenburg. Schwerin. J. Januar. er Herzog 1. Albrecht ist gestern Morgen von hier wieder ab⸗ gereist.

Zur Fortsetzung der Verhandlungen über eine neue Verfassung ist ein außerordentlicher Landtag einbe⸗ rufen. Derselbe soll hier am 1. Februar d. J. zusammentreten.

Anhalt. Des sau, 6. Januar. Gestern fand eine Plenar⸗ Sitzung des Lan diages statt, auf dessen Tagesordnung der Bericht der Kommission für Finanz ⸗Angelegenheiten zum Haupt⸗ Finanz-Etat für das Jahr 1874 stand. Da es jedoch nicht zu ermöglichen gewesen war, den gedruckten Bericht rechtzeitig, d. h. zwei Tage vor der Sitzung, den Abgeordneten zur Kenntniß⸗ nahme zukommen zu ö so wurde beschlossen, die Sitzung aufzuheben und heut in die Berathung des Finanz-⸗Etats ein⸗ zutreten.

Bremen, J. Januar. Der Präsident Dr. Meinertzhagen eröffnete die heutige erste Sitzung der Bürgerschaft mit einer Beglückwünschung. Verschiedene neugewählte Mitglieder waren eingetreten. Zunächst wurde der Geschäftsvorstand erneuert und zum Präfidenten wiederum Dr. Meinertz hagen mit 91 Stim⸗ men erwählt, während C. H. Noltenius und Dr. Adami wie⸗ derum zu Viece⸗Präsidenten berufen wurden. Den zweiten Ge⸗ genstand der Tagesordnung bildete die Vorlage wegen Umbaues der Häuser am Dom.

Lauenburg. Ratzeburg, J. Januar. Der ständische Haushaltungsplan des Herzogthums für 1874 stellt 6 nunmehr nach geschehener Berathung in der Sitzung der Rlitter⸗ und Landschaft am 29. Dezember v. J., nach der „Lauenb. Ztg.“, wie folgt:

GSinnah me: 1) Meiergefälle, grundherrliche Hebungen, Dienste, regulirte Ablösungen u. dgl. m. 43240 Thlr., 2) von Domänen, Vorwerken, Mühlen u. dgl. m. ITI. 900 Thlr., 3) von Forsten, Jagden, Mooren u. dgl. 145,800 Thlr., 4) von Chaus⸗ seen und Wegen 4800 Thlr., 5) von Geld⸗Kapitalien 3540 Thlr., 6) allerlei Einnahmen 1009 Thlr., Y) Ueberschüsse aus Vorjahren u. dgl. 350 Thlr., 8) einmalige außerordentliche K an Pacht für die Domäne Neu⸗Vorwerk 2350 Thlr., Summa 277586 Thlr. Ausgabe: 1) Domanial⸗ Anleihe nebst Verwaltung 85, 150 Thlr., Sonstige Zinsen 7920 Thlr., Zahlungen laut Art. XJ. des Wiener Friedens 5I30 Thlr., (ppanagen und Pensionen nach Dänemark) verschiedene Entschädigungen und Bewilligungen 7172 Thlr, Pensionen, Wartegelder u. dgl. laut Gesetz vom 7. Dezember 1872 27,128 Thlr., sonstige Lasten und Beitrag zu Staats⸗ Ausgaben 7330 Thlr, Summa 140,430 Thlr., 2) obere Lan⸗ des verwaltung. Besoldungen höherer und niederer Beamten und verschiedene Unkosten, Druck- und Portokosten, Unterhaltung von Baulichkeiten, Entschädigungen u. dgl. m. 19,800 Thlr. 3) Domänen⸗Verwaltung 8150 Thlr., H Forstverwaltung 34,3510 Thlr., 5) Chaussee⸗ und Wegebau ⸗Verwaltung 32,600 Thlr., 6) Wasserbau (StecknitzKanal) 3150 Thlr. 7) verschiedene Pensionen ständischer Beamten 3670 Thlr. 8) für Geistliche, Kirchendiener und Unterrichtsanstalten 26,430 Thlr., 9) milde Stiftungen und Armen⸗Unterstützungen 3220 Thlr., 10 für Landeskultur und sonstige gemeinnützige Zwecke 10 Thlr., 11) außerordentliche Ausgaben 2040 Thlr., Summa 274910 Thlr. Einmalige außerordentliche Ausgaben 2670 Thlr., im Ganzen 277,580 Thlr.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. Januar. (W. T. B.) Ankäcßlich des 25jährigen Jubiläums, welches der Kgiser a 9g. Januar als Inhaber seines russischen Grenadier⸗Regimen begehen wird, wird, wie die „Presse / erfährt, eine Deputation jenes Regiments, bestehend aus einem General, 3 Oberoffizieren und 3 Unteroffizieren, den Kaiser in Pesth beglückwünschen.

Schweiz. Bern, 5. Januar. Mit Rücksicht auf den Bundesbeschluß vom 17. v. Mts., betr. die Verlegung der ersten Abtheilung der ordentlichen Session der Bundes versammlung auf Anfang Juni (statt wie bisher Juli), hat der Bundes rath angeordnet, daß der Abschluß der Jahresrechnung erfolgen, be⸗ ziehungsweise die Ausrichtung der Zahlungsanweisungen auf Rechnung des verflossenen Jahres mit 31. Januar zu Ende gehen, ferner die Geschäftsberichte der Departements spãtestens mit Ende März zur Vorlage gelangen sollen.

Großbritannien und Irland. London, 6. Januar. Prinz Ludwig von Battenberg, Vetter des Prinzen Lud⸗ wig von Hessen, stattete der Königin auf Osborne einen Befuch ab. Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind mit ihren Kindern von Schloß Sandringham nach Marl⸗ borough⸗House zurückgekehrt.

Wie die „Pall Mall Gazette“ erfährt, werden die fol⸗ genden Damen dem Hofstgate der Großfürstin Marie nach ihrer Vermählung mit dem Herzog von Edinburgh attachirt werden: Lady Franeis Baillie, Tochter des Earls von Elgin; Lady Emma Godolphin Osborne, Schwester des ,,, von Leeds, und Lady Mary Butler, Schwester des Marquis von Osmonde.

Der deutsche Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Mün⸗ ster, ist mit seinen beiden Töchtern von seinem Besuche bei dem Earl von Roßlyn nach London zurückgekehrt.

Am 5. d. M. verstarb in London der General Sir James Charles Chatterton. Derselbe war im Jahre 1794 geboren, trat im November 1809 als Kornet des 12. leichten Dragoner⸗Regiments (dessen Chef er später wurde) in die Armee. Er machte die Feldzüge in Portugal, Spanien, Flandern und Frankreich mit, und wohnte den Schlachten von Quatre⸗Bras und Waterloo, sowie dem Marsch auf und der Einnahme von Paris bei. In 1862 erhielt er das Großkreuz des Bath⸗Ordens, und in fernerer Anerkennung seiner langen und ausgezeichneten Dienste trug der General bei dem Begräbniß des Herzogs von Wellington auf besonderen Befehl der Königin das große Staatsbanner.

J. Januar. (W. T. B.) In dem Wahlflecken Stroud Grafschaft Kent) ist an Stelle des verstorbenen Unterstaats⸗ Sekretärs im Departement des Innern, Winterbotham, der konservatine Darnington mit großer Majoritãt zum Parla⸗ ments mitgliede gewählt worden. 6 niemals wurde bis dahin in Stroud ein Konservativer gewählt.

Frankreich. Paris, 5. Januar. Das Rundschrei⸗ ben bes Kultus-⸗Ministers an die Bischöfe lautet nach

der „Times“, wie folgt:

; 3 Paris, 26. Dezember 1873.

Monseigneur! Einige Ihrer Ehrwürdigen Amtsbrüder haben, die gegenwärtige Lage Europas prüfend und die jüngsten Ereignisse nach ihren Beziehungen zur katholischen Kirche und, ihrer Einwirkung auf die heutige Gesellschaft beurtheilend, neulich Hirtenbriefe erlassen, in denen sich Aussprüche finden, die nicht verfehlen konnten, in einigen Punkten die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich zu ziehen. In der That konnten dieselben geeignet scheinen, im Aus- lande Empfindlichkeiten zu erregen, die ö. wecken stets verdrießlich ist. Die hohen Prälaten, die an die Gläubigen ihrer Diözese die bezüg⸗ sichen Briefè gerichtet haben, würden vor Allem solche, ihren Ab⸗ sichten schnurstracks zuwlderlaufende Folgen bedauern. Dafür bůrgt mir die erprobte Vaterlandslicbe, von der der französische Episkopat beständig so helle und ruhmreiche Beweise abgelegt hat, Trohdem konnte die Regierung bei solchen Thatsachen nicht gleichgültig bleiben, und sie wünscht lebhaft, daß dieselben sich nicht wiederholen. Ew. bischösliche Gnaden wissen wohl, mit welcher Theilnahme die Regie⸗ rung der Kirche und dem H. Stuhle ergeben ist. Sie versteht wohl die Beunruhigung der kathslischen Gewissen, und die Schmerzen z würdigen, als deren Wortführer die Bischöͤfe in diesem Augenblicke auf⸗ treten. Aber solche Empfindungen können mit aller gebührenden Frei- heit und Kraft ausgedrückt werden, ohne daß man zu ihrer Kund⸗ gebung zu Angriffen schreitet, über die sich die Regierungen be⸗ nachbarter Staaten beunruhigen könnten. Zwischen den Staaten bestehen gegenseitige Rücksichtsnaahmen, die man nicht vergessen darf. Wir müssen überall die Achtung vor den bestehenden Ge⸗ walten bekennen, wie wir dieselbe unsererseits für die Regierung ver—= langen, die in unserem Lande durch den souveränen Willen der Volks⸗ versammlung aufgerichtet ist. Ist es noch nöthig hinzuzufügen, Mon⸗ seigneur, daß die Bischöfe inmitten der schweren Konflikte, die heute die Welt beunruhigen, hauptsächlich durch Mäßigung den legitimen Einfluß ihres Wortes vermehren und wirksamer zu jenem Werke der Beruhigung und des Friedens beitragen können, das der, Gegenstand unserer gemein⸗ famen Beruhigung sein muß? Ich würde es mir selbst zum Vor— wurfe rechnen, wenn ich Betrachtungen weiter ausführen wollte, die sich von selbst der Beachtung Ew. Gnaden empfehlen. Außerdem halte ich mich versichert, daß Sie Sich nicht über die Denkweise täuschen werden, die mir diesen Brief eingegeben hat, dessen Inhalt ich Ihrer Einsicht anempfehle.

Genehmigen u. s. w. De Fonurtou.

Spanien. Madrid, 7. Januar. (W. T. B.) In einem Rundschreiben des Ministers des Innern heißt es:

Der Akt patriotischer Energie und Uneigennützigkeit, welcher am 3. Januar von dem General Pavia vollzogen worden ist, ist ein würdiger Anfang in der Erfüllung der hohen und schwierigen Auf⸗ gabe gewesen, welche der gegenwärtigen Regierung obliegt. Die Cortes, hatten, indem sie sich, gegen die verständige Politik Castelars aus⸗ sprachen, die vollständige Auflösung des Landes beschlossen. Von diesem Augenblicke an war die nationale Einheit zerstört. Spanien durfte nur noch von den unter dem Banner der kon— servativen Republik vereinigten Liberalen sein Heil erwarten. Die gegenwärtige Regierung ist daher fest überzeugt, daß sie in keiner Weise die Gesetze verletzte, indem sie sich zum Dolmetscher der öffentlichen Stimmung gemacht hat. Die von den Cortes beschlossene Auflösung des Vaterlandes konnte nie ein Werk der Gesetzlichkeit sein. Im Gegentheil liegt in einem solchen Falle die Gesetzlichkeit auf der Seite desjenigen, welcher zuerst es wagt, sich solchem Unternehmen entgegen zu stellen und so den Willen der Nation besser zum Ausdruck bringt; selbst dann, wenn er sie vorher nicht befragt hat. Die erste Aufgabe der jetzigen Regierung ist, die Ordnung wiederherzustellen und zu beweisen, daß diese mit der Republik und der Freiheit verträglich ist. Sie wird nicht zögern, zur Wiederherstellung der Ordnung die kräftigsten Mittel in Anwendung zu bringen.

. Valeneig ist der Belagerungszustand erklärt. Die Generale Ripoli und Hidalgo sind verhaftet worden. Castelar soll, wie verlautet, Salmeron und Figueras seine Unterstützung verweigert haben, denen die Absicht zugeschrieben wird, die föderale Partei zu reorganistren.

Italien. Rom, 4. Januar. Im auswärtigen Amte sind in letzter Zeit zahlreiche Bittschriften italienischer Fami⸗ lien eingereicht worden, um durch Vermittlung der italienischen Regierung von dem Präsidenten der französischen Republik die Begnadigung der Italiener zu erwirken, welche bei dem Pariser Kommuneaufstand betheiligt gewesen und von den französischen Kriegsgerichten nach Neucaledonien verbannt worden sind. Gleichzeitig ist im auswärtigen Amte ein Bericht aus Caxta⸗

gend eingelaufen, wonach in der dortigen revolutionären

Junta bisher 25 Franzosen, 16 Belgier, 18 Engländer, 3 Russen und 5. Italiener Sitz und Stimme gehabt haben.

Laut einer vom Kriegs⸗Ministerium veröffent⸗ lichten Statistik beläuft sich die Zahl der Infanteriekasernen auf 564, und es sind in ihnen 228,224 Mann und 8177 Pferde untergebracht. Kavalleriekasernen giebt es 152 mit 44,957 Rei⸗ tern und 29, 050 Pferden, Magazine 101, Artillerie⸗ Etablisse⸗ ments 59, Hauptwachen 221, Militärbäckereien und Mühlen 52 mit 251 Backöfen, bedeckte Reitbahnen 40, Exerzierplätze und

Polygone 97, Spitäler 46 mit 16,ö521 Betten, Militärgefaͤngnisse

und Strafanstalten 7 und ebenso viele militärische Erziehungs⸗ anstalten, Bäder und Obseroatorien 8. Im Ganzen werden für alle diese Grundstücke 4,028,575 Franes Miethe bezahlt und zwar 3,701,700 Francs an den Staat für Domänen, 326,875 Franes an Privatleute. Viele Gemeinden haben der Militär⸗

verwaltung Grundstücke unentgeltlich zur Verfügung gestellt, nur

um Garnisonen zu bekommen.

Griechenland. Athen, 3. Januar. Die „Agence Bor⸗ deano“ meldet über die Vorfälle an der hiesigen Universität: Der Rektor der Universität wurde seiner Stelle enthoben. Die Agitation unter den Studenten dauert fort.

Türkei. Konstantinopel, 29. Dezember. Der Mi⸗ nister des Auswärtigen hat am Sonnabend, 20. Dezember, den hiefigen Gesandtschaften die amtliche Mittheilung gemacht, daß die . Pforte fämmtliche Handelsverträge fündige, und eine Revision derfelben vornehmen lassen wolle. Im Ministe⸗

rium der auswärtigen Angelegenheiten ist eine Konsular⸗Abthei⸗ lung errichtet, dem General⸗Sekretariat unterstellt und mit der

Leitung desselben Rifatbey beauftragt worden. Als Grund

für diese Einrichtung bezeichnet die „Turquie“ die Ausdehnung der Handelsbeziehungen zu den anderen Ländern, die neuerdings einen großen Aufschwung gewonnen und daher die Wichtigkeit

der ottomanischen Konsulate vermehrt hatten. .

Die Su ez⸗Kanal-Kommisfsion hat ihre Arbeiten ber n, und ein Theil der Delegirten auch schon die Hauptstadt verlassen.

An Stelle des verstorbenen Statthalters von Janina ist

der frühere General⸗Gouperneur von Bosnien, Mustafa Assim

Pascha, zum Statthalter von Epirus ernannt worden. J. Januar. (W. T. B.) Der hiesige großbritannische Botschafter Elliot ht einen dreimonatlichen Urlaub angetreten und ist gestern von hier abgereist. 2 Das neue Stempelgesetz setzt den Zeitungsstempel auf 2 Para fest.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 6. Januar. In Bezug auf den Nothstand im Gouvernement Ssa⸗

mara richtete das Ministerium des Innern am 26. No⸗ vember eine Eingabe an das Ministerkomite um Ertheilung eines Darlehens aus dem allgemeinen Verpflegungskapital an die Gouvernements⸗Landschaft und unbehinderte Verabfolgung kosten⸗ freier Pässe auch an die mit Rückständen belasteten Bauern. Nach Prüfung dieser Eingabe gelangte das Ministerkomite unter Anderem zu folgenden Entschließungen: 1) Unabhängig von den aus dem allgemeinen Verpflegungskapital bereils angewiesenen 50 000 Rubel aus demselben Kapital noch eine Million Rubel dem Gouvernements⸗Landamt von Ssamara zur Ver⸗ fügung zu stellen, davon 350000 Rubel zur Verpflegung und 650. 060 Rubel zur Besäung der vom Mißwachs dieses Jahres heim⸗ gesuchten Felder der Bauern in den fünf Kreisen Busuluk, Nikolajew, Bugurufslan, Bugulma und Ssamara und hinsichtlich der Verabfol⸗ gung und Rückerstattung der Darlehn den landjichaftlichen Institutio⸗ nen des Gouvernements Ssamara die Beobachtung des folgenden Modus zur Pflicht zu machen: a. das Korn wird auf Anordnung des Gouvernements Landamts entweder von den Kreis -Landämtern oder von den Dorfgemeinden selbst angekauft, in letzterem Falle aber wird das Geld von den Landämtern unmittelbar an den Verkäufer ge zahlt, sobald positiv festgestellt worden, daß das Korn gekauft, zur Stelle geschafft und von vollkommen guter Beschaffenheit ist. b. Die zum Ankauf von Saatkorn hestimmten Summen, dürfen in keinem Falle zur Verpflegung verwandt werden. C. Darlehen werden an die nothleidenden Bauern nur in Form von Getreide ertheilt auf persönliche Verantwortlichkeit der Darlehenempfänger; die solidarische

Haftbarkeit der Dorfgemeinden ist nur in Bezug auf Wittwen und Waisen zulässig; d. das zur Aussaat bestimmte Korn muß rechtzeitig beschafft und die gute Qualität desselben von den lokalen Landämtern unter Hinzuziehung von Deputirten der Bauernschaft jedenfalls vor dem Anbruch der Saatzest konstatirt werden; sodann wird dieses Korn pon den Darlehenempfängern in den Gemeindeambaren oder in den hierzu angewiefenen Räumlichkeiten aufgespeichert und unter der Verantwortlichkeit des Wolost⸗ und des Dorfvorstandes und unter Auf⸗ sicht der Friedensvermittler und der Kreis⸗Landämter in demselben auf⸗ gehoben, und e. das Verpflegungsdarlehen wird nach Verlauf von drei Jahren mit 3ꝶ Zinsen zurückgezahlt, das Darlehen zum Besäen der Felder dagegen von der Ernte des nächsten Jahres.

Y. Die Ueberwachung des korrekten Verfahrens der Landämter bei Beschaffung des Korns zur Verpflegung der Bevölkerung und zum Besäen der Felder von den Summen, welche die Regierung jetzt aus dem allgemeinen Reichsverpffegungskapital angewiesen, ist dem Gou⸗ verneur übertragen mit der, Berechtigung, im Falle die Landämter den gegenwärtigen Darlehnsbedingungen nicht entsprechende Maßnahmen ergreifen sollten aus eigener Machtvollkommenheit zu exekutiven Maß— regeln zu schreiten, in Ausübung der den Gouverneuren gesetzlich zu⸗ stehenden Berechtigung zu solchen Anordnungen, sobald die landschaft⸗ lichen Institutionen die für sie verbindlichen Leistungen nicht erfüllen.

3) Die durch Allerhöchsten Befehl vom. 28. Seytemsber 1873 ge⸗ nehmigte Ertheilung kostenfreier Pässe an die vom Mißwachs betrof⸗ fenen Bauern des Gouvernements Ssamara ist auch auf die mit Rück⸗ ständen belasteten Bauern auszudehnen, und überhaupt hat die Maß— regel bis zum 1. Januar 1875 in Kraft zu bleiben. ;

4 Dem Minister des Innern anheimzustellen: 2. der Landschaft von Samara zu erklären, daß ihrem Gesuch um Fristung der Steuer⸗ und Rückstände⸗Eintreibung seinerzeit die den Umständen entsprechende Folge gegeben wird; b. unverweilt geeignete Maßregeln zu ergreifen, um genguere Ausweise über die Höhe des Bedarfs der Bauern der vom Mißwachs heimgesuchten Lokalitäten des Gouvernements Ssa— marg zu erlangen; und é. seine Absicht in Bezug auf ein in vor— schriftmäßiger srdnung einzureichendes Gutachten über diejenigen Maß regeln in Ausführung zu bringen, welche nothwendig erscheinen dürf⸗ ten, um den Wohlstand der ländlichen Bevölkerung des Gouverne⸗ ments Ssamara für die Zukunft nach Möglichkeit sicherzustellen. Der Kaiser hat am 12. Dezember 1873 die Verfügung des Minister⸗ Komites bestätigt.

Warschau, 3. Januar. Die Revolutionssteuer, welche die poölnischen Gutsbesitzer seit dem Aufstande von 1863 in den littauischen und südwestlichen Gouvernements zu zahlen haben, ist nach der „Ostsee⸗Ztg.“ für das Jahr 1874 festgestellt: I) im Gouvernemenk Kowno auf 207,594 S.⸗Ro.; 2) im Gou⸗ vernement Grodno auf 128,410 S.⸗Ro.; 3) im Gouvernement Minsk auf 227, 809 S⸗Ro.; 4 im Gouvernement Wilna auf 107526 S-Ro.; 5) im Gouvernement Mohilew auf 67 338 S.Fo.; 6) im Gouvernement Witebsk auf 63714 S- R.; 7) im Gouvernement Podolien auf 3863382 S.⸗Ro. ; 8) im Gouvernement Wolhynien auf 335,815 S.⸗Ro.; 9 im Gou⸗ verment Kiew auf 327,219 S.⸗Ro.

Dänemark. Kopenhagen, 6. Januar. Der Reich s⸗ tag trat heute wieder zusammen. Das Fol kething wählte Krabbe mit 50 Stimmen zum Präsidenten, J. A. Hansen und Högsbro mit je 48 von 78 Stimmen zu Vice⸗Präsidenten.

Nachdem das General⸗Postdirektorat zufolge Be⸗ kanntmachung vom 1. Januar 1874 aufgehoben und die Ver⸗ waltung des Post⸗ und Telegraphenwesens von dem genannten Datum an dem Ministerium des Innern direkt unterlegt worden ist, müssen alle Briefe und Versendungen, welche nach den frü⸗ heren Ressortverhältnissen an das General⸗Direktorat gerichtet waren, vom 1. Januar 1874 an dem Ministerium des Innern zugesendet werden.

Das Ju stiz-Ministerium macht bekaunt, daß die unterm 8. August, 15. September und 21. Oktober 1873 von demselben erlassenen Bekanntmachungen über Veranstaltungen (gegen Einschleppung der Cholera) rücksichtlich der Schiffe, welche aus Hamburg, Viborg in Finland, Bergen und Neapel ankom⸗ men, aufgehoben worden sind.

Asien. Ueber die drohende Hungersnoth in Ben⸗ galen wird dem Reuterschen Bureau aus Calcutta vom 5. d. M. gemeldet: „Die neuesten Berichte mit Bezug auf die letzten eingeheimsten Ernten zeigen, daß sie im Allgemeinen in Uebereinstimmung mit der Schätzung ausgefallen sind. Die Frühjahrssaaten sind im Allgemeinen gesund. Die Regierung hat 447,000 Maunds Reis nach den bedrohten Distrikten abge—⸗ sfandt, große Quantiäten werden von der Regierung aus Bramah importirt. Der Gouverneur erwägt angelegentlich die Frage, welche Maßregeln außer den bereits sanctionirten erforderlich sein werden. Den neuesten Berichten zufolge sind 25, 000 Per⸗ sonen bei den Nothbauten beschäftigt. Da Nahrungsmittel be⸗ schaffbar sind, war es unnöthig, Regierungsgetreide zu verkau⸗ fen. In einigen Orten ist Trinkwasser knapp. Ein Viertel der Opiumsaaten von Behar ist, weil sie nicht berieselt worden, ver⸗ loren gegangen. Der Rest wird eine Durchschnittsernte liefern.“

Afrika. Von der Gold küste liegen über Lissabon wieder einige neue Nachrichten vor. Darnach hat Kapitän Glover die Volta⸗Exrpedition aufgegeben und sich mit Sir Garnet Wolse⸗ ley's Streitkräften vereinigt, um mit denselben auf Kumassi zu marschiren. Indeß ist vor den nächsten 14 Tagen keine Bewegun von Belang zu erwarten. Bei dem Uebergange über den 2 ertranken 300 Aschantis. Ihre durch Entbehrungen abgemagerten Körper zeigten Spuren von Pocken. Die britischen Trup⸗

en, deren Landung am 1. d. M. vor sich gehen ollte, werden am 3. d. M. den Marsch in das Innere antreten. Ihr Gesundheitszustand ist ein guter. Kapitän Charteris, ein Offizier im Stabe des Generals Wolseley und ältester Sohn des

Lord Elcho, ist dem Küstenfieber erlegen. Er starb auf der Rück⸗ reise nach England. Der Verstorbene befand sich im 27. Lebens⸗ jahre. Wie ein Berichterstatter des „Dailn Telegraph! von Sir Garnet Wolselen hört, wird das nach Kumassi bestimmte Expeditions⸗Corps die drei Bataillone aus England, die west⸗ indischen Regimenter, Kossus und Houssas, alles zusammen etwa 9000 Mann, umfassen. Fantis werden nicht mitgenommen werden, außer solchen, die als Lastträger gebraucht werden.

Die Nr. 1 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Generalverfügungen: vom 3. Januar 1874. Briefpostbunde. Vom 2. Janugr 1874. Spe⸗ dition der Korrespondenzen nach Konstantinopel. Vom 6. Januar 1874. Ausfertigung der Vorschuß⸗Postanweisungen.

Das 1. diesjährige Beiheft zum Militär⸗Wochenblatt enthält eine ausführlichere Darstellung der großen Kavallerie⸗Manöõper in der preußischen Armee (Herbst 18753.

Entschei dungen des Reichs ⸗Ober⸗Handelsgerichts ir Leipzig: Der Spediteur ist der geschäftliche Vertreter des Auf⸗ traggebers, für welchen er die Güterversendung durch Frachtführer be⸗ sorgt, wobei es irrelevant ist, daß er den Speditionsauftrag nicht direkt von dem Eigenthümer oder Käufer des Frachtgutes, sondern für deffen Rechnung von den Verkäufern resp. Absendern empfängt. Ver⸗ luft des Frachtgutes im Gegensatz zu dessen Nichtzurücklieferung. (Die Verjährung der Regreßklage beginnt sofort wieder, sobald der Litis⸗ denuntiat über die Regreßpflicht sich nicht erklärt und dem Litisdenun⸗ lianten im Hauptprozesse nicht assistirt aber auch ebenso dann, wenn der Denuntiat zwar im e , rf dem Denuntianten assistirt, aber seine Regreßpflicht hestreitet, Nichtverdeckung von Gruben, Oeffnungen. Was ist unter „Orten, wo Menschen hinkommen, zu verstehen? Verbotener Wege, Nothlage. Alsbaldige Berichtigung eines Schreibfehlers im Wechsel zieht für sich allein die Ungültigkeit des sonst gültigen Wechsels nicht nach sich. Unbegründete Einrede des Dolus aus Art. 82 WO.

. Statistische Nachrichten. München, 6. Januar. Von gestern bis heute sind dahier an Cholera 15 Erkrankungen und 6 Todesfälle vorgekommen.

Die Nr. 3 der Annalen des Deutschen Reichs für Gesetz⸗ gebung, Verwaltung und Statistik, herausgegeben von Dr. Georg Hirth (Verlag von G. Hitth, in Leipzig, 1874), enthält: Einheit- sches bürgerliches Recht. Erklärung des bayerischen Justiz-Ministers in der Kammer der Abgeordneten (Schluß). Vortrag des Referenten Dr. v., Neumayer in vereinigten J. und III. Ausschuß der Kammer der Reichsräthe. rufen Finanzlage Ende 1873. Rede des Finanz⸗ Ministers Camphausen. Aus dem preußischen Staatshaushalts⸗ Etat für 184. Materialien zur Reform des Aktienwesens. I. Formu— lirungen der preußischen Kommission zur Untersuchung von Mißständen im SCisenbahn⸗Konzessionswesen. 27) Gutachten der Leipziger Han⸗ delskammer. Vom Verein für Sozialpolitik. A. Thesen des Refe⸗ renten Dr. Ad. Wagner. B. Resolutionen des Vereins. Beschlüsse des Deutschen Juristentags. 5) Thesen von F. Perrot. Die Entwickelung der Justizgesetzgebung des Reichs im Jahre 1873. Von Dr. W. Endemann. Materiglien zur Arbeiterfrage. Der Ent⸗ wurf eines Reichsgesetzes über obligatorische Civilehe und Beurkundung des Civilstande?. 3 ag

Der Privatdozent Dr. Carl Wittich an der. Universitãt Jeng ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät ernannt worden.

Nach dem „Freien Wort“ von Murten findet sich eine der umfang ichsten Plf ahlbauten am Muxrtensee, die sich in Bezug auf die Dichtigkeit der Stationen mit jedem anderen schweizerischen See messen darf, bei der Grenginsel. Dieselbe umfaßt mehrere Joch arten und gehört der Steinzeit an. Bei Montelier ist eine an Jund⸗ gegenständen sehr ergiebige Bronzestation, Pfähle finden sich ferner in Moose unweit des Zollhauses, beim Ausfluß der Broye, in der Broye, nahe beim Fehlbammn und orerhalb Motiers. Segenannte Steinherge kennt man noch mehrere, und zwar bei Pfauen, bei der Grengmähle, unweit Merlach, zwischen Motiers und Guevaux und drei bei Guepaux. lee , sind im Murtensee und in der Broye 13 Stationen ekannt.

Darmstadt, 6. Januar. Wie der Darmst. Ztg.“ von meh⸗ reren Seiten berichtet wird, wurde heute Morgen 4 Uhr hier eine Erderschütterung beobachtet. Unter diesen Umständen sieht man, wie das gen. Blatt schreibt, mit großer Spannung auf die von Neapel einlaufenden Nachrichten, denn es hat sich seither gezeigt und zwar seit ber berühmten Vesuverußtion vom Jahr i632, daß den größeren Vesuw= auzbrüchen Erdbeben in der vulkanischen Eifel und in der Umgebung unferer erloschenen Vulkane vorausgingen. Ebenso waren die Eruy⸗ tionen von Erderschütterungen in unseren Gegenden begleitet und erst nach der Eruption pflegt diese Erscheinung und zwar völlig zu verschwin⸗ den. Es ist der alte längstbekannte Zusammenhang zwischen Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Wenig Vulkanagusbrüche viel Erdbeben, wenig Erdbeben viel Vulkanausbrüche, das heißt, kürzer ausgedrückt, beide Er⸗ scheinungen stehen in einem umgekehrten Verhältnisse. Hinsichtlich der Zeit des Auftretens der Erdbeben haben sich . wieder Perrey's Theorien und hinsichtlich des Vesupausbruchs die letzteren, sowie die Irfahrung Palmieris bestätigt. Auf Vollmond beobachtete Palmieri wieder die ersten Symptome der beginnenden Eruption. Die Erdbe⸗ benerscheinungen der letzten Monate lassen nicht vermuthen, daß die vulkanischen Kräfte jetzt schon intensiv genug seien, um einen Ausbruch in nächster Zeit erwarken zu lassen, dagegen ist es möglich, daß die Reumbnde des Januar (18, Februar (is.) oder Maͤrz (18), auf welche die höchsten Fluthen des Jahres 1874 fallen (am 18. Januar Gem, am 16. Februar Los, am 18. März 1,16), wenn auch nicht einen Ausbruch verursachen, so doch einen Anstoß für das Auf⸗ keen . Erscheinung geben, wozu die Bedingungen bereits vorhan— en sind.

Gewerbe und Handel.

Wien, 8. Januar. (W. T. B. Die österreichische Boden⸗ Kreditanstalt ist, dem Vernehmen nach, in der Lage, das Hypo— thekargeschäft wieder aufzunehmen, das Bankgeschäft soll auf ganz neuer Bafis organistrt werden. Die Franko-Bank hat, wig es heißt, zur selbständigen Rekonstituirung Mittel gefunden. Ihre Ver— uche, sich dem Frankfurter Bankhause Erlanger wieder zu nähern, 6e. von günstigem Erfolge gewesen sein.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die Nr. 1 der „Zeitung des Vereins Deutjscher Eisen— bahn-Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Reminiszenzen aus der Weltausstellung, III. (Kollektivausstellung des Kaiser⸗ lich Königlich österreichischen Handels-Ministeriums). Eisenbahn von Europa nach Kalkutta. Interngtionale Verbindung zwischen England und Frankreich. Nichterfolgte Zinsenzahlung ameri- kanischer Eisenbahnwerthe. Vereinsgebiet: Verein Deutscher

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Die Auswanderung aus Schweden hat auch im Jahre 1873 im Verhältniß zu den vorhergehenden Jahren bedeutend abge⸗ nommen, wozu die im vergangenen Jahre in allen Landestheilen Schwedens in Angriff genommenen Eisenbahnbauten, sowie die reichen Ernten der letzten Jahre im wesentlichen Grade beigetragen haben. Nach dem soeben von der Polizeikammer in Gothenburg veröffentlich⸗ ten Bericht betrug die Anzahl der in 1873 ausgewanderten Personen 16,582; im Jahre 1372 betrug dieselbe 12491, 1871 12,879. 1870 14286, 1869 24,145 Personen. Bemerkenswert ist, daß seit Beginn des Herbstes viele Hunderte nach Amerika Ausgewanderter wieder nach ihrer Heimath zurückgekehrt sind. .

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin, 8. Januar. Am Sonnabend, den 10. d. M., Nach= mittags 5 Uhr wird im wissenschaftlichen Verein in der Sing⸗ akademie der Brigade⸗General a. D., W. Heine aus Dresden, den diessährigen Cyklus der Vorlesungen mit einem Vortrage über die mobernen Kulturbestrebungen in Japan beginnen.

Die beiden Rechtsbücher, in welche die ganze Materie des mittelalterlichen Rechts zusammengetragen ist, sind bekanntlich der Sachfenspiegel (in holländischer Uebersetzung zu Gouda in Holland 1472; älteste oberdeutsche Ausgabe von Theodor von Bocks⸗

Leipzig 1561, Fol.; von Ludopici, Halle 1720, 4; von C. W. Gärt⸗ ner, Leipzig 1732, Fol.; von Homeyer, Berlin 1827, und 2. Ausgabe von 1835 1841, J. II. 2) und der Schwabenspiegel (Gwgl. Mitter⸗ maiers Privatr. 8. 7. und Swangenhergs Beiträge zu den deutschen Rechten des Mittelalters, Halle 1822 4; Ausgabe von Ant., Sorg 14860, Fol. u. 6ft.. Das älteste dieser Rechtsbücher ist der Sachsen⸗ spiegel. Er wurde im Anfange des 13. Jahrhunderts von einem anhaltischen Schöffen, Eyke von Repgow, in lateinischer Sprache zusammengestellt und dann ins Deutsche übersetzt. Er enthält sämmt⸗ liche im sächsischen Gebiete geltenden Bestimmungen und, Rechts; gewohnheiten. Shwohl an und für sich nur eine Privatarbeit, erhielt er bald das Anfehen eines öffentlichen Gesetzbuches. Schon früher wurde jedoch die Ansicht aufgestellt, der Sachsenspiegel reiche nicht bis in das 13. Jahrhundert hinauf, sondern sei weiter nichts als ein erst im 14. Jahrhundert entstandener Auszug aus dem Schwabenspiegel. Diese . zu der sich auch Daniels bekannte, ist jetzt durch Prof. Dr. Fugo Lörsch in Bonn in seiner Schrift über die älteste datirte Hand⸗ schrift des Sachsenspiegels“ definitiv widerlegt und nachgewiesen wor⸗ den, daß der Sachsensplegel bereits im Jahre 1295 aus der sächsischen in die Cölner Mundart übertragen war. Lörsch hat nämlich in einen alten, auf dem Schlosse Harff ruhenden und gegenwärtig der Familie von Mirbach gehörigen Handschrift eine aus dem angegebenen Jahre redigirte Cölnische ÜUebersetzung des Sachsenspiegels entdedt. Es ist dies die einzige von 150 Handschriften, welche ein bestimmtes Datum aus dem 135. Jahrhundert trägt. Wie Lörschs Untersuchung ergiebt, ist diese Handschrift im Auftrage eines Cölner Rechtskundigen, dessen Name im Manufkript ausradirt ist, im Jahre 1295 aus dem Sächsischen in das Cölnische übertragen worden. Daß der Auftrag⸗ geber von edler Abkunft war bezeugt die Bezeichnung „Dominus, vor dem ausradirten Ramen. Dieser Sachsenspiegel Coder legt zugleich Zeugniß für die Verbreitung der Arbeit des Schöffen Eyke ab. Be⸗ stimmt für einen Cölner Herrn, von einem Cölnischen Schreiber in den hüimischen Dialekt übertragen, zeigt er, daß schon damals (295) dem sächsischen Rechtsbuche im Westen des Reichs, in Cöln, eine große Beachtung geschenkt worden ist. Endlich ist dies Manuskript auch in sprachlicher Beziehung wichtig. Diese Redaktien des Sachsenspiegels ift nämlich das einzige größere Werk, woraus sich die Eigenthümlich⸗ keiten der Cölner Mundart im 13. Jahrhundert erkennen lassen.

Am 5. Januar starb in Leipzig Dr. EC. G. Gers⸗ dorf, Geheimer Hofrath und Ober Bibliothekar an der Universitäts. Bibliothek, deren Leitung er 1869 aufgab, um sich ausschiießlich der Fortsetzung des von ihm begonnenen „Codex diplomaticus Saxonia Regiaer, sowie der Anfertigung des Katalogs. der lateinischen und griechischen Handschriften der UÜniversitäts-Bibliothek zu widnien. Er war 1864 im Altenburgischen geboren und in weiteren Kreisen na⸗ mentlich auch durch sein „Repertorium“ bekannt. ;

Die Rr. 3 der ‚Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung“ vom 8. Januar hat folgenden Inhalt: Der

Fürst Lehpold von Dessau und die Universität Halle. Rezensionen und Besprechungen.

borf, Basel 1474, Fol.; von Wolfg. 3 Leipzig 1545; von Cp. Zobel,

Cisenbahnverwaltungen: Aufnahme. des, Verwaltungsraths, der Kaiserlich Königlichen privilegirten Mährischen Grenzbahn. Antrag, betreffend Uebereinstimmung der Farben, der Billets im Personenver⸗ kehr. Berliner Briefe. Cronherger Eisenbahngesellschaft. Hessische Ludwigsbahn, Strecke von Alzey nach Kirchheimbolanden eröffnet. Große Berliner Pferdeeisen ahn, Strecken⸗Eröffnung. Bergisch⸗Mär⸗ kische Eisenbahn (Station Wennemen eröffnet) Preußische Osthahn: Bahnhof „Fredersdorf'. Königliche Eisenbahn⸗Kommissign. in Brom⸗ berg. Bericht über die Verwaltung der Eisenbahnen in Elsaß - Loth— ringen und Luxemburg pro 1872. Baden. Bayerische Staatsbahnen. Württemberg. Oesterreichisch⸗Ungarische Korrespondenz. Waagthal⸗ bahn. Istrlaner Eisenbahn. Personalnachrichten. Ausland Ruß⸗ land; Generalversammlung sämmtlicher russischer Eisenbahn⸗Direktio⸗ nen. Unfälle auf den indischen Bahnen, Literatur. Nachträge zu den offiziellen Mittheilungen über Eisenbahnen, bis ult. Ottober 1873. Offizielle Mittheilungen über Eisenbahn-Einnahmen im Monat No— vember 1873. Eisenbahnkalender. Verein Deutscher Eisenbahnver⸗ waltungen: Gaisbach⸗Wartberg der Kaiserlich Königlichen privilegirten Kaiserin⸗Elisabeth⸗Bahn eröffnet. Inhalt der Beilage: Notizen über neue Tarife und Tarifanderungen im Monat November 1873. Privatanzeigen.

Christiania, 4. Januar. Es herrscht hier noch fortwährend ein milbes Wetter und aus diesem Grunde ist die Schiffahrt fast noch immer so lebhaft als mitten im Sommer. Im nördlicheren Norwegen dagegen hat sich der Winter schon eingestellt, wenn auch in keinem strengeren Grade.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen-Bureau.

Konstantinopel, Donnerstag, 8. Januar. Offizieller Meldung zufolge hat die Regierung für Zahlung des fälligen Coupons der allgemeinen Schuld vollständig Vorsorge getroffen.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 9. Januar. Opernhaus. (8. Vorstellung.) Robert der Teufel. Oper in 5 Abtheilungen nach Seribe und De—⸗ lavigne, übertragen von Theodor Hell. Musik von Meyerbeer. Ballet von P. Taglioni. Isabellg: Frl. Lehmann. Alice: Fr. von Boggenhuber. Robert: Hr. Niemann. Bertram: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel- Preise.

Schauspielhaus. (8. Vorstellung) Neu einstudirt: Was ihr wollt! Lustspiel in 4 Akten von Shakespeagre, mit Benutzung der Schlegel-Tieckschen Uebersetzung für die deutsche Bühne bearbeiket von W. Qechelhäuser. In Scene gesetzt vom Direktor Hein. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Sonnabend, 10. Januar. Opernhaus. (9. Vorstellung.) Neu einstudirt: Iphigenia in Tauris. Große Oper in 4 Alten aus dem Französischen von Sander. Musik von Gluck. Tanz von Hoguet. In Scene gesetzt vom Direktor Ernst. Iphigenia: Fr. Mallinger. Orest: Hr. Betz. Pylades: Hr. Diener. Thoas: Hr. Schmidt. Anfang J Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (9. Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Miltel⸗Preise.

Sonnabend, den 10. Januar. Im Saal⸗Theater des Kö⸗ niglichen Schauspielhauses. Sechste Vorstellung der französischen Schauspielergesellschaft. Premiere représentation de; (hex Favocat. Comédie en un acte en vers libres par Mr. Paul Perrier. Première représentation de: Dianah. Comédie en deux actes en prose par Mr. Théodore Barrière. Première représentation de: Les Forfaits de Pipermans. Comèédie-Vaude- ville en un acte par M. M. Chivot et Duru.

Die in den Händen der Schauspielhaus⸗Abonnenten ver⸗ bliebenen Abonnements-Billets werden von der Theater⸗Haupt⸗ Kasse gegen Erstattung des bezüglichen Betrages zurüc⸗

genommen.