horsam schulde, als es seinem Gewissen nicht zuwiderlaufe, eine Lehre, welche unfehlbar dahin führt, das subjektive Ermessen des Einzelnen über das Gesetz zu stellen; daß ferner die ultramantane Presse mit der noch verbreiteteren, der sozialdemokratischen wetteifert, alle staat⸗ lichen Einrichtungen zu schwächen, alle leitenden Persönlichkeiten herabzuwurdigen, daß die sozigldemokratischen Blätter den Arbeitern tãgli in immer neuen Farben die durch das Gesetz ge— schützte „brutale Herrschaft des Kapitals“, die gewissenlose
usbeutung des Arbeiters durch den Besitzenden vorzumalen wissen, und daß in den Vereinen beider Richtungen die erwähnten Themata nur noch weit rücksichtsloser und vermöge der Macht des lebendigen Wortes weit eindringlicher erörtert werden. So schwindet auch der letzte Halt, die Achtung ver dem Gesetze, und wenn nun die meist mit Geld reichlich versehenen jungen Arbeiter, durch den fast noth⸗ gedrungenen Wirthshausbesuch zu Ausschweifungen im Genusse gei⸗ stiger Getränke verleitet, dem züg llosen Uebermuth nicht andeis Luft zu machen wissen, als durch Raufhändel, so ist dies eine be— klagenswerthe, aber naturgemäße Felge der geschilderten Ursachen. Diese Raufhändel sind meist die Folge gegenseitiger Reibereien, oft genug werden aber auch Unbetheiligte darin verwickelt, und leider kommt es auch nicht selten vor, daß ganz unbekannte harmlose Per—⸗ jenen auf offener Straße angefallen und mehr eder minder schwer gemißhandelt werden. Suchen die Gastwirthe dem wüsten Treiben in ihren Wirthshäusern Einhalt zu thun, wozu nur wenige gewissenhaft und muthig genug sind, so haben sie jederzeit zu befürchten, daß der allgemeine Zorn sich gegen sie wendet, und daß Alles, was irgend erreichbar ist, zerstört wird. Der einzelne Privakmann darf es nicht wagen, solchem Thun ent⸗ gegenzutreten; erst vor Kurzem wurde im Dortmunder Bezirk ein Obersteiger, der die ihm untergebenen Arbeiter von der Demolirung einer Schankwirthschaft zurückhalten wollte, von 2 Schweden auf der Stelle erschlagen; die Thäter sind zu 10 und 8 Jahren Zucht⸗ haus verurtheilt worden. Auch der Gensd'amm und noch mehr der Polizeibeamte wagt stets sein Leben, wenn er dem Exeesse selbst entgegentritt; vor Jahr und Tag wurde in Herne ein Gensd arm bei einer solchen Gelegenheit erschlagen, und in Gelsenkirchen (beide im Bezirk Bochum) dürfte kaum ein Polizeibeamter zu finden sein, der nicht Narben von Messerstichen, Steinwürfen oder Revolver⸗ schüssen aufzuweisen hätte.
Der Ober⸗Staatsanwalt g z. Hecker. ö.
Meine Herren! Das ist ähnlich dem, was wir hier in gewissen Schichten der Bevölkerung erleben, und das allein habe ich behauptet. Die Thätigkeit der Polizei ist hier dadurch erschwert, daß sie mit einem äußerst schwierigen Publikum zu kämpfen hat, und bei der Be⸗ hauptung muß ich stehen bleiben. Nun ist ja gewiß zuzugeben, was der Herr Abg. Virchew behauptet hat, daß mit der kloßen Po⸗ lizeigewalt unsere Zustände auf die Länge nicht gebessert werden, sondern daß dazu ganz andere Mittel und Kräfte gehören. Ich gebe auch gerne zu, daß Schulbildung und Schulunterricht die wesentlichsten Momente sein werden, um zur Herstellung erfreulicherer Zustände mitzuwirken; aber mich nun gerade für die Schulregulative verant— wortlich zu machen, ist doch ungerechtfertigt. Ich erkenne ferner an, daß es im Allgemeinen nicht richtig ist, wenn man Exckutivbeamte noch mit Bureaugeschäften betraut und dadurch also die Exckutioe, als solche schwächt. Ich erlaube mir aber darauf aufmerksam zu machen, daß g rade die neue Organisation der Berliner Polizei, die seit einem Jahre eingeführt ist, diesem Uebelstand abzuhelfen beab— sichtigt, indem sie die Bureaus von der Thätigkeit befreite, welche der Exekutive zugewiesen ist. Sie legt die Exekutive der Straßexpolizei direkt in die Hände der Hauptmannschaften und zieht die Revier⸗Lieutenants nur ausnahme weise zu derselben heran, indem sie ihnen im Uebrigen die Bureaugeschäfte zuweist. Wenn nun bei Bureaugeschäften auch noch Schutzmänner verwendet werden und nicht Beamte, die blos zu Bureaugeschäften gebraucht werden, so meine ich, liegt darin kein Vorwurf. Wollen Sie alle Schutzleute nur Dienste als Exekutivbeamte leisten lassen, so müssen Sie auch Eisatz für dieselben im Bureaufache schaffen, aber diese zu fordern, wage ich vor der Hand nicht. Wenn die Schutzleute zugleich Bureaudienste thun, so liegt darin der Vortheil, daß sie im Nothfalle als Exckutivbeamte verwendet werden können; und so steht die Sache augenblicklich. Wollen Sie mich in die Lage versetzen, wirklich eine so große Zahl von Buregubeamten anzustellen, daß ich mit keinem Schutzmann mehr das Bureau zu deen brauche, so würden Sie mich sehr verbinden; aber ich glaube, ich würde bei Stellung einer solchen Forderung wohl auf einige Schwierigkeiten stoßen. .
Daß das persönliche Verhalten der Polizeibeamten manches zu wünschen übrig läßt eder ließ, gebe ich zu, aber ich versichere, daß ich, so lange ich an der Spitze der Verwaltung des Innern stehe, auf diesen Punkt fortwährend hingewirkt habe durch Anweisungen und Rückspraͤche mit denjenigen Beamten, an deren Beispiel es namentlich liegt, wie die ihnen Untergebenen sich führen. Reskripte und Anwei⸗ sungen helfen nicht viel, es muß mit Beispielen vorgegangen werden,
und in dieser Beziehung ist wirkich seit einem Jahre eine wesentliche Besserung eir getreten. Wenn Sie den angenehmen Erscheinungen im Auftreten der Polizei eine freundliche Erinnerung bewahren wollten, wie Sie die unangenehmen so lebhaft im Gedächtnisse tragen, dann, slaube ich, wärden Sie zu einem billigeren Urtheil kommen. Ich persönlich, wenn ich auf der Straße gehe, mache es mir jedesmal zur Aufgabe, die Schutzmänner zu beobachten und ihnen, wenn sich Ge— legenheit dazu bietet, über die Art und Weise ihres Benehmens Be⸗ merkungen zu machen. Beispielsweise habe ich vor einiger Zeit einen Schutzmann, der vor dem Ministerium einem zu schweren Wagen forthelfen wollte, indem er selbst anpackte, um ihn in Be— wegung zu bringen, hereinrufen lassen und zu ihm gesagt: Hier haben Sie etwas, um eine Flasche Wein zu trinken. Das ist die Art und Weise, wie sich die Schutzleute dem Publikum nützlich erweisen müssen, dazu sind sie da, nicht um auf der Straße mit den Händen auf dem Rücken zu stehen und zu vornehm zu sein, um im Nothfalle beizuspringen, sondern um selbst Hand anzulegen, Auskunft zu ertheilen und bebülflich zu sein. Ich habe den Schutz⸗ mann Sr. Majestät nach Ems mitgegeben, wo er sich zur größten Zufriedenheit betragen hat. Das ist bekannt geworden und hat gut gewirkt. In diesem Sinne muß fertgefahren werden. Aber, meine Herren, Sie müssen helfen, Sie müssen nicht jeden Schutzmann als ein wildes Thier ansehen, sondern ihm dadurch, daß Sie sich in freund⸗ licher Weise an ihn wenden, Gelegenheit geben, seine Bereitwilligkeit, nützlich zu sein, an den Tag zu legen. ö.
Und nun nech ein Punkt. Ganz vellständig einverstanden bin ich mit dem Hrn. Vorredner darin, daß die Unmittelbarkeit des polizei⸗ lichen Strafverfahrens eine Hauptbedingung für die Wirksamkeit der Polizei ist; es ist geradezu ein Feld, was in Berlin gar nicht mehr bebaut wird, daß man sich über Kontraventionen von Droschkenfuhr⸗ lenten, von Leuten, die überhaupt gewisse Verpflichtungen dem Publi⸗ kum g genüber haben, beschwert, weil es viel zu mühselig und lang⸗ wierig ist, zu seinem Rechte zu kommen. Wenn mich ein Droschken⸗ fuhrmann um 5 Silbergroschen betrügt, sagt der Berliner Bürger, so kostet mich das mindestens 1 Thlr. Droschkenfahrgeld nach dem Po⸗ lizei⸗Präsidium und Polizeigericht. Das ist ein großer Uebelstand: es muß meiner Ansicht nach Gelegenheit gegeben werden, die Polizei- Kontraventionen auf dem schnellsten Wege festgestellt und bestraft zu sehen, und in dieser Beziehung mich mit dem Hrn. Justiz-Minister in Verbindung zu setzen — denn diese Frage liegt ja auch auf dem ge⸗ richtlichen Gebiete — will ich nicht versäumen. .
— In der Diskussion über die Anstellung von zwei Polizei⸗ Inspektoren in den Kreisen Beuthen und Kattowitz entgegnete der Minister des Innern dem Abg. Richter (Hagen), welcher die Stellung der Inspektoren mit der Kreisordnung für unerträg⸗ lich erklärte:
Ich muß zunächst der Behauptung des Hrn. Abg. Richter wider⸗ sprechen, daß die Anstellung der beiden Polizei Inspektoren in den beiden genannten Kreisen der Provinz Schlesien mit der Kreisordnung in Widerspruch steht. Die polizeilichen Funktionen des Landrathes sind gegen die früheren Verhältnisse nicht geändert: sie sind beaufsich— tigen der Natur.
Wenn es sich nun als praktisch herausstellt, einen Beamten anzustellen, der nicht zwischen dem Landrath vnd dem Amtsvorsteher steht, sondern an der Seite des Landrathes, dessen Funktionen mitausfüllen hilft, so kann man doch nicht sagen, daß dies mit den Bestimmungen der Kreis⸗ Ordnung in Widerspruch stehe. Es handelt sich um eine Frage der Zweckmäßigkeit, und nach den Erfahrungen, die man in den erwähnten Kreisen gemacht hat, ist gerade ein Polizei⸗Inspektor dasjenige Organ, welches besonders geeignet ist, dem empfundenen Bedürfnisse abzuhel⸗ fen. Meine Herren, bei den schwierigen Verhältnissen, die dort ob— walten, sollte man nicht Schwierigkeiten bereiten, deren Berechtigung bestritten werden kann. Durch einen Beschluß, wie der vorgeschlagene, könnten Sie dort Zustände herbeiführen, die init den Erspainissen, die dadurch herbeigeführt werden können, in keinem Verhältnisse stehen.
Statistische Nachrichten.
München, 26. Januar. Von gestern bis heute Abends sind an Cholera 26 Erkrankungen und 14 Todesfälle vorgekommen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Berlin. Der am vergangenen Sonnabend (24. Januar) im wissenschaftlichen Verein in der Singakademie zu Berlin ge⸗ haltene Vortrag: Ueber Weltpost und Luftschiffahrt“ des General Post-Direkter Stephan wird, wie man uns mittheilt, in den nächsten Tagen durch die Verlagsbuchhandlung von Julius Springer hierselbst auch dem weiteren Publikum zugänglich ge— macht werden. Ein Theil des Ertrages aus dem Verkauf sell der Kaiser-Wilhelm-Stiftung für die Angehörigen der Reichspost-Vertal⸗ tung zufließen.
Parie, 24, Januar. Am 22. d. M. fand in der französ schen Akademie die feierliche Ràuffnahme de Saint⸗Rens Tai landiers statt. ö
London, 24. Januar. Dem „Athenäum“ zufolge hat Hr. Cal⸗ vert in Troja eine Menge Goldgegenstände entdedt, die Aehnlichkeit mit jenen haben, die Dr. Schliemann fand. Die Reliquien bestehen aus Stangen, Ohrringen, Helmen u. s. w. im Gewicht von 109 bis 200 Unzen. Hr. Calvert hegt keinen Zweifel an der Echtheit de
Entdeckungen. Landwirthschaft.
Bekanntlich findet vom 13. bis inkl. 21. Juni d. J, in Bremen eine internationale Landwirthschaftliche Aus- stellung unter dem Protektorate Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen statt. Die Anmeldefrist läuft mit dem J. April ab. Nach dem Programm zerfällt die Ausstellung, wie Michel sens land Korr. mitthent, in er ie Abtheilungen: (Die hinter den Abtheilungen in Klammer stehenden Zahlen bedeuten die für die⸗ selben ausgesetzten Prämiengelder in Reichs mark, rep. die Medaillen) L I. Pferde (683 600 R.-M.), LL 2. Rindvieh (33 009 R.-M.), J. 3. Schafe (8980 R.-M.), J. 4. Schweine (3870 R⸗R.), J. 5. Ziegen (100 R.⸗M.) und Kaninchen (110 R. M.). — II. Mastvieh 2060 R. M.). — ii. Geflügel (3406 R. M.). — 15. Fscherei (goldene, silberne und bronzene Medaillen). — V. Bie⸗ nenzucht und Seidenbau ( Med., und 600 RM.) — VI. Forstwirth⸗ schaft und Jagd (Med). — VII. Landes produkte und landwirtschaftl. technische Fabrikate (Med). — VIII. Erzeugnisse des Garten⸗, Obst⸗ und Weinbaues (9580 R⸗M. und eine e. Anzahl Med.). — IX. Landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe (Med.). — X. Er zeugnisse der wissenschaftlichen Erforschungen auf den Gebieten vor⸗ stehender Abtheilungen (Med). — Für jede Abtheilung ist aus den herborragendsten deutschen Fachmännern ein Sektionschef gewählt. Das Bureau der internationalen landwirthschaftlichen Ansstellung be⸗ findet sich Breedenstraße 11, und sind von dort jederzeit allgemeine und spezielle Prospekte, sowie auch Anmeldeformulare zu erhalten.
Gewerbe und Handel.
Ham burg, 27. Januar. (W. T. B.) In der heutigen außerordent⸗ lichen Generalversammlung der Aktionäre des Ban kvereins in Hamburg nurde der Antrag, das Kapital auf 2 Millionen Thaler in 20,0090 voll eingezahlten Aktien zu reduziren, nach lebhafter De⸗ batte mit 1042 gegen 71 Stimmen angenommen, obwohl auch im Laufe der Diskussion aus juristischen Gründen gegen die Berechtigung der Versammlung zu dieser Reduktion Protest erhoben war.
Verkehrs⸗Anstalten.
Paris, 24. Januar. Das unterseeische Kabel, das Cersiea mit Sardinien verbindet und vor einiger Zeit gerissen ist, wird auf gemeinschaftliche Kosten beider Negierungen hergestellt werden.
1 1
Aus dem Wolff'schen Telegraphen-⸗Bureau.
In Folge des starken Sturmes in der letzten Nacht sind sämmtliche östliche Leitungen gestört. Für Paris und Frank⸗ furt zusammen ist nur eine Leitung disponibel. München und Malmoe ebenfalls gestört, Wien nur in einer Leitung.
ö Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 29. Januar. Opernhaus. (28. Vorstellung.) Die Hugenotten. Oper in 5 Abtheilungen nach dem Französi⸗ schen von Scribe, übersetzt von Castelli. Musik von Meyerbeer. Ballet von P. Taglioni. Valentine: Frl. Marion, vom Groß⸗ herzoglichen Hoftheater in Darmstadt, als Gast. Margarethe: Frl. Lehmann. Page: Frl. Haupt. Raoul: Hr. Theodor Wachtel, als Gast. St. Bris: Hr. Salomon. Nevers: Hr. Schmidt. Marcel: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Schauspielhaus. (28. Vorstellung.,) In Charlottenburg. Historisches Schauspiel in 4 Akten von Max Ring. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Freitag, 30. Januar. Opernhaus. (29. Vorstellung.) Faust. Dramatisches Gedicht in 6 Abtheilungen von Goethe. Musik vom Fürsten Radziwill und Kapellmeister Lindpaintner. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Auch zu dieser Vorstellung haben die für das Opernhaus permanent reservirten Billets Gültigkeit.
Schauspielhaus. (29. Vorstellung. Maria und Magda⸗ lena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb? Uhr. Mittel⸗-Preise.
Der Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen U beging, wie bereits kurz gemeldet, nach gewohnter Sitte auch in die— sem Jahre am Geburtstage Königs Friedrich II. in dem festlich ge⸗ schmückten Saale des Englischen Hauses sein Stiftungsfest, und zwar das dreiundfünfzigste. Die Berichterstattung über die Thätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre hatte der Geh. Regierungs-Rath Reulegux übernommen. Der Verein zählt 374 Mitglieder; an seiner Spitze stehen Se. Majestät der Kaiser und König und Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz. 224 sind einheimische, 150 auswärtige Mitglieder und unter letzteren 18 Gewerbe⸗ und polytechnische Vereine und Gesellschaften, 5 sind Ehrenmitglieder. 4 Mitglieder sind im vergangenen Jahre dem Ver⸗ eine durch den Tod entrissen worden, die Herren Geh. Kommerzien⸗ Rath Dannenberger, der dem Verein seit seinem Bestande angehört hatte, Fabrikbesitzer H. Friedländer, Regierungs⸗Rath Vettin und Geh. ,, v. Ruffer in Liegnitz. Von den 135 früher aufgestellten Preisaufgaben, deren Lösungstermin bis Ende 1873 verlängert worden war, und den für die Jahre 1873,74 gegebe⸗ nen Preisaufgaben und Honorargusschreibungen ist im verflossenen Fahre eine gelöst worden, nämlich die Preis aufgabe, betreffend Her— stellung eines Wandputzes für Ziegelmauern, für deren Lösung dem Mauretrmeister Ambroselli zu Barnim die silberne Denkmünze und außerdem der Preis von 500 Thalern zuerkannt, worden ist. Ferner ist dem Professor Kohl in Chemnitz für seine in Folge einer Preis= aufgabe verfaßten Geschichte der Jöequardmaschine di silberne Denk— münze und außerdem eine 6 von 500 Thalern zuerkannt worden. Nach den Beschlüssen des Vereins sind von den ersteren Preisaufgaben drei weggefallen, weil eine befriedigende Lösung nicht zu erwarten ist, zwei nene Honorarausschreibungen am Schlusse des abgelaufenen Jahres hinzugekommen. Es schweben mithin gegenwärtig 12 Preis aufgaben und 5 Honorarausschreibungen, für deren Lösung außer 4 goidenen und 8 silbernen Denkmünzen Geldprämien bis 2069 Thaler im Gesammtbetrage von 12,950 Thaler ausgesetzt sind. Eine im Verlaufe des verflossenen Jahres ernannte Kommission hatte die Auf⸗ gabe, mit Rückicht auf die Umgestaltung unseres politischen und gewerblichen Lebens die nothwendig gewordenen Aenderungen des Vereinsstatutes vorzuberathen und hat die Ergebnisse ihrer fleißigen und mühevollen Arbeit bereits dem Vorsitzenden des Vereins, dem räsidenten des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Del brück, uͤberreicht. Zum Schluß krachte Herr Reuleaux dann, wie herkömm⸗ lich, den ersten Toast auf den symbolischen Bannerherrn des Vereins, auf König Friedrich II. aus. . Den zweiten Toast brachte der Vorsitzende des Vereins, Staats⸗
Minister Delbrück, auf. Se. Majestät den Kaiser aus und gedachte
dabei zugleich des Mannes, den der Verein erst kürzlich im neuen Jahre durch den Tod verloren hat und welcher der letzte von den Männern war, die den Verein gründen halfen und als lebendige Zeugen die Anfänge des Vereins mit der Gegenwart verbanden, des Geheimen Kommerzien Raths Hossauer. Der nächste Toast des Kom— merzien Rath Wollheim galt dem Minister für Handel, Gewerbe und
öffentliche Arbeiten Dr. Achenbach. Der Minister Dr. Achenbach er— innerte in seiner Erwiderung daran, wie die Gründung des Vereins noch in eine Zeit falle, der die Selbstihätigkeit noch fremd gewesen, und gerade das sei das Hauptverdienst dieses Vereins, daß er es sich zur Aufgabe gemacht habe, zu eigener Initiative und zur Selbsthülfe aufzumuntern.
Nachdem dann der Kommerzien-Rath Weigert noch ein Hoch auf den Vorsitzenden des Vereins, Staats-Minister Delbrück, ausgebracht hatte, das von diesem mit kurzen, herzlichen Dankesworten erwidert wurde, schloß der Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Engel die Reihe der Toaste, indem er der beiden stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins, der Herren Ministerial-Direktor Moser und Kommerzien⸗Rath Dr. Kuhnheim gedachte, welche der Feier Krankheits halber nicht belwoh— nen konnten.
Der übrige Theil der Feier war der Geselligkeit gewidmet.
Einen würdigen Abschluß erhielt das Fest in einer Sammlung für die Armen, die einen Ertrag von 27 Thlr. 5 Sgr. ergab.
Wissenschaftlicher Kunstverein.
Sitzung am 17. Dezember. Vorftzender Prof. Lüderitz. Im Anschlusse an das Protokoll der vorigen Sitzung referirten Herr von Dachröden und Herr A. Duncker über die Ermittelungen, welche sie betreffs der in Italien projektieten Michel⸗Angelo⸗Feier eingezogen hatten. So konnte letztere auf Grund direkter Anfragen in Florenz als bestimmt mittheilen, deß die Feier im März des nächsten Jahres stattfinden werde. — Neu aufgenommen wurden die Herren Prof. Plockhorst, Fendler und Wider. — Der Vor⸗ trag, welchen der Schriftführer für öiesen Abend übernommen hatte, war veranlaßt durch den erst noch vor Kurzem erfolgten Wiederabdruck der Hogarthschen Stiche. We befremdend auch vom künstle— rischen Standpunkte aus die VBrliebe des deutschen Publi— kums, namentlich des gebildeter, für diesen uns fremd⸗ artigen Künstler sei, so erkläre sich dieselbe doch durch die eigenthüm⸗ liche Entwickelung unserer deutschen Lteratur und durch die mangel hafte aͤsthetische Erziehung auf unseren Schulen, namentlich auf denen der Provinzen. Der Vortragende fügte daran ein Gesammtbild des Hegaͤrthschen Lebens vad Schaffens, wie dasselbe vom modernen deut⸗ schen Standpunkte und in Uebereinstimmung mit den neuesten darüber bekannt gewordenen Ansichten aufgefaßt werden muß. Zur Illustralien des eingehenden Vortrages cirkulirten unter den Versammelten einige achtzig Blatt der bekanntet Riepenhausenschen Stiche, welche Herr Quaas zu diesem Zwecke herzuleihen die Güte gehabt hatte. Auch ein in die ge⸗ wöhnlichen Sammlungen nicht aufgenommenes, mehr genanntes als be⸗ kanntes Biss „die Perspektive! hatte der Vortragende in einigen Exemplaren vorzuzeigen Gelegenheit. — Darauf berichtete der Geh. Baurah Flaminius in einem eingehenden, alle einschlagenden Ver—⸗ hältnisse berücksichtigenden Vortrage über die baulichen Veränderungen, welche im Alten Museum während der neuesten Zeit theils ausge⸗ führ, theils projektirt sind. Nachdem derselbe klar geinacht hatte,
wesche äußere Umstände eine Veränderung des Schinkelschen Baues
wünschenswerth, ja nothwendig erscheinen ließen, und namentlich darauf aufmerksam gemacht hatte, daß der Umbau des stark beschädigten Dachstuhles schon in nächster Zeit nicht mehr zu verm iden sein würde, besprach derselbe unter Demonstration an einigen 'großen, eigens zu diesem Zwecke angefertigten Plänen die verschiedenartigsten Umände⸗ rungsvorschläge und hob diejenigen namentlich hervor, welche bis jetzt die meiste Aussicht haben, wirklich ausgeführt zu werden. Da der Vortragende durch seine amtliche Stellung mit allen auf die Sache bezüglichen Verhältnissen aufs Vollkommenste vertraut ist, und ihm zur Begründung der von ihm vertretenen Ansichten alle Be⸗ weismittel, auch betreffs der Zählenverhältnisse zu Gebote stehen, so fesselte der Vortrag, bei der Klarheit der darin entwickelten An- sichten, die Aufmerksamkeit der Versammlung bis weit über die vor— geschriebene Zeit hinaus, und trug derselbe dem Vortragenden den reichen Dank der Versammlung ein, welchem der Vorsitzende in be— redten Worten Ausdruck gab.
Historische Gesellschaft.
Die historische Gesellschaft hielt ihre Januar Sitzung am 12. d. Mts. Herr Zekeli sprach im Anschluß an Schullers „Umrisse und kritische Studien zur Geschichte Siebenbürgens“ (Hermannstadt 1840 Heft 1, 1851 Heft 2, 1872 Heft 3) über die Geschichte dieses Landes und gab auf eigner Anschauung beruhende Mittheilungen über die geographischen und geologischen Verhältnisse Siebenbürgens. Nament⸗ lich die älteste Epoche der siebenbürgischen Geschichte ist wenig kritisch behandelt worden, erst Schuller hat diese Aufgabe gelöst, däs Faktische von der sagenhaften Tradition geschieden. Von Herodots Notiz über die Agathyrsen ausgehend besprach der Vortragende die successiven Bewohner des Landes, Geten, Daker, Gepiden, Longobarden und Avaren, behandelte auch die Controversen von der Abstammung der Rumänen und der Szekler. Was die Deutschen anbetrifft, so soll bekanntlich Geysa II. (141 — I161) die Deuischen (Sachsen) in das Land gerufen haben, doch giebt es dafür kaum recht authen⸗ tische Belege. Der Vortragende war der Ansicht, daß bereits zur Zeit des ersten Kreuzzuges sich Deutsche in Siebenbürgen niedergelassen hätten. Die Blüthezeit des Landes fällt unter die Herrschaft der An— joininen; die Schlacht von Mohacz (1526) und das Vordringen der Türken war auch für Siebenbürgen verhängnißvoll. — Unter neueren Arbeiten über Siebenbürgen ist namentlich hervorzuheben ein umfang⸗ reiches Werk von dem Eagländer Charles Boner (deutsche Ausgabe Leipzig 1868) und ein 1870 von Wattenbach gehaltener Vortrag: Die Siebenbürger Sachsen'. — Die nächste Sitzung findet am 2. Februar statt (Café Trechtler, Mittelstraße). He. Zermelo wird über „Wilhelm von Oranien“ sprechen. Gäste sind willkommen.
Redaktion und Rendantur: Schwieger. Berlin: Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Zwei Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage).
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60
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360 15320 480 1,320 385 1B366 700 1,062
630 3,180 480 780
660 7.560 2230 7.236 1260 1.386
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Davon sind zweigeleisig.
.
Länge der im Betriebe befindlichen Bahnen.
Kilometer. Vin ,
von den Eisenbahnen Deutsehlands (excl. Bayerns) im Monat November 1873 beförderten Züge und deren Verspätungen.
Bezeichnung
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Col. 5: 420. Col. 6: 2l30. Col. 9: 9. Col. 23: 16,9. Col. 32 Zugverspätungen (in Col. 23) enisprechend fenden Nummern zu folgen haben.
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i: H. zo, 15
2020.
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Col. 32
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3) Die Verwaltungen der Braunschweigi stellung dieser
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en bisher nicht in der Lage, die chskilometer rechtzeitig anzugeben.
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