1874 / 30 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Feb 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Erklärung könne noch nicht abgegeben werden. Nachdem noch der Abg. Delius für die BVerweisung an eine Kommission von 14 Mitgliedern gesprochen und der Abg. Berger Witten) durch Mittheilung von statistischem Material den Antrag unter wurde die Vorlage an eine Kommission von 21

Es folgte die erste Berathung des fol⸗

fer beantragten Gesetzentwurfes, be⸗

der von Geistlichen vorzunehmenden

a . Haus in die Berathung von Petitionen.

Der Kaiserlich deutsche Gesandte am Königlich nieder⸗ ländischen Hofe, Graf von Perponcher, ist nach beendetem Urlaub' aus Schlesien kommend, hier durchgereist, um sich auf seinen Posten nach dem Haag zu begeben.

Der diesseitige Gesandte am Großherzoglich oldenbur⸗ gischen Hofe, General-Major à la suite der Armee, Gu st av Prinz zu Hsenburg und Büdingen, hat sich nach Olden⸗ burg zurückbegeben.

Der General⸗-Lieutenant, General à la suite Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 12. Divi⸗ sion, Prinz Kraft zu Hohenlohe⸗Ingelfingen; der General⸗-Lientenant und General à la suite Sr. Masestät des Kaisers und Königs, Prinz Friedrich Wilhelm zu Hohen⸗ lohe⸗Ingelfingen und der Oberst à la suite der Armee, Carl Fürst von Lichnowsky, sind hier angekommen und Erstere im Hotel du Nord, Letzterer im Hotel de St. Peters⸗ burg abgestiegen.

S. M. Brigg „Rover“ hat am 29. Dezember 1873 Kingstown auf St. Binzent verlassen und ankerte am 31. dessel⸗ ben Monats im Hafen von Port Spain auf Trinidad.

S. M. S. „Arcona“ ist am 30. Dezember 1873 von Rio de Janeiro aus in See gegangen.

Der Kommunal-Landtag der Kurm ark hielt seine 4, 5. und 6. Plenarsz ing am 27. und 31. Januar und am 2. Februar. In an cirmn gelangten die eingegangenen Sachen,

9. 5 ztellte deen e m n 2 Wr han tung und Beschlußfassung

des Landtags gelangten ferneren Ausschußgutachten sind hier folgende zu erwähnen:

Der Staat hat bei Uebernahme der ehemaligen Kurmärkischen Städtekasse mit den vorhandenen Fonds und Einnahmetiteln unter andern auch eine zu Gunsten der Städte an die Landarmen⸗Hauptkasse zu zahlende Passivrente von jährlich rund 6000 Thlr. übernommen; von welcher der Stadt Frankfurt 4. O. und den Städten des Jerichowschen und Ziesarschen Kreises ein Antheil von rund 130 Thlrn. bereits überwiesen ist. Der Staat will diese Rente zum 20fachen Betrage im Kapital ablösen. Der Landtag hat in Uebereinstimmung mit der Landarmendirektion und den städti⸗ schen Abgeordneten beschlossen, den bereits abgefundenen Städten zu überlassen, über die offerirte Ablösung selbständig zu befin⸗ den, dagegen für die noch in Gemeinschaft verbliebenen Städte die Ablöfung zum 20fachen Kapitalsbetrage abgelehnt, und anheim gegeben, über eine solche zum 25fachen Betrage weitere Vorlage zu machen mit Rücksicht auf den Ursprung der Rente und auf die Schwierigkeit, das Ablösungskapital zu einem höheren Zins⸗ satze als 4 Prozent sicher zu belegen.

Einem ferneren Gutachten des 2. Ausschusses gemäß ist beschlossen, dem Werkmeister, welcher Reparaturbaguten der Land⸗ armen-Anstalt zu Prenzlau in den Jahren 1872 und 73 aus⸗ geführt hat, mit Rücksicht auf die seit der Veranschlagung ein⸗ getretene Erhöhung der Löhne und Materialienpreise eine Ent⸗ schaͤdigung von 15 Proz, mit rund 190 Thlr. zu bewilligen,

Rach einem Gutachten des 1. Ausschusses auf den Antrag der Generaldirektion der Land⸗Feuersozietät sind die Bedingungen für die Mobiliar⸗Versicherung dahin erleichtert, daß für diese Versicherung nicht mehr der volle Satz für die Immobiliar-Ver⸗ sicherung, fondern nur die Hälfte dieses Satzes vorbehaltlich der Allerhöchsten Genehmigung einzuheben ist, und daß für die Klafsifizirung 4 als Minimum und M als Maximum der Bei⸗ träge derjenigen Klasse festzuhalten ist, in welche das Gebäude gehört, worin die Mobilien sich befinden; auch die Unterstufen dieser Versicherung haben eine Neugestaltung erfahren.

Die zuständigen Staatsbehörden haben den Antrag der Stände auf Uebernahme der noch etwa 13 Millionen betragen⸗ den Kurmärkischen Kriegsschuld auf die dem Staate zugeflossene französische Kriegsentschädigung abgelehnt. Der Landtag ö. beschlossen, nunmehr bei den beiden Häusern des Landtags der Monarchie in gleichlautenden Petitionen auf Uebernahme der Kriegsschuld durch den Staat, oder doch Gewährung eines Zu⸗

chuffes, wie ein solcher der Stadt Königsberg bereits bewilligt ist, vorstellig zu werden.

Nach den Vorschlägen seines zweiten Ausschusses hat der Landtag das Gehalt des Direktors der Land⸗-Irrenanstalt zu Neustadt⸗Eberswalde von 2⸗ auf. 3000 Thlr. erhöht, und die An⸗ rechnung seiner früheren auswärtigen Dienstzeit im Pensionirungs⸗ falle zugesagt; auch der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Wrie⸗ zen zur Anschaffung von Lehrmitteln eine einmalige Beihülfe von 300 Thlrn. aus dem ständischen Dispositionsfonds der kur⸗ märkischen Hülfskasse pro 1873 gewährt.

Der Landtag hat für Bauten der Land⸗Irrenanstalt zu Neustadt⸗Eberswalde, deren Herstellung dringend erforderlich scheint, etwa 6000 Thlr. aus dem erwähnten Dispositions fonds bewil⸗ ligt. Endlich hat der Landtag in seiner letzten Sitzung den dritten Landarmen⸗Direktor, Buͤrgermeister Friedrich in Wittstock,

221 Mort hoi lang m, Die, ,.

nach Ablauf seiner Wahlperiode für fernere 6 Jahre wiederge⸗ wahlt und an Stelle des aus dem Landtage geschiedenen Grafen von Haeseler zur Kommission für die Revision der stãndischen Kassen den Erb⸗Jägermeister von Jagom auf Rühstädt und zum Deputirten bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden den Haupt⸗Ritterschafts direktor von Tettenborn abgeordnet; an Stelle des in letzterer Eigenschaft gleichfalls ausgeschiedenen Geheimen Regierungs⸗Rath Scharnweber ist der Bürgermeister Hammer aus Brandenburg gewählt.

Der Kreisthierarzt Lan ge zu Steinau ist aus dem die Kreise Steinau und Wohlau umfassenden kreisthierärztlichen Be⸗ zirke in den aus den Kreisen Brieg und Ohlau bestehenden kreisthierärztlichen Bezirk versetzt worden.

Posen, 3. Februar. Der Exzbischof Ledoöchows ki ist heute früh verhaftet und nach Ostrowo abgeführt worden, um im dortigen Gefängnisse internirt zu werden.

Sachsen. Dresden, 3. Februar. Die Er ste Kamm er sprach heute zuvörderst auf Vortrag der 1. Deputation ihr Einverständ⸗ niß damit aus, daß während der für die nächste Zeit beabsichtigten Vertagung des Landtags die Finanzdeputationen beider Kammern, sowie die außerordentliche Steuerreformdeputation der Zweiten Kammer zurückbehalten und die in Dresden anwesenden Direk⸗ torialmitglieder erinächtigt würden, den gedachten Deputationen etwa eingehende Mittheilungen und Vorlagen der Staatsregierung zu überweifen. Demnächst bewilligte die Cammer auf den Vor⸗ schlag der 2. Deputation übereinsätimmend mit dem h g . ber Zweiten Kammer 250, 00 Thlr. zur Vollendung des Rot schönberger Stollns und nahm hierauf den Bericht ihrer 3. De⸗ putation über das Resultat des Vereinigungsverfahrens bezüglich des Antrags der Abgg. Haberkorn und Mannsfeld, betreffend die Aufhebung der 9 93 und 103, Alin. 5 der Verfassungs⸗ urkunde, entgegen, nach welchem dieses Vereinigungsverfahren noch nicht zum Abschlusse gediehen ist, vielmehr uͤber einen aus der Mitte der Deputationsmitglieder der Zweiten Kammer ein— , en, Vermittelungsvorschlag noch Beschluß gefaßt wer⸗

en soll.

Die Zweite Kammer setzte die Berathung des Etats des Kultus-Minifteriums fort. Zunächst veranlaßten die für die Inspektion über Kirchen und Schulen geforderten 30 099 Thlr, und die dazu von der Deputation gestellten Anträge; die Zahl der Superintendenturen auf die Zahl der von der Deputation später beantragten 17 erbländischen Schulbezirke zu reduziren, eine Erhöhung der Gehalte der Superintendenten abzulehnen, daher zur Zeit nur 28,000 Thlr. zu bewilligen; diese Summe so lange transitorisch ins Budget einzustellen, bis die Reduktion der Stellen auf die Zahl 17 erfolgt ist, eine anderthalbstündige Diskussion. Im Verlaufe derselben erklärte der Kultus⸗Minister Pr. v. Gerber die Zustimmung der Regierung zu dem Gedanken einer freilich nur allmählich durchzuführenden Reduktion der Ephoralämter auf die Zahl, sei es der künftigen Verwal⸗ tungs-, sei es der Schulinspektionsbezirke; er bezeich⸗ nete dagegen eine auf allmähliche gänzliche Aufhebung der Super⸗ intendenturen gerichteten Antrag des Abg. Schreck und Genossen als unannehmbar. Der letztere wurde dann auch schließlich ab⸗ gelehnt, die Deputationsanträge fanden dagegen Annahme. An Zuschuß zum Emeritirungsfond für Geistliche wurden statt der postulirten 94.000 Thlr. 113,882 Thlr. bewilligt, damit die Wohlthaten des Gesetzes vom 8 April 1872 auch den vor diesem

eee emeritixten 6 istlic en 2 standen warden tem me . , gering dotirter gelf icher Stellen und Dienstalterszu—

lagen hat die Regierung 34 060 Thlr. gefordert; auf einen Antrag, zu dem sich die Deputation erst gestern geeinigt hat, beschloß die Kam⸗ mer, die Verhandlung über dieses Postulat auszusetzen und die Regierung um eine sobald als möglich einzubringende Vor⸗ lage zu ersuchen, nach welcher sämmtlichen geistlichen Stellen etwa bis zur Höhe von 1000 Thlr. zeitgemäße Zulagen gewährt werden, zwei Anträge aber, welche durch eine höhre Verzinsung der von Geistlichen, Lehrern und Kirchendienern übernommene Landrentenbriefe eine bessere Dotirung der betreffenden Stellen erzielen wollen, auf sich beruhen zu lassen. In der vorausgehen⸗ den Debatte waren die Nothwendigkeit und die verschiedenen Modalitäten einer Aufbesserung der gering dotirten geistlichen Stellen eingehend erörtert, die erstere von allen Rednern aner⸗ kannt worden. Die Berathung erstreckte sich alsdann noch auf den die Gelehrten⸗ und Realschulen betreffenden Theil des Etats, zu welchem zahlreiche Anträge vorlagen, alle auf Erhöhung des Staatszuschusses für verschiedene städtische Realschulen gerichtet. Der Präsident brach jedoch die Sitzung ab, als die Berathung bis zu diesem Gegenstande vorgeschritten war.

Württemberg. Stuttgart, 3. Februar. Der Ge⸗ heime Legations⸗Rath Graf von Uxkull ist zum Ministerial⸗ Direktor im Königlichen Ministerium der auswärtigen Angele⸗ genheiten ernannt und demselben der Titel und Rang eines Staatsraths verliehen worden.

Baden. Karlsruhe, 2. Februar. Prinz Ludwig von Hessen nebst Gemahlin, Prinzessin Alice von Groß⸗ britannien, sowie ihre zwei ältesten Töchter, Prinzessinnen Victo⸗ ria und Elisabeth, haben heute Nachmittag 1 Uhr 40 Minuten Karlsruhe wieder verlassen, um nach Darmstadt zurückzukehren.

Das Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 3 vom 30. v. M. enthält die Gesetze: 1) die Zuständigkeit der Amtsgerichte als Vormundschaftsbehörde betreffend; 2) die Erhöhung der Pensio⸗ nen und Sustentationen der Civildiener betreffend; 3) die Er⸗ höhung der Staatspensionen der Hinterbliebenen verstorbener Staatsdiener betreffend.

Der in der Sitzung vom 29. Januar auf die Tages⸗ ordnung gesetzte Entwurf zu einer Städteordnung, in welchem die bisherige Rechts gemeinschaft und Rechtsgleichheit der Stadt⸗ und der Landgemeinden als Regel festgehalten und nur insofern die eigenthümliche Natur und die besonderen Be⸗ dürfnisse der größeren Städte in der neuen Städteordnung be⸗ rücksichtigt werden, als dieselben einzelne Abweichungen von jener Regel sind, beschäftigte die Zweite Kammer durch zwei Sitzungen. In das Gesetz aufgenommen sind, außer den ursprünglich , , , fünf größeren Städten des Landes (Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Heidelberg, Pforzheim), noch Baden und Konstanz. Gegen die Aufnahme der beiden letzteren Städte hr die klerikale Rechte. Bei der Definition des „Gemeindebürgers“ (Stadtbürgers) wurde ein Antrag abgelehnt, welcher gegen die Grundlage des Gesetzes gegen die Gegenseitigkeit der neuen Gesetzgebung verstieß. Für die Wahlen des Ober⸗Bürgermeisters, der Beigeordneten und der Stadträthe wurde von der klerikalen Rechten die geheime direkte Wahl durch die Gemeindebürger beantragt, was aus äußeren und inneren Gründen entschieden bekämpft und schließlich abge⸗ lehnt wurde. Es bleibt bei der Wahl jener städtischen Behörden

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durch den Bürgerausschuß.

In der Vormittagssitzung vom 30. wurde die Bestimmung über die Amtsdauer des Sber-Bürgermeisters und der Beigeord⸗ neten geändert; sie wurde auf 9 Jahre angenommen; Wieder⸗ wahl findet statt. Die Stellung des städtischen Bürgerausschusses wurde nicht, wie Einige wünschten, nach dem norddeutschen System (schärfere Trennung des Magistrats und der Stadtver⸗ ordneten) abgeändert, sondern in der ursprünglichen Fassung beibehalten.

Mecklenburg. Das Strelitzsche Reskript nom 30. Januar, betreffend die Grundzüge zur Modifika⸗ tion der bestehenden Landesverfassung lautet, wie folgt:

Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden Großherzog von Mecklenburg 2c. ꝛc.

Wir lassen euch die mit Schwerin vereinbarten, wesentlich mit den dort an die getreuen Stände zu bringenden betreffenden Vorlagen übereinstimmenden Grundzüge, welche als Basis für die Fortsetzung der auf dem letzten ordentlichen Landtage abgebrochenen Verhandlungen über die Modifikation der bestehenden Landesverfassung zu dienen be⸗ stimmt sind, zur Hinausgabe an die getreuen Stände hieneben zu⸗ gehen. Bezüglich der Erläuterung derselben können Wir Uns hier im Allgemeinen auf den Inhalt des Reskriptes, mit welchem sie Schwe⸗ rinscher Seits an die dortigen Kommissarien gelangt sind, beziehen; foweit sie aber Abweichungen enthalten, findet sich dazu Folgendes zu

bemerken:

1 Der §. 2 hat in fine zwischen den Worten dauert · und „kein“ Lie Einschaltung erhalten „in dieser Klasse“, damit die hier genannten Güter nicht zugleich auch vem Stimmrecht der Landgemein⸗ den ausgeschlossen werden. ;

2 Im' §. 4 hat man, um keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, 23 auch die Flecken Mirow und Feldberg zu den Lan d= gemeinden zählen sollen, diese besonders namhaft gemacht. .

3) Wie der §. 5 der Schwerinschen Vorlagen nur die Verthei⸗ lung der dort zu wählenden Vertreter auf die verschiedenen Wahl⸗ berechligten enthält, so beschränkt sich derselbe Paragraph. der diessei⸗ tigen Grundzüge auf die Vertreter des hiesigen Landestheils deren Zahl im Allgemeinen sowohl, als nach ihrer Repartition auf die ver⸗ schiedenen Berechtigten den hiesigen Verhältnissen entsprechend gefunden werden wird. . ; ö

4) Eine Eintheilung des hiesigen Landes in Wahlkreise nach den bestehenden Landwehr⸗Kompagnie-Bezirken hat sich hier als zweckmäßig nicht ergeben. Mancherlei bestehende Ungleichheiten dieser Bezirke würden zu schwer zu beseitigenden Schwierigkeiten geführt haben, und hat man, um diese abzuwenden, und bei der geringeren Umfãänglichkeit des diesseitigen Landesantheils von solcher Theilung Abstand nehmen zu müssen geglaubt, weshalb im 8. 6 das ganze Herzogthum als ein Wahlkreis angenommen ist. ;

5) Die Aenderung der §58.7 und 8 ist nothwendig geworden mit Rücksicht auf die Abweichung des 5. 6. ;

6) In 5. 15 ist hier der Mitwirkung des dandtags bei Ordnung des Stackshaushalts mit Rücksicht auf den diesseitigen S5. 17 noch nicht gedacht und sind hier die 85. 17 bis 24 des Schwerinschen Ent⸗ pit als sich zur Zeit nur auf dortige Vorschläge beziehend weg⸗ gelassen. .

Hf Den Vorbehalt des 8. 17 und die zur Zeit hier noch unter bliebenen speziellen Vorschläge zur Ordnung der Finanzen werden die e gan gh . . 6 . hier bestehenden schwierigeren

erhältnisse nicht ungerechtfertigt finden. K

5 Endlich ift im §. 18 (Schwerin 25) noch die Stadt Neu⸗ Brandenburg zur Abwendung eines sie sonst vielleicht treffenden Nach⸗ theils eingeschaltet worden. ;

Ihr habt, indem ihr die angeschlossenen Grundzüge an die ge⸗ treuen Stände hingusgebt, auch eurer Seits dieselben zu veranlassen, daß sie die für die Landtagsproposition zu wählende Komite zu Ver— handlungen mit euch ermächtigen, in Ansehung deren auch Wir Uns

der Hoffnung hingeben, daß sie zu Erklärungen der getreuen Stände fuͤhrcn, bie einen Fedeihlichän Aoschtuß ver Sache erwarten lassen.

Datum Neustrelitz, den 30. Januar 1874.

Ad mandatum Serenissimi proprium. Großherzoglich . Landesregierung.

z iper. An den Landtags⸗Kommissarius, Ober Landdrosten Grafen von Eben in Schwerin.

Schwerin, 3. Februar. In Veranlassung des zur Zeit hier tagenden außerordentlichen Landtages fanden vorgestern und gestern im Großherzoglichen Schlosse Diners von je 140 Per⸗ sonen statt. Zu dem heutigen Hofball sind zahlreiche Einladun⸗ gen an Mitglieder der Ritter⸗ und Landschaft ergangen.

Braunschweig. Braunschweig, 3. Februar. Am Sonntag Nachmittag traf der Erbgroßherzog von Olden⸗ burg hier ein und begab sich in einer Herzoglichen Equipage nach dem Schlosse, wo größere Tafel siattfand. Abends be⸗ suchte der Prinz das Herzogliche Hoftheater und trat nach Been⸗ digung der Vorstellung die Rückreise wieder an.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 4. Februar. Die Gesetz⸗-Sammlung veröffentlicht ein Gesetz, die Einführung einer Hund esteu er betreffend, vom 20. Januar 1874.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 2. Februar. Ueber die gegenwärtige Stellung und numerische Stärke der einzelnen Fraktionen im Abgeordnetenhause bringt die „N. Fr. Presse“ folgende Details: Die Gesammtzahl aller bisher im Reichsrathe erschienenen Abgeordneten beträgt 316; davon ent⸗ fallen auf den Klub der Linken 88, auf das Centrum 54, auf den Fortschrittsklub 57, auf die Demokraten 5, auf den Klub der Ruthenen 15, auf den Polenklub 44, und auf die sogenannte Rechtspartei 30 Mitglieder. Die mährischen Deklaranten find durch 8, die Jungslovenen durch 4, die föderalistischen Dalma⸗ tiner durch 3 Abgeordnete vertreten. Dazu kommen 8 stimm⸗ berechtigte Minister und der Präsident. Die reichstreue Partei gebietet somit in allen Verfassungsfragen über mehr als die Zweidrittel majoritãät.

Niederlande. Haag, 30. Januar. Dem Kolonien⸗ MinisteripLum ist, wie in den offiziellen Kreisen mitgetheilt wird, von Batavia eine telegraphische Depesche des General⸗Gouver⸗ neurs von Niederländisch⸗Ostindien zugekommen, welche zwar keine näheren Angaben über die Kriegs⸗-Operationen in Atchin enthält, jedoch meldet, daß der Fall des Kratons allgemein in Indien einen großen und guten Eindruck macht. Ueber den bei der Einnahme des Kratons erlittenen „sehr geringen“ Verlust, dessen das letzte i mn, des General⸗Lieutenants van Swieten Erwähnung gethan hat, sind sicherem Vernehmen nach noch keine näheren Berichte bei dem Kolonien-Ministerium eingegangen. Der Kolonien⸗-Minister Fransen van de Putte veranstaltete heute in seinem Hotel, welches bei diesem Anlasse prachtvoll illuminirt war, eine große Soirée zu Ehren des von dem kolonialen Heere in Atchin errungenen Sieges. Im Galasaale prangte ein Trans⸗ parent mit einem von den Namen van Swietens und der Kom⸗ mandanten der Land⸗ und Seemacht des Expeditionscorps um⸗ gebenen Bilde des Friedens. Unter den Gästen befanden sich der Prinz von Dranien, die Minister, die fremden Gesandten, die Mitglieder des Staatsrathes, die höchsten Hofbeamten, viele Mit⸗ glieder beider Kammern der Generalstaaten u. s. w.

31. Januar. Wie man vernimmt, hat der König aus allen Theilen des Landes mehr als dreihundert Beglückwün⸗ schungs⸗Telegramme aus Anlaß der Einnahme von Atchins Fraton erhalten. Die Königin hat dieser Tage die Töchter van Swietens zu sich entbieten lassen, um sie zu dem Siege ihres Vaters zu beglückwünschen.

Großbritannien und Irland. London, 2. Februar. Die Königin empfing auf Osborne am Sonnabend den rus— sischen General, Grafen Perowski, der Ihrer Majestät ein eigen⸗ händiges Schreiben des Kaisers von Rußland überreichte, worin

die Vollziehung der Vermählung des Herzogs von Edinburgh

mit der Großfuͤrstin Marie von Rußland angezeigt wird. Der

General wurde alsdann zur Königlichen Tafel gezogen.

Auf Osborne fand heute unter dem Vorsitz der Königin ein Conseil statt, bei welchem Lord Aberdeen, der Präsident des Staatsrathes, Herr Lowe, der Minister des In⸗ nern, und der Earl von Kimberley, Minister für die Kolonien, zugegen waren. Während des Conseils wurde Sir Samuel Martin (der frühere Baron des Schatzamtsgerichts) als Mitglied des geheimen Rathes vereidigt.

4. Februar. (W. T. B.) Gladstone ist gestern in Greenwich mit 5968 Stimmen als Parlamentsmitglied wiedergewählt worden. Als zweiter Deputirter für Greenwich wurde der seitherige Vertreter Boord (konservativ) ebenfalls wiedergewählt. Der Letztere erhielt 6193 Stimmen.

Bei den gestrigen Parlamentswahlen sind der frühere Kanzler des Herzogthums Lancaster, Chil⸗ ders, in Pontrefact, der Staatssekretär des Innern, Lowe, für die Universität von London und der Präsident des Gemeinde⸗Verwaltungsamtes, Stansfeld, in Halifax wieder⸗ gewählt worden. In Oxford wurden die früheren Parlamentz⸗ mitglleder, der Staatssekretär des Krieges Cardwell und Sir Wm. Harcourt, wiedergewählt. In Droitwich ist der bisherige konservative Vertreter Sir John Pakington unterlegen. Im Ganzen haben bis jetzt 242 Wahlen stattgefunden, von denen 108 liberal und 136 konservatio ausgefallen sind. Die Liberalen haben bisher 10, die Konservativen 26 Sitze gewonnen.

Frankreich. Paris, 3. Februar. (W. T. B.) Der Han⸗ dels-Minister Desseilligny hat gestern in Nevers eine Rede gehalten, dabei auch von der Verlängerung der Gewalten des Mar⸗ schalls Mac Mahon auf 7 Jahre gesprochen und u. A. geäußert, er halte einen mehrsährigen Waffenstillstand der Parteien im Interesse der Arbeitsverhältnisse und der öffentlichen Ruhe für durchaus noth⸗ wendig. Der künftigen definitiven Lösung der jetzigen Verhält— nisse werde damit gleichfalls gedient werden. Deshalb gelte es einträchtig zu sein, sich zu beruhigen und zum Wohlergehen des Landes fest und treu zu der Regierung zu stehen.

Versailles, 3. Februar. (W. T. B.) In der National⸗ Versammlung wurde heute die Diskussion über das neue Steuergesetz begonnen und der erste Artikel der Vorlage durchberathen. Verschiedene Gegenentwürfe, namentlich ein An⸗ trag auf Einführung einer Einkommensteuer, wurden abgelehnt. Morgen wird die Berathung über das Gesetz fortgesetzt werden.

Spanien. Aus St. Jean de Luz wird dem „Standard“ unterm 31. v. Mts. telegraphirt: „Die Avantgarde des Entsatz⸗ Corps unter General Moriones hat Durango erreicht, wo sie ein Treffen mit den Carlisten hatte. Das Resuͤltat ist bis jetzt un⸗ bekannt. Einige Kanonenboote im Nervionflusse und eine Ko⸗ lonne aus Castro sollen bei der Aufhebung der Belagerung von Bilbao mitwirken.

Ein Telegramm des Reuterschen Bureaus aus Portu⸗ galete meldet, daß der Carlisten führer Andehaya am 26. v. Mts. eine Deputation der Munizipalität von Bilbao empfing, die sich erbot, die Stadt in acht Tagen zu übergeben. Andehaya erwi— . er könne nicht mehr als einen viertägigen Aufschub ge⸗ währen.

Italien. Rom, 29. Januar. Der König verläßt am Freitag Abend Neapel, präsidirt Sonntag Vormittag im Quirinal dem Ministerrath und wohnt am Abend der Tafel bei, wozu Se. Majestät alljährlich die Deputationen des Senats und der Deputirtenkammer einladen läßt, welche ihm die Neujahrs⸗ Gluͤckwünsche der betreffenden Körperschaften überbracht haben.

Die erste Vorlage, welche dem Senate gemacht werden soll, ist der neue Strafgesetzentwurf.

30. Januar. Der gestrige Empfang bei dem deutschen Gesandten, v. Keudell, im Palast Caffarelli war ein sehr zahlreich besuchter. Das diplomatische Corps, Minister und viele andere hohe Staatsbeamte, Senatoren und Deputirte aller Parteien, sowie die angesehensten der in Rom weilenden Fremden waren zugegen.

Die Deputirtenkammer setzte gestern die Verhand⸗ lungen über den obligatorischen Elementarunterricht fort und nahm nach langer Berathung zwei Artikel an. Nach dem einen bleibt es den Gemeinden überlassen, ob in den Ele⸗ mentarschulen auch Religionsunterricht ertheilt werden soll oder nicht, und in dem andern wird bestimmt, daß der Elementar⸗ unterricht unentgeltlich ist. Die Gemeinden dürfen aber mit Zu⸗ stimmung des Provinzialraths für die Kinder von wohlhabenden Eltern einen jährlichen Beitrag von 5 —10 Franks verlangen, wenn sie nachweisen können, daß sie zu arm sind, die Schulen allein zu unterhalten. Während dieser Verhandlungen legte der Abg. Mezzanotte seinen Bericht über den die Papiergeld⸗ Emission betreffenden Gesetzentwurf, vor. Auf Antrag des Finanz⸗-Ministers wurde beschlossen, die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs auf die Tagesordnung für nächsten Mittwoch zu setzen.

Die Kammerausschüsse pruͤften gestern die vom Kriegs⸗Minister en ,, Gesetzentwürfe, welche die außer⸗ ordentlichen Kosten für die Bekleidung der Armee und zum An⸗ kauf von Material für die Feldartillerie betreffen, und erklärten sich zu Gunsten derselben.

3. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer richtete der Deputirte Nicotera be⸗ treffs der vom General Lamarmora veröffentlichten Schriftstücke eine Interpellation an die Regierung. Der Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, Visconti⸗Venosta, erklärte, er müsse jede Verantwortung der Regierung für diese Veröffentlichung, die zu verhindern die Regierung völlig außer Stande war, ab⸗ lehnen. Die Veröffentlichung sei um so ernster zu miß⸗ billigen und um fo tiefer zu beklagen, als dieselbe dazu gedient habe, gegen eine der italienischen innig befreun⸗ dete Regierung den Vorwand zu Anschuldigungen zu liefern, die, weil sie vor den klar vor Augen liegenden Thatsachen in ihr Nichts zufammenfielen, doch nur allein auf mißverständlichen Auffassungen beruhen könnten. Die Regierung sei berechtigt, sich in dieser Form und Weise zu äußern, da die letztere allein der Wahrheit und den freundschaftlichen Beziehungen der beiden Regierungen, sowie der Solidarität der gemein⸗

samen Interessen beider Regierungen gegenüber einer Partei entspreche, die allüberall in Europa agitire und deren Agitation vor Allem nur zum Grund und zum Zweck habe, zu Feindseligkeiten gegen Italien zu schüren. Der Mi⸗ nister fügte zu seiner Erklärung weiter hinzu, die vom General Lamarmora veröffentlichten Dokumente könnten nach seiner An⸗ sicht, auch wenn sie nur einen durchaus vertraulichen Charakter trügen, doch nur als öffentliche Dokumente angesehen werden. In der italienischen Gesetzgebung fehle es betreffs Publikation solcher öffentlichen Dokumente an ausreichenden Bestimmungen, die Regierung werde sich deshalb mit der Prüfung dieser Frage weiter beschäftigen und zu geeigneter Zeit diesbezügliche regle⸗ mentarische Maßregeln im Wege der Gesetzgebung vorschlagen. (Lebhafter Beifall.) Nach einigen weiteren Bemerkungen Chiave's, der seiner Zeit mit zu dem von dem General Lamarmora ge⸗ bildeten Kabinete gehörte, erklärte der Minister, daß er jede retrospektive Diskussion über die Angelegenheit gegenüber den großen von Deutschland und Italien erreichten Erfolgen für uberflüssig halte. Wer Zwischenfall war damit erledigt.

Die Kammer-Ausschüsse haben dem vom Marine⸗ Minister vorgeschlagenen Verkaufe einer beträchtlichen Anzahl von Kriegsschiffen zugestimmt, nur wollen sie den Verkauf auf diejenigen beschränkt wissen, deren Ausbessernng und Er⸗ haltung mit ihrem Nutzen in gar zu ungünstigem Verhältnisse stehen würde. z

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Februar. Heute Vormittag besuchten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen den Gottesdienst in der englifchen Kirche, wo der Dechant von Westminster Dr. Stanley die Predigt hielt, auch wohnten die Kronprinzlichen Herrschaften dem Gottesdienst in der Kapelle Sr. Kaiserlichen Hoheit des Prinzen Peter von Oldenburg bei. Zum Dejeuner waren die Hohen Gäste bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Ni⸗ . Nikolajewisch d. A,, zum Diner bei Sr. Majestät dem

aiser.

3. Februar. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger“ veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung, durch welche den Personen, welche vor dem Jahre 1871 begangener politischer Verbrechen angeschuldigt sind, Amnestie ertheilt wird. Das amtliche Blatt publizirt ferner eine Verfügung, welche den Posten eines Generat-Gouperneurs von Odessa aufhebt.

Dänemark. Kopenhagen, 1. Februar. Einer der ältesten und angesehensten Veteranen der dänischen Armee, General⸗Major Frederik Adolph Wedelfeldt, ist vorgestern, 90 Jahre alt, gestorben.

A sien. Die Londoner Blätter veröffentlichen eine vom 23. Januar datirte Depesche des Ministers für Indien an den Ge⸗ Reral⸗Gouverneur von Indien, in welcher die von letzterem er⸗ griffenen Maßregeln zur Abhülfe des Nothstandes, den die Mißernte in Bengalen verursachen dürfte, gebilligt werden. Die einzige Ausnahmsmaßregel, welche der Vicekönig zu geneh⸗ migen sich weigerte, nämlich das Verbot der Lebensmittelausfuhr, hat die Königlich britische Regierung wiederum in Erwägung gezogen und ist zu dem Schlusse gelangt, daß die Einwände gegen diese Maßregel jede Empfehlung zu ihren Gunsten bei Weitem überwiegen, obwohl sie einen großen Theil der Einge⸗ borenen befriedigen würde. Die Depesche weist u. A. darauf hin, daß eine der Hauptursachen der Hungersnoth in Orissa in 1865 und 1866 die entfernte und verhältnißmäßig unzugängliche Lage der Provinz war, während Behar und die anderen nun betroffenen Distrikte zu den zugänglichsten Theilen von Britisch⸗ Indien gehören und von allen leitenden Kommunikationslinien durchschnitten werden.

Aus Calcutta, 30. Januar, wird dem Reuterschen Bureau gemeldet: Die Regierung wird nach einer ungefähren Schätzung für den stebenmonatlichen Unterhalt von 2,500. 000 Personen, b. i. 10 Prozent der Bevölkerung der nothleidenden Distrikte, Sorge zu tragen haben. Sie wird zu diesem Behufe 240, 0900 Tons Reis bedürfen, die bereits gesicherte Quantität ergiebt eine Reservelieferung von 100,000 Tons.“ Einem Telegramm der „Times“ zufolge hat es am 1. ds. M. in Caleutta wieder tüchtig geregnet, in Folge dessen das Pflügen thätig im Gange ist. In Dude herrscht viel Nothstand durch Frost und Dürre. In Gonda ist das Elend ebenfalls sehr groß.

Jeddo, die Hauptstadt Japans, wurde, der „A. A. C.“ zufolge, am 8. Dezember von einer großen Feuersbrunst heimgesucht, die 5000 Häuser einäscherte.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Straßburg i. E, 3. Februar. (W. T. B.). Im Wahlkreise Altkirch-Thann ist bei sehr zahlreicher Wahlbetheiligung der Kan⸗ didat der Ultrgmontanen, Pfarrer Winterer von Mühlhausen, mit sehr großer Majorität zum Reichstags Abgeordneten gewählt worden. Der Kandidat der elsässischen Partei, Klöcker, erhielt gegen 7109 Stimmen.

Als offizielles Resultat der Reichstagswahl in Elsaß-Lothringen meldet W. T. B.: . ;

Im J Reichstags⸗Wahlkreise des Bezirks Unterelsaß Landkreis Straßburg) find nach vorläufiger Ermittelung 14,637 Stimmen abgegeben worden. Hiervon erhielt Alexis v. Schauenburg (ultra— meontan) 7786; auf den Kandidaten der gemäßigten Partei, Klein fielen 6163, auf Grou vel, Kandidaten der franuzösischen Partei, 642 Stimmen. ;

Im 10. Wahlkreise (Hagenau und Weißenburg) wurde Hartmann (ultramontan) mit ca,. 13,009 Stimmen gewäblt, Der Fand dat der elsässischen Partei, Nessel, erhielt gegen 10000 Stimmen,

Im 13. Wahikreise (Bolchen und Diedenhofen) ist Abel (ultramontan) gewählt.

Im Wahlkreise Saargemünd-⸗Forbach ist der Kandidat der franztsischen Protestpartei E. Pougnet mit etwa 17,000 Stimmen um Reichstags abgeordneten géwählt worden. Der Kandidat der el ir ichen Partei, Fulter, erhielt gegen 1400 Stimmen,

Im 2. Wahlkreise des Bezirks Oberelsaß (Mülhausen) ge⸗ wählt: Haffely (franz. Protestpartei)h mit 14,539 Stimmen. Gru⸗ nelius, Kandidat der elsässischen Partei, erhielt 1029, Liebknecht 335 Stimmen. . y

Im 3. Wahlkreise des Bezirks Oberelsaß (Colmar) gewählt: Pfarrer Soehnlein in Neu⸗Breisach (ultramontan) mit 6897 St im⸗ men. Fabrikant Hartmann in Münster (elsässische Partei) erhielt 3594, Schriftsteller Grand in Türkheim 1262 Stimmen.

Statistische Nachrichten.

Die Rübenzucker-Fabriken im Deutschen Zollge— biete (334) haben in der Zest vom 1. September bis ult. De⸗ zember v. J. im Ganzen 39, 8́7, 8o4 Ctr. rohe Rüben guf Zucker verarbeitet. Im entsprechenden Zeitraum des Fin 1872 betrug die Zahl der in Betrieb befindlichen Fabriken 325, die Menge der von ihnen verarbeiteten Runkelrüben 38,549,725 Ctr, so daß also in der letzten Kampagne die Fabrikzahl um 11, die Rübenmenge um 1257, 979 Gir. gestiegen ist. An neuen Fabriken sind hinzugetreten: 2 in Schlesien,

4 in . Sachsen leinschl. der Schwarzburgischen Unterherrschaften), 4 in Hannover, 1 in der Rheinprovinz, 2 in Thüringen und 1 in Mecklenburg, wogegen in Pꝛreduwn Bayern und Anhalt je 1 Fabrik außer Betrieb getreten ist. Die in den einzelnen Staaten verarbeiteten Rübenmengen waren im Vergleich mit dem Voriahre folgende: reußen 254 Fabr. 30, 06641 Ctr. (gegen 1872 mehr 994 493 tr), und zwar: Westpreußen 1 Fabr. 111,360 Ctr. (mehr 3102 Etr.), Reg. Bez. Potsdam 7 Fabr. 593,825 ECtr. (mehr 93,450 Ctr), Reg. Bez. Frankfurt 12 Fabr. 1303, 557 Etr. (weniger 126,892 Ctr), Pommern 6 Fabr. 738,930 Etr. (mehr 43,260 Ctr.), Schlesien 49 Fabr. 4655, 375 Etr. (weniger S9 774 CEtr.), Sachsen 149 Fabr. 18,696,727 Ctr. (mehr 225,663 Etr.), außerdem; Schwarzburgische Unterherrschaften 2 Fabr., 343410 Ctr. (weniger 52,265 Ctr), Schleswig⸗Holstein 1 Fabr. 190,106 Ctr. (mehr 36,620 Ctr-), Hannever 15 Fabr. 2038, 630 Ctr. (mehr 576,845 Ctr.), Westfalen 3 Fabr. 58,866 Ctr. (weniger 6115 Ctr.), Hessen⸗Nassau 1 Fabr. 50,260 Etr. weniger 93395 Ctr), Rheinprovinz 8 Fabr. 15645965 Ctr. Cmnehr 300,020 tr.); ferner Bayern 2 Fabr. 147.770 Etr. (weniger 35,895 Ctr.), Württemberg 6 Fabr. 875,674 Etr. mehr 127824 Ctr), Baden 1 Fabr. 309,040 Ctr. (mehr 81,480 Ctr.), Thüringen 5 Fabr. 467,481 Ctr (mehr 173,273 Etr.), Mecklenburg 1 Fabr. 37,820 Ctr. (1872 Nichts), Braunschweig 28 Fabr. 3680017 Ctr. (mehr 31,947 Ctr.), Anhalt 35 Fabr. 4.1758, 966 Ctr. (weniger 184,364 Ctr.), Luxemburg 2 Fabr. 134.195 Ctr. (mehr 30,495 Ctr. ). In den übrigen Staaten bez. preußischen Verwaltungs bezirken, welche vorstehend nicht aufgeführt sind, hat Rübenzuckerfabrikation nicht stattgefunden. München, 1. Februar. Von gestern bis heute Abends sind an Cholera 24 Erkrankungen und 15 Todesfälle vorgekommen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In Carl Heymann's Verlag hierselbst (8. Anhaltstr. 12) erschien vor Kurzem der Reisebericht des Prof, Dr; A. Hirsch, Mitglied der Cholera-Kommission für das Deutsche Reich (erstattet an das Reichskanzler Amt) über das Auftreten und den Ver— lauf der Cholera in den preußischen Provinzen Posen und Preußen während der Monate Mai bis September 1873.“

Karlsruhe, 8. Februar. Der Professor honorarius Dr. A. Stengel an der Universität Heidelberg ist zum ordentlichen Professor der Landwirthschaftslehre an der genannten Hochschule ernannt worden.

In Pau ist der schottische Rechtsgelehrte Dun cyn MNeild der in 1867 als Lord Colonsay in den Pairsstand er— hoben wurde, im Alter von 80 Jahren gestorben.

Landwirthschaft.

Namens des Ersten Kongresses Deutscher Wiesenbauer hab der Vorsitzende Thilman (Bonn), General Sekretär k rb , schaftlichen Vereins für Rheinpreußen, und der Schriftführer G. Liedke (Kappeln), Direktor der landwirthschaftlichen Lehranstalt mit Ver⸗

suchs⸗Station, ein Circular über das erlassen, was im Verfolg der

Beschluässe des Ersten Kongresses Deutscher Wiesenbauer im Mai 1873 rücksichtlich der Petersenschen Wiesenbau⸗Methode geschehen resp. vorbereitet ist. Wir entnehmen dem Circular Folgendes: Die Frage betreffend die Errichtung einer Wiesenbauschule an der land⸗ Hir chichaft lichen Lehranstalt in Kappeln, liegt den Königlichen Staats-Behörden zu Entscheidung vor. Herr A. Petersen in Wittkiel bei Kappeln (Schleswig) wird in Folge der Kongreßbeschlüsse auch in diesem Frühjahre einen am 13. April 1874 beginnenden und ca. 14 Tage dauernden Kursus errichten, in dem mit Drainage und Wie— senbau vertraute Techniker in seiner Wiesenbau⸗Methode genau infor⸗ mirt werden können. Es wird gewünscht, daß auch die Fachlehrer derjenigen landwirthschaftlichen Lehranstalten, an denen über Wiefen⸗ bau vorgetragen wird, sich an diesem Kursus hetheiligen und ebenso⸗ wohl die Petersensche Wiesenbau⸗ Methode gründlich an Ort und Stelle selbst kennen lernen, als auch, durch ihre naturwissenschaftliche Bil⸗ dung dazu beitragen, namentlich die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Wiesenbaues überhaupt und in Gemeinschaft mit den Technikern nach allen Seiten hin möglichst zu prüfen.

Dr. Fuchs. Vorsteher der Versuchsstation und Dr. Oemler, Leh rer für die Naturwissenschaften an der landwirthschaftlichen Lehr anstalt in Kappeln, haben chemische und hbotanische Untersuchungen des Bestandes von Wiesen weranstaltet, welche theils nach Petersen eingerichtet, theils noch im Naturstande belassen, sind. Diese Unter— suchungen iwerden später veröffentlicht werden,. Die Analyse der Gras— proben über das Verhältniß der stickstoffhaltigen zu den stickstofflosen Nährstoffen hat folgende Resultate ergeben;

1) Bei einer im Naturzustande bei Kappeln belegenen, zu den besseren gerechneten Wiese war dies . im grünen Futter a. von der höchsten Stelle wie 1 zu 104, b. von der tiefsten Stelle wie 1 zu 7,ä, C. von der mittleren Stelle wie 1 zu 656. 2) Bei einer ebenfalls im (sumpfigen) Naturzustande belegenen Wiese ergab die Analyse des grünen Futters ein Verhältniß von 1 zu 7, n. 3) Bei einer der vorigen Wiese unmittelbar benachbarten, aber ngch Petersen eingerichteten Wiese, deren Graz jedoch überreif war, stellte fich das Verhältniß auf 1 zu 5sss. Bei der großen Wiese des Herrn Petersen in Wittkiel selbst war das Verhältniß a. in fast reinem Grase wie 1 zu So. Pb, in Gras, mit Luzerne untermischt, wie J zu 3566. c. in Gras, mit Luzerne untermischt, von der höchsten Stelle der Wiese, wie 1 zu 3,6. untermischt, wie 1 zu 3,4.

Gewerbe und Handel.

In Herm. Wölferts Buchhandlung zu Leipzig erscheint ein Handbuch der Leistungsfähigkeit der gefammten In⸗ dustrie Deutschlands mit Elsaß-Lothringen, der Schweiz und Oesterreichs, von Christoph Sandler. Dasselbe behan— delt saämmtliche industrielle Geschäftszweige, enthält die Gründung der resp. Firmen und deren Etablissements, sowie deren bisherige und nunmehrige Inhaber, die politisch-geographische Lage des Dom izils derselben und bezeichnet in der speziellsten Weise die Leistungen der betreffenden Fabriken. Dieses Handbuch umfaßt sämmtliche Zweige der Industrie und ist der Uebersichtlichkeit wegen in fünf Serien ge⸗ theilt. Erste Serie: Eisen, und Metall Industrie, Bergbau und Hüttenbetrieb. Zweite Serie: Chemische Fabriken und dig eit in Verbindung stehenden Fabrikationszweige: Farbewagren⸗, Parfümerie⸗, Seifen und Lichtfabriken, Leimsiedereien, Glas- und Porzellanfabriken, Koksfabriken, Asphalt, Cement Dachpappen⸗Baumaterialenfabriken, Deftillationen, Champagner Liqueur, Rum⸗, Sprit⸗ und Essig⸗ fabriken, Vierbrauereien, Färbereien. Bleichen, Papier⸗ und Pappen. fabriken, Wachs-, Oel, Zucker- und gichorienfabriken 2c. Dritte Serie: Spinnereien jeder Art, mechanische Webereien, Fabriken in Wolle, Tuch, Baumwolle, . Seide, Halbseide, Leinen, Posamentirwagren, Snitz. Weißwaaren, Band, Kordeln, Litzen, Kurzwaaren, Blumen, Hüten, Knöpfen 3 Wachstüch, Tapeten und Rouleauxfabriken Vierte und fünfte Serie: Fabriken musikalischer, chirurgischer, optischer, mathematischer und physikalischer Instrumente und Gegenstände, Bijouterie, Gold⸗, Silber,, Neusilberwagren⸗ Bronze und Uhrenfabriken, Bürsten, Kamm, Gummi- und Gutta—⸗ perchawaarenfabriken, Spielwgaren . und Spielkartenfabriken, Fabriken in Leder und Lederwaaren, Kartonnagen, Portefeuisles; Than, und Marmorwagren⸗, Horn“, Elfenbein Holzwaäaren⸗, Möbel und Korb⸗ waarenfähriken z. Ven den drei Bänden, auf welche 6 Werk be⸗ rechnet, ist Band L Der preußische Stagt im Umfang von 238 Großlex. Okla vhogen bereitz erschienen (1873). Band l wird die übrigen Stgaten Denutschlands mit Elsaß Lothringen und die Schweiz, Band III.: Desterreich Ungarn umfassen. Uehersichtlich gehaltene S5 Seiten füllende Register erleichtern den, Gebrauch des Handbuchz. Dem Werke ist ein Adressen-Anzeiger beigegeben, der dazu bestimmt

d. in Gras, mit schwedischem Klee

sst, ausführliche Geschäftgempfehlungen, sowie die Spezialitäten in

der Fabrikation, deren nähere Aufführung im Handbuche den jeder Firma gewidmeten Raum übersteigen würde, in Torm von nseraten

aufzunehmen. Der vorliegende J. Band enthält deren auf 1368 Seiten.