1874 / 33 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Feb 1874 18:00:01 GMT) scan diff

bisher. Patent im Ser-⸗Bat. angestellt. v. Lücken, Pr. Lt. a. D., früher im Hus. Regt. Nr. 3, im stehenden Heere, und zwar als Pr. Lt. aggr. dem Drag. Regt. Nr. 5 wiederangestellt.

B. Abschiedsbewilligungen re.

Den 3. Februar 1874. Knorr, Sec. Lt. von der Res. des Gren. Regts. Nr. 3, mit Pension der Abschied bewilligt.

Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des Kriegs-Ministerlums.

Den 6. Oktober 1873. Hauptm. a. D. v. Reinhart, Garn. Verwalt. Inspektor in Wittenberg, Beil, Garn. Verwalt. Inspektor in Diedenbofen, zu Gar. Verwaltungs ⸗Ober⸗Inspektoren, Tuscher, Kajernen-Inspektor in Saarbrücken, Bausinger, Kasernen⸗Inspektor auf Burg Hohenzollern, Becker, Kasernen⸗Inspektor in Weimar, Putzhardt, Kasernen⸗Inspektos in Pr. Stargard, Loeffler, interimist. Garn. Verwaltungs⸗Inspektor in Berlin, zu Garn. Ver⸗ waltungs Inspektoren ernannt.

Den 7. Oktober 1873. Rechnungs Rath Adam, Garn. Ver walt. Direktor in Breslau, auf seinen Antrag mit Pensien in den Ruhestand, Müller, Garn. Verwalt. Ober⸗Inspektor von Düsseldorf nach Breslau, versetzt.

Den 8. Oktober 1873. Keyser, interimist. Kasernen⸗In⸗ spektor in Mainz, zum Kasernen⸗Inspektor ernannt.

Den 9. Oktober ls73. Heise, Kasernen Inspektor von Münster nach Saargemünd versetzt. Kamins ki, interimist. Kasernen⸗Inspektor in Königsberg i. Pr., zum Kasernen⸗Inspcektor ernannt.

Den 12. Oktober 1873. Katerbau, Kasernen⸗Inspektor in Saargemünd auf seinen Amrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Den 17. Oktober 1873. Horchter, interimist. Kasernen-In⸗

spektor in Cöln, zum Kasernen⸗Inspektor ernannt. Den 23. Oktober 1873. Witows ki, Garn. Verwalt. In spektor von Lübeck nach Düsseldoif, Friebe, Kasernen Inspektor von Schleswig nach Lübeck, Reu scher, Kasernen⸗Inspektor von Cöln nach Schleswig versetzt. Petrowski, interimist. Kasernen-Inspektor in Spandau, zum Kasernen⸗Inspektor ernannt.

Den 8. November 1873. Rechnungs⸗Rath Basch, Garn. Verwalt. Direktor von Magdeburg nach Danzig, Weidner, Garn. Verwalt. Ober⸗-Inspektor von Trier nach Magdeburg, Jahn, Ka— sernen⸗Inspektor von Colberg nach Bremen versttzt.

Den 9. November 1873. Grieger, Kasernen⸗Inspektor als weites Vorstandsmitglied von Hofgeismar nach Metz, Peter, Ka— . von Meiningen nach Hofgeismar, Heydler, Kaser⸗ nen⸗Inspektor von Metz nach Meininaen versetzt.

Den 24 November 1873. Lehmann, Garn. Verwalt. In⸗ spektor von Bremen nach Trier versctzt.

Den 29 November 1873. Haendler, Kasernen Inspektor von Coblenz nach Colberg versetzt.

Den 2. Dezember 1873. Putzhardt, Garn. Verwalt. In⸗ spektor von Pr. Stargard nach Graudenz, Loose, Kasernen-Inspek—= tor von Braunschweig nach Pr. Stargard, Sandkuhl, Kasernen— Inspekter von Straßburg nach Braunschweig versetzt.

en 5. Dezember 1573. Majer a. D. Gelpcke, Garn. Verwalt. Oher-Inspektor in Graudenz, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Die heut ausgegebene Nr. 6 der Allgemeinen Ver⸗ loosungs⸗-Tabel!le des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preu⸗ ßischen Staats⸗Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Pa⸗ piere: Berenter, Coseler, Freistädter, Züllichau⸗ Schwiebuser Kreis⸗Obligationen. Braunschweigisches Prämien⸗Anlehen. Cöln⸗Mindener 39 proz. Prämien⸗Antheil⸗ scheine. Franco⸗Suisse⸗Eisenbahn⸗Prioritäts-Obligationen. Frankfurt a. M. Staats⸗Anlehen de 1839. Hamburgische 3 proz. Prämien⸗Anleihe de 1866. Hessen⸗Darmstädter 56 Fl.Loose de 1825. Oesterreichisches Staats Lotterie⸗ Anlehen de 1860. Pappenheim'sches Prämien⸗Anlehen. Posener Stadt Obligationen. Russische J., II, III., IV., V. 4 proz. Anleihe (Restanten). Sächsische erbländische Pfand⸗ briefe. Schwedische Güter⸗Hypotheken⸗Verein in Wexiö Obli⸗ gationen. Schweizer Westbahn⸗-Prioritäts⸗-Obligationen.

Die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 15 Sgr. vierteljährlich durch alle Postanstalten zu beziehen, in Berlin auch bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 27 Sgr.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute den Vortrag des Gene⸗ ral⸗Majors von Albedyll entgegen und fuhren hierauf spazieren.

Der Bundesrath und der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Bis zum 18. Januar d. J. waren in den Münz—⸗ stätten des Deutschen Reichs in Zwanzigmarkstücken 818,931,240 Mark und in Zehnmarkstücken 199,004,350 Mark ausgeprägt worden.

Die Gesammt-⸗Ausprägung in Reichs- Goldmünzen stellt sich daher bis zum 24. Januar 1874 auf 1,019, 056,010 Mark, wovon 819,309 060 Mark in Zwanzigmarkstücken und 199,746,950 Mark in Zehnmarkstücken bestehen. In der Woche vom 18. bis 24. Januar 1874 sind ferner geprägt in Zwan⸗ zigmarkstücken: in Berlin 377,800 Mark, in Zehnmarksiücken: in Berlin 742,600 Mark.

An Reichs-Silbermünzen und zwar in 1 Markstücken waren bis zum 18. Januar d. J. 2, 818,934 Mark und in Zwanzigpfennig⸗ stücken 1,791,047 Mark 20 Pf. ausgeprägt worden. In der Woche vom 18. bis 24. Januar 1874 sind ferner geprägt in 1 Mark⸗ stücken: in Berlin 225,936 Mark, in Hannover 169,653 Mark, in München 136,079 Mark, in Stuttgart 36,023 Mark, in Karlsruhe 29,805 Mark, in Zwanzigpfennigstücken: in Berlin 53,195 Mark, in München 45436 Mark 40 Pfennige, in Dres⸗ den S9. 531 Mark 20 Pfennige, in Stuttgart 27,0948 Mark 40 Pfennige, in Karlsruhe 26,940 Mark 20 Pfennige, in Darm—⸗ stadt 13,200 Mark, mithin stellt sich die Gesammt⸗Ausprägung in Reichs⸗-Silbermünzen auf 5. 452,828 Mark 20 Pfennige und zwar in 1 Markstücken 3416430 Mark und in Zwanzigpfen⸗ nigstücken 2, 946,398 Mark 40 Pfennige.

An Reichs⸗Nickelmünzen und zwar in Zehn⸗Pfennigstücken waren bis zum 18. Januar d. J. 503, 136 Mark 20 Pf. ausgeprägt worden. In der Woche vom 18. bis zum 24. Januar 1874 sind ferner in solchen Stücken geprägt: in Frankfurt a. M. 13,705 Mark 60 Pf., in Stuttgart 14,584 Mark 80 Pfennige, mithin Gesammt⸗-Ausprägung in Reichs-Nickelmünzen 531, 436 Mark 60 Pfennige.

An Reichs⸗Kupfermünzen waren bis zum 18. Januar d. J. und zwar in 2 Pfennigstücken 56,805 Mark 78 Pfennige und in 1 Pfennigstücken 3906 Mark S6 Pf. ausgeprägt worden. In der Woche vom 18. bis 24. Januar 1874 sind an 2 Pfen⸗ nigstücken ferner geprägt: in Berlin 6731 Mark 10 Pfennige, in Hannover 5987 Mark 50 Pf., in Frankfurt a. M. 1152

Mark 68 Pf, in München 2089 Mark, in Stuttgart 3003 Mark 70 Pfennige, in Karlsruhe 2984 Mark; an 1 Pfennig⸗ stücken in Berlin 1682 Mark 60 Pfennige, in München 1146 Mark 38 Pfennige, mithin eine Gesammt⸗Ausprägung in Reichs⸗ Kupfermünzen von 85489 Mark 60 Pfennige, und zwar in 2 Pfennigstücken 78,753 Mark 76 Pfennige, in 1 Pfennigstücken 6735 Maik 84 Pfennige.

Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten strich das Haus entgegen dem Beschlusse der zweiten Lesung 51,000 Thlr. für Prämien bei Pferderennen im Etat des landwirthschaftlichen Ministeriums; in demselben Etat wurde ferner folgender Antrag der Abgg. v. Benda und Miquel angenommen: ve == e me.

unter Aufhebung des Beschlusses in zweiter Lesung die Regierungs⸗ vorlage wiederherzustellen, und demgemäß Kapitel 196, Titel 1 zu bewilligen: sieben Dirigenten der General-Kommissionen mit ie 31,000 Thlrn. Gehalt, 56 Räthe mit 1400 Thlrn. bis 2000 Thlr., im Durchschnitt 1700 Thlrn. in Abstufungen von 100 Thlin.; außer⸗ dem (künftig wegfallend) 200 Tir. persönlicher Zulage für Einen . zusammen 117,000 Thlr. (darunter künftig wegfallend)

r.

Eine längere Diskussion rief besonders hervor der Titel Ta des Kapitel 125 (196,137 Thlr. zu Schulaufsichtskosten, und zwar sowohl zu Remunerationen für kommissarische Verwaltung von Schul⸗Inspektionen wie zu zeitweiligen Remunerationen für Schul⸗-Inspefktoren im Nebenamt). Abg. Richter (Hagen) bean⸗ tragte, denselben zu zerlegen in: Titel 7a. Zu Schulaufsichts⸗ kosten, und zwar zu Remuncrationen für die kommissarische Ver⸗ waltung von Schul⸗Inspektionen 146,137 Thlr. Titel 70. Zu zeitweiligen Remunerationen für Schul-Inspektoren im Neben⸗ amt 50 000 Thlr. Vermerk: Ersparnisse können zur Verstärkung von Titel Ja. verwendet werden. 2

Diese Zerlegung wurde angenommen, obwohl der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Falk sich gegen dieselbe aussprach. Bei der Berathung des Extraordinarium warf der Finanz⸗Minister die Frage auf, ob die beschlossene Ab⸗ setzung der 51 000 Thlr. (s. oben) eine definitive sei. Da dies sowohl vom Präsidenten von Bennigsen, als auch vom Abg. Dr. Lasker konstatirt wurde, beantragten die Abgg. Dr. Windt⸗ horst (Meppen) und Schellwitz, diese Position im Extraordina⸗ rium wieder aufzunehmen, über welchen Antrag jedoch zur Tagesordnung übergegangen wurde. Damit war die dritte Be— rathung beendet. Schluß 31,“ Uhr. ö ///

In der heutigen (46.) Sitzung des Hau ses der Ab⸗ geordneten, welcher am Ministertisch die Staats⸗-Minister Graf zu Eulenburg, hr. Leonhardt, Hr. Falk und Dr. Achenbach mit mehreren Kommissarien beiwohnten, wurde zunächst der Etat in definitiver Abstimmung angenommen. Derselbe balancirt nun— mehr auf 232 758,017 Thlr. Einnahme, 198,748,098] Thlr. fort⸗ dauernde und 34, 009,936 Thlr. einmalige Ausgaben. Vom Staats⸗ Ministerium war eingegangen ein Gesetzentwurf, betreffend das Expro⸗ priationsverfahren in den durch das Gesetz vom 24. September 1866 mit der preußischen Monarchie vereinigten Landestheilen; ferner wurden zwei Anträge eingebracht: vom Abg. v. Jazd⸗ zewski, betreffend den katholischen Religionsunterricht an den hö— heren Lehranstalten in der Propinz Posen, vom Abg. von dem Knesebeck, betreffend die Vorlegung eines Gesetzes über das Kirchenpatronat. Dann trat das Haus in die erste Berathung des Gesetzentwurfes über die Verwaltung erledigter katholischer Bisthümer. (S. Nr. 17 d. Bl) Zum Worte meldeten sich ß Redner (8 für, 8 gegen die Vorlage). Der Abg. v. Mallinckrodt erklärte sich gegen die Vorlage, weil nie⸗ mals von Staatswegen ein Bischof einseitig ein, oder abgesetzt werden könnte; schon das Tridentiner Konzil bestimmte, daß Niemand ein Religionsdiener sei, der nicht durch das berechtigte kirchliche Organ eingeführt wäre; wer einen solchen anerkennt, ist von der Kirche ausgeschlossen. Der Rede des Abgeordneten von Mallinckrodt folgte die Erwiderung des Ministers der geistlichen u. s. w. Angelegenhei⸗ ten Dr. Falk. Für erhielt sodann das Wort der Abg. Dr. Wehrenpfennig, der den Ausführungen des Abg. v. Mallinckrodt entgegentrat und besonders den Vorwurf zurückwies, daß man die Vernichtung der katholischen Kirche wollte. Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg Baudri das Wort.

Se. Durchlaucht der Herzog Victor von Rati— bor, Fürst von Corvey, Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg— Schillingsfürst, General der Kavallerie à la suite der Armee, ist hier angekommen.

Der Fürstlich rumänische Rittmeister und Escadron-Chef, von Mano, ist hier eingetroffen, desgleichen der Kaiserlich österreichische General-Major, Hugo Fürst zu Windisch⸗ grätz.

Der Oberst-Lieutenant im Nebenetat des Großen General— stabes, Freiherr von Meerheimb, welcher sich auf einige Tage mit Urlaub nach Schwerin begeben hatte, ist von dort hierher zurückgekehrt. .

Bayern. München, 4 Februar. Der bezüglich einer Erwerbung der bayerischen Ostbahnen von dem Abgeord⸗ neten v. Schlör in Antrag gebrachte Initiatiu-Gesetzent⸗ wurf enthält folgende Bestimmungen:

Art. 1. Zum Behufe der Erwerbung sämmtlicher im Besitze der Königl. priv. bayer. Ostbahngesellschaft befindlichen Eisenbahnlinien sammt allen Zugehörungen an liegenden Gründen, Gebäuden, Fahr⸗ material und Inventargegenständen für den Staat wird die Königl. Staatsregierung nach Maßgabe der Bestimmungen des gegen— wärtigen Gesetzes ermächtigt: 1) für je eine Ostbahnaktie im No— minaswerthe von 200 Fl. und zwar a2. für eine Aktie der älteren Emissien eine Vergütung bis zu 418 Mark Reichswährung, b. für eine Aktie der neuen Emission eine solche zu 390 Maik Reichswäh rung zu leist'n; 2) die auf Grund der Bestimmungen des Gesetzes vom 29. April 1869, die Erweiterung der Osthahnen betreffend, emittirten Prioritäts⸗Otligatienen der Königlichen privilegirten bayerischen Ostbahngesellschaft als Staats- Essenbahnschuld zur Verzinsung und Tilgung nach Maßgabe der hierfür an die Ostbahn—⸗ geselschaft eingegangenen Verpflichtungen zu übernehmen. Dagegen haben auch die im Bau begriffenen Linien der Osthahngesellschaft in das Eigenthum des Staates überzugehen, und ist der Ueberschuß der aus dem Verkauf der Prioritäten über den zur Zeit der Ueber— gabe nachweisbac erwachsenen Baugufwand von der Gesellschaft an die Eisenbahnbaudotationskasse zu übernehmen.

Art. 2. Die im Art. J festgesetzte Vergütung erfolgt durch Uebergabe von auf die Staatseisenbahn zu versichernden Eisenbahn—⸗ Schuldbriefen des Staats, welche zu 43 pCt. verzinslich in Beträgen ven 1000, 500 und 100 Mark ausgegeben werden. Den hierfür nöthi⸗ gen Betrag an Baargeld ist die Staatsregierung ermächtigt, durch Aus⸗ gabe einer entsprechenden Summe ven Eisenbahnschuldbriefen der in Art. 1 bestimmten Gattung zu beschaffen. Die in Art. 1 der Staats⸗ regierung ertheilte Ermächtigung des Ankaufs der Ostbahnlinien ist erloschen, wenn der Abschluß des Kaufvertrags und die Uebergabe des Kaufsobjektes nicht bis zum 1. Juli 1876 vollzegen sein wird.

. 6. Februar. (W. T. B.). Die Ausschüsse des liberalen Kreisvereins für Oberbayern und des Wahlvereins der Fort⸗

schrittspartei in München haben folgendes Telegramm an die morgen in Berlin im Rathhaussaale unter dem Vorsitze des Professor Dr. Gneist tagende Versammlung gerichtet: „Auch wir im Süden des Deutschen Vaterlands sprechen der Versammlung von Kampfgenoffen gegen die Uebergriffe der Hierarchie uufere dankende Zustimmung zu den Resolutionen des Londoner St. James-Meetings unter der Hoffnung aus, daß die Freunde der Bildung bei allen Völkern gemeinsam und in lebendiger gegenseitiger Fühlung den Feind bekämpfen werden, welcher seine Herrschgelüste hinter dem Vorwande einer Gefahr für die Religion versteckt.“

Sach sen. Dresden, 6. Februar. Die Königin hat sich zu einem Besuche bei ihren Hohen Verwandten, dem Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern, nach Frankfurt a. M. begeben, woselbst die Ankunft gestern Nachmittags 4 Uhr erfolgte und Ihre Majestät im „Englischen Hof“ bei den hohenzollernschen Herrschaften abgetreten ist. Die Rückkehr Ihrer Majestät wird hier in den ersten Tagen der nächsten Woche erwartet.

Württemberg. Stuttgart, 4. Februar. Der Kö⸗ nig hat heute den neuernannten Ministerialf--Direktor im Mi⸗ nisterium der auswärtigen Angelegenheiten, Staatsrath Grafen von Uxkull, in Audienz empfangen.

Das, wie bereits erwähnt, unterm 30. v. M. publizirte Finanzgesetz stellt den Staatsbedarf für den ordentlichen Dienst 1873— 74 auf 24,462,814 Fl. 42 Kr., 1874 765 auf 24,618,786 Fl. 37 Kr., zusammen für die beiden Finanzjahr? 1873 75 auf 49,081,601 Fl. 19 Kr. fest. Zur Deckung dieses Aufwands sind bestimmt: der Reinertrag des Kammerguts 21, 454,B,700 Fl., die direkten Abgaben 11,268, 600 Fl., die indi⸗ rekten Abgaben 11,B211,800 Fl., Zuschuß der Restverwaltung 5, 146,501 Fl. 19 Kr., zusammen 49. 081,001 Fl. 19 Kr.

Außerdem sind zu Bestreitung außerordentlicher Staats⸗ ausgaben bestimmt, und zwar: den Departements der auswär⸗ tigen Angelegenheiten und der Finanzen für Erwerbung und Einrichtung eines Hauses in Berlin für den Gebrauch der Kö⸗ niglichen Bevollmächtigten zum Bundesrath ꝛe. 350,900 Fl.; dem Departement des Innern zu Ausführung von Straßen⸗ bauten 900 000. Fl., und zur Entschädigung der durch die reichsgesetzliche Aufhebung der Floßabgaben benachtheiligten früheren Besitzer dieser Gefälle 74.618 Fl. 28 Kr dem Finanz⸗ Departement in Vertretung des allgemeinen Hochbaufonds für die Staats⸗Irrenanstalt in Schussenried weitere 350,000 Fl., für das dritte evangelische Schullehrer⸗-Seminar in Künzelsau weitere 40,000 Fl., für ein neues Justizgebäude in Stuttgart 690,500 Fl., für gerichtliche Gefängnisse in Ellwangen und Ravensburg 110,000 Fl., für ein weiteres akademisches Kran⸗ kenhaus in Tübingen 475,000 Fl, für Erbauung von drei Glashäusern im botanischen Garten in Tübingen 30 000 Fl., für die Stuttgarter Wasserversorgung 63,783 Fl. Endlich sind noch 1,100,000 Fl. zur späteren Verwendung für eine neue öffentliche Bibliothek in Stuttgart ausgesetzt.

Gestern wurde der Landtag durch Königliches Reskript bis nach dem Schlusse der bevorstehenden Reichstagssession ver⸗— tagt. Beide Kammern hatten noch vorher Sitzung: Die Erste Kammer eine öffentliche und eine geheime, in denen das Gesetz über die Erhöhung der Civilliste in geheimer Sitzung be⸗ rathen und einstimmig angenommen wurde, in der öffentlichen aber das Gesetz über Erhöhung der Militärpensionen und der Invalidenbezüge zur Annahme gelangte. In der Zweiten Kammer stellte noch der Abg. Daur den Antrag auf Grün⸗ dung eines Fonds zur Unterstützung der Invaliden aus den französischen Kriegsgeldern, worauf er sein Mandat als Abge⸗ ordneter des Bezirks Leonberg niederlegte. Nachdem von dem andern Hause die Mittheilung über die Annahme der obigen beiden Gesetzentwürfe eingelaufen war, wurde auch hier das Vertagungsreskript verlesen.

Baden. Karlsruhe, 5. Februar. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erklärte bei der Berathung des Finanzetats, Titel „Schuldenülgung“, der Ministerial-Präsident Ellftätter gegen den Abgeordneten Junghanns, welcher mit der Verwendung des Ueberschusses der Kriegsentschädigung zur Schuldentilgung nicht einverstanden war: Wenn auch die eigent— liche verzinsliche Staatsschuld Badens nunmehr durch die Kriegs⸗ entschädigung gedeckt sei, so seien immerhin noch die beträchtli⸗ chen Eisenbahnschulden vorhanden, und es könne deshalb der Abgeordnete sich beruhigen. Redner führte hierauf aus, daß als die zweckmäßigste Verwendung der Kriegsentschädigung betrach⸗ tet werden müsse, wenn man die Steuerzahler durch Deckung von Staatsschulden, deren Verzinsung aufhöre, erleichtere. Im weiteren Verlaufe entwickelte der Ministerial-Präsident die Prin⸗ zipien, von denen die Regierung bei der Verwendung der Kriegs⸗ entschädigung ausgegangen sei. Sie habe hierdurch die Staats— schuld auf einmal beseitigt, deren allmähliche Deckung nach dem ursprünglichen Plane sich auf einen Zeitraum von 34 Jahren erstreckt hätte. =

Hessen. Darmstadt, 5. Februar. Die Fürstin Lei⸗ ningen ist heute zum Besuch der Prinzessin Ludwig hier eingetroffen und wird einige Tage hier verweilen.

6. Februar. Das heute ausgegebene Großherzog⸗ liche Regierungsblatt Nr. 5 enthält die Zusammensiel⸗ lung der Ergebnisse der Staatsschuldentilgungs⸗ Kasse-⸗-Rechnung für 1871. Ende 1870 war danach der Stand der liquiden Staatsschuld 15,367,712 Fsl. 241 Kr. Die Staatsschuld hat sich im Jahre 1871 vermehrt um 2.512, 669 Fl. 31 Kr. Summe einschließlich Zugang 17,880 381 Fl. 551 Kr. Dagegen hat sich die Staatsschuld im Jahre 1871 vermindert um 3,782,740 Fl. 55 Kr. Verglichen ist definitiv überwiesene Staats⸗ schuld Ende 1871 14,097,640 Fl. 591 Kr. Diese Summe theilt sich: a. in unververzinsliche Kapitalien 3,361,399 Fl., b. in Kapitalien à 3 pCt. 818,425 Fl. 28 Kr., C. in solche à 35 pCt. 457,300 Fl., d. in solche à 4 pCt. 1,507,083 Fl. 114 Kr., e. in solche à 5 pCt. 1,000,433 Fl. 20 Kr., f. der planmäßige Kapital⸗ werth des zu Ende 1871 verbliebenen Rothschildschen Anlehens von 6 Millionen Gulden beträgt 6,953,000 Fl.

Schwarzburg⸗Rudolstadt. Ru dol stadt, 5. Februar. Nachdem das Mandat der am 23. Januar 1871 gewählten Landtagsabgeordneten erloschen, sollen die Neuwahlen der Abgeordneten gemäß einer Ministerial⸗Bekanntmachung am 16. März 1874 vorgenommen werden.

DOesterreich⸗ Ungarn. Wien, 5. Februar. Im Cere⸗ moniensagale der Kaiserlichen Hosburg fand gestern ein Hofball statt. Um halb 9 Uhr erschienen der Kaiser und die Kaiserin, gefolgt von fast sämmtlichen hier anwesenden Mitgliedern des Kaiserhauses. Ihre Majestäten hielten durch eine volle Stunde Cercle. Nach zehn Uhr zogen sich Ihre Majestäten in die Ap⸗ partements zuruͤck; das Fest schloß nach Mitternacht.

schlossen worden.

von Westminster, Dr. Stanley

6. Februar. Das Abgeordnetenhaus hat heute in dritter Lesung die Borlage über die Behandlung der Gebühren der Börsenschiedssprüche und den Gesetzentwurf, betreffend die Aufheb ung der Inseratensteuer, genehmigt und darauf die Wahlen der Mitglieder des Staatsgerichtshofes vorgenommen.

Der Aus schuß des Abgeordnetenhauses für konfessio— nelle Angelegenheiten hat die vier Seitens der Regiernng einge⸗ gangenen konfessionellen Gesetzentwürfe einem aus 7 Mitgliedern bestehenden Subkomite überwiesen und ein aus 5 Mitgliedern bestehendes Komite mit Ausarbeitung eines Gesetz⸗ entwurfs über die auf dem Gebiete der Ehegesetzgebung einzu⸗ führenden Reformen beauftragt.

J. Februar. Die Kommission des Abgeord⸗ netenhauses für das Aktiengesetz einigte sich in ihrer gestiigen Sitzung im Allgemeinen dahin, daß die bisherige Konzessionirung sowie die staatliche Aufsicht durch Landesfürst⸗ liche Kommissare bei Kommanditgesellschafttn auf Aktien und Aktiengesellschaften in Zukunft wegfallen solle. In der Tebatte erklärte der Justiz⸗Minister, daß der Regierung jede Feindseligkeit gegen die Aktiengesellschaften fern liege; sie sehe vielmehr in denselben eine der wirkungsvollsten Institutionen des modernen Verkehrs. Der Regierungsentwurf sei daher nicht unter dem Drucke der jüngsten Ereignisse entstanden; sondern die erste Berathung desselben bereits im Februar 1873 ge⸗ Die damals festgestellten Bestimmungen des Entwurfs über die civilrechtliche Verantwortlichkeit sowie die Strafbestimmungen seien seither fogar theilweise gemildert wor⸗ den. Der Ausschuß beschloß auf Anregung des Justiz⸗Ministers, zunächst in die Spezialdebatte über diejenigen Artikel des Ent⸗ wurfs, welche Abänderungen der Bestimmungen des Handels⸗ gesetzbuchs enthalten, einzutreten.

Schweiz. Bern, 6. Februar. (W. T. B.) Die hiesige Re⸗ gierung hat für die katholischen Geistlichen, die im Bezirke des Kantons ein kirchliches Amt übernehmen wollen, eine Prü— fungskommission eingesetzt, die aus dem Oberrichter Favrot in Bern, dem altkatholischen Pfarrer Herzog in Olten und aus Deramey in Pruntrut besteht. Die noch zu besetzenden Pfarrer⸗ stellen im Jura sind nach den Bestimmungen des neuen Kirchen— gesetzes zur Bewerbung öffentlich ausgeschrieben.

Niederlande. Haag, 6. Februar. (W. T. B.) Der Gesetzentwurf über die Einführung der Goldwäh— rung ist bei der Prüfung durch die Bureaus der Zweiten Kam⸗ mer, sowohl hinsichtlich der Nothwendigkeit wie der Opportunität einer Aenderung der jetzigen Währung, auf lebhaften Widerstand gestoßen. Man hob namentlich hervor, daß der Uebergang des Deutschen Reichs zur Goldwährung auf den Werth des Silbers nur einen vorübergehenden Einfluß auszuüben scheine. Die Re⸗ gierung dagegen verbleibt bei der Ansicht, daß jeder weitere Auf⸗ schub nur noch größere Opfer auferlegen nürde. Die mit der Berathung der Vorlage beauftragte Kommission verlangt, daß die Regierung über eine Münzeinheit zwischen den Niederlanden und den indischen Kolonien bestimmtere Zusagen gebe.

Großbritannien und Irland. London, 5. Februar. Der Ball, den die City von London dem Herzog und der Herzogin von Edinburgh zur Feier ihrer Vermählung zu geben beabsichtigt, ist auf Wunsch Sr. Königlichen Hoheit bis nach den Osterfeiertagen verschoben worden.

Bezüglich der Nachricht, daß das britische Kriegsschiff „Active“ ein Liverpooler Schiff mit einer für die Aschantis bestimmten Waffen- und Munitionsladung aufgebracht haben, erklärt die Admiralität, daß ihr ein Bericht über eine solche Be— schlagnahme nicht zugegangen sei.

6. Februar. (W. T. B.) Heute haben die Wahlen in den Stadtbezirken von London stat gefunden. Die Konservativen gewannen die beiden Sitze in Westminster und einen Sitz in den Tower Hamlets, wo der frühere Ober⸗Kom— missar der öffentlichen Bauten, Ayrton, unterlag. Die City von London wählte 3 konservative Vertreter; Goeschen (erster Lord der Admiralität) und Baron Lionel von Rothschild, welche bis⸗ her zwei von den vier Parlamentssitzen für die City inne hatten, sind nicht wiedergewählt worden. In Irland ist heute in 35 Ortschaften gewählt worden. 13 Wahlen sind dort für die Kon— servativen und 6 für die Liberalen ausgefallen; 16 Gewä lte gehören der Home⸗Rule Partei an. Die Majorität scheint nach dem bisherigen Ausfall der Wahlen den Konservativen völlig gesichert zu sein.

Zum Zwecke der für heute in Aussicht genommenen katholischen Gegendemonstration gegen das pre— testantische Sympathiemeeting vom 27. v. Mts. haben heute gleichzeitig 3 Meetings stattzefunden. In St. James Hall, wo ein sehr zahlreiches Publikum sich ein— gefunden hatte, führte der Herzog von Noifolk den Vorsitz. Die Ver⸗ sammlung gab, wenn der Papst, der Erzbischof Manning und der Erzbischof Ledochewski genannt wurden, ihren lebhaftesten Sympathien Ausdruck und nahm die durch Lord Grain borough, Lord Howard, Lord Denbigh und den Master of Lovat bean⸗— tragten Resolutionen einstimmig an.

T. Feblruar. (W T. B.) Dem Vernehmen nach hätte Gladstone bereits seine Entlassung eingereicht. Bis jetzt sind 484 Parlamentsmitglieder gewählt, von denen 255 der konser— vativen, 229 der liberalen Partei angehören. Die Anzahl der von den Konservativen gewonnenen Sitze ist jetzt auf 71 ge⸗ stiegen, die Liberalen haben bisher 27 Sitze gewonnen.

(Monatsübersicht für Januar.) Die feierliche Ver⸗ mählung des Herzogs von Edinburgh mit der Großfürstin Marie von Rußland hat am 23. Januar in St. Petersburg mit großer Pracht stattgefunden. Nach Beendigung der Trauung in der Kirche des Winterpalais erfolgte die kirchliche Einsegnung der Ehe nach dem Ritus der englischen Hochkirche durch den Dekan in einem dazu hergerichteten Saale des Palais. Von den Mitgliedern und nächsten Anver⸗ wandten des britischen Königshauses wohnten der Prinz und die Prinzessin von Wales, Prinz Arthur, der Kronprinz und die Kronprinzessin des Deutschen Reichs und von Preußen sowie der Herzog von Sachsen-Coburg⸗Gotha den Feierlichkeiten bei. Die Königin von Großbritannien und Irland war dabei durch den Lord Sidney vertreten. In den meisten größeren Städten des Ver— einigten Königreichs, namentlich in Edinburgh. wurde die Feier des Vermählungstages festlich begangen, obgleich die eigentlichen Festlichkeiten erst nach der Ankunft des hohen neuvermählten Paares stattfinden werden.

Am 26. wurde durch eine Königliche Proklamation das bis zum 5. Februar vertagte Parlament aufgelöst und in derselben zugleich die Einberufung des neuen auf den 5. März festgesetzt; gleichzeitig erschien eine zweite Proklamation, in welcher die Wahlen der schottischen Repräsentativpairs, welche für die Dauer eines jeden Parlaments stattfinden, auf den 18. Februar angesetzt werden. Das soeben aufgelöste Parlament war das achte unter der Re⸗

gierung der Königin Victoria und im November und Dezember 1868 gewählt worden. Das neu zu erwählende neunte Par⸗ lament wird das erste sein, bei welchem der neue Wahlmodus durch Stimmzettel allgemein zur Anwendung kommt.

Die Gründe, welche das Kabinet zu dieser Maßregel ver⸗ anlaßten, hat der Premier⸗-Minister in einer an seine Wähler in Greenwich gerichteten Ansprache näher auseinandergesetzt. Herr Gladstone weist in derselben darauf hin, wie die Regierung nach einem Bestande von 5 Jahren viel von ihrem früheren Ansehen eingebüßt habe, wie sie den ersten Sioß in der irischen Univer⸗ sitätsfrage erhalten, und wie auch seit dem Schlusse des Parla— ments die Lage der Regierung durch die mannigfachen Erfolge der Op positionspartei bei den stattgehabten Neuwahlen keine bessere geworden sei. Es sei daher unumgänglich nothwendig gewesen, von Neuem an die Meinung des Volkes zu appelliren, damit das jetzige Ministerium, sollte ihm bei den Neuwahlen das nöthige Vertrauen gezeigt werden, mit Zuversicht die Ausführung der dem nächsten Parlamente beporstehenden Aufgaben unter⸗ nehmen könne. Als diese Aufgaben bezeichnet Gladstone auf dem Gebiete der inneren Gesetzgebung, neben einzelnen unwich⸗ tigeren, vornehmlich eine Reform der beiden großen Landes⸗ Universitäten, Abänderungen in den jetzt bestehenden Gesetzen über Vererbung und Uebertragung von Grund und Boden, über die Beziehungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern und über Gemeindesteuern und lokale Verwaltung und vor Allem die Erörterung über zukünftige Gleichstellung des Wahlcensus der Landbezirke mit dem der Städte. In finanzieller Beziehung hebt der Minister hervor, wie es der Regierung während ihres fünfjährigen Bestehens gelungen sei, trogtz des Ankaufs der Te—⸗ legraphenlinien, trotz der gestiegenen Preise aller Löhne und Be⸗ durfnisse, trotß der Alabama⸗Entschädigung und anderer unvorher⸗ gesehener Ausgaben die Staatschuld um mehr als zwanzig Millionen Pfund Sterling zu verringern und den Steuerbetrag um jährlich 1216 Millionen zu ermäßigen; für das kommende Jahr stellte sich trotz der durch den Afhantikrieg verursachten beträchtlichen Ausgaben ein Ueberschuß von etwa 5. Millionen in Aussicht, und würde er, sollte er im Amte bleiben, den Antrag stellen, diesen Ueberschuß auf die Erleichterung verschiedener Ge⸗ meindesteuern durch Zuschüsse aus der Staatskasse, auf die Ermäßigung bez. Abschaffung einiger indirekten Steuern und auf die gänzliche Abschaffung der Einkommensteuer zu ver— wenden. Da die letztere indessen allein über 5 Millionen ein⸗ bringe, so würde als Ersatz eine billige Modifizirung anderer bestehender Steuern vorzunehmen sein. Disraeli, der Führer der Opposition, hat gleichfalls ein Manifest an seine Wähler erlassen. Im Eingang desselben wird dem Premier⸗Minister insinuirt, es seien perfönliche Beweggründe bei der Auflösung nicht ohne Ein⸗ fluß geblieben, indem Herr Gladstone seit einiger Zeit zur Füh— rung des Abgeordnetenmandates nicht mehr befugt gewesen. Herr Disraeli macht darauf dem liberalen Ministerium den Vorwurf, in den auswärtigen Angelegenheiten zu wenig, in den inaneren da— gegen zu viel Thatkraft entwickelt zu haben. In finanzieller Beziehung habe Gladstone nur das Prinzip der konservativen Partei ver⸗ folgt, welche von jeher sich für die Abschaffung der Einkommen⸗ steuer und die möglichste Erniedrigung der auf den Lebens be— dürfnissen lastenden indiekten Steuern ausgesprochen habe. Ent⸗ schieden müsse er sich gegen die von Gladstone befürworteten Reformen in dem Wahlcensus der Grafschaften aussprechen. Die letzte Reformelte sei eine sehr umfassende Maßregel gewesen, welche in Verbindung mit der geheimen Abstimmung noch nicht genügend erprobt worden sei, die konservatioe Partei werde sich daher allen derartigen Gesetzgebungen widersetzen. Disrageli spricht ferner seine Befürchtung aus, daß durch die von Gladstone an⸗ gestrebten Veränderungen in Bezug auf lokale Legislatur der Home⸗Rule Partei Vorschub geleistet werden könne, und daß die der liberalen Partei eigenthümliche Politik ferner befolgt werden könne, welche darauf hinausgehe, nach der Beraubung der iri— schen Kirche auch die englische zu entstagtlichen. Einzelne Mit— glieder des liberalen Kabinets sprächen sogar offen den Wunsch aus, daß die Religion aus der ihr im nationalen Unterrichts⸗ wesen gebührenden Stelle verdrängt werde.

Die Programme aller übrigen Kandidaten drücken mit größerem oder geringerem Nachdruck die Ansichten der betreffen⸗ den Parteiführer aus. Alle Parteien sind auf das Aeußerste durch die Vorbereitungen zu den Neuwahlen in Anspruch ge—

nommen und scheinen, mit Ausnahme der Arbeiterpartei, welcher

es an Mit eln fehlt, für den jetzt so plötzlich eingetretenen Fall einer Parlamentsauflösung vollständig vorbereitet gewesen zu sein. So hat die konseroative Partei in Schottland, welches bis jetzt durchaus liberal gewählt hatte, schon 28 mehr oder weniger unterstützte Kandidaten aufgestellt, und die Home-Rule⸗-Partei hat bereits 43 Kandidaten nominirt, welche aller Wahrscheinlich— keit nach auch sämmtlich siegen werden.

Die von Earl Russell, dem greisen Verfechter religiöser und politischer Freiheit, angeregten Versammlungen, in welchen der Sympathie Englands mit dem Deutschen Kaiser und Volke in ihrem Kampfe gegen den Ultramontanismus Ausdruck gegeben werden sollte, haben unter zahlreicher Betheiligung am 27. Januar stattgefunden. Earl Russell selbst, welcher den Vorsitz führen wollte, war durch Krankheit von der Theilnahme an den Versammlungen abgehalten, und präsidirte statt seiner Sir John Murray. Auch viele Parlamentsmitglieder, die ihre Theilnahme zugesagt hatten, waren durch die erfolgte Parlamentsauflösung daran verhindert worden. Dieselben hatten jedoch, wie auch die Erzbischöfe von Vork und Canterbury und etwa 1200 Geistliche, schriftlich ihre Sympathie ausgesprochen. Auch von den Herzögen von Rich— mond und Manchester und mehreren Mitgliedern des Oberhauses, sowie von mehreren Städten, wie Bristol und Liverpool, war brieflich die Zustimmung mit dem Meeting ausgedrückt worden. Aus Edinburgh, Birmingham und anderen Orten, sowie aus den Vereinigten Staaten und Canada waren Deputationen erschienen. Die vorgeschlagenen Resolutionen, in welchen dem Deutschen Kaiser die Bewunderung der Versammlung für seinen vom 3. September datirten Brief an den Papst ausgedrückt, sowie die Pflicht und das Recht aller Nationen für Aufrecht⸗ haltung der bürgerlichen und religiösen Freiheit anerkannt und deshalb die Sympathie Englands mit Deutschland ausgesprochen wird, wurden in beiden Versammlungen mit enthusiastischen Zurufen und lebhaften Akklamationen angenommen. In der 4. Resolution war beschlossen worden, die Beschlüsse zur Kenntniß des Deuischen Kaisers und des Deutschen Volks zu bringen, was denn auch durch Vermittlung der Kaiser— lichen Botschaft geschehen ist. An demselben Tage hielt der Erzbischof Manning eine Ansprache an einen Mäßigkeitsverein in Manchester, in welcher er sich auf das Heftigste gegen die deut⸗ schen Sympathiemeetings und gegen die preußischen Kirchengesetze aussprach.

In der Mitte des Monats tagte in Sheffield der sechste Jahreskongreß der Gewerkvereine, an welchem 150 Deputirte, die etwa eine Million Arbeiter vertraten, Theil nahmen. Die Ver⸗

handlungen wurden maßvoll und mit strenger Berücksichtigung praktisch erreichbarer Zwecke geführt, von einer Vertretung sozialisti⸗ scher Tendenzen war nichts zu bemerken. Der Kongreß sprach sich gegen Ueberzeitarbeit, Sträflingsarbeit, so weit sie mit der freien Ärbeit konkurrire, und die einseitige Feststellung der Lehr⸗ lingszeit durch die Arbeitgeber aus, befürwortete dagegen das Recht der Arbeiter, als Geschworne zu fungiren, sowie die Ein⸗ führung von Schiedsgerichten in Streitigkeiten zwischen den Ar⸗ beitern und Arbeitgebern.

Der Krieg gegen die Ashantis scheint sich in die Länge zu ziehen. Seit dem 1. Januar sind die englischen Truppen auf dem Vormarsche gegen Kumassi begriffen und hat die erste über den Prah vorgedrungene Abtheilung am 6. ein zwölf Meilen jenseits des Flusses gelegenes Dorf besetzt. Der Gesundheits⸗ zustand der Truppen ist gut, die Wege jenseits des Prah sind besser, als erwartet werden konnte, und auch das Klima ist er⸗ träglicher. Einer Nachricht der „Western Morning News“ zu⸗ folge wäre ein Gesandter des Königs der Ashanti mit Friedens⸗ vorschlägen bei Sir Garnet Wolseley eingetroffen, doch habe der General die ihm gemachten Vorschläge abgewiesen. Die Küsten⸗ stadt Chama ist von englischen Kriegsschiffen zerstört worden. Dieser Ort war von den Fantis, den Bundesgenossen der Eng⸗ länder, mit Hülfe englischer Kanonenboote genommen worden, doch wurden dieselben später von den rückkehrenden . wieder vertrieben. Zur Strafe wurde die Stadt bombardirt.

Die Zustände in Bengalen sind ernster Natur. Die Re⸗ gierung ist zu dem Entschlusse gekommen, daß es an der Zeit sei, mit systematischen Unterstützungen zu beginnen. Für die Beförderung von Auswanderern nach Birma hat der Vicekönig 50,90) Pf. Sterling ausgesetzt. Viele Arbeiter haben sich zu den Nothbauten im Distrikte von Nord⸗Patna gemeldet, und die Mehrzahl der Pflanzer ist bei der Regierung um Vorschüsse ein— gekommen. In Nord⸗Behar ist die Noth schon eine sehr große.

Frankreich. Versailles, 6. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde Buffet mitzz48 Stimmen wieder zum Präsidenten (246 Stimmen erhielt Léon Say), Martel, Benoist d'Azͤy, Goulard und Chabaud Latour zu Vice-Präsidenten gewählt. Die Kommission zur Vorberathung des Budgets pro 1875 besteht aus 18 Mit⸗ gliedern der Rechten und 12 Mitgliedern der Linken. Die Kommission zur Berathung der konstitutionellen Vor⸗ lagen hat sich gegen die Einführung des indirekten Wahlrechts, wonach von den Wahlberechtigten zunächst Wahlmänner, von diesen aber die Deputirten gewählt werden, ausgesprochen.

Gerüchtweise verlautet, der Herzog von Aumale solle zum Chef des neu zu organisirenden großen Generalstabes er— nannt werden.

Spanien. Aus Oran, 4. Februar, wird dem „Reuter⸗ schen Bureau“ mit Bezug auf die flüchtigen Galeerensträflinge aus Cartagena gemeldet:

„Die spaniscken Fregatten werden hier erwartet, um die Galeeren sträflinge aus Cartaßsena nach Spanien einzuschiffen. Ihre Anzahl wird auf ca. 1 (0 geschätzt. Es entstanden unter denselben Streitig⸗ keiten, die in einen Krawall ausarteten. Er mußte von Zuaden mit aufgesteckten Bajonctten unterdrückt werden, wobei meyrere Züchtlinge verwundet wurden. Die von den Flüchtlingen von Gartag na mitge— rrachte Beue wird von den französischen Autoritäten auf 25,000 Fr. im Werthe geschätzt.

Italien. Rom, 3. Februar. Berichten aus Turin zu— folge ist eine günstigere Wendung in dem Krankheitszustande der Herzogin von Aosta eingetreten.

Gelegentlich der internationalen Gartenbauausstellung, welche nächsten Mai in Florenz stattfinden wird, soll auch ein ökonomischer Kongreß daselbst abgehalten werden.

Der Bau der Eisenbahnbrücke über den Po bei Bor⸗ goforte schreitet rüstig vor. Ein Brückenkopf und 4 von den 6 Pfeilern sind bereits fertig und man hofft vor Ende Mai die ganze Brücke hergestellt zu sehen.

6. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten kammer machte Minister-Prasident Minghetti die Mittheilung, daß der König das Demissionsgesuch des Unter⸗ richts ⸗Ministers Scialoja angenommen habe und daß der Mi—⸗ nister des Janern, Graf Cantelli, interimistsch mit Wahr⸗ nehmung der Geschäfte des Unterrichts Ministers beauftragt sei.

Dem gestiigen Empfange bei dem Deutschen Gesandten v. Keudell wohnten der Kronprinz und die Kronprin⸗ zessin von Ztalien, die Minister und eine große Anzahl von Hof⸗ und Staatswürdenträgern, höheren Offizieren und Depu⸗ tirten bei.

Türkei. Ein der „Presse“ unterm 6 Februar zugegangenes Telegramm aus Konstantinopel meldet: Prinz JYussuf⸗ Izzedin⸗-Effendi, der älteste Sohn des Sultans, sei am Scharlachfieber gefährlich erkrankt.

MNußland und Polen. St. Petersburg, 4 Februar. Der General-Gouverneur von Warschau, General⸗-Adjutant Kotzebue, hat folgendes Allerhöchste Reskript erhalten:

Paul Jewsstafjwitsch! Ihr langjähriger Dienst ür Thron und Vaterland und der erprobte Eifer in der Erfüllung aller Innen über tragenen müh vollen Pflichten bewogen Mh, Ihaen im Jahre 1862 die Oberverwaltung des Gebiets von Neurußland anzuvertrauen.

Während eines Zeitraums von eilf Jahren haben Sie in der Stellung des General Gonvergeurs ven Nrurußland und Bessarabien unabtässig ihr sorgsames Augenmerk und Ihre unermüdlich- Thätigkeit darauf gerichtet, dem Ihnen anvertrauten ausgedehnten Geviet den erforderlichen Wohlstand zu verleihen, indem Sie Ihre besondere Sorgfalt sowohl dem ökonomischen Gedeihen desselben uwandten, als auch der regelinäßigen Ausführung aller der Maßnahmen und Gsetzbe— stimmungen, welche durch Meinen Willen zum Wohle Meinen getreuen iter⸗ thanen vorgezeichnet und bestätigt wurden. Nachdem Ich Sie nun auf den wichtigen Posten eines General Gouverneurs von Warschau berufen, ist es Mir angenehm, Ihnen Meine aufrichtige Erkenntlichkeit für die ausgezeichnete und erfolgreiche Verwaltung des neurussischen Gebiets auszudrücken, welches durch Ihre nützliche und erfahrungs— reiche Thätigkeit dahin gebracht ist, daß es möglich geworden, in den Gouvernements und Stadthauptmannschaften desselben die Verwal— tung nach den Bestimmnngen der allgemeinen Gouvernements-Insti= tution einzufübr«n. Ich bin fest überzeugt, daß auch die neuen be— schwerlichen Pflichten, die Ihnen durch Mein Vertrauen übertragen werden, mit demselken unermüdlichen Eifer, mit derselben Sach- kenntniß und Erfahrung werden erfüllt werden, welche stets Ihren langjäbrigen und ununterbrochen nützlichen Dienst für das Vaterland kennzeichneten.

Ich verbleibe Ihnen für immer wohlgewogen.

Das Original ist von Seiner Kaiserlichen Majestät Höchsteigen⸗ händig unterzeichnet:

„»Ihr Sie aufrichtig liebender

St. Petersburg, am 17. Januar 1874.

Die „St. Pet. Ztg.“ veröffentlicht einen Allerhöchsten Befehl: ‚Ueber die Gewährung einiger Erleichterungen an Personen, welche bis zum 1. Januar 1871 unter der Anklage von Staatsverbrechen gestanden haben, wenn sie nicht später irgend welche neue Verbrechen begangen oder sich etwas Tadelns⸗ werthes haben zu Schulden kommen lassen.“

Alexander.“