1874 / 58 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Mar 1874 18:00:01 GMT) scan diff

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Dem Jahresbericht der Handelskammer zu Frankfurt a. M. für 1872 entnehmen wir, daß die Handelsthätigkeit, inson⸗ derheit auch der Waarenhandel ini J. 1872 einen sehr lebhaften Auf— schwung genommen hat und sich fast in allen Zweigen günstig ent⸗ wickelt hat. Aus der Uebersicht der im J. 18727 bei dem Haupt— Steuer ⸗Amt Frankfurt a. M. eingegangenen, verzollten und zollfrei abgefertigten Gegenstände heben wir z. B hervor: Baumwolle und Baumwollenwaaren 4238 Ctr. (gegen 2193 ECtr. in 1871), rohes Blei 1593 Ctr. (1871: 306 Ctr.), Soda 2061 Ctr. 1871: Sol Ctr.), Farbehölzer 1907 Ctr. (119 Ctr.), Indigo 2916 Etr. (1719 Ctr.), Krapp 135 Ctr. (81 Ctr.), Albumin u. dergl. 6310 Ctr. (1094 Ctr,), ganz grobe Eisen und Stahlwaaren 21,145 Ctr. (4185 Ctr.), grobe desgl. 3876 Gir. (2061 Ctr.), Erden, Erze u. dergl. 2358 Ctr. (909 Ctr.), Maschinen 6375 Ctr. (4167 Ctr.). Kupfer 2c. 0635 ECtr. (38512 Ctr. , Lichte 1972 Ctr. (607 Ctr.), Bier 3780 Ctr. (1729 Ctr.), Tabaksblätter 8887 Ctr, (2771 Ctr.), Theere u. Mineralöle (excl. Petroleum) 1924 Ctr. (698 Ctr.), Fliesen, Ziegel, Schmelztiegel, ge= meine Oefen und gemeines Töpfergeschirr 55, 850 Ctr, (138,333 Ctr), Zinn 1818 Ctr. (429 Ctr.) ü. s. w. Wie erheblich die Einfuhr Frankfurts in einzelnen Artikeln ist, beweisen folgende Zahlen, in denen das Verhältniß dieser Einfuhr zur Gesammteinfuhr, des Zell vereins ausgedrückt ist: JI) Gewebe aus Kautschukfäden in Verbin⸗ dung mit anderen Spinnmaterialien 2435, 2) Talg⸗, Stearin- und an⸗ dere Lichte 20, 3) feine Bürstenbinder⸗ und Siebmacherwaaren . 12. 4 Rohe Hasen⸗ und Kaninchenfelle 11, 5) Wollene Fußteppiche 114 6) Waaren aus Seide oder Floretseide, auch in Verbindung mit Me— tallfäden 11,3, 7) Brüsseler 2c. Handschuhleder, auch Corduan, Ma⸗ rokkin und alles gefärbte und lackirte Leder 105, 8) Halbgare, sowie bereits gegerbte, noch nicht gefärbte zc. Ziegen⸗ und Schaffelle 1902, 9) Hüte aus Stroh, Rohr, Bast, Binsen c. ohne Garnitur 10), 10 Waaren aus Seide ꝛc. in Verbindung mit Baumwolle, Leinen ꝛę. 10, II) Hüte aus Stroh, Rohr, Bast 2c. mit Garnitur, auch dergl. aut Holzspahn 101, 12) Taschenuhren, Wgaren aus unedlen Metallen, echten Perlen, Korallen oder Edelsteinen gefertigt ꝛc. 100, 13) Wollene Waaren, auch in Verbindung mit Baumwolle, Leinen oder Metall- fäden, Stickereien, Spitzen und Tülle 100 Prozent. Außerdem sind noch 36 andere Klassen von Artikeln, in welchen die Einfuhr zwischen 10 und 4 Prozent der Gesammteinfuhr des Zollvereins beträgt.

In zollamtlich verschlossenen Wagen und Körben kamen im Jahre 1872 per Eisenbahn 264,643 Ctr., zu Wasser 223,251 Ctr. an, gegen 19944359 resp. 231461 Cir. in 1851; außerdem trafen 109,194 Ctr. (1851: 101,618 Ctr.) mit Begleit! und Uebergangsscheinen per Bahn ein. Im Riederlageverkehr betrug der Zugang 156,585 Ctr., der Ab⸗ gang 149,577 Ctr., der Bestand 44583 Ctr. An Zollgefällen wurden 1,125,995 Thlr. erhoben, 27,,75 Thlr. mehr als im Vorjahre, 216 Prozent der Gesammteinnahme des Zollvereins. Zu den Messen gingen 35,512 Ctr. ein, gegen 34,502 Ctr. in 1871. Nach der nordamerikanischen Union wurden im J. 1872 für 3,572, 147 Fl. Waaren ausgeführt, 379,015 Fl. oder 11x mehr als im Jahre 1871. Den Hauptausfuhr⸗»Artikel bildeten Leder, Häute und Felle (L461, 183 Fl., gegen 899,400 Fl. in 1871) und Hasenhaare (14 ES! Fl, gegen i 7764 Fl. in 1871). Die Mahlsteuer ergab 59,596 Thlr. gegen 585727 Thlr. im Vorjahre, der Körnerverbrauch betrug 317 Pfd. 6 Loth pro Kopf, gegen 313 Pfd. 2 Loth in 1871. Der Fleischver— brauch berechnet fich auf 170 Pfd. 22 Loth pro Kopf, gegen 164 Pfd. Loth in 1871. Die Schlachtsteuer brachte 176,659 Thlr., gegen 166,007 Thlr. im Vorjahr, die Branntweinsteuer 2998 Thlr. U 871: 4393 Thlr, die Braumalzfteuer 122,576 Thlr. (1871: 108,284 Thlr.), die Stempelsteuern für Urkunden 463,659 Thlr. (1871: 265,135 Thlr.), für Wechsel 128,297 Thlr.

Am 12. November a. p. hatten sich mehrere Eisenindustrielle des Rheinisch⸗Westfälischen Industriebezirks zur Besprechung der Lage der Eisenindustrie in Dortmund versammelt, sich als Komite konsti⸗ tuirt und eine allgemeine Versammlung für den 24. November aus— geschrieben. Diese Versammlung, welche zahlreich von Eisenindustriel⸗ len aus Rheinland und Westfalen, dem Siegelande, Nassau und Luxemburg besucht war, fand unter dem Vorsitze des Präsidenten, Wm. T. Mulvany in Düsseldorf statt und faßte unter Anderem den Beschluß, einen Verein der Eisenindustriellen für ganz Deutschland zu bilden nnd vorläufig die schlesischen Industriellen zur Mitwirkung bei der Konstituirung dieses Vereins aufzufordern. In Folge dieses Be⸗ schlusses und der aus demselben hervorgehenden Verhandlungen, welche Seitens der schlesischen Industriellen von dem General - Direktor der Vereinigten Königs⸗ und Laurahütte Herrn Richter zu Berlin geführt wurden, fand am 13. Dezember a. p. im Hotel de Russie zu Berlin

eine Versammlung von Delegirten der Schlesischen und Rheinisch— Westfälisch⸗Nassauischen Eisenindustriellen statt, in welcher, außer einer Petition an den Handels ⸗Minister, die Bildung eines Vereins deutscher Eisenindustriellen n n. wurde, welcher, den Zutritt weiterer Gruppen stets offen haltend, zunächst aus der schlesi— schen und der rheinisch⸗westfälischnassauischen Gruppe bestehen sollte; gleichzeitig wurde dem Komite der letztgenannten Gruppe der Auftrag ertheilt, einen Statutenentwurf vorzubereiten. Am 28. Februar a. e. traten nun Delegirte beider Gruppen zu einer Sitzung in Berlin zu⸗ sammen, in welcher die Statuten einer eingehenden Prüfung unter⸗ worfen und festgestellt wurden. Nach denselben wird der neu gebildete Verein sein Augenmerk vorzugsweise richten: a. auf die wirthschaftliche Gesetzgebung des Reiches, beziehungsweise der Einzelnstaaten; b. auf den Äbschluß günstiger Handels- und Schiffahrtsverträge; . auf die Vervollständigung der Kommunikationsmittel, die Verbesserung des Betriebes auf denselben und die Vereinfachung und günstigere Gestal⸗ tung der Tarife; d. auf Regelung der Arbeiterverhältnisse; e. auf die Gruͤndung solcher Einrichtungen in den einzelnen Bezirken, welche ge⸗ eignet erscheinen, den Verkehr und die Verständigung zwischen den Eisenindustriellen und zwar einerseits deren Lieferanten von Rohmate⸗ rialien, andererseits den Abnehmern der Produkte zu erleichtern.

Nr. 10 der, Deutschen Industrie⸗Zeitung“, Organ der Handels- und Gewerhekammern zu Chemnitz, Dresden, Plauen und Zittau, (verantwortlicher Redacteur: Max Diezmann) enthält: Gesetz⸗ entwurf, betreffend belästigende gewerbliche Anlagen. Von J. Frühauf. Eine unterschätzte Waffe des Sozialismus. Von Dr. C. Roscher. e,, aus Nr. 9) Technik: Prof. Dr. Hartigs Versuche über den Arbeitsverbrauch von Werkzeugmaschinen. (Fortsetzung aus Nr. 9) Verarbeitung von Weißblechab fällen. Nach Dr. C. Künzel. Flachsbau. Einwirkung von Alkalien auf Baumwolle und Flachs. Ftesselstein⸗ beseitigung. Wärmeverluste eingemguerter Dampfkessel. Industrielle Briefe: Bremen: een tt nr Rettung Schiffbrüchiger. Camden: Eisen⸗ und Stahlindustrie in den Verein. Staaten. Manchester: Wochenschau über den englischen Maschinen⸗ und Metallmarkt. Literarisches: F. v. Gutbier: Hülfsbuch über den Dampfkesselbetrieb, di Gewichts- und Druckvergleichungen. Dr. Schneider: Erster Jahres- bericht der Wormser Brau⸗Akademie. Technische Notizen. Fragen. Beantwortungen. Industrielle Notizen. Vermischte Notizen. Personalnachrichten. Patentertheilungen. Korrespondenz.

Wien, 7. März. (W. T. B. Die Börsenkam mer hat das Liquidations-⸗Reglement dahin verschärft, daß bei Aufgabe der 5 die Ablieferungs-Adressen angegeben werden müssen Und eine Abholung der Effekten nicht mehr gestattet ist. Ebenso ist der Termin für die Angabe der Hände verkürzt. Der Girokassenverein hat bilanzmäßig einen Verlust von 40 Prozent seines Aktienkapitals erlitten. Dem zufolge werden zwei auf 500 Fl. lautende Aktien gegen drei Aktien à 200 Fl. umgetauscht und das Aktienkapital durch Aus— gabe neuer Aktien ergänzt. Bezüglich dieser Aktien steht den Aktionären das Bezugsrecht zu.

Paris, J. März. (W. . T. B.) Mehrere Journale erwähnen gerüchtweise des Projektes, die Anleihe Morgan in eine dreipro⸗ zentige Anleihe zum Course von 60 zu konvertiren.

Verkehrs⸗Anstalten.

Plymouth, J. März. (W. T. B.) Die Dampfer der Ham⸗ burg transatlantischen Linie „Schiller? und „Teutonia“ sind hier angekommen.

New. York, 8. März. (W. T. B.,. Der Postdampfer des baltischen Lloyd „Franklin“ ist gestern mit voller Ladung von hier nach Stettin abgegangen.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen-Büreau.

Pe sth, Montag, 9. März, Vormittags. Bei Gelegenheit der Beerdigung eines Gefangenen, welcher sich im Gefängnssse das Leben genommen hatte, haben gestern in Neu⸗Pesth Unruhen stattgefunden, veranlaßt durch das Gerücht, daß der Selbstmord durch Mißhandlungen des Verstorbenen Seitens der städtischen Polizei⸗Offizianten verursacht sei. Von der Volksmenge wurde die Leiche vor das Gemeindehaus getragen und Steinwürfe gegen dasselbe gerichtet. Auf dem Friedhofe kam es ebenfalls zu tumultuarischen Vorgängen, so daß die Polizeibeamten sich zum Einschreiten veranlaßt sahen. Dieselben wur—⸗

den aber von der Menge durch Steinwürfe zurücgetrie⸗ ben. Abends sammelte sich eine Volksmenge vor dem Gemeindehause und erbrach die Thüren und Fenster desselben. Von den Polizeibeamten wurde darauf Feuer gegeben, wobei vier Personen getödtet und eine Anzahl anderer Personen schwer verwundet wurden. Um eine Wiederholung der Unruhen zu verhindern, ist für die Nacht Militär requirirt worden.

Pesth, 9. März, Mittags. Bei den in vergangener Nacht in Neu⸗Pesth stattgehabten Unruhen wurde von der herbeige⸗ sttömten, meist aus Arbeitslosen bestehenden Menge das Ge⸗ meindehaus in Brand gesteckt. Die zur Hülfeleistung herbei⸗ eilende Feuerwehr wurde von den wüthenden Haufen mit Stein⸗ würfen zurückgetrieben. Erst Mitternacht, als das requirirte Militär eingetroffen war und die Feuerwehr schützte, gelang es das Feuer zu löschen.

New⸗Jork, Sonntag, 8. März, Abends. Caleb Cushing, der neu ernannte Gesandte der Vereinigten Staaten für Spa⸗ nien, ist nach Madrid abgereist. Cespedes, der ehemalige Präsident der Aufständischen auf Kuba, ist in Folge Verraths in die Hände der Spanier gefallen und von denselben erschossen worden.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 10. März. Opernhaus. (63. Vorstellung.) Tell. Große romantische Oper in 4 Akten. Musik von Rossini. Ballet von P. Taglioni. Mathilde: Frl. Lehmann. Hedwig: Frl. Lammert. Gemmy: Frl. v. Bretfeld. Tell: Hr. Betz. Walter Fürst: Hr. Fricke. Arnold: Hr. Diener. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (68. Vorstellung.) Die Hagestolzen. Lust⸗ spiel in 3 Akten von Iffland. Margareihe: Fr. Niemann⸗Raabe, als Gast. Vorher: Ein Afrika⸗Reisender. Plauderei in 1 Akt von Najac, deutsch von Winter. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗

reise. ö eng, 10. März. Im Saal ⸗Theater des Königlichen Schauspielhauses. Vierzigste Vorstellung der französischen Schau⸗ spieler⸗Gesellschaft. Sixieme représentation de: La Tasse cassée. Premiere reprêsentation de: L'Eté de la Saint Martin. Pre- mière représentation de: Le Breésilier.

Mittwoch, 11. März. Opernhaus. (64. Vorstellung.) Auf Begehren: Flick und Flock. Komisches Zauber⸗Ballet in 3 Akten und 6 Bildern von P. Taglioni. Mufik von P. Hertel. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (69. Vorstellung.)) Die Realisten. Lust⸗ spiel in 4 Akten von Ernst Wichert. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise. ö

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗, wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theater-Billets im Bureau der General⸗ Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegan⸗ gen angesehen und finden keine Beantwortung.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenstände können von den Eigenthümern innerhalb 4 Wochen bei den Hauspolizei⸗Inspektoren Schewe (Opernhaus) und Hoff⸗ meister (Schauspielhaus) in Empfang genommen werden. Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frist nicht, so werden dieselben den Findern ohne Weiteres ausgehändigt.

Königliches Schauspielhaus.

Der bekannte Wiener Lustspieldichter, dem wir die heitere Gabe verdanken, welche unter dem Titel: „Ein Schritt vom Wege“ den Weg über alle bedeutenderen deutschen Bühnen ge⸗— macht hat, unternimmt es, in seinen am Sonnabend zum ersten Male hier aufgeführten „Realisten“ in aristophanischer Weise die Schwächen der heutigen Gesellschaft zu geißeln. Von diesem Gesichtspunkt aus will sein neuestes Lustspiel betrachtet sein; in literarischer Beziehung kann dasselbe als eine Bereicherung des Repertoires kaum angesehen werden, da es weder in Erfindung, noch Ausführung, noch Sprache sich über das Niveau desjenigen Lustspielstyls erhebt, der seinen Hauptvertreter in Benedix hatte, an dessen Charaktere ohnehin manche der Wichertschen Figuren erinnern. Wie das vorgenannte Lustspiel sind auch die „Realisten“ frisch aus der jüngsten Vergangenheit geschöpft. Nachdem der patho⸗ logische Zufstand, in welchem sich die moderne Gesellschaft bis vor Kurzem noch befand, mehr und mehr gesunderen Zuständen weicht, durfte der Lustspieldichter es wagen, ihr ein Spiegelbild vorzuhalten, in welchem sie die eigenen Thorheiten belachen kann. Gründungen, Börsenspekulation, Sucht nach Reichthum, Frauen⸗ emanzipation, Verflachung der Kunst⸗ und Wissenschaftspflege u. s. w., wie sie als Symptome dieser Krankheitserscheinung auftraten, sind die Motoren des Stücks.

Wie der zerstörende Strom der „realistischen“ Zeitrichtung in das Glück zweier Familien, welche bis dahin ihre Befriedi⸗ gung in tüchtiger Arbeit suchten und fanden, eindringt und ihre Mitglieder im Schwindel mit sich fortführt, bis sie wieder auf den rechten Weg gewiesen werden und zu ihren früheren Be⸗ schäftigungen zuruͤckkehren, diesen Stoff hat Wichert zu einem lebensfrischen Zeitgemälde verarbeitet. Das Ende ist kein tra⸗ gisches, da ein aus Amerika zurückgekehrter, lebenskundiger, idea⸗ listisch gesinnter Freund die Heilung der Verblendeten übernimmt. Roderich Werwein und der Banquier Löwenberg sind die Intriganten, das gute und das böse Prinzip, welche auf beiden Seiten die Fäden ziehen, an denen sie alle Uebrigen halten. Der Umstand, daß die Letzteren durchaus passiv bleiben, bringt diese in die Gefahr, nicht nur lächerlich, sondern verlacht zu wer⸗ den, weil sie unzurechnungsfähig erscheinen, und darin liegt ein Nachtheil, der den Gesammteindruck beeinträchtigt. Im Ganzen genommen gehören die „Realisten! zu den⸗ jenigen dramatischen Erzeugnissen, die ohne die Kritik herauszu⸗ ,. mehr der Unterhaltung dienen wollen. Das Publikum verstand diese Absicht des Dichters und gab seinem Beifall wieder⸗ holten Ausdruck.

Die Darstellung verdiente denselben nicht minder als die Novität. Von den darin beschäftigten Künstlern war jeder an seinem Platze. Hervorgehoben sei nur Hr. Berndal als Roderich Werwein, Hr. Krause als Löwenberg, der durch diskrete Behand⸗ lung in Dialekt und Darstellung diese Rolle geschickt vor Uebertrei⸗ bung bewahrte und besonders Hr. Oberländer, welcher mit dem Professor Knorr seine Gallerie von Genreportraits um ein neues künstlerisch durchgeführtes bereichert hatxt. Von den Damen er⸗

regte namentlich Frl. Wienrich, (Charlotte Knorr) während die Künstlerin in den ersten weinerlichen Scenen nicht recht zur Geltung gekommen war, im letzten Akt als weiblicher Student durch keckes Auftreten viele Heiterkeit.

Statistik über den Postverkehr im deutschen Reichs⸗ postgebiet 1873.

Das Gebiet der deutschen Reichspost umfaßt 8077,93 Qua—2 dratmeilen mit 34339 434 Einwohnern (nach der Zählung von 1871) oder 4251 Einw. auf der Qu.⸗M. Die Zahr der deutschen Reichs⸗Postanstalten betrug Ende 18373 5965 oder eine Postanstalt auf je 1,3 Qu.⸗M. und je 5757 Einw. Briefkasten waren Ende 1873 an Orten mit Postanstalten 11,227, in den Land⸗Briefbestellbezirken 17,709 vorhanden. Die Zahl der Post⸗ beamten belief sich auf 17,496, diejenigen der Unterbeamten (ein⸗ schließlich der kontraktlichen Diener und Privat-Unterbeamten) auf 27,408.

Zur Bestellung oder Ausgabe gingen im Jahre 1873 bei den deutschen Reichs⸗Postanstalten ein: an Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Waarenproben) 452, 329, 722 portopflichtige oder auf jeden Einwohner 13,7, und 25, 306,884 portosreie; an Packet⸗ und Geldsendungen 49850, 208 Stück pPortopflichtige oder auf jeden Einwohner 1,45 Stück und 1,240, 236 Stück portofreie; 2, 173,320 Packete (die in der Gesammtzahl von 49,850,208 Stück mitgerechnet sind) und 3, 029,490 Briefe mit Postvorschuß; 437, 994 Postmandate. An Postanweisungen wurden 13,506,980 Stück eingeliefert. Von Zeitungen, die im Abonnement bezogen, wurden 248, 154482 Nummern, von extra—⸗ ordinären Zeitungsbeilagen 2307921 Stück befördert. Die Zahl der Postreisenden betrug im Jahre 1873 5, 702.073.

Der stärkste Postverkehr fiel auf Berlin mit 5039 porto⸗ pflichtigen Briefen und 3,33 portopflichtigen Packeten auf den Einwohner, demnächst im Briefverkehr auf Bremen (29,9), Frankfurt a. M. (27, ), Hamburg (2433) und Lübeck (23,10), im Packetverkehr auf Bremen (299), Düsseldorf (249), Frank⸗ furt 4. M. (2,3), Leipzig (2, ), Arnsberg (27), Lubeck (260) und Cöln (2,99. = Der geringste Postverkehr fand in Briefen im Ober-Post⸗ direktions⸗Bezirk Gumbinnen (649, im Packetverkehr in den ö urg und Metz (O9 resp. 0,9) att.

Im Atelier des Bildhauers Manger (Von der Henydt⸗ straße 9) ist für die nächsten Tage das Kolossalmodell eines Monumentalwerks ausgestellt, welches ebenso durch seine Bestim⸗ mung ein patriotisches Interesse erweckt, als durch seine eigene Tüchtigkeit die künstlerische Beachtung und Anerkennung ver— dient. Es ist die 10 Fuß hohe symbolische Gestalt einer Ger⸗ mania, die als Denkmal für die im großen deutschen Kriege für das Vaterland Gebliebenen, aus dem Saatziger Kreise auf dem Marktplatz zu Stargardt in Pommern errichtet werden

soll. Die hohe Königliche Frauengestalt, eine mächtige kriegsge⸗ rüstete Jungfrau, trägt auf dem Haupt die Kaiserliche Krone, um die Schultern, durch Spangen auf der Brust zusammenge⸗ halten, den prächtigen Mantel, welcher, zurückgeschlagen, in breiten schön drapirten Faltenmassen über den Rücken wallt. Den Leib umschließt eng anschmiegend bis tief unterhalb des Gürtels ein mit dem Adlerbilde gestickter Waffenrock, von Franzen⸗ Quasten gesäumt; unterhalb desselben fällt bis auf die Füße nie⸗ der das weite faltige Gewand. Die Gestalt steht in der linken Hüfte ruhend, an welcher das Schwert hängt, die linke Hand auf den obern Rand des Adlerschildes gelegt, in der Rechten den Lorbeerkranz haltend, welchen sie, die das edle Antlitz mit schmerzlichem Ausdruck leise neigt, auf die theuren Gräber senken zu wollen scheint. Es ist ein großer Zug, eine feierliche Kuhe und Würde, eine monumentale Wucht in der ganzen Erscheinung; der Kopf hat für ein derartiges allego⸗ risches Wesen vielleicht eine zu markirte persönliche Individuali⸗ sirung erhalten. Leider steht dem schönen Werk nur die Aus⸗ führung in gebranntem Thon bevor, da die verfügbaren Geld⸗ mittel sie in einem dauernderem Material, Bronze oder Stein, nicht gestatten.

Diese Statue wird sich an ihrem Bestimmungsorte auf einem 11 Fuß hohen Piedestal aus Sandstein erheben Drei Stufen führen von der Grundfläche des Denkmal⸗. plateaus zu demselben Postament hinan. Den Grund⸗ riß seines eigentlichen Kerns bildet ein Achteck, das durch Abschrägung der Ecken eines Quadrats entstanden ist. Vor diesen Ecken treten aufwärts bis zur halben Höhe des Fußgestells reichend, vier fünfseitige Vorsprünge heraus. Jeder der Viere trägt das Wappenthier Pommerns, den geflügelten Greif (ebenfalls aus gebranntem Thon in Marchs Fabrik her⸗ gestellth, mit aufgereckten Fittigen. Um den Sockel dieses Een ments ziehn sich in langen Schriftreihen die Namen der Söhne des Kreises, die ihr Leben dem Triumph der gerechten Sache, der Neugeburt Deutschlands und ihrem Könige zum Opfer ge⸗ bracht haben, 253 an der Zahl. In die vier Seitenflächen des hohen Postamentkörpers aber sollen Bronzetafeln eingelassen werden, drei derselben mit bezüglichen Emblemen und Orna⸗ menten geschmückt, und die Namen der gefallenen und an den Folgen des Krieges verstorbenen Offiziere aus jenem Kreise tragend, während der vierten vordersten dieser Tafeln die Wid⸗ mungsschrift eingegraben wird. .

Redaktion und Rendantur: Schwieger.

Berlin: Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (eiuschließlich Börsen⸗ und Handelsregister Beilage Nr. XI.)

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger

M 58.

Montag, den 9. Maͤrz

Beilage und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1871.

JInseraten⸗Erpedition des Jeutschen Reimhs-⸗-Anzeigrrs

und NUöniglich Vreußischen Staats Ameigers: L. Sten briefe und untersuchungs⸗Sachen.

Verlin, Wilhelm ⸗Straße dir. 32.

2. Handels-⸗Register 3. Konkurse, Subhastationen, Aufzebote, Tor-

Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

Steckbrief. Gegen den Webergesellen Heimann Stein, zuletzt hier Neue Friedrichsstraße Nr. 23 wohnhaft gewesen, ist die gerichtliche Haft wegen Urkundenfälschung in den Akten J. 3. de 1874. Komm. II. beschlossen worden. Die Verhaftung hat nicht ausgeführt werden können. Es wird ersucht, denselben im Beiretungsfalle festzunehmen und mit allen bei ihm sich vorfindenden Gegenständen und Geldern an die Königliche Stadtvoigtei⸗Dir k- tion hierselbst abzuliefern. Berlin, den 5. März 1874. Königliches Stadtgericht. Abtheilung für Untersuchungs⸗Sachen. Kommission II. für Vor⸗ untersuchungen. Beschreibung. Alter: 30 Jahr, geboren 13. Dezember 1843. Geburtzort: Lodz in Rußland. Größe: 5 Fuß. Haare: blond (röthlich). Augen: grau. Augenbrauen; blond. Kinn; klein. Nase: gewöhnlich (spitzz⸗. Mund: klein. Gesichts⸗ bildung: rund. Gesichtsfarbe: frisch. Zähne: gesund und vollständig. Gestalt: untersetzt. Sprache: ge— brochen deutsch.

Steckbriefs⸗ Erneuerung. Der von uns am 3. Oktober 1867 hinter dem Heinrich August Peise aus Schlaube et Gen. erlassene, zuletzt Unter dem 16. März 1872 erneuerte Steckbrief wird hiermit nochmals in Exinnerung gebracht.

Guhrau, den 2. März 1874.

Königliches Kreisgericht.

Oeffentliche Vorladung. Auf Anklage des Po— lizei⸗Anwalts vom 16. Nevember 1873 ist die Unter⸗ suchung wegen Desertion wider die nachstehend Be⸗ nannten: 1) Gemeiner Ignatz Jacaezewski aus Bo⸗ zejewice, 2) Gemeiner Peter Kosmalski aus Znin, 3) Gemeiner Joseph Wesolek aus Jaroszewo, 4) Ka—⸗ nonier Jose ph Demezok aus Rydlewo, 5) Dragoner Marcus Schmul aus Gogulkowo, 6) Kanonier Ja⸗ kob Chelmeczka aus Jaroszewo, 7) Garde⸗Gemeiner Alexander Kosanke aus Wilezkowo, 8) Trainfahrer 8 hann Brsykey aus Wyremba, 9) Ulan Anton

rueger aus Antonsdorff, 10 Mineur Carl Stroh⸗ schein aus Wladyslawo, 11) Musketier Ferdinand Krueger aus Barcin, 127 Gemeiner Valentin Safian aus Januszkowo, 13) Gemeiner Anton Smigielski aus Wielowiee, 14) Gemeiner Franz Lecwewski aus Biskusine, 155 Kanonier Jeseph Thadaeus Paw— lowski aus Labischin, 16) Gemeiner Theodor Ogos⸗ kiewski aus Labischin, 17) Füsilier Lucas Witkowski aus Chomiaza Geistl, 18) Fahrer Maximilian

Ryoski aus Tuczno, 19 Gemeiner Lorenz Rutowski

aus Chomigza Geistl,, 20) Musketier Martin Zmudziejewskl aus Octatkowo, 21) Ulan Michael Hapweki aus Zalachowo, 22) Gemeiner Ignatz Dziasnowski aus Lawrenzhof, 23) Handwerker ohne Waffe Johann Opalewskü aus Znin, 24) Train⸗ fahrer Johann Kurek aus Jaroszewo, 265) Füsilier Michael Bachorski aus Jaroszewo, 26) Gemeiner Johann Grzegorek aus Jannzkowo, 27) Musketier Franz Guza aus Podgorzyn, 28) Gemeiner Ignatz Dalat sus Murczhn, , Meuck tier Cern Wölnngkl aus Inin, 30) Gemeiner Andreas Gulz aus Venetia 31) Musketier Joseph Fogut aus Lubostron, 32) Gemeiner Woyciech Kajawa aus Labischin Vorwerk, 33) Füsilier Martin Chlebowski aus Zendowo, 34) Musketier Nicolaus Zmudziejewski aus Grzanowo, 35) Gefreiter Franz Witucki aus Gorki zagafue, 36) Musketier Franz Janieszewski aus Jaroszewo, 37) Gemeiner Valentin Karamol aus Januszlowo, 38) Gemeiner Michael Olszewski aus Znin, 39) Mus— ketier Casimir Schwedt aus Sarbinowa, 40) Ge⸗ meiner Johann Krajewski aus Bialozewin, 41) Füsilier Victor Quella aus Peterswalde, 42)

usketier Stanislaus Adamski aus Inncewo, 43) Gefreiter Gottlieb. Oehlke aus Neu⸗Dombie, 44) Gefreiter Friedrich Pohl aus Neu⸗Dombie, 45 Gemeiner Georg Poterek aus Woydal, 46) Ge⸗ meiner Martin Gawronski aus Retkowa, 47) Ge⸗ meiner Johann Wawrzyniak aus Murczyn, 48) Ge— meiner Christoph Leopold Weichelt aus Labischin, 49) Gemeiner Franz Pankowski aus Venetia, 50) Gemeiner Joseph Malecki aus Sulinowos, 51) Train⸗ fahrer Franz Kujawa aus Igroszewo, 52) Hand⸗ werker ohne Waffe Itzig Machol aus Labischin, 53) Gemeiner Martin Krueger aus Antonsdorff, 54) Ge⸗ meiner Joseph Wosniak aus Mamlitz, 55) Unter⸗

offizier Michael Fuß aus Jakturke, 56) Gemeiner

Johann Kruck aus Kanig, 57) Handwerker ohne Waffe Itzig Chaskel aus Znin, 58) Gefreiter Theo⸗ dor von Bziedzickf aus Obudno, 59) Trainfaghrer Heinrich Julius Schraeder aus Kornelino, 60) Mus- ketier Valentin Skonieczny aus Hure yn, 61) Pferde⸗ wärter Johann Fojutowski aus Jablowko, 62) Fü⸗— silier Valentin Cielecki aus Jaroszewo, 63) Gemeiner Stephan Szafranski aus Czarneblott, 64) Musketier Andreas. Lipinski aus Redzyce, 65) Gefrei⸗ ier Stanislaus Wolanski, aus Labischin, 66) Gemeiner Theodor Pokorny aus Biskupin, S7) Musketier Johann Mozany aus Podgorszyn, 68) Kürassier Thomas Marzhuski aus Jaroszewo, 69) Pferdewärter Joseph Kubiak aus Jablowko, 70 Pferdewärter Caspar Krueger aus Heidchen, 7) Füͤsilier Valentin Kruzel aus Januszkowo, 72) Gemeiner Jakob Dux aus Znin, 73). Gefreiter Heinrich Ristan aus Kobylarnia, 74) Handwerker ohne Waffe Michael . aus Autyngdorff, ö) Ersatz⸗Reservist Heymann Lewin aus Labischin, 76) Ersatz-⸗Reservist Cenrad Jablonski aus Labi⸗ chin, 77) ErsatzReservist Joseph Rozmarynowski aus

ozejewice, eröffnet und zum mündlichen Verfahren ein Termin auf den 21. April 1874, Vormittags

Uhr, an unserer Gerichtsstelle hier im Stelter⸗ schen Hause, eine Treppe hoch, anberaumt worden.

ladungen u. dergl. 4. Verkãufe, Verpachtungen, Submisstonen *.

Deffentlicher Anzeiger. ö.

8 Verloosung, Amertisation, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren.

3. An du trie lle E: ablifsements Fabriken n. Greßhandel

Verschie dene Bekanatmachungen.

*

Inserate nimmt an die autorisirte Annongcen⸗CExyvedition von

Rudolf Mosse in Berlin, Leipzig, gam burg. Frank-

furt a. M., Grealan, galle, Erag, Wien. München. Nürnherg. Straßburg. Zürich und Atuttgart.

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8. Literarische Anzeigen. 2. Familien- Rachrichten.

Die Angeklagten werden hierzu mit der Aufforderung öffentlich vorgeladen, zur festgesetzt n Stunde ent⸗ weder in Person oder durch einen auf ihre Kosten aus der Zahl der bei uns angestelllen Rechtsanwälte zu erwählenden Bevollmächtigten zu erscheinen, und die zu ihrer Vertheidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen, oder solche dergestalt zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können. Erscheinen die Angeklagten nicht, so wird mit der Unsersuchung und Entscheidung der Sache in contumacium ver⸗ fahren werden. Schubin, den 3 Dezember 1573. Königliches Kreisgericht. J. Abtheilung. Ediktal⸗Vorladung. Gegen nachstehende aus getretene Mllitärpflichtige: 1 Georg Hagemeister aus Dingelstaedt, geb. 22. Juli 1850; 2) Theodor Hartmann aus Dingelstaedt, geb. 2 Jali 1851; 3) August Flucke aus Freienhagen, geb. 19. August 1850, 4) Friedrich Heidenblut aus Geisleden, geb. 19. August 1851; 57 Johann Christoph Hoerhold aus Heiligenstadt, geb. 12. Mai 1850; 6) Georg! Franz Manegold aus Kella, geb. 11. Rovember 1851; 7) Johann Franz Diete aus Krombach, geb. 12. April 1851; 8) GChristoph Lemmel cus Lengenfeld, geb. 6. Februar 1851 9) Heinrich Durstewitz aus Schoen⸗ hagen, geb. 21. März 18493 10) Heinrich Westerberg aus Thalwenden, geb. 16. November 1851; 11) Jo⸗ hannes Goebel aus Westhausen, geb. 2. August 1851; 12) Peter Hoffmann aus Wilbich, geb. 15. August 1851, ist auf Grund der Anklage der hiesigen König⸗ lichen Staatsanwaltschaft vom 17. Januar d. J. die Untersuchung in Gemäßheit des §. 140 des Strafgesetzhuchs heute beschlossen worden, weil sie sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte dadurch zu entziehen gesucht haben, daß sie das Bundesgebiet ohne Erlaubniß verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebiets aufgehalten haben. Da der jetzige Aufenthaltsort der Angeklagten unbekannt ist, so werden dieselben vorgeladen, in dem zur münd⸗ lichen Verhandlung vor dem unterzeichneten Gericht auf den 12. Juui 1874, Vormittags 11 Uhr, anberaumten Termin in dem Sitzungszimmer Nr. 13 persönlich zu erscheinen und die zu ihrer Vertheidi⸗ gung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen oder doch so zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß; sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können, widrigenfalls mit der Unterfuchung und Entscheidung in contumaciam verfahren werden wird. Heiligenstadt, den 19. Januar 1574, Königliches Kreisgericht. JI. Abtheilung.

Konkurse, Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl. 8851 Berk anntmachung. dan R 65 Konkurseröffnung.

Ueber das Vermögen des Kaufmanns Carl Heintze zu Creuzburg in Firma „Carl Heintze“ ist durch Beschluß vom heutigen Tage Vormittags 1I1 Uhr der kaufmännische Konkurs eröffnet And der Tag der Zahlungseinstellung auf den

3. März 1874 festgesetzh worden.

J. Zum einst weiligen Verwalter der Masse ist der Kaufmann Friedrich Hertzog hierselbst bestellt. Die Gläubiger des Gemeinschuldners werden aufgefor— dert, in dem auf

den 19. März 1874, Vormittags 10 Uhr, vor dem Herrn Kreisrichter Rampoldt im Termins⸗ zimmer Nr. 4 des hiesigen Gerichtsgebäudes an⸗ beraumten Termine ihre Erklärungen und Vorschläge über die Beibehaltung dieses Verwalters oder die Bestellnng eines andern einstweiligen Verwalters und über etwaige Bestellung eines einstweiligen Ver⸗ waltungsrathes abzugeben.

II. Allen, welche von dem Gemeinschuldner etwas an Geld, Papieren oder anderen Sachen im Besitz oder Gewahrsanm haben, oder welche ihm etwas verschul⸗ den, wird aufgegeben, nichts an denselben zu verab⸗ folgen oder zu zahlen, vielmehr von dem Besitz der Gegenstände

bis zum 19. März 1874 einschließlich

dem Gerlcht oder dem Verwalter der Masse Anzeige u machen und Alles, mit Vorbehalt ihrer etwaigen

echte, eben dahin zur Konkursmasse abzuliefern. Pfandinhaber und andere mit denselben gleichberech⸗ ligte Gläubiger des Gemeinschuldners, haben von den in ihrem Besitz befindlichen Pfandstücken nur Anzeige zu machen.

III. Zugleich werden alle Diejenigen, welche an die Masse AÄnsprüche als Konkurszläubiger machen wollen, hierdurch aufgefordert, ihre Ansprüche, dieselben mögen bereits rechtshängig sein oder nicht, mit dem . verlangten Vorrechte,

bis zum 9. April 1874 einschließlich

bei uns schriftlich oder zu Protokoll anzumelden und demnächst zur Prüfung der sämmtlichen, innerhalb der gedachten Frist angemeldeten Forderungen, so wie nach Befinden zur Bestellung des definitiven Ver⸗ waltungs · Personals,

auf den 23. April 1874, Vormittags 10 Uhr, vor dem Herrn Kreisrichter Rampoldt im Termiss= zimmer Nr. 4 des hiesigen Gerichtsgebäudes zu er— scheinen. Nach Abhaltung dieses Termins wird ge⸗ eigneten Falls mit der Verhandlung über den Akkord verfahren werden.

VI. Zugleich ist noch eine zweite Frist zur An— meldung bls zum 11. Ini 1874 einschlieslich

festgesetzt, und zür Pruͤfung aller innerhalb derselben

nach Ablauf der ersten Frist angemeldeten Forde⸗ rungen einen Termin auf

den 25 Juni 1874, Vormittags 10 Uhr, vor dem Heirn Kreisrichter Rampoldt im Termins⸗ Zimmer Nr. 4 des hiesigen Gerichtsgebäudes an⸗ beraumt. .

Zum Erscheinen in diesem Termine werden die Gläubiger aufgefordert, welche ihre Forderungen innerhalb einer der Fristen anmelden werden.

Wer seine Anmeldung schriftlich einreicht, hat eine Abjchrift derielben und ihrer Anlagen beizufügen.

Jeder Gläubiger, welcher nicht in unserm Amts—⸗ bezlicke seinen Wohnsitz hat, muß bei der Anmeldung seiner Forderung einen am hiesigen Orte wohnhaften oder zur Praxis bei uns berechtigten Be voll mächtigten bestellen und zu den Akten anzeigen. Den⸗ jenigen, welchen es hier an Bekanntschaäft fehlt, werden die Rechts⸗-Anwalte JustizRath Libawski und Rechtsanwalt Drobuig und Kurek von hier zu Sachwaltern vorgeschlagen.

Creuzburg den 6 März 184.

Königliches Kreisgericht. Abtheilung J.

896 Bekanntmachnng.

Der Konkurs über das Vermögen des Kaufmanns Julius Claaß zu Thorn ist durch Ausschüttung der Masse beendet.

Thorn, den 4. März 1874.

Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

(1895

In dem Konknrse über den Nachlaß des Kauf— manns Adolph Graz hat die Handlung W. F. Buerger et Sohn in Neuhaus bei Naumburg a. d. Saale nachträglich eine Forderung von 53 Thlr. 25 Sgr. angemeldet.

Der Termin zur Prüfung dieser Forderung ist auf den 18. April 1874, Vormittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Kommissar im Termins⸗ zimmer anberaumt, wovon die Gläubiger, welche ihre Forderungen angemeldet haben, in Kenntniß gesetzt

werden. Osterode, den 27. 6 1874. Königliches Kreisgericht. Der Kommissar des Konkurses. Willenbüch er.

86] Aufforderung der Konkursgläubiger nach Fortsetzung einer zweiten Anmeldungsfrist. In dem Konkurse über das Vermögen des Kauf⸗—

manns Jacob Monschke, auch Jacob Meyer ge⸗

nannt in Firma „Jacob Meyer“ zu Colberg ist zur Anmeldung der Forderungen der Konkursglaäͤubi⸗

ger noch eine zweite Frist

bis zum 25. März d. J einschließlich festgesetzt worden.

Die Gläubiger, welche ihre Ansprüche noch nicht angemeldet haben, werden aufgefordert, dieselben, sie mögen bereits rechtshängig sein oder nicht, mit dem dafür verlangten Vorrecht bis zu dem gedachten Tage bei uns schriftlich oder zu Protokoll anzumelden.

Der Termin zur Prüfung aller in der Zeit vom 13. Februar d. J. bis zum Ablauf der zweiten Frist angemeldeten Forderungen ist . auf den 8. April d. J., Vormittags 119 Uhr, in unser'm Gercichtslokal, Terminszimmer Nr. 3, vor dem Kommissar Herrn Kieisgerichts⸗Rath Wegner anberaumt, und werden zum Erscheinen in diesem Termin die sämmtlichen Gläubiger auf—

gefordert, welche ihre Forderungen innerhalb einer

der Fristen angemeldet haben. Wer seine Anmeldung schriftlich einreicht, hat eine Abschrift derselben und ihrer Anlagen beizufügen. Jeder Gläubiger, welcher nicht in unserem Amtsbezirke seinen Wohnsitz hat, muß bei der An⸗ meldung seiner Forderung einen am hiesigen Orte wohnhaften oder zur Praxis bei uns berechtigten auswärtigen Veroll icht n bestellen und zu den Akten anzeigen. ö Denjenigen, welchen es hier an Bekanntschaft fehlt, werden die Rechtsanwalte, Justiz⸗Räthe Goetsch und Leopold, hier, zu Sachwaltern vorgeschlagen. Zugleich wird bekannt gemacht, daß der Herr Justiz⸗Rath Plato hier zum definitiven Verwalter der Masse bestellt worden ist Colberg, den 3. März 1874. . Königliches Kreisgericht. J. Abtheilung.

888 Beschluß.

In der Apotheker Richard Schweitzerschen Konkurssache wird hiermit bekannt gemacht, daß durch Beschluß vom heutigen Tage der Konkurs als beendigt erklärt, und die Beendigung durch Aus⸗ schüttung der Masse erfolgt ist

Schlochan, den 2. März 1874.

Königliches Kreisgericht. J. Abtheilung.

lsöss! Deffentliche Vorladung.

Die Kaufleute Georg Andreas Bräutigam G

y, Valentin FJölsche, als Inhaber der Firma? Fen zur theilweisen Sicherstellung einer Waarenfor— derung von 463 Thlrn. 21 Sgr. an den zuletzt hier wohnhaft gewesenen Kaufmann H. Knhuke im Wege des schleunigen Arrestes die Beschlagnahme einer dem Letzteren angeblich an den n Gustav Schmidt, Markusstraße Nr. 1, zustehenden Forderung von 3954 Thlrn. beantragt.

Der Arrest ist durch Verfügung vom 23. Januar e. in dn Akten Litt. B. Nr. 322 de 1874 angelegt.

Ferner haben dieselben gegen den 2c. Kuhnke aus einem von ihm acceptirten Wechsel de dato Magde

räntigam & Fölsche zu Magdeburg, ha⸗

burg, den 25. Oktober 1873, über 230 Thlr. 13 Sgr. Pr. Crt., Klage erhoben.

Die Klage ist in actis Litt. B. Nr. 391 de 1874 eingeleitet, und da der jetzige Aufenthalt des 2c. Kuhnke unbekannt ist, so wird dieser hierdurch öffentlich auf⸗ gefordert, in dem zur Klagebeantwortunz und weitern mündlichen Verhandlung in beiden Sachen auf

den 17. Juli 1874, Vormittags 11 Uhr, vor der unterzeichneten Gerichtsdeputation im Stadt⸗ gerichtsgebäude, Jüdenstraße Nr. 59, Zimmer Nr. 67, anstehenden Termin pünktlich zu erscheinen, das Arrestgesuch und die Klage zu beantworten, etwaige Zeugen mit zur Stelle zu bringen, und Urkunden im Original einzureichen, indem auf spätere Einreden, welche auf Thatsachen beruhen, keine Rücksicht ge⸗ nommen werden kann.

Erscheint der Beklagte zur bestimmten Stunde nicht, so werden die in der Klage angeführten That⸗ sachen und Urkunden auf den Antrag des Klägers in contumaciam für zugestanden und anerkannt er⸗ achtet, auch der angelegte Arrest für gerechtfertigt erach⸗ tet, und was den Rechten nach daraus folgt, wird im Erkenntniß gegen den Beklagten ausgesprochen werden.

Berlin, den 3. März 1874.

Königliches Stadtgericht. Abtheilung für Civilsachen.

83] Bekanntmachung.

Der d. d. Krakau d. 15. Mai 1873 von Fanny Birnbaum auf Nathan Birnbaum in Krakau ge⸗ zogene, ven diesem acceptirte, am 15. September 173 an eigne Ordre zahlbare, bei Ferdinand C Moritz Frankfurter in Breslau domizilirte Wechsel über 240 Thlr. Pr. CErt. ist angeblich in Berlin an die Breslauer Diskontobank Friedenthal et Comp. zur Pest gegeben worden und demnächst verloren ge⸗ gangen.

Die unbekannten Inhaber dieses Wechsels werden aufgefordert, denselben sofort, spätestens aber in dem am 9. April 1874, Vormittags 12 Uhr,

im Zimmer Nr. 47, 1I. Stock des Stadtgerichts⸗ gebäudes, vor dem Stadtgerichts⸗Rath Siegert an⸗ stehenden Termine vorzulegen, widrigenfalls dieser Wechsel für kraftlos erklärt werden wird. Breslau, den 30. Dezember 1873.

Königliches Stadtgericht. Abtheilung J.

1411 Oeffentliche Ladung.

Gegen den Arbeitsmann, früheren Schiffer August Perlitz ist wegen verschuldeten Mangels an Unter⸗ halt die Ehescheidungsklage erhoben worden. Zur Beantwortung derselben und mündlichen Verhandlung ist ein Termin auf

den 4. Mai 18274. Varmittags 17 Uhr in unserem Gerichtslokal, Zimmer Nr. 46, vor dem Kollegium anberaumt worden.

Die Verklagte wird hierdurch aufgefordert, sich behufs Beantwortung dieser Klage bei dem unter⸗ zeichneten Gericht alsbald und spätestens in dem vorbezeichneten Termin zu gestellen, widrigenfalls die verschuldete Unfähigkeit zum Unterhalt der Ehefrau für erwiesen erachtet, und was Rechtens erkannt werden wird.

Brandenburg, den 2. Januar 1874.

Königliches Kreisgericht. Abtheilung 1

256331 Aufgebot

verschollener Personen und unbekannter Erben.

J. Folgende verschollene Personen: 1) Friedrich Wilhelm Albert Meers, geboren am 25. Oktober 1817, 2) Johann Friedrich August Meers, geboren am 28. März 1822, . Sthne des hier im Jahre 1861 verstorbe— nen Kanzleidieners a. D. Friedrich Meers, welche seit ihrer Auswanderung nach Amerika im Jahre 1857 resp. 1859 keine Nachricht von sich gegeben, sowie deren etwa zurück⸗ gelassene unbekannte Erben und Erbnehmer, II. die unbekannten Erben: ö 1) der am 13. Mai 1871 hier verstorbenen verwittweten Kaufmann Peitz, Amalie, ge⸗ borenen Gohl, (Nachlaß circa 900 Thlr.), 2) der am 26. Dezember 1871 hier verstor⸗ benen verwittweten Professor Kubeil, Do⸗ rothee Wilhelmine, geborenen Schüler, (Nachlaß cirea 800 Thlr.), werden aufgefordert, sich spätestens am 15. Juli 1874, Vormittags 11 Uhr, vr dem Kreisrichter Freiherrn Hofer von Lobenstein an hiesiger Gerichtsstelle, Kirchhof⸗ straße Nr. 3, Terminszimmer Nr. 12 zu mel⸗ den, widrigenfalls zu J. die Verschollenen für todt erklärt und ihr Nachlaß den sich legitimirenden nächsten Erben, in Ermangelung solcher aber dem Fiskus unter den 8. 834 ff. Th. II. Tit 18 A. L. R. bezeichneten Rechtswirkungen zuerkannt werden wird, ö zu II. die bezüglichen , n,, ten den sich legitimirenden Erhen, in deren. Ermangelung aber dem Fiskus zur freien Disposition wer⸗ den verabfolgt werden, die nach erfolgter Präklusion sich etwa erst meldenden näheren oder gleichnahen Erben, alle deren Handlun⸗ gen und Dispositionen anzugrkennen und zu übernehmen schuldig, weder Rechnungslegung noch Ersatz der gehobenen Nutzungen zu ordern berechtigt, sondern verbunden sein ollen, sich lediglich mit dem zu begnügen,

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