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Am Geburtstage, 12 Uhr Mittags, begann die große Parade
Angekommen: Se. Durchlaucht der General-Lieutenant, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Comaandeur der 12. Division Prinz Kraft zu Hohenlohe⸗ Ingelfingen, von Neisse.
Abgereist: Se. Exeellenz der Kammerherr und General⸗ Intendant der Königlichen Schauspiele von Hülsen, nach Leipzig.
Aichtamtliches.
eußen. Berlin, 25. März. Se. Maje stãt der ai? 23 König nahmen heute militärische Meldungen entgegen, empfingen Ihre Königlichen Soheiten die Großherzöge zu Sachsen und von Meclenburg⸗-Schwerin und den General⸗ Lieutenant von Berger und ließen Allerhöchstsich vom Chef des Civilkabinets, Geheimen Kabinets⸗Rath von Wilmowski, Vortrag halten.
— Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin besuchte gestern Ihre Majestäten den König und die Königin von Sachsen im Königlichen Schlosse und geleitete das Königliche Paar auf den Anhalter Bahnhof. — Hierauf wohnte Ihre Majestät mit Ihren Königlichen Hoheiten den Großherzoginnen zu Sachsen, von Baden und von Mecklenburg⸗-Schwerin, sowie Ihrer Hoheit der Herzogin von Anhalt, der Delegirten⸗Ver⸗ sammlung des Vaterländischen Frauenvereins in den Räumen des Kriegs⸗Ministeriums bei. — Das Familien⸗Diner fand im Königlichen Palais statt. M es n bn,
Heute war Ihre Majestät die Kaiserin-Königin mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden in der General⸗ versammlung des Berliner Frauen⸗Lazareth⸗Vereins, im Saal des Justiz⸗Ministeriums, anwesend.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern um 111 Uhr einige militärische Mel⸗ dungen entgegen und empfing um 12 Uhr Se. Durchlaucht den Fürsten von Wied. Bei der um 12 Uhr erfolgten Abreise Ihrer Masestäten des Königs und der Königin von Sachsen waren Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin auf dem Anhalter Bahnhof anwesend. Um 4 Uhr Nachmittags empfingen die — 1 Herrschaften den Dr. Freitag und begaben Sich um
Uhr zum Familien⸗Diner bei Ihren Majestäten. Von 8 Uhr ab wohnte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Vorstellung im Opernhause bei und nahm später den Thee bei Ihren Ma⸗
jestãten.
— Auswärtigen Berichten über die Feier des Geburts⸗ tages Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 22. d. M. entnehmen wir noch Folgendes:
In Königsberg betheiligten sich an dem großen Zapfen⸗ streich am Vorabend des Geburtstages diesmal die Musik⸗Corps der berittenen Regimenter zu Pferde. Der Festtag selbst wurde zunächst durch eine vom Musik⸗Corps und den Spielleuten des 3. Regiments ausgeführte Reveille begrüßt. Später erfolgte das Läuten aller Glocken, das Donnern der Geschütze und das Choralblasen von verschiedenen Thürmen. Am Vormittage fanden die Redeakte in der Deutschen Gesellschaft und der Uni⸗ versität statt. Die Generalität wohnte diesen Redeakten zahlreich bei. Nach Beendigung derselben begann auf Königsgarten die große Parade. Das Festdiner fand in der „Königshalle“ statt; die Offizier⸗Corps der verschiedenen Regimenter hatten im großen Saale des „Deutschen Hauses“ und in anderen Hotels Diners veranstaltet. In der Königlichen Deutschen Gesellschaft hielt der Provinzial⸗Schulrath Dr. Schrader die Festrede. Abends vergnügten sich die Mannschaften in den Kasernen und anderen öffentlichen Lokalitäten compagnieweise bei Musik und Tanz. In den beiden großen und auch in den kleineren Theatern waren Festvorstellungen arrangirt.
ö 91 . durchzog am Vorabend eine Truppen⸗ Abtheilung unter den Klaͤngen des Zapfenstreichs die Straßen.
der Garnison, welche vom kommandirenden General Hann⸗ von Weyhern unter zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung abge⸗ nommen wurde. Bei Ausbringung des Hochs auf Se. Majestät den Kaiser durch den kommandirenden General vor den in Ko⸗ lonnen parademäßig aufgestellten Truppen wurden 101 Kanonen⸗ schüsse von den Wällen der Nordbastion abgefeuert. Die Mann⸗ schaften der verschiedenen Truppentheile verfammellen sich ba⸗ taillonsweise in den größeren Lokalen der Umgegend zu Tanz⸗ lustbarkeiten. In den Straßen der Stadt wie im Hafen hatte sich ein reicher Flaggenschmuck entfaltet. In zahlreichen Privat⸗ gesellschaften wurde der Tag festlich begangen; u. A. waren auch von den Logen und dem „Neuen Casino“ Festmahle veranstaltet.
Wie aus Magdeburg berichtet wird, wurde daselbst der Geburtstag Sr. Majestät diesmal von Vereinen und Korpora⸗ tionen, in Schulen und in Kirchen mit einer besonderen Herz⸗ lichkeit gefeiert. Am Sonnabend gegen 8 Uhr Abends wurde es auf den Straßen lebendiger. Tausende von Menschen ström⸗ ten auf dem Domplatz zusammen oder nahmen auf dem Breiten⸗ wege Aufstellung, um dem großen Zapfenstreiche der Garnison beizuwohnen. Bald erschallte Trommelwirbel, gemischt mit den Klängen der Militärmusik, und der Zug bewegte sich, begleitet von Tausenden, den Breitenweg entlang nach dem Neuen Markte, auf dem vor der Dechanei, der Wohnung des kommandirenden Generals, drei Musikstücke zur Aufführung gelangten, dann weiter über die Gouvernementsstraße, durch die Fürstenstraße
nach dem Alten Markte, wo abgeschlagen wurde. Am Sonn⸗
tag fand in der Frühe die übliche Reveille statt; die Häuser . zum größten Theil ihren schönsten Fahnenschmuck ange⸗ egt, und um 9 Uhr begann in den Kirchen der Festgottesdienst. Der Verkehr auf den Straßen war lebhafter als sonst, der Domplatz war der allgemeine Sammelplatz der Festgenossen, wie denn überhaupt die Stimmung der Beyölkerung eine sichtlich gehobene war. Um 11 Uhr begann der Gottesdienst für die Barnison, an dem sich auch die Spitzen der Behärden betheilig⸗ ten, und nach demselben fand große Parade vor dem General von Blumenthal statt. Nachdem die Truppen regimenterweise Aufstellung genommen, wurde auf der ganzen Linie präsentirt und ein uch auf den Kaiser ausgebracht, in welches die Mann⸗ schaften und Zuschauer begeistert einslimmten. Während der üblichen Salutschüffe begann der Vorbeimarsch, der in Com⸗ pagniefront erfolgte. Am Nachmittage hatten sich die Spitzen der Behörden zu einem gemeinschaftlichen Diner vereinigt. Aber auch in den engeren Kreisen einzelner Vereine wurde der Geburtstag Sr. Masestät des Kaisers feierlich be⸗
Saal desselben war geschmackvoll delorirt und die Betheiligung der Vereinsmi glieder sehr rege. Nach einem begeisterten Hoch auf den Kaiser wurde die Nationalhymne angestimmt. Die Mann⸗ schaften wurden in den Kasernen festlich bewirthet, und Abends waren für dieselben, soweit die Zahl der größeren Lokale am Sonntag dies gestaitete, die üblichen Bälle arrangirt. Auch in den öffentlichen Lokalen waren mannichfache Zeichen der Liebe und Anhänglichkeit an den Kaiser bemerkbar. Die Büste Sr. Maje stät war überall mit Lorbeer⸗Kränzen geschmückt ausgestellt. Die Stadt Cöln hatte zur Feier des Geburtstages ein bun⸗ tes Festgewand angelegt. Alle öffentlichen und sehr viele Pri⸗ vatgebäude prangten in wehendem Fahnenschmuck, ebenso die beiden Rheinbrücken und die in den Häfen der Stadt ankernden Schiffe, nnd an vielen Fenstern hatte man die lorbeerumkränzte Büste des Kaisers ausgestellt. Schon am Sonnabend Abend, als das festliche Geläute sämmtlicher Glocken die Vorfeier des Tages weit über das Weichbild der Stadt hinaus ankündete und als dann die Militär-apellen mit klingendem Spiele die Hauptstraßen durchzogen, entwickelte sich allenthalben ein reges heiteres Leben, welches sich am Sonntag in erfreulicher Weise fortsetzte. Die Feierlichkeiten in den öffentlichen Lehranstalten, sowohl in den höheren als in den Elementarschulen, mit Reden, Dek amationen und patriotischen Liedern, hatten zumeist schon am Sonnabend statt und fanden, vorzüglich die ersteren, eine zahlreiche Betheiligung von Seiten des Publikums. Das zu Ehren Sr. Majestät gestern in der Pantaleons⸗ kirche vom Verein für Kirchenmusik aufgeführte Tedeum von Händel, eingeleitet durch eine Predigt des Pastors Dr. Tangermann, stimmte die große Zuhörerschaft zu hoher Be⸗ geisterung. Am 22., in der Stille des Morgens erschollen von den Kirchen der Stadt herah in feierlichen Klaͤngen Choräle und vaterländische Weisen. Im hohen Dome wurde nach 9 Uhr ein feierliches Pontifikal⸗Amt celebrirt. Um 12 Uhr fand auf dem Neumarkte große Parade statt. Nach derselben versammelte sich ein Theil, des Offizier⸗Corps zu einem gemeinschaftlichen Festmahle im Kafing. Für die Soldaten der einzelnen Truppen⸗ theile waren theils in ihren festlich geschmückten Kasernen theils in Wirthschaftslokalen Festlichkeiten veranstaltet. Die Theater
auch verschiedene Gesellschaften begingen den hohen Tag durch eigens arrangirte Festivitäten. —
Weiter liegen Festberichte vor aus Elbing, Fraustadt, Grätz, Neustadt b. P., Neutomischl, Schrimm, Schubin, Won⸗ growitz; Görlitz, Landeshut, Waldenburg, Striegau, Greiffenberg, Glogau, Frankenstein, Camenz, Ohlau, Oppeln; Hildesheim, Göttingen, Geestemünde, Leer, Alfeld, Celle, Pattensen, Verden, Lüneburg, Stade, Goslar, Herzberg, Lauterberg, Kerstlingerode, Aurich, Uelzen, Koppenbrügge, Fallingbostel, Hoya, Syke, Neu⸗ graben, Rauenthal, L. Schwalbach, Hadamar ꝛ2c.
In München wurde der Allerhöchste Geburtstag durch ein Festmahl im Hotel zum Bayerischen Hofe gefeiert, dem über 100 Personen aus den hervorragendsten Kreisen der Hauptstadt bei⸗ wohnten. Im Jestsaale war die Kolossalbüste des Deutschen Kaisers und die Büste des Königs von Bayern, umgeben von Blumen und Gewächsen, aufgestellt. Den ersten Toast brachte der Geheime Rath Professor von Giesebrecht auf den König von Bayern, den zweiten Staatsanwalt Wülfert auf den Deutschen Kaiser aus. Die Versammlung stimmte unter den Klängen der Nationalhymne in den Toast ein. Professor von Holzendorff schlug vor, daß dem Kaiser der Gruß der Versammlung auf telegraphischem gemeldet werde, und ersuchte den anwesen⸗ den preußischen Gendten von Werthern, sich zum Organe der Versammlung zu machen, was dieser zusagte. Frofessor Thomas beantragte auch einen Gruß an den Reichskanzler, verbunden mit dem Wunsche baldiger Wiederherstellung. Auch dieser Wunsch fand allgemeinen Anklang. Schließlich erinnerte Professor Förster durch Citirung eines älteren Gedichtes an die Vereinigung der preußischen und bayerischen Fahnen und sprach den Wunsch aus, daß es stets so bleiben möchte. Das schöne Fest verlief in der freudigsten und heitersten Stimmung. Den in den einzelnen Offizierkasinos veranstalteten Festdiners wohnten auch die Gene⸗ rale der betreffenden Abtheilungen bei.
Aus Frankenthal wird geschrieben: „Heute Sonntag Nachmittag, zwischen 4 und 5 Uhr, haben 20 deutsche Männer zur Feier des Geburtstages des Deutschen Kaisers hier in Fran⸗ kenthal die „Kaiser-Glocke“ drei Mal gezogen; der Ton derselben ist ein überaus kräftiger und heller und der Guß als ein durch⸗ aus gelungener zu bezeichnen.“
Die Residenzstadt Stuttgart hatte, voran das Königliche Residenzschloß, das Prinzenpalais u. s. w., an dem festlichen Tage ihren Fahnenschmuck angelegt. Die Offiziere fanden sich in den verschiedenen Kasinos zu Festdiners zusammen. Am Sonn⸗ abend Abend hatte bereits im Kasino des Offizierscorps des 1. Regiments, Königin Olga, ein Bankett stattgehabt, zu welchem sämmtliche Generale nebst ihren Adjutanten, sowie die Mitglieder des Kriegs⸗Ministeriums geladen worden waren. Der Einladung des Festkomites zu einem Festmahl im Bürger⸗ museum am Sonntage hatten Mitglieder der bürgerlichen Kolle⸗ gien und viele Personen aus den bürgerlichen Kreisen der Stadt, im Ganzen über 100 Theilnehmer, Folge geeistet. Den ersten Toast brachte der Ober⸗Tribunals⸗Vicepräsident a. D., Freiherr v. Sternenfels, auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser aus, den „Heldenführer der deutschen Heere, der die Wehrkraft des Volkes aufrecht hält und den drohenden Feinden jeder Art sieg⸗ reich entgegentritt. Ihm folgte der Obmann des Bürger⸗ ausschusses Zeller mit einem Toast auf Se. Majestät den König von Württemberg. Auf den Vorschlag von J. Stücklen wurde ein Glückwunsch⸗Telegramm an den Kaiser abgesandt. Abends 3 Uhr versammelte ein Fest⸗Bankett über 200 Theilnehmer in demselben Saale.
Berichten aus Karlsruhe zufolge versammelte sich da⸗ selbst zur Vorfeier am Sonnabend Abend der dortige Militär⸗ verein zu einem Festmahl. Der Sonntag, als der Tag der eigentlichen Feier, sah die Stadt im reichsten Flaggenschmucke, während Glockengeläute, der Donner der städlischen Geschütze und die Reveille am Morgen sich vernehmen ließen. Der Fest⸗ gottes dienst in beiden Kirchen war sehr stark besucht; ein glän⸗ zendes Schauspiel bot auf dem Marktplatz vor 12 Uhr unter Theilnahme der Spitzen des Staats und der Stadt die Parade der Garnison, welche jubelnd in das von General v. Werder auf den Kaiser ausgebrachte Hoch einstimmte; während der Parade erschallte Kanonendonner. Das Hauptfestmahl fand bei ungemein zahlreichem Besuch aus den verschiedensten Berufs⸗ ständen im Museumssaale statt, und wurden dabei Se. Majeslät der Kaiser von dem Staats⸗Minister Dr. Jolly und Se. Königliche Hoheit der Großherzog vom General v. Werder mit begeisterten Trinksprüchen gefeiert. Die Festversammlung brachte ihre ehrerbietigsten Glückwünsche und Grüße telegraphisch
gangen; so fand im Schützenhause eine Festtafel statt. Der
feierten den Geburtstag des Kaisers durch besondere Festprologe;
Großherzog dar, worauf von Letzterem am Abend folgendes Telegramm an Staats⸗Minister Jolly eintraf:
Ich danke bestens für das freundliche Gedenken; Ich erwidere die Mir . Grüße mit der freudigen Nachricht, daß der Kaiser sein neues Lebensjahr in frischer Kraft antritt.“ ;
Auch die übrigen Festmahle, zu welchen sich die verschie⸗ denen Kreise in anderen Lokalitäten zusammengefunden hatten, nahmen den schönsten Verlauf, während am Abend das Rath⸗ haus und verschiedene andere Gebäude in glänzender Beleuch⸗ tung strahlten. Im Großherzoglichen Hoftheater wurde bei fest⸗ lich beleuchtetem Hause Richard Wagners Lohengrin aufgeführt.
Mannheim, Heidelberg und Dürrheim haben das Geburtsfest des Deutschen Kaisers ebenfalls feierlich begangen.
In Schwerin, das zur Feier des Tages mit Fahnen und Flaggen reich geschmückt war, begann um halb 12 Uhr der Mi⸗ litärgottesdienst, und gegen 1 Uhr wurde auf dem Altengarten eine große Parade abgehalten. Nachdem die gesammten Trup⸗ pen der Garnison ein Quarré geschlossen, hielt der General⸗ Lieutenant v. Schlotheim eine Ansprache und endete mit einem dreimaligen Hoch, in welches die Truppen und das Publikum unter dem Donner der Geschütze einstimmte. Um 3 Uhr ver⸗ sammelte sich die gesammte Generalität, die Stabs⸗ und Reserve— Offiziere, 114 Personen, zu einem wzeinschaftlichen Festessen im Hotel du Nord. Während desselbis w. srachte der älteste der an— wesenden Generale, der General⸗Lnö0rnant v. Zülow, auf Se. Majestät ein Hoch aus. In den obestn Räumlichkeiten des Ho— tels hatten sich gleichfalls viele Herren vom Civil zu einem größeren Diner vereinigt. Am Abend wurde in allen Quartier⸗ häusern und Kasernen von 7 Uhr ab getanzt. Auch wurde den Soldaten eine außerordentliche Bewirthung im Laufe des Tages und am Abend zu Theil. — Auch die Ortschaften Lu dwigs⸗ lust, Parchim, Malchin, Laage, Güstrow haben den hohen Tag gefeiert.
Die öffentlichen und zahlreichen Privatgebäude der Re⸗ sidenzstadt Braunschweig waren am Sonntag zu Ehren des Geburtstages des Kaisers beflaggt. Was die militärische Feier betrifft, so fand Morgens Reveille und Gottesdienst, zu welchem auch die Fahnen geholt waren, und später große Parade statt. Nachdem die Truppen auf dem Schloßplatz Aufstellung genommen hatten, brachte der Brigade⸗Commandeur v. Zeuner dem Kaiser ein dreifaches Hurrah aus. Einige Minuten darauf erschien Se. Hoheit der Herzog und schritt unter den Klängen des Präsentir⸗ marsches die Fronten ab. In der Suite Sr. Hoheit befanden sich die Generale, Ober⸗Stallmeister von Girsewald, Flügel⸗Adju⸗ tant von Lauingen, von Bernewitz und die Obersten und Flügel⸗ Adiutanten von Rudolphi und von Wachholz. Sodann begab sich Se. Hoheit vor das Hauptportal des Schlosses, um die Truppen in Zugfront vorbeidefiliren zu lassen. — Nachmittags fand im Offizierklub ein Festmahl statt, an welchem auch einige nicht militärische Gäste Theil nahmen; die Reserve⸗Offiziere ver⸗ einigten sich im Deutschen Hause zu einem solennen Diner, und Abends hatten die Mannschaften der Gargison compagnie⸗ respek⸗ tive schwadronsweise Bälle. Auch in Privatkreisen fanden zu Ehren des Tages Diners statt. .
In Sondershausen fanden sowohl in der Schloß⸗ als in der Stadtkirche Festgottesdienste statt. Nach der Kirche war auf dem Lustgarten vor dem Schlosse große Parade. Se. Durchlaucht der Fürst und Se. Durchlaucht der Prinz Leo⸗ pold wohnten, Beide in Uniform, der Parade bei; die Durch⸗ lauchtigste Prinzessin Elisabeth sah dem militärischen Schauspiel an einem Fenster des Schlosses zu. Nachmittags war am Fürst⸗ lichen Hofe Galatafel. Das Schloß, sowie die öffentlichen und viele Privatgebäude der Stadt hatten zu Ehren der Tages geflaggt.
In Straßburg wurde die Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ festes durch einen Zapfenstreich am Sonnabend Abend eingeleitet. Nachdem am Sonntag Morgen in der Stephans- und Thomas⸗ kirche Festgottesdienste stattgefunden hatten, rückten die Truppen nach der Esplanade, wo eine zahlreiche Menge zusammengestroömt war, um die Parade zu sehen. Auf dieselbe folgte ein Festessen im Militär⸗Kasino, bei welchem der Toast auf Se. Majestät den Kaiser von dem General von Fransecky in schlicht⸗beredten Wor⸗ ten ausgebracht wurde. Er galt namentlich der dankbaren Freude, die das Vaterland wegen der Wiederherstellung des Kaisers empfindet. Begeistert stimmte die Versammlung in das Hoch ein, mit welchem der Redner schloß. — Auch aus den übrigen Theilen der Reichslanden liegt eine Reihe von Nachrichten über
Metz, Mülhausen, Col mar, Zabern, Hagenau xe.
— In St. Petersburg hatte sich zur Geburtstags eier des Deutschen Kaisers eine zahlreiche Versammlung deutscher Reichs⸗ angehöriger zu einem solennen Diner im Hotel Demuth ver⸗ einigt. Kurz nach 7 Uhr wurde, wie die „St. Pet. Ztg.“
schen Botschafters, Prinzen Reuß, eröffnet. Außer Sr. Durch⸗ laucht wohnten der deutsche Militärbevollmächtigte, General von Werder, der württembergische Geschäftsträger, Baron Maueler, das Personal der deutschen Botschaft, sowie der deutsche Konsul und Vice⸗Konsul dem Feste bei. Der erste Toast, ausgebracht
galt dem Erlauchten Freunde des Deutschen Kaisers, dem edlen Schutzherrn der deutschen Kolonie, Kaiser Alexander II. von
schen Kaiser, in beredser Weise ausgebracht von Dr. Brenner, anknüpfend an die bedeutsamen Worte des Kaisers in dem
weltbewegenden Kampf gegen die römische Kurie anknüpfend, wurde von Herrn Uthemann auf das deunische Vaterland aus gebracht. Inzwischen wurde an Se. Majestät den Deutschen Kaiser ein Telegramm folgenden Inhalts, unterzeichnet von dem deutschen Botschafter, abgefandt: „An Se. Majestät den Deutschen Kaiser. ;
Die deutsche Kelonie zu St. Petersburg, ver sammelt zur Feier des Geburtstages Ew. Majestät, wünscht Ew. Mafenät in treuer Anhänglichkeit Glück zur Genesung. Möge Ew. Masestät noch lange die Kraft erhalten bleiben, mit der Sie für den Frieden und die Wohl⸗ fahrt des deutschen Volkez wirken.“
— Der Bundesrath, der Ausschuß für Rechnungswesen und die vereinigten Ausschuͤsse für das Landheer und die Festun⸗ gen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
— Im ferneren Verlaufe der gestrigen Sitzung erledigte der Deutsche Reichstag in erster Berathung den von den Abgg. Dr. Völk und Dr. Hinschius eingebrachten Gefetzentwurf über die Civil sandsregister. Nachdem der Abg. Dr. Völk das Be⸗ dürfniß für den selben nachgewiesen, sprach Abg. Westermayer vom Standpunkt eines katholischen Geistlichen gegen, der Abg.
Sr. Majestãät dem Kaiser und Sr. Königlichen Hoheit dem
Dr. v. Schulte für denselben. Der Abg. v. Maltzahn⸗Gültz ver⸗
stattgehabte Festlichkeiten vor: so aus Ingweiler (Zaberm, aus
meldet, das Fest durch die Ankunft Sr. Dur hlaucht des dent⸗
von Sr. Durchlaucht dem deutschen Botschafter, Prinzen Reuß, Rußland. Ihm folgte das Hoch auf Se. Masestät den Deut⸗
Briefe an Lord Russell. Der nächste Toast, gleichfalls an den
warf die Vorlage als eine das religiöse Bewußtsein des Volkes gefährdende; Abg. Baumgarten ah dagegen in ihr des einzige Mittel, die Kirche von der jetzt herrschenden Heuchelei zu befr ien. — Die Verweisung an eine Kommission wurde nicht beschlossen. Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Donner stag 10 Uhr.
— Ueber die Annahme, die Beschäftigung und An⸗ stellung der Supernumerare bei der Verwaltung der indirekten Steuern hat der Finanz⸗Minister die nach⸗ stehenden Bestimmungen ertheilt:
N Die Provinzial⸗Steuer⸗Direktoren, sowie die Regierungen in Potsdam und Frankfurt a. O. werden auf Grund Aller⸗ höchster Genehmigung bis auf Weiteres ermächtigt, von der Erfüllung der in der Cirkular⸗Verfügung vom 11. November 1859 (Centralblatt S. 245) bestimmten Anforderungen an die wissen⸗ schaftliche Vorbildung der Steuer⸗-Supernumerare abzusehen und 6 auch solche junge Leute anzunehmen, welche nur das
eugniß der Reife fuͤr die Prima eines Gymnasiums oder einer Realschule erster Ordnung besitzen.
2) Supernumerare, welche nach dem Urtheile ihrer Dienst⸗ vorgesetzten in allen Zweigen der Zoll⸗ und Steuerverwaltung ausreichend vorgebildet sind, können schon nach dem zurückge⸗ legten zweiten Jahre ihres Dienstes zur Prüfung hinsichttich ihrer Befähigung für die Stelle eines sauptamts-⸗Assistenten und für die spätere Beförderung in eine Sber⸗Kontroleurstelle zuge⸗ lassen werden. e, rea
3) ‚Der Etat der Verwaltung der indirekten Steuern in seiner jetzigen Feststellung bietet die Möglichkeit, nach Maßgabe der bewilligten Mittel fortan tüchtigen Steuer⸗Supernumerären schon vor Ablauf der Dienstzeit, während welcher sie sich bestim⸗ mungsmäßig ohne Beihülfe des Staates zu unterhalten haben, Diäten, außerordentliche Remuncrationen oder im Falle der Be— dürftigkeit einmalige Unterstützungen zuzuwenden. In dieser Be⸗ ziehung ist das Naͤhere in einer unterm 18. d. M. an die Pro⸗ vinzial⸗Steuerbehörden erlassenen Verfügung angeordnet.
Im Uebrigen bleiben für die Annahme, Ausbildung und Anstellung der Supernumerare bei der Verwaltung der indfrekten Steuern die dieserhalb in der Cirkular-Verfügung vom 10. Juli 1839 (Centralblait S. 216) und in den dieselbe ergänzenden Verfügungen ertheilte Vorschriften auch fernerhin maßgebend.
Hiernach ist fortan zu verfahren. Die oben unter 27 und 3 erwähnten Vergünstigungen finden auf die in der Steuerver—⸗ waltung bereits vorhandenen Supernumerare ebenfalls An⸗ wendung.
= Der General⸗Lieutenant und General⸗ Adjutant Sr. Ma⸗ sestät des Kaisers und Königs, von Treskow, interimistischer lommandirender General des X. Armee⸗-Corps, ist heute früh aus Altona hier angekommen.
— Der General⸗-Lieutenant von Berger, bisher Komman— dant von Hannover, welcher aus Anlaß seiner vor Kurzem er⸗ folgten Ernennung zum Gouverneur von Ulm zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen war, hat Berlin wieder verlassen; desgleichen ist der General⸗Major und Inspecteur der 3. Artillerie⸗Inspektion, von Bergmann, welcher mit kurzem Urlaub von Hannover hier eingetroffen war, dorthin zurückgekehrt.
— Der General-Major und Commandeur der 4 Garde⸗ Infanterie⸗Brigade von Dannenberg hat sich nach Coblenz
begeben.
— Der Oberst, Flügel⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur des 4. Garde⸗Grenadier⸗Regi⸗ ments Königin von Lucadou, 6 sich nach Coblenz, und der Oberst, Flügel⸗Adjutant Sr. Masestät des Kaisers und Königs und Chef des Generalstabes X. Armee⸗-Corps Graf von Waldersee nach Hannover begeben.
— Sr. Majestät Kanonenboot „Meteor“ verließ gestern Gibraltar. An Bord ist Alles wohl.
Bayern. München, 22. März. In dem heute erschie—= nenen Zustiz-Ministerialblatte Nr. 6 werden die zwischen der Königlich bayerischen und Großherzoglich badischen Staatsregierung über die Regelung der gegenfeitigen Juris— diktionsverhältnisse und der Befugnisse der Sicherheits— beamten an Len beiderseitigen Landesgrenzen ausgetaufchten Ministerialerklärungen vom 9. August 1873 bekannt gegeben und die am J. August 1819 von dem vormaligen Großherzog ihum Würzburg und am 28. Februar 1811 von dem vormiali⸗ gen Großherzogthum Frankfurt mit dem Großherzogthum Baden abgeschlossenen Jurisdiktionsanträge für die inzwischen an Bayern gekommenen Gebietstheile als nicht mehr zu Recht bestehend erklart.
Württemberg. Stuttgart, 22. März. Gestern feierte der Gouverneur von Stuttgart, General-Lieutenant Graf non Schéler, sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum. Der König beglückwünschte in eigener Person den General im Gouvernementsgebäude. Auch der Prinz Hermann von Sach sen-Weimar stattete dem Jubilar einen Gratulations⸗ besuch ab, ferner kam eine Deputation des Kriegs⸗Ministeriums, an deren Spitze General⸗Major von Wundt, eine solche der hie⸗ sigen Infanterie⸗Regimenter, geführt von dem General⸗Major von Herzberg, und eine soche der Kavallerie, geführt vom Ge⸗ neral⸗Major von Salviati. Ebenso ließen die bürgerlichen Kol⸗ legien den General durch eine Deputation beglückwänschen.
Hessen. Darmstadt, 23. März. Das heute ausgegebene Großherzogliche Regierungsblatt Nr. 16 enthält eine Bekannt⸗ machung, betreffend den zwischen Hessen und Preußen wegen Herstellung einer Sisenb ahn von Mainz über Wiesbaden zum Anschlusse an eine Eisenbahn von Frankfurt a. Main über Cam⸗ berg zur Lanhnthalbahn abgeschlossenen Vertrag.
Braunschweig. Braunschweig, 24. März. (W. T. B. In der Landesversammlung wurde heute ein Schreiben des Staats⸗Ministeriums verlesen, worin dasselbe er⸗ klärt, daß die Wahlgesetzvorlage und der Gesetzentwurf über die Zusammensetzung des Landtages zurückgezogen werde, da die Landesversammlung die Grundprinzipien derselben ab⸗ gelehnt hahe. Die Regierung behalte sich indessen vor, später darauf zurückzukommen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. März. Der Kaiser ist gestern aus Budapesth nach Wien zurückgekehrt.
— Der bisherige Minister-Resident bei den Höfen von China, Japan und Siam und General⸗Konsul in Shangai, Heinrich Freiherr von Caliee ist zum Kaiserlichen und Königlichen di⸗ , . Agenten und General-Konful in Bukarest ernannt worden. .
— Der Landeschef von Krain, Alezander Graf von Auersperg, ist gestorben.
— 24. März. (W. TB.) Das Abgeordnetenhaus ver⸗ handelte heute in sechsstündiger Sitzung über die Bewilligung
der die Innsbrucker Universitãt betreffenden Positlon des Budgets. In namentlicher Abstimmung wurde der Antrag des Abgeordne⸗ ten Dr. Beer, die Gehalte der Professoren der theologischen Fa⸗ fultãät in Innsbruck in das Extraordinarium einzustellen, und ebenso der vom Abgeordneten Dr. Kopp und dem Budgetaus⸗ schusse gestellte Antrag, geringere wie die anschlagsmäßigen Ge⸗ haltssätze zu bewilligen, verworfen und darauf die ganze, von der Regierung beantragte Summe im Ordinarium angenommen. Eine vom Budgetausschusse vorgeschlagene Resolution, betreffend die Aufhebung der theologischen Fakultat in Innsbruck, und eine Resolution von Dr. Beer betreffs Reorganisation derselben wur⸗ den abgelehnt. Im Laufe der Debatte wurde von dem Kultus⸗ Minister von Stremayr besonders betont, daß die Regierung sich zur Aufrechthaltung der katholisch⸗theologischen Fakultät in Inns⸗ bruck verpflichtet erachte, gegen deren Aufhebung von dem Lan— desausschusse Tirols Einsprache erhoben worden sei. Von dem Minister Unger wurde hervorgehoben, daß in jener Fakultät auch andere Geistliche als Jesusten zu Professoren ernannt wer— den könnten.
— Aus Pola, 19. März, wird der Triest. Ztg.“ geschrie⸗ ben: Privatbriefe aus Spanien enthalten die Nachricht, daß un— sere Escadre in Barcelona angekommen war und nach einer durch den Escadre⸗Kommandanten, Contre⸗Admiral Baron Daublebsky⸗Sterneck vorgenommenen Revue den Kreuzungs⸗ und Stationsdienst an der Ostküste Spaniens übernommen hatte. Unsere Escadre für Spanien besteht aus dem Kasemattschiff Kaiser“, den Corvetten „Fasana“ und „Frundsberg“ und aus dem Kanonenboote ‚Velebich“. „Fasana“ und „BVelebich“ be⸗ finden sich schon nahezu anderthalb Jahre in Spanien und dürf⸗ ten im Sommer einberufen und abgerüstet werden. Vor der Hand soll die Escadre eine Exkursion nach dem Biskaya⸗Busen unter— nehmen, woran dieselbe bisher durch die dort herrschenden Stürme verhindert war. Die Abfahrt der ostasiatischen Expedition mit Korvette „Friedrich“, für deren Ausrüstung die Befehle erwar— tet werden, scheint sich noch etwas zu verzögern. Man spricht hier, daß die Abfahrt kaum vor Beginn des Monates Mai stattfinden dürfte. Desgleichen dürfte die Neuausrüstung der Fregatte „‚Radetzty⸗ deren Maschinengebrechen nun behoben wird, auch erst im Mai angeordnet werden.
— (W. T. B.) Der neu ernannte österreichische Botschafter in Konstantinopel, Graf Zichy, wird am 15. April von hier auf seinen Posten abgehen.
Pesth, 23. März. Nach Verlesung der Allerhöchsten Reskripte über die Ernennung des neuen Kabinets und einer Zuschrift des Minister-Präsidenten Bitto, worin derselbe die Konstituirung der neuen Regierung anzeigt und gleichzeinig die Stelle des Präsiden en des Unterhauses niederlegt, erschlenen die Minister in ungarischer Galatracht im Abgeordnetenhause und wurden von der Rechten und dem Centrum mit lebhaften Eljen⸗Rufen empfangen. z
Hierauf hielt Bitto die bereits skizzirte Programmrede, die an zahlreichen Stellen mit Beifallsäußerungen aufgenommen wurde. Die Ursachen der bedauerlichen Zustände der jüngsten Zeit, der fast stabilen Parteikrisen, fagte der Minister, liegen nicht allein in den persönlichen Reibungen, sondern weit mehr in dem bekannten Mißgeschick, welches das Land seit Jahren mit Elementar⸗ und sorcialen Unglücksfällen verfolgt. Diese Er⸗ kenntniß und der allgemeine Wunsch nach Abhülfe führten zu Koalitions- und Fustonsbestrebungen. Der Versuch mißlang aus Gründen, die mächtiger waren als der Wille der Betreffen—⸗ den, und sein Amtsvorgänger, der unter den schwierigsten Ver ⸗ hältnissen Stand gehalten und an der Vereinigung der Parteien mit so viel Ausdauer gearbeitet hatte, mußte zurücktreten.
Unter solchen Verhältnissen zur Neubildung des Kabinets berufen, mußte der Minister versuchen, mindestens theilweise das zu verwirklichen, was seinem Vorgänger nicht gelungen ist. Seine Bemühungen waren von dem für das Land überaus er— freulichen Erfolge gekrönt, zwei herrorragende Talente zu ge⸗ winnen, insbesondere jene ausgezeichnete Persönlichkeit, die trotz vorgerückten Alters und ihrer in manchen politischen Fragen ab⸗ weichenden Ansichten mit patriotischer Selbstverleugnung das schwere Amt der Finanzen übernommen hat.
Die Hauptaufgabe der Thätigkeit des neuen Kabinets wird die Heilung der schweren finanziellen und wirthschaftlichen Ge— brechen bilden. Die eingehende Revision des gesammten Ver— waltungsapparates wird die naturgemäße Vorbedingung zu den Reformen sein, welche die Vereinfachung dieser Funktionen und die Herstellung des Gleichgewichtes ermöglichen werden.
Zu diesem Behufe hat das Ministerium sich vereinigt, und einen weiteren Kardinalpunkt des Programms wird auch der bilden, daß die legislative Arbeit nicht durch die Herbeiziehung neuer, nicht hierher gehöriger Fragen gehemmt werde oder Spal⸗ tungen hervorgerufen werden. Zu dlesem Beginnen erbitte er sich die Unterstützung aller Parteien und erwarte, daß dieselben alle Sonderinteressen dem allgemeinen Wohle des Vaterlandes unterordnen werden.
Nachdem Bitto unter Beifall geendet, wurde das Königliche Reskript verlesen, mit welchem die Delegationen für den 20. April einberufen werden. Dieser Gegenstand ward auf die morgige Tagesordnung gesetzt.
Iranyi protestirte im Namen seiner Partei gegen die gesetz— widrige Einmischung des gemeinsamen Ministers des Aeußern in die inneren Angelegenheiten Ungarns, der nach nicht wider— legten Zeitungsnachrichten die Kabinetsbildung wesentlich beein⸗ flußt, mit den Ministerkandidaten verhandelt und sie zum Ein— tritte bewogen habe. Ernst Simonyi erklärte, dem neuen Ka⸗ binet kein Vertrauen entgegenzubringen, weil er in demselben größtentheils die alten Mitglieder wiederfindet. Die reservirte Haltung Ghyezys, der sich im vorhinein gegen die Solidarität in allen Fragen verwahrte, gewähre wenig Hoffnung auf ein liberales Vorgehen der Regierung. Obleich er felbst eine Dis⸗ kussion über einen Gegenstand der Audienz bei Sr. Ma⸗ jestät für unzulässig erklärte, müsse er doch gegen Tisza's Zumuthung protestiren, der vor Sr. Majestät er⸗ klärt hatte, das Land laufe Gefahr, den Agitationen der Ultras ausgesetzt zu werden. Der Minister⸗Präsident Bittö antwortete Jranyi, daß er wegen der Kabinetsbildung mit nie⸗ mand Anderem als unmittelbar mit Sr. Majestät in Berührung gekommen sei. Den Grafen Andrässy habe er wohl diesmal, gerade so wie sonst immer, wenn er hier weilte, besucht. Si⸗ monyi gegenüber glaube er, daß, welches Kabinet immer gebildet worden wäre, dasselbe schwerlich auf das Vertrauen Simonyis hätte rechnen können. Wenn er vorher erwähnte, Ghyezy habe über manche Fragen abweichende Ansichten, so bedeute dies nur so viel, daß er sich nicht in allen Fragen mit den Ansichten der Regierung identifizire; dies könne keinesfalls ein Hinderniß bei der Kabinetsbildung abgeben. Wie ließe sich auch bei einer neun gliedrigen Körperschaft eine vollständige Homogenität der An⸗ schauungen voraussetzen? In der Hauptsache: Heilung der wirthschaftlichen und finanziellen Gebrechen seien Alle einig. Auf
Ersuchen Bitts's werden vor Ostern nur noch die Präsidenten⸗ wahl und die Delegationswahlen vorgenommen un' hierauf die Sitzungen bis 15. April vertagt.
— Im Oberhause wurden die Mitglieder der neuen Re⸗ gierung mit lebhaften Eljen⸗Rufen empfangen. Minister⸗Prä⸗ sident Bitts empfahl sich und seine Kollegen dem Wohlwollen und der Unterstützung des Hauses. Die Hauptaufgabe der neuen Regierung, welche nach einer anhaltenden und schon fast zur Parlamentszersetzung ausgearteten Krise gebildet wurde, müsse die Herstellung des finanziellen Gleichgewichtes und Anbahnung gesunder wirthschaftlicher Zustände bilden. Präsident Majläth versicherte die Regierung im Namen des Hauses, daß sie in ihrem auf das allgemeine Wohl gerichteten Bestreben kräftige und pa⸗ triotische Unterstützung finden werde.
— 24. März. (W. T. B.) Im Unterhause wurde heute vom Finanz⸗Minister Ghyezy sein Finanzprogramm entwickelt, das vom Hause mit Beifall aufgenommen wurde. Der Minister erklärte, daß er als seine nächste Aufgabe ansehen müsse, auf eine Reduktion der Ausgaben hinzuwirken, die er für unum⸗ gänglich erforderlich halte, um eine Besserung der gegenwärtigen Zustände herbeizuführen; vor weiteren Reformen müsse das Gleichgewicht im Budget hergestellt werden, worauf vornehmlich seine Thätigkeit gerichtet sein werde. Ghyezy hob ferner hervor, daß er in den Beziehungen zu der jenseitigen Reichshälfte mög⸗ lichst bestrebt sein werde, das Einverständniß herzustellen, welches durch die gemeinsame staatsrechtliche Basis geboten erscheine. Die Möglichkeit, an den anerkannten Bestimmungen des Aus⸗ gleichs zu rütteln, sei durch diese Erklärung ausgeschlossen. — Zum Präsidenten des Unterhauses an Stelle Bittéis wurde in der heutigen Sitzung Bela Perczel gewählt. Am Donnerstage werden in beiden Häusern des Reichstages die Wahlen zu den Delegationen vorgenommen werden.
Schweiz. Bern, 24. März. (W. T. B.) Der Kan⸗ tonalrath von Obwalden wird, wie von dort gemeldet wird, eine Proklamation an die Bevölkerung des Kantons richten, in der die Ablehnung des Entwurfs der revi— dirten Bundesverfassung empfohlen wird.
Genf, 24. März. (W. T. B.) Der Große Rath hat mit 55 gegen 16 Stimmen beschlossen, die revidirte Bun⸗ desverfassung anzunehmen, aber keine Proklamation an das Volk zu richten. Den Mitgliedern der Mehrheit und der Min⸗ derheit ist indessen freigestellt worden, unter ihrer persönlichen Verantwortlichkeit besondere bezügliche Proklamationen zu erlassen.
Niederlande. Haag, 19. März. Der König wird übermorgen vom Loo hier eintreffen und dem Vernehmen nach nun einen längeren Aufenthalt hierselbst nehmen. Die wieder⸗ holt auftauchenden besorglichen Gerüchte über das Befinden des Königs werden als völlig grundlos bezeichnet.
Großbritannien und Irland. London, 23. März Die Königin empfing am Sonnabend auf Windsor eine De⸗ putation des Gemeinderaths von Windsor, die eine Glückwunsch⸗ adresse anläßlich der Vermählung des Herzogs von Edinburgh überreichte. Am Sonntag empfing Ihre Majestät den von der Goldküste zurückgekehrten General Sir Garnet Wolseley in einer Audienz.
— Zu den Festlichkeiten, die zu Ehren des Kaisers von Rußland während seines Besuches im Mai stattfinden sollen, werden auch eine Artillerie⸗Revue in Woolwich und eine Inspektion des dortigen Arsenals gehören. In der Königlichen Geschützgießerei daselbst ist der Befehl eingegangen, den großen Dampfhammer, dessen Vollendung nicht vor Monaten erwartet wurde, spätestens bis zum 1. Mal fertig zu stellen.
— Im österreichischen Botschaftshotel fand am Sonnabend Abend ein diplomatisches Diner statt, bei welchem der deutsche Botschafter mit seiner Tochter, der franzö—= sische Botschafter, die Gesandten Dänemarks, Schwedens und Persiens mit ihren Gemahlinnen, der Marquis und die Mar— quise von Salisbury, der Earl und die Gräfin von Derby u. a. Personen von Distinktion die Gäste des Grafen Beust waren.
— Der Herzog von Cambridge besuchte am Sonn⸗ abend das Standlager in Shorneliffe, um das aus Aschanti zu— rückgekehrte 23. Regiment (wallisische Füsiliere) zu inspiziren. Im Namen der Königin und des Landes dankte er den Truppen für die im Feldzuge gegen die Aschantis bewiesene Tapferkeit, Mannszucht und Ausdauer.
— Nach den heute veröffentlichten Budgets für Heer und Flotte belaufen sich die Bedürfnisse für die Armee für das Finanzjahr 1874,75 auf 14485. 300 Lstr. und übersteigen die vorjährigen um 69, 260 Lstr. Die Gesammtstärke des hri⸗ tischen Kontingents beträgt 128,994 Mann, d. i. 246 Mann mehr als im Vorjahre. Für die Flotte sind im kommenden Fiskaljahre 10 179,415 Lstr. oder 279760 Lstr. mehr erforder⸗ lich als im vorhergehenden Jahre. Der Bau neuer Dampf⸗ . und Schiffe scheint den Mehrbetrag verursacht zu aben.
Frankreich. Paris, 22. März Heute fand im Cirque des Champs Elysées die Preisvertheilung der „Association Polytechnique“ statt. Der Minister Fourtou hielt eine längere Rede, in welcher sich derselbe über die Regierungsfrage folgendermaßen äußerte: ᷣ
Die Ordnung, der Frieden, lange Tage der Sicherheit sind heute unseren großen Unternehmungen gesichert. Vor einigen Monaten be—= grüßten Sie die Errichtung des Septenniums, welches Ihnen diese Güter zubrachte; kürzlich versprach der Marschall dessen Dauer den Rcräsentanten des Handels und der Industrie; die Akklamationen des öffentlichen Vertrauens antworteten auf seine Worte. Die aus dem, souveränen Willen der Nationalversammlung hervorgegangene Regierung des Marschalls, welche in diesem hohen und reinen Ur- sprung ein unwiderrufliches Recht, höhere Pflichten und eine Auto—2 rität schöpft, welche Keiner zukünftig bestreiten kann, die er nicht schwächen lassen und welche im Gegentheil in einigen Tagen durch eine auf lovale Weise versprochene Organisation gestärkt werden wird
— die Regierung des . welche Rathgeber sie auch haben
möge, wird, seien Sie dessen versichert, während sieben Jahre durch die Festigkeit und Klugheit die regelmäßige Entwickelung der Ge— schäfte, den Zuwachs der Industrie, mit Einem Worte, die freie und mächtige Ausdehnung der nationalen Arbeit beschützen. Dadurch wür den übrigens auf der politischen Bühne selbst unerwartete Umgestal⸗ tungen und Beruhigungen eintreten. Der Wohlstand wird ung die Eintracht zurückgeben; ein Volk, welches arbeitet, ist ein Volk, welches sich sammelt und erhebt. Wir alle, meine Herten, wie auch unser Ursprung, unsere Zuneigungen, unser Vedguern oder unsere Hoffnungen sein mögen, geben wir diesem Werk der Neugeburt durch die Arbeit unsere unermüdliche Unterstützung. Es ist uns Allen leicht, uns fär diesen großen Zweck unter Einem Namen ohne Flecken zu versammeln, der für immer ganz Frankreich theuer ist, denn er war in . unheilvollsten Tagen der glänzendste Ausdruck seines alten Ruhmes und der höchste Trost in seiten Unglückefällen. Vergessen wir um seinetwegen unsere Streitig⸗ keit'n; erinnern wir uns, daß über den Parte en, die vergehen, über der Wirklichkeit, die shwinder, über den Feindschaften, die verlöschen,