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Mi ni ster ium der geistlichen, Unterricht s⸗ und Medizinal⸗Angelngenheiten.
Die bisherigen Rektoren und kommissarischen Kreis⸗Schul⸗ Inspektoren Carl Rudolf Theodor Gerner in Pr. Fried⸗ land und Heinrich Friedrich Wilhelm Uhl in Konitz sind zu Kreis⸗Schul⸗Inspektoren im Regierungsbezirk Marienwerder ernannt worden.
Am Gymnasium in Schrimm ist der Lehrer Carl Görlitz zum Oberlehrer ernannt worden.
Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. ;
Der bch , , en Sssenbahn Verwaltung guge⸗ stellte Königliche enbahnbau⸗ 4 . Wil⸗ helm Hermann Burkhard zu Breslau ist in gleicher Amts⸗ eigenschaft nach Lissa versetzt worden.
Der Baumeister Eduard Braun ist zum Bau⸗ und Maschinen⸗Inspektor im Bezirk der Königlichen Bergwerks⸗Direk⸗ tion zu Saarbrücken, unter Anweisung seines Wohnsitzes in Neunkirchen, ernannt worden.
Der bisherige Baumeister Caspar Carpe ist als König⸗ licher Eisenbahn⸗Baumeister im Verwaltungsbezirk der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktion zu Saarbrücken mit Anweisung des Wohnsitzes zu Cochem a. d. Mosel angestellt worden.
Der bisherige Ingenieur⸗Assistent Eduard Rohrmann zu Hannover ist zum Königlichen Eisenbahn⸗Baumeister ernannt und demselben die Stelle eines Vorstehers des technischen Bu⸗ reaus der Königlichen Eisenbahn⸗Kommission zu Harburg ver⸗ liehen worden.
Den Herren Oectav Hofmann in Hermannseifen und Paul Hänlein in Wien ist unter dem 7. Mai d. Is. ein Patent
auf eine Reaktions⸗Gaskraft⸗Maschine in ihrer durch Zeichnung
und Beschreibung nachgewiesenen Zusammensetzung und ohne
Jemand in der Anwendung bekannter Theile zu beschränken, auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.
Dem Gugen Cuvelier zu Paris ist unter dem J. Mai d. J. ein Patent auf eine Rübenbrei⸗Presse in der durch Zeichnung und Be⸗ schreibung nachgewiesenen Zusammensetzung, ohne Jemand in der Anwendung bekannter Theile zu beschränken, auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden. Das dem Civil⸗Ingenieur C. Meinicke zu Clausthal unter dem 9. Februar 1873 ertheilte Patent auf eine durch Zeichnung und Beschreibung erläuterte Seil⸗ bahn, soweit dieselbe als neu und eigenthümlich erkannt ist, ist aufgehoben.
Angekommen: Se. Excellenz der General⸗Feldmarschall von Steinmetz von Görlitz. ;
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 12. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König sind, wie telegraphisch bereits gemeldet, am 9. d. M. in bestem Wohlsein in Wiesbaden eingetroffen und von der Bevölkerung unter begeisterten Hochrufen und Blumen⸗ ea, empfangen worden. Abends wurde Sr. Masestät vor dem ct öniglichen Schlosse eine Serenade dargebracht, und gleich⸗ ät Fand eine bengalische Beleuchtung der auf dem Platz vor dem Schlosse befindlichen Kirche statt.
3 Sonntag, den 16., empfingen Se. Majestät den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg; zum Diner hatten Einladungen erhalten der kommandirende General des XI. Armee⸗Corps von Bose und der Oberst und Comman⸗ deur des Hessischen Füsilier⸗Regiments Nr. 80, von Kaweczynski, der Landesbischof Dr. Wilhelmi und der Regierungs⸗Präsident von Wurmb.
Gestern nahmen Se. Majestät die Vorträge des Geheimen Kabinets⸗Raths von Wilmowski und des 3e m! Legations⸗ Raths von Bülow entgegen. Zur Tafel waren geladen der Gouverneur von Mainz, General der Infanterie von Boyen, der Ober⸗Präsident von Bodelschwingh, der Graf Fürstenberg⸗ Herdringen und der aus Lübingen zurückgekehrte Afrikareisende e, 5 Ihre Könsgkihe Sähetzd z
eute wir e Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden zum Besuche Sr. Masestãt des Kaisers erwartet. Am Mittwoch Nachmittag findet zu Ehren Sr. Majestät eine große Korsofahrt statt; Abends gelangt auf Allerhöchsten Befehl die Schumannsche Oper „Genofeva“ zur Aufführung.
— Ihre Maßjestät die Kaiserin⸗Königin empfing und erwiderte in Baden den Besuch Ihrer Majestät der Kö⸗ nigin von Schweden und Norwegen.
In der gestern Nachmittag im Reichskanzler⸗Amt unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers Dr. Delbrück stattgehabten r nn des Bundesraths wurden Ausschußberichte er⸗ betreffend a. die Gründung einer Centralstelle für Meeres⸗ kunde; h. den Termin für die nächste Vollszählung; c. den Entwurf eines Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutsch⸗ lands; d. die Beschlüsse des Reichstages zu dem Entwurfe einer Strandungsordnung; e., die Ausprägung von Fünfmarkstücken in Silber. Eine Eingabe der Deutschen Akademie der Natur⸗ orscher zu Dresden wegen Gewährung einer Beihülfe aus eichsmitteln wurde einem Ausschusse überwiesen.
— Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung des
Herrenhauses kam als ö Gegenstand der Tagesordnung
neh der Bericht der Justizkommisston über den Gesetzentwurf, reffend die Ergänzung des Gesetzes vom 6. Mai 1869 über die juristischen . und die Vorberei tung zum höheren Justizdien st, zur Verhandlung. Referent der Kommission war Dr. Dernburg, welcher Namens derselben dem Hause empfahl, den Gesetzeniwurf in nachstehender, nur im §. 1 verã Fassung anzunehmen: 533 1. Deutsche, welche in Elsaß⸗Lothringen die nach den der⸗ 1. vorgeschriebene erste, zum . in den höheren Justiz- befähigende Prüfung bestanden haben, sind zur Vorhereitung
für den Justizdienst und die Zurücklegung der großen Staatsprüfung in 1 r e 3 ;
§. 2. Auf die nach den s§. 6 bis 8 des Gesetzes vom 6. Mai 1869 den Referen darien vorgeschriebene Vorhereitungszeit kann die bei den Gerichten, der Staatsanwaltschaft, den Advokaten, Anwälten und Notaren in Elsaß⸗»Lothringen . Zeit der Beschäftigung mit⸗ Genehmigung des Justiz⸗Ministers in Anrechnung ä . werden.
3. „Der Justiz⸗Minister hat die zum Vollzuge dieses Ge⸗ setzes erforderlichen näheren Anordnungen zu treffen.
Urkundlich ꝛc.“ ö
In der hierauf eröffneten Generaldiskussion sprachen Herr Wever, sowie Justiz⸗Minister Dr. Leonhardt und der Regierungs⸗ kommissarius Geh. Justiz⸗Rath Kurlbaum II. wiederholt gegen und Herr zur Lippe für die Kommissionsbeschlüsse. — Auch in der Spezialdiskussion griff der ,, Geheimer Justiz⸗Rath Kurlbaum IJ. nochmals in die Debatte ein, worauf bei der Abstimmung der §. 1 in der in der Regierungs⸗ Vorlage vorgeschlagenen Fassung wieder hergestellt wurde. Der⸗ selbe lautet danach:
„Deutsche, welche in Elsaß ⸗ Lothringen die nach den dortigen Ge— setzen vorgeschriebene erste, zum Eintritt, in den höheren Juftizdienst befähigende ö bestanden haben, können mit Genehmigung des Justiz⸗Ministers zur Vorbereitung für den Justizdienst und die Zurück legung der großen Staatsprüfung in Preußen zugelassen werden.“
Die §5§5. 1 und 2 wurden unverändert angenommen. Das Haus beschloß sodann noch auf den Antrag der Kommission nach kurzer Debatte, an welcher sich der Referent, Herr Dr. Dernburg, sowie der Justiz⸗Minister Dr. Leonhardt und Herr v. Bernuth betheiligten, die Annahme folgender Resolution:
„Die Königliche Staatsregierung zur Erwägung der Frage auf⸗ ufordern, ob nicht im Wege der Gesetzgebung zu bestimmen sei, daß
insichtlich der aus Preußen in den Elsaß⸗Lothringischen Justizdienst eingetretenen Beamten bei ihrem Rücktritt in den r fr sgf, ustiz⸗ dienst die Dienstzeit in Elsaß Lothringen der Preußischen gleichgestellt werde.“ .
Als dritter und letzter Gegenstand der Tagesordnung folgte der mündliche Bericht der Agrar⸗Kommisfion über den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Aufhebung der Ufer⸗, Ward⸗ und Hegungsordnung für das Herzogthum Schlesien und die Grafschaft Glatz, vom 12. September 1763.
Der Berichterstatter Herr von Rath empfahl den Antrag der Kommission:
Das Herrenhaus wolle beschließen:
J. den vorangeführten Gesetzentwurf unter folgenden Abänderungen anzunehmen: I) im 5§. Lin der vorletzten Zeile (an deren Stelle tre⸗ ten für den Oderstrom und die übrigen Flüsse der Provinz, soweit die letzteren für schiffbar erklärt werden, folgende Vorschriften) anstatt der Worte „soweit die letzteren für schiffbar erklärt werden“ zu setzen: so weit die letzteren schiffbar sind oder werden“; 2) im 5. 2, Zeile 1 anstatt „die Uferbesitzer bleiben verpflichtet! — zu setzen „die y , . sind verpflichtet“; 3) im 5. 3 in der letzten Zeile (Hochstämmige Bäume vom Uferrande ab zu beseitigen und die Wurzeln der Bäume auszuroden) zwischen und“ und „die Wurzeln der Bäume“ einzuschalten „nöthigenfalls auchz; 4) im 5. 9 (Das Betreten der natürlichen und künstlichen Anlandungen, Sandbaͤnke und Inseln, sowie der Ufer selbft, ist den Beamten und Organen der Strombau⸗Verwaltung jederzeit unentgeltlich gestattet) in Zeile 2, hinter den Worten „so wie der Ufer selbst“ einzuschalten: „und das Setzen von Stations- und Festpunkt⸗Steinen auf den⸗ selben /; 5) im 8. 11 (Die nach diesem . den Uferbesitzern oblie⸗ genden Verpflichtungen ruhen als öffentliche Lasten auf dem Ganzen eines jeden Guts oder für sich bestehenden Grundstücks, zu welchem die un gehören) in Zeile 3 zwischen den Worten Ufer“ und „ge⸗ hören 1 , zur Zeit der Verkündung dieses Gesetzes“.
II. Die Petition des Magistrats zu Glogau, Beuthen a. O., Brieg, Steinau, Neusalz, Ratibor, Grünberg mit dem Antrage:
Das Herrenhaus wolle vor der Beschlußfassung über den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Aufhebung der schlesischen Ufer⸗, Ward und . von 1763, das Gutachten des schlesischen Provinzial⸗
. einholen lassen, um die Interessen der Uferbesitzer zu
als durch die zu dem in Rede stehenden Gesetzentwurf gefaßten Be⸗
schlüsse erledigt zu erklären.
Dagegen beantragte Herr Graf v. Kospoth entsprechend den Anträgen der petitionirenden Magistraten, vor der Beschluß⸗ fassung über den Gesetzentwurf zunächst ein Gutachten des schle⸗ sischen Provinzial⸗Landtages einzuholen.
In der Generaldiskusfion sprachen der Referent Herr v. Rath, sowie die Herren Grafen v. Itzenplitz, Fürst Lychnowski, v. Goßler für, die Herren Graf Kospoth, Graf Udo zu Stolberg gegen die Beschlüsse der Kommission. In der Spezialdiskussion wurden die sämmtlichen Anträge der Kommission nach kurzer Diskussion, an welcher sich die Herren Graf Udo zu Stolberg und v. Bernuth, sowie wiederholt der Referent Herr Dr. Dern⸗ burg betheiligten, angenommen. — Schluß der Sitzung 4 / Uhr
— Die heutige (20. Sitzung des Herrenhauses wurde vom Präsidenten Grafen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode um 11 Uhr mit der Mittheilung eröffnet, daß das Mitglied des Hauses,
err v. Gordon⸗Laskowitz, welcher in demselben den Landschafts⸗
ezirk Südpommerellen vertreten hat, verstorben sei. Die Mit⸗ glieder des Hauses ehrten das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. —
Vor Eintritt in die Tagesordnung theilte der Präsident noch mit, daß die sämmtlichen in der heutigen Sitzung des Abgeord⸗ netenhauses in dritter Lesung berathenen Gesetzentwürfe inzwi⸗ schen bereits an das . gelangt seien. Es wurde be⸗ schlossen, die sämmtlichen Vorlagen bis auf den Gesetzentwurf wegen Vermehrung des Betriebsmaterials auf den Staatg⸗Eisen⸗ bahnen, welcher an die Eisenbahn⸗Kommission verwiesen wurde, durch Schlußberathung zu erledigen.
Am Ministertisch wohnten der Sitzung bei der Minister des Innern Graf, zu Eulenburg, der Justiz⸗NMinister Dr. Leonhardt und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Falk, fowie mehrere Regierungs⸗Kommissarien.
Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Be⸗ richt der Juftizkommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Verhältnisse der Mennoniten.
Nachdem der Referent Hr. v. Kleist⸗Retzow die Beschlüsse der Kommission erläutert, erklärte sich der Staats⸗Minister Br. Falk mit denselben einverstanden.
In der Spezialdiskussion wurde §. 1 unverändert in der Fassung der Kommission angenommen?
1. Mennoniten Gemeinden können durch , Verfügung der Minister der Justiz, des Innern und der geistlichen 2 6. Korporat ionsrechte erlangen.“
ei 8. 2:
„Die Ertheilung der Korporationsrechte ist nur zulässig und darf nicht versagt werden, . 1) der gin der eln? geographisch abgegrenzt ist, 2) nach der Zahl und Vermögenslage der dazu gehörigen Mitglieder anzunehmen ist, daß die Gemeinde den von ihr Behufs Ausübung ihres Goͤttezdienftes nach ihren Grundsätzen f übernehmenden Verpflichtungen dauernd zu genügen im Stande ein wird, 3) in dem Statut der Gemeinde keing Festsetzungen ge= troffen sind, welche mit den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen im Widerspruch stehen . ü
beantragte Herr Selcke die Streichung der Nr. 1 dieses . graphen. Der Regierungs⸗Kommissar, Präsident Dr. v. Schel⸗
ling, sowie der Referent erklärte sich gegen dieser Streichung, worauf 5 2 und ebenso 5§. 3:
Bie Vorschriften, nach welchen die Mennoniten zu persönlichen Abgaben oder Leistungen an evangelische oder katholische Kirchen- systeme verpflichtet sind, insbesondere das Edikt, die künftige Ein⸗ richtung des Mennonisten⸗Wesens in sämmtlichen Königlichen Pro- vinzen exklusive des Herzogthums Schlesien betreffend, vom 30. Juli 1789 werden aufgehoben Abgaben und Leistungen an evangelische oder katholische Kirchensys eme, welche nicht persönlicher Natur sind, insbesondere solche Abgaben und Leistungen, welche entweder Kraft besonderen Rechtstitels auf bestimmten Grundstücken haften, oder von allen Grundstücken des Bezirks, oder doch von allen Grund-
stücken einer gewissen Klasse in dem Bezirke ohne Unterschied des
Besttzers zu entrichten sind, werden durch dieses Gesetz nicht berührt.“ unverändert angenommen wurde. — Außerdem beschloß das Haus bei Schluß des Blattes nach kurzer Befürwortung durch den Referenten auf den Antrag der Kommission die Annahme folgender Resolution:
„Der Königlichen Staatsregierung zu empfehlen, sofern sich bei Ausführung des Gesetzes eine erhebliche Schädigung einzelner bestehen⸗ der evangelischer oder katholischer Pfarrsysteme herausstellen sollte, . . durch Bewilligung entsprechender Mittel aus Staatsfonds abzuwenden.“
— Im ferneren Verlaufe der gestrigen Sitzung des enn der Abgeordneten sprach zu dem Gesetzentwurf, etreffend die Gewährung von Schauprämien für Vollblutzucht-⸗ pferde ꝛc., nach dem Abg. Richter (Hagen) der Handels⸗Minister Dr. Achenbach, und wurden dann die beiden Paragraphen an⸗ enommen. Fast ohne Debatte wurden in erster und zweiter esung erledigt die Gesetzentwürfe, betreffend die im Jahre 1875 vor Feststellung des Staatshaushalts⸗Etats zu leistenden Staats⸗ ausgaben, betreffend die Verwendung der verfallenen Kaution für das Halle⸗Sorau⸗Gubener Eisenbahnunternehmen, be⸗ treffend die Verwendung der vom Kommerzien⸗Rath Sabey zu Münster für den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Wesel nach Bocholt bestellten, dem Staate verfallenen Kaution und betreffend die Aufhebung des Chausseegeldes auf den Staats⸗ straßen. Der Gesetzentwurf, betreffend die Vermehrung des Betriebsmaterials der Staatseisenbahnen, wurde genehmigt, nach⸗ dem der Handels⸗Minister Dr. Achenbach die Nothwendigkeit der Vermehrung entschieden betont hatte. Schließlich ertheilte das Haus auf Grund mehrerer mündlicher Berichte der Budgetkom⸗ mission der Regierung und der Ober⸗Rechnungskammer Decharge. Schluß 4 Uhr.
— In der heutigen (65.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher am Ministertisch der Vice⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums Finanz⸗Minister Camphausen und die Staats⸗Minister Dr. Leonhardt und Dr. Achenbach mit zahlrei⸗ chen Kommissarien beiwohnten, wurden zunächst in dritter Be⸗ rathung ohne Debatte angenommen der Staatsvertrag mit Ham⸗ burg wegen Regulirung der Grenzverhältnisse an der Süderelbe; die Gesetzentwürfe wegen Bewilligung von Schauprämien für Vollblutzuchtpferde, sowie Gewährung von Beihülfen zur Aus⸗ stellung von Pferden in Händen von Privaten auf der im laufenden Jahre in Bremen stattfindenden internatio⸗ nalen landwirthschaftlichen Ausstellung, endlich behufs Be⸗ schickung dieser Ausstellung durch Pferde der Staatsgestüte; betreffend die Verwendung der verfallenen Kaution fur das Halle⸗Sorau⸗Gubener Eisenbahnunternehmen; betreffend die Ver⸗ wendung der von dem Kommerzien⸗Rath Sabey zu Münster für den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Wesel nach Bocholt bestellten, dem Staate verfallenen Kaution; betreffend die Vermeh⸗ rung des Betriebsmaterials der Staats⸗Eisenbahnen; betreffend die Einstellung der Erhebung der Chausseegelder anf den Staatsstraßen. Auf den Bericht der Staatsschulden⸗Kommission wurde der Haupt⸗ verwaltung der Staatsschulden für das Jahr 1872 Decharge ertheilt. — Es folgte dann die erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfes, betreffend das Höferecht in der Provinz Han⸗ nover. An der Generaldebatte bethriligten sich die Abgg. Bening, Graf Wintzingerode, Dr. Windthorst (Meppen), Miquel und der Justiz⸗Minister Dr. Leonhardt. In der Spezialdiskussion wurden die einzelnen Paragraphen fast ohne erhebliche Debatte mit nur zwei Aenderungen im 5. 6, welchen die Regierung zustimmte, an⸗ genommen. — Der Gesetzentwurf, betr. die anderweite Regelung der Wasserlaufabgaben im Gebiete des Regierungsbezirks Wies⸗ baden, wurde in erster und zweiter Berathung ohne erhebliche Debatte erledigt.
Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die erste Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Gewährung einer Zinsgarantie des Staats für eine Prioritätsanleihe der Berliner Nordeisenbahn ein, worüber zuerst der Abg. Lasker sprach.
— Von dem Handbuch für das preußische Herren⸗ haus, im Auftrage herausgegeben von dem Bureau⸗Direktor des Herrenhauses, Geh. Regierungs⸗Rath Dr. Metzel, ist soeben die dritte vermehrte und vollständig umgearbeitete Ausgabe er⸗
schienen. Das Handbuch enthält die Aktenstücke, betreffend die Verfassungsurkunde für den preußischen Staat vom 31. Januar
1850, sowie die Verfassung des Deutschen Reichs, die Gesetze, Verordnungen und Reglements über die Bildung, Zusammen⸗ setzung und Geschäftsordnung des Herrenhauses, das Personal⸗ verzeichniß der Mitglieder des letzteren und ein alphabetisches Sachregister. Auch die neue Auflage verfolgt wie die früheren den Zweck eines Nachschlage⸗ und Hülfsbuchs. Sie beschränkt sich daher im Allgemeinen darauf, in Noten kurz auf die Gesetze hinzuweisen, die zur Er⸗ läuterung der Verfassung Preußens bezw. des Deutschen Reichs dienen. Indessen in vielen Fragen, über welche entweder ver⸗ schiedene Auffassungen herrschen, oder die bisher noch nicht zu⸗ sammenhängend behandelt waren, ist der Verfasser auch aus⸗ führlicher eingegangen, so über die Praxis der Einbringung der Regierungsvorlagen und provisorischen Verordnungen (Art. 62 und 63 Preuß. Verf.), die Berechnung der Dauer der Legis⸗
laturperiode (Art. I3 ebend. ), die Praxis bei Vorlage von Ver⸗
fassungsveränderungen (Art. 107 ebend. ), die Quellen der Kirchen⸗ verfassung in nen (zu Art. 15 ebend), der Gerichts organi⸗ sation zu Art. 8g ebend), der kommunalen Verfassung zu Art. 105 ebend), über die Organisation der obersten Reichs⸗ behörden (Art. iß der Verf. des D. R.), die Geschaͤftsordnung, die freien Kommissionen und den sogenannten Senioren ⸗Con⸗ vent des Deutschen Reichstags (zu Art. 27 ebend), die Eisen⸗ bahnen in Elsaß⸗Lothringen (zu Art. 42 ebend. ), die Militär⸗ gesetzgebung und . des Deutschen Reichs (zu Art. 61, 62, 63 ebend.) ꝛc. .
— Die Unterhandlungen zur Herstellung eines direkten Po stverkehrs zwischen . und O stindien, zu
deren Behuf der General⸗Postmeister Mr. Monteath aus
Caleutta hierher begeben hatte, haben, wie wir hören, zu dem 3. 5 geführt. Das bezüglich Ueberein⸗
kommen ist am 9. Mai auf dem General⸗Postamte .
festgestellt worden und seine Ausführung, nach Genehmigung
durch die beiderseitigen Regierungen, spätestens zum 1. Januar k. J. in Aussicht genommen. Es würden dann erhebliche Ver⸗ kehrserleichterungen sowohl für den Briefverkehr, als für die Versendung von Zeitungen und Büchern eintreten.
= Der General⸗eldmarschall Graf von Roon war den „It. N.“ vom 6. d. M. zufolge in Lugano angekommen und in dem Hotel Beau⸗Sjour abgestiegen.
— Der General⸗Postdirektor Dr. Stephan hat sich in Dienstangelegenheiten nach dem Elsaß begeben.
— Zu einer Allerhöchst befohlenen Kavallerie⸗Kom⸗ mission ist der General⸗Major und Commandeur der 7. Kavallerie⸗Brigade, von Schmidt, als 1. Mitglied komman⸗ dirt worden und zu diesem Zwecke von Magdeburg hier ein⸗ getroffen; als 2. Mitglied fungirt der General⸗Major und Com⸗ mandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade, Frhr. von Los.
— Der General⸗Major von Oppeln⸗Bronikowski, bisher Commandeur des Hessischen Feld⸗-Artillerie⸗Negiments Nr. 11, Corps⸗Artillerie, welcher vor Kurzem unter Beförderung zum General⸗Major zum Commandeur der J. Feld⸗Artillerie⸗ Brigade ernannt worden, ist aus diesem Anlaß zur Abstattung persöonlicher Meldungen hier eingetroffen.
Hannover, 11. Mai. Ihre Hoheit die Herzogin von Sachsen⸗Altenburg ist heute Vormittag 9 Uhr 35 Minuten nach Altenburg abgereist.
Bayern. München, 106. Mai. Der Königlich italieni⸗ schen Gesandtschaft hierselbst ist ein neuer Sekretär, Chevalier de Nitto, beigegeben worden und dieser Tage hier eingetroffen. Derselbe war früher bei den Gesandtschaften in Bern und Kon⸗ stantinopel und zuletzt im auswärtigen Minisserium in Rom.
— Von der Staatsregierung ist der Kammer der Abgeord⸗ neten ein Gesetzentwurf „die Aufnahme eines Kreisanlehens zur Deckung der Kosten für die Errichtung einer Pflegeanstalt bei der Kreis⸗Irrenanstalt Erlangen beir.“ zur weiteren Behandlung vorgelegt worden.
Bamberg, 9. Mai. In der gestrigen Sitzung des Stadt⸗ magistrats wurde beschlossen, die Feier des Friedensschlusses am Sonntag, den 10. Mai d. J., gemeinschaftlich mit dem Ve⸗ teranen⸗ und Kriegerverein zu begehen und die städtischen Ge⸗ bäude zu Ehren des Tages beflaggen zu lassen.
Sachsen. Dresden, 10. Mai. Die Erzherzogin Elisab eth ist heute Nacht 12 Uhr 10 Minuten aus dem Haag hier eingetroffen und im „Hotel Bellevue“ abgetreten.
— Der König hat in einer am heutigen Tage dem Kaiser⸗ lich brasilianischen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch⸗ tigten Minister Vianna de Lima, Baron de Jaurü ertheilten Partikular⸗Audienz das Beglaubigungsschreiben, durch welches derselbe am hiesigen Königlichen Hofe accreditirt wird, entgegen genommen.
Württemberg. Stuttgart, 8. Mai. Die Ver⸗ mählung der Großfürstin Vera Constantinowna mit dem Herzog Wilhelm Eugen von Württemberg fand heute im Königlichen Residenzschlosse hierselbst statt. Wie be⸗ reits telegraphisch gemeldet, erfolgte die Trauung zuerst in der russischen Kapelle im Königlichen Residenzschlosse nach russischem, hierauf im weißen Saale nach protestantischem Ritus.
Um 1 Uhr begaben sich die Allerhöchsten Herrschaften in feierlichem Zuge mit dem Hohen Brautpaare nach der russischen Kapelle. Der Kaiser von Fußland, welcher das Großband des Württembergischen Kronen⸗Ordens und, wie die übrigen Inhaber des hohen St. Andreas⸗Ordens, die Kette de selben trug, führte die Königin; der König führte die Großfürstin Alexandra Jo⸗ sephowna, Mutter der Hohen Braut. Der Großfürst Konstantin Nikolajewitsch ging mit der Herzogin Mathilde von Württem⸗ berg, Mutter des Bräutigams, der Herzog von Württemberg, Vater des Bräutigams, mit der Prinzessin Friedrich von Würt⸗ temberg. Sodann kam das Hohe Brautpaar. Es folgten: der Großfuͤrst Alexei Alexandrowitsch mit Prinzessin Auguste von Sachsen; der Erbgroßherzog von Sachsen mit der Peinzessin Marie von Baden; der Prinz Wilhelm von Württem⸗ berg mit der Erbgroßherzogin von Sachsen; der Großfürst Constantin Constantinowitsch mit der Prinzessin Pauline von Württemberg; die Großfürsten Dmitri und Wiatscheslaw, die Prinzen August von Württemberg, Wilhelm von Baden, Hermann von Sachsen, der Herzog Sergei von Leuchtenberg, der Prinz Bernhard von Sachsen.
Mit dem Abgang der Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften aus dem Sommersaal begann das Läuten der Glocken auf der Schloßkirche und der Stiftskirche; dasselbe währte eine Viertelstunde. Dem Zuge der Allerhöchsten Herrschaften reihten sich der Hofstaat und die übrigen eingeladenen Herren und Damen in folgender Ordnung an, unter ihnen der Reichskanzler Fürst Gortschakoff, der Minister des Kaiserlichen Hauses, General Graf Adlerberg, der Minister General der Kavallerie Graf Schuwaloff, der Fürst von Hohenlohe⸗Waldenburg, der Minister des König⸗ lichen Hauses von Mittnacht, die Staats⸗ und Hofdamen, die zum Ehrendienst kommandirten Offiziere, die Adjutanten der Höchsten Herrschaften und die Erzieher der Großfürsten.
Am Eingang der russischen Kapelle wurde der Zug durch die russische Geistlichkeit in glänzendem Ornate empfangen, beim Eintritt in die Kapelle wurden die Majestäten von der Geist⸗ lichkeit zu ihren Plätzen geleitet. Das Brautpaar, von einem Kirchengesang begrüßt, stellte sich in einiger Entfernung von dem Trauungsaltar auf, auf welchem das Evangelium und das Kreuz sich befanden. Der fungirende Geistliche, Propst von Basaroff, überreichte den Hohen Verlobten die angezündeten Kerzen, welche dieselben während der Ceremonie vor sich hielten. Den Anfang machte nach einem Gebet das Wechseln der Ringe. Während dieses Aktes wurden 265 Kononenschüsse abge⸗ 6 Nach einem Gebet fand sodann die eigentliche
rauung, die „Krönung“, nach russischem Ritus.
Die feierliche Handlung währte etwa eine Stunde. Einstweilen hatten sich im weißen Saale des Königlichen Schlosses, wo die protestantische Trauung stattfand, die übrigen eingeladenen Herren und Damen eingefunden. Es waren etwa Per⸗ sonen: die Minister, die Standesherren, das diplomatische Corps, die Kammerherren, die Geheimen Räthe, Staatsräthe, die Beamten des Hofes, die Präsidenten und Direktoren, die Stabs⸗ offiziere, der ständische Ausschuß, der Ober⸗Bürgermeister und der Stadtdirektor von Stuttgart u. A. mehr. Die Schloßwache bildete in dem anliegenden Zeltsaale, welchen die Herrschaften zu passtren hatten, Spaliere. Um 2 Uhr trat der Hochzeitszug der Allerhöchsten Herrschaften und der an diese sich anschließenden
Personen unter dem Vorantritt der Hoffouriere, der Kammer⸗ jnnker und Kammerherren, der zweiten Hofchargen und des Oberst⸗Hofmeisters unter den Klängen eines Chorals in den weißen Saal ein. Ein Altar war im Vordergrund unter reichem Schmuck von Kamelien, Rosen, Azaleen und Rhododen⸗
dren errichtet. Vor diesem nahm das Hohe Braut⸗ paar Platz; in einem weiten Bogen umgaben die äh, Herrschaften das Brautpaar, an sie schlossen
die übrigen Eingeladenen an, die Herren rechts, die Damen links. Am Altar saßen, gegen die Hochzeits⸗ gesellschaft gewendet, rechts die Prälaten v. Rapff und v. Müller und der Hofkaplan O. K. R. Wittich, links die drei russischen Geistlichen. Der Ober⸗Hofprediger Prälat v. Gerok hielt sodann am Traualtar eine ergreifende Rede mit Zugrundlegung des Textes „Friede sei mit Euch“, und traute das Hohe Paar nach evan⸗ gelischem Ritus, worauf der Hochzeitszug in derselben Ordnung, wie er eingetreten war, unter dem Gesang des Chorals „Lobe den Herrn“ den Saal wieder verließ. Im Thronsaal nahmen sodann die Hohen Neuvermählten die Gratulation des Hofes und der russischen Gesandtschaft entgegen.
Um 619 Uhr reisten die Neuvermählten mit Extrazug nach ö ab, wo Dieselben einen mehrtägigen Aufenthalt nehmen.
— 11. Mai. (W. T. B. Kaiser Alexander ist heute Abend 91 Uhr mittelst Extrazuges über die Niederlande nach England abgereist. Die übrigen Hohen Fürstlichen Gäste hatten bereits im Laufe des gestrigen Tages den hiesigen Hof verlassen. Der Reichskanzler Fuͤrst Gortschakoff ist vorläufig noch hier zurückgeblieben und wird sich demnächst zum Gebrauch der Kur nach Wildbad begeben. ö ;
Mecklenburg. Schwerin, 11. Mai. Vorgestern Abend nahmen die Hochfürstlichen Verlobten, die Herzogin Marie und der Großfürst Wladimir, die Glückwünsche der Hofgesellschaft im Thronsaale und den angrenzenden Zimmern des Großherzoglichen Schlosses entgegen. Nach der Cour versammelte sich die Hofgesellschaft im goldenen Saale, wo ein Hofkonzert stattfand. Demselben wohnten das Hohe Brautpaar, die Herzogin Marie, — geschmückt mit den Insignien des Ihr jüngst von dem Kaiser Alexander verliehenen Katharinen⸗ Ordens, — der Großherzog, die Großherzogin⸗Mutter, die Groß⸗ herzogin Marie, der Erbgroßherzog, die Prinzessinnen Windisch⸗
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grätz und der Herzog Paul Friedrich bei. — Gestern Mittag
wurde auf dem Altengarten eine große Parade abgehalten. Die gesammten Truppen der Garnison hatten sich im Carré auf⸗ gestellt. Nachdem dieselben von dem Großherzog, welcher von dem Großfürsten Wladimir und den Großherzoglichen Prinzen begleitet war, inspizirt worden, nahmen die Herrschaften in der Mitte des Altengartens Stellung und erfolgte der Vorbeimarsch der Truppen. Die Großherzogin Marie, die Herzogin Marie und die Prinzessin Windischgrätz wohnten der Parade vom Palais der Großherzogin⸗Mutter bei.
— Der Erbgroßherzog und der Herzog Paul K sind gestern Abend nach Rostock bez. Rathenow ab⸗ gereist.
— Der Großfürst Wladimir von Rußland beabsichtigt, dem Vernehmen nach, bis zum Anfang nächsten Monats hier zu verweilen. Das Hohe Brautpaar gedenkt in nächster Zeit in Begleitung der Allerhöchsten Herrschaften Ludwigslust, Rostock und Heiligen Damm zu besuchen. Gestern Vormittag wohnte Dasselbe mit dem ganzen Hofe dem Gottesdienste in der Schloß⸗ kirche bei. Mittags fuhr die Großherzogliche Familie mit ihren Hohen Gästen in fünf offenen Wagen nach Rabensteinfeld.
Sachsen⸗ Weimar⸗Eisenach. Weimar, 8. Mai. Der Großherzog und die Großherzogin sind in vergan⸗ gener Nacht nach dem Haag zur Feier des Regierungsjubiläums des Königs der Niederlande gereist, die Prinzessinnen Marie und Elisabeth heute Vormittag zum Kurgebrauch nach Bad Driburg. Der Erbgroßherzog befindet sich seit einigen Tagen wieder in Stuttgart, um an den Vermählungsfeierlichkeiten der Großfürstin Vera Theil zu nehmen.
— Der Chef des Kultusdepartements Geh. Staatsrath Dr. Stichling ist zum Geheimen Rath ernannt, dem Chef des Ministerial⸗Departements des Innern, Geheimen Staatsrath Freiherrn v. Groß, das Comthurkreuz des Falken⸗Ordens verliehen worden.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 8. Mai. Gestern ist der Landtag des Herzogthums Coburg hier wieder zusammengetreten. Die an denselben gelangten Vorlagen bezie⸗ hen sich auf den Voranschlag für den Staatshaushalt des hiesti⸗ gen Herzogthums auf die Finanzperiode vom 1. Juli d. J. bis 30. Zunt 1877, auf die Aufbesserung der Gehalte der Pensionäre und Dispositionäre, welche aus der Staatskasse oder Domänen⸗ kasse Zahlung erhalten, sowie auf die Aenderung des Gesetzes über die Einkommen⸗ und Klassensteuer. Auch ist dem Landtag noch ein Dekret zugegangen, welches den Bau eines neuen Se⸗ minargebäudes in hiesiger Stadt betrifft.
Schwarzburg⸗Nudolstadt. Ru dolstadt, 9. Mai. Dem Landtage des Für stenthums, welcher am 6. d. M. eröffnet wurde, ist ein Nachtrag zum Finanzgesetze vom 21. Februar 1873 vorgelegt worden. Aus demselben ergiebt sich eine Besserung der Finanzlage unseres Landes. Während die Finanzperiode 1867 / 69 mit einem Defizit von 9g0, 000 fl. schloß und schon die Finanzperiode 1870/72 statt des erwarteten größeren Defiits einen Ueberschuß von 37067 fl. ergab, ge⸗ stalten sich die Verhältnisse für die gegenwärtige Finanzperiode noch günstiger, die Einnahmen pro 1873 haben den Voranschlag um 145,156 fl. überstiegen, so daß nach Bestreitung von sämmt⸗ lichen außerordentlichen Ausgaben des Verwaltungsjahres noch ein Einnahmeüberschuß von 52,475 fl. in das Jahr 1874 mit k worden ist. Von wesentlichem Einflusse auf
iese gunstigere Gestaltung der Finanzen sind die gesteigerten
Einnahmen aus den Dominlalforsten; dieselben sind von 190 000 fl. im Jahre 1852 zu 518, 000 fl. im letzten Verwaltungsjahre ge⸗ stiegen.
Bremen, J. Mai. Die Bürgerschaft hat gestern Abend den schon erwähnten Antrag an den Senat, eine offizielle Feier des 7. September als des Tages von Sedan ins Leben zu rufen, so gut als einstimmig angenommen.
Niederlande. aag, 7. Mai. Der Kaiser von Rußland wird den deff getroffenen Anordnungen zufolge an der niederländischen Grenze in Venlo am 12. d. Mis. von dem Prinzen von Oranien empfangen werden. Er wird in dessen Begleitung um 1 Uhr Nachmittags in Amsterdam eintreffen.
Se. Majestät wird nur einen Aufenthalt von einigen Stunden
in Amsterdam nehmen und wahrscheinlich kurz vor 5 Uhr Abends von da nach Vlissingen weiter reisen, wo er sich sofort nach England einschiffen wird. Nach Vlissingen werden ihn der Prinz von Oranien und der Prinz Heinrich der Niederlande, des Fönigs Bruder, begleiten.
— Die Erzherzogin Elisabeth von Oesterreich hat heute Vormittag den Haag, wo ihr zu Ehren mehrere glän⸗ zende Festlichkeiten im Kreise der Königlichen Familie statt⸗ — wieder verlassen, um ihre Reise nach Deutschland fort⸗ zusetzen.
— Der deutsche Gesandte am niederländischen Hof, Graf Perponcher, ist von seiner nach Berlin unternommenen Ur⸗ laubsreise gestern Nachmittag im Haag wieder angelangt.
Am sterdam, 11. Mai. (W. T. B.) Die Feier des 25jährigen Regierung sjubiläums des Königs ist heute durch den festlichen Einzug desselben eröffnet worden. Der Königliche Zug, in welchem sich außer dem Könige und den sämmtlichen Mitgliedern der Königlichen Familie auch der Groß⸗ herzog und die Großherzogin von Sachsen befanden, trat um 14 Uhr in die Stadt ein und bewegte sich unter großem Zu⸗ drange der Bevölkerung durch die festlich geschmückten Straßen bis zum Königlichen Schlosse, wo derselbe gegen 3 Uhr anlangte. Der König, die Königlichen Prinzen, der Großherzog von Wei⸗ mar und das militärische Gefolge waren zu Pferde, die Königin und die Großherzogin von Weimar fuhren in einem offenen Wagen. Eine aus Bürgern Amsterdams bestehende berittene Ehrengarde und die Bürgergarde bildeten die Begleitung des Königs. Letzterer wurde auf dem Wege bis zum Schlosse durch unaufhörliche enthusiastische Kundgebungen der Volksmenge und zahlreiche Blumenspenden begrüßt. Nach der Ankunft im Schlosse begaben sich der König und die Königin auf den Balkon, wo diefelben durch erneuerte Kundgebungen und die lebhaftesten Hochrufe von der versammelten Menge empfangen wurden. — Heute Nachmittag findet ein Festdiner im Schlosse statt; um 9 Uhr wird vor demselben eine große Serenade ausgeführt werden.
Belgien. Brüssel, 8. Mai. Die Regierung hat mit dem südafrikanischen Oranje⸗Freistaate einen Handels⸗ vertrag abgeschlossen, welcher den beiden Staaten gegenseitig die Vortheile der begünstigsten Nation bezüglich des Importes, Exportes und Transites der Waaren zusichert. Der Oranje⸗ Freistaat exportirt hauptsächlich Wolle, Elfenbein, Diamanten, Goldstaub, Straußfedern und Felle.
Großbritannien und Irland. London, 9. Mai. Die Königin empfing auf Windsor gestern den von Konstan⸗ tinopel hier eingetroffenen britischen Botschafter bei der Pforte, Sir Henry Elliot, nebst dessen Gemahlin in einer Audienz. Dann hielt Ihre Majestät Kapitel des Bath⸗Ordens und des Michael⸗ und Georg⸗Ordens, bei welchen mehrere Offiziere der Aschanti⸗Expedition die Insignien der ihnen verliehenen verschie⸗ denen Grade dieser Orden erhielten. Commodore Glover, der zu dem Erfolg der Aschanti⸗Expedition wesentlich beitrug, empfing das Großkreuz des Michael⸗ und Georg⸗Ordens, Oberst Festing das Komthurkreuz dieses Ordens.
— Im franzssischen Botschaftshotel fand gestern ein großer Ball zu Ehren des Prinzen und der Prinzessin von Wales stalt, bei welchem außer Ihren Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Edinburgh, der Herzog von Cam⸗ bridge, Prinz Christian von Schleswig-Holstein, der Herzog de Nemours, der Graf d' Eu, fast das gesammte diplomatische Corps und die Spitzen der Aristokratie die Gäste des Herzogs und der Herzogin de la Rochefoucauld⸗Bisaceia waren.
Paris, 11. Mai. (W. T. B.) Die linken Centrums war heute zu einer Besprechung vor dem morgigen Wiederbeginn der parlamentarischen Session zusammengetreten. In der Ver⸗ sammlung machte sich eine dem Ministerium wenig günstige Stimmung bemerklich Von mehreren Rednern wurde insbesondere hervorgehoben, daß die unverkennbaren Fortschritte, welche der Bonapartismus mache, wesentlich der Haltung des Ministeriums und der Ungewißheit der politischen Lage zuge⸗ schrieben werden müßten. — Die Rechte war ebenfalls versam⸗ melt, um über die Frage zu berathen, ob es angemessen erscheine, in der Nationalversammlung das Wahlgesetz vor dem Munizipal⸗ Gesetz zur Diskussion zu bringen. Es wurde beschlossen, der Vorstand der Fraktion solle sich mit dem Vorstande des rechten Centrums und mit der Regierung in Verbindung setzen, um eine Verständigung über diese Frage herbeizuführen.
— Wie verlautet, beabsichtigt die Regierung am Freitage den Gesetzentwurf über die Grrichtung einer Ersten Kammer der Nationalversammlung vorzulegen.
Spanien. Madrid, 11. Mai. (W. T. B.) Dem Ver⸗ nehmen des „Imparcial“ zufolge wäre es in einem gestern ab⸗ gehaltenen Ministerrathe zu einer Krisis im Ministerium gekommen, indem Martos für die Nothwendigkeit eingetreten sei, nochmals den Versuch einer Versöhnung der Parteien zu machen, womit ein Theil der übrigen Minister sich nur bedingungsweise einverstanden erklärt habe. Der Marschall Serrano soll seine definitive Entschließung auf morgen vertagt haben. Es heißt, daß Zabala mit der Bildung eines Versöhnungs⸗Ministeriums beauftragt werden wird, in welches Garcia Ruyz als Mitglied eintreten würde. Martos würde alsdann aus dem Ministerium ausscheiden.
Bilbao, 11. Mai. (W. T. B.) Hier eingetroffene Nach⸗ richten melden, daß die Carlisten Truppen entsandt haben, um Vittoria einzuschließen. Der Carlistenführer Elio hat, um sich gegen Unternehmungen von Bilbao aus zu schützen, die dorthin führenden Defileen zur Vertheidigung eingerichtet. Die carlistischen Truppen sollen theilweise demoralisirt sein; eine große Anzahl hat ö den Regierungsbehörden gestellt, unter Anderen
Frankreich. Fraktion des
der Carlistenchef Bulnes. Die Regierungstruppen werden in nächster Zeit ihren Vormarsch beginnen.
Italien. Rom, 5. Mai. (It. N.) Im Vatican wurde heute Vormittag ein Konsistorium abgehalten. Nachdem der Papst den am 22. Dezember v. J. ernannten Kardinälen altem Herkommen gemäß den Mund geschlossen hatte, ernannte er drei neue Bischöfe für Italien, elf in partibus infidelium, Perrand zum Bischof von Autun, Bosque zum Bischof von Bolivia, Trinnon zum Bischof von Hamilton in Canada, Bod⸗ wood zum Bischof von Wellington in Neuseeland. Dar⸗ auf erhob er die Bisthümer von Melbourne, Oconnor und Fortuna in Australien zu Erzbisthümern, öffnete den neuen Kardinälen den Mund wieder und gab
hnen ihre
1 Der Kardinal Pegnier wurde Presbyter 2. antissima Trinita auf dem Pineio, Kardinal Tarnoezy Preg⸗ byter von Santa Maria in Araceli und Kardinal Faleinelli Presbyter von S. Marcello. Msgr. Meglia wird aus Mün⸗