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— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Seewesen und . Handel und Verkehr hielten heute eine Sitzung.
— Für die Pflege, welche die Reichsregierung dem Sch ul⸗ wesen 5 den . Reichslanden zu Theil werden lãßt, wirb die Anerkennung in den Lehrerkreisen Elsaß Lothringens immer allgemeiner. Auch die Lehrer des Kantons Zabern haben dafür, dem Beispiel aus anderen Kreisen folgend, in einer Adresse an des Kaisers und Königs Majestät ihren Dank ausgedrückt. Darauf ist ihnen folgendes Schreiben zuge⸗
gangen: ; . Berlin. 4. Mai 1874.
Es ist Sr. Majestãt dem Kaiser und Könige von besonderem Werthe gewesen, aus der Immediat⸗Eingabe vom 21. v. Mis. zu er. schen, mit welcher Befrsedigung und Dankbarkeit die über das Schuswesen und die Lehrer in Elsaß - Lothringen ergangenen Be= stimmungen in den betheiligten Kreisen aufgenommen worden sind. Die Kundgebung, zu welcher Sie sich mit einer Anzahl Ihrer Herren Kollegen im dortigen Kreise vereinigt haben, hat daher dem Herzen Sr. Majestät sehr wohl gethan, und ich bin beauftragt worden, Ihnen, sowie allen Unterzeichnern der Adresse für die Freude, welche Sie damit Sr. Majestãt bereitet, Allerhöchst Ihre Anerkennung auszu⸗ sprechen. Der Geheime Kabinets Rath v. Wil mowski.
— Zur Auslegung der §§. 14, 27 desReichsgesetz es über den Unterstützungs wohnsitz theilt das Centralblatt für das Deutsche Reich aus einem Erkenntniß des Bundes⸗ amtes für Tas Heimathwesen vom 20. April 1874 in Sachen Apolda contra Hammerstedt Folgendes mit:
Der seit dem 12. August 1873 der Armenpflege in Apolda an⸗ heimgefallene Handarbeiter K, 41 Jahre alt, hat schon im Jahre I864 in Apolda seinen Wohnfitz aufgeschlagen und bis jetzt beibehal⸗ ten, war aber nach Ansicht des Klägers am 12. August 1873 seines unbestritten in Hammerftedt früher bestandenen Huͤlfsdomizils noch nicht verlustig gegangen, weil er inzwischen längere Zeit, nämlich vom 17. Juni bis 28. September 1872, dann vom 17. Oktober 1872 bis 12. April 1573 und wiederum vom 5. Jani bis 12 August 155 durch Verpflegung im Landkrankenhause zu Jena öffentliche Unter⸗ stüßzung empfangen hatte. Dagegen ist Verklagter der Meinung, daß . der Verpflegung im Landkrankenhause die am 1. Juli 1871 begonnene zweijährige Frist für den Verlust des Unterstũtzungs wohn ˖ sitzes nicht geruht habe, indem K. nicht auf. Kosten eines Armenver⸗ bandes, fondern auf Kosten der Staatekasse des Großherzogthums Sachsen⸗Weimar kraft landesgesetz licher Verpflichtung verpflegt wor · den sei, und daß daher die Verlustfrist vor dem Eintritte der jetzt in Frage stehenden Unterstützung zu Ende gegangen sei. Der erste Rich⸗ ter ist dieser Ansicht beigetreten und hat den Kläger mit seinem An spruche auf Ersatz der aufgewendeten und noch aufzuwendenden Ar⸗ menpflegekosten abgewiesen. . 9 ;
Die fristzeitig eingewendete Berufung des Klägers ist begrũndet. Im Großherzegthum Sachsen⸗Weimar hesteht die Einrichtung, daß Der Ver pflegungsaufwand für hülfsbedürftige Kranke, welche auf An—⸗ ordnung der zuständigen Behörde in ein Landkrankenhaus, in die Irrenanstalt oder in das Landeshospital aufgenommen werden, in der letzt genannten Anstalt zur Hälfte vom Staate, zur Hälfte von dem fürforgepflichtigen Armenverbande, im Landkrankenhause und in der Irrenanstalt vom Staate ganz getragen wird, Diese aus der älteren Gesetzgebung (Gesetz vom 25. Februar 1850 8. 51, Gesetz vom 11. Januar 1854 5§. 3 übernommene, in 5. 7 des Ausführungs⸗
esetzes zum Reichsgỹesete über den Unterstützungswohnsitz vem 23. e,. 1872 aufrecht erhaltene Verpflichtung der Staatskasse be⸗ zweckt, ähnlich der in! demselben §. 7 verordneten Unterstũtzung über⸗ sasteler Armenverbändse aus Staatsmitteln, eine bessere Ausgleichung
Scl wie anderwärts größere Verbände zur ge— meinschaftlichen Bestrestung der Kosten einzelner besonderer Zweige der öffentlichen Armer pflege organ sit find, so , im . . Sach imar der Staat in gewjsse inge die Ver- ; 3 4 2. ieh! 86 andesanstalten. Der elben ist der Cha⸗ rakter einer Armennnterstützung dadurch vollständig gewahrt, daß sie nur hülfsbedärftigen Personen zu Theil wird, und daß der fürsorge— pflichtige Armenverband in Betreff einzelner Kategorien ven Kran ken wenigstens zu einer Beitragsleistung herangezogen wird. Während der Dauer einer jolchen Verpflegung ruht daher auch die Frist für
Den Erwerb und Verlust des Unterstützungswohnsitzes. Denn es macht im Sinne der 5§. 14. 27 des Reichsgesetzes vom 6. Juni 1870 keinen Unterschied, ob die Armenunterstützung von einem einzelnen Armen⸗ verbande oder von einer Vereinigung mehrerer Armenverbände oder auch von der Gesammtheit aller Orksarmenverbände eines Staates geleistet wird, . .
Berückfichtigt man noch, daß im Großherzegthum Weimar Staat und Tandarmenverband zusammenfallen, daß also die in 5 7T leg. eit. nominell dem Staate guferlegte Armenpflege einer vom Landarmen⸗ verbande ausgehenden Unterstützung thatsächlich in jeder Hinsicht gleich⸗ steht, fo ist es um so weniger gerechtfertigt, die dem ꝛc. K. im Land⸗ krankenhanse gewährte Verpflegung von der Subsumtion unter die 55. 14, N des Reichegesetzes auszuschließen. ö
Wenn man die Zeitdauer dieser Verpflegung (über 11 Manate) von der Zeildauer der Abwesenheit nach dem 1. Juli 1871 in Abzug bringt, so0 war am 12. August 1873 die zweijährige Verlustfrist noch
nicht erfüllt. Verklagter hat daher mit Unrecht die Pflicht der Für⸗ sorge für den unbestritten hülfs bedürftigen K. abgelehnt und war dem Klageantrage entfprechend zu verurtheilen, woraus seine Verbindlichkeit zur Tragung der Kosten des Streitverfahrens sich von selbst ergiebt.
— Das Kaiserliche Post⸗Zeitungsamt hat sich jetzt damit einverstanden erklärt, daß ein Theil der Auflage des Deutschen Reichs⸗ 2c. Anzeigers“ direkt von der Druckerei zum ö. Bahnhöfe — siatt erst nach dem Lokale des Post⸗ Jelsungsamts. — Pefärdert werden kann. Durch dieses Ent gegenkommen der Postverwaltung ist die rechtzeitige Ablieferung
es Blatts an die Abonnenten im Westen und Südwesten Deutschlands wesentlich erleichtert worden, da der Zeitraum zwischen Fertigftellung des Blatts und dem Abgang der Bahn⸗ züge so kurz bemessen ist, daß nur durch den kürzesten Weg der Beförderung Verspätungen vermieden werden können.
— Der General⸗Major und Abtheilungs⸗Chef im Kriegs⸗ Ministerium von Hartmann hat sich in dienstlichen Angelegen⸗ heiten nach Süd⸗Deutschland begeben.
— Der General⸗Major Sachs, Commandeur der 35. In⸗ fanterie Brigade, und der General Major Freiherr von Wech⸗ mar, Commandeur der 21. Infanterie Brigade, sind aus diesem Anlaß zur Abstattung persönlicher Meldungen von Flensburg resp. Breslau hier eingetroffen.
— Der Contre⸗Admiral und Dixektor der Kaiserlichen Ad⸗ miralitãt, Henk, ist zun Chef des Uebungs⸗'Geschwaders ernannt worden.
— Der Kapitän zur See, Graf von Monts, Komman⸗
dant S. M. Artillerie 1 „Renown“, welcher vor Kur⸗ zem zur Abstattung persönl cher Meldungen hier eingetroffen war, hat sich nach Wilhelmshaven begeben. Der französische Botschafter am Kaiserlich russischen 1 =/ , gestern Abend mit Familie aus St. eters burg hier eingetroffen, im Hotel Ranal abgestiegen und hat heute Mittag seine Reise nach Paris fortgesetzt.
Stade, 2. Juni. Am 28. v. M. fand hier unter zahl⸗ reicher Bethei des Publikumz die Enthüllung des Friegerdenkinaks statt. Der Ober⸗Gerichts anwalt Weber hielt die Festrede, welche mit einem von den Anwesenden mit begeistertem Jubel aufgenommenen Hoch auf Se. Najestãt den Kaiser schloß. Als während des Hochs die Hülle gefallen, into⸗ nirte das Mufil-⸗Corps das: „Heil Dir im Siegerkranz., wor⸗ auf die vereinigten Liedertafeln das Lied ‚An das Vaterland
von Kreutzer sangen. Alsdann hielt Pastor Woltmann eine er⸗ hebende religisse Ansprache, die Versammlung stimmte den Ge⸗ fang „Ein feste Burg ist unser Gott“ an, und der Regierungs⸗ Rath v. Möller übergab im Namen des Comitè's das Denkmal der Stadt. Nach dem nunmehr erfolgenden Vortrage des alt⸗ deutschen Grabliedes von Silcher durch die vereinigten Lieder⸗ tafeln sprach der Bürgermeister Neubourg dem Comite den Dank der Stadt aus, verhieß sorgfame Behütung des Denksteines und brachte ein Hoch auf das deutsche Vaterland aus, worauf die Verfammlung die „Wacht am Rhein“ anstimmte, und der Fest⸗ zug in die Stadt zurückkehrte.
Düsseldorf, 2. Juni. In der gestrigen — dritten — Sitzung des 22. Provinzial⸗Landtages, welche um 11 Uhr Vormittags eröffnet wurde, machte der Vorsitzende zunãchst Mittheilung von dem Eintritt neuer Mitglieder und dem Ein—⸗ gange mehrerer Petitionen und Anträge. Nach dem demnãch⸗ stigen Eintritte in die Tagesordnung sprach der Landtag seinen Dank für die umsichtige Verwaltung des Landarmenhauses zu Trier aus und erledigte die Rechnungen derselben Anstalt für die Jahre 1870,2, genehmigte die Erhöhung der Bezirksstraßenbeischläge im westrheinischen Theile des Regierungsbezirks Coblenz von Si /z auf 15 Prozent vom Jahre 1875 ab und die Forterhebung von 15 Prozent Bezirksstraßenbeischlägen im ostrheinischen Theile desselben Bezirkes bis zum Jahre 1877, lehnte die Verlegung der Gladbach⸗Elfgener Vezirksstraße am Muüͤlforther Berge ab, nahm Kennkniß von den Nachweisungen über die Verwendung des Grundsteuerdeckungsfonds für die Jahre 1871,33, dechargirte die Rechnungen der Provinzial-Irrenheilanstalt zu Siegburg, der Provinzial-Blindenanstalt zu Düren, der Rheinischen Pro⸗ vinzial⸗Hülfskasse und der Provinzial⸗Arbeitsanstalt zu Brau⸗ weiler fuͤr die Jahre 1870,77 und bewilligte einen Zuschuß von 2500 Thlr. zur Vollendung der Restauration der Pfarrkirche zu Brauweiler, sowie den erforderlichen Kredit aus dem Reserve⸗ fonds der Provinzial⸗Arbeitsanstalt zu Brauweiler für die Ausführung verschiedener baulicher Arbeiten in derselben. Hierauf beschloß der Landtag, den Pensionsfonds der Pro⸗ vinzial⸗Arbeitsanstalt nicht zur Bildung einer Wittwen⸗ und Waisenkasse für die Beamten und Angestellten der Anstalt, wie solche beantragt, zu verwenden, sondern ihn dem Reservefonds derselben zu überweisen. ö ; Nach darauf erfolgter Decharge der Rechnungen über die Kosten der provinziaglständischen Centralverwaltung pro 1872713 wurde die Sitzung um 1 Uhr geschlossen.
Die nächste Sitzung ist auf Dienstag 11/9 Uhr Vormittags anberaumt.
der Kammer der Abgeordneten verlas Herz seine Inter⸗ pellation, die Einführung der obligatorischen Civilehe betreffend, und äußerte, es sei nicht nöthig, die allbekannten Mißstände darzulegen, welche ihre Einführung in Bayern wie in den anderen deutschen Staaten nothwendig mache. Die jetzige Parteilage in Bayern mache die Regelung der Frage durch die Gandesgefetzgebung auf lange Zeit hinaus unthunlich. Er frage an, ob Aussicht vorhanden sei, daß der Bundesrath mit Zustim⸗ mung und Mitwirkung der banerischen Regierung dem Reichs⸗ tag eine bezügliche Vorlage mache. Der Minister des Innern erklärte, daß er die Interpellation in einer der nächsten Sitzungen beantworten werde. — Im weiteren Verlaufe der Sitzung wur⸗ den die Budgetansätze für die Bezirksämter, die Polizei⸗ direktion in München, das Archiv⸗Konservatorium, das statistische Bureau, das Staatsbauwesen und die Bergbehörden nach den Ausschußanträgen angenommen. Der Antrag des Abg. Pfahler, die Gehalte dritter und zweiter Bezirksamtsschreiber auf 500 Gulden aufzubessern, erhielt nur eine schwache Mehrheit
— Wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, hat Se. Majestät der König den von dem Königlichen Staats⸗Ministerium des Innern ausgearbeiteten Gesetzentwurf über die Wahl der Land⸗ tagsabgeordneten nebst einer Wahlkreiseintheilung genehmigt und zu dessen Einbringung in die Kammer der Abgeordneten die allerhöchste Ermächtigung ertheilt.
— 3. Juni (W. T. B.) In der ,. Sitzung der Zweiten Kammer wurde der Antrag der Abgg. Schüttinger und Hauck berathen, daß die Beschwerde des Jesuiten⸗ paters Graf Fugger über seine Ausweisung wegen der durch Außerachtlassung der bayerischen Reservatrechte begange⸗ nen Verletzung der Verfassung für begründet erklärt werde. Für den Antrag sprachen die beiden Antragsteller und der Ab⸗ geordnete Barth, gegen denselben der Berichterstatter Schmidt, der Abgeordnele Stenglein und besonders ausführlich und schlagend Professor Edel. Von den Ministern, die sich wiederholt auf Professor Edels Rede bezogen, erklärte zunächst der Minister des Innern, von Pfeufer kein Ministerium werde in der Lage sein, einen Beschluß dieser Art auszuführen, der Bundesrath werde sich eine der⸗ artige Nichtachtung eines Reichsgesetzes nicht gefallen lassen. Die bayerifche Reglerung werde in solchem Falle den Rückzug antreten müssen, und vor einer solchen Eventualität wolle er die Regierung bewahren. Der Kultus⸗Minister von Lutz ging auf die Entstehungsgeschichte der Versailler Verträge zurück und er⸗ klärte, die bayerlschen Unterhändler hätten in Versailles weder die dem bayerischen Reservatrechte von den Ultramontanen ge⸗
ebene Auslegung gemeint, noch auch würden sie, selbst wenn ie eine derarlige Interpretation gemeint hätten, eine solche haben durchsetzen können. Gleichwohl wurde der Schüttinger⸗Haucksche Antrag bei der Abstimmung mit 77 gegen 76 Stimmen ange⸗ nommen. . — 4. Juni. (W. T. B.). Der heutigen Frohnleich⸗ nams⸗Prozession hat der König mit dem großen Cortege beigewohnt. Auch die Minister, die Generalität und die Spitzen der Behörden nahmen an der Prozession Theil.
Sachsen. Dres den, 2. Zuni. Die Erste Kammer ge⸗ nehmigte heute auf Vortrag der Finanz⸗Deputation nach kurzer Debatte die von der Zweiten Kammer bereits bewilligten Staats⸗ beihülfen zu den Vorarbeiten für eine Kanalverbindung der Stadt Leipzig mit der Elbe und für den Elster⸗Saale⸗Kanal, und be⸗ willigte sodann auf Bericht derselben Deputation die im außer⸗ ordentlichen Budget für den Neubau der Landesschule zu Meißen geforderten 6 850 Thlr., deren Bewilligung von der Zweiten Kammer, welche den Neubau der Landesschule auf Staatskosten zwar im Prinzipe genehmigt, aber Vorlegung eines neuen Bau⸗
mehreren Rednern
Bayern. München, 2. Juni. In der heutigen Sitzung
: dem Kultus⸗Minister Dr. Gerber, warm befürwortet, von kei ite bekämpft und schließlich einstimmig
aus gesprochen.
36 Zur Ausführung der Bestimmungen der durch das Reichs- Gefetzblatt vom Jahre 1874 Seite 21 publizirten Be⸗ kanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die Außercourssetzung der Kronenthaler, sowie von Münzen des Konventionsfußes, vom 7. März 1874, infoweit dadurch die im Zwanziggulden oder Konventions⸗Münzfuße ausgeprägten Kur für stlich und Königlich säch⸗sischen s, 3. u n? n Thal er stů cke betroffen werden, macht das Finanz⸗MinisteriLum wiederholt bekannt, daß in den Monaten April, Mai und Juni dieses Jahres von der Finanz Hauptkasse zu Dresden, der Lotteriedarlehnskasse zu Leipzig und von fãmmtlichen Haupt⸗Zoll⸗ und Steuerãmtern, Forstrentãmtern und Bezirkssteuer⸗Einnahmen die im Zwanzigguldenfuße aus⸗ geprãgten M6, 2, und 1/3 Thalerstücke Kurfůrstlich und König⸗ lich saͤchsischen Gepraͤges, und zwar die 4 Thalerstücke (Spe⸗ ziesthaler) zu 1 Thlr. 11 Ngr. 1 Pf. 2 Thalerstũcke (Konven⸗ lionsgulden) zu 20 Ngr. 5 Pf, 13 Thalerstücke chalbe Konven⸗ tionsgulden) zu 10 Ngr. 2 Pf. für das Stück sowohl in Zah⸗ tung angenommen, als auch gegen Courantmünzen umgewech⸗ selt werden.
Baden. Karlsruhe, 2. Juni. Am Schluß der gestri⸗ gen Sitzung der Zweiten Kammer legte Ministerial . Prãsident Turban einen zwischen Baden und der Kaiserlichen Regierung abgeschlossenen Staatsvertrag vor. Derselbe betrifft die Sifenbahn⸗Anschlüsse: 1) Leopoldshöhe — St. Louis. 72 Müllheim — Mülhausen und 3) Breisach — Kolmar. Fer⸗ ner legte der Handels⸗Minister einen Gesetzentwurf, den Bau einer Eisenbahn von Freiburg nach Breisach betreffend, vor.
Gessen. Da rm stadt, 2. Juni. Ueber die bevorstehende An⸗ wesenheit fürstlicher Herrschaften in Jugenheim bezw. auf Schloß Heiligenberg meldet die D. Ztg.“ Folgendes: Am 14. d. M. wird Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland in Jugenheim eintreffen. Am 19. d. M. wird Se. Majestät der Kaiser seiner Gemahlin nachfolgen. Der Herzog und die Her⸗ zogin von Edinburgh werden sodann am 25. ankommen. Auch Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg mit seiner Tochter, der Herzogin Marie, der Braut des Großfürsten Wladimir, wird wähtend des Sommers noch in Jugenheim ein⸗ treffen. g — Die 3Zweite Kammer der Stände wählte in ihrer heutigen (58) Sitzung zunächst drei Mitglieder, aus welchen der Großherzog den Ersten Präsidenten ernennen wird. Die drei Kandidaten sind die Abgeordneten Scriba. Görtz und Becker. Hierauf wurden die Gesetzentwürfe: betreffend die für Ertheilung von Grundbuchsauszügen zu entrichtenden Gebühren, und be⸗ treffend die Ergänzung der Bestimmungen in Art. J und 15 des Edikts vom 12. April 1820 über die öffentlichen Dienstver⸗ hältnisse der Civil ⸗Staatsbeamten (Verbot der Betheiligung an dem Vorstand, Verwaltungs⸗ oder Aufsichtsrath einer auf Erwerb gerichteten Gesellschaft für Beamte, falls damit ein Bezug von Geld oder Geldes werth verbunden ist; Erlaubniß des Ministe⸗ riums hierzu, falls dieses letztere nicht der Fall ist, wie über⸗ haupt zur Uebernahme jedes mit Remuneration verbundenen Rebenamtes oder Nebenbeschäftigung) zustimmend erledigt. Das Gleiche geschah mit den Propositionen, betr. die Aufnahme meh⸗ rerer fruher verwilligter, noch nicht verwendeter Summen in die diesmalige Budgetperiode, und beir. die Regulirung des Rheins zwischen Mainz und Bingen, insbesondere die desfallsige Kon⸗ vention mit Preußen und die Verwendung der bereits früher verwilligten Mittel hierzu.
Schließlich wurde die Debatte über den Antrag Goldmann und Genossen, wonach vom 1. Januar 1876 an in keiner Gemeinde Octroi von Brodfrucht, Mehl, Backwaaren, Kartoffeln, Schlacht⸗ vieh, Fleisch und Fleischwaaren, sowie Brennmaterial jeder Art mehr erhoben werden soll, begonnen, aber nicht zu Ende geführt.
Oldenburg. Oldenburg, 2. Juni. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin find
lanntlich abgelehnt 6. ist. Diese Bewilligung wurde von ner
Majestät der Königin⸗Wittwe von Griechenland, welche während der nächsten Wochen ihren Aufenthalt am Großherzog⸗ lichen Hofe nehmen wird, von Schloß Schaumburg hier einge⸗ troffen und haben sich sofort nach der Sommerresidenz Schloß Rastadt weiter begeben. Auf Schloß Schaumburg haben am 29. v. Mts. Se. Majestät der Kaiser von Rußland und Ihre Majestät die Königin von Württemberg den Olden⸗ burgischen Herrschaften einen Besuch abgestattet. — Während der Dauer der großen landwirthschaftlichen Ausstellung in Bremen (13. — 21. Juni) wird, da dieselbe wahrscheinlich zu manchem Fürstlichen Besuch Anlaß geben wird, der Großherzogliche Hof dem Vernehmen nach vorübergehend wieder nach Oldenburg uͤbersiedeln.
Anhalt. Dessau, 2. Juni. Der Herzog ist, wie bereits gemeldet, hierselbst eingetroffen und beehrte gestern Abend mit sämmtlichen zur Zeit hier anwesenden Hohen Herrschaften ein in dem geschmückten und erleuchteten Georgengarten von dem landwirthschaftlichen Centralvereine veranstaltetes Konzert mit seiner Gegenwart. Prinz Wilhelm von Schaumburg-Lippe ist vorgestern Morgen von Böhmen hier eingetroffen, dagegen Prinz Franz von Nassau abgereist.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 3. Juni. (W. T. B.) Bei dem Festmahl, welches der König von Württem⸗ berg nach Beendigung der Parade heute der Generalität und dem Dffizier⸗ Corps im Pariser Hofe gegeben hat, brachte der König folgenden Toast auf den Deutschen Kaiser aus: Unserem vielgeliebten Kaiser Wilhelm dreimal Hoch!“
Oesterreich ⸗ Ungarn. Wien, 3. Juni. Der Kaiser hat, wie die Wien. 3.“ meldet, am 26. v. M. den Königlich sächsischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister, Geheimen Rath v. Bose empfangen und dessen neues Beglaubigungsschreiben entgegengenommen. Herr v. Bose hat seine Stellung jetzt wieder angetreten, nachdem er gegen ein Jahr lang durch Krankheit genöthigt war, seine Thätigkeit zu suspendiren und zum größten Theile von Wien abwesend zu sein. Während dieser Zeit ist die Königlich sächsische Gesandt⸗ schaft durch die deutsche Botschaft vertreten worden.
— Das Reichs⸗Gesetzblatt veröffentlicht das Gesetz vom 14. Mai 1874, womit mehrere Paragraphen der Gesetze vom 13. Mai 1869 und 1. Juli 1872 über die Landwehr fuͤr die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder abge⸗ ändert werden; ferner die Verordnung des Finanz⸗Ministeriums vom 14. Mai 1874 betreffend die Behörde, an welche Eingaben u. s. w. zum Zwecke der Frei⸗, Um⸗ Zusammen⸗ oder Ausein⸗
S8. M S. . Gazelle“ ist am 2. d. Mig. in Riel in Dien st gestellt
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plans an die nächste Ständeversammlung beantragt hat, be⸗
anderschreibung von Obligationen auf Namen zu richten sind.
gestern Abend mit dem Prinzen Georg und in Begleitung Ihrer
— Der Minister des Innern Baron Lasser ist nach Ma⸗ rienbad abgereist. Auch der Justiz⸗Minister Dr. Glaser hat einen Urlaub angetreten. !
— Der gaiserliche und Königliche Gesandte Freiherr von Schwarz⸗-Sen born ist nach Triest und Fiume abgereist, um mit den Seebehörden, Handelskammern und Schiffsrhedern dieser Hafenplãtze mehrere auf die maritimen Verkehrsbeziehungen zwischen unserem Küstenlande und den Vereinigten Staaten Amerikas bezügliche Fragen zu besprechen.
— (W. T. B.) Der österreichische patriotische Hülfsverein wählte in Ausübung des ihm zustehenden Wahlrechts Dr. Bill⸗ ro fh zum Delegirten der Jurn, welche über die Preisarbeiten zu einem Handbuch für die chirurgische Technik im Kriege und über die Arbeiten der Genfer Konvention zu entscheiden hat. Ihre Majestät die Kaiserin Au gu sta hat für die Preis⸗ arbeit eine Summe von 1009 Thaler ausgesetzt. Dr. Billroth nahm die Wahl an.
Czernowitz, 2. Juni. Heute fand die feierliche Installation des Erzbischofs Vendella statt.
Pest, 2. Juni. Vidliezkay beantragte im Abgeordneten⸗ hau se, der Finanz-Minister werde angewiesen, wegen Rückzah⸗ lung des 1153⸗Millionen⸗Anlehens eine Vorlage zu machen. Hierauf wurde die Gesetzvorlage über Richteramtsprüfungen nach kurzer Generaldebatte, in welcher August Pulszky die Ver⸗ werfung dieser Vorlage beantragte, angenommen und durchbe⸗ rathen. Sodann folgte die Berathung über die Gesetzvorlage, betreffend die schuldbare Krida, die erledigt wurde, worauf die Sitzungen vertagt wurden. Inzwischen werden Sektionsberathun⸗ gen über das Wahlgesetz und die Inkompatibilitätsvorlage statt⸗ finden.
Großbritannien und Irlans. Landon, 2. Juni. Im St. James Palast fand gestern ein Lever statt, das zahl⸗ reiche Betheiligung hatte. Außer dem Prinzen von Wales, welcher der Lever in Vertretung der Königin präsidirte, waren der Herzog von Edinburgh, der Herzog von Eonnaught, der Herzog von Cambridge, Prinz Christian von Schleswig⸗Holstein, Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar und fast sämmtliche Mit⸗ glieder des diplomatischen Corps zugegen. Dem Thronfolger wurden etwa 350 Herren vorgestellt.
— Die Königin hat den Erzbischof von Canter⸗ bury benachrichtigt, daß sie unverzüglich nach ihrer Rückkehr von Schottland beide Häuser des Kirchenparlaments behufs Ueberreichung der in ihrer letzten Sitzung vereinbarten Adresse empfangen werde.
— General Schenck, der amerikanische Gesandte am Hofe von St. James, ist nach längerer Abwesenheit in den Vereinigten Staaten auf seinen Posten in London zurückgekehrt.
— In Aldershot ist in Uebereinstimmung mit dem Vor⸗ schlage des Herzogs von Cambridge in seinem Rapport über die letztjährigen Herbstmanöver ein militärisches In⸗ struktionslager errichtet worden. Es ist aus zwei Brigaden Kavallerie, 6 Brigaden Infanterie, 2 Batterien reitende Ar⸗ tillerie, 6 Feldbatterien und einer starken Abtheilung Ingenieure zusammengesetzt. Das Kommando über die gesammten Truppen führt General Sir Hope Grant.
— Im Mansion⸗House fand gestern eine Sitzung des Comités des Vereins zur Linderung der bengalischen Hun⸗ gersnoth statt, in welcher der Lordmayor mittheilte, daß die Zeichnungen für den Fonds nunmehr die Höhe von 113 000 Lstr. erreicht hätten. Es wurde beschlossen, weltere 20, 000 Lstr. nach Indien zu senden, wohin bereits 80, 000 Lstr. abgegangen sind. Sir George Campbell, der frühere Gouverneur von Bengalen, der zugegen war, drückte die Ueberzeugung aus, daß die Hun⸗ gersnoth nun überwältigt worden sei, und daß die Landzüchter, die nun von der Regierung unterstützt würden, in Folge des jüngsten heftigen Regens sehr bald im Stande sein würden, ihre Arbeiten wieder aufzunehmen.
— Aus Ottawa in Canada wird unterm 1. Juni gemeldet: Herr Fournier, ein Mitglied der Steuerbehörde, ist zum Nach⸗ folger des Herrn Dorion zum Justiz⸗Minister ernannt worden. Herr Geoffreön wurde zum Minister der direkten Steuern er⸗ nannt und Herr Dorion wird in Kurzem Oberrichter des Queens Bench⸗Gerichtshofes werden. .
Frankreich. Paris, 2. Juni. Der neue Kriegs⸗Minister General de Cissey hat an die Militärbehörden folgendes Cir⸗
cular gerichtet: Versailles, 26. Mai.
Meine Herren! Ich bin zum zweiten Male zu der ausgezeich⸗ neten Ehre berufen worden, in der Eigenschaft eines Kriegs Ministers der Armee vorzustehen. Indem ich von diesem hohen Amte Besitz ergreife, halte ich vor Allem darauf, anzuerkennen, daß Kraft der Thätigkeit und der erleuchteten Initiative des Generals du Barail, meines Vorgängers, die allgemeinen Grundsätze der neuen, von der Nationalversammlung am 24. Juli 1873 hergestellten Armee⸗Orga⸗ nisation überall, wo es möglich war, eine glückliche und jofortige An wendung fanden. Ich werde mit Ihnen diese für die Zukunft unseres Landes so wichtige Arbeit fortsetzen; aber um sie zu einem guten Ende zu führen, bedarf ich der ergebenen Unterstützung Aller. Ich weiß, daß in Folge des alle Grade der Armee bescelenden guten Geistes diese Unterstützung mir nicht fehlen wird; derhalb glaube ich nicht, die vorliegende Nothwendigkeit betonen zu müssen, daß alle Befehle und Jastruktionen des der Nationalversammlung und dem Präsidenten der Republik gegenüber allein verantwortlichen Ministers überall ge— wissenhaft und pünktlich ausgeführt werden. Genehmigen Sie 2c.
Der VBize⸗Präsident des Ministerraths. Kriegs ⸗-Minister General E. de Cisley.
— 3.. Juni. (W. T. B.) Der französische Botschafter beim päpstlichen Stuhle, de Corcelles, hat heute, wie der Agence Havas“ aus Rom gemeldet wird, im Vatikan die Arbeit der zur Regelung der Diözesangrenzen niedergesetzten fran⸗ zösisch- deutschen Kommission überreicht.
Ver sailles, 3. Juni. (W. T. B) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung bekämpfte der Depu⸗ tirte Castellane (Rechte) den Wahlgesetzentwurf, weil der⸗ selbe das allgemeine Wahlrecht zu sehr schone, welches allein die revolutionären Massen darstelle. Ledru⸗Rollin bekämpfte die Vorlage und bestritt der Versammlung das Recht, konstitutio⸗ nelle Gesetze zu beschließen. Zugleich fuhrte derselbe aus, daß die Republik die für Frankreich allein mögliche Regierungsform sei, und daß Frankreich nothwendig konservativ sein würde. Morgen wird die Berathung des Wahlgesetzes fortgesetzt werden.
Spanien. Barcelona, 3. Juni. (W. T. B.) Der Brigadier Salamanea hat in der Nähe von San Vincente (Provinz Logrono) eine carlistische Abtheilung von 3000 Mann geschlagen und San Vineente besetzt.
Santander, 3. Juni. (W. T. B.) Der General Loma ist hier eingetroffen. — Die Carlisten konzentriren sich in großer Anzahl bei Estella, wo eine Schlacht erwartet wird.
— Einem Telegramm aus Hendaye, 3. Juni, zufolge sind in St. Seba stian 000 Mann Regierungstruppen zur Verstärkung aus Bilbao eingetroffen. In Folge der Nachricht
hiervon haben die Carlisten die Belagerung von Hernani auf⸗ gegeben, sich nach Oria mendi zurückgezogen und daselbst be⸗ festigt, um den Angriff der Regierungstruppen zu erwarten. — Don Alphons, der Bruder des Don Carlos, hat den Ebro überschritten.
— Castelar ist von Gibraltar am 2. Juni in Lissabon angekommen.
Türkei. Das, Wiener Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ vom 3. Juni enthält ein Telegramm aus Belgrad, nach wel⸗ chem Fürst Milan einer Deputation aus dem Lande gegenüber als einziges hochwichtiges Resultat seiner jüngsten Reise das durch seinen Besuch in Bukarest besiegelte Serbo⸗Rumänische Bündniß bezeichnete.
Nußland und Polen. Der Regierungs⸗Anzeiger“ hat eine Ediktal-Citation an 19 russische Unterthanen, welche Rußland theils mit, theils ohne Paß verlassen haben und ohne Erneuerung des Passes bereits länger als fünf Jahre im Aus⸗ linde weilen, mit der Aufforderung veröffentlicht, innerhalb einer Frist von sechs Monaten ins Vaterland zurückzukehren, widri⸗ genfalls dem Gesetze gemäß ihre Expatriirung und etwaige Verbannung würde ausgesprochen werden. Die Aufgeforderten sind sämmtlich Emigranten, welche als Anhänger der Sozialisten⸗ partei ins Ausland gegangen sind. Darunter befinden sich Michael Bakunin, Nikolaus Oyarad, Wladimir Holstein und Nikolaus Utin.
Amerika. Washington, 2. Juni. (W. T. B.) Der Senat hat die Ernennung Bristols zum Sekretär des Schatz es einstimmig genehmigt.
— (A. A. C.) Aus Buenos Ayres wird unterm 30. April gemeldet: Der Bruch der Beziehungen mit Montevideo beschäftigt die öffentliche Aufmerksamkeit. Man erwartet indeß nicht, daß unangenehme Folgen daraus entstehen werden, und in kommerziellen Kreisen empfindet man keine Besorgnisse über den Gegenstand. — Die Nachrichten von Paraguay melden den Ausbruch einer neuen Revolution. Die argentinische Garnison ist von Ascension nach Villa Occidental verlegt worden. — Nach Berichten aus Chili ist die Regierung dieses Staates zur un⸗ verzüglichen Schlichtung des patagonischen Gebietsstreites durch ein Schiedsgericht geneigt. -In Montevideo dauert die finan⸗ zielle Krisis, theils durch Mangel an Kleingeld, theils durch das große Defizit des Budgets, fort. Es ist im Plane, kleine Noten bis zu einem Werthbetrage von 3, 000,009 Dogars zu emittiren, um der ersten Noth zu begegnen. Bezüglich des Budgets beabsichtigt die Regierung 5000 Aktien der Uruguay⸗ Eisenbahn zum Course von 60 zu verkaufen und 200, 000 Lstr. auf dem Markte zu borgen.
Nach Berichten aus Rio de Janeiro vom 7. Mai war der Bischof von Para am 28. auf Befehl des obersten Ge⸗ richlshofes verhaftet worden. Das gelbe Fieber herrscht noch immer und verursacht bezüglich im Durchschnitt neun Todes⸗ fälle. Der Kaiser von Brasilien bietet allen Deserteuren der Paraguay okkupirenden brasilianischen Truppen einen Pardon an, falls sie sich binnen 60 Tagen wieder einfinden.
Msien. Ueber die Nothlage in Bengalen meldet das vom 30. Mai aus Kalkutta datirte Wochentelegramm des Vize⸗ Königs von Indien Folgendes: = MNördlich vom Ganges ist im Allgemeinen guter Regen gefallen, südlich vom Gaüges nur theilweiser. Die Befürchtungen der Acker⸗ bauer sind in hohem Grade beschwichtigt, aber es werden noch immer einige Besorgnisse für die künftige Ernte gehegt. Ausgedehnte Er⸗ kundigungen ergeben, daß Saatkorn im Allgemeinen hinreichend vor⸗ handen ist, aber in gewissen eigenthümlich situsrten Landstrichen wird Re⸗ gierungshülfe erforderlich sein. Der Privathandel fährt fort, in der Nähe von Eisenbahnen und großen Flüssen thätig zu sein, aber entfernt von diesen vergrößert sich die Anforderung an die Regierungs⸗Magazine in hohem Grade. Regierungsgetreide ist disponibel, wo immer die Zufuhren des Handels unzurcichend sind. Der Konsum von Regie rungegetreide bis Mitte Mai wird auf ca. 50000 Tonnen geschätzt. Die Verkäufe von Regierungssgetreide belaufen sich nun zwischen 1200 bis 1500 Tennen täglich. Die Lage der Bevölkerung ist unverändert. Die Zahl der Arbeiter an den Bauten in West-Tirhut und an der nord⸗ bengalischen Eisenbahn hat sich beträchtlich vergrößert; anderswo nur unbe⸗ deutend. In Birbhum und im nördlichen Purneah vergrößert sich der Nothstand. Getreidemangel herrscht, wie gemeldet wird, in Pubna und Julgipori; in der Nähe letzteren Platzes fand am 21. ein Getreidekrawall statt. Fünfzig Soldaten gingen zur Unterstützung der Polizei ab; zwei Unruhestifter wurden getödtet. Am 25. war die Ruhe wieder hergestellt. Andere üble Berichte sind nicht einge⸗ laufen. Der Transport ist nun auf allen wichtigen Routen komplett, ausgenommen in Ost⸗Tirhut, und auf dieser Linie ist die Vollendung vor dem Eintritt der Regensaison durch die Anwendung von aus dem nördlichen Indien herbeigezogenen Reservefuhrwerken gesichert. Von 13 Millionen Personen, die an den Nothbauten beschäftigt sind, empfangen nicht mehr als 180. Tagelöhne; der Rest wird nach dem Nothbautensystem beschäftigt, und we es möglich ist, wird eine Reduktion der Löhne vorsichtig in Kraft gesetzt. Durch Regierungs— beamte hat nun eine sorgfältige Inspektion eines von der Nothlage heimgesuchten Landstriches von 350 Meilen Länge und 70 Meilen Breite, 27 750 Dörfern und über zwei Millionen Häuser umfassend, Dorf für Dorf stattgefunden. Die vom Publikum gezeichneten Fonds werden in Fällen, wo Staatshülfe kaum zulässig ist, verwendet. Seit dem letzten Telegramm sind keine bekannten Hungertodesfälle gemeldet worden, und die Regierung von Bengalen berichtet, daß vier Todesfälle, die im letzten Telegramm inbegriffen waren, nicht gehörig Hungertodesfälle genannt werden können, wodurch sich die Totalzahl der erwiesenen Todesfälle anf 22 reduzirt. Wie bereits berichtet, ist es oft un göglich, einen Unterschied zwischen Todesfällen durch Ent⸗ behrung und Krankheit zu machen, aber es ist gewiß, daß keine aus— gedehnte Sterblichkeit durch Mangel vorherrscht.“
Nr. 44 des Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs-⸗Post⸗ verwaltung hat folgenden Inhalt: General⸗Verfügungen vom 28. Mai 1871. Bestellungs Notizbuch und Packet ⸗Bestellungskarten. Vom 27. Mai 1874. Formular zum Packet ⸗ Lagercegister. Ausfertigung von Post⸗Packetadressen zu Packeten vom Auslande.
— Nr. l2des Amts- Blatts der Deutschen Reichs-⸗Tele⸗ graphen-Verwaltung hat folgenden Inhalt: Verfügungen vom 28. Mai 1854. Ermittelung des Einheitssatzes der für Telegraphi⸗ rungsgeschäfte zu gewähr'nden Nebenvergütung bei den selbständigen . pro II. Quartal 1874; Versendung von Postpacketen be= reffend.
Statistische Nachrichten.
Im Regierungsbezirk Gumbinnen sind aus dem Reichs- Invalidenfonds an 11 Kreise 5,417,700 Mark Darlehen zu I Prozent dargeliehen worden, wodurch die Kreise in den Stand ge— setzt sind, ihre älteren 5prozentigen Kreisschulden zu kündigen.
— Im Kreise Beuthen kommen noch immer Cholera fälle vor, obwohl die Krankheit schon seit den Februar erheblich abgenom⸗
Schlesien vom 1. Februar bis 28. April d. J. 765 Menschen an Cholera erkrankt, von denen 388 starben.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. Berlin. 4. Juni. Das Gymnasium zum grauen Kloster wird in den Tagen vom 1. bis 3. Juli die Feier seines 300 jährigen Jubiläums begehen. — Der Maler Professor Dr. Karl v. Piloty ist, wie die „Allg. Itg . meldet, zum Direktor der Akademie der bil- denden Künste in München ernannt worden.
— Der als Kulturhisteriker bekannte Dr. A. v. Eve hat seine Stellung am Germanischen Museum in Nürnberg aufgegeben, um eine längere Reise nach Brasilien anzutreten.
Maxbach, 29. Mai. Der R eichttagsabgeordnete Freiherr v. Varnbüler hat folgende Zuschrift aus Berlin vom 26. Mai empfangen: Zu meiner lebhafesten Befriedigung kann ich Ew. Excel⸗ lenz in Erwiderung auf das gefällige Schreiben vom 39. März d. J. ganz ergebenst benachrichtigen, daß Se. Majestät der Kaiser mittelst Allerhöchsten Erlasses vom 8 d. M. das Gesuch des Schillervereins zu Marbach wegen Ueberlassung von etwa 32 Centnern eroberter Geschützbronce zur Herstellung eines Schillerdenkmals zu ge— nehmigen geruht haben. — Dem Ausschusse des Vereins ist von dieser Allerhöchsten Entscheidung gleichzeitig Kenntniß gegeben worden.
; Delbrũck.⸗
Im Anschluß daran wird dem Schw. M. aus Marbach geschrieben: ‚Unsere Schillerdenkmalssache ist nunmehr zu einem uner⸗ wartet glücklichen und erfreulichen Abschluß gekommen durch die Ueber- lassung von Kanonenmetall zum Gusse. Wir sind nunmehr in den Stand gesetzt, nicht nur das Denkmal in würdiger Weise ausführen zu lassen, sondern es wird uns auch eine genügende Summe übrig bleiben zur Verschönerung und Echaltung unserer Schillerhöhe, in deren Mitte das Denkmal zu stehen kommen wird.“ .
. — Wie in Deutschland in den verschiedensten Landschaften und Städten, im Norden wie im Süden, nach und nach eine Menge von Vereinen entstanden ist, die sich die Aufgabe stellen, die Spezial⸗ geschichte einer Landschaft oder Stadt aufzuhellen, zu diesem Zweck Zeitschriften herausgeben und in diesen cine Menge historischer Doku— mente der Vorzeit und anderes, ihr engeres Vaterland betreffendes Material ansammeln und auf häufen: so ist in ganz ähnlicher Weise in neuester Zeit auch in Ftalien in den verschiedenen Landschaften ein großer Elfer für die Erforschung der Spezialgeschichte der vꝛrschiedenen Provinzen und Städte daselbst erwacht. Die Zahl der histori⸗ schen Zeitschriften in Italien mehrt sich mit jedem Jahre; auch hier wird eine große Menge von bisher unbekannten und noch nicht ge— drückten, müunter selbst weniger wichtigen Dokumenten ans Licht ge⸗ zogen und durch den Druck veröffentlicht; auch hier wächst die Masse des gedruckten historischen, auf die verschiedenen Landschaften bezüg- lichen Materials fast ins Unglaubliche. Auf das Florentiner Archi- vio storico Italiano, welches nunmehr in sein 34. Jahr eingetreten ist, folgte der römische „Saggiatoren von Gennarelli und Mazio, der leider mit dem 6. Bande aufhörte, un? dann nach langer Pause und unter ganz veränderten politischen wie literarischen Verhältnissen das Archivio Veneto‘. Im vorigen Jahre begann das „Archirio sto ico Siciliano. pubblicazione periodica per cura della seuola di paleo- grafia di Falermo„, von welchem der 1. Jahrgang (585 S) nebst dem 1. Fasc. des 2. Jahrg. vorliegt. Gegenwärtig sind 2 neue perio—- dische Publikationen gleicher Art darugetreten, das „Giornale Ligurtico di Archeologia. Storia e belle Arti-, herausgegeben von L. T. Bel⸗ grano und A. Neri, und in Mailand das „Archivio storico Lombardo, pubblicato a cura della Società storica lombarda-, jenes monatlich, dieses vierteljährlich erscheinend. Neben diesen eigentlich historischen periodischen Zeitschriften bestehen die nicht an bestimmte Zeit gebun- denen Sammlungen von Geschichtswerken und Aufsätzen, welche von den für die verschiedenen Provinzen gegründeten Deputationen für vaterländische Geschichte herausgegeben werden, die piemontesische der Monumenta historiae patriae“, die flereutinische der Documenti di Storia Italiana“, deren 6. Band unter der Presse ist, die bolognesi⸗ schen und die modenesisch parmensischen Artie Memorie“, die genue⸗ sischen Arti della Societa Ligurtican“, die Turiner Miscellanen u. a. m.
Tandwirthschaft.
Der Ansschuüuß des Kongresses Deutscher Land— wirthe beschloß in seiner zweiten Sitzung, am 19. April, aus den ihm vom Kongr'sse zur Disposition gestellien Mitteln sechs Silber- geschenke 2 1090 Thlr. als Ehrenpreise für die Internationale land- wirthschaftliche Ausstellung zu Bremen zu beschaffen und bestimmte je einen für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der Pferde— zucht, Rindviehzucht, Schafzucht und Schweinezucht, sowie des Ma— schinenwesens und für wissenschaftliche Zwecke. Die vom diesjährigen Kongresse dem Ausschusse überwiesenen Anträge wurden zum Theil erledigt, zum Theil an Kommissionen zur Vorberathung für die nächste Sitzung abgegeben. Die vom Kongreß zur Steuerfrage gefaßten Re⸗ solstionen wurden einer Schlußredaktion unterworfen und werden jetzt vom Vorstand dem Bundesrath übermittelt. — Die vor zwei Jahren eingesetzte Lommission zur Ermittelung der Lage der ländlichsa Ar- beiter im Deutschen Reich hat ein so massenhaftes Material zur Ab⸗ fassung ihres Berichts erhalten, daß die Herstellung desselben bis jetzt nicht möglich war; doch hofft der Referent der Kommission, Hr. Pro— fessor Freiherr ven der Geltz-Königs berg, bis zum nächsten Kongreß das Werk, welches einige 80 Qruckbogen enthalten wird, der Oeffent- lichkeit übergeben zu können. Der Kongreß hat für diesen Zweck fehr bedeutende Geldmittel angewiesen.
Der Ausschuß wird, um auch den Mitgliedern aus Säüddeutsch- land und Elsaß Lothringen die Theilnahme an seinen Berathungen zu eileichtern, jetzt alternirend in Nord. und Süddeutschland tagen und 6 d. J. in Frankfurt a. M. zu einer Sitzung zusammen⸗ reten.
— Das Maiheft des landwirthschaftlichen Central⸗ blattes für Deutschland, (begründet von Adolf Wilda, redigirt von Alexander Müller, Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel u. Parey) enthält einen Aufsatz des Prof. E. Reichert in Jena über das Wasser als Nahrungsmittel für Thiere und Pflanzen; ferner: Witterunzsverhältnisse während des März; die Haferpflanze bei ver— schiedener Phosphorsäure⸗ Düngung von E. v. Wolff; Wein⸗ Obst⸗ und Gemüsebau auf der Wiener Weltausstellung von R. Goethe; Weinernte von 1873; das Pinciren der Erbsen; Cordon Oblique; die württembergische Pferdezuchtkonferenz am 7. Juni 1873; die preußi⸗ schen Haupt. und Landesgestüte; Doryphora decempunetata; die Rein- haltung der Städte von Alex. Müller; Ochsenpflug contra Dampf— pflug von C. Breymann; der Werth des Dampfpfluges; Kursus für landwirthschaftlich- Maschinenführer; über Hagelversichtrung von Prof. Richter -Tharand; Hagelkarten; Jahresbericht der Königlich bayersschen landwirthschaftlichen Centralschule Weihenstephan pro 1872 — 73; die landwirthschaftliche Lehranstalt zu Ober-Hermsderf; Austausch junger Landwirthe; der Butterhandel 1873 von C. Mahle; der Handel mit Kolenialwolle 1873 von Gustav Ebell u. Co; die Viehzählung im preußischen Staate 1873 ven Dr. Engel; die Ernte⸗Erträ e des Jah res 1873 in der preußischen Monarchie; der Produftenhandel im Jahre 1873 von E. Meyer ꝛc.; deutsches Heerdbuch von Dr. O. Sette- gast und P Parey; Maßregeln zur Hebung der Viehzucht in Han nover von Oekonomie Rath Spangenberg; Weiher und Teiche von F. W. Toussaint 2c.
— Im Regierungsbezirk Gumbinnen hat die kalte Wit⸗ terung der letzten Monate, die bis Mitte Mai fast allnächtlich Nacht- fröste zur Folge hatte, die Entwickelung der Pflanzen qußerordentlich zurückg halten und der Winterung, besonders auf hohem, flachgelegenem, leichtem Boden entschieden geschadet. Die Semmerung, deren Bestellung unter den ungünstigsten Verhältnissen startfinden mußte und oft durch Schneefall unterbrochen wurde, ist kaum aufgegangen. Die Weiden sind ganz kahl, so daß sie dem Vieh keine Nahrung bicten. Auch die Wälder sind noch unbelaubt, so daß dem Pfingstfest, was selbst in dem nerdischen Klima des Regierungsbezirks noch nicht der Fall ge⸗ wesen ist, der Maienschmuck fehlte. Bei der inzwischen eingetretenen
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men hat. Auch in einzelne andere Kreisen ist die Seuche durch den Wechsel der Arbeiter verschleppt werden. Im Ganzen sind in Ober⸗
warmen Witterung ist j doch Hoffnung vorhanden, daß sich die Saaten noch erholen werden.