naleisenbahnen zwischen 1) Neustadt a / Aisch und Windsheim, 2) Dombühl und Feuchtwangen, 3) Biesenhofen und Oberdorf, 4 Aibling und Au und 5) Sinzing und Mittelalling in Aus⸗ sicht genommen.
— Nach einem dem Finanz⸗Ausschusse der Abgeordneten⸗ kammer vom Kriegs⸗Ministerium zugegangenen Ausweise zählt das bayerische Heer noch nachstehende 8 Offizier s⸗ chargen: 2 Obersten, 8 Oberst⸗Lieutenants, 1 Major, 2 Haupt⸗ leute J. Klasse, 72 Hauptleute II. Klasse, 167 Premier ⸗Lieute⸗ nants, S Kanzlei⸗Sekretäre, 19 Bataillons ⸗Auditeure und 7 Garnisons⸗Apotheker.
Sachsen. Dresden, 16. Juni. Die Juristenfakultät zu Leipzig hat ihren Dekan, Professor Dr. Friedberg, zum Mitgliede der evangelisch⸗lutherischen Landessynode ernannt.
Württemberg. Dem „St. A. f. W.“ zufolge ist am 12. in Ulm eine Kommission, bestehend aus preußischen, bayerischen und württembergischen Offizieren und Militär⸗ beamten, zusammengetreten, welche die Regelung der Festungsverhältnisse zur Aufgabe hat.
Baden. Karlsruhe, 15. Juni. Gestern haben sich der Großherzog und die Großherzogin nach Baden zum Besuch der Kaiserin Augu sta begeben und kehrten am Abend nach Karlsruhe zurück.
Heute Vormittag fuhr die Großherzogin der Deutschen Kaiserin, welche Baden 35 Minuten nach 12 Uhr verlassen hatte, bis Oos entgegen und begleitete Ihre Majestät auf der Fahrt nach Karlsruhe, wo die Kaiserin 30 Minuten nach 1 Uhr eintraf und von dem Großherzog und dem Erbgroßherzog, sowie der Prinzessin Victoria und dem Prinzen Ludwig Wil⸗ helm auf dem Bahnhofe empfangen wurde. Nach einem Auf⸗ enthalt von 20 Minuten setzte die Kaiserin die Reise fort.
Mit der Deutschen Kaiserin war auch die Herzogin von Hamilton, Prinzessin Marie von Baden, zum Besuch der Großherzoglichen Familie hier eingetroffen und kehrte am Nach⸗ mittag nach Baden zurück. k X
GSessen. Darmstadt, 15. Juni. Der Prinz und die Prinzessin Karl und Prinz Wilhelm sind heute Nachmittag aus Hohenschwangau wieder hier eingetroffen.
— Der Ministerial⸗Rath Finger hat sich zum Zweck der Theilnahme an den Berathungen des Bundesrathes über die Gesetzentwürfe in Betreff der Gerichtsorganisation, Strafprozeß und Tivilprozeß, am Gestrigen nach Berlin begeben.
— 16. Juni. Die heute zur Ausgabe gelangenden Nrn. 29, 30, 31 und 32 des Großherzoglichen Regierungsblatts publiziren: 1) das Gesetz, betreffend die neue Verwaltung der Kreise und Provinzen d. d. Mainz, 12. Juni 1874, 2) das Ge⸗ setz, betreffend die Städte⸗ Ordnung für das Großherzogthum Hessen, d. d. Mainz, 15. Juni 1874, 3) das Gesetz, betreffend die Landgemeinde⸗Ordnung für das Großherzogthum Hessen, d. d. Darmstadt, 15. Juni 1874, 4) das Gesetz, betreffend das Volksschulwesen im Großherzogthum, d. d. Darmstadt, 16. Juni 1874.
— Die Zweite Kammer der Stände erledigte in ihrer gestrigen (65.) Sitzung den noch übrigen Theil des Rach⸗ tragsͤbudgets im Allgemeinen gemäß der Regierungspropo⸗ sition. Hervorgehoben verdient zu werden, daß die Besoldungs⸗ Erhöhungen bezüglich der Lokal⸗Medizinalbeamten, der Mitglie⸗ der der Ober⸗Baudirektion, der Lokal⸗Kameralbeamten, einer Zahl von 4 Forstmeistern, der Kreis⸗Baumeister und Kreis⸗ Bauaufseher, der Baufaufseher nur für die gegenwärtigen In⸗ haber dieser Stellen bewilligt wurden; dasselbe gilt von der Ge⸗ haltserhöhung des Dirigenten der Ober⸗Rechnungskammer⸗ Justifikatur 1. Abtheilung, sowie der der Beamten der Ober⸗ Forst⸗ und Domänendirektion. Diese erwähnten Beschränkungen wurden indessen nicht ausgedehnt auf die zu gewährenden Ascendenzgehalte bei Vorrücken der betr. Beamten in die höhe⸗ ren Gehaltsklassen ihrer Kategorie.
Die Gehaltsverhältnisse der Oberförster wurden neu regulirt derart, daß in Zukunft je 18 Oberförster 3300, 3300, 2900 und 2500 Mark beziehen; ein Antrag des Abg. Franck, die Gehalte der Stadt⸗ und Landgerichts⸗Assessoren in gleicher Weise zu nor⸗ miren, wurde abgelehnt. Weiter wurde die Regierung ersucht, alle die Beamten, die nach dem Nachtragsbudget wegfallen und nicht sofort anderweit verwendet werden können, zu pensioniren, sowie den Fiskalanwalt in Oberhessen, dessen Gehaltserhöhung abgelehnt wurde, in Ruhestand zu versetzen, endlich das mit Ver⸗ anlagung, Kontrolirung und Erhebung der Weinsteuer betraute Personal zu reduziren.
— 17. Juni. (W. T. B.) Bei der Ersatzwahl zur Abgeordneten kammer für den verstorbenen Abgeordneten Hoffmann wurde der Kandidat der Fortschrittspariei, Präsident der Handelskammer Franz Weber, mit 35 Stimmen gegen den Kandidaten der konservatip⸗liberalen Partei Buchner, welcher nur 24 Stimmen erhielt, zum Abgeordneten gewählt.
Jugenheim, 15. Juni. Ihre Majestät die Kaiserin⸗ Königin Augu sta stattete heute auf der Durchreise von Baden nach Coblenz Ihrer Majestät der Kaiserin von Ruß⸗ land einen Besuch auf Schloß Heiligenberg ab, woselbst sich auch Se, Königliche Hoheit der Großherzog und Se. Groß⸗ . e Hoheit der Prinz Ludwig zur Tafel eingefunden
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Ma inz, 17. Juni. W. T. B.) Nachdem gestern Vor⸗ mittag zunächst eine größere Anzahl von Mitgliedern des Katholikenvereins einer vom Bischof Ketteler eelebrirten Messe und Kommunion beigewohnt hatte, fand die erste geschlossene Sitzung des Katholikenvereins statt. Es wurden drei Aus⸗ schüͤsse gebildet und zwar 1) für die soziale Frage Vorfitzen⸗ der Domkapitular Moufang, 2) für Wiffenschaft Vorsitzender Molitor, 3) für Formalien Vorsitzender Prof. v. Biegeleben. . wurde — um einem Einschreiten gegen den Verein auf rund des preußischen Vereinsgesetzes vorzubeugen — auf Vorschlag des Vorstandes mit allen gegen eine Stimme eine Aenderung der Statuten dahin beschlossen, daß der 5. 10 betreffs der Wanderversammlungen aufgehoben wird, und daß alljährlich in Mainz, als dem Sitze des Vereins, eine Generalversammlung abgehalten werden soll. Die Statuten⸗ änderung tritt bereits mit dem 1. k. Mts. in Kraft. Die Versammlung schloß mit der Verlesung einer amerikanischen Sympathie⸗Adresse. Mittags fand ein Festbanket statt, bei wel⸗ chem Bischof Ketteler den ersten Toast auf den Papst, der heute den 28. Jahrestag seiner Wahl im Konklave begehe, ausbrachte. Frhr. v. Frankenstein folgte mit einem Trinkspruche auf den Großherzog von Hessen, den Deutschen Kaiser und alle deutschen Hr sefursten Frhr. v. Los schloß mit einem Hoch auf die
öfe.
Sachsen⸗ Weimar Sisenach. Weimar, 15. Juni. Am 19. Juni kehren die Großherzoglichen Herrschaften
ern,, Abwesenheit in den Niederlanden hierher zurũck.
— Das Gesetz, welches auch quf die viersinnigen Kinder den Schulzwang ausdehnt, ist nunmehr publizirt worden. Nach demselben sind alle Kinder in die Großherzogliche Taub⸗ stummen⸗ und Blindenanstalt, nach thunlichster Vorbereitung derselben in der Volksschule, zu bringen, soweit nicht ihr geistiger oder körperlicher Zustand dies unmöglich macht, oder soweit nicht nachweislich für besondere Erziehung anderweit gesorgt ist. Die Dauer des Aufenthalts in der Anstalt umfaßt 8 Jahre, und zwar erfolgt der Eintritt im 7., der Austritt nach vollendetem 15. Lebensjahre. Um den Widerstand der Eltern u. s. w. gegen diese Maßregel, die ihnen finanzielle Opfer auferlegt, da sie im Unvermögensfalle der Gemeinden für die Ausstattung der Kinder mit Kleider und Wäsche sorgen, auch ein Pflegegeld zahlen müssen, zu beseitigen, bestimmt das Gesetz, daß diejenigen Eltern, welche ein solches Kind ohne genügenden Grund der Anstalt vorenthalten, mit Geldstrafe bis zu 150 Mark resp. mit Haft zu belegen sind. Auch können solche Kinder auf Antrag der obersten Schulbehörde wider Willen der Eltern in die An⸗ stalt gebracht werden.
Sach sen⸗Coburg⸗ Gotha. Coburg, 15. Juni. Der Herzog hat sich gestern nach Bremen zu einem mehrtägigen Besuch der dortigen landwirthschaftlichen Ausstellung begeben.
Gotha, 14. Juni. Der Speziallandtag des Herzog⸗ thums ist vertagt worden und der Staats⸗Minister von Seebach nach Berlin gegangen, um den Verhandlungen des Bundesrathes beizuwohnen. Der Gesetzentwurf über das Vereinswesen ist un⸗ erledigt geblieben.
Oesterreich⸗UQngarn. Wien, 16. Juni. Der Kaiser besuchte gestern das Lager bei Bruck a. d. Leitha. Der Kron⸗ prinz ist in Krems eingetroffen.
— Am 27. oder 28. d. M. trifft, wie die „Wien. 3.“ mit⸗ theilt, eine von dem Großfürsten Constantin Nikola⸗ jewitsch und zwei Generalen geführte militärische Deputation aus St. Petersburg hier ein, um den Kaiser zum 25 jährigen Jubiläum als Ritter des Kaiserlich russischen St.⸗Georg⸗Ordens zu beglückwünschen.
— Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht den Postvertrag vom 21./9. Mai 1873 zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Ruß⸗ land. (Abgeschlossen zu St. Petersburg am 21. / 9. Mai 1873, von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Apostolischen Majestät ratifieirt am 24. März 1874 und in den beiderseitigen Ratifi⸗ cirungen ausgewechselt zu St. Petersburg am 9. April (28. März) 1874); das Gesetz vom 19. Mai 1874, betreffend die theilweise Aenderung und Ergänzung des Uebereinkommens mit der priv. Südbahngesellschaft vom 13. April 1867 (R. G. B. Nr. 69); das Gesetz vom 24. Mai 1874 in Betreff der Bedingungen und Zugeständnisse für die Aktiengesellschaft der Lemberg⸗Czernomitz⸗ Jassy⸗Eisehbahn zum Behufe der Fortsetzung ihrer Bahnlinien von Lemberg bis zur Landesgrenze bei Netreba (Tomaszöéw); die Kundmachung des Ackerbau⸗Ministeriums vom 1. Juni 1874 über die Auflösung der Forst⸗ und Domainen⸗Direktion für Steiermark und Kärnten und die Uebertragung ihrer Amts⸗ geschäfte an die Forst⸗ und Domänen⸗Direktionen in Wien und Görz.
— Am 15. Juni starb auf der Großpriorats⸗Domäne Stra⸗ konitz der Großprior des souveränen Maltheser⸗Ordens in Böh⸗ men Franz Graf Kolowrat⸗Krakows ky.
Pest, 15. Juni. In der morgigen Sitzung des Un ter⸗ hauses werden die Gesetzentwürfe über die Temesvar-Orsovaer Bahn und Abänderung der Raab⸗Oedenburger Konzessions⸗ Urkunde vorgelegt. Der Ausschuß des Oberhauses empfiehlt die Annahme der Notariatsvorlage ohne Aenderung.
Schweiz. Bern, 13. Juni. (W. T. B.) Der Stände⸗ rath genehmigte heute einen Nach trag zu der zwischen Frankreich, Italien, Belgien und der Schweiz am 23. Dezember 1865 ab⸗ geschlossenen Münzkonvention, welche den Werthbetrag der silbernen Fünffrankenthaler feststellt, die die betheiligten Mächte im Jahre 1874 prägen oder prägen lassen dürfen, näm⸗ lich für die Schweiz 8, 900, 000 Fres., Belgien 12, 000,000 Fres., Frankreich 60, 000, 000 Fres. und Italien 10 000, 000 Fres. Auf diese Summe sind die am 31. Christmonat 1873 ausgegebenen Münzscheine mitgerechnet, nämlich von Belgien für eine Summe von 5,900,000 Fres., von Frankreich für eine Summe von 34, 968, 000 Fres. und von Italien für eine Summe von 9. 000,000 Fres. Außerdem ist Italien ermächtigt, noch für 20, 000,000 Fres. silberner Fünffrankenthaler im Jahre 1874 zu prägen, welche jedoch als Reservefonds unter Garantie der italienischen Regierung in den Kassen der italienischen Nationalbank bis nach einer neuen Münzkonferenz, welche im Januar 1875 zu Paris stattfinden soll, aufzubewahren sind.
— 16. Juni. (W. T. B.) Der Bischof Lachat hat mittelst direkter Eingabe an die Bundesverfammlung den Antrag gestellt, die Rekurse gegen seine Amtsentsetzung bis zur Wintersession zu verschieben. Die Baseler Diöcesanstände haben dagegen den Wunsch zur sofortigen Berathung darüber ausge⸗ prochen. Der Nation alrath überwies die Anträge an die betreffende Kommission.
Niederlande. Haag, 16. Juni. (W. T. B.) Nach einer über Penang hier eingegangenen amtlichen Meldung des Obersten Pel, Kommandanten der niederländischen Truppen in Atchin, haben die Atchinesen am 10. d. mit zahlreichen Kräften einen Angriff auf die niederländischen Verschanzungen, namentlich auf die Stellungen bei Blangoe unternommen. Der Angriff wurde nach einem heftigen Kampfe unter großem Ver⸗ luste der Feinde zurückgewiesen. — Der Gesundheitszustand der Truppen ist wenig befriedigend.
Großbritannien und Iriand. Queenstown, 16. Juni. (W. T. B.) Henry Rochefort ist heute auf dem Dampfer „Parthia“ hier eingetroffen und nach Dublin weiter⸗ gereist. Aus der vor dem Hotel Rocheforts und am Bahnhofe zahlreich versammelten Menge ließ sich vielfach der Ruf: Nieder mit Rochefort! vernehmen.
Frankreich. Paris, 15. Juni. Zwischen der öster⸗ reichischen und der französischen Regierung ist ein Abkommen 6 troffen worden, das dahin geht, daß fernerhin an allen französischen öffentlichen Kassen die österreichischen Vier— und Achtgulden in Gold an Zahlungsstatt angenommen werden. Desterreich seinerseits hat dasselbe Zugeständniß für fran⸗ zösische 19⸗ und 20⸗Franessstücke gemacht.
= 16. Juni. (W. T. B.) Es bestätigt sich, daß der französische Gesandte in London, Herzog von La Rochefou—⸗ cauld⸗Bisaceia, seine Entlafsung eingereicht hat. — Der deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, wird sich morgen zum Besuch der internationalen landwirthschaftlichen Ausstellung nach Bremen begeben.
— 17. Juni. (W. T. B) Sadyk Pascha wird am Freitag nach Konstantinopel abreisen.
Versailles, 16. Juni. (W. T. B.) Fünf Deputirte, unter ihnen der Kriegs⸗Minister de Cissen, welche bei der gestrigen Abstimmung über den Antrag Periers nach der vom „Jour⸗ nal officiel veröffentlichten Abstimmungsliste sich ihrer Stimme enthalten, resp. für die Dringlichkeit des Antrages gestimmt haben sollten, erklärten in der . Sitzung der National⸗ versammlung, sie hätten gegen die Dringlichkeit gestimmt, so daß die gestrige Majorität in Wirklichkeit nicht vorhanden ge⸗ wesen sei. Der Marquis von Franclieu beantragte deshalb, die gestrige Abstimmung für ungültig zu erklären. Der Präsident der Nationalversammlung erwiderte dem Antragsteller, daß die Versammlung zwar ihre Beschlüsse abändern, eine einmal veri⸗ fizirte Abstimmung aber nicht für ungültig erklärt werden könne. Der Zwischenfall war damit beendigt. — Die Versammlung erledigte heute weiter die Berathung über den Antrag Tirard, die Fabrikation von goldenen und silbernen Bijouteriewaaren für den Export nach dem Auslande ohne eine Kontrolle ihres Feingehalts zu gestatten. Der Antrag wurde mit 371 gegen 302 Stimmen abgelehnt.
Der Bericht der Dreißigerkommission über die an sie gestern zur Vorberathung überwiesenen Anträge Perier und Lambert de St. Croix wird nicht vor vierzehn Tagen erwartet.
Spanien. Das von der „Gaceta“ veröffentlichte Rund⸗ schreiben an die Vertreter Spaniens im Auslande lautet wie folgt:
Herren Ich übersende Ew. Excellenz das Manifest, wel- ches das neue Ministerium an das Land gerichtet hat, in dem es seine Bedeutung für die Gegenwart und seine Bestrebungen für die Zukunft darlegt, Um den Gedanken der Regierung zu vervollständi⸗ gen, glaube ich mich verpflichtet, Ew. Excellenz den Geist kund zu geben, der das Ministerium in seinen internationalen Beziehungen be— seelt, sowie die Ansicht, die es sich über die besondere Stellung gebil⸗ det hat, in welche es die jüngsten Exreignisse zu den fremden Mächten bringen, indem es wünscht, es möchte seinem Stillschweigen keine ver= kehrte Deutung gegeben werden, und daß die Böswilligkeit seine wah⸗ ren Absichten nicht entstellen könne. .
Nach einem langen Zeitraum von Kämpfen und Krämpfen findet sich heute Spanien in so schwierigen Umständen, daß es alle seine Kräfte in sich zusammenfassen und auf seine innere Lage alle Gedanken und alle Sorgen der öffentlichen Gewalt richten muß, um frei von Schrecken, Gewaltthätigkeiten und Kriegen, zur feierlichen Ausübung der Souveränetät zurückzukehren und unwiderruflich über seine künf⸗ tigen Geschicke zu entscheiden Fern war dieses Ziel als das Heer aufgelöst oder zuchtloz. das Prinzip der Autorität geschwächt, Pro⸗ vinzen und bedeutende Städte eine Beute des Carlismus und der Anarchie, alle Banden zerrissen, alle Bürgschaften mit Füßen getreten, die Nation ven den Aufstaͤndischen und die Regierungen von der Unfähigkeit verschlungen die unzerstörbare Einheit des spanischen Vaterlandes am Vorabend der Auflösung zu sein schien. Aber seitdem, Dank der Thatkraft der Ministerien, die uns vorangegangen sind, und Angesichts der Gefahr, welche die Gesellschaft bedroht, ein Akt von Männlichkeit, der nicht sowohl dem Lande aufgedrängt, als in der Entrüstung und dem Ehr⸗ gefühl, die es beherrschten, entsprungen, war, die Kantonalen aus Car— tagena, ihrem letzten Zufluchtsort, vertrieb und die wahnsinnigen Hoffnungen der Absolutisten in den Bergen von Symorrostro vernichtete, hat die Sache der Ordnung und der Freiheit ihren Triumph für eine nicht ferne Zeit endgültig gesichert; die De⸗ magogie hat sich genöthigt gesehen, ihr schwarzes Banner einzuziehen, und die fanatischen Parteigänger der Vergangenheit haben aufge— hört, selbst den Kleinmüthigsten Angst und die Muthlosigkeit einzu⸗ flößen welche diejenigen niemals empfunden haben, die, bekannt mit den Wechselfällen unserer Geschichte, wußten, daß die Lebenskraft und die Ausdauer des spanischen Volkes nach dem Maß seines Unglücks zu wachsen und zu erstarken pflegt.
Aber weil sich unsere innere Verwaltung merklich verbessert hat, können wir noch nicht den internationalen Angelegenheiten, welche in diesen Augenblicken die Aufmerksamkeit der fremden Kabinete fesseln, eine wirksame, stetige Thätigkeit zuwenden, noch werden uns zu einem Heraustreten aus unserer bescheidenen Haltung und zu einem Hervor— treten mit stolzen Ansprüchen die ruhmreichen Erinnerungen an unser altes Uebergewicht ein hinreichender Anreiz sein. Nur in der unwahr— scheinlichen, unzulässigen Annahme, daß unsere legitimen Interessen beeinträchtigt. die Ehre der Nation angegriffen oder die Integrität des Gebietes bedroht wäre, würden wir diese Haltung ver⸗ lassen, um keinem anderen Rath zu folgen, als dem der Vaterlands⸗ liebe und um unser Recht mit der Hülfe Gottes und der Anstrengung dieser edlen Nation zu vertheidigen. Die gegenwärtige Regierung, die in der Gemeinschaft der großen Ideen der Neuzeit lebt, deren um⸗ fassender Geist häufig die enge Form der gewöhnlichen Aeußerlichkeiten durchbrochen hat, hofft die amtliche Bestätigung des freundschaftlichen Einvernehmens, das sie mit den übrigen Regierungen erhält zu er— langen nicht durch demüthige Schritte, die unserer Würde verboten sind, sondern indem sie die Verwirklichung dieses Wunsches aus der Bedeutung unserer eigenen Handlungen erwartet und sie sagte vielleicht nicht zu viel, wenn sie beifügte: von der Gerechtigkeit und dem Vortheil der auswärtigen Mächte selbst. Es vereinigen uns mit denselben die stärksten politischen Bande, welche weder Intriguen noch Ehrgeiz lösen, welche herkömmlichen Mißtrauen und Antipathien widerstehen, Bande, die das gegenseitige Interesse knüpft und die ge⸗ meinsame Gefahr enger bindet. Unter anscheinend verschiedenartigen Verhältnissen bieten sich der civilisirten Welt identische Probleme, die identische Hindernisse und Verwickelungen für den Gang der Politik in sich schließen. Die Unterdrückung der Entfernungen, die wunder⸗ bare Zunahme des Handels, der fortwährende Verkehr der Völker, der Kosmopolitismus des Gedankens, die Aehnlichkeit der repraäͤsenta⸗ tiven Einrichtungen, Allee wirkt dazu mit, um den Widerstand zu ver—⸗ allgemeinern und die Solidarität der Regierungen herzustellen.
Manche bemessen die Bedeutung der Konflikte nach der Bedeutung des Orts, in dem sie materiell entstehen, betrachten sie mit gewisser Gleich⸗ gültigkeit und achten sie für durchaus fremd, weil sie nicht in der Nähe und für den Augenblick die Interessen berühren, die . vertre⸗ ten und vertheidigen; als ob heute die Vereinzelung möglich und die Ansteckung nicht unvermeidlich wäre. Da wo die gesellschaftliche Ord⸗ nung gegen die Kommune, für die Eroberung des modernen Rechts 7 die Ansprüche abgelebter Systeme gekämpft wird, da sind, da sollen wenigstens sein die Sympathien der vorsichtigen und besonnenen Regierungen, welche sich von den Grundsätzen einer gesunden Politik und eines wohlverstandenen Egoismus leiten lassen.
Vor wenigen Monaten lasteten auf Spanien drei Bürgerkriege, durch keinerlei Ungerechtigkeit hervorgerufen, entstanden in der Hitze schlechter Leidenschaften und trauriger Verirrungen: einer in Cuba, wo unt, den Entdeckern und Civilisatoren von Amerika, dieses letzte Stück Erde bestritten wird, auf dem wir nicht sowohl für unser A1n— sehen und unsern Einfluß in der neuen Welt als für unsere Ehre kämpfen, die wir unversehrt der Geschichte vererben müssen; der zweite in den baskischen Provinzen, welche eine seit 40 Jahren endgültig verlorene Sache zu erwecken suchen und schließlich die * besiegte föderale Erhebung, die sich erdreistete, ihre vatermörderische Hand
3e fn die unabänderliche, mit dem Blut von so vielen Genergtlenen gekittete spanische Nationalität zu erheben. Zwei von diesen Kriegen lodern noch auf unserem Boden, mähen die Blüthe unserer Jugend nieder und legen uns große schmerzliche Opfer auf, während sich im Schooße unserer verwirrten Gesellschaft die Elemente rühren, welche den dritten zum Aergerniß für In⸗ und Ausland angestiftet haben. Nicht allein Spanien ist bei dem Ausgang solcher Kämpfe be⸗
tbeiligt. Europa, ruhig und glücklich, während wir uns fuͤr ihre Durchführung aufreiben, kann sich zu ihren Ergebnissen nicht völlig fremd verhalten. Zwar erscheint das Flibustierthum nur bewaffnet, um unsere kostbaren Antillen der Botmäßigkeit gegen das Mutterland
zu entreißen. Aber wenn das Recht Spaniens tödtlich getroffen würde, bliebe das der andern Nationen, welche Besitzthümer jenseits der Meere haben, heil und sicher? Hat man vielleicht das Gedächtniß für die sG een che Aufstände der Kolonien in der zeitgenössischen Periode, verloren? Zwar hat allein in Spanien der Fanatis mus die Unwissenheit zu den Waffen gerufen, unter Be— nutzung von Umständen, die seinen Zwecken günstig waren; aber wahr ist es auch, daß, bei aufmerksamem Hinhorchen ein fernes, wachsendes Donnern zu uns dringt, welches tiefe religiöse Bewegungen anzeigt, trotz der Duldsamkeit, deren sich das 19. Jahrhundert rühmt. Von der propagandistischen Demagogie, welche unter wechselnden Formen und Namen, bald am hellen Tag, bald in geheimnißvollen Jusammenkünften die breiten Grundlagen der Gesellschaft untergräbt und welche eine neue, von den Aposteln toller Fieberphantasien geträumte Zeit gründen möchte, indem sie Alles, was es Achtungswerthes und Geheiligtes im menschlichen Gewissen giebt, von der Idee des Vaterlands bis zur Gründung der Familie anzu⸗ greifen sich nicht scheut — von dieser Demagogie wäre unser Vater⸗ land nicht die einzige Beute und nicht das ausschließliche Opfer ge— wesen, wenn sie zu Aller Unglück dahin gelangt wäre, ihre blutige Fahne auf den Ruinen unserer Städte aufzupflanzen.
In diesem umfassenden allgemeinen Sinne betrachtet das gegen wärtige Kabinet die Aufgabe, welche das öffentliche Wohl und die Umstände ihm auferlegt haben und die, wenn sie auf der einen Seite eine äußerst schwere Verantworllichkeit in sich schließt, auf der andern, wenn ihm daz Glück nicht abhold ist, ungeheure, fruchthare Ergeb⸗ nisse haben kann. Es besorgt also nicht, daß in einer so kritischen Lage und da es als bescheidener, aber entschiedener Kämpfer für die Sache der Ordnung, der Freiheit und des Fortschritts, welche zugleich die Sache der gesitteten Welt ist, auftritt, diese die wirksame Unter⸗ stützung ihrer Sympathien verweigern werde, indem sie in Etval die Integrität und die regelmäßige Form der diplomatischen Beziehungen verkümmert. Die öffentliche Meinung, welche die Regierung der Staaten lenkt, billigt nicht die Enge des Denkens noch die Regungen des Miß⸗ trauens, welche die Beweggründe der äußeren Politik zu sein pflegte, als diese noch in dem Dunkel der Kabinete ausgearbeitet ward, um nationale Rivalitäten und rein dynastischen Chrgeiz zu befriedigen. Die öffentliche Meinung, gegründet auf große Gefühle von Gerechtig— keit und große allgemeine Ueberzeugungen, hat einen Wiederhall in allen Sprachen und einen Heimathsschein in allen Ländern, und die, welche in Spanien so gebieterisch wie beredt unsere Pflichten vorge— zeichnet hat, kann nicht dahin führen, uns von der Gemeinschaft der Bestrebungen zu trennen, welche uns auch sonst die untergeordneten Zwisten sein mögen, den herzlichen großartigen Einklang des modernen Europas bildet. ;.
Indem sich Ew. Excellenz von diesen Gefühlen erfüllt, und die vorstehenden Betrachtungen remittirt in Ihrem Verkehr mit den Staatsmännern, die Sie besuchen, werden Sie mit gewissenhafter Treue den Gedanken der Regierung auslegen, deren ehrbare Absichten nicht das Geheimniß suchen, um sich zu verwirklichen, sondern die im Gegentheil in der weitesten Oeffentlichkeit den Beifall Aller finden müssen, zu deren Kenntniß sie gelangen. Um kurz zu sein, die Regie⸗ rung, welche vor Allem die innere Ordnung herzustellen und der Ver⸗ wirrung, welche noch das Land erschüttert, ein Ende zu machen trachtet, will nicht mit Ansprüchen irgend welcher Art vor den auswärtigen Mächten erscheinen; aber sie glaubt, es sei deutlich, daß das Werk, welches begonnen ist, um den öffentlichen Frieden in einer von starken feindlichen Elementen verirr⸗ ten Nation zu befestigen, um das durch unbegreifliche Schwachheiten herabgewürdigte Prinzip der Autorität zu erheben, und gleichermaßen die Verirrungen der Anarchie und die blinde Hartnäckigkeit des Ab⸗ solutismus zu zügeln, ein universelles Werk ist, das nicht innerhalb unserer Grenzen abgeschlossen werden kann und das außerhalb dersel⸗ ben in seinem ganzen Werthe und seiner ganzen Beden ung geschätzt werden muß, sowohl wegen der gegenseitigen Verwandtschaft der In⸗ teressen und der edlen Sympathien, die es erwecken muß, als auch wegen des unzweifelhaften Einflusses seiner Folgen. ⸗
Das Ministerium zweifelt nicht, daß sich seine patriotischen Wünsche erfüllen werden, indem es die Gesellschaft und politischen Interessen, die ihm anvertraut sind, rettet, und daß das spanische Volk am Schlusse einer außerordentlichen Lage, die durch den Erlaß der Umstände geschaffen ist, feste Bürgschaften moralischer und mate— rieller Ordnung finden wird, die ihm gestatten, bei der regelmäßigen Ausübung der Repräsentatipv⸗Einrichtungen ohne fremden Druck und in aller Reinheit seine wahren Empfindungen und seinen souveränen Willen kund zu geben.
Diesen Brief, den ich die Ehre habe an Ew. Excellenz auf Be— fehl des Herrn Präsidenten der Exekutivgewalt der Republik und auf Beschluß des Ministerraths zu richten, sowie das Manifest, das ihn begleitet, können Sie dem dortigen Minister der auswärtigen Angele⸗ genheiten vorlesen und auf Verlangen von beiden Aktenstücken Ab— schrift lassen. Madrid, 22. Mai 1874. Augusto Ulloa.
Barcelona, 16. Juni. (W. T. B.) Ein von dem Car⸗ listenführer Saballs versuchter Angriff auf Felin Gixols bei Gerona ist abgeschlagen worden.
Santander, 16. Juni. (W. T. B.) Gerüchtweise ver⸗ lautet, die Regierungstruppen hätten bei Lodosa einen großen Sieg über die Carlisten davongetragen; es fehlt in⸗ deß bis jetzt jede amtliche Bestätigung. General Echague operirt gegen die linke Flanke der Carlisten in der Richtung des Ge— biets von Cinco⸗Villas (Navarra); General Concha richtet seinen Vormarsch gegen die Südseite von Estella.
Italien. Rom, 17. Juni. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht eine Königliche Verordnung, welche die Vertagung des Parlaments ausspricht.
— Der Minister⸗-Präsident Minghetti ist heute nach Bayern abgereist.
— Im Vatikan hat heute der erste Empfang aus Ver— anlassung der am 21. d. stattfindenden Feier des Jahres⸗ tages des Regierungsantritts des Papstes stattgefunden.
Schweden und Norwegen. Christiania, 12. Juni. Das Budget für das Finanzjahr 1873 — 74 schließt dieses Mal mit einer Summe von 6,088,000 Spd. ab gegen 5, 110,000 Spd. für 1872 — 73 und 5, 455,000 Spd. für 1873 — 74 und vertheilt sich auf folgende 11 verschiedene Posten: I) Das Königliche Haus und das dem Könige zugewiesene Staatseigenthum. 2) Das Storthing. 3) Der Staatsrath und die Regierung. 4) Das Kirchen⸗Departement. 5) Das Justiz⸗ Departement. 6) Das Departement des Innern. 7) Das Finanz⸗ und Zoll⸗Departement. 8) Das Armee⸗Departement. 9) Das Marine⸗ und Post⸗Departement. 10 Auswärtige Angelegen⸗ heiten. 11) Extraordinäre Ausgaben. Die Summen, welche für die einzelnen Abtheilungen erforderlich waren, vertheilen sich wie folgt auf das Finanzjahr 1873— 74: 1) 130,962 Spd., 2) 66,250 Spd., 3) 202,345 Spd., 4 231,144 Spd., 5) 375,051 Spd., 6) 526, 068 Spd., 7) 1368, 570 Spd., 8) 1,120,006 Spd., 9) 1,223,992 Spd., 19 125,890 Spd., 11) 44,990 Spd. ; für 1874 — 75: 1) 121,769 Spdi., 2) 83, 090 Spd., 3) 220, 933 Spd., 4 250, 3360 Spd., 5) 387,340 Spd., 6) 625,066 Spd., 7) 1,438,353 Spd., 8) 1,207,710 Spdid., 9) 1,410,358 Spd., 10 128,232 Spd., 11) 47,7108 Spd. Es sind demnach fast sämmtliche Posten erhöht worden, was sich theils darin begrün⸗ det, daß eine nicht unbedeutende Gagenerhöhung der meisten Beamtenstellen eingetreten ist, theils darin, daß verschiedene neue Ausgaben gemacht worden sind. Außerdem kommt für die Krönung ein Beitrag von 34,500 Spd. und für einen neuen Staats⸗Ministerposten 6000 Spd. ; ferner für i,, Gehalts⸗ zulagen an verschiedene Beamte 167,000 Spd. hinzu.
— Die neue norwegische 4r½prozentige Staats⸗ Anleihe von 20 Millionen Kronen oder 221. Millionen Reichs⸗ mark ist mit der Privatbank in Kopenhagen und C. J. Hambro und Sohn in London, der Norddeutschen Bank in Hamburg und Robert Warschauer und Co. in Berlin abgeschlossen worden.
Amerika. (Monats-Uebersicht für Mai.) Die bereits früher erwähnte, vom Ausschusse für auswärtige Ange⸗ legenheiten im Repräsentantenhause eingebrachte Bill zur Fest⸗ stellung der Rechte und Pflichten amerikanischer Bürger im Aus⸗ lande, wurde auf Antrag des Berichterstatters an den Ausschuß zurückgewiesen. An Stelle der von dem Hause angenommenen Bill, durch welche jede Beschränkung der Nationalbanken in Be⸗ zug auf die Höhe der von ihnen ausgegebenen Noten aufgehoben wurde, ist im Senate der vom Senator Sherman eingebrachte Entwurf einer Finanzbill angenommen worden. Durch den⸗ selben wird die Höhe des Umlaufs der Nationalbanknoten gleich⸗ falls nicht beschränkt, dagegen die Summe des Staatspapier⸗ geldes auf 382 Millionen normirt, und zugleich verfügt, daß für jede Million neuer Noten, welche von den Nationalbanken emittirt wird, 250, 000 Dollars Papiergeld durch den Verkauf 41ũ x, auf Goldwährung lautender Obligationen, welche binnen 10 Zahren einzulösen sind, eingezogen werden sollen, bis die in Umlauf befind⸗ liche Summe des Papiergeldes auf 300 Millionen gebracht ist. Die Verpflichtung, welche bisher den Nationalbanken oblag, einen Reservefonds im Verhältniß zu den umlaufenden Noten zu halten, ist aufgehoben worden, bleibt aber in Bezug auf De— positen bestehen, und fällt das Recht, einen Theil diefes Fonds bei andern Banken anzulegen, in Zukunft fort. Der vierte Theil des Goldes, welches für Zinsen auf die zur Sicherstellung der Notencirculatien in Washington hinterlegten Bundesobli⸗ gationen gezahlt wird, muß von den Banken zurückgehalten wer— den, und wird zugleich bestimmt, daß vom 1. Juli 1878 an das Schatzamt der Vereinigten Staaten die Verpflichtung haben soll, alles präsentirte Papiergeld gegen Gold oder 41prozentige Obli⸗ gationen einzulösen. Die Bill ist in der vom Senate angenom— menen Fassung an das Repräsentantenhaus zurückgegangen, doch ist es noch zweifelhaft, ob dieselbe von der Majorstät des Hauses, welche für eine fast uneingeschränkte Vermehrung des Papiergeldes und der Banknoten ist, angenommen werden wird. Sollte dieselbe verworfen werden, so dürfte es während dieser Session, deren Schluß vorläufig auf den 22. Juni angesetzt ist, schwerlich zu einer Entscheidung in der Finanz— frage kommen.
Im Repräsentantenhause wurde eine Bill angenommen, welche das bisher bei Zolldefraudationen geltende „Mointy“⸗ System abschafft, wonach dem Denunzianten einer solchen De— fraudation ein gewisser Theil, meistens die Hälfte, der von dem Defraudanten zu zahlenden Geldstrafe zukam. Nach der neuen Bill, deren Annahme im Senate kaum zu bezweifeln ist, werden alle früheren Befugnisse der Zollbehörden bei der Aufspürung und Verfolgung von Schmuggeleien, darunter auch die Beschlag⸗ nahme der Bücher und Papiere der Importeurs, aufgehoben, die Strafgelder fließen sämmtlich in den Staatsschatz, doch soll es dem Finanz⸗Minister gestattet sein, in außerordentlichen Fällen den Steuerbeamten eine Gratifikation, die indessen 5000 Dollars nicht übersteigen darf, zu zahlen, ebenso muß in jedem Falle die Absicht der Defraudation nachgewiesen werden. Die von der Stadt Philadelphia beantragte, und im Repräsentantenhause be— willigte Zahlung einer Summe von drei Millionen Dollars aus dem Staatsschatze zur Unterstützung der für das Jahr 1876 beabsichtigten Weltausstellung, ist vom Senate definitiv verworfen worden, dagegen wurden die Bills, betreffend die Aufnahme von Neu⸗Mexiko als Staat in die Union vom Repräsentantenhause, und die Bills in Bezug auf die Erweiterung der bürgerlichen Rechte der farbigen Bevölkerung und die Vertheilung der von England gezahlten Alabama⸗Entschädigungssumme vom Senate angenommen.
In Gemäßheit eines Kongreßbeschlusses hat der Staats—⸗ sekretär der Vereinigten Staaten, Hamilton Fish, den Vorschlag gemacht, ein Gesetz zu erlassen, wodurch der Präsident ermächtigt werden soll, alle an den amerikanischen Küsten landenden noto⸗ rischen Arnen, Vagabunden und Sträflinge nach den Ländern zurückzubefördern, von denen sie gekommen waren.
Der Finanz-Minister, Herr Richardson, hat sich veranlaßt gesehen, um seine Entlassung nachzusuchen, obgleich der vom Kongresse über ihn bei Gelegenheit der Untersuchung einzelner von ihm abgeschlossener Kontrakte ausgesprochene Tadel zurück⸗ genommen wurde.
Zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich ist ein Postvertrag abgeschlossen worden, welcher das Porto für einfache Briefe bis zum Gewicht von 10 Gramm auf bez. 9 Cents und 50 Centimes sestsetzt. Unfrankirte Briefe unterliegen nach dem⸗ selben einer Strafe von bez. 5 Cents und 20 Centimes. Jedes Land bezahlt für den Transport der Post und findet eine gegen— seitige Abrechnung nicht statt.
In Washington finden zur Zeit Verhandlungen über den Abschluß eines Reziprozitätsvertrages zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten statt, Behufs Zulassung der natürlichen Produkte der Vereinigten Staaten und der canadischen Provinzen in diesen beiden Ländern. Großbritannien wird bei denselben durch seinen Gesandten, Sir Edward Thornton, und den Senator von Canada, George Brown, die Vereinigten Staaten durch Herrn Hamilton Fish vertreten. Ein derartiger, im Jahre 1854 abgeschlossener Vertrag war 1866 von Sesten der Vereinigten Staaten gekündigt worden, und alle seit dieser Zeit von Canada gemachten Bestrebungen Behufs Abschließung eines neuen Vertrages waren bis jetzt ohne Erfolg geblieben.
Der, namentlich in den westlichen Staaten, viele Anhänger zählenden Partei der „Grangers“ und „Patrons of Husbandry“ ist es gelungen, in der Staatslegislatur von Wisconsin ein Gesetz durchzubringen, welches den Personen⸗ und Gütertarif für die im Staate befindlichen Eisenbahnen regulirt. Dieser Staatstarif, bei dessen Aufstellung die verschiedenen Eisenbahn⸗ gesellschaften in keiner Weise zu Rathe gezogen wurden, ist ein so niedriger, daß eine Durchführung desselben die Gesellschasten außer Stande setzen würde, auch nur die Zinsen für Prioritäts⸗ Aktien zu bezahlen, und so einer Beschlagnahme der Bahnen durch den Staat gleichkommen würde. Obgleich der Gouver⸗ neur von Wisconsin am 1. Mai, dem Tage, an welchem dieser Tarif in Kraft trat, eine Proklamation dahin erlassen hat, daß er die strengste Befolgung des Tarifs erzwingen würde, so wei⸗ gern sich die verschiedenen Eisenbahnen doch ihre bisherigen Sätze abzuändern und beabsichtigen, diese Angelegenheit, wenn bei den zahlreichen aus dieser Komplikation entstehenden Prozessen von den Staatsgerichten gegen sie ent⸗ schieden werden follte, bis vor die höchste Instanz der Bundes⸗ Justiz zu bringen. Es hat diese Transportfrage ein mehr als lokales In nf da in allen westlichen und mittleren Staaten lebhaft gegen die Macht der großen Eisenbahn⸗Korporationen
agitirt wird, und sind in dieser Beziehung auch die von dem Transportations⸗Ausschusse desSenats und dem Ausschusses für Eisenbahnen und Kanäle des Repräsentantenhauses in Washing⸗ ton abgegebenen Ansichten von Interesse. Der erstere sprach sich dahin aus, daß der Kongreß in diskretionärer Weise zu be⸗ stimmen habe, unter welchen Regulationen der Transport von Gütern und Personen von einem Staate nach dem andern, bezw. durch den andern, stattfinden müsse, und ob solcher Transport zu Lande oder zu Wasser stattfinden solle. Auch dürfe der Kongreß Geld behufs Erbauung von Eisenbahnen und Kanälen, wo dieselben zur Regulirung des Handels nöthig wären, bewilligen, oder dieselben selber bauen lassen, und in jedem Staate zu diesem Zwecke volle Souveränetätsrechte ausüben, sowie auch gegen eine angemessene Entschädigung irgend welche schon vorhandene Eisenbahn oder Kanal, die im Besitze von Privatpersonen oder Gesellschaften sind, übernehmen und be⸗ nutzen. Letzterer empfahl die Erbauung einer nationalen Eisen⸗ bahn von New⸗gork nach Omaha durch eine Zinsengarantie von 60 Millionen zu unterstützen. Die Uebernahme und Verwal⸗ tung der Eisenbahnen durch den Staat dürfte demnach, sollte sie von der Majorität des Volks verlangt werden, in den ver⸗ schiedenen legislativen Körperschaften nur auf gexingen Wider⸗ stand stoßen.
Die Wirren in Arkansas haben vorläufig ihren Abschluß gefunden. Nachdem noch in den ersten Tagen des Monats ein⸗ zelne Konflikte zwischen den Anhängern der beiden Gouverneure stattgefunden hatten, gelang es den Truppen der Vereinigten Staaten weiteren Kämpfen Einhalt zu thun. In Folge der Erklärung des Generalanwalts in Washington, daß der Legislatur des Staates die Entscheidung darüber zustehe, ob Baxter oder Brooks der rechtmäßig gewählte Gouverneur sei, trat dieselbe am 11. Mai zusammen, entschied sich für Baxter und wandte sich zu gleicher Zeit an Präsident Grant mit der Bitte um Schutz gegen die bewaffneten Anhnnger des Gegengouverneurs. In einer am 15. erlassenen Proklamation erkannte der Präsident Baxter als Gouverneur an, worauf Brooks mit seinen Anhängern das Regierungsgebäude räumte und Ersterer ohne weitere Hindernisse die Regierung übernahm.
Die Kommission für Untersuchung der interoceanischen Ka⸗ nalwerke hat Aspinwall auf dem Dampfer „Gallysburg“ wieder verlassen, um nach Washington zurückzukehren. Die Mitglieder derselben haben sich entschieden gegen die mit großen Schwierig⸗ keiten verknüpfte Erbauung des Kanals auf der Atontoroute ausgesprochen, befürworten dagegen die durch den See von Nicaragua.
Die Schuld der Vereinigten Staaten belief sich am 1. Mai, abzüglich des Bestandes an baarem Gelde und der zu Gun⸗ sten der Partificeisenbahn ausgegebenen Obligationen, auf 2, 149,725,277, 9 Dollars, was für April eine Abminderung derselben um 2,965. 451 Dollars ergiebt. Am 1. Juni betrug die Schuld 2, 145 268,438, 9 Dollars, sie hat mithin im Mai um 4,456,839 Dollars abgenommen. Für den Juni ist der Verkauf von 5 Millionen Dollars in Gold angeordnet worden. Ankäufe von Obligationen werden nicht stattfinden.
Mexiko. Der zwischen der mexikanischen Regierung und Italien abgeschlossene Auslieferungsvertrag ist ratifizirt worden. Die Konzession, welche der „Mexikanischen Gesellschaft zum Bau der internationalen und interoceanischen Eisenbahnen“ ertheilt worden war, ist von Seiten der Regierung wieder zurückgenom⸗ men worden. Dem Kongresse wurde ein Gesetzentwurf, betreffend die Herabsetzung der Portogebühren und eine allgemeine Ver— besserung des Postwesens vorgelegt.
In Morelia wurde ein katholischer Geistlicher wegen Ver⸗ letzung der im vergangenen Jahre erlassenen Reformgesetze zu einer Gefängnißstrafe von einem Jahre verurtheilt.
In den verschiedenen Republiken Centralamerikas herrschte Ruhe. Die von den Präsidenten derselben beabsich— tigte Zusammenkunft ist wieder aufgegeben worden. In Nieca⸗ ragua war die öffentliche Aufmerksamkeit vollständig durch die Neuwahl des Präsidenten in Anspruch genommen. Die Nationalversammlung in, Honduras setzte ihre Sitzungen fort. Der frühere Präsident Arias befand sich noch immer als Gefangener in Conayagua. Eine von dem Komman⸗ danten von San José de Guatemala, Gonzales, dem großbri⸗ tannischen Konsul Magee zugefügte Beschimpfung hat zu keinen weiteren Verwickelungen geführt, da sich die Regierung von Guatemala zu jeder Genugthuung bereit erklärte.
Venezuela. Die Feier des Jahrestages der Unabhängig⸗ keit Venezuelas wurde in Caracas festlich begangen. Der Prä— sident der Republik, Don Antonio Guzman Blanco, hat unter Zustimmung der Landesvertretung ein Dekret erlassen, in welchem die Aufhebung sämmtlicher Klöster und die sofortige Besitz— ergreifung des Eigenthumes derselben angeordnet wird.
Bolivia. Dem interimistischen Präsidenten Dr. Fries ist es bis jetzt gelungen, die Ruhe im Lande aufrecht zu erhalten. In Folge der von einer Versammlung in La Paz gefaßten Be⸗ schlüsse, welche in einem drohenden Tone gegen Chili gehalten waren, hat sich der chilenische Gesandte Walker Martim'ez ver⸗ anlaßt gesehen, nach Santiago zurückzukehren. Der Gesandte der argentinischen Republik, Dr. Uriburu, welcher die Ansprüche die⸗ ses Staates auf einen großen Theil des Goan Chuco geltend machen soll, ist in La Paz eingetroffen. ;
Chili. Die Regierung hatte den Kapitän des englischen Dampfers „Tana“, dessen Unvorsichtigkeit den Untergang dieses Schiffes verursacht haben sollte, verhaften lassen, doch haben die Gerichtshöfe Chilis erklärt, daß die Regierung nach inter⸗ nationalem Rechte zu diesem Schritte nicht befugt gewesen wäre, und die sofortige Entlassung des Kapitän Hyde angeordnet. Die Regierung hat sich auch bereit erklärt, denselben für die ungesetz⸗ liche Verhaftung zu entschädigen und sind damit die Differenzen beseitigt worden, welche eine Zeitlang in Folge der Maßregeln der chilenischen Regierung zwischen Chili und Großbritannien auszubrechen drohten.
In Paraguay ist abermals eine Revolution ausgebrochen. Die Generale Caballero, Soteira und Barreiro erhoben sich gegen die Regierung, und mußte der Präsident Jovellanos in das Ge⸗ bäude der brasilianischen Gesandtfchaft flüchten, von wo derselbe Verhandlungen mit den Insurgenten anzuknüpfen versuchte, welche indessen erfolglos blieben. Die Truppen der Regierung wurden in der Nähe von Asuncion von den Anhängern Ca⸗ balleros geschlagen und rückten neue brasilianische Truppen zum Schutze der Stadt gegen die Insurgenten vor, welche sich ohne weitere Gefechte längs- des Tebimary zurückzogen. Der größte Theil der brasilianischen Truppen kehrte später vom Campo Grande wieder zurück und ist die Revolution nach dem Berichte des brasilianischen Generals als beendet anzusehen.
Argentinien. Die Wahlen am 12. April, bei denen die Wahlmänner gewählt wurden, welchen es obliegt, den Prä⸗ sidenten und Vize⸗Präsidenten der Republik für die Amtsperiode vom Oktober 1874 bis dahin 1880 zu wählen, sind ruhiger vor⸗