1874 / 145 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Jun 1874 18:00:01 GMT) scan diff

je Gutachten der Kommission, sowie ihre Vorschlãge zu K oder 2 Einrichtungen oder Erhebungen sta⸗ tistischer Natur sind den betheiligten Verwaltungs⸗Chefs zur weiteren Veranlassung zuzustellen.

Als Mitglieder der Kommission fungiren speziell dazu be⸗ rufene Räthe der sämmtlichen Verwaltungszweige der Ministerien. des Reichskanzler⸗Amts, des statistischen Amtes des Reiches und des preußischen 2 Bureaus; ferner gewählte Mitglieder beider Häuser des Landtags. .

4. Zeit besteht die statistische Central⸗Kommission aus 28 Mitgliedern unter dem Vorsitz des Wirklichen Geheimen Raths, Präfidenten der Seehandlung, Bitter, welcher die Sitzungen an⸗ beraumt, die Tagesordnungen feststellt, die Referenten und Kor⸗ referenten ernennt, die Berathungen der Kommission leitet, den Geschäftsverkehr derselben mit dem vorgesetzten Ministerium des Innern vermittelt, überhaupt die Kommission in allen Beziehun⸗

Außen vertritt. ; gen nach guß im Jahre 1870 hat die Kom⸗

Seit ihrer Reorganisation at mission k über verschiedene, zum Theil sehr wichtige Fragen

tatistischer Natur ihr Gutachten abgegeben, welches bei der ö . der betreffenden Maßregeln demnãchst auch beachtet worden ist, u. A. über die Erweiterung der statistischen Aufnahmen, in Bezug auf die An bauverhalthisse Ernteerträge und Thierzucht; über die Der stellung und Ver⸗ öffentlichung eines Ortschafts verzeichnisses für den preußischen Staat; über Aufnahme stgtistischer Nachrichten bezüglich der Bewegung des Grundeigenhums; über die anderweite Regelung der allgemeinen Volkszählung und Bearbeitung der hierbei ge⸗ wonnenen Resultate; über die Viehzählung und Herausgabe eines Viehstands-Gemeindelexikons; über die anderweite Rege⸗ lung der Marktpreisnotirungen; über die Finanzstatistik der Provinzen, Kreise und Gemeinden u. a. m. .

In der am 20. d. M. abgehaltenen Sitzung der Centralkom⸗ mission sst der Einfluß des Gesetzes vom 9. Marz d. J. über die Beur⸗ kundung des Personenstandes und die Form der Ehes chließung auf die Statiflik des Standes und der Bewegung der Beyölkerung im preußischen Staate zur Erörterung gekommen, und sind die Mit⸗ tel und Wege begutachtet worden, welche unter den durch die Gesetzgebung veränderten Verhältnissen und im Anschluß an erstere für geeignet erachtet werden, um. auch fernerhin die Ge⸗ winnung derjenigen Materialien zu ermöglichen, ohne welche die Bepöolkerungs-Statistik des Staats nicht auf dem Laufenden er⸗ halten werden könnte.

Die Berufung, welche ein Landrath gegen die von dem Kr ie, n, beschlossene Ertheilung der Erlaubniß an einen Gutsbesitzer zum Betriebe der Schankwirthschaft auf Grund des 5§. 165 der Kreisordnung eingelegt hatte, ist von dem betreffenden Verwaltungsgerichte um deshalb zurückgewiesen worden, weil Berufungen nur gegen. solche Entscheidungen des Kreisausschusses zugelassen werden dürften, welche in dem nach §§. 140 ff. der Kreisordnung vorgeschriehenen Verfahren ge⸗ sroͤffen seien. Diese Ansicht hat der Minister des Innern in einem Bescheide vom 3. d. M. für nicht für gerechtfertigt erachtet. Der 5. 155 der Kreisordnung bestimmt:ß „Gegen die Entschei⸗ dungen des Kreisausschusses steht, soweit dieselben nicht end⸗ gültige sind, den Betheiligten und aus Gründen des öffent⸗ lichen Interesses dem Vorsitzenden des Freisausschusses das Recht der Berufung zu. Daß unter Entscheidungen im Sinne dieses

aragraphen nur solche zu verstehen seien, welche in dem nach

§. 140 ff. vorgeschriebenen Verfahren getroffen worden ind ergiebt sich weder aus dem . de sselben. na cha dien Rel Bestimmuvafgan dertaferk. Diese Ansicht könnte vielleicht dann begründet erscheinen, wenn in dem Gesetze der Ausdruck „Ent— scheidungen ' ausschließlich nur für die in dem Verfahren nach §§. 146 ff. getroffenen Entscheidungen gebraucht worden wäre. Dles ist jedoch nicht der Fall, wie unter anderen aus der Be⸗ stimmung des 8. 135 1X. vorletzter Absatz erhellt, in welchem unter dem Ausdrucke „Entscheidungen“ alle Beschüsse des Kreis⸗ ausschusses in Kommunalfachen zusammengefaßt werden, auch soweit für die Erledigung der letzteren das Verfahren nach 55? 140 ff. nicht vorgeschrieben ist. Ingleichem spricht der §. 135 2 von der Entscheidung über Anträge auf Ertheilung von Kon⸗ zessionen zum Betriebe der Gast⸗ und Schankwirthschaft, ohne wischen denjenigen Fällen zu unterscheiden, welche in dem nach 9 140 ff. vorgeschriebenen Verfahren zu erledigen sind, und denjenigen, für welche es dieses Verfahrens nicht bedarf. Mit dieser Auffassung des Begriffs „Entscheidungen des Kreisaus⸗ schusses! im Sinne des 8. 155 der Kreisordnung stehen auch die Bestimmungen des 5§. 2 des Regulatios zur Ordnung des Geschäftsganges bei den Verwaltungsgerichten vom 29. Dezember 1873 im Einklange, welche den formellen Geschäftsgang für Berufungen gegen Beschlüsse, Verfügungen und Anordnungen des Kreisausschusses in den im §. 2 des Geschäfts-Regulativs für die Kreisausschüsse vom 20. November 1873 aufgeführten Angelegenheiten regeln, soweit eine Berufung hiergegen zulässig ist. Diese Angelegenheiten aber gehören nicht zu den im 8§. 146 der Kreisordnung aufgeführten.

Se. Durchlaucht der Fürst Carl zu Carolath⸗ Beuthen ist gestern Nachmittag aus Carolath hier eingetroffen und hat im Hotel Royal Wohnung genommen. Ebendaselbst ist auch Se. Erlaucht der regierende Graf zu Stolberg⸗Stol⸗ berg, welcher gestern aus Stolberg a. H. hier eintraf, abge⸗ stiegen.

Der interimistische Commandeur des IX. Armee ⸗Corps, General ⸗Lieutenant und General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, von Tresckow, ist gestern Abend aus Altona hier eingetroffen und hat sich heute früh behufs Theil⸗ nahme an dem morgen dort stattfindenden Ordenskapitel nach Sonnenburg begeben.

Der General⸗Lieutenant, General⸗-Adsutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der Garde-Kavallerie⸗ Division Graf von Brandenburg II. hat sich mit kurzem Urlaub nach Sonnenburg begeben.

Der General-⸗Major und Commandeur der 55. Infan⸗

terie⸗ Brigade von Bonin ist auf der Durchreise von Karlsruhe

nach Sonnenburg hier eingetroffen.

Der Königlich württembergische Militär⸗Bevollmächtigte, Oberst Faber du Faur, welcher sich vor einiger Zeit in dienst⸗ lichen Angelegenheiten nach Württemberg begeben hatte, ist von dort hierher zurückgekehrt.

S. M. S. „Gazelle“ hat am 21. d. M. den Hafen von Kiel verlassen.

Bayern. München, 20. Juni. Das „Gesetz⸗ und V;⸗ Bl. f. das Kgr. B. veröffentlicht eine Bekanntmachung, R

21. Juni. Im Hinblick auf den in sämmtlichen Regie⸗ rungsbezirken zu Tage getretenen Mangel an Erntearbeitern hat das Kriegs-⸗Ministerium den kommandirenden Generalen anheimgegeben, für die Dauer der diesjährigen Erntezeit Beurlaubungen an Mannschaften soweit eintreten zu lassen, als dies mit den militärischen Interessen verträglich erscheint. Die militärische Ausbildung soll durch solche Beurlaubungen in keiner Weife beeinträchtigt werden, und dieselbe habe daher jedenfalls vor Beginn der Regiments⸗Exercitien beziehungsweise Schieß- und Hauptübung ihren Abschluß zu finden. Sachsen. Dresden, 22. Juni. Der Prinz Gu stay von Wasa ist gestern Nachmittag nach Darmstadt abgereist. Der König ist heute Mittag von Bremen zurückgekehrt und hat sich, nachdem die Königin das Hoflager in Pillnitz diesen Vormittag bezogen hat, ebendahin begeben. Die Erzherzogin Antoinette, Prinzessin . . ist heute Mittag von illnitz nach Schlackenwerth abgereist. . ö. 4 (Dr. J.) Die Lande ssynode beschãftigte sich in ihrer heutigen Sitzung mit dem Erlaß der in Evangelicis beauf⸗ tlagten Slaats Minister wegen Einführung des Gesetzes, die Befetzung der geistlichen Stellen betreffend, in der Oberlausitz. Die Oberlausitzer Stände haben die Einführung dieses Gesetzes unter der Bedingung genehmigt, daß die Kollatoren bei der Präsentirung von Kandidaten zu wendischen geistlichen Stellen Über 800 bez. 1600 Thlr. Einkommen nicht an die in 5. 2 des genannten Gesetzes enthaltene Bestimmung gebunden sein sollen, daß die Kandidaten mindestens fünf bez. zehn Jahre vorher die Wahlfähigkeitsprüfung bestanden haben, und daß in den 88 5 und 6 erwähnten Fällen an die Stelle des Landes⸗Konsistoriums die Provinzial⸗Konsistorialbehörde zu treten habe. Die in Evangelicis beauftragten Staats⸗Minister halten die Er⸗ füllung dieser Wünsche für unbedenklich, und. auch der Verfaffungsausschuß beantragte das Einverstãndniß der Synode damit auszusprechen. In der Diskussion wurde die Nützlichkeit und die Rathlichkeit der an erster Stelle angeführten Ausnahmebedingung von mehreren Seiten angezweifelt, ebenso das Ausnahmeverhältniß der Oberlausitz bezüglich der Kirchen⸗ verfasfung mehrfach angegriffen. Nachdem jedoch sowohl von dem Vorsttzenden und dem Referenten des Ausschusses als vom Staats-Pelnister Dr. v. Gerber b tont worden war, daß ein Vertragsverhältniß vorliege, und daß bei Nichtannahme der von den Lausitzer Ständen gestellten Bedingungen das Kirchengesetz in der Lausitz überhaupt nicht eingeführt werden könne, stimmte die Versammlung einstimmig, bez. mit überwiegender Majorität, dem Antrage des Verfassungsausschusses bei. Demnächst wur⸗ den einige Petitionen erledigt. . .

, 21. Juni. Die Königin der Niederlande ist gestern Abend 97 Uhr auf der Magdeburger Bahn in einem Königlich niederländischen Hof⸗Salonwagen mit zahlreichem Ge⸗ folge hier eingetroffen, hat in Hauffe s Hotel übernachtet und heute Morgen 695 Uhr auf der Königlichen Staatsbahn die Reise nach Marienbad fortgesetzt.

Württemberg. Stuttgart, 20. Juni. Die Stände⸗ versammlung ist heute vom König mit folgender Thron⸗ rede geschlossen worden: ;

4 ,, Der Landtag, welcher heute abschließt, hervor—

ragend durch Wichtigkeit und Zahl seiner Ergebnisse, hat in. denk⸗ wuͤrdiger, von weltgeschichtlichen Ereignissen bewegter Zeit be—⸗ gönnen. . 1 . Schon bej seiner Erkffnung Ernte able do ede gt m dste Sucht der nationalen Erfolge 26 nen geeinigten Deutschlands als den rt trMftert G iinfech? Ihrer Berathungen bezeichnen. Sie haben in patriotischem Sinne diesen Verträgen Ihre Zustimmung ertheilt.

Dag hierdurch begründete neue staatsrechtliche Verhältniß gab verstärkten Anlaß, die früher begonnene Verfassungsreferm auf einige weitere Punkte zu erstrecken, welche einer zeitgemäßen Abänderung zu⸗ nächst bedürftig erschienen. Das erzielte Ergebniß berechtigt zu der Hoffnung, daß es im Wege des stetigen und besonnenen Fortschrittes gelingen werde, künftige weitere Reformen in gleich befriedigender Weise durchzuführen.

Der Stellung Württembergs im Deutschen Reiche hatte auch die Staate verwaltung in verschiedenen Beziehungen sich anzupassen. Die Einführung reichsgesetzlicher Einrichtungen erforderte manche zum Theil tief greifende Aenderungen des bestehenden Rechts, welche Ihre Mitwirkung in Anspruch nahmen.

Die Ordnung des Staatshaushalts war bei den erhöhten Anfor— derungen an die Staatskasse mit Schwierigkeiten verbunden. Durch die Zunahme der ordentlichen Staatgeinnahmen, und durch den Zu⸗ fluß der Kriegsentschädigungegelder kam die Finanzverwaltung in die günstige Lage, ohne Erhöhung der Steuern über ausreichende Mittel auch für eine Reihe von außerordentlichen Staatsausgaben, insbeson dere für die Herstellung der Kriegstüchtigkeit meines Armee ⸗Corps, zu verfügen.

Mit einer Bereitwilligkeit, welcher ich gerne meine Anerkennung zolle, haben Sie für die Befriedigung des Staatsbedarfs die Mittel verwilligt und dabei die Interessen des Unterrichts und der Bildung in reichlichem Maße bedacht. Ihrer gerechten und einsichtsvollen Würdigung der Vorschläge meiner Regierung zur Verbesserung der Lage der öffentlichen Diener verdanken dieselben die ihnen wiederholt zu Theil gewordene Gehaltserhöhung.

Dem volkswirthschaftlichen Bedürfnisse einer weiteren Ausdehnung des Eisenbahnnetzes ist meine Regierung im Einklang mit vielfach kundgegebenen Wünschen bereitwilligst nachgekommen; durch die von Ihnen gefaßten Beschlüsse haben Sie das Ihrige zur gedeihlichen Entwicklung dieses wichtigsten Verkehrsmittels beigetragen.

Die unabweisbar gewordene Reform des direkten Steuersystems ist durch das mit Ihnen verabschiedete Gesetz in umfassender Weise eingeleitet.

Durch die neue allgemeine Bauordnung hat das Verfahren in Hochbausachen eine durchgreifende zeitgemäße Regelung erhalten.

Die Entwicklung der land⸗ und forstwirthschaftlichen Kultur wurde gefördert durch das Gesetz über die Ausübung und Ablösung der Weide⸗ und Laubstreurechte.

Außer den genannten Gegenständen haben noch zahlreiche andere Vorlagen ihre Erledigung gefunden. ;

Für den Eifer und die Hingebung, womit Sie Ihre Arbeiten zum Ziele führten, spreche ich Jonen meinen Königlichen Dank aus

Die Ergebnisse Ihrer Verhandlungen werden dem Lande zum Segen gereichen. Möge unser geliebtes Württemberg und das ganze deutsche Vaterland sich mit Gottes Hülfe des Glückes ungestörten Friedens, steigender Wohlfahrt und Gesittung dauernd erfreuen! Ich erkläre den Landtag für geschlossen.“ (.

Als der König geschlossen hatte, trat der Präsident der Ersten Kammer, Fürst von Wal dburg⸗Zeil⸗Trauchburg vor den Thron und antwortete mit folgender Anrede: . ; Euer Königliche Majestät!

„Es gereicht den getreuen Ständen zu besonderer Freude, am Schlusse des Landtags Ällerhöchstdieselben in ihrer Mitte zu sehen und Worte des Königlichen Wohlwollens und des Anerkenntnisses unserer Bestrebungen für das Wohl des Königs und Vaterlandes zu vernehmen. Es ist dies auf die Anstrengung bei den langen und viclen Arbeiten ermunternd und lohnend für uns, und mit freudigem Ge⸗ fühle begrüßen wir unsern geliebten König.

„Der nun abschließende Landtag war hervorragend durch die

Einführung des neuen Betriebs-Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands in Bayern vom 2. Juni 1874.

vielen und wichtigen Gesetze und Ergebnisse, welche zum Theil die Folgen großer weltgeschichtlicher Ereignisse waren. ;

und Reich abgeschlossenen Verträge,

Die bedeutendste Frucht der nationalen Erfolge, die mit Kaiser 1 ge haben unsere Zuftimmung er. halten m, , e ihm gebührende Stellung im großen eeinigten Vaterlande gegeben. - . -

? . Einführung der reichsgesetzlichen Einrichtungen war die weitere Folge dieser neuen Stellung, und haben dieselben auch theil⸗ weise tiergreifende Aenderungen des bestehenden Rechts veranlaßt, so ist es doch gelungen, dieselben unseren Verhältnissen anzupassen. „Die begonnene Reform der Verfassung hat dieselbe im Ein⸗ klang gebracht wit den neuen staats rechtlichen Verhältnissen. Die gesetzzebenden Fakioren zeigten hei diesem Anlasse durch gegenseit ges Entgegenkommen ihre Bereitwilligkeit, auf die Reformfragen einzu. gehen, wodurch die Hoffnung gerechtfertigt erscheint, daß bei besonnenem und stetigem Fortschritte in dieser Richtung auch künftig nöthig wer= dende Reformen in gleich befriedigender Weise durchzuführen sein

werden. . ; ö „Die Ordnung und Regelung des Staatshaushaltes hat wieder⸗

holt in diesem Landtage ihre Erledigung gefunden. Trotz der sehr er⸗ höhten Anforderungen, besonders in Folge der Reorganisation der Armee, der nothwendig gewordenen Besoldungserhöhungen und der vermehrten Ausgaben für Unterricht und Bildung, ist es gelungen, mit Hülfe der außerordentlichen Einnahmen allen Anforderungen ge recht zu werden und hoffen wir, daß auch in Zukunft es der König lichen Regierung gelingen möge, durch weise Sparsamkeit die nöthigen Mittel für den Staatshaushalt aufzubringen, wobei das neue Steuer⸗ reformgesetz gewiß durch die von demselben erhoffte gleich maßigere Verthellung der Lasten dazu beitragen wird, diese ohne größere Be⸗

lastung des Landes aufzubringen. . . Preh die Aud ¶huung des Eisenbahnnetzes ist den volkswirth⸗

cha flschen Bedürfnissen Rechnung getragen worden, und hoffen wir er ng. daß die hierfür gebrachten Opfer zum Wehle des Landes gereichen werden, und daß vermehrter Wohlstand, erhöhte Industrie und Ausdehnung der Handelsverhältnisse die Folge davon sein und

segensreiche Früchte bringen werden. . . ö „Möge es dem Lande vergönnt sein, die Früchte der neuen Gesetze

und der Regelung der ve. schiedensten Verhältnisse unter Eurer Majestãt Regierung noch lange in Frieden zu genießen; mögen die in der ver; gangenen Periode berathenen und beschlossenen Gesetze in ihrer Wirk⸗ samkeit zum Wohle des Königs und Vaterlandes sich bewähren.

„Begeistert von den ruhmreichen Erfolgen der deutschen Armeen haben wir mit Liebe und Vertrauen di sen Landtag begonnen zu einem dem Gefammtoaterlande unvergeßlichen Zeitpunkte; mit, den gleichen Gefühlen beendigen wir denselben heute, indem wir einstimmig rufen:

Se. Majestät unser geliebter König lebe hoch!“

Baden. Karlsruhe, 19. Juni. Die Zweite Kam⸗ mer hat heute folgenden Antrag der Kommission, welcher s. 3. der Initiatip-Antrag wegen Einführung einjähriger Landtage zugewiesen worden war, einstimmig angenommen: Es sei in Anbetracht der sehr vorgerückten Geschäftszeit des gegenwärtig tagenden Landtages und im Hinblick auf die vielfuch zwischen der Mehrheit diefes Hauses und der, Ersten Kammer, sowie der Großherzoglichen Regierung über diesen Gegenstand hervorge⸗ tretenen Meinungsverschiedenheiten den in diesem Hause ergrif⸗ fenen Schritten zur Revision der Verfassung in der Er⸗ wartung, daß dem nächst zusammentretenden Landtage ein die ganze Frage in der Form eines Gesetzentwurfes umfassender heuer Initiatip⸗Antrag unterbreitet werde, vorerst eine weitere

olge nicht zu geben.“ ; ö . on g Die Erste Kammer hat heute das früher von der Zweiten Kammer angenommene Ginkom mensteuer⸗

gesetz mit 9 gegen 6 Stimmen abgelehnt.

Mecklenburg. Schwerin, 22. Juni. Der Groß⸗ herzog gebraucht feit dem 3. d. M. in Carlsbad mit gutem Erfolge die Kur und beabsichtigt, dieselbe mit dem 24. d. M. Cal b chliß ßen; Am 265. Abends wird die Herzogin Marie in Tcktöbäd irie ffeit, in wollen die Hohen Herrschaften am 27. d. M. gemeinschaftlich der Groß herz egin⸗Mutter in Ma⸗ rienbad einen Besuch abstatten. Für den 28. ist die Weiterreise bis Bamberg und für den 29. das Eintreffen in Schloß See⸗ heim bei Darmstadt in Aussicht genommen. Nach einem mehr⸗ tägigen Besuche daselbst, zu welchem auch der Großfürst Wla⸗ dimir erwartet wird, werden der Großherzog und die Herzogin Marie sich nach Bad St. Moritz in der Schweiz begeben. Die Großherzogin gedenkt bis zum 2. Juli in Ischl zu verbleiben und dann ebenfalls nach St. Moritz abzureisen.

Sach sen⸗Altenburg. Alten burg, 20. Juni. Morgen feiern der hiesige Kriegerverein und der hiesige Militär⸗ verein das Fest der Fahnenweihe. Zu dem Z3wecke ist heute Abend Zapfenstreich und morgen früh Reveille. Die Fahnenweihe selbst wird Nachmittags auf dem Hauptmarkt stattfinden.

Anhalt. Dessau, 20. Juni. Die jüngste Tochter des Herzogs, die Prinzessin Alexandra, ist, wie die „Leipz. Itg.“ mittheilt, in Wörlitz an dem seit einiger Zeit hier epide⸗ misch herrschenden Scharlachfieber erkrankt.

Auf Wunsch des Herzogs und in dem Bestreben, durch ein engeres Zusammenschließen der Geistlichkeit des Landes ver⸗ einigt das Wohl der Kirche möglichst zu fördern, haben nach der „Coeth. Ztg.“ die in den früheren Landestheilen (im Dessauischen schon seit 1786) bestehenden Vereine der Geistlichen sich zu einer „Anhaltischen Pastoralgesellschaft“ ver⸗ einigt, und ist zur Ausarbeitung eines Statuten⸗Entwurfs eine Kommission gewählt worden.

Oesterreich⸗ Ungarn. Pest, 22. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses beantwortete der Minister⸗ Präsident Bitto die Interpellation Tisza's dahin, daß der Kriegs-Minister auf sein eigenes Ansuchen seines Postens ent⸗ hoben worden sei. Was den Umstand anbetrefse, daß die Kaiserlichen Handschreiben über Entlassung des seitherigen Kriegs⸗Ministers und über die Ernennung des Generals Koller zum Kriegs-Mi⸗ nister von keinem Mitgliede des gemeinsamen Ministeriums kon⸗ trafignirt gewesen seien, so sei ihm von dem Minister des Aeuße⸗ ren, Grafen Andrassy, zur Aufklärung mitgetheilt worden, daß dies auf einem reinen Versehen beruhe. Die Maßorität des Hauses beschloß, die Erklärung des Minister⸗Präsidenten zur Kenntniß zu nehmen.

23. Juni. (W. T. B.) Die Deakpartei hat auf Ansuchen der Regierung in ihrer heutigen Konferenz sich für die Vertagung der von dem Ausschusse des Abgeordnetenhauses ausgearbeiteten Vorlage über die Einführung der obliga⸗ torischen Civilehe in Ungarn ausgesprochen, da die Re⸗ gierung bis zur nächsten Session des Parlaments selbst eine be⸗ treffende Vorlage einbringen wird.

Schweiz. Bern, 22. Juni. (W. T. B.) Der National⸗ rath beschloß heute bei Berathung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die neue Organisation der Bundesrechts⸗ pflege, in Uebereinstimmung mit dem bezüglichen Beschlusse des Ständeraths, daß in bürgerlichen Rechtssachen die Kompetenz der Bundesgerichte erst begründet sein soll, wenn das Streit⸗

objekt mindestens 3000 Fr. beträgt.

Großbritannien und Irland. London, 20. Juni. Der heutige Tag ist der 37. Jahrestag der Thronbesteigung der Königin Vietoria. Von der Gruppe von Ministern, die am 20. Juni 1837 der Königin in einem Konseil im Kensing⸗ ton⸗Palast den Huldigungseid leisteten, sind nur noch zwei am Leben, nämlich Lord Russell, der damals Minister des Innern war, und Earl Grey, der als Viscount Howick das Portefeuille des Krieges inne hatte.

Die amtliche „London Gazette“ notifizirt die Ernennung des Hrn. Edwin Corbett, bisherigen britischen Minister— residenten und General-Konsuls bei den Republiken Guatemala, Costa Rica, Honduras, Nicaragua und Salvador, zum Mi⸗ nisterresidenten bei der Schweizer Eidgenossenschaft, und des Hrn. Sidney Locock, gegenwärtig Sekretär der britischen Botschaft in Konstantinopel, zu dessen Nachfolger.

Der österreichisch ungarische Botschafter Graf Be u st giebt am nächsten Montag eine Festlichkeit zu Ehren des Herzogs und der Herzogin von Edinburgh.

Die feierliche Eröffnung des der Stadt London von Baron Albert Grant geschenkten Leicester-Squares wird am 2. Juli stattfinden.

Eine Depesche aus Ottawa in Canada meldet, daß ein Generalbefehl des Miliz-Departements die aktive Miliz⸗Streitmacht für die Jahre 1874 und 1875 auf 30 000 Mann inkl. der Offiziere reduzirt. Eine große Anzahl von Com⸗ pagnien, gazettirt, aber nicht equipirt, sind von der Liste der akti⸗ ven Miliz gestrichen worden.

22. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses richtete der Deputirte Sandford betreffs An⸗ erkennung der spanischen Regierung eine Anfrage an das Kabinet. Der Unter⸗Staatssekretär im auswärtigen Depar— tement, Sir R. Bourke, erwiderte, die englische Regierung hege den Wunsch, die Anerkennung der spanischen Regierung nicht zu verzögern, weil sie überhaupt fortdauernd bestrebt sei, jede ihr mögliche moralijche Unterstützung denjenigen zu leihen, die sich abmühten, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten und der Revolution und Reaktion gegenüber eine Art von konstitutio— nellem Regiment zu führen; aber mit Rücksicht auf die augen⸗ blickliche Lage der Dinge scheine es doch gerathen, mit einer förmlichen Anerkennung bis dahin zu warten, wo die Reorga— nisation der Regierung eine größere Stabilität erlangt habe. Auf eine weitere Anfrage bezüglich der den Polen Seitens der russischen Regierung angeblich gewährten Amnestie erklärte Sir R. Bourke, es sei ihm davon nichts bekannt.

Das Unterhaus hat in seiner heutigen Sitzung die Bill über den Verkauf alkoholartiger Getränke in dritter Lesung mit 328 gegen 39 Stimmen angenommen.

Das Telegraphenkabel zwischen hier und Per⸗ nambuco soll morgen dem Publikum zur Benutzung übergeben werden. Das erste Kabeltelegrammt aus Pernambuco é ist heute hier eingetroffen und ist die Kabelverbindung somit vollkommen hergestellt. eee , n.

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Frankreich. Ver sailles, 22. Juni. (W. T. B.) Die Nationalversammlungsetzte heute die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Organisation der Muni— zipalbehörden, fort. Ein Amendement der Linken, welches der Regierung die Befugniß verleiht, die Munizipalräthe aufzulösen, und ihr zugleich die Verpflichtung auferlegt, in einem solchen Falle die Neuwahlen nach einem halben Jahre vornehmen, zu lassen, wurde mit 366 gegen 311 Stimmen abgelehnt und darauf beschlossen, demnächst die dritte Lesung des Munizipalgesetzes vor⸗ zunehmen. Für morgen steht die zweite Lesung des Gesetzent— wurfs über die politischen Wahlen auf der Tagesordnung.

Die Dreißigec⸗-Kommission war in ihrer heutigen Sitzung mit der Prüfung des Antrages Casimir Periers beschäftigt. Der Deputirte de Tarteron (Legitimist) trat für die Nothwendigkeit der Wiederaufrichtung der Monarchie ein, wobei er besonders und in längerer Ausführung die Ansicht entwickelte, daß durch Verhandlungen zwischen dem Könige und der Volks⸗ vertretung eine Konstitution zu vereinbaren sein werde. In dem Auftreten Tarterons dürfte, wie die „Agence Havas“ be⸗ merkt, ein Anzeichen dafür zu erblicken sein, daß der Graf von Chambord künftig eine mehr konstitutionelle Haltung einzuneh⸗ men gedenkt. Der Deputirte de Ventavon befürwortete darauf den Antrag Lambert de. Sainte Croix. Die Kommission hat noch keine Entscheidung getroffen.

Monatsübersicht für Mai. Der Monat Mai ist durch den unvorhergesehenen Sturz des Ministeriums Broglie und durch eine längere Ministerkrisis charakterisirt worden. Der Herzog von Broglie unterlag in der Sitzung vom 16. Mai einer Coalition von legitimistischen, bonapartistischen und repu⸗ blikanischen Kammermitgliedern, als er bei einer Abstimmung über die Tagesordnung erklärte, das Ministerium verlange, daß die Kammer der Diskussion über das Wahlgesetz die Priorität vor der Diskussion über das Munizipalgesetz gebe. Herr von Goulard, Herzog Derazes und der Herzog d' Audiffret-Pasquier wurden darauf successine vom Merschall mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut. Nachdem diese Herren mit dem Versuche gescheitert waren, ein Kabinet zu bilden, welches auf eine sichere Kammermajorität hätte rechnen können, ernannte der Marschall Msae Mahon den General von Cissey zum Kriegs⸗ Minister und beauftragte diesen, ein Ministerium zu bilden, dessen Aufgabe sein sollte, die laufenden Geschäfte zu leiten und zu überwachen. Dieses neue Kabinet, das sogenannte ministère d'affaires, dessen Ernennung am 23. Mai durch das Journal officiel bekannt gemacht wurde, ist wie folgt, zusammengesetzt: de Cissen, Kriegs⸗Minister und Vize⸗Präsident des Konseils; Herzog Decazes, Minister des Auswärtigen; de Fourtou, Minister des Innern; Magne, Finanz Minister; Tailhand, Justiz⸗Minister; Cumont, Kultus Minister; Gräpart, Handels⸗Minister; Cailloux, Minister für öffentliche Arbeiten; Montaignac, Marine⸗Minister. Das neue Ministerium hat kein Programm seiner Politik ver- öffentlicht, und die Haltung, welche es bis jetzt bei Gelegenheit ver⸗ schiedener Kammerdebatten angenommen hat, deutet an, daß es fich von aller Politik so fern wie möglich halten will.

Die Nationalversammlung ist am 12. Mai nach sechswöchentlichen Ferien wieder zusammengetreten. Sie hat die Entlassung des Abgeort neten Piccon aus Nizza angenommen (12. Mai) und ist am 13. zur Wahl des Bureaus geschritten. Hr. Buffet ist mit einer kleinen Majorität zum Präsidenten erwählt. Die Herren Martel, Benoist d'Azy, Chabaud la Tour und Goulard sind in ihren Funktionen als Vize-Präsidenten be⸗ stätigt worden. Am 15. legte der Herzog von Broglie der Kammer ein Projekt über die Zusammenstellung einer Zweiten Kammer vor; am folgenden Tage stellte er die Kabinetsfrage, bei der er, wie bereits oben gesagt, unterlag. Am 20. Mai nahm die Kammer mit 384 gegen 231 Stimmen ein vom Bischofe Dupanloup vertheidigtes Gesetz über

das neue Ministerium der Kammer vor; vom 24 bis 27. Mai wurden keine Sitzungen gehalten, um den neuen Ministern Zeit zu geben, sich mit den ihnen anvertrauten Geschäften bekannt zu machen. Am 30. fand eine lebhafte Debatte über Feststellung der Tagesordnung statt; schließlich wurde folgende Tagesord⸗ nung angenommen: Munizipalwahlgesetz, Munizipalorganisa⸗ tionsgesetz, Wahlgesetz. Die Minister hatten für die Priorität des Wahlgesetzes gestimmt.

Neuwahlen: Im Departement der Niepre ist Hr. von Bourgoing, ein bekannter Bonapartist, gewählt worden.

Der Generalrath von Marseille ist durch einen Be— schluß des Ministers des Innern und in Folge des Streites des Präsidenten des Generalrathes mit dem Präfekten von Marseille aufgelöst worden.

Der Graf d' Alton Shée, ein bekannter radikaler Schrift— steller, ist am 23. Mai gestorben.

Dem Si el e, einem weiwerbreiteten republikanischen Blatte ist der Verkauf auf der Straße untersagt worden.

Spanien. Santander, 22. Juni. (W. T. B.) Die Carlisten haben Kontributionen von Geld und Pferden in Aguera und den an der Grenze von Asturien gelegenen Dörfern erhohen. Der Carlistenanführer Do rregaray hat beträchtliche Verstärkungen an Mannschaften, sowie Kanonen von Guipuzeoa aus erhalten. Der Carlistenchef Partades, der sich unweit Miranda gezeigt, ist mit erheblichen Verlusten zurückgeworfen worden.

Italien. Rom, 22. Juni. (W. T. B.) Der Papst hat gestern die zur Feier des Jahrestages seiner Thronbestei— gung eingetroffenen Vertreter der italienischen Diözesen und Reprä⸗ sentanten der römischen katholischen Jugend empfangen, von welchen ihm eine Adresse des in Venedig versammelten katholischen Kon— gresses überreicht wurde. In einer Anrede an die Versammelten sprach sich der Papst voller Anerkennung über die Thätigkeit des Kongresses in Venedig aus, ermahnte ferner die italienische Ju— gend, unablässig für das Gute zu wirken, und gab der Hoffnung Ausdruck daß die Prüfungen, von denen jetzt sein Pontifikat heimgesucht sei, sich einst in Freuden verwandeln würden.

öchweden und Norwegen. Stockholm, 17. Juni. Der König hat die Zusammenstellung eines Comitès zur Aus⸗ arbeitung von Vorschlägen über ein Gehaltsregulativ für die ad ministrativen Beamten beschlossen; das Comité soll sich auch über Veränderungen in der jetzigen Organisation und Arbeitsordnung des Beamtenwesens äußern. Als Vor— sitzender wird der frühere Staatsrath Bredberg genannt.

Amerika. Washington, 22. Juni. (W. T. B.) Durch das vom Senate und vom Repräsentantenhause angenommene Gesetz über den Papiergeldumlauf der Banken wird die seitherige gesetzliche Bestimmung aufgehoben, wonach die Banken als Deckung für ihren Notenumlauf einen bestimmten Betrag von Vereinigten Staaten-⸗Bonds zu hinterlegen hatten. Die Höhe der Greenbacks, die in Umlauf gesetzt werden dürfen, ist auf 382,000,000 Doll. festgesetzt. Wegen Feststellnng des Termins zur Wiederaufnahme der Zahlungen in Metall wurde keinerlei Antrag gestellt.

Aus Boston vom 23. v. M. wird mitgetheilt, daß in Folge einer Nachlässigkeit bei Wahrung eines Dammes in dem westlichen Theile des Staates eine Ueberschwemmungz statt⸗ gefunden hat, wodurch viele Menschen ihr Leben verloren und vier Ortschaften in unbeschreiblicher Weise heimgesucht und fast gänzlich vernichtet wurden.

Brasilien. Aus Rio de Janeiro wird unterm 29. Mai gemeldet: „Man erwartet, daß es zu einer Ministerkrisis kommen wird, wenn die Wahlreform⸗Bill vom Kongreß votirt wird. Der Ministerrath hat das Civilehegesetz verworfen. In Bahia . gelbe Fieber, und viele Erkrankungen enden mit em Tode.

Asten. Ueber Korea gehen der „N. A. 3.“ aus Niuchuang folgende Mittheilungen zu:

Im Jahre 1864 starb der Herischer von Korea, der letzte direkte Sproß der Li⸗Dynastie, welche üher Korea seit dem Jahre 1393 ge— herrscht hatte. Seine überlebende Mutter adopfirte unter Zustimmunz der Großwürdenträger des Landes und der Hofastrologen den damals etwa achtjährigen Sohn eines mit dem igshause entfernt verwand— ten koreanischen Nobile. Dieser Knabe galt seitdem als legitimer Herrscher, seine Adoptivmutter als Regentin. Der Vater des jungen Königä, welchem der Rang eines Königlichen Prinzen beigelegt worden war, folgte seinem Sohne an den Hof und wußte bald die Herrschaft thatsächlich an sich zu reißen. Derselbe wird als ehrgeizig, gewalt— thätig und vor Allem als den Ausländern abgeneigt geschildert. Er führte die Regierung mit Härte und Energie; das Massakre und die Vertreibung der Missionäre gegen Ende der sechziger Jahre, sowie die Abweisung der amerikanischen Expedition im Jahre 1871 sind wesent⸗ lich sein Werk. ĩ

Vor einiger Zeit nun hät der junge König, gestützt auf mißver⸗ gnügte hohe Beamte, seinen Vater gewaltsam der Regentschaft ent kleidet und selbst die Zügel der Regierung in die Hand genommen.

Der „Morning Post“ wird aus Berlin unterm 19. ds. telegraphirt: Die Mittheilung, daß China die Absicht hat, Kaschgar anzugreifen, wird aus einer authentischen chinesischen Quelle dementirt. Die Konzentrirung chinesischer Truppen in Barkel und Khara wird nur in der Selbstvertheidigung bewerk— stelligt, um einem befürchteten Angriff Jacub Khans zu begegnen.

Die Nr. 51 des Amts⸗-⸗Blatts der Deutschen Reichs- Post verwaltung hat folgenden Inhalt: General-Verfügungen: vom 20. Juni 1874: Uebertragung der Postverwaltungs⸗Geschäfte für die Kreise Wetzlar und Schmalkalden an die Kaiserlichen Ober Posthirek⸗ tionen in Frankfurt 4. M. bez. Erfurt. Vom 18. Juni 1874: Zei— tungsverkehr mit Bayern. Vom 20. Juni 1874: Unzulässigkeit der Aufnahme von Post⸗-Packetadressen nach Oesterreich⸗Ungarn in die Briefkartenschlüsse.

Von dem in Nr. 136 d. Bl. besprochenen Aufsatz: „Das Recht der väterlichen Gewalt in Preußen“, von Dr. Abolf Stölzel, Geheimen Justiz⸗ und vortragenden Rathe im Justiz— Ministerium, ist ein Separatabdruck aus dem Justiz-Ministerialblatt, 5 Bogen 4, Verlag der Königlichen Geheimen Ober⸗-Hof-Buchdruckerei (R. von Decker, in Berlin erschienen.

Statistische Nachrichten.

Zum Braunschweiger Feuerwehrverbande gehören gegenwärtig 74 Feuerwehren mit 1094 Spritzen und 4675 Mann gegen resp. 45 72 3267 im Jahre 1873. Von den 74 Feuerwehren sind im Kreise Braunschweig 25, Wolfenbüttel 25, Helmstedt 10, Ganders⸗ heim 5, Holzminden 4, Blankenburg 2, die übrigen 3 sind nicht braun schweigische Feuerwehren. Der deutsche Feuerwehrverband besteht aus 2881 Feuerwehren mit 247,598 Mann.

= Die norwegische Handelsflotte zählte Ausgangs 1872 im Ganzen 7189 Fahrzeuge mit einer Gesammtträchtigkeit von

die Ernennung der Militärgeistlichen an. Am 23. stellte sich

533,548 Commerzlasten (worunter 170 Dampfschiffe mit 14,468 Com- merzlasten) und einer Besatzung von 52,632 Mann.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Stadt Emden beging am 10. Juni festlich die drei⸗ hundertjährige Jubelfeier der Gründung ihres Rathhauses am Delft.

Neuerer Bestimmung zufolge wird dig Hölderlins-Feier in Lauffen am Sonntag, den 5. Juli, stattstnden.

Die soeben erschienene Nummer der „Illustrirten Zei⸗ tung“ (Verlag von J. J. Weher in Leipzig vom 29. Juni d. J. enthält folgende Illustrationen: Großfürst Wladimir von Rußland und seine Braut, Prinzessin Maria von Mecklen- burg- Schwerin. Der Bergrutsch bei dem Fort Hardenberg zu Minz. Nach Zeichnungen von P. Wagner (2 Abbildungen): V Die Verheerungen auf der Anhöhr. 2) Bas zusammengestürzte Schlachthaus am Fuße der Anhöhe. Der Ruedatanz in Alteasti⸗ lien. Nach einer Zeichnung von Francesco Reinhard. Der Konzert⸗ saal der Reichshallen in Berlin. Originalzeichnung von P. Vollmer. Schlußscene des 3. Atts aus Edm. Kretschmers großer Oper „Die Folkunger“. Nach der erstmaligen Aufführung im Dresdener Hof— theater gezeichnet von Herbert König. Farsimiles der Namensunter— schriften der preußischen Könige. Aus W. Lübke's „Geschichte der deutschen Renaissance“ (Verlag von Ebner und Seubert in Stuttgart) (10 Abbildungen; I) Das Belvedere zu Prag. 2 Das Salzhaus in Frankfurt a M. 3) Brunnen in Basel. 4) Ofen aus dem Rath— baus in Augsburg. 5) Das Rathhaus zu Bremen. 6) Das Cölner Rathhaus. 7) Haus zu Kolmar. 8) Hof des Schlosses Porzia in Spital. 9) Hausglocke aus Hallstadt. 10) Der goldene Saal im Rathhaus zu Augsburg. Siurzienicki's Vorrichtung zum Aufhalten scheu gewordener Pfer e (6 Abbildungen). Die Städtewappen des Deutschen Reichs: Brieg.

Der ordentliche Professor der Rechte an der Universität Hei—⸗ delberg, Geheimer Rath Dr. Bernhard Joseph Windscheid, ist zum ordentlichen Professor des Pandektenrechts in der Juristenfakultät der Universität Leipzig ernannt worden.

Die geographische Gesellschaft in London hat, dem

W. T. B.“ zufolge, dem deutschen Reisenden Dr. Schweinfurth in Anerkennung seiner Forschungen in Afrika, die goldene Me⸗ daille verliehen. Der internationale Kongreß für die geographi— schen Wissenschaften, welcher während der nächsten Osterferien in Paris zusammentreten soll, wird von der französischen geogra⸗ phischen Gesellschaft mit großem Eifer vorbereitet. Dem Vize⸗Admiral Baron de la Roncière le Noury, Präsidenten der Gesellschaft, sind die Namen von Delegirten der verschiedenen Nationen mitgetheilt wor— den, Für Deutschland sind dies; General Baeyer, Gründer der inter— nationalen geodätischen Gefellschaft; Baron v. Richthofen, der Er— forscher Chinas und Peäsident der Berliner Geographischen Gesell— schaft; Hr. Petermann, Herausgeber der Mittheilungen“; Hr. Ocekar Peschel aus Leipzig; Hr. Kiepert, der bekannte Chartograph; Hr. Wappäus, Verfasser eines der srößten geographischen Wörterbücher.

Nach der „Agence Bordeano“ hatte der amerikanische Gesandte in Athen gegen den Beschluß des Kassationshofes, be— treffend die türkischen Ansprüche auf einen Theil der Schliemann schen Funde, eine Reklamation erhoben.

Landwirthschaft.

Das Juniheft des landwirthschaftlichen Central blattes für Deutschland, (hegründet von Adelf Wilda, redigirt von Alexander Müller, Veꝛlin. Vrlag von Wiegandt, Hempel u. Parey, 1874) enthält Aufsätze über Kupfervitrielbeize für Weizen, von Prof. Haberlandt; Thalkarten und Grundwasserpegel, von Fr. W. Toussaint; der Kalimangel in den Bierträbern, von Alex. Müller; ferner Meteorologie ꝛc. ꝛc.

Im Regierungsbezirk Cassel versprechen die Saaten eine sehr gute Ernte. Die kalten Nächte im April und Mai haben nur dem Raps, hin und wieder auch den Kleefeldern und den Obst— bäumen geschadet.

Der halbmonatliche Saatenstandsbericht des Kaiserlich Königlichen Ackerbau⸗Ministeriums zu Wien vom 16. Juni d. J. lautet in der Einleitung: ;

Der Gang der Witterung in der ersten Hälfte des Monats war beinahe überall in beiden Reichshälften der Entwicklung aller Kultur— pflanzen sehr günstig. Die beinahe ausnahmslos in der ersten Woche und theilweise noch in der zweiten Woche des Monats herrschende Hitze, welche an vielen Orten und zwar selbst der nördlichen Zone 29 und 30 Grad errei te, kam der durch Kälte des Mai zurückge⸗ bliebenen Vegetation kräftig zu Hülfe und da der Mai viele und ausgierige Niederschläge gebracht hatte, konnte nicht leicht eine nach— theilige Dürre entstehen. Nur bewirkte die durch die ziemlich unver— mittelt auftretende Hitze herbeigeführte massenhafte rasche Ver⸗ dunstung auf den durch die Vegetation noch nicht hinlänglich beschatteten schweren Böden das Zerklüften derselben, wodurch für schwächere Sommersaaten einige Gefatzr herbeigeführt wurde. Im Laufe der zweiten Woche aber stellten sich mit sehr wenigen Ausnah⸗ men überall ausgiebige Regen noch rechtzeitig ein und erquickten die Sagten derart, daß dieselben nun beinahe ausnahmslos entweder vor— trefflich stehen oder wenigstens eine Mittelernte versprechen. Beson⸗ ders wurden durch diese günstigen Witterungsverhältnisse die durch die zahlreichen Fröste im April und Mai erlittenen Schäden, so weit die⸗ selben noch vorhanden waren, in wahrhaft auffallender Weise geheilt, ja in vielen Fällen fast spurlos verwischt, so daß theilweise gerade aus jenen Gegenden, in welchen noch Anfangs Mai die meisten Kla— gen und Besorgnisse laut geworden waren, nun die erfieulichsten Nach⸗ richten vorliegen.

London, 22. Juni. (W. T. B) Der Verein der länd⸗ lichen Arbeiter beschleß, den Aussperrungen der Arbeiter Seitens der Arbeitgeber durch möglichste Förderung der Auswanderung nach Kanada entgegenzutreten.

Gewerbe und Handel.

Berlin. Am 21. d. M. ist der Geheime Kommerzien⸗Rath und Stadtrath Paul Mendelssohn⸗Barthohdy, der Chef der Firma Mendelssohn u. Co., in Charlottenburg gestorben.

Stralsund, 19. Juni. Auf den am 12. und 13. d. Mts. hier abgehaltenen Wollmarkt sind 5931 Centner gebracht und bis auf einen Posten auch verkauft. Das größeste Quantum ist zu 58 - 62 Thlr. verkauft. Der höchste Preis war 65 Thlr. bis 66 Thlr., der . 56 Thlr. Das Schurgewicht war 5 bis 10 geringer als ;

Der Geschäftsbericht der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗Aktien⸗Gesellͤschaft hebt Eingangs hervor, daß nach Ausweis des Rechnungs ⸗Abschlusses sämmtliche Geschäftsbranchen an Ausdehnung erheblich gewonnen und nach Zurückstellung ausreichen der Prämien und Schädenreserven einen angemessenen Ueberschuß ge⸗ liefert haben. Im Ganzen wurde ein Reingewinn von 199,7 313 Thlr. erzielt. Davon gingen als statut⸗ resp. vertragsgemätze Tantisme S,785 Thlr. an den Verwaltungsrath und den General-Direktor, der Reservefonds wurde mit 18,990 Thlr. 20 Sgr., der Sparfonds mit 12,014 Thlr. dotirt. Als Dividende kommen 70 000 Thlr., also 7 Thlr. pro Aktie zur Vertheilung, der Rst von 23 Thlr. 14 Sgr. wird auf neue Rechnung vorgetragen.

Die Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha veroffentlicht ihren fünfundvierzigsten Rechenschaftsbericht (1873). Dem angehängten Rechnungsabschluß entnehmen wir folgende Daten: Die Gesammtsumme, der Einnahmen betrug in 1873 25,248,089 Thlr., wovon 19,418,298 Thlr. auf die aus 1872 über- nommenen Bankfonds entfallen. Die Summe der Peämieneinnahme betrug 2, 836,166 Thlr., Zinsen von ausgeliehenen Geldern erbrachten 227,111 Thlr. 2c. Die Gesammtsumme der Ausgaben betrug 9,507,471 Thlr., so daß als Gesammtfonds der Bank für den Schluß des Jahres 1873 20,740,618 Thlr. verbleiben.

Der Verband deutscher Archite kten⸗ und Ingenieur- Vereine wird seine diesjährige Abgeordneten Versammlung am 21. und 22. September im Saale des hiesigen Architektenvereins abhalten.

Auf der Tagesordnung stehen u. A. folgende Gegenstände: 1) Was kann Seitens des Verbandes geschehen, um die Inventarisirung und