Militäruniform zu tragen, verabschiedeten Offiziere. Bei jedem Ehrengericht wird ein Ehrenrath gebildet. Derselbe hat unter Leitung des Commandeurs als dessen Organ die Geschäfte des Ehrengerichts zu führen. Das älteste Mitglied des Ehrenraths ist dessen Präses.
Der Spruch des Ehrengerichts kann lauten: I) auf Unzustän⸗ digkeit, wenn das Ehrengericht der Ansicht ist, daß der Fall sich überhaupt nicht zur ehrengerichtlichen Behandlung eigne, oder daß ein anderes Ehrengericht das zuständige sei; 2) auf Ver⸗ vollständigung der Untersuchung, wenn das Ehrengericht eine solche, um sich eine bestimmte Ueberzeugung bilden zu können, für nöthig und möglich hält; 3) auf Freisprechung, wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung ist, daß die dem Angeschuldigten zur Last gelegte Gefährdung oder Verletznng der Standesehre nicht stattgefunden habe; 4) auf Schuldig der Gefährdung der Stan desehre unter Beantragung der Ertheilung einer Warnung, wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung ist, daß der Angeschul⸗ digte durch das ihm zur Last fallende Verhalten nicht unwürdig geworden ist, im Dienst belassen zu werden; 5) auf Schuldig der Verletzung der Standesehre unter Beantragung der Ent⸗ lassung mit schlichtem Abschied. wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung ist, daß der Angeschuldigte in seiner Dienststellung nicht belassen werden kann; 6) auf Schuldig der Verletzung der Standesehre unter erschwerenden Umständen unter Beantragung der Entfernung aus dem Offizierstande, wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung ist, daß der Angeschuldigte dem Offizierstande ferner anzugehören unwürdig geworden ist.
— Nif rumd der Trmãchtigung im 3. 33 des Gesetzes über die kirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung des Königlichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegen⸗ heiten vom 12. Mai 1873 (Ges.⸗Samml. 1873 S. 203) hat der genannte Gerichtshof in der Plenarsitzung vom 23. April d. J. zur Ergänzung der Vorschriften in den §§. 26 bis 29 ebendaselbst folgende Plenarbeschlüsse gefaßt: 15 Der Gerichts⸗ hof hat das Recht, vor der die Einleitung der Voruntersuchung betreffenden Verfügung — 5. 27 — den Antrag der Staats⸗ behörde auf Amtsentsetzung — 5. 24 — in Beziehung auf seine rechtliche Begründung zu prüfen und die Ablehnung dessel⸗ ben in allen Fällen auszusprechen, in welchen dieselbe aus Rechtsgründen sich rechtfertigt; und 2) Nach Beendigung der ge⸗ mäß §. 27 des Gesetzes vom 12. Mai 1873 eintretenden Vor⸗ untersuchung sind die Akten von dem Untersuchungsrichter dem auf Grund des Alinea 2 dieses Paragraphen zur Wahrnehmung der Verrichtungen der Staatsanwaltschaft ernannten Beamten vorzulegen, damit derselbe in Betreff der Frage: ob das Ver⸗ fahren einzustellen sei? seinen Antrag stelle und demnächst die Akten an den Königlichen Gerichtshof für kirchliche Angelegen⸗ heiten einsende.
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— Die bei der Königlichen Seneral⸗Kom mission zu Cassel beschäftigten Gerichts⸗-Assessoren Blanke und Wed dige sind in Folge ihrer Uebernahme in die landwirth⸗ schaftliche Verwaltung zu Regierungs⸗Assessoren ernannt, und dem seither beim Kollegium beschäftigten Regierungs⸗Afssessor Delius ist unter Ernennung zum Spezial⸗Kommissarius die Leitung der neu errichteten Spezial Kommission zu Bückeburg übertragen.
— Der General⸗Major und Commandeur der 3. Garde⸗ Infanterie⸗Brigade Knappe⸗ von Knappstaedt hat sich zur Abhaltung der 5konomischen Musterung beim 3. Garde⸗Grena⸗ dier⸗Regiment Königin Elisabeth nach Spandau und Wrietzen a. Oder begeben.
— Der Kaiserliche Minister⸗Resident in Santiago Lewen hagen ist zum Vertreter der deutschen Interessen auf der im nächsten Jahre zu Santiago stattfindenden Internationalen Austellung berufen und wird als Kommissar des Deutschen Reiches auf dieser Ausstellung fungiren. Derselbe wird bereits jetzt den deutschen Ausstellern auf deren Wunsch die erforder⸗ 3 näheren Mittheilungen über die Ausstellung zugehen assen.
Bayern. München, 6. Juli. Wie bis jetzt bestimmt ist, wird sich der Prinz Otto demnächst von Nymphenburg nach Elbingeralpß, wo die Königin⸗Mutter weilt, begeben.
— In der zweiten Hälfte dieses Monats wird die Kaiserin von Oesterreich hier eintreffen und sich demnächst weiter nach Havre begeben.
— Um Gewißheit darüber zu erlangen ob die bayerische Staatsregierung der Ausspendung der heil. Firmung durch den Bischof Or. Rein kens ne . bereiten werde oder nicht, hat sich — nach Mittheilung des Deutschen Merkur“ — der Ausschuß der altkatholischen Gemeinde in Kempten vermittelst Eingabe an die Kreisregierung von Schwaben und Neuburg ge⸗ wendet, und hierauf den Bescheid erhalten: ‚Daß es der welt⸗ lichen Regierung nicht zukommen könne, einem Bischof eine pofitive Erlaubniß zur Ausübung einzelner kirchlicher oder gottes⸗ dienstlicher Funktionen zu ertheilen, daß daher, wenn der Hr. Bischof Reinkens nach Kempten kommen sollte, um dort die Firmung zu spenden, ihm von Seite der weltlichen Regierung kein Hinderniß in den Weg gelegt, im Gegentheil nach der be⸗ stimmten Versicherung des Hrn. Staats⸗Ministers auch eine etwaige Reklamation des Bischofs von Augsburg hiergegen ab⸗ gelehnt werden würde. Auch werde dem Magistrat Kempten behufs Fernhaltung etwaiger Störungen der öffentlichen Ord⸗ nung Rotifikation zugehen. Dieser Bescheid wurde dem Hrn. Bischof sofort mitgetheilt, und von demselben die Antwort ge⸗ geben, daß er nunmehr Ende Juli oder Anfangs August zur Spendung der heiligen Firmung nach Kempten kommen werde, 282 er zuvor noch Schlefien und Ostpreußen besucht haben wird. 4 * 3 —
— 7. Juli. (B. T. B.) Bei der Spezialdebatte über die Gewährung eines au ßerordentlichen Militär⸗ kredits lehnte die Zweite Kammer sämmtliche auf Ableh⸗ nung der vom Ausschusse genehmigten Positionen abzielenden
Anträge des Abg. Freytag ab; ferner wurde auch der Antrag
des Abg. Duerrschmidt auf Bewilligung von 350 000 Fl. zur Herstellung von Granatzuündern nach preußischem Muster mit S8 gegen 63 Stimmen abgelehnt; dagegen der Antrag des Abg. Marquardsen, wonach die vom Ausschuß zum Bau von Ba⸗ racken auf dem Lechfelde beantragte Summe um 230 900 Fl. erhöht werden soll, sowie der Antrag des Abg. Schmidt, daß die vom Ausschusse zur Erneuerung der Festungs⸗Artillerie und zur Erganzung des Belagerungsparkes vorgeschlagene Summe um 700 00 JI. erhöht werde, angenommen.
In Folge dieser Abstimmungen stellt sich die für das Mi⸗ litãr⸗Retablissement bewilligte Summe im Ganzen auf 2 457,660 FI. gegenüber dem von der Regierung geforderten
Betrage von 10 375,900 Fl. Hiervon sollen , 379, 169 Il. aus
den Kriegsentschädigungsgeldern, 78,500 Fl. aus dem Erlös von früheren Militärbeständen bestritten werden. Der außerordent⸗ liche Militärkredit wurde in dieser Gestalt mit 136 gegen 13 Stimmen bewilligt.
Im Laufe der Diskussion hatte der Abgeordnete Freytag unter lebhaftem Beifall Seitens eines Theils der Patrioten⸗ partei gegen die gestrigen Auslassungen des Abg. Mahr über den Fahneneid Verwahrung eingelegt.
Sachsen. Ueber die Ankunft des Kaisers Alexander von Rußland in Leipzig, Dresden und Fillnitz liegen folgende Berichte vor:
Leipzig, 7. Juli. Se. Majestät der Kaiser von Ruß⸗ land ist diesen Vormittag kurz nach 12 Uhr mittels Extrazugs auf der Thüringer Bahn hier angelangt. Auf Höheren Befehl hatten sich zum Empfange von Dresden der General⸗ Lieutenant Senfft v. Pilsach und Oberst v. Welk, von hier Kreisdirektor ꝛc. von Burgsdorff, der Divisionär General⸗Major von Montbe, Vize⸗Bürgermeister Dr. Stephani, der Rektor und die Dekane der Universitãt in Amtstracht, der Kaiserlich russische General⸗Konsul Tom Have, der Kaiserliche Ober⸗Postdirektor und die Offiziere des hiesigen Regimentes zum Empfange auf dem Thüringer Bahnhofe eingefunden. Auch hatte sich der Kaiser⸗ lich russische Gesandte in Dresden, von Kotzebue, auf dem Bahnhof eingefunden. Zuerst begrüßten Se. Kaiserliche Ma⸗ jestät der ebenfalls hier anwesende Herzog von Sachsen⸗ Altenburg Hoheit und der Prinz von Oldenburg in herz⸗ lichster Weise. Nachdem hierauf Se. Majestät alle anwesende Herren auf das Freundlichste begrüßt und sich eine Anzahl hatte vorstellen lassen, setzte der aus 50 Achsen bestehende Kaiserlich russische Hof⸗Train mit Benutzung der Verbindungsbahn die Fahrt nach Dresden fort. Se. Majestät war von Weimar aus von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen⸗Wei⸗ mar bis nach Leipzig begleitet worden. Tie zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers von Rußland auf dem Thüringer Bahn⸗ hofe aufgestellte Ehrencompagnie des 107. Regiments mit der Regimentsmusik mußte auf Befehl noch vor der Ankunft Sr. Majestät wieder abziehen.
Dres den, 7. Juli. (Dr. J.) Se. Majestät der Kaiser von Rußland ist heute Nachmittag 2 Uhr, zunächst über Leipzig von Weimar kommend zu einem Besuche an unserm Königlichen Hofe hierselbst eingetroffen. Im Leipziger Bahnhofe waren bereits gegen 12 Uhr Se. Majestät der König, begleitet von dem General- Adjutanten General⸗Lieutenant Krug v. Nidda und den Flügel⸗-Adjutanten Oberst v. Dziembowsky und Major v. Minck⸗ witz, sowie Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, begleitet von dem Adjutanten Rittmeister v. d. Planitz, zur Be⸗ grüßung des ag. eingetroffen. Se. Majestãt der Tönig trug die Inhaberuniform Ihres Kaiserlichen russischen Jäger⸗Regiments, Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg trug seine Uniform als kommandirender General des XII. (Koͤniglich Sächsischen) Armee⸗Corps. Auf dem Perron des Bahnhofes war eine Ehrencompagnie vom Schützen⸗Regiment Prinz Georg Nr. 198 unter Haupmann Stein mit der Regimentsmusik aufgestellt, auf derem rechten Flügel die Generalität, das Kriegs⸗Ministerium und der Stab Aufstellung genommen hatten, während die aktiven Offiziere sich am linken Flügel der Ehrencompagnie be⸗ fanden. Auch waren auf dem Perron der Kriegs⸗Minister General der Kavallerie von Fabrice, der Stadt⸗ Kommandant General⸗Lieutenant Freiherr von Hausen und der Platz⸗Major Hauptmann von Uglar⸗Gleichen, der Kreis⸗-Direktor Wirkl. Ge⸗ heimer Rath von Könneritz, der Kaiserliche Telegraphen⸗Direktor Schmidt, der General- Direktor der Staatseisenbahnen, von Tschirschky, Polizei-Direktor Schwauß und Eisenbahn⸗Direktor Pöge anwesend.
Wenige Minuten vor 2 Uhr fuhr der Kaiserliche Extrazug in den Bahnhof ein. Die Musik der Shrencompagnie spielte die russische Nationalhymne. Der Kaiser verließ den Salon⸗ wagen und die Beiden Monarchen, sowie auch der Kaiser und der Prinz Georg begrüßten sich in der herzlichsten Weise. Hierauf nahm der Kaiser zunächst den Rapport des Comman⸗ deurs des Schützen⸗Regiments Obersten v. Tschirschky und Bögen⸗ dorff entgegen, begrüßte dann den Kriegs⸗Minister General von Fabrice, den Königlich preußischen General⸗Major von Werder, sowie seine ebenfalls auf dem Perron anwesenden Neffen, die jugendlichen Prinzen von Battenberg, und viele andere der an⸗ wesenden distinguirten Personen, worauf Allerhöchstderselbe mit unsers Königs Majestät und Sr. Königlichen Hoheit dem Prin⸗ zen Georg in dem Kaiserlichen Salonwagen zur Weiterfahrt nach Pillnitz Platz nahmen und der Zug sich 8 Minuten nach 2 Uhr wieder in Bewegung setzte.
Auf der Eisenbahnstation Riedersedlitz wo der Kaiser⸗ liche Extrazug 13 Uhr eintraf, war eine Eskadron des Garde⸗ Reiter⸗Regiments mit dem Trompetercorps als Ehrenwache auf⸗ gestellt. Hier bestiegen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die bereitstehenden Hofwagen und begaben sich, begleitet bis zur Elbe von der gedachten Karallerie⸗Eskadron und sodann mittelst der fliegenden Fähre den Strom übersetzend, nach Pillnitz. Am Bahnhofe zu Niedersedlitz hatte sich ein Theil der hier anwesen⸗ den russischen Unterthanen aufgestellt und begrüßte ihren Herr⸗ scher mit lebhaften Zurufen.
In Pillnitz war eine Ehrencompagnie vom Leib-Gre⸗
nadier⸗Regiment Nr. 100 aufgestellt. Bei der Ankunft daselbst, welche gegen 3 Uhr erfolgte, wurde Se. Majestät der Kaiser, geleitet von Sr. Majestãät dem Könige, von Ihrer Majestät der Königin, sowie von Ihren Königlichen Hoheiten der Frau Her⸗ zogin von Genua und der Frau Prinzessin Georg empfangen, Allerhöchstwelche, umgeben vom großen Dienste, Se. Kaiserliche Majestãt erwarteten. Segen a4 Uhr findet daselbst im großen Saale des neuen Schlosses das Diner (in Civilkleidung) statt, an welchem Se. Majestãt der Kaiser, Ihre. Majestäten der König und die Königin. Ihre Königlichen Hoheiten die Frau Herzogin von Genua, Prinz und Frau Prinzessin Georg, die Frau. Großherzogin von Mecklenburg⸗ Strelitz und Se. Hoheit Herzog Johann von Mecklenburg⸗ Schwerin Theil nehmen und zu dem außer dem Kaiserlichen Gefolge auch der Kaiserlich russische Gesandte Geh. Rath von Kotzebue, die hier anwesenden Staatz⸗Minister (Frhr. v. Friesen, General der Kavallerie v. Fabrice, hr. v. Gerber und Abeken), sowie der frühere Königlich sächsische Gesandte am Kaiserlich russischen Hofe Graf v. Seebach und der General⸗Direktor der sächsischen Staatseisenbahnen v. Tschirschky geladen sind. Die Abreise des Kaisers von Pillnitz wird Nachmittags gegen 16 Uhr erfolgen. Se. Kaiserliche Masestãt werden sich von Niedersedlitz aus direkt nach dem Leipziger Bahnhofe begeben und dort kurz nach 6 Uhr über Großenhain, Cottbus, Guben ꝛc. die Weiter⸗ reise zunãchst nach Warschau fortsetzen.
Im Kaiserlichen Gefolge befinden sich: Graf Adlerberg II.,
Dauptquartiers; Graf Schuwalow J., Chef der Gensd armerie; General Ryleyew, Adjutant; die General⸗Majore Voeykow und Soltykow, àz la suite Sr. Majestät des Kaisers; Oberst Graf Adlerberg. Adjutant; General⸗Major v. Werder, à la suite Sr. Majestät des Deutschen Kaisers ꝛc. Geh. Rath Hamburger und Leibarzt Dr. Carell.
— Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg traf am 6. Abends, mit dem Schnellzuge von Weimar kommend, auf der Thüringer Bahn in Leipzig ein und ist im Hotel Hauffe abgetreten.
— Zhre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Marie von Rußland mit Hohem Gefolge kam am J. Juni Vor⸗ mittags 11 Uhr auf der Thüringer Bahn von Frankfurt a. M. in Dresden ein und hat im „Hotel Bellevue“ Quartier genommen.
— (W. T. B) Eine Verfügung des Ju stiz⸗Mi⸗ nisters an das Handelsgericht in Leipzig ordnet an, daß die Insertion amtlicher Nachrichten bis zum Schlusse dieses Jahres wieder, wie vorher, im „Leipziger Tageblatt“ er⸗ folgen soll.
Württemberg. Stuttgart, 4. Juli. Das henfe ausgegebene Regierungsblatt Nr. 18 veröffentlicht folgende Ge⸗ setze: 1) betr. den Bau von Eisenbahnen in der Finanzperiode 1873— 75, vom 19. Juni 1874; 2) betr. die Pensionsverhältnisse der israelitischen Volksschullehrer und Vorsänger, vom 23. Juni 1874; 3) betr. die Verwilligung der erforderlichen Mittel zu Vollendung des Retablissements des Armeematerials im engeren Sinn, vom 18. Juni 1874; 4) betr. einen Nachtrag zum Finanz⸗ gesetz für die zwei Jahre 1873, 75, vom 28. Juni 1874.
Baden. Karlsruhe, 4. Juli. Das Gesetzes⸗ und Verordnungsblatt Nr. 25 vom 2. d. Mts enthält u. A. das Gesetz; die Abänderung einiger Bestimmungen des Gesetzes vom 11. März 1868, die Rechts verhältnisse der an anderen als an Volksschulen angestellten Volksschullehrer und der Ge—⸗ werbschul⸗Hauptlehrer betreffend.
— Der Gemeinderath hat beschlossen, die Journglisten, welche demnächst in Baden sich versammeln werden, auf den 28. d. M. hierher einzuladen. denselben einige Festlichkeiten zu be⸗ . und die Zustimmung des Bürgerausschusses dazu einzu⸗
olen.
Sessen. Darmstadt, 4. Juli. Nach einer Bekannt⸗ machung des Großherzoglich hessischen Ministeriums der Finanzen vom 27. v. M. ist die Großherzoglich hessische Staatsschulden⸗ Tilgungskasse ermächtigt und beauftragt worden, Großher⸗ zoglich hessische Grundrentenscheine, welche bis zum 31. Dezeniber 1875 bei ihr präsentirt werden, nachträglich einzulösen. Vom 1. Januar 1876 an hört diese Ermächtigung auf, und verbleibt es bei der Bestimmung des Gesetzes vom 26. April 1864 ,die Einziehung der Grundrentenscheine und die Ausgabe eines neuen Staatspapiergeldes betreffend“, wonach eine Einlösung jener werthlos gewordenen Scheine nicht mehr zulässig ist
— 6. Juli. An der am Sonnabend im Fürstenlager zu Auerbach stattgehabten Großherzoglichen Tafel haben, außer dem Großherzog, die russischen Majestäten und die übrigen zu Seeheim ꝛc. residirenden Herrschaften, zusammen 12 Personen, Theil genommen.
Jugenheim, 6. Juli. Gestern Abend verließen der Herzog Eugen von Württemberg und Gemahlin den Heiligenberg nach 24 stündigem Besuche.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 6. Juli. Die Eltern der Erbgroßherzogin, Prinz Hermann und Ge— mahlin, weilen seit einigen Tagen zum Besuch hier am Erb⸗ großherzoglichen Hofe.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 6. Juli. In der heutigen öffentlichen Sitzung der Landtagsabgeord⸗ neten kam der Entwurf des neuen Schulgesetzes zur Berathung. Die desfallsige Kommission sprach sich gegen die Einzelberathung dieses Gesetzentwurfs und für die Ablehnung desselben aus. Nach längerer Diskussion zwischen ihr und den Vertretern der Herzoglichen Staatsregierung wurde indessen ein⸗ stimmig beschlossen, auf die Einzelberathung des Gesetzentwurfs einzugehen.
— Gestern fand hier unter großer Betheiligung vieler, auch auswärtiger ähnlicher Vereine und des Publikums die Fahnenweihe des hiesigen Militär-Vereins „Kame⸗ radschaft Coburg“ statt, wobei der Konsistorial⸗Rath Müller die Weihrede hielt.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 6. Juli. Heute Abends 6 Uhr findet bei dem Kaiser im Lustschlosse zu Schönbrunn ein Diner statt, zu welchem die Mitglieder der internationa⸗ len Sanitätskonferenz geladen sind.
— Die fünfte Sitzung der internationalen Sanitäts⸗ konferenz fand heute unter dem Vorsitze des Präsidenten Freiherrn von Gagern statt. Es gelangte die 11. Frage: Kennt man Des infektionsmittel, beziehungsweise Desinfektionsmethoden, durch welche das choleraerzeugende oder choleraverbreitende Agens mit Sicherheit unwirksam gemacht oder doch mit Aussicht auf Erfolg geschwächt wird? Im Bejahungsfalle, welche? zur Diskussion. Ueber den ersten Theil dieser Frage faßte die Konferenz nach längerer Debatte den Beschluß: Man kennt bisher kein Mittel und keine Methode der Desinfeltion, welche den Cholerakeim, der sich an die Objekte des menschlichen und sachlichen Verkehrs heftet, sicher zerstõren. Die Konferenz sprach sich übrigens nicht gegen die Möglichkeit aus, solche Mittel und Methoden zu fin⸗ den.“ In Betreff des zweiten Theiles der Frage, der ab⸗ schwächenden Wirkung der Desinfektion, sprachen sich die meisten Delegirten im bejahenden Sinne aus, und es wurde auch in die⸗ sem Sinne der Nutzen der Desinfektion in Verbindung mit an⸗ deren sanitären Maßregeln einstimmig anerkannt. Die Bespre⸗ chung der einzelnen Desinfektionsmittel wurde bis zur Berathung der 22. Frage, welche die Mittel, Art und Dauer der Desinfek⸗ tion behandelt, verschoben.
Damit erscheinen die fachmännischen Vorfragen im Plenum der Konferenz erledigt. Zur Vorberathung der weiteren Fragen über die Cholera⸗Quarantaine und die Einsetzung einer inter⸗ nationalen Seuchen⸗Kommission wurden über Antrag der deutschen Delegirten zwei Spezial⸗Kommissionen, bestehend aus je 5 Mit⸗ gliedern, gewählt und zwar in die Kommission für das Quaran⸗ tainewesen die Delegirten: Dr. A. Hirsch, Universitäts⸗Professor in Berlin; Dr. Ritter v. Alber⸗Glanstätten, Präsident der öster⸗ reichischen ne, , in Triest; Dr. H. van Kapelle, Divisions⸗ Chef im Königlich niederländischen Ministerium des Innern; Dr. Mariano Semmola, Universitäts⸗Professor in Neapel; und
Minister des Kaiserlichen Hauses ꝛc., Vorstand des Faiserlichen
Dr. Edward Seaton, Mitglied des Sanitäts⸗Rathes von London.
In die Kommission zur Berathung der Fragen über die Einsetzung einer internationalen Seuchen⸗Kommission wurden Se. Sxcellenz Dr. Freiherr v. Lenz, Raiserlich russischer Staatsrath; Dr. Markowitz, Mitglied des obersten Sanitäts⸗Rathes und Professor in Bukarest; Dr. J. jüngste Tochter der Verblichenen.
— Von den 12 Kabinets⸗Ministern haben acht, darunter Herr Disraeli, der Earl von Malmesburyn, der Earl von Derby und Sir Stafford Northeote, die Einladung des Lordmayors von London zu dem am 22. Juli im Mansion⸗
gewählt die Delegirten:
Kierulf, Chef der Sanitäts⸗-Direktion im Königlichen Ministerium
des Innern in Christiania; Hektor Catinelli, Königlich ungari⸗
scher Sektions⸗Kath der Seebehörde in Fiume, und Dr. J. E. Polak (Hekim Baschi), Delegirter für Persien. Ferner wurde beschlossen, nächsten
Pr. Adolf Plason und dem Hof⸗ und Ministerial⸗Concipisten
Ritter von Malfatti zur Abfaffung der auf Grund stenographi⸗
scher Aufzeichnungen redigirten umfangreichen Protokolle die nöthige Zeit zu gewähren. Die nächste Sitzung findet morgen statt, in welcher die allgemeinen Fragen über das Sanitätswesen zur Berathung gelangen.
— Die im Reichs⸗Volksschulgesetz vom 14. Mai 1869 an⸗
geordente Reform des Lehrerbildungswesens hat durch das soeben
erlassene Organisationsstatut der Bildungsanstalten
für Lehrer und Lehrerinnen an offentlichen Volks⸗ schulen in Oesterreich“ ihren definitiven Abschluß gefunden,
und gleichzeitig mit diesem bedeutungsvollen Reformwerke wurde durch die Ausarbeitung von Normal⸗Lehrplänen für Volksschulen eine zweite, im Reichs⸗Volksschulgesetze vorgesehene, die Volks⸗ schule auf feste Grundlagen stellende Reform erfüllt.
— Fürst Karl von Rumänien trifft, der „Dester. Badezeitung‘ zufolge, mit seiner Gemahlin am 17. Juli in Franzensbad ein. .
— Die „Triester Ztg. vom 4 d. M. schreibt: Den einge— troffenen Nachrichten zufolge dürfte Sr. Maj. Korvette Helgoland“ am 10. Juni Port Louis auf Mauritius (im indischen Ocean) verlassen haben. Der Besuch von Beurbon wird wahrscheinlich unterbleiben, weil die Korvette gezwungen war, ihren Aufenthalt jn Port Louis über die beabsichtigte Zeitdauer auszudehnen, um die Reparaturen am schadhaft gewordenen Destillirapparate, sowie den Wechsel des Fockmastes vorzunchmen. ;
—— 7. Juli. (W. T. B.) Der Erzherzog Albrecht ist
heute nach Warschau abgereist, um dort den Kaiser von Ruß ⸗ land auf seiner Durchreise zu begrüßen, und wird voraussichtlich
längere Zeit in Rußland verweilen.
Prag, 7. Juli. (Prag. Abendbl) Das Ergebniß der gestrigen Wahlen in der Städtegruppe ist bisher noch nicht ziffermäßig be⸗ kannt, da in vielen Bezirken das Skrutinium erst heute stattfindet. Nichtsdestoweniger läßt sich schon jetzt, trotzdem die Wahlbetheiligung im Ganzen und Großen weit schwächer war, als
wurde, ein namhaftes Erstarken der verfassungstreuen Minori⸗ täten konstatiren.
Krakau, 6. Juli. Nach einer Wiener Meldung des Ezas/ ist die 5st erreichisch⸗russische Konvention, betreffend die Regelung der Vermögensverhältnisse der Krakau⸗Kielcer Dice se, am 21. Juni in Warschau von dem General⸗Konsul Brenner und DOber⸗Finanzrath Sgzlachtowski öosterreichischer · und dem General⸗Lieutenant Gieczewiez, sowie den Staatsrãthen Markus und Osten⸗Sacken russischerseits definitiv unterschrieben, ams. Juni vom Grafen Andraffy im Namen Sr. Majestãt ratifizirt und zum Austauscheder Ratifikation nach St. Petersburg. gesandt worden. Mit der Durchführung dieser Konvention wird öster⸗ reichischerseits Ober⸗Finanzrath Szlachtowski betraut.
Pest, 6. Juli. Die gestrige Debatte im Abgeordneten⸗ haue über den israelitischen Schulfonds war sehr erregt. Der Bericht und Beschlußantrag des Kultus⸗Ministers wurden mit 115 gegen 110 Stimmen zurückgewiesen. Der Beschlußantrag Koloman Tisza's wurde ebenfalls mit 112 gegen 110 Stimmen abgelehnt
Heute wurde die Generaldebatte über das Wahlgesetz fort⸗
gesetzt. Auf illonale und unpatriotische Aeußerungen Csanady s and Babes“, welche vom Präsidenten, als gegen die pragmatische Sanklion verstoßend, mit einem Ordnun gsruf gerügt wurden, antwortete am Schlusse der Sitzung. Minister Szapäry unter allseitiger Zustimmung, indem er derartige Auslassungen energisch zurũckwies.
Agram, 6. Juli. Banus Mazuranie reist heute nach um für die ausgearbeiteten Gesetzartikel die Königliche zu erwirken. Der Mollinary ist
Pest.
Genehmigung zur Einbringung im Landtage Landes Kommandirende FJ3M. Baron auf Berufung nach Pest abgereist.
Schweiz. Bern, 2. Juli. Behufs Ausführung des innen, . vom 26. Juni d. J, welcher den Sitz des Bundesgerichts nach Lausanne verlegt, hat bereits in die⸗ ser Stadt unter Vorsitz des Bundesraths Ceresole eine Bera⸗ thung stattgefunden, an der die Waadtlãnder National rãthe Berne, Delarageaf und Ruchennot, sowie der Waadtlãnder Regierungs⸗Rath Jan, Syndikus von Lausanne, und Muni⸗ zipalrath Gaulis, als Delegirter der dortigen Gemeinde theil⸗ nahmen. Laut Vernehmen wurde für die Wahl des Platzes, auf welchem das Bundespalais, welches das Bundesgericht auf⸗ nehmen soll, Einreichung der Baupläne und vollständige Aus⸗ führung des ganzen Baues ein Termin von 3 Jahren ange⸗ nommen. Bis dahin soll das alte Kasino in Lausanne dem eidgenössischen Tribunal als provisorische Heimstätte dienen.
— Am 1. d. M. sind zwijchen dem Bundesprãsidenten und dem belgischen Geschäftsträger Hubert Dolez die Ratifikations⸗ urkunden zu dem am 13. Mai 1874 abgeschlossenen schwei⸗ zerisch⸗belgijchen Auslieferungsvertrag ausgewechselt worden. Der Vertrag tritt mit dem 20. d. M. in Kraft.
— 3. Juli. Bundesrath . . ee 426 .
enössischen Postdepartements i vorgestern na erlin . 26 ö. . deutschen General⸗Postdirektor Stephan in Gemeinschaft die Vorbereitungen zu dem inter natio⸗ nalen Postkongreß zu treffen, welcher im September d. J. behufs Gründung eines eu ropäis ch am erikanischen Po stvereins in der schweizerischen Bundesstadt Bern abgehal⸗ ten werden soll.
— 7. Juli. (W. T. B.) Der schweizerische Gesandte in Berlin, Oberst Ham m er, wird die Schweiz auf dem internatio⸗ nalen Kongresse in Brüssel vertreten.
Großbritannien und Irland London, 5. Juli. Die Prinzessin Amalie von Sch les wig⸗Holstein ist zum Besuch ihres Bruders, des Prinzen Christian, in Windsor eingetroffen. .
— Der Herzog de la Roche foucauld⸗Bisaccig gab am Sonnabend ein Abschiedsdiner, bei welchem der Prinz und die Prinzessin von Wales, der dänische Gesandte, Graf
Mittwoch und Freitag mit den Sitzungen auszufetzen, um den beiden vom Ministerium des Aeußern delegirten Beamten: Hof⸗ und Ministerial⸗Sekretãr
mit Rücksicht . 4. i
. ; j Der af — 28 „der christlichen Schulen und der Obere der Brüder der ᷓ ; nen erwartet Brüder der cheistlich
auf die Agitationen der beiden nationalen Fraktione Schulen non Wirsailles
Bülow, mit seiner Gemahlin, die Fürstin Lign⸗ und mehrere Mitglieder der hohen englischen Aristokratie zugegen waren. — Durch das Hinscheiden der Gräfin von Elarendon
ist die Familie des Lord Odo Russell, britischen Botschafters in Lady Russell ist die
Berlin, in tiefe Trauer versetzt worden.
house stattfindenden ministeriellen Bankett angenommen. — J. Juli. (W. T. B.)
ist gestorben. Frankreich. Paris,
aus Deputirtenkreisen Meinungsverschiedenheit bei
8. Juli. weiter den
(W. T. B.) Wie verlautet, dauert die verschiedenen Gruppen
der republikanischen Partei über die von ihnen der Inter⸗ pellation Brun gegenüber einzunehmende Haltung fort, und Ver⸗
jetzt
und finden unausgesetzt weitere Besprechungen handlungen statt. Namentlich soll das linke Centrum entschloffen sein, nicht mit der äußersten Rechten zu stimmen, weil dasselbe hofft, daß es ihm gelingen könnte, zu bewirken,
daß das rechte Centrum später mit ihm auch für den Antrag
Périer auf definitive Errichtung der Republik votiren werde.
— Von unterrichteter Seite wird bestätigt, daß der Mar⸗ schall-Präsident eine Demission des Ministeriums, falls daffelbe eine Niederlage erleiden sollte, nicht annehmen werde.
— Laut dem „XIX. Siecle“ hat der General Lepasset
auf Befehl des Kriegs⸗Ministers eine Compagnie Jäger zu Fuß
nach Luchon gesandt, um die Ausflüge der Carlisten auf das französische Gebiet zu verhindern. Versailles, 6. Juli. Heute fand hier das feierliche
Leichenbegängniß des am letzten Sonnabend verstorbenen Deputirten und früheren Ministers de Goulard statt. Die Zipfel des Leichentuches trugen der Präsident der Nationalver⸗
sammlung, Buffet, Martel, einer der Vize⸗Präsidenten, die Mi⸗
nister de Cissey und de Fourtou, de Franclieu, so wie ein Ge⸗ Der Marschall Mac Mahon hatte sich durch einen seiner Adjutanten, den Obersten de Broye, Die Zahl der der Leiche folgenden Deputirten betrug ungefähr 400, worunter viele Mitglieder der Linken. Einige derselben, wie Barodet, verließen
neralrath seines Departements.
vertreten lassen.
kunf! an der Kirche. Im Leichenzuge selbst befanden sich viele Pariser und Versailler Geistliche, unter anderen der Obere der
Zwei Schwadronen Kürassiere bildeten die militärische Escorte. Der kirchlichen Feier stand der Bischof von Versailles vor. Nachdem dieselbe beendet, wurde die Leiche nach dem Versailler Kirchhofe gebracht.
Der Verstorbene, Mare Thomas Eugene de Goulard, wurde zu Versailles im Jahre 1806 geboren und begann seine politische Laufbahn als Deputirter während der Jahre 1846 bis 1818. Aus den Wahlen vom 8. Februar 1871 ging er als Vertreter des Departements der Oberen-Pyrenäen hervor, nahm als französischer Bevollmächtigter an den Frankfurter Konferen⸗ zen Theil und wurde am 10. November desselben Jahres als Gesandter Frankreichs nach Italien geschickt, wo er Herrn von Choiseul⸗Praslin ersetzte. Aber schon am 6. Februar des fol genden Jahres ward er an die Spitze des Handels⸗Ministeriums berufen und vertauschte dieses Portefeuille am 5. März provi⸗ sorisch, am 23. April definitiv mit dem bisher von Herrn Pouyer⸗ Quertier geleiteten Finanz-Portefeuille. Unter seinen Auspizien vollzog sich die schwierige Budgetdebatte des Jahres 1873 und die großartige Finanzoperation, die dem Staate die Mittel zur Abtragung der Kriegsentschädigung an Deutschland an die Hand gab. Kurz vor dem Rücktritte des Hetrn Thiers hatte Herr de Goulard sein Portefeuille niedergelegt und widmete seine fernere Thätigkeit der Fraktionspolitik. Offiziell gehörte er dem rechten Tentrum als Mitglied an. Sein Tod vermehrt die Zahl der leerstehenden Sitze der National versammlung bis auf 13.
— J. 6 G . 6 Ne Nationalversamm⸗ lung bendigte heute die Berathung des Munizipal⸗
wahlgesetz es, und wurde die Bestimmung, wonach ein zwei⸗
jähriges Domizil zur Erlangung des Wahlrechts genügen soll, angenommen; dagegen fand der Artikel, welcher den Familien⸗ välern ein doppeltes Stimmrecht bewilligt, nicht die Zustimmung der Versammlung. Die Annahme des Gesetzes im Ganzen er⸗ folgte darauf mit 462 gegen 234 Stimmen. = Der Deputirte Daguenet legte alsdann den Bericht der Initiativ⸗Kom⸗ mission über den Antrag Larochefoucauld, betref⸗ fend die Wiederstellung der Monarchie, vor. Der Be⸗ richt bezeichnet den Antrag als verfassungswidrig und ver⸗ langt dessen Verwerfung Die von mehreren Deputirten beantragte Verlesung des Berichts wurde von der Versammlung nicht genehmigt, und kann in Folge dessen die Diskussion des Antrages Larochefoucauld nicht mit der Erledigung der. Inler⸗ pellation Brun verbunden werden, wie von vielen Seiten ge⸗ wünscht wurde, um eine Einigung der Linken und der äußersten Rechten zu verhindern. Die Versammlung trat darauf in die Berathung der Frage ein, ob eine Diskussion der Interpel⸗ lation Brun noch heute stattfinden soll. Nachdem die erste Abstimmung zweifelhaft ausgefallen war, wurde beschlossen, die Interpellation auf die morgige Tagesordnung zu setzen. Die gemäßigte Rechte, das rechte Centrum und wahrscheinlich die Bonapartisten werden für die Regierung stimmen. Auch von einem größeren Theile des linken Tentrums wird dies in parla— mentarischen Kreisen angenommen.
Spanien. Madrid, J. Juli. (W. T. B.) Der Ge⸗ sandte beim päpstlichen Stuhle Lorenzana wird morgen nach Rom abreisen. — Zabalag hat eine Verstärkung von 14 Balaillonen Kerntruppen erhalten. Man erwartet demnächst einen neuen Zusammenstoß.
Rom, 2. Juli. (It. N.) Gestern hat die zur Liguidation der römischen Llostergüter ernannte Rommission das Kloster der Minori Riformati in Fiumicino und das der Trinitarier del Riscatto in Santa Maria hinter dem Vatican in Besitz genommen und gleichzeitig die Obern der religiösen Häuser, welche sich mit dem Jugendunterricht be⸗ schäftigen, ersucht, ihr baldimõglichst die nöthigen Dokumente vor⸗ zulegen, um sie rechtzeitig prüfen zu können, ob sie die genügende Befähigung besitzen, den Unterricht fortzusetzen
= Der Senator Borsani hat seinen Bericht über den neuen Strafgesetzentwurf beinahe fertig, und die Mit · glieder der Centralkommission werden Ende dieses Monats zu⸗
Italien.
fammentreten, denselben anzuhören. Dem Beschluß der Mehr⸗
Fox Maule Ramsay, Graf von Dalhousie, vormaliger Kriegs⸗Minister unter Palmerston,
den Zug bei der An⸗
heit der Kommission entsprechend, wird Hr. Borsani vorschlagen, daß die Todesftrafe prinzipiell aufgehoben, in praxi aber in den Provinzen, wo sie bisher noch gesetzlich besteht, für gewisse Ver⸗ brechen beibehalten wird. Die Bagnos will die Kommission auf⸗ heben und nur noch so lange beibehalten wissen, bis sie durch die Strafe der Deportation nach fernen Inseln ersetzt werden. Der Artikel 15 des Gesetzentwurfs, welcher die Deportation als Supplementärstrafe betrachtet, deren Anwendung dem Ermessen der Richter überlassen bleibt, ist von der Kommission abgelehnt worden. Dagegen hat dieselbe beschlossen, die Deportation prin⸗ zipiell als Strafe zu adoptiren und die Regierung zu ersuchen, die zu ihrer Einführung nöthigen Vorkehrungen zu treffen.
— In Forli haben am 29. v. M. Unordnungen stattge⸗ funden. Das Volk, namentlich waren die Frauen stark vertreten, erbrach und plünderte mehrere Kornmagazine und
einer der Aufrührer wurde von einem Polizisten durch einen Pistolenschuß verwundet. Ein Kornhändler mußte sich von der Straße in ein Haus flüchten und wurde vom Volke unter To⸗ desdrohungen darin belagert, bis er von Carabinieri erlöst wurde. Die letzteren haben zahlreiche Verhaftungen vorgenom⸗ men. — In Florenz haben die Cigarrenmacherinnen die Arbeit eingestellt.
— 4. Juli. Der Minister⸗Präsident Minghetti ist am Mitt⸗ woch von Tegernsee kommend in Bologna eingetroffen und hat am folgenden Tage seine Reise bis Florenz fortgesetzt, wo er einige Tage verweilen wird, um sich mit einigen höhern Beamten des Finanz⸗Ministeriums zu besprechen.
— Die „Gazetta“ ven Messina macht bekannt, daß die Regierung jedem, welcher ihr zur Verhaftung eines der berüch⸗ tigten Banditen Leone, Pasquale, Rocca. Rinaldi und Capraro verhilft, ohne Unterschied der Zeit und Personen 25. 009 Franken auszahlen läßt. Der Minister des Innern hat befohlen, der betreffenden Publikation die größtmögliche Verbreitung zu geben und sie auf allen öffentlichen Plätzen Siciliens anschlagen zu lassen.
Türkei. Konstantinopel, 4. Juli. (T. N.) Der dritte Sohn des Sultans ist, acht Jahre alt, mit dem Rang eines Kapitän⸗Lieutenants in die Kriegsmarine eingetreten.
— Die Stadt Tenedos ist fast gänzlich niedergebrannt.
— Im Ministerium des öffentlichen Unterrichts ist eine Kommission zur Berathung und Berichterstattung über Reformen des Elementarschulwesens zusammengetreten. Dieselbe besteht aus dem Mustephar (General⸗Direktor) des Mi⸗ nisteriums Salih Effendi, dem Vize⸗Präsidenten des Rathes Selim Effendi, den Räthen Aristokles und Fardih Effendi, dem Professor Djeoded Effendi und dem Museums⸗Direktor Dr. Dethier.
— 8. Juli. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hat der Sultan in der vergangenen Woche den Khedive durch ein sehr verbindliches Schreiben dringend ersucht, im Laufe des Som⸗
mers in Konstantinopel einen Besuch abzustatten.
Rußland und Polen. St. Vetersburg, 5. Juli. Der Großfürst Konstantin Nikolajewitsch ist am 2. Juli von feiner ausländischen Reise nach St. Petersburg zurück⸗ gekehrt.
— Aus Krassnoje-Sselo wird dem Russ. Inv. ge⸗ fchrieben, daß durch Tagesbefehl Sr. Kaiserlichen Hoheit des Höchstkommandirenden der Garde und der Truppen des St. Petersburger Militärbezirks eine Frage ihre Lösung gefunden hat, die in militärischen Kreisen stets viel debattirt wurde. Es handelt sich um das Schanzzeug, das einzelne Infanteristen bei Uebungen und Märschen stets mit sich zu tragen hatten. Seine Kaiserliche Hoheit har nunmehr bestimmt, daß diese Gerãth⸗ schaften zur Mitführung dem Train zu übergeben sind. — Wie die „Petersb. Gaseta“ meldet, werden zu den Manövern in Krassnoje-Sselo 10 preußische und 4 österreichische Offiziere erwartet.
— Im Ministerium des Innern soll nach der. M. 3. der Plan ventilirt werden, als Vorbedingung zum Eintritt in den semeindewahldienst die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben, aufzustellen. — Ebendaselbst ist man auch zur Bear⸗ beitung eines Projekts über ein Normalstatut für alle existiren⸗ den und noch zu eröff nenden Klubs geschritten, welche hinfort alle die Bezeichnung „DOffentliche Versammlung“ führen sollen. — Auch wird eine besondere Kommission in verschiedene Theile des Gouvernements St. Petersburg abkommandirt werden, um die Ursachen ausfindig zu machen, warum sich in diesem Gou⸗ vernement so viele Abgabenrückstände aufhäufen. .
— Wie die „Börse“ meldet, hat das Minister⸗Comiteè in seiner Sitzung vom 18. Juni das vom Minister der Kommuni⸗ kationen vorgestellte Projekt verworfen, wonach das ganze Netz aller projektirten Eifenbahnen für Rechnung des Staates gebaut werden sollte. — Nach Mittheilungen desselben Blattes sind 22 Wegebau⸗ Ingenieure von hier auf die Strecke der zu erbauen⸗ den Uralbahn abgereist, um die abgesteckte Linie zu verifi⸗ ziren und den Plan für Ausführung der Arbeiten zu entwerfen. — Die „M. 3. hat gehört, daß das Ministerium der Kom⸗ munskationen Terrainuntersuchungen zu einer B ahn von Kutno, einer Station der Warschau⸗Bromberger Bahn, über Slupze nach Posen angeordnet habe.
Dänemark. Kopenhagen, 3. Juli. Prinz Alexan⸗ der der Niederlande unternahm heute in Begleitung des Königs einen Ausflug nach Schloß Frederiksborg, wo dejeunirt wurde. ⸗ .
— Unterm 22. Juni ist der Kronprinz Os ear Gu st a v Adolf von Schweden⸗ Norwegen, Herzog von Wermeland, zum Ritter des Slephanten-Srdens ernannt worden.
= Unterm 25. Juni ist ein besonderes Königliches Kon⸗ sulat für die Lewards⸗Inseln errichtet worden mit Sitz in Antigua, und ist der bisherige dãnische Vize⸗Konsul in An⸗ tigua F. Melchertson zum Königlichen Konsul daselbst ernannt worden.
Die Feier des 4 Juli, des Jahrestages hat mit dem Bau des Ge⸗ bäudes für die Jubiläums⸗-Ausstellung in Fairmountyark, Philadelphia, begonnen. Die große Brücke über den Missisippi in St. Louis, die neun Millionen Dollars kostet, wurde eben⸗ falls mit einer imposanten Feier eröffnet. Der Bau der Brücke nahm 5. Jahre in Anspruch. . .
— Dem „National⸗Crop⸗Reporter“ von Indianopolis zu⸗ folge beträgt der Flächenraum des mit Baumwolle bestellten Bodens 1516, pCt. weniger als der von 1873 und die Be⸗ schaffenheit der ien ist 12 pCt. unter dem Durchschnitt, bessert aber rasch.
ö. . Juli. (W. T. B) Zum Schutze der Ansiedler in den Grenzgebieten sind Truppen abgeschickt worden,
Amerita. eier d der amerikanischen Unabhängigkeit,