1874 / 168 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Jul 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Präjudizien⸗Buch in drei gleichlautenden, zum Gebrauche der drei Senate bestimmten Exemplaren geführt. Das Reichs⸗ Oberhandelsgericht wird außer den Sonntagen und den in der Stadt Leipzig bestehenden Feiertagen (Neusahrstag, 6. Januar Fest der Erscheinung Christi, 25. März Mariä Verkündigung, Charfreitag, Ostermontag, Himmelfahrtstag, Pfingstmontag, 31. Oktober Reformationsfest, 25. und 26. Dezember Weihnachts⸗ feiertage, die beiden Bußtage: Freitag vor Okuli und Freitag vor dem letzten Sonntage nach Trinitatis) vom 1. Juli bis 1. September Ferien haben. Während der Sommerferien müssen sieben Mitglieder des Gerichtshofes zur Erledigung der Ge⸗ schäfte, welche nach den Landesgesetzen auch während der Ferien zu erledigen sind, am Sitze des Gerichts oder in einer solchen Nähe desselben sich aufhalten, daß sie auf erfolgte Einberufung binnen 48 Stunden zu einer Sitzung erscheinen können. Inso⸗ weit die Feriensachen in den Landesgesetzen nicht bezeichnet sind, gelten als Feriensachen diejenigen, welche für die Sachen aus dem Gebiete des preußischen Rechts bei dem Königlich preußi⸗ schen Ober⸗Tribunal zu den Feriensachen den bestehenden Vor⸗ schriften gemäß gehören. Die zur Erledigung der Feriensachen berufenen Mitglieder bilden unter dem Vorsitz des Präsidenten, eines Vize⸗Präsidenten oder des ältesten Raths den Feriensenat. Die in das Präjudizien⸗Buch des Feriensenats eingetragenen Präjudizien werden in die Präjudizien⸗Bücher der ständigen Se⸗ nate als Präjudizien des Feriensenats abschriftlich übertragen. Angelegenheiten, welche vor das Plenum gehören, mit Aus⸗ nahme der oben unter Nr. 1 und 6 bezeichneten, dürfen durch den Feriensenat nicht erledigt werden. Außer den Sommer⸗ ferien darf der Präsident nicht über acht Tage, ein anderes Mitglied des Gerichtshofes nicht über 24 Stunden sich vom Sitze des Gerichts ohne Erlaubniß entfernen.

Aus Kissing en, 18. Juli, meldet, W. T. B.“: „Das heute über das Befinden des Reichskanzlers Fürsten Bismarck aus⸗ gegebene Bulletin lautet: Das Allgemeinbefinden ist durch eine besser verbrachte Nacht gekräftigt, von der Anschwellung des Ge⸗ lenkes ist nur noch ein unbedeutender Rest vorhanden, die Hei⸗ lung der Wunde schreitet in befriedigender Weise fort. Gestern wurde wieder ein Soolbad genommen unter Anwendung eines impermeablen Schutzverbandes der Wunden. Dr. Dieruff sen.

Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, ist aus Wiesbaden hier eingetroffen und hat heute Vormittag dem Fürsten

Reichskanzler seinen Besuch abgestattet. Die bis gestern ein⸗

getroffenen Glückwunsch⸗Telegramme betragen nahezu tausend.“

19. Juli. Fürst von Bismarck hat gestern einen weiteren Ausflug nach dem Klaushof unternommen. Heute Vormittag wohnte derselbe mit den Gliedern seiner Familie dem Gottesdienste in der protestantischen Kirche bei.

Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, ist gestern Abend von hier wieder abgereist.

20. Juli. Die Prinzen Karl und Max Emanuel, Herzöge in Bayern, sind im Laufe des gestrigen Nachmit⸗ tags hier eingetroffen.

Mit der Führung der Untersuchung gegen Kullmann, welche von dem Appellationsgerichte in Bamberg dem Bezirks⸗ gerichte in Schweinfurt überwiesen wurde, ist der Bezirksgerichts⸗ Rath Stroeßenreuther in Schweinfurt betraut worden.

Von den weiter vorliegenden zahlreichen Kundgebungen der Theilnahme für den Reichskanzler Fürsten von Bismarck heben wir noch die folgenden hervor:

Se. Majestät der Kaiser von Rußland hat dem deutschen Botschafter das lebhafteste Bedauern über die verbreche⸗ rische Handlung ausgedrückt und sich eingehend nach dem Be⸗ finden des Reichskanzlers erkundigt.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen hat dem Fürsten von Bismarck wegen der glücklichen Rettung aus drohender Lebensgefahr telegraphisch seinen Glückwunsch übermittelt.

Der Rektor und Senat der Universität zu Breslau haben unterm 16. d. folgenden telegraphischen Glückwunsch nach Kissingen abgesandt:

In allen Gauen unseres Vaterlandes zitterten Tausende treuer Herzen bei der erschütternden Nachricht von der Gefahr, in welcher das Leben Ew. Durchlaucht geschwebt, sti gen aber eben so viele heiße Dankgebete gen Himmel für die glückliche Rettung des großen Staats— mannes, in welchem das deutsche Volk den unerschrockenen Banner träger seiner nationalen Unabhängigkeit und staatlichen Freiheit liebt und bewundert. Deutschland kann bei den hochgehenden Wogen der Gegenwart seines kühnen Steuermannes nicht entbehren. Darum steht Ihr theneres Leben in Gottes Hand, welcher es auch fernerhin Hen wird gegen die Mächte der Finsterniß und den verbrecherischen Wahn⸗ sinn eines verblendeten Fanatismus. In diesen Gefühlen senden auch wir unsere ehrerbietigsten Glückwünsche aus Deutschlands östlicher Grenzmarke an die Heilquellen Kissingens, welche Ew. Durchlaucht volle Genesung und neue Kraft zur Hinausführung Ihres großen Werkes bringen mögen!

Rektor und Senat der Universität Breslau. Dr. H. Schul ze.“

Die Kommunalbehörden von Stettin, Bromberg, Jauer, Reichenbach i. Schl., . Wittenberg, Deutz, Stuttgart und Offenburg haben dem Reichskanzler Glückwunsch⸗Telegramme resp. Adressen übersandt. Das Gleiche ist geschehen Seitens der Bürgerschaft resp. von größeren Ver⸗ einen in Bromberg, Glatz, Kieferstädtl (Kr. Gleiwitz), Ziegenhals, Langenbielau, Kattowitz, Freiburg (eine zweite Adresse), Rothenburg, Landeck, Harzburg⸗ Mülheim a. Rh., Stadtsulza.

Der Königlich italienische Präfekt der Provinz Vene⸗ dig hat dem deutschen Konful in Venedig in seinem eigenen Namen und zugleich im Namen der von ihm präsidirten Pro⸗ vinzial⸗Vertretung den herzlichsten Glückwunsch zu dem Mißlin⸗ gen des Attentats auf den Fürsten Bismarck dargebracht.

Nach §5§. 59 ff. der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 (G. S. S. 66) haben die Amts vorsteher innerhalb ihrer Amtsbezirke neben ihren sonstigen Obliegenheiten die nach §. 47 J. c. im Namen des Königs auszuübende Polizei zu ver⸗ walten und sind daher in dieser Beziehung als öffentliche, mit den Funktionen von Staatsdienern betraute Beamte zu erachten. Für die zur Ausübung ihrer Amtsobliegenheiten vorzunehmende Dienstreisen erhalten sie eine Reisekosten⸗Entschädigung nicht, haben vielmehr nach §. 69 J. . nur Anspruch auf eine vom Kreisausschuß festzusetzende Amtsunkosten⸗Entschädigung. Unter diesen Umständen hat der Finanz⸗Minister ihnen für die inner⸗ halb ihrer Amtsbezirke zu unternehmenden Dienstreisen Chaussee, geld freiheit gewährt und die Provinzial⸗Steuerdirektoren zur Ertheilung von Chausseegeld⸗Freikarten an die Amtsvorsteher für die h ihrer Amtsbezirke vorzunehmenden Dienstreisen er⸗ mãchtigt.

Der General⸗Major und Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗ spektion von Kameke hat sich auf Dienstreisen begeben.

17. Juli.

Der General⸗Major und Commandeur der 3. Garde⸗ Kavallerie⸗Brigade Frhr. von Los hat sich mit Urlaub nach Trachenberg begeben, desgleichen der General⸗Major und Com⸗ mandeur der Garde ⸗Feldartillerie⸗Brigade von Dresky nach Kissingen.

S. M. Panzerfregatte König Wilhelm“ ist nach Beendigung ihrer Probefahrt am 17. d. M. nach Wilhelmshaven zurückgekehrt.

Bayern. München, 18. Juli. Fürst Carl von Ru⸗ mänien ist heute früh mit großem Gefolge hier ungekommen, und nach am Bahnhof eingenommenen Frühstück weitergereist. Prinz Miguel von Braganza ist heute Morgen aus Italien hier eingetroffen und nach kurzem Aufenthalt nach Possenhofen gereist, um seine Schwester Maria Josepha, Ge⸗ mahlin des Herzogs Carl Theodor, zu besuchen.

Der Beschluß der Kammer der Abgeordneten in Betreff einer Erwerbung der bayerischen Ostbahnen konnte, da derselbe nur als motivirte Tagesordnung erscheint, der Kammer der Reichsräthe nicht mitgetheilt, und sonach ein Gesammtbeschluß beider Kammern nicht erzielt werden; dessen ungeachtet aber wird, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, die Staatsregierung, dem in Rede stehenden Kammerbeschlusse entsprechend, in nächster Zeit ö. dem Verwaltungsrath der Ostbahnen in Unterhandlung reten.

Das neue Finanzgesetz ist bereits der Allerhöchsten Stelle zur Sanktion unterbreitet worden. Auf Antrag der be⸗ treffenden Ministerien ist, dem „Corr. v. u. f. D.“ zufolge, die Auszahlung der provisorischen Theuerungszulagen an die Be⸗ amten pro Monat Juli d. J. schon erfolgt. .

Die Königliche Akademie der Wissenschaften wird zur Vorfeier des Geburts⸗ und Namensfestes Sr. Majestät des Königs am nächsten Sonnabend, den 25. d. M., eine feierliche Sitzung abhalten.

Schweinfurt, 19. Juli. (W. T. B.) Die Entlassung des Priesters Hauthaler aus der Haft hat dem Vernehmen nach stattgefunden auf Grund der günstigen Zeugnisse, welche von seinen geistlichen Oberen, von Mitgliedern seiner Gemeinde, von seiner Haushälterin durch die requirirten österreichischen Behörden erbracht sind. Daß Hauthaler mit Kullmann kurz vor dem Attentat gesprochen hat, ist in der gerichtlichen ö durch beeidigtes Zeugniß von Augenzeugen fest⸗ gestellt.

Sachsen. Dresden, 18. Juli. Nach sicherem Ver⸗ nehmen des Dr. J.“ ist die Finanzdeputation der Ersten Kammer in der Berathung des Ginkommensteuergesetzes so weit vorgeschritten, daß gestern die erste Lesung beendet und der Referent mit Anfertigung des Berichtes beauftragt wurde, worauf sofort die zweite Lesung beginnen soll. Wie verlautet, hofft die Deputation ihre Arbeiten mit Ende dieses Monats ganz beenden zu können.

Württemberg. Friedrichshafen, 16. Juli. Die Prinzessin Friedrich und Prinz Wilhelm von Würt⸗ temberg, sowie die Landgräfin von Hessen-⸗Philipps⸗ thal, geb. . von Württemberg, sind heute zum Besuche der Königlichen Familie hier eingetroffen und nach eingenomme⸗ nem Diner wieder abgereist.

Baden. Karlsruhe, 18. Juli. Das Gesetzes⸗ und Ver⸗ ordnungs⸗Blatt Nr. 30 vom 16. d. M. enthält die drei Gesetze vom

29. Juni: 1) die Pensionsverhältnisse der ehemaligen badischen Mi⸗

litärpersonen und ihrer Hinterbliebenen betreffend; 2) die Pensions⸗ verhältnisse der ehemaligen badischen Post⸗ und Telegraphen⸗ bediensteten und ihrer Hinterbliebenen betreffend; 3) den Bau einer Eisenbahn von Appenweier nach Oppenau betreffend.

HSessen. Darmstadt, 18. Juli. Am 11. d. M., Nach⸗ mittags, war auf Schloß Heiligenberg die Taufe der jüng⸗ sten Tochter des Prinzen und der Prinzessin Lud⸗ wig. Die Prinzessin erhielt die Namen Maria, Victoria, Feo⸗ dore, Leopoldine von den Allerhöchsten Pathen, der Königin Vic⸗ toria von Großbritannien und Irland, der Herzogin Maria von Edinburgh, dem Großherzog von Baden, dem Prinzen und der Prinzessin von Piemont, der Gräfin von Flandern und dem Prinzen Leopold von Großbritannien und Irland. Die Kaiserin von Rußland, der Herzog und die Herzogin von Edinburgh, so wie der Großherzog und alle Glieder des Großherzoglichen Hauses wohnten der feierlichen Taufe bei. Hofprediger Bender i die Taufe, während Pfarrer Zimmermann von Jugenheim assistirte.

Der Bericht des ersten Ausschusses der Ersten Kammer über das Nachtragsbudget, erstattet von dem Freiherrn Schenck zu Schweinsberg, ist nunmehr im Druck er⸗ schienen. Derselbe beantragt, den Beschlüssen der Zweiten Kam⸗ mer, insbesondere auch den bewilligten Besoldungserhöhungen von einem Sechstel im Einzelnen beizutreten. Die Be⸗ willigung der Regierungsanforderung für die Schulinspektoren soll nach dem Antrage des Ausschusses an die Voraussetzung geknüpft werden, daß die Regierung bedacht sein wolle, zu unter⸗ suchen, ob nicht eine geringere Zahl von Schulinspektoren durch Bestellung eines Schulinspektors für mehrere Kreise anzustellen und darum für die laufende Finanzperiode möglichst die Anstellung von 18 Inspektoren zu vermeiden sei Dem Antrage des Herrn Wernher: „diese Erhöhung über die Besoldungsbeträge von 1872 vorerst nur als Theuerungszulage für die laufende Periode zu gewähren, und kommenden Ständeversammlungen das Recht vorzubehalten, bei veränderten Verhältnissen der Staatsfinanzen und der Preise des Lebensbedarfs, Reduktionen der dekretirten Besoldungen auf die Beträge des Jahres 1872 vorzunehmen, jedoch ohne alle rück⸗ wirkende Kraft“, ist die Majorität des Ausschusses nicht beige⸗ treten. Einem Antrag des Grafen zu Solms⸗Laubach, Erlaucht, die Erhöhung der Besoldungen zu bewilligen, jedoch unter Wahrung des Rechts, bei der demnächstigen Vorlage des Pen⸗ sionsgesetzes innerhalb der durch diese Erhöhung bewirkten Ver⸗ tmehrung der Pensionsansprüche über dieselben Beschlüsse zu fassen', hat der Ausschuß dagegen seine Zustimmung ertheilt. Die zu den einzelnen Budgetpositionen gestellten speziellen An⸗ räge werden demnächst bei der Berichterstattung über die be⸗ treffende Sitzung der Ersten Kammer Erwähnung finden.

Jugenheim, 16. Juli. Zur Feier des Geburtsfestes des Prinzen Alexander war gestern Familientafel auf Schloß Heiligenberg. Den Abend fand eine Tanzunterhaltung * wozu ein Theil der Hof⸗Gesellschaft von Darmstadt ge⸗ aden war.

Sach sen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, Gestern ist der regierende Herzog Georg mit Ge⸗ mahlin von einer Rundreise durch das Herzogthum in der Sommerresidenz Bad Liebenstein eingetroffen. Auf der Rund⸗ reise sind die hohen Hrerrschaften überall festlich empfangen wor⸗

den. Am Tage der Ankunft begann das Herzogliche Theater in Liebenstein seine Vorstellungen. .

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 18. Juli. Das „H. A. Amts⸗ u. N. Bl.“ veröffentlicht eine Ministerial⸗Ver⸗ ordnung vom 8. d. Mts., nach welcher vom 1. Januar 1875 ab die Reichsmarkrechnung im Herzogthum eingeführt wird.

Anhalt. Dessau, 18. Juli. Dalekar lien, geb. Herzogin zu Sachsen, ist am Morgen des 15. Juli eingetroffen und von dem reglerenden Herzoge und der Herzogin am Dessauer Hofe begrüßt worden.

In Wörlitz wurde heute der Geburtstag des Erb⸗ prinzen festlich begangen.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 18. Juli. (W. 35 In der heute stattgefundenen 12. Sitzung der internationalen

Sanitätskonferenz wurden die ersten zwei Paragraphen des

Reglements für die Ueberwachung des Seeverkehrs behufs Ver⸗ hütung der Verbreitung der Cholera nach längerer Debatte in folgender, nach den gestern aufgestellten Grundsätzen über die See⸗Quarantaine modifizirten Fassung angenommen:

„§. 1. In jedem Seehafen, in welchem nicht, wie in denen des othen und kaspischen Meeres, See⸗Quarantaine⸗ARnstalten errichtet werden, wird eine Sanitätsbehörde gebildet, welche aus ärztlichen und Verwaltungsbeamten und einem dienenden Personale besteht. Die Zahl der den einzelnen Kategorien angehörenden Beamten in den ein⸗ zelnen Häfen richtet sich nach der Frequenz des Seeverkehrs in den⸗ selben, jedoch muß sie unter allen Umstaͤnden ausreichend sein, um eine schleunige Expedition der Schiffe und des Schiffspersonals wie der bassagiere zu ermöglichen. Der Chef dieser Behörde ist durch amt⸗ iche Mittheilungen stets im Laufenden sämmtlicher von Cholera infi— zirten Häfen zu halten, welche durch den Seeverkehr mit dem betref— fenden Hafen in Verbindung treten können.

§. 2. Jedes aus einem unverdächtigen Hafen einlaufende Schiff, welches nach der an Eidesstatt abgegebenen Erklärung des Schi ffs— führers während der Fahrt weder einen infizirten Zwischenhafen an⸗ gelaufen, noch mit einem infizirten Fahrzeuge direkt kommunizirt hat und auf dem während der Fahrt keine irgendwie verdächtigen oder ausgesprochenen Erkrankungen an Cholera oder Todesfälle durch diese Krankheit vorgekommen sind, hat freie Praktik.“

Die Fortsetzung der Debatte über den 15 Paragraphe zäh⸗ . Reglementsentwurf erfolgt in der nächsten Montags—⸗ itzung.

Eger, 18. Juli. Der Fürst und die Fürstin von Rumänien sind heute um 1 Uhr Nachmittags in Franzensbad zum Kurgebrauche eingetroffen. .

Pest, 17. Juli. Im Abgeordnetenhause wurde die Konzessionsurkunde der Temesvar⸗Orsovaer Eisenbahn nach längerer Debatte über den Beschlußantrag, betceffend die Diffe⸗ rentialtarife, unverändert angenommen. Bei §. 21, betreffend den Eröffnungstermin, entspann sich eine lebhafte Debatte. Es wurde schließlich der vom Centralausschusse vorgeschlagene Abänderungs⸗ antrag angenommen, wonach die Strecke Karansebes⸗Orsova nicht früher als drei Monate vor dem festgesetzten Termin dem Ver⸗ kehre übergeben werden könne. Hierauf wurde über die Raab⸗ Ebenfurter Konzessionsurkunde verhandelt. Der Entwurf wurde mit der von Zichy beantragten Modifikation genehmigt, daß auf den Titres ausdrücklich vermerkt werde, daß der Staat für diese Bahn keine Garantie leiste. Der Entwurf betreffs der Waag⸗ thalbahn wurde unverändert angenommen.

18. Juli. Heute nahm das Abgeordnetenhaus nach Erledigung der Petitionen die Eisenbahnvorlagen in dritter Lesung an, erledigte den Gesetzentwurf über einen Nachtragskredit für die Einführung des Metermaßes und setzte hierauf die De⸗ batte über die Wahlgesetzorlage bis §. 5 fort. Die Debatte wird Montags fortgesetzt. .

Im Oberhause wurden die Eisenbahnvorlagen über⸗ bracht; dieselben werden Donnerstag zur Verhandlung gelangen.

Dem „Hon“ zufolge empsing Fürst Karl von Ru⸗ mänien gestern den Minister⸗Präsidenten und gab ihm die Versicherung, daß er Alles aufbieten werde, damit der Ausbau der Linie Kronstadt⸗Plojest noch früher als der Orsovaer An⸗ schluß erfolge. .

Niederlande. Haag, 19. Juli. (W. T. B.) Zum Vertreter der Niederlande auf dem internationalen Kongresse in

Brüssel über das Kriegsvölkerrecht ist General⸗Major van den Schriek ernannt worden.

Großbritannien und Irland. London, 18. Juli. (W. * B.) Der Herzog von Edinburgh ist nach Darmstadt abgereist.

Frankreich. Paris, 17. Juli. Das „Journal offi⸗ ciel“ veröffentlicht folgenden vom Präsidenten gut geheißenen Bericht über die Gesetz gebung, betreffend die festen Plätze: ;

Versailles, J. Juli. Herr Präsident! Obgleich die Gesetzgebung über die festen Plätze zu verschiedenen Zeiten einige leichte Abän⸗ derungen erfuhr, so beruht dieselbe in ihrer Gesammtheit doch noch immer auf den vom Gesetz vom 10. Juli 1791 hergestellten Grund⸗ lagen. Die seitdem in der Macht und Schnelligkeit der Transport- mittel, in der Richtigkeit des Zickens und der Tragweite der Feuer⸗ waffen verwirklichten Fortschritte haben in der Befestigungskunst, in der Art und Weise der Angriffe und der Vertheidigung der Plätze solche Veränderungen herbeigeführt, daß man mit Grund als der gegenwärtigen Lage nicht mehr entsprechend die Regeln betrachten kann, die von den Kriegen vom Ende des letzten Jahrhunderts her⸗ rühren, und auf den Entfernungen, in welchen die Artillerie⸗ Wurfgeschosse damals eine genügende Wirkung ausüben konnten, und auf der Zeit basirt waren, welche man gebrauchte, um vor einem Platz das zu einer Belagerung noth— wendige Kriegsgeräth zusammen zu bringen. Ich glaube da⸗ her, daß es nützlich sein könnte, die Entfernungen zu vermehren, auf welche sich zu jeder Zeit die Ueberwachung der Militärbehörde aus—⸗ dehnen muß, in so fern es die der Vertheidigung schädlichen Arbeiten vor gewissen, den ersten Angriffen des Feindes ausgesetzten Vo werken betrifft. Dagegen wäre es vielleicht möglich, einige der früheren Ver⸗ bote wegen gewisser Umwallungen der Städte, welche durch eine Reihe von entfernt liegenden Forts geschützt sind, wenig absolut zu machen.

Andererseits haben die in der Nationalversammlung stattgehäbten De⸗

batten, die zahlreichen Streitsachen, welche vor die Tribunale betreffs des dem Privateigenthum während des letzten Krieges zugefügten Schadens gebracht wurden, gewisse Widersprüche zwischen den verschie⸗ denen Texten hervorgerufen, welche auf die Sache ihre Anwendung finden. Es scheint mir, daß es gut wäre, diese Anomalie vermittelst besser geordneter gesetzlicher Bestimmungen zu beseitigen, die, indem sie die dem Eigenthümer geschuldeten Garantien aufrechterhalten, die Thatumstände bestimmen, in welchen der Staat aufhört, auf absolute Weise für die , . der Kriegführenden verant⸗ wortlich zu sein, und die Gerichte, deshalb sich enthalten müssen, einzutreten, um dem Staatgschatz die Lasten aufzulegen, welche er zu ertragen vielleicht nicht im Stande ist. Die Gründe, die weiter aus⸗ einanderzusetzen nicht nothwendig ist, bestimmen mich, Ihnen vorzu- schlagen, zur Revision unserer, die festen Plätze betreffenden Gesetz= gebung zu schreiten und die Vorbereitung dieser wichtigen Arbeit, welche der Nationalversammlung unterbreitet werden muß, einer

Die Herzogin von

Kommisston anzuvertrauen. welche außer den Militärs der verschie—⸗ denen Waffengaltungen Mitglieder des Staatsraths und des Kassa⸗ tionshofeg Und Rechtsgelehrte in sich begreift. Hier diese Zusammen— setzung: Division“ General Baron de Ehabaud Latour, ehemaliger 3 des Comités der Festungswerke, Vize⸗Präsident der National- ersammlung, Präsident; Bertauld, Rechtsgelehrter, Repräsentant in der Nationalversammlung; Vicomte de Martroy, Staatsrath; Tourret, Oberst Lieutenant vom Genie, Staatsrath; Mercier, Rath pom Kassationshof u. J w. Wenn Sie die Anträge annehmen wollen, so 6. ich die Ehre, Sie zu bitten, diesem Bericht Ihre Billigung zu geben. ; Der Vize ⸗Präsident des Ministerrathes, Kriegs ⸗Mini ster . General de Cissen. Ueber die Ministerkrisis liegen folgende Telegramme

des W. T. B. vor:

Paris, 18. Juli. Die Gerüchte über eine Ministerkrisis erhalten sich; es verlautet selbst, daß sämmtliche Minister ihr Entlassungsgesuch eingereicht hätten; zugleich wird versichert, der ehemalige Vize⸗Präsident des Ministerkonfeils, Herzog v. Broglie, sei mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt worden. Derselbe soll jedoch diesen Auftrag bereits abgelehnt haben, und würde in Folge dessen der Herzog v. Decazes mit demselben be⸗ traut werden. Der Deputirte für Charente, Matthieu Bodet, soll zum Finanz⸗Minister ernannt worden sein. In parlamenta⸗ rischen Kreisen glaubt man, es würde in der Nation alversamm— lung der Antrag gestellt werden, die Diskussion über die konsti⸗ tutionellen Vorlagen bis zur Wintersession zu vertagen.

Wie das Journal „Soir“ erfährt, hätte der Herzog v. Broglie den Auftrag, ein neues Kabinet zu bilden, abgelehnt, und wür⸗ den gegenwärtig die Verhandlungen, bezüglich der Neubildung des Kabinets, durch den Herzog von Decazes geleitet. Man glaubt, das „Journal officiel! werde morgen die Ernennung der neuen Minister veröffentlichen. Das neue Kabinet würde alsdann verlangen, daß die Diskussion des Antrags Perier und der konstitutionellen Gesetze auf unbestimmte Zeit vertagt werde.

19. Juli. Die Versuche des Herzogs v. Broglie, ein neues Ministerium zu bilden, sind an der beharrlichen Weigerung der äußersten Rechten gescheitert, irgendwie zur Organisation der Gewalten des Marschall⸗Präsidenten die Hand zu bieten. Dem Herzog von Decazes ist die Konstituirung eines neuen Kabinets bis jetzt ebenfalls noch nicht gelungen, derselbe ist aber fortgesetzt bemüht, die Kabinetskrisis zum Abschluß zu bringen.

20. Juli. Das „Journal officiel! meldet, daß der Minister des Innern, Fourtou, seine Demission gegeben hat und daß dieselbe vom Präsidenten der Republik angenom⸗ men worden ist. Mit der interimistischen Verwaltung des Ministeriums des Innern ist der Vize⸗Präsident des Mi⸗ nister⸗Konseils und Kriegs⸗Minister de ECissey beauftragt worden.

Versailles, 18. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde der Antrag Wolowski, welcher dahin geht, die Amortisationsquote bei der Bank von Frankreich von 200 auf 150 Millionen Fres. herab⸗ zumindern, mit 338 gegen 325 Stimmen angenommen. Für einen Antrag des Deputirten Cottin, jede Disposition, welche die siebenjährige Dauer der Regierungsgewalt des Marschall⸗Präsi⸗ denten in Frage stellt, von den Berathungen der konstitutionellen Kommission auszuschließen, wurde die Dringlichkeit abgelehnt. Auf der Tagesordnung für nächsten Montag steht der Antrag Casimir Periers.

Am Sonnabend hat in Vaueluse die fünfte Sä⸗ kularfeier des Todestages Petrarea's stattgefunden. Bei derselben hielt der italienische Gesandte Nigra eine längere Rede, in welcher er, wie ein Telegramm des „W. T. B.“ meldet, hervorhob, Italien ergreife mit besonderem Eiser die so natür⸗ liche Gelegenheit, um Frankreich die herzlichsten Freundschafts⸗ wünsche zu übersenden. „Dank dem Andenken Petrarea's wohnen wir heute dem schönsten Schauspiele bei, indem wir sehen, wie zwei große Nationen sich vereinigen in demselben Gedanken; zwei Nationen, welche dem⸗ selben Blute entstammen, und welche durch die⸗ selben Traditionen auf dem Gebiete der Kunst und Literatur erzogen sind; zwei Nationen, welche dazu geschaffen sind, sich mit Liebe und Hochachtung zu begegnen, und welche in Zukunft keinen anderen Streit mit einander haben dürfen, als friedliche und fruchtbare Kämpfe auf geistigem Gebiete.“ Nigra schloß seine Rede, indem er im Namen Italiens und des Königs Victor Emanuel den Gefühlen unwandelbarer Dankbar⸗ keit Ausdruck gab für den Antheil, den Frankreich an der natio⸗ nalen Befreiung Italiens genommen habe. ö

Spanien. Madrid, 19. Juli. (W. T. B) Die amt⸗ liche „Gaceta“ publizirt ein Dekret der Regierung, durch welches ganz Spanien in Belagerungszustand erklärt und über das Vermögen derjenigen Personen, welche in einer car⸗ listischen Truppenabtheilung dienen oder überhaupt der Sache des Prätendenten Dienste leisten, der Seguester verhängt wird. Aus den Erträgen dieses mit Beschlag zu belegenden Vermögens soll eine Entschädigung von 100 0900 Pesetas für die Familie jedes von den Earlisten erschossenen höheren Offiziers, eine Entschädigung von 50, 000 Pesetas für die Familien anderer erschossenen Offiziere, eine solche von 25.009 Pesetas für die Familien von erschossenen Soldaten und Freiwilligen aufgebracht werden. Jede Uebertragung von Eigenthum, seitens der Carlisten an Dritte, die nach dem Erlasse dieses Dekretes erfolgt, wird für null und nichtig erklätrt. Ferner werden durch ein weiteres Dekret alle nicht ausdrücklich erlaubten Gesellschaften aufgelöst. Es wird verboten, irgendwelche Nachrichten über den carlsstischen Aufstand und überhaupt andere Nachrichten als die⸗ jenigen zu veröffentlichen, die durch die „Gaceta“ zur öffentlichen Kenntniß gelangen. .

Durch ein anderes Dekret wird die Formation einer außerordentlichen Reserve von 80 Bataillonen verfügt. Dieselbe soll aus 125,090 Mann aus den Altersklassen zwischen dem 22. und 35. Lebensjahre bestehen, und sollen derselben alle diejenigen Mannschaften der gedachten Alters⸗ klaͤssen angehören, die unverheirathet oder verwittwet und kinder⸗ los sind. Die Einstellung ist auf den 23. bis 30. August d. J. festgesetzt. Endlich wird denen, die nach den Bestimmungen des vorlgen Dekretes zum Dienst in der außerordentlichen Reserve verpflichtet sind, nachgelassen, sich davon durch Erlegung einer Summe von 1250 Pesetas loszukaufen.

Nach einem in der „Gaceta“ veröffentlichten Telegramme hatte sich die Stadt Cuenca am 15. Juli c. an die Carlisten ergeben; die gefangen genommene Garnison war nach Chelva transportirt worden. ; (

Der Befehlshaber der Carlisten in Bis eaya hat an⸗ eordnet, sämmtliche der liberalen Partei in der Provinz Ange⸗ Görige gefänglich einzuztehen und von denselben bei einem An⸗

griff der republikanischen Streitkräfte auf die cantabrischen Küsten⸗ städte Repressalien zu nehmen. Der Kommandant soll erklärt haben, daß er für eden Kanonenschuß, der von den Republi⸗

kanern auf eine der Städte abgefeuert würde, einen seiner Ge⸗ fangenen füsiliren lassen werde. .

Die Gerüchte, nach welchen die Königin Isabella die Absicht habe, ihre zu Gunsten des Prinzen von A stuvien vollzogene Abdankung wieder rückgängig zu machen, werden von der Epoca“ als unbegründet erklärt.

Italien. Rom, 12. Juli. Gt. N.) Gestern fanden in Rom die Ersatzwahlen für 13 ausscheidende Gemeinde⸗ rathsmitglieder statt. Von den verschiedenen Kandidaten⸗ listen trug die der Anhänger der Regierung den Sieg davon.

Die Generale Menabrea, Longo, Brignone und Gia⸗ notti, letzterer Chef des Geniecorps des Militärkommandos von Turin, und mehrere andere Artillerie⸗ und Genieoffiziere sind auf dem Mont⸗Cenis mit der Bestimmung der Punkte be⸗ schäftigt, wo die Befestigungs werke zur Sperrung dieses Alpenpasses angebracht werden sollen. Von dort werden sie sich nach der Coldi Tenda begeben und über Savona und Genua zurückkehren.

Der Mailänder „Corriere“ schreibt: Gestern wurden in Privat⸗ und öffentlichen Anstalten über 20 Personen auf⸗ genommen, welche in Folge der außerordentlichen Hitze wahn⸗ sinnig geworden sind.

Die „Gazzetta Calabrese“ berichtet, daß der Bischof von Reggio in Ealabrien das Inter diet über die Gemeinde von Melieucco wegen einer ihm nicht genehmen Pfarrerwahl aus— gesprochen hat.

Griechenland. Athen, 17. Juli. Metyopulos wurde zum Gesandten in Rom, Rangabs zum Gesandten in Berlin und Konduriotis zum Gesandten in Paris ernannt. Der Minister⸗Präsident Bulgaris hat Urlaub genommen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 19. Juli. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht ein neues Gesetz, betreffend die verbotenen Vereine und Associatio nen. Durch dasselbe werden die seither in dieser Beziehung bestandenen strengen und harten Bestimmun⸗ gen aufgehoben und die Vergehen, deren sich Jemand durch die Theilnahme an einem verbotenen Vereine schuldig macht, unter Aufzählung der für die Strafbarkeit erforderlichen Momente genauer als bisher festgestellt.

Dänemark. Kopenhagen, 17. Juli. Einem Tele⸗ gramm der „Hamb. Nachr.“ zufolge ist ein Ministerium für Island errichtet und der Justiz⸗-Minister Klein zum Minister für Island ernannt worden.

Aus der so eben veröffentlichten Einkommensteuer—⸗ liste über die Einwohner Kopenhagens sind Folgende zu nennen, deren jährliche Einkünfte sich auf über 200,000 Kronen belaufen: 500,900 Kronen Graf Frijs-Frijsenborg; 400,000 Kr. Kaufmann Etatsrath Broberg, Kaufmann Etatsrath Suhr, Bankdirektor Etatsrath Tietgen; 300,000 Kr. Graf F. Moltke, Graf F. Ahlefeldt⸗Laurvigen, Graf C. A. Lerche; 250 000 Kr. Kaufmann S. Hagemann; 240 000 Kr. Graf Bille⸗Brahe; 200, 000 Kr. Kaufmann J. Jensen, Baron Rosenörn⸗Lehn.

Amerika. (A. A. C) Aus New⸗Jork wird unterm 16. d. per Kabel gemeldet: Das Küstenende des neuen Kabels ist in der Bucht von Rye (New Hampsphire) erfolgreich gelandet worden. Die Verbindung mit dem Dampfer „Faraday“ wurde am 15. d. 6 Uhr Morgens hergestellt. Der Julibericht des Agrikultur⸗Departements zeigt, daß der Stand der Baum⸗ wollsaaten 8 bis 13 Prozent günstiger, als der im Juni, und im Allgemeinen auch besser, als der der Saaten im Juli 1873 ist.

Der Staatssekretär Fissy hat dem jetzigen Vereinigten Staaten⸗Gesandten in Spanien, Caleb Cushing, die Weisung zugehen lassen, in der Virginius⸗Angelegenheit die entsprechenden Entschädigungsforderungen an die spanische Regierung zu stellen und zu betreiben.

Afrika. (A. A. C.) Ueber die Unruhen in Marokko melden Briefe aus Tanger, daß der Sultan nach dieser Stadt von Fez 100 Soldaten unter Führung eines Offiziers abgesandt hatte, der den Insurgentenstämmen einen Brief überbrachte, worin sie nach einem Protest gegen ihr Verhalten vor den wahr⸗ scheinlichen Folgen desselben gewarnt werden.

Von der Goldküste reichen die neuesten Nachrichten bis zum 19. Juni. Darnach war in Cape Coast Castle Alles ruhig, und von Aschanti lagen keine Nachrichten vor; aber eine Räuberbande, die in Acera verschiedene Exzesse verübt hatte, war vom Kommandanten von Acera gefangen genommen worden, und die Bemannung des britischen Kriegsschiffes „Action“ mußte einschreiten, um einige Unruhen unter den Eingebornen in Jella Coffee zu unterdrücken.

Australien. Aus Melbourne wird unterm 16. d. ge⸗ meldet: Die Einkünfte der Provinz Victoria für das abgelaufene Quartal beliefen sich auf 1,000,000 Lstr.

Die Nr. 29 des „Central⸗-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt (Berlin, Carl Hey— manns Verlag), hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungs⸗ sachen: Verwelsung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. Münz- wesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Zoll⸗ und Steuerwesen: Bestimmungen, betr. Zollvergütung für die zum Schiffsbau verwendeten metallenen Materialien; Kompetenzen von Steuerämtern. Justizwesen: Regulativ für den Geschäftsgang hei dem Reichs⸗Ober⸗Handelsgericht. Marine und Schiffahrt: Be— stimmungen, betr. die für Fahrten durch den Suezkanal zulässige ander- weite Schiffs- ꝛc. Vermessung; Quarantäne ⸗Vorschriften. Konsulat⸗ wesen: Ernennung.

Nr. 57 des, Amts⸗Blatts der Deutschen Reich s⸗Po st⸗ verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Generalverfügung vom 15. Juli 18574. Behandlung der Packete mit Werthangabe und der rekomman⸗ dirten Packete.

Nr. 29 des Justiz⸗Ministerial⸗Blatts für die preu⸗ ßische Gesetzgebung und Rechtspflege, herausgegeben im Bureau des Justiz⸗Ministeriums, enthält einen Allerhöchsten Erlaß vom 20. April 1874, fiskalische Bauten betreffend.

Statistische Nachrichten.

erlin. Statistik der Königlichen Bau⸗Akademiepro . 1874. 1) Lehrer: festangestellte 11, ordent⸗ liche 24, Hülfslehrer 31, Privatdozenten 1, Summa 67. 2) Studi⸗ rende: 38 Bauführer, 551 Baukunst-Beflissene für den Staatsdienst, 66 Privat⸗A1rchitekten, 22 Ausländer MNichtdeutsche), zusammen 671 immatrikulirte Studirende, dazu 41 Hospitanten (darunter 6 Aus- länder), Summa 712 Studirende. 3) Am Beginn des Semesters sind neu aufgenommen: durch Immatrikulation 16, als Hospitanten 41, Summa 51 Studirende. (Unter den Hespitanten befinden sich: 3 Studirende der Universität, 2 der Gewerbe⸗Atademie und 1 der Kunst⸗

Akademie) 4 Zahl der wöchentlich ertheilten Unterrichtsstunden: im 28 ihr gl 232, im außerordentlichen Unterricht 23, Summa

255 Stunden. 5) Von den ad 2 aufgeführten 551 Baukunst⸗Be⸗ flissenen für den Staats dienst haben 304 Gymnasien, 247 Realschulen L. Ordnung absolvirt. 6) Von den Ausländern sind aus: Tyrol 1, Ungarn 2, Galizien 2, Rumänien 3, Rußland 6, Norwegen 3, Schwe⸗ den 1, Dänemark 1, England 2, Belgien 1, Luxemburg 1,ů Schweiz 2, Nordamerika 2, Mexiko 1, Summa 28.

Das 4. Heft (Oktober Dezember) der Zeitschrift des Kö⸗ niglich bayerischen Statistischen Bureaus, redigirt von dessen Vorstand Dr. Georg Mayr, fünfter Jahrgang 1873, Mün⸗ chen 1373, Kommisstonsverlag von Adolf Ackermann, bisher E. A. Fleischmanns Buchhandlung, hat felgenden Inhalt: Statistik der Todegursachen im Königreiche Bayern für das 1IV. Quartal 1870 und die Jahre 1871 und 1872, von Dr, med. C. Majer. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für die Monate Oktober —e⸗= zember 1873; desgleichen für die 6 hauptsächlichsten Schrannen nach einzelnen Wochen. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnitts⸗ preise für das Kalenderjahr 1873. Viktualienpreise an verschiedenen Orten Bayerns während der Monate Oktober, November und De— zember 1873; desgleichen für das Kalenderjahr 1873.

Zum ersten Male ist bei der letzten Volkszählung (am 1. Dezember 1871) auf den Fragebogen für das Königreich Sach⸗ sen, in Anwendung der durch die Bundesrathsbeschlüsse gegebenen Freiheit, die Frage nach der Muttersprache allgemein gestellt worden, während bisher bekanntlich nur die Frage: ob Wende? in den Formularen zu finden war. Nach den Ergebnissen der vom sta⸗ tistischen Bureau des sächsischen Ministeriums des Innern bewirkten Aus⸗ zählung befanden sich nun unter 2,556,244 am Zählungstage in Sachsen an—⸗ getroffenen Personen 2493, 750, deren Muttersprache die deutsche war. Die Fremdsprachigen machten mit im Ganzen 57.494 ungefähr 25 Proz. der Gesammtzahl aus. Natürlich bestand der weitaus größte Theil der Nichtdeutschen (ca. 1) aus Wenden, deren 52, 101 gezählt wur= den. Auf die sämmtlichen übrigen Sprachen kamen zusammen 5393 Personen, und zwar auf die englische 1941, tschechische 324, französische 575, polnische 537, russische 509, magyarische 153, italienische 123, griechische 100, niederländische 96, dänische 78, schwedische 64, rumä⸗ nische 58, spanische 49, norwegische 32, serbische 23, hebräische 21, japanische 18, slawische (3) 14, portugiesische 10, finnische 12, slawo⸗ nische 9, slowenische 9, vlämische 5, lettische, esthnische und armenische je 4 kroatische, bulgarische, türkische, arabische und grönländische je 3, ladinische 2, fri⸗sische, slowakische, georgische und indianische je 1.

Das statistische Bureau in Wien veröffentlicht nach den Aus⸗ weisen der städtischen Beschauärzte und der Spitäler einen Bericht über die Sterblichkeit in Wien im Jahre 1873. Nach dem selben sind mit Einschluß von 2427 Personen, welche zur Zeit ihrer Erkrankung ihren Wohnsitz nicht in Wien batten, im Jahre 1873 im Ganzen 243701 Civilpersonen verstorben. Auf die Wiener Bevölkerung entfallen sonach 22,274 Verstorbene. Trotz der in der ersten Hälfte des Jahres 1873 noch herrschenden Blatternepidemie und der in der zweiten Jahreshälfte ausgebcochenen Choleraseuche ergiebt sich dennoch als die Gesammtsumme der aus der Wiener Bevöl⸗ kerung Verstorbenen fast dieselbe absolute Ziffer wie im Vorjahre 1872 (22,281). Die relative Sterbeziffer, namlich die Zahl der Todesfälle zur Einwohnerzahl pro 1873, hat sich demnach gegen die vorjährige wenn auch nur um O7 * günstiger gestaltet; denn es entfallen auf je 1000 Köpfe der für das Jahr 1873 auf Grund des ermittelten approximativen Vermehrungs⸗Prozentes in run⸗ der Summe mit 657,100 Einwohner berechneten Bevölkerung nur 33,9 Sterbefälle, während das Jahr 1872 343 aufweist. Geht man aber weiter zurück und zieht die Summen der in den Jahren 1868 bis 1872 Verstorbenen und die in Wien während dieser Jahre anwesende Bevölkerung in Betracht, so ergiebt sich hieraus für die Sterblichkeit per mille der Bevölkerung eine durchschnittliche Jahresquote von 30,3, woraus gegenüber der bezüglichen Ziffer für 1873 zu entnehmen ist, daß im letztverflossenen Jahre immer noch ein Plus von 3, bei je 1000 Einwohnern entfällt. Den bisherigen Beobachtungen gemäß hätte jedoch im Jahre 1873 ein bedeutender Rückgang der Sterbeziffer eintreten sollen, da in dem unmittelbar vorhergehenden Jahre 1872 die Blatternepidemie und im Jahre 1871 überdies noch eine größere Typhussterblichke it grassirt hatten. Wenn trotzdem die Gesammtmer⸗ talität von 1873 fast die gleiche Höhe wie im abnormalen Jahre 1872 erreichte, so ist dies allein auf Rechnung der mit Beginn der zweiten Jahreshälfte ausgebrochenen Cholera zu setzen, an welcher von je 10006 Einwohnern Wiens 43,4 gestorben sind.

Der Tagesdurchschnitt aller Sterbefälle in Wien berechnet sich für 1873 mit 67,5, jener für die Wiener Bevölkerung aber mit 61,0. Die größte Sterblichkeit entfällt auf den August mit 108,35, die ge— ringste mit 42.1 Todesfällen pro Tag auf den November. Unter den Verstorbenen befanden sich 13,102 Personen männlichen Geschlechts (531 *) und 11,599 weiblichen Geschlechts (46,9 *). Unter der Gefammtzahl waren bis zum 1. Lebensjahre 6466 (26,2 ) vom 2 bis mit 20 Jahren 4961 (20, ), vom 21. bis mit 66 Jahren 9586 (38, *), über 60 Jahre alt 3615 (14,5 *) und unbekannten Alters 73 (6,8 *).

Die Auswanderung aus Irland betrug statistischen An⸗ gaben zufolge in den ersten 6 Monaten dieses Jahres 45,5781 Per⸗ sonen, 25,164 männliche und 2,617 weibliche. Im Vergleich mit der Parallelperiode von 1873 ergiebt diese Anzahl eine Abnahme von 143359. Seit dem 1. Mai 1851 haben nicht weniger als 2,252,745 Personen der Smaragdinsel den Rücken gekehrt.

Die beiden in Stockholm nun seit so langer Zeit herrschen⸗ den Epidemien (Blattern und Typhus) haben in der Woche vom 4 bis zum 10. Juli glücklicherweise bedeutend abgenommen. Von Blattern wurden 54 neue Fälle und 109 Todesfälle angemeldet, gegen 76 und 18 in der Woche zuvor. An dieser Krankheit liegen noch 177, und am Typhus nur 45 Patienten darnieder.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Tagesordnung der vom 17. bis 24. September in Breslau stattfindenden 47. Versammlung deutscher Natur— forscher und Aerzte ist nunmehr folgendermaßen festgesetzt; Don⸗ nerstag, den 17. Abende: Begrüßung in den Räumen des Liebichschen Lokals. Freitag, den 18, von 9— 125 Uhr: Allgemeine Sitzung. Um 1 Ubr Einführung in die Sektionen. Um 3 Uhr Festmahl in Springers Lokal. Abends freie Vereinigung im zoologischen Garten, Sonnabend, den 19. Von 8 Uhr Sektionssitzungen, Mittagetafel in den verschiedenen Gasthäusern und Restaurants, Abends 7 Uhr Fest⸗ concert. Sonntag, den 2M: Festfahrten und zwar a. nach Fürstenstein. Abfahrt um? Uhr Morgens, Rückkehr Abends 10 Uhr; b. nach Landeck, in Folge einer Einladung der Stadt Landick für die auswärtigen Mitglieder der medizinischen Sektionen, Rückehr Montag früh; e. nach Sybillenort, Abfabrt um 3 Nachmittags. Montag, den 21.: Von 10 126 Uhr 2. Allgemeine Sitzung. Um 3 Uhr Festessen in Springers Lokal. Abends Festvorstellung im Stadttheater. Beginn 7 Uhr. Dienstag, den 22: Von 8 —1 Uhr Sektiong- Sitzungen. Mittagessen nach Belieben in den Gasthäusern und Restaurants. Abends Festball, gegeben von der Kaufmannschaft. Mittwoch, den 23.: Von 8 1 Uhr Sektionz⸗Sitzungen. Mittagessen wiederum nach Belieben. Abends Fest, von Selten der Stadt Breslau. Don⸗ nerstag, den 4: Von 10—124 Uhr 3. Allgemeine Sitzung. 3 Uhr Festessen in Springers Lokal. *

Wir theilten kürzlich mit, daß vom 265. bis 27. Juli in Halle die Tonkünstler⸗Versammlungz des allgemeinen Musik— vereins stattfinden werde. Aus dem von dem Direktorium Prof. C. Riedel, JustizRrath Dr. Gille, Kommissione⸗Rath E- F. Kahnt und Prof. Dr. A. Stern vorläufig festgestellten Programm theilen wir noch Folgendes mit: . ; ;

. 2 J. Sonnabend, den 25. Juli, Nachmittags 5 Uhr in der Marktkirche: Rheinberger, Orgelsonate; 66 Gebet für Maͤnnerchor; G. Rebling, Violoncell Elegie; Raff, geistliches Lied für Sopransolo; H. Berlioz, Requiem für Chor und Occhester.