1874 / 173 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Jul 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Main gu, 13. Juli. Rayle, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 114, unter Beförderung zum überzähligen Maj, dem Regt. aggregirt.

Salzburg, 14. Juli. Bar. v. Kottwitz, Gen. Major und Commandeur der 33. Inf. Brig, unter Versetzung zu den Offizieren à la suite der Armee, behufs Uebernahme des Kommandos der 26. (1. Königlich württembergischen) Division, nach Württemberg kommandirt. v. Beckedorff, Gen. Maj. und Commdr. der 23. Inf. Brig, in gleicher Eigenschaft zur 33. Inf. Brig versetzt. v. Voß, Oberst, beauftragt mit der Führung der 4. Inf. Brig., unter Be lassung à la suite des Inf. Regts. Nr. 85, zum Commdr. dieser Brig. ernannt. v. Einem, Oberst und Commdr. des Gren. Regts. Nr. 5, unter Stellung à la suite des Regts., zum Commdr. der 23. Infanterie⸗ Brig. ernannt. Loewe, Oberst von der Armee, zum Cemmdr. deg Grenadier⸗ Regiments Nr. 3 ernannt. Fischer, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 1, in das Inf. Regt. Rr. 21, Schlawe, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 67, in das Inf. Regt. Nr. 61 versetz.

Wildbad Gastein, 18. Juli. Victor, Erbprinz von Schönburg ⸗Waldenburg, und Egon, Prinz von Ratibor u. Cor⸗ vey, Sec. Lts. à la suite des Garde⸗Hus. Regts., unter Verleihung eines Patents ihrer Charge, in das Regt. einrangirt. Schunck, Sec. Lt. von der Res, des Hus. Regts. Nr. 13, im stehenden Heere, und zwar als Sec. Lt. mit einem Patent vom 18. Juli 1874 im Drag. Regt. Nr. 10 angestellt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums.

Den 13. Juli. Richter, Zahlm. vom Füs. Bat. Gren. Regts. Nr. 10, zum Feld-Art. Regk Nr. 21, Haidolf, Zahlm., bisher im Kommdo. Verhältniß bei dem vorbezeichneten Bat., zu die⸗ sem letzteren Wi Martin, Kasernen⸗Insp. von . Saarlouis, Wahl, Kasernen⸗Insp. von Wesel, nach ainz, Schroeder, Kasernen⸗Insp. von Berlin, nach Wesel versetzt.

Königlich bayerische Armee. Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ze. A. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im stehenden Heere. . Hohenschwangau, 17. uli. v. Reuß, Maj. vom 2. Fuß⸗ Art. Regt., zur Art. Berathungs⸗Kommission, Staubwasser, Hauptm. vom 11. Inf. Regt. zur Milit. Schießschule, Ruith, 35 von der Mllit. Schießschule, zum 10. Inf. Regt. v. Bau r⸗ reitenfeld, Hauptm. vom 5. Jäger ⸗Bat, zum 8. Jäger Bat, Rüdel, Hauptm. vom 5. Inf. Regt, zum 8 Inf. Regt., Sch ießl, ö. vom 12. Inf. Regt., zum 7. Inf. Regt., Frhr. v. Schrenk, auptm, vom J. Jäg. Bat, zum 7. Inf. Regt, Wölfle, Hauptm. vom 4. Jäg. Bat., zum 15. Inf. Regt.,, Schedl, Hauptm. vom 3. Inf. Regt, zum 10. Inf. Regt, Demmler, Hauptm. vom 2. Jäger⸗Bat., zum 6. Inf. Regt.,, Kapp, Rittm. vom 5. Chevauleg.“ Regt., zum 2. Kür. Regt., Rüher, Hauptm. v. 2. Fuß⸗Art. Regt., Cucu mus, ing. vom 1. Fuß⸗Art. Regt.,, zum 2. Feld⸗Art. Regt., Ott, Pr. Lt. vom 6. Inf. Regt., zum 8. Inf. Regt., von Sch maltz, Pr. Lt. vom 2. Chevaulegers⸗Regt. zum 5. Chevaulegers⸗ Regt, Müller, Dietl, Pr. Lieuts. vom 1. Fuß⸗Art. Regt., zum 2 Fuß⸗Art. Regt. vi e n, g, Lt. von der Landw. vom 12. Inf. Regt, zum 8. nf. Regt, v. Wachter, Sec. Lt. vom 8. Jäg. Bat., zum 12. Inf. Regt, v. Wallmenich, Sec. Lt. vom 3. Inf. Regt. zum 5. Inf. Regt, Härtnagel, Zeug Lt. vom Art. Depot Nürnberg, zu jenem von Marienherg, versetzt. Hollenbach, Oberst⸗ Lt. im 2. Feld⸗Art. Regt. zum Commdr. dieses Regts., Frhr. von Cöst er, Oberst Lt. von der Art. Berathungs - Kommission, zum Commdr. des 1. Train⸗Bat. Schmidt, Pr. Lt. vom 2. Feld⸗AUrt. Regt. beim Art. Depot Nürnberg zum Zeug⸗Lt.,, v. Gäßler, See. Lt. der Res. 1. Inf. Regts. im 8. Jäger⸗Bat., Emerich, Sec. Lt. der Res. vom 7. Jäger⸗Bat.,, im L. Jäger⸗Bat, Beer, Lec, Lt. der Res. vom 1. Inf. Regt, im 8. Jäger⸗Bat, sämmtlich zu Sec. Lts. des aktiven Dienststandes ernannt. Ritter v. Schallern, Hauptm. im 8. Inf. Regt, Abel, Hauptm. vom 8. Jäger⸗Bat., Ritter v. ETylander, Hauptmann vom Inf. Leib⸗Regt. im 13. Inf. Regt., Speck, Hauptmann im 2. Feld⸗Art. Regt, Blume, Haupt⸗ mann vom 2. Feld⸗Art. Regt. im 2. Fuß⸗-Art, sämmtlich zu Majors befördert. Haag, Pr. Lt. von der 1. Ing. Direktion, im General⸗ stab, Stepf, Pr. Lt. im 15. Inf. Regt, Meyer, Pr. Lt. vom 4. Feld⸗Art. Regt, im 1. Fuß⸗1Art. Regt, Graf v. Buongecorsi di Pistoia, Pr. Lt. im 4. Feld⸗Art. Regt, im 2. Fuß⸗Art. Regt., Frhr. v. Brandt, Pr. Lt. bei der Gewehr-Fabrik, sämmtlich zu Haupt—⸗ leuten befördert. Graf v. Hirschberg, Pr. Lt. im 5. Chevaulegerg⸗ Regt., v. Berg, Pr. Lt. vom 1. ö di ser im 3. Chevaulegers⸗Regt., zu Rittm. befördert. v. Klöber, Sec. Lt. vom 3. Chevaulegers Regt. im 2. Chevaulegers⸗Regt,, Schüler, Sec. Lt. im 2. Ulanen⸗Regt.,, v. Guterman, See. Lt. im 4. Chevaulegers-⸗ Regt.,, Schlagintweit. Sec. Lt. im 2. Ulanen⸗Regt., Meyer, Sec. Lt. vom 2. Ulan. Regt, im 2. Chevaulegers⸗Regt., Popp, Sec. Lt. vom 2. Ulan. Regt., im 5. Chevaulegers⸗Regt.,, Gräff, Sec. Lt. und Regts. Adj. im 1. Ulan. Regt, sämmtlich zu Pr. Lts. befördert. v. Fannste in, gen. Fleischmann, Pr. Lt. à la suite, der Char. als Hauptm.,, Künsberg Frhr. v. Fronberg, Pr. Lt. à la suite, der Char. als Rittm., Graf v. Montgelas, Sec. Lt. à la suite, der Char. als Pr. Lt. verliehen.

In der Reserve und Landwehr.

Hohenschwangau, 12. Juli. Weiß, Sec. Lt. der Res. vom

9. Inf. Regt., zum 14. Inf. Regt, Strähuber, Sec. Lt. der Res. vom 11. Inf. Regt., zum 1. Inf. Regt., Hering, Sec. Lt. der Res. vom 12. Inf. Regt, zum 8. Inf. Regt.,, Metzner, Sec. Lt. der Landw. vom 10. Inf. Regt., zum 4. Inf. Regt. versetzt. Gr. v. Hirsch berg, Pr. Lt, verwendet als Adjut. beim Landw. Bez. Kommando Bruck, der Charakter als Rittmeister verliehen. . B. Abschiedsbewilligungen ꝛc. Im stehenden Heere.

Hohenschwangau, 17. Juli. Güthner, Hauptm. a. D. rhr. von und zu der Tann, Hauptm. 4. D., v. Köppelle, auptm. 4. D., Sixt, Rittm. zur Disp., funktionirender Referent

im Kriegs⸗Ministerium, sämmtlich der Char. als ö verliehen. Bem mel, Maj. vom 13. Inf. Regt. mit Pension verabschiedet. Beamte der Militär⸗Verwaltung. Hohenschwangau, 12 Juli. Weiß, Stabs⸗Peterinär vom 1. Kür. Regt. mit Pension verabschiedet.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps. Offiziere, Portepee⸗Fahnriche re. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.

Im stehenden Heere.

Stuttgart, 14 Juli. Etzel, Sec. Lt. der Res. des 1. Drag. Regts. Nr. 25, als Sec. Lt. des aktiven Dienststandes in diesem Regt. unter Vorbehalt der Patentirung angestellt.

Im Sanitäts Corps. .

Stuttgart, 17. Juli. Dr. Richter, Königl. preuß. Assist. Arzt 1. Klasse, kommandirt zum Generalarzt des XIII. Armee⸗Corps, von diesem Kommando enthoben. Dr. Bückling, Königl. Preuß. Assist. Arzt 1. Klasse, seither beim Generalarzt des ITV. Armee⸗Corps, als Assist. Arzt . Generalarzt des XII. Armee Corps kommandirt.

eamte der Militär Verwaltung.

Stuttgart, 14. Fuli. Obermüller, Rebelmesser, Geh⸗ ring, Stoll und Schließmann, provisoriscke Intendantur⸗Sekre⸗ tariats⸗Assistenten von der Intendantur des XIII. Armee ⸗Corps, definitiv zu Intendantur⸗Sekretariats⸗Assistenten ernannt.

Die heut ausgegebene Nr. 30 der Allgemeinen Ver⸗ loosungs⸗Tabelle des Deutschen Reichs⸗ und König⸗ lich Preußischen Staats⸗Anzeigers enthält die Ziehungs⸗ listen folgender Papiere: Aachen⸗Mastrichter, Altona⸗ Kieler, Bayerisch⸗Pfälzische Ludwigsbahn, Böh⸗ mische Nordbahn, Böhmische Westbahn, Brest⸗Gra⸗

jewo, Charkow ⸗Krementschug, Dux⸗Bodenbacher, Kaschau⸗Oderberger, Theiß⸗Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Obliga⸗ tionen. Altmärkische Wische⸗Deichverband⸗Obligationen. Ascherslebener, Bütower, Deutsch⸗Croner, Grün⸗ berger, Johannisburger, Oels er Kreis⸗ Obligationen. Bari, Prämien⸗Anleihe ds 1869. Berliner, Braunsber⸗ ger, Greifswalder, Krotoschiner, Ostrowoe'r Stadt⸗ Obligationen. Pfandbriefe der Hypothekenbank des Königreichs Böhmen. Breslau ⸗Odervorstädtische Deichverband⸗ Obligationen. Crédit-foncier für das Königreich Böhmen, Schuldverschreibungen. Holländische (Amsterdamer) Kom⸗ munal⸗Kredit⸗Loose de 1871. Nassauische Landesbank, Schuld⸗ und Pfandbriefe. Nieder würschnitz⸗Kirchberger Steinkohlen⸗Aktien⸗Verein, Prioritäts⸗ Obligationen. Niers⸗ und Nordkanal⸗Niederungen, Meliorations⸗Genossenschafts⸗ Obligationen. Oesterreichische Hypothekar⸗Kredit⸗ und Vor⸗ schuß⸗ Bank, Pfandbriefe. Preußische Hypotheken⸗Aktien⸗Bank (Spielhagen), Pfandbriefe. Russische J. innere 5h56 Prämien⸗ Anleihe de 1864. Salm-⸗Reifferscheid'sches Lotterie⸗An⸗ lehen. Steyermärkischer Sparkasse⸗Verein Graz, Pfandbriefe. Türkische Anleihe de 1854. Unstrut⸗Regulirungs⸗Verband⸗ Obligationen, Mühlhausen bis Merxleben. Waldstein⸗War⸗ tem berg'sche Prämien⸗Anleihe. Warsch auer Pfandbriefe. Die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 15 Sgr. vierteljährlich durch alle Postanstalten, sowie durch Carl Hey⸗ manns Verlag, Berlin, 8. W., Anhaltstraße 12, und alle Buch⸗ handlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 21/6 Sgr.

Aichtamtliches.

Deutsche s Re eich.

Preußen. Berlin, 25. Juli. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin beehrten am Mittwoch einen in Sandown abgehaltenen Wohlthätigkeitsbazar mit Ihrer Gegenwart.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl ist gestern Mittag über Kongsberg und Drammen in Christiania eingetroffen, nachdem Höchstderselbe von Skien aus bereits Tellemarken besucht hatte. Der Aufenthalt in Chri⸗ stiania war auf zwei Tage festgesetzt.

Ueber das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Albrecht und des neugebornen Prinzen werden keine weiteren Bulletins mehr ausgegeben; das letzte

lautet z

Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Albrecht ist in jeder Hinsicht so zufriedenstellend, daß die Ge⸗ nesung voraussichtlich in der gewünschten Weise vorschreiten wird, und entwickelt sich auch der junge Prinz in so erfreulicher Weise, daß weitere Bulletins nicht mehr werden ausgegeben werden.

Hannover, den 22. Juli 1874.

Dr. Martin. Dr. Schaper.

Ihre Hoheit die Herzogin Agnes von Sachsen⸗ Altenburg ist am Donnerstag Nachmittag von Hannover wie⸗ der nach Altenburg zurückgekehrt.

In der Woche vom 5. bis 11. Juli 1874 sind ge⸗ prägt worden an Goldmünzen: 2,571,800 Mark 20⸗Mark⸗

stücke, Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 476,132 Mark 1⸗Markstücke, 144,368 Mark 60 Pf. 20⸗Pfennig⸗ stücke; an Nickel münzen: 8, 987 Mark 70 Pf. 10 Pfennigstücke, 20,800 Mark 40 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 20,301 Mark 76 Pf. 2⸗Pfennigstücke; 18016 Mark 88 Pf. 1⸗-Pfennigstücke. Vorher waren geprägt: an Goldmünzen: 38,775, 020 Mark 20⸗Markstücke, 202,953,620 Mark 10⸗Mark⸗ stücke; an Silbermünzen: 20,633,470 Mark 1⸗Markstücke, 6, 237 214 Mark 20 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 2, 811,451 Mark 40 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 323,870 Mark 60 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 441,006 Mark 16 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 188, 375 Mark 20 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Mithin sind im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 841,346, 820 Mark 20⸗Markstücke, 202, 953, 620 Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 21,109,602 Mark 1⸗Mark⸗ stücke, 6,881,582 Mark 80 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 2, 890, 439 Mark 10 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 344,671 Mark Pf. 5 Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 461,307 Mark 92 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 206,392 Mark 8 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Ge⸗ sammtausprägung: an Goldmünzen: 1044,A300 440 Mark; an Silbermünzen: 27491, 184 Mark 80 Pf.; an Nickelmünzen: 3, 235,110 Mark ID Pf.; an Kupfermünzen 667,700 Mark Pf.

Der Domherr Dulinski in Gnesen veröffentlicht in der „Pos. Ztg.“ aus Veranlassung des Attentats auf den Reichs⸗ kanzler Fürsten von Bismarck eine Kundgebung, in welcher sich derselbe wie folgt äußert:

„Damit die alle Gemuͤther jetzt erschütternde, gräßliche That nicht wiederholt werde, muß das wirksamste Mittel angewendet werden. Dieses Mittel hat die göttliche Vorsehung den Händen der Diözesan⸗ Bischöfe anvertraut. . e

Wenn in allen kathoölischen Kirchen Preußens jetzt kraft Vor⸗ schrift der Diszesan⸗Bischöfe öffentliche Gebete zu dem Zwecke verrichtet werden, daß der h. Geist alle Gläubigen erleuchte und erkennen lasse, wie gefährlich für die katholische Kirche angeblich zu ihrem Nutzen unternommene Missethaten seien, dann wird in allen Schichten der katholischen Bevölkerung die Ueberzeugung eindringen und tiefe Wur⸗ zeln fassen, daß Kullmann der katholischen Kirche mehr geschadet hat, als der erbitterteste Feind ihr jemals wird schaden können.

Die Bischöfe Preußens haben his jetzt Nichts dagegen eingewandt, daß die ihnen ergebenen Tagesblätter unsere Zeit mit den Zeiten Nero's und Diocletians oft und i el verglichen. Zwar will ich mir nicht herausnehmen, dea Bischöfen Lehren zu ertheilen, aber verschweigen kann ich nicht, daß in unseren Tagen bei uns Niemand um seines Glaubens willen bis aufs Blut verfolgt wird. Und wenn die Verfolgung auch wirklich heftig und blutig wäre, würde nicht den Bischöfen auch dann ihr hehres Amt die Verpflichtung auferlegen, nicht blos einmal, sondern wegen der herrschenden Aufregung fort und fort zu verkünden und verkünden zu lassen, daß die Katholiken vor keiner Sache mehr als vor Racheakten zurückschaudern dürfen? ;

Man beruft sich in der gegenwärtigen Zeit so gern auf die ersten christlichen Jahrhunderte als auf eine Glanzperiode. Hätten die Christen jener Jahrhunderte, welche bereitwilligst das Leben für ihren Erlöser hingaben und üher das unschuldig vergossene Christenblut als über eine herrliche, vielfältige Früchte verheißende Saat hoch erfreut waren, in ihrer Nite einen Kullmann gehabt, so hätten sie sich nicht damit begnügt, ihren . darin zu finden, daß der Meuchelmörder ein verkommener Mensch sei.

. Bischöfe, Priester und Laien, alle Christen aller Nationalitäten, hätten in ihren geheimen Versammlungen Tag und Nacht die durch den Meuchelmörder der Kirche zugefügte Schmach aufs Bitterste be⸗

klagt und beweint, sie hätten ohne Unterlaß zu Gott mit Moses und Paulus gerufen, ja geschrien: Vertilge uns vielmehr aus dem Buche ehr fene als daß solch ein Bösewicht unter uns wieder erstehen ollte!“

In der jetzt gewaltig bewegten Zeit ist es ein ungbweisbares Be—= dürfniß, daß alle Bischöfe Preußens sich lebhaft ihr Vorbild, den h. Am brosius, vergegenwärtigen, welcher Priscillians Hinrichtung aufs Entschiedenste verdammte und in seinem Buche „De officiis: den Chri= sten sogar die Selbstvertheidigung untersagte. Bischöfe und Priester der katholischen Kirche! Unser Helland giebt uns jetzt Gelegenheit, zu bewirken, daß aus dem fluchwürdigen Verbrechen Segen fär die ka⸗ tholische Kirche, ja für die ganze Menschh it, erwachse! Ihr Bischöfe, die Ihr unter uns einen unbestrittenen Vorrang habt, gehrt auch jetzt den Priestern und Laien voran! Nicht dadurch, daß Ihr Euch aus⸗ pfänden und ins Gefängniß führen lasset, bereitet Ihr der katholischen

forderung, sondern aus freiem Antriebe aufs Eifrigste dafür Sorge tragen werdet, daß das Entsetzen, welches Euer ganzes Innere bei der Kunde von dem um der Kirche willen ausgeführten Mordversuche un⸗= zweifelhaft durchdrungen hat, überall laut werde und in den Herzen der Bewohner selbst der ärmsten Hütten unausgesetzt nachklinge, wird der ganze Himmel frohlocken, und auf Erden werden die spätesten Ge⸗ neratignen mit Rührung und Liebe Euer gedenken. . Wie schön wäre es, wenn die Bischöfe durch das Attentat Kull⸗ 6 sich veranlaßt sähen, nächstens wieder in Fulda zusammenzu⸗ ommen! Nuno est tempus acgeptabile! Jetzt ist es an der Zeit, von der 96 der bischöflichen Sitze kräftige und salbungsvolle Worte an die katholiken zu richten und dadurch aus den Herzen der wilden Zeloten die finsteren dämonischen Mächte zu vertreiben.“

In welchem bedeutenden Umfange der Personenver⸗ kehr auf den Eisenbahnen von und nach Berlin von Jahr zu Jahr sich gesteigert hat, geht beispielsweise aus der

schen Gisenbahn hervor. Während im Jahre 1853 nach beziehungsweise von Berlin nur 114,934 beziehungsweise 116,977, zusammen 231,911 Personen befördert wurden, stiegen diese Zahlen im Jahre 1860 bereits auf 273,826 beziehungsweise 330,119, zusammen 603,945, im Jahre 1865 auf 434,361 bezie⸗ hungsweise 415,858, zusammen 850,219. In Folge der am 1. Oktober 1867 stattgefundenen Eröffnung des Betriebes auf der Strecke der Ostbahn von Berlin bis Cuͤstrin verminderte sich zwar die Frequenz der Niederschlesisch⸗Märkischen Station Ber⸗ lin im Jahre 1868 auf 304,447 beziehungsweise 301, 100 (605,547) Personen, stieg aber schon im Jahre 1872 auf 581,624 bezie⸗ hungsweise 606,360 (1,187,984) und im Jahre 1873 auf 736,718 beziehungsweise 741,838 (1,478,556) Personen.

Die hiesige Stadtverordneten versammlung hat sich mit dem in Nr. 164 d. Bl. erwähnten Antrag des Magistrats, die Offerte der General⸗Direktion der Seehandlungs⸗Sozietät, die Königlichen Leihämter zum Tazpreise von 411,578 Thlr. auf Rechnung der Stadt zu übernehmen, abzulehnen, nicht ein⸗ verstanden erklärt, e, in ihrer vorgestrigen Sitzung be⸗ schlossen, diese Angelegenheit bei ihrer großen Wichtigkeit einer Deputation zur Vorberathung zu überweisen.

Der Großherzoglich badischen Steuereinnehmerei Rap⸗ penau im Haupt⸗Amtsbezirk Heidelberg ist die Befugniß zur Ausstellung von Uebergangsscheinen für Wein, Bier, Brannt⸗ wein und Weingeist ertheilt worden.

Soeben erschien das Herzoglich Sachsen⸗Meinin⸗ gensche Hof⸗ und Staatshandbuch für 1874. Dasselbe enthält, nach einer Uebersicht des Herzoglichen Hauses, auf 463 Seiten in 10 Abtheilungen amtliche Mittheilungen über den Personenstand des Hofstaates, über den Herzoglich⸗sachsen⸗ernesti⸗ nischen Hausorden und das sachsen⸗meiningensche Chrenzeichen, über die Herzoglichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, über Gesandtschaften und Konsulate, über die Reichsanstalten, das Staats⸗Ministerium, den Landtag, über die Abtheilungen des Staats⸗Ministeriums und die densel ben untergeordneten Behör⸗ den und Anstalten u. s. w. Den Schluß bildet ein Verzeichniß sämmtlicher Ortschaften und Gemarkungen des Herzogthums.

Der General⸗Lieutenant und Inspecteur der 2. Feld⸗ Artillerie⸗Inspektion von Bülow hat sich behufs Besichtigung des 2. Pommerschen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 17 auf den Artillerie⸗Schießplatz bei Stettin begeben.

Bayern. München, 22. Juli. Wie die „Augsb. Allg. Ztg.“ aus zuverlässiger Quelle erfährt, ist die in mehreren Blättern enthaltene Nachricht, daß die bayerische Regierung die ihr zugegangene Einladung zur Theilnahme am Brüsseler Kongreß unbeantwortet gelassen habe, eine irrthümliche. Die Beantwortung der Einladung von Seiten Bayerns ist vielmehr schon vor längerer Zeit erfolgt, nachdem festgestellt worden war, daß sich unter den Vertretern des Deutschen Reiches auf dem bevorstehenden Kongresse eine von Sr. Majestät dem Kö⸗ nige von Bayern designirte Persönlichkeit befinden wird.

Die Absicht, in der ersten Woche des nächsten Monats in München eine Generalversammlung aller katholischen Vereine abzuhalten, ist, wie demselben Blatte versichert wird, auf Hindernisse gestoßen, so daß es vorerst fraglich erscheint, ob die Versammlung hier werde abgehalten werden können.

Das Gemeinde⸗Kollegium hat die für ein neues Schulhaus in der Klenzestraße veranschlagten 269,000 Fl. in der heutigen Sitzung genehmigt.

Württemberg. Friedrichshafen, 22. Juli. Die Prinzessin Luise von Preußen ist gestern Nachmittag zur Begrüßung des Königs und der Königin hier einge— troffen und Abends nach Schloß Montfort zurückgereist. Heute haben Ihre Majestäten für einige Tage den Besuch der Herzogin Eugen von Württemberg, geb. Großfürsten von Rußland, erhalten. ;

Baden. Karlsruhe, 23. Juli. die Großherzogin empfingen am 18. d. M. den Prinzen und die Prinzessin Wilhelm von Baden, welche seit kurzer Zeit auf Schloß Kirchberg Wohnung genommen haben. Am 21. d. M. statteten die Großherzoglichen Herrschaften der Kaiserin Eu⸗ genie zu Schloß Arenenberg einen Besuch ab. Am Mittwoch begaben sich der Großherzog und die Großherzogin Vormittags über Radolfzell und Meßkirch nach Krauchenwies zum Besuch des Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern und kehrten Abends nach Mainau zurück.

Am 25. d. erwarten Ihre Königlichen Hoheiten den Besuch Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin, Allerhöchstwelche einige Tage bei der Großherzoglichen Familie zu verweilen gedenkt.

Am Sonntag hielt, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, Hr. Professor Michelis in der altkatholischen Kirche zu Baden die Predigt. Beim Schluß des Gottesdienstes wurde für die Ret⸗ tung des Fürsten v. Bis marck aus Lebensgefahr ein Te Deum gesungen, wovon der Reichskanzler alsbald telegraphisch

Kenntniß erhielt.

Kirche Triumphe! Nur dann, wenn Ihr, nicht wartend auf eine Auf⸗

Frequenz der Station Berlin der Niederschesisch⸗Märki⸗

Der Großherzog und *

Hessen. Darmstadt, 23. Juli. (Fr. J.) Die Berathung über das neue Beamten⸗Pensionsgesetz, welches diesmal beiden Kammern gleichzeitig zur Behandlung übergeben worden, wird in jeder Hinsicht beschleunigt. Schon am nächsten Sonn⸗ abend werden die Ausschüsse beider Kammern zusammentreten, um die gesetzlich vorgeschriebene gemeinschaftliche Sitzung abzuhalten. In Zweiter Kammer ist auch dieses Mal der Abg. Dumont als Berichterstatter bestellt. Seitens der Ersten Kammer wurden heute zur Ergänzung des Gesetzgebungs⸗A1usschusses zwei wei⸗ tere Mitglieder in der Person des Hofgerichts-Präsidenten Buff una Geheimen Justiz⸗Raths Wasserschleben, beide von Gießen, gewãhlt.

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Ostheim, 22. Juli. Der Großherzog hat sich von Wilhelmsthal aus auf einige Tage nach dem Oberlande begeben und ist vorgestern Abend in Ostheim eingetroffen und von der Bevölkerung herzlich empfangen worden. Gestern früh besichtigte Se. Königliche Hoheit die ver⸗ schiedenen städtischen Anstalten, fuhr dann nach Stetten, Sond⸗ heim und Urspringen, gab später den Spitzen der Behörden ein Diner und fuhr dann wieder aus auf die Leuchtenburg. Der Abend schloß mit einem Fackelzug, während am vorhergehenden der Männergesangverein und früh die Liedertafel eine Serenade gebracht hatten. Heute begab sich Se. Königliche ö nach Frankenheim, Pirx, Kaltennordheim und Dermbach, um die dortigen Kirchen und Schulen zu besichtigen. Der Großherzog fuhr auch nach Klings, um sich von dem durch das Feuer an⸗ gerichteten Schaden zu überzeugen, und wird Abends wieder in Wilhelmsthal anlangen.

In Eisenach findet am 24. Juli die feierliche Ent⸗ hüllung des den Gebliebenen des zweiten Bataillons fünften Thüringischen Infanterie⸗Regiments Nr. 94 errichteten Den k⸗ males in üblicher Weise statt.

Anhalt. Dessau, 23. Juli. Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Schwarzburg⸗Sondershausen sind vorgestern zum Besuche ihrer Hohen Verwandten in Wörlitz eingetroffen. Die Herzogin von Dalarne verläßt heute den Herzoglichen Hof zu Wörlitz, um sich zunächst nach Berlin zu begeben.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. Juli. (Wien. Ztg.) In der heute stattgefundenen Sitzung der internationalen Sanitätskonferenz wurde der Bericht der Quarantäne⸗ Kommission entgegengenommen und das vorgelegte Reglement für die Seequarantäne in Europa in Berathung gezogen. Die Konferenz einigte sich bezüglich des Reglementsentwurfs in fol⸗— genden Beschlüssen: .

Provenienzen aus infizirten Häfen. I) Die Prove⸗ nienzen aus infizirten Häfen werden einer Observation unterzogen, welche je nach Umständen einen bis sieben volle Tage währt.

In den orientalischen Häfen Europas und, iedoch nur in gewissen Ausnahmsfällen, auch anderswo kann die Dauer der Observation auf zehn Tage verlängert werden. ; ö

27) Wenn die Sanitätsbehörde den genügenden Beweis hat, daß während der Ueberfahrt kein Cholerafall oder choleraverdächtiger Fall an Bord vorgekommen ist, dauert die Observation drei bis sieben Tage, von der ärztlichen Inspektion an gerechnet. ;

Wenn unter diesen Umständen die Ueberfahrt wenigstens sieben Tage gedauert hat, so ist die Observation auf vierundzwanzig Stun— den zur Vornahme der Erhebungen und der etwa als nothwendig er— kannten Desinfektion zu beschränken.

In den Fällen dieser Kategorie kann die Observations⸗-Quaran/ täne an Bord so lange abgehalten werden, als nicht ein Cholerafall oder ein verdächtiges Ereigniß eintritt und als es die hygienischen Verhältnisse des Schiffes gestatten. ;

ö.. diesen Fällen ist die Ausladung des Schiffes nicht noth⸗— wendig.

3 Wenn sich während der Ueberfahrt oder nach der Ankunft Cholerafälle oder choleraverdächtige Fälle ereignen, so dauert die Ob servatson für die nicht kranken Personen sieben volle Tage, von ihrer Absonderung in einem Lazareth oder in der dasselbe vertretenden Oert⸗ lichkeit angefangen. . . .

Die Kranken werden ausgeschifft und in einem abgesonderten Lokale, getrennt von den in Observation befindlichen Personen, gehörig epflegt. . url Vas Schiff und alle empfänglichen Gegenstände werden einer ge⸗ nauen Desinfektion unterzogen, nach welcher die am Bord gebliebenen Personen einer siebentägigen Observation unterworfen Hu, .

Provenienzen aus verdächtigen Häfen. Die Pro⸗ venienzen aus verdächtigen Häfen, das heißt solchen, welche einem Hafen nahe liegen, wo die Cholera herrscht, und welche mit demselben in freier Verbindung sind, können einer Observation unterzegen wer— den, welche jedoch nicht mehr als fünf Tage zu dauern hat, falls kein verdächtiges Ereigniß an Bord vorkommt. ö

Verschiedene Bestimmung en. 5). Die Auswanderer⸗ und Pilgerschiffe und im Allgemeinen alle Schiffe, deren Beschaffenheit aks eine der öffentlichen Gesundheit besonders gefährliche erachtet wird, können unter den vorerwähnten Umständen der Gegenstand besonderer Maßregeln sein, welche die Sanitätsbehörde des Ankunftshafens be⸗ stimmen wird. . .

6) Wenn die Ortsverhältnisse es nicht gestatten, die oben vor⸗

geschriebenen Maßregeln auszuführen, so wird das infizirte Schiff in das nächste Eazareth . nachdem es allen Beistand erhalten hat, den seine Lage erfordert. . 7) Ein aus . infizirten Hafen kommendes Schiff, welches einen Zwischenhafen angelaufen und dort ohne Quarantãne freie Prak⸗ tik erhalten hat, wird als von einem infizirten Hafen kommend betrach⸗ tet und behandelt. .

8 in Falle eines bloßen Verdachtes sind die Des infeltions maß regeln nscht geradezu vorgeschrieben, sie können aber jedesmal angewen⸗ det werden, wenn es die Sanitätsbebörde für nöthig erachtet,

9) In einem Hafen, wo die Cholera epidemisch herrscht, sollen nicht mehr eigentliche 3 gehalten, sondern nur Desinfizi⸗ rungsmaßregeln angewendet werden. ;

; * dritte Lefung des in der letzten Sitzung beschlossenen Reglements für die Sanitäts⸗See⸗Inspektion so wie des obigen Reglements für die Seequarantãne in Europa wurde für die nächsten Sonnabend stattfindende Sitzung fest⸗

gesetzt, in welcher zugleich die Feststellung des dies bezuͤglichen

snternationalen Vertrages vorgenommen werden wird. In dieser

Richtung wurde jedoch bereits in der heutigen Sitzung festgesetzt, daß über beide Gegenstände separat abgestimmt werden und in den internationalen Vertrag ausdrücklich die Bestimmung auf⸗ genommen werden soll, daß es den einzelnen Staaten überlassen bleibt, sich für das eine oder das andere System zu entscheiden.

In der nächsten Sitzung, in welcher auch über die Fluß⸗ quarantäne entschieden werden wird, dürfte bereits der Bericht der Seuchenkommission über ö Einsetzung eines internationalen Seuchenorganes zur Vorlage kommen. .

. 683 bre Jak. bringt folgende Mittheilung: Das Reichs⸗Kriegs⸗Ministerium hat vor einigen Tagen die Verhand⸗ lungen mit der Gesellschaft für Heeres agusrüstung abgebrochen.

„Das Reichs⸗Kriegs⸗Ministerium ist nun im Begriffe, mit den ubrigen Industriellen, welche in Folge der Lieferungsaus⸗ schreibung die Deckung des Bedarfes an Bekleidungssorten für

das Heer und zwar: in der Tuch dann in der Leinen⸗ und Kalikot⸗Gruppe offerirt haben, in Verkehr zu treten und mit ihnen über den Abschluß von Verträgen zu verhandeln. Da⸗ gegen sind bezüglich der Leder⸗Gruppe neue Kombinationen in Uussicht genommen, von denen man zuversichtlich erwartet, daß sie zu einer anderen verläßlichen Beschaffungsweise führen werden.“ Nachdem die Ursachen erörtert sind, welche den Abbruch der Verhandlungen mit der Heeres⸗Ausrüstungsgesellschaft herbei⸗ führl (ein Grund war, daß die Gesellschaft nicht 20 Prozent der Tuchlieferungen für die böhmisch-mährischen Tuchfabrikanten abtreten wollte), fährt das genannte Blatt fort:

„Diese und einige andere wesentliche Differenzen waren Gegenstand oftmaliger und eingehender Verhandlungen. Das Reichs⸗Kriegs⸗Ministerium gelangte zur Erkenntniß, daß auf eine Nachgiebigkeit der Gesellschaft in den verschiedenen Differenz⸗ punkten nicht zu rechnen sei. Um nicht mit nutzlosen Verhand⸗ lungen die Zeit zu verlieren, wurde beschlossen, auf die Offerte der Heeres⸗-Ausrüͤstungsgesellschaft überhaupt nicht mehr zu re⸗ flektiren, sondern mit den übrigen Offerenten, welche sich in den Hauptsachen allen aufgestellten Lieferungsbedingungen fügen, zu verhandeln.

Soffentlich werden diese Unterhandlungen rasch zu einem gedeihlichen Abschlusse gebracht werden.

Nachdem die Konsortien, welche auf Tuch⸗, Leinwand⸗ und Kalikot⸗Sorten offerirt haben, eine sehr respektable Leistungskraft repräsentiren, wird die eintretende Aenderung auf die Schlag⸗ fertigkeit des Heeres keinerlei nachtheiligen Einfluß ausüben.

Durch die Vertheilung der Lieferungen unter mehrere Kon⸗ sortien ist eine Beschaffungsweise angenommen worden, welche, indem sie den Wünschen der Vertretungskörper entspricht, die Interessen des Heeres fördert, soweit als thunlich eine rationelle Decentralisation in Aussicht nimmt und, was gleichfalls von hoher Bedeutung erscheint, auch den national-ökonomischen In⸗ teressen beider Reichs hälften Rechnung trägt.“

Pest, 23. Juli. Im Abgeordnetenhause nahm heut der Finanz⸗Minister Ghyezy unter großer Spannung das Wort, um der gestrigen Aufforderung Huszars zu entsprechen. Er be⸗ merkte zuerst, die Angabe eines Redners, wonach die Steuer⸗ rückstände 117 Millionen betrügen, beruhe auf einem Druckfehler des amtlichen Ausweises. An die Finanz⸗-Direktion sei die Wei⸗ sung ergangen, bei der Steuereintreibung gegenüber der acker⸗ bautreibenden Bevölkerung unter 120 Fl. Jahressteuer schonend vorzugehen. Leider hatte diese Begünstigung der ärmeren Klasse zur Folge, daß in manchen Komitaten gar keine Steuer einging. Die Aufforderung Huszars, über den 5. 12 seine Meinung auszusprechen, die er übrigens lieber privalim beantwortet hätte, sei ohne sein Wissen und Zuthun an ihn gerichtet worden. So wenig er die Bestimmung, das Wahlrecht von der erfüllten Steuerpflicht abhängig zu machen, als Zwangsmittel für die Steuereintreibung berechtigt hielte, müsse er doch die Aufnahme von dem Gesichtspunkte billigen, daß der Genuß staatsbürger⸗ licher Rechte die Erfüllung von Verpflichtungen bedinge. Da überdies die Steuereingänge dadurch wesentlich gefördert werden dürften, so müßte er den Antrag auch dann annehmen, wenn alle Minister⸗Kollegen dagegen waren. Die Berathung über den

3. 12 wurde hierauf fortgesetzt. Für die Vorlage sprachen Minister Szapary und Csemeghi; gegen dieselbe zahlreiche oppo⸗ sitionelle Redner, die sich fast sämmtlich in den heftigsten Aus⸗ drücken über das gestrige Auftreten Pulszky's äußerten. Morgen wird die Debatte über den 5. 12 fortgesetzt.

Das Oberhaus verhandelte die Eisenbahnvorlagen und die rumänische Konvention. Nach kurzen Bemerkungen der Minister Ghyezy und Zichy wurden die Vorlagen angenommen und dem Unterhause überschickt. Der Kardinal⸗Primas Simor hatte zum ersten Male seinen Sitz eingenommen.

Schweiz. Bern, 22. Juli. Der Bundesrath hat in seiner heutigen Sitzung die seinem Abgeordneten an den am 27. d. M. in Brüssel zusammentretenden internationalen Kongreß für Feststellung eines Kriegsvöl kerrechts zu ertheilenden Instrüktionen berathen. Dieselben entsprechen streng dem schwei⸗ zerischen Neutralitätsprinzip. Wie schon früher mitgetheilt wurde, wird der schweizerische Gesandte in Berlin, Oberst Hammer, welcher der heutigen Berathung des Bundesrathes beiwohnte, die Schweiz auf dem Kongreß vertreten. ;

Heute Voxmittag 11 Uhr hat der erste Sekretär der hiesigen franzöfischen Gesandtschaft in Abwesenheit des Grafen Chaudordy den der Gesandtschaft nun definitiv beigege⸗ benen Militär-Attaché dem Bundespräsidenten Schenk vor⸗ gestellt. Derselbe bekleidet in der französtschen Armee den Posten eines Chefs de Bataillon der Infanterie, heißt Frayermouth und ist seiner Geburt nach Elsässer. Seine Sauptmission ist das Studium der neuen schweizerischen Militärorganisation, zu welchem Zwecke er sich mit dem Chef des eidgenössischen Militãr⸗ Departements, dem Hrn. Bundesrath Welti, bereits in Verbin⸗ dung gesetzt hat.

Am 19. ist in St. Gallen das eidgenössische Schützenfest eröffnet worden.

Großbritannien und Irland. London, 23. Juli. (A. A. C.) Die Königin ließ sich am Dienstag in Osborne vom Prinzen von Leiningen, Contre⸗Admiral Henk, den Com⸗ mandeur des deutschen Panzergeschwaders, sowie die. komman⸗ direnden Offiziere desfelben: Kapitän Kinderling, Kapitän Kühne, Kapitän Gambsch, Kapitän Schlenther, Kapitän von Nostiz und Lieutenant von Freyhold, vorstellen. .

Der Prinz und die Prinzessin von Wales gaben gestern in Marlborough ⸗Hhouse einen großen Maskenball, zu dem etwa 500 Personen Einladungen erhalten hatten. Unter den Anwesenden befanden sich der Großherzog von Mecklenburg⸗ Strelitz, fämmtliche hier anwesende Mitglieder der Königlichen Familie, das diplomatische Corps und Mitglieder der hohen

ristokratie. ö n Der Lordmayor von London hat die Baronets⸗ würde zur Erinnerung an die Vermählung des Herzons von Edinburgh und den Besuch des Kaisers von Rußland in Lon⸗ don erhalten. Aus demselben Grunde sind die Sheriffs von London und Westminster, 9. Johnson und Hr. Whetham, in ĩ erhoben worden. ; 96 , (W. T. B) In der heutigen Sitzung des DOberhaußes gab in Beantwortung einer Interpellation des Earl Russel Graf Derby die Erklärung ab, England sei bis⸗ her von der spanischen Regierung noch nicht ersucht worden, bei Frankreich wegen der von dieser Macht angeblich den Carlisten geleisteten Unterstützung Schritte zu thun, und habe darum bei der französischen Regierung dieserhalb auch keine Vorstellungen erheben können. Was die Anerkennung der gegenwärtigen Re⸗ gierung angehe, sei das Ministerium der Ansicht, daß dieselbe durch ein gemeinsames Vorgehen sämmtlicher Großmächte her⸗ beigeführt werden müsse; jedoch nicht eher, als bis die Regierung

sich dauernd befestigt haben werde.

Frankreich. Ver sail les, 24. Juli. (W. T. B.) Die Na⸗ tio nalversammlung hat sich für die Verschiebung der Be⸗ rathung über die kon stitutio nellen Gesetzvorlagen aus⸗ gesprochen, womit auch die Regierung sich einverstanden erklärte. Für den Antrag Malartress, welchem zufolge nach erfolgter Durchberathung des Budgets die Sitzungen der Nationalver⸗ sammlung bis zum 5. Januar k. J. vertagt werden sollen, wurde mit 395 gegen 308 Stimmen die Dringlichkeit be⸗ schlossen und die Berathung auf nächsten Dienstag festgesetzt.

Spanien. Madrid, 24. Juli. (W. T. B) Die Regierungstruppen haben eine 1800 Mann starke Car⸗ listen⸗-Abtheil ung in der Provinz Tarragona geschlagen, an den dabei gefangen genommenen Carlisten aber keinerlei Wiedervergeltungsrecht ausgeübt.

Der Verwaltungsrath der Hypothekarbank hatte bei dem Finanz⸗Minister Camacho gegen die Entscheidung des Staatsraths reklamirt, welche die von der Hypothekarbank bean⸗ spruchte Entschädigungsforderung zurückweist. Camacho hat auf diese Reklamation dem Verwaltungsrathe jetzt eröffnet, daß der Ministerrath der Entscheidung des Staatsrathes in Bezug auf diese Frage vollständig beigetreten sei.

Santander, 24. Juli. (W. T. B.) . Die Garnison von Bilbao hat, hier eingetroffenen Nachrichten zufolge, die Carlisten nach Eneartacianes zurückgeworfen. Ge—⸗ rüchtweise verlautet, daß General Moriones mit verhältnißmäßig geringem Verluste die Carlisten in Navarra geschlagen und 1500 Gefangene gemacht habe.

Rumänien. Bukarest, 23. Juli. Zu den Herbst⸗ manövern, zu welchen man auch ausländische Offiziere er⸗ wartet, werden umfassende Vorbereitungen getroffen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Juli. Der „R. J.“ meldet, daß die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser dem St. Petersburger Grenadier-Regiment (König Friedrich Wilhelm III. von Preußen), dessen Chef Kaiser Wilhelm ist, verliehenen Fahnenbänder in der vergangenen Woche dem Commandeur dieses Regiments, Grafen Komarowsky, mit folgendem Handschreiben Sr. Majestät des Deutschen Kaisers übersandt worden sind:

„Ich habe beschlossen, den drei Bataillonen Meines St. Peters⸗ burger Grenadier⸗Regiments (König Friedrich Wilhelm III.) Fahnen⸗ bänder zu verleihen, die Ich Ihnen hierneben übersende, womit Ich zugleich den Wunsch verbinde, daß das Regiment, getreu seinen alten Ueberlieferungen, seine Fahnen stets auf den Wegen des Ruhms und der Ehre führen möge.

Schloß Babelsberg, 2. Juni 1874.“ ö

Auf Befehl des Kaisers sind diese neuen Bänder auf den Fahnen in Verbindung mit den Bändern des St. Andreas⸗Or⸗ dens zu tragen, welche Auszeichnung diese Fahnen bereits besitzen. Die von dem Deutschen Kaiser verliehenen Bänder sind aus kirschfarbenem Sammet, reich in Gold gestickt und mit Rosa⸗ Seidenstoff gefüttert.

Am 18. d. M. hatte der amerikanische Gesandte Mar⸗ shall Jewell, der seinen Posten verläßt, die Ehre, vom Kaiser in Abschiedsaudienz empfangen zu werden. An demselben Tage hatte der beim hiefigen Hofe neuerdings akkreditirte japa⸗ nische Gesandte, Vize⸗Admiral Taheaki Jenomoto, die Ehre, dem Kaiser vorgestellt zu werden und seine Beglaubigungs⸗ schreiben zu überreichen. Gleichzeitig wurde der zweite Sekrekär der japanischen Gefandtschaft, Bunkizi Izikawa, Sr. Majestät vorgestellt. e

Ueber die Truppenübungen, die in der zweiten Hälfte dieses Monats in Gegenwart des Kaisers im Lager zu Krassnoje-Sselo stattfinden sollen, wird der „Russ. Welt“ folgendes Programm mitgetheilt. .

16. Juli: Wettrennen und Preisschießen nach dem Ziel. 17. Juli Morgens: Exerzitien der gesammten Kavallerie; Abends: Besichtigung der Bataillone der Militärschulen, und des Infanterie⸗ Lehrbatatllons. 18. Juli Morgens: Artillerieschießen; Abends: Besich⸗ tigung der Nikolai⸗Kavallerieschule, der Lehr⸗Escadron, der Michgel⸗ Artillerieschule und der Artillerie⸗Lehrabtheilungen. 19. Juli Mor— gens: Exerzitien der 1. Garde-Infanterie-Dipision, des 2. Schützen- Bataillons und des Schützen⸗Bataillons der Kaiserlichen Familie. 23. Juli Morgens: Exerzitien der 22. Infanterie⸗Division und der Schützen Compagnien des 116. und 148. Infanterie⸗Regiments; Abends: Schießübungen der Schützenabtheilungen und der Militärschulen. A. Juli Morgens: Schießübungen der Linien-⸗Infanterig-Compagnien, des Figenen Convois Sr. Majestät, der Nikolai-Kavallerieschule und der 2. Garde⸗Kavallerie⸗Division; Abends: Besichtigung des Finnischen Schützen. und des L. G. Cadre⸗Bataillons. 25. Juli: Corps⸗ manõöver.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Juli. Die Abreise des Königs hatfgestern zur festgesetzten Zeit stattgefunden, und die Beweise der Theilnahme und Zufriedenheit, welche die Be⸗ völkerung der Gegenden Jütlands, welche der Königliche Zug passtrte, an den Tag legte, waren sehr zahlreich und herzlich. Der König sprach in Dankesreden mehrfach seine Freude gus und erwähnte u. A. der Wahl des Justiz-Ministers und Mi⸗ nisters für Island, Klein, in Aalborg, als eine ihm erfreuliche Begebenheit, indem er zugleich die Tüchtigkeit und Pflichttreue des Ministers lobte. .

Der Kronprinz, welcher inzwischen die Regentschaft führt, wird morgen das Lager bei Hald verlassen und nach Charlottenlund, seiner Sommerresidenz, zurückkehren.

Wahrend der Abwesenheit des Justiz-Ministers Klein, welcher den König nach Island begleitet, wird, „Dagstel.“ zu⸗ folge, der neue Minister des Innern, Tobiesen, die Leitung des Ju stiz⸗Ministeriums übernehmen. .

Rach der „Ministerialtid. betrug der Einfuhrzoll, sowie die Stempelabgabe für Spielkarten in den verflossenen drei Monaten des Finanzjahres 1374 75: 2034879 Rdl. ge— gen 1,854,777 Rdl. in dem entsprechenden Zeitraume des vori⸗ gen Finanzjahres, für Speichermiethe wurden 9333 Rol. gegen S427 eingenommen, für Schiffsabgaben 106,946 Rdl. gegen Fh, 673 Rdl., Branntweinsbrennereiabgabe 286, 452 Rdl. gegen 278,587 Rdl. übrige Einnahmen 9305 Rdl. gegen I966Rdl. Nach Ab⸗ zug einiger Summen für Abgabenvergütungen haben die allgemei⸗ nen Zoll-, Branntweins⸗ und Schiffsabgaben von April bis Juni 2,3875773 Rdl. gegen 2.180 818 Rdl. von April bis Juni 1873 betragen, und ist also eine Mehreinnahme von 206,955 Rdl. entstanden. Die in den verflossenen drei Monaten gehobene Kriegssteuer für Waareneinfuhr und Brennereibetrieb hat außer⸗ dem zusammen 354008 Rdl. gegen 365, 109 Rdl. eingebracht (die Zollabgabe 214,345 Rdl. gegen 220,818 Rd, die Bren⸗ nereiabgabe 139,663 Rdl. gegen 135,091 Rdl), also eine Min⸗ dereinnahme von 1701 Rdl. Der Gesammtbetrag der allge⸗ meinen Zoll⸗, Brannteweins⸗ und Schiffsabgaben, sowie der Kriegssteuer im April bis Juni beläuft sich auf 2, 41,781 Rdl.

Wilhelm.

gegen 2,536 527 Rdl. im April bis Juni 1873.