1874 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Aug 1874 18:00:01 GMT) scan diff

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Valerie. Die Kaiserin gedenkt bis Ende September dort zu bleiben und dann Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin in Baden einen Besuch abzustatten.

Die preußischen Kriegsschiffe, welche zu Ehren des Kron⸗ prinzen hier waren, haben Ryde, wo sie vor Anker lagen, ver⸗ lassen, um nach Kiel zurückzugehen. Zum Geburtstag Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzesfin Charlotte waren die Stabs⸗Offiziere der 4 Schiffe zur Tafel befohlen; dann kamen alle Schiffe vor Sandown gefahren und salutirten.

Am 7. waren die Kronprinzlichen Herrschaften in Knole einem der schönsten und interessantesten Landsitze Englands. Das Schloß datirt aus der Zeit des Königs Johann, und Ja⸗ cob J. hat es bewohnt. Der großartige Bau ist im normänni⸗ schen Styl. Es birgt viele historische Bilder von van Dyck, Rey⸗ nolds, Gainsborough, schöne Gobelins ꝛc. Am Tage darauf waren Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheiten in London, be⸗ suchten dort das britische Museum, die National- Gallerie, das indisch Museum, beehrten die bekannte Pflegerin der Ver⸗ wundeten Miß Nightingale und kehrten am Nachmittag wieder nach der Insel Wight zurück.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Hoheit die Herzogin von Mecklenburg-Schwerin, welche heute Vormittag die Weiterreise nach St. Petersburg mittelst der Ostbahn angetreten haben, werden in Königsberg übernachten und dann direkt nach St. Petersburg weiterreisen. Begleitet werden Höchstdieselben von der Hofdame Fräulein von Witzleben, dem General-Lieutenant von Zülow, dem Hof⸗Mar⸗ schall Baron von Stengelin, dem Kammerherrn von Hirschfeld, den Flügel⸗Adjutanten: Hauptmann Bronsart von Schellendorff und Hauptmann von Schrötter.

Der General⸗Major und Commandeur der 11. Infan⸗ terie Brigade von Rothmaler hat sich zu den Regiments— Besichtigungen des 3. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiments Nr. 20 und des Brandenburgischen Füsilier⸗Regiments Nr. 35 nach Wittenberg und Brandenburg begeben; der Brigade⸗Stab . morgen zu den Herbstübungen der 6. Division von ier ab.

Säachsen. Dresden, 10. August. Nach aus Ostende eingetroffenen Nachrichten erfreut sich der König des besten Wohlseins und nimmt die Bäder, vom Wetter begünstigt, regel⸗ mäßig fort. Am 3. d. M. folgte Se. Majestaͤt einer Ein⸗ ladung Sr. Majestät des Königs der Belgier nach Laeken. Zum Diner daselbst waren die deutschen Mitglieder der in Brüssel tagenden internationalen Konferenz, sowie sämmtliche belgische Minister geladen worden. Am Abende desselben Tages begab sich Se. Majestät von Laeken nach Brüssel, nahm das Äb⸗ steigequartier im Hause des am dortigen Hofe beglaubigten dieg⸗ seitigen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers, Wirkl. Geh. Raths v. Fabrice, wohnte einer vom Herrn v. Fabrice veranstalteten Soirse bei und kehrte Dienstag

früh nach Ostende zurück. Am 5. fand bei Sr. Majestät zur

Feier des Geburtsfestes der Königin ein Diner statt, zu welchem die in Ostende anwesenden Sachsen Einladungen erhalten hatten. Der Aufenthalt Sr. Majestät in Ostende dürfte sich bis Mitte des Monats erstrecken.

Baden. Karlsruhe, 8. August. Durch Ministerial⸗ verfügung ist, entsprechend dem mit dem letzten Landtag ver—

einbarten ergänzenden Kirchengesetz, das the ologische Konvikt

an der Universität Freiburg geschlossen worden, und wer⸗ den von nun an auch die dort studirenden katholischen Theolo⸗ gen gleich ihren Kommilitonen aus den anderen Fakultäten ein der Klausur nicht unterworfenes Leben führen dürfen.

10. August. Das Ministerium des Innern hat fol⸗ gende Verordnung erlassen:

Mit Allerhöchster Ermächtigung aus Großherzoglichem Staats— Ministerium vom 3. August d. J. wird auf Grund des Schlußsatzes des Artikels 4 des Gesetzes vom 19. Februar d. J., die Aenderung einiger Bestimmungen des Gesetzes vom 9 Oktober 1860, die recht liche Stellung der Kirchen und kirchlichen Vereine im Staate betref⸗ fend (Gesetzes und Verordnungsblatt Nr. IX.), verordnet, was folgt:

Den katholischen Geistlichen, welchen in diesem Jahre zu einer Zeit, in weicher der Entwurf des oben angeführten Gesetzes bereits der landständischen Berathung unterzogen war) die Priesterweihe ertheilt wurde, ist die Befugniß zur öffentlichen Ausübung kirch licher Funktionen anmit entzogen.

Baden, 7. August. Der Gemeinderath hier hat be— schlossen, dem verewigten Bürgermeister Gaus ein Denkmal im Hofe des Rathhauses zu errichten, zu diesem Behufe einen Ausschuß niedergesetzt und fordert zu freiwilligen Beiträgen auf.

Hessen. Friedberg, 8. August. Der Großherzog gab zu Chren seiner Schwester, der Kaiserin von Rußland, an ihrem heutigen Geburtsfeste eine Hoftafel im hiesigen Schlosse, wozu unter Anderen die Kaiserlich russische Gesandt⸗ schaft am Großherzoglichen Hofe und der russische Fürst Wia⸗ semsky geladen waren.

Die Kaiserin von Rußland hat bei ihrer Abreise von Jugenheim wiederum, wie früher, 1060 Gulden für die 5 dem Großherzoglichen Kreisamt in Darmstadt abgeben assen. .

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meinin gen, 9. August. In Sonneberg fand am 2. d. Mts. in Gegen⸗ wart des regierenden Herzogs Georg und seiner Gemahlin bei dem schönsten Wetter das sogenannte Lutherf e st statt, welches die Einweihung des alten Judenbacher Wirthshauses bezweckt, das der Kaufmann Adolph Fleischmann in Sonneberg ange⸗ kauft hatte und unterhalb des Schönbergs bei Sonneberg genau in seiner früheren Form und inneren Einrichtung wieder hat aufbauen lassen. Gegen 10000 Personen hatten sich als Gãste eingefunden. Tags darauf war daselbst die Einweihung des Kriegerdenkmals für die im Kampfe gegen Frankreich ge— bliebenen Söhne von Sonneberg.

Nach der offiziell bekannt, gemachten Uebersicht der Staatsschuld des Herzogthuüms Meiningen besteht die ältere Landesschuld nur noch aus 325,625 Fl,, woran die Domänenkasse mit 110561 Fl. parti⸗ zipirt. Die neuere Landesschuld, vorzugsweise durch Eisen⸗ bahnbauten und die Landesvermessung entstanden, beträgt, inkl. der unverzinglichen Kassenanweisungen und des sogenannten Prämienanlehns, 6,141,521 Fl., theils 4, theils 5 Prozent

Auf Veranlassung des Reichstagsabgeordneten, Regie⸗ rungs⸗Raths Dr. Kirchner hier hat sich gegen reichsfeindliche Elemente für den Kreisgerichts⸗Bezirk Meiningen, unter großer Betheiligung, ein Reichsverein gebildet, dessen Zweck darin besteht, das Interesse der Bevölkerung an den öffentlichen Ange⸗ legenheiten des Reiches und seiner einzelnen Theile in reichs⸗ treuem und liberalem Sinne möglichst anzuregen und auf diesem

Boden den Bestrebungen der reichsfeindlichen Parteien, so weit sie sich hier zeigen, geschlossen entgegenzutreten.

Anhalt. Dessau, 8. August. Der Herzog und die

ö. rzogin sind heute mit ihrer Familie zu ihrem Verwandten,

em Fürsten von Hohenzollern, zu einem längeren Besuch nach

Krauchenwies bei Sigmaringen abgereist. Die Abwesenhelt der

hohen Herrschaften von Dessau dürfte sich auf 4 Wochen aus⸗

dehnen. Der Erbprinz und Prinz Friedrich werden noch

einige Tage in Dessau verweilen, dann aber ihren Eltern nach Krauchenwies folgen. Der Herzogliche Hof siedelt heute eben⸗ falls von Wörlitz nach Dessau über.

Elsaß⸗ Lothringen. Metz, 10. August. Die Kreis⸗ tage der sechs lothringischen Kreise Diedenhofen, Saar⸗ gemünd, Forbach, Chaͤteau⸗Salins, Saarbrück und Bolchen haben sich heute an den resp. Hauptorten der genannten Kreife konsti⸗ tuirt, nachdem im Ganzen 43 von 54 Vertretern den Eid auf den Kaiser und die Reichsverfassung geleistet hatten.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 9. August. Die großen Schlußmanöver bei Brandeis an der Elbe, welchen Se. Majestät der Kgiser beiwohnen wird, beginnen den 9. Septem⸗ ber und enden den 12. September. Zu denselben werden zwölf Infanterie⸗Regimenter und zwar Nr. 11, 15, 21, 25, 26, 35, 36, 42, 73, 74, 75 und 77, die Jäger⸗Bataillone Nr. 6, 12, 13, 14, 29, ein Pionier⸗ und ein Genie⸗Bataillon, die Bragoner⸗ Regimenter Nr. l, 7 und 13 und das 11. Husaren⸗Regiment, das 1. und 4. Artillerie- Regiment nebst den sonstigen Mili— täranstalten, weiter die Landwehr⸗Bataillone Nr. 8h, 31, 32, 33, 37, 46, 48 und 49 ausrücken. Die Leitung des Manövers führt Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Feldmar⸗ schall Albrecht. Sämmtliche Truppen werden zwei große Corps bilden. Das Kommando über das Nord⸗Corps wird der kom⸗ mandirende General von Böhmen F. 3. M. Baron Philippovich, jenes über das Süd-Corps der F. M. L. Graf Westphalen führen.

Das Ministerium des Innern hat wie Wiener Blät⸗ ter melden den Unterbehörden den Entwurf eines neuen Thierseuchengesetzes zur Begutachtung gegeben, welcher zwar den Standpunkt der Kontagiosität (1A nsteckung) festhält und demgemäß strenge Präventivmaßregeln anordnet, dabei aber viel- fache Erleichterungen zuläßt, vorausgesetzt eine umsichtige, die Lokalverhältnisse würdigende Anwendung Seitens der Seuchen⸗ Ko mmission und politischen Behörden.

Schweiz. Bern, 7. August. In seiner heutigen Sitzung beschloß der Bundesrath anläßlich einiger bezüglichen An⸗ fragen den Erlaß eines Krelsschreibens an die Kantone, betref⸗ fend die Auslegung des Artikels 54 der neuen Bundesver- fassung, welcher von der „Eheschließung“ handelt. Auf die Frage, „welche Stellung weist der dritte Absatz des Artikels 54 der Bundesverfassung den in der Schweiz niedergelassenen Aus— ländern an, welche sich hier verheirathen, insbesondere, wenn sie Staaten angehören, die mit der Schweiz in Vertragsverhält—⸗ nissen stehen, welche ihren Angehörigen die Gleichbehandlung mit den Einheimischen zusichern?! ertheilt jenes Kreisschreiben folgende Antwort:

„»In dieser Beziehung ist zu beachten, daß, wenn der Art. 54 der Bundesverfassung für alle schweizerischen Kantone verbindli ist, er s nicht sein kann für auswärtige Staaten, selbst wenn solche zu der Schweiz in utr rn, n fn stehen. Diese Staaten können so⸗ nach die Anerkennung einer übrigens vorschriftsgemäß in der Schweiz abgeschlofsenen Ehe verweigern, wenn dieselbe nicht unter Beobachtung der vem Gesetze des betreffenden Staates, z. B. der für die Fähigkeit aufgestellten Bedingungen, eingesegnet worden ist. Da also die Kan⸗ tone innerhalb gewisser Schranken für die Folgen einer auf ihrem Gebiete abgeschlossenen unregelmäßigen Ehe verantwortlich werden könnten, so sind sie auch berechtigt, die ihnen nothwendig erscheinenden Maßnahmen zu treffen oder aufrecht zu halten, um ihre Verantwort⸗ lichkeit zu decken und den Abschluß von Ehen Fremder auf ihrem Ge— biete zu verhüten, welche im Heimathlande der Eheleute nicht aner⸗ kannt würden.“

Formen in dieser Richtung schreibt der Bundesrath den Kantonen nicht vor, wohl aber schärft er ihnen ein, daß dieselben so wenig kostspielig als möglich und namentlich die Gebühren auf das unbedingt Nothwendige beschränkt werden sollen.

Laut Telegramm aus Genf hat P. Loy son seine Ent⸗ lassung als Pfarrer von Genf dem dortigen Staatsrathe einge⸗ geben, der sie in seiner heutigen Sitzung auch bereits genehmigt haben soll.

Großbritannien und Irland. London, 8. August. Der Herzog von Edinburgh wird dem Vernehmen nach in Kurzem Schottland besuchen, um das in Inverneß stationirte 99. Regiment, dessen Inhaber er ist, zu inspiziren.

Ein Besuch des Premier⸗Ministers Disraeli in Ir⸗ land ist angezeigt. Er wird der Gast eines irischen Edel⸗ mannes sein.

Eine Anzahl französischer Offiziere, von denen einige den Sommermanövern der britischen Armee in Aldershot beigewohnt hatten, nahm dieser Tage mit Genehmigung des . das Arsenal in Woolwich in Äugen—

ein.

In Southsea kam es gestern wegen eines Wegerechtes zwischen den Einwohnern und der Polizei zu blutigen Reibun⸗ gen. Eine starke Abtheilung Polizei intervenirte, um die Menge an der Demolirung einiger zeitweiligen Schranken, welche die Hafenlöschplatz⸗ Compagnie zum Schutze ihres Eigenthums er⸗ richtet hatte, zu verhindern. Dies war das Signal für einen allgemeinen Kampf, Steine, Ziegeln und Wurfgegenstände jeder Gattung, die am nächsten lagen, wurden gegen die Polizei ge⸗ schleudert. Da sich letzterer der bessere Theil der Einwohnerschaft anschloß, so entstand ein höchst verzweifelter Kampf. Der 3000 bis 4000 Köpfe starke Pöbel wurde von der Polizei wiederholt an⸗ gegriffen und mehrere Personen trugen dabei ernstliche Ver⸗ wundungen davon. Einige Konstabler wurden schwer verletzt.

Frankreich. Paris, 8. August. Einer Note des Journ. officiel zufolge haben sich, Dank den energischen Maßregeln, die Fortschritte der Epidemie unter den Soldaten von Bin—⸗ cennes plötzlich eingestellt.

Der Kriegs⸗Minister hat, wie „Opinion Nationale“ meldet, die Absendung militärischer Missionen nach Deutsch⸗ land, England, Oesterreich, Rußland und Italien angeordnet. Dieselben sollen den verschiedenen Herbstmansvern anwohnen; die nach Wien, bestehend aus einem Obersten des Generalstabes, einem Escadron⸗Chef, einem Artillerie und einem Infanterie⸗ Hauptmann, ist bereits abgereist, um den Uebungen im Lager bei Brandeis beizuwohnen.

General Chanzy, der einen vierwöchentlichen Urlaub erhalten, ist in Marseikle angekommen.

—— Der Minister des Unterrichts hat eine Arbeit über die Lage und die Anzahl der Schulbibliotheken Frank⸗ reichs anfertigen lassen. Im Jahre 1865 war die Zahl dieser

Bibliotheken 4833, im Ganzen 180,854 Bände umfassend. Jetz besitzt Frankreich, das Seine⸗Departement ausgenommen, 15,625 Schulbibliotheken, welche ihren Lesern 1474, 657 Werke zur Ver⸗ fügung stellen können.

Morgen werden in allen Mairien die amtlichen Wählerlisten veröffentlicht werden. Denjenigen Bürgern, die übergangen oder noch gar nie eingetragen worden sind, ist eine Frist von zwanzig Tagen gewährt, damit sie die nöthigen Schritte thun und ihre Beweise beibringen können. Die republikanifchen Organe fordern alle Wahlberechtigten dringend auf, diese Ge⸗ legenheit, der Partei so viele Kräfte als nur immer möglich zu⸗ zuführen, nicht vorübergehen zu lassen. Sie heben hervor, daß diese Listen nicht nur bei den nächsten Gemeindewahlen, sondern, was weit wichtiger ist, bei den naͤchsten Generalraths- und wahr— scheinlich auch bei den Neuwahlen für die nächste National⸗ versammlung dienen werden.

Auf der Insel Martinique ist der republikanische Kandidat Gaudissart, ehemaliger Maire von Fort de France, zum Abgeordneten ernannt worden.

11. August. (W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter bringen die Nachricht, daß Bazaine in der Nacht vom Sonn⸗ tag zum Montag von der Insel St. Margusrite, wo derselbe detinirt war, entflohen ist. Genauere Detailmeldungen liegen noch nicht vor, es heißt, der Gefangene habe das Fort mittelst einer Leiter oder eines Seiles verlassen, Und vermuthet man, es sei ihm gelungen, an Bord eines nach Italien gehenden Schiffes zu gelangen. Die Nacht, in der die Entweichung ausgeführt wurde, war fehr dunkel, und das herrschende Unwetter, sowie ein heftiger Wind unterstützten die Flucht. Die Journale fügen ihrer Meldung hinzu, die Regierung habe beschlossen, gegen die⸗ jenigen, die bei der Flucht mithalfen, sofort und energisch vor—⸗ zugehen.

Wie ein zweites Telegramm meldet, wird die Flucht Bazaine's durch eine Note des „Journal officiel“ bestätigt.

Eine der „Republique fran gaise“ zugegangene Zuschrift des Justiz⸗Ministers erklart die Nachricht, daß das gericht⸗ liche Verfahren gegen das Comité des „Appel au peuple— eingestellt sei, für durchaus unbegründet. Vielmehr sei die Untersuchung im vollen Gange und werde der Prozeß seinen regelmäßigen Verlauf nehmen.

Italien. Rom, 5. August. (It. N.) Der Mi⸗ nister⸗Präsident begiebt sich heute Abend von Rom nach Florenz und von dort nach einigen Tagen nach Turin, um am 8. August dem Empfange der birmanischen Ge⸗ sandtschaft beizuwohnen. Hr. Minghetti wird bei die⸗ sem Besuche in Turin mit dem Könige über die Au flö⸗ jung der Kammer und die Neuwahlen berathschlagen. Der Zeitpunkt der letzteren ist noch nicht festgestellt, man nimmt aber an, daß sie im Oktober stattfinden werden. Ein Circular aus dem Ministerium des Innern hat wenigstens den Präfekten und Unterpräfekten eingeschärft, sich im Monat Oktober nicht von ihren Residenzen zu entfernen.

Ueber die neulichen Verhaftungen in der Villa Buffi bei Rimini berichtet die Opinione“:

„Der italienischen Regierung war die , gemacht worden, daß neue Ruhestörungen auf verschiedenen Punkten der Halbinfel ver⸗ sucht werden sollten, besonders in der Romagna und in den Marken, wo die vergangenen Monat in Szene gesetzten Brot- und Getreide⸗ krawalle nur als Porläufer ernster Ereignisse betrachtet werden konn⸗ ten. Am 2. August sollle ein Kongreß von Republikanern und Inter— nationalen in Ferrara abgehalten werden, und in Imola fand dieser Tage eine sehr zahlreich besuchte Versammlung von Mitgliedern von Vereinen statt, welche mit den zu Recht bestehenden Einrichtungen un— zufrieden sind und sie mit Anwendung von Gewalt abändern wollen. Ein an— derer Kongreß von Internationalen und Vertretern der Alleanza universale republicana sollte in einer Stadt der Romagna abgehalten werden, und einige dieser Repräsentanten erhielten das Mandat, auf Beschleu— nigung der revolutionären Schilderhehung zu bestehen. Die Regie— rung verfolgte die Spuren einiger dieser Vertreter und so konnte sie in der Villa Buffi die ganze Gesellschaft aufheben, welche aus Ankong, Ravenna, Pesgro, Neapel und anderen Städten zusammen gekommen war. Eine Beilage des „Neptuno“ von Rimini veröffent⸗ licht eine Art von Protest, welcher von allen Gästen der Villa Buffi unterschrieben ist, die Herren selbst wurden nach Spoleto ins Gefäng⸗ niß abgeführt.

Die mit der Liquidation der römischen Klostergüter beauftragte Kommission hat bis jetzt 97 Klöster in Besitz genommen und den Mönchen und Nonnen 2129 Pensionsbriefe zum Jahresbetrage von 9843382 Frs. zu— gestellt. An Bäcker, Schlächter, Mauerr, Zimmerleute u. a. hat die Kommission für Rechnung der Klöster 746,769 Frs. und für Kapitalien und Interessen, welche die religiösen Körperschaften schuldig waren, 63,916 Frs. ausgezahlt. Die Pfarrer der Kirchen, welche mit den aufgehobenen Klöstern verbunden sind, erhielten 21, 600 Frs. und für den KLirchendienst im Allgemeinen etwa 164 0005 rs. ausgezahlt. In der Stadt Rom und seinem Weichbilde wurden von der Kommission 693 Kapellen mit weltlichem Patronatsrecht in Besitz genommen, deren Grund⸗ eigenthum auf 3, M70 802 Fres. geschähßt wird und wovon bereits 892743 Fres. liquidirt sind. Mit der Besitzergreifung und dem Verkauf dieser Klostergüter ging die Konversion der Güter von den noch beibehaltenen christlichen Körperschaften im italienischen Staate Hand in Hand. Im Ganzen wurden für 12,269, 352 Fres, Klostergüter verkauft, und da sie nur auf 9, 939,559 Fres. geschätzt waren, wurden 2,329,792 Fres. über den Taxations⸗ werth erzielt. Außerdem beschäftigt sich die Liquidations-Kom⸗ mission noch mit der Ordnung der in den Klöstern vorgefunde⸗ nen Bibliotheken.

10. August (W. T. B.) Der Jesuitenpater Theiner ist heute gestorben. .

Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. August. Die Eisenbahn von Karlskrona nach Wexis wurde gestern vom König in feierlicher Weise eröffnet. Um 5 Uhr kam der Festzug mit dem Könige und der Königin nebst glän⸗ zendem Gefolge an. Es wurde von den auf der Rhede liegen⸗ den Kriegsschiffen salutirt, während mehrere Musikcorps spielten. Das Wetter war Vormittags regnerisch, klärte sich aber gegen Abend auf und wurde schön. Ter König eröffnete die Bahn mit den Worten: „Ich erkläre hiermit die Eisenbahn Karlskrona—⸗ Wexiö für eröffnet und übergebe sie dem allgemeinen Verkehr. Ich schließe mich ganz und gar der vom schwedischen Volke ge⸗ fühlten Freude über die durch Vollendung dieser Bahn mit dem übrigen schwedischen Eisenbahnnetze hergestellten Verbindung an. Hiermit sei die Karlskrona⸗Weriöbahn der allgemeinen Benutzung eröffnet!“

Die schwedische Panzerflotte ist mit dem Panzer⸗ kanonenboot „Berserks, das dritte der fünf Fahrzeuge dieser Art, welche auf der, mechanischen Werkstelle bei Motala bestellt worden sind, vermehrt worden. Von den beiden Panzerkanonen⸗ böten, welche auf dem Stapel standen, als vor einiger Zeit das heftige Deuer auf der Motala⸗Werfte ausbrach, und welche man

für total vernichtet hielt, ist das eine als in brauchbarem Zu⸗ stande befunden, das andere aber kassirt worden.

Ueber die norwegische Staatsraths-Abtheilung in Stockholm theilt die „Post och Inr. Tidn.“ Folgendes mit: „Nachdem die Funktionszeit des Staatsraths Johansen als Mit⸗ glied der genannten Staatsraths⸗Abtheilung abgelaufen ist, hat Se. Majestät ihm befohlen, nach Christiania zurückzukehren, um in die norwegische Regierung einzutreten und das Marine⸗ und Post⸗Departement zu übernehmen. Staatsrath Segelcke hat die Weisung erhalten, als Mitglied der Staatsraths⸗A1Abtheilung in Stockholm einzutreten. Staatsrath Selmer wird bis auf Wei⸗ teres den Chefsposten im Armee⸗Departement übernehmen.“

Christiania, 4. August. Durch Königliche Verord⸗ nung ist eine Kommission, bestehend aus Zollbeamten und Kaufleuten, niedergesetzt, welche die norwegischen Zolltarife revidiren soll und über etwaige Veränderungen in denselben ihr Gutachten abgeben wird. .

Die nordische Lehrerversammlung, deren Theil⸗ nehmer sich allmählich in Christiania versammeln, ist die zweite ihrer Art. Die erste fand statt im Jahre 1870 zu Gothenburg. Morgen werden die Sitzungen ihren Anfang nehmen. Bei dieser Versammlung wird besonders die Gemeinsamkeit der Volks⸗ schule und ihrer Interessen in den drei Reichen hervortreten und zur Frage kommen.

Dänemark. Kopenhagen, 8. August. (H. N.). Der Kronprinz empfing heute in besonderer Audienz den am hiesigen Hofe akkreditirten Ministerresidenten der Vereinigten Staaten, Hrn. Cramer, welcher jetzt von seiner Urlaubsreise zurückgekehrt it .

Nach einem Briefe aus Thorshapn vom 25. Juli ist der König an diesem Tage daselbst angekommen. Als der König mit Gefolge sich in der Königsschaluppe dem Lande näherte, stimmte die zahlreiche Volksmenge, welche sich am Strande und auf den Dächern der Häuser versammelt hatte, in das Lied: „Willkommengruß der Färinger an König Christian IX.“ ein, verfaßt von dem Propsten Pram Gad zu einer alten faröerischen Volksmelodie. Bei der Brücke, wo die Beamten der Insel und die Kommunenvorsteher der Stadt Thorshayn sich versammelt hatten, trat der König in Admirals⸗ uniform mit dem Prinzen Waldemar nebst Gefolge ans Land und wurde von dem Amtmann mit folgenden Worten empfan⸗ gen: „Allergnädigster König! Mit ungetheilter Freude hat die Bevölkerung der Färöer⸗Inseln den Hohen Besuch Ew. Majestät entgegengesehen. Unter den färöerischen Unterthanen Ew. Ma⸗ jestät herrscht nur eine Stimmung treuer Ergebenheit und tief⸗ gefühlter Loyalität, deshalb kann ich im Namen aller Färinger Ew. Majestät ein herzliches Willkommen entgegenrufen.“ Ein neun maliges donnerndes Hurrah folgte dieser Anrede, worauf der König, sichtbar bewegt, mit herzlichen Worten dankte. Bei der ganz in der Nähe der Brücke errichteten Ehrenpforte hielt der Schullehrer Andreas Christian Lützen mit klarer und kräftiger Stimme eine Rede an den König, als er aber ein Hoch für Se. Majestät ausgebracht hatte, stürzte er todt zur Erde, gerade in dem Augenblicke, als das Hurrahrufen aufhörte. Er wurde in eines der am nächsten liegenden Häuser hineingetragen, wo der König sich einige Zeit bei ihm aufhielt, während zwei Aerzte sich vergebens bemühten, ihn wieder ins Leben zurück⸗ zurufen. Nach diesem traurigen Vorfalle setzte der Zug sich nach der Wohnung des Amtmannes in Be⸗ wegung, wo der König mit Prinz Waldemar Anuf⸗ enthalt zu nehmen gedachte. Ein Dampfschiff mit Engländern und Amerikanern, welches unterwegs nach Island war, kam gleichzeitig mit dem dänischen Geschwader in Thorshayn an. Beim Passiren des Königsschiffes entfaltete das Dampfschiff den Dannebrog. Am Sonntage, den 26. Juli, wohnten der König und Prinz Waldemar dem Gottesdienste in der hübschen, ge⸗ räumigen Kirche Thorshavns bei, sie machten darauf einen Aus⸗ flug auf der Insel und dinirten am Bord der Fregatte, wo sämmtliche Beamte ꝛc. der Inseln sich der an ihnen ergangenen Einladungen zufolge eingefunden hatten. Am 27. Juli sollte die Abreise von Thorshayn stattfinden.

Amerika. Aus Philadelphia wird der „Times“ unterm 5. d. M. per Kabel gemeldet: Der Dampfer „Patrick Rogers“ brannte heute auf dem Ohioflusse bis zum Wasser⸗ spiegel nieder, wodurch 20 Menschen ums Leben kamen

Aus New⸗YPork wird unterm 7. ds. per Kabel ge⸗ meldet: Die demokratische Partei ist bei den Wahlen in Nord⸗ Carolina erfolgreich gewesen, indem sie zwei Sitze im Kongreß gewann. In Wilmington ist es zwischen den Weißen und Schwarzen zu Reibungen gekommen. Die Kandidaten der bür⸗ gerlichen Rechte⸗Partei haben in Tennessee eine Niederlage er⸗ litten.

(A. A. C.) Aus Buenos Ayres wird unterm 9. Juli gemeldet: Die Julifeste werden hier mit großem Glanz gefeiert. Die Grenzschwierigkeiten, die mit Brasilien, Paraguay und Chili existirten, sollen durch ein Schiedsgericht beigelegt werden. Die Vollendung des brasilianischen Telegraphenkabels nach Europa hat große Befriedigung verursacht. Die erste Sektion der Salto und Santa Rosa⸗Eisenbahn wurde bis Itapeby eröffnet. Der Vereinigte Staaten⸗Gesandte hielt am 4. d. einen zahlreich be⸗ suchten Empfang in seiner Legation. Freundschaftliche Reden wurden zwischen dem amerikanischen Gesandten und dem Prä— sidenten der Republik ausgetauscht.

Der Herzog von Aosta ist, wie ein Kabeltelegramm aus Rio de Janeiro meldet, am J. d. M. in Buenos AÄyres

angekammen.

Die Western und Brasilian Telegraphengesellschaft in London hat die Anzeige von der Vollendung und Eröffnung der Land⸗Telegraphenleitungen, die Rio Grande do Sul mit Montevideo verbinden, erhalten. Somit ist die telegraphische Verbindung zwischen Europa, dem La Plataflußgebiet und der Westküste von Südamerika hergestellt.

Asien. Der Times“ wird aus Bombay unterm 7. d. telegraphirt: „Verheerende Ueberschwemmungen haben fast die ganze Grenze von Sindh heimgesucht. Städte und Dörfer sind zerstört worden. Jacobabad ist gefährdet. Die gesammte Grenz⸗ besatzung errichtet Dämme. Die Heftigkeit des Monfun hat hier nachgelassen. Eingeborene Korrespondenten melden, daß der Emir von Afghanistan von Cabul nach Candahar und Herat zu reisen beabsichtigt. Abdul Rahman beunruhigt, wie verlautet, die Grenze des Oxus.“

Afrika. Ein Telegramm aus Cagliari meldet nach einem Briefe in dem „Avenire de Sardeyne“, daß in Tunis eine Verschwörung entdeckt wurde, die den Sturz des Premier⸗ Ministers und dessen Ersetzung durch den Kasmadar bezweckte. Ein Prinz von Geblüt sollte zur Theilnahme an dem Komplott bestochen werden, und dieser enthüllte dasfelbe dem Bay. Zwei Europäer sind in die Affaire verwickelt.

Genetische Skizze des Lehrstoffes für den Unter— richt in der Terrainlehre, im militäri chen Planzeichnen und im Aufnehmen auf den Königlichen Kriegsschulen nach der Vorschrift vom 20. Mai 1859 über die Methode, den Umfang und die Eintheilung des Unterrichts auf diesen Lehranstalten, ist soeben in einer neuen Ausgabe veröffentlicht. Dieselbe ist im Verlage der Königl. Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) zu dem Preise von 4 Sgr. erschienen.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

An Stelle des verstorbenen Grafen Cajus zu Stolberg -Stolberg ist am J. August der Graf Edgar von Hompesch, Bruder des Abgeordneten Alfred Graf von Hompesch⸗Kurich, zum Reichstags⸗ Abgeordneten für, den 1. Wahlkreis des Regierungsbezirks Trier (Daun, Prüm, Bittburg) gewählt worden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin 11. August. Das Königliche Opernhaus eröffnete gestern seine Vorstellungen nach den Ferien mit dem Ballet Aladin“. Am Mittwoch soll „Flick und Flock“, am Freitag ö folgen. Im Königlichen Schauspielhaufe werden die orstellungen nach den Ferien am Sonnabend, 15. August, mit Shakespeare's Was ihr wollt“ beginnen.

Die Seitens des Berliner Bezirksverbandes des deut— schen Lehrervereins zur Hebung der Volksschule veranstalte Lehr⸗ und Lernmittel-Aus stellung wird am 15. d. Mts. in der alten Münze“ (Werderschen Markt 9, 1 Treppe) offiziell eröffnet werden, und ist dieselbe alsdann an Wochentagen von 2——6 Uhr Nachmittags und Sonntags von 11—3 Uhr gegen ein Eintrittsgeld von 5 Sgr. zu besichtigen.

Die Nrn. 27 —–31 der Zeitschrift Kun st und Gewerbe, Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunft-Industrie i8. Jahrgang), herausgegeben vom . Gew erbemuseum zu Nürnberg, redigirt von Dr. Otto von Schorn, haben folgenden Inhalt: Drei deutfche Nationaldenkmäler (Schluß folgt). Die nationale Hausindustrie. Von Carl Albert Regnet (Fortsetzung). Nürnberg: Silberner Kelch. Wien: Der Jahresbericht des K. K. 5. Museums. Für die Werkstatt; Dampfmaschine mit gleichförmigen Gang. Kleine Nachrichten: Ernennung. Unterstützung des K. K. 5. Museums. Die Statue Heinrichs des Löwen in Braunschweig. Das mantuanische Onyxgefäß. Erklärung zur Beilage: Bronce-Arbesten aus dem 16. Jahrhundert. Drei deutsche Nationaldenkmäler (Schluß). Die ngtienale Hausindustrie. Von Carl Albert Regnet (Fortsetzung). München: Die Glasmalerei⸗Anftalt. Berlin: Deutscher Patent- schutz Verein. Wien: Der steiermärkische Verein zur Förderung der Kunstindustrie. Jerusalem: Ein Palästina⸗Museum. Für die Werkstgtt: Spannbock zum Sägenschärfen. Kleine Nachrichten: Der Schöne Brunnen zu Nürnberg. Ausstellung. Das hessische Kriegerdenkmal. Alterthümer aus Ephesus. Erklärung zur Bei⸗ lage: Abbildung einer in Leder gepreßten Buchdeckelverzierung aus dem 16. Jahrhundert. Werthvolle Erzeugnisfe der Keramlk. Die nationgle Hausindustrie. Von Carl Albert Regnet (Schluß). Dresden: Industrie Ausstellung. Weimar: Ausftellung von Hand⸗ eichnungen alter. Meister. Hamburg: Die Gewerbeschule für

ädchen. Für die Werkstatt: Wiedergewinnung von Gold. Kleine Nachrichten: Die Kgl. Kanstgewerbeschule zu München. Deutsche Architektenverfammlung. Fund. Inhaltsübersicht der Zeitschriften. Erklärung zur Beilage: Abbildung eines silbernen und vergoldeten Weigkännchens, Treibarbeit aus dem 17. Jahrhundert.

Die Nr. 150 Guni) des Notizblattes des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissen schaften zu Darmstadt und des mittel rheinischen geologischen Vereins (des No— tizblattes des Vereins für Erdkunde III. geh XIII. Heft) hat fol⸗ genden Inhalt: Zahl der Hunde und Ertrag der Huͤndestener im Großherzogthum Hessen im Fahre 1873. Üebersicht des Schiffs⸗ und Güterverkehrs im Rheinhafen von Mainz im Jahre 1575. Zusammenstellung der aus dem Großherzogthum Hessen nach den Ver— einigten Staaten von Nordamerika 1872/73 exportirten Waagren. Uebersicht des Verkehrs auf den Schiffbrücke beziehungsweise flie⸗ genden Brücken bei Mainz, Worms, Gernsheim, Oppenheim und Kostheim im Jahre 1873. Sterbefälle und Todesursachen im Mai 1874. Meteorologische Beobachtungen im Mai 1874. Monat⸗ liche Durchschnittspreise der Fruchtmärkte im März und April 1874. Angelegenheiten der Großherzoglichen Centralstelle für die Landes⸗ statistik (Fort etzung).

Der Geheime Archiv⸗Rath und Vorstand des Herzoglich sachsen⸗ coburg gothaischen Haus. und Staatsarchivs Dr. WI. Beck ist am J. d. M. an einem Unterleibsleiden im 61. Jahre verschleden. Seine auf den genauesten Forschungen in den Archiven ruhenden geschichtsichen Werke haben seinen Namen weit über die Grenzen seines Heimaths⸗ landes in der gelehrten Welt bekannt gemacht. Johann Friedrich der Mittlere, Ernst der Fromme, Ernst J., Geschichte des gothafschen Landes (letztere noch nicht vollendet) sind seine bekanntesten Schriften.

Landwirthschaft.

Das Herbstrennen zu Hoppegarten ist auf die Tage Freitag, den 16. Oktober, Sonntag, den 18. Oktober und Montag, den 19. Oktober, verlegt worden. Dies Herbstmeeting wird dadurch ein ganz besonderes Interesse erregen, daß sich die Pferde des Graditzer Gestüts wieder an der Konkurrenz betheiligen werden.

Der Jahresbericht der Handelskammer zu Cöln sagt über das Gallisiren der Weine: Am meisten zu beklagen ist die über fast alle Winzer der Mosel und viele der Nahe und Pfalz hereingebrochene Wuth des Gallisirens, die im Jahre 1873 wirklich erschreckende Pro— portionen angenommen hat. Ungezuckerte Naturweine sind augenblick. lich fast an der ganzen Mosel nicht mehr zu finden. Würde den Weinen uur ein Zusatz von wirklich gutem Traubenzucker gegeben, so fände wenigstens, außer Einbuße des beliebten Bouquets, keine besondere . statt. Aber das Zuckern ,,, Hand in Hand mit bedeutendem Wasser⸗ und ordinärem Spritzusatz, ab⸗ gesehen von anderen Künstelesen. Das Gemisch läßt man auf den Trestern nachgähren und scheut sich nicht, es alsdann „Wein“ zu be—⸗ nennen. Allein die Mosel⸗Dampfboote beförderten im vYrigen Herbste von Coblenz die Mosel hinauf 80, 000 Ctr. ordinären Kartoffelzucker, während weitere Quantitäten durch Kähne und Schiffe zur Mosel gekommen sein dürften. Nach dem Oberrhein wanderten auch erhebliche Mengen dieses Zuckers, und durch das angedeutete Verfahren erklärt es sich, daß manche Keller heute noch mehr 197 zer aufzuweisen haben, als der Herbst hinein lieferte. Nur eine reichliche gute Lese kann diesem Unfuge steuern, namentlich wenn der Kartoffel⸗ zucker mit der gleichen Steuer belegt wird wie der Rübenzucker.

Die Ernte auf den englischen Kanasinseln ist günstiger, als seit den letzten 20 Jahren ausgefallen. Der Ertrag über⸗ steigt den Durchschnitt um ein Beträchtliches.

Gewerbe und Handel.

Die „Zeitschrift für Gewerbe, 367 und Volks⸗ wirthschaft, Organ des Oberschlefischen berg- und hüttenmännischen Vereins“, redigirt von Dr. Adolf Frantz u Beuthen O.-⸗S., enthält in Nr. 39 Ausschußsitzung des Oberschle—= ache berg. und hüttenmännischen Vereins. Zur Eisenbahntarif . Frage. Produktion, Handel, Verkehr (Jahresbericht der Handels⸗ kammer zu Gleiwitz; Zur Bankreform; Kohlenbrände, Kohlentarife; Dest err. ungar. Montanindustrie; Deutsch - österr. Handelsvertrag; Tarifsätze für Holz). Anzeigen.

Nr. II enthält: Amtliches. Zur Eisenbahntarif⸗Reform. Literatur (Berg und hüttenm. Itg.; Revue universelle ete. . Dinglers polytechn. Journal; Prakt. Maschinen⸗Constructeur; Mittheilungen des Gew.- Ver, für Hannover; Itschr. des Vereins deutscher In⸗ genieure; Annalen des Deutschen Reichs; Vierteljahrshefte zur Sta—⸗

tistik des Deutschen Reichs; Ztschr. des Kgl. preuß. Statist. Bureaus; Ztschr. d. Kgl. bayer. Statist. Bur.; Ministerial-⸗Rath Dr. G. Mayr, Gutachten über die Anwendung der graphischen und geographischen Methode in der Statistik; Neues lausitz. Magazin; Mittheil. d. Ver. ur Wahrung der gemeinsamen wirthsch. Interessen in Rheinland und estfalen; Jahresbericht des Vereins für die bergbaulichen Interessen zu Dortmund; Reinheld Schwamkruth und Ferd. Bischoff, Atlas des Bergwesens; Handbuch für den Cisenbahn⸗Güterverkehr des Deutschen Reichs; Entwurf eines Reichs-Eisenbahngesetzes; Adolf Lipp, Karte der russischen Zuckerfabriken; Dr. Rob. Simsen, Statistische Tafel der Steinkohlen⸗Transportverhältnisse der Oberschlesischen Eisenbahn). Produktion, Handel, Verkehr (Vom schottischen Eisenmarkt. Aus Belgien, Frankreich). Anzeigen. . .

Als Extrabeilage zu Nr. 30/31 ist ausgegeben: Statistik des Schlesischen Freicuxgelderfonds. Vom Königlichen Ober Bergrath Althans (S. 5 13). Schluß folgt mit Nr. 32.

Dem Deutschen Fischereiverein wird die erfreuliche Thatsache gemeldet, daß der Lachs namentlich im Osten der pom— merschen sowie der preußischen Küste sich zahlreich vorgefunden habe, und daß z. B. in Kleinkuhren nach gewissenhafter Aufzeichnung von einer einzigen Fischerfamilie 2200 Stück gefangen seien Rechnet man die von anderen Personen dort gefangenen, auf 800 geschäͤtzten Exem— plare hinzu, so ergiebt sich eine Summe von 3000, welche, das Stück zu durchschnittlich 15 Pfund à 10 Sgr. angenommen, einen Ertrag von 15,000 Thalern ausmacht. Wie dem Verein ferner aus Pom⸗ mern mitgetheilt wird, sind im diesjährigen Frühling in den Gewässern des Camminer Boddens Laichbleie und Laichhechte in solchen Massen gefangen worden, daß ein großer Theil gar nicht mehr zum Absatz ge⸗ langen konnte, vielmehr als werthlos weggeworfen werden mußte.

Dres den, 10. August. (W. T. B) Nach dem hiesigen „Bör⸗ sen., und Handelsblatt“ weist die demnächst erscheinenende Sem e stral⸗ bilanz des Chemnitzer Bankvereins einen Bruttogewinn von circa 50 000 Thalern auf, so, daß bei nur gleich günstigen Er— trägnissen im 2. Semester eine Jahresdividende von 6* wuͤrde zur Vertheilung kommen können.

Paris, 5. August. Die Zahlungs⸗-Einstellungen im offenen Markte (Coulisse), die bis jetzt bekannt geworden, sind sehr empfind— lich für die Zwischenhändler der Börse. Folgendes sind die größten Beträge Tarunter:; Adolph Levy mit 250 „5990 bis 2,660, 066 Fr, Athelson Waill mit 450 009 Fr., Bosc mit 800 000 Fr, Souriques (bekannter Spekulant und finanzieller Pamphelist), einer der stärksten Prämienzieher, mit 850, 000 Fr. Die erwähnten Bankerottisten bieten 59 Prozent, Levy sogar nur 35 Prozent, d. h. die Makler hoffen so⸗ viel aus den guten Geschäften der Masse herauszuschlagen.

Nishnij⸗Nowgorod. Der ‚R. St. P. 3.“ wird berichtet, daß der Hand el dieses Jahr schwach ist. Sci es, daß das schlechte Wetter einwirkt sei es, daß, wie versichert wird, ein heftiger Man⸗ gel an Arbeitshänden fühlbar wird, sei es, daß die großen Verluste des vorigen Jahres nachwirken oder daß alle diefe Ursachen zu⸗ sammenwirken, jedenfalls mache der kolossale Handelspunkt keineswegs den Eindruck, als ob wie sonst Millionen von Rubeln im Verkehr

stehen. Verkehrs⸗Anstalten.

Die Nr. 62 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn: Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein deut⸗ scher Cisenbahnverwaltungen: Eröffnung der Berlin Görlitzer Halte— stelle Charlottenhof und der Breslau⸗Schweirnitz⸗Freiburger Bahn⸗ strecke Breslau⸗Raudten. Projekt einer Oberharzbahn von Scharzfeld über Lauterberg und Ilbingerode nach Blankenburg, von Reitemeier. Vereinsgebiet: Deutsches Reich, Verhandlungen wegen Erlaß gleich⸗ mäßiger Eisenbahn⸗Frachttarif Vorschriften. Berliner Stadteisenbahn, Konzession. Hainichen⸗Roßweiner Eisenbahn. Ocefterreichisch⸗Ungarische Korrespondenz: Tariferhöhung; ungarische Bahngesetze; amtlicher Be⸗ richt des österreichischen Handels⸗Ministeriums; Grubenkarten; Objckt— höhe; Lebensmitteltariflrung; Lieferungszeitvertheilung; ungarische General- Inspektion; galizischer Verkehr; Börsenbericht. Dux-⸗Beden⸗ bacher Bahn, Betriebsresultate im J. Semester 1874. Ausland: Oberitalienische Eisenbahn, Schiedsgericht. Literatur: Karmarsch C Heeren, Technisches Wörterbuch. Das Braunkoh enbecken von Aussig bis Komotau. Offizielle Mittheilungen über Eisenbahneinnahmen im Monat Juni 1874. Marktbericht. Eisenbahnkalender. Offizielle und Privatanzeigen.

Am 7. August fand die Abnahme der Saagl⸗Unstrut⸗ Eisenbahn durch die Behörden statt. Die Betriebs-Eröffnung wird im Laufe dieser Woche vor sich gehen.

Dem Geschäftsberichte der Düsseldorfer Allgemeinen Versicherungs-Gesellschaft für See⸗, Fluß und Landtrans⸗ port, die, wie wir bereits mitgetheilt, ein. Dibidende von 36* ge— währt, entnehmen wir folgende Einzelheiten: Die Gesammt-Ver— sicherungssumme betrug ea. 251,000,900 Thlr. Davon sind rückver⸗ sichert, bez. der Tieler Gesellschaft überschrieben 141,000,000 Thlr. Die Einnahme an Prämien⸗ und Policegeldern betrug pro 1875 ob eto? Thlr., im Jahre 1872 nur 507788 Thlr. Die Netto— Schädensumme für eigene Rechnung der Gesellschaft (bezahlte und schwebende Schäden zusammengerechnet) ergiebt ca. xz der Netto⸗ Prämien-Esinnahme, gegen ca. 72 , im Vorjahre. Die Rückversiche⸗ rungs⸗Prämien betragen einschließlich der an die Niederländische Allg. Vers.Gesellschaft in Tiel vertragsmäßig zu zahlenden Prämienantheike (ca. 56,900 Thlr. pro 1873) 243,713 Thlr. oder ca. 43 der Prä—⸗ mien⸗ Einnahme. Die in den letzten Jahren allerorts neu entstandene Konkurrenz hat ein bedeutendes Herabgehen der See⸗ prämien-Sätze, sowie auch so manche ungünstige Veränderung in den Versich rungs⸗Bedingungen herbeigeführt. Aus diesen ungün—⸗ stigen Verhältnissen erklärt es sich, daß die Seeversicherungen aus 1873, trotzdem sie beinahe o/ io des gesammten Geschäfts ausmachten, nur einen geringfügigen Ueb erschuß ließen. Die Flußversicherungs⸗ Geschäfte dagegen lieferten einen befriedigenden Gewinn. Das Land⸗ Transport⸗Versicherungsgeschäft per Eisenbahn war, wie in den letzten Jahren durchgängig, nicht günstig. Die von der vorigen General⸗ versammlung ertheilte Genehmigung zum Abschlusse von Gesellschafts⸗ verträgen, betreffend die Versicherung von Werthsendungen, hat die Verwaltung veranlaßt, dem bereits seit einigen Jahren bestehenden Internationalen Verband zur Tiansport-Versicherung von Post⸗ und Eisenbahn Werthsendungen als Mitglied beizutreten. Dieser Verband, welcher gegenwärtig aus 15 Gesellschaften besteht, betreiht die Ver⸗ sicherung von Werthsendungen uater Solidarhaft der betheiligten Ge⸗ sellschaften und nach gemeinschaftlich aufgestellten Grundsätzen. Die Resultate waren bisher befriedigend.

Southampten, 10, August. (W. T. B.). Der norddeutsche Lloyddampfer „Hohenzollern“ ist heute hier eingetroffen.

New⸗NYork, 109. August. (W. T. B.) Der norddeutchse Lloyddampfer Amerika“ ist heute hier eingetroffen.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen-Büregau.

Barcelona, Montag, 10. August. Die Carlisten wurden am 7. d. M. bei einem von ihnen auf Molins de Rey versuchten Sturme zurückgeschlagen und zum Abzuge nach Villafranca genöthigt, das ste jetzt mit einem Angriffe bedrohen. Die Re⸗ gierungs⸗Generale Lopez, Dominguez und Bedoyag sind in Bar⸗ celong eingerückt. Die Zollstelle in Perthus ist in die Hände der Carlisten gefallen.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, den 12. August: Im Opernhause. (144. Vor⸗ stellung Flick und Flock. Komisches Zauber⸗Ballet in 3 Akten und 6 Bildern von P. Taglioni. Musik von Hertel. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Donnerstag, den 13. August: Keine Vorstellung.

Die Oper und das Schauspiel haben Ferien.