1874 / 193 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Aug 1874 18:00:01 GMT) scan diff

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Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin, Dr. Wegner.

Gestern trafen der Stab und die 1, 2. und 5. Egca⸗ dron des Regiments der Gardes du Corps von Potsdam hier ein, um an den Regiments⸗Exercitien Theil zu nehmen; der Stab wurde in Berlin einquartiert, während die Escadronz in der Umgegend von Berlin Kantonnements⸗-Quartiere bezogen.

Das Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regi— ment Nr. 2 hatte heute früh auf dem Kasernenhofe zur Feler des Schlachttages von St. Privat und des Geburtstages seines Hohen Chefs Sr. Majestät des Kaifers Franz Jo seph Parade.

S. M. Dampfkanonenboote „Nautilus“ und Albatroß“ haben am 16. d. M. nach einer sehr stũrmischen Reise Dover passirt. An Bord Alles wohl.

Löwen 14 August. (Schles. Ztg.) Vor Kurzem wurde von den städtischen Behörden die Anregung gegeben, auch in hiesiger Stadt ein Krieges⸗- und Sieges denkmal zu errich⸗ ten. Ein sofort hierzu ernanntes Comité unterzog sich persön⸗ lich der Sammlung freiwilliger Beiträge zu diesem Zwecke. Der günstige Ausfall dieser Sammlungen und die Munificenz des Besitzers der Herrschaft Löwen, des Baron von Eckardstein, machte es möglich, weit über das ursprüngliche Projekt hinaus⸗ zugehen. Jetzt sind bereits auf der Nordseite des Marktes die nöthigen Fundamente aufgemauert, auf ihnen soll ein mächtiger Steinwürfel ruhen, welcher auf der einen Seite die Inschrift trägt: „Zur ewigen Erinnerung an die glorreichen Thaten unse⸗ rer Krieger in den Jahren 1866, 1870 und 1871“, und auf der anderen Seite das Zeichen des Eisernen Kreuzes. Ueber diesem Steinwürfel wird sich eine zwanzig Fuß hohe kannelirte korinthische Säule aus Sandstein er⸗ heben, welche einen aus Metall gegossenen preußi⸗ schen Adler mit ausgebreiteten Schwingen tragt. Das ganze Denkmal wird mit Steinsäulen, welche durch Ketten verbunden sind, umfriedigt. Die Ausführung der Steinarbeiten ist dem Bildhauer Wenzel in Brieg übergeben und soll so beschleunigt werden, daß die Enthüllung des Denkmals am 2. Sep tem ber d. J. möglich wird. An demselben Tage soll zum ehrenden An⸗ denken der im Feldzuge 1870,71 für Kaiser und Reich gefallenen Krieger aus dem Kirchspiel in der hiesigen evangelischen Kirche eine Gedächtnißtafel aufgehängt werden, welche zwei Mitglieder des hiesigen Kirchengemeinderathes aus eigenen Mitteln zu be⸗ schaffen sich bereit erklärt haben. So wird sich die Feier des Sedantages nach den Vorbereitungen, welche jetzt schon von allen Seiten her getroffen werden, auch in unserer Stadt wieder in erhebender Weise vollziehen und Anlaß zu einem rechten Volks⸗ feste geben.

Hannover, 17. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht ist gestern Nachmittag nach Oldenburg abgereist. In Goslar, Dannenberg, Celle u. a. Städten der Provinz werden Vorbereitungen zur Feier des Tages von Sedan getroffen.

Bayern. München, 16. August. Die größeren Herbstwaffenübungen in der bayerischen Armee haben nach Beendigung der eben stattfindenden Re⸗ gimentsexereitien an den nachbezeichneten Tagen zu begin nen: J. Armee⸗Corps. 1. Infanterie⸗Brigade am 265. August bei München, 2. Infanterie⸗Brigade am gleichen Tage bei Lands⸗ hut, 3. Infanterie⸗Brigade am 29. August auf dem Lechfeld, 4. Infanterie⸗Brigade am gleichen Tage bei Ingolstadt, 1. Ka⸗ vallerie⸗Brigade am 17. August bei München und 2. Kavallerie⸗ Brigade am 24. August bei Augsburg; diese haben sich während 11 Tagen Divisions⸗ und Detachementsübungen anzuschließen, und sind dieselben von der 1. Division bei Mainburg am 7. September und von der 3. Di⸗ vision bei Harburg am 15. September zum Abschluß zu brin—⸗ gen. II. Armee⸗Corps. Die Uebungen der Brigaden der 3. Division haben am 20. August zu beginnen: für die 5. Infan⸗ terie⸗Brigade bei Erlangen, 6. Infanterie⸗Brigade bei Cadolz⸗ burg und 3. Kavallerie⸗Brigade bei Heilsbronn. Für die 4. Diviston beginnen die Uebungen der J. Kavallerie⸗Brigade am 18. d. bei Ansbach, dann für die 7. und 8. Infanterie⸗ Brigade am 24. und resp. 28. August bei Würzburg, Germersheim und Metz. Die sich diesen anschließenden IItägigen Divisions⸗- und Detachementsübungen sind von der 3 Dinpision bei Herzogen⸗ aurach am 5. September und von der 4. Division bei Homburg und Zweibrücken am 14. September zum Abschluß zu bringen.

Der Kriegs⸗Minister General⸗Lieutenant Freiherr von ö hat die Badekur in Ra gatz vollendet und eine grö⸗

ere Reise nach Italien unternommen.,

In Nr. 190 des Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ ist an dieser Stelle Baron von Seesen auf Schloß Treben bei Schwetz⸗ kau als Spender von 100 Thlr. zur Bismarck-Schul⸗ stiftung genannt; der Spender ist der Baron von Leesen auf Schloß Treben bei Schwetz au.

Sachsen. Dresden, 17. August. Der König ist heute Mittag gegen 312 Uhr in Begleitung des Flügel⸗Adju⸗ tanten Majors v. Minckwitz aus dem Seebade Ostende im besten Wohlsein wieder hier eingetroffen. Zur Begrüßung Sr. Ma⸗ jestät hatten sich auf dem Perron des Leipzig⸗Dresdener Bahn⸗ hofes außer den Obersten Hofchargen und den Spitzen der Mi⸗ litärbehörden auch die Staats⸗Minister v. Nostitz Wallwitz und Abeken, Geh. Medizinal⸗Rath Pr. Fiedler, sowie der stell vertretende Polizei⸗Direktor Regierungs⸗Rath Berndt, Bürgermeister Neu⸗ bert (in Abwesenhelt des Ober⸗Bürgermeistersꝰ und Stadtver⸗ ordneten Vorsteher Hofrath Ackermann eingefunden. Der König begab sich sodann zu Wagen direkt nach Pillnitz. Bei der Ab⸗ fahrt wurde Sr. Majestät vom Bürgermeister Reubert ein drei faches Hoch ausgebracht, in welches das zahlreich versammelte Publikum lebhaft einstimmte.

Sessen. Darmstadt, 14. August. (Fr. J) Der jetzt im Drucke vorliegende Auss— chußhericht der Ersten Kammer über den Antrag der Abgeordneten Goldmann, Küchler, Edinger und Heinzerling auf Aufhebung des Octrois spricht sich gegen den Antrag aus, indem vielmehr den Vertretungen der betreffen⸗ den Städte überlassen werden soll, zu prüfen, ob überhaupt und wann die Verhältnisse der betreffenden Stadt es gestatten, das Detroi von allen oder von einzelnen damst belasteten Gegenstän⸗ den aufzuheben, ob Beibehaltung oder Aufhebung des Detrois für die Bewohner der betreffenden Städte vortheilhafter sei. Der Bericht ist erstattet vom Frhrn. v. Starck und behandelt die einschlägigen Fragen in eingehendster Weise. Besonders wird betont, daß die Städte nach Angabe ihrer Vertretungen vorerst nicht in der Lage seien, den durch die . des Octrois entstehenden Ausfall anderweitig ohne unverhältnißmäßige Erhö⸗ hung der RKommunalsteuer aufzubringen.

Mecklenburg.

wieder eingetroffen ist, hat heute Na

Erbgroßherzoge und dem Herzoge Paul Friedrich

die Reise nach St. Petersburg angetret sich: die Ober⸗Hofmeisterin Gräfin von

General der Infanterie Freiherr von Sell, die Hofdamen Freiin von Maltzahn und Freiin von Stenglin, Kammerherr Graf von Bassewitz, Rittmeister von der Schulenburg, Premier⸗Lieutenant von Witzendorff, Geheimer Kabinets⸗Rath Flügge, Leibarzt Ober⸗

Medizinal⸗ Rath Pr. Mettenheimer. Das Comité, welches sich vor

Feier des Sedantages konstituirte, hat das Programm defi⸗ nitiv, wie folgt, festgesetzt: Am ersten September Abends 8 Uhr wird auf den Kaskaden ein Holzstoß abgebrannt. Während des Abbrennens werden die vereinigten Mäãänner⸗Gesangvereine Schwe⸗

rins Gesangvorträge halten, und wird tung des Tages Ausdruck gegeben werden diesen Theil der Feier

Corps eine Reveille ausgeführt werden. Gottesdienst in allen Kirchen statt.

den auf dem altstädtischen Markte Musikvorträge gehalten. Um 4 Uhr setzt sich vom Louisenplatz aus der Festzug in Bewegung.

Der Zug löst sich in der Reitbahn des

gartens auf, und nun wird das eigentliche Volksfest seinen An⸗ fang nehmen. Am Abend wird eine Illumination des Schloß⸗ gartens folgen. Zur Deckung der Kosten cirkuliren Missiven;

später, nach Abschluß der Cirkulation

am 27. d. M. beabsichtigt wird, werden nech einzelne Sammel⸗ stellen eingerichtet werden. Außer in Schwerin steht eine Sedan⸗

feier bis jetzt in bestimmter Aussicht in

busch, Schwaan, Stargard und Neustadt. Eutin, 14. August. Durch Großherzog⸗

Oldenburg. liche Verordnung vom 27. Juli 1874 rung der Reichsmarkrechnung f

öffentlichen Kassen und für den allgemeinen Verkehr vom 1. Ja⸗

nuar 1875 ab angeordnet.

Am 2. September soll auf dem Marktplatze hiesiger

Stadt die Grundsteinlegung zu einer letzten Kriege gefallenen Angehörigen

stattfinden Es wird damit eine allge verbunden werden.

Dem General⸗Feldmarschall Grafen v. Moltte, wel⸗ cher während seines Aufenthalts in Eutin in dem Großherzog⸗

lichen Palais Wohnung nehmen wird, eine Ovation dargebracht werden.

Der Großherzog wird am— um 3 Uhr, in Eutin eintreffen, jedoch Equipage nach dem Lustschlosse Gülde

dort nach einem Aufenthalt von reichlich 14 Tagen zur Herbst⸗ Residenz nach Eutin zurückkehren. Der Aufenthalt in Eutin

wird etwa 6 Wochen währen.

Braunschweig. projektirte Sedan feier wird auf platze abgehalten werden. Dem all

2. September geht ein Festzug vom Altstadtmarkte vorher, an welchem sich außer den Innungen, verschiedenen Vereinen, den Feuerwehren u. s. w., auch der größte Theil der männlichen Schuljugend anschließen wird. Auch Wolfenbüttel wird den 2. September durch ein Volksfest begehen.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Co Herzogin ist heute von hier nach R gereist. Am Sonntag Mittag findet da

der neuen und geschmackwoll hergerichteten Schloßkirche statt, an welcher die Hohen Herrschaften Theil nehmen werden.

Schwarzburg⸗Sondershausen. 15. August. Der 2. Sep tem ber wird auch in diesem Jahre

höchster Anordnung gemäß als deuts unserem Lande in Kirche und Schule

Elsaß⸗Lothringen. Straßbur

In den ober⸗el fässischen Bezirkstag sind nach hier ein—

gegangenen Meldungen mit Ausnahme

sämmtliche Mitglieder, darunter die Bürgermeister von Mül⸗

hausen und Colmar, eingetreten und bee

von Lothringen ist mit 26 Mitgliedern eröffnet worden, von

denen 24 in der letzten Session beeidigt zwei bereits beeidigte entschuldigt sind.

tage befindet sich sonach in regelmäßiger Thätigkeit.

Schwerin, 17. August. Die Groß⸗ herzogin, welche rr Morgen vom Heiligen Damm hier

einleiten Am 2. September wird, wie General⸗Lieutenant von Schlotheim dem Comité mittheilte, von den gesammten Militär⸗Musik⸗

Braunschweig, 16. August. Die

chmittag 4 Uhr mit dem

en. Im Gefolge befinden Bülow, Ober⸗Hofmeister,

acht Tagen zur würdigen

in einer Rede der Bedeu⸗ werden. Kanonenschüsse und schließen.

Um 10 Uhr findet ein Von 12 bis 1 Uhr wer⸗

Großherzoglichen Schloß⸗

dieser Missiven, welcher

Wismar, Parchim, Gade⸗

st nunmehr die Einfüh⸗ ür den Verkehr bei den

Gedenksäule fur die im des Fürstenthums Lübeck meine Feier dieses Tages

wird Seitens der Stadt

15. d. M., Nachmittags sofort mit eigener Hof⸗ nstein reisen und von

dem kleinen Exertier⸗ gemeinen Volksfeste am

burg, 15. August. Die einhardtsbrunn ab⸗ selbst die Einweihung

Sondershausen,

ches Nationalfest in u. s. w. gefeiert werden.

g, 17. August. (W. T. B.) eines einzigen Deputirten idigt. Der Bezirks tag

zwei neu beeidigt und Die sämmtlichen Bezirks⸗

Oesterreich⸗ An garn. Wien, 17. August. Der Khaiser

begiebt sich heute nach Ischl. Schweiz. Bern, 14. August.

nische Gesandte, Pereira de Andrada, hat dem Bundes⸗ rathe den mit der Schweiz abgeschlossenen Kon sularvertrag

vom Jahre 1861 nebst Nachtrag vom

den 20. d. M. definitiv gekündigt, dabei aber gleichzeitig unter der Vorlegung eines Entwurfs zu einem neuen derartigen Ver⸗ trage im Namen seiner Regierung den Wunsch ausgesprochen, die Verhandlungen über denselben thunlichst bald zu eröffnen, damit der neue Vertrag so schnell als möglich zum Abschluß

gelange.

Laut Meldung des schweizerischen Geschãftsträgers in Paris, Dr. Kern, an den Bundesrath ist die Auswechselung der Ratifikation des am 31. Januar d. J. stipulirten Nachtrags zur Pariser Münzu nion vom 23. Dezember 1865 am 7. d. M. erfolgt, womit dieser Nachtrag nun in Kraft getreten ist.

Wie ebenfalls bereits telegraphisch gemeldet, hat Italien seine Theilnahme an dem am 15. September in Bern zusammen⸗

tretenden internationalen Postkon definitiv zugesagt. Die Namen seiner A

nicht mitgetheilt. Augenblicklich fehlt nur noch die Zusage der

Regierung der Vereinigten Staaten von treffen wird indessen stündlich erwartet.

Laut Bericht aus dem Thurgau soll auf Schloß Arenenberg morgen eine großartige Feier des Napoleonstages

stattfinden. Frankreich.

dort die Garnison inspizirt und darauf fortgesetzt hat.

Der neuernannte amerikanische Gesandte in Berlin, Bancroft Davis, welcher bereits am Sonnabend hier an⸗

gekommen ist, wird am Donnerstag nach

Paris, 17. August. Ueber die Rei sse des Marschalls Mac Mahon nach der Bretagne wird ge⸗ meldet, daß derselbe heute Mittag in Le Mans eingetroffen sst,

Der hiesige brasilia⸗

Jahre 1867 soeben für

greß dem Bundesrathe bgeordneten wurden noch

Nordamerika; ihr Ein⸗

seine Reise über Laval

Am Napoleonstage, den 15. d. M., wurde um 12 Uhr Mittags in der Kirche St. Augustin eine Todten messe gelesen. Außer den Führern der bonapartistischen Partei, Hrn. Rouher, der also auch nach Arenenberg gereist ist, Pietri, Herzog von Padua, Cassagnae, Conneau, Murat, Mouchn u. s. w. waren nur einige hundert Personen zu dieser Feierlichkeit er⸗ schienen. Auf dem Platze vor der Kirche hielten zahlreiche Po⸗ lizeibeamten die Ordnung und den Verkehr ohne jede Mühe aufrecht, und die ganze kirchliche Demonstration verlief ohne irgend einen erwähnenswerthen Zwischenfall.

Das Lager von Lannemezan im Departement der oberen Pyrenäen wird von der Artillerie von Toulouse bezogen, welche auf der dortigen großen Haide Versuche mit den Reffye⸗ Kanonen anstellen soll, welche 3 Kilometer weit schießen und deren große Präzision man lobt.

Die Verhandlungen des Pariser Gemeinde⸗ raths über die Kirch hoff rage gelangten am 14. d. M. zum Abschluß. Der Gemeinderath verwarf hie Errichtung von meh⸗ reren Kirchhöfen im Umkreise der Stadt, sowie die Vertagungs⸗ vorschläge, und votirte den Art. 1 des Kommissionsentwurfs, nach welchen ein großer, mit Paris durch eine befondere Eisen⸗ bahn zu verbindender Friedhof auf dem Plategu von Mery⸗sur⸗ Dise angelegt werden soll. Dagegen wurde Art. 2, wonach ein zweiter Begräbnißort für das Bedürfniß der südlichen Einwoh⸗ nerschaft der Hauptstadt zwischen den Dörfern Massy und Wif⸗ sous errichtet werden soll, verworfen. Endlich faßte der Ge⸗ meinderath folgende Resolution: „Binnen sechs Monaten ist ein Preiskampf für die Ermittelung des zweckmäßigsten Verfahrens der Leichenverbrennung auszuschreiben. Die Verwaltung wird aufgefordert, sich unverweilt mit der Frage zu beschäftigen und bei der e, r,. Gewalt ein Gesetz zu erwirken, durch wel⸗ ches der Gebrauch der Leichen verbrennung im Umkreise von Pa⸗ ris gestattet wird.“

In einem Bericht der „Köln. 3.“ wird die Flucht Bazaine's ausführlich wie folgt geschildert:

Von seinem Salon aus mußte der Gefangene, um auf die Ter- rasse zu gelangen, eine Brücke überschreiten und an deren Ende einige Stufen hinabsteigen. Die Brücke war auf beiden Seiten von einer Mauer begrenzt. Auf der einen stand die Wache. Doch war über der Brücke ein Zeltdach zum Schutze gegen die Strahlen der Sonne gespannt, das den Augen der am Fuß der Treppe Stehenden die auf der Brücke Befindlichen entzog. Auf der südöstlichen Spitze der Insel, die fteil ins Meer hineinragt, hatte der Marschall sich einen kleinen Gemüsegarten angelegt, in dem er viel arbeitete, seine Bohnen begoß und sich viel zu schaffen machte. Denn dort sollte sich sein Flucht- versuch verwirklichen. Auf einem weitvortretenden Vorsprung dieses Gärtchens entdeckte eines Tages der Marschall eine frühere Gosse für den Ablauf des Regenwaffers, die, durch den Felsen durchgebohrt, jetzt durch Steingeröll und Vermauerung fest verschlossen war. Ta . Tag arbeitet? hier der Marschall, um den Verschluß l mah zu beseitigen. Tag für Tag mußte er durch Steine und Rasen den Augen der Späher, was er geschaffen, zu verdecken versuchen. End⸗ lich war der Durchbruch gelungen. Legte man an der Innenseite des Loches quer vor der Felswand zwei starke eiserne Stangen, befestigte man an diesen ein starkes, in einem eisernen Ringe endigendes Seil, dessen Ende an der anderen Seite des Loches hervorsah, so ließ sich dort leicht eine Strickleiter anbringen, die kräftig genug war, selbst einen korpulenten Mann wie den Marschall zu tragen. In der Gosse selbst war Platz genug, Strsckleiter und Seils bis zu dem bedeutsamen Tage der Entscheidung zu verbergen. Jeden Abend be⸗ gleitete Marchi den Gefangenen auf seiner Rückkehr von der Terrafse die Stufen hinauf über die Brücke, bis zur Thür des Salons. Daun wurde bald darauf von den Wächtern die Thär verschlossen und eine Entweichung unmöglich. Der Marschall beschloß hier, auf glücklichen Zufall zu bauen, der ihm allein helfen konnte, und den mit seiner Gattin in mit sympathetischer Tinte geschriebenen Briefe verabredeten Tag des Wagnisses zu erwarten. Zum Unternehmen war die Nacht vom vorigen Sonntag auf den Montag festgesetzr. Als gegen 10 Uhr Bazaine mit Marchi bis zur Treppe fam, bat er ihn wiederholt, sich nicht weiter zu bemühen, der Weg zum Salon sei nahe genug, das Ersteigen der Treppen für March überflüfsig. Marchi ließ sich bereden. Der Marschall steg allein die Treppen hinauf, überschritt die Brücke, dessen aufgespanntes Zeltdach ihn für kurze Zeit den Blicken des Außen⸗ stehenden entzog, ein erheucheltes Auf- und Zumachen der Thür, die demnächst von den nichts ahnenden Wächtern verschlossen wurde, ein Sprung über die Mauer links der Brücke, an deren anderer Seite eine Bank die Höhe verminderte, ein rasches, unhörbares Dahin⸗ schleichen den Wall entlang, und die Gosse war erreicht, ein kurzes Aufathmen gestattet, die erste Gefahr überwunden. Ein mit vielen Knoten versehener dicker Strick, an dessen Ende ein kräftiger eiserner Haken, wurde in den Ring des Seiles eingehakt, und dann begann die steile Niederfahrt, 86 Fuß in die Tiese, alle Sekunden in der Todesgefahr, an den spitz hervorragenden Felsenklippen zu zerschellen, beim Erlahmen der Kräfte in das durch den wüthenden Mistral (den gefürchtetsten Nordwind) hochaufbäumende Meer hinabzustürzen. Der Marschall, der seine Kräfte während der Haft vielfach und lange durch Turnen vorbereitet, hatte zur Sicherung sich mit einem starken, fest anschließenden Gürtel versehen, deffen sich die Steiger der Feuer“ wehr bedienen und dessen vorn angebrachter eiserner Daken an den Knoten des herabhängenden Strickes befestigt wurde und ihn vor dem Herabstürzen sicherte, wenn er einer kurzen Erholung seiner Kräfte bedurfte. In der Mitte des Strickes angelangt, bemerkte er unter sich, wie ein kleines Licht aufflackerte. Kurz ehe er das Boot erreichte, verließen ihn seine Kräfte. Sein jugendlicher Retter, Alvarez de Rull, mußte den schweren Mann in den hin⸗ und herschwankenden Nachen hineinheben. Mit abwechselndem, fast einstündigem Rudern erreichten die drei dann die Halbinsel Croisett⸗, in einiger Entfernung harrte ihrer das Kanot des von der Marschallin zu einer Lustfahrt gemietheten und zu ihrer ausschließlichen Verfügung stehenden Dampfbootes Baron Ricasoli‚, und brachte sie gegen 1 Uhr Nachts an Bord dieses Schiffes, deffen Kapitän nicht ahnte, welchen Gast er beherbergte, denn die Marschallin war bei Tage mit dem Kanot ans Land gefahren, um einen Kammerdiener und vielleicht auch eine Zofe für ihre Luftreise zu engagiren; Bazaine wurde als der neu engagirte Kammerdiener an Bord gebracht und begab sich dort sofort in seine Kabine, die er vor der Landung in Genua nicht mehr verließ.

Spanien. Das französische „Avenir des Pyrénées“ ver⸗ öffentlicht folgendes Dokument, von dessen Unterzeichnern, in carlistische Gefangenschaft gerathenen Offizieren und Sol daten, jetzt schon ein Theil erschossen ist:

An Se. Excellenz Don 5 Serrano Vedoyg, General⸗ Kapitän in Catalonien. Ew. Fxcellenz werden wissen, daß die Excesse Repressalien nach sich ziehen, die den Krieg furchtbar und blutiger machen. Da unsere Sicherheit von der Haltung abhängt, welche die Unsern dem Feinde und diesem Lande gegenüber beobachten, so wenden wir uns an Sie, damit Ihre Streitkräfte keinen ungefetzlichen Att begehen und Sie dieses der Regierung mittheilen. Entgegengesetzten Falles würden Sie uns zum Schaden handeln, die wir schon vier Monate Gefangenschaft, ohne durch irgend eine politische Leiden⸗ schaft geblendet zu sein, nur der militärischen Ehre wegen, erduldet haben. Möge unsere Bittschrift Ihrem Gedächtniß vorschweben; möge diese Stimme des Generals, der Führer, der Offiziere und Soldaten, die sich in Gefangenschaft befinden, großmüthiges Gehör ien Wir bitten Sie außerdem, so zu handeln, daß wir in zehn

agen oder eher, wenn es möglich ift, erfahren können, ob unser ge⸗ rechtes Verlangen angenommen ist oder nicht. Genehmigen Sie u. s. w.

Berlin abreisen.

Der gefangene General C. Nouvilas; folgen die Unterschriften der übrigen Offiziere und Soldaten.

Italien. Rom, 12. August. (It. N.) Die Bolog⸗ neser Zeitungen veröffentlichen Namen, Stand und Alter der 32 Individuen, welche bei Campana zwischen San Pietro und San Lazara gefangen genommen worden sind. Zwölf von ihnen sind noch minderjährig, im Alter von 17 bis 18 Jahren, und zehn andere stehen unter polizeilicher Aufsicht. Die Bande war 159 Mann stark, als sie auf den ersten Widerstand, 4 Ca⸗ rabinieri, stieß. Diese erwarteten nämlich an der Brücke von Cam⸗ pana, welche die Aufständischen passiren mußten, um, wie ihre Absicht war, durch die Porta Maggiore in Bologna einzudringen, den ihnen signalisirten Rebellenhaufen und nahmen 17 Mann gefangen, welche sie nach Bologna führten. . .

Die „Gazzetta dell' Emilia“ berichtet aus Sinigaglia: Am Sonntag Abend suchten verschiedene Haufen Bewaffaeter die Bauern auf den Bergen in der Umgegend von Bologna heim, ließen sich von ihnen zu essen geben und zogen dann wieder ab. Die Bauern zeigten danach den Carabinieri und Truppen, welche die versprengten Aufständischen verfolgten, bereitwillig die Wege, welche jene einge⸗ schlagen hatten. Wir wissen aus guter Quelle, daß mehrere der auf Villa Rusfi verhafteten Republikaner in den letzten Aufstandsversuch verwickelt sind. Auch in Pisa haben Haussuchungen stattgefunden, und in Massa Carrara hat die Polizei ein scharkes Auge auf die Indivi· duen, die allgemein als Republikaner oder Mitglieder der Internatio- nale bekannt sind.

In Florenz wurden einige weitere Verhaftungen vor⸗ genommen. In Sie ci (zwischen Florenz und Pontasieve) nahm man mehrere Individuen fest, welche mit den Internationalen in Florenz und Pontasieve in Korrespondenz gestanden hatten. Sieci, Reggello und Rignano waren die Punkte, wo sich gerade wie in Imola für die Romagna revolutionäre Banden für Tos⸗ kana bilden sollten. Bersaglieri haben in San Piero an der Sieve Quartiere bezogen und suchen im Vereine mit Carabinieri die benachbarten Felder und Wälder ab, um die in der Romagna versprengten Aufständischen, falls sie in dieser Gegend von Tos⸗ kana Zuflucht suchen sollten, in Empfang zu nehmen. Ein Trupp von ungefähr 12 Individuen (aber ohne Waffen) ist auf der Straße von Bologna nach Florenz zwischen Firenzuola und Palazzuolo gesehen worden. Florenz selbst erfreut sich der voll⸗ kommensten Ruhe und Ordnung.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. August. Der Kaiser mit dem Großfürsten Thronfolger und Ge— mahlin hatten sich heute früh 19 Uhr mittelst Extrazuges nach Gatschina begeben zum Empfange der Hohen Braut des Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch, der Her⸗ zo gin Marie von Mecklenburg-Schwerin und deren Vater, des Großherzogs Friedrich Franz II. Der Groß⸗ fürst Wladimir war seiner Braut an die Landesgrenze entgegen⸗ gereist. Auf der Alexander-Station harrten die Kaiferin sowie die übrigen Großfürsten und Großfürstinnen des Eisenbahnzuges, welcher gegen 1 Uhr Mittags eintraf. Nach den Begrüßungen bestiegen die Kaiserin und die Hohe Braut den Wagen, dem un⸗ mittelbar der Kaiser und der Großherzog von Mecklenburg⸗ Schwerin zu Pferde folgten. Dem veröffentlichten Ceremonial gemäß erfolgte sodann der feierliche Einzug und Empfang in Zarskoje⸗Sselo.

Um 1 Uhr Mittags verkündete Kanonendonner, daß auf der Alexanderstation der Warschauer Eisenbahn die Hohe Braut eingetroffen sei, und bald sah man die kaukasische Leibschwadron des eigenen Konvois Sr. Majestät den feierlichen Zug eröffnen. In einem leichten, mit vier weißen Pferden bespannten Phaeton saßen die Kaiserin mit der Braut. zu ihrer Rechten Die Kaiserin grüßte huldvoll die Militärs, welche zur rechten Seite des Weges Stellung genommen hat⸗ ten, und das Publikum, welches zur Linken stand. Auch die Hohe Braut grüßte freundlich nach allen Seiten hin. Gleich hinter dem Wagen ritten der Kaiser und der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin, denen sich die Großfürsten und eine große glänzende militärische Suite zu Pferde und die Wagen der Großfürstinnen anreihten. Unter Kanonendonner und den Klängen der Musikchöre bewegte sich der feierliche Zug zu dem alten Palais, in dessen Vorhallen sämmtliche Hofchargen zum Empfange bereit standen. Ihre Kaiserlichen Majestäten traten dann mit der Hohen Braut, dem Großfürsten Wladimir Alexandrowiisch und den anderen Höchsten Herrschaften in die Hofkirche zum Dankgebet, worauf dieselben sich in die inneren Gemächer begaben. . J

Um 2 Uhr machte Ihre Majestät die Kaiserin mit der Ho⸗ hen Braut einen Besuch im Alexander⸗Palgis bei der Groß⸗ fürstin Thronfolger und bei der Großfürstin Olga Feodorowna.

Die Mittagstafel fand im alten Palais bei Ihren Majestä⸗ ien statt. Der Kaiser führte die Hohe Braut an die Rampe der Gallerie, von wo die 35 das sehr zahlreich versammelte

ublikum freundlich begrüßte. . ö 4 r r . Einzug des Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch und Seiner Erlauchten Braut in St. Peter s⸗ burg wird, wie die ‚„Russ. Welt“ hört, Donnerstag, den 27. August, am Mariä⸗Himmelfahrtstage, stattfinden. Alle in der Umgegend dislocirten Gardetruppen sollen an diesem Tage in St. Petersburg zusammengezogen werden.

Die Kaiser⸗Revue über die Flotte auf der Großen Rhede bei Kronstadt ist, wie der „Kronst. Bote“ aus amt⸗ licher Quelle meldet, auf Sonnabend, den 22. August, festgesetzt. Auf Befehl des Großfürsten General⸗Admirals werden an der Revue nicht blos die Schiffe des großen Uebungsgeschwaders, sondern auch die Flotille der Marineschule und die dem Contre⸗ Admiral Pilkin zu verschiedenen Versuchen unterstellten Schiffe theilnehmen. Alle diese Fahrzeuge haben bis zum 17. August auf der Rhede von Kronstadt einzutreffen. .

Der deutsche Botschafter am hiesigen Hofe, Prinz Heinrich VII. Reuß, welcher vor einiger Zeit sich auf einer Jagd den Fuß verletzte und noch immer leidend ist, wird, der St. Petersb. Itg. zufolge, nach der Vermählung seiner Nichte, der Herzogin Marie von Mecklenburg, mit dem Großfürsten Wladimir einen längeren Urlaub nehmen und während der Dauer desselben von dem Botschaftsrath von Alvensleben, der soeben nach St. Petersburg zurückgekehrt ist, vertreten werden.

Der belgische Gesandte, Graf de Dudzeele ist am 12. August Abends mit der Warschauer Bahn nach St. Peters⸗ burg zurückgekehrt. - Am 14 d. M. ist der Justiz⸗Minister Graf Pahlen auf der Warschauer Bahn von hier abgereist.

Schweden und Norwegen. Christiania, 13. August. Die Königin⸗Wittwe Josephine hat bei ihrer Abreise von Norwegen durch die Rigetid. dem norwegischen Volke ihr Lebewohl in folgenden Wort n ausgedrückt:

Bevor ich von Norwegen abreise, will ich hierdurch dem norwe⸗

ischen Volke meinen herzlichsten Dank für die mir nicht nur in ien e und in anderen norwegischen Städten, sondern auch auf dem Lande und in den entferntesten Theilen des Reiches erwiesene Freundschaft und Anhänglichkeit aussprechen. Unvergeßlich wird mir die Erinnerung an meinen Aufenthalt hier im Lande zu meinem 50 jährigen Jubiläum bleiben, wozu nicht wenig die Ueberzeugung

beiträgt, daß das norwegische Volk bei liebevollem Andenken an ihre verstorbenen Könige dem regierenden Fürsten mit Zutrauen ergeben sind. Ich hoffe diese schönen Gegenden noch einmal wiederzufehen und indem ich Allen ein herzliches Lebewohl zurufe, flehe ich um Gottes Segen für Norwegen, dessen König und Volk! Christiania, den 10. August 1874. ; : Jo sephine.

Staatsrath Segelcke, welcher heute nach Stockholm abreist, hat gestern die Leitung des Armee⸗Departements bis auf Weiteres dem Staatsrath Johannsen übertragen.

Das isländische Tausendjahrsfest ist auch in Norwegen und zwar in Christiania, Bergen, Drontheim, Frederikshald, Moß und Tönsberg gefeiert worden.

Amerika. (A. A. C. Aus Rio de Janeiro wird unterm 23. Juli gemeldet: Die Deputirtenkammer passirte der Gesetz⸗ entwurf über die Marinestreitkräfte für das nächste Fiscaljahr. Im Senat ist das Konskriptionsgesetz, die Hauptmaßregel der Session, diskutirt worden. Die neue Verordnung für die Er⸗ hebung der Gewerbe⸗ und Berufssteuer ist veröffentlicht wor⸗ den. Gesellschaften, einheimische wie ausländische, werden 1 Pro⸗ zent auf die Dividenden des der Schätzung vorausgehenden Jahres zu zahlen haben. Die Kaufmannschaft van Rio gab am 18. einen großen Ball zu Ehren der Einweihung der telegraphi⸗ schen Verbindung mit Europa, bei dem 1500 Personen, darunter Ihre Kaiserlichen Majestäten, zugegen waren. Das Kabel zwi⸗ schen Para und Cayenne hat einen Riß erlitten. Ein Tele— gramm von Rio Grande do Sul meldete die Erstürmung von Maurers befestigiem Hause, wie seine Niedermetzelung mit über 40 seiner fanatischen Anhänger. Ein anderes Telegramm demen⸗ tirt diese Nachricht und berichtet die Ueberrumpelung der Regie⸗ rungstruppen unter Oberst Sampiar, von denen 30 todt auf dem Platze blieben. .

Buenos Ayres, 15. Juli. Der Kongreß erklärte den neuen Präsidenten am 12. ds. für gehörig erwählt, und zwei Monate später wird Sennor Sarmiento die Insignien der Auto— rität seinem Nachfolger Dr. Atellaneda übergeben.

Afrika. Lieutenant Cameron, der nach Ost-Afrika ge⸗ schickt wurde, um Erhebungen über den Sklavenhandel in diesem Lande anzustellen, hat darüber von Kawéle⸗Ujisi, 4. März, einen längeren Bericht an das Auswärtige Amt gerichtet. Er bemerkt darin, daß die Unterdrückung des Sklavenhandels un⸗ möglich sein wird, bis die Verbindung mit der civilisirten Welt hergestellt ist. Er empfiehlt den Bau einer billigen Eisenhahn von Bayomoyo nach Ujiji und später die Anstellung europãischer Kommissäre in Unyanyembe und Ujiji, von denen jeder eine Streitmacht von 500 500 Soldaten, sowie zwei oder drei leichte armirte Schiffe zur gewaltsamen Unterwerfung der Sklaven⸗ händler zu seiner Verfügung haben sollte. Ganze Distrikte, be⸗ richtet er, find durch die eingeborenen Händler und die Araber entvölkert worden. Gegenwärtig wüthe ein Krieg zwischen den Arabern und dem Häuptling Mirambo, der die Dörfer der⸗ jenigen, die sich nicht auf seine Seite schlagen, zerstört und alle Sklaven, deren er habhaft werden kann, wegführt.

Dänemark. Kopenhagen, 14. August. Der König ist am 30. Juli in Reykjavik auf Island angekommen und dort mit großer Begeisterung und Herzlichkeit empfangen worden. Der Gottesdienst zu Reykjavik, den 2. August, war außerordentlich feierlich und schön. Der Ausflug nach dem Geyser, welcher den 3. August angetreten wurde, war sehr gelungen. Das Hauptfest auf Thingvallir, den 7. August, hatte ungefähr 2000 Menschen herbeigezogen. Am 9. Auqust fand ein Ball in Reykjapik statt. Die Abreise von Reykjavik erfolgte am 10. August.

Nach der Rückkehr des Königs wird hier dem Vernehmen nach eine Ausstellung von Photographien und Oelgemälden in Skizzen, welche die dortigen Begebenheiten, die überall ein so lebhaftes Interesse erwecken, veranschaulichen, veranstaltet werden. Der dänische Marinemaler Sörensen ist bekanntlich mit im Gefolge des Königs. Das in Aussicht genommene literarische Werk über die Reise des Königs mit Abbildungen, als von monumentaler Bedeutung, soll nicht nur in isländischer und dänischer Sprache, sondern auch in deutscher, englischer und französischer Sprache heraus⸗ gegeben werden. Am 22. August wird der König hler zurück⸗ erwartet.

Die Nr. 17 des Amts-⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ Telegraphen⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Uebersicht der neu eröffneten Telegraphenstationen mit beschraͤnktem Tagesd ienst. Veränderungen im deutschen Reichs⸗Telegraphen⸗Tarife. Per⸗ sonalien.

Statistische Nachrichten.

Nach der Rang⸗ und Quartierliste der Kaiserlichen Marine für das Jahr 1874 beträgt die Gesammtzahl aller Seeoffiziere 268, woran einer à Ua suite der Marin. Die Admirals- und Vize— admirals-Charge sind gegenwärtig unbesetzt, und von den fünf Kontte⸗ Admiralen sind zwei nur charakterisirt. Nach der Anciennetät⸗liste der Kaiserlichen Marine waren folgende Kriegsschiffe vorhanden; I) Dampffahrzeuge (30: 8 Panzerftegatten mit 6, 9. 16 und 23 Geschützen, 1 Vanzerkorvette mit 8 Geschützen, 2 Panzerfregatten mit 3 und 4 Geschützen, 1 Linienschiff mit 23 Geschützen, 5 gedeckte Korvetten mit 18, 19 und 20 Geschützen, 8 Glattdecks-Kkorvetten mit 5, S, 10 und 14 Geschützen, 4 Avisos mit 2 ohne) Geschützen, 1L K. Jacht. Kanonenboote (18): a. Albatroß ⸗Klasse; 2 mit je 4 Ge⸗ schützen, b. 1. Klasse: mit je 3 Geschützen, C. 2. Klasse: 9y mit je 2 Geschützen, 2 Traneportdampfer, 3 Torpedoboote, ) Segelfahr euge (6); 2 Fregatten, eine ohne, die andere mit 12 Geschützen, ö. Briggs zu 6 und 8 Geschützen. Fahrzeuge zum Hafendienst: 11 Dampf⸗ und 8 Segelfahrzeuge. Zusammen 79 Fahrzeuge.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Ueber den für die Tage des 11. und 12. Oktober in Aussicht genommenen Kongreß des Vereins für Sgzialpolit ik (sog. Kathedersozialisten) wird dem „Corr. v. u. f. D. Folgendes mit— getheilt: Ueber die Frage wegen Bestrafung des Kontrakibruches ist Professor Dr. Held in Bonn zum Referenten und Redacteur Dannen— berg in Hamburg zum Korreferenten ernannt. Für das Thema der Alters- und Invalidenkassen sind ernannt: zu Referenten Fabrikbesitzer Kalle (Bieberich, event. Bergassessor Hiltrox (Dortmund) oder Handelskammer⸗Sekretär Schultze (Mainz); zu Korreferenten die Herren Dr. M. Hirsch (Berlin) und R. Härtel (Leipzig), event. Franz Duncker oder Stadtrath Eberty (Berlin). Ueber das Thema der Personalbesteuerung werden referiren Prof. Dr. Helferich (München), event. Prof. Nasse (Bonn]; das Korreferat ist übertragen den Herren; Prof. Dr, Geffcken (Straß= burg), event. Handelskammer⸗Sekretär Dr. Gensel (Leipzig) Das Referat über das Thema Staats- oder Privathahnen hat Hr. Dr. Gustav Cohn (Tübingen) übernommen, event. ist Professor Dr. A. Wagener (Berlin) dafür ausersehen; Korreferent ist Dandelskammer Sekretär Dr. Emhden (Hamburg), event. Dr. Gensel (Leipzig). Der fünfte und letzte Gegenstand, Betheiligung der Arbeiter am Gewinn, wird bei der kurzen Dauer des en n f, voraussichtlich nicht mehr zur Verhandlung kommen können, in diesem Falle bleibt er der nächst—

jährigen Versammlung vorbehalten. Das Referat würde event. Ge⸗

heimer Rath Dr. Engel, das Korzeferat Professor Dr. v. d. Goltz (CKö⸗ nigs berg) und Professor Br. Schönberg (Tübingen) ũbernehmen. Die über diesen Gegenstand eingegangenen Gutachten werden indeß mit denen über die anderen Themata gleichzeitig gedruckt und an die Mitglieder des Vereins versandt werden. Auf der Vorstandsversammlung zu Frankfurt am Main wurde beschlossen, mit der in England bestehen · den Social-Science-⸗Association in Verbindung zu trelen und außer- dem nach dem bei dieser üblichen Verfahren neben den durch die Tagesordnung festgestellten Themen auch über andere wichtige sozial⸗ politische Fragen die Vorlesung kurzer Exposes zu gestatten, jedoch unter der Bedingung vorgängiger, mindestens 6 Wochen vor der Ge— neralversammlung eingeholter Genehmigung des Vorsitzenden des Ver—= eins. Diese Exposss werden unter Umständen in den Schriften des Vereins mit abgedruckt. Endlich wurde beschlossen, ein Tirkular an sämmtliche höhere Verwaltungsbehörden Deutschlands, namentlich an die Vorstände von städtischen Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern, und ein solches an die Handelskammern größerer deutscher Städte, sowie an die Landes- und Provinzialvereine für Landwirthschaft zu versenden. Eine spezielle Einladung wird an die preußischen Verwaltungsbeamten vom Landrath incl.) auf⸗ wärts, sowie an die diesen analogen Beamten der übrigen deut schen Sta ten und an die Mitglieder des Reichstages und der Land- tage von Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberg und Baden ergehen.

= Am 14. Auzust fand in München unter dem Vorsitz des Justiz⸗Raths Mayer aus Thorn eine Sitzung der Delegirten des ersten allgemeinen Sängerbundfestes statt, in welcher folgende Beschlüsse gefaßt wurden: 1) den Badischen Sängerbund, der früher ausgeschlossen war, wieder aufzunehmen und den Erlaß der Beitrags⸗ rückstände aus dem dritten, vierten und fünften Geschäftsjahr zu be⸗ fürworcen; 2) den Musikausschuß des Deutschen Sängerbundes zu beauftragen, bei Herausgabe neuer Bundesliederhefte den Kompositionen jüngerer Künftler eine größere Berücksichtigung widerfahren zu lassen, als bisher. Diesem Punkte wurde der Zusatz beigefügt, daß durch auszusetzende Preise für Kompositionen von Männergescngen, die vom Musikausschuß geprüft und dann nach deren Annahme Eigenthum des Bundes werden, ermunternd gewirkt werden solle; 3) den Antrag auf Begründung einer Stiftung zur Unterstützung hülfsbedürftiger Kom ponisten und ihrer Hinterbliebenen durch den Sängerausschuß auf dem nächsten Sängertage zur Vorlage bringen zu lassen. Der jährlich zu leistende Beitrag der Mitglieder des Sängerbundes wurde auf 16 Pf. festgestellt.

Am 15. August ist das links ven dem Hauptportal des Schlosses in Braunschweig stehende Postament durch die Reiter?⸗ statue des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand gekrönt wor⸗ den. Das für die Statue Friedrich Wilhelms bestimmte Postament ist noch nicht vollendet.

Die Restaurationsarbeiten an der Kathedrale zu Metz schreiten rüstig vorwärts. Man ist mit der Wegnahme des Gerüstes an dem zweiten Strebepfeiler der Westseite des Langschfffs beschäftigt, nachdem die Kreuzblume auf diesem Pfeiler erneuert wor⸗ den ist. Außerdem sind in der lützten Zeit die Erneuerung arbeiten an mehreren der die gothischen Bogenfenster krönenden Wimpergen und einigen Fialen fertig geworden. Das Gerüst wird jetzt an dem dritten Strebepfeiler aufgestellt und die Erneuerung der Kreuzblume auf demselben in Angriff genommen werden.

Gewerbe und Handel.

In der heutigen außerordentlichen Generalversammlung der Ber⸗ liner Lombard Bank waren 21 Aktionäre mit 419 Stimmen anwesend, welche ein Aktienkapital von 205,B300 Thlr. repräsentirten. An die von dem Vorstande aufgestellte Bilanz für das erste Seme— ster des laufenden Jahres, welche mit den Büchern der Bank von der. Revisions - Kommijsion übereinstimmend gefunden worden waren, reihte sich ein ausführlicher Bericht des Inhalts, daß ein beträcht⸗ licher Theil der aufgeführten Gesellschafts. Aktiva, insonderheit die von der Imperial⸗Bauvereinsbank hinterlegten Hypotheken resp. ange— zahlten Aktien bei einer etwaigen Liquidation der Lombard⸗Bank als ausfallend zu betrachten seien. Die auf der Tagesordnung stebende Beschlußfassung über eine Fusionirung der Berliner Lombard⸗ Bank oder die Liquidation derselben, konnte nicht stattfinden, weil das für diesen Zweck erforderliche Aktienkapital nicht genügend vertreten war. Es muß daher eine neue Generalversamm— lung innerhalb der statutenmäßigen Frist vom Aufsichtsrathe der Gesellschaft ausgeschrieben werden, welche über diese Frage endgültig zu beschlicßen haben wird. Die vorzunehmende Wahl eines Aufsichtsraths-Mitgliedes der Bank fiel auf Hrn. Banquier

aul Kucke in Berlin. 3 . der am 30. Juli in Naumburg abgehaltenen General⸗ versammlung der Naumburger Braunkohlen⸗Aktiengesell⸗ schaft waren 830 Aktien durch 26 Aktionäre vertreten Aus dem Geschäftsbericht, der durch den Vorsitzenden des Verwaltungsrathes Hrn. Voß und den Betriebedirettor Hrn. Mann eingehend, erläutert wurde, heben wir hervor, daß erst im Laufe des Geschãftsjahres die Grube „Naumburg!“ in Betrieb kam. Derselbe ergab einen Brutto⸗ gewinn von 225566 Thlr. 28 Sgr. 2 Pf z. durch denselben konnten nach Abzug der Verwaltungsspesen und sonstigen Unkosten des Jahres von zusammen 2423 Thlr. 2 Sgr. 4 Pf., die Unkosten der fruheren Jahre und der Begründung des Werkes völlig gedeckt werden. Die veräußerten Kohlen sind zum Selbstkostenpreis und auf Gebäude und Maschinen statutenmäßig pro anng 6x. und zwar pro rata temp. auf Utensilien über volle 123 abgeschrieben und dann noch 1413 Thlr. 2 Sgr. 7 Pf. zu dem Amortijationsfonds verwandt worden. 3 Zinsen sind für das verflossene Jahr schon am 1. April c. zur Ver— theilung gekommen. Der mit Befriedigung aufgenommene Geschäfts⸗ bericht gab zu Erörterungen keine Veranlassung, und wurde dem Vorstand und Verwaltungsrath einstimmig Decharge ertheilt. An Stelle von zwei ausscheidenden Mitgliedern des Aufsichtsrathes wurde Hr. Karl Richter mit 138 und Hr. Rechtsanwalt Tellemann, beide in Naumburg mit 132 von 166 abgegebenen Stimmen wieder- resp. neugewählt. Die Mitglieder der bisherigen Revisionẽkomm ission, die Herren Pätz, Hoyoll und Meißner, wurden wiedergewählt. Die Bilanz befindet sich im heutigen Inseratentheil. . 2

Wien, 17. August, (W. T. B.) Die „Neue Freie Presse erwähnt eines an der Börse verbreiteten Gerüchtes, nach welchem die Semestralbilanz der Kreditanstalt nach bedeutenden Ab— schreibungen am Debitorenkonto eine Verzinsung des Aktienkapitals von 6 Prozent ber annum ergeben haben soll. Die Abrechnung des Anleihegeschäfts sei auf das zweite Semester übertragen worden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Am 14. Abends hat, wie der „Köln. Ztg.“ aus Amsterdam gemeldet wird, ein Husammen stoß zweier Personenzüge unweit Leyden stattgefunden, webei 4 Personen getödtet und 40 50 Per sonen verwundet sind.

ö NewYork, 17. August. (W. T. B.) Der norddeutsche Lloyd ˖ dampfer ‚Dentschland“ ist am Sonnabend Nachmittag 4 uhr hier eingetroffen.

Königliche Schauspiele. ; Mittwoch, den 19. August. Opernhaus. (149. VorstelluUng) Czar und Zimmermann. Komische Oper in 3 Akten. Mußsik von Lortzing. Tanz von Hoguet. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗ reise 9 Echausyielhaus. Keine Vorstellung. . Donnerstag, den 20. August. Opernhaus. Keine Vor⸗ ellung. . ö Chauspielhaus. (151. Vorstellung) Donna Diana. Lustspiehl in 4 Abtheilungen nach dem Spanischen des Don Augustin Moreto, von West. Don Cesar: Hr. Knorr, Don Gaston: Hr. Eyben, vom Stadttheater in Breslau als Gäste.

Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.