1874 / 196 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Aug 1874 18:00:01 GMT) scan diff

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standen. In 1098 Fällen hat die Ursache nicht festgestellt werden

können. Die größte Zahl der Feuerschäden findet sich in den Geuver⸗

nements Tula und. Wonoresh (ie 98), Rjasan (85), Tambow (75,

Ssamara (4), Orlow (64) und Moskau (63). Der größte Verluft

ist erlitten worden in den Gouvernements Moskau (Loss 647 Rbls), odolien (491 495 Rol), Livland (329,414 Rbl.), Rjasan (255,496 bl), Twer (228,055 Rbl.), Tambow (222 082 Rbl.).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin. Die Eröffnung der Lehr- und Lernmittel Aus⸗ stellung des Deutschen Lehrervereins (Bezirksverband Berlin) hat, wegen zahlreicher Sendungen in den letzten Tagen, vom Sonntag auf gestern verschoben werden müssen. Die Ausstellung, welche, wie schon gemeldet, in den Räumen der alten Münze am Werderschen Markt zu besichtigen, ist von hiesigen und auswärtigen Buchhändlern und Lieferanten sehr zahlreich beschickt und zählt ea. 2000 Nummern. Die erste Abtheilung umfaßt ein großes Gebiet von Lehr. und Lern- mitteln. Hier findet man die Materialien des ersten Anschauungs— Unterrichts, Anschauungsbildes, eine Anzahl von Fibeln und Religions büchern, biblische Geschichten, Lesemaschinen, Lehrbücher der deutschen Sprache, Grammatiken, dann in einer besonderen Abtheilung die Methode Toussaint-Langenscheid 2c. c. Hicran schließt sich die in⸗ teressante Ausstellung der Blindenanstalt, mit den verschiedenen Schreib⸗ und Leseapparaten; dann der Kindergarten des Dr. Georgens, der alle Hülfsmittel dieser Erziehungs⸗Institute zur Anschauung bringt, inkl. der vielen Zeit⸗ und Streitschriften über diese Schöpfung Fröbels. Mit letzterer Abtheilung vereinigt ist die Abtheilung für das Turnwesen, mit einem sauber ausgeführten Modell einer Turnhalle. Von großem Interesse ist der runde Oberlichtsaal, der sich in ein naturhistorisches Kabinet ver— wandelt hat. Dort befindet sich die Abtheilung für Naturgeschichte, Chemie und Physik, die in geschmackvoller Auordnung alle Apparate vorführt, deren diese Unterrichtszweige bedürfen. Neben den zoolo⸗ gischen Präparaten finden sih dort physikalische und technologische JInstrumente, von den einfachsten bis zu den komplizirsesten, Schreibe⸗ telegraphen ꝛc. darunter Masterexemplare vollendeter Technik. Gleich—⸗ falls sehr interessant ist die Abtheilung für Mineralogie mit den aufgesta⸗ pelten Schätzen des Erdreichs. Den Beschluß macht die Abtheilung für Geographie und die für Zeichenunterricht. Die Ausstellung eifreute sich schon gestern eines zahlreichen Besuchs. Für heute er⸗ wartete man den Stadtschnl·Rath Pr. Bertram; auch der Staats— Minister Dr. Falk hat seinen Besuch bereits zugesagt.

Die jetzigen Besitzer der Nideggener Burg, des Stamm⸗ schlosses der Herzoge von Jülich, wo Erzbischof Engelbert von Cöln längere Zeit gefangen saß und die jetzt nur eine Ruine ist, haben am 15. mit dem Ausräumen des auf dem Schloßhofe befindlichen Brun— nens heginnen lassen. Dieser Brunnen soll nach alten Chroniken 550 Fuß tief sein und durch den Felsen bis aufs Bett des Roerflusses gehen. Nachdem gewaltige Schichten Schutt weggeräumt waren, fand man etwa 95 Fuß unter der bisherigen Tiefe viele alte Jülicher Gold⸗ und Silbermünzen, die wahrscheinlich bei Erstürmung des Schlosses durch Kaiser Karl V. hineingeworfen worden sind; den intereffantesten Fund aber machte man am 16. Nachmittags, wo eine herrliche und noch gut erhaltene Armbrust aufgefunden wurde, die mit Elfenbein eingelegt und mit Gold verziert ist. Unten am Kolben ist in Geld eingelegt ein schönes gothisches We mit einer Krone dar— über und der Ziffer Il., so daß man vermuthet, diese Armbrust, einzig in ihrer Art, möge dem jüllcher Herzog Wilhelm II. gehört haben. Ebenfalls fand man Helme,. Morgensterne, eine schwere Keule mit Stacheln und einige lange Ritterschwerter, theilweise von Rost stark angegriffen. Alles Gefundene ist in das Gasthaus des Hrn. H. J. Heiliger geschafft und wird, nachdem die Ausgrabungen, die auch an anderen Stellen des Schlosses veranstaltet werden sollen, beendet sind, nach Aachen gesandt werden, die Armbrust aber denkt man nach Ber— lin zu schicken.

Ueber den viel gesuchten Namen des Gevatter Dollmeisch im dritten Buch von Dichtung und Wahrheit“ wird der „Allg. Ztg.“ folgende Auskunft gegeben: ‚Nach dem französischen Ueberfahl am 2. Januar 1759 richtete Bürgermeister und Rath von Frankfurt am 31. Januar ein „Beschwerdeschreiben an die hochlöbliche Reiche— versammlung um Ertheilung allerunterthänigster Intercessionalien an Ihro Kayserl. Maj. wegen der von der Königl. Französischen Trouppen durch eine unvermuthete Surprise beschehenen Oecupirung dieser Stadt“, welches in einem spaͤter verfaßten Anhang auch die von der Recheney für die französische Garnison gemachten Aus— lagen enthält. Darin heißt es (S. 63): „10. Februar J. Heinrich Diene, pro zwey Wochen Dollmetschen bei Mr. du Thorrant, König— lichen Lieutenant allhier . . 8 Fl. 24. Februar Joh. Heinrich Diene, pro dito bei M. du Thorrant, Lieutenant qu Roy... S8 FI. Außer der Schreibart Thorrant kommt der Name auch als Thorang vor, aber wo der Königliche Lieutenant (die Form „Königs⸗Lieutenant? kommt nie vor) unterschreibt, geschieht dies mit der von Goethe über⸗ lieferten Form Thorane, natürlich ohne Grafentitel, da Thorane erst auf Verwendung des Frankfurter Raths von Kaiser Franz L in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.“

Das Lokal⸗Fest comits des deutschen Sängerbundes⸗ festes in München hat folgende Dan ksagung veröffentlicht: Der unterfertigte Ausschuß fühlt sich verpflichtet, seinen verehrten Mitbär— gern, den Bewohnern Münchens, öffentlich den tiefgefühlten Dank kund zu geben für die Ehrung, welche sie allen Gästen des II. Deut-

schen Sängerbundesfestes angedeihen ließen. Das Königliche Wort,

daß München durch dieses Fest um eine schöne Erinnerung reichen wurde, hat sich erfüllt. Wir verdanken dies in nicht geringem Maße der Gastlichkeit, Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit unserer Mitbürger, insbesondere aber der wahrhaft aufopfernden Betheiligung der frei⸗ willigen Feuerwehr und der Turnerschaft Münchens. Gerne theilen wir mit diesen die errungene Ehre und hoffen, daß unserer lieben ee, , aus diesem schönen nationalen Feste nur Segen erwachsen werde.“

Behufs einer würdigen und gründlichen Restauration der St. Pet ers-Stifts kirche in Weißenburg eines der groß⸗ artigsten alten Bauwerke des Elsasses hat sich aus angesehenen Einwohnern der Stadt Weiß nburg unter Beitritt des Kreisdirektors ein sechs Mitglieder zählendes Comits gebildet.

Das Königlich großbritannische Institut der Architekten hat seine goldene Medaille pro 1874, dir, wie bekannt, Or. Ruskin, der Professor der schönen Künste an der Universität von Oxrfort, zurückwies, mit Genehmigung der Königin dem Architekten Hrn. George Edmund Street zuerkannt.

Zu dem internationalen Drientalisten⸗ Kongreß in London werden (in der ägyptischen Sektion) folzende Gelehrte erwartet: Chabas aus Frankreich, die Professoren Brugsch, Eifenlohr, Lepsius und L. Stern aus Deutschland. Lord Northbrock wird von Indien Mr. Shunker Pundurung, vom Civildienst in Bombay, dorthin senden und würde mehrere andere gelehrte Indier gesandt haben, wären sie willens gewesen, eine so lange Reise zu unternehmen zu dem Zweck, bei den Aiyanischen und anderen Sektionen zugegen zu sein.

In Norwich wurde kürzlich die 42. Jabresversammlung der Britisy Medica! Association eröffnet. Dr. Copeman, der Präsident der Association, hielt die Eröffnungsrede, welche sich über die Blutvergiftung und die daraus entstehenden Krankheiten verbreitete.

Die Entdeckung des Sauerstoffes durch Joseph Priestley, welche am 1. August 1774 vollendet worden fein soll, wurde am 31. Juli und 1. August durch cine Versammlung der Che— miker Amerikas in Northumberland, Pennsylvanien, wo Vriestley starb und begraben liegt, gefeiert. Bei dieser Gelegenheit wurden 600 . als Beisteuer für das Liebig Denkmal in Gießen ge— sammelt.

Die französische Akademie hielt am 13. August ihre Jabressitzung, welche der Austheilung von Preisen gewid⸗ met ist. Den ersten Preis für ein nationales Geschichtswerk: „Ge— schichte der Generalstagten“ erhielt Hr. Georges Picot und Hr. de

Leseure den zweiten für sein „Leben Heinrichs Iy.“ In den Preis Therouanne theilten sich die Herren Esmond Hugues, Verfasser der WGeschichte der Restauration des franzbsischen Protestantismus im 18. Jahrhundert“ und Hr. Belot, Verfasser der „Geschichte der rõmischen Ritter“. Der von Hrn. Thiers gestiftete dreijährige Geschichtspreis wurde dem Sohne des Romanschriftstellers Arseène Huffaye, Henri Hussaye, für eine Geschichte des Aleibiades“ zu Thell. Ausgezeschnet wurden ferner die Herren Dantier (Geschichtliche Studien über Italien), Bossert, Heinrich und Jules Sauzay (Studien über Schiller und Goethe, deutsche Literaturgeschichte), der kürzlich verstorbene Graf Simeon (metrische Uebersetzung des Horaz), Herr Antoine de Lafour (Uebersetzung der dramatischen Werke von Calderon) u. A. Der erste prix Monthyon (Belohnung von Werken, die einen sittlichen Zweck verfolgen) wurde einer Gedichtsammlung des Herrn Theodore Froment zuerkannt, die Herren Compayrs und Croiset, Professoren, erhielten j eine Medaille von 2000 Fr. und sieben andere Bewerber je eine Medaille von 1509 Fr. Herr Patin, der Sekretär der Akademie, theilte dann mit, daß für das Jahr 1875 der erste Poesie⸗ preis dem besten Gedicht über Livingstone gelten würde, und die Feier⸗ lichkeit schloß mit der Ausrufung der Namen derer, denen die Tugend—⸗ preise; drei Medaillen von je 2 00, vier Medaillen von je 1060 und siebzehn Medaillen von je 500 Fr. zufielen.

Am Tage der isländischen Feier erreichte der Philologe J. N. Ma dvig sein 71. Jahr. Seine Geburtsinsel Bornholm Patte beschlossen, ihm zu diesem Anlasse ein Denk mal zu setzen, das an dem Tage enthüllt wurde. Das Denkmal, eine bronzene Büfte auf einem Piedestal von Granit, ist am Eingange des Städtchens Svanike errichtet, wo Madvig am 7. August 1604 geboren wurde.

Landwirthschaft.

Aus Saaz wird der „Magdeburgischen Ztg.“ geschrieben: Das Ergebniß der Hopfenernte, soweit diese bis jetzt in Angriff genommen, ist durchgehends nicht hefriedigend, und bleibt weit hinter der Schätzung. Das Ergebniß bisher stellt sich von circa 10 Schock oder 600 Stangen auf 7pfd. Hopfen. Allerdings hat die Ernte nur in sol⸗ chen Gärten begonnen, welche durch treckene Witterung bedeutend gelit⸗ ten haben, und ist dies zum Glück nur ein kleiner Theil in und um Saaz, der weit größere Theil der Gärten wird einen viel höheren Er— trag liefern, und sind besonders die Gärten im entfernteren Bezirk und Kreis viel versprechender. Im Allgemeinen müssen wir aber doch eine kleine Ertragsreduktion berichten, und dürften im ganzen Saazer Lande nicht ganz 20000 Ftr, erzielt werden, welches sich im Durch— schnitt auf eine schwache Drittelernte stellen würde. Hier ist die Mei⸗ nung für das kommende Geschäft eine gute und die Aussicht auf höhere Preise als die vorjährigen. 1873er Hopfen anhaltend begehrt, bedingen heute 95 115 Fl., zu welch letzterem Preise jüngst 1 Ballen Stadt gekauft wurde. Das Wenige zu Markt gebrachte findet fofort

Nehmer, so daß wir nur sehr wenig alte Vorsäthe in die neue Saison mit hinüber nehmen werden.

Gewerbe und Handel.

Mit den Gläubigern der Baugesellschaft F Pleßner u. Co. dahier ist nunmehr eine Einigung erzielt woꝛden, daß sie ein einjähriges Moratorium gewähren. Ebenso sind die Geldmütel für den Ausbau der Oels -Gneserer Bahn jetzt gesichert, wodurch die Ab⸗ wickelung und Liquidation der Pleßnerschen Gesellschaft bedeutend gefördert wird.

In der am 15. cr. stattgehabten Aufsichtsrathesitzung der Breslauer Börsen⸗Maklerbank wurde ir r ft am 8. September er. einzuberufen den Generalverfammlung die Vertheilung einer Dividende von Sy für das Geschäftsjahr 1873/74 und die Do⸗ tirung des Reservefonds mit 10000 Thlrn vorzuschlagen.

London, 20. August, (W. T. B) Die Kohlengruben⸗ Arbeiter in Fife und Clackmannan haben beschlossen, auf die von den Grubenbesitzern beabsichtigte Lohnherabsetzung von 15x nicht einzugehen, und wird deshalb voraussichtlich eine allgemeine Entlassung der Arbeiter erfolgen. 3

. Der Exporthandel Großbritanniens und Irlands während des zweiten Semesters laufenden Jahres repräsentirt einen Werth von S0 09, 130 Lstr. gegen 63 410,191 ftr. in der Parallel⸗ periode des Vorjahres, d. i. eine Abnahme von 3 381,065 Lstr. oder etwas über 253. Der Export nach den englischen Kolonien ist um 163 * gestiegen, während der nach fremden Ländern von 46,589,713 Lstr. mit 40,425 924 Lste. oder 131 X herabwich. Die Abnahme in letz⸗ teren zeigt sich hauptsächlich in den Verschiffungen nach den Vereinigten Staaten, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Aegypten. Die drei nordischen Staaten Europas, nämlich Rußland, Norwegen und Schweden, bekunden dagegen einen Zuwachs, der in dem Falle der zwei ersten 14 * und 25 in dem letzteren beträgt. Die Zunahme des Experts nach den englischen Kolonien ist am größten in Bezug auf Indien, nämlich 353 mehr als im vorigen Jahre; zunächst steht Australien, das eine Zunahme von 133 nachweist. Der Export nach Deutschland in dem gedachten Semester betrug 5, 815,681 Lstr. gegen 7. 065, 362 Lstr. in 1873.

Verkehrs Anstalten.

Leipzig, 18. August. Heute Vormittag fand die Abnahme der neuen Bahnstrecke Gaschwitz⸗Meuseiwitz statt. Die Er⸗ öffnung der Bahu soll bereits mit nächstem ersten September erfolgen.

New Jork, 189. August. Der Hamburger Poftdampfer „Holsatia“ ist heute Morgen 6 Uhr hier eingetroffen. 2

Königliche Schauspiele.

Freitag, den 21. August. Opernhaus. (150. Vorstellung.) Der Troubadour. Oper in 4 Akten. Musik von Verdi. Bal⸗ let von P. Taglioni. Leonore: Fr. v. Voggenhuber. Azucena: Frl. Lammert. Manrico: Hr. Link, vom Königlichen Theater in Hannover, als Debüt. Luna: Hr. Schmidt. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise

Schauspielhaus. Keine Vorstellung. sen Sonnabend, den 22. August. Opernhaus. Keine Vor⸗

ellung.

Schauspielhaus. (52. Vorstellung Der Graf von Bammerstein. Historisches Schauspiek in 5 Akten von Adolph Wilbrandt. Graf Hammerstein: Hr. Knorr, Eckard: Hr. Eyben, vom Stadttheater in Breslau, als Gäste. Anfang halb ?7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den DOpern⸗ haus⸗, wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Bpernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theater⸗Billets im Bureau der General⸗ Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegan⸗ gen angesehen und finden keine Beantwortung.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenstände koͤnnen von den Eigenthümern innerhalb 4 Wochen bei den Hauspolizei⸗Inspektoren Schewe (Opernhaus) und Hoff⸗ meister (Schauspielhaus) in Empfang genommen werden. Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frist nicht, so werden dieselben den Findern ohne Weiteres ausgehändigt.

Erster brandenburgischer Provinzial⸗Kriegertag in Spandau.

In Spandau wurde am Sonntag unter großer Theilnahme der betheiligten Kreise der erste brandenburgische Provinzial-Kriegertag abgehalten, dem zu Ehren die Stadt festlichen Schmuck angelegt hatte. Vom Rathhaguse wehte das er Stadtbanner, auf fast allen Dächern waren deutsche und preußische Fahnen aufgepflanzt, während am Bahnhof grüne Laubgewinde den Kriegern, in deren Reihen sich sogar mehrere Veteranen der Befreiungskriege befanden, ein freund“ liches, Willkommen“ entgegenwinkten. Die Zahl der Vereine, die schon von acht Uhr früh zu Wagen und zu Fuß durch die Thore der Stadt einzogen, betrug 56 aus allen Theilen der Provinz Branden— burg, jeder einzelne fenntlich durch Tafeln, Uniformen oder Abzeichen. Die Mehrzahl der Fahrgäste traf um 11 Uhr mit einem Extrazuge der Hamburger Bahn ein, und unmittelbar darauf formirte sich auf der Linden-Allee der imposante Festzug, welcher sich unter großem Zu⸗ lauf durch die Stadt nach dem Schützenhause bewegte. Hier fand der offizielle Empfang und die Begrüßung der Gäste durch die Mit— glieder des Spandauer Comités statt, von denen eines den Toast auf den Kaiser, ein anderes den Toast auf die deutsche Kameradschaft aus— brachte. Der Vize⸗Hräsident des deutschen Kriegerbundes, Redacteur Matthias, aus Berlin, welcher in einer kernigen Ansprache

das Gedächtniß des Tages von Vionville wachrief, der so

recht eigentlich ein Ehrentag der Brandenburger fei, endete mit einem Toast auf alle Brandenburger.“ Unter lautestem Beifall und Hurrahrufen wurde sodann ein Beglückwünschungs-Telegramm an Se. Majestät den Kaiser, eilassen. Während sich dem⸗ nächst die Mehrzahl der Gaͤste in den festlich geschmückten Garten begab, traten die Verstände unter dem Vorsitz des Kameraden Matthias zu den eigentlichen geschäftlichen Verhandlungen zu⸗ sammen, aus denen Folgendes zu erwähnen ist: Auf Grund eine, von den Vorständen des Charlottenburger, Rixdorfer, Schöneberger, Potsdamer und Spandauer Vereins ausgearheilcten Sta- tuts wurde beschlossen, einen Verband ehemaliger Waffen Gefährten der Provinz Brandenburg“ zu begründen, dessen Zweck sein soll, die Kamerad= schaft zu pflegen und durch Repräsentation das Anfehen der Vereine . erhöhen. Der Verband erstrebt die Erreichung seiner Zwecke durch einen Verbandstag, welcher abwechselnd in den Regierungsbezirken Potsdam und Frankfurt allsährlich einmal abgehalten wird und auf welchem Zeit und Ort des nächsten Verbandstages festgestellt werden. Zu den Verbandssitzungen sollen auf je 1609 Mitglieder die Vereine

2 Delegirte entsenden, die Kesten der Verbandstage durch gleichmäßige

Repartirung von allen Vereinen getragen werden. Der Verband, wel⸗ cher sich im Uebrigen von dem „Deutschen Kriegerbund“ durchaus nicht

lossagen will, wird von einem bestimmten Vorort“ geleitet. Zum offi⸗

ziellen Organe wurde schließlich das in Zittau erscheinende Wochenblatt Der Deutsche Kriegerbund“ bestimmt und zum Vorort für das nächste Jahr Frankfurt a. O. erwählt. Der Rest des Tages war dem Vergnügen gewidmet. Um 3 Uhr begab sich der Festzug nach der Stadtforst, woselbst innerhalb vieler Schänkzeite und Würfelbuden ein Waldfest mit Musik, Tanz und Spielen aller Art sich entfaltete. Den Schluß machte Abends ein großes Concert mit Schlad tmusik, Feuerwerk 1c. im Schützengarten. Für Montag waren Ausflüge in die Umgegend zu Wasser und zu Lande angesetzt.

XV. Deutscher volkswirthschaftlicher Kongreß.

Der gegenwärtig in Crefeld tagende 15. Kongreß deutscher Volkswirthe beschäftigte sich in seiner am 17. d. M. stattgehabten ersten Sitzung mit der Frage der Arbeiter-Pensionskaffen. Rach lebhaften Debatten nahm der Kongreß, an dem sich ca. 200 Per sonen betheiligten, mit großer Majorität folgende Resolutien an: „Der Kongreß beschließt: 1) Es ist wünschenswerth, daß im Wegs der Reichsgesetzgebung besondere Vorschriften über die Errichtung von Arheiter ⸗Pensions⸗, Alter Versorgungs⸗ und Unterstützungs⸗ Kassen getroffen und die Ertheilung der Korporationsrechte an Vormativ-⸗Bestimmungen geknüpft werden, welche in ähnlicher Weise wie das Gesetz für die Erwerbs ⸗Genossenschaften unter anderem die Formen der Geschäftsführung, bestehend in entsprechender Buchführung, regelmäßiger Rechnungslegung und die Grundlagen für die Berechnung der Beiträge, festsetzen. ) Die Errichtung von Ar⸗ beiterpenstonskassen durch kommunale Verbände, nach den Grundsätzen der Selbstverwaltung ist zuzulafsen und zu fördern. 3) Der Aus- schluß der Mitgliedschaft kann nur aus Gründen nicht erfüllter Bei⸗ tragspflicht erfolgen. Es ist wünschenswerth, daß die Reichsbehörde durch geeignete Sachveiständige das von den bestehenden Invaliden⸗ kassen vorhandene, auf die Prämienberechnung bezügliche Material bearbeiten lasse und veröffentliche.“ .

In der zweiten Sitzung des Kongresses wurde die ‚Eisenbahn⸗ tariffrage“ eingehend crörtert und schließlich folgende Resolution angenommen: 1) Die Eisenbahnen können sich bei Aufstellung ihrer Frachtsätze den Wirkungen des Gesetzes von Angebot und Nachfrage nicht entziehen, weil ihre Beförderungspreise von den durch die frei⸗

willigen Wagrenpreise bedingten Geschäftsergebnissen des freien wi th · schaftlichen Verkehrs ebenso abhängig sind, wie sie auf dieselben zu⸗ rückwirken. Alle sachlichen Maßnahmen, welche unter Nichtbeachtung diefer Stellung der Eisenbahnen im Volkshaushalt die Tarife nach den Selbst⸗ kosten des Transports reguliren wollen, veranlassen die Zuwendung beson⸗ derer Vortheile an einzelne Produktions⸗ oder Handelszweige. Richtige Preisstellungen sind allein dadurch herbeizuführen, daß die Normitung der Tarife möglichst unbeschränkt den Transport- Unternehmern selbst, welche wo möglich mit den Eisenbahn⸗Eigenthümern nicht identisch sein dürfen, überlassen wird. 2) Die Beschränkungen, welche den Eisenbahnen in der Freiheit der Tarifirung durch Gesetzgebung oder Verwaltung auferlegt und durch die Bewilligung besonderer Rechte an die Eisenbahnen begründet werden, dürfen nur Bestimmungen ent⸗ halten, welche den allgemeinen Verkehrs Interefsen dienen. Als solche Beschränkungen können allein betrachtet werden: 2. Sie Veröffentlichung aller Tarife innerhalb eines angemeffenen Zeitraums vor ihrer Anwendung; b. die gleichmäßige Berechnung der publi⸗ zirten Tarifsätze für alle Versender, wodurch jedoch Preisherabsetzung en bei Versendung großer Quantitäten, oder bei regelmäßiger Verfen— dung einer oder mehrerer Wagenladungen, insbesondere als Rückfracht, nicht ausgeschlossen sein dürfen, wenn dieselben rechtzeitig veröff ent⸗ licht und gleichmäßig für alle Versender angewendet werden. 3) Die Gesetzgebung hat die Grundsätze aufzustellen, nach denen einem anderen Unternehmen die Mitbenutzung einer Eisenbahn und deren Betriebs— Einrichtungen zufteht und die hierfür zu gewährende Entschädigung zu bemessen ist.“ z

Crefeld, 19 August. (W. T. B) Der volkswirthschaft⸗ liche Kongreß hat heute seine letzte Sitzung gehalten, in der die Banken- und Banknotenfrage zur Berathung stand. Der Kongreß sprach sich für die Einschränkung der Emission von Banknoten . Kontingentirung der Noten oder durch höhere Besteuerung der Banken aus und empfahl ferner die Errichtung einer Reichs Centralbanf und die Beseitigung der Privatnotenbanken.

Redaktion und Rendantur: Schwieger.

Berlin: Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (einschließlich Börsen · und Handelsr gister⸗Beilage Nr. 155).

Deutscher Reichs⸗Anzeiger

und

Königlich Preußischer Staats⸗Anzeiger.

Aas Abannurment brtrügt 1 Thlr. 13 Sgꝛ.

für das Vierteljahr.

. R Alle Aost · Anstalten des In · aud Auslandex nehmen

Bestellung an; für Kerlin außer den Rostanstalten

Iusertiona preis fuür den Raum einer Aruchzeilz 8 g.

auch dir Expedition: Wilhelmstr. Nr. 32.

M 196.

Se. Majestät der König haben Allergnãdigst geruht: den nachbenannten Offizieren 2c folgende Orden und Ehrenzeich en zu verleihen, und zwar: ; den Stern zum Rothen Adler-Or den zweiter Klasse mit Eichenlaub: dem General⸗Lieutenant a. D. von Tres ckow zu Neisse; den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife: dem Major Freiherrn Taets- von Amerongen, beauf⸗ tragt mit der Führung des Leib⸗-Kürassier-Regiments (Schle⸗ stschen) Nr. 1; den Rothen Adler-Orden dritter Klasse: dem Rittmeister a. D. von Poser-Nadelitz zu Grunau im Freise Frankenstein; ( den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: dem Rittmeister Freiherrn von Seherr⸗-Thoß J. und dem Seconde⸗Lieutenant von Lieres und BWilkau, Beide im Leib⸗Kürassier⸗Regiment (Schlesischen) Nr. 13; den Königlichen Kronen-Orden erster Klasse: dem General⸗Lieutenant a. D. Grafen Henckel von Don⸗ nersmarck zu Berlin; den Königlichen Kronen-Orden zweiter Klasse: dem General⸗Major von Barby, Kommandanten von Hannover, und dem Obersten von Oppen, Commandeur der 11. Kaval⸗ lexie⸗Brigade; den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse: dem Major Schmidt von Osten im Leib⸗Kürassier-Regi⸗ ment (Schlesischen) Nr. 1 und dem Major a. D. und Ritter⸗ gutsbesitzer von Prittwitz und Gaffron auf Mühnitz im Kreise Trebnitz; das Kreuz der Ritter des Königlichen Haus-Ordens ] von Hohenzollern: dem Major a. D. Grafen von Schweinitz und Krain, . zu Kauder auf Berghof im Kreise Schweidnitz; owie das Allgemeine Ehrenzeichen: den Wachtmeistern Hay, Fuchs und Güntzel im Leib⸗ Kürassier⸗Regiment (Schlesischen) Nr. 1.

Deutsches Remich.

Bekanntmachung.

Am 1. Januar 1875 wird bei der Reichs⸗Postverwaltung die Markrechnung eingeführt. An diesem Tage werden da— her, an die Stelle der bisherigen, im Allgemeinen neue, in der Reichsmarkwährung lautende Postwerthzeichen Greimarken, Franco⸗Couverts, Postkarten, gestempelte Streif⸗ bänder) und Formulare zu Postanweisungen treten. Die Bestimmung über die Einzelheiten bleibt vorbehalten. Um jedoch das Publikum in Stand zu setzen, bei Anschaffung von Vorräthen auf die bevorstehenden Aenderungen bei Zeiten Rück⸗ sicht zu nehmen, wird schon jetzt bekannt gegeben, daß sämmt⸗ liche Postwerthzeichen (Freimarken u. s. w.) in der Gulden⸗ währung, ferner diejenigen zu K und 4 Groschen der Thaler⸗ währung am 1. Januar 1875 ihre Gültigkeit zur Frankirung verlieren, und durch die neuen ersetzt werden; daß dagegen die Vorräthe an Postwerthzeichen zu , 1, 2, 27 und 5 Sllber⸗ groschen auch nach dem 1. Januar 1875 noch verwendet werden dürfen, bis der vorhandene Vorrath der Postanstalten aufge⸗ braucht sein wird, worüber seiner Zeit weitere Benachrichtigung ergehen wird.

Berlin W., den 19. August 1874.

Kaiserliches General⸗Postamt.

Am 1. September er. wird zu Frankenberg, Regierungs— bezirk Cassel, eine Telegraphen⸗Station mit beschränktem Dienst (ckr. 5. 4 der Telegraphen⸗Ordnung) eröffnet werden.

Frankfurt a. M, den 19. August 1874. .

Kaiserliche Telegraphen⸗-Direktion.

Königreich Preusen. Se. Majestät der Kaiser und König haben Aller⸗ gnädigst geruht:

Den Militär⸗Intendanten Mente des X. Armer⸗Corps auf sein Ansuchen mit der gesetzlichen Pension unter Verleihung des Charakters als Wirklicher Geheimer Kriegsrath, sowie mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen seiner Uniform in den Ruhe⸗ stand zu versetzen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Dem praktischen Arzt Dr. Walther zu Soldin den Cha⸗ rakter als Sanitäts⸗Rath zu verleihen.

Allerhöchster Erlaß vom 24. Juli 1874, betreffend die Behandlung der Gesuche um Dispensation von dem Ehehinder⸗ nisse des Ehebruchs.

Auf Ihren gemeinschaftlichen Bericht vom 7. uli d. J. bestimme Ich hierdurch, daß die Dispensation von dem Ehe⸗ . des Ehebruchs künftig im gesammten Umfange der

onarchie, mit Ausnahme des Geltungsbereichs des rheinisch⸗ französischen Rechtes, von dem Justiz⸗Minister in gleicher Weise

Berlin,

den 21. August, Abends.

nachzusuchen ist, wie solches für das Gebiet des Allgemeinen

. durch Meine Ordre vom 16. April 1873 angeordnet worden.

Gegenwärtiger Erlaß ist durch die Gesetz Sammlung zu veröffentlichen.

Wildbad Gastein, den 24. Juli 1874.

Wilhelm. Zugleich für 3. e, , . a

An die Minister der Justiz und der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Finanz⸗Ministeriu m. Bekanntmachung.

In Folge des Gesetzes vom 5. Juni d. J. (Gesetz-Samm⸗ lung Seite 219) kommen vom 1. Januar 1875 ab die Gewerbe⸗

steuerklassen D., E. und F. in Wegfall und sind von demselben Zeitpunkte ab die Bäcker, Fleischer und Brauer mit der Gewerbe⸗

steuer vom Handel in einer der Klassen A. I., A. II. oder B. nach Maßgabe ihres Geschäftaumfanges zu belegen. Es tritt damit für diese Gewerbetreibenden gleichzeitig die Bestimmung im 5§. 4 des Gesetzes wegen Entrichtung der Gewerbesteuer vom 30. Mai 1820 in Kraft, wonach fortan jedes einzelne Geschäft, jeder einzelne Laden, jedes einzelne Comtoir der Bäcker, Fleischer und Brauer besonders zur Gewerbesteuer heranzuziehen ist.

Demgemäß fordern wir hierdurch diejenigen Bäcker, Fleischer und Brauer, welche ihr Gewerbe in mehreren Lokalen betreiben oder künftig betreiben werden, auf, uns behufs der Besteuerung rechtzeitig davon Anzeige zu machen. Die Unterlassung derselben hat nach §. 39 ad b des Gesetzes vom 30. Mai 1820 neben Nachzahlung der rückständigen Steuer eine Strafe zur Folge, welche dem vierfachen Jahresbetrage der Steuer gleichkommt.

Das Gewerbe der Agenten der Versicherungsgesell— schaften ist nach 8. 2, asinea 3 des Gesetzes vom 5. Juni d. J. vom 1. Januar 1875 ab von der Steuer für das stehende Ge⸗ werbe befreit. Diejenigen bisher besteuerten Gewerbetreibenden, welche ausschließlich das Gewerbe als Agenten von Versiche⸗ rungsgesellschaften betreiben, haben uns deshalb in ihrem eige⸗ nen Interesse unverzüglich davon Mittheilung zu machen, damit sie in unserer Steuerrolle gestrichen werden. Versicherungsagen⸗ ten, welche noch andere, an sich steuerpflichtige Gewerbe betreiben, haben füuͤr die letzteren die Steuer nach wie vor zu entrichten und, sofern es noch nicht geschehen, den Anfang des Gewerbes bei uns anzumelden.

Berlin, den 11. August 1874.

Königliche Direktion für die Verwaltung der

direkten Steuern in Berlin.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der bisherige Baumeister August Müller zu Kosten ist zum Königlichen Kreis⸗Baumeister ernannt und demselben die Kreis⸗Baumeisterstelle daselbst verliehen worden.

Dem Bruno Schneider zu Buchholz ist unter dem 16. August 1874 ein Patent auf einen durch Zeichnung und Beschreibung erläuterten Web⸗ stuhl zur Erzeugung von Perlgeweben, soweit derselbe als neu und eigenthumlich erkannt ist, auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um⸗ fang des preußischen Staats ertheilt worden,

Haupt⸗Verwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung wegen Ausreichung der neuen Zinscoupons Ser. VII. zu den Preußischen Staats⸗Anleihen von 1850 und 1852.

Die Zinscoupons Ser. VII. Nr. 1 bis 8 über die Zinsen der Staats⸗Anleihen von 1850 und 1852 für die vier Jahre vom 1. Oktober 1874 bis dahin 1878 nebst Talons werden vom 1. September er. ab von der Kontrole der Staatspapiere hier⸗ selbst, Oranienstraße 92 unten rechts, Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Festtage und der Kassen⸗ revistonstage, ausgereicht werden.

Die Coupons können bei der Kontrole selbst in Empfang genommen oder durch die Regierungs⸗Hauptkassen, die Bezirks⸗ Hauptkassen in Hannover, Osnabrück und Lüneburg oder die Kreiskasse in Frankfurt a. M. bezogen werden. Wer das Erstere wünscht, hat die Talons vom 4. Juni bezw. vom 16. Juli 1870 mit einem Verzeichnisse, zu welchem Formulare bei der gedachten Kontrole und in Hamburg bei dem Ober-Post⸗ amte unentgeltlich zu haben sind, bei der Kontrole persönlich oder durch einen Beauftragten abzugeben.

Genügt dem Einreicher eine numerirte Marke als Empfangs⸗ bescheinigung, so ist das Verzeichniß nur einfach, dagegen von denen, welche eine Bescheinigung über die Abgabe der Talons zu erhalten wünschen, doppelt vorzulegen. In letzterem Falle er⸗ halten die Einreicher das eine Exemplar mit einer Empfangsbe⸗ scheinigung versehen sofort zurück. Die Marke oder Empfangs⸗ bescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen Coupons zurüͤck⸗ ugeben.

9 In Schriftwechsel kann die Kontrole der Staats⸗ papiere sich mit den Inhabern der Talons nicht ein⸗ lassen.

Wer die Coupons durch eine der oben genannten Provin⸗ zialkassen beziehen will, hat derselben die alten Talons mit einem doppelten Verzeichnisse einzureichen. Das eine Verzeichniß wird mit einer Empfangsbescheinigung versehen sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der neuen Coupons wieder abzulie⸗ fern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Provinzialkassen und den von den Königlichen Regierungen und der Königlichen Finanzdirektion in Hannover in den Amts⸗ blättern zu bezeichnenden sonstigen Kassen unentgeltlich zu haben.

Des Einreichens der Schuldverschreibungen selbst bedarf es zur Erlangung der neuen Coupons nur dann, wenn die er⸗ wähnten Talons abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die betreffenden Dokumente an die Kontrole der Staatspapiere oder an eine der genannten Provinzialkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen.

Berlin, den 18. August 1874.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Löwe. Rötger.

ö ——

r, Oberst

Angekommen: Der General⸗Telegraphen⸗Direkto Meydam, aus Ostpreußen. Das 21. Stück der Gesetz-Sammlung, welches heute aus⸗ gegeben wird, enthält unter

Nr. 8225 den Allerhöchsten Erlaß vom 22. Juli 1874, be⸗ treffend die Bestellung und Bestätigung der evangelischen Geist⸗ lichen im Amtsbereich des Konsistoriums zu Cassel; unter

Nr. S226 den Allerhöchsten Erlaß vom 24. Juli 1874, be⸗ treffend die Behandlung der Gesuche um Dispensation von dem Ehehindernisse des Ehebruchs; und unter

Nr. 8227 den Tarif, nach welchem die Abgaben für die Benutzung der Hafenanlagen zu Hadersleben, Regierungsbezirk Schleswig, zu erheben sind. Bom 29. Juni 1874.

Berlin, den 21. August 1874.

Königliches Gesetz⸗Sammlungs-Debits-⸗Gomtoir.

Nichtamtliches. Deu tsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. August. Gestern fand auf Schloß Babelsberg ein größeres Diner statt, nach welchem Beide Kaiserliche Majestäten den Kaiserlich osmanischen Bot⸗ schafter, zur Entgegennahme eines von ihm überbrachten Por⸗ traits seines Kaiserlichen Gebieters, empfingen.

Zhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin statteten am Dienstag Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich in Steephill⸗ Castle, Ventnor, einen Besuch ab, um Allerhöchstdieselbe zu dem Geburtstage des Kaisers zu beglückwünschen. Dann nahmen die Höchsten Herrschaften das nationale Hospital für Schwindsüchtige in Ventnor in Augenschein und pflanzten beim Abschiede zwei Bäume zum Andenken an Ihren Besuch. Später statteten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten in Begleitung Sr. Kö⸗ niglichen Hoheit des Prinzen von Wales, Höchstwelcher Sich Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten in Ryde anschloß, Ihrer Majestät der Königin Victorla in Osborne einen Ab⸗ schiedsbesuch ab und kehrten dann nach Sandomn zurück.

Se, Durchlaucht der Fürst Hermann von Hatzfeldt ist gestern Abend aus Trachenberg hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.

Der Chef⸗Präsident der Ober⸗Rechnungskammer von Stünzner hat einen längeren Urlaub angetreten und sich zu⸗ nächst nach der Neumark begeben.

Der General⸗Lieutenant und Commandeur des Kadetten⸗ Corps von Wartenberg ist von seiner Dienstreise zur Inspi⸗ zirung der Kadettenhäuser zu Culm und Wahlstatt hierher zu⸗ rückgekehrt, desgleichen der Königlich sächsische Militär⸗Bevoll⸗ mächtigte Major von der Planitz von seiner Urlaubgreise.

Der Oberst und Dezernent in der Admiralität Galster hat sich in dienstlichen Angelegenheiten nach Kiel und Wilhelma haven begeben.

Der Major Prinz Wilhelm von Württemberg, Königliche Hoheit, bisher aggregirt dem Garde⸗Husaren⸗Re⸗ giment, ist mit der Führung dieses Regiments unter Stellung à la suite desselben beauftragt worden.

Der Kaiserlich Deutsche General⸗Konsul in Christiania, Redlich, hat sich nach Marienbad begeben und kehrt in einigen Tagen wieder hierher zurück.

Cöln, 20. August. Se. Königliche Hoheit der Her⸗ zog von Edinburgh nebst Gemahlin und Gefolge traf vorgestern Abend 8l/ Uhr in i. ein und fuhr gestern Mor⸗ gen 11 Uhr 49 Minuten nach London weiter.

Am Tage von Sedan wird die hiesige Lesegesell⸗ schaft in ihrem Vereinslokale eine patriotische Feier veran⸗ stalten. Auch die Gartenbau⸗Gesellschaft „Flora“ beabsichtigt zur Begehung des besagten Tages in ihrem Etablissement ein groß⸗