ugleich wird darauf aufmerksam gemacht daß die eingereichten Zeich — als von dem Kandidaten selbst angefertigt beglaubigt sein müssen. Hannover, den 1. September 1874 . ᷣ Königliche Kommisfion zur Prüfung der Bauführer in Hanne ver. Karmarsch.
BPersonal⸗Veränderungen in der Armee. Königlich Preußische Armee.
Offiziere, 1 26 A. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im slehenden Heere.
Berlin, 22. August. v. Zedtwitz, Gen. Major und Kom⸗ mandant von Wittenberg, zum Kommandanten von Wesel, v. Conta, Oberst⸗Lt. und Kommandant von Cüstrin, unter Belassung à la suite des Inf. Regts. Nr. 61, zum Kommandanten von Thorn, Zier⸗ mann, Oberst⸗Lt. vom aß Regt. Nr. S5, unter Stellung à la suits Tdieses Reets, zum Kommandanten von Cüstrin emannt. Zingler, Major, aggreg. dem Inf, Regt. Nr. I6, in das Inf. Regt. Nr. S5 einrangirt. v. Giese, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 31, dem Regt, unter Beförderung zum überzähl. Major aggregirt. v. Bũnau, p Lt. vom Inf. Regt. Nr. 31, zum Hauptm. n. Comp. Chef, v. Rekowsky, Sec. Lt. von demselben Regt, zum Pr. Lt., befördert. Borchm ann, Hauptmann und Comp. Chef im Infant. Regt. Nr. 21, mit Pension zur Disposition gestellt; gleich= zeitig wird derselbe als Platz Major von Altona in der Armee wieder angestellt. Graesff, . und Komp. Chef im Jäger ⸗Bat. Nr. 3, in das Inf. Regt. Nr. 21, v. Tresckow, Haupt . mann vom Gren. Regt. Nr. 2. unter Verleihung eines Patents vom 12. März 1873, als Comp. Chef in das Jäger⸗Hat. Nr. 3, v. Ra- ven J., Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 60, unter Beförderung zum Pr. Lt. in das Gren. Regt. Nr. 2, v. Donop, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 109, in das Inf. Regt. Nr. 54 versetzt. .
Schloß Babelsberg, 25. August. Graf v. Arnim, Ritt— meister vom Regt. der Gardes du Corps, unter Versetzung in das 1. Garde ⸗Drag. Regt, als Adjutant zur Garde ⸗Kav. Dipision kom⸗ mandirt. Krocker, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 60, zum Inf. Regt. Nr. 18, v. Bisch offshausen, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 83, zum Feld⸗Art. Regt. Nr. 14 versetzt.
B. Abschiedsbewilligungen. Im stehenden Heere. ;
Berlin, 22. August. Stempf, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. III, der Abschied bewilligt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Breußen. Berlin, 3. September. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen am vergangenen Sonntag den deutschen Botschafter in Paris, Fürsten zu Hohenlohe⸗Schillings⸗ fürst, in Audienz. . ;
Vorgestern wohnten Se. Majestãt der Kaiser und König in der Friedenskirche zu Potsdam der Einsegnung Sr. König⸗ lichen Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm bei, empfingen auf Babelsberg die anwesenden Fürstlichkeiten und mehrere geladene Gäste zum Diner und begaben Sich mit, dem Zuge 8 Uhr 25 Minuten nach Berlin. 2 .
Gestern nahmen Se. Majestät auf dem Tempelhofer Felde die Parade über das Garde⸗Corps ab und empfingen demnächst im Palais den spanischen Gesandten Grafen Rascon, und den griechischen Gesandten Herrn Ypsilanti. Nach einem Besuch bei Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Marie begaben Sich Se. Majestät zur Tafel in das Königliche Schloß und kehrten nach der Opernhausvorstellung nach Babelsberg zurück.
— Vorgestern fand auf Schloß Babelsberg ein größeres Diner für Se. Königliche Hoheit den Prinzen von Wales, Se Königliche Hoheit den Großherzog zu Sachsen und Se. Hoheit den Prinzen Eduard von Sachsen⸗Weimar statt.
Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin begab Sich gestern früh von Schloß Babelsberg nach dem Tempelhofer Felde zur großen Parade des Garde⸗Corps. — Ihre Majestãt gewährte nach dem großen Diner auf dem Schlosse der Gemahlin des nordamerikanischen Gesandten die nachgesuchte Antritts⸗Audienz und besuchte Abends vor der Rückfahrt nach Schloß Babelsberg Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Marie von Rußland, verwittwete Herzogin von Leuchtenberg, im Kaiserlich russischen Botschaftshotel. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales verabschiedete sich von den Kaiserlichen Majestäͤten.
Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin begleitet am 6. September Se. Majestãt den Kaiser und König auf einige Stunden nach Hannover, um als geladene Pathin der bevor⸗ stehenden Taufe des neugebornen Prinzen beizuwohnen, und be⸗ giebt Sich nach derselben nach Schloß Wilhelmsthal bei Eisenach, um Ihre Königlichen Hoheiten den Großherzog und die Groß⸗ herzogin zu Sachsen zu besuchen, bevor Allerhöchstdieselbe Ihre Reise nach Baden zum FKurgebrauch fortsetzt.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute Mittag um 12 Uhr in Frankfurt a. M. eingetroffen und hat Seine Reise nach Heilbronn ohne Aufenthalt fortgesetzt.
— Zhre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Maria Nikolajewna von Rußland, verwittwete Herzogin von Leuchtenberg, Höchstwelche am 31. v. M. Abends hier eintraf, hat heute Mittag mit der Lehrter Bahn Berlin wieder verlassen, um Sich nach der Insel Hyäres zu begeben.
— Zur Vervollständigung des Berichtes über die Konfir⸗ mationsfeier Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm, geben wir heute noch folgende Mit⸗ theilungen:
Die Prüfung verbreitete sich über die wichtigsten Glaubens⸗ lehren, ausgehend von einer ausführlichen Besprechung übe. die Gnadenmittel der Kirche und sodann den hauptsäͤchlichsten In⸗ halt der drei Glaubensartikel berührend.
Der Konfirmationsrede des Hofprediger Heym lag, an⸗ knüpfend an die großen Gedenktage, in die wir abermals ein⸗ getreten find, der Tert 1. Tim. 6, 12 zu Grunde: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist und bekannt hast, ein gules Bekenntniß vor vielen Zeugen.“
Nachdem der Prinz das Apostolische Bekenntniß laut abgelegt, beantwortete Er die folgenden Fragen:
1) Bekennen Sie Sich von ganzem Herzen zu dem aposto⸗ lischen christlichen Glauben und begehren Sie, darauf bestätigt zu werden zu der Gemeinde der Gläubigen und insonderheit zur Gemeinschaft unserer evangelischen Kirche, so bezeugen Sie das mit einem „Ja.“
2) Wollen Sie durch Gottes Beistand diesem Glauben auch getreu bleiben, ihn freimuͤthig bekennen in Lauterkeit des Sinnes
und Wandels, ihm gemäß leben, in keiner Anfechtung ihn ver⸗ . bis in den Tod, so antworten Sie: ‚ZJa, das ge⸗ lobe ich!“
3) Wollen Sie auch, um in der Erkenntniß zur Gottselig keit zu erwachsen, die christlichen Heils und Gnadenmittel treulich
benutzen, so bezeugen Sie das mit einem „Ja, Gott helfe mir,
Amen!“
Auf jede der drei Fragen antwortete der Hohe Konfirmand mit lauter Stimme und bewußtem festem Tone, worauf Ihn der verordnete Diener der Kirche zum neuen Bunde weihte und in bewegtem Gebete die Gnade des Himmels für sein jugendliches Haupt erflehte. Unter den Klängen des Chorgesanges „Sei getreu bis in den Tod! — kniete der Prinz auf der Stufe des Altars nieder und empfing durch Handauflegen des Dieners des Herrn den Segen der Kirche in dem Spruche II. Petri J. 5— 7.
— Bereits im Frühjahr 1871 fand der patriotische Gedanke an eine nationale Feier des 2. September in einer Reihe von Petitionen Ausdruck, in welchen Sr. Majestät dem Kai⸗ ser und Könige die Bitte vorgetragen ward, bewirken zu wollen, daß die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches alljähr⸗ lich durch ein allgemeines deutsches Volks⸗ und Kirchenfest ge⸗ feiert werde.“
In dem Allerhöchsten Bescheide, welchen in Folge dessen an den Reichskanzler erging, heißt es:
Es würde Mir eine ungemeine Befriedigung gewähren, wenn das ken an die von den Großthaten des letzten Krieges untrenn—- bare Wiedererrichtung des Deutschen Reiches von dem deutschen Volke aus freiem Antriebe im Gefühle ihrer Bedeutung als Ausgang einer neuen Epoche des nationalen Lebens mit pa⸗ triotischem Geiste alljährlich durch besoadere Kundgebungen in ähnlicher Weise nen geweckt werden sollte, wie es lange Zeit in Deutschland allgemein üblich gewesen und in einigen Gegenden noch gebräuchlich ist, die Erinnerung an die Befreiungsschlacht zu Leipzig wach zu halten. Auf solche Weise würde die Feier sich natur- wüchsig aus eigener Sitte der Nation zu einem wahren Volksfeste ge⸗ stalten, während dahin zielende obrigkeitliche Anordnungen Mir nicht angemessen erscheinen. Ebensowenig liegt zur Herbeiführung der Stif⸗ tung eines ausschließlich jenem Andenken gewidmeten Kirchenfestes nach Meiner Auffassung ein genügender Grund vor; es ist zu erwarten, daß auch ohne ein solches bei der Wiederkehr der Zeit der nationalen Erhebung die Geistlichen ohne Rücksicht der Konfession bereitwillig Veranlassung nehmen werden, in wiederholtem Danke für ttes nädigen Beistand die Erinnerung an die Neubegründung des Deut- . Reichs zu beleben.
Am 109. Mai 1872 — dem Jahrestage des Friedensschlus⸗ ses — erfolgte demgemäß ein von patriotischen Männern unter⸗ zeichneter Aufruf, welcher den zweiten September „als Na⸗ tionalfesttag zur Feier des Andenkens an die glorreichen Erfolge des Krieges und die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches“ in Vorschlag brachte.
Mit freudiger Zustimmung begrüßt, fand dieser Aufruf in allen Theilen unseres Vaterlandes ein vollstimmiges Echo. In allen deutschen Gauen bildeten sich Festeomités, um ein würdiges Volksfest vorzubereiten; bereitwillig gewähr⸗ ten die Kommunal⸗ und Landesbehörden ihre Mitwirkung.
So ist denn der 2. September nach den Worten jenes Auf⸗ rufs bestimmt „zu einer Dankfeier für die Thaten Gottes an unsrem Volk, zu einem Freudentage für unsern theuren Helden⸗ laiser, als Aus druck der unverbrüchlichen Liebe und Treue Seines Volkes, zu einem Erimlerungstage an die gefallenen Helden in erneuerter thatkräftiger Srweisung der Liebe an ihre Hinterblie⸗ benen, zu einem Ehrentage für die lebenden Sieger, zu einem Jubeltage für unser ganzes Volk in Neubelebung der Liebe zum Vaterlande! zu einem lebendigen, von Jahr zu Jahr in neuer Herrlichkeit erstehenden Denkmal der errungenen Einheit All- Deutschlands.“
In diesem Sinn ist auch gestern die nationale Feier des Gedenktages im gesammten Deutschen Reiche begangen worden.
Die Häuser der Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin hatten sich mit reichem Flaggenschmuck bedeckt, und vom frühen Morgen an bewegte sich in den Hauptstraßen ein zahlreiches, festlich ge⸗ kleidetes Publikum, das sich in den ersten Vormittagsstunden besonders zahlreich vor dem Kaiserlichen Palais ansammelte und in jubelnde Hochs auf Se. Majestät den Kaiser und König aus⸗ brach. Dann richtete sich die allgemeine Bewegung nach dem südlichen Stadttheile, welchen die zur Parade ziehenden Truppen zu passtren hatten. Vom Belle⸗Alliance⸗Platz bis zum Tempel⸗ hofer Felde drängten sich dichte Menschenmengen, um bei dem günstigen Wetter der großen Parade beizuwohnen.
In den evangelischen Kirchen wurde Gottesdienst abgehalten. Die jüdischen Hauptsynagogen werden erst am kommenden Frei⸗ tag mit dem Gottesdienste die Gedenkfeier an den Tag von Sedan verbinden. Aus tausend und abertausend Herzen sliegen Gebete zum Himmel empor für Kaiser und Reich. Auch in den Schu⸗ len fanden entsprechende Feierlichkeiten statt; in den Königlichen und städtischen Gymnasien, in den Real⸗ und Bürgerschulen, in
den Gemeinde- und Töchterschulen, in vielen Privatanstalten
wurden die Zöglinge, nachdem sie entsprechende Lieder gesungen, auf die Wichtigkeit und geschichtliche Bedeutung des Tages auf⸗ merksam gemacht. Mit dem Deklamiren patriotischer Lieder schlossen die meisten Schulen die Feierlicheit.
Die militärische Feier bestand in der Abhaltung der dies⸗ jährige großen Herbstparade der Berliner, Potsdamer und Spandauer Garnison durch Se. Majestät den Kaiser und König. Die Parade kommandirte der General⸗Oberst von der Kavallerie, August Prinz von Württemberg, Königliche Hoheit, kommandirender General des Garde⸗Corps. Die Truppen waren im Parade⸗Anzug mit Gepäck, die Fußtruppen in weißen Hosen, das 1. Garde⸗Regiment z. F. in Grenadiermützen erschienen und so zeitig aus ihren Quartieren gerückt, daß dieselben um 93 Uhr in das ihnen durch einen Generalstabs⸗Offizier des Garde⸗Corps bezeichnete Alignement einrücken konnten. Die Aufstellung wurde einige Hundert Schritt östlich von der nach Tempelhof führenden Chaussee und zwar mit der Front gegen diese genommen.
Die gesammte Aufstellung zerfiel wegen der Zahl der dabei betheiligten Truppentheile in 3 Treffen. Das J. dieser Treffen bestand aus der 1. und 2. Garde⸗Infanterie⸗Dioifton unter Kom⸗ mando der General⸗Lieutenauts von Pape und Budritzki, das 2. Treffen aus der TRavallerie⸗Division unter Kommando des General⸗Lientenants Grafen von Brandenburg H., und aus der Artillerie und dem Train unter Kommando des General⸗ Majors von Dres, Commandeur der Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗ Brigade; von Truppen des 1. Treffens waren: das Kadetten⸗ Corps unter Oberst von Ditfurth, das 1. Garde⸗Regiment z. J. unter Oberst von Böhn und das Garde⸗Füsilier⸗Regiment unter Oberst von Papstein, zusammen die 1. Garde⸗Infanterie⸗Brigade bildend unter Kommando des General⸗Majors Grafen von Kanitz; — das 2. Garde⸗Regiment z. F. unter Oberst von Oppell und das 4. Garde⸗Regiment z. F. unter Oberst von Grolmann, zusammen die 2. Sarde⸗Infanterie⸗Brigade bildend
unter Kommando des General⸗Majors von Frosigk I,
das Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 1 unter Oberst v. Wussow, das 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiment Königin
Elisabeth unter Führung des Oberst⸗Lieutenants v. Conring, Commandeur des Füsilier⸗Bataillons dieses Regiments, beide Regimenter die 3. Garde⸗Infanterie⸗Brigade bildend unter Kom⸗ mando des General⸗Majors Knappe von Knappstaedt, das Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 2 unter Oberst Bogum⸗ von Wangenheim, das Garde⸗Jãger⸗Bataillon unter Oberst⸗Lieutenant von Arnim, das Garde⸗Schützen⸗Bataillon unter Major von Böltzog, das Garde⸗Pionier⸗Bataillon unter
Major v. Krause, das Eisenbahn⸗Bataillon unter Oberst⸗Lieute⸗
nant Schulz und das Lehr⸗Infanterie⸗Bataillon unter Major von Derenthall, zusammen die kombinirte 4 Garde⸗Infanterie⸗
Brigade bildend unter Führung des Obersten Frhrn. von Meer⸗
scheidt⸗Hwüllessem, Commandeur des 3. Garde⸗Grenadier⸗Regi⸗ ments Königin Elisabeth.
Die Truppen des 2. Treffens waren: das Regiment der Gardes du Corps unter Führung des Majors Graf von Schlieffen, Garde⸗Kürassier⸗Regiment unter Oberst⸗Lieutenant Freiherr von Loequenghien, zusammen die 1. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade bildend unter Kommando des General⸗Majors von Krosigk II., das Garde⸗Husaren⸗ Regiment unter Major Prinz Wilhelm von Württemberg Königliche Hoheit, das 1. Garde⸗Ulanen⸗Regiment unter Oberst Freiherr von Eller⸗Eberstein und das 3. Garde⸗ Ulanen⸗Regiment unter Oberst von Scheuck, zusammen die 2. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade bildend unter General⸗Major von Drigalski, das 2. Garde⸗Unlanen⸗Regiment unter Oberst⸗ Lieutenant und Flügel⸗Adjutant von Alten, das 1. Garde⸗ Dragoner ⸗Regiment unter Oberst von Brozowski und das 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiment unter Oberst Freiherr von Zedlitz⸗Lerpe, die 3. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade bildend unter Ge⸗ neral⸗Major von Los, das 1. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment unter Oberst von Scheliha, das 2. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment unter Oberst⸗Lieutenant von Lyncker, die Lehr⸗Batterie
der Artillerie⸗Schießschule und des Garde ⸗Train⸗Bataillons. Die
Formation war bei der Infanterie in Compagniefront, Kavallerie in geschlossenen Regiments⸗Kolonnen, Artillerie und Train in Linie.
Um 10 Uhr trafen Se. Majestät der Kaiser und König in
Begleitung der Prinzen des Königlichen Hauses und der hier anwesenden fremden Fürstlichkeiten ein, gefolgt von einer glän⸗ zenden Suite, unter welcher sich eine große Anzahl discher Offiziere befand. Es erfolgten hierauf die Honneurs zuerst im Ganzen, dann brigadeweise. Das 2. Treffen wurde vom linken Fluͤgel aus besichtigt, während die Truppen des 1. Treffens sich zum Vorbeimarsch formirten und zwar die In⸗ fanterie in Compagniefronten, die Kavallerie in Escadronfront mit halber Distanz im Schritt, Artillerie in Batteriefront im Schritt, ebenso Train in Zügen.
Der 2. Vorbeimarsch erfolgte bei der Infanterie in Regi⸗ ments⸗Kolonnen (Lehr ⸗Infanterie⸗Bataillon in Kolonne in Compagniefront), Kavallerie in Escadronfront im Trabe, Artillerie in Abtheilungsfront im Trabe, ebenso Train in Com⸗ pagniefront.
Die Fahnen wurden nach der Parade durch das 1. Garde⸗ Regiment z. F., die Standarten durch das Regiment Gardes du Corps nach dem KRaiserlichen Palais zurückgebracht. Die Truppentheile hatten, um keine Verkehrsstockungen in der Stadt herbeizuführen, sowohl beim An⸗ als Abmarsch Wege östlich und weftlich der Friedrichsstraße wählen müssen, nur die Fahnen⸗ und Standarten⸗Compagnie, sowie die Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regimen⸗ ter passirten beim Marsch zu und von der Parade das Hallesche Thor und die Belle⸗Alliancestraße. — Die bei den Truppentheilen befindlichen, einer anderen Waffe angehörigen Offiziere waren in die Front mit eingetreten.
Die Parade⸗Aufstellung, welcher auch Zhre Majestät die Kaiserin⸗Königin und Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin beiwohnten, gewährte einen überaus imposanten Anblick, und hatte das schöne Wetter, wie immer bei derartigen Gelegenheiten, eine große Zuschauermenge herbeigelockt, die zum Theil zu Wagen, zum Theil zu Pferde oder zu Fuß dem militärischen Schauspiel zusah.
Nach der Parade fand am Nachmittag im Weißen Saal des Königlichen Schlosses große Militärtafel, und Abends im König⸗ lichen Opernhause eine Militär⸗Festvorstellung statt. Zur Aufführung gelangte das Ballet „Morgano!. Ueber den größten Theil der den, und so bot denn der weite Raum ein glänzendes Bild dar.
Seitens des Magistrats war das Rathhaus festlich ge⸗ N. worden. Von Mittags 1 Uhr ab wurden vom Thurme
erab Choräle und patriotische Lieder geblasen.
Die bedeutendste Feier in den Krelfen der Bürgerschaft war
die Grundsteinlegung zu einem Kriegerdenkmal für die Gefallenen aus dem 5. Distrikt auf dem Platze vor dem Landsberger Thor am Friedrichshain. Die umliegenden Straßen sowohl als der Festplatz hatten sich in ein reiches Festgewand gehüllt; große Tribünen waren für das Publikum gebaut, während die gela—⸗ denen Gäste — unter ihnen Oberbürgermeister Hobrecht, Major von Blücher und Professor Calandrelli — sich um den Grund⸗ stein gruppirten. Nach Absingung des Chorals „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ wurde die Festrede ge⸗ halten und folgende Urkunde in den Grundstein versenkt:
Im 14. Jahre der Regierung Sr. Majestät des Deutschen Kai⸗ sers, Königs von Preußen Wilhelm L, im 78. Jahre seines Alters und im 45. Jahre seiner Ehe mit der Kaiserin Königin Augusta aus dem Großherzoglich sächsischen Hause, im 4 Jahre des neuentstandenen Deutschen Reiches, am 2. September 1874, dem großen nationalen Fest⸗ und Gedenk- und dem Jahrestage der glorreichen Schlacht bei Sedan, wurde der Grundstein zu einem Kriegerdenkmal zu Ehren der gefallenen Helden aus dem 5. Distrikte der Stadt Berlin an dieser Stelle fererlich gelegt. .
Eine große, gewaltige Zeit ist an uns vorübergegangen; Deutsch⸗ land wurde gezwungen, das Schwert gegen Frankreich zu ziehen. Gott sei Dank! der Sieg war unser, und unser Vaterland ist einig und stark, doch Tausende sind gefallen und ruhen in fremder Erde, viele auch aus unserem Stadttheile. — * dem leben ⸗ digen Gefühle der Pietät und inniger Dankbarkeit gegen diese in fremder Erde gebetteten Helden hat die unterzeichnete Kommission ih am 19. November 1873 konstituirt, mit dem ernsten Willen, alle Kräfte daran zu setzen, daß denjenigen Gefallenen, die ihren Wohnsitz im 5. Distrikte unserer Stadt (. i. Königstadt und Stralauer Viertel) ghabt, ein würdiges Denkmal errichtet werde. In Folge öffentlichen Aufrufs vom 14. Januar d. J. floffen die Beiträge unserer Bezirkägenossen so reichlich, daß die Ausführung der gefaßten
ee gesichert war. Des Kaisers Majestät hatte die Gnade, durch abinetsordre vom 16. r herzlicher de über das patriotische Unternehmen vier eroberte fran-= iich eschützt zum Gusse des Denkmals huldreichst zu schenken. agistrgt und Stadtverordnetenversammlung unserer Stadt überließen bereitwilligst und unentgeltlich diesen öff entlichen Platz zur Aufstellung des Denkmals. Dem bewahrten Künstler und Professor Calan⸗
etatsmãßigem Stabsoffizier des Regiments, das
emdlän ⸗
illets war Allerhöchsten Ortes verfügt wor⸗
Dezember vorigen Jahres mit dem Ausdruck
drelli ist die Ausführung des Denkmals übertragen worden. Dasselbe stellt auf einem 9 Fuß hohen aus Granit gearbeiteten Postamente einen sterbenden Krieger in Lebensgröße dar, von einem Genius vom Schachtfelde gen Himmel geführt. Die Namen der in den Feldzügen 1864, 1866, 18370 (71 Gefallenen unseres Distrikts sollen das Monu⸗ ment zieren. Die Enthüllung dieses Denkmals soll am 2. September 1876 in feierlicher Weise .
Es gilt nun, ein Werk zu vollbringen, das auf Jahrhunderte hinaus ein unvergängliches Zeugniß ablegen ooll von unserer Dankbar ⸗ keit gegen diejenigen unserer Mitbürger, die ihr Leben opferten, um das Elend einer . Invasion von uns abzuwenden, und die
mit ihrem Herzblut die Wiedergeburt unsers deutschen Vaterlandes besiegelten.
Und so werde denn dies Denkmal eine Stätte der Weihe für die 1 ein Zeichen der Dankbarkeit für die Mitlebenden, eine
ahnung zur Nacheiferung für die künftigen Geschlechter!
Der allmächtige Gott aber walte mit seinem gnädigen Schutze über dieses Unternehmen! Seiner starken Obhut empfehlen wir unser Werk! Er segne unsern theuren, geliebten Kaiser und Sein König⸗ liches Haus; er segne unsere Stadt Berlin; er segne Preußen und unser gesammtes Deutsches Vaterland!
Berlin, den 2. September 1874.
Die Central⸗Denkmals⸗Kommission.
Während die Versammlung die ‚Wacht am Rhein“ sang, erfolgten die Verlöthung und Versenkung des Kastens und die üblichen Hammerschläge. Ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser fand begeisterten Wiederhall. Nachdem ein Geistlicher das Schluß⸗ wort gesprochen, endete die serhebende Feier mit dem Choral: „Nun danket Alle Gott!“.
Die späteren Stunden des Nachmittags waren ausschließlich dem Vergnügen gewidmet.
Der Zoologische Garten, in dessen Restauration die Land⸗ wehr⸗Offiziere des 35. Regimentes sich zum Diner vereinigt hatten, bot ein Konzert mit gewähltem Programm, ausgeführt vom Cornet⸗Quartett Sr. Majestät des Kaisers. Bei eintreten⸗ der Dunkelheit genoß die Versammlung wiederum das pracht⸗ volle Schauspiel einer bengalischen Beleuchtung des Gartens, dessen dunkle Baumpartien sich magisch in den Teichen ab⸗ spiegelten. Aehnliche Veranstaltungen waren in einer großen Anzahl anderer Etablissements getroffen, so auf Tivoli, im Neuen Hofjäger, im Englischen Garten, in der Unions⸗Brauerei, der Flora in Charlottenburg, dem Eiskeller, dem Konzertgarten ꝛc. Abends entwickelte sich allenthalben eine glänzende Illumination, ,. Glanz hier und da noch durch Brillant⸗Feuerwerk erhöht wurde.
Auch die Turnervereine und die Kriegervereine verbrachten den Abend in geselliger Vereinigung; allenthalben herrschte ein gehobener, patriotischer Sinn. Wie in den Jahren 1872 und 1873, haben auch in diesem Jahre die Turner am städtischen Wasserthurm vor dem Prenzlauer Thore unter Gesang und Rede ein Freudenfeuer angezündet, Tausende sahen auf sdem weiten Felde dem schönen Schauspiel zu; andere Männerabtheilungen hatten mit den jüngeren Turnern einen Ausflug nach dem Gru⸗ newald gemacht.
Ein Theil der Kriegervereine feierte den Ehrentag für so viele Kameraden in der Norddeutschen Brauerei durch Ronzert, Festrede und Gesang, ein anderer Theil hatte sich für Tivoli entschieden. Der Vize⸗Präsident des deutschen Kriegerbundes brachte hier einen Toast auf Se. Majestãt den Kaiser aus und schlug vor, das begeisterte Hoch telegraphisch nach Babelsberg zu melden. Sechs patriotische Lieder, von 300 Sängern vorge⸗ tragen, folgten dieser Rede. —
Auch die sämmtlichen Privattheater brachten dem erinne⸗ rungsreichen Tage ihre Huldigung; einige derselben überwiesen ihre Einnahmen milden Zwecken.
Die Illumination am Abend war eine glänzende. Den Mittelpunkt derselben bildete das Neue Rathhaus, das in bengali⸗ schem Feuer ftrahlte; auch das wunderbar schöne Schauspiel der Beleuchtung des Thurmes mit seinen wehenden Fahnen wurde dem Publikum geboten. — Die Bahnhöfe hatten saͤmmtlich ihre Facaden erleuchtet, und die Illumination, welche in den Haupt⸗ straßen eine allgemeine war, zog sich auch an vielen Häusern der Nebenstraßen bis in die äußersten Vorstãdte hinaus.
* e , .
—
Die Sedanfeier in Posen hat unter zahlreicher Bethei⸗
ligung der Bevölkerung stattgefunden. Ein Feftzug sämmtlicher Gewerke und Vereine bewegte sich vom Bernhardinerplatze aus durch die festlich geschmückte Stadt bis zum Wilhelmsplatze, wo die Festrede gehalten wurde. Dieselbe endete mit einem Hoch auf Kaiser und Reich, in welches die versammelte Menge mit Jubel einstimmte. Die in der Franziskanerkirche aufbewahrte Fahne des Tischlerg⸗ werks, welche für den Festzug verwendet werden sollte, hat der Dekan Keßler erst nach Widerstreben heraus⸗ gegeben und, wie es heißt, erklärt, daß er dieselbe nicht wieder an geheiligter Stelle aufbewahren werde.
Aus Cöln meldet „W. T. B.“ vom heutigen Tage Vor⸗ mittags: Die Sedanseier hat hier unter zahlreicher Be⸗ theiligung aller . der Einwohner den glänzendsten Verlauf genommen. Die Straßen waren mit Fahnen und Kränzen geschmückt. Die Feier wurde durch einen Festakt auf dem Gürzenich eingeleitet, wo vom Cölner Männergesang—⸗ verein patriotische Lieder vorgetragen und darauf vom Direktor Oscar Jaeger die Festrede gehalten wurde. Daran schloß sich eine Festfahrt auf dem Rhein, an d Ufern eine zahlreiche Zuschauermenge versammelt war. Die Vorüberfahrenden wurden von derselben mit den lebhaftesten Akklamationen begrüßt.
Aus München meldet W. T. B.“ unter dem 2. Sep⸗ tember Mittags: Zur Feier des Sedantages hat heute Vor⸗ mittag hier die Enthüllung des Kriegerdenkmals unter außer⸗ ordentlich großer Betheiligung der Bevölkerung und in der er— hebendsten Weise stattgefunden. Alle zur Zeit hier befindlichen Abtheilungen der Garnison, sowie alle Krieger⸗ und Veteranen⸗ vereine der Hauptstadt hatten mit ihren Mustk⸗Corps und Fahnen auf dem Jestplatze Stellung genommen; ebenso die ganze Generalitãt und das Ofsizier⸗Corps. Der König war durch seinen General⸗ Adjutant v. Jeetze vertreten. Die Gefandten Preußens, Sachsens und Württembergs waren gleichfalls anwesend; an der Spitze der Civilbeamten befand 1 Justiz⸗Minister Fäustle. Nach einem einleitenden, von sämmtlichen hiesigen Gesangvereinen ausgeführten Gesangsvortrag erfolgte die . ergreifende Weiherede, auf welche der älteste anwesende General, General⸗Lieutenant von Laroche, Namens der Armee mit Worten des Dankes für die den gefallenen Helden erwiesenen Ehren erwiderte. In der Stadt ist vielfach en g. Für den Abend ist eine große Fest⸗ versammlung in Aussicht genommen.
Ueber die Feier des 2. September in Dresden meldet das „Dr. J.“ Folgendes:
Der . Jahrestag der für die deutschen Waffen so ruhm⸗ vollen und die ie mn unseres Deutschen Reiches so folgen reichen Schlacht bei Sedan ist hier, wie wohl im ganzen Lande, unter , , Kreise in einer eines Nationalfestes würdigen Weise gefeiert worden. Die Kirchen und Schulen des Landes, auch die katho⸗ lischen, feierten den Tag durch Glockengeläute, Gottesdienst und Fest⸗
akte, die Mmisterien und die Königlichen und städtischen Behörden hatten durch Schließung ihrer Kanzleien, die Kaufmannschaft und der Gewerbestand durch Schließung der Geschäftslokale die Be— theiligung ihres Beamten und Arbeitspersonalg erleichtert, und für die größtentheils behufs der Herbstübungen in Kantonne— ment . Truppen war auf Allerhöchsten Befehl ein all gemeiner Rasttag angeordnet worden. Unsere Stadt prangte schon m frühen eren im reichsten Festschmuck; der Thurm des König lichen Schlosscz, die Königlichen und städtischen Gebäude, sowie viele Privathäuser sind mit Flaggen in den deutschen und sächfischen Farben geschmückt. Die Feier begann bereits Morgens 6 Uhr durch ein Gon— gert auf dem zum freien Eintritt cöffneten Königlichen Belvedẽre der Brühlschen Terraffe, welche Se. Majestät der König dem Festcomitè zu den öffentlichen Festlichkeiten des Tages überlaffen hatte. Unterdeffen hatten sich die Vertreter der Stadt, die Comitémitglieder, die Gesang⸗ und Turnvereine, die Innungaggenossenschaften, die Dresdener Krieger vereine und mehrere andere Korporationen mit ihren Emblemen und verschiedenen Mustkchören auf der Terrasse versammelt, von wo aus man sich gegen Uhr in festlichem Zuge nach dem Neumarkte begab. Nachdem dieser imposante Zuz, in welchem wir mehr als vierzig Fahnen bemerkten, auf dem von einer anabsehbaren Menge bereits gefüllten Neumarkte angelangt war, bildeten die Korporationen ein Carrs um ein an der westlichen Seite des Platzes aufgestelltes Po⸗ dium, und nun wurde zunächst von den Sesangvereinen der Choral Nun danket Alle Gott intonirt, in welchen die gesammten Fest⸗ versammlung einstimmte, während gleichzeitig das Geläute der Glocken der sämmtlichen Kirchen der Stadt ertönte. Nachdem die letzten Strophen des geistlichen Liedes verklungen, degab sich der Vorstẽher , n Ackermann, auf das Podium, entblößte das Haupt und sprach mit lauter und weithin vernehmlicher Stimme das nachstehende Gebet: h a . Deutschland, Deutschland über Alles,
Ueber Allez in der Welt!
Allgerechter in dem Himmel,
Du haft Deutschland hochgestellt!
Du hast unsre tapfern Söhne
—
Stark gemacht in Feindes Land, Du hast um des Volkes Stämme Neu gelegt ein einend Band;
Du haft eingesetzt den Kaiser In des Ruhmes Strahlenglanz,
Du hast uns geschmückt den König Mit dem grünen Lorbeerkranz; Du hast Helden uns gegeben, Die uns reichen Sieg gebracht — Du hast den gefallnen Brüdern Friedevoll ihr Grab gemacht.
Gott da oben, hilf uns weiter, Segne, . unser Reich,
Laß gedeihen, was wir schaffen, Mache Alles recht und gleich;
Hör auch heute unser Danklied, Das vom Markt zum Himmel zog, Dör. uns, wenn wir jubelnd rufen: Deutschland über Alles hoch!
In wahrer Feststimmung wurde dieses Hoch von der Menge drei Mal begeistert wiederholt, und es folgte sodann unter Mustkbeglei⸗ . Wacht am Rhein“, womit diese Morgenandacht ihren Ab⸗
uß fand.
Vormittags 9 Uhr fand in sämmtlichen evangelischen Kirchen Gottesdienst statt, dem in der Hof und Sophienkirche die Herren Staats - Minister und die Spitzen der Königlichen Behörden, fo wie der Ober⸗Bürgermeister beiwohnten. In der katholischen Hofkirche wurde um 11 Uhr ein feierliches Hochamt durch den Bischof Forwerk celebrirt. Ehenso hielt der Ober · Rabbiner Dr. Landau in der Syna⸗
oge einen Gottesdienst ab. Die höheren Lehranftalten und die Schu— 3 für den Unterricht geschlossen und feierten den Tag durch estakte.
Von Nachmittag 3 Uhr an fanden auf der mit Guirlanden, Fahnen, großen Transparentbildern u. s. w. reich geschmücten Brühl⸗ schen Terrasse Konzerte statt, deren Ausführung drei Mufikchöre, die Dreyßigsche Singakademie, eine Anzahl Männergesangvereine und ein Knabenchor übernommen hatten. Für diese Mußsikproduktionen war Nachmittags 6 Uhr ein Besuch St. Majestät des Königs in Auz— sicht gestellt. Gleichzeitig wurden von der Liedertafel? auf dem Waldschlößchen, vom „rpheus . auf dem Feldschlößchen und von einer Vereinigung jüngerer Männergesangvereine im Garten des Münchner Hofes‘ Festkonzerte abgehalten, deren Ertrag für patriotische Zwecke, zum Besten des Albertvereins und zur Unterstützung hülfsbedürf⸗ tiger Invaliden bestimmnt ist. Den Beschluß der Feierlichkeiten, die bis jetzt von dem h'rrlichsten Wetter begünstigt war, bildete das im Saale des Gewerbehauses abgehaltende Festbanket, dem auch die hier anwesenden
Herren Staats⸗Minister, der Königlich preußische Gesandte ꝛc. bei⸗
! Staats⸗Minifter Dr. v. Gerber die und über das wir morgen noch ausführlich be— Auch in zahlreichen anderen Lokalen wurden von Ver-
wohten, bei welchem Hr. Feftrede hielt, richten werden. einen u. j. w. entsprechende Feierlichkeiten veranstaltet. Die hier an⸗ wesenden akademischen Bürger Leipzigs hatten sich bereits vorgestern Abend in den Räumen des Restaurant „Boulevard“ zu einem Fest⸗ commers versammelt. Am heutigen Abend wurden fowohl der Haupt- feftplatz, die Brühlsche Terrasse, als auch die öffentlichen Plätze der Stadt in festlicher Weise durch aufgestellte Kandelaber erleuchtet.
Die „Leipziger 3tg.“ vom 1. d. M. meldet über eine würdige Vorfeier des 2. September: Mit allgemeiner Freude
hat man heute eine öffentliche Bekanntmachung begrüßt, nach
welcher ein hiefiger patriotischer Bürger, der nicht genannt sein will, dem Stadtrathe eine Schenkung von 1000 Thlr. mit dem Wunsche übergeben hat, daß zur Erinnerung an die Helden⸗ thaten unserer Kämpfer im Kriege von 1875/71 alljährlich am Vorabend des Sedantages am Napoleon steine ein Freudenfeuer an⸗ gezündet und von einem Männergesangverein die beiden Lieder, Nun danket Alle Gott und Die Wacht am Rhein“ gesungen werde.“ Dem Wunsche des betreffenden Schenkgebers entsprechend, wurde zur Vorfeier des gestrigen Tages ein großes Freudenfeuer abge—⸗ brannt, bei welcher unter dem Zufluß von vielen Tausenden von Zuschauern der Thomanerchor die Lieder „Nun danket Alle Gott“ und „die Wacht am Rhein“ vortrug, und Bürgermeister Dr. Koch eine patriotische Ansprache hielt.
Auch die Nationalfeier in Mainz hat unter außer⸗ ordentlich zahlreicher Betheiligung der Einwohnerschaft stattge⸗ funden. Bei der im Akademiesaale abgehaltenen Schulfeierlich⸗ keit hielten Bürgermeister Wallan und ein katholischer Geiftlicher die Festreden. . z
In Helgoland haben die dort anwesenden deutschen Badegäste den Tag ebenfalls festlich begangen. Auch die Ein⸗ wohner betheiligten sich zahlreich an der Feier. Im Konversa⸗ tionshause war ein Festbanket veranstaltet, bei welchem Toaste auf den Kaiser, die Königin Victoria, den Fürsten Bis⸗ marck und den Feldmarschall Grafen won Moltke ausgebracht wurden. Vom Festeomité wurde Namens der dort enden Deutschen ein Glückwunschtelegramm an den Deutschen Kaiser abgesandt. Die Feier wurde durch ein glänzendes Feuerwerk be⸗ schlossen, das am Meeresufer abgebrannt wurde.
— Der Kaiserlich d B in is ö. Boah en e. e r m er, . . 3
— Der General⸗Feldmarschall und General⸗A1djutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Freiherr von Manteuffel ist hier wieder eingetroffen.
— Der General⸗Major von Dresky, Commandeur der GSarde⸗Jeld⸗Artillerie⸗Brigade ist von seiner Urlaubsreise hierher zurũckgekehrt.
— Der Oberst und Präses der , mission Ribbentrop hat sich mit Urlaub nach Hornburg be⸗ geben.
— Der Oberst und Abtheilungs⸗Chef im Ingenieur⸗Comitè von Maentell ist von seiner Dienstreise hierher zurũückgekehrt. — — — — — — — Der Königliche Gerichts⸗Assessor im Auswärtigen Amt, Graf zu Eulenburg, ist mit Urlaub nach der Schweiz abgereist.
— Es sind eingetroffen: Der Kaiserlich russische General Fürst Scharkows koi à la suite Sr. Majestãt und Comman⸗ deur des Garde⸗Ulanen⸗Kegiments Sr. Majestãt des Kaisers, der Kaiserlich russische General⸗Major à la suite Sr. Majestät und Chef der 3. Kavallerie⸗Division Baron Taubs, der Major von der Königlich englischen Artillerie Fox Strangways, der Kapitän A. G. Zeatmann von derselben Artillerie, der Rittmeister im 2. englischen Dragoner⸗Fegiment J. W. Hozier und der Stabs⸗apitän im Kaiserlich russischen Sappeur⸗Ba⸗ taillon von Glutschevsky. — Der Kaiserlich Königlich öster⸗ reichische Major des 9. Husaren⸗Regiments Hertlein hat sich nach Müncheberg begeben, um den Uebungen des III. Armee⸗ Corps beizuwohnen.
Po sen, 2. September. (W. T. B.) Die wegen des Exzesses in Tions verhafteten 8 Personen sind, wie die Pose⸗ ner Zeitung! meldet, nach Schrimm abgeführt worden. In Tions sind weitere Störungen der Ordnung und Ruhe nicht vorgekommen. — Propst Kubeczak hat heute die erste Amts⸗ handlung vorgenommen und an der Leiche eines Kindes, mit Zustimmung der Eltern desselben, die Einsegnung vollzogen.
Breslau, 1. September. Se. Hoheit der Herzog von Braunschweig langte gestern Vormittag mittelst Extra⸗ zuges der Rechten Oderufer⸗Eisenbahn, aus Schloß Sibyllenort kommend, auf dem hiesigen Centralbahnhofe an und setzte nach kurzem Aufenthalt mit dem Schnellzuge der Oberschlesischen Eisenbahn seine Reise nach Schloß Hietzing bei Wien fort.
Bayern. München, 30. August. Der erste Präsident der Abgeordnetenkammer, Freiherr von Stauffenberg, hat den, einem Antrag der Kammer entsprechend, durch Königliche Aller⸗ höchste Entschließung mit dem Rang eines Bezirksamts⸗Assessors zum Bureauvorstand der Kammer ernannten geprüften Rechtspraktikanten Jos. Dob ner im Landtagsgebäude gestern in feierlicher Weise verpflichtet und in das neue Amt eingeführt.
— Dem am Delegirtentag vom 11. Mai d. J. hier gegrün⸗ deten Bayerischen Veteranen⸗, Krieger- und Kampf— genossenverein“ sind bis jetzt bereits 138 Mitgliedschaften mit 21.000 Mitgliedern beigetreten, und noch viele weitere Bei⸗ tritte stehen in Aussicht.
— Der hiesige italienische Gesandte, Graf Dr. v. Greppi, ist vor einigen Tagen in Urlaub nach Mailand abgereist. Lega⸗ tionssekretär v. Nitto wird unterdessen die Geschäfte versehen. — Der preußische Gesandte, Frhr. v. Werthern, kehrt morgen aus seinem Urlaube hierher zurück.
— Die zum Gedächtniß der glücklichen Errettung des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck von der Stadtgemeinde Kissingen gestiftete Votivtafel ist der „Kiss. Saale⸗3ig.“ zu⸗ folge am 29. August an dem Hause des Hrn. Dr. Diruf jun. angebracht worden. Sowohl die Schrift als die Verzierungen der in weißen kargrischen Marmor gehauenen Gedenktafel sind von dem Künstler, Bildhauer Arnold, vorzüglich ausgeführt.
— Die Aufbesserung der Bezüge der katholischen und protestantischen Geistlichkeit in Bayern, welche rückwirkende Kraft vom 1. Januar d. J. an erhält, wird, dem Corr. v. u. f. D.“ zufolge, nach folgenden Grundlagen in Vollzug gesetzt werden:
A. Beim katholischen Klerus J. in den Kreisen diesseits des Rheins werden a. die Domkapitulare den in ihrem Range stehenden Kollegialräthen finanziell gleichgestellt und wird mit der Aufbesserung das Anfangsgehalt der protestantischen Konsistorialräthe (2200 Fl.) erreicht werden; b. das Minimaleinkommen aller Pfarreien soll von 900 Fl. auf 1600 Fl. erhöht; e. allen den Pfarrern nicht gleich teten Seelsorgsgeistlichen mit eigenem Haushalte ein weiterer Bezug von 100 Fl. gewährt; d. jenen Kaplänen ohne eigene Haushaltung, welche nicht 109 Fl. Salair beziehen, gleichfalls 100 Fl. bewilligt; und e. die Sustentation der Kapläne in der Pfarrfassion auf 400 Fl. erhoht werden. II. In der Pfalz wird a. das Minimaleinkommen der Pfarrer von 990 Fl. auf 1000 Fl.; b. das Einkommen der Stadtpfarrer auf 1460 Fl.; e. dasselbe der Pfarrer an Gerichtssitzen auf 1400 Fl.; d. der Stadtkapläne auf 600 Fl.; e. der Landkapläne auf 500 Fl. erhöht. B. Bei der protestantischen Geistlichkeit wird a. eine Erhöhung des Minimal einkommens der Pfarreien auf 900 Fl., b. eine Gewährung von Dienstalterszulagen vom 16. Jahre an bis auf 1400 Fl, und zwar diesseits des Rheins und in der Pfalz; e eine Gleichstellung der pro⸗ testantischen ständigen Vikare der Pfalz mit den Bezügen der pro⸗ teftantischen Vikare diesseits des Rheins von 400 FI. auf 600 Fl. in den Städten und auf 500 Fl. auf dem Lande gewährt. Der Beitrag um Unterstützungsfonds der Wittwen wird auf 350 Fl. und der
zaisen auf 70 Fl. festgesetzt. Beim katholischen Klerus wird Betreffs der Erhöhung des Tischtitels ein jeder Tischtitulant um den einfachen Tischtitel aufgebessert, d. h. wer den einfachen Tischtitel hat, erhält den doppelten, wer den doppelten genießt, erhält den dreifachen, aber nicht höher. — Beim israelitischen Kultus werden Theuerungszulagen zur Aufhesserung der gering dotirten Rabbinatestellen bis zu 300 Fl. in der Art gewährt, daß mit dem Zuschuß das Gehalt von 1000 Fl. nicht überschritten werden darf.
Passau, 2. September. (W. T. B.) Das heutige Passauer Tagblatt“, das Organ des Bischofs Heinrich von
assau, schreibt zur Sedanfeier, daß dieselbe lediglich ein vaterländisches Volksfest sei. Als solches sei sie über jeden par⸗ teilichen Hader erhaben, und wer sich des Tages von Sedan nicht freue, sei kein Freund des Vaterlandes.
Sachsen. Dresden, 1. September. Wie die ‚Dresd⸗ ner Presse erfährt, wird der sächsische Landtag zehn Tage vor dem Wiederbeginn der Reichstagssitzungen zusammentreten, und hofft man, das dieser Zeltraum genügen wird, um die von der Regierung eingebrachten Vorlagen zn erledigen.
Württemberg. Stuttgart 30. August. Gestern war die Fürstin von Altieri mit ihrem Sohne, Don Paols Altieri, Fürsten von Viano, Gemahl der Fürstin Mathilde von Urach, Gräfin von Württemberg, und ihren beiden Töchtern von Villa Leuchtenberg bei Lindau, wo sich dieselben gegenwärtig bei der Gräfin von Enzenberg, geb. Fürstin von Urach, Gräfin von Württemberg, befinden, zum Besuche Ihrer Maßsestäten in Friedrichshafen anwesend und reiste nach eingenommenem Diner wieder ab.
— Der Minister der Justiz und der auswärtigen Ange⸗ legenheiten, von Mittnacht, ist gestern aus längerem Urlaub zurückgekommen.