1874 / 212 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Sep 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Der Kaiserlich deutsche Gesandte in Italien, Geh. Lega⸗ tions⸗Rath v. Keudell, ist am 7. d. M. von Varzin wieder hier eingetroffen.

Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Hofe, Frhr. Pergler v. Perglas, ist am 8. d. M. wieder hierher zurückgekehrt. = Der Kaiserlich russische General⸗Lieutznant und General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers von Rußland, von Tschew⸗ kin, welcher sich einige Tage hier aufgehalten hatte, ist heute früh nach St. Petersburg abgereist.

Der Königlich dänische Gesandte, Kammerherr von Quaade ist, von seinem Urlaub wieder hier angekommen.

Der Ordonnanz⸗Offizier Sr. Majestät des Königs der Niederlande von Ranitz, sowie der Artillerie⸗Offizier Baron von Hagendorff, zur Dienstleistung kommandirt bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Alexander der Niederlande, sind hier angekommen.

Der General⸗Major von Bichler, Allerhöchst beauf⸗ tragt mit Wahrnehmung der Geschäfte der General⸗Inspektion des Ingenieur⸗Corps und der Festungen, ist von der im Anfang vorigen Monats in Begleitung eines Adjutanten angetretenen Inspizirungsreise nach der Küste und den westlichen Provigzen hierher zurückgekehrt, desgleichen der General Major und Abthei⸗ lungs⸗Ehef im Kriegs⸗Ministerium von Bonin von seiner Urlaubsreise.

Der General⸗Major und Commandeur der 11. Infan⸗ terie⸗Brigade von Rothmaler, sowie der Stab der genannten Brigade sind von den Herbstübungen der 6. Division nach deren Beendigung hier wieder eingetroffen. .

Mit Genehmigung des Chefs des Generalstabes der Armee, General⸗Feldmarschalls Graf von Moltke, wird morgen ein Kommando des Eisenbahn⸗Bataillons behufs Ausführung einer Untertunnelung an der Berlin⸗Dresdener Eisenbahn von hier nach Dresden abrücken und dort Quartier nehmen.

In Charlottenbrunn hatte der dortige Kriegerverein aus Anlaß des auf den Reichskanzler Fürsten von Bismarck verübten Attentats und als Beweis der Freude über seine glück⸗ liche Rettung beschlossen, dem Fürsten ein Denkmal zu setzen. Die Kosten hierzu wurden durch eine Kollekte beschafft und die Kommerzien⸗Rath Kristerschen Erben gaben den an der Brunnen⸗ Allee belegenen, von einer Berglehne umschlossenen Platz zu diesem Behufe her, welcher von nun an Bismarckplatz benannt werden soll. Der Sonntag nach dem Sedantage, der 6. Sep⸗ tember, war zur Enthüllungsfeier gewählt. Das Denkmal he⸗ steht aus einem 7 Meter hohen, auf einem viereckigen Würfel ruhenden Granit⸗Obelisken. Die Büste des Fürsten von Bis⸗ marck, mit welcher die Säule gekrönt ist, wurde in Zinkmetall gegossen und bronzirt. Schon am frühen Morgen sandte der Kriegerverein und die Gemeinde von Charlottenbrunn an den Reichskanzler eine in Versen abgefaßte telegraphische Depesche. Um 1 Uhr Mittags versammelten sich auf dem Promenaden⸗ platze am Brunnenhause die Mannschaften des Kriegervereins, die Schützengilde und die Bergleute in ihren Uniformen mit der Vereinsfahne, worauf sich unter Vorantritt der Bademusikkapelle und der Ehrengäste der imposante Zug nach dem Festplatze bewegte. Von allen Häusern und Villen, an denen der Zug vorbeimarschirte, wehten Fahnen und Flaggen in den deutschen und preußischen Farben. Die Badedirektion hatte dafür Sorge getragen, daß das noch verhüllte Denkmal mit Tannenbäumen umgeben und der Platz aufs festlichste dekorirt war. Nachdem die Vereinsmitglieder einen Kreis geschlossen, hielt Dr. phil. Nickel eine Ansprache, bei deren Schlußworte: „Gott schütze, Gott erhalte, Gott segne den Fürsten Bismarck auch fernerhin“, die Umhüllung des Denkmals fiel. Unter Böllerschüssen und einem dreimaligen Hoch fand die Festlichkeit ihren Abschluß. Der Zug bewegte sich hierauf in derselben Reihenfolge nach dem Schieß⸗ platze, wo sich ein fröhliches Volksfest entwickelte, das erst späͤt am Abend ein Ende fand. ;

Gumbinnen, 10. September. (W. T. B.) Durch Kom⸗ missare der Regierung ist festgestellt worden, daß in dem russi⸗ schen Gouvernement Suwalki schon vor längerer Zeit die Rin⸗ derpest ausgebrochen ist, und daß in zwei Kreisen des Gouver⸗ nements derselben bereits circa 1000 Stück Vieh zum Opfer gefallen sind. Die hiesige Regierung, der bis dahin das Auf⸗ treten der Seuche unbekannt geblieben war, hat sofort die in Betreff der Vieheinfuhr solchen Falls bestehenden gesetzlichen Beschränkungen angeordnet.

Hannover, 9. September. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Sachsen-Altenburg nebst Ge⸗ folge sind gestern Nachmittag um 3 Uhr 40 Minuten nach Altenburg .

Se. Königliche Hoheit der Graf von Flandern passirte, auf der Durchreise von Brüssel nach Dresden, gestern Nachmittag 2 Uhr 2 Minuten den hiesigen Staatsbahnhof.

Der hannoversche Provinzial⸗Landtag ist auf den 27. d. M. einberufen, und ist von Sr. Majestät dem Kaiser und König der Erblandmarschall Graf Münster zum Marschall und Stadtdirektor Rasch zu dessen Stellvertreter für diesen Landtag ernannt worden. Am 29. d. M. wird die Landes⸗ synode zu einer außerordentlichen Versammlung zusammen⸗ treten.

Bonn, 9. September. (W. T. B.) In dem hiesigen Centrallokale des Borromaeusvereins hat eine polizeiliche Haus suchung stattgefunden, bei welcher viele denselben kom⸗ promittirende Schriftstücke mit Beschlag belegt wurden.

Bayern. München, 8. September. Der König ha sich gestern Nachmittag in Begleitung des General⸗Adjutanten Frhrn. v. d. Tann zur heutigen Feier des Namenstages der Königin⸗Mutter von Schloß Berg über Peissenberg nach Hohenschwangau begeben und wird dort einige Tage bleiben.

Gestern fand im neuen Rathhaus die erste öffentliche Magistratssitzung statt, welche der Erste Bürgermeister Dr. Erhardt mit folgender Ansprache eröffnete:

„Geehrte Herren Kollegen! Seien Sie mir in diesem neuen Hause herzlichft gegrüßt! Möge es mir gestattet sein, bei der Eröff— nung der ersten Sitzung den Wunsch auszusprechen, daß die Arbeit in diesem Rathhause eine friedliche, energische und segensreiche sein möge. Unsere Stadt schreitet in erfreulicher Weise in räumlicher, industrieller, kommerzieller, kunstlerijcher und wissenschaftlicher Beziehung einer raschen Entwiglung entgegen. Diese Entwicklung mehrt die Bedürfnisse, die Be⸗ dürfnisse aber mehren die Ansprüche an die Gemeindevertretung, welche denselben nur durch tüchtige und uneigennützige Arbeit gerecht zu werden ver⸗ mag. Die Sitzungen müssen vorerst in die sem provisorisch für diesel ben be- stimmten Lokale abgehalten werden, wel g es sehr einfach ist und allen Schmucts entbehrt. Sie kennen die Gründe, die uns zur Schaffung dieses Provisoriums gezwungen haben. Möge der gute Geist, der

unseren Berathungen innewohnen soll, und strenge Ordnung und Dis⸗ ziplin, welche wesentlich beiträgt zur Klarheit und dadurch zu einer gerechten Abgabe der Vota befähigt, unseren Sitzungen jenen Schmuck verleihen, dessen der provisorische Sitzungssaal entbehrt. Indem wir uns nunmehr den Arbeiten des Tages zuwenden, wiederhole ich den Wunsch, daß unser und unserer Nachfolger Wirken in diesem Hause ein segensreiches sein möge.“ ;

Bezugnehmend auf die am 2. September hier erfolgte Enthüllung des Kriegerdenkmals auf dem nördlichen Friedhof, sah sich in heutiger öffentlicher Magistratssitzung Bürger⸗ meister Dr. Erhardt zu folgender Ansprache veranlaßt:

„Das Monument, welches die Stadt den im Kriege 1870/71 ge⸗ fallenen und dahier beerdigten deutschen Kriegern errichtet hat, ist in festlicher Weise enthüllt worden. Die Feier wurde wesentlich erhöht durch die Theilnahme des Militärs, der höchsten Beamten des Staates, der Krieger⸗ und Veteranenvereine Münchens, welche in großen Städten mit Fahnen und klingendem Spiel ausgezogen waren, der sämmtlichen Gesangsvereine Münchens, welche erhebende und mächtig ergreifende Chöre zum Vortrag gebracht haben, sowie durch das Gelaͤute mit den Glocken der protestantischen Kirche. Ich habe für diese Theilnahme theilweise persönlich den Dank der Gemeinde ausgesprochen und stelle nunmehr den Antrag, den Krieger und Gesangsvereinen Münchens, sowie dem Königlich protestantischen Pfarramt dahier schriftlich den wärmsten Dank auszudrücken. Es ist nur ziemlich,“ fuhr der Hr. Bürgermeister fort, nochmals auf das Verweigern des Geläutes mit den Glocken der katho⸗ lischen Kirchen zurückzukommen; aber die Presse, welche sich die katholische nennt, allerdings aber keine katholische, sondern eine ultramontane ist, nöthigt mich zur Erklärung: I) dat das Geläute nicht zur Sedanfeier, son⸗ dern lediglich zur Enthüllung des Denkmals erbeten worden war; 2) daß kein katholisches Pfarramt das Geläute mit der Motivirung verweigerte, daß es zu einer Sedanfeier nicht mitwirken wolle, sondern theils deshalb, weil es das erzbischöfliche Ordinariat nicht erlaubt hae, theils deshalb, weil die Enthüllung des Denkmals mit einer kirchlichen Weihe nicht verbunden sei, theils deshalb, weil es in der katholischen Kirche unerhört sei, wegen der Enthüllung eines Denkmals mit Kirchenglocken zu läuten. Wohl war uns nicht unbekannt, daß es Menschen giebt, welche Deutschlands Boden erzeugt hat, und noch fortwährend ernährt, die sich der Feier des größten Triumphes der deutschen Nation gegenüber nicht blos kühl, sondern sogar feindlich ver⸗ halten. Diese feindselige und undeutsche Haltung konnte und durfte jedoch uns nicht bestimmen, das Denkmal, welches bis zum 2. Sep⸗ tember vollendet war, an einem andern Tage zu enthüllen. Wir hätten uns einer Verletzung der Pietät schuldig gemacht, hätten wir das Monument nicht am Tage von Sedan enthüllt das Monument, welches den deutschen Kriegern errichtet ist, deren mancher gerade vor Sedan den Heldentod für das Vaterland gestorben.“ .

Nach dieser mit lautem Beifall aufgenommenen Erklärung erhob sich Hr. Rechtsrath Badhauser mit der Versicherung: die vorigen Worte seien ihm aus der Seele gesprochen, und er sei überzeugt, daß auch alle seine Kollegen vom Magistrat die näm⸗ lichen Gefühle hegten. (Allseitige Zustimmung.)

Sachsen. Dresden, 9. September. Der König hat sich heute früh 1/92 Uhr von Pillnitz nach der Bahnstation Niedersedlitz begeben und ist von dort mit Extrazug über Boden⸗ bach und Alt⸗Bunzlau nach Brandeis abgereist, um den in der dortigen Gegend stattfindenden Manövern beizuwohnen. In der Begleitung Sr. Majestät befinden sich der General⸗Adjutant General⸗Lieutenant Krug v. Nidda und der Flügel⸗Adjutant Oberst v. Dziembowski, General⸗Major v. Carlowitz und Major Reyher (vom Generalstabe). Die Rückkehr des Königs wird morgen Abend erfolgen.

Nächsten Freitag gedenkt der König sich zu den Manövern bei Meißen, Sonnabend zu den Manövern bei Hainichen zu begeben.

Baden. Karlsruhe, 8. September. Der Staats⸗ Minister Dr. Jolly ist heute früh von einer mehrwöchentlichen Urlaubsreise hierher zurückgekehrt.

Obgleich erst vor wenigen Tagen die Einladungen zum ersten badischen Kriegerfeste erfolgt sind, so treffen doch schon von zahlreichen Vereinen, und darunter selbst von solchen aus den entferntesten Landesgegenden die Anmeldungen ein, daß sich diese Vereine theils vollzählig, theils durch größere oder kleinere Abordnungen an dem am 27. September in Karlsruhe stattfindenden 1. badischen Kriegerfeste betheiligen werden.

Hessen. Darm stadt, 8. Septembel. (Fr. J.) Morgen wird der Finanz⸗Ausschuß der Zweiten Kammer zusammen treten, um zunächst über die seiner Zeit zurückgelegte Regierungs⸗ Vorlage, betreffend den Wiederaufbau des hiesigen Hoftheaters, und sodann über die weitere Vorlage, betreffend die An⸗ erlennung der Domänen in den neu erworbenen Landes⸗ theilen mit Ausnahme der als Landeseigenthum behandelten Objekte 2c. als Bestandtheil des Familieneigenthums des Groß⸗ herzoglichen Hauses, zu beschließen. Der Gesetzgebungs⸗ Ausschuß Zweiter Kammer tritt erst am 14. d. zu⸗ sammen, um über eine Reihe von Gegenständen zu beschließen, bezüglich deren die Referate erstattet, beziehungsweise vorbereitet sind. Namentlich wird das Berggesetz zur Verhandlung kommen, über welches der Abg. Buff zu berichten hat.

Der Zusammentritt der Zweiten Kammer ist vorerst gegen Ende d. M. in Aussicht genommen. Es besteht die Hoff⸗ nung, daß bis dahin die Ausschußberichte über die jüngst vor⸗ gelegten Kirchengesetze erstattet sind, so daß die Berathung sich schon auf diese wichtigsten aller Vorlagen erstrecken könnte.

Die „Darmst. Ztg.“ vom 9. September veröffentlicht den Wortlaut der den Landständen vorgelegten Kirchengesetze. Der Gesetzentwurf, die rechtliche Stellung der Kirchen⸗ und Religions-Gemeinschaften im Staate, lautet: zih Ludwig III. von Gottes Gnaden Großherzog von Hessen und bei

ein ꝛc. ꝛc.

Art. 1. Der evangelischen und der katholischen Kirche ist das Recht öffentlicher Korporationen mit dem Rechte der öffentlichen Gottes⸗ verehrung gewährleistet.

Art. 2. Den übrigen bereits bestehenden, sowie den sich bildenden neuen Religionsgemeinschaften steht ebenfalls das Recht der öffentlichen Gottes verehrung zu.

Korporationsrechte sollen denselben, insofern sie solche noch nicht besitzen, auf den Nachweis der entsprechenden Erfordernisse verliehen werden.

Art. 3. Die Bildung neuer Religionsgemeinschaften ist gestattet.

Ihre Verfassung und ihr Bekenntniß darf den Staatsgesetzen und der Sittlichkeit nicht widersprechen und nicht zum Vorwankde die⸗ nen, Andere in ihren politischen, bürgerlichen oder religiösen Rechten zu beeinträchtigen.

Art. 4. Die evangelische und die katholische Kirche, sowie jede andere, mit Korporationsrechten versehene Religionsgemeinschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig, bleibt aber den Staats⸗ gesetzen und der Oberaufsicht des Staates unterworfen. Insbesondere kann keine Kirche oder Religionsgemeinschaft aus ihrer Verfassung oder ihren Verordnungen Befugnisse ableiten, welche mit der Hoheit des Staats oder mit den Staatsgefetzen im Widerspruch stehen.

In ihren bürgerlichen und staatsbürgerlichen Beziehungen bleiben die Diener und Anstalten der Kirchen oder Religionsgemeinschaften den Sn g unterworfen.

Die Zulässigkeit der gerichtlichen Verfolgung kirchlicher Beamten ist nicht von der Zustimmung einer kirchlichen oder einer Verwaltungs⸗ behörde abhängig.

Oeffentliche Wege und Plätze können zu kirchlichen oder religiösen Feierlichkeiten nur mit Zuftimmung der Obrigkeit benutzt werden.

Art. 5. Alle kirchlichen Verordnungen müssen gleichzeitig mit der Verkündigung der Staatsregierung mitgetheilt werden. j

Keine Verordnung der Kirchen oder Religionsgemeinschaften kann in Beziehung auf bürgerliche oder staatsbürgerliche Verhältnisse recht⸗ liche Geltung in Anspruch nehmen oder in Vollzug gesetzt werden, bevor sie die Genehmigung des Staatz erhalten hat. ;

Art. 6. Gegenwärtiges Gesetz tritt sofort nach der Verkündigung durch das Regierungsblatt in Kraft. Zugleich verlieren alle von dem selben abweichenden bisher geltenden Bestimmungen ihre Wirksam keit.

In Beziehung auf die Verwaltung des Vermögens der Kirchen und Religionsgemeinschaften bleiben bis zu anderweitiger Regelung die bestehenden Bestimmungen in Kraft. .

Die 4 anderen Vorlagen sind: 2) Gesetzentwurf, den Miß⸗ brauch der geistlichen Amtsgewalt betreffend, 3) Gesetzentwurf, betreffend die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen, 4) Ge⸗ setzentwurf, betreffend die religiösen Orden und die ordens⸗ ähnlichen Kongregationen, 5) Gesetzentwurf, das Besteuerungs⸗ recht der Kirchen⸗ und Religionsgemeinschaften betreffend.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Schloß Wilhelms⸗ thal, 9. September. Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin verabschiedete Sich gestern Abend von der Großher⸗ zoglichen Familie, um mit dem Nacht⸗Schnellzuge von Eisenach nach Baden abzureisen.

Weimar, 9. September. Geh. Rath Dr. Stichling ist am 7. September Abends von seiner Karlsbader Badekur wieder hier eingetroffen.

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen,

9. September. Dem „Frankf. Journ.“ wird über den Brand Folgendes telegraphirt: Nach offizieller Mittheilung sind 200 Häuser abgebrannt, in welchen sich nach der Volkszählung von 1871 537 Haushaltungen mit 2394 Personen befanden. Am nöthigsten sind Wäsche und Geld.

Lübeck, 9. September. (Lüb. Ztg.) Heute Vormittag traf der Stab der 18. Division und der der 35. Infanterie⸗ Brigade hier ein, die bis übermorgen hier Quartier nehmen; morgen solgen mit den Stäben der 36. Infanterie⸗ und 18. Kavallerie⸗Brigade das Gros der 18. Division, sowie die dazu gehörigen übrigen Waffengattungen. Am Freitag, den 11. d. M., setzen sich dieselben nach dem zwischen Schönberg und Gadebusch liegenden Manöverterrain in Marsch; am 14. und 15. ope⸗ riren dann die beiden Divisionen (17. und 18.) und die ihnen zugetheilten Truppentheile gegen einander, am 16. das gesammte Armee⸗Corps gegen markirten Feind. Diesen letzten Uebungen (15. und 16.) wohnt bekanntlich der Großherzog von Meck⸗ lenburg⸗Schwerin, General⸗Inspecteur der 4. Armee, bei, der in Wendorf bei Rehna absteigen wird; der Corps⸗Comman⸗ deur, General⸗Lieutenaut v. Tresckow, hat auf Hof Selmsdorf Quartier (14, bis 16.). .

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 8. September. (Str. Ztg.) Die Gräfin von Flandern traf gestern Morgen mit dem Zuge 6 Uhr 45 Minuten, in einem Salonwagen von Brüssel kommend, hier ein und fuhr um 8 Uhr 3 Minuten über Kehl nach Constanz weiter.

Oesterreich⸗ Ungarn. Brandeis a. E., 9. September. (W. T. B.) Der König von Sachsen ist heute Morgen um 6 Uhr hier eingetroffen. Der König war in österreichischer Dragoner⸗ uniform und wurde vom Kaiser auf das Herzlichste bewillkommnet. Die Allerhöchsten Herrschaften nahmen sogleich nach der Ankunft des Königs von Sachsen ein Dejeuner auf dem Manöverfelde ein und wohnten darauf den Truppenübungen bei, bei welchen auch der Graf Andrassy und eine große Anzahl fremder Offiziere zugegen war. Der Verlauf der Manöver wird als ein durchaus befriedigender bezeichnet. Heute Abend wird der Kaiser die Truppenbivouaks besuchen und wird das Lager bei dieser Ver⸗ anlassung illuminirt werden. Die Stimmung der Bevölkerung in Böhmen, namentlich in Prag, ist eine sehr versöhnliche und entgegenkommende. Trotz der frühen Stunde, in welcher die Abreise des Kaisers erfolgte, waren Tausende auf den Beinen und die Häuser illuminirt. Die Dorfschaften, welche der Kaiser auf der Reise nach Brandeis passirte, waren auf das Festlichste geschmückt.

Schweiz. Bern, J. September. Auf Antrag seines Eisenbahn⸗ und Handelsdepartements hat, wie schon telegraphisch gemeldet wurde, der Bundesrath einer Eingabe der H. H. G. de Seigneur in Genf und St. Christ, Dr. jur., in Basel, welche anläßlich der Berathung des neuen Gesetzes über den Fracht⸗ verkehr auf den Eisenbahnen, Regelung des internatio⸗ nalen Frachtverkehrs nach bestimmten Grundsätzen durch Abschluß eines internationalen Vertrages verlangen, insoweit Folge gegeben, daß er seine Gesandten in Berlin, Paris, Rom und Wien beauftragt hat, diese Frage bei den dortigen Regie⸗ rungen in Anregung zu bringen. Was die Hrn. de Seigneur und Dr. H. Christ betrifft, so beantragen dieselben:

I) Feststellung des Gerichtsstandes für Reklamationen, betreffend Taxation und Verschickung; 2) gewisse einheitliche Formalitäten für Konstatirung innerlicher wie äußerlicher Beschädigungen; 3) die An⸗ nahme des allgemeinen Satzes, daß der letzte Frachtführer für die Fehler des vorangehenden Frachtführers haftet unter Vorbehalt seines

Rückgriffes auf dieselben und Feststellung des für diesen Rückgriff gel⸗

tenden Verfahrens; endlich 4) Bezeichnung der Grenzen der Haftbar⸗ . des Frachtführers, des ursprünglichen Spediteurs und der Zwischen⸗ pediteure.

Der Bundesrah wird seiner Zeit der Bundesversammlung

über die von ihm in dieser Angelegenheit gethanen Schritte Be⸗ richt erstatten.

Niederlande. Haag, J. September. Ein dem Kolo⸗

nien⸗Ministerium zugekommenes Regierungstelegramm aus Ba⸗

tavia vom 4. d. enthält nachstehende Mittheilungen, welche einer telegraphischen Depesche des Obersten Pel aus Atchin ent⸗ nommen sind:

„Am 23. August wurden durch das Feuer von der Südfronte aus Resultate erzielt, welche die Sicherheit (eilisheid) in Kotta⸗Radja (dem Kraton) verbürgten. (Nach früheren Meldungen hatten die At- chinesen in der Umgegend des Kratons eine Reihe von Verschan zungen zu errichten begonnen. Dieses Unternehmen scheint nun durch die Kanonade vom 23. August vereitelt worden zu sein) Tuku Machmud, welcher in vatty, im nördlichen Theile der West⸗ küste, die Herrschaft führt, vollzog in Kotta⸗Radig die Unterwerfungs— Akte. Am 25. August war der Feind sehr ruhig, besonders in der Um⸗ gegend von Kotta⸗Radja. Am 3. September wurde in Patty die niederländische Flagge aufgehißt. Nach einem Berichte des Komman⸗ danten der maritimen Streitkräfte in den atchinesischen Gewäaͤssern ist dasselbe in dem ebenfalls im nördlichen Theile der Westküste gelegenen Kluwang geschehen. Auf der Nordost⸗Küste unterhandelte Djolah über seine Unterwerfung, während auch Langsar Anzeichen von An— näherung gab.“

Großbritannien und Irland. London, 6. Sep⸗ tember. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh

kamen am 29. August Nachmittags in Balmoral zu einem

Besuche der Königin an. Tausende von Personen empfingen das Fürstliche Paar mit einem herzlichen Hochländer⸗Willkommen.

Der Herzog von Edinburgh wird sich am 28 d. nach Liverpool begeben, um dort den Grundstein zu einer neuen Kunst⸗ gallerie zu legen und ein Seemannswaisenhaus einzuweihen.

Hr. W. E. For ster, der Chef des Unterrichtswesens im Ministerium Gladstone, wird am 10. d. eine längere Reise nach den Vereinigten Staaten antreten.

In Abwesenheit des Grafen Beust führt Graf Wolken⸗ stein die Geschäfte der österreichisch⸗ungarischen Botschaft.

Der neuernannte französische Botschafter am Hofe von St. James, Graf de Jarnae, ist am 2. Abends von Paris hier angekommen.

Der Marquis von Ripon hat sein Amt als Groß⸗ meister der englischen Freimaurerorden niedergelegt. Die „Pall Mall Gazette“ wird benachrichtigt, daß diefer Rücktritt der Thatsache zugeschrieben wird, daß der Marquis jüngst zur rö⸗ misch⸗katholischen Kirche übergetreten ist.

Der deutsche Turnverein in London beging am 2. d. M. den Jahrestag des Sieges von Sedan durch ein Fest⸗ essen, bei dem nahezu 200 Herren und Damen, darunter meh⸗ rere Mitglieder der Kaiserlich deutschen Botschaft, zugegen waren. Die große Halle des Vereins war zweckentsprechend geschmückt, und mit Begeisterung wurde auf das Deutsche Reich, den Deut⸗ schen Kaiser, die deutsche Armee und ihre Generale, die im Kriege Gefallenen, und auf das Wohl des Fürsten von Bismarck ge—⸗ toastet. Zwischen jedem der Toaste trug der Sängerchor des Vereins patriotische Lieder vor. Glückwunsch⸗ Telegramme wurden an den Deutschen Kaiser und den Fürsten von Bismarck gesandt, und von Beiden liefen noch vor dem Ende der Fest⸗ lichkeit Antworten ein. Erst in später Nachtstunde trennte sich die Versammlung unter Absingung der „Wacht am Rhein.“

Die Albert⸗Memorial-Kapelle im Windsor⸗ schlosse, dieses prächtige Werk, das die Prinzen und Prin— zessinnen der Königlichen Familie zum Andenken an den Prinzen Gemahl errichten ließen, ist nun mit Ausnahme einiger Einzel heiten vollendet, und in nächster Zeit wird es für die Inspektion der Königin nach ihrer Rückkehr von Schottland ganz bereit sein. Die zahlreichen und kostbaren Kunstwerke, die das Innere zieren, werden von den Mauern von Kardinal Wolsey's Kapelle ein Gebäude, das, einst bekannt als das Tomb-⸗House zwischen der Dechanei und der St. Georgskapelle auf dem Castle Hill sijuirt ist, eingeschlossen. Die Errichtung der Memorial⸗Kapelle hat nahezu 19 Jahre in Anspruch genommen. ,

Frankreich. Paris, 8. September. Das Program m der Reise des Marschalls Mac Mahon nach dem Norden ist Fol⸗ gendes: Abreise von Paris Freitag 6 Uhr Abends. Ankunft in Lille L Uhr Abends, wo Illumination mit Fackelzug stattfindet; am Sonnabend Besuch der Kasernen, der Hospitäker und einiger Fabriken, Empfang der Behörden, große Parade und Diner, zu dem 80 Personen geladen worden sind. Abreise nach dem Lager von Bethune 19 Uhr Abends. Der Marschall bleibt dort zwei 36 um den Manövern anzuwohnen, und begiebt sich dann nach Arras, wo er aber nur einige Stunden verbringen wird. Der Marschall wird vom Kriegs-Minister, den Obersten Broye und dAbsae und dem Vicomte d'Harcourt begleitet. Am 18. oder 19. September geht der Marschall nach Lyon.

Der Fürst von Serbien ist gestern über die Schweiz nach Belgrad abgereist. Der Prinz von Wales wird morgen hier erwartet.

Se. Königliche Hoheit bleibt 24 Stunden hier und besucht dann.

den Herzog Larochefoucauld⸗Bisaccia auf dessen Schloß.

= Nicht allein der Rittmeister Rigodet vom 12. Husaren⸗ Regiment, wie bereits gemeldet worden, sondern auch der Oberst v. Lapelouse vom 14. Dragoner⸗, der Oberst d' Arbau vom 8. Linien- Regiment und der Artillerie⸗Hauptmann Munier sind nach Berlin abgereist, um den Herbstmanövern beizuwohnen.

Der Posten eines General⸗Sekretärs im Mini⸗ sterium des Innern soll eingestellt und der letzte Inhaber desselben, Hr. Welche, zum Präfekten von Nantes an Stelle des Hrn. Leon Lapedan ernannt werden, welcher letztere an die Spitze der Preßleitung im Ministerium des Innern berufen werden soll.

Ueber die Manöver des in und bei Bethune kon⸗ zentrirten Armee⸗Corps vernimmt man Folgendes:

Die erste Division verläßt das Lager von Helfaut am 10, um in der Richtung von Lens abzumarschiren. Sie kommt am 11. im Canton Faugquemberques an und wird Enquinegatte, Enquin, Flöchinelle und Flächin besetzen. Am 13. wird sie einen Angriff gegen die zweite Di— vision auf der Ebene von Lens machen und zurückg-worfen werden. Wie es aft. wird der Marschall Mae Mahon diesem Mansͤver beiwohnen, worauf er dann über die beiden Abtheilungen eine Revue abhalten wird. Am. 14. wird die erste Diviston ihren Angriff gegen die zweite er neuern, aber wieder zurückgewerfen werden und sich in der Richtung des Lagers von Helfaut zurückziehen. Bei Enquinegatte wird sie von der ihr nachfolgenden zweiten Division erreicht und werden neue Kämpfe stattfinden. Die beiden Divistonen werden dann Frieden schließen und sich nach dem Lager von Helfaut begeben, wo am 15. General Clinchant, Ober⸗Kommandant des Corps, eine Heerschau über sie abhalten wird.

= 19. September, Morgens. (W. T. B.) Das „Jour⸗ nal officiel veröffentlicht die Ernennung des Grafen von Harcourt zum Gesandten in Bern.

Der Sohn des vor Kurzem zurückgetretenen spanischen Minister⸗Präsidenten General Zabala ist hier eingetroffen und hat dem Chef⸗Redacteur des „Univers“, Veuillot, seine Zeugen gesandt, um Genugthuung wegen der in dem Journal ver⸗ oͤffentlichten Angriffe gegen Zabala zu verlangen. Veuillot hat das Duell mit der Erklärung abgelehnt, daß er nur den Mi⸗ nister Zabala, nicht die Person des Generals angegriffen habe.

Spanien. Madrid, 9. September. (W. T. B.) Lopez Pinto hat die Carlisten nach einem blutigen, an 10 Stunden dauernden Gefecht bei dem Flecken Mora in der Provinz Teruel vollständig in die Flucht geschlagen. Der Ort Mora und das dabei befindliche Schloß wurden von den Regierungstruppen genommen; die Carlisten haben an Todten und Verwundeten sehr große Verluste erlitten.

9. September. (W. T. B.) Ein Telegramm der amt⸗ lichen ‚Gaceta“ vom J. d. aus Havanna meldet, daß die In⸗ surgentenführer Garcig und Quesada von den spanischen Truppen in einem Gefecht mit den Aufständischen gefangen genommen worden sind. Letztere hatten 58 Todte.

Am Sonnabend wird der offizielle Empfang des Grafen v. Hatz feldt und des Grafen Ludolf durch den Mar⸗ schall Serrano stattfinden. Am Montag ist zu Ehren der⸗ selben ein Banket veranstaltet.

Der Marquis von Pavia (Regierungs⸗Generah hat die Stadt Alcan iz (Provinz Teruel) besetzt.

10. September. (W. T. B.) Graf Hatz feldt und Graf Ludolf sind am Dienstag Abend vom Minifter des Aus⸗ wärtigen, Ulloa, vertraulich empfangen worden.

Das einzige in den spanischen Gewässern noch kreuzende , Kriegsschiff erhielt die Abberufungs⸗ ord re.

Portugal. Lissabon, 9. September. (W. T. B.) Der König wird morgen den spanischen Gesandten zur Ueberreichung seiner Kreditive empfangen.

Italien. Rom, 5. September. (It. N.) Die zur Liguidation der Kirchen- und Klostergüter in Stadt und Provinz Rom niedergesetzte Kommission wird am 9. d. die beiden Benediktinerklöster San Calisto und San Paulo vor dem gleichnamigen Thore der Stadt in Besitz nehmen, womit die Zahl der bis dahin aufgehobenen Klöster gerade auf einhundert gebracht sein wird.

Die Italie“ versichert, das Ministerium habe beschlossen, keine außerordentliche Maßregeln zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit in Sieilien zu ergreifen, sondern es dem Parlament zu überlassen, solche vorzuschlagen, wenn es sie für nöthig hält. Inzwischen wird die Regierung alle ihr zu Gebote stehenden gesetzlichen Mittel anwenden, um die Zustände auf der Insel Sicilien möglichst zu verbessern.

Der „Corr. Stef.“ zufolge wird die Kaiserin von Rußland auch in diesem Jahre einen Theil des Winters in Rom zubringen.

Prinzessin Margarethe ist gestern wieder in Monza eingetroffen.

Nächstens wird wieder der Kardinal Bonnechose hier erwartet.

In Venedig, Padua, Reggio und in anderen Städten waren dieser Tage gleichlautende revolutionäre Aufrufe an die italienischen Proletarier zu lesen, mit der Unterschrift: ‚Das Comité für die soziale Revolution“. Brüssel war als Druck— ort angegeben. Sie sind glücklicher Weise ohne die mindeste Wirkung geblieben.

Von Randazzo am Aetna wird telegraphirt: Die Erdstöße werden zwar feltener, aber um 11 Uhr Vormittags hatten wir einen um so stärkeren. Auch ist der Rauch aus dem

euen Krater dicker geworden. Viele Häuser müssen schon ge⸗

ütz in und es findet kein Gottesdienst in den Kirchen mehr

statt Die Bevölkerung fühlt sich sehr beunruhigt und wagt nicht in den Häusern zu salafen. In einem Briefe aus Messina vom 3. d. heißt es: Die gestern und vorgestern ver⸗ spürten Erdstöße waren unbedeutend, aber heute kurz nach Sonnenuntergang hörten wir einen dumpfen Donner und hatten bald darauf eine starke Erderschütterung, auf welche mehrere andere, jedoch schwächere, folgten.

Von Polesine wird telegraphirt, daß die Viehseuche in der dortigen Provinz immer verheerender auftritt. Die Zahl der Opfer ist bereits auf 800 gestiegen. f

Rußland und Polen. Ueber die Feier des 2. Sep⸗ , er in Odessa entnehmen wir der „Odessaer Ztg.“ Fol⸗ gendes:

Ueber 170 deutsche Reichsangehörige hatten sich am Tage von Sedan im Garten der Harmonia in Odessa eingefunden Der über⸗ aus reich mit Blumen dekorirte, durch Hunderte von Lampions und Gasflammen erleuchtete und mit du Büsten des Deutschen Kaisers, des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck und des General-Feldmar— schalls Grafen Mollke geschmückte Garten prangte in einem seltenen Flaggenreichthum, wozu der Kapitän eines augenblicklich hier befind— lichen mecklenburgischen Schiffes allein 32 Flaggen freundlichst über— lassen hatte. Um 9 Uhr eröffgete der General-Konsul Dr. Blau das Fest durch eine Ansprache an die Versammelten, worin er seiner Frende über die zahlreiche Betheiligung Ausdruck verlieh und zum Schluß ein Hoch auf den Deutschen Kaiser ausbrachte, in welches alle An— wesenden jubelnd einstimmten, während die Musik die deutsche Na⸗ tionalhymne intonirte. Darauf begann ein zwanglos gemüthliches Abendessen, gewürzt durch Reden mancher Art und verschönt durch die Vorträge des Gesangvereins der Harmonia. Toaste wurden ausge⸗ bracht auf Deutschland und das deutsche Volk, die deutsche Armee, die deutsche Marine und auf Deutschlands diplomatische Vertreter im Auslande u. s. w.

Bchweden und Norwegen. Stockholm, 6. Septem⸗ ber. Der Intendant Zuhlin⸗Dannfelt, welcher s. 3. von der Regierung beauftragt wurde, nach den Vereinigten Staaten abzureisen, um die vorbereitenden Schritte zur Theilnahme Schwe⸗ dens an der Weliausstellung in Philadelphia vorzunehmen, ist jetzt nach Stockholm zurückgekehrt.

Der schwedisch⸗norwegische Gesandte am dänischen Hofe, Baron Beck⸗Friis, hat eine Urlaubsreise auf einige Monate angetreten. Während seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der Gesandtschaft vom Legations⸗Sekretär Kammerherrn Aminoff als Geschäftsträger geleitet. !

Die Stadt Christiania wird in diesem Herbst ihr 250jähriges Jubiläum feiern. Es finden Verhandlungen über die aus dieser Veranlassung zu veranstaltenden Festlich⸗ keiten statt.

Dänemark. Kopenhagen, J. September. Die Königin Louise feiert heute ihren 57. Geburtstag. Stadt und Hafen haben zu Ehren Ihrer Majestät geflaggt. Auf Schloß Bern⸗ storff ist eine größere Familientafel, an welcher, außer der Prin⸗ zessin Alexandra von Wales und ihren Kindern, auch die ver⸗ wittwete Königin Caroline Amalie, die Erbprinzessin Caroline und das Kronprinzliche Paar theilnehmen werden.

Dem Vernehmen nach wird der König sich zur Exröff⸗ nung der nach Esberg führenden Querbahn nach Jütland be⸗ geben. Bis jetzt ist jedoch weder der Tag der Abreise, noch die Reiseroute festgestellt.

Amerika. New⸗Jor k, 9. September. (W. T. B.) Das gelbe Fieber gewinnt im Süden der Union immer mehr Verbreitung und tritt in sehr heftiger Form auf. Es sind die strengsten Quarantänemaßregeln angeordnet worden. .

Der General Miles hat die Cheyenne⸗Indianer in Texas geschlagen.

Nach hier eingegangenen Meldungen aus Ku ba sind die Aufständischen in einem Gefechte bei Jarayabo von den Regierungstruppen zurückgeworfen. Die Insurgenten hatten 36 Todte, unter denen sich ihr Führer Garcia befindet. (Nach der amtlichen Meldung aus Madrid wäre Letzterer gefangen.)

Buenos⸗Ayres, 30. Juli. (A. A. C.) Der Kongreß erörtert die rivalisirenden Hafenprojekte von Madero, Stamps, Rigoni und andere. In Folge der häufigen Mordthaten ist eine öffentliche Agitation im Gange, um die Handelskammer zu be⸗ wegen, eine Deputation von neun leitenden Kaufleuten verschie⸗ dener Nationalitäten zu wählen, die dem Gouverneur ihre Auf⸗ wartung machen und die Ergreifung irgend einer Maßregel für

die öffentliche Sicherheit betreiben soll. Während der letzten

sechs Wochen wurden sechs kühne Morde mit der größten Straflosigkeit verübt. Von einigen Journalen wird zur Lynchjustiz gerathen, aber die Ausländer halten sich ängstlich fern, da die niederen Klassen bis zu den Zähnen bewaffnet sind. Ebenso schlecht ist die Lage der Dinge in den ländlichen Distrikten. Die Provinzial⸗Legislatur erwägt ein Projekt für die Herstellung von Boulevards rings um die Stadt. Die Kosten des Werkes werden auf 60,000 060 Dollars ver—= anschlagt. König Aurelian von Araukanien ist gefangen ge⸗

tungen sagen, daß sein einziges Verbrechen die Civilistrung der araukanischen Stämme zu fein scheine und daß er auf freiem Fuß gesetzt werden sollte. Nachrichten aus Paraguay mel⸗ den, daß Hr. John B. Gill der neue Präsident der Republik sein wird.

. Einem Kabeltelegramm aus Rio de Janeiro zufolge ist die Ladung des britischen Postdampfers „Liffey“ total verloren gegangen.

. Asien. Aus Indien wird unterm 3. d. gemeldet, daß die Berichte bezüglich der großen Winterernte weniger günstig find, worüber in Calcutta wie in den ländlichen Distrikten große Besorgniß herrscht. In den Abtheilungen Burdwan und Rajs⸗ haje sowie in den Bezirken Murschedabad, Dacca und Tirhut sind die Saaten noch sehr zurück. Doch tröstet man sich damit, daß in den sechs Wochen bis zur Ernte die Saaten durch recht⸗ zeitigen Regen gerettet werden dürften.

Afrika. Von der Goldküste wird unterm 8. August ge⸗ meldet, daß Kapitän Lees, der Cape Coast Castle vor Kurzem verließ, nun als Friedensvermittler zwischen dem König von Aschanti und dessen Vasallen zu fungiren, in Kumassie mit jeder Kundgebung von Achtung und Wohlwollen empfangen wurde. Der König und dessen Mutter gingen ihm entgegen und seine Ankunft wurde durch Tanz und Gesang gefeiert. Einem Gerücht zufolge ist Kapitän Lees nach Djuabin weiter gereist. Die Aschanti⸗Botschafter weilen noch immer in Cape Coast Castle, aber alle Chancen eines Bruches sind vorüber. In Quitta herrscht Ruhe, aber den Einwohnern scheint der Wechsel der Regierung nicht zu behagen. Der Handel längs des Protektorats ist im Aufschwung begriffen. Zur Besserung des Gesundheitszustandes von Cape Coast Castle werden wirk⸗ same Maßregeln ergriffen.

Gewerbe und Handel.

Hannover, 9. September. (W. T. B.) Die fünfzehnte Hauptversammlung deutscher Fne en ienr? trat heue Vor— mittag zu ihrer ersten Sitzung in dem Goncertsaale des Königlichen Doftheaters zusammen. Dieselbe ist von Vertretern aus allen Theilen Deutschlands zahlreich besucht. Nachmittags fand im Odeon ein Festdiner statt, an welchem der Ober⸗-Präsident, der Stadtkommandant und die Spitzen der Behörden Theil nahmen.

= Der Dresdner Gewerbeverein projcktirt für nächstes Jahr eine große Sächsische In du st rie Ausst el lung. Die Eröffnung der⸗ selben ist definitiv auf den 15. Juni 1875 festgestellt.

Wien, 10. September. W. T. BJ Die Kreditanstalt hat, den heutigen Morgenblättern zufolge, die von dem ungarischen Bodenkredit⸗ Institute neu zu emittirende Pfandbriefs-Serie im Be— trage, von 2 Millionen Gulden übernommen und betreffs weiterer 3 Millionen die Option sich vorbehalten. Die Schiff sche Bank soll, wie die, Neue freie Presse“ erfährt, im ersten Semester d. J. ca. 6x ihres Aktienkapitals verdient haben.

London, 10. September. (W. T. B) In Bolton (Graf— schaft Lancaster) haben die Woll und Baum wollspinner die ihnen vorgeschlagene Herabsetzung des Lohns um 5 Prozent ab⸗ gelehnt; in Folge dessen soll mit Schluß dieser Woche in den Webe— reien und Fabriken die Einstellung der Arbeit erfolgen, wodurch etwa 1459000 Acbeiter arbeitslos werden. Auch die Berg- und Hütten“ arbeiter von Durham und Lancafhire scheinen nicht geneigt, auf die ihnen angesonnene Lohnherabsetzung einzugehen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die Nr. 71 der ‚Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen: Station Duy der Buschtehrader Eisenbahn für Den, Personen⸗ und Güterverkehr eröffnel. Deutsche Eisenbahnstatistik für das Betriebsjahr 1872 (J. Bahagebiet Und An—= lagekapital. II. Transportmittel und Leistungen derselb n. Vereingz⸗ gebiet; Sächsische Staatseisenbahn-Bauten. Muldenthal⸗Eisenbahn. Aus Bayern. Desterreichisch-Ungarische Korrespondenz. Königlich ungarische Staatsbahnen. Technisch polizeiliche Prüfung der Feled' Theißholczer Strecke der Gömöcer Industriebahnen. Ausland: Tambow⸗Koglow⸗Bahn, Geschäftsbericht pro 1875. Juristisches, Rechtsfall. Literatur: Ueber den Entwurf eines Reichs- Eifenbahn“ gesetzes und dessen Unzulässigkeit von Moritz Mohl. Tarif-Nachträge pro Juli 1874 (Bergisch⸗Märkische Eisenbahn. Braunschweigische Eisenbahn. Desterreichische Staats-Eisenbahnj. Die Frequenz und Einnahmen der österreichisch⸗ungarischen Eisenbahnen im Juli 1874. Offizielle und Privat, Anzeigen: Werra-Eisenbahn, General Versamm⸗ lung. Bergisch-Märkische Eisenbahn, Strecke Dahl⸗Brügge der Vol⸗ ien ,. K ; 8 8

ond on, 9. September. (W. T. B.) Die englisch amerikanische Kabelgesellschaft hat heute Nachmittag bekannt gemacht, daß a n , Verbindung mit New-JYork wieder her⸗ gestellt ist.

Königliche Schauspiele.

Freitag, den 11. September. Opernhaus. (165. Vorstel⸗ lung.) Flick und Flock. Komisches Zauber⸗Ballet in 3 Akten und 6 Bildern von P. Taglioni. Musik von Hertel. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (169. Vorstellung Das Glas Wasser, oder: Ursachen und Wirkungen. Lustspiel in 5 Abtheilungen von Seribe. Anfang 7 Uhr. Mittelpreise.

Sonnabend, den 12. September. Opernhaus. (166. Vor⸗ stellung) Die lustigen Weiber von Windsor. Phantastisch⸗ komische Oper in 3 Akten. Musik von O. Nicolai. Frau Fluth: Fr. Mallinger. Frau Reich: Frl. Lammert. Anng Reich: Frl. Lehmann. Falstaff; Hr. Fricke. Herr Fluth: Hr. Betz. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (170. Vorstellung. König Richard der Dritte. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von Shakespeare. An⸗ fang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗ wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ lasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet. Meldungen um Theater⸗Billets im Bureau der General⸗ Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegan⸗

gen angesehen und sinden keine Beantwortung.

nommen und nach Buenos⸗Ayres gebracht worden. Die Zei⸗

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