1874 / 215 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Sep 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Majestãt sprachen Allerhöchstihre volle Zufriedenheit über die Leistungen der Truppen aus und gedachten insbesondere der von ihnen im Kriege bewiesenen Tapferkeit. Das zahlreich an⸗ wesende Publikum begrüßte Se. Majestät den Kaiser überall mit enthuftastischen Zurufen. Um 3 Uhr fand im Großherzoglichen Schlosse große Tafel und Abends eine allgemeine Illumi⸗ nation statt. . 34

Gestern Vormittag erfolgte die Abreise Sr. Majestãt nach Hannover, während Se. Kaiferliche und Königliche Hoheit der Kronprinz Sich schon am Abend vorher nach Cassel begeben hatte. Se. Königliche Hoheit der re e gg begleitete Aller⸗ höchstdieselben nach dem Bahnhofe, wo die Großherzoglich hessi⸗ schen Prinzen und das Offiziereorps zur Begrüßung anwesend waren. Die Reise selbst war von ununterbrochenen enthustasti⸗ schen Kundgebungen der Bevölkerung begleitet. An allen Halte⸗ stellen hatten sich die Bewohner der Umgegend in großer Menge eingefunden und begrüßten des Kaisers Majestãt mit lebhaften Zurufen. In Cassel wurden Se. Majestät von Ihren Kaiserli⸗ chen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin, sowie von deren Söhnen, den Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich, empfangen und von den Spitzen der Behörden ehrerbietigst begrüßt. In Kreiensen erwartete Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht mit dem Stabe des X. Armee⸗Corps Se. Majestät und auf dem Bahnhofe zu Hanno⸗ ver wurden Allerhöchstdieselben von Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessin Albrecht und dem Großherzoge von Mecklenburg⸗ Schwerin so wie dem Herzoge von Altenburg empfangen. Die Shrenwache hatte das oldenburgische Infanterie⸗Kegiment Nr. 9I gestellt. . ‚.

ga. der Ankunft und der Fahrt durch die festlich geschmücten Straßen wurden Se. Majestät der Kaiser und Ihre Raiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von sympathischen Zurufen der Bevölkerung lebhaft begrüßt. Aller⸗ höchst⸗ und Höchstdieselben haben im Residenzschlosse Wohnung ge⸗ nommen, wo später das Familiendiner stattfand.

Heute Vormittag sollte Große Parade, Nachmittags Gala⸗ Diner bei Sr. Majestät dem Kaiser und Abends der Besuch des Theaters erfolgen. Am Dienstag findet Corps⸗Manöver statt, sodann Familiendiner im Residenzschlosse Abends großer Zapfen⸗ streich und nach demselben Soiree im Residenzschlosse. Am Mitt⸗ woch werden Se. Majestät der Kaiser mit den Höchsten Herr⸗ schaften dem steeple chase bei Hannover beiwohnen, dann einer Einladung des Offiziercorps des 3. Garde⸗Regiments z. F. zum Dejeuner folgen und das Tivoli besuchen. Am Donnerstag findet Feldmanöver auf der Linie Arnum, Weetzen, Redderse und demnächst Diner im Residenzschlosse statt; Freitag und Sonnabend werden ebenfalls Feldmanöver stattfinden; an ersterem Tage nach dem Manöver werden die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht im Kloster Wennigsen zum Dejeuner versammelt sein.

1 Ihre Raiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin ist am Sonnabend in Cassel angekommen und im Palais abgestiegen. Die Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich, Söhne der Kronprinzessin, n. am Morgen Fort eingetroffen waren, waren am Ba nhofe anwesend.

Ihre Königlichen Hoheiten die Prinz enFriedrich Wilhelm und Heinrich trafen am 9. d. M., zu Fuß durchs Okerthal kommend, in Clausthal ein und nahmen im Hotel zur goldenen Krone Absteigequartier. Am 19. d. M. Vormittags besuchten Höchstdieselben die Bergakademie, das neue Dampf⸗ pochwerk und die Silberhütte und setzten um 1 Uhr zu Wagen bie Reise nach St. Andreasberg fort. Am 10. Nachmittags 5 Uhr kamen die Prinzen mit dem Zuge von Osterode in Herz⸗ berg an und reisten um 6 Uhr mit dem Zuge nach Northeim weiter. Höchstdieselben übernachteten dort im Sonne schen Hotel und fuhren am Sonnabend früh nach Cassel weiter, um dort mit Ihrer Durchlauchtigsten Mutter, der Kronprinzessin, zusammen⸗ zutreffen.

Zhre Majestät die Kaiserin⸗Königin hat an den

Grafen Hans Wilczek in Wien folgendes Telegramm gerichtet:

„Ich kann Mir nicht den Wunsch versagen, Ihnen direkt Meinen aufrichtigen Glückwunsch zum Erfolg der österreichischen Nordpol⸗ Expedition auszusprechen, für welche Sie sich so hülfreich bewährt

. Au gust a.“ Das Staats-Ministerium trat heute Mittag um Uhr zu einer Sitzung zusammen.

Der Bundesrath beschloß in seiner Sitzung vom 8. Mai 1871: 1) Zur definitiven Feststellung des Entwurfs einer Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitig⸗ keiten für das Deutsche Reich wird eine Kommission von zehn Juristen berufen; 2) der Vorsitzende wird aus der Mitte der Rommission von dem Reichskanzler ernannt, so⸗ fern sich nicht der Königlich preußische Justiz⸗ Minister Pr. Leonhardt zur Uebernahme, des Vorsttzes bereit finden läßt; 3) die Kommission wird ihren Berathungen den von dem Königlich preußischen Justiz⸗Minister aufgestellten Ent⸗ wurf einer deutschen Civilprozeß'ordnung von 1871 in Verbin⸗ dung mit dem von der früheren norddeutschen Bundeskommission ausgearbeiteten Entwurf von 1870 und den sonstigen ein⸗ schlaͤgigen legislativen Vorarbeiten zu Grunde legen.

Zu Mitgliedern dieser Kommisston wurden vom Bundesrathe gewählt: 1) der Königlich preußische Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath und vortragende Rath im Justiz⸗Ministerium Dr. Falk zu Berlin, 2) der Königlich preußische Ober⸗Tribunals⸗Rath Freiherr von Diepenbroik⸗Früter zu Berlin, 3) der Königlich preußische Appellationsgerichts⸗ Rath Planck zu Celle, ) der Justiz⸗Rath Dorn, Rechtsanwalt bei dem Ober⸗Tribunal zu Berlin, 5) der Justiz- Rath von Wilmowski, Rechtsanwalt zu Breslau, 6) der Königlich bayerische Appellations gerichts⸗ Rath und Referent im Justiz⸗Ministeriunm Dr. Gottfried Schmitt zu München, 7) der Königlich sächsische Geheime Justiz⸗Rath Abeken zu Dresden, 8) der Königlich württembergische Ober⸗Tribunals⸗ Rath von Kohlhaas zu Stüttgart; 9) der Großherzoglich ba⸗ dische Ministerial· Rath im Justiz⸗-Ministerium Dr, Albert Geb⸗ harbt zu Karlsruhe, 10) der Großherzoglich mecklenburg schwe⸗ rinsche MinisterialFtath von Amsberg zu Schwerin; und der= selben: der Königlich preußische Stadt., und Kreisgerichts⸗-Rath

agens zu Danzig, und der Königlich preußische Kreisrichter er,. u Sprottau als Schriftführer beigegeben.

Nachdem der Königlich preußische Justiz⸗Minister Dr. Leon⸗ hardt, dem Wunsche des Bundesraths entsprechend, den Vorsitz

angenommen hatte, trat die Kommission am J. September 1871

in Berlin n , fn Ihre Berathungen nahmen die Zeit vom e

hardt wurde der Vorsitz von dem Königlich bayerischen Appel⸗ lationsgerichts⸗Rath Dr. Schmitt geführt. . Der Königlich sächsische Geheime Justiz⸗ Rath Abeken schied in Folge seiner Ernennung zum Königlich sächsischen Justiz⸗ Minister am J. Oktober 1871 aus der Kommission, An Stelle desselben wurde vom Bundesrathe der Königlich sãchsische Appel⸗ lationsgerichts Präsident Klemm zu Zwickau gewählt. Der Königlich preußische Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Dr. Jalk verblieb auch nach seiner im Januar 1872 erfolgten Ernennung zum König⸗ lich preußischen Staats⸗Minister und Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal⸗Angelegenheiten Mitglied der Kom⸗ mission. . jf Die neueren Prozeßgesetze und Prozeßgesetzentwürfe, sowie die auf die Reform der Tivilprozeß⸗Gesetzgebung bezüglich Literatur hat die Kommission bei ihren Berathungen in den Kreis ihrer Erwägungen gezogen. J Die dem Königlich preußischen Justiz⸗Ministerialentwurfe einer deutschen Civilprozeßordnung von 1871 zu Grunde liegenden Prinzipien sind von der Kommission im Wesentlichen adoptirt worden, dagegen haben die einzelnen Bestimmungen dieses Entwurfs ihrer Mehrzahl nach sowohl in sachlicher als auch in redaktioneller Beziehung Abänderungen erfahren. Außer dem Entwurf einer Civilprozeßordnung ist von der Kommisston auch der Entwurf eines Einführungsgesetzes berathen und festgestellt. . U ; Der Kommissiongentwurf ist durch die Beschlüsse des Bun⸗ desraths mehrfach modifizirt. Die wichtigsten Aenderungen sind olgende: h I) Neben der Zustellung durch Gerichts vollzieher ist die Zu⸗ stellung durch die Post aufgenommen,. 6, 2) Die Revifion ist als Rechtsmittel gegen die in erster In⸗ stanz erlassenen Endurtheile der Landgerichte und gegen die End⸗ urtheile der Handelsgerichte aufgegeben und durch die Berufung ersetzt. In Folge davon ist für die erste Instanz eine Prãkluston des Beklagten mit nachträglichem Vorbringen und für die Be⸗ rufsinstanz eine Verweisung nachträglichen Vorbringens zum be⸗ sonderen Verfahren eingeführt, sowie die Zulãssigkeit der vor⸗ läufigen Vollstreckbarkeit der Endurtheile erweitert. . Der Entwurf einer Civilprozeßordnung und des Einfüh⸗ rungsgesetzes nebst den Motiven sind bereits gedruckt und dem Reichstage übersendet worden.

In Folge des §. 3 der Bekanntmachung vom ö. De⸗ zember 1873 (R. G. Bl. S. 375), betreffend die Außercourssetzung der Landesgoldmünzen und der landesgesetzlich den inländischen Münzen gleichgestellten ausländischen Goldmünzen, sind im Monate Jun! d? J. an deutschen Landes goldmünzen eingelöst worden: Preußische Friedrichsd'ore zu 573 Thlr. und kurhessische Pistolen zu 52/9 Thlr.: 442,041 Stück. Württembergische Gold⸗ münzen: zu 16 Fl. 892 Stück und 323/. Karolins; zu 5 Fl. 3297 Stück; zu 5 Fl. 45 Kr. (Dukaten) 72, 1590 Stück und 57 Dukaten vor 1840 zu 5 Fl. 35 Kr.; zu 23 Fl. (Dukaten) 1958 Stück. Badische Goldmünzen: zu 10 Fl. 126 Stück; zu 5 Fl. 589 Stück; zu 5 Fl. 35 Kr. 464 Stück; zu 50) Kr. 28 Stück. Hessische Goldmünzen: zu 10 Fl. 1224 Stück; zu 5 Fl. 1833 Stück. Die Gesammt⸗ Summe der eingelbsten Münzen beträgt: Preußische Friedrichsd'ore zu 57/3 Thlr. und uin f ch Pißtolen zu 5a sz Thlr.: 3,337 29316 Stück. Würt⸗ tembergische Goldmünzen zu 10 Fl. 1359 Stück und 3583/9 Ka⸗ rolins; zu 5 Fl. 63 Stück; zu 5 Fl. 45 Kr. (Dukaten) 106,877 Stück und 61 Dukaten zu 5 Fl. 35 Kr.; zu 235 Fl. (Dukaten) 2879 Stück. Badische Goldmünzen: zu 16 Fl. 270 Stück; zu 5 Fl. 1172 Stück; zu 5 Fl. 36 Kr. (Dukaten) 1443 Stück; zu 500 Kr. 73 Stück. Hessische Goldmünzen: zu 10 Fl. 3642 Stück; zu 5 Fl. 4292 Stück.

Der Justiz-Minister und der Minister des Innern haben in einem Cirkular⸗-Erlaß vom 8. d. M. die Ober⸗Präsidenten ersucht, den Standesbeamten noch zur Pflicht zu machen, daß fie Geburts- und Sterbefälle, welche eine Bevormun⸗ dung nöthig machen, dem zur Einleitung der Vormundschaft zuständigen Gerichte alsbald, nachdem sie Kenntniß von solchen Fällen erlangen, behufs Einleitung der Vormundschaft anzeigen. Zu diesem Zwecke haben die Standesbeamten die nöthigen Er⸗ kundigungen, insbefondere durch Befragen derjenigen Personen, welche ihnen die Geburts- und Sterbefälle anzeigen, eintreten zu lassen und über die geschehene Benachrichtigung des betreffenden Gerichtes eine Anmerkung in ein dieserhalb zu führendes Notiz⸗ buch, etwa in der Form:

„Am 10. Oktober 1874 ist der Tod des N. N. zu N. dem Königlichen Kreisgerichte zu N. behufs Bevormundung an⸗ gezeigt.“ .

einzutragen.

Die „Nat.⸗Itg. veröffentlicht folgendes Verzeichniß der Berliner Standesämter, ihrer Dienstlokale, wie der Stan⸗ desbeamten selbst; von den letzteren ist zuerst der Standes⸗ beamte, demnächst dessen Stellvertreter genannt; die offizielle Be⸗ zeichnung lautet „Königlich Preußisches Standesamt“. Standes⸗ amt J. Altstadt (Berlin, Alt⸗Cölln, Friedrichswerder und Doro⸗ theenstadt) Brüderstraße 2, Stadtrath Dr. Techow, Major z. D. Dolmann. Standesamt II. Friedrichsstadt, Jerufalemer Straße 59, Stadtrath Dr. Noht, Referendar a. D. v. Kamecke. Standes⸗ amt III. Friedrichs⸗Vorstadt J. und Schöneberger Revier ver⸗ einigt mit Standesamt 17. Friedrichs⸗-Vorstadt Il. und Tempel⸗ hofer Revier. Schöneberger Ufer 17. Premier-Lieutenant a. D. Bezirksvorsteher v. Erichsen, Rentier Berduscheck. Standesamt V. Louisenstadt J. (stlicher Theil, Mariannenstr. 47, Major a. D. v Lincker, Turnlehrer Goldammer. Standesamt I. Louisen⸗ stadt II. (westlicher Theil) und Neu⸗Cölln, Kürassierstraße 9, Rentier Bürgerdeputirle Justinius, Rentier Lewinstein. Standes⸗ amt VII. Stralauer Viertel, Krautsstraße 49, Major z. D. v. Harder, Rendant Köls. Standesamt VIII. Königstadt, Welnstraße 5, Polizei⸗Lieutenant a. D. v. Steinkeller, Bureau⸗ Vorsteher Karstädt. Standesamt IX. Spandauer Viertel, Johannisstraße 7, Hauptmann a. D. v. Keudell, Referendar a. D. Ulkan. Standegamt X. Rosenthaler Vorstadt, Templiner⸗ straße 12, Bürgermeister a. D. Grieben, Gutsbesitzer v. d. Osten. Standesamt XI. Oranienburger Vorstadt, Gartenstraße 30, Lieutenant a. D. Gordan, Lieutenant a. D. Witt. Standesamt XII. Friedrich⸗Wilhelmstadt und Moabit, Kronprinzen⸗Ufer 26, Pfarrer emer. Knörcke, Referendarius von Oppel. Standes⸗ amt XIII. Wedding und Gesundbrunnen, Pankstraße 26, Cwvom 1. April 1875 ab Pankstraße 22), Prediger a. D. Balzer, Guts⸗ päch er Thiele.

Die ordnungsmäßige Bereisung des Rheinstromes von Basel bis zur Mündung des Flusses in die Nordsee durch die hervorragendsten Wasserbautechniker sämmtlicher Rheinufer⸗

staaten nahm, wie die „Elf. Corr.“ meldet, am 9. d. Mts. von Basel aus ihren Anfang. Die Bereisungs⸗Kommission hat von

heim, am 15. Mainz, 17. Bingen, 19. Coblenz, 21. Cöln, 24. Ruhrort, 25. Emmerich, 27. Nymwegen, 29. Rotterdam und am 30. September das Meer erreichen. Vom 1.33. Oktober: Rückfahrt und Aufenthalt in Rotterdam; 4.— 6. Oktober do. in Arnheim, wo das Schlußprotokoll der Reise verfaßt und durch die Unterschriften aller Theil nehmer bestätigt werden wird.

Der General der Kavallerie und General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, Baron von Rhein⸗ baben, hat sich auf Dienstreisen begeben desgleichen der General⸗Major und Abtheilungs⸗Chef im Kriegs⸗Ministerium, von Hartmann.

Der Hamburgische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator Dr. Sch roeder, trifft heute Abend aus Hamburg hier ein und wird im Hotel Royal absteigen.

Der Oberst und Direktor der Ober⸗Militär-Ezamina⸗ tions⸗Kommission des Barres ist von seiner Urlaubsreise hier⸗ her zurückgekehrt.

Der Prinz Alfons von Asturien ist heute früh mit Gefolge aus Brüssel hier eingetroffen.

Der Kaiserlich russische Finanz⸗Minister von Reu tern ist gestern Abend aus Dresden hier angekommen und im Hotel Royal abgestiegen.

Zu den Manövern des X. Armee⸗Corps haben sich nach Hannover begeben: der General⸗Feldmarschall und Chef des Generalstabes der Armee, Graf von Moltke, der General der Kavallerie und General⸗Inspecteur der Artillerie von Pod⸗ bielski in Begleitung des Obersten und Chefs des Generalstabes der General⸗Inspektion, von Bychelberg, ebenso der Kriegs⸗ Minister, General⸗Lieutenant von Kameke; ferner von der König⸗ lich dänischen Armee: der Oberst von der Infanterie von Stricker; der Hauptmann von der Artillerie von Hertel und der Ritt⸗ meister von der Kavallerie von Flindt; von der Königlich 1 Armee: der General Lord Strathnairn, der Major⸗ General Probyn, der Lieutenant⸗Colonel T. E. Byrne und der Kapitän Henry Knollys, sowie endlich der Brigade⸗ General E. de Vechi von der Königlich italienischen Armee,

Am Sonnabend Nachmittag 2 Uhr wurde, wie W. T. . aus London meldet, die auf den Werften von Samuda Brothers gebaute deutsche Panzerfregatte Deutschland in An⸗ wesenheit einer sehr großen Zuschauermenge glücklich von Stayel gelassen. Dieselbs wird in etwa vier Mongten seebereit sein. Dem Befehle Sr. Majestät des Kaisers gemäß wurde die Fre⸗ gatte von der Freifrau v. Schroetter, der Gemahlin des Militär⸗ Bevollmächtigten bei der deutschen Botschaft in London, Oberst⸗ Lieutenant v. Schroetter, getauft. Der Taufe folgte ein Bankett, bei welchem enthusiastisch aufgenommene Toaste auf Se. Majestãt den Deutschen Kaiser und Ihre Majestät die Königin von Groß⸗ britannien und Irland ausgebracht wurden.

Posen, 11. September. Der Minister des Innern hat unterm 31. Juli d. J. für das Arbeits- und Landarmen⸗ haus in Kosten ein neues Reglement genehmigt, welches in den Amtsblättern der Provinz publizirt wird.

Bonn, 13. September. (W. T. B.) Zu den morgen hier beginnenden Unions konferenzen von Theologen aller christlichen Bekenntnisse ist bereits eine namhafte Anzahl von Mitgliedern eingetroffen. Stiftspropst von Doellinger hat als Gast bei dem Bischof Reinkens Wohnung genommen.

Bayern. München, 12. September. Der König ist von Hohenschwangau wieder nach Schloß Berg zurückgekehrt.

Am vergangenen Fest Mariä Geburt, an welchem Tage es 25 Jahre waren, daß die Königin⸗Mutter Oberst⸗In⸗ haberin des 3. Artillerie⸗Regiments geworden, begab sich eine Deputation von Offizieren dieses Regiments zur Begluůͤckwünschung nach Hohenschwangau. Die Deputation wurde von Ihrer Ma⸗ jestät der Königin⸗Mutter sehr huldvoll empfangen.

Prinz Leopold ist gestern Morgen nach Dresden abgereist, um den Uebungen der sächsischen Truppen beizu⸗ wohnen. Se. Königliche Hoheit beabsichtigt, dem „Corr. v. u. f. D.“ zufolge, sich von Dresden nach Berlin zu begeben und in ungefähr 14 Tagen wieder nach München zurückzukehren.

. Der vom Kriegs⸗Ministerium zum Empfang und zur Begleitung des deutschen Kronprinzen nach Homburg beorderte Oberst⸗Lientenant von Eylander ist vorgestern Abend wieder hieher zurückgekehrt. ,

Das Königliche Kriegs⸗-Ministerium wird heute den ersten Theil des neuen Gxereir⸗Keglements für die Artillerie ausgeben. ;

Die „Allg. Ztg.“ schreibt: Die wiederholt in Anregung gebrachten Punkte bezüglich der Kosten von Zustellungen durch die Gerichts vollzieher, sowie der Beschränkung der Beschlagnahme von Gehalten, Pensionen und Löhnen haben zufolge der Ministerialbescheidung des Jahresberichtes der Handels⸗ und Ge⸗ werbekammer der Oberpfalz und von Regensburg für 1871 und 18527 vom 30. v. Mts. in dem Entwurfe einer deut schen Civilprozeßordnung, dessen Berathung in dem Bundes⸗

ersterer Beziehung darf eine wesentliche Erleichterung zu Gunsten der Rechtsuchenden von der in dem Entwurfe vorgesehenen Möglich⸗ keit der Zustellung durch die Post unter Verwendung der Post⸗ boten erwartet werden. Die Reyision der Gesetz gebung über Aktiengesellschaften ist durch die Einführung der deutschen Handelskammern sowie durch die Abgabe der Aeußerungen Seitens der deutschen Staatsregierungen vorbereitet, jedoch nach Ansicht des Bundesraths⸗Ausschusses für Justizwesen mit der Reviston des Handelsgesetzbuches zu verbinden. .

Das von Sr. Majestät dem König genehmigte neue Gehaltsnormatiy für die protestantischen Geistlichen bestimmt Folgendes: . . .

1) Dle Alterszulagen sind in der Weise bewilligt, daß durch die⸗ selben das fasstonsmäßige und resp. das für die Zeit bis zum vollen beten 15. Dienstjahre, von der Aufnahme unter die Pfarramts⸗Kan⸗ pbidaten an gerechnet, durch Staatszuschuß auf 900 F aufgebesserte Dienfteinkommen vom 16. bis zum vollendeten 20. Dienstjahre auf föoh0 Fl, vom 21. big inkl. 25. Hienftsahre auf 1109 Fl., vom 265. bis inkl. 36. Dienstjahre auf 1200 Fl, vom 31. bis inkl. 35. Dienst⸗ jahre auf 1300 Fl., vom 35. Dien tjahre an auf 1400 Fl. aufge⸗ bessert werden sollen. Diese Zulagen beginnen mit dem 1. Oktober senes Jahrez, in welchem I5 resp. 20, 265, 30 und 35 Dienstjahre vollendet wurben. 2) Bie ständigen Vikare in der Pfalz werden gleich den katholischen Kaplänen daselbst in den Städten auf 606 Fl., auf dem Lande auf 5060 Fl. aufgebessert. 3) Die Pfarr · wittwenkaffa wird durch Erhöhung des Zuschusses auf 213329 Fl. in den Stand gefetzt werden, den Wittwen und den Doppelwaisen eine Penston im Jahresbetrage von 350 Fl,, den einfachen Waisen eine Alimentation im Jahresbetrage von 70 Fl. zu gewähren. H Der Staatszuschuß für die un n der hälfsbedürftigen majorennen Pfarrerswalfen wurde von 540 Fl. auf 10980 Fl. erhöht. Die sämmt⸗

J. September 1871 bis zum 7. März 1877 in Anspruch. Bei Behinberung des Königlich preußischen Justiz⸗Ministers Dr. Leon⸗

da ab am 11. ds. Kehl passtrt, wird am 13. September Mann⸗

lichen neuen Bewilligungen sind gleichfalls widerruflicher Natur und

rathe kürzlich 3 Abschluß gelangte, ihre Würdigung gefunden. In

die Alterszulagen. sowie die Aufbesserungen der ständigen Vikare nur als perfönliche Zulagen zu betrachten, welche zwar bei Todesfällen pon Geistlichen den Relikten derselben für die Dauer des Nachsitzes belassen werden sollen, die aber in anderen Erledigungsfällen nicht den Interkalgreinkünften zugerechnet werden dürfen, sondern der Staatskassa heimfallen. Die bewilligten Alterszulagen unterliegen

der Taxe.

Sachsen. Dresden, 12. September. Der König ist gestern Abend 8, Uhr von den Manövern bei Meißen nach Pillnitz zurückgekehrt und hat sich heute früh 6 Uhr (von Jiiedersedlitz per Extrazug) zu den Manövern der 2. Infanterie⸗ Diviston Nr. 24 nach Hainichen begeben. Die Rückkehr Sr. Majestät nach Pillnitz erfolgt heute Abend.

Der Minister des Königlichen Hauses, Staats⸗Minister a. D. Dr. Freiherr von Falkenstein ist von seiner Urlaubs⸗ reise zurückgekehrt.

Württemberg. Stuttgart, 12. September. Zur Feier des Geburtsfestes der Königin fand gestern in Friedrichshafen russischer Gottesdienst im Königlichen Schlosse statt, worauf Ihre Majestät die Glückwünsche der Hofstaaten, sowie der anwesenden fremden Gäste entgegenzunehmen geruhten. An der Hoftafel nahmen gußer Ihren Majestäten, dem Herzog Eugen, welcher am Mittwoch Abend daselbst eingetroffen ist, und der Herzogin Vera von Württemberg, die Prinzessin Friedrich, die Landgräͤfin von Hessen⸗Philippsthal und die Prinzessin Wilhelm von Baden, sodann die Herren und Damen des Hofes, der Kaiserlich russische Gesandte von Staal nebst Gemahlin, der Ge⸗ heime Rath von Titoff ꝛc. Theil. Weitere Einladungen waren an die geistlichen und weltlichen Beamten von Friedrichshafen und an einige hier wohnende adelige Familien ergangen. Wäh⸗ rend der Hoftafel spielte die Kapelle des Königlichen 2. Infan⸗ terie⸗ Regiments im Schloßgarten. Der König trank auf das Wohl des Kaisers von Rußland, dessen Namensfest gestern ge⸗ feiert wurde, der Herzog Eugen auf das Wohl der Königin.

In der Residenzstadt hatte bereits am letzten Sonntag die kirchliche Feier des Hohen Geburtsfestes stattgefunden, welches an demselben Tage in zahlreichen Gemeinden des Landes Seitens der Bürgerschaft festlich begangen worden war. Vorgestern Abend fand ein Zapfenstreich und gestern um 7 Uhr Morgens militärische Reveille statt. Die Mustkcorps der beiden hier gar⸗ nisonirenden Infanterie⸗Regimenter durchzogen mit Musik die Straßen der Residenz. Mittags waren in den Kasernen und Offizierkafinos Festesfen veranstaltet und Abends Festvorstellung im Königlichen Hoftheater.

Der „St. A. f. W.“ veröffentlicht folgendes Dank⸗ schreiben des kommandirenden Generals XIII. Armee⸗Corps von Schwartzkoppen:

„Im Namen der Truppentheile des mir unterstellten Armee⸗ Corps fühle ich mich verpflichtet, den Behörden und Gemeinden der während der diesjährigen Herbstübungen von den Truppen berührten Oberämter meinen Dank für das freundliche Entgegenkommen und die ausgezeichnete, gastfreie Aufnahme auszusprechen, welche Seitens der Bevölkerung allseitig dem Soldaten geworden ist.

von Schwartz koppen, General der Infanterie und komman— dirender General des XIII. (Königlich Württembergischen) Armee⸗Corps.“

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 12. Sep⸗ tember. Der Großherzog hielt, wie der „Weim. Ztg.“ aus Wilhelmsthal gemeldet wird, während der drei letzten Tage Hirsch⸗ jagd in Zillbach, an welcher der regierende Herzog und Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg, die Prinzen Eduard und Gustav von Sach sen⸗Weimar und andere Geladene Theil nahmen. Nach Beendigung der Jagd verabschiedete sich Se. Königliche Hoheit von seinen Gästen und reiste Abends von Eisenach ab, um heute der in der Nähe von Friedberg statt⸗ findenden Parade beizuwohnen. Der Herzog von Altenburg verbrachte den gestrigen Abend noch in Wilhelmsthal mit der Großherzoglichen Familie und reiste heute früh nach Altenburg ab.

Nach der Synodalordnung ernennt der Großherzog nach Vernehmung des Kirchenraths mit gutachtlichen Vorschlägen vier Mitglieder der Synode und zwar zwei aus dem geistlichen und zwei aus dem Laienstande. Seitens Sr. Königlichen Ho⸗ heit sind ernannt worden: die Herren Kirchenrath Professor der Theologie Dr. Pfleiderer zu Jena, Pfarrer Hunnius zu Groß⸗ Neuhausen, Kammerherr v. d. Gabelenz⸗Linsingen, Appellations⸗ gerichts Rath Dr. Vollert. Die Zahl der anderen Mitglieder der Synode beträgt 31.

Anhalt Dessau, 11. September. Nach Beendigung der Herbstmanöver im Harze werden das 1. und 2. Bataillon des Anhaltischen Infanterie⸗Regiments heute per Extrazug von Quedlinburg in ihre Garnisonen zurückkehren. Das Zerbster Füsilier⸗Bataillon war zur Theilnahme an den großen Kavalleriemanövern bei Burg kommandirt, die ebenfalls beendet sind. Das 6. Dragoner⸗ Regiment wird auf seinem

Reüͤckmarsche morgen die Stadt berühren.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 1I. September. Der Erbprinz und die Erbprinzessin sind aus der Fürstlichen Oberherrschaft hierher zurückgekehrt. Der Fürst wird aus Scheveningen am 19. d. M. zurück⸗ erwartet.

Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 11. September. (Straßb. Ztg. Se. Königliche Hoheit der General⸗ Feldmarschall Prinz Friedrich Carl traf gestern Nach⸗ mittag 5 Uhr 33 Minuten, von Berlin über Weißen⸗ burg kommend, hier ein und wurde am Bahnhofsperron von dem kommandirenden General von Fransecky empfangen und nach dessen Wohnung geleitet. Am Bahnhof, der Bahn⸗ hofsbrücke, dem Kleberstaden und in den angrenzenden Straßen hatte sich eine zahlreiche Menge eingefunden, um den ohn Gast zu sehen. Heute Vormittag 8 Uhr 30 Minuten begab Sich Se. Königliche Hoheit mit der Bahn nach Brumath, um den in der dortigen Umgebung stattfindenden größeren Kavallerie⸗Manö⸗ vern beizuwohnen. Heute Nachmittag ? Uhr 48 Minuten wird der Prinz hierher zurückkehren. Der Bahnhof, die Festungsthore und die militärischen Gebäude sind seit gestern beflaggt.

12. September. Nachdem Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl gestern Nachmittag, von Bru⸗ math kommend, hier wieder eingetroffen war, besuchte Höchstder⸗ selbe das hiesige Kaiserliche Landesgestüt. Um 5 Uhr war Tafel bei dem kommandirenden General von Franseckh. Heute früh 5 Uhr 43 Minuten begab Sich Se Königliche Hoheit mittelst Bahn nach Hagenau, um dem Schlusse der in der dortigen Gegend stattsindenden Kavallerie⸗Manöver beizuwohnen. Von Hagenau tritt der Prinz die Rückreise an.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. September. Der Kaiser ist gestern um halb 12 Uhr Nachts aus Brandeis hier eingetroffen und hat sich nach Schönbrunn begeben.

Nach der am 11. d. M. e, . Beendigung der statt⸗ gehabten Manöver hat sich der Kaiser über die Haltung

sãmmtlicher Truppen sehr befriedigt ausgesprochen. Dieselben rückten gestern wieder in ihre Kantonnements ein.

Der Minister⸗Präsident Fürst Adolf Auersperg hat, nach Beendigung seines Urlaubes, das Minister⸗Präsidium wieder übernommen.

Trie st, 12. September. Wie die „Triester Zeitung“ meldet, wurde gestern während einer Generalprobe ein Attentat auf das Stadttheater entdeckt. Es war die Zerstörung des Theaters durch eine Gasexplosion beabsichtigt.

Agram, 11. September. Im Landtag brachte der Ab⸗ geordnete Dr. Spun einen Gesetzentwurf über die Abschaffung der Kettenstrafe ein. Die Gesetzentwürfe über die Zusammen⸗ stellung der Geschwornenlisten für Preßgerichte und über die be⸗ dingte Beurlaubung der Sträflinge wurden sonach in dritter Lesung angenommen.

Belgien. Brüssel, 12. September. (W. T. B.) Der zum bevollmächtigten Minister Spaniens am belgischen und niederländischen Hofe ernannte Herzog von Tetuan hat sich heute nach dem Haag begeben, um dort seine Kreditive zu überreichen.

Großbritannien und Irland. (Monatsübersicht für August.) Am 20. August verließ die Königin Osborne auf der Insel Wight und begab sich, in Begleitung der Prinzessin Beatrice und des Prinzen Leopold, nach Balmoral, wo dieselbe bis zum Anfang November zu verweilen gedenkt. In den letzten Tagen des Monats begaben sich der Herzog und die Herzogin von Edinburgh, welche am 20. von ihrem Ausfluge nach Jugenheim und Coburg wieder in London eingetroffen waren, gleichfalls dorthin. Der Kron⸗ prinz und die Kronprinzessin verließen am 24. nach fast siebenwöchent⸗ lichem Aufenthalte die Insel Wight, um über Antwerpen und Brüssel nach Potsdam zurückzukehren, wohin ihnen wenige Tage später der Prinz von Wales folgte. Die Prinzessin von Wales hatte sich schon am 14. nach Edinburgh begeben, um dort die Ankunft des Königs und des Kronprinzen von Dänemark auf der Rückreise von Island zu erwarten, mit denen sie sich am 20. von Leith nach Kopenhagen begab. Am 1. August traf die Kaiserin von Oesterreich, in Begleitung der Erzherzogin Valerie, zu einem längeren Aufenthalte in Steephill Castle bei Ventnor auf der Insel Wight ein.

Im Unterhause passirte am 3. August die Bill zur Rege⸗ lung dis öffentlichen Gottesdiensterß. Im Oberhause wurde ein Amendement des Unterhauses zum Kirchendisziplinargesetze, wel⸗ ches den Kirchenmitgliedern von der Entscheidung eines Bischofs in! Bezug auf die Disziplin gegen einen zuwiderhandelnden Geist⸗ lichen eine Berufung an den Erzbischof gestatten sollte, ver⸗ worfen, in Uebereinstimmung mit der im Unterhause von Herrn Gladstone gegen dies Amendement erhobenen Opposition. Das betreffende Amendement wurde darauf auch im Unterhause zurückgezogen und die Bill ange⸗ nommen. Nach Erledigung mehrerer anderer Vorlagen von ge⸗ ringerer Bedeutung wurde die erste Session des 21. Parla⸗ mentes des Vereinigten Königreiches am J. August mit den herkömmlichen Feierlichkeiten geschlossen. In der dabei von dem Lordkanzler verlesenen Königlichen Botschaft wird zunächst das freundschaftliche Verhältniß Großbritanniens zu den ubrigen Mächten hervorgehoben. In Bezug auf die Theilnahme Groß⸗ britanniens an dem Brüsseler Kriegsrechts⸗Kongresse heißt es in der Botschaft, daß Seitens des Letzteren die Bedingung gestellt worden sei, daß das Völkerrecht nicht modiftzirt und die Operationen zur See nicht beschränkt werden dürften. In Betreff Spaniens erklärte die Königin, daß die Aufrechthal⸗ tung der Nichtinterventionspolitik nothwendig erscheine. In Be⸗ zug auf die inländische Gesetzgebung begluͤcwünscht Ihre Ma⸗ jestät das Parlament wegen Passirung des Fabrikgesetzes zum Schutze der Frauen und Kinder, des schottischen Patronatsgesetzes und des kirchlichen Disziplinar⸗ und Ritusgesetzes. Außerdem wird in der Botschaft noch besonders auf die vom Parlamente genehmigten finanziellen Maßregeln, namentlich auf die Ermäßi⸗ gung der Steuern Bezug genommen.

Im Ganzen wurden vom Parlamente während der ver⸗ flossenen Session 62 verschiedene Bills angenommen, welche die Sanktion der Krone erhielten. Die Mehrzahl derselben ist nur von lokaler und untergeordneter Bedeutung und ist dies einmal in dem Umstande begründet, daß das gegenwärtige Ministerium ohne eigentliches Programm und die sonst üblichen Vorberei⸗ tungen vor das Parlament treten mußte, andererseits aber auch darin, daß das Ministerium in wichtigen Fragen die Initiative dem Parlamente überließ. Dies war namentlich bei zwei bedeu⸗ tenden Vorlagen der irischen Home Rule Bill und der von dem Erzbischofe von Canterbury eingebrachten Bill zur Regelung des öffentlichen Gottesdienstes der Fall. Erstere, von der Regierung bekämpft, wurde mit einer außerordentlich großen Majorität ver⸗ worfen und dadurch der ganzen irischen Bewegung auf lange Zeit die Spitze abgebrochen, letztere, von der Regierung adoptirt und nach langwieriger Debatte vom Parlament angenommen, bezweckt die Abschaffung des Ritualismus in der englischen Hoch⸗ kirche, welcher derartig überhand genommen hatte, daß der Gottes⸗ dienst dem der katholischen Kirche durchaus gleich war, ein Um⸗ stand, durch welchen der Ausbreitung des Katholizismus in hohem Grade Vorschub geleistet wurde.

Der zwischen Großbritannien und dem Königreiche der Niederlande abgeschlossene Auslieferungsvertrag wurde am 7. August veröffentlicht. Derselbe ist am 17. fuͤr beide Länder in Kraft getreten. Die Verbrechen, wegen deren eine Ausliefe⸗ rung stattfindet, sind: Mord, Versuch zum Mord, Falschmünzerei, Fälfchung, Unterschlagung und Diebstahl, soweit letzterer nicht im niederländischen Strafgesetzbuche als einfacher qualifizirt ist, Er⸗ langung von Geld unter falschen Vorspiegelungen, Veruntreuung . Gelder, betrügerischer Bankerott, Meineid und Brand⸗

iftung.

Ungeachtet der wiederholten Niederlagen, welche die Home Rule Partei im Parlamente erlitten hat, dauerten die agita⸗ torischen Bestrebungen derselben, namentlich bei der in England und Schottland angesessenen irischen Bevölkerung fort. So wurden in Greenwich und Glasgow an letzterem Orte betheiligten sich mehr als 20 000 Personen Massenversammlungen abgehalten, in denen die Leiter der Partei ihre Ansichten zur Geltung zu bringen be⸗ strebt waren.

Die Führer der englischen Ultramontanen haben, ermuthigt durch den Erfolg der im vergangenen Jahre unternommenen Wallfahrt nach Lourdes, unter den be, . des Herzogs von Norfolk und des Grzbischofs von Westminster, Dr. Manning, abermals eine Wallfahrt, diesmal zum Grabe des heiligen Ed⸗ mund in Pontigny veranstaltet, an der sich etwa 300 Personen betheiligt haben dürften.

Der Strike der ländlichen Arbeiter in den östlichen Graf⸗ chaften, welcher den ganzen Sommer hindurch währte, hat mit er vollständigen Niederlage des Arbeitervereins, gegen welchen

allein der hartnäckige Widerstand von Seiten der Arbeitgeber geleistet worden, geendet. Der Verein hat sich außer Stande gesehen, seine Mitglieder, vornehmlich die unter ihnen, welche aus körperlichen Ur⸗ sachen unfähig waren, eine andere Beschäftigung zu ergreifen oder auszuwandern, ferner zu unterstützen und sie auf diese Weise genoͤthigt, die ihnen von den Arbeitgebern gestellten Bedingungen schließlich anzunehmen. In den Kohlendistrikten, wo augenblick⸗ lich die Noth eine sehr große ist, da dort gleichfalls die Arbeiter in großer Zahl die Arbeit in olg der von den Grubenbesitzern herabgesetzten Löhne eingestellt haben, dürfte das gleiche Resultat unvermeidlich sein, da die Arbeitgeber auch dort entschlossen sind, die nöthige Reduktion durchzuführen und den Einfluß der Ar⸗ beitervereine zu brechen.

Der Gesammtwerth der britischirischen Ausfuhr nach den Kolonien ist im zweiten Quartale des laufenden Jahres gegen das entsprechende Quartal des Vorjahres um 166 Prozent ge⸗ stiegen und belief sich auf 19.3604,1056 Pfd. Strl. gegen 16,820,748 Pfd. Strl. in 1873; dagegen hat die Ausfuhr nach dem Auslande in derselben Periode um 136 Prozent gegen das Vorjahr abgenommen; dieselbe ist von 45,589,713 Pfd. Strl. im zweiten Quartale 1373 auf 40425, 024 Pfd. Strl. in der gleichen Periode des laufenden Jahres gesunken. Namentlich nach den Vereinigten Staaten, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, und Aegypten ist die Abnahme eine bedeutende gewesen, während sie andererseits nach Schweden und Rußland um beziehungsweise 25 und 14 Prozent zugenommen hat. In derselben Periode hat sich die Bevölkerung auf natürlichem Wege um 120,732 Köpfe vermehrt, dieselbe belief sich am 1. Juli auf 32,412,010 Personen, wovon auf England und Wales 23,648,609, auf Schottland 3462, 916 und auf Irland 5,300, 435 kamen. Was die Auswanderung anbetrifft, so verließen während des oben angegebenen Zeitraums im Ganzen 92,716 Personen die britischen Häfen, von denen 15,420 Ausländer, 35,387 Engländer, 8599 Schottländer und 30,400 Irländer waren. Gegen das zweite Quartal 1873 hat die Zahl der britischen Auswanderer um 257 abgenommen und war dieselbe beträchtlich niedriger, als zu irgend einer andern Zeit seit 1368. Die Zahl der von Almosen lebenden Personen, 748,584, hat bedeutend abgenommen, seit 1857 hat dieselbe nicht einen so niedrigen Standpunkt erreicht gehabt, als in dem eben abgelaufenen Quartale.

Die Ernte ist in dem größten Theile von Bengalen und Behur eine gute gewesen und sind daselbst auch die Aussichten für die Herbsternte keine schlechten, doch ist letztere noch unsicher und hängt wesentlich von dem Regen im September ab. Da⸗ gegen ist in Folge eingetretener Dürre abermals eine vollständige Mißernte in Tirhut, Buodwan, Murshedabad und Nuddas zu erwarten, und hält man allgemein die dortigen Zustände für geeignet, große Besorgnisse hervorzurufen. Die Regierung hat deshalb auch sofort die nöthigen Maßregeln getroffen, um mehr Nahrungsmittel in die bedrohten Distrikte zu befördern, sobald sich ein Bedarf zeigen sollte. Bis zum 15. September werden die jetzigen Unterstuͤtzungsmaßregeln in Kraft bleiben und soll dann die Lage jedes einzelnen Distriktes genau untersucht wer⸗ den. Die Zahl der augenblicklich privatim unterstützten Personen hat zugenommen, dagegen nimmt die Zahl der an den öffent⸗ lichen Bauten beschäftigten Arbeiter ab.

In Britisch⸗Nordamerika geht man mit dem Plane um, zwischen den einzelnen Provinzen eine noch engere Föderation zu stiften, als sie augenblicklich besteht. Es ist Aussicht dazu vor⸗ handen, daß sich bereits im nächsten Jahre Neu⸗Schottland, Neu⸗ Braunschweig, Neu⸗Foundland und die Prinz Edwards⸗Inseln zu einer Provinz, welche den Namen Acadia führen soll, ver⸗ einigen und ihre besonderen Regierungen und legislativen Ver⸗ saumlungen aufgeben werden.

Frankreich. Paris, 13. September. Ueber die Reise des Präsidenten Marschalls Mac Mahon liegen folgende Tel egramme vor:

Lille, 12. September, Mittags. (W. T. B.) Der Mar⸗ schall⸗Präsident hat heute früh das Militär⸗Hospital und die Kirche von St. Moritz besucht, wo er von dem Kardinal Regnier begrüßt wurde. Letzterer richtete eine Ansprache an den Prä⸗ sidenten und versicherte denselben des Beistandes des Klerus, der über alle politischen Leidenschaften erhaben sei, eine ausschließlich friedliche Mission habe und Gehorsam gegen die bestehende Staatsgewalt lehre. Die Präsidenten der Handelskammer be⸗ tonten in ihrer Anrede das Vertrauen auf den Marschall Mac Mahon und erwähnten die sich mehrenden Anzeichen einer günstigeren Entwickelung der Handelsgeschäfte. Auf eine weitere Ansprache des Präsidenten des Generalraths, Plichon, er- klärte der Marschall-⸗Präsident: „Sagen Sie der Bevölkerung in allen Schichten, daß die Sympathie, von der sie mir ein so schmeichelhaftes Zeugniß giebt, mich ermuthigt zur Erfüllung der Aufgabe, die mir von der National⸗ versammlung anvertraut ist. Wiederholen Sie, was ich schon mehrfach versichert habe, daß ich die mir zu Theil gewordene Mission mit Festigkeit und Vertrauen erfüllen, daß ich die Gemäßigten von allen Parteien um mich schaaren werde. Ich bin überzeugt, dieselben werden mir beistehen, um meine Mission zu Ende zu führen, denn dieselben sind, wie Sie, von dem Gedanken durchdrungen, daß dieser Erfolg nothwendig ist für die Wohlfahrt des Landes.“ Seitens des Königs von Bel⸗ gien wurde Marschall Mae Mahon vom General Viet begrüßt; der Marschall ersuchte denselben, dem Könige dafür seinen Dank auszudrücken. Kardinal Regnier hat das Commandeurkreuz der Ehrenlegion erhalten.

Lille, 12. September, Abends. Der Marschall⸗Präsident hat heute eine Revue über die hier garnisonirenden Truppen abgehalten und darauf die in der Nähe der Stadt belegenen Hüttenwerke besucht, wo er von den Arbeitern sehr sympathisch begrüßt wurde. Morgen wird derselbe seine Reise nach Bethune fortsetzen. Den Plan, auch der Stadt Lyon einen Besuch abzustatten, hat Mar⸗ schall Mae Mahon nunmehr ganz aufgegeben.

Bethune, 13. September. (W. T. B.) Der Marschall⸗ Präsident ist heute hier eingetroffen und von den Behörden feier⸗ lich empfangen worden. Der Maire versicherte denselben der Ergebenheit der Bevölkerung und hob hervor, daß ihm die Na⸗ tionalversammlung eine fest bestimmte Gewalt verliehen habe, die es ihm möglich machen werde, das so wohl angefangene Werk der moralischen und materiellen Wiedergeburt zu einem guten Ende zu führen. Der Marschall erwiderte mit einigen Dankesworten und mit dem Ausdrucke der Hoffnung, daß die Nationalversammlung unverzüglich die konstitutionellen Gesetze votiren werde. Nach nur kurzem Aufenthalte begab sich der Marschall alsdann nach Auchel, um den dortigen Mandoͤvern beijuwohnen. In Auchel hatte sich eine große Anzahl von Maires zu seiner Begrüßung eingefunden, auch die Arbeiter aus den benachbarten Bergwerken brachten ihm eine Ovation dar. Der Marschall übernachtet in Auchel.

Pars, 158. Septeniber. (B. T. B.) Das „Journal officiel; veröffentlicht ein Dekret, betreffend die vom 1. Oktober ab ein⸗