an sich dergestalt ausführbar, daß dadurch das System jener Tarife und das Verhältniß der einzelnen Steuersätze derselben ꝛ ᷣ ; Dieser Bedingung wird ge⸗ nügt, wenn einerseits die neuen Einkommensstufen durch Ein⸗ schiebung zwischen den bestehenden weiteren Stufen der Staats⸗ steuern unter Anschluß an die Maximal⸗ und Minimal⸗Begren⸗ zung sowie die Abrundung ihrer Intervalle gebildet, andererseits die Steuereinheitssätze für diese neuen Stufen in angemessenem Durchschnittsverhältnisse zu den Steuersätzen der betreffenden nächstliegenden Staatssteuerstufen festgestellt werden. Unter dieser Voraussetzung findet sich gegen die Abänderung der Stufen der Klassen⸗ und klassifizirten Einkommensteuer in den Kommu⸗
gegeneinander nicht geändert wird.
nal⸗Einkommensteuer⸗Tarifen nichts zu erinnern.
*
— Der Minister des Innern und der Justiz-Minister haben sich in einem Spezialfall damit einverstanden erklärt, daß in streitigen Wegebausachen, bei denen mehrere Kreise verschie⸗ dener Regierungbezirke betheiligt sind, die betheiligten Verwal⸗ tungsgerichte sich darüber zu vereinbaren und gemeinsame Bestimmung zu treffen haben, welcher Kreisausschuß mit der Erledigung der Sache beauftragt werden soll.
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— Der internationale Postkongreß wie aus Bern geschrieben wird, am 22. Transitfrage. sie im Verfassungsentwurfe vorgesehen war, ist so beträchtlichen Schwierigkeiten begegnet, daß der Kongreß es für angemessen hielt, als Vermittlungsweg ermäßigte Taxen für den Transit festzustellen, nämlich 2 Franken für das Kilogramm Briefe und 25 Rappen per Kilogramm für andere Korrespondenzobjekte. Diese Taxe kann immerhin zu Gunsten der Verwaltungen ver⸗ doppelt werden, in deren Gebiet die Briefpostgegenstände eine Strecke von mehr denn 750 Kilometer zu durchlaufen haben.
Die neuen, gegenüber den jetzt bestehenden Taxen sehr er⸗ mäßigten Transitgebühren stehen der Aufstellung der kleinsten Einheitstaxen für das ganze Gebiet der postalischen Union nicht im Wege.
In seiner gestrigen Sitzung hat der internationale Post⸗ kongreß die Errichtung eines, dem internationalen Telegraphen⸗ bureau ähnlichen, internationalen Postbureaus beschlossen. Ueber die Organisation desselben soll später Beschluß gefaßt werden.
— Der General der Kavallerie und General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, Baron von Rhein⸗ baben, ist von seiner Dienstreise hierher zurückgekehrt, desgleichen der Contre⸗Admiral und Direktor der Kaiserlichen Admiralität, Henk, nach Auflösung des Uebungs⸗Geschwaders und der Oberst und Abtheilungs⸗Chef im Kriegs⸗Ministerium, von Caprivi, von seinem Kommando zur Dienstleistung beim Ostfriesischen In⸗ fanterie⸗Regiment Nr. 78.
beschãftigte sich
d. M. mit
— Der General⸗Major von Ostrowski, Commandeur der 17. Infanterie⸗Brigade, ist zur Abstattung persönlicher Mel⸗ dungen hier angekommen.
— Der Herzog von Sachsen⸗Meiningen und der Gemeinderath der Stadt Meiningen haben den hie⸗ sigen städtischen Behörden telegraphisch ihren Dank für die der Stadt Meiningen gewährte Beihülfe ausgedrückt.
Das Telegramm des Herzogs lautet:
„Meiningen, 19. September. An Magistrat und Stadtverord⸗ netenversammlung zu Berlin. Ich spreche Ihnen Meinen wärmsten Dank aus für das großartige, unserer Reichshauptstadt würdige Ge⸗ schenk, welches Sie Meiner von dem großen Unglücke betroffenen Re⸗ sidenzstadt votirt haben. Es muß jeden guten Deutschen erheben, zu sehen, daß die Einigkeit Deutschlands auch in der Wohlthätigkeit fo schönen Ausdruck findet.
Georg, Herzog von Meiningen.“
Der Gemeinderath telegraphirte unterm 21. d. M.:
„An den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung von Berlin. Die Nachricht, daß die Berliner Stadtverordnetenversamm⸗ lung für die hiesige Kommune 10900 Thlr. bewilligt habe, ist von der Stadt Meiningen mit der größten Freude und dem lebhaftesten Dank aufgenommen worden, da unsere an sich nicht glänzenden städti—⸗ schen Finanzen durch den großen Brand schwer geschädigt worden sind. Wir sprechen dem Magistrat und der Stadtverordnekenversammlung ven Berlin unsern wärmsten Dank aus für diese große und so hoch⸗ herzige Gabe.
Der Magistrat und der Gemeinderath der Residenzstadt Meiningen. Krell. Abesser.“
Bayern. München, 23. September. Der König hat bestimmt, das Andenken der im Kriege 1870 71 in Folge von mit der Fahne in der Hand erhaltenen Wunden verstorbenen Fahnenträgern für alle Zeiten dadurch zu ehren, daß die Namen derselben mit kurzer Erwähnung der Veranlassung auf silbernen Ringen an den betreffenden Fahnen verzeichnet werden. Diese Auszeichnung erhalten: die Fahne des 2. Bataillons des 2. In⸗ fanterie⸗Regiments Kronprinz mit der Inschrift: Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 6. August 1870 verwundet und starb in Folge dessen Sergeant Adalbert Dietrich:“ ferner die Fahne des 1. Bataillons des 3. Infanterie⸗Regiments Prinz Karl von Bayern mit der Inschrift: „Es wurde mit dieser Fahne in der Hand verwundet und starb in Folge dessen Ser⸗ geant Karl Rosa.“ Die Anbringung dieser Ringe an der Fahne hat mit einer kurzen dienstlichen Feierlichkeit zu erfolgen.
Württemberg. Stuttgart, 24. September. Der König und die Königin haben für die Abgebrannten in Mei⸗ ningen die Summe von 1000 Mark bewilligt.
— Dem „St. A. f. W.“ zufolge sind von dem Württem⸗ bergischen Armee⸗Corps während der Erntezeit in Summa 2994 Mann mit 22,459 Arbeitstagen (die Reisetage in die Heimath abgerechnet) beurlaubt worden.
— 24. September. (W. T. B.) Die Generalver⸗ sammlung des Gustap⸗Adolph⸗Vereins ist heute ge⸗ schlossen worden. Nach dem Beschlusse derselben soll die Kirchen⸗ gemeinde Gurren im Regierungsbezirke Gumbinnen die große Liebesgabe erhalten. Zum Versammlungsort für das naͤchste Jahr wurde in Folge einer Einladung der dortigen Behörden und da man einer an die Versammlung gerichteten besonderen Begrüßung Sr. Majestät des Kaisers damit entgegenzu⸗ kommen glaubte, Pots dam bestimmt.
Baden. Karlsruhe, 23. September. Der mo numen⸗ tale Brunnen am Haupteingange der Stadt, gesetzt von der Stadtgemeinde, unter Verwendung eines großen Geschenkes von W. Klose dafür, zu Ehren der Werke, welche unter der Amts⸗ führung des Ober⸗Bürgermeisters Jakob Malsch (1847-1870) von der Stadtgemeinde Karlsruhe ins Leben gerufen wurden, war gestern fruͤh schön beflaggt, weil er von diesem Tage an in Thätigkeit bleiben wird. Die Gedenktafel besagt: „Unter der
der Die unbedingte Unentgeltlichkeit des Transits, wie
schuf die Gemeinde neben andern segensreichen Werken die Wasserleitung. Dieser Brunnen wurde aus der Schenkung von W. Klose und Gemeindemitteln errichtet. Die Stadt Karls⸗ ruhe setzte mit dem von Baurath Lang erbauten „Malsch⸗ Brunnen“, welcher noch mit Marmorfiguren von Prof. Moest geschmückt werden wird, ihrem langjährigen Gemeindevorstande Malsch und dessen Mitarbeitern in der Gemeindeverwaltung ein Denkmal. Zur Feier dieses Ereignisses hat der Gemeinderath auf gestern Abend 8 Uhr einen Bürgerabend in dem größen Saale der „Eintracht“ veranstaltet. Ober⸗Bürgermeister Lauter brachte dabei den ersten Trinkspruch auf die beiden Gefeierten aus, der von dem früheren Ober⸗Bürgermeister Malsch beant⸗ wortet, während dem Maler Klose das Hoch nach Rom tele⸗ graphirt wurde.
FGessen. Darm stadt, 23. September. Der Zweiten Kamm er der Stände sind in diesen Tagen drei Propositionen der Großherzoglichen Ministerien des Innern und der Finanzen zugegangen, die sich auf die Erbauung der Vieinalstraßen von Schlitz bis an die preußische Grenze bei Salzschlirf, von der Straße Hirschhorn⸗Wald⸗Michelbach über Aschbach, Affolterbach, Wahlen und Groß⸗Ellenbach bis zur Straße Fürth⸗Erbach und zwischen Leeheim und Geinsheim beziehen.
— Wie das „Fr. J.“ erfährt, ist der Entwurf einer Ge⸗ sinde⸗Ordnung von dem mit der Vorbereitung beauftragten Referenten des Ministeriums der Justiz bereits vollständig aus⸗ gearbeitet und wird voraussichtlich vor oder doch während der . bevorstehenden Session der Zweiten Kammer zur Vorlage gelangen.
Mecklenburg. Schwerin, 24. Septemvper. Der Erb⸗ großherzog ist gestern von Norderney hierher zurückgekehrt.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 24. Sep⸗ tember. Der Weim. Ztg.“ zufolge wird der Großherzog dem Gottesdienste, welcher am nächsten Sonntag früh 9 Uhr in der Haupt- und Stadtkirche der Eröffnung der Synode vorausgehen wird, beiwohnen. Die Eröffnung selbst wird in derselben Kirche unmittelbar darauf im Auftrage des Großher⸗ zogs durch den Chef des Kultus⸗Departements, Geheimrath Dr. Stichling, erfolgen. Später wird der Großherzog sich die Glieder der Synode vorstellen lassen und an der Tafel um sich versammeln.
Sach sen⸗Meiningen⸗Hildburghansen. Der „Magd. Ztg.“ wird aus Meiningen vom 24. September telegraphirt: „Im benachbarten Obermaßfeld ist ein großer Brand aus⸗ gebrochen.“
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 24. September. Die forstamtlichen Funktionen bezüglich der durch das Gesetz vom 29. April 1874, die definitive Regulirung der Rechtsverhaͤltnisse am Domänenvermögen betr,, vom 1. Oktober gegenwärtigen Jahres ab dem Herzoglich altenburgischen Staatsfiskus zu⸗ getheilten Forstreviere werden nach einer Bekanntmachung des Gesammt⸗Ministeriums vom vorgedachten Zeitpunkte ab die Chefs der Domänenforstämter, welche vom 1. Oktober a. c. ab für die dem Domänenfideikommiß des Herzoglichen Hauses Sachsen⸗Altenburg durch das citirte Gesetz zugewiesenen Forst⸗ reviere mit den Sitzen zu Altenburg und zu Roda in Wirksam⸗ keit treten, in der Eigenschaft widerruflich angestellter Staats⸗ diener unter Beibehaltung der bisherigen Bezeichnungen als Herzoglich sächsisches Forstamt zu Altenburg und zu Roda bis
Forstreviere Fockendorf, Lehma, Ehrenberg und Ronneburg, 2) der Chef des künftigen Domänenforstamtes zu Roda bezüg⸗ lich der staatsfiskalischen Forstreviere Klosterlausnitz, Saasa und Tautenhain, ganz in derselben Weise und mit denselben Kom⸗ petenzen, wie sie ad 1 dem zeitherigen Herzoglichen Forstamte in Altenburg, ad 2 dem zeitherigen Herzoglichen Forstamte in Roda bezüglich der genannten Reviere zugestanden haben.
Anhalt. Dessau, 23. September. Der Herzogliche Hof siedelt heute von Dessau nach Ballenstedt über.
Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 23. September. Nachdem Kasernen und sonstige Gebäude der Citadelle nun⸗ mehr nahezu vollendet sind und der übrige Raum planirt ist, wird eben in der Mitte des freien Platzes ein Denkmal in weißem Sandstein errichtet. Dasselbe traͤgt auf der Vorderseite die Inschrift: „Dem Andenken der im Feldzuge 1870 — 71 gefalle⸗ nen und gestorbenen Kameraden. Das Königlich Preußische Ingenieurcorps.“ Die Namen der Gefallenen und Gestorbenen sind auf den drei übrigen Seiten des Monumentes eingemeißelt.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. September. Der Kaiser wohnte heute früh den Manövern bei Arad bei. Nach seiner um 1 Uhr erfolgten Rückkehr nach Arad erließ der Kaiser ein belobigendes Handschreiben an den Feldmarschall⸗Lieutenant . v. Scudier. Um 31 Uhr reiste der Kaiser nach Gödöllö zurück.
— Der Prinz Karl von Baden ist am 21. d. M. in 6 angekommen und hat sich von dort nach Abtenau egeben.
— Zeldmarschall Frhr. v. Manteuffel ist am 21. d. M. in Salzburg angekommen und reist von dort nach Gastein.
— Der niederösterreichische Landtag nahm heute einstimmig folgenden Beschluß an:
Der hohe Landtag wolle beschließen: Als Ehrengeschenk für die Theilnehmer an der in Jahre 1872 begonnenen österreichischen , wird aus dem Landesfonds ein Betrag von S000 Fl. öst. W. bewilligt. Hiervon haben den Herren Weiprecht und Payer je 1500 Fl. öst. We, den übrigen Offizieren und der Mann⸗ schaft zusammengenommen 3000 Fl. zuzukommen und ist der setztere Betrag an die einzelnen Theilnehmer nach den Anträgen der Herren Weiprecht und Payer von dem Landesausschusse zu vertheilen.
Dieser Antrag ward ohne Debatte einstimmig angenommen.
Schweiz. Olten, 22. September. Von ea. 30 Gemein⸗ den und Ortsvereinen fanden sich gestern Delegirte, etwa 70 an der Zahl, in Olten zusammen, um die „Verfassung der christkatholischen Kirche in der Schweiz“ zu berathen und definitiv festzustellen. In einer ersten, am 14. Juni in Bern stattgefundenen Versammlung war bereits einer der wich⸗ tigsten Punkte, die Bischofsfrage, nach langer Berathung im Prinzip dahin entschieden worden, daß man am Episkopat fest⸗ halten wolle. An diesem prinzipiellen Entscheid wurde denn auch gestern festgehalten. Vor Beginn der durch Hrn. National⸗
Amtsführung von Ober⸗Bürgermeister Malsch, 1848 — 1870,
auf Weiteres fortführen und zwar 1) der Chef des künftigen Domänenforstamtes zu Altenburg bezüglich der staatsfiskalischen
v. Schulte), worin diese erklärt, sie habe von dem Verfassungs⸗ entwurf Einsicht genommen und könne sich über denselben im Allgemeinen billigend aussprechen.
Hierauf wurde der von der Nationalsynode handelnde Ab⸗ schnitt in Berathung gezogen. Die daherigen Bestimmungen wurden im Wesentlichen nach der Vorlage des Comiteés ange⸗ nommen. Darnach ist die Nationalsynode das oberste gesetz⸗ gebende und entscheidende Organ der christkatholischen . der Schweiz, sie hat allgemeine Grundsätze über den Kultus und die Disziplin aufzustellen und die Wahlen des Bischofs, des Präsidenten der Synode, des Synodalraths und des Präsidenten des Synodalraths zu treffen (Art. 9). Hier unter⸗ scheidet sich die schweizerische Verfassung wesentlich von der deutschen, indem in der letztern dem Bischof ausdrücklich das Präsidium im Synodalrath und in der Synode vorbehalten bleibt. Mitglieder der Synode sind außer den Delegirten der Gemeinden und Vereine der Bischof, der Synodalrath und die katholischen Priester, welche amtliche Funktionen ausüben und sich unter Anerkennung der Verfassung beim Synodalrath als Mitglieder angemeldet haben. Der Wortlaut des Art. 21, welcher von den Rechten und Pflich⸗ ten des Bischofs handelt, ist gemäß Beschluß der ersten Dele⸗ girtenversammlung folgender: „Der Bischof hat innerhalb der durch diese Verfassung gezogenen Grenzen alle Rechte und Pflichten, welche nach christkatholischem Begriffe dem Episkopate beigelegt wer⸗ den.“ Als Zusatz wurde angenommen: „Der Bischof hat insbesondere die Rechte und Verpflichtungen, welche ihm von der Synode übertragen werden.“ Der Grundsatz der Absetzbarkeit wurde in folgender Form in der Verfassung niedergelegt: „Der Bischof kann wegen Verletzung seiner Pflichten durch die National⸗ synode zur Verantwortung gezogen und mit Zweidrittelsmehrheit seines Amtes entsetzt werden.“
Die Uebergangsbestimmungen erhielten folgende Fassung: Das Centralcomits des schweizerischen Vereins freisinniger Katho⸗ liken wird beauftragt: 1) Vorliegende Verfassung der Bundesregierung und den betreffenden Kantonsregierungen mitzutheilen; 2) Mit den Kantonsregierungen über die Wahl des Bischofs, sowie die Dotirung desselben zu unterhandeln; 3) Bei den Regierungen dahin zu wirken, daß für Studirende der katholischen Theologie eine gemein⸗ same Prüfungékommission aufgestellt werde; 4) Beförderlichst die er⸗ forderlichen Maßnahmen zur Vollziehung dieser Verfassung, ins⸗ besondere zur Vornahme der Synodalwahlen zu treffen.
Nachdem noch bezüglich der Revision der Verfassung fest⸗ gesetzt worden, daß eine solche jederzeit durch die Synode könn beschlossen werden, wurden die Verhandlungen durch Hrn. Nationalrath Brosi geschlossen.
Großbritannien und Irland. London, 24. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Durch ein Telegramm des „Standard“ aus Dublin wird bestätigt, daß der dortigen Assoziation für Amnestirung der gefangen gehaltenen Fenier eine Mittheilung zugegangen ist, wonach der Premier Disraeli nach seinem dem⸗ nächst bevorstehenden Besuche in Irland der Königin eine all⸗ gemeine Begnadigung der fenischen politischen Gefangenen an⸗ empfehlen werde.
Frankreich. Paris, 22. September. Der Präsident Marschall Mae Mahon wird am Donnerstag Abend nach Paris kommen, um einem Ministerrath zu präsidiren.
— 25. September. (W. T. B.) Bei der Durchreise durch Vizille (bei Grenoble) wurden Thiers von den Einwohnern Ovationen dargebracht. Er hielt darauf eine Ansprache, in welcher er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Republik sich als Regie⸗ rungsform des Landes dauernd befestigen werde.
Spanien. Madrid, 24. September. (W. T. B.) Gene⸗ ral Moriones hat vier earlistische Bataillone bei Carraical an der Straße nach Pampelona geschlagen. Die Carlisten haben einen Angriff auf Andorra gemacht, das sich geweigert hatte, die Waffen der dahin übergetretenen und entwaffneten Mann⸗ schaften auszuliefern.
— Nach einer der Times“ zugegangenen Meldung aus Santander vom 24. d. M. sind die deutschen Kanonenboote „Albatros“ und „Nautilus“ an diesem Tage in Santona eingetroffen.
Italien. Rom, 20. September. (It. N.) Die Herzogin von Genua ist gestern über Venedig in Mailand angekommen. Der Prinz Humbert und diesPrinzessin Margaretha erwarteten sie mit dem kleinen Prinzen von Neapel am Bahn⸗ hofe. Um 7 Uhr Abends setzte die Herzogin ihre Reise nach . fort, und die andern Herrschaften kehrten nach Monzos zurück.
— Die hiesigen Zeitungen berichten, daß der Generalsekretär im Ministerium des Innern Gerra am Abend des 18. mit der Spezialmission nach der Insel Sizilien abgereist ist, dafür zu sorgen, daß die im Ministerrath beschlossenen Maßregeln zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit in Sizilien durch das Zusammenwirken aller Behörden in den verschiedenen Provinzen energisch durchgeführt werden. — In der kleinen sizilianischen Stadt Barcellona Pozzo di Sotto wurden drei Kapuziner⸗ Mönche verhaftet, welche sich ein Geschäft daraus machten, den Todten nach der Beerdigung die Kleider auszuziehen und sie und andere werthvolle Gegenstände zu verkaufen.
— Gestern Abend ist ganz unerwartet der Präsident des Comité's der Linientruppen General Sirtovi gestorben. Im Jahre 1813 in der Lombardei geboren, hat er im Jahre 1848 bis 1866 beinahe alle Schlachten mitgemacht, wo um die Un⸗ abhängigkeit und Einheit Italiens gekämpft wurde. Unter Gari⸗ baldi war er Generalstabs⸗Chef, Kriegs⸗Minister und neapoleta⸗ nischer Prodiktator, hernach trat er als General⸗Lieutenant in die Königliche Armee ein. Im Parlamente vertrat er seit 1860 Mailand.
— Das Finanz⸗Ministerium hat eine Uebersicht der Staats⸗Einnahmen und Ausgaben veröffentlichen lassen, wonach im Monat August 1874 112,484,848 Fr. 48 Cent., 1873 104,961,300 Fr. S6 Cent., also 1874 7,513, 547 Fr. mehr als 1873 eingenommen worden sind. Aus aben wurden da⸗ gegen im Monat August 1874 75,047,212 Fr. 37 Cent., 1873 65,905,289 Fr. 41 Cent. gemacht. Vergleicht man die Einnah⸗ men und Ausgaben des Augustmonats, so findet man, daß die Einnahmen im August 1874 37,047,212 Fr. 37 Cent. und 1873 39,066,011 Fr. größer waren, als die Ausgaben in den⸗
(W. T. B.)
selben Monaten.
— 24. September. Der König hat am.
20. d. M. in Turin das Dekret unterzeichnet, durch welches die Auflösung der Kammer ausgesprochen wird. Dekret wird erst nach der Rückkehr des Minister⸗Präsidenten Minghetti nach Rom veröffentlicht werden.
Das
rath Brosi geleiteten Verhandlungen wurde Kenntniß genommen von einem Schreiben der Bonner Synodal⸗Repräͤsentanz (Dr.
Mailand, 24. September. (W. T. B.) Nach einer Mel⸗ dung des „Pungolo“ ist die zwischen der Schweiz und Italien
Austausches der ministeriellen Deklarationen in Bezug auf die Ueber⸗
tober) dieses Jahres zu vollziehenden Uebergabe der erwähnten Grund⸗
Fußvolk,
schwebende Grenz differenz durch den Schiedsspruch des amerikanischen Gesandten Marsh gestern entschieden worden. Der Anspruch der italienischen Regierung wurde als vollkommen berechtigt anerkannt und dem Königreiche Italien damit ein Gebiets zuwachs von etwa 1800 Hektaren zugewiesen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Sep⸗ tember. Der „Reg.⸗Anz.“ schreibt in seiner heutigen Nummer über einen Landaustausch mit Schweden:
Seit dem Jahre 1871 findet zwischen Lem Ministerium des Aus— wärtigen und der schwedischen Regierung üher die städtischen Grund⸗ stücke ein Schriftwechsel statt, welche auf Grundlage des Vertrages pon Stolbowa und späterer Verträge noch bis jetzt der russischen Re⸗ gierung in Stockholm und zer schwedischen Krone in Moskau gehören. Anfangs hatte die schwedische Regierung nur die Abtretung unseres Hruntftückes in Stockholm in Aussicht genommen; der Gedanke eines gezenseitigen Austausches der Grundstücke wurde von uns angeregt. Darauf wünschte das Königliche Ministerium den Aus⸗ sausch der Grundstücke nach der Schätzung, stimmte aber schließlich unserem Vorschlag bei, den Austausch von Grundstück gegen Grundstück ohne jegliche Abschätzung vorzunehmen und beide schwedische Kammern ertheilten der Zache in dieser Fas⸗ sung ihre Genehmigung., Da die ursprüngliche Abtretung der Grund— stüce in die alten historischen Verträge aufgenommen war, so be⸗ purfte die gegenseitige Wiederahtretung der Bestätigung durch diplo. matische Akte. Auf den unterthänigften Bericht des Reichskanzlers uber diefen Gegenstand und den Vortrag desselben, daß unser Grundstück in Stockholm der Stadt zur uneingeschränkten Dis · position zufällt und daß an das schwedische Grundstück in Moskau, bas unter dem Ramen „Schwedischer Hof“ bekannt ist und seit mehr denn 250 Jahren daselbst besteht, keine unserer Regierungs⸗ institutionen einen Anspruch erheben kann, geruhte Se. Majestät der Kaifer am 16. AÄpril d. J. zu befehlen: i) mit der schwedischen Re= gierung ministerielle Deklarationen über Die gegenseitige Wiederabtre⸗ tung der städtischen Grundstücke, des russischen in Stockholm und des schwedischen in Moskau, guszutauschen und 2) nach Bestätigung des
Schweden abzutretenden Grundstückes an die Stadt Moskau das Erforderliche zu veraulassen In Erfüllung des ersten Punktes dieses mongschischen Willens wurde, vom Verweser des Ministeriums des Auswärtigen an 23. Mai (4. Juni) dieseß Jahres die ministerielle Deklaration über den beregten Gegenstand unterzeichnet und gegen eine gleiche vom schwedischen Minister des Auswärtigen am 9 (21.) Mai dieses Jahres unterzeichnete Deklaration ausgetauscht; in Betreff der durch diefe beiden Deklarationen stipulirten, am 19. September (1. Ok⸗
gabe des von
stüͤcken aber und der Empfangnahme des Schwedischen Hofes“ Si tens der Moskauer Stadtverwaltung, hat sich der Verweser des Mi⸗ nisteriums des Auswärtigen mit dem ichwedischen Gesandten am Kaiserlichen Hofe, unserem Gesandten in Stockholm und dem General— Gouverneur von Moskau in Verbindung gesetzt.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 21. Sep⸗ tember. Der König hat am Sonnabend die Palsboda⸗Fin⸗ spongbahn, welche 5is. Meile lang ist und acht Stationen ent⸗ hält, eröffnet. Der König kam, begleitet vom Minister des Innern, dem General⸗Direktor der Eisenbahnen, sowie von den österreichischen Nordpolfahrern mit dem gewöhnlichen Zuge in Palsboda an, von wo aus der Eröffnungszug nach Finspong abging. Bei der Station Hẽöortqwarn, die letzte in Nerike, wurde gefrühstückt. Nach der Ankunft in Finspong erklärte der König die Bahn für eröffnet, übernachtete daselbst und reiste Sonntag, nachdem er dem Gottesdienst beigewohnt hatte, nach Stockholm zurück. . .
— Die Regierung hat gestern eine Kommission zur Ordnung des Veterinärwesens unter Leitung des General⸗ Majors Graf Björnstjerna niedergesetzt.
— Ein aus Professoren an den Universitäten in Up sala und Lund bestehendes Comité, welches ein Gutachten über die in Vorschlag zu bringenden Abänderungen der Statuten diefer Universitäten ausarbeiten soll, ist unter Vorsitz des Erz⸗ bischofs am Mittwoch in Upsala zusammengetreten.
Christiania, 21. September. Der Magistrat und die Bürgerrepräsentanten in Christianig befürworten die Bewilligung von 12,000 Species aus der städtischen Kasse zur Errichtung einer Bronzestatue Christian des Vierten in Veran⸗ lassung der von ihm vor 250 Jahren am 28. September vor⸗ genommenen Gründung der Stadt Christiania. Ein Monument für Halfdan Kjerulf. wird in diesen Tagen auf dem Kreuzwege zwischen der St. Olafs⸗ Christian⸗Augusts⸗ und Frederiksstraße aufgestellt und am 23. d. Mts. enthüllt werden.
Dänemark. Kopenhagen, 22. September. (H. N.) Begünstigt vom prächtigsten Sommerwetter, fand heute auf dem großen Rorderfelde vor der Stadt eine große sogenannte Kö⸗ nigs revue statt, woran alle hier garnisonirenden Truppen, Artillerie, Reiterei ꝛc. theilnahmen. Von Schloß Bernstorff waren der König, der Kronprinz, der Prinz von Wales, der Großfürst Alexis und der Prinz Friedrich von Hessen, letztere aus der Stadt kommend, zu Pferde, die Königin Louise, die Prinzessin Alexandra von Wales, mit Kindern, sowie endlich die Kronprinzessin mit Kindern zu Wagen hereingekommen. Aus der Stadt hatte sich ein außerordentlich zahlreiches Publikum, theils in Equipagen, theils zu Fuß eingefunden. Die Truppen, welche eine sehr gute Haltung zeigten, führten verschiedene Evolutionen aus. Der König mit seinen Kaiserlichen und Königlichen Gästen und einem glänzenden Gefolge, worunter u. A, der Kriegs⸗Minister, Generak Steinmann, der kommandirende General auf Seeland von Scharffenberg ꝛe., ritt an der Fronte der in 3 Abtheilungen aufgestellten, einen großen Theil des Feldes einnehmenden Trup⸗ pen entlang, gefolgt von den Wagen mit der Königin 2c. und der Kronprinzessin, und am Schluß der Reyue defilirten die Truppen an den Kaiserlichen und Königlichen Herrschaften vor⸗ über. Ungefähr nach Verlauf von 4 Stunden marschirten die Truppen mit klingendem Spiel nach der Stadt zurück, während die Königliche Familie mit ihren Gästen ze. sich nach Schloß Bernstorff begab. ö
— Der König hat vom Lagthing der Färöerinseln durch Vermittelung des Amtmannes auf den genannten Inseln und des Justiz-Ministers eine Adresse erhalten, worin dem Könige das Gefühl der Tankbarkeit und Anhänglichkeit der ganzen Bevölkerung dieser Inselgruppe zu erkennen gegeben wird. Die Herzlichkeit und Leutseligkeit, welche der König bei seiner Anwefenheit daselbst auf seiner Reise nach Island Allen gezeigt habe, werde nie in Vergessenheit gerathen, sondern die Bevölkerung wolle stets in dankbarer Erinnerung an die Tage vom 25. bis 27. Juli 1874 fortleben ꝛc. Bei Empfang dieser Adresse äußerte der König, daß es ihm eine wahre Freude sei, in diesen Ausdrücken von Loyalität und Anhänglichkeit an König und Königshaus einen Wiederhall von der aufrichtigen Herz⸗ lichkeit zu finden, womit er vor Kurzem auf den Färöerinseln
Minister, in Verbindung mit dieser Aeußerung den Färingern und ihrem Lagthing seinen freundlichsten Gruß und Dank dar⸗ zubringen.
Die Nr. 19 der Hydrographischen Mittheilungen, herausgegeben von dem Hydrographischen Bureau der Kaiserlichen Admiralität, vom 19. September, hat folgenden Inhalt: Die Kerguelen⸗ und Mac Donald⸗ (Heard) Inseln nach den neuesten Forschungen von S. M. S. „Arcona“ und J. B. M. S. Challenger“. (Mit einer Karte) (Schluß) — Reise S. M. S. „Elisabeth“ von Aden über Point de Galle, Pulo⸗Penaag, Singapore bis Hong kong. — Beschreibung der King⸗Insel in der westlichen Einfahrt der Baßstraße.
Statistische Nachrichten. Cöln, 22. September. Nach dem soeben im Druck erschienenen Final Abschluß der Stadtkasse betrug der Bestand aus dem Jahre 1872: 28,554 Thilr, die gewöhnliche Einnahme für 1873: als Zuschlag von 40 für Grund- und Gebäudesteuer 38518 Thlr, als Zuschlag von 50 zur Mahl und Schlachtsteuer 131,583 Thir, als klassifizirte Einkommensteuer 619,899 532 vom Gürzenich, und dessen Neben⸗ gebäuden erkl. Miethe von 15099 Thlr.. 13,A545 Thlr., aus, den Wafferwerken 24/130 Thlr,, an Standgeld von den Gemüsemärkten 4,831 Thlr, aus den Hafenanstalten 37,859 Thlr., aus Schulgeldern der Realschule J. Ordnung, der Provinzialgewerben, höheren Töchter: und gewerblichen JZeichenschule 4,383 Thlr., von dem Musenm 5916 Thlr. Die außergewöhnlichen Einnahmen beziffern sich auf 3103 Thlr. Die Summe ber etats mäßigen Einnahmen zum Haushalt ist zu ver, Vichnen mit 1,6936, 832 Thir. gegen eine Soll-Einnahme von 11323383 Thlr. Außer dem Etat find zum Haushalt zu noliren 22223 Thlr. Die Einnahmen aus dem Immobiliar-Fonds betrugen 21,904 Thlr. aus der Anleihe von 700 690 Thlr. 33,387 Thlr., für die Wasser⸗ werke 20,445 Thlr., an erstatteten Nachtwächterbesoldungen (Bestand aus S723) Sl, S850 Thlr. Von den Ausgaben nennen wir: Ausgabe⸗ Reste aus neun Jahren 306034 Thlr. laufende Ausgaben, und zwar gewöhnliche: allgemeine Verwaltungskosten 29,826 Thlr., Pensionen und Unterstützungen 3555 Thlr., Kosten der Nachtwachen 25,665 Thlr., der Löschung von Feuersbrünsten 27,950 Thlr., Der Straßen⸗ reinigung 25,500 Thlr., Unterhaltung der Wege 21,934 Thlr., Zuschuß' für die Elementarschulen 1164408 Thlr, für die Armen— anstalten 119,571 Thlr., für dieselben zur Deckung des Defizits aus früheren Jahren 16.541 Thlr., zur Tilgung und Perzinsung der Dospi⸗ talbauschuld 22,0660 Thlr., der Anleihe von 1 Million Thlr. 48,431 Thlr, der Anleihe von 756,000 Thlr. 36051 Thlr., der Anleihe von Töb, 600 Thir. 35.237 Thlr, der Anleihe von 300000 Thlr. für die Wasserwerke 43ů739 Thlr, der Anleihe für die Freilegung des Domes 3516 Thlr, der Schuld für die Anleihe des Schlachthofes 990 Thlr. Die Summe der gewöhnlichen Ausgaben normirt sich auf 815,801 gegen 891,696 Thlr. Soll⸗Ausgabe. Die außergewöhnlichen Ausgaben betragen: für neue Schulhäuser 43,144 Thir, für neues Straßen⸗ pflaster und Trottoiranlagen 24,963 Thlr., für genehmigte Terrain⸗
entschädigungen 16,400 Thlr., die außergewöhnlichen Autzgaben zu⸗ 66 1. Thlr., mit den gewöhnlichen 956,815 Thlr. Hierzu bie Ausgaben außer dem Etat, giebt im Ganzen als Ausgahen zum Haushalt 993,201 Thlr. gegen eine Einnahme von 1066 Thlr. Die Ausgaben aus dem Immobiliarfonds zählen mit 22,983 Tr, aus der Anleihe von 707000 Thlr. mit 60559 T́iillr, für den Bau der Wasserwerke (8600900 Thlr. Anleihe) mit 23,141 Thlr. Ich ließ⸗ lich ergiebt sich beim Vergleiche der Gesammt⸗Einnahme von 13224051 Thlr. gegen die Gefammt-Ausgabe von 12125772 Thlr. ein Bestand von 11,279 Thlr. Die summarische Zusammenstellung der sämmt⸗ lichen Einnahmen und Ausgaben für den Bau, und den Betrieb der Wasserwerke und der Telegraphen in 1867 — 1873 weist eine Gesammt⸗ Finnahme von S6 sößs Thlr. und eine Gesammt- Ausgabe, von LOh8,661 Thlr. auf, so daß die Stadt in Vorschuß von 192,563 Thlr. bleibt. Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die österreichischen Nordpolfahrer sind laut telegra⸗ phischer Ya len heute früh auf dem Centralbahnhofe in Breslau eingetroffen. Die von der Ratuxforscherversamm lung ernannte Kommission, sowie eine große Anzahl hier weilender Naturforscher, Vertreter der Universität und der Stadt begrüßten die Ankommenden guf das Herzlichste. Als der festlich geschmückte Zug in den Bahn— hof einfuhr, intonirte eine daselbst aufestellte Kapelle, die oösterrzi⸗ hische Nationalhymne. Nach dem Dejeuner, welches die österreichi⸗ schen Gäste in dem Königszimmer einnahmen, setzten dieselben ihre Reise fort. . Bezüglich der gestern erwähnten ersten Verbrennung einer menschlichen Leiche in Breslau, — die früheren von Prof. Reclam in seinem hiesigen Porttag erwähnten Verbrennungen bezogen sich bekanntlich auf thierische Leichname — veröffentlicht das Breslauer „Tageblatt“ auf Wunsch der Herren Prof. Dr. Necham, Stadtrath Hipauf und Gasanstalts-Dirrktor Troschel folgende Mit⸗ ö den 22. September, Abends oz Uhr, fand in der „Neuen Gasanstalt“ in Gegenwart einer großen Anzahl Mitglieder der Naturforscherversammlung die Verbrennung einer menschlichen Leiche statt. Die Weichtheile waren nach einer halben Stunde zum größten Theile verschwunden, 6, einer Stunde waren außer glühen⸗ ben Knochen nur noch Reste der Leber übrig, welche noch,. 1 Stunde 10 Minuten zur völligen Verbrennung nöthig machten. Die Zeit der Verbrennung wurde dadurch verlängert, daß die zum Zwecke der ej obachtung in der Thüre angebrachte Oeffnung den Zutritt der Luft und damit Abkühlung des Verbrennungsraumes bewirkte. Die Leiche wog 704 Pfund. Die Ueberreste der weißen Knochentheile hatten ein Gewicht von 3 Pfund.“ .
— Das „Rostocker Tageblatt“ enthält folgenden Aufruf: Mit der Herausgabe des Nachlasses unseres verstorbenen Fritz Reuker und mit seiner Biographie betraut, wende ich mich an alle Die, welche im kö Briefe oder anderer Denkmale sei⸗
Lebens und Schaffens sein . . . . dieses . für meine Arbeit gütigst zur Verfügung zu stellen. Ich brauche kaum zu sagen, daß, mit herzlichem Dank, jedes mir an⸗ Dertrante Manuscript (daz man entweder an mich oder an die Hin⸗ storffsche Verlggsbuchhandlung in Wismar adressiren wolle) unversehrt zu seinem Besitzer ,,. . erte nber 181
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Wien (Volksgartenstraße 7) r rf erbt andi
— Die deutsche Schillerst iftung deren Vorort zur Zeit . kö den Tagen vom 5. und 6. Oktober ihre ordent⸗ siche Generalversammlung daselbst abhalten. Der Verwaltungsrath derselben tritt bereits am 3. zu einer vorbereitenden Sitz ung zusammen. Am 4. Oktober Nachmittags findet eine außerordentliche Generalver⸗ fammlung statt, auf welcher über einen von der Münchener Zweig⸗ stiftung auf Statutenabänderung eingebrachten Antrag berathen wer⸗ den wird. Es ist bekannt, daß bei der Organisation der Stiftung ein fünfjähriger Verwaltungsturnus vorgesehen ward mit . drüdlichen Bestimung, daß der Vorort, d. h. der Sitz der Verwa . nicht zweimal 5 Jahre hintereinander in derselben Stadt sein El e. Der erwähnte Münchener Antrag, welcher die , n,, Gene⸗ ralversammlung beschäftigen wird, ist auf Abänderung dieser . mung gerichtet. Auf der Tagesorznung für die ordentliche . versammlung steht die Wahl des künftigen Vororts für die Verwal⸗ tungsperiode von 1875 bis 1819 und der die übrigen . rathsmitglieder ernennenden Zweigstiftungen, ferner der 4 der Revistonekommission und Entiastung des Verwaltungsraths, Anträge des Verwaltungsraths auf Verleihung lebens länglicher Pensignen (in vertraulicher Sitzung) und endlich die Anträge des um Die , ee, hochverdienten W. Müllers von Königswinter, 1) dem Verwaltungs, rath das Recht einzuräumen, Ehrenmitglieder zu ernennen, 2) eine
empfangen worden sei, und daß er niemals den so angenehmen . daselbst vergessen werde. Er beauftragte den Justiz⸗
neue Schillerkotterie zu oͤrganisiren.
sollten, mit der freundlichen Bitte,
— Von der Delegirtenversammlung der hist o rischen Vereine in Speyer wurde als Versammlungsort für das nächste Jahr Detmold, eventuell nach einander, für den Fall, daß das früher genannte wegfallen sollte, Lübeck, Magdeburg und Goslar bestimmt. Gesammtvorstand bleibt der historische Verein zu Darmstadt, und er behält zugleich die Redaktion des Korrespondenzblattes.
— Die „Els. Cerr.“ theilt über einen archäologischen Fund Folgendes mit: „In der Kirche zu Marsal, welche an und fuͤr sich sehr schöne und bemerkenswerthe Reste des Mittelalters, d. h. aus dem 17. und 13. Jahrhundert zeigt, wurde kürzlich durch Hrn. Baurath Winkler von Straßburg ein eliquienschrein, welcher wahrscheinlich früher hinter dem Hauptaltar gestanden hatte und jetzt an einer ganz unpaffenden Stelle der Kirche aufgestellt ist, aufgefunden. Dieses kleine Meifterwerk, aus weißem Sandstein von Tonnerre gfertigt, bat die Form einer fünfschiffigen Kirche; die Länge ist 0,3 M, die Breite 3 M., die Höhe G35 M. Jedes Fach des Schreines ist an den Außenseiten nischenförmig dekorirt und durch plastische Darstellun⸗ gen reich verziert. Auf der einen Langseite befi-den sich Reliefbild⸗ werke, die Anbetung Christi durch die drei Könige darstellend; auf der anderen Seite erblickt man Christus in der Mitte, zur Rechten dessel⸗ ben die Apostel Petrus und Paulus, zur Linken St. Johannes den Evangelisten und St. Johannes den Täufer. Auf den kurzen Seiten ist einerseits die Krönung, andererseits die Verkündigung Mariä bild⸗ lich dargestellt. . . Daß kleine Monument war früher mit einem thurmartigen Auf⸗ satze versehen, welcher jedoch verloren ging. Ebenso fehlen die Fialen der Strebepfeiler und die Krabben der Wimperge. Die Bildwerke sind fast vollständig erhalten und von meisterhafter Ausführung. Mehrere Gruppen erscheinen als genaue Nachahmungen von Bild— werken der Kathedrale zu Rheims, so daß man fast schließen möchte, das kleine Kunstdenkmal sei in letzterer Stadt entstanden. Die An⸗ fertigung desselben fällt in den Anfang des 14. Jahrhunderts. welcher Zeit auch ein großer Theil der Bildnerei in Rheims sein Entstehen verdankt. . . Noch ist zu bemerken, daß der Schrein Spuren von Malerei und Vergoldung zeigt Dieses kleine Kunstwerk soll auf Veranlassung des Ober⸗-Präsidenten von Elsaß-Lothringen restaurirt und, alsdann in der besagten Kirche zu Marfal an passender Stelle wieder auf— gestellt werden. . . Bei dieser Gelegenheit können wir noch ferner mittheilen, daß sich in der nämlichen Kirche eine alte Glocke aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts befindet. Diese Glocke ist um so interessanter, als sie als ein weiteres Zeugniß dafür dient, daß früher in Marsal, Vic u. s. w. deutsch gesprochen wurde. Dieselbe trägt nämlich die Inschrift: . Zu Marcel gnädich bin ich. Maister Conrat von Vich gos mich
Anno 1508.“
— Heft VII. und VIII. des III. Bandes der Blätter für Kunst gewerbe, unter Mitwirkung bewährter Fachmänner heraus⸗ gegeben und redigirt von Valentin Teirich, Architekt, Professor an der Kunstgewerbeschule des K. K. österreichichen Museums und Docent am K. K. Polytechnikum in Wien (Wien, Verlag von R. v. Waldheim), haben folgenden Inhalt: Initiale . venetianisch, 15. Fahrhundert. — Die Möbel auf der Wiener Weltausstellung 1873. V. Sesterreich. VI. Die übrigen Länder. — Literaturbericht; Lübke, Geschichte der deutfchen Renaissance. Zwölf Briefg eines ästhetischen Ketzers. — Erklärender Text zu: Tafel WX; Eiserne Kasse, ent⸗ worfen von Professor Josef Schulz, Tafel XXVI.: Decke im Schloss⸗ Fischhorn, entworfen von Sber-Baurath Friedrich Schmidt, Tafel XXVöil: Japanesische Stoffmuster, Tafel WXXVIIlz Silbergefäße, ausgeführt von Elkington C Co.; Seite 49: Italienische Rꝑzͤndver⸗ zierung, 15. Jahrhundert, Seite 52: Truhe, italienische Arbeit, 16. Fahrhundert, Seite 53: Schreibzeug, deutsche Arbeit, 16. Jahr⸗ hundert. — Detailblatt: Eiserne Kasse, entworfen von Professor Josef Schulz. . ;
hu git iale CO, 14. Jahrhundert, aus dem KensingtonMuseum. — Initiale E., 16. Jahrhundert, nach Geoffrey Tory. — Die Eisen⸗ arbeiten auf der Wiener Weltausstellung 1873. — Die deinendamaste auf der Wiener Weltausstellung 18573. — Literaturbericht: Jacobs⸗ thal. Die Grammatik der Srnamente. — Erklärender Tert, zu: Tafel XXIX.: Bucheinband, entworfen von Valentin Deir ich Tafel XX.: Schreibzeug, entworfen von Ober-Baurath Thenphil R v. Hansen, Tafel XWXXIL.: Porzellanschale, ausgeführt von Copeland and Sons, Tafel XXXII.: Handzeichnungen aus, den. Uffizien in Florenz. Facsimile⸗Aufnahmen von Mofessor Joses Schult Tafel XXIII.: Schrank, ausgeführt von Parvis; Seite 57; Randver⸗ zierung aus dein Brevier des Kardinals Grimanis Seite 60; Kasten, 17. Jahrhundert, aus dem K. K. österreichischen Museumn Seite 64: Iniffalen, um 1600, aus dem K. K. scsterreichischen Museum. — Derßailblatt: Kasten, 17. Jahrhundert, Schreibzeug, entworfen von Sber⸗Baurath Theophil R. v. Hansen.
— Elie de Beaumont, der beständige Sekretär der Alade, mie der Wissenschaften, ehemaliger Kgiserlicher Sengtor, der plötzlich auf seinem Schloß Canou im 76. Lebensjahre gestorben ist, hatte seine Studien im Gymnasium Henry JV. in der polytechnischen und in der Pariser Bergwerksschule gemacht, wurde 1559 Professor an der letzten Anstalt und später, Bergwerks General. Inspektor, 1835 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaft und im nämlichen Jahre deren beständiger Sekretär. Beaumont war seit 1827 Kor⸗ respondent der Berliner Akademie und seit 1836 fremdes Mitglied der „Königlichen Gesellschaft von London.“ Das Kaiserreich hatte ihn zum Senator ernannt.
Landwirthschaft.
as soeben erschienene 5. Heft des III. Bandes der Land⸗ ö , . Jahrbücher, Zeitschrift für wissenschaftliche Landwirthschaft und Archiv des Königlich preußischen Landes⸗Oeko⸗ nomie⸗Kollegiums, herausgegeben von Dr. H. von Nathusius, Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath und Vorsitzender des Königlich preußischen Tandes Sekonomie⸗Kollegiums, und hr. H. Thiel. Landes. Delon gmie Rath und General⸗Sekretär des Königlich preußischen Landes · Deko⸗ nomle⸗Kollegiums, (Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel K Parey 1874), hat folgenden Inhalt: Die Resultate der neuesten Forschungen über das Längenwachsthum der Pflanzen. Von Dr. Hugo de Vries. — Dynamometrie und Pflugbau. Ven R, Braungart, Professor in Weyhenstephan. — Beiträge zur chemischen Kenntniß der Gemüse— pflanzen. Von H. W. Dahlen, Assistent am Laboratorium der agri⸗ kulturchemischen Versuchsstation der Königlichen landwirthschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf. — Ueber das Verhalten erdartiger Gemische gegen das Wesser. Von Adolf Mayer. — Beginn und Entwickelung des Gebrauchs von Straßenlokomotiven. (Mit 6 lithographirten Tafeln — Vermischte Mittheilungen.
Gewerbe und HSandel.
ie alten Coburger Einthalerscheine vam 22. Ja⸗ ö sind bekanntlich seit dem 1. Juli er, außer Cours ge⸗ setzt; diese Frist wurde jedoch noch bis zum 30. , ,,. er. 6. längert, und müssen bis dahin sämmtliche noch in Umlauf befindliche Scheine bei der Herzoglichen Staatskasse in Coburg vmgetauscht werden, widrigenfalls sie gänzlich werthlos werden, Das coburgische Ministerium weist hierauf mit dem ausdrücklichen Bemerken hin, daß späterhin gegen deren Entwerthung auch eine Berufung auf die Rechts⸗ wohlthat der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht stattfindet. Es sollen noch über 15,060 Thlr. cirkuliren
rüssel, 21. Scptember. Der 2. internationale Kongreß für an . einheitlichen . der Gespinnste sst hier zusammengetreten. Er ward vom belgischen Minister des Aeußern feierlich eröffnet. Der Minister verbreitete sich über die . der Durchführung dieser Nummerotage besonders auch für
Belgien, dessen Hauptindustrie auf dem Gebiete der Textilindustrie