— In der Woche vom 1. November bis 7. November 1874 sind geprägt worden an Goldmünzen: — Mark 20⸗Mark stücke, 2, 050, 850 Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 109, 165 Mark 5⸗Markstücke, 411,822 Mark 1⸗Markstücke, 169, 016 Mark 20 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickel münzen: 46, 452 Mark 60 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 85, 767 Mark 60 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 64,942 Mark 80 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 19,445 Mark 30 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Vorher waren geprägt: an Goldmünzen: 872, 349,440 Mark 20⸗Markstücke, 212,746, 040 Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: — Mark 5⸗Markstücke, 28,623,809 Mark 1⸗Markstücke, 8, 124,149 Mark 40 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 4,346,587 Mark 50 Pf. 102 Pfennigstücke, 941, 09g8 Mark 50 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen; 1400, 179 Mark 67 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 565, 127 Mark 20 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Mithin find im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 872,349, 440 Mark 20⸗Markstücke, 214,796,890
Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 109,165 Mark 5⸗Mark⸗ stücke, 29, 035,631 Mark 1⸗Markstücke, 8,293,165 Mark 60 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 4 393,940 Mark 10 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 1,026,866 Mark 19 Pf. 5-Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 1,465 122 Mark 47 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 584, 572 Mark 50 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Gesammtausprägung: an Gold⸗ münzen: 1,087, 146,300 Mark; an Silbermünzen: 237,437, 961 Mark 60 Pf.; an Nickelmünzen: 5,419,906 Mark 20 Pf.; an Kupfermünzen 2,049,694 Mark 97 Pf.
— In der heutigen (15.) Sitzung des Deutschen Reichstags, welcher der Reichskanzler Fürst von Bismarck, der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Dr. Del⸗ brück, der Königlich sächsische Staats⸗Minister von Friesen und mehrere Bundeskommissarien, darunter der Direktor im Reichs⸗ kanzler⸗Amt, Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Herzog, beiwohnten, erklärte sich der Abg. von Forckenbeck zur Annahme der am Donnerstag auf ihn gefallenen Wahl zum Ersten Präsidenten des Deutschen Reichstags bereit, indem er in der⸗ selben einen neuen Beweis des vom Hause in ihn gesetzten Ver⸗ trauens erblickte und dem Hause hierfür seinen Dank abstattete. Hierauf wurde von der erfolgten Wahl und Konstituirung der Kommission zur Vorberathung des Bankgesetzentwurfs (Vorsttzen⸗ der Abg. v. Unruh, Stellvertreter des Vorsitzenden, Abg. v. Varn⸗ büler) Mittheilung gemacht und ein Schreiben des Abg. Dr. Lasker verlesen, worin derselbe die Bitte aussprach, aus der Budget⸗ kommission ausscheiden zu dürfen. Da ein Widerspruch dagegen nicht erhoben wurde, konstatirte der Präsident v. Forckenbeck das Ausscheiden des Abg. Dr. Lasker aus der Budgetkommission. Das Haus trat nunmehr in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand die Interpellation des Abg. Winterer ist. Da der Präsident des Reichskanzler-⸗Amtes, Staats⸗Minister Dr. Delbrück sich zur sofortigen Beantwortung derselben bereit er⸗ klärte, erhielt der Abg. Winterer zur Begründung seiner In⸗ terpellation das Wort. Derselbe führte Beschwerde über die Behandlung, welche verschiedenen Elsässern, welche für Frankreich optirt hätten, widerfahren sei, und richtete an den Reichskanzler die Anfrage, ob die Reichsregierung von den beregten Vorkommnissen Kenntniß habe und Remedur zu schaffen gedenke. Der Wirkl. Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Herzog beantwortete die Interpellation dahin, daß die Beschwerde eigentlich gar nicht vor das Forum des Reichstages gehöre, son— dern eventuell nur von der französischen Regierung aufgenom⸗ men werden könne. Uebrigens sei die Darstellung des Inter⸗
pellanten nicht in Uebereinstimmung mit den Thatfachen, wie sie aktenmäßig festgestellt seien. Auf den Antrag des Abg. Windthorst
beschloß das Haus, in eine Diskussion über die Interpellation einzutreten. Es nahm jedoch nur der Abg. Windthorst das Wort. — Der Antrag der Abgg. Sonnemann und Genossen auf Aufhebung des bei dem Königlichen Kreisgericht zu Altona gegen den Abg. Reimer, sowie des bei dem Königlichen Stadt⸗ gericht zu Berlin gegen die Abgg. Hasenelever und Reimer eingeleiteten Gerichtsverfahrens für die Dauer der gegenwärtigen Session wurde angenommen. Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Liebknecht zur Begründung seines Antrages wegen Beurlaubung der inhaftirten Abgg. Bebel, Hafenelever . Most aus der Haft während der Dauer der Reichstags⸗ ession.
— Nach der Cirkularverfügung des Finanz⸗Ministers und des Ministers des Innern vom 10. Februar 1862 (Ministerial⸗ Blatt für die innere Verwaltung, Seite 199) sind von den Proyinzialbehörden Normallisten 1) über die zum Halten der Gesetzsammlung verpflichteten Personen, sowie 2) über die Gratisempfänger der Gesetzsammlung alljährlich auf— zustellen und den zuständigen Ober⸗Postdirektisnen bis zum Schlusse des Monats November jeden Jahres zu übersenden. Hinsichtlich der Amtsblätter werden dagegen, nach einer unter Zustimmung des Bundeskanzlers von dem Minister des Innern unterm 22. Oktober 1870 (Ministerial⸗Blatt für die innere Ver⸗ waltung, Seite 275) getroffene Anordnung, derartige Listen nur in Zwischenräumen von fünf zu fünf Jahren aufgestellt, sowie den zuständigen Ober⸗Postdirektionen übersandt und die in der Zwischenzeit eintretenden Aenderungen gegen die Normallisten durch Veränderungsnachweisungen (Nachtragslisten) Anfangs n r. jeden Jahres zur Kenntniß der Ober⸗Postdirektionen gebracht.
Im Einverständnisse mit dem Reichskanzler und dem Prä⸗ sidsum des Königlichen Staats-Ministeriums haben der Finanz— Minister und der Minister des Innern nunmehr bestimmt: 1) daß das letztgedachte, hinsichtlich der Amtsblätter vorgeschriebene Verfahren fortan auch hinsichtlich der Gesetzsammlung in An— wendung gebracht werden soll, und 2) daß — zur Erzielung eines gleichen Termins für die Aufstellung der Hauptlisten hin—⸗ sichtlich der Gesetzsammlung und der Amtsblätter in dem ge⸗ sammten Umfange der Monarchie — noch in diesem Jahre so⸗ wohl für die Gesetzsammlung, als auch für die Amtsblätter neue Normallisten aufzustellen, sowie an die zuständigen Ober⸗ Postdirektionen zu übersenden, und daß von diesem Jahre ab die fünfjährigen Perioden für die erneute Aufstellung überall gleichmäßig zu zählen sind.
— Nach einem Cirkularerlaß des Ministers des Innern vom 12. d. M. findet die Frage, welches Organ die im 5. 5 Alin. 5 des Gesetzes vom 9. März cr. bezeichneten, als säch⸗ liche Kosten der Standesamts⸗Verwaltung anzusehen— den Ausgaben zu bewilligen habe, durch analoge Anwendung der Vorschrift in §. 5 Alin. 2 J. c. ihre Erledigung. Die Fest⸗ setzung dieser Kosten hat demgemäß in den Stadtgemeinden durch die Gemeinde vertretung, für die Landgemeinden durch den Freisausschuß, und wo ein solcher nicht besteht, durch die Be⸗ zirks regierung (Landdrostei) zu erfolgen.
— Wenn ein Kaufmann sich mehrerer der in 8. 281 und 283 Str.⸗G.⸗B., betr. den strafbaren Bankerutt, auf⸗ geführten Handlungen oder einer derselben wiederholt schuldig
gemacht hat, so sind dieselben nach einem Ober⸗Tribunals⸗Er kenntniß vom 22. Oktober cr. nicht als mehrere selbständige strafbare Handlungen aufzufassen, vielmehr bilden sie in ihrer Gesammtheit Theile einer einheitlichen strafbaren Hand⸗ lung. Denn die Zahlungseinstellung, welche ein wesentliches Merkmal des Thatbestandes bildet, ist bei allen Einzelhandlun⸗ gen dieselbe, und es liegt mithin eine zusammenhängende, von demselben strafbaren Wollen getragene Thätigkeit vor. Dasselbe gilt von der Theilnahme am strafbaren Bankerutt.
— Die strafrechtliche Verfolgung des Ehebruchs tritt nur auf Antrag ein (§5. 172 des R. St. G. B.), welcher nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 22. Oktober er.! binnen drei Monaten nach der Verkündi⸗ gung des Scheidungs-Urtheils gestellt werden muß. Da—⸗ gegen beginnt diese Frist nicht mit der erlangten Kenntniß von dem Ehebruch und der Person des Thäters, weil die Straf⸗ verfolgung hinsichtlich des Ehebruches gesetzlich erst dann zulässig it ö wegen desselben die Ehe rechtskräftig geschieden wor⸗
en ist.
— Die durch das Gesetz vom 11. Juni 1873 verlängerte Präklusivfrist zur Anbringung von Provokationen auf Reallasten⸗Ablösungen der den geistlichen und Schul⸗ Instituten u. s. w. zustehenden Real⸗ Berechtigungen nach dem Gesetz vom 27. April 1872 läuft am 31. Dezember 1874 ab, worauf wir aufmerksam machen.
— An der morgen stattfindenden Ueberweisung der Gedächtnißtafeln für die in den Kriegen 1864, 1866 und 1870,71 Gebliebenen des Garde- resp. III. Armee⸗Corps an die Garnisonkirche, werden Deputationen von sänimtlichen Truppen⸗ theilen der hiesigen Garnison Theil nehmen. Außerdem erscheinen als Deputationen von den auswärts garnisonirenden Truppen⸗ theilen des Garde-Corps, den Regiments- und selbständigen Bataillons⸗Commandeuren, ferner von jedem Garde⸗Infanterie⸗ Regiment ein Stabsoffizier, ein Lieutenant und ein Feldwebel, resp. Unteroffizier, von jedem Garde⸗Kavallerie⸗Regiment und dem Garde⸗Jäger⸗Bataillon ein Lieutenant und ein Feldwebel, resp. Unteroffizier.
Die Deputation des 4. Garde⸗Grenadier⸗Regiments Königin, besteh end aus dem Commandeur desselben, Oberst und Flügel⸗
Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs von Lucadou,
dem Major von Falckenstein, einem Premier⸗Lieutenant und einem Feldwebel sind bereits heute hier eingetroffen.
Allerhöchsten Orts ist bestimmt worden, daß die Offiziere einen Trauerflor um den linken Arm und zwar ausnahmsweise um den linken Oberarm anzulegen haben.
— Der zwischen dem Garnison-Repräsentanten und der Steuer- und Eingqguartierungs-Deputation des hiesigen Magistrats abgeschlossene Vertrag, betreffend die Unterbringung der zur hiesigen Garnison gehörigen, der hierher kommandirten, sowie der durchmarschirenden Truppen, ist mit Genehmigung des Königlichen Kriegs-Ministeriums auf 1 Jahr und zwar bis ultimo Dezember 1875 prolongirt worden.
— Fürst Alexander Dolgoroucki ist, aus der Schweiz über Frankfurt a. M. kommend, gestern Abend hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.
— Der General⸗Major und Commandeur der 3. Garde⸗ Kavallerie⸗Brigade, Freiherr von Los, ist nach beendigtem Ur⸗ laub hierher zurückgekehrt., Der General der Kavallerie und kommandirende General des. II. Armee⸗- Corps, Hann⸗ von Weyhern, ist hier angekommen und im Britifh Hotel ab— gestiegen.
— Der Oberst⸗-Lieutenant Detmering, Commandeur des 2. Leib⸗Husaren⸗Regiments Nr. 2, ist zur persönlichen Beglückwünschung bei Ihrer Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit der Kronprinzessin, Höchstwelche 2. Chef des genannten Regiments ist, von Posen hier eingetroffen.
— Die fällige englische Post aus London, den 20, früh, ist ausgeblieben.
Lauenburg. Ratzeburg, 21. November. Aus der am 16. und 17. d. M. stattgehabten Sitzung der Ritter⸗ und Landschaft heben wir noch folgende Beschlüsse hervor: Das Grundsteuergesetz wurde mit einigen kleineren Abänderungen ge⸗ nehmigt. Die Abänderung und Ergänzung des Gesetzes vom 14. August 1877 wegen Umwandlung des Meier⸗Erbzins⸗ und Erbpachtverhältnisses in freies Eigenthum und Ablöfung der daraus herrührenden Leistungen ist ohne wesentliche Verände⸗ rungen angenommen worden. Der Antrag wegen öffentlicher Verpachtung der Jagd in den Domanialforsten wurde abgelehnt. Der Antrag wegen Uebernahme der Kosten der trigonometrischen Vermessung des Herzogthums ist auf den nächsten Landtag ausgesetzt worden. Der Gesetzentwurf wegen Errichtung von Marksteinen (wegen Vermessung des Landes) ist genehmigt, der Gesetzentwurf, betreffend Zertheilung von Grundstücken, einer Kommission überwiesen worden.
Bayern. München, 19. November. Se. Majestät der König hat unterm 12. d. Mts. der Königlichen Polizei⸗ Direktion und der hauptstädtischen Gensd'armerie seine befon— dere Befriedigung über deren umsichtige und unermüdliche Thä⸗ tigkeit anläßlich des an den Kämmererschen Eheleuten am 3. d. verübten Mordes ausgesprochen.
— (Allg. Ztg.) Zur Zeit, als während des letzten Land⸗ tags das Budget für die laufende Finanzperiode vereinbart wurde, waren für die Feststellung der Höhe des Matrikular⸗ beitrages Bayerns pro 1875 keine bestimmten Anhalts⸗ punkte vorhanden, und es wurde deshalb der für 1874 festge⸗ stellte Betrag mit 8, 585,765 Fl. auch für 1875 in das Budget eingestellt; nach der vor einigen Tagen an den Bundegsrath ge⸗ langten Vorlage würde sich jedoch der Matrikularbeitrag Bayerns für das nächste Jahr auf is, 132,244 Mark — 10,575,142 Fl. stellen um 1992, 375 Fl. 10 kr. mehr als im bayerischen Budget vorgesehen ist. — Hinsichtlich der projektirten Erwerbung der bayerischen Ostbahnen durch den Staat verlautet, die Staatsregierung sei der Ansicht, daß eine technische Erhebung über den Zustand der Bahn und deren Zubehör erforderlich erscheine, und daß dieselbe am zweckentsprechendsten durch eine gemischte Kommission vorgenommen werden könne.
Württemberg. Stuttgart, 18. November. Der evan⸗ gelische Synodus ist gestern zu seinen jährlichen Berathungen zusammengetreten.
— Ueber die Einführung des Turnunterrichts in den Vol ksschulen schreibt der St. A. f. W.“
Die Einführung des Turnunterrichts in den Volks— schulen ist in neuerer Zeit der Gegenstand mehrfacher Erörterungen im Schoße der Behörden, wie in öffentlichen Kreisen gewesen. Je mannigfaltiger die Schwierigkeiten sind, die zur Zeit in unserem Lande
sich der wirksamen Durchführung einer diesfalls für sämmtliche Volks-
schulen präzeptiven gesetzgeberischen Maßnahme voraussichtlich entgegen,
stellen würden, desto wichtiger ist die Frage, ob es nicht auf Grund det bestehenden Gesetzzebung wenigstens zulaͤssig sei, in denjenigen Volke⸗ schulen, bei welchen die zuständigen Lokalbehörden dazu geneigt sind, daz Turnen zu einem für die Schüler obligaten Unterrichtsfach zu erheben. Im Hinblick auf die einschlägigen ständischen Verhandlungen über das Volksschulgesetz von 1836 ist diese Frage von dem König lichen Ministerium des Kirchen- und Schulwesens in Uebereinstim—⸗ mung mit beiden Ober⸗Schulbehörden dahin entschieden worden, daß die Ober -⸗Schulbehörden gesetzlich nicht gehindert sind m für diejenigen einzelnen Volksschulen, in deren Lehrplan die Lokalbehörden den Turnunterricht in der Eigenschaft eines für die Schüler obligaten Schulfachs aufzunehmen wünschen, die Ermächtigung hierzu und zwar in der Weise zu ertheilen, daß der Turnunterricht in das gesetzliche Pen- sum des Lehrers von 30 Wochenstunden nöthigenfalls einzurechnen ist. Zu⸗ gleich ist den Ober⸗Schulbehörden empfohlen worden, auf die Einführung des Turnunterrichts in den Volksschulen in der bezeichneten Weise fördernd hinzuwirken. Eine solche Einführung des Turnunterrichts wird gegenüber von einer sofortigen allgemeinen Anordnung den Vor— theil haben, daß ein bereitwilliges Entgegenkommen der mit dem Vollzug betrauten Behörden stattfindet, womit zugleich die Gefahr vermieden ist, daß die Anordnung vielfach kaum zur Ausführung gebracht wird, in welchem Fall die Erfolge sehr zweifelhaft sind. Um den bedürftigen Gemeinden die Bestreitung des entstehenden Aufwandes durch Unterstützungen aus der Staatskasse zu erleichtern, ist es die Absicht, in den Volksschul. Etat der nächsten Finanzperiode eine entsprechende Exigenz aufzunehmen.
Braunschweig. Braunschweig, 20. November. Die stets zunehmende Erweiterung der Stadt nach außen hin und die fortwährend wachsende Einwohnerzahl (die⸗ selbe betrug nach der im verflossenen Sommer vorgenommenen Zählung bereits über 65, 000 Personen) hat, den „B. N.“ zu⸗ folge, die Nothwendigkeit einer Vermehrung der Polizei— mannschaft dringend erforderlich gemacht. Auf den Bericht des Polizei⸗Direktors hat das Herzogliche Staats-Ministerium genehmigt, daß die Zahl der Polizei⸗Sergeanten mit Anfang des nächsten Jahres um 12 vermehrt werde; es werden also statt der gegenwärtig im Dienste stehenden 44 Polizei⸗Sergean⸗ ten in Zukunft 56 fungiren. — Ruͤcksichtlich der Geschäfte des Herzoglichen Stadtgerichts liegt schon länger der Plan vor, die Stadt nicht, wie bisher, in drei, sondern fortan in vier Ge— richt bezirke einzutheilen. Es soll dies nun in der Weise geschehen, daß aus Theilen des ersten und dritten Bezirks der vierte Bezirk gebildet, welcher besonders das Terrain von der Hamburgerstraße bis zur Kastanien⸗Allee umfassen wird. Ob diese Einrichtung schon mit dem 1. Dezember d. J. oder erst mit dem 1. Januar 1875 ins Leben tritt, ist noch nicht definitiv bestimmt worden. — Zum Ankauf der Burg⸗Kaserne hat das Staats⸗Ministerium einen Zuschuß von 10,000 Thalern unter dem Vorbehalt bewilligt, daß die Bestimmung über die künftige Benutzung der Baustelle seiner Genehmigung unter— worfen bleibt.
Anhalt. Dessau, 18. November. Der Herzog und die Herzogin nebst Familie sind am 16. aus dem Herzoglichen Palais nach dem Herzoglichen Residenzschloß übergesiedelt.
— Der Handelskammer zu Leipzig ist, wie die Regierung unter dem 14. d. M. bekannt macht, die Erlaubniß zur Anfer⸗ tigung der Vorarbeiten für die Anlegung eines Wasserkanals von Leipzig über Bitterfeld, Jeßnitz, Raguhn bis zur Elbe bei Dessau für das diesseitige Staatsgebiet ertheilt worden. Diese Arbeiten werden von dem Wasserbau⸗Inspektor Georgi zu Leipzig geleitet werden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 20. November. Der Kaiser war am 18. d. M. Vormittags von Gödöllö nach Pest gekommen und Nachmittags halb 5 Uhr wieder nach Gödoͤlls zurückgekehrt.
— Der Erzherzog Carl Ferdinand ist heute Nachmittag 35 Uhr zu Selowitz in Mähren mit Tode abgegangen.
Derselbe, der zweite Sohn des am 30. April 1847 verstor⸗ benen Erzherzogs Carl, war am 29. Juli 1818 geboren.
— Das Abgeordnetenhaus wies gestern den Antrag Steudels wegen Vertilgung der Thierkadaver auf thermochemi⸗ schem Wege dem Rinderpest⸗Ausschusse zu.
Pest, 19. November. Im gestrigen Ministerrathe referirte Graf Zichy über die jüngsten Verhandlungen in Wien. Hierauf folgte ein Ministerrath unter Vorsitz Sr. Majestät, der die rumänische Metropolitenwahl, die serbische Kirchenangelegenheit und die Finanzvorlage zum Gegenstande hatte. Die Wahl des Metropoliten dürfte von Sr. Majestät nicht bestätigt werden.
— Die gestrige Deak⸗Parteikonferenz acceptirte die Modifikationen des Oberhauses am Wahlgesetze. Eine lebhafte Diskussion wurde über die Inkompatibilitätsvorlage geführt. Schließlich wurde diese Angelegenheit als offene Frage belassen.
Der Minister des Innern kündigte Vorlagen über eine Domestikalsteuer und Krankenpflegeauslagen an.
Belgien. Brüssel, 19. November. Der Erzbischof von Mecheln und Primas von Belgien, Dechamps, ist nach Rom abgereist, zugleich mit dem Erzbischof Manning, dem Primas von England.
Großbritannien und Irland. London, 19. November. (A. A. C.) Der Hof verläßt morgen Balmoral, um nach Windsor zurückzukehren.
— Die Kaiserin von Rußland hütet noch immer ihr Zimmer als eine Vorsichtsmaßregel gegen eine neue Erkältung, aber ihr Befinden wird als völlig befriedigend bezeichnet. Der Großfürst Alexis von Rußland stattete gestern in Begleitung seines Adjutanten der Kaiserin Eugenie in Chiselhurst einen Besuch ab.
— In dem Personal der französischen Botschaft sind, seitdem Graf Jarnae zum Botschafter am Hofe von St. James ernannt wurde, einige Veränderungen eingetreten. An Stelle eines Grafen Vauvineuz und des Hrn. N. de Brachet sind, der „A. A. C.“ zufolge, die Herren Gontaut Biron und Paul Mertran als erster und zweiter Botschafts⸗Sekretär getreten.
— Aus Toronto wird telegraphirt, daß Sir John Mae⸗ donald, der frühere Premier⸗Minister von Canada, einem Wahl⸗ richter gegenüber eingeräumt hat, daß seine Agenten sich der Bestechung schuldig gemacht haben, aber jede persönliche Kennt⸗ niß e,, läugnete. Er wird seines Sitzes für verlustig erklärt werden.
— Der Präsident des Handelsamtes, Sir Charles Adderley, hat an sämmtliche Eisenbahngesellschaften ein Rundschreiben gerichtet, in welchem er nach einem Hinweis auf den amtlichen Bericht über den von so schrecklichen Folgen begleiteten Bahnzusammenstoß bei Thorpe erklärt, daß das Han⸗ delsamt die Eröffnung keiner neuen Linie mit einfachem Geleise sanktioniren werde, falls auf derselben nicht das Blocksystem ein⸗ geführt ist oder andere Maßregeln für die Verhütung von Kolli⸗ sionen getroffen sind. Im Uebrigen empfiehlt er die Beobachtung
strengster Pünktlichkeit und Disziplin.
lichen Eisengießerei einem e nl beiwohnen wird.
— 20. November. (B. T. B.) Die Taufe des Prin⸗ zen von Edinburgh ist auf den 23. d. in Buckingham⸗ Palaste festgesetzt. Die Kaiserin von Rußland, der Großfürst⸗ Thronfolger, Großfürst Alexis und die Mitglieder der englischen Fönigsfamilie nehmen an der Feier Theil; auch die Minister und mehrere der fremden Botschafter und Gesandten sind ge⸗ laden. — Admiral Prescott ist gestorben.
Frankreich. Paris, 18. November. Köln. Ztg.) Bei Reviston des Kontingents der Territorial⸗-A mee ist es an vielen Orten zu Unruhen, und in einigen sogar zu sehr ernst⸗ lichen, gekommen. In Rougsés (Loire-Inférieur) wurde die Gensd'armerie insultirt, und der Unter⸗Präfekt von Chateau⸗ briant durch einen Steinwurf am Kopfe schwer verletzt. In Saint Loup (Haute⸗Saone) wurde ein Polizeikommissar zum Fenster hinausgeworfen und blieb auf der Stelle todt, und in Annech und anderen Gegenden Ober⸗Savoyens wurden die Ver⸗ treter der Behörde gemißhandelt.
— Das „Journal de Paris“ meldet die Ankunft des Ge⸗ nerals Chaney, der an den Arbeiten des bevorstehenden Avancements Theil nehmen werde.
Spanien. Nachrichten aus San Seba st ian über Bayonne, 20. November, zufolge sind die 000 Mann starken Regierungs⸗ truppen, welche eingeschifft worden waren, durch die ungünstige Witterung genöthigt worden, nach San Sebastian zurückzukehren. Es fehlte, da die Rückkehr der Truppen eine ganz unerwartete war, sehr an Lebensmitteln.
Italien. Rom, 16. November. 5 sistorium der Bischöfe ist aus unbekannten Gründen verschoben worden. Es war auf Dienstag, den 10. November, ausgeschrieben worden. Dem Vernehmen nach will man das Endresultat der Parlamentswahlen abwarten. Das uächste Kardinals-Konsistorium soll um Weihnachten stattfinden.
Rußland und Polen. St. Peters burg, 18, November. Unlängst gab die, M. 3.“ die Zahl der diesjährigen Sin⸗ berufungspflichtigen auf 800 900 für das ganze Reich an. Obgleich offizielle Daten noch nicht publizirt sind, glaubt die russische „St. P. 3.“ auf Grund nachfolgender Berechnung diese Zahl doch korrigiren zu können. In verschiedenen Gouvernemets haben die Militärbehörden die Zahl der Einberufungspflichtigen und der zu stellenden Rekruten auf Grund amtlicher Erhebungen publizirt. Die Altersklasse der 21jährigen zu der Zahl der Rekruten verhält sich z. B. in Kestroma wie 10,395 zu 2206 oder 471,ů zu 100, in Orel wie 15,443 zu 3274 oder 471,7 zu 100, in Twer wie 13,765 zu 2935 oder 470 zu 109. Durch⸗ schnittlich läßt sich ohne Furcht vor allzu falscher Rechnung also annehmen, daß das Verhältniß der wirklich eintretenden Re⸗ kruten zu den Einberufenen sich wie 100 zu 471 stellt. Stellt man das überhaupt verlangte Rekrutenkontingent in das entsprechende Verhältniß zur unbekannten Zahl der Einberufenen, so erhält man die Zahl 706,500 (x: 150 000 — 471: 100) der Unterschied zur An⸗ gabe der ‚M. 3. beträgt fast 100, 00. Die Zahl 706,590 als Zahl der 2ljährigen wird dann von der russischen „St. P. 3. noch einigen anderen Berechnungen zu Grunde gelegt. Nach früheren Berechnungen ist das Verhältniß der 21 jährigen zur Revistonsbevölkerung gleich etwa 20 zu 1000. Darnach ent⸗ spricht den 706,500 in diesem Jahr Eiuberufenen eine männ⸗ liche Bevölkerung von 365,325,000. Die stenerpflichtige Be⸗ völkerung in den Einberufungsbezirken beträgt, nach offi⸗ ziellen Publikationen nur 26,531,023 männliche Seelen. Die Berölkerung von Ostsibirien und Polen hiezugerech— net, sind es etwa 29,000,009). Die bisher privilegirte uen zur Dienstpflicht herbeigezogene Benyölkerung würde nach diesen Zahlen alfo 6,000, 000 oder fast den sechsten Theil der ganzen männlichen Bevölkerung betragen. Außerdem wären früher viele sonst Steuerpflichtige von der Rekrutensteuer befreit, Allein Bessarabien und die Kolonisten sind mit etwa 700,000 zu ver⸗ anschlagen. Als Resultat kann angenommen werden, daß eine Leistung, die früher auf etwa 28 000000 fiel, sich jetzt auf Zö, 000, 000 vertheilt. — Alle diese Berechnungen haben natürlich keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit geben aber doch un⸗ gefähr ein Bild von den vorhandenen Verhältnissen.
Schweden und Norwegen. Stockholm 17 Vovemben, Ueber die Reise des Königs schreibt die „Post och Inr. Tid. Folgendes: K
Nach der Einweihung der Lidköpingè ⸗Stara⸗Stenstorphahn reist der König Freitag Nachmittag von Stenstorp nach Björneborg, wo er beim Gutsbesitzer Nordenfelt soupiren und in der daselbst befind⸗ Von Björne⸗ borg gedenkt der König seine Reise nach Christianig fortzusetzen. — Die östliche Stammbahn in Schweden, deren letzter Abschnitt morgen eröffnet wird, geht von der Station Kathrineholm auf der Westbahn aus und mündet: in der Station Nässjö auf der, Südbahn; sie ist zwischen diesen heiden Punkten ungefähr 24 dänische Meilen lang. Das erste Stück: Kathrineholm-Norrköping murde im Juli 1866 eröffnet; aber erst im Jahre 1869 schlug die Regierung die Ausführung des Uebrigen vor und darauf wurde der Abschnitt Norr— köping Linköping im Oktober 1872, der Abschnitt Linköping · Miölby im September 1873 und die Strecke . für Güter ⸗ transport im Dezember 1873 eröffnet. as letzte Stück Boxholm⸗ Nässjö, von welchem die beiden Endstrecken (Boxrholm⸗Sommen und und Nässjö-Aneby) seit Juli⸗Monat R. J. für Gütertransport benutzt worden sind, wird morgen eröffnet. Sämmtliche Anlagekosten für die ganze Bahn belaufen sich auf 17,305, 000 Kronen (der ursprüngliche Ueberschlag war 17,609, 000). .
Diese Bahn verkürzt die Entfernung zwischen Stockholm und Malmö um 10 schwed. Meilen und bringt das ganze fruchtbare Ost— gothland nebst dem nordöstlichen Smaaland in Verbindung sowohl mit der Hauptstadt als mit dem Auslande, eine Verbindung, welche um so wichtiger wird, als seitdem die Vollendung der Ostbahn be⸗ schlossen wurde, nicht weniger als drei private Bahnen gebaut worden sind, welche in jene Bahn ausmünden. .
— Auf der mechanischen Schiffswerft „Lindholmen“ hat die schwedische Regierung ein unbepanzertes Kanonenboot zur Küstenvertheidigung bauen lassen und dasselbe „Blend“ ge⸗ tauft. Es ist nach dem neuen Zellensystem mit wasserdichten Räumen und Luken gebaut. Die Länge desselben ist 1763 Fuß, die Breite 26 Fuß 2 Zoll und der Tiefgang 95 Fuß. Die Ma⸗ schine hat 160 Pferdekraft und soll eine Fahrt von 12 Knoten in der Stunde machen. Das Boot erhält 2 Kanonen, von denen die eine, eine gezogene Hinterladungskanone, die größte der bis⸗ her in Schweden gegossenen Kanonen, in der Mitte des Schiffs auf einer Drehschelbe stehen soll. Das Fahrzeug kostet ohne di Kanonen 3345000 Kr.
Amerika. Die Stevens Batterie“ in New-⸗Jerseyn, welche die Regierung dieses Staates verkaufen will, J wird wahr⸗ scheinlich für die Marine der Vereinigten Staaten angekauft wer⸗ den. Die Angebote für dieselbe wurden dieser Tage in Trenton geöffnet, und das höchste kam von dem Marinedepartement,
(It. N.) Das Kon⸗
nãmlich 145,000 Dollars, vorbehaltlich der Genehmigung des Kongresses.
Asien. Der „Times“ wird aus Calcutta telegraphirt, daß die Identität des Gefangenen mit Nena Sahib immer zwei⸗ felhafter wird. Die von der Regierung eingeleitete Untersuchung nimmt ihren Fortgang.“
— Der „Kawkas“ erhält aus Persien die Nachricht, daß nach dortigen Gerüchten zahlreiche Banden des Stammes Teke die Absicht haben, sich Chorassans zu bemächtigen. Die persische Regierung ist dadurch sehr beunruhigt und beschäftigt sich mit Vorbereitungen zu einer Expedition gegen die Teke. Auch beabsichtigt sie, eine Telegraphenleitung längs der Turk⸗ menengrenze bis Meschhed zu ziehen, um den Bewegungen der Turkmenen besser folgen zu können.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Preisrichter für die Konkurrenz-Entwürfe zum Posener Theaterbau haben den ersten Preis (von 1090 Thlrn.) dem Projekte mit dem Motto Thalia II., welches von den Architekten Müller und Roß in Cöln entworfen ist, den zweiten Preis won 500 Thlrn.) dem Projekte E. B. von den Architekten Ebe und Benda in Berlin zuertheilt. Beide Projekte werden nach dem Programm Eigen thum der Stadt, ohne daß jedoch dieser dadurch die Verpflichtung erwächst, nun auch einen dieser Projekte zur Ausführung zu bringen.
— Das 19. Heft (III. Jahrg) der Zeit schrift für deutsche Kulturgeschichte, herausgegeben von Dr. J. H. Müller, Studienrath, (Hannover, in Kömmission bei Carl Meyer) hat fol— genden Inhalt: Die volkswirthschaftliche Literatur im Deutschen Reich von der Mitte des 16. bis zu Ende des 18. Jahrhunderts. Von Jo- hannes Falke. — Der Ursprung und die Entwicklung des Wappen wesens. Von Gustav Adelbert Seyler. — Die geplagte Geistlichkeit im Mittelalter (Fortsetzung und Schluß). — Korresponde z: Aus Oesterreich. Vorschlag zur Organisation der Arbeiten zur Geschichte der Preise. Von Luschin. — Bücherschau: Die Bibliothek des Chor⸗ berrnstiftes St. Florian. Von Alban Czerny. Ausgewählte Werke Friedrichs des Großen, ins Deutsche übertragen von Heinrich Merkens. Der Geigenbau in Italien und sein deutscher Ursprung. Von Pr. Edmund Schebeck. — Buntes; Eine eigenthümliche Raubscene aus dem dreißigjährigen Kriege. Mitgetheilt von H. Palm. Hechselstreuen.
— Am 17. wurden der unzünstigen Witterung wegen die Ar— beiten am Ostthurme des Domes zu Mainz eingestellt. Demnächst wird nun mit dem Abbruch der beiden Nebenthürme begonnen werden.
— Im September wurde in Vingelz, eine halbe Stunde von Biel, beim Ausgraben eines Feuerweihers ein neuer Pfahlbau entdeckt. Man fand in einer Tiefe von höchstens 23 FJuß mehrere horizontal liegende Ballen von etwa 1 Fuß Dicke auf Pfählen ruhend. Da dieselben ganz in Schlamm versunken waren, haben sie sich durch alle Jahrhunderte ganz vortrefflich erhalten. Sie sind eine schwärz⸗ liche Masse, offenbar Eichenholz, allerdings vom Wasser durchdrungen, gleichsam imprägnirt, zeigen aber noch völlig holzartige Fasern, die deutliche Schichtung des Splints und die Ringe und Astknoten des Stammes. Neben dem Eichenholz finden sich Ueberreste einer andern röthlichen Holzart, wahrscheinlich ist es Kirschbaumholz. Etwa 50 Schritte näher gegen Biel hin wurde schon letzten Winter am See⸗ ufer ein schwärziicher Streifen wahrgenommen, über dessen Natur und Beschaffenheit man nicht ins Reine kommen konnte. Der niedere Wasserstand erlaubte jetzt Nachgrahungen, und es wurde ein voll⸗ ständig gut erhaltener Kahn von 42 Fuß Länge und 3 Fuß Breite ans Tageslicht gefördert, allerdings noch vollständig im Mergel steckend — das Innere und die Seitenflächen jedoch abgedeckt. Diese Barke giebt einen genauen Begriff von dem ungefähren Stande der Schiffsbaukunst unserer Vöoreltern in der Zeit der Römer herrschaft.
— In einem Schreiben von Dr. Law son in London an die „»West Riding Asylum Medical Reports für das Jahr 1874 sind mehrere interessante Beobachtungen über die Tageszeit, in welcher die meisten Todesfälle vorkommen, enthalten. Dr. Lawson hat, die Beobachtungen Schneiders und Anderer fortsetzend und in Ergänzung der Beobachtungen anderer Institute durch jene des West Riding Asylum gefunden, daß bei chronischen Krankheiten die Todesfälle am zahlreichsten zwischen 8 bis 16 Uhr Vor⸗ mittags vorkommen und am seltenften zwischen 8 bis 16 Uhr Abends sind. Was die akuten Krankheiten betrifft, so hat sich her⸗ ausgestellt, daß die meisten Todesfälle entweder früh Morgens oder spät Abends stattfinden. Diese Beobachtungen stimmen mit, der Theorie vollkommen überein. Da früh Morgens die Lebensthätigkeit am Geringsten ist und im Laufe des Nachmittags ansteigt, so ist
des Morgens und am seltensten Abends sterben. Die Todesfälle bei akuten Krankheiten am Abend erklären sich aus dem regelmäßigen Anschwellen der Fieberbewegung in den Abendstunden und der da— durch hervorgerufenen Konsumtion der Lebenskraft.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Berlin. Der Klub der Landwirthe wird am 24. November seine diessährige Generalversammlnng abhalten, an welcher sich seine Stiftungsfeier anschließen wird. Auch in diesem Winter wird der Klub Vorträge veranstalten, welche wöchentlich Dienstags statt⸗ finden und mit dem 1. Dezember beginnen werden. Der Klub geht mit der Absicht um, ein eigenes Grundstück zu seinen Versammlungen zu erwerben. .
— Dem „Schw. M.“ wird aus Metz, 15. Nooember geschrieben: Daß für das Ueberhandnehmen des Schwarz- und Raubwild— standes in Lothringen die Forstverwaltung keine Schuld trifft, dürfte aus Folgendem erhellen: In der Zeit vom 1. Mai 1831 bis zum 30. April 1872 wurden in Lothringen nicht weniger als 44 Wölfe, 38 Wildkatzen und 404 Wildschweine erlegt. Noch günstiger war das Jagdergebniß im verflossenen Jahre, in welchem 6. Wölfe, 27 Wild- katzen und 791 Wildschweine getödtet wurden. Dies letztere äußerst günstige Resultat ist hauptsächlich der unterm 29. Februar 1872 er⸗ lassenen Treibjagdordnung zu verdanken. Da das Waldareal Loth—⸗ ringens 124 360 Hektar beträgt, so ist es übrigens selbstverständlich, daß die zahlreich angeordneten Treibjagden nicht in ein oder zwei Jahren im Stande sind, einen einigermaßen durchgreifenden Erfolg zu erzielen, zumal die Größe und Dichtigkeit der einzelnen Wal⸗ dungen diefelben äußerst erschwert, theilweise sogar ganz unmöglich macht.
Gewerbe und Handel.
Berlin. Die am 19. November abgehaltene Generalversammlung der Vereinsbank Qutstorp C Go. (137,000 Aktien mit 737 Stim- men) ertheilte die beantragte Genehmigung zum Akkord (mit 611 gegen 47 Stimmen) und zur Liquidation (mit 592 gegen 42 Stim⸗ men) und ernannte die Hrn. Regierungs-Rath Jungermann und Kon. sul Paetow zu Liquidatoren. Zu Mitgliedern des Aufsichterathes wurden gewählt: Direktor Winckler (Rostock ), Kommerzien⸗Rath Paul March (Charlottenburg), Rentier Carl Wierß (Celle), Stadtrath Kogge (Charlottenburg, Stadtrath Kühne (Charlottenburg), Stadt- rath Holtze (Westend) Rentier H. Feldheim (Westend, Kauf⸗ mann Clement (Rostoch, Kaufmann AÄAugust Horn (Stettin). Das Stadtgericht hat die Einleitung des Akkordverfahrens, so wie die Aufhebung des Konkurses von der Zustimmung , . Aktionäre abhängig gemacht. Wenn trotzdem von den
rganen der Gesellschaft die. Generalversammlung um, ihre Zu⸗ stimmung angegangen sei, so ist dies geschchen, wiil dieselben der Ueberzeugung sind, daß eine höhere Instanz nicht auf der vom Stadt⸗ gerichte geforderten Einwilligung sämmtlicher Aktionäre bestehen, son= dern die Genehmigung Seitens der Generalversammlung, also der
Majorität, als genügend angesehen werde. — Nach einem von dem
darin die Thatsache erklärt, daß die chronisch Kranken am häufigsten
Frl. Lammert.
Konkursverwalter Schäffer abgestatteten Berichte ist die Situation der Gesellschaft im Großen und Ganzen seit Aufstellung der letzten Bilanz (in welcher bekanntlich den Aktionären ein Ertrag von 40, pCt. in Aussicht gestellt wurde) unverändert geblieben.
Die Liguidatoren der Austro⸗Türkischen Bank haben, wie W. T. B.“ aus Wien meldet, die demnächstige Abzahlung von 10 Gulden angezeigt, weitere 10 Gulden sollen mit Bestimmtheit zu erwarten sein.
London, 29. November. (W. T. B.) In einem Kohlen bergwerke in Wales hat eine Gasexplofion stattgefunden, wobei 14 Personen um das Leben gekommen sind.
Paris, 18. November. (Fr. J) Die Spyndikats-Kammer des Export und Kammissions-Handels hat an den Finanz— Minister folgendes Schreiben gerichtet:
Herr Minister! Die Export-Handelskammer hat mit lebhafter Genugthuung die Regierung sich an dem Berner Postkongresse be— theiligen sehen, sie hoffte, daß Frankreich mit den zwanzig Mächten, welche den Vertrag unterzeichnet haben, dem allgemeinen Postvereine beitreten würde. Diese Hoffnungen sind nicht in Erfüllung gegangen; die Regierung hat ihre Znstimmung verweigert und unser Export- handel wird der Vortheile, deren sich seine auswärtigen Konkurrenten erfreuen, beraubt sein. Die Furcht vor einer Verminderung der Post— Einnahmen scheint in der Sache den Ausschlag gegeben zu haben. Die Rechte des Staatsschatzes verdienen gewiß Berücksichtigung, aber wir sind fest überzeugt, daß unser Eintritt in den allgemeinen Postverein dieselhen nicht beeinträchtigt hätte, und daß unsere Iso⸗ lirung uns im Gegentheil in eine bedenkliche und gefährliche Lage versetzt, auf welche unsere Export-Handelskammer hiermit Ihre Auf— merksamkeit lenkt. Unsere auswärtigen Beziehungen und unsere Kenntniß der fremden Märkte ermächtigen uns zu der Behauptung, daß man im Auslande jetzt schon allzusehr zu dem Glauben hinneigt, daß Frankreich das Gewicht seiner Lasten auf die fremden Käufer und Konsumenten abzuwälzen trachtet. Dagegen sollte durchaus etwas gethan werden, nicht mit Worten, sondern mit Thaten, indem man die für den Export bestimmten Erzeugnisse so viei als möglich von Lasten befreit und Alles aufbietet, um ihren Abgang nach Außen zu erleichtern. Wir stehen nicht an, zu erklären, daß die Weigernng, der Berner Konvention beizutreten, im Auslande den unvortheilhaftesten Ein⸗ druck hervorbringen wird. Die Aufrechterhaltung von ausnahms weise hohen Tarifen gereicht uns zum Nachtheil; diese kommen einem Mißkredit und einem Hinderniß, sowie einer Steuer gleich, die un⸗= sere auswärtigen Korrespondenten mitbezahlen müssen. Würde denn etwa der Beitritt in den Postverein eine empfindliche Verminderung der Posteinnahmnen zur Folge haben? Hat das Erträgniß der Brief— taxe abgenommen, als das Gewicht eines einfachen Briefes von 7 auf 10 Gramme erhöht wurde? Es ist im Gegentheil um 11 Mil— lionen gestiegen. Wie kann man da glauben, daß die Erhöhung von 109 auf 15 Gramme der Einnahme schaden wird? Offenbar nicht, denn man würde sich, anstatt eines leichten und durchsichti⸗ gen Papiers, daß der Deutlichkeit der Schrift hinderlich ist, eines stärkeren Papieres bedienen, wie dies die Engländer und Amerikaner thun. Der Beitritt Frankreichs zu dem Berner Vertrag wird, glau⸗ ben Sie es, Herr Minister, in jeder Beziehung Frankreich mehr ein— tragen, als die Beibehaltung der hohen Tarife. Unsere Export Handelskammer unterbreitet Eurer Excellenz diese Beobachtungen mit dem Gefühle der tiefsten Ueberzeugung. Sie wagt zu hoffen, daß Sie dieselben ernstlich in Erwägung ziehen und den Beitritt der Re— gierung zu dem allgemeinen Postverein veranlassen werden. Unser Handel legt dieser Maßnahme die höchste Wichtigkeit bei und unsere Kammer hält sich zu Ihrer Verfügung, um Ihnen alle die Auskünfte und Erklärungen zu geben, die Sie für wünschenswerth halten könn ten. Genehmigen Sie ꝛe. Der Präsident, A. Person. Ch. Fessard, A. Jouin, Sekretäre.
Verkehrs⸗Anstalten.
Es sind Zweifel darüber entstanden, ob und eventuell unter welchen Bedingungen die zur Entzündung des Dynamits dienenden
Kupferzündhütchen, welche sich von der gewöhnlichen Gattung
der sogenannten Militär⸗ und Jagdzündhütchen durch die längere Hülse und die stärkere Ladung unterscheiden, zum Eisenbahn Transport zugelassen werden können. Angesichts der ganz allge⸗ mein gehaltenen Bestimmung im §. 48 sub 2, 11 bezw. zu Nr. 11 des Betriebs Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands, nach welcher Zündhütchen, Zündspiegel und Metallpatronen zum Eisenbahn⸗ Transport angenommen werden können, sofern sie sorgfältig in festen Kisten oder Fässern verpackt sind und jedes Kollo mit einem beson— deren, die Bezeichnung „Zündhütchen“ enthaltenden Zettel beklebt ist,
sjowie mit Rücksicht darauf, daß für gewisse Gewehre angefertigte 5⸗
bis 10fach geladene Hütchen in mit Sägespähnen oder gleichartigen Körpern gefütterte Kästchen oder Schachteln verpackt auf den Eisen⸗ bahnen schon jetzt anstandélos und ohne Gefahr befördert worden sind, erachtet das Reichs-Gisenbahn-Amt in einem Cirkular— erlaß die Zulassung der fraglichen Zündhütchen zum Eisenbahn-Trans⸗ port für unbedenklich, sofern die Verpackung der Bestimmung des Betriebe-Reglements entsprechend eine sorgfältige ist und bei derselben die für die Verpackung stärker geladener Hütchen gebräuchlichen Vor⸗ sichtsmaßregeln in Anwendung kommen.
— Der Ausschuß des Central, Vereins für Hebung der deutschen Fluß ⸗ und Kanalschiffahrt hält am Montag, den 23. November, Abends 7 Uhr, im Kurszimmer des. Börsen⸗ gebäudes, Neue Friedrichsstraße 51, 1 Treppe hoch, eine Sitzung, in welcher geschäftliche Mittheilungen erstattet unde dann Hr. Baurath Röder über „einen Berliner Süd-Kanal“ und Hr. Dr. A. Berghaus über „Rentabilität der Kanäle“ referiren werden.
Liverpool, 20. November. (W. T. B) Der Dampfer „Congo“ st von der afrikanischen Westküste hier eingetroffen.
Königliche Schauspiele.
Sonntag, 22. November. Opernhaus. ng. Tell. Große romantische Oper in 4 Akten. Musik von Rossini. Ballet von Taglioni. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Schauspielhaus. (239. Vorstellung.) König Lear. Trauer⸗ spiel in 5 Abtheilungen von Shakespeare. Anfang halb 7 Uhr. Mittel ⸗Preise.
Montag, den 23. November. Opernhaus. (230. Vorstellung. Mignon. Sper in 3 Akten nach Goethe's Roman: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Musik von A. Thomas. Ballet von P. Tag⸗ lioni. Mignon; Frl. Minnie Hauk, vom K. K. Hofopernthegter in Wien, als Gast. Philine: Frl. Grossi. Wilhelu. Meister: Hr. Schott. Lasrtes: Hr. Salomon. Lothario: Hr. Betz. An⸗ fang halb 7 1. Mittel⸗Preise. .
Schauspielhaus. (249. Vorstellung. ) Ein Erfolg. Lustspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗ Preise.
Dienstag, den 24. November. Opernhaus. (231. Vor⸗ stellung Margarethe. Oper in 5 Akten. Musik von Gounod. Ballet von P. Taglioni. Margarethe: Fr. Mallinger. Siebel: Faust: Hr. Niemann. Mephistopheles: Hr. Sa⸗ Anfang halb 7 Uhr. Hohe
Schauspielhaus. (241. Vorstellung.“ Zum ersten Male wiederholt: Ein gefährlicher Freund. Lustspiel in 1 Akt, aus dem Französischen von A. Fresenius. Hierauf, zum ersten Male wiederholt: Neckereien. Lustspiel in 1 Akt von A. von Winter⸗ feld. Zum Schluß: Der zerbrochene Krug. Lustspiel in 1 Akt von H. von Kleist. Anfang 7 Uhr. Mittelpreise.
(229. Vorstellung. )
lomon. Valentin: Hr. Schmidt.
Preise.