jedoch der Briefträger dem Schneidermeister N. weder am 30. noch am 31. Dezember zustellen konnte, weil dieser an den ge⸗ dachten Tagen vom Briefträger nicht in seiner Wohnung ange⸗ troffen und von ihm Niemand zur Empfangnahme rekomman⸗ dirter Briefe legitimirt war. Der Schneidermeister sah in Folge dessen die Kündigung als nicht geschehen an und wollte am 31. März 1874 die 84 nicht verlassen. Der dagegen er⸗ folgte Klageantrag es Hoteliers T., auf Räumung der Wohnung Seitens des Miethers wurde vom hie⸗ sigen Stadtgericht als berechtigt anerkannt, vom Kammer⸗ gericht jedoch zurückgewiesen. Die vom Kläger ein⸗ gelegte Nichtigkeitsbeschwerde wies darauf hin, daß die Kündi⸗ gung als geschehen erachtet werden müsse, weil der Kläger seiner⸗ seits alles gethan habe, um die Kündigung zur Kenntniß des Verklagten zu bringen, und weil die Schuld, daß dies nicht ge⸗ schehen, lediglich an der Abwesenheit des Verklagten und daran gelegen, daß er keinen legitimirten Empfänger zur Entgegen⸗ nahme rekommandirter Briefe bestellt habe. Dieser Einwand wurde jedoch vom Ober⸗Tribu nal in seinem Erkenntniß vom 6. November er. nicht für begründet erachtet und demgemäß wurde die Nichtigkeils beschwerde zurückgewiesen. Nach 5§. 384 Tit. 21 Th. II. A. L. R. gehört, wie das Ober⸗Tribunal aus⸗ führt, zu einer gehörigen Kündigung, daß sie zur Wissenfchaft des Gegentheils wirklich gelangt ist.“ Dagegen läßt sich aus dieser Bestimmung nicht der Rechtssatz herleiten, daß eine Kündigung alsdann als zur Wissenschaft des Gegentheils gelangt angesehen werden solle, wenn lediglich in seiner Abwesenheit von Hause der Grund liegt, weshalb ihm das RKündigungsschreiben nicht hat behändigt werden können.“
— Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Präsident des Groß⸗ herzoglich hessischen Gesammt⸗Ministeriums Hofmann ist von Darmstadt hier eingetroffen.
— Der Kaiserlich russische Gesandte in Bern, Prinz , . hat sich von hier auf seinen Posten zurück⸗ egeben.
— Der General⸗Major und Commandeur der 5. Kavallerie⸗ Brigade Graf von der Groeben ist nach St. Petersburg kommandirt worden, um der Feier des St. Georgen⸗Festes bei⸗ zuwohnen, und aus diesem Anlaß zur Abstattung persönlicher Meldungen von Frankfurt a. Oder hier eingetroffen.
— S. M. S. „Augusta“ hat am 31. Oktober er. die Rhede von Demerara verlassen, traf am 2. November Mittags in Barbados ein und beabsichtigte am 10. dess. Mis. die Reise nach La Guayra anzutreten.
Württemberg. Stuttgart, 2. Dezember. (W. T. B.) An dem heutigen Jahrestage des Sieges von Villiers⸗ Ehampigny hat die feierliche Einweihung der Fahnen für 8 Füsilier⸗Bataillone des XIII. Armee⸗Corps und die Verleihung des eisernen Kreuzes und anderer Auszeichnungen an die Fahnen von älteren Truppentheilen des Corps stattgefun⸗ den. Dem Könige, welcher mit dem gesammten Königlichen Hause der kirchlichen und militärischen Feier beiwohnte, wurde von dem kommandirenden General v. Schwarzkoppen der Dank der Truppen für die verliehenen Auszeichnungen ausgesprochen. Der feierliche Akt wurde von einem Salut von 101 Kanonen⸗ schüssen begleitet und schloß mit einem dreimaligen Hurrah der Truppen auf den König. .
Sessen. Darm stadt, 30. November. Prinz Alexan⸗ der ist heute Nachmittag zum Besuche der Kaiserin von Ruß⸗ land nach San Remo bei Genua abgereist.
— Der Präsident des Großherzoglichen Gesammt⸗Mini⸗ steriums und Minister des Großherzoglichen Hauses und des Aeußern, Hofmann, hat sich heute behufs Theilnahme an den Sitzungen des Bundesraths nach Berlin begeben.
— In dem soeben in der siebenten Auflage erschienenen ‚Hand⸗ buch der vergleichenden Statistik von G. Fr. Kolb“ finden sich fol⸗ gende authentische Angaben über den Stand der Staats schuld des Großherzogthums Hessen am 1. Januar 1874: Gewöhnliche Schuld 3. 775,000 Fl., Eisenbahnschuld 2 4 pCt. I ꝰS0 000 Fl., Provinzialstraßenbauschuld à 33 pCt. 1,110,000 FslI., Staatsrentenschuld à 4 pCt. 1,480, 000 Fl. Zusammen verzinsliche Schuld 14345, 900 Fl. Hierzu der Betrag des Staatspapiergeldes mit 4 300,099 Fl., ergiebt eine Ge⸗ sammtschuld von 18,645, 009 SFsl. Die Staatsrentenschuld hat sich in Folge verlangter Ablösungen von Staatsrenten seit 1836 um 1 Million Gulden erhöht. Eine größere Belastung des Staats hat indessen nicht stattgefunden, da die Staatsrenten⸗Ablösungskasse mittelst der cedirten Staatsrenten ihre Schuld verzinst und tilgt. Wird von der Gesammtschuld der Betrag des Staatspapiergeldes in Abzug gebracht, so ver⸗ bleibt, wie bereits oben nachgewiesen, eine verzinsliche Schuld von 144345 000 Fl., welcher ein Aktivum von 145500 000 Fl. gegenübersteht.
Mecklenburg. Schwerin, 1. Dezember. Der Groß⸗ herzog ist am 28. November Abends aus der Göhrde hier wieder eingetroffen. —
— Zu der morgen stattfindenden Feier der Enthüllung des Kriegerdenkmals find bereits eingetroffen, bez. werden noch erwartet folgende Herren: General der Infanterie Freiherr von der Tann, General⸗Lieutenant von Tresckow, General- Lieute⸗ nant von Stosch, General⸗Lieutenant von Bredow, General⸗ Lieutenant von Wittich, General⸗Lieutenant von Colomb, Ge⸗ neral⸗Major Freiherr von Kottwitz, General⸗Major von Schmidt, General ⸗Major von Kleist, General⸗Major Dejaniez von Glis⸗ zezynski, Oberst Graf von Waldersee, Oberst Strempel, Oberst von Lewinski, Oberst⸗Lieutenant von Tiele⸗Winckler u. s. w.
Gestern morgen trafen mit döm 9 Uhr⸗-Zuge die Quartier⸗ macher des 90. Regiments hier ein. Auch Quartiermacher für die hierher kommandirten Dragoner langten an. Heute brachte ein Extrazug zunächst das Wismarsche Bataillon des 90. Regi⸗ ments mit den Landwehrmannschaften desselben Bataillons. Ein zweiter Extrazug kam eine Stunde später mit den beiden Rostocker Bataillonen und den Landwehren an. Die Fahnen wurden mit klingendem Spiel durch die Stadt zum Schloß gebracht. Der hier gegründete Krieger⸗Verein ist in erfreu⸗ lichem Wachsthum begriffen. Allein am Sonntag sind dem⸗ selben 48 neue Mitglieder beigetreten, so daß der Verein es . w kurzer Zeit schon auf 210 Mitglieder ge⸗
acht hat.
Sach sen⸗Coburg⸗ Gotha. Gotha, 1. Dezember. Unter allgemeinster Theilnahme von Nah und Fern hat heute die Feier des fünfundzwanzigjährigen Dienstjubiläums Sr. Ex⸗ cellenz des Staats⸗Ministers Dr. Camillo Freiherrn von Seebach hier begonnen. Zur Beglückwünschung des Ju⸗ bilars hatten sich heute früh folgende Deputationen eingefunden:
Bevollmãchtigte Sr. Hoheit des Herzogs und der gemeinschaft⸗
liche Landtag, eine Deputation der gesammten Staatsdienerschaft der Herzogthümer Coburg und GSGotha, Deputationen der Gemeinden der Landraths ⸗Amtsbezirke Coburg, Gotha, Ohrdruf und Waltershausen, der Städte der Herzogthümer Coburg und Gotha, der Geistlichen beider Herzogthümer, der Volksschulen, der Banken, des landwirthschaftlichen Vereins und des Gartenbau⸗ vereins, endlich Deputationen inländischer Korporationen, In⸗ stitute und Gesellschaften. = Vom Lande Coburg und Gotha, vertreten durch den ge⸗ meinschaftlichen Landtag, ist dem Jubilar eine Uebereignungs⸗ Urkunde über eine noch im Bau begriffene, nach den vor⸗ liegenden Zeichnungen und Rissen in geschmackvollster Weise auszuführende Villa zu Friedrichroda eingehändigt worden. Der Stadtrath der hiesigen Residenzstadt und der Stadtrath der Bergstadt Friedrichroda haben dem Jubilar das Ehrenbürger⸗ recht ertheilt und die darüber ausgefertigten Diplome, welche ebenso wie die überreichten Adressen in künstlerischer Weise an⸗ gefertigt worden sind, überreicht.
Auch mit Geschenken wird Se. Excellenz, wie die „Weim. Ztg.“ vernimmt, reichlich bedacht. Se. Hoheit der regierende Herzog verehrte demselben den Werth der zum Großkreuze des ernestinifchen Haus⸗Ordens gehörigen Brillanten (der Genannte ist bereits im Besitze dieses Ordens); Ihre Königliche Hoheit die regierende Herzogin eine goldene Kette zu diesem Orden; außerdem wird, wie schon oben erwähnt, Sr. Excellenz zu Friedrich⸗ roda eine Villa als dereinstiger Ruhesitz erbaut, wozu Se. Hoheit den Grund und Boden gewährt hat und wozu aus Landes⸗ mitteln 10, 000 Thlr. verwilligt worden sind; von den Agnaten des Herzoglichen Hauses sind dem Jubilar 7000 Pfund Sterling, also circa 49, 000 Thlr. überwiesen worden; von den Beamten des Landes erhält derselbe ein in Berlin angefertigtes silbernes voll ständiges Theeservice in schönem Etui, die Geistlichen des Landes schenken einen silbernen Kandelaber zu 6 Kerzen; die Lehrer zwei Armleuchter von Silber; die Banken ein vollstän⸗ diges Zimmermeublement in geschnitzter Arbeit.
Heute Abend nach 8 Uhr wird die Liedertafel und andere Gesangvereine dem hohen Jubilare ein Ständchen bringen, wel⸗ ches mit einem Fackelzuge verbunden werden soll.
— Der Herzog ist, laut Meldung aus Straßburg, am 29. November, Abends 8 Uhr, über Kehl kommend, dort eingetroffen, und hat sich nach kurzem Aufenthalt, mittelst Schnellzuges nach Schletistadt weiterbegeben, in dessen Um⸗ . in den nächsten Wochen größere Jagden stattfinden ollen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Pe st, 30. Novbr. Nach der Publika⸗ tion des sanktionirten Wahlgesetzes legte der Finanz⸗Minister in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhau ses Gesetzentwürfe vor über die Forterhebung der Steuern im ersten Quartale 1875, ferner vier neue Gesetzvorlagen, betreffend die Luxussteuern und zwar: eine Bedientensteuer, blos für männliche Bedienstete, in Pro⸗ gressivsätzen von S bis 20 Fl.; eine Billardsteuer und Spiel⸗ steuer nach jedem Spielzimmer in den öffentlichen Unterhaltungsorten oder in Gesellschaftslokalen von 5 bis 30 Fl.; eine Equipagen⸗ steuer von 3 bis 30 Fl. und eine Pferdesteuer von 2 bis 1051.
Im Oberhause brachte Baron Vany die Reform des Ober⸗ hauses zur Sprache. Jetzt, wo das Wahlgesetz sanktionirt sei, dürfe auch die Stellung des Oberhauses nicht mehr die bisherige bleiben. Die Unabhängigkeit der Mitglieder, nament⸗ lich der Obergespäne, müsse gesichert werden. Der Minister⸗ Präsident Bitto erklärte, eine diesbezügliche Gesetzvorlage sei längst fertig und bedürfe nur noch der Approbation des Mi⸗ nisterrathes. Bis jetzt sei die Regierung durch wichtigere Dinge an der Vorlage desselben verhindert gewesen, doch verspreche er, falls im jetzigen Reichstage noch die Verhandlung möglich sein sollte, den Gesetzentwurf rechtzeitig einzubringen. 7 Pronay benutzte den Anlaß, um auf die in der jüngsten Rede Tisza's enthaltenen Vorwürfe gegen die Magnaten zu antworten. Graf Keglevich sprach die Ueberzeugung aus, daß das Oberhaus, wie es jetzt besteht, die magyarischeste Körperschaft sei und durch kei⸗ nerlei Reform magyarischer gemacht werden könne.
Schweiz. Bern, 28. November. Der Bundesrath hat sich heute in außerordentlicher Sitzung mit der Feststellung der Vorlagen für die am 7. Dezember wieder zusammen⸗ tretende Bundesversammlung beschäftigt. Die betreffende Liste zählt 33 Nummern und darunter die Gesetze über Civilstand und Ehe, über Maß und Gewicht, über die politische Stimm⸗ berechtigung der Schweizerbürger, über den Eisenbahnfracht⸗ verkehr, über die Hafibarkeit der Transportanstalten, über die Ausgabe von Banknoten und über die eidgenössische Geldskala, die ultramontanen Rekurse gegen den Bundesrathsbeschluß, be⸗ treffend die kirchlichen Konflikte im Bisthum Basel ꝛc. ꝛc, so daß an ihre Erledigung noch in diesem Jahre nicht zu denken sein kann und voraussichtlich eine Wiedereinberufung der Räthe sofort nach Neujahr beschlossen werden wird. Unter den Verträgen, welche der Bundesversammlung dieses Mal zur Ratifikation vorliegen, befindet sich auch der vom internationalen Postkongreß in Bern abgeschlossene Weltpostvereins nertrag. Auch hat die Bundesversammlung in ihrer nächsten Dezembersitzung den Bundes- und Bundes⸗Vize⸗ präsidenten für das Jahr 1875 zu wählen. Als Bundespräsident geht Usus gemäß gewöhnlich der seitherige Bundes⸗Vizepräsident aus der Wahlurne hervor.
Laut dem gestern vom Bundegrath festgestellten Budget für das Jahr 1875 werden die Militärausgaben des Bundes in diesem Jahre nur 8,482,324 Fr. betragen und nicht 9.500, 000 Fr., wie kürzlich mitgetheilt wurde. Was die Aus⸗ gaben und Einnahmen des Bundes vom Jahre 1875 im Ganzen betrifft, so werden sich dieselben bei einer Sesammtsumme von ca. 39 Millionen nahezu das Gleichgewicht halten.
Niederlande. Haag, 28. November. Bei der Berathung des Budgets für das Departement der auswärtigen Angelegen⸗ heiten, welche mehrere Sitzungen der Zwetten Kammer der General staaten in Anspruch nahm und gestern mit der Be⸗ willigung der beantragten Kredite endete, eroͤffnete der Minister des Auswärtigen, van der Does de Willebois, daß die Regie⸗ rung in ihren Bemühungen fortfahre, die Abschaffung der Sur⸗ taxe von 19 Prozent, welche in Nordamerika von Niederlands kolonialen Produkten erhoben wird, zu erzielen, und daß nicht alle Hoffnung geschwunden sei, die amerikanische Regierung zur Nachgiebigkeit in diesem Punkte zu bewegen. Hr. van der Does gab in Bezug auf das von seinem Amtsvorgänger angeregte Projekt einer internationalen Konferenz über gegenseitige Aus⸗ führung cinilgerichtlicher Urtheile der Befürchtung Ausdruck, daß die diesfalls eingeleiteten Verhandlungen nicht zu einem ge— wünschten Resultate führen würden. Dem Abgeordneten aus
die Räthe und Assessoren des Herzoglichen Staats⸗Ministeriums,
lande einen Gesandten bei Don Carlos accreditiren sollen, unn dessen Ausführungen große Heiterkeit in der Versammlung err erwiderte der Minister, als die niederländische Regierung die Exekutin behörde in Spanien unter der Prãsidentschaft des Marschalls Serran anerkannt habe, sei sie dabei natürlich von der Ansicht aus- gegangen, daß diese Behörde dermalen die „gesetzliche Mach in Spanien repräsentire. — Nach der Genehmigung des Bud gets des Auswärtigen Amtes schritt die Kammer zur Berathung der Motion van Eck und Bredius, die Regierung zu ersuchen, für die Einführung schiedsrichterlichen Austrages internationaler Streitigkeiten zu wirken, und nahm diese Motion mit 35 gegen 30 Stimmen an. Herr van der Does wies bei der Debatte mi Nachdruck darauf wohl mitwirken“ wolle zur Schlichtung internationaler Streitig keiten durch schiedsrichterlichen Austrag, daß aber die Intiatipe nicht einer kleinen Macht zustehe.
Belgien. Brüssel, 1. Dezember. (W. T. B) der heutigen Sitzung der Deputirten kammer kündigte der Abgeordnete Defuissaux an, daß er die Regierung über einige Fälle, in denen das Gesetz über die Auslieferungen und Ausweisungen zur Anwendung gelangt sei, zu inter⸗ pelliren beabsichtige. auf Freitag festgesetzt.
Großbritannien und Irland. London, 30. No⸗ vember. Unter dem Vorsitz der Königin fand am Sonnabend auf Windsor ein Ministerrath statt, bei welchem der Herzog von Richmond, der Earl von Derby und Hr. Croß, der Minister des Innern zugegen waren. Vor dem Ronseil empfing die Monarchin den französischen Botschafter, Graf Jarnae, den columbischen Gesandten, Señor Zapata, und den Gesandten von Paraguay, Senor Uriarte, die ihre Beglaubigungsschreiben über⸗ reichten. Gestern wurde Lord Lyons, der britische Botschafter in Paris, zur Königlichen Tafel gezogen. — Die Königin beabsichtigt, einigen Seeleuten und Marinesoldaten, die ihnen wegen ihres tapferen Verhaltens während des Aschantikrieges zuerkannten Medaillen in Person zu überreichen. Diese Feier wird, so weit bis jetzt feststeht, am nächsten Donnerstag in Windsor statt= finden. — Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind von ihrem Besuche bei dem Earl Cowper in Panshanger Park nach Sandringham zurückgekehrt. Auf der Rückreise wurde ihnen in Hertford ein loyaler öffentlicher Empfang bereitet.
— Der deutsche Botschafter Graf Münster ist in Beglei⸗ tung seiner Tochter von seinem Besuche bei dem Herzog von Devonshire in Chalsworth nach Prussia⸗House zurückgekehrt.
— Die Admiralität hat dem Commandeur des detachir⸗ ten Geschwaders, Contre⸗Admiral Randolph, den telegraphischen Befehl übersandt, eines der unter seinen Befehlen stehenden Schiffe unverzüglich nach Rio de Janeiro abzusenden.
— Die britische Marine ist soeben durch zwei neue Schrauben -⸗Kanonenboote von je 420 Tonnen Tragkraft und 360 Pferdekraft, die auf einer Privatwerfte in Snuderland gebaut wurden, bereichert worden. Die Schiffe heißen „Conte st“ und „Empreß“ und die Armatur eines jeden besteht aus vier Geschützen.
Frankreich. Versailles, 1. Dezember. (W. T. B) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde Buffet mit 348 Stimmen zum Präsidenten gewählt. 205 Stimmzettel waren unbeschrieben. Martel wurde mit 422, Benoist d Azi mit 321 und de Kerdrel mit 287 Stimmen zu Vize⸗Prä⸗ sidenten gewählt. Bei der Wahl des vierten Vize⸗Präsidenten wurden fuͤr den Herzog von Audiffret⸗Pasquier (rechtes Centrum) 6. und für Rampon (linkes Centrum) 247 Stimmen abge⸗ geben.
Auf der Tagesordnung der morgigen Sitzung stehen das Gesetz über die Reorganisirung der Cadres der Armee und die Vorlage über die Einrichtung des höheren Unterrichts.
Wie verlautet, dürfte die Botschaft des Marschall⸗ Präsidenten wegen einiger darin vorgenommener Abände⸗ rungen erst am Donnerstag eingebracht werden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. November. (W. T. B.) Die Rückkehr des Kaisers steht in den nächsten Tagen bevor. Die Verzögerung der Heimreise soll der Rücksicht des Kaisers für den leidenden Zustand des Grafen Alexander Adlerberg zuzuschreiben sein, welcher als Minister des Kaiserlichen Hauses und Chef des Kaiserlichen Haupt⸗ quartiers den Kaiser nach Livadia begleitet hat.
— Alle Nachrichten aus dem Innern, soweit die Tele⸗ graphenverbindungen reichen, melden uͤbereinstimmend, daß der Verlauf der soeben stattgehabten ersten Aus hebung nach dem Gesetze der allgemeinen Wehrpflicht ein durchaus günstiger ge⸗ wesen ist. In allen Klassen hat sich ein überraschendes Ver⸗ ständniß für die Wichtigkeit des neuen Gesetzes gezeigt, und stellt man dasselbe jetzt schon dem Kaiserlichen Dekrete über die Auf- hebung der Leibeigenschaft an die Seite. ;
Schweden und Norwegen. Christiania, 30. No⸗ vember. (H. N.) König Oscar hat gestern Abend, nachdem er den Professor Nissen zum Kultus⸗Minister ernannt hat, Christiania wieder verlassen.
Dänemark. Kopenhagen, 28. November. Der Ent⸗ wurf zu einem revidirten Heergesetz soll jetzt vollendet sein und dem Folkething wahrscheinlich in der nächsten Woche vorgelegt werden. — Dem Vernehmen nach ist General Wilster bei der ersten jütischen Brigade dazu ausersehen worden, den durch die Ernennung des Generals Steinmann zum Kriegs⸗Minister vakant gewordenen Posten als Chef des zweiten Generalkom nandos zu übernehmen. Gleichzeitig ist Oberst Ankjär zum General er⸗ nannt und ihm das Kommando der ersten fütischen Brigade übertragen worden. — 1. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzun 1. k 3 3 8 . 5 Finanz⸗Minister . . durch welchen die eswig⸗holsteinischen Speziesmünzen als Zahlungsmittel verboten — J 3 .
Amerika. graphirt, daß Kalakua, der König von Hawaii, in San Franeiseo eintraf. Er wurde mit Salutschüssen begrüßt, von einer militärischen Escorte empfangen und begab sich un⸗ verzüglich nach Washington zu einem Besuche des Präsidenten. New⸗Jork, 1. Dezember. (W. T. B) Der Bekannt⸗ machung des Schatzsekretãärs Bristow zufolge, hat sich die Staats schuld im Monat Novem ber um 123 000 Dollars vermindert. Im Staatsschatze befanden sich am 30. November 83-043, 0909 Dollars in Metall und 16,599 000 Dollars in
Papiergeld. Rio de Janeiro, 30. November. (B. T. B) Nach
Maastricht, Kerens de Wylre, welcher wünschte, daß die Nieder⸗
Mittheilungen der hiesigen Journale aus Buenos-Anres Hat am 15. d. Mts. in der Nähe von Laverde eine ene ge.
in, daß er gleich seinem Amtsvorgänger,
Die Berathung der Interpellation wurde
Aus New⸗Jork wird unterm 29. d. M. tele⸗
Schlacht zwischen Mitre und den Regierungstruppen unter dem 22 Arias stattgefunden, deren Ausgang unentschieden blieb. Die Regierungstruppen hatten einen Verlust von 400 Todten und Verwundeten, der Verlust der Insurgenten war nicht be⸗ kannt. .
— Nach in Montevideo eingegangenen Nachrichten hat der Insurgenten⸗General Mitre einen Unterhändler nach Buenos⸗ Anres geschickt, um über seine Unterwerfung unter die Re⸗ gierungsgewalt zu verhandeln. —
— Aus Südamerika meldet die ‚A. A. C.“ Folgendes:
Peru. Aus Callao wird unterm 27. Oktober von einer neuen revolutionären Bewegung berichtet. Dicselbe brach am 22. Oktober in Arequipa aus, aber nach einem 14stündigen Gefecht wurden die Rebellen von den Regierungstruppen vertrieben. Der ‚ Talisman“ ein großer Dampfer, der die englische Flagge führte, befand sich auf der Höhe der Küste nit einer green Menge peruanischer Flüchtlinge aus Chili, die versuchten, eine Landung zu bewerkstelligen. Das peruanische Geschwader wurde längs der Küste vertheilt, um nach dem Fahrzeuge zu spähen. Die jetzig Regierung von Pern kann als fest begründet betrachtet werden. Durch Kongreßbeschluß sind alle politi⸗ schen Gefangenen in Freiheit gesetzt worden. Die Tagesfrage dreht sich um Guano und salpetersaures Natron. Señor Gonzales wird bem Kongreß die Verordnung empfehlen, daß künftig Guano nur von den Lagern verkauft und ge der Preis nach Maßgabe des Ammoniak gehaltes bestimmt werden sell. Die salpetersauren Quellen sollen vom Staate erworben und in seinem Interesse verwaltet werden. .
In Chili wurde am 26. Oktober kurz nach Mitternacht ein Erdbeben, wohl das heftigste seit dem denkwürdigen 7. Juli v. 1 verspüärt. Es dehnte sich nördlich bis Copnige und südlich bis Jalca aus, dauerte etwa 30 Sekunden, und die Richtung war von Osten nach Westen. In Valparaiso und Santiago herrschte große Bestür⸗ zung. Sämmtliche öffentliche Uhren blieben stehen und die Mauern einiger Kirchen und Häuser wurden beschädigt. Die Bischõöfe von Serena und Concepcion erschienen vor einigen Tagen in Santiago, erlleßen Hirtenbriefe und exkommunizirten den Präsidenten, mehrere Mitglieder des Staatsrathes und eine Anzahl von Senatoren und Deputirte. Die ö erregten beträchtliche Aufregung und Be⸗ sfärzung. Die Exkommunikation verhinderte indeß den Kengreß nicht, bie Gehälter des Klerus wie üblich zu votiren. Kapitän Ryde s Affaire ist zwischen dem britischen Gesandten und der chilenischen Re⸗ gierung definitiv geregelt worden, aber nähere Details sind nicht in die Oeffentlichkeit gedrungen.
Asien. Aus Calcutta wird der ‚Times“ telegraphirt, daß die Untersuchung bezüglich der Identität des angeblichen Nena Sahib ihren Fortgang nimmt, aber daß Details streng geheim gehalten werden. Das Datum des Beginnes des Pro⸗ zeffes sei ungewiß. Die öffentliche Meinung werde täglich zwei⸗ felfüchtiger betreffs der Identität des Gefangenen.
China. Kus Shanghai wird vom 15. Oktober ge⸗ meldet, daß in China noch immer Nachrichten von den verhängniß⸗ vollen Wirkungen der jüngsten Typhons an der Küste einlaufen. In Taiwan scheiterte ein chinesisches Kanonenboot von 600 Tonnen Tragkraft in einem Typhon am 29. September während es vor Anker lag, und die gesammte Besatzung, 710 Personen, ging mit dem Schiffe unter. Der Kapitaͤn befand sich zur Zelt am Gestade auf einem Besuch beim chinesischen Rommissär. Zur Zeit des Unglücks lagen drei Dampfer auf der Rhede vor Anker, aber keiner derselben konnte irgend welchen Beistand leisten.
Nr. 84 des Amts-⸗-Blatts der Deutschen Reichs Post-⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt; General ⸗Verfügung: dom 27. Ropember 1874 Einführung neuer Postwerthzeichen.
Nr. 2 des Armee⸗Verordnungs⸗Blatts“, herausgegeben vom Kriegs⸗Ministerium, hat folgenden Inhalt: Instruktion über das beim Auftreten des Rotzes unter den Pferden der Truppen zu⸗ beobachtende Verfahren. ö
Statistische Nachrichten.
Unter den in den Jahren 1868/74 in die hessische (25. Di- vision eingeftellten 17.780 Mannschaften wurden der „Darmst. Ztg.“ zufolge 75 oder Ga A* ermittelt, welche eine Schulbildung nicht besaßen. Am ungünstigsten ist das Verhältniß in Oberhessen; hier konnten von 55602 Ersatzmannschaften 39 oder O6 R weder Lesen noch Schreiben. Starkenburg lieferte unter 7029 Rekruten 23 oder O3 , Rheinhessen unter 1819 nur 13 oder G27 * Analphabeten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Berlin. Wie in früheren Jahren werden auch diesmal an den Sonnabend⸗Abenden der Monate Januar, Februar und März k. FJ. in der Singakademie Vorträge des wissenschaftlichen Vereins stattfinden; die Zahl derselben beträgt 12. —
Es werden Vortrag halten: 2. Januar. Prof. Adler: Erwin von Steinbach. — 9. Januar. Probst Dr. theol. Brückner: Ueber die Lehre von der Wiederbringung aller Dinge. - 15. Januar. Geh. Regierungs Rath Prof. Dr. Bonitz: Die gegenwärtigen Reformfragen im höheren Schulwesen. — 25. Januar. Prof. Dr. Förster: Ueber Wahrheit und Wahrscheinlichkeit. 30. Januar. Prof. Pr. Waltenbach: Stockholm — 6. Februar. Prof. Hr. Tobler: Spielmannsleben im alten Frankreich. — 13. Februar. Hauptm. im Großen Generalstabe Frhr. von der Goltz: Gambetta und die Loire- Armee. — 260. Februar. Frhr. Dr. von Treitschke: Samuel von Pufendorf. — . Februgr. Prof. Dr. Preyer aus Jena: Ueber die Hrenzen der sinnlichen Wahrnehmung. 6. März. Vorlesung über Spektral⸗Analyse in einem noch zu ermittelnden für die Experimente gecigneten Lokale. — 13. März. Prof. Dr. Ebers aus Leipzig: Ueber die Literatur der alten Aegypter. — 20. März. Prof. Dr. von Sybel aus Bonn: Königin Marie Antoinette nach den neuesten Forschungen. J .
— In der am 30. November Nachmittags in Cöln abgehal⸗ tenen n,, , . des Central-⸗ Dem bauvereins machte der Vorsitzende die Mittheilung, daß die Kaiserglocke, seweit sich bis
Sowohl Form als
setzt beurtheilen lasse, vollständig gelungen sei. ge, und i if stellten sich dem Blicke des Beschauers in makelloser Schönheit dar. Binnen 14 Tagen werde das Gerüst fertig⸗ gestellt und die Glocke an demselben aufgezogen sein, um auf den Ton geprüft zu werden. Der Gießer hege die zuversichtliche Hoffnung, daß auch dieser getroffen sei. .
— Der 29 biographische Lagerkatalog für 1875 der Buchhand⸗
lung ven Jofeph Baer u. Eo. in Frankfurt a. M. (Roß⸗ ö 18) . Hr he ist soeben ausgegeben worden. Derselbe ent⸗ hält auf 124 Seiten eine sehr umfangreiche Sammlung von aus- wählten Biographien und Memoiren älterer und neuerer Zeit nebst r er sämmtlicher Autoren. — Der Lutherdenkmal⸗Verein in Eisleben, der am 3. Oktober 1869 gegründet wurde, hat nach einem jetzt veröffentlichten Berichte ein Kapital von 14924 Thlin. 24 Gr. durch Sammlung aufgebracht. Im nächsten Frühjahr soll eine Konferenz des in Berlin unter dem Vörsitze des Prof. Gneist beftehenden k mit dem hiesigen stattfinden; in derselben wird über die Wahl des Platzes für das Denkmal und die nähere Feststellung des Projektes mit Zu⸗ ziehung von Sachverständigen berathen werden. . — Wie das „Leipziger Amtsblatt“ meldet, ist die von Professor Dr. Fürst in Leipzig hinterlassene wissenschaftliche Biblio⸗
und Sohn, Hermann Oppenheimer, der Berliner Hochschule zum Ge- schenk gemacht worden.
— Der „Dundee Advertiser“ ist ermächtigt, anzuzeigen, daß La dy Franklin noch immer bereit ist, die vor einigen Jahren von ihr ausgesetzte Belohnung von 2000 Pfund Sterl. Demjenigen zu geben, der ihr die offiziellen Urkunden von der Expedition ihres Ggt⸗ ten verschafft. Lady Franklin will außerdem Jeden, der die Doku⸗ mente auffindet, reichlich für die etwa gemachten Aus lagen entschädigen. — Als anmuthige Gabe für den Weihnachtstisch erscheint noch rechtzeitig vor dem Feste der VIII. Jahrgang (1875 des „Seutschen Künstleralbums?. Kunst und Poesie haben sich wieder vereint zu harmonischem Schaffen, die außerordentlich gestei = gerten Leistungen des Farbendruck diesmal aber ganz besonders Ueber raschendes geleistet. Durch die prächtigen Oelfarbendruckbilder werden die Kunstblätter der früheren Jahrgänge weitaus übertroffen. Das Titelbild ist nach einer Aquarelle von Caspar Scheuren ausgeführt. Dann folgt ein von der Hand desselben Künstlers herrührendes Ge⸗ dächtnißblatt für den verstorbenen Dichter Wolfgang Müller von Königswinter, der in den Jahren 1851 — 53 und 1869 —= 67 das Deutsche Künstleralbum herausgab, mit dem Portrait des Gefeierten. Ihm ist auch von Ernst Scherenberg ein poetischer Nachruf gewidmet worden. Für den artistischen Theil, welcher 25 Kunstblätter in größtem Quartformat, in Farbendruck und Lithographie enthält, haben außer Scheuren, Kindler, Deicker, S. Arnold, O. Erdmann, Crola, Süß—⸗ napp, Hiddemann u. A. Beiträge geliefert. In dem lit erarischen Theil sind die bedeutendsten Namen der neueren deutschen Dichtung durch Gaben in Poesie und Prosa vertreten. Wir nennen nur: Bo— denfledt, Brachvogel, Dahn, Freiligrath, Geibel, Gerok, Grün, Ha merling, Hoffmann von Fallersleben (aus seinem Nachlaß), Jensen, Lingg, Meißner, Roquette, Scherenberg, Spielhagen, Storm, Wehl. Den Schluß bilden zwei Novellen von Stephan NMilow: die Stifts dame und von Ludwig Salomon: Erlkönigs Töchter. Die Verlags handlung von Breidenbach u. Co. in Du sseldorf hat für einen künftlerisch ausge ührten Einband in Gelddrud und Goldschnitt und die sauberste Ausstattung in gewohnter Weise Sorge getragen.
— Die französischen Schriftst eller haben in einer Ver⸗ sammlung, die ste am 25. November in Paris abhielten, beschlossen, in London, Berlin und St. Petersburg Agenturen zu ernennen, an welche man sich zu wenden haben würde, um das Uebersetzungsrecht franzosi= scher Werke zu erlangen.
— Das Germanische Museum in Nürnberg hat, wie der Corr. v. u. f. D. mittheilt, für seine schon umfangreiche und beson· ders in historischer Beziehung sehr instruktive Sammlung von Feuer= waffen kürzlich eine Erwerbung gemacht, welche auch für ein größeres Publikum von Interesse sein dürfte, nämlich ein vorzüg⸗ lich schönes Exemplar der höchst seltenen und meist nur in kerl Zustande vorkommenden sogenannten ledernen Ka nonen.“ Das Rohr eines solchen Geschützes bestebt aus einem Cylin· der von geschlagenem Kupfer, die Kammer, von gleichem Metalle, ist durch elserne Reifen verstärkt. Das ganze Rohr ist mit einem Gewinde von Stricken umgeben und dieses wieder mit Leder überzogen. Diese Geschütze zeichnen fich durch ihre Leichtigkeit gegenüber den im 16. Jahrhundert gebräuchlichen fehr schweren Geschützen aus Eisen oder Bronze, deren Trans · port unendliche Schwierigkeiten verursachte, sehr vortheilhaft aus. Sie sind eine Erfindung des Freiherrn Melchior v. Wurmbrand, eines in schwedische Dienste übergetreteuen Kaiserlich deutschen Offiziers König Gustav Adolph von Schweden benutzte die ledernen Kanonen auf seinen Feldzügen; sie wurden aber schon im Jahre 1631 wieder aufgegeben, weil sie sich beim Gebrauche zu schnell und zu sehr er⸗ hitzen. . .
— Die Nr. 155 des Notizblatts des Vereins für Erd ⸗ kunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstagdt und des mittelrheinischen geolegischen Vereins für Novem- ber hat felgenden Inhalt; Vergleichende meteorelogische Beobach⸗ tungen im Jahre 1875. — Ernte- Erträge im Greoßherzogthum Hessen im Jahre 1875. — Uebersicht der dienstlichen Arbeiten der Groß- herzöõglichen Steuerkemmissarigte im Jahre 1873. — Meteorologische Beobachtungen im Oktober 1874. — Sterbefälle und Todesursachen im Oktober 1874. — Angelegenheiten des Vereins für Erdkunde. — Anzeige.
— Wie der „Allg. Ztg.“ aus Hamburg geschrieben wird, hat die Reiterstatue Bolivars, die Anfangs August nach ihrem Vestim· mungsort Caracas in Venezuela abging, das gleiche Schickfal gehabt, wie diesenige des schwedischen Königs Gustav Adolf, die im Trans port nach Gothenburg im Jahre 1854 bei Helgoland strandete. Die kolossale Reiterstatue Bolivar, in 15 Kisten verpackt, die wegen ihrer Größe theilweise auf Deck verladen werden mußten, war glüclich in St. Thomas angekommen, wo sie anf die dänische Schooner⸗Brigg Thora“ verladen wurde, die am 6 Okteber von St. Thomas nach Ca Guayra in See ging. Nur noch 12 deutsche Meilen vom De stimmungsort entfernt, strandete das Schiff am Morgen des 10. Ok⸗ tober auf den Roques, einer gefürchteten Inselgruppe im Nor⸗ den von La Guayra. Kapitaͤn, Mannschaft und Passagiere retteten sich auf den Booten, und brachten nach zweitägiger Fahrt die betrübende Nachricht nach Caracas, daß Schiff und Ladung wohl rettungslos verloren seien. Trotzdem wurde von der Regierung in Caracas sofort ein Rettungsversuch unternommen und ein kleiner Schooner mit 3 Lichterbosten nach den Roqucs abgesendet. Bel dieser Expeditign betheiligte sich Prof ssor Fritz Miller, der bekanntlich zur Aufstellung der Statue die Reise nach Caracas unternommen, und dessen Bitten und Vorstellungen an die Regierung in Caracas die Expedition vielleicht nicht zum ge⸗ ringsten Theil ihr Zustandekommen zu verdanken hat. Es gelang dem Schooner des Wrack aufzufinden und 14 Kisten zu löschen, wãh⸗ rend eine Kiste mit dem halben Pferde wegen ihrer Größe zurück-
elafsen werden mußte. Die Regierung sandte indeß noch ein Kriegẽ⸗
,. und Dampfboot nach, und so gelang es nach einiger An⸗ strengung auch dieje Kiste noch zu retten. Mit Enthusias mus wurde die schon verloren geglaubte Statue vwn der Bevölkerung in La Guahra und Caracas empfangen. Die Bronzen waren vom Salz; wasfer zwar mit einer schwarzen Kruste überzogen, haben aber sonst Dank der guten Verpackung, keinen weitern Schaden genommen.
— Die Geographische Gesellschaft in London hat die Mitthei⸗ lung erhalten, . Hr. John Foster eine Reise durch das nörd⸗ liche Australien zurückgelegt hat. Von Champion Bay im Westen gufbrechend, passirte er erfolgreich sämmtliche unbekannte öftliche Distrikle, bis er die sich von Adelaide nach Alice Falls ausdehnende
Telegraphenstraße glücklich erreichte.
Land⸗ und ee, ne,, ,, .
Das Nopemberheft des Landwirthschaftlichen Cen krarbki für . begründet von Adolf Wilda, redi⸗ girt von Alexander Müller (Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel n. Parey), hat folgenden Inhalt: Die Pedolog. Ausstellung in Wien 1575. Von Prof. A. Orth. Das Streichbrett am Pfluge. Von Prof. A. Braungart. Die städtische Spüliguche als Nährstofflöͤsung für Pflanzenkultur. Von Alex. Müller. Die Maschinen auf der Bremer Ausstellung. Das Pökeln und Räuchern. Feuersichere Petrolcumlaterne. Die Stellung der Futtergewächse in ber Fruchtfolge. Von Prof. Dr. Werner. Ber Stand der Landeg⸗= kultur in Bayern von uoff. Der landwirthschaftl. Streik in Eng⸗ land. Wirthschaftsgenossenschaften nach Schulze ⸗Delitzsch. Darlehns kaffenvereine nach Raiffeisenschem System. Zur Wiener Krisis. An- hang: Rundschreiben, betr. P erdezucht.
Gewerbe und Sandel.
Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende November cr. 57I6 400 Thir. 4Iprozentige und 2012500 Thlr. Hpro⸗
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stellung begriffen 11 Darlehnsgesuche auf Grundftücke, zum Feuer- versicherungswerthe von 192 900 Thlr., im Laufe des Menats No- vember cr. angemeldet 8 Grundstuͤcke mit einem Feuerversicherungs werthe von 202, 000 Thlr.
— In dem Zeitraum vom 16. bis 31. Oktober 1874
wurde an Brennmaterial in Berlin eingeführt: zu Wasser: 35,537 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 21, 094 Kubikmeter Torf, Z6 773 Kubikmeter Brennholz; auf den Eisenbahnen: 754, 32332 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, — Kubik⸗ meter Torf, 2857 Kubikmeter Brennholz, Summa: 789. S542 Hekto= liter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 21,094 Kubikmeter Torf, 29 5607 Kubikmeter Brennholz; aus Berlin ausgeführt zu Wasser: 15.264 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, auf den Eisen⸗ bahnen: S5, 3814 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, Ku⸗ bikmeter Brennholz, Summa: 100 6454 Hektoliter Steinkohlen, Braun⸗ kohlen, Koks, — Kubikmeter Brennholz. In dem Zeitraum vom 1.— 15. November 1874 wurde an Brenn- material in Berlin eingeführt: zu Wasser: 31,571 Hektoliter Stein— kohlen, Braunkohlen, Koks, 15,150 Kubikmeter Torf, 25.156 Kubik— meter Brennholz; auf den Eisenbahnen: 680, 84s Hektoliter Stein- kohlen, Braunkohlen, Koks, 20 000 Kubikmeter Torf, 29843 Kubik⸗ meter Brennholz, Summa:; 712,41 1,33 Hektoliter Steinkohlen, Braun⸗ kohlen, Koks, 35, 150 Kubikmeter Torf, 25,14. Kubikmeter Brennholz; ans Berlin ausgeführt zu Wasser: 12420 Hektoliter Steinkohlen. Braunlohlen, Koks; auf den Eisen⸗ bahnen: 84095 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, Summa: 56,515 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks. — Die am 30. November abgehaltene Generalversammlung von Lauchhammer, verein. vormals gräfl. Einstedelsche Werke, beschloß die Vertheilung einer Diridende von 2 * und stimmte allen Anträgen des Aufsichtsraths bei. . — Eine von Privatleuten errichtete Vereins schlächterei in Gera zählt jetzt schon, nach kaum dreiwöchigem Bestehen, geßen 2000 Mitglieder, den Familien aller Stände angehörend. Täglich kommen neue Mitgliederanmeldungen. Der Verein konsumirte gleich am ersten Tage der Eröffnung 3 große Mastochsen, 8 Kälber, Hammel und 3 Schwelne, ohne daß die Fleischnachfrage hätte befrie⸗ digt werden können. Die verkauften Fleischwaaren sind von guter Qualität und dabei L resp. 2 Groschen billiger, als die im Handel bisher bezogenen schlechteren Schlachtwaaren.
— Die Berg und Hüttenarbeiter von Wigan erheben aufs Neue die Forderung, daß ihnen der frühere Lohnsatz gewährt werde — Die Manufakturfabrikbesitzer von Sheffield haben, um der auswärtigen Konkurrenz entgegenzutreten, den Lohn für die Handarbeit herabgesetzt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Nr. S5 der Zeitung des Vereins Deutscher Eisen⸗ bah n⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt:; Verein Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen. (Preußische Ostbahn: Bergfriede, Station. Magdeburg⸗Halberstãdter Eisenbahn: Neuhaldensleben⸗ebisfelde auch für den Perfonenverkehr eröffnet) ꝛc.
— Am 29. November wüthete, wie die A. A. C. meldet, aber= mals ein heftiger Sturm über die ganze Insel, der nach den bis jetzt vorliegenden spärlichen Berichten, namentlich zur See, großen Sch aden verursacht zu haben scheint. Den Berichten der Times entnehmen wir Folgendes: In Shields war das Meer das gefähr⸗ lichste, was dort seit den letzten zwei Jahren geschen wurde. Die Brigg „Lavinia“ aus London in Ballaft und der Schooner „Scilla aus Whikstable strandeten auf der Südseite des Hafens, aber ihre Mannschaften wurden gerettet. Ein großes Schiff, die Lukch Comp⸗ fon“, Kief ohne ihre Decks im Hafen ein. Ein Knabe ertrank. Während des Sturmes lief etwa ein Dutzend Dampfer wohlbehalten im Hafen ein. Gestern (Sonntag Nachm. etwa um 3 Uhr trieb der St. Al⸗ Pang“ aus London hinter den Nord ⸗Pier und eine furchtbare Scene spielte sich in Anwesenheit einer ungeheuren Menschenmenge, welche das einlau⸗ fende Schiff beobachtete, ab. Als das Schiff in die Brandung gerieth, flüchtete die aus fünf Personen bestehende Mannschaft in das Takel⸗ werk, und man sah eine Frau aus der Kajüte stürzen und den Män⸗ nern folgen. Sobald das Schiff an die Klippen schlug, fielen die Frau und der Steuermann in das Meer und ertranken. Die Ande—⸗ ren fielen auf das Verdeck. Die Rettungsbrigade ven Tynemouth brachte die NUebrigen mit Hülfe von Tauen in Sicherheit. Am furchtbarsten hauste der Sturm an der nordöstlichen Küste von Schott⸗ land. In Fraferbourgh scheiterte die mit Kohlen befrachtete Barke „Veteran“ aus Shields, wobei von der 21 Köpfe starken Mann⸗ schaft 11 ertranken. Der gestrige Tag wird voraussichtlich unter den Schiffbrüchen der Woche mit einer anjehnlichen Zahl fizuriren.
Marseille, 1. Dezember. (W. T. B) Der Postdampfer „Washing ton“ vom baltischen Lloyd ist heute wohlbehalten hier eingetroffen. .
— Das vor einiger Zeit aufgetauchte Projekt, die Sahara oder doch wenigstens den algerischen und tunesischen Theil derselben, durch Zuleitung der Gewässer des mittelländischen Meeres in einen
zu sollen. Der Flottenkapitãn Roudaire hat vom Kriegs⸗Minister den Auftrag erhalten, die nöthigen Vermessungen und Nivellements ; Arbeiten an Ort und Stelle vorzunehmen. Seitens der geographi⸗ schen Gesellschaft ist ihm Herr Henri Duvevrier, der mit den ein. schlägigen Verhältnissen genau bekannt ist, zugcordnet waren. Das Meer würde sich von dem Meridian von Gakss bis zu dem Meri— dian von Constantine erstrecken und würde die klimatischen und Boden⸗ verhältnisse ebenso gründlich umgeftalten, wie es andererseits dem Handel und Verkehr durch die Eröffnung neuer Kommunikations⸗ wege einen großartigen Aufschwung geben müßte.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.
Schwerin, Mittwoch, 2. Dezember, Mittags. Die Ent⸗ hüllung des Kriegerdenkmals hat heute Vormittag unter Salut⸗ schüssen und Glockengeläute stattgefunden. Nach der Feierlichkeit defilirten die Truppen vor dem Großherzoge und dem Herzoge von Altenburg, in deren Begleitung sich die Generale von Stosch, von Trezckow, von der Tann, von Wittich und viele andere höhere Offiziere befanden.
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, den 3. Dezember. Opernhaus. (239. Vor⸗ stellung.) , n. von Sevilla. Komische Oper in 2 Ab⸗ theilungen. Musik von Rossini. Rosine: Frl. Minnie Hauk, vom K. K. Hofoperntheater in Wien, als Gast. Hierauf: Solo⸗ tanz. Anfang 7 Uhr. .
Schauspielhaus. (250. Vorstellung.) k g. z Akten von A. E. Brachvogel. Mittel⸗Preise. ; .
reitag, den 4. Dezember. Opernhaus. ö. ö . gun Begehren 3 Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch⸗phantastische Oper in 3 Akten. Musik von Nicolai. Frau Fluth: Fr. Wallinger. Frau Reich: Frl. Lammert Anna Fteich: Frl. Lehmann. Jalstaff: Hr. Fricke. Fluth: Hr. Betz. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise. t .
Schauspielhaus. (251. Vorstellung.) Die Verschwörung des Fiesko zu Genua. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von
Alte Schweden. Anfang 7 Uhr.
ther von 3660 Banden durch Frau Fanny und Bertha Oppenheimer ben angekauft und zum Andenken an ihren verstorbenen Gatten
entige, zusammen 7759, 900 Thlr. Pfandbriefe ausgegeben. Es sind . aber noch nicht abgehoben, 1,557, 000 Thlr., in der Fest—
Schiller. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
See zu verwandeln, scheint in ernstliche Erwägung genommen werden .
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