— Die Köln. Ztg. schreibt: Wie wir erfahren, wird in einigen Tagen die zur Prüfung der Kaiserglocke ein esetzte Kommission nach Frankenthal abgehen. Wenn, wie zu hoffen steht, das Meister · werk vollständig gelungen ist, wird dasselbe baldmöglichst hierher be⸗ schafft und unten im Glockenthurm an einem Gerüst aufgehangen werden. Dort soll die Glocke ein ganzes Jahr lang verbleiben, und erst dann, wenn sie sich die Zeit über beim Läuten bewährt hat, wird dieselbe in den bis dahin für sie gen werden.
— Das 2. Heft des Jahrganges 1875 der Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik, Materialien sammlung und Reform⸗Zeitschrift, herausgegeben von Dr. Seorg Hirth in München (Verläg von G. Hirth in Leipzig), hat folgenden Inhalt; Das schiedsrichterliche Verfahren nach dem Ent⸗ wurf einer Civil Prozeßordnung. Allgemeine Begründung des Ent⸗ wurfs eines Gerichts verfassungsgesetze⸗ Die Organisation der Han ˖ delsgerichte nach dem 8 eines Gerichtsverfassungsgesetzes. — Die Zuständigkeit der Schöffen und Schwurgerichte nach dem Ent⸗ wurf eines Gerichts verfassungsgesetzee. Einleitung zu dem Ent⸗ wurf einer deutschen Strafprozeßordnung. — Ueber die Gesetzmäßig⸗ keit der vollswirthschaftlichen Erscheinungen. Von Dr. Herm. RNoesler. (Fortsetzung) — Erfster Theil. Die Volkswirthschaft im Allgemeinen. Kap. 3. Die Produktivität. Rap. 4 Der Guterumlguf. — Kap. 5. Das Einkommen. Kap. 6. Die Konsumtion. Zweiter Theil. Die besonderen Einrichtungen der Volkswirthschaft. Kap. 1. Maß und Gewicht. Kap. 3. Das Geld. — Die Werihrelation der Edelmetalle. Eine wirthschaftsgeschichtliche Skizze von Dr. Ad. Soetbeer. — Die deutschen Genossenschaften im Jahre 1873. — Miscellen. .
— Die „Allg. Ztg.“ schreibt aus München, 1. Dezember: Im Jahre 1867 wurde bekanntlich das frühere Musikkonservatorium aufgehoben und an dessen Stelle eige von Sy, Majestät dem König dotirte Musikschule kreirt, um der mustkalischen Bildung einen den Bedürfnifsen der Zeit entsprechenden Aufschwung zu geben. Diese Musikschule bestand bis in die jüngste Zeit. Von dem Gedanken durchdrungen, daß eine so wich ige Anstalt, welche auf die Entwicke⸗ lung des geistigen Lebens der Nation von entschiedenem Einfluß ist, ein wirkliches Glied der Bildungsanstalten des Staates sein müsse, hat die Landesvertretung auf Ankrag des Königl. Kultus, Miniftgtiums in liberalster Weise die Mittel bewilligt, um die Königl. Musikschule in eine Staatsanstalt umzuwandeln. Diese Umwandlung und die da⸗ mit verbendene neue Organisation wurden im genannten Staats⸗ Ministerium unter Beiziehung von Fachkundigen eingehenden und grũndlichen Verhandlungen und Berathungen unterzogen und das Er gebniß derselben Sr Maßestät dem König zur Allerhöchsten Sanktion, die auch vorgestern erfolgte. unterbreitet. Die Organisation der An⸗ stalt wurde in ihren Grundzügen beibehalten, nur e, Modifikatio⸗ nen wurden vorgenommen, die durch den veränderten Charakter des Instituts geboten waren. Auch die bisherige Leitung, sowie der Lehrer⸗ stand ist in provisorischer Weise belassen.
m, Braunschweig wird geschrieben: In den letzten Tagen ist auf unserem Friedhofe ein Lessing-Den k? mal aufgestellt, das eꝑhen-umsponnene Hrab selbst aber in keiner Weise berührt werden. Nach wie vor ruht auf demselben eine schlichte Steintafel mit der verwitterten Inschrift: „Gotth. Ephr. Lessing, geboren den 22. Ja⸗
nuar 1729, gestorben den 18. Februar 1781.“ Das Grabmal
erhebt sich auf der Stelle, wo zu Häupten des Unsterblichen ein Verehrer desselben einst eine Traueresche angepflanzt hatte.
Auf einem steinernen Sockel ruht ein solcher aus polirtem
Granit, welcher ringsum einen Fuß zurücktritt. Darauf erhebt sich das granitene pyramidenförmige Hauptstück; oben an
hergerichteten Glockenstuhl aufgezo⸗
demselben, dem Grabe zugewendet, befindet sich das lebenggroße, aus. gezeichnet modellirte Profilportrãt des Dichters in Relief, 2 nach Rietschels Statue; ausgeführt ist dasselbe in vergoldeter Bronze. Unter dem Medaillonbilde sind in erhabenen Buchstaben auf mattem Grunde die Worte ausgemeißelt: „Gotth. Ephr, einn. Die Rück⸗ . des Hauptsteines dem irchhofgwege zugekehrt, belehrt den Wan derer über die Entstehung des Monuments. Er liest in vergoldeten, in den Stein gegrabenen Buchstahen folgende Inschrift: , von dem Herzoglich Braunschweigischen Hoftheater, 1874. Das 12 Fuß hohe Denkmal ist vom Hofbildhauer Strümpell ausgeführt.
— Wie das Journal „Gaulois“ erfährt, ist die Eröffnung . n, Oper in Paris jetzt auf den 25. Dezember d. J. an⸗ e raumt.
Gewerbe und Handel.
Die in der n Nummer d. Bl. erwähnten Jacob⸗ senschen Tinten stifte sind uch in der Berliner Tontobücher, Fabrik und Buchdruckerei Julius Rosenthal, Reue Friedrichs straße 50, zu haben. (S. Inserat.)
— Die Generalversammlung der Ost dent schen Produ kten— Bank fand am 7. Dezember in Posen statt, wobei ein Aktienkapital von 704000 Thlr. vertreten war. Dem Rechenschaftsberichte ent⸗ nehmen wir, daß der Betrieb durch die ungünstigen finanziellen Ver⸗ hältniffe des Instituts sehr nachtheilig beeinflußt worden ist. Noch aus den Zeiten der ftüheren Verwaltung herrührend sind Verluste durch Hypothekengusfälle in Höhe von 94,660 Thlr. entstanden, so daß die Bilanz im Ganzen einen Verlust von ca. 503, 9009 Thlr. oder circa 50x des eine Million Thaler betragenden TXktienkapitals ergiebt. Das Spritgeschäft hatte einen Bruttogewinn von 70800 Thlr, ab⸗ züglich der Unkosten einen Nettogewinn von 19,900 Thlr. Rektifizirt wurden nur 4 Millionen Liter, während die Fabriken ein Quantum von 8 Millionen zu verarbeiten im Stande sind, deren Rektifikation nach der aufgestellten Rentabilitatsberechnung unter geordneten Ver⸗ hältnissen einen Gewinn von ca. 40000 Thlr. ergeben würde. Hierauf genehmigte die Versammlung die Zusammenlegung von vier Aktien zu einer, ebenso. wie das neng Statut, und die Abänderung der bisherigen in die neue Firma; Aktiengesell⸗ schaft der Posener Spritfabriken. Der Bilanz entnehmen wir, daß der Schwerpunkt des Vermögens standes der ie , in den zwei Spritfabriken und zwei Grundstücken auf der Venetianerflraße und am Centralbahnhofe liegt, welche zusammen mit cireg 501 990 Thlr. zu Buche stehen. Belastet sind dieselben mit cirea 77800 Thlr. Der Vermögensstand der neuen Gesellschaft von 250 000 Thlr. oder 25 * der alten Aktien bleibt jedoch übrig, nachdem von dem obigen Buchwerth der Grundstücke circa 240000 Thlr. als Minderwerkh in Abrechnung gebracht werden.
Verkehrs⸗ Anstalten.
Nr 96 der Zeitung des Vereins Deutscher Eisen⸗ bah n Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn · Verwaltungen: Sächsische Staatsbahnen, neue Stationen. Bergisch⸗Mãrkische Eisenbahn, Essen⸗ Wattenscheid Bochum⸗Riemke auch für den Güterverkehr eröffnet. Deutsches Reich (Heizung der
ersonenwagen auf den Eisenbahnen Deutschlands; aus dem Voran⸗ chlage der Einnahmen pro 1873). 3 Berliner Briefe. — Beilage: Die sechste Versammlung der Techniker Deutscher Eisenbahn⸗Verwal⸗ tungen 61 Düsseldor ö Zur Wagenraum ˖ Tariffrage bei den österreichischꝛungarischen Eisenbahnen, Personalnachrichten. Nachtrag zu der Tarifübersicht pro Oktober 1874. Offizielle Mittheilungen über Eisenbahneinnahmen im Monat Oktober 1874.
8 ö
Plymouth, 7. Dezember. (B. T. B.) Der Dampfer der , . f ĩ e .
—
Aus dem Wolff'schen Tele graphen⸗Küreau. St. Petersburg, Dienstag, 8. Dezember, Mittags. Ei eftiger Sturm aus „Rordwest trieb in der . 16 das Wasser 9 Fuß über sein normales Niveau und wur⸗ den die niedrigeren Stadttheile am Ausflusse der Newa dadurch theilweise überfluthet. Ein Opfer an Menschenleben it nicht zu beklagen, aber über 7000 Menschen, die ihre Wohnungen verlaffen mußten, find mit Hilfe der Polizei ander weit unter⸗ gebracht. Jür heute sind auf Anordnung des Stadtverwe serz besondere Hilfsküchen errichtet. Das Wasser ist rasch, wie immer 9 jede weitere Besorgniß war schon vor Tagesanbruch vorũber.
. Königliche Schauspiele.
Mittwoch, den 9. Dezember. Opernhaus, (245. Vor⸗ stellung) Ellinor, oder: Träumen und Erwachen. Phantasti⸗ sches Ballet in 3 Akten und 6 Bildern von Paul Tagliom. Musik von P. Hertel. Anfang? Uhr. Mittel⸗Preise.
Schauspielhaus. (256. Vorstellung.) Die Verschwörung des Fiesko zu Genug. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von Schiller. Anfang halb 7 Uhr. Mittel ⸗Preise.
Donnerstag, den 10. Dezember. Opernhaus. (246. Vor⸗
Emil Taubert. Mußsik von Wilhelm Taubert. Ballet von P. Taglioni. Unter Direktion des Komponisten Anfang halb?
Uhr. Mittel⸗Preise. Schauspielhaus. (257. Vorstellung. ) Ein Erfolg. Lust⸗ Anfang halb 7 Uhr,
spiel in 4 Akten von Paul Lindau.
Mittel⸗Preise.
Am Sonntag, den 13. Dezember, Mittags 12 Uhr, findet im Königlichen Opernhause eine Matinée zum Besten der Ge⸗
Der Verschwender, Zauber⸗Märchen in 3 Akten von Raimund, Musik von Kreuzer, zur Aufführung gelangen; unter gefälliger Mitwirkung der Damen Frau Erhartt, Frau Frieb⸗Blumauer Frl. Grosst, Frau Mallinger und Fräulein Meyer, der Herren Betz, Berndal, Döring, Kahle, Krolop, des Direktors Franz Jauner aus Wien, als Gast, sowie der übrigen Mitglieder der Königlichen Schauspiele.
Meldungen um Billets können am Mittwoch und Don⸗ . in den Briefkasten des Königlichen Opernhauses gelegt werden. .
Die permanenten, sowie die auf Meldungen reservirten Billets müssen am Freitag von 10 bis 12 Uhr ö. , des Königlichen Schauspielhauses, Eingang von der Tauben⸗ straße, abgeholt werden. Der Verkauf der übrigen Billets findet r, e am ö . 10 bis 127 Uhr und am Sonntag
ormittag von r ab im Königlichen O . glich pernhause statt.
Fun großen Mittelsaale des Prinzessinnenpalais ist gestern Vor- mittag 11 Uhr der Bazar zum Besten des unter dem Protektorate Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin stehen⸗ den Friedrichs stiftes eröffnet worden. Die ebenso geschmackvolle als glänzende Ausstellung wurde im Laufe des gestrigen Tages von Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin und Ihren Königlichen Ho⸗ heiten den Prinzessinnen Carl und Friedrich Carl nebst Prinzes⸗ sinnen Töchtern besucht; die Durchlauchtigste Protektorin, die Kron⸗ prinzessin, erschien wiederholt, um in gewinnender und leutseliger Weise mit dem anwesenden glänzenden Publikum zu verkehren, oder dasselbe zum Einkauf von Geschenken zu bewegen. Die Allerhöchsten und
öchsten Herrschaften sprachen Sich wiederholt befriedigt aus über den
lanz und die Vielseitigkeit der Ausstellung und befahlen zahlreiche Einkaufe. ö.
Wie in früheren Jahren, so haben auch diesmal Damen der , Stände es übernommen, sowohl eleganten Raum in eine
erkaufshalle zu verwandeln und hierbei Geschmack und Schönheitssinn 5 entfalten, als auch die Geschenke, die in großer Fülle und
tannichfaltigkeit eingegangen sind, zu verkaufen. Den einzelnen Tischen folgend, die an den Wänden und in der Mitte des Saales aufgestellt sind, fallen uns zunächst zwei Fünfsilbergroschen⸗ tische auf; ihr Inhait entspricht, wie schon der Name errathen läßt, bescheidenen Ansprüchen. Es folgt ein geschmackvoll arrangirtes Sortiment von Seife und anderen Toilettengegenständen; ein dritter Tisch zeigt Prachtwerke, Aquarellen. Stahlstiche, Photographien. In den Ecken und Nischen stehen zahlreiche Fauteuils, während die Wände zum Theil, mit prächtigen Teppichen behangen sind. Ausge⸗ stellt ist ferner Königs berger Marzipan, verschiedene Weinsorten und ein⸗ gemachte Früchte. Cine lange Tafel zeigt in blendendem Weiß und ge⸗ schmackvollster Ausführung die feinere Wäsche für Damen, Kinder und — Puppen, für letztere sind ganze Ausstattungen bis zum Preise von 15 Thalern vorhanden. Es folgt eine große Anzahl farbenschöner Stickereien, Sophakissen, Dreillers, Schlummerrollen und Wiegendecken, denen sich Tücher, Handschuhe, Strümpfe, Socken, Hausschuhe in reichster Auswahl anreihen. Von den vielfach ausgestellten Puppen sei eine, erwähnt, die aus Bethlehem eingesandt und das vollständige dortige Nationalkostüm trägt. Auf den mittleren Tischen sind die Galanterie⸗ und Luxuswaaren in Bronze, Metall, Porzellan, 6e und Glas ausgestellt. Auz der großen Menge reizender Gegen ⸗ fände heben wir hervor kunstvolle Vasen, Fächer, Glaͤser, Leuchter, Trüge, Blumentöpfe, Handkörbchen, Medaillonz, Lampen, Schalen, Schlüsselkörbchen und Zeitungemappen, — Der Besuch und Lie Kauf; . . ö. am ersten ,. sehr zufriedenstellend, so aß auch diesmal zahlreichen armen Kindern ein frohes Weihnachts feft in Aussicht gestellt werden kann. . . 1
Den meisten Freunden mittelalterlicher Kunst, besonders dene eroldskunst, ist wohl Conrad Grünenberg's e, ,, ekannt, sei es aus eigener Anschauung oder sei es nur dem Namen
nach. er reren aus der Hand jenes alten Meisters in der WBappentkunst, bietet Grünenbergs „Wappenbuch! — vollendet im Jahre 1483 — w n. der herrlichsten Muster für heraldische Dar⸗ stellungen, einen Reichthum gothischer Formen in schwunghafter Zeich⸗ nung, wie kaum ein anderes derartiges Werk. —
Das hohe Verdienst, zuerst Proben dieses unschätzbaren Kodex,
W dessen Original die ibo her des Königlichen Heroldsamtes zu Berlin als kostbaren Schatz hütet, während eine gleichzeitige Kopie — wahrscheinlich einst i . des Kaisers — III. — sich in der Handschriftensammlung der Königlichen Bibliothek zu Mün⸗ chen beflndet — weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu haben, ge bührt (worauf schon v. Ledebur in seinem Archiv“ aufmerkam machte
Sr. Excellenz dem Wirklichen Geheimen Rath 24, Grafen von 66 fried. Alcäntara. Derselbe veranstaltete unter großen persönlichen Opfern im Jahre 1810 eine Ausgabe (in 150 Cxemplaren) von 24 Tafeln in etwas verkleinertem Maßstabe, nach Zeichnungen des ver⸗ storbenen Dorst von Schatzberg, seines langiährigen treuen Gehülfen, 23 wie dieser selbst sich bescheidener Weise zu nennen pflegte, seines
„Seit der Geschmack an mittelalterlicher Dichtung und Kunst neu erwachte, was in Deutschland in der Zeit geschah, wo das Vater⸗ land sich von fremder Herrschaft löste, seitdem haben sich auch die Geheimlehren der alten Sprache, der alten Formen und Farben all⸗ mählich wieder erschloffen. Der Zauber aller Lieder wirkt wieder krästig, und deutsche Sänger, wie Uhland mit seiner Schule, verstehen auch neue Lieder im alten Ton meisterlich zu singen. Die Grund⸗ zahlen der alten Bauwerke sind neu aufgefunden, und nach der alten Regel entstehen neue Dome, werden alte Burgen würdig hergestellt; die Wunderpracht der Glasgemälde steht frisch auf vor unsern Augen, und selbst Gegenstände des inneren Hauslebens, Schreine, Tische, Sessel und Geräthe, bisher einer schmählichen Mode anheimgegeben, sertigt man in alter Gediegenheit wieder an, eine schöne Zierheit in Dolzschnitzwerk und Getäfel mit tüchtiger Kernhaftigkeit verschwisternd. Auch für die Formen des Rechts und der Sitte holt man frisches Leben herauf aus dem neuverjüngten, aber durch viele Trümmer ver⸗ schütteten Bronnen deutscher Sinnigkeit und Tugend. So wird die Heimath wieder heimischer, neue Weisheit erstarkt an der alten Kraft, und man findet, wie an dem heiligen Buche, so an den Werken alt⸗ deutschen Geistes, daß kein Zweiglein daran ist, das nicht, wenn man daran schüttelt, einen güldenen Apfel gäbe.
„Zu den verlorenen Wissenschaften konnte man auch die Wappen⸗ kunde und Wappenkunst rechnen, gusgeartet in eine sinnlose Spiele⸗ rei, ward sie unwürdig der Hand des einsten Mannes. Das Verständniß der uralten Bilder und ihre Symbolik voll tiefer Be— deutung war untergegangen. Erst in neuerer Zeit holten verständige Männer den verlorenen Schlüssel wieder herauf, bildeten eine nene Hülfswissenschaft für die Geschichte aus und brachten die alte Kunst wieder zu gebührenden Ehren. Zur Vervollkommnung der Wappen⸗ kunde brauchen wir vor Allem unverdorbene Darstellungen reiner Wappenbilder, aus denen die heraldische Hieroglyphik immer fester gestellt werden kann. Hierzu giebt es kein schöneres Lehrbuch als unseren Wappenkodex, wie ihn der Meister in der Heroldskunst, Con rad Grünenberg, im XV.o Jahrhundert verfaßt hat.“ — Der Kodex enthält übrigens keineswegs nur Wappen, sondern auch verschiedene treffliche Abbildungen alter Ritterordenszeichen, Banner, Turniere u, dergl. Nur in 150 jetzt längst vergriffenen Exemplaren erschien diese Ausgabe eines nur kleinen Theiles des Wappenbuches; eine Fortsetzung war damals nicht beabsichtigt. Nachdem nun seit jener eit, und ganz besonders in den letztvergangenen zehn Jahren, der eschmack an mittelalterlicher Kunst nach allen Richtungen hin immer mehr Beden gewonnen — nachdem vornehmlich die Wappenkunde, durch zahlreiche Vereine gepflegt, sowohl als Wissenschaft, wie als Kunst einen höheren Standpunkt als je eingenommen hat, ist nun⸗ mehr von Grünenbergs ‚„Wappenpuch“, welches neben der Züricher Rolle — deren trefflich gelungenes Faecsimile schon vor einer Reihe von Jahren im Druck herauskam — als eine der Grundurkunden der Heraldik anzusehen ist, eine völlig getreu chromolithographische Nach⸗ bildung veranstaltet worden!) Nach sorgfältiger Sichtung des Original⸗ werkes sind, unter Zurůcklassung ,, weniger werthvoller Blätter, 300 Tafeln zur Nachbildung bestimmt. Der Preis ist auf 380 Thir. — 270 Reichsmark festgestellt, Um den Subskriben⸗ ten die a e zu erleichtern, ist das Werk in 30 Lieferungen zu je 10 Blatt à Lieferung 3 Thlr. eingetheilt Jährlich n. 5 Lie⸗ sferungen erscheinen, so daß binnen 6 Jahren das Ganze komplet vor ⸗ liegen wird. Nach diesem Zeitpunkt tritt ein erhöhter Ladenpreis ein.
Das Aquarium in Neapel. Professor Oszkar Schmidt aus Straßburg schreibt der ‚Cöln.
Ztg.“ Folgendes:
; Neapel, im November. Seit acht Tagen habe ich von dem vom Reichskanzler, Amt Für die Straßburger Universität gemietheten Platz im Zoologischen In⸗
Des Conrad Grünenberg, Ritters und Burgers zu Goste
Wappenpuch. Volkracht am nünden Tag an denne * man zalt tusend vierhundert drü und achtzig Jar. In treuester Nachbildung des im Besitz des Königlichen . zu Berlin
evanten. ir glauben am besten zu thun, wenn wir hier die ö zu jener ersten Ausgabe im Auszuge wörtlich .
befindlichen Original⸗Kodex in Farbendruck neu herausgegeben von
—
stitut des Dr. Dohrn in Neapel Besitz ergriffen, um den ganzen Winter hindurch die unerschöpfliche Thierwelt des Meeres zu een, und zu beobachten. Schon ietzt sind meine Erwartungen weit über⸗ troffen; ich bin zum ersten Mal auf meinen vielen, zu gleichen Zwecken unternommenen Reisen zu Hause wie in meinem Arbeitszimmer; ich zanke mich nicht, wie fruher, mit Fischern und allen möglichen Händlern herum, ich matte mich nicht mit dem Schleppnetz ab, um auf mir unbekanntem Meeresboden manchmal nichts zu finden, son⸗ dern schöpfe aus vollem, sich täglich erneuerndem Bestande, was meine spezielle Neigung verlangt. Doch ich will nicht von dem sprechen, was der . von Fach an der BStatione z0ologica hat, sondern dem Theile des Instituts, der uns zwar auch unentbehrlich ist, dabei aber im besonderen Interesse des naturwissenschaftlichen Laien gepflegt wird, die folgenden Mittheilungen widmen. hoffe, daß ich damit namentlich allen 1 meiner Landsleute einen Gefallen erweise, welche, Neapel berührend, nicht schon von anderer Seite auf den hohen Genuß aufmerksam gemacht worden sind, der ihrer in dem ö der . k
Das von außen und innen ünstlerisch ausgestattete palastähnliche Gebäude steht an einem der schönsten Punkte Neapels, 36 4 . Villa nationale; man hat von den Loggien im oberen Stockwerke, noch mehr vom platten Dach aus eine herrliche Aussicht auf den Golf. Der große Aquariensaal erhält, wie das auch andere neuere Aquarien haben, sein Licht fast nur durch die Scheiben, welche die Wände der Abtheilungen nach innen bilden und hinter denen das ,,. Volk
des Meeres sich in vollem natürlichen Behagen tummelt. Alles, was ich
auf dem Kontinent und in England von ähnlichen Stablissementz ge= sehen, hält nicht entfernt den Vergleich mit dem neapolitanischen Aqua— rium aus. Die einzelnen Behälter sind große, geräumige. Grotten,
die durch eine Dampf maschine geregelte Wafsercirkulation ist eine so lebhafte, daß jede Stagnation verhütet wird und die meisten Thiere
sich ausgezeichnet halten. Noch nie ist in einem Aquarium eine solche
Fulle der verschiedenartigften Fische, wenigstens 59 Arten, beisammen
gewesen, nech nie eine entsprechende Menge von Seesternen, Seeigeln
und Helothurien. Nur der Zoolog, der sich vergebens abgeplagt hat,
die Letzteren zum Entfalten ihrer gefiederten oder haumförmigen Fühler
fa bringen, versteht es zu würdigen, wenn er hört, daß hier die Ho⸗
lothurien aus allen im Golf vertretenen Gattungen zu Dutzenden und
in voller Entfaltung ihrer Organe umherkriechen und auf den Aesten
der 8 . ö
ie Aquarien haben bis jetzt nur einzelne Exemplare ven Tinten⸗ fischen (Cephalopoden und nur auf kurze Zeit halten können. Das unfrige bietet auch hierin noch nie Doge wesenes. Acht Exemplare des unheimlichen, einsiedlerischen und zänkischen Oktopus (Polpo der Italiener) repräsentiren die eine Form. Nebenan sehen wir einen Flug Loligos; ich sage einen Flug, da die in unaufhörlicher Bewegung hefin lichen durch Zartheit und k ihren Nachbarn grell ab⸗ stechenden Thiere durch flügelartige Bewegungen ihrer Flossen wie Vögel durchs Wasser gleiten, die Heerde von zwölf Stück immer beisammen. Treten wir einige Schritte weiter, so erkennen wir nach einigem Bemühen die halb in den Sand eingescharrten Sepien. Sie accommodiren * Farbe auf das täuschendste nach ihrer Umgebung und lauern auf Beute. Ich habe noch hinzuzufügen, daß die Oktopoden dem Wärter das Futter aus der Hand .
Die Aufzählung aller ie , im Aquarium befindlichen Thiere würde einen ansehnlichen Katalog bilden. Ersatz für zu , ge e., 66 24 e . arbeitenden Fachgenossen ver⸗
rau Material kommt täglich, da mehrere Fischer v u . Seth . . p ? 5 5 — .
i n, auf dem vielbesungenen und nie genug gepriesenen Golfe von Neapel sich in der Barke zu wiegen; doch nf, dabei der Blick nur Bruchstücke von dem, was i ne des Wassers birgt. Wellt ihr das Meer voller begreifen und hohen Genuß mit tiefer Belehrung verbinden, so widmet wenigstens einmal einige Stunden den anmuthigen Räumen des Aquariums.“
Redacteur: F. Preh m. ö Verlag der Crpedition Kesselh. Druck W. Elsner. Drei Beilagen
Berlin:
Dr. R. Graf Stillfried⸗Alcäntara und Ad. M. Hildebrandt.
leinschließlich Börsen· und Handelsregister Beilage)
.
stellung. Cesario. Oper in 3 Akten nach Shakespeare von
nossenschaft Deutscher Bühnen ⸗Angehöriger statt und wird:
M 2ss.
Neichstags Angelegenheiten.
Der Hauptetat für die Verwaltung des Reichs heeres.
J.
a. Preußen und die in die preußische Verwaltung
übernommenen Kontingente.
Der Hauptetat für die Verwaltung des Reichsheeres für das
Jahr 1875, welcher zur Zeit dem Reichstage vorliegt, die Spezialetats für
gente anderer Bundesstaaten, sowie für das Königlich
für das Königliche württem ergsche Reichs Militãr Kontingent. Die einzelnen Etats zerfallen in 60 verschiedene Titel, zum
Schluß ist eine Uebersicht der Etatsstärke des deutsche
gefügt.
Im Kriegs-⸗Ministe rium hat der gesteigerte Umfang der Baushätigkeit und die Anstellung besonderer Lokalbau · Beamten bei Der Militärverwaltung die Arbeiten in solchem Maße vermehrt, daß für den Ministerial ⸗Baurath eine Hülfe technischer Kräfte bei den cht genommen ist, der Naummangel in dem
Revistons arbeiten in Aussi n Gebäude dieses Ministeriums hat bereits dazu geführt,
des Brod⸗ und Fourageempfanges der Truppen nach außerhalb dessel ·
ben zu verlegen. = Bei den Mil itär⸗ Intendanturen beabsichtigt in der preußischen Civilverwaltung für
von 15 Räthen ergeben würde. In Folge des Eingehens der Festungen Graudenz,
berg, Minden und Erfurt hat sich im Titel 12 und 13 ein Minder Kommandanten und Platzmajore Vein Gene ralstabe soll der Etat einer jeden der 5 Ah⸗
bedarf an Gehalt 2c. für die
ergeben.
theilungen desselben um einen Stabsoffizier erhöht werden,
Erweiterung der Kriegsakademie eine Erhöhung des dieser Anstalt fordert, der Dienstbetrieb des Großen
aber bei Beibehaltung der bisherigen Etatszahl beeinträchtigt werden
würde.
Dienstobliegenkeiten des Chess . Armee so umfänglich ausgedehnt, daß
beiten des Generalstabes nicht ferner mehr wahrzunehmen vermag.
Die täglich fortschreitenden Ansprüche an die Resultate
machen eine besondere einheitliche Leitung derselben erforderlich, und ist in diesem Zweck ein Abtheilungschef mit den Kompetenzen eines
Brigade Commandeurs ö Die topographische
in ein Bureau für Landesau
vervielfãltigung ren, werden, 3
der Charakter di
schleunigung und Erweiterung der Landed aufna
in Verbindung gebracht werden. . Bekanntlich ist dem Großen Generalstabe die
früheren eole dapplication aus Metz überwiesen worden. die eigentliche ältere Bibliothek des Generalstares technische Werke
für Artillerie und Ingenieure und solche naturwissenscha
nicht beschafft worden, die Metzer Bibliothek aber einen reichen Schatz solcher Werke enthält, so wird, um die Kontinuität zu erhalten, hier⸗ für die Summe von 1500 Mi, gefordert. Im Verlaufe des näͤchsten anze Armee mit dem neuen Gewehr und den deshalb wird beabsichtigt, die
Jahres hofft man die neuen Geschützen bewaffnet zu haben, halb. gesammte Reserve der Infanterie und Artillerie, — nicht mit einzuziehen. ; Die allgemeine Preissteigerung
die Schießunteroffiziere der Gompagnie solle nentspreche
und Fapftaind arms ebenfalls eine Zulage von 36 Mark jährlich er⸗ welche Maßregel fich wohl aus erhöhter Inanspruchnahme
halten, e 2 dieser Charge durch die neuen Waffen rechtfertigt.
des Gehaltes der Gefreiten und Gemeinen um 18 Mark jährlich ist wegen der Preissteigerung. gleichfalls in Aussicht genommen. Reuorganisation der Arkillerie haben sich einzelne Etatserhöhungen
als unvermeidlich herausgestellt.
Während alle Infanterie⸗ und Kapallerie⸗Regimenter einen etais⸗ mäßigen Stabsoffizier haben, ist die Artillerie nur bei 14 Feld⸗ Artillerie ⸗Kegimentern mit einem solchen versehen, von dem neuen Gtatsjahr ab soll jedes Feld- und Fußartillerie · Regiment einen solchen bekommen, ebenso erhält jede Abtheilung resp. Bataillon einen Zahl⸗
meister, während die Rechnungsgeschäfte bisher von direkt versehen wurden. ö
Bisher bestand bei jeder Batterie ein Manquem pferden. Schon lange kiagte man in dieser Waffe
sichkeit des Pferdemgterials, und soll das Manguement nunmehr in Wezfall kommen. Da die Fußartillerie mit Gewehren ausgerũstet worden ist, so soll sie, wie die Infanterie, nunmehr auch mit Musik⸗
corps versehen werden.
Die Reorganisation des Militär Veterinärwese Kurzem erfolgt ist
Armee⸗Corps, welcher zu den oberen Militãrbeamten
dig gemacht, und ist die ent sprechende Mehrforderung gleichfalls auf steht auch die projek⸗ firte Errichtung je einer Lehrschmiede in Königsberg und Hannover. Bei den Bezirks⸗-Kommandos ist die Stelle des Bezirks Verl n in Anbetracht der Größe seines Geschäfts⸗
kreifes und der Wichtigkeit seiner Stellung mit den Kompetenzen eines Regiments Commandenrs in Anfatz gebracht worden. Um die Geschaäftslast, welche diesen Behörden aus der Bearheitung der Ver sorgungsansprüche der Mannschaften des Beurlaubtenstandes erwãchst, hat auf Anftellung von 8 hierzu Bedacht auten in der Militärverwal⸗
dem vorliegenden Cfat nicht unerhebliche Mehr-
den Etat gebracht. Damit in Zusammenhang
Commandeurs in
zu bewältigen, genommen werden müss . finden sich in anfaͤtze gegen das Vorjahr, he a üinterbringung der Truppen entspringen. Stallungen auf den Artillerieschießpläßen
en. — Fur die welche aus dem Bedürfn Die Ka
sischer Kriegsgefangenen angeordnet werden mußte. ie. Baracken zur lire , der Artillerie wäh
für die Umgegend der Artillerieschie auf die letzteren gefallene Wahl als wor
und Schießübungen resp. zur ö der Einquartierungalast
Unterbringung ersparten Uebungsservice bestritten. kann letzteres . jedoch der Hohe der Kosten
zum Deutschen Reichs⸗
g das Königlich preußische Bundes Militãr⸗ tingent und die in die preußische Verwaltung übernommenen Kontin⸗
n die Provinzialbehörden die Zahl der Mitglieder zu aus Räthen, zu aus Assessoren festgesetzt sst, gleichfalls die Zahl der Räthe zu erhöhen, wodurch sich ein Mehr
Die Reorganisation des Heeres im letzten Jahrzehnt hat die des Generalstabes der preußischen Dderselbe die unmittelbare Lei⸗
tung der trigonometrischen, topographischen und kartographischen Ar⸗
ahme und in ein solches für Karten⸗ da der Umfang der Geschäfte und er Arbeiten nothwendig eine Trennung bedingen. Diese Umformung soll mit der im . einer größeren Be⸗ me, sowie der Ver⸗ pielfältigung der Resultate derselben in Aussicht genommenen ander⸗ weiten Orgamsation des unter der Leitung des Chefs des General⸗ stabes der Armee stehenden Landes oermessungs wesens, sowie event, auch mit dem Vermessungswesen der übrigen Bundesstaaten exkl. Bayern
den neuen Waffen ausgebildet ist, 1875 zu einer Uebung
hat die Militärverwaltung ver⸗ anlaßt, die Erhöhung der Zulage der mit ihren Truppentheilen aus der Garnison abgerückten resp. aus ihren Garnisonen abkommandirten Offiziere allgemein auf die ganze Kommando⸗Zulage zu beantragen;
hat die Austellung eines Corps -Roßarztes pro
sind auf sieben derartigen Plätzen vorhanden und bestehen aus denjenigen Barackengebäuden, deren Erbauung während des Krieges 15870 71 zur Unterbringung franzõ⸗
sätze ist durch die seiner Zeit k ene t
den. Die bisher entstandenen und bis ultimo 1874 entstehenden Unter⸗ haltungzkoften dieser Baracken werden gut dem für die vorgedachte
gliedert sich in — sächsische und
n Heeres bei⸗
die Kontrole
man, nachdem
Cofel, Witten⸗
weil die Lehrpersonals Generalstabes
dieser Arbeiten
Abtheilung soll
Bibliothek der Da füůr
ftlichen Inhalts
soweit sie noch
nd den Fouriers
Die Erhöhung
Mit der
den Feldwebeln
ent von 3 Reit- über Unzuläng⸗
ns, welche vor
zählt, nothwen⸗
iß einer besseren sernements und
Die Ausnutzung rend der Revue
Auf die Dauer
Beitage
Berlin, Dienstag, den 8. Dezember
behalten werden, da die laufende bauliche Unterhaltung der leichten Bauart wegen nicht vne hebliche Beträge erfordern wird G3 502 Mark). Ganz nen projektirt sind Kaiernen in Marienwerder (Unter- offizierjchule), Gnejen, Bromberg, Straljund, Wesel und Altona. Der 6 einer solchen Bataillonskaserne stellt sich durchschnittlich auf 600 000
ark. Die neu geregelte Strafvollstrecung in den Fe siungsgefäng⸗ nisfen hat auch hier zu erheblichen Mehransãtzen geführt. Die vor⸗ handenen Gefängnisse entbehren der Einrichtung zur Vollstreckung der Einzelhaft; auch sind Arbeitsräume Darin nicht varhanden, um auch zu ungünstiger Jahreszeit die Beschäftigung der Gefangenen 3 ermöglichen. Das Festungsgefängniß in Spandau speziell ist voll kommen ungenügend und in Folge dessen eine den Vorschrift en ent sprechende Strafvollstreckung nicht zu erreichen. Ueberdies ist dasselbe gegenuber dem Bedarf an Arheitskräften, welche von den militärischen Etablissements, beziehungsweise von der Fortifikation beschäftigt wer⸗ den können, viel zu klein. Deshalb ist für das Jahr 1875 der An⸗ kauf des Terrains mit 30.000 M. in Aussicht genommen; die Bau⸗ kosten werden 360, 000 M. betragen. Die Remontirung der Armee soll durch Errichtung eines neuen Remonte⸗Depots zu Wehrse in Schlesten sicher gestellt; dem ,,,, bei den höheren Kommando⸗Behörden, in gleichen den egiments · und Bataillons⸗ resp. Abtheilungs⸗ Adjutanten bei der Infanterie, den Jägern und Schützen, Pionieren und bei dem Eisenbahn⸗-Batgillon, auch bei der Feld- und Fuß⸗ Artillerie soll pro Pferd auf fünfjährige Dauer die Summe von 825 Merk gewährt werden. Das dienstliche Interesse macht es unab⸗ weissich, diesem Adjutanten⸗Personale die eigene Berittenmachung mit Chargenpferden durch laufende Gewährung der Geldmittel zur Selbst⸗ beschaffung sicher zu stellen. Die bisherige Naturalgewährung von Chargenpferden für die Adjutanten der höheren Kommandobehörden hört demnächst auf. . Fur die Herbstübungen der Truppen ist, die Verabrfichung von Fleischkonserven, welche für die Feldverpflegung unendlich wichtig sst, in Aussficht genommen und wird dafür die Summe von 193,500 Mark gefordert, die alljährliche Uebung der Infanterie ·Mannschaften im Feldpionierdienst soll erweitert werden. Namentlich muß eine ver⸗ mehrte Einübung derjenigen Verschanzungsarbeiten stattfinden, welche erfahrungsmäßig meistenz der Infanterie allein zufallen. Zur Uebung in der Vertheidigungseinrichtung von Derllichkeiten soll auf jedem Pioni rübungsplatze eine entsprechende Baulichkeit hergestellt und unterhalten werden, um die Unterweisung nicht, wie bisher, hauptsachlich der theorerischen Instruktion zu überlassen; auch müfsen, wenn diese sehr 6 applikatorischen Uebungen gut be⸗ trieben werden sollen, die Mittel für lurentschädigungen, Miethen für Hölzer 2c. vorhanden sehen. Die Pionier ⸗Bataillone sollen daher anfstatt des bisherigen Dispositionsquantums von 225 M. das Dop⸗ pelte dieser Summe erhalten. . .
Bei den Train ⸗Batailklonen, welche bisher keine Portepee⸗
Fähnrichsstellen hatten, sollen 31 Unteroffizierstellen in 31 Portey er Fähnrichsstellen umgewandelt werden, um dieser Waffe die Möglich⸗
keit eines eigenen Offizierersatzes zu gehen. =
Im Militär⸗Unterrichtswesen hat sich durch die Er. höhung der Zahl der Kriegsschulen auf 8 Die Unterstellung unter einen eigenen Inspecteur im Interesse des Dienftbetriebes dringend nöthig gemacht. Für denselben sind die Kompetenzen eines Brigade⸗ Commandeurs ausgeworfen.
Bei den militärärztlichen Bildungsanstalten hat sich in den letzten Jahren die Zahl der Zöglinge auffallend dadurch ver- mindert, daß die Aufnahme in die, mit dem me izinisch · chirurgi chen Friedrich · Wilhelms · Institut verbundene medizinisch⸗chirurgische Aka⸗ bemie weniger erstrebt resp. oft von den dafür notirten Aspiranten abgelehnt wird. Der Grund davon liegt darin, daß der durch letztere
ebotene einzige Vortheil des freien Unterrichts mit den Mehrkosten
n Lebensunterhalt und Wohnung in Berlin in keinem Verhältnisse steht, daß es somit vortheilhafter ist, dem Studium der Medizin ohne Staatsunterstützung an kleineren Universitãten obzuliegen, Es ist daher nothwendig, Maßregeln zu ergreifen, den militärischen Bildunge⸗ anftalten wieder einen zahlreicheren Zuwachs an Studirenden zuzu- führen resp. der Armee einen solchen an Aerzten zu sichern.
Zu diesem Zweck soll die Zahl der Eleven, welchen eine Baar⸗ unterstũtzung von Z60 Mark gewahrt wird, um 35 vermehrt werden; den jenigen Akademikern, welche im Institut keine Wohnung erhalten Eönnen (circa 50, soll zur Beschaffung derselben noch ein Baarzuschuß von 180 Mark gezahlt werden. . .
Schließlich fei noch erwähnt, daß in Foltze der Erfahrungen des letzten Krieges in Cöln, Metz und Straßburg je eine Brieftauben staͤtion etablirt ist. Die Rosten der Taubenbeschaffung Und. Unter⸗ haltung, sowie die von Jahr zu Jahr auszudehnenden Reisen der Sachverstaͤndigen zur Abrichtung der Tauben für den Kriegszweck werden den Betrag von 3606 Mark erfordern.
— Dem Reichstage liegt eine nebersicht von den in den Jahren 1370 bis einschließlich 1871 verrechneten und snnerhalb des Jahres 1874 voraus sichtlich zur Ver—⸗ rechnung gelangenden Ausgaben für das Retablisse⸗ ment des Heeres und von den fu 1875 und weiter zur Veraus⸗ gabung kommenden Theilbeträgen und den zu Retablissements · zwecken erfolgten Bewilligungen des Gesetzes vom 2. Juli 1873 vor. Der Reichstag hat kekanntlich durch dies Gesetz aus
Titteln der französischen Kriegsentschädigung die. Summe von 106, 8436, 8119 Thalern zu diesem Zweck bewilligt; diese Summe bezieht sich aber, nicht auf die württember⸗ gische und bayerische Armee, die ihre Retablissementskosten besonders aus ihren Antheilen aus der franzõstschen Kriegs kontribution bestreiten. Bis Ende 1574 werden nach dieser Uebersicht höchstens 60, 296,641 Thaler verausgabt sein; bis Ende 1873 waren davon erst 28, 984, 682 ö verrechnet, während die Summe von 31.312.554 Thalern als Bedarf für 1574 veranschlagt wird. Von dem in das Jahr 1875 hinũübergehenden Ausgabe⸗Soll von A6, 550, 168 Thalern sollen nach dem Auschlage des Kriegs. Minifteriums 37, 574,594 Thaler im Jahre 1875, der Rest von 3 575 574 Thalern erst später verausgabt werden. Bis zum Schlusse des Jahres 1874 werden für den Ersatz verloren gegangener Bekleidung s⸗ und Aus rüstungs⸗ stücke, für die Ergänzung und Erhöhung der Tuchvorräthe, sowie für andere auf die kleidung der Armee bezũgliche Ausgaben j5. 1066,50 Thaler Verwendet sein. Dem Garni sonverwal⸗ tungswesen ist durch das Gesetz vom 2. Juli 1873 eine Summe von 1665, 100 Thalern überwiesen, wovon fuͤr 1875 und 1876 noch 16 Millionen zu verwenden bleiben und zwar zumeist für Schleßplätze. Von diesen 14 Millionen besagt eine dieser Nebersicht beigefügte Denkschrift daß eine 6 der Koften voraussichtlich erst in den Jahren 1875 1576 statifinden könne, weil Ermistelung beziehungs⸗ weise der Grundstücke einen großen Zeitaufwand erfordern und sich in vielen Fällen die Nothwendigkeit ergeben würde, das Expropriations verfahren einzuleiten. Bis Ende i874 werden 8,565 Thlr. wendet sein auf Vewflegungs⸗ eikosten Verwundete der mobilen ** in Lazarethen des Inland in 96 Wiederaufbrechens von treten körperlicher Leiden in die Laz ferner auf Bade kurkosten für
Anzeiger und Königlich Preußis
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Gebetbuüchern. ment der Feldgeräthe 203,551 Thaler disponibel, und di aus, daß eine Verzögerung der Schlu zumessen sei, daß die neuen Modelle zu Sanitãts wagen, Patronenwagen, Schanz größeren Truppen · und der Krankenträger dersuchsweise in Gebrguch genommen wo der Ergebnisse dieser Versuche die definit ch zu bewirkenden Arbeiten und
13,255 Thlr. sind allein auf sischen Kriegsgefangenen in Ge-
sowie die Bestellung der hierna Lieferungen habe stattfinden können. das Retablissement der für die franz brauch gewesenen von den bewilligten 509 000 Thlrn. . Th 3 zu Badereisfen verwundeter Offiziere und Beamten. Dbige
re servirt vielen
wiederholten Kurgebrauch ziehungsweise die Beseitigung der Folgen erwarten sei. Beihülfen zu den in der Regel betrãchtl bestehen sonach ebenso fort, wie die Pf lichsten Hebung oder min dienst hervorgerufenen Leiden,
S5 Millionen für Artillerie und W Institute der Artillerie bestimmt. Gerade sst noch am Weitesten im Rückstande, indem von den 465 in das Jahr 1875 übergehende
Die Regierung versichert in obiger führung erforderlichen Beschaffungen, oder eingeleitet sind, noch bis Ende des
gelangen werden. Einen Hauptposten in der Waffenrechnung kilden
Stück in vor Fertigstellung Zündnadelgewehre vervollkommnet. lionen Thalern, Ende 1874 noch ni
leistungsfähigeres Mode
die bisherige Ueberlegenheit über die befähigt ist. terien und . nit neue Munition zu 17 Millionen Röhren zu den neuen Geschützen
Artillerie übertragen. . stitute in Spandau, Deutz und Danzig, Pulverfabriken zusammen; auß bei . und eine neue Im Zu ;
74 Wagen, beziehungsweise zinen ꝛc. nothwendig. Von
Ergänzung der im Felde entstandenen Verluste an Von 4000 000 Thalern, welche der Truppen bestimmt waren, bleiben noch e obige Denkschrift führt dazu ßregulirung dem Umfstande bei-
Zelte verwendet
Denkschrift sagt dazu: diese
worden, weil nach den Fällen erst nach einer Reihe
Die Nothwendigkeit zur
Der größere Theil der 106 Millionen
is Ende 1873 sind davon erst 1459, llen bis Ende 1874 no
eneuen Gewehre M. 7I. Es sind
n Millionen 44 unter
chen Staats⸗Anzeiger.
1874.
Gesang⸗⸗ und fũr Retablisse⸗
den Kranken · Trangport⸗ und zeug und Zelten während der
übungen im Jahre 1874 zunächft
rden sind und erst auf Grund ive Feststellung der Modelle,
worden. Ferner bleiben noch 230 000 Thlr. als wãre
Summe deswegen
gewonnenen Erfahrungen in
von Jahren und durch
die Wiederherstellung der Gesundheit be⸗
schwerer Verwundungen zu Gewährung auskõmmlicher
ichen Kosten derartiger Kuren
licht des Reiches zur mög⸗
destens Erleichterung der durch den Kriegs=
für das Retablissement ist mit
af fen wesen und die technischen dieser Theil des Retahlissements
diese Rubrik fallen. 58 Thaler verausgabt und
ch 1089041 zur Verausgabung gelangen. Denkschrift, daß die zur Durch- soweit sie nicht bereits erfolgt
Jahres 1874 zur Bestellung
erforderlich 17370090 Stück
Gewehre, darunter allerdings 841,000 Stück Reservewaffen.
Die Kesten wurden 1873 auf 20 Thaler für das Stück veran⸗
ewehrfabriken auf 20 Thaler,
eichen in den Staatsfabriken ausgeg haffepotgewehre werden mit 10 Karabiner M. MI der neuen
Dem Retablissement der Batte
umgewandelt. Gewehre durch Aptirung nach Dicfe Aptirung ist beendigt, während von 33 Mil- welche überhaupt für Gewehre bi cht die Hälfte zur Verausgabung gelangt sein wird. In Sachsen wurden 50 374 Gewehre aptirt und S600 Chassepot⸗ ewehre in Karabiner umgewandelt. ö vel . auch neue Munition und zwar für 14 preußische Corps allein 264 Millionen scharfe und Platzpatronen. setzten 9 Millionen sind erst verausgabt.
U zu Grunde gelegt,
ant 5 jetzt stellt sich heraus, daß die Kosten sich in den König-⸗ ichen
227 Thlr. für das Stück stellen. den Königlichen Fabriken hergestellt. letzteren wird aber mehr als au
in den Privatfabriken auf
Nicht ganz ein Drittel werden in Der geringere Preis in den fgewogen durch die Zuschüsse zu den Betriebskoflen aus allgemeinen Staatsfonds und durch etwa 4 Mil- ionen Thaler, welche für Neubauten,
neue Maschinen und der- eken werden . 2009009 Thaler Kosten für das Zum Gebrauch sind 679,329 alte
Beckschem Verschlußsystem bestimmt sind, bis
Das neue Gewehr fordert
Von den dafür ausge⸗
wird bekanntlich ein welches durch Berück⸗
rien
chtigung aller Fortschritte der Waffentechnik der deutschen Artillerie
Es handelt sich dabei von 177 Munitionskolo
eftellt, desgleichen ein Theil des lle übrigen Neubeschaffungen sind Hiermit hängt
ammenhange mit den neuen
Schüssen zu sind bei Zubehörs und der Lafetten; den technischen Instituten der
anderen Artillerien zu sichern
um Herstellung von 391 Bat⸗
auch für Die Essen
dann ist sorgen. Krupp in
nnen;
eine Erweiterung dieser In- sowie auch der bestehenden
Tdem wird eine neue Geschoßfabrik Pulverfabrik bei Hanau hergestellt.
Waffen wird der Bau von
Gewehrhäusern, von 35 Pulvermaga- der für die Geschütze, Munition u. s. w. ausgesetzten Summe von etwa 34 Milllonen Thalern werden bis Ende 174 eiwa 18 Millionen Thaler
zur Verwendung gelangt sein.
vom Feldwedel abwãrts. Ebenso sind bis etzt 33, 112
wegen nicht bei
te M ö
etz tänslicher Glieder verwendet worden, und 000 Thaler zur
gegründet), Nikolaischule höheren Bürgerschul en für und die gewerbliche Fortbildungsschule ; ile n Bürgerschule für Knaben, 1 Bürgerschule für Mãdchen (bis 1874 waren diese beiden Anstalten ungetrennt), die 2, 3 4 und 5. Burgerschule, die 8 Bezirksschulen
vorhanden: 1
Statistische Nachrichten.
Nach
Dr. Panitz in Leipzig, welche den Nebersicht über das Leipzig er Schuln ) ; jetzt 6 höhere öffentliche Schulen, nämlich: die Thomasschule 122 (gegr. 1511). die Realschule (1834), die 6 (1572) und für Mädchen (1871
1797 als Rathsfreischule gegründet).
einer vor Kurzem erschienenen Schrift des Stadtraths
Titel führt: „Beiträge zur wesen“ hat die Stadt Leixyzi
(1577). Volksschulen sind
und die vereinigte Freischule
— Dem bereits erwähnten Bericht Die Gemeinde verwaltung
der Reichshaupt und Residenzstadt W 18735. entnimmt die, Wien. 3.“ Wiens Folgendes:
io co
len in den Jahren 1871 bis
über die Wohnung sberhältuißsie Das Bruttoertrãgniß der Mieihszinse belief fich 1872 auf 380
g3, 0065 Fl. und 1873 4uf hatte nicht blos in dem Zu
sondern auch in dem starken Steigen der Nach einer Durchschnitts berechnung war im
Zimmers:
im 1. Bezirk innere Stadt
. Leopeldstadt 168 FJ. 33 Rr, im 3.
zu gewinnen. Auch ein
Jahre 1819 und 1858 ist (nen Wendepunkt in der beschlossene Stadterweiterung.
letztere im . der Verwo schon damals die Preise der b
egeben.
4. und 5. Bezirk Wieden und Mariahilf 115 Ilé- 97 im 23636 Josephstadt
wickelung Wiens
Thatsachlich gingen aber diese Hoffnun ging k . . n
Verbauung der Stadterwe
Stadtteile nicht in Erfüllung. kostete beispielgweise in Der inne ren
Sto zt im re 1849 durchschnittli Db Fl. und 18572: 207 FI. und in 1858 1466 Fl. und 1872: 168 FI.
ein Zmmer 105 Fl., 18381
der Legholdftadt 135415: 94 Fl.
2
3
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