oder auch der Breite nach in je 2 Theile zerschnitten und so⸗ dann je 2 nicht zu einander gehörige Stücke nach einem be⸗ stimmten System dergestalt zusammengesetzt, daß aus den dazu verwendeten Banknoten das Material zu einer neuen Note ge⸗ wonnen wird. Das Fehlen eines Stücks wird häufig durch 2 schmale Papierstreifen verdeckt, welche auf der Vorder⸗ und Rück⸗ seite der Note gegen einander geklebt die beiden Theile der Letz⸗ teren verbinden. In den Fällen, wo ein solcher leerer Zwischen⸗ raum sich nicht vorfindet pflegen die zusammengeklebten Bank⸗ noten etwa t Zoll schmaler zu sein, wie eine echte Banknote. Bei den senkrecht durchschnittenen Banknoten à 25 Thlr. ist die Fälschung leicht an der Verschiedenheit der auf jeder Hälfte be⸗
findlichen Nummern erkennbar.
Das Publikum wird in seinem eigenen Interesse vor An⸗ nahme von dergleichen durch Zerschneiden verfälschten Banknoten
gewarnt. Berlin, den 29. Dezember 1874. Königlich Preußisches Haupt⸗Bank⸗Direktorium.
Aichtamtliches. Deutsche s Reich. Preußen.
durch den General v. Albedyll Vortrag halten,
v. Kanitz.
— Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin empfing vorgestern Se. Königliche Hoheit den Erbgroßherzog von Meck⸗ lenburg⸗Strelitz. — Gestern ertheilte Ihre Maj⸗stät der Gemah⸗ lin des Königlich schwedischen Gesandten die nachgesuchte An⸗ trittsaudienz — Gestern war Ihre Majestät im Augusta⸗ Hospital, heute in der 3. Volksküche und im Erziehungsstift in Charlottenburg anwesend, und wohnte der liturgischen Abend⸗ andacht zum Jahresschlusse im Dome bei.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittags die Meldung des Com⸗ mandeurs Höchstseines 2. Schlesischen Dragoner⸗Regiments Nr. 8, Oberst von Winterfeldt, entgegen.
Beide Höchste Herrschaften beehrten Nachmittags 23 Uhr mit Höchstihren sämmtlichen Kindern und den Prinzen Ernst und Fritz von Meiningen die Extravorstellung im Cirkus Renz und verweilten bis zum Schluß. .
— Das Staats⸗Ministerium trat heute Mittag 1 Uhr zu einer Sitzung zusammen.
— Wir machen darauf aufmerksam, daß die Post⸗An⸗ weisungen anstatt bis zu 50 Thlr. vom 1. Zanuar 1875 bis zu 100 Thlr. — 300 Mark zulässig find. Zugleich ist eine
Taxermäßigung eingetreten. Es kostet eine Postanweisung 2 1a19 wn, nana Gee = . B*** MM, Mm. 2. *.. en 7 e:
ortan vom AÄbsender in Mark und Pfenni 8 währung ausgedrückt werden. f gen der Reichs
— Für Vereins⸗Versammlungen, in welchen öffent— liche Angelegenheiten erörtert werden, . deren 6. . statutenmäßig feststeht, bedarf es nach §. 3 des Vereins⸗ gesetzes keiner besonderen Anzeige bei der Ortspolizeibehörde. Nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 19. No⸗ vember er, beschränkt sich jedoch diese Bestimmung auf den Fall, daß zu diesen Versammlungen ausschließkich Vereins⸗ mitglieder Zu tritt haben; werden zu denselben jedoch noch andere Personen in einer verhältnißmäßig beträchtlichen Zahl ein⸗ geladen, so sind derartige Versammlungen, selbst wenn sie ge⸗ schlossen sind, nicht mehr als Versammlungen des konstituirten Vereins, sondern als anderweitige Versammlungen, die stets
24 Stunden vor Beginn der Ortspolizeibehörd zuzei si . g polizeibehörde anzuzeigen sind,
— Der schieds männische Sühneversuch als präpa⸗ ratorischer Akt für die K wird i , , des Einführungs⸗Gesuch zum Preußischen Strafgesetzbuch nur in dem Falle vorgeschrieben, wenn beide Parteien in dem⸗ selben Gerichts bezirke wohnen. Ist dies jedoch nicht der Fall, so ist nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 13. November er.! der vom Kläger angerufene Schiedsmann zur Vornahme des Sühneversuchs nicht kompetent, und der von ihm vorgenommene Sühneversuch ist zur Wahrung der ge⸗ setzlichen dreimonatlichen Rügefrist G6. 61 d. P. Str. G. B) nicht geeignet.
— Wenn auch ein Schanklokal als solches dem Publi⸗ kum geöffnet ist, so folgt nach einem Erkenntniß des n. Tribunals vom 27. November er. doch daraus nicht für Jeder⸗ mann eine unbedingte Befugniß, dasselbe zu betreten und in dem selben gegen den Willen des Wirthes zu verweilen, selbst wenn er vorher als Gast Auf⸗ nahme gefunden.
— Der General⸗Lieutenant Graf von Brandenburg. Beneral⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 11. Diviston, ist von Breslau, der General⸗ Lieutenant Kraft Prinz zu Hohenlohe⸗Ingelfingen, Seneral⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Tommandeur der 12 Diviston, von Reisse hier eingetroffen, Ebenso der General⸗Major von Gottberg, Chef des Stabes der 4. Armee⸗Inspektion, von Cassel, zur Rückkehr Ihrer König. lichen Hoheiten der Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich von Preußen nach Cassel.
Banern. München, 29. Dezember. Se. Majenät der König ist heute Nachmittag mittelst Extrazuges über Peissenberg nach Hohenschwangau zurncklehrt, woselbst Se. Majestät bis zur Abhaltung der am kommenden Karneval statifindenden e zu verweilen gedenkt. Die größere Hofhaltung in
ohenschwangau bleibt jedoch während dieser Zeit aufgehoben. kö Fönig hat . k mit einem
enke von 3000 Mark zu mildihätigen Zwecken in Tagen bedacht. ; 9 .
— Der Gesandte Bayerns in der Schweiz, v. Nie th am⸗ mer, war zu Bern in den letzteren Wochen am Typhus in höchst bedenklichem Grade erkrankt, besindet sich aber nunmehr wieder auf dem Wege der Besserung.
Berlin, 31. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König ließen Sich heute Vormittag 10 Uhr empfingen um 1 Uhr Allerhöchstihren dienstthuenden General à la suite v. Steinäcker, um 14 Uhr den General⸗Lieutenant und General⸗ Adjutanten, Commandeur der 12. Division Prinzen von Hohen⸗ lohe⸗Ingelfingen und um 2 Uhr den zum Hofmarschall bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Carl ernannten Grafen
freier Wohnung in Marktflecken und kleinen Städten, . 1. , . 100 resp. ge na resp. ö jähriger Dienstzeit t. Gera findet das Gefẽtz keine 2. ö
Württemberg. Stuttgart, 28. Dezember.
getroffen, um die Feiertage in Stuttgart zuzubringen. Nr. 29 veröffentlicht das Berggesetz vom J. Oktober.
verweilen. — Die hier zur Unterzeichnung aufliegende Vertrauens⸗
lautet nach der „Köln. Ztg., wie folgt:
Durchlauchtigfter Fürst! Entrüstet über die maßlosen Angriffe, welche gegen Ew. Durchlaucht edelmüthiges Streben von Seiten der unerbittlichen Feinde jeder freiheitlichen Kulturbewegung in den jüngften Sitzungen des Reichstages gewagt worden, aber auch gehoben von dem Gedanken, daß der Geist der Wahrheit und Liebe, des Fortschritts und der Freiheit zu aller Zeit siegreich den Kampf mit den Mächten der Finsterniß und Unduldsamkeit, des Rück = schritts und der Unterdrückung bestanden hat, — fühlen sich die unter⸗ zeichneten Einwohner der Haupt⸗ und Residenzstadt Karlsruhe ge⸗ drungen, Ew. Duchlaucht die Gefühle teeuer Ergebenheit, unerschütter⸗ licher Hochachtung und aufrichtiger Liebe kund zu geben. Gott, der Sie wiederholt vor mörderischen Anschlägen bewahrt hat, nehme Sie auch fernerhin in seinen väterlichen Schutz! Er erhalte in Ihnen den echten dentschen Muth, auf daß Sie Ihre hohe Sendung: Kaiser und Reich vor Gefahr und Unheil zu bewahren, erfüllen! Er stärke Sie im Vertrauen auf das dentsche Volk, das in seinem edelsten Kerne Ihnen mit unverbrüchlicher Treue zur Seite steht! Gott schütze in Ihnen das liebe Vaterland! Karlsruhe, den 26. De— zember 1874.
Sessen. Darmstadt, 29. Dezember. Der Groß⸗ herzog und die Großherzogin, der Erbgroßherzog, die Prinzessin Victoria und der Prinz Ludwig Wilhelm von Baden sind heute Vormittag zum Besuch bei dem Prinzen und der Prinzessin Ludwig hier angekommen.
— 30. Dezember. Das „Regierungs⸗Blatt“ enthält die Ausführungs⸗Verordnung bezüglich der Art. 3, 19 und 12 des neuen Voltksschul⸗BSesetzes, betreffend die Eintheilung der Volksschulen in Klassen und Abthei⸗ lungen und den Lehrplan für die Volksschulen. Sie zer⸗ fällt in 3 Haupttheile: 1) Die Eintheilung der Volksschulen in Klassen und Abtheilungen; 2) die Lehrgegenstände der Volks⸗ schule und die allgemeinen Ziele derselben; 3) die Lehrpläne für die ein⸗ und mehrklassigen Volksschulen unter gleichzeitiger An⸗ gabe der erforderlichen Lehr⸗ und Lernmittel. Von dem zweiten dieser Theile sind als Lehrgegenstände bezeichnet: Religion (Re⸗ ligionslehre, biblische Geschichte, Lieder und Sprüche), deutsche Sprache (Sprechen, Lesen, Schreiben, deutsche Sprachlehre, Auf⸗ satR, Rechnen, Raumlehre, Zeichnen, Geographie, Geschichte, Naturbeschreibung und Naturlehre, Singen und für die Knaben Turnen, für die Mädchen) ibliche Handarbeiten. Bezüglich der Religion“ ist ‚„Ueberhäur ng mit Memorirstoff und geistloses Auswendiglernen“ untersagt.
Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 29. Dezember. Das heutige Regierungsblatt publizirt die Ausführungs⸗ verordnung zu dem it dem 1. Januar 1875 in Kraft tretenden Volksschulgesetze vom 24. Juni d. J. Hiernach kö Din Men er nm fe fr. Schwnlinspeltjansbezirke bekiimmten Ephoralbezirke als Schulinspektoren zu fungiren, und wird für jede der 5 Verwaltungsbezirke des Großherzogthums ein Schul=
amt errichtet werden, das am Sitze d eee. —ͤ Sitz hat. tze des Bezirksdirektors seinen
Sach sen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meinin⸗ gen, 28. Dezember. Der am 18. Januar wieder zusammen⸗ tretende Landtag hat sich auch mit einem aus seiner Mitte hervorgegangenen Antrage zu beschäftigen, welcher dahin lautet, die Regierung um Vorlage eines Gesetzes zu ersuchen, durch welches der in dem Staats-Grundgesetze und in späteren Ver⸗ ö. vorgeschriebene Erbhuldigungs⸗Eid abgeschafft wer⸗
Anhalt. Dessau, 30. Dezember. In weiterer Ausfüh⸗ rung der Verordnung vom 16. November d. J, die Neber⸗ leitung der Landesschul⸗Angelegenheiten auf die Regierung und die anderweite Organisation der oberen Verwaltungsbehörden be⸗ treffend so wie in Veranlassung der in Gemãäßheit des Gefetzes vom 16. November d. J. mit dem 1. Januar 1875 erfolgenden Auflösung der General⸗Kommission, hat der Herzog u. . fol⸗ gende Personalveränderungen vom 1. Januar 1875 ab voll⸗ zogen:
1) der seitherige Vorsitzende der Abtheilung des Innern und der Polizei, Rath von Albert wird unter Vorbehalt fernerer Beschãftigung im höheren Staatsdienst zur Disposition gestellt;
2) der bisherige Vorsitzende der Herzoglichen Regierung, klbtheilung für Finanzen und für Domänen und Forsten, Ge⸗ heimer Regierungs⸗Rath Oelze, ist mit dem Charakter und Range als Regierungs⸗Präsidenth und unter Beibehalt seiner Stellung als erster vortragender Rath im Staats⸗Ministerium zum Vorsitzenden der beiden Regierungs⸗Abtheilungen für das Innere und für das Schulwesen, so wie zum Vorsitzenden der Landarmendirektion und der Landes⸗Waisenfonds⸗ Verwaltung . ih =. ⸗
3) der bisherige Vorsitzende der Herzoglichen General⸗Kom⸗ mission, Geheimer Regierungs . Rath 86 ist zum . sitzenden der aus den beiden bisherigen Regierungs Abtheilungen für Finanzen und für Domänen und Forsten gebildeten Herzoglichen Finanz⸗Direktion, so wie zum Vorsitzenden der Herzoglichen Staats⸗ schulden⸗ Verwaltung ernannt und zugleich mit Wahrnehmung⸗ . 1 . r , ,. Raths im Staats⸗Ministerio etraut worden, unter Beibehalt des Vorsitzes im i der Anhaltischen Wittwenkasse; . . ) der Konsistorial⸗Rath Joachimi ist unter Ernennung zum Geheimen Regierungs⸗-Rath“ und mit Beibehalt seiner Stellung im Herzoglichen Konsisterium zum Mitgliede der Herzoglichen Regierung, Abtheilung für das Schulwesen, ernannt.
Reuß j. L. Gera, 30. Dezember. Die Gesetz⸗Samm⸗ lung veröffentlicht ein Gesetz vom 22. d. M., . gen der Volks schullehr er betreffend. Das Minimalgehalt der Volksschullehrer ist hiernach vom 1. April 1875 ab außer auf 809 Mk. auf dem platten Lande, 850 Mk. 900 Mk. in Schleiz, Loben⸗ 200, 300, 400 Mk. Zu⸗
Herzoglichen Re ierung, Geheimer Regierungs⸗
Anwendung.
Bremen, 39. Dezember. Zur Deckung des Defizits von
Der Prinz Wilhelm von Württemberg ist von Potsdam ein⸗
— Das am 14 Dezember ausgegebene Regierungsblatt
Baden. Karlsruhe, 29. Dezember. Die Prinzessin Sophie zur Lippe, geb. Prinzessin von Baden, ist zum Be⸗ such ihrer Schwester, der Prinzessin Elisabeth, heute früh in Karlsruhe eingetroffen und gedenkt mehrere Wochen hier zu
Adresse an den Reichskanzler Fürsten von Bismarck
den beiden Centren nicht unmöglich sei;
Senat 1) Ausscheidung derjenigen Ausgaben, welche sich ahl rententragende Kapitalanlagen darstellen, aus dem laufenden Haushalte, oder mit anderen Worten, Deckung derartiger Aus gaben durch Anleihegel der, unter Feststellung einer reichlichen Amortisation. Die dadurch zu erzielende Erleichterung deg laufenden Haushalts wird auf 40100090 Mk. geschätzt. 2) Aus. schreibung der Einkommensteuer zu 3 pCt., anstatt der im Budget angenommenen 2 pCt.; die a . ist auf 600 000 M anzuschlagen. 3) Sodann hat der Senat beschlossen, seinerseitz verschiedene ordentliche Ausgebenetats nicht in der beantragten öhe zu bewilligen. Die dadurch erzielte Ersparung beträgt 72,965 Mk. — Von den beantragten außerordentlichen Aus, gaben hat der Senat beschlossen, 461,370 Mk. zu streichen, resp deren Bewilligung auszusetzen. Durch diese vier Maßregeln würde das Defizit von 1,723, 823 Mk. 47 Pf. ausgeglichen sein und noch ein kleiner Ueberschuß von 11511 Mk. 53 Pf. sich ergeben, welcher indeß für nachträgliche Bewilligungen zu reser— viren sein wird. . .
Desterreich⸗ Ungarn. Pe st, 29. Dezember. Der „Un—= garische Lloyd“ meldet, daß demnächst die Kommissionsbe⸗ rathungen in Brody und Nowosielica, betreffend die Zoll— und Eisenbahnfragen zwischen Rußland und Oesterreich⸗Ungarn, stattfinden werden.
— Da mit dem Jahres schluß die bisher bestandene Kaiserlich Königliche Kriegskasse für die Grenz⸗Landes verwaltung ihre Thätigkeit einstellt, wurde die Errichtung einer besonderen Grenz⸗Landeskasse in Agram, welche die Geschäfte der Kriegskasse übernehmen soll, von der Regierung angeordnet und von dem Kaiser genehmigt.
Niederlande. Haag, 27. Dezember. Der neu ernannte General⸗Gouverneur von Niederländisch⸗Indien, van Lanzg⸗ berge, traf am 24. d. von Brüssel hier ein. Derselbe wird gutem Vernehmen nach um Mitte Februar nach Batavia ab⸗ reisen, wohin er sich zu Neapel einschiffen wird.
Frankreich. Paris, 30. Dezember. (W. T. B.) Heute Vormittag fand im Elys ée im Beisein des Präsidenten Mae Mahon eine Zusammen kunft von einflußreichen Mitgliedern der verschiedenen Gruppen der National versammlungz statt, in welcher man ein Einverständniß hinsichtlich der kon stitutio nellen Gesetzentwürfe herbeizuführen suchte. Anwesend waren u. A. der Präsident Buffet, Dufaure, der Herzog von Broög lie, der Herzog von Audiffret⸗Pasquier, Leon Say, Chesnelong, Hamille, der Herzog v. Decazes und Chabaud⸗Latour. Nachmittags fand eine zweite Zusammenkunft statt.
Die „Agence Havas“ meldet, daß dieselbe guf Veran— lassung des Marschall⸗Präsidenten erfolgt sei. Derselbe habe nämlich gestern in einem Ministerrathe den Wunsch nach einer Konferenz mit einflußreichen Mitgliedern der Nationalversammlung zu erkennen gegeben. Die Minister hätten diesen Wunsch gebilligt, aber zugleich erklärt, sie glaubten nicht, alle an diesen Konferenzen theilnehmen zu dürfen, da sie in denselben durch den Herzog v. Decazes und den General Chabaud⸗Latour vertreten würden.
— 31. Dezember. (W. T. B.) Bei der zweiten Be⸗ rathung, die gestern Abend bei dem Marschall⸗Präsidenten mit Mitgliedern der Nationalversammlung stattgefunden hat, ist hauptsächlich das Gesetz wegen Errichtung eines Senates
Gee, han erfannte allgemein an, daß die Be⸗ rathung dieses Gese en mwur ch a3 in, 1 2.
übrigen konstitutionellen Gesetzvorlagen getrennt d ürf Auch die . wegen n . an eine dritte Person wurde eingehend
39 Mitglieder der Rechten lehnen es 895 jetzt ab, auf ein Septennat, das nicht ausschließlich auf die Person des Marschall Mac Mahon beschränkt ist, e, . sten Sonnabend soll eine weitere Konferenz stattfinden. — Daz Journal des Dẽbats⸗ spricht sich dahin aus, daß nach dem bisherigen Ergebnisse der im Palais Elysee stattgehabten Be⸗ sprechungen das Zustandekommen eines Einverstãdnisses unter dasselbe werde sich jedoch wenn man von der Rechten vollständig
besprochen. entschie den
nur erreichen lassen, abstrahire.
Spanien. Madrid, 30. Dezember. (W. T. B.) Der General Martinez Campos, welcher vor längerer Zeit wegen seiner alphonistischen Sympathien feine Demission erhielt, hat sich gestern an der Spitze von zwei Bataillonen in Mur— viedro (Provinz Valencia) für Don Alphonso von Bourbon erhoben. Die Truppen der Centrums⸗Arm ee haben die Ver— folgung der Carlisten eingestellt und sind den Aufständischen entgegen .
— (W. T. B.) Dem „Journal des Debats“ vom 31. De— zember sind Nachrichten aus Madrid zugegangen, ö. man eine alfonsistische Bewegung erwartete. Die Truppen waren in Folge dessen konsignirt worden.
Portugal. Lissabon, 30. Dezember. 3 Die Cortes werden am 2. Januar in 3 2. . und der Minister eröffnet werden.
— Unter dem 27. d. M. melden die ‚T. N.“ die in Su⸗ bugal erfolgte Verhaftung Pretre's, des Chefs einer Ver⸗ schwörung Behufs Organisation einer Grenz⸗Guerilla, welche die Bestimmung hatte, zur Unterstützung einer auf spanischem Ge⸗ biete projektirten Insurrektion Kriegsmaterial zu schmuggeln. Pretre korrespondirte lebhaft mit einem miguelistischen Comits in! Lissabon und ging häufig von Castello Rodrigo nach Spanien.
Rumänien. Bu kare st, 29. Dezember. (Wien. Ztg.) Die Kamm er hat auf Wunsch des Minister⸗Präsidenten die . wichtigen Berathungsgegen ftände vorläufig von der Tagesord⸗ nung abgesetzt, um noch vor dem Weihnachtsfeste der rumã⸗ nischen Kirche das rektifilkative Budget pro 1875 zu votiren.
Daffelbe wurde in Berathung genommen. Die Kammerferien beginnen in drei Tagen. .
Nußland und Polen. St. Peters bur 30. De⸗ zember. (B. T B.) Der Gouverneur von Wars . General⸗ Adjutant Graf Kotzehue, der schon seit einiger Zeit hier ver⸗ weilt, begiebt sich Ende dieser Woche auf seinen Posten zurück! Die diesjährige Goldausbeute in Sibirien übersteigt den vorjãhrigen Ertrag um mehr als 100 Pud. .
Die offizielle Turkestansche Zeitung“ meldet, daß am 15. November Abends die Gesandten des Emirs von Kaschgar in Tasch kent eingetroffen sind. Es sind dies Mulla⸗Mohamed⸗Sia und Mir⸗Kassim⸗Bey; dieselben überbrach⸗ ten die von Jakub-Beg in Veranlassung des durch den Fall des Kaufmanns Ssomow verwirkte Entschãdigungssumme.
13123323 Mt. 47 Pf. im Budget für 1875 beantragt der
Unter Anderm hat der Emir auch für den St. Petersburger Sof bestimmte Geschenke an e . 3
Uebertragung der Exekutivgewalt
M
Asien. Hong kong, 30. Dezember. (W. T. B.) Die chinesische Regierung hat eine Anleihe zum Betrage von 627,675 Pfd. Sterl. emittirt, welche durch die Aufkünfte aus den Zöllen garantirt wird. Der Zinsfuß beträgt 8 pCt., der Emisstonscours 95.
Afrika. Von der Goldküste wird dem „Globe“ tele⸗ graphirt, daß Kapitän Strahan, der Gouverneur, von einer amtlichen Reise nach Acora und anderen Plätzen an der Küste urückgekehrt ist. Die von ihm zur Ausführung des Planes für * Emanzipation aller Sklaven in dem Protektorat gethanenen
ritte sind völlig erfolglos gewesen. Der Gesundheitszustand
der Küste besserte sich.
Nr. 95 des Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs-⸗Post⸗ Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Generalverfügun en: Vom 29. Dezember 1874 Hinweis auf die vom 1. Januar 1875 ab im Dienst etriebe eintretenden wichtigen Aenderungen. — Vorauszahlung der Bestellzebühr für frankirte Postsendungen. — Vom 25. Dezember 18574 Bezeichnung der Einschreibsendungen. — Tabelle für die Dar⸗ stellung der Mark und Pfennige bei Anwendung der Dezimalbruch⸗ schreibweise. Remunerirung der Postbeamten für die Wahrnehmung bes Telegraphendienstes bei den vereinigtea Stationen. — Bescheidung vom 27. Dezember 1874. Ansatz der Nebenfuhrkosten in den Per⸗ sonmmanualen.
Statistische Nachrichten.
Die neueste Nummer des Justiz-Ministerial-⸗ Blattes enthält Statistische Mittheilungen über die Geschäftsver= paitung der Justizbehörden im Jahre 1873. Darnach waren in den altpreußischen Provinzen Brandenburg, Pommern, Preußen, Schleien, Posen, Sachsen und Westfalen im Ganzen gii7si Civilprozeffe anhängig, von denen 173,943 aus dem Vorjahre ubernommen und 637,5 8 neu eingeleitet wurden. Hinzu kommen noch 648,738 Mandate, gegen welche keine Einwendungen erhoben wurden, so daß sich die Gesammtzahl der anhängig gewesenen Civilprozeßsachen auf 1450, 159 steigert, d. i. 139,910 weniger, als im Vorfahre. Charakteristisch ist dabei die ftetige Vermehrung der Sasurienklagen. Untersuchungs-Prozesse waren 00. 13 (= 553,117) anhängig, von denen nur 74004 aus dem Vorjahre äbernommen wurden. 936,793 Vormundschaften, darunter 158 503 mit Vermögens verwaltung, waren zu bearbeiten, von denen go457 oder 8613 weniger als 1872 neu eingeleitet wurden. Nach⸗ laßregulirungen kamen 22.994 oder 1356 weniger als 1872 vor, 24864140 Handkungen der freiwislligen Gerichtsbarkeit (— 67,142) sind vorgenommen, 1,388 R5 Grundbuch sachen waren zu bearbeiten, und in das Hand elsregist er erfolgten 1894 Eintragungen und 4932 Lösckungen C 550 resp. 917. Im Ganzen waren mithin 4, 688, 194 Sachen bei den vorgenannten Ge⸗ richten anhängig; davon wurden erledigt: 633. 4h Civilprozesse oder 783, 48,163 Untersuchungen oder S7 x, S6 262 Vormunzschaften oder 9zꝛ, 133253 Nachlaßsachen oder 58x. Diese Prozentsätze sind fast genau dieselben wie in den Voriahren. — Bei den Appella⸗ tionsgerichten in den vorbezeichneten Provinzen waren im vorigen Jahre auhängig: 34477 Civilprozesse (4 101), gußerdem 36 Pro⸗ zeffe C 13 in erster Instanz gegen ehemals Reichsunmittelbare; ferner 12,942 Kriminal⸗Untersuchungen 483), 828 Lehnssachen, 162 Fideikommißsachen und. 332 Stiftungssachen, von denen 25715 Cwilprozesse und 11,320 Kriminaluntersuchungen e⸗ endigt wurden. — Bei. den Gerichtebehörden im Bezirk des AÄppellationsgerichtshofs zu Göln waren im vorigen Jahre in erster Instanz anhängig 181 422 Civilprozesse ven denen 97 beendigt wurden; ferner kamen bei den Landgerichten 3 16 Rathskammersachen vor, 4052 Vergleichssachen waren hei den Frie— densgerichten anhängig und 160,417 Vormundschaften schwebten bei denfelben, von denen nur 8X beendigt wu den. Außerdem kamen 21,5235 Familienrathsversammlungen vor und 176,698 Kriminal -⸗Un⸗ tersuchungen wurden anhängig, von denen 99* zu Ende kamen, Die Eintragungen ins Handelsregister betrugen 2202, die Löschungen ois. In zweiter Instanz waren bei den Landgerichten 55 Givil · prozesse und 1059 Zuchtpolizeisachen anhängig, und der Appellations⸗ gerichtshof in Cöln hatte insgesammt 5304 Nummern zu behandeln. — Beim Ober -Tribunal waren 6104 Referate und 1119 Be— schwerden zu bearbeiten, im Durchschnitt kamen mithin auf jeden der etats mäßigen 51 Räthe 120 Spruchsachen und 22 Beschwerdesachen.— Unter den im Laufe des vorigen Jahres neu eingeleiteten Krimi⸗ nal-Unterfuchungen befanden sich 2 Fälle ven Landegverrath, 149 Majentäts⸗Beleidigungen, 31 Verbrechen und Vergehen in Bezug auf die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte, S, Münz— vergehen und Verbrechen, 649 Meineide, 1262 Verbrechen und Ver⸗ gehen gegen die Sittlichkeit, 137 Morde, 1065 Kindesmorde, 272 vor—⸗ sätzliche Brandstiftungen, 457 Verbrechen und Vergehen im Amte, 171 Preßvrozesse ꝛc. Die Zahl der Angeschuldigten in den beendeten Kriminalfachen betrug 142058, und zwar 117379 Männer und 214.688 Frauen, S274 Personen unter und 133,184 über 18 Jahren, 140,195 Christen und 1860 Juden. Rückfällig waren 14601 Ange⸗ klagte und verurtheilt wurden 1165742. — Die Staatsanwalt⸗ schaft endlich, mit Ausschluß des Departements von Cöln, hatte 243,465 Sachen zu bearbeiten, von denen 99 Prozent in 105,339 Audienzterminen erledigt wurden, die Ober⸗-Staatsanwaltschaft er— ledigte von 16191 Untersuchungen 14925 in 173340 Terminen, und die Staate anwaltschaft erledigte 2044 Sachen in 1282 Terminen.
— Der Anwalt der deutschen Gewerkvereine Dr. Max Hirsch hat, wie die ‚Nat. Z. mittheilt, folgende sjummarische Uebersicht der Gewerkperei s8⸗Hülfskassen auf Ersuchen dem Referenten der Petitionskommisston des Reichstags zugestellt: Ende 1873 hatten die nationalen Kranken und Begräbnißkassen innerhalb des Ver⸗ bandes der deutschen Gewerkvereine (Hirsch⸗Duncker) in 315 Orts- vereinen rund 20 000 Mitglieder und 30 00 Thlr. Kassenbestand. Während des Jahres 1875 waren im Ganzen rund 60, 909 Thlr. Beiträge vereinnahmt, 42,000 Thlr. Krankengeld und 4000 Thlr. Be— gräbnißgeld verausgabt. (Die runden Zahlen sind Minimalzahlen, veranlaßt dadurch, daß verschie dene kleinere Gewerkvereine ihre Berichte
noch nicht eingesandt. Ende 1873 hatten die beiden nationalen Inva⸗
lidenkassen innerhalb des Verbandes in 284 Ortsvereinen 11 659 Mitglie- der und 46,915 Thlr. Kassenbestand. An Mitgliederbeiträgen waren während des Jahres 1873 zusammen rund 15069 Thlr. gezahlt. Die Invalidenpenstonen waren geringfügig, weil die fünfjährige Kavenzzeit noch bestand. — Kranken⸗, Begräbniß und Invalidenkassen zusammen demnach: 599 Ortskassen mit 31.659 Mitgliedern und 78, 0 0 Thlr.
Jahresbeiträge und 76, 345 Thlr. Kassenbestand. Die DOrtevereine sind über fast alle Gegenden Deutschlands, vorzugsweise aber die öst⸗ lichen Provinzen Preußens vertheilt. Hierzu würden noch zu zählen sein die freien Kranken⸗, Begräbaniß ⸗ und Invalidenkassen aller der⸗ jeni zen Gewerkoereine und „Gewerkschaften“, welche nicht zum Verbande der deutschen Gewerkvereine gehören: Gold⸗ und Silberarbeiter, Steinmetzen, Buchdrucker. Buchbinder, Sene⸗ felder (Lithogzaphean und Steindrucker), Hutmacher, Metall- arbeiter, Helzarbeiter und viele andere, deren gesammte Mit⸗ gliederzahl, Kassenteistungen und Bestände nicht bekannt sind, aber schwerlich den Zahlen des Verbandes wesentlich nachfstehen. Die Hülfskassen des letzteren haben laut den zugegangenen Abschlüssen im Laufe des Jahres 1874 fast in jeder Beziehung bedeutend zuge⸗— nommen. So besaßen z. B die beiden Invalidenkassen am 30. Sep⸗ tember d. J. bereits einen Bestand von 36 307 Thlr. Eine einzige (allerdings die größte) Orisvereins⸗Kranken⸗ und Begräbnißkasse (Ma⸗ schinenban⸗ und Metallarbeiter zu Berlin) hatte während der ersten fünf Jabre ihres Bestehens rund 240090 Thaler an Kranken⸗ und Begräbnißgeld ausgezahlt. Da die Leistungen dieser Kasse ungefähr dem Durchschnitt aller übrigen entsprechen, so läßt sich nach dem Verhältniß der Mitgliederzahl mit Sicherheit annehmen, daß allein die Kranken⸗ und Begräbnißkassen innerhalb des Verbandes seit An⸗ fang 1869 eine Viertel⸗Million Thaler Kranken⸗ und Sterbegeld aus⸗ gezahlt haben. Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Berlin. Die ‚Juristische Gesellschaft“ versammelt sich am Sennabend, den 9. Januar 1875, Abends 77 Uhr, in Poppenbergs Saal, Charlottenstraße 37. Auf der Tagesordnung stehen folgende Gegenstände: 1) Wahl der Preisrichter für die eingegangenen Arbeiten zur Lösung der von der Gesellschaft ausgeschriebenen Preisaufgabe: Entwurf eines Gesetzes über das deutsche Erbrecht nebst Motiven und vergleichender Zusammenstellung der erbrechtlichen Bestimmungen aus den wesentlichsten der in Deutschland gegenwärtig geltenden Gesetz⸗ gebungen. 2) Vortrag des Justiz Rath Dorn über die Grundzüge der zu erlassenden Anwaltsordnung.
— Zur Förderung der Errichtung des ‚National⸗Denkmals auf dem Niederwald“ will jetzt ein patriotisches Comité, an der Spitze der Rentier Schwöder, die Summe von 100 00 Thalern durch eine Lotterie zusammenbringen, deren Konzessionirung bereits nachge— sucht ist. Das Professor Schilling sche Denkmalsmodell ist be⸗ kanmlich von Berlin nach Hamburg abgegangen, wo es zum Besten des Fonds öffentlich ausgestellt werden soll.
— Der Professor an der Kunstgewerbschule in Nürnberg zur Straßen, hat nunmehr die definitive Bexufung an die Aka— demie zu Leipzig als Professor der Bildhauerkunst erhalten; gleich⸗ zeitig wird ihm unter Verleihung des Titels Inspektor‘ die Leitung des in genannter Stadt neu errichteten Gewerbe ⸗Musenms übertragen.
— Der internationale geographische Kongreß, welcher zu Ostern nächsten Jahres in Paris stattfinden sollte, ist, wie die ‚Nat.-Itg.“ mittheilt, zufolge einer telegraphischen Mitthei⸗ lung des Präsldenten der französischen geographischen Gesellschaft Vize Admiral La Ronciere le Nouiy kis Juli vertagt worden, da die Gefuche um Reservirung von Plätzen zu der gleichzeitig mit dem Kongresse stattfindenden geographischen Ausstellung so zahlreich ein⸗ gegangen sind, daß ein viel größeres Lokal, als anfangs beabsichtigt war, hat in Aussicht genommen werden müssen.
Sewerbe und Handel.
Am 28. Dezember hat eine Sitzung des Ausschusses der Meistbetheiligten der Preußischen Bank stattgefunden, in welcher das Direktersum die Mittheilung von der offiziell erzangenen Kündi⸗ gung der Bankantheile . bte. Von der Einberufung einer außer ordentlichen Generalversanttatung der Bankantheilseigner wurde indeß Abstand genommen, bis die Angelegenheit der Abtretung der Preu⸗= sischen Bank im Preußischen Landtage zur Berathung resp. zur Be— schlußfaffung gekommen.
— Die am 30. Dezember abgehaltene Generalversammlung der Breslauer Diskontobank, Friedenthal C Comp, beschloß, das Kommanditkapital von 75 auf 6 Millionen zu reduziren. Die Be⸗ antwortung einer Interpellation betreffs der Fusion mit der Vereins- bank wurde Seitens des Aufsichtsrathes abgelehnt, weil bisher weder darauf bezügliche Thatsachen noch bestimmte Beschlüsse vorliegen.
— Nach dem Bericht, welcher der am 28. Dezember abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung der Bres'lauer Propinzial⸗ Wechsler⸗Bank erstattet wurde, schloß die Bilanz des Vorjahres mit einer Unterbilanz von 96,000 Thaler, welche durch den Gewinn aus dem Rückkaufe aner viertel Million Aktien auf 16000 Thaler reduzirt wurde. Der Gewinn bis ult. November 1874 betrug 48,00 Thaler, so daß nach Abzug der Unkosten und Spesen in Höhe von I 200 Thaler, das laufende Jahr ein Gewinn von 29,509 Thaler ergiebt. Auf ältere Konsortialbetheiligungen und Bestände sind Ab⸗ schreibungen in Höhe von 43,8099 Thaler nöthig gewesen, so daß mit Hinzurechnung des vorjährigen Verlustes im Ganzen gegenwä tig eine Uͤnterbilanz von etwa 306,000 Thaler vorhanden ist, das bei einer Liquidation voraussichtlich entstehende Disagio ist auf 13 — 16 zu schätzen. Bei der Abstimnmung über den Liquidationsantrag erklärten sich, wie bereits mitgetheilt, 07 Stimmen für und 460 Stimmen gegen denselben, wonach derselbe angenommen ist. Zu Liquidatoren wurden die Herren H. Lyon, A. Igffs und F. Pringsheim ernannt und den . selben 1 pCt. des nominellen Kapitals als Entschädigung zugebilligt. Schließlich wurde noch beschlossen, die Liquidatoren zu ermächtigen, den unbeweglichen Besitz der Gesellschaft auch auf anderem Wege als durch öffentliche Verfteigerung zu verkaufen.
London, 30. Dezember. (W. T. B.) Die strikenden Kohlengrubenarbeiter von Dean Forest (Grafschaft Lan— caster) haben den Beschluß gefaßt, die Arbeit nicht eher wieder auf⸗ zunehmen, als bis die Grubenbesitzer die Lohnherabsetzung rückgängig gemacht haben.
— Die Inhaber von Italienischer Rente werden, da sich herausgestellt hat, das in dieser Beziehung vielfache Irrungen statt⸗ finden, darauf aufmerksam gemacht, daß die Abtrennung der Coupons in der Weise zu geschehen hat, daß der Schnitt mitten durch den far⸗ bigen (braunen) Rand gehen muß, welcher die Coupons von dem Hauptstücke trennt, damit sowohl Nummern wie Stempel unversehrt bleiben.
— Nach Mittheilung des Delegirten des Rockford Comités müssen jetzt auch die für die konvertirten Coupons ausgestellten Schuld- Certiftkate der Rockford ⸗ Bahn bei Gericht in Rock Island mit deponirt werden. Die Bondzginhaber haben daher die zu ihren bei der Oesterreichisch⸗Deutschen Bank in Frankfurt 4. M. deponirten Bonds gehörenden Schuld⸗Certifikate umgehend einzusenden, damit dieselben mit den Bonds bei tem Gericht eingereicht werden können.
Verkehrs⸗Anstalten.
Plymouth, 39. Dezember. (W. T. B) Der Dampfer der Hamburg ⸗Amerikanischen Gesellschaft, Saxon ia! ist hier eingetroffen. Kopenhagen, 30 Dezember. (W. T. B.) Der Frühzug aus Korsoer ist trotz des herrschenden Schnee sturmes hier eingetroffen, zur Aufrechterhaltung der regelmäßigen Verbindung jedoch wenig Aussicht vorhanden. Der Verkehr mit Jütland ist bereits suspendirt und die Verbindung mit Malm oe ebenfalls unter- brochen.
— Ueber das Schiffsunglück des Cospatrick“ meldet ein Telegramm des „Daily Telegraph aus Medeira vom 28 Dezember Folgendes: „Das Schiff Britissg Scepter“, von Kalkutta nach Dundee bestimmt, lief am 6. Dezember in St. Helena ein, nachdem es am 27. November im 280 50 südlicher Breite und 122 44 östlicher Länge ein Boot, enthaltend Macdonald, den zweiten Offizier, Thomas Lewis, Seemann, James Colter, Seemann, und R. Hamilton. See⸗ mann vom Schiffe ‚Cospatrick' Kapitän Elmslie, das am 17. No⸗ vember im 370 15 südlicher Breite und 120 25 östlicher Länge Feuer gefangen hatte, aufgenommen. Die vier Männer brachten in dem Boote zehn Tage ohne Wasser oder irgend eine Art von Nahrung zu, und Hamilton starb, nachdem er an Bord des „Scepter“ aufgenommen, in Raserei. Aus den Mittheilungen der Ueberlebenden erhellt, daß sie während dieser zehn Tage einzig und allein von den Leichen ihrer Gefährten, deren ursprünglich 30 in demselben Boot vorhanden waren, ihr Leben gefristet hatten.
Macdonald, der zweite Steuermann, berichtet, daß um Mitter⸗ nacht am 17. November, zu welcher Zeit er die Wache im Schiffs⸗ raum hatte, der erste Larm erscholl, daß das Schiff brenne. Zur Zeit vermuthete man, daß das Unheil in dem Behältniß des Hoch⸗ bootsmanns enistanden sei. Unverzüglich wurden die eifrigsten An⸗ strengungen zur Unterdrückung des Feuers gemacht, aber es führ fort um sich zu greifen. Alle Bemühungen erwiesen sich als vergebens, und im Laufe einer Stune oder zweier seit dem ersten Alam war das Schiff eine Fiammenmasse. Obwohl es vollständig von dem Feuer verzehrt war, hielt sich der Rumpf noch über dem Wasser und die Boote blieben bis zum Donnerstag, den 19. November, an seiner Seite, worauf er sank. Kapitän Elmslin und seine Frau, sowie Dr. J. F. Cadle blieben bis zum letzten Augenblick auf dem Schiff und sprangen dann über Bord und ertranken. Als das Feuer am ärgsten wüthete, stürzte Alles nach den Booten, die sich bald füllten, und dann spielte sich eine unbe⸗ schreiblich: Schreckensscene ab. „Es war“ — sagt der zweite Steuer⸗ mann — „fürchterlich zu schen, wie Männer, Frauen und Kinder ringsum das brennende Schiff ertranken, ohne Mittel sie zu retten.“ Der erste Offizier, Hr. Charles Romaine, 5 Matrosen und 25 Passa⸗ giere hatten in einem andern Boote eine Zuflucht gesucht, das dem von dem „Sceptre“ aufgenommenen zwei Tage lang Gesellschaft leistete, dann aber durch einen heftigen Sturm von ihm getrennt wurde. Macdenalds Bericht über die Leiden, die er und seine Ge⸗ fährten in dem Boote zu erdulden haiten, ist geraden schaudervoll. Er ist der Meinung, daß er, Lewis und Cotter, die einzigen Ueberlebenden der ganzen 467 Seelen, die an Bord des Cospatrick' waren, sind. Die drei Männer sind Passagiere des nach Southampton bestimmten Postdampfers „Nyaazas, dessen Ankunft daselbst am Sonnabend, den 2 Januar erwartet wird. 3
Der Cospatrick war ein aus Taekholz gebautes Schiff von beträcht⸗ lichen Dimensionen und einer Tragkraft von 1200 Tonnen. Es wurde 1856 in Moulinein gebaut und bei Lloyds für 15 Jahre als in ad ! klassifizirt. Außer einer einschlicßlich des Kapitäns und des Doktors 43 Köpfe zählenden Mannschaft befanden sich 433 Passagiere an Bord, der Mehrzahl nach Farmarbeiter mit ihren Familien, die England ver— lassen hatten, um in Neuseeland sich eine neue Heimath zu gründen. Einer im „Daily Telegraph“ veröffentlichten Liste zufolge bestanden die Passagiere aus 181 Männern, 125 Frauen, 58 männlichen und 53 weiblichen Kindern, sowie 16 Säuglingen.
Königliche Schauspiele.
Freitag, den 1. Januar 1875. Opernhaus. (1. Vorstel⸗ lung.) Iphigenia in Tauris. Große Oper in 4 Akten. Musik von Gluck. Tanz von Taglioni. Iphigenia: Fr. Mallinger. Diana: Frl. Lehmann. DOrest: Hr. Betz. Pylades: Hr. Link. Thoas: Hr. Schmidt. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. ¶ J. Vorstellung. Die Verschwörung des Fiesko zu Genua. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von Schiller. Anfang halb 7 Uhr.
Sonnabend, 2. Januar, sind die Königlichen Theater ge⸗ schlossen.
Sonntag, 3. Januar. Opernhaus. (2. Vorstellung). Die Stumme von Portici. Große Oper in 5 Akten von Seribe. Musik von Auber. Ballet von P. Taglioni. Elvira: Frl. Lehmann. Fenela: Frl. Linda. Masaniello: Hr. Niemann. Pietro: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr.
Preise der Plätze: Fremden⸗Loge 9 Mark. Orchester⸗Loge 8 Mark. Erster Rang, Balkon und Loge 6 Mark. Parquet und Parquet⸗Loge 5 Mark. Zweiter Rang Prosceniums⸗Loge 4 Mark. Zweiter Rang Balkon und Loge 3 Mark 50 Pf. Dritter Rang Balkon und Loge 2 Mark 50 Pf. Parterre 1 Mark 50 Pf. Amphitheater Sperrsitz 1 Mark 50 Pf. Amphitheater Stehplatz 1 Mark.
Schauspielhaus. (2. Vorstellung.) Narziß. Trauerspiel in 5 Akten von A. E. Brachvogel. Anfang halb 7 Uhr.
Preise der Plätze: Fremden⸗Loge 7 Mark. Erster Rang Logen und Balkon 5 Mark. Parquet, Parquet⸗Logen und Tribüne 4 Mark. Parterre⸗Logen 3 Mark. Zweiter Rang Logen und Balkon 3 Mark. Parterre 1 Mark 50 Pf. Par⸗ terre Sitzplatz (sofern die für die Studirenden reservirten Billets nicht vollständig abgehoben sind) an der Abendkasse 2 Mark. Dritter Rang Sperrsitz 1 Mark 50 Pf. Dritter Rang Prosce⸗ niums⸗Logen und Amphiteater 1 Mark.
Der Billet⸗Verkauf findet statt: Auf Meldungen reservirte Billets mit 5 Sgr. Bestellgeld an Sonn⸗ und Festtagen von 8—9 Uhr, an Wochentagen von 9— 10 Uhr. Nicht reservirte Billets an Sonn⸗ und Festtagen von 11—14 Uhr, an Wachen⸗ tagen von 1059—1 Uhr. Bei Rückgabe der Billets in Folge Wegfalls oder Abänderung der Vorstellung wird auch das Be⸗ stellgeld zurückgezahlt.
Königliches Opernhaus. Verdi's Hernani wurde gestern, neu einstudirt, im König⸗ lichen Opernhause aufgeführt. Hernani ging zuerst im Jahre 1844 in Venedig in Scene und war diejenige Oper, die Verdi's
m in Italien begründete. Auch die deutschen Bühnen über⸗
nahmen dieselbe in ihr oir, auf welchem sie sich jedoch nie dauernd erhalten hat. In Berlin wurde sie bereits durch das Königstädtische Theater eingeführt, i859 fand ste auch im Kö⸗ niglichen Opernhause (schon mit Hrn. Betz als König Carlos) ingen ohne einen dauernden Platz im Repertoir zu bewahren. Auch die im Jahre 1870 erfolgte Neueinstudirung der Oper (mit Fr. Lucca und Hrn. Woworski) hatte keinen nachhaltigeren Erfolg. Nichtsdestoweniger ist die Wiederaufführung der Oper dankenswerth, da sie neben manchem Trivialen auch viel Meister⸗ haftes und wahrhaft Schönes bietet.
Der Text des lyrischen Dramas“ ist nach Viktor Hugo's
Schauerdrama Ernani bearbeitet. Der Inhalt ist in Kürze fol⸗ gender: Um die Hand der Elvira bewerben sich ihr greiser Oheim Herzog Silva, in dessen Schlosse sie lebt, der König Don Carlos von Spanien und als Begünstigter der geächtete Bandit Her⸗ nani. Der letzte nimmt als Flüchtling vor dem König Sil va's Gastfreundschaft in Anspruch und wird vor seinem Verfolger in einem sichern Gemache verborgen. Dem König, welcher den Ein⸗ gang in das Schloß erzwingt, verweigert Silva die Auslieferung des unter dem Schutz des Gastrechts stehenden Hernani, selbst als der König die Elvira als Geisel mit sich zu nehmen droht und diese Drohung ausführt. Nach der Entfernung des Königs fordert Silva verzweifelt seinen Nebenbuhler Hernani zum Zweikampf, steht aber von diesem ab, als Hernani ihn darauf aufmerksam macht, daß der König die Elvira aus Liebe entführt habe. Beide vereinigen sich nun zur gemeinsamen Rache gegen
den König, nachdem Hernani dem Silva geschworen, daß er ihm nach vollzogener Rache sein eigenes Leben opfern wolle. Er
überreicht ihm ein Horn, dessen Klang das Zeichen sein soll, daß sein Leben zu enden habe. Der dritte Akt spielt (1519) in Aachen am Tage der Kaiserwahl, in der Gruft Karls des Gr., in der sich die Verschworenen, unter diesen Silva und Hernani, zur Ausführung des Königsmordes zusammenfinden. König Tarlos ist jedoch von dem Plane unterrichtet und hat sich schon vor den Verschworenen in der Gruft verborgen. Die inzwischen erfolgte Kaiserwahl vereitelt den Mordplan und der neue Kaiser (Karl V.) verzeiht auf Elvira's Bitte großmüthig den Verschworenen. Hiermit schließt die Oper. Die Ver⸗ di'sche Partitur hat aber noch einen 4. Akt. Hernani, als Herzog von Segorbia anerkannt, feiert in Se⸗ villa seine Vermählung mit Elvira in glänzender Weise, als plötzlich das verhängnißvolle Horn ertönt und Silva als Rächer erscheint. Alle Bitten Elvira's sind ver⸗
gebens. Hernani muß sich das Leben nehmen, Elvira sinkt
über seiner Leiche zusammen und Silva triumphirt über das