1875 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Jan 1875 18:00:01 GMT) scan diff

gebe 2 Valle Rech Audit von Dillingen, mit Penf. u ichen *

Cön . er gisches) Armee Corps. kJ . ,. ähnriche ꝛe. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. J k m Sanitäfs-Corps.

. Jung des General -⸗Stabsarztes. Stuttgart 21. Dezemtzer. Dr. Cloß, Ober Laz. Gehül fe der Res. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 124, zum Unterarzt der Res. ernannt. .

dege ni Braunschweigisches Kontingent ffizie re. Portepee - Fähnriche z. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.

m stehenden Heere. ! Braunschweig, 2. Januar. ttmer, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. M, zum Ser. Lt. befördert.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Ber in, 6. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute den Vertrag des Chefs des Civil⸗Kabinets, Geh. Kabinets⸗Rath von Wilmowski, und empfin⸗

en den Premier⸗Lieutenant im Kaiser⸗Franz⸗Garde⸗Grenadier⸗ 6 von Wildenbruch, welcher die Ehre hatte, die Orden seines verstorbenen Vaters, des General⸗Lieutenants a. D. von

Wildenbruch, zurückzureichen.

Ihre Majestät die Kaiserin⸗ Königin war gestern im Augusta⸗Hospital und in der ersten diesjährigen Ver⸗ sammlung der Gebetswoche für die CEvangelische Allianz an⸗ wesend.

= Der Reichskanzler hat dem Bundesrath einen zu Brüssel am 24 Dezember v. J. unterzeichneten Au slie ferungs⸗ Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche nnd Belgien zur Beschlußnahme vorgelegt.

Der Bundesrath hielt gestern eine Plenarsitzung. Den Vorsitz führte der Staats⸗Minister Dr. Delh rück. Vorlagen, betreffend a, den zu Brüssel am 24. Dezember v. J. unterzeich⸗ neten Auglieferungs vertrag mit Belgien, b. den siebenten Bericht der Reichsschulden⸗Kommission über die Verwaltung des Schul— denwesens im Jahre 1874, e, den Abschluß eines Auslieferungs⸗ Vertrages mit den Vereinigten Staaten von Amerika, d. den Entwurf eines Gesetzes wegen der Erwerbung von zwei in Ber— lin belegenen Grundstücken für das Reich, wurden den betreffen⸗ den Ausschüssen überwiesen.

Ausschmeßbericht wurde erstattet über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung.

Die vereinigten Ausschüfse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Tele— raphie, sowie der Ausschuß für Justizwesen, verfammelten sich . im Reichskanzler⸗A1mte.

Der 8. 57 des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands vom 11. Mai 1874 bestimmt, nachdem im Absatz ] die Maximalsätze der Transportfristen für je auch nur angefan⸗ gene 225 Kilometer normirt sind, im Absatz 2: daß wenn der Transport aus dem Bereiche einer Verwaltung in den Bereich einer anderen anschließenden Verwaltung übergeht, die Trans= portfristen sich aus der Gesammtentfernüng zwischen der Auf⸗ gabe⸗ und Bestimmungsstation berechnen.

Von dem Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen ist in Bezug hierauf in der letzten in Budapest abgehaltenen General⸗ versammlung der Beschluß gefaßt, dem Absatz 2 des §. 57 für das Bereins⸗Betriebsreglement folgende Fassung zu geben:

„Wenn zwei oder mehrere Vereins⸗Staatsgebiete: Deut⸗ sches Reich, Oesterreich⸗Ungarn, Belgien, Holland, Rußland und Rumänien von einem Transport berührt werden, berech⸗ nen sich die Lieferfristen für den ganzen Transport aus der Summe der für jedes einzelne Gebiet zulässigen Maximal⸗ Lieferfristen.“

Zuverlässiger Mittheilung zufolge hat das Reichseisen⸗ bahn⸗Amt Anlaß genommen, der Ausführung dieses Vereins⸗ beschlusses bezüglich der Deutschen Eisenbahnverwaltungen auf geeignetem Wege entgegenzutreten, auch Schritte zu dem Zwecke gethan, um im Gegensatz zu der Tendenz desselben für den Ver⸗ kehr zwischen deutschen und außerdeutschen Eisenbahnen die all⸗ gemeine gegenseitige Anwendung des in der erstgedachten Be⸗ stimmung des Deutschen Betriebsreglements aufgeftellten Grund⸗ satzes zu sichern.

Durch die neue Postordnung sind für die Versendung von Drucksachen, Zeitschriften, Katalogen, Büchern u. s. w. unter Band mit der Briefpost also mit der schnellsten Beförderungsgelegenheit, folgende Veränderungen eingetreten. Das Porto ist für die erste Gewichtsstufe (bis 59 Gramm) von 4 Pfennig auf 3 Pfennig festgeseht. Während bei Sendungen über 50 Gramm die Taxe bisher fuͤr je 50 Gramm mit 4 Pfennig stieg, sind alle Gewichtsstufen zwischen 50 und 250 Gramm, also bis 4 Pfund, in eine zusammengefaßt, für welche das Porto 19 Pfennig beträgt. Für die demnächst folgende Stufe Don 250 bis 50 Gramm ( bis 1 Pfund) ist das bisherige Porto von 3 Groschen auf 20 Pfennig ermäßigt. Endlich ist, namentlich im Interesse des buchhändlerischen Verkehrs, eile neue Gewichtsstufe von 560 - 1000 Gramm (1 bis 2 Pfund) hinzu⸗ getreten, für welche das Porto ebenfalls ohne Unterschied der Entfernung auf den mäßigen Betrag von 30 Pfennigen fest⸗ gesetzt ist.

Für die Staatskassen und die Kassen der den Staats⸗ verwaltungen unterstellten Institute ist bezüglich der Ver⸗ Packung ze. der Reichs münzen ein übereinstimnmendes Ver⸗ fahren fuͤr zweckmäßig erachtet worden, nach welchem

I) die Verpackung in Beutel und in Rollen (Düten) der . zu . Mark zu 2000 Mark 1

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4 Girm * zu beschreiben sind ö 3) zu den Rollen mit: Goldmünzen rosafarbenes Papier, Silbermünzen weißes Papier, Nickelmünzen blaues Papier und mit Kupfermünzen schmutzig⸗graues Papier

zu verwenden ist.

Der Inhaber eines öffentlichen Versamm⸗ lung slokals, welcher in einem Raume desselben, das sonst für seinen Privatgebrauch bestimmt ist, Glücksspiele dul— det und Jedem seiner Gäste, welcher sich an dem Spiele bethei⸗ ligen will, den Eintritt in den gedachten Raum gestattet, ist nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 17. De⸗ zember 1874 stratbar, selbst wenn er einzelnen oder gewissen Kategorien von Besuchern den Eintritt verweigert. Einerseins unterliegt es“, nach der Ausführung des Ober⸗Tribunals-Er⸗ lenntnisses, keinem rechtlichen Bedenken, daß der Wille und die Absicht des Inhabers eines öffentlichen Versammlungslokals als ein Moment betrachtet werden könne, nach welchem zu beurthei⸗ len ist, inwiefern dieser oder jener Raum der von ihm inne⸗ gehabten Lokalitäten für immer oder zeitweise als ein Theil sei⸗ nes öffentlichen Lokals zu betrachten sei. Andererseits verliert ein öffentliches Lokal den Charakter der Oeffentlichkeit dadurch noch nicht, daß einzelne oder gewisse Kategorien von Besuchern zurückgewiesen werden.“

Am 5. Dezember haben vor dem Königlichen Ge— richtshofe für kirchliche Angelegenheiten die Verhand⸗ lungen in dem Verfahren auf Amtsenilassung gegen den Bischof Dr. Konrad Martin von Paderborn stattge⸗ funden. Den Vorsitz führte der Präsident des Gerichtshofes, Vize⸗Präsident des Sber⸗Tribunals Heineececius; die öffentliche Behörde vertrat der Ober⸗Staatsanwalt Irrgahn von Paderborn. Der Angeklagte war nicht zum Termine erschienen, hatte auch keinen Sachwalter für sich bestellt, weshalb gegen ihn in contumaciam verhandelt wurde. Dag von dem Sber⸗Tribunals⸗Rath Frhrn. von Diepenbroick— Grüter erstattete Referat beschuldigte auf Grund des 5. 24 des Gesetzes vom 127. Mai 1873 über die kirchliche Disziplinar⸗ gewalt und die Errichtung des Königlichen Gerichtshofes für kirch⸗ liche Angelegenheiten den Angeklagten, in den Jahren 1873 und 1874 im Inlande die auf sem Amt und seine geistlichen Amts⸗ verrichtungen bezüglichen Vorschriften der Staatsgesetze und die in diefer Hinsicht von der Obrigkeit innerhalb ihrer gesetz⸗ lichen Zuständigkeit getroffenen Anordnungen so schwer verletzt zu haben, so daß sein Verbleiben im Amte mit der öffentlichen Ordnung unverträglich erscheint. Hierauf bestätigte der Ober— Staatsanwalt Irrgahn die erhobenen Anschuldigungen und be— antragte die Entsetzung des Angeklagten vom ÄUmte.

Nach dreiviertelstündiger Berathung erkannte der Gerichtshof dahin, daß alles das in der Anklage gegen den Bischof von Paderborn erbrachte thatsächliche Material als durchaus begründet erscheine, die Rechtsfrage aber, ob der Bischof wie jeder andere Staatsbürger den Gesetzen vom 11., 12. und 13. Mai unter⸗ worfen, unbedenklich bejaht werden müsse. Danach sei erwiesen, daß der Bischof so gröblich gegen die eben genannten Gesetze gefehlt, daß alle Kriterien des 8 24 des Gesetzes vom 12. Moi vorliegen, sein Verbleiben im Amte mit der öffentlichen Ord⸗ nung mithin nicht vereinbar und er deshalb vom Amte zu entsetzen sei. .

Der General⸗Lieutenant Kraft Prinz zu Hohen⸗ lohe⸗Ingelfingen, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Conmanderr der 12. Division, hat fich in seine Garnison zurückb'geben. Der General⸗Lieutenant z. D. von Bredow ist hier eingetroffen.

Bayern. München, 4. Januar. Der Staats⸗Minister der Justiz, Dr. v. Fäu st le, hat gestern Abends eine Inspektions⸗ reise nach der Rheinpfalz angetreten, von welcher er Ende dieser Woche wieder hierher zurückkehren wird, um sich dann nach Ber⸗ lin zu begeben. Der Staatsrath v. Fischer hat für die Dauer seiner Abwesenheit das Portefeuille übernommen.

(Fr. J) Das Königliche Bezirksamt Dinkelsbühl hat die Schließung des in Wilburgstetten bestehenden „Katholi⸗ schen Männer⸗Vereins“ als eines politischen Vereins angeordnet. Die Wearzburger Altkatholiken haben an den Senat der Uniyersttät die Bitte gerichtet, er möge ihnen die Universitätskirche zur Mitbenutzung überlassen.

Bamberg, 5. Januar. (W. T. B) Der Erzbisch of Deinlein ist in Folge des vor einigen Tagen erlittenen Schlag⸗ anfalles gestern Nachmittag um 2 Uhr gestorben. Derselbe war geboren am 25. Oktober 18090 zu Hetzlas, Bez⸗Amt Forchheim,

und als Erzbischof dort inthronistrt am 10. November 1858,

nachdem er am 17. Januar 1356 zum Bischofe von Augsburg ernannt und am 3. September 1856 feierlich eingeführt wor— den war.

Württemberg. Stuttgart, 1. Januar. (Schwäb. Merk.) Von Seiten des hiesigen Comités der deutschen Partei ist, heute folgendes Telegramm an den Reichskanzler Fürsten von Bismarck abgesandt worden:

Zum Neufahr ehrfurchts vollen und herzlichen Glückwunsch aus Schwaben. Möge Fuer Durchlaucht, siegreich über alle Hemmnisse, gestählt durch den Kampf gegen die Mächte der Finsterniß, getragen durch das wachsende Vertrauen des deutschen Volks, noch lange Jahre mit fester Hand das Steuer des Reichs führen! Im Auftrag der . Partei der geschäftsführende Ausschuß. (Folgen die Unter—

riften.

Baden. Karlsruhe, 3. Januar. Die hier aufgelegene Adresse an den Reichskanzler hat, den „H. NR.“ zufolge, 1584 Unterschriften erhalten, darunter auch diesenigen des Ge⸗ meinderaths, mit Ausnahme von 3 Mitgliedern. Die Anregung zur Adresse war lediglich von der Einwohnerschaft ausgegangen. Sie wurde in einem geschmackvollen Einband von 2 Ma⸗ roquin, geschmückt mit dem Reichsadler und dem badischen Wappen, nach Berlin gesendet.

(Schw. M.) Von der Strafkammer des hiesigen Kreisgerichts sind 4 Neupriester am 30. v. Mts. wegen un⸗ befugter Ausübung kirchlicher Funktionen zu je 100 Mark Strafe verurtheilt worden. Der Gerichtshof ging gegenüber den Ausführungen der Vertheidignng von der Linsicht aus, daß das Gesetz jeden Geistlichen mit Strafe bedrohe, welcher, im Widerspruch mit den , von seinen geistlichen Oberen zu kirchlichen Funktionen aßels en, solche auch ausübe.

Die Altkatholiken Badens beginnen nun, wie man dem „Fr. J. schreibt, das Abendmahl mit vorausgehender allge⸗

meiner Beichtandacht, gemäß den Beschlissen der Bonner Sy⸗ node, abzuhalten, alfa mit Weglassung di Ohrenbeichte: so bis jetzt in B Baden und Pforzheim. . 36 1

Sessen. Darm stadt, 3. Jan Am 5. d. M. wird nun auch der Gesetzgebungz⸗ Ausschuß der Zweiten Kammer wieder zufammentreter, um über einige rückständige Vorlagen sich schlüssig zu mache Namentlich han⸗ delt es sich um das Pensionsgesetz für J ange⸗ stellte Beamten und das Gesetz über die Abzsung der Wahd— Servituten. Bei der Berathung über das erstz Gefetz wird die Regierung vertreten sein.

Braun schweig. „Anz.“ wird unterm J. Januar folgendes publizirt:

„Von Gottes Gnaden, Wir, Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Jüneburg ze. 3, fügen hiermit zu wissen: Nachden in dem, mit Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ab⸗ geschlossenen und durch Unsere Höchste Verordnung vom 6. Juli v. J. publizirten Staatsvertrage vom 3. März v. J. die Landeshoheit über die nachfolgend benannten Territorien des bisherigm Kommu⸗ niongebietes am Unterharze 1) den gemeinsch aftlichen Theil vom Orte Oker, 2, die Herzog Jullus-Hütte bei Astfeld, 3) die Frau Sophien⸗ Hütte und die mit derselben vereinigte Pottaschenhätte bei Langelsheim, die Eisenhütte bei Gittelde. Uns und Unferem Herzogthume Braun schweig zu alleiniger Ausübung überwiesen ist, so wellen Wir die vor= bezeichneten Gebietstheile, indem Wir dieselben auf Grund des ge⸗ dachten Staatsvertrages und insbesondere des Artikels 15 desselben in Unseren landeshohritlichen Alleinbesitz nehmen, hierdurch Unserm Her⸗ zogthume Braunschweig mit der Bestimmung einverleiben, daß diese Gebietstheile und ihre Bewohner vom heutigen Tage an der Ver— fassung und allen Gesetzen, Verordnungen 2c. Unferes Herzogthums unterworfen und aller verfassungsmäßigen und gesetzlichen Rechte und Pflichten theilhaftig sein sollen. Die Verhältniffe dieser Gebietstheile werden in Beziehung auf Gemeindeangehßrigkeit, und so weit erfor⸗ derlich, in Beziehung auf Gerichtsbarkeit und Verwaltung durch be⸗ sondere Gesetze geordnet werden. Alle, die es angeht 2

Der Herzog hat den Obergerichts⸗Vizepräsidenten Henke, den Obergerichts Rath von Rosenstern, den Obergerichts ⸗Rath Schütze in Wolfenbüttel auf ihr Ansuchen in den Ruhestand versetzt; den Ober⸗Staatsanwalt Rhamm zum Obergerichts⸗-Präsi= denten, den Obergerichts⸗Rath Dr. jur. Schmid zum Obergerichts⸗ Vizeßpräsidenten, den Obergerichts⸗Rath Herzog zum Ober⸗Staats⸗ Anwalt ernannt; den Obergerichts⸗Rath von Münchhausen, den Obergerichts Rath Zimmermann und den Obergerichts⸗Rath Matthige in den ersten Senat des Herzoglichen Obergerichts be⸗ rufen.

Luxemburg. Der „Tr. Ztg.“ wird unter dem 27. De⸗ zember geschrieben: An die Spitze der Regierung ist nach dem Rücktritt des Ministeriums Servais seit gestern Hr. v. Bloch⸗ hausen getreten. Mit Hrn. Servais trat zwgleich der Justiz—⸗ Minister Vannerus aus, zu dessen Nachfolger Hr. Funck, früher Gerichtspräsident in Diekirch, ernannt wurde. Die zwei anderen Mitglieder des alten Ministeriums wurden ins neue mit über⸗ nommen. Hr. v. Blochhausen ist Staats ⸗-Minister, Minister⸗ Präsident und Minister des Auswärtigen, Hr. Salentiny Minister des Innern, Hr. v. Röbe Minister der öffentlichen Arbeiten und Hr. Funck Justiz⸗Minister. Die neuen Regierungsmitglieder wurden bereits gestern vom Prinzen⸗-Statthalter zur Eidesleistung empfangen.

Braunschweig, 3. . In den ste Reskript

Schweiz. Am 31. v. M. erfolgte Seitens des Bundes⸗ Präsidenten und des britischen Gesandten Corbett die Auswechs⸗ lung der Ratifikationen des kürzlich zwischen der Schweiz und Großbritannien abgeschlossenen Auslieferungs ver⸗ trages.

. 5. Januar. (W. T. B.) Der hiesige spanische Geschäfts⸗ träger Graf Almina hat den Bundespräsidenten von der Er⸗ hebung des Prinzen Alfons auf den Thron und von der Neubildung des Ministeriums amtlich in Kenntniß gesetzt.

Frankreich. Paris, 5. Januar. (W. T. B.) Der Agence Havas“ zufolge ist nächstens eine Botschaft des Marschalls Mace Mahon an die Nationalversammlung zu erwarten, in welcher er sich über die konstitutionellen Fragen aussprechen wird. Die Mittheilungen über Verände⸗ rungen im Ministerium werden von der „Agence Havas“ für jetzt als unbegründet bezeichnet.

5. Januar. (W. T. B.) Der Herzog von Decazes hat gestern dem König Alfons einen Besuch abgestattet. Dem Vernehmen nach wird Letzterer morgen von hier nach Marseille abreisen, wo heute, drei spanische Panzerfregatten zu seiner Abholung eintreffen werden. Der ehemalige König Franz von Neapel hat dem König Alfons von Spanien einen Besuch abgestattet und Letzterem bei dieser Gelegenheit versichert, er werde seine Brüder, die Grafen von Bari und Caserta, auffordern, die carlistische Armee zu ver⸗ lassen. Auch der portugiesische Gesandte und ker Baron von Rothschild wurden heute vom König Alfonso empfangen. Die Abreise desselben ist auf morgen Nachmittag um 5 Uhr fest⸗

esetzt.

99 ö. 6. Januar. (W. T. B.) Die gestrige Eröffnungs⸗ vorstellung im neuen Opernhause verlief programm⸗ mäßig; dieselbe war von den Mitgliedern des diplomatischen Corps und allen höheren Staatswürdenträgern befucht. Auch Prinz Alfons von Asturien wohnte derselben bei.

Versailles, 5. Januar. (W. T. B.) Die National⸗ versammlung hat heute ihre Sitzungen wieder aufgenommen. Zur Berathung stand die Frage über die Aufrechterhaltung des Belagerungszustandes in Algier, dessen Fortdauer der Minister des Innern für nothwendig erklärte, während die Depu⸗ tirten Jules Favre und Warnier sich gegen dieselbe aussprachen. Die Versammlung entschied sith schließlich mit 416 gegen 250 Stimmen für diee instweilige Aufrechterhaltung des Belagerungs⸗ zustandes.

Die Kommission zur Vorberathung der konsti⸗ tutionellen Gesetzentwürfe beschloß heute, in der Natio⸗ nalversammlung morgen zu beantragen, daß der Gesetzentwurf über die Errichtung eines Senats sogleich nach der Berathung des Kadres⸗Gesetzes auf die Tagesordnung gesetzt werde. Die Kommission hat ferner in das Senatsgesetz eine Klausel auf⸗ genommen, nach welcher dasselbe erst nach Feststellung der Be⸗ 6 über die Uebertragung der Gewalt in Kraft tre⸗ ten soll.

Spanien. Madrid, 5. Januar. (W. T. B.) Bisher haben aus Veranlassung des Regierungswechsels nirgends Unordnungen stattgefunden und ist die Ruhe allenthalben un⸗ gestört geblieben.

Die „Gaceta“ vom 31. Dezember veröffentlicht eine Reihe von Bekanntmachungen der neuen Regierung. Die wichtigste dieser Ankündigungen lautet nach der „Köln. Ztg.“

wie folgt:

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. hebungen

Nachdem durch Volk und r König D. Alfonso de Borbon y Borbon ausgerufen worden, ist der Fall eingetreten daß von den Voll⸗ machten Gebrauch zu machen ist, welche mir durch Königliches Dekret vom 22. August 1873 anvertraut worden sind. Kraft derselben und im Namen Sr. M. des Königs beschließe ich Folgendes:

Das Regentschafts. Ministerium, welches bis zur Ankunft des Königs D. Alfonso das Königreich zu regieren hat, wird unter mei= nem Ko niz aus folger den Personen bestehen: Minister des Aus⸗ wärtigen D Alejandro Castro, weiland Finanz⸗Minister, Kolonial Minister und Botschafter in Rom; Minister der Gnade und Justiz D. Francisco de Cärdenas, früherer Staatsrath; Kriegs⸗-Minister General ⸗Lieutenant D. Ibaquin Jovessar, Ober⸗ General der Centrumggrmee; Finanz-⸗Minister D. Pro Salaverria, weiland Minifter der öffentlichen Arbeiten und der Finanzen; Marine— Minister D. Marigno Rogg de Togore, Marquis de Moling, wei⸗ land Marine-Minister und Minister der öffentlichen Arbeiten, Direktor der spanischen Alademie; Minister des Innern D. Francisco Romero Robiledo, weiland Minister der öffentlichen Arbeiten; Minifter der öffentlichen Arbeiten D. Manuel de Orovio, Marquis de Orovio, weiland Minister der Finanzen und der offentlichen Arbeiten; Kolonial⸗ Minister D. Adelardo de Ayala, weiland Kolonial-⸗-Minister.

Madrid, den 31. Dezember 1874. ö

Der Präsident des Regentschafts⸗Ministeriums, Antonio Caänovas del Castillo.

Ein anderes Dekret, von Canonas unterzeichnet, becuftragt den Marine⸗Minister, Marquis v. Molins, mit der einstweiligen Führung der auswärtigen Angelegenheiten in Abwesenheit Castro's; den General⸗Lieutenant und General⸗Kapitän von Neucgstilien D. Fernando Primo de Rivera mit der Führung des Kriegs⸗Ministeriums in Abwesenheit Jovellars; und Roömerb Robledo mit der Führung des Kolonial⸗Ministeriums in Ab⸗ wesenheit Ayala's. Es folgen fernere Dekrete, durch welche der Urheber des Pronunciamento von Sagunto, General Arsenio Martinez de Campos y Anton, wegen seiner Einnahme Valencias und seiner Betheiligung an der Belagerung von Cartagena im Juli und August 1873, so wie wegen einiger Waffenthaten gegen die Carlisten im Januar 1874 zum General⸗Lieutenant mit Patent vom 8. August 1873 (dem Tage der Einnahme Va⸗ lencias) befördert und an Stelle des entlassenen General-Liente⸗ nants Lopez Dominguez zum General-Kapitän von Catalonien ernannt wird. Weiterhin wird der Herzog von Sexto zum Gouverneur der Provinz Madrid, der Graf von Toreno zum Qber⸗Bürgermeister von Madrid ernannt. Der Herzog von Sexto hat die Zeitungen: Imparecial, Puchlo, Vanderaͤ Es pañola, Prensa, Iberia, Gobierno, Igualdad, Dicusion, Correo de Madrid, Cencerro, Civilizacion unterdrücken laffen.

Griechenland. Athen, 6. Januar. (W. T. B.) Die Beschlußunfähigkeit der Abgeordnetenkammer dauert noch fort, da bisher nur 92 der Regierungspartei angehörige Deputirte in derselben anwesend sind. Der Schluß der Session wird Ende dieses Monats erwartet.

Rußland und Polen. St. Peters burg, 2. Ja⸗ nuar. Die Kommission unter dem Präfidkum des Domänen⸗Ministers, Staatssekretär Walujew, welche sich, in Anlaß der letzten Unruhen unter der studirenden Zugend, mit einer Reyision der Statuten der verschiedenartigen höheren Unterrichtsanstalten befassen soll, ist nach der „Most. Ztg.“ wie folgt zusammengesetzt: Aus dem Kriegs⸗Minister, den Ministern der Justiz und des Innern, der Finanzen, der Kommunikationen, der Volksaufklärung, dem Chef der I. Abtheilung der Eigenen Kanzlei Sr. Majestät, dem Reichs controleur und dem Chef der III. Abtheilung der Eigenen Kanzlei.

Ueber die Reichsausgaben und Einnahmen im Jahre 1873 berichtet die russtsche „St. P. 3. nach dem kürzlich veröffentlichten Rechenschaftsbericht der Reichskontrole:

Das Jahr 1873 war weniger günstig, als die beiden vorher— gehenden Fahre. Obwohl man für 1873 einen Ueberschuß der Ein⸗ nahmen über die Ausgaben um 27,672 Rbl. vorausgesetzt hatte, stellte sich in Wirklichkeit ein Defizit von 1,198 014 Rbl. 44 Kop. heraus. Nach dem Voranschlage sollten 511,583,322 Rbl. 69 Kop. den Cisenbahnfonds nicht gerechüet, einkommen; die Einnahme betrug faktisch aber 537942322 Rubl. 69 Kop. Die etarmäßigen Ausgaben waren auf 5Il, 95 M70 Rbl., die außeretatmäßigen auf 35,517, 827 Rbl. 10 Kop. angeschlagen. Beide Posten zusammen betrugen fak⸗ tisch ls, 948,639 Rbl. 49 Kop, wobei freilich noch 26, 991,ů 706 Rol. 64 Kop, die auf die Rechnung des Jahres 1873 fallen, unausgezahlt geblieben sind. Die wirkliche Gesammtausgabe pro 1873 beträgt somit 539, 40,337 Rbl. 13 Kop.

Gegen das Vorjahr weisen nachstehende Einnahmeposten den größten Zuwachs auf: die Getränkesteuer 6412, 135 Rbl. än Folge der Erhöhung der Accise⸗ und Getränkesteuers, die Runkel⸗ rübenzucker⸗Accise 1,651,263 Rbl., die Krepost und Kanzlei⸗Abga⸗ ben 1,3798, 154 Rbl., die Münze 1,219,193 Rbl. und die Ein—⸗ nahmen des Kaukasus Gebietes 2971, 779 Rbl. Der Zoll, der früher stark stieg, hat sich nur um 779, 258 Rbl. gehoben. Eine Verminde—⸗ jung der Eignahmen im Vergleich zum Vorfahre zeigte sich in den Steuern (14235,393 Rbl.) und in der Salzaccise (i, 337 857 Rbl.).

. Der Einnahmen -Zuwachs im Kaukasus erklärt sich durch den Verkauf vwoon Steinölquellen an Private. 33 . gegen das Vorjahr, weil 1872 eine Mißernte der Runkeirüben statt⸗

Die Zuckeraccise stieg so bedeutend

. hatte und das Gesetz über die Zuckeraceise geändert wor en ist.

Die größten außeretatmäßigen Kredite wurden dem Kriegs⸗ Ministerium (7681, 267 Rbl.) und dem Finanz ⸗Ministerium (5, 27,797 Rubel) bewilligt.

Die Steuerrückstände wuchsen hinstchtlich der Kopfsteuer (bis auf

8736656 Roland de Hachen , mn er, n e e n mainderten sich hinsichtlich der städtischen Immobiliensteuer und der Leoskaufszahlungen.

Durch große Rückstände in den direkten Steuern zeichnen sich die

Gouvernements Wjatka, Nowgorod, Ssamara, Ssmolensk und Tobolsk

aus; jedes derselben schuldet über eine Million Rubel. In Bezug

auf Loskaufszahlungen restiren am stärksten Mohilew, Nowgorod und

Ssmolensk, jedes mit mehr als einer Million.

Die Reichslandschaftsprästanden sind recht prompt eingegangen: nach der Seelenzahl gingen 12377300 Rbl., nach bem Lande J. 725, 378 Rubel ein, aus den Handelszeugnissen entfielen für diesen Posten

1,748 592 Rbl.

Die Domänen sind zwar in Bezug auf Einträglichkeit gestiegen, aber nur äh g; die Kronepachten um 476,133 Rbl. und die Wälder um 5h96 Rol, wobei die ersteren im Ganzen 5.689, 342 Rbl., die Kronswãlder 10,148,508 Rbl. eintrugen. .

Die Arbeiten der zweiten Kommission an dem Projekt

des Krim inal⸗Ko dex sind abgeschlossen, und das Justiz⸗ Ministerium hat dasselbe bereits dem Reichsrath übergeben. Nach

der „Mosk. Itg.“ würde derselbe im Reichsrath auf ernsten

Widerstand stoßen.

Nach dem Rechenschaftsbericht des Ober⸗-Procureurs des

Synods für des Jahr isl kerlug die Jah bene chi Rußlands im Jahre 1873 59, außerdem liegt ein russisches Erz⸗ wbisthum in Nordamerika.

Die Eparchie Mingrelien ist aufge⸗ oben und mit der Eparchie Immeretien vereinigt worden. Die isthümer wurden verwaltet durch 3 Metropoliten, 19 Erz⸗ Bei den Eparchialvorständen waren außerdem 27 Bischofpikare angestellt. Die Zahl der Bekenner der griechisch⸗ orthodoxen Konfession betrug nach den letzten Er⸗ 062,068, 26,302,576 männichen Geschlechts und

27, 759, 492 weiblichen Geschlechts. Geboren wurden 1534, 570 Knaben und 1476,76! Mädchen, zusammen 3011, 338. Die Zahl der Getrgaten betrug 1,2730, 646, die der Eheschließungen 610, 320. . sind im Laufe des Jahres 13245, 305 Per⸗ sonen männlichen und 1,184,538 weiblichen Geschlechts, zusam⸗ men 2,429, 943.

Dänemark. Kopenhagen, 2. Januar. (S. N.) Gestern fand auf Schloß Christiansburg Neujahrscour fuͤr die höchsten . und Deputationen, die sich vorher angemeldet hatten, statt. .

Mit dem 1. Januar ist das neue Münzges etz und das Gesetz vom 14 Februar 1874, worin die Einfuhr und der Han⸗ del mit alten Phosphor⸗Schwefelhölzern verboten wird, in Kraft getreten. Nur die Einfuhr und Fabrikation sogenannter schwedischen Reibhölzer ist erlaubt.

Am Schlusse eines Rückblickes auf die inneren Verhältnisse Dänemarks im Jahre 1874 schreibt die „Berl. Tid.“: „Wenn nun auch eingeräumt werden muß, daß in manchen und wesentlichen Punkten die wünschenswerth und zu einer heilbringenden Arbeit nothwendige Uebereinstimmung zwi⸗ schen der Majorität des Folkething und der Regierung nicht vorhanden ist, so können wir doch die Hoffnung nicht aufgeben, daß eine bessere Einsicht sich allmählich Bahn brechen wird, vor Allem in der wichtigsten aller Angelegenheiten, der Vertheidi⸗ gungssache, welche außerhalb und über jede Parteirücksicht ge⸗ halten werden muß. Der Thätigkeit des Reichstages liegt im neuen Jahre ein großes und bedeutungsvolles Material vor; möchte sie die Erwartung des Landes nicht täuschen.“

Die schwedische Gesandtschaft in Kopenhagen hat, der Snällposten' zufolge, in einem Schreiben an das schwedische Ministerium des Aeußeren die Aufmerksamkeit desselben auf den Hafen bei Esbjerg hingelenkt. Es heißt in dem Schreiben, daß dieser Platz in Zukunft für den Sxporthandel der südlichen schwedischen Provinzen mit Vieh und Landesprodukten nach England von großer Wichtigkeit werden dürfte. Die dänische Regierung interessirt sich dem Vernehmen nach sehr lebhaft für eine Verbindung zwischen dem dänischen und schwedischen Eisenbahnnetze durch eine Dampffähr⸗Verbindung zwischen Kopenhagen und Malmö und soll beabsichtigen, dem Reichstage in nächster Zeit einen Vorschlag zur Errichtung einer Dampffährverbindung zwischen Korsör und Nyborg vorzulegen. Die schwedischen Güterwagen sollen dann ohne umgeladen zu werden, quer durch Dänemark nach Esbjerg geführt werden, von welchem Hafen die Entfernung bis zum nächsten englischen Hafen, Hull, nur 75 Seemeilen ist.

Amerika. New⸗Jork, 6. Januar. (B. T. B.) Schatz⸗ Sekretär Bristow hat den weiteren Verkauf von Gold sus⸗ pendirt und zwar, weil in Folge der Verringerung der Staats⸗ einnahmen sich auch der Baarvorrath von Gold im Staatsschatze verringert hat.

New⸗Orleans, 4. Januar. (W. T. B.) In der gesetz⸗ gebenden Versammlung von Louistang kam es heute zwischen den Republikanern und den Konservativen, welche die Majorität in Anspruch nahmen, zu einem heftigen Konflikt. Der Gouverneur Kellog intervenirte und rückte an der Spitze einer Abtheilung Regierungstruppen in den Versammlungssaal, aus welchem er 5 konservative Deputirte, deren Wahl angefochten war, gewaltsam entfernte. Die Konservativen protestirten gegen diese Maßregel und verließen mit dem Präsidenten den Saal. Die Republikaner blieben allein zurück und nahmen eine Botschaft des Gouverneurs entgegen. Der General Sheridan hat heute Abend das Kommando über die Truppen übernommen; und nach Washington telegraphisch gemeldet, daß die Civilregie⸗ rung nicht im Stande sei, die Ordnung in der Stadt aufrecht zu erhalten.

Buenos-Ayres, 1. Dezember. Der hiesige „Standard“ vom heutigen Tage bemerkt in seiner Revue für Europa“:

Der Postdampfer „Mondego“ verläßt uns unter dem Eindruck von Regierung depeschen, welche einen wichtigen Sieg melden, den Oberst Arias über die Rebellen⸗Armee bei Leverde, 170 Meilen von der westlichen Grenze, errungen hat. Oberst Arias Depesche berichtet, daß das feindliche Gros aus 7500 Mann Reitern und Fußvolk be⸗ stand, das er, nachdem er sich geweigert zu kapituliren, mit starken Kolonnen umzingelte, seine rechte Flanke auf ein Dickicht stützend und ein Quarré bildend. Seine Renningtons übten eine solche Wirkung aus, daß der Feind den Rückzug antrat, ihn ersuchend, sich um die Verwundeten zu bekümmern. Später bat eine Waffenstillstandeflagge von General Mitre um ein Sicherheitsgeleit nach Buenos-Ayres zum Behufe einer Konferenz mit dem Präsidenten der Republik. Der Zweck der Mission war die Uebergabe Mitre's und seiner Anhänger. Am 18. lief das rebellische Kanonenboot „Savang“ mit einer weißen Flagge in dem Hafen ein und ergab sich, nachdern es sein Kommodore und die meisten seiner Gffiziere vorher verlassen hatten. Ein anderer revolutionärer Kriegs dampfer, der General „Rivas“, war vorher in Montevideo eingelaufen und von den Regie⸗ rungstruppen mit Beschlag belegt worden. Wir sind sehr im Dun⸗ keln betreffs des Ganges der Angelegenheiten in den Oberen Provinzen. Die Nationalregierung dementirt ein Gerücht von einer Schlacht zwischen Aredondo und Rocco, berichtet aber, daß letzterer eine rebellische Vorhut von Vessaquabero nach La Paz Zurücktrieb mit. dem Hinzufügen, daß Oberft Nelson aus Rosario Roeco's Armee unweit St. Louis mit 1300 Mann Infanterie und einer Batterie Krupp'scher Kanonen verstärkte. Rach⸗ dem der vom Kongreß verfügte 60 tägige Belagerungszustand am 24. abgelaufen, hat der Präsident ein Dekret erlassen, das denfelben um weitere 90 Tage prolongirt. Eine in Rosario zu stationirende Re—⸗ serve von 15,060 Mann wird rasch organisirt. Se. Excellenz John B. Gill ist in aller Form zum Pröästdenten der Repubsick Paragucth installirt worden.“

Nr. 1 des „Deutschen Postarchivs“ Beiheft zum Amtöblatt der Deüisschen Reichs- Postverwaltung, hat folgenden In— halt: JL. Aktenstücke und Aufsaͤtze: i) Zum fünfundzwanzig jährigen Bestehen der Ober⸗Postdirektionen, nebsf Statistik des Postverkehrs im Altpreußischen Postgebiete für die Jahre 1869 und 1874 2) Das Postwesen in Schleswig⸗Helstein während der Jahre 1864 bis 1874. 3) Die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Erd⸗ kunde. II. Kleine Mittheilungen: Direkte Büchersendungen von Leipzig. Verkehr bei der e r genser Schneekoppe. Üleber die Kälte und Wärme Extreme auf der Erdoberfläche. Die periodische Fiteratur der Vereinigten Staaten von Anierika. Ein uraltes Zeugniß geographischer Kenntniß. Wasserdichtes Papier.

Das Coursbuch der Deutschen Reichs-Post-Ver= waltung wird im Verlage der Königl. Geh. Ober- Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) nicht mehr in zwei Abtheilungen, sondern in vier Theilen erscheinen, auf welche sich der Gesammtinhalt in folgender Weise, vertheilt: 1. Theil: Eisenbahn, Post⸗ und Dampfschiff⸗Ver⸗ bindungen im nordöstlichen Deutschland, in Dänemark, Schweden, Norwegen und Rußland; 2. Theil: Eisenbahne, Post. und Dampf⸗ schiff Verbindungen im südöstlichen Deutschland, in esterreich · Ungarn und in der Türkei; 3. Theil: Eisenbahn⸗“, Post⸗ und Dampfschiff⸗ Verbindungen im nordwestlichen Deutschland, in den Ihlederlanden, Belgien, Luxemburg und England; 4. Theil: Cisenbahn., Post⸗

und Dampfschiff · Verbindungen im füdwestlichen Deutschland, in Tirol, in der Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Jedem dieser Theile wird eine Zusammenstellung beigefügt, in wel⸗ Her die Fahrpläne der von Berlin ausgehenden Eisenbahnen, die Rundreise⸗Touren, sowie Tabellen ber Wegemaße, Münzen und Zeit⸗ unterschiede enthalten sind. Als Aus abetermine für sãmmtliche vier Theile sind in Aussicht genommen: der J. Fanugr, der J. Februar, der J. März, der 1. Wril, die Mitte des Monats Mai, der 1. Juli, der 1. August, der 1. September, die Mitte des Monats Oktober, und der 1. He zember. Die Termine Mitte Mal und Mitte Oktober sind mit Rück sicht darauf gewählt worden, daß zu diesen Zeitpunkten künftig die Einführung der Sommer- beziehungzweise Winter⸗Fahrpläne erfolgen wird. Die erste Ausgabe des neuen Kursbuches wird am 1. Februar 1875 erscheinen.

Statistische Nachrichten.

Der englische Buchhandel in 1874. Während des abgel au. fenen Jahres wurden in Großbritannien 3351 neue Bücher, 980 neue Auflagen und 294 aus Amerika importirte Bücher, im Ganzen also 4625 neue Werke puhlizirt. Von dieser Summe kommen sß4 auf theologische Werke, 356 auf philologische und pädagogische, 29 auf Jugendschriften, Sa5 auf Romane, 124 auf juriftijche Werke, Hz auf Kunst, Wissenschaft und deren Geschichte, 133 auf Handel und Staats ökonomie, 44 auf Reisebeschreibungen und geographische Forschungen, 393 auf Geschichte und Biographie, 305 auf Poesie und das Drama, 249 auf Jahrbücher und jährlich erscheinende Zeitschriften, 135 auf Medizin und Chirurgie, 211 auf schöne Wissenschaften 2c.,, und 10 sind vermischten Inhalts. Im Vergleiche mit bem vorigen Jahre ö literarischen Erzengnisse von 1874 eine Abnahme von

42 Werken.

Die jährlichen Steneraus weiße ergeben über die Spiel⸗ kartensteuner in England Folgendes. Die Drei⸗ Penny · Stempel steuer auf jedes Spiel Karten wurde in dem Finanzjahr 1873 - 74 für 1,ů 920, 956 Spiele gezahlt; sieben Jahre vorher betrug deren An— zahl nur 743,859. Der Spielkartenimport voin Ausle nde wich von 2282 Dutzend Spielen in 1867 auf 751 in 1874, aber der Expert war verhältnißmäßig unbedeutend.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In hiesigen Bil?hauer-Ateliers werden zur Zeit die plastischen Aus schmückungen ö welche für die nahezu vollendete Weich selbrücke bei Thorn bestimmt sind. Diese Bild⸗ werke werden an den Außenseiten der beiden Portale der Brücke ihren Platz finden und sind in Sandstein ausgeführt. Jedes Portal hat zwei viereckige Thürnie. Was eine Portal wird mit einer Relief⸗ darstellung „Kampf gegen die heidnischen Preußen unter dem Deutsch⸗ ordensmeister Hermann von Salza“ und mit der Statue bes letzte⸗ ren geschmückt werden, während für den zweiten Thurm ein Relief „Gründung Thorns durch den Landmeister Balk“ mit dem Stand⸗ bilde des Genannten darüber bestimmt ist. Der eine Thurm des zweiten Portals soll die Besitznahme Thorns durch den General von Schwerin“ in Reliefdarstellung und die Bildsäule Friedrichs IL. er⸗ halten, der zweite eine allegorische „Aufschwung von Handel und Industrie“, mit Hinweis auf die letzten Krieg. Der Platz für die Statue wird einstweilen frei gelassen. Die Bildhauer Schweinitz, O. Geher und Moritz Schultz sind mit diesen Arbeiten beschäftigt.

Das 11. und 12. Heft der Zeit schrift für deu tsche Kulturgeschichte (Neue Folge. III. Jahrg.), herausgegeben von PDr. J. SH. Müller, Studtenrath, (Hannover, in Kommission bei Carl Meyer) hat folgenden Inhalt: Zur Geschichte der Juden. Von Ludwig Bauer. Zur Geschichte der Juden in Cöln. Mitgetheilt von L. Ennen. Bilder aus der Steiermark. Von Ärnold lu schtn Die deutsche volkswirthschaftliche Literatur von der Mitte des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Von Johannes Falke. Ein Hexenprozeß. Mitgetheilt von P. Hecker. Aus dem Gedenkbuch des Hermann Weinsberg. Von L. Ennen (Fortsetzung und Schluß). Korrespondenz: Dresden. Böächerschau: Die Kunstgilde der Töpfer in der ahteilichen Stadt Siegburg und ihre Fabrikate. Von J. B. Dornbusch, Ostfriesisches Monatsplatt für provinzielle Inter⸗ essen. Derausgegeben von A. E. Zwitzers. Zwei Aachener historische Gedichte des 15. und 16. Jahrhunderts. Von Dr. Hugo Lörsch und Dr. Alex. Reifferscheid. Buntes: Zur Geschichte der Medizin. Rertor Dr. Babucke in Norden. Fest der Eheleute. Fiddel.

Das Theater zu Bayreuth für das Gastspiel Richard Wagners steht jetzt nahezu fertig da. Zur Zeit ist der Bau im Aeußern ganz, iin Innern fast vollendet, und man ist gegenwärtig hauptsächlich mit der Einrichtung der Bühne beschäftigt, um alsbald mit den Proben beginnen zu können. Die Beleuchtung der Bühne soll Außerordentliches leisten; dasselbe gilt von der Maschinerie und den übrigen Bühneneinrichtungen, welche nach den Intentionen und unter der Leitung von Carl Brandt in Darmstadt ausgeführt werden. An der Ausführung der Entwürfe zu den Bühnendekorationen, welche von dem Maler Hoffmann in Wien herrühren, sind die Gebrüder Brückner in Coburg thätig. Was das Theater interessant und neu macht, ist einerseits die Gestaltung des innern Zuschauerraumes, bei welchem die Traditionen des modernen Theaters mit seinen Logen vollstäudig aufgegeben sind, und andererseits die großen Dimenstonen der Bühne. Zwischen Proscenium und Auditorium ist ein dunkler, erer Raum gelegen, während das Orchester so tief liegt, daß die Musiker unsichtbar sind. Der Zuschauerraum umfaßt 1569 Sitzplätze und die Fürstenloge.

Gewerbe und Handel.

In Leipzig fand am 5. Januar Versammlung deut⸗ scher Wollwaaren⸗Fahrikan ten statt, welche von über 1000 Personen besucht war. Dieselbe beschloß, zur Beseitigung der gegen. wärtigen wirthschaftlichen Mißstände zunächst dahin zu wirken, daß die Produktion in das richtige Verhältniß zur Konsumtion gebracht werde, und ferner die Eixsetzung von Rügegerichten gegen säumige Zahler in den verschiedenen Fahrikdistrikten, Einführung des in Eng⸗ land bestehenden kaufmännischen Berechnungssystemz, sowie Ein⸗ schränkung des Kredits, endlich die Wahrnehmung der Interessen der Fabrikanten bei dem Abschluß neuer Handelsperträge des deutschen Reichs mit dem Auslande anzuempfehlen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Wie die „Old. Ztg.“ meldet, sind alle Schwierigkeiten, welche sich der Anlage einer sekundären Eisenb ahn von Westerstede nach Ochholt entgegenstellten, jetz! glücklich überwunden. Zur Weihnachtszeit ist die Konzessien vom Staats, Ministerium eingetroffen und die Aktiengesellschaft, welche den Bau und Betrich übernimmt, wird sich unter der Bezeichnung „Westersteder Eisenbahngesellschaft demnächst konstituiren.

Wien, 6. Januar. (W. T. B. Die Einnahmen der Lom⸗ bardischen Eisenbahn (österreichisches Retz betrugen in, der Woche vom 24. bis zum 31. Dezember 412,844 Fl., ergaben mithin ßegen die entsprechende Woche des Vorfahres eine Mindereinnahme von 409,ů757 Fl. .

Der iüngst eraannte Receiver Ferry der Rockford⸗Bahn hat in seinem Bericht an das Bundes Kreisgericht über die Besitz= nahme der Bahn und ihrer Aktiven mitgetheilt, daß er 35, 859 Doll., welche der Kompagnie gehören, bei der . vorgefunden, zu⸗ leich aber folgende Schulbverbindlichkeiten erhoben habe, nämlich für

öhne der Angesteslten sas 10 Doll, für Fahrkarten und Frachtagenten

2500 Doll. Geleis. Rente und Stationsdienst 22, 85,5 Doll., laufen⸗ der Bedarf an Kohlen ze. 5,450 Doll., Verluste von Fracht 2739 Doll. zusammen 115,845 Doll. Das Gericht gestattete die Bezah= lung dieser Verbindlichkeiten, da sie vor der Besitznahme der Bahn entstanden seien. Nun sind aber zur Deckung der Verbindlichkeiten von 115845 Doll. nur 35569 Dell. vorhanden, so daß immer noch 9.85 Doll. ungedeckt bleiben. Die A. A. J. glaubt, daß man zur Deckung dieser Schuld nicht umhin können wird, sogenannte Receivers ⸗Certifikate auszugeben.