— Vermittelung der General⸗Kommandos ein Geldgeschenk von
20 Thlrn. zugewendet worden, und zwar:
I) dem Karl Eduard Wilhelm Dettloff zu Potsdam, 2) dem Karl Kapreolat zu Lolidimmen, Kreis Gumbinnen, 3) dem Wilhelm Klein zu Danzig, dem Albert Bankows ki zu Bischofswerder, Kreis Rosenberg, 5) dem Johann Schroeder zu Colzom, Kreis Usedom-Wollin, 6) dem Karl Jocks zu Stargard, Kreis Saatzig, 7 dem mn, . Andreas Dahlke zu Frankenhagen, Kreis Conitz, 8 dem Karl Kosse zu Frankfurt a. O., 9 dem August Radeboldt beim 8. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiment Nr. 64, 10) dem Adolf Weyra J. zu Spremberg, 11) dem Wilhelm Wollenberg zu Dannenberg, Kreis Ober⸗Barnim, 12) dem August Semmler zu Neu⸗Ruppin, 13) dem Johann Friedrich Ernst Baschin zu Dablow, Kreis Beeskow⸗Storkow, 14) dem Ferdinand Müller zu Magdeburg, 15) dem Johann Eduard Wölferm ann zu Merseburg, 16) dem Heinrich Louis Seeber zu Naumburg, 17) dem Friedrich Traugott Steuer zu Kaurdorf, 18) dem Johann Wilhelm Hübn er zu Posen, id) Dem Georg Mackowiak zu Czerleino, Kreis Schroda, 20) dem Carl Gottlieb Schubert zu Cammerswaldau, Kreis Schönau, 21) dem Bruno Langner zu Breslau, 22) dem August Wilde zu Bischwitz, Kreis Trebnitz, 23) dem August Alt vat er zu Glatz, 24) dem Johann Bernhardt Jasper zu Münster, 25) dem Johann Wilhelm Müller zu Düsseldorf, 26) dem August Krickhaus zu Ellscheid, 27) dem Bernard Anton Nienhaus zu Essen, 28) dem Johann Philipp Nie⸗ haus zu Bielefeld, 29) dem Friedrich Martin Peter Stabe⸗ now zu Mülheim a. R., 30) dem Peter Hubert Simons zu Eschweiler, Kreis Aachen, 31) dem Johann Friedrich Wilhelm Taube zu Hahn, Amts Marienberg, 32 dem Egidius Genten zu Berg, Kreis Malmedy.
Berlin, den 2. Januar 1875.
Kriegs⸗Ministerium, Departement für das Invaliden⸗Wesen. von Tilly. Hammer.
Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.
Der bisherige Baumeister Smil Otto Jahn zu Wies⸗ baden ist als Königlicher Kreisbaumeister in Homberg, Regierungs⸗ bezirks Cassel, angestellt worden.
Dem von dem Advokat⸗Anwalt Maaß in Aachen ver⸗ tretenen Comité für Anlage einer Eisenbahnverbindung zwischen Stolberg und der Wilhelm⸗Luxemburger Eisenbahn ist die Er⸗ laubniß zur Anfertigung der generellen Vorarbeiten für diese Linie in der Richtung auf Ober⸗ und Nieder⸗Bellingen be⸗ züglich des preußischen Staatsgebietes ertheilt worden.
Bekanntmachung. Schluß der kleinen Jagd.
Auf Grund der uns durch §. 2 des Gesetzes über die Schonzeiten des Wildes vom 26. Februar 1870 (Ges. Samml. S. 120 beigelegten Befugniß bestimmen wir hierdurch, daß in Betreff der im 5. 1 sub 12 1. c. aufgeführten Wildarten die Jagd für den Regierungsbezirk Potsdam vom Montag, den 25. d. Mts., (einschließlich ab geschlossen wird, was wir hier— durch zur öffentlichen Kenntniß bringen.
Potsdam, den 6. Januar 1875.
Königliche Regierung, Abtheilung des Innern.
Die heute ausgegebene Nr. 3 der Allgemeinen Ver⸗ loosungs zTabelle, des Deutschen Reichs und König⸗ lich Preüßr chen Staats⸗ Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Papiere: Badische 35 Fl-⸗Loose de 1845. Brüs⸗ seler Prämien⸗Anleihe de 1853. Crédit foncier für Böh—⸗ men, 5sproz. Hypothekar⸗Schuldverschreibungen. Crossener Deichverband⸗Obligationen. Crossener, Insterb urger, Kö⸗ nigsberger, Laubgner, Memeler Kreis-Obkgationen. Deutsche Transatlantische Dampfschiffahrts⸗-Gesellschaft, Prio⸗ ritäts- Obligationen. Dres dener Brauerei zum Felfenteller, Schuldscheine. Ham burgische 3proz. Prämien⸗Anleihe de 1866. Mecklenburg⸗Schwerinfche 4proz. Anleihe de 1863. Münster⸗Hamm er Eisenbahn⸗Prioritäts-Obligationen. Ober— hohndorfer Forst⸗Steinkohlenbau⸗Verein, Schuldscheine. Oesterreichische Hypothekar⸗-Kredit⸗ und Vorschuß⸗Bank, Pfandbriefe. Rheinische Eisenbahn⸗Prioritäts⸗-Obligationen. Schaumburg⸗Lippesche Rentkammer-Anleihe de 1863. Schleswigsche 45proz. Eisenbahn-Prioritäts- Obligationen. Tessiner 44 proz. Kantons⸗Anleihe. Theiß⸗Eisenbahn⸗Prio⸗ ritäts⸗ Obligationen. Wien⸗Pottendorf⸗Wr.⸗Neustädter Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Obligationen. Württembergis che Staats⸗ schuldscheine (Rückstände).
Die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 1 Mark 50 Pf. (15 Sgr.) vierteljährlich durch alle Postanstalten, so wie durch Carl Heymanng Verlag, Berlin, 8. W., Königgrätzer⸗ straße 109, und alle Buchhandlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition. Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 25 Pf. (21½ Sgr.)
Aichtamtliches. De utsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König mit Ihrer Majestät der Kaiserin— Königin und Sr. Kasserlichen und Königlichen Hoheit dem Kron— prinzen wohnten heute im Dom dem Gottes diensse bei, welcher vor Eröffnung des Landtages abgehalten wurde. Später ließen Se. Majestät Sich durch den General von Albedyll, den Geheimen Kabinets-Rath von Wilmowski und den Minister des Innern, Grafen zu Eulenburg, Vortrag halten, und empfingen Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht.
= Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin haben übernommen die Königlichen Kam⸗ merherren Graf Kleist und Graf Schulenburg.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittags den Kaiserlichen Ge⸗ sandten am Königlich belgischen Hofe, Grafen v. Perponcher, und den Bezirks⸗Präsidenten von Lothringen, von Puttkamer. Nachmittags 5 Uhr fand bei Ihren Kaiserlichen Hoheiten ein . Diner von 40 Gedecken statt, zu welchem vornehmlich oͤhere Militärs sowie der Ober⸗Bür ermeister Hobrecht, der frühere Stadtverordneten⸗Vorsteher Ko hann und der Polizei⸗ Präsident von Madai eingeladen waren. Abends um 7 Uhr begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz nach dem Neichstagsgebäude, um der Generalversammlung der Kaiser⸗ Wilhelm⸗Stiftung beiwohzuwohnen und begrüßte um 91 Uhr
Ihre Hoheit die Prinzessin Marie von Sachsen⸗Meiningen bei Ihrer Ankunft auf dem Anhaltischen Bahnhofe.
— Der Bundesrath trat heute im Reichstagsgebäude zu einer Sitzung zusammen. .
— Im ferneren Verlauf der gestrigen Sitzung des Deut⸗ schen Reichstages wurde die Debatte über den 5. 28 des Gesetzentwurfs, betreffend die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung (S. Nr. 6, 8, 10 d. Bl.), fortgesetzt, und dieser 5. 28 nach dem Antrage des Abg. Dr. v. Schulte und einigen Unteranträgen des Abg. Dr. Bähr (Cassel) in folgendem Wortlaut angenommen:
Eheliche Kinder bedürfen zur Eheschließung der Einwilligung: a. so lange der Sohn das fünfundzwanzigste, die Tochter das vier⸗ undzwanzigste Lebensjahr nicht vollendet hat, von Seiten des Vaters, nach dem Tode des Vaters von Seiten der Mutter und, wenn eine Vormundschaft gesetzlich erforderlich ist, auch von dieser, b. nach dem Tode beider Eltern im Falle der Minderjährigkeit von Seiten der Vormundschaft, wenn eine solche besteht. Die für den Fall des Todes des Vaters gegebene Bestimmung findet auch Anwen⸗ dung, wenn der Vater zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande, oder sein Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Ist die Mut— ter zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande, oder ist ihr Aufenthalt dauernd unbekannt, so genügt bei Minderjährigen die Einwilligung der Vormundschaft, wenn eine solche besteht. In wiefern die Wirksamkeit einer Vormundschaftsbehörde oder eines Familienrathes stattfindet, bestimmt sich nach Landesrecht.“
§. 31 wurde nach dem Antrage des Abg. Irhrn. von Hover— beck in folgendem Wortlaut angenommen:
Im Falle der Versagung der Einwilligung zur Eheschließung steht großjährigen Kindern die Klage auf richterliche Ergänzung zu.“!
§. 32, der von den Eheverboten handelt, wurde nach einer längeren Debatte, an der sich auch die Bundesbevollmächtigten Staats⸗Minister Dr. Leonhardt und Dr. von Fäustle und der Unter⸗Staatssekretär Dr. Friedberg (S. unter Reichstagsange⸗ legenheiten) betheiligten, ohne Abänderung genehmigt.
§. 37 wurde mit einem Zusatz des Abg. Reichensperger folgendermaßen angenommen:
§. 37 lautet: „Die Verschriften, welche die Ehe der Militär⸗ personen, der Landesbeamten und der Ausländer von einer Er— laubniß abhängig machen, werden nicht berührt. Auf die Rech ts⸗ gültigkeit der geschlossenen Ehe ist der Mangel die— ser Erlaubniß ohne Einfluß., Ein Gleiches gilt von den Vorschriften, welche vor der Eheschließung eine Nachweisung, Aus— einandersetzung oder Sicherstellung des Vermögens erfordern.
Alle übrigen Paragraphen dieses III. Abschnittes bis §. 39 wurden ohne Debatte unverändert angenommen. Schluß 5. Uhr.
— Die heutige Sitzung des Deutschen Neichstags wurde erst nach 2 Uhr eröffnet. Wir werden den Bericht über dieselbe am Montag mittheilen.
— Die heutige (L.) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Vize⸗Präsident des Königlichen Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Camphausen, und der Justiz⸗Minister Dr. Leon⸗ hardt beiwohnten, wurde von dem bisherigen Präsidenten, Gra— fen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode um 121½ Uhr eröffnet, wel⸗ cher die HH. v. Voß, Theune, Graf Pückler und Frhr. v. Gaffron zu Schriftführern für die heutige Sitzung berief. Der sodann vor⸗ genommene Namensaufruf ergab die Anwesenheit von 84 Mit⸗ gliedern, so daß das Haus beschlußfähig war. Nach einer kurzen Bemerkung des Baron Senfft v. Pilsach zur Geschäftsordnung, schritt das Haus zur Wahl des Präsidenten für die Dauer der gegenwärtigen Session.
Bei derselben wurden 88 Stimmzettel abgegeben, von denen der bisherige Präsident Graf Otto zu Stolberg-Wernige— rode 87 und der Staats⸗Minister a. D. von Bernuth eine Stimme erhielten. Der Graf Otto zu Stolberg nahm die Wahl dankend an.
Bei der Wahl des ersten Vize-Präsidenten wurden 89 Stimmzettel abgegeben, von denen 46 Stimmen auf den bis⸗ herigen Ersten Vize⸗Präsidenten, Staats⸗Minister a. D. v. Ber⸗ nuth, 30 auf Freiherrn v. Tettau, 11 auf den Grafen Behr— Negendank, 1 auf Hrn. Hasselbach fielen und 1 Zettel unbe⸗ schrieben war. — Hr. v. Bernuth nahm die Wahl gleichfalls dankend an.
Bei der Wahl des zweiten Vize⸗Präsidenten wurden 87 Stimmzettel abgegeben. Von diesen erhielten der bisherige zweite Bize⸗Präsident Ober⸗Bürgermeister Hasselbach 57, Graf Brühl 19, Frhr. v. Tettau und Graf Behr je 3, Frhr. v. Rothschild und Graf Udo zu Stolberg⸗Wernigerode je ? und Herzog v. Ratibor L Stimme. Hr. Hasselbach, der gewählt ist, nahm die Wahl“ ebenfalls dankend an.
Auf Vorschlag des Hrn. v. Wedell wurden die Herren v. d. Marwitz, Graf Lehndorff, Graf Udo zu Stolberg, v. Gutzmero, Dr. Dernburg, v. Neumann, Graf Pückler und Theune zu Schrift⸗ führern durch Akklamation gewählt. Die Verloosung der Mitglieder in die Abtheilung erfolgt nach der Sitzung durch das Präsidium. Die Abtheilungen werden sich am Montag konstituiren und dann die Wahl der Kommisstonen vornehmen. Am Montag wird auch eine Plenarsitzung stattfinden, um sich über die Behandlung von Vorlagen der Staatsregierung, von denen bereits mehrere dem Hause zugegangen sind, schlüssig zu machen.
Schluß der Sitzung um 15 Uhr.
— Die heutige (I.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten eröffnete der Präsident von Bennigsen mit folgenden Worten: „Nach 1 der Geschäftsordnung, deren einstweilige Gel⸗ tung ich annehme, setzt der Präsident der vorigen Ses⸗ sion seine Funktionen fort bis zur Wahl des neuen Präsidenten. Auf Grund dieser Bestimmung eröffne ich die Sitzung und fordere Sie zunächst auf, bevor wir unsere Ge⸗ schaͤfte beginnen, mit mir einzustimmen in den Ruf der Treue und Ehrerbietung: „Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König Wilhelm von Preußen, er lebe hoch! hoch! hoch!“ Das Haus stimmte begeistert in diesen Ruf ein.
Zu provisorischen Schriftführern ernannte der Präsident die Abgg. Dr. Frhr. v. d. Goltz, Pr. Lieber, Sachse und v. Saucken⸗ Julienfelde und theilte dann mit, daß sich 299 Mitglieder, als in Berlin anwesend, angemeldet haben; die Verloofung in die Abtheilungen wird von dem Bureau nach Schluß der Sitzung vollzogen werden.
Schluß 123 Uhr. Nächste Sitzung Montag 10 Uhr (Wahl der Präsidenten und Schriftführer).
— In der Woche vom 27. Dezember 1874 bis 2. Januar 1875 sind geprägt worden an Goldmünzen: 18,700 Mark 20⸗Mark⸗ stücke, 1,558, 809 Mark 19⸗Markstücke; an Silbermünzen: zol, 590 Mark 5⸗Markstücke, 552, 548 Mark 1⸗Markstücke, 126,520 Mark 40 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 41,393 Mark 30 Pf. 10 Pfennigstücke, 100 377 Mark 30 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 2,245 Mark 53 Pf. Z⸗Pfennigstücke, 13,124 Mark 79 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Vorher waren geprägt: an Goldmünzen: S82, 522, 1060 Mark 20⸗Markstücke, 235, 344,740
Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 4 490,460 Mark 5⸗Mark⸗ stücke, 33,155,289 Mark 1⸗Markstücke, 9, 855,509 Mark — Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 4817, 133 Mark 50 Pf. 10-Pfennigstücke, 1542, 7151 Mark 509 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 1816, 161 Mark 11 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 719, 758 Mark 13 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Mithin sind im Ganzen geprägt: an Goldmünzen; 882, 540 890 Mark 20⸗Markstücke, 226, 803, 600 Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 4992, 050 Mark 5⸗Mark⸗ stücke, 33,707, 837 Mark 1⸗Markstücke, 982,929 Mark 40 Pf. 20⸗ Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 4858, 426 Mark 80 Pf. 10⸗Pfen⸗ nigstücke, 1643 128 Mark 80 Pf. 5-Pfennigstücke; an Kupfer⸗ münzen: 1843, 406 Mark 64 Pf. 2⸗Pfennigstuͤcke, 732,882 Mark 92 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Gesammtausprägung: an Goldmünzen: 1l, 109 344,490 Mark; an Silbermünzen: 48, 581,916 Mark 40 Pf.; an Nickelmünzen: 6,501,555 Mark 60 Pf.; an Kupfermünzen 2,576,289 Mark 56 Pf.
— Der General-Feldmarschall von Steinmetz ist zur Eröffnung des Landtages gestern hier eingetroffen und im Hotel de France abgestiegen.
Die Bundesrathsbevollmächtigten Großherzoglich badischer Ministerial⸗Präsident Wirkl. Geheimer Rath von Freydorf und Geheimer Finanz⸗Rath Lepique sind hier eingetroffen.
. Der Kaiserlich deutsche Gesandte am Königlich bel⸗ gischen Hofe, Graf Perponcher, hat sich heute früh auf seinen Posten zurückbegeben.
— Der Oberst und Adjutant Sr. Majestät des Königs der Niederlande, Baron von Hardenbroud von Bergambacht ist hier angekommen.
— Die Stadtverordneten⸗Versammlung hat am Schlusse ihrer Sitzung am Donnerstag das gesammte in Bezug auf die Abänderung der Geschäftsordn ung vorliegende Material, also die Vorschläge der vorjährigen Kommission zu einer Revision der alten Geschäftsordnung und den vom Stadt⸗ verordneten Richter eingebrachten Entwurf einer neuen Geschäfts⸗ ordnung einer mittelst Stimmzettel zu wählenden Kommission von 11 Mitgliedern überwiesen, mit dem Auftrage, in 14 Tagen (8. h. in der Sitzung vom 28. Januar) Bericht zu erstatten.
Cassel, 13. Januar. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Bauordnung für die Städte Eschwege, Fulda, Hanau, Hers⸗ feld, Marburg, Rinteln und Schmalkalden, sowie die Gemeinde Kesselstadt vom 1. Januar d. J., ferner eine Bauordnung für den Regierungsbezirk Cassel mit Ausnahme der Stadt Eassel und der Theile der Gemeindebezirke Wehlheiden, Wahlershausen und Kirchditmold, für welche die Verordnung vom 1. Januar 1874 erlassen ist, und der Städte Bockenheim, Eschwege, Fulda, Hanau mit Kesselstadt, Hersfeld, Marburg, Rinteln und Schmal⸗ kalden, sowie des Kreises Gersfeld und des Amtsbezirks Orb vom 1. Januar d. J.
Bayern. München, 13. Januar. (Corr. v. u. f. D.) Gestern Abend trat die von der Staatsregierung und dem Ver⸗ waltungsrath der bayerischen Ostbahnen gewählte Kom⸗ mission im Ostbahn⸗-Direktionsgebäude zu einer Sitzung zusam⸗ men, in welcher über die Bedingungen verhandelt wurde, unter welchen die Staatsregierung die Ostbahn zu erwerben geneigt ist. Auf künftigen Sonnabend ist abermals eine Sitzung dieser ge⸗ mischten Kommission anberaumt.
Sachsen. Dresden, 15. Januar. Der Herzog Georg von Sachsen⸗Meiningen ist gestern früh von Meiningen hier eingetroffen und im „Grand Union Hotel“ abgetreten.
Neuß j. L. Gera, 14. Januar. Die feierliche Bei⸗ setzung des Herzogs Eugen von Württemberg erfolgt morgen in der Familiengruft zu Karlsruhe in Schlesien, wo sich zur Zeit der Fürst und die Für stin noch befinden. Der Fürstliche Hof legt zu Ehren des Verewigten auf 6 Wochen Trauer an. Dieselbe endet mit dem 19. Februar.
Gamburg, 14. Januar. Die Bürgerschaft hat in ihrer gestrigen Sitzung mit Stimmeneinhelligkeit den Gefetzent⸗ wurf, die Einsetzung eines gewerblichen Schiedsgerichts sowie die Kompetenz und das Verfahren desselben betreffend, an⸗ genommen.
Desterreich- ungarn. Pest, 14. Januar. Im Ab⸗ geordnetenhause legte der Justiz-Minister Gesetzentwürfe Über die Regelung des Verlassenschaftsverfahrens und der Testa⸗ mentsformalitäten vor. .
Hierauf wurde der Gesetzentwurf über die Einbeziehung von Alt⸗Ofen und der Margarethen⸗Insel in die hauptstädtischen Wahlbezirke und zweier Vororte in den Großwardeiner Wahl⸗ bezirk verhandelt. In der Spezialdebatte verlangte Wahrmann eine Vermehrung der hauptstädtischen Wahlbezirke auf acht; die Eintheilung derselben bliebe dem Centralausschuß überiassen. Die Abgg. Horn und Hoffmann sprachen ebenfalls für die Ver⸗ mehrung. Nachdem der Minister Szapary die Undurchführbarkeit des Verlangens nachgewiesen, das übrigens nur bei der gegen⸗ wärligen abnormen Anzahl der Deputirten gerechtfertigt wäre und schon demnächst bei der wahrscheinlichen bedeutenden Ver⸗ minderung der Abgeordnetenzahl gegenstandslos würde, wurde die Modifikation Wahrmanns abgelehnt und der Gesetzentwurf nach kurzer Debatte unverändert angenommen. Hierauf wurden die Vorlagen über die Krankenpflegekosten und die Handels⸗ und Konsularverträge mit Rußland, Griechenland und Italien unver⸗ ändert angenommen.
— Der Finanzausssch uß hielt heute eine wichtige Sitzung. Zur Abstimmung gelangte die Frage, ob der Ausschuß jenen Theil von Ghyczy's Exposé, wonach 13 Millionen Gulden vom Defizit durch eine Steuererhöhung gedeckt würden, annehme. Von 13 anwesenden Mitgliedern stimmten blos Ludwig Horvath, Koloman Szell, Baron Lipthay und Karl Torma mit Ja; Ghyezy 's Steuerprojekte erscheinen somit als abgelehnt. Von den Deakisten wollten Zsedenyi und Wahrmann nur 9 Millionen als Steuererhöhung votiren; Somssich machte sein Votum von dem vorzulegenden detaillirten Regierungsprogramme abhängig. Da ein definitiver Beschluß nicht zu Stande kan, vertagte sich der Ausschuß bis übermorgen. In politischen Kreisen verlautet,
daß Ghyczy gegen die Beschlüsse des Ausschusses an den Reichs⸗
tag appelliren werde.
— 15. Januar. (W. T. B.) Der Finanzausschuß hat seine Berathungen über die Deckung des Defizits vor⸗ läufig beendigt. Z3sedenyi beantragte, daß der Finanzaus⸗ schuß, nachdem die Majorität sich für neue Steuern zur Deckung des Defizits ausgesprochen habe, sich prinzipiell gleichfalls dafür erkläre, die Feststellung der durch neue Steuern oder Steuer⸗ erhöhungen qufzubringenden Summe aber bis dahin vertage, wo der Steuerausschuß seinen Bericht erstattet habe. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Der Finanz⸗Minister Ghyczy erklärte in⸗
deß, er werde mit seinem Antrag an das Plenum des Unter— hauses appelliren, und es faßte der Finanzausschuß hierauf nach längeren Berathungen, bei denen die Ansichten noch mehr aus— einandergingen, den Beschluß, daß er erst nach den Verhand⸗ lungen über die zur Deckung des Defizits erforderliche Summe und über die Steuervorlagen weitere Anträge stellen werde.
Agram, 14. Januar. In der heutigen Landtags⸗ Sitzung interpellirte Spilieie den Banus, ob er einen Gesetz⸗ entwurf über die Organisation der städtischen Munizipien ein— bringen wolle. Der Banus antwortete bejahend. —vzer Banus beantwortete sodann die Interpellation Rakics und Makanec, worauf der Gesetzentwurf über die Abänderung der Wahlordnung in dritter Lesung angenommen wurde. Der Landtag vertagte sich demnächst auf unbestimmte Zeit.
Schweiz. Bern, 13. Januar. Dem Bundes rath lag in seiner heutigen Sitzung der Bericht des Departement des Innern über den Stand der Gotthardbahnbauten Ende November 1874 zur Genehmigung vor. An dem großen Gotthardtunnel zeigt er folgende Fortschritte nach: Totalfort— schritt des Richtstollens auf der Nord- und Südseite 28607, 8 Meter gegen 2639,5 Meter Ende Oktober; Erweiterung desselben 1278 Meter gegen 121857 Meter Ende Oktober; Sohlenschlitz 723 Meter gegen 654, Meter Ende Oktober; Straße 357 Meter gegen 341,6 Meter Ende Oktober; Gewölbe 380 Meter gegen 348,1 Meter Ende Oktober. Beschäftigt waren am großen Gotthardtunnel im November durchschnittlich 1883 Arbeiter gegen 1971 im Oltober: Maximum 2184 gegen 2259 im Oktober. Die Zahl sämmtlicher Arbeiter auf der ganzen Gotthardbahn endlich betrug durchschnittlich 9785 gegen 16,362 im Oktober.
Großbritannien und Irland. London, 14. Januar. (A. A. C.) In Domning⸗Street fand gestern unter Herrn Disraeli's Vorsitz eine zweite Kabinetssitzung statt, bei der 11 von den 12 Mitgliedern zugegen waren. Vor der Sitzung empfing der Schatzkanzler eine Deputation der Vertreter der hauptstädtischen Eisenbahngesellschaften, die erschienen, um ihm die Gründe für einen Erlaß der auf den Passagierverkehr schwer lastenden Steuer auseinanderzusetzen. Der Minister erwiderte, daß er keinerlei Hoffnung auf eine gänzliche Abschaffung oder wesentliche Ermäßigung dieser Steuer machen könne, erklärte sich aber bereit, irgend welche Vorschläge betreffs ihrer Adjustirung in Erwägung zu ziehen, zu welchem Behufe er eine Konferenz zwischen den Vertretern der Eisenbahnen und dem Kollegium für direkte Steuern vorschlug.
— Den durch den Rücktritt des Admirals Sir George R. Mundy nach der vorgeschriebenen Dienstzeit erledigten wich— tigen Posten eines Commandeur en chef in Portsmouth (mit dem ein Jahresgehalt von 3467 Lstr. nebst gewissen Emolumenten verbunden ist) hat die Admiralität dem Admiral G. Elliot, Parlamentsmitglied für Chatham, übertragen. Es entsteht dem⸗ nach eine Vakanz für diesen Unterhaussitz.
Das Stapellau fen von Schiffen der Königlichen Ma⸗ r ine soll nicht länger eine rein säculäre Ceremonie sein. Bisher bil⸗ deten das Wegstoßen der Stützbalken, das Durchschneiden der seidenen Schnur und das Zerschellen der Flasche Wein an dem Bug des Schiffes in dem Augenblick, da es in sein heimisches Element hineingleitet, das ganze Rituell des Stapellaufs und der Taufe des Schiffes. Nun hat aber die Admiralität einen Erlaß an die Königlichen Werften gerichtet, der eine vom Erzbischof von Canterbury verfaßte Dienstformel niederlegt, die künftighin bei dem Stapellauf eines jeden für die Königliche Marine bestimm⸗ ten Fahrzeuges beobachtet werden soll. Die Ceremonie beginnt mit dem 107. Psalm, Vers 23. Das vom Primas verfaßte Spezialgebet lautet wie folgt:
„O Du, der Du über den Wasserfluthen thronest und das Wüthen des Meeres beschwichtigst, erhöre, wir flehen Dich an, das Gebet Deiner Diener für Alle, die nun und künftighin in diesem Schiffe ihr Leben den Gefahren der Tiefe anvertrauen. Alle ihre Wege be— fähigen fie, Dir treu und gottesfürchtig zu dienen und durch ihr christliches Leben Deinen Ruhm auf der ganzen Erde zu verkünden. Wache über sie in ihrem Ausgange und in ihrer Heimkehr, damit sie kein Uebel befalle und kein Unheil sich ihnen zum Nachtheil ihrer Seelen nähere, und so möge denn Deine Gnade sie durch alle Ver— änderungen und Zufälle dieses sterblichen Lebens nach dem sicheren Hafen Deines immerwährenden Reiches führen durch Jesum Christum, unsern Herrn, Amen.“
Das Vater Unser bringt die Feier zum Abschlusse.
— 16. Januar. (W. T. B.) In Forest⸗Dean sind in Folge des Strikes der dortigen Kohlengrubenarbeiter Ruhe⸗ störungen ausgebrochen, welche die Behörden gezwungen haben, militärische Hülfe zu requiriren.
— (W. T. B.) Gladstone hat in dem heute er⸗ schienenen „Quarterly Reypiew“ einen Artikel veröffentlicht, der das Papstthum unter dem Pontifikate Pius JX. be⸗ spricht und nachzuweisen sucht, daß Pius IX. nur in Folge des Treibens seiner Umgebung so weit habe gelangen können, daß das Wesen des früheren Bischofs Mastal⸗ Ferretti gar nicht wieder zu erkennen sei. Wenn derselbe jetzt von Befreiung der Kirche rede, so verstehe er darunter nur, daß die Kirche jeder anderen Macht den Fuß auf den Nacken setzen solle. Wenn er von dem Frieden in Italien spreche, so meine er damit nur, daß die dort bestehende staatliche Ord⸗ nung niedergeworfen werden solle. Der Syllabus werde als der ausschließliche Rettungs- und Hoffnungsanker vom Papst⸗ thum aufrecht erhalten und ein größerer Schimpf sei der mensch⸗ lichen Gesellschaft kaum angethan worden, als durch gewisse Aeußerungen, die der Papst in Betreff der Civilehe gethan habe.
Dublin, 15. Januar. (W. T. B.) Von der hiesigen Zeitung wird eine amtliche Bekanntmachung des Gouver⸗ neurs veröffentlicht, durch welche die in den Bezirken Limerick und Roseommon den Grafschaften Mayo und Tipperary bestehenden Ausnahmemaßregeln aufgehoben werden.
Frankreich« Versailles, 15. Januar. (W. T. B.) Nationalversammlung. Die Berathung des Gefetzes über die Kadres der Arm ee wurde fortgesetzt und zu Art. 3 desselben, entgegen dem Antrage der Kommisston, die Beibehaltung der seitherigen 30 Bataillone Jäger zu Fuß mit einer Mehrheit von 51 Stimmen beschlossen. Die Schlußabstimmung über den gan⸗ zen Art 3 wurde vorbehalten. Der Art. 4 wurde mit einer Be⸗
. stimmung, wonach 19 Escadrons Eelaireurs an die Stelle der
seitherigen 24 Escadrons Guiden des Generalstabs treten, an⸗ genommen.
— Bei der gestrigen Sitzung der Abtheilungen der Nationalversammkung fügte der Justiz⸗Minister seiner Erklärung betreffs des angeblich bonapartistifchen Cirkular—⸗ schreiben s bei der Deputirtenwahl im Departement de la Niẽvre weiter hinzu, das Cirkularschreiben, das der Deputirte Hirerd in der Nationalversammlung verlesen und dessen Autor⸗
schaft man einem bonapartistischen Centralcomité zugeschrieben
habe, sei apokryph.
/
Spanien. Madrid, 12. Januar. Offiziellen Be⸗ richten zufolge sind die Carlisten bei einem An riffe auf Mataro in der Provinz Barcelona mit , e. Ver⸗ lusten zurückgeschlagen, auch haben dieselben bei einem Ueber⸗ fall auf eine nach Vianna in Navarra bestimmte Proviant⸗ colonne bedeutende Verluste erliten. Vianna ist jetzt neu ver⸗ proviantirt Der Cure von Alcabon, einer der Carlistenführer, befindet sich als Gefangener in hiesiger Stadt. Don Carlos soll sich nach Durango begeben haben, um einem Kriegsrath beizuwohnen. Bei Valmaseda ist eine Carlistenbande mit großen Verlusten an Todten und Verwundeten zersprengt.
— (C. 3.) Durch besondere Verfügung hat Don Alfonso, kurz nachdem er den Fuß auf spanischen Boden ge⸗ setzt, das neue Ministerium bestätigt. Das Schriftstück lautet:
„Königliches Dekret. Barcelona, 9. Januar, 3 Uhr 50 Min. Nachm.
Der Marine⸗Minister an den Praͤsidenten des Regentschafts⸗ Ministeriums in Madrid. Se. Majestät hat geruht, das nachstehende Königliche Dekret zu erlassen: Nachdem ich glücklich den Boben ' mei⸗ nes Vaterlandes betreten und der göttlichen Vorsehung für den sicht— lichen Schutz, den ste mir gewährt hat, sowie dem Volk, dem Heere und der Flotte für die beständige Anhänglichkeit und die begeisterte Liebe, die sie mir zeigen, meinen Dank dargebracht habe, ernenne ich Kraft der Rechte, die mir als konstitutionellem Könige zustehen, zum Präsikenten meines Minister⸗Raths D. Antonio Cänbvaß del Caställo, zu Ministern (folgen die bekannten übrigen Mitglieder des Ministeriums), welche ihre bezüglichen Aemter wie bisher für die Dauer meiner Abwesenheit von der Hauptstadt des Königreichs auszuüben fortfahren werden, während ich, wie ich vorhabe, die Armeen des Gen— trums und des Nordens besuche.
Gegeben in Barcelana, den 9. Januar 1875.
Unterzeichnet von der Königlichen Hand.
Der Marine-Minister Mariano Roca de Togores.“
— 156. Januar. (W. T. B.) Der König Alfons hat gestern nach dem Empfang im Königlichen Schlosse mit Cäanovas Castillo eine längere Unterredung gehabt, in welcher die politische Lage zur Erörterung gelangte. Der König und der Minister befanden sich über die wesentlichsten Fragen völlig im Einvernehmen. Nachher nahm der König mit den Ministern und den höheren Civilbeamten und Militärs das Diner ein. Das diplomatische Corps dinirte bei dem Mi— nister des Innern. — Gestern Abend waren die M inister zu einer dreistündigen Berathung versammelt; heute hat ebenfalls ein Ministerrath stattgefunden. — General Primo di Rivera wird den König zur Nordarmee begleiten. Die Gräfin von Montijo ist heute von ihm im Schlosse empfangen worden.
Türkei. Kon stantinopel, 15. Januar. (W. T. B.) Das wegen der Hungersnoth in Kleinasten hier zu⸗ sammengetretene Central-Hülfscomité hat auch an dag Ausland die dringendste Aufforderung um Hülfe gerichtet.
Amerika. New⸗HJork, 15. Januar. (W. T. B.) Die konservativen Mitglieder der Legislative von Louisiana haben an den Präͤsident Grant das Ersuchen gerichtet, daß er bezüglich der Verhältnisse in New⸗Orleans resp. der gesetzgebenden Versammlung von Louisiana den status quo ante herstellen möge.
— Der „Times“ wird aus Philadelphia vom 15. Januar telegraphirt, daß die Botschaft des Präsiden ten von dem Kabinet und der republikanischen Partei gebilligt wor⸗ den. Die Mäßigung des Präsidenten und namentlich seine Er⸗ klärung, in der Louisianafrage sich ganz nach den Beschlüssen 9. . richten zu wollen, hätten die öffentliche Meinung
eruhigt.
A sien. (A. A. C.) Aus Calcutta wird unterm 14. d. tele⸗ graphirt; „Eine Extra⸗Ausgabe der indischen Amtszeitung enthält eine Proklamation des Vizekönigs, welche konstatirt, daß Beweise bei⸗ gebracht wurden, die zeigen, daß der Guicowar von Baroda der Anstifter des Vergiftungs⸗-AUttentats auf Oberst Phayre war. Es werde folglich nothwendig, den Guicowar von der Aus⸗ übung seiner Gewalt zu suspendiren und andere Vorkehrungen für die Regierung des Staates Baroda zu treffen. Der Vlize— könig zeigt an, daß er von heute ab temporär die Kontrole der Regierung übernehme und damit einen in Verbindung mit dem Spezial⸗Kommissär in Baroda agirenden Agenten bevollmächtige.“
— In Herat ist ein starkes afghanisches Corps statio⸗ nirt worden, um den Gehorsam gJacub Khans zu sichern. Der Emir von Kaschgar hat Snit Mopascher Jaeub aufs Neue nach Konstantinopel gesandt, um seine Beziehungen mit dem Sultan, dessen Oberhoheit über alle mohamedanischen Tartaren er augenscheinlich anerkennt, enger zu ziehen.
Afrika. (C. 3.) Der neue französische Geschäftsträger am Hofe von Tunis, Hr. Roustan, ist mit der Dampf⸗Fre⸗ gatte „Cassard“, die bis 1871 den Namen „Reine Hortense“ führte, auf Schloß Goeletta angekommen und hat sich dem Bey vorgestellt.
Nr. 3 des „CFentral-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt (Berlin, Carl Heymanns Verlag), hat folgenden Inhalt: 1) Allgemeine Verwaltungssachen: Verwei⸗ sungen von Ausläudern aus dein Reichsgebiete. — ) Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. — 3) Maaß und Gewichtswesen: Neuaufstellung der Eichgebützren⸗Taxe. — 4 Zoll⸗ und Steuerwesen: Beiordnung eines Stations⸗Controleurs; Kompe⸗ tenz einer Steuerstelle. —=5) Postwesen: Uebersicht über die während des IV. Vierteljahrs 1374 im Deutschen Reichs-Postgebiete eingerichte⸗ ten und aufgehobenen Postanstalten. — 6) Konsulatwesen: Zuweisung von Amts- und Jurisdiktionsbezirken; Ermächtigung zur Abhörung von Zeugen; Ertheilung der Kompetenz zu Eheschließungen 2c. — 7) Personal⸗Veränderungen ꝛc.: Ernennung.
Statistische Nachrichten.
Den Statistiken der „Times“ zufolge liefen im Jahre 1874 in die Häfen des Vereinigten Königreichs Großbritan⸗ nien und Irland mit Ladungen vom Auslande und von britischen Besitzungen britische Schiffe von 12.752.391 Tonnen und fremde Schiffe von 6,329,682 Tonnen ein; der hritische Tonnengehalt über⸗ stieg den im vorhergehenden Jahre um 277,505 Tonnen, der fremden um 12605 Tonnen. Die Nationalitäten der fremden Schiffe waren folgende: norwegische Schiffe 1,ů 20,821 Tonnen, deutsche 1, 150,374 Tonnen, n . 525,456 Tonnen, Vereinigte Staaten 522.085 Tonnen, italienische 449,579 Tonnen, französische 395, 022 Tonnen, dänische zoo 6? Tonnen, russische zza489 Tonnen, bel— gische 200099 Tonnen, spanische, 198,22 Tonnen, niederlän . dische 194,518 Tonnen, österreichische 186568 Tonnen, por— tugiesische 30,548 Tonnen, griechische 225010 Tonnen, andere Länder 13,457 Tonnen. Der Totalgehalt der britischen und fremden Schiffe beträgt 19, 082.073 Tonnen, d. i. 290,110 mehr als in dem vorhergehenden Jahre. Ein Drittel der Summe war fremder, Zwei⸗ drittel britischer 3 Es kamen demnach Schiffe von 15,701, 84 Tonnen vom Auslande, und 3380, 2389 Tonnen von britischen Besitzungen an. In demselben Jahre wurden aus den
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Häfen des Vereinigten Königreiches Schiffe mit Ladungen für das Ausland und die britischen a von einem Totalgehalt von 19,750 460 ausklarirt, d. i. 7, 793 Tonnen mehr als im Jahre vorher, Davon waren 15973212 Tonnen nach dem Aug lande und 3, 77,218 Tonnen nach den britischen Besitzungen be—⸗ stimmt; der Gehalt der britischen Schiffe betrug 14 068,95 Tonnen, der der fremden Schiffe 5,7414459 Tonnen. Wiederholte Reifen desselben Schiffes sind in dieser Statistik mit inbegriffen. Schwedens Bevölkerung bezifferte sich am 31. Dezem— ber 1373 auf 4297, 972, und ergiebt diese Zahl einen Zuwachs von 476560 Personen oder 1,4 *. Wie gewöhnlich, haben die Städte und das Land in wesentlich verschiedenem Grade zu dieser Vermeh⸗ rung beigetragen. Die Stadtbevölkerung hat nämlich um Tie R gegen (86 „. des Landes, also fast um das Dreidoppelte zugenommen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Nach dem Mongtshbericht der Königlich Preußischen Akgdemie der Wissenschaften für September und Oktober 13574, lasen in diesen Monaten folgende Herren: arms, Ueber die Reform der Logik. — Schmidt, Ueber kyprische Inschriften.— Peters, Ueber neue Amphibien (37mnopis, Siphonops, Foiypedates, chaco= phorus, Hyla, CGyelodus, Euprepes, Clemmys). — Pringsheim, Ueber die Absorptionsspektra der Clorophyll⸗Farbstoffe. — Baeyer, Ueber= sicht der bis jetzt in Thüringen und im Harz ermittelten Lothablen— kungen. — Beyrich, Ueber das fosstle Vorkommen von Rhizoerinas. Peters, Mittheilung über die mit Unterstützung der Humboldt Stiftung gemachte Reise des Hrn. Prof. Dr. Buchholz. — Helmholtz, Zur Theorie der anomalen Disperslon.
— In rascher Aufeinanderfolge erscheinen die Lieferungen des von J. Engel horn zu Stuttgart verlegten Prachtwerks: Italien, eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna. In diesen Tagen ist die siebente und achte als Doppellieferung erschienen. Wäh⸗ rend der Text auch hier in derselben anziehenden Weise weitergeführt wird, zeigt sich zugleich ein bildlicher Schmuck von italienischen An— stchten, welcher an Erfindung, Genauigkeit und Vollendung der tech—⸗ nischen Ausführung zu den besten Leistungen der Gegenwart gezählt werden darf, Die Blätter in Tondruck: Genua von Gust. Schönleber; Am Platani von A. Metzener; Pinienwald bei Torre dei Greco von Gust, Heß und andere sind Meisterwerke der Zeichnung und des Holz schnitts, voll Stimmung und Poeste. Von Den kleineren Illuftra—⸗ tionen sind namentlich die ausgezeichnet n See⸗ und Marinebildchen von Gust. Schönleber hervorzuheben.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Gumbinnen, 15. Januar. (W. T. B.) Durch den Medi⸗ zinalrath der hiesigen Regierung und den Departements ⸗Thierarzt ist der Ausbruch der Rinderpest in Sawadd en, Kreis Lyck, konsta⸗ tirt worden. Die zur Unterdrückung der Seuche erforderlichen Maß⸗ regeln sind sofort angeordnet worden.
Gewerbe und Handel.
Ueber das Handelsvermögen der Baugesellschaft für Eisenbahn - Unternehmung en, Kommanditgesellschaft auf Aktien, F. Pleßner u. Co,, sowie über das Privatvermögen der per sönlich haftenden Gesellschafter: Baumeister Gustav Ferdinand Pleßner, Rechtsanwalt 4. D. Dietrich. Herrmann Friedrich König und Bau— meister Albert Eduard Paul Gottheiner ist nunmehr der kaufmännische Konkurs eröffnet; Tag der Zahlungseinstellung ist der 14. Januar, einstweiliger Verwalter ist Justizrath v. Wilnmowéki, der erste Ter⸗ min findet am 29. Januar statt.
— In, der letzten Sitzung des Aufsichtsrathes der Berliner Immeobilien-Gesellschaft wurde der Abschluß für 1874 vorge— legt. Von dem Gewinn an Miethen wurde beschlessen, 5,5, in den Reservefonds zu legen und außerdem, abgesehen von Zahlung der üb—= lichen Tantisme und der Festsetzung eines kleinen Gewinnvortrages für das laufende Jahr eine Dividende von 5H, zu vertheilen. Der auf den 26. d. M. anberaumten ordentlichen Generalversammlung wird der Aufsichtsrath die Herabsetzung des Grundkapitals auf drei Millionen Mark (durch Zusammenlegung der mit 50 * eingezahlten Interimsscheine in Vollaktien) vorschlagen. Daneben wird der An—= trag eines Aktionärs, welcher die Kapikalsreduktion um durch An⸗ kauf eigener Aktien in öffentlicher Submisston und die Beschaffung der hierzu nöthigen Gelder durch Aufnahme städtischer Pfandbriefe will, zur Berathung gestellt.
— Das Berliner Brauhaus Fischer, welches seiner Zeit für den Preis von 400,000 Thlrn. an eine Aktiengesellschaft überging, ist jetzt für 143,000 Thlr. verkauft worden. Diese Summe ergiebt ungefähr 3 für die Aktionäre. Der Cours der Aktien ist eirca 2 Brf: . Hypotheken bleiben 184,000 Thle.; baar eingezahlt sind 9600 Thlr.
— Die statutenmäßige Generalversammlung des Ber⸗ liner Hausfrauen⸗-Vereins findet am 25. d. M. Nach⸗ mittags 57 Uhr, im Oberlicht⸗Bürgersaal des Berliner Rath⸗ hauses statt. Auf der Tagesordnung stehen: Jahresbericht, Kassen⸗ bericht, Mittheilungen, Neuwahl des Vorstandes, Statutenperänderung.
Cöln, 14. Januar. (W. T. B.) Wie zuverlässig verlaatet, ist pon der Direktion der Rheinischen Eisenbahn bis jetzt kein Be⸗ schluß zur Ausgabe neuer Aktien gefaßt worden.
Leipzig, 12. Januar. (Dr. Journ.) Der verstorbene Dr. Heinrich,Brockhaus hat dem Börsenverein der deutschen Buch— händler die Summe von 12400 Thlrn. vermacht und dabei den Wunsch geäußert, ohne sonst Bestimmungen Über die Verwendung dieser Summe treffen zu wollen, daß die Errichtung einer höheren Bäldungsanstalt für junge Buchhändler angestrebt werden möge. Der Verstorbene soll in ähnlicher Weise den Buchdrucker und Schriftgießerstand bedacht haben.
— Aus Stuttgart wird geschrieben, daß, nachdem in letzter Zeit die Württembergische Kom misfionsbank unter steter Anpesenheit eines Polizeibediensteten zur Besorgung der dringendsten Geschäfte geöffnet war, wozu der inhaftirte Buchhalter Bium des Morgens aus dem Untersuchungsarrest in das Banklokal und Abends von da wieder in denselben zurückbefördert wurde, gestern Vormittag alles unter Gerichtssiegel gelegt worden ist, da die Direktion ihre Insolvenz angezeigt hat. ö
Wien, 16. Januar. (W. T. B.) Sicherem Vernehmen der „Presse“ zufolge hat die Regierung mit der Gruppe der Kredit⸗ An stalt und dem Hause Rothschild eine Spezialanleihe von 25 Mill. Fl. in Form einer schwebenden Schuld abgeschlossen. Es werden 5 prozentige in 3 Jahren rückzahlbare Schatzscheine ausgegeben. Die Bedingungen bezeichnet die Presse! als dem Staats schatze günstige. Die Anleihe sei zur Durchführung der in Angriff genom⸗ menen Eisenbahnbauten bestimmt und bilde einen Theil der im Jahre 1873 bewilligten Anleihe von 80 Millionen Gulden.
Paris, 15. Januar. (. T. B.) Der Emissionscours der neuen Pariser Stadtanleihe ist dem Vernehmen nach auf 445 Fres. festgesetzt.
Verkehrs⸗Anstalten. ᷣ.
Kiel, 15. Januar. (B. T. B.) Die regelmäßige Po st⸗ Dampfschiffahrt zwischen hier und Korsoer wird morgen wieder aufgenommen; das erste Dampfschiff trifft am Morgen des 17. er. hier ein.
— Der Bau der kleinen Bahn Gotha⸗Ohrdruf ist im vori⸗ gen Monat in Angriff genommen worden und soll am 1. August 1875 beendet sein. Der Unterbau dieser 17 Kilom. langen Staatsbahn wird für ein Geleise hergestellt, das Terrain ist für zwei Geleise er⸗ worben. Baukapital im Ganzen 2000, 0900 Mark, pro Kilometer 114,942 Mark. Das Terrain ist zum größten Theil erworben, und zwar durch gütlichen Ausgleich, wegen des kleineren Theiles ift das Expropriations Verfahren eingeleitet.
Trie st, 16. Janugr. (W. T. B) Der Lloyddampfer,Ve sst a⸗ ist in der letzten Racht mit der ostindisch⸗chinestschen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.