1875 / 23 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Jan 1875 18:00:01 GMT) scan diff

überzeugt gewesen, daß, wie seine Worte lauten, „eine Zeit kom. . ff! *. 61 Streben nach Wissen dein ,,, Ende erreicht, wo die vieltausendjährige Unxmhe des 2 Geistes zur Ruhe kommt, wo der Mensch endlich des 1 5 Organismus seiner Kenntnisse und seines Wissens sich e., ) tigt, wo über alle jetzt getrennten, sich gegenseitig , . n Theile des menschlichen Wissens der Geist allseitiger Vermittelung wie ein Balsam sich ausgießtz der alle Wunden heilt, die der menschliche Geist im eifrigen Riagen nach Licht und Wahrheit ich selbst geschlagen, und aus denen zum Theil unsere Zeit noch blutet.“ Ganz vorzugsweise aber von der Philosophie habe Schelling erwartet, daß sie diese Wunden unserer Zeit heile, womit er jedoch, wie er hinzufügte, natürlich nicht eine schwächliche Philosophie meine, nicht ein bloßes Artefakt, sondern eine starke Philosophie, eine solche⸗ 3 mit dem Leben sich messen könne, die, weit entfernt, dem Leben und seiner ungcheueren Realität gegenüber sich ohnmãchtig 2. fühlen, oder auf das traurige Geschäft der bloßen w . Zerstörung beschränkt zu sein, ihre Kraft aus der ir ich w. selbst nimmt, und darum auch selbst wieder Wirkendes un

rndes hervorbringt.“ . . 3. solche „starke“ Philosophie sich die Auf⸗ gabe setze, „unserer Zeit die großen Gegenstände zurückzugeben, um welche es sich allein verlohne zu philosophiren, gerathe sie unvermeidlich in den entschiedensten Konflikt mit der . den Mehrheit der Vertreter des gegenwärtigen Zeitbewußtsein - dem nichts ferner liege, als jedes tiefere Eingehen auf ö bleme des großen Räthsels der Welt. Und da dieses . für völlig unauflöslich erklärt und zugleich behauptet werde, jeder auf seine Lösung gerichtete Versuch die Grenzen der . lichen Erkenntniß und insbesondere jeder nüchternen, ö philosophischen Forschung übersteige, so sei damit auch das ö. hei über eine Philosophie, wie die letzte , ,,, und könne ihr nach solcher Ansicht begreiflicher Weise

der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie nach ö.

Richtung sich verirre, die nur als eine theils scholastische,

theils theosophische oder mystische zu bezeichnen 6. Was namentlich den theosophischen und mystischen Charak— ter betreffe, der dem letzten Schellingschen System zur ö legt werde und den Hauptvorwurf bilde, so müsse a . dings zugegeben werden, daß die Gegenstände, über ö. sich der Theosophismus ein Wissen zusch eibe, auch Schelling in der späteren Zeit seines Philosophirens und zwar ganz vorzüglich beschäftigte. Aber wolle . nicht alle Begriffe und deren Bezeichnungen verwirren, so dürfe nicht vergessen werden, daß man von jeher unter , ,, oder theoretischen Mystikern nichts anderes verstanden habe, als „Gottbegeisterte, die sich ein unmittelbares Schauen der göttlichen Itatur und der göttlichen Entstehung der Dinge zuschreiben und dabei aller wissenschastlichen (rationalen Form sich begeben. Ueberhaupt könne Mysticismus nur jene Geistes beschaffenheit ge⸗ nannt werden, welche alle wissenschaftliche Begründung oder Aus⸗ einandersetzung verschmähe, die alles wahre Wissen nur von einem sogenannten inneren, auch nicht allgemein leuchtenden, sondern im Individuum eingeschlossenen Licht, aus einer un⸗ mittelbaren Offenbarung, aus bloßer ekstatischer Intuition oder aus bloßem Gefühl herleiten wolle. . . „Das wahre Kennzeichen des Mysticismus ist der ö. 6e . Einsicht, gegen Ver⸗ st⸗ egen Wissenschaft überhaupt.“ . . . . hg 9. Redner, bei Schelling hiervon auch nur im entferntesten die Rede. Dringe nicht gerade er überall auf klarste Einsicht und strengste Wissenschaftlichkeit?

Das Materielle der Probleme, an deren Erforschung sic Schelling gewagt, seien sie auch noch so transcendenter Natur sei nicht dazu angethan, 6 . den Stempel

Theosophischen oder Mystischen aufzudrücke . ö J allein schon ö. auf Theosophie und Mystik gerichtete Anklage als völlig grundlos erscheinen lassen müßte, das seien jene drei hervorragenden Tendenzen der Schellingschen Philosophie, die von ihren frühesten Entwickelungsstadien bis auf ihre letzten Gestaltungen durch sie hindurchgehen und ihren im strengsten Sinne wissenschaftlichen, rein spekulativen Charakter auf das unwiderleglichste darthun. Es gehören hierher: fürs erste ihr von Anbeginn auf die Erforschung der reinen Ursachen gerichtetes Streben, fürs zweite der methodische, systematische Geist, den sie auf jeder ihrer Entwickelungsstufen bethätigte, und Drittens der unablässige r rn. zu immer höheren Wissens⸗ ielen, nach dem sie unermüdlich gerungen. . ö zr cr . wendet sich dann zu Schellings Philo⸗ sophie der Mythologie und Philosophie der Offenbarung diesen beiden großartigen Versuchen einer spekulativ⸗ geschicht⸗ lichen Erklärung derselben, an deren Möglichkeit in diesem Sinne bis dahin wohl kein anderer Forscher gedacht, und an welcher der Verewigte jahrelang mit einer Ausdauer und Anstrengung gearbeitet, die nur in der tiefsten Ueberzeugung ihren Antrieb hätte haben können, daß er wirklich den Weg gefunden, auf dem man in die verborgensten Geheimnisse der Welt- und Menschheitsgeschichte zu dringen vermöchte. Was er schon in den „Weltaltern“ erhofft und angestrebt, das habe nun hier zur umfassendsten Ausführung kommen, und. zwar insbesondere jenes „esoterische System“ seine Begründung erhalten sollen das von der freien Luft der. Wissenschaft durchweht und darum allen Stürmen gewachsen sein sollte⸗ das Die im Christenthum von Anfang enthaltenen, so viele Jahr⸗ hunderte wie in einem Schrein verschlossenen Schätze zu allge⸗ meiner Geltung und Erkenntniß brächte, und das mit der Offenbarung fich nicht beschäftigte, um sie nur wieder in Phi⸗ osophie, d. h. in das, was unabhängig, von ihr schon gewußt ist, aufzulösen, was ein der Philosophie unwürdiges Treiben wäre, da sie immer auf Erweiterung des menschlichen Wissens bedacht sein sollte. .

56 . die Erweiterung des menschlichen Wissens habe ihre Grenzen, die zu überschreiten selbst für den kühnsten For⸗ seher, wenn nicht unmöglich, doch immerhin ein Wagniß sei und ür immer bleiben dürfte. Und zu solchem Wagniß gehörten, bei aller Pietät für Schelling, dessen Versuche auf dem Gebiete der Philo sophie der Geschichte. Denn so genial ihre Ausführungen seien u ud so berechtigt der Gedanke erscheine, daß auch den großen weltgesch ichtlichen Erscheinungen, wie Mythologie und Christen⸗ thum, einc“ universelle und höhere Behandlung, als die bisherige, zu Theil werrde, so lasse sich doch die Frage nicht umgehen, ob es denn über haupt möglich, die der äußeren Geschichte zu Grunde liegenden inner en Vorgänge in ein System zusammenzufassen, in

bringen, nachdem ja schon die Nalur, die doch im Vergleich zur e e * gg el en Ganzes, noch immer undurchdringliche Geheimnisse biete. ; 2 die Kritik Bedenken dieser Art gegen Schellings Philo⸗ sophie der Geschichte erhebe, so könne man denselben nicht ent⸗ gegentreten; nur dürfe dabei nicht verkannt werden, daß das von ihm auf diesem Gebiet Geleistete immerhin zu dem Umfassendsten, Tiefsinnigsten und Geistvollsten zählt, das wir bis jetzt besitzen. Was immer aber auch gegen den eben besprochenen Versuch einer Anwendung der Prinzipien der positiven Philosophie auf die Erklärung der Mythologie und Offenbarung zu erinnern sein möge, so dürfe man dadurch doch nicht bestimmt werden, die davon unabhängige Bedeutung der positiven Philosophie selbst und deren bleibenden Werth zu unterschätzen. Wenn es gelänge, die Quintessenz der positiven Philosophie Schellings herauszuziehen und zur zusammenhängenden, klaren Darstellung zu bringen, dann erst träte die ganze positive Er⸗ rungenschaft jener großen Ideen, die wir Schelling verdanken, ans volle Licht. Auch könne es nicht gleichgültig für die Mensch⸗ heit sein, wenn ihr ein Geist wie Herz gleich befriedigendes spekulativ⸗geschichtliches System geboten werde, das auf den Grundbegriffen eines absolut freien, persönlichen Gottes und einer freien Weltschöpfung ruhe und eine Prinzipienlehre entwickele, durch die nicht blos der gegenwärtige Zustand der Welt und die Stelle und Bedeutung des Menschen in ihr und dessen Freiheit seine befriedigende Erklärung finde, sondern auch von einem völlig neuen Standpunkte aus die Rechtfertigung Gottes eine wirkliche Theodicee gegenüber dem Uebel und Bösen in der Welt, und zugleich der Erweis der persönlichen Fortdauer des Menschen nach dem Tode in positiver Weise ge⸗ leistet werde. . . ö Wer, wie Schelling, bei solchem Ziele höchsten Bissens und Erkennens nach einer weit über ein Lustrum sich erstreckenden Geistesarbeit angelangt, dem könne das Zeugniß eines unab⸗ lässigen Fortschrittes nicht versagt werden. . Mit diesem Fortschritte hänge aber auch zusammen, daß wie derselbe einerseits dadurch bedingt sei, daß auf jede höhere Stufe desselben das auf den früheren Gewonnene mit hinübergenommen und auf diese Weise ein stetiges dortschreiten vermittelt wurde, so andererseits auch von Anbeginn Schellings Streben darauf gerichtet war, in beständiger Kontinuität mit den ihm voran⸗ gegangenen Forschern zu bleiben einer Kontinuität, die namentlich zuletzt noch aus den beiden Abhandlungen über Kants Ideal der reinen Vernunft und über die Quelle der ewigen Wahrheiten und aus den an Platon und Aristoteles in der rein⸗ rationalen Philosophie é das einläßlichste sich anschließenden Untersuchungen ersichtlich sei. ö 69 . auf den so erfolgreichen Fortschritt, bei Schelling, einen nicht zu unterschätzenden Einfluß all dasjenige

von Freundes- wie Feindesseite entgegentrat. Konnte der Ver⸗ kehr mit befreundeten Geistern, zu denen die größten Männer unter seinen Zeitgenossen zählten, nur in hohem Grade belebend und fördernd auf seine Thätigkeit zurückwirken, so waren hinwieder die Kämpfe, die er mit seinen Gegnern zu bestehen hatte, nur dazu angethan, ihn zu bestimmen, seine Ideen einer neuen, noch schärferen Prüfung zu unterziehen. Je mehr er aber selbst einen umfassenden Standpunkt gewonnen, desto milder und an⸗ erkennender seien seine Urtheile über die früheren Gegner von zedeutung geworden. . ö ö Der 3 schließt diesen der Geistesentwickelung Schellings gewidmeten Ueberblick mit einem Hinweis auf den Einfluß, welchen Caroline Schlegel, seine spätere Gattin, auf Diese Ent⸗ wickelung gehabt hat. Nicht als oh dieselbe auf die Erzeugung seiner Ideen irgendwie selbstthätig eingewirkt hätte aber das BVe⸗ wußtsein, in seinem besten und wahrsten Wesen von einer ihm innerlichst verwandten Seele ganz verstanden zu sein, habe ihm die wirksamste Förderung in seinen Geistesarbeiten, be⸗ sonders zu jener Zeit gewährt, als es galt, nach dem An⸗ fangs nur geahnten höheren, aber dann immer deutlicher erkann⸗ ten positiven Ziele seine Forschung auszudehnen. An diesem damals ins Auge gefaßten spekulativen Fortschritt sei jedoch nicht blos sein Geist, sein Verstand, sondern auch sein Herz betheiligt gewesen. „Denn auch der Geist“ wie Schellings tief empfundene, noch kurz vor Carolinens Tode niedergeschriebene Worte in seiner Abhandlung über die Freiheit lauten, „ist noch nicht das Höchste, er ist nur der Geist oder der Dauch der Liebe. Die Liebe aber ist das Höchste“. Aber nur in Persön⸗ lichkeit ist Liebe, Leben und Freiheit, und darum konnte jetzt für Schelling auch kein anderes System mehr Sinn und Bedeutung haben, als ein auf Erforschung und Begründung dieser höchsten Ideen gerichtetes System, ein System, das „statt den heiligsten Gefühlen, dem Gemüth und sittlichen Bewußtsein zu wider⸗ sprechen, vielmehr alle Anforderungen des Geistes, wie des Herzens, des sittlichsten Gefühls, wie des strengsten Verstandes zu vereinigen“ die Aufgabe hat.

Das Stiftungsfest des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen.

Wie alljährlich, so beging der Verein zur Beförderung des Ge⸗ werbfleißes in Preußen auch in diesem Jahre sein Stiftungsfest am

24. Januar, als dem Geburtstage Konig Friedrichs II. Gegen 5 Uhr hatten sich die zahlreichen Festtheilnehmer in den vorderen Salons des Englischen Hauses versammelt und begaben sich bald nach 5 Uhr unter den Klängen eines Festmarsches in den großen Saal, dessen Hauptwand ein aus immergrünem Gebüsch aufstrebender pur⸗ purner Baldachin verdeckte, vor welchem die Büͤsten Friedrichs 1I. des Kaisers und des Kronprinzen angebracht waren. Den Ehrenplatz an der Festtafel hatte der Vorsitzende des Vereins, Staats ˖ Mimnister Pr, Delbrück inne. Dem Festprogramm gemäß, ergriff zunächst der Schriftführer des Vereins, Geheimer Rath Professor Reuleaux, Di⸗ rektor der Gewerbeakademie, das Wort, um den Jahresbericht zu er⸗ statten. Es lautet dieser Bericht im Wesentlichen wie folgt: .

„Der „Verein für Förderung des Gewerbfleißes in Preußen feiert heute nach gewohnter Sitte am Geburtetage Friedrichs des Großen den Jahrestag seines nunmehr 54jährigen Bestehens. Der⸗ selbe zählt unter seinen Mitgliedern an der Spitze Se. Majestät den Kaiser und König und Se, Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen, fünf Ehrenmitglieder, 218 einheimische und 146 aus- wärtige, unter letzteren 17 Gewerbe und polytechnische Vereine und Gesellschaften. Im jüngstverflossenen Jahre sind dem Verein vier Mitglieder durch den Tod entrissen: Se. Excellenz der Staats⸗ Minister a. D. Freiherr v. d. Heydt, der Wirkliche Geheime Ober- Regierunga⸗Rath, Ministerial⸗Direktor Moser, erster Stellvertreter des Vorsitzenden, der Kommerzien⸗Rath Wrede und der Civil. ngen ieur Scholl. Von den zwölf früher geftellten Preisaufgaben, deren Lösungs⸗

welchem sie dure n die allgemeinen Prinzipien alles Werdens ihre

ive Erklärung finden sollen. . . . sich Schelling der Forderungen, die an eine wahre Philosophie der Geschichte zu stellen ind, deutlich bewußt; allein eine andere Frage sei, ob es menschlicher Forschung über haupt je vergönnt sein möchte, das intelligible System der Ge⸗

termin bis Ende Dezember 1874 verlängert worden war, und den Honorar⸗ ausschreibungen ist im verflossenen Jahre keine gelöst worden. Dagegen hat der Verein an den Wehermeister Reichelt in Bernau für eine Verhesserung am Webstuhl 20 Thlr. zur Aufmunterung bewilligt. Nach dem Beschlusse des Vereins sind von den Preisaufgaben zwei in Wegfall gekommen, eine dritte ist in eine Hanorarausschreibung

ausgeübt, was ihm im Laufe seiner philosophischen Wirksamkeit

aben und sechs Honorarausschreibungen, für deren Lösung außer . . h silbernen Medaillen Geldpreise bis zu 2066 Thlrn, im Gesammtbetrage von 95659 Thlrn. ausgesetzt sind. Wie früher hat auch im verflossenen Jahre der Herr Handels- Minister dem Verein seinen hohen Beistand angedeihen lasffn und hat ihm der Verein interessante Mittheilungen für feine Verhandlungen zu danken. Im Laufe des vorigen Jahres hat sich so= dann, nach einer langen Reihe eingehender Berathungen auch das wichtige innere Ereigniß im Verein vollzogen, von welchem ich Ihnen bereits beim vorigen Stiftungsfest Mittheilung zu machen hatte: Der Vereen hat sich ein neues Statut gegeben. Dessen Inkraft⸗ setzung hat sich einstweilen zwar noch, hingezogen, indem die erbetene Allerhöchste nicht eingetroffen ist; diese steht indessen unmittelbar bevor, so daß der Verein das begonnene Jahr gemäß feinen umgestaiteten Grundlagen zu verleben haben wird. Die Mitglieder hoffen eine erneute Frische und ö Regsamkeit aus demselben hervor— sprießen zu sehen. ährend die ältere Form der Ermunterung des Gewerbfleißes durch Stellung von Preisaufgaben in den Hintergrund geschoben und, theilweise ganz verlassen werden soll, ist die Bespre⸗ chung der wichtigen neuen Ereigniffe im Industriegehiete, der sich entwickelnden, wie der herankommenden, in bedeutend erhöhtem Maße ins Auge gefaßt. Allerdings sind auch der Aufgaben viele und große, welche sich der Vereinsthätigkeit darbieten. Viele unendlich wichtige Fragen sind im Flusse, welche der Verständigung der Er⸗ wägung, der Prüfung oder der Belebung bedürfen. Da ist der so⸗ ehen in Kraft getretene Schutz der Handelsmarken; da sind die regen Bestrebungen für den Schutz der Muster und für denjenigen der technischen Erfindung. Da sind die Bewegungen auf dem Arbeitermarkt und in der Arbeiter Gesetzgebung, welche die Wellen des dahinfließenden Stromes des Gewerblebens tief aufregen. Der Verein nun will fürder nicht, wozu ihn seine ältere Verfassung nachgerade hatte kommen lassen, am Ufer zuschauen und die Exeignisse betrachten, sondern er will selbst fördernd und lei⸗ tend mitwirken in den Bewegungen, welche, wie wir alle hoffen, Er⸗ scheinungen einer Entwickelung zum Besseren sind. Thatkraͤftig also, wie der grohe geistige Schirmherr unseres Vereins, will dieser voran⸗ schreiten. Im Hinblick hierauf darf ich an die würdige Form er⸗ innern, in welcher unser Verein seine Stiftungsfeier einzuleiten ge⸗ wohnt ist, an den ersten Trinkspruch, welcher uns stets die hohen Ziele der Vereinsbestrebungen symbolisch vor Augen führen soll. Lassen Sie uns die Gläser erheben und den ersten Trunk in feierlicher Weise weihen dem Andenken Friedrichs des Großen!“ Die Versammlung erhob sich und leerte, während vom Orchester die Klänge des Hohenfriedberger Marsches herabschwehten, die Gläser zum Andenken Friedrichs des Großen. Den Trinkspruch auf Se. Majestät den Kaiser und König brachte der Vorsitzende des Vereins, Staats-Minister Dr. Delbruͤck, aus; derselbe knüpfte an den Wechsel heiterer und trüber Jahre an, die, wie Jedem in der Welt, so auch dem preußischen Gewerbfleiß beschieden sei. „Kann nun“, fuhr der Redner fort, „der Rückblick auf das verfloffene Jahr nicht zu den er— freulichen gerechnet werden, so ist doch zu hoffen, daß die Erschütte⸗ rungen, welche das letzte Jahr in die Industrie geworfen hat, rasch vorüber gehen werden. Wir können insofern mit Vertrauen in die Zukunft sehen, als wir uns sagen können, daß die natürlichen Grund— lagen unseres Gewerbfleißes nicht erschüttert, sondern daß sie ge⸗ sund und in einer Entwickelung begriffen sind, wie sie energischer und weitgreifender früher niemals dagewesen ist. Vor Allem kommt es in den weniger günstigen Zeiten darauf an, den Kopf oben zu be⸗ halten. Und wenn wir dazu eines Vorbildes bedürfen, s

Bestätigung noch

so wird der Verein zu blicken haben auf sein erhabenstes Mitglied, Se. Masestät den Kaiser, der in guten und bösen Tagen es verstanden hat, Festig⸗ keit und Muth zu bewahren und das Vertrauen in den Sieg der guten Sache nie zu verlieren. Er ist auch für den Verein in dieser Beziehung ein leuchtendes Vorbild und derfelbe kaun sich heute dieses Vorbildes um so mehr erfreuen, als Se. Majestät, unser erhabener

Kaiser, unter Gottes Schutz sich gerade in diesem Jahre wieder einer Kraft und Frische der Gesundheit erfreut, wie wir sie ihm von ganzem Verzen noch viele Jahre hindurch wünschen wollen, Stoßen Sie an, Se. Majeftät der Kaiser und König lebe hoch!“ .

Es folgten dann noch Toaste auf den Handels Minister Dr. Achenbach, den Staats⸗Minister Dr. Delbrück, auf den reorganisirten Gewerbeverein, auf Watt und Reuleaux (ausgebracht von dem Ge heimen Ober-Regierungs-Rath Dr. Eagel, der daran anknüpfte, daß das Jahr 1875 das Jubeljahr der Dampfmaschinen, da im Jahre 1775 die erste wirkliche Dampfmaschine aus der Fabrik Watt and Bulton zu Soho hervorgegangen sei, s. in der Handelsbeilage) und zahlreithe andere ernste und heitere Reden.

Theater.

Im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater ist die Fledermaus gestern zum hundertsten Male aufgeführt worden. Die heitere Oper hat, wie das vollbesetzte Haus bewies, ihrer zahl⸗ reichen Vorstellungen ungeachtet, von ihrer Beliebtheit noch nichts eingebüßt, frisch und munter wie immer gesungen und gespielt, und fand den gewohnten lebhaftesten Beifall. Die Partie der Rosalinde ist jetzt von Frl. Preuß übernommen, die sich nicht nur als ge⸗ wandte Sängerin, sondern auch in ihrer äußeren, durch glänzende Toilette gehobenen, Erscheinung auszeichnet.

Im Viktoriatheater bewähren noch unausgesetzt⸗ sieben Raben“ ihre Anziehungskraft. Als eine neue höchst be⸗ merkenswerthe Erscheinung im choreographischen Gebiete tritt jetzt die Solotänzerin Dlle. Anais Letournéur in den sieben Raben auf und hat durch ihre graziöse Persönlichkeit und ihre hohe Kunstfertig⸗ keit die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.

Im Residenz-⸗Theater wird Octave Feuillets Drama „Die Sphinx“ mit Fr. Antonie Janisch in der Titelrolle am 10. Februar in Scene gehen.

8: 38

Hr. A. Böttcher produzirt in seinen instruktiven Soir sen jetzt Bilder aus Spanien, von denen namentlich die architektonischen hervorzuheben sind: Burgos, Barcelona, Valencia, Cordova, Sevilla, Granada und vor Allem die Alhambra. Unter den dandschaftlichen Bildern zeichnet sich eine Gebirgspartie mit Alpenglühen aus. Die zweite Abtheilung bilden jetzt belehrende Darstellungen des Planeten⸗ systems und seiner Gesetze, der Mondoberfläche u. s. w. Die Soirée fantastique ist mit den Reliefs der Siegessäule, neuen Land⸗ schafts“, Architektur- und humoristischen Zauberbildern gusgestgttet worden. Von den Architekturbildern ist besonders der Weiße Saal im Königlichen Schlosse erwähnenswerth. Die Soiréen sind all— abendlich sehr zahlreich besucht.

Prozeß Ofenheim. ; Wien, 26. Januar. (W. T. B.) Graf Borkowski, Mitglied des Verwaltungsrathes der Lemberg, Czernowitzer Bahn, erklärt bei seiner heutigen den f nn, mar ö. e .

Schenkung der Provision vielleicht anders gusgefallen wäre, wenn , tt! h die Provision der Gesellschaft, und nicht Ofenheim zugestanden worden sei. Der Staatsanwalt beantragt hierauf, sanmmt⸗ liche Mitglieder des Verwaltungsraths nicht zu vereidigen, Der Ver⸗ theidiger des Angeklagten ist hiermit, einperstanden. Der Zeuge Springmann, welcher Beamter hei Sigl ist, giebt an, er habe von dem Direktor der Ringhoferschen Fabrik selbst gehört, daß diese Ofen⸗ heim eine Provision von 3 Prozent angeboten habe. Weihel, General⸗ rath der Anglobank, deponirt, daf Ofenheim bei jedem Geschäfte der Anglobank betheiligt war, und hieraus einen Gewinn von Hundert— tausenden gezogen habe.

Redacteur: F. Preh m. . Verlag der Expedition (KefselJs. Druck! W. Elsner.

Vier Beilagen

Berlin:

schichte in ihrer ganzen Totalität zur wirklichen Erkenntniß zu

umgewandelt worden. Es schwehen mithin gegenwartig neun Preis⸗

*

(einschließlich Börsen⸗Beilage)

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger

n 23.

Sessen. Mitglieder des

soweit sie nicht dem Reichstag angehören, zu sammen, der auch der

handelte sich um gierung an die

einestheils den Staatsvertrag mit Baden über die

von Neckar⸗Gem

waldbahn nach Eberbach und über garten, und den sich daran anschließenden Vertrag mit der Ludwigsbahngesellschaft wegen der Linie Mannheim⸗Frankfurt und Hanau⸗Babenhausen 2

Preußen wegen sisches Gebiet. Bes chleunigung

hoffen, daß die

und Abg. Theobald als Berichterstatter bestellt.

rathungsreif werden.

Mecklenburg. Meckl. Anz.“ enthalten folgende Mittheilung:

Stand gesetzt, d

vorstehende Veränderungen in der Besetzung verschiedener höherer Dienststellen dahin zu J oh

daß Se. Königli Vorsitzenden des

den aus Familienrücksichten wiederholt erbetenen Abschied zu Ostern d. J. zu bewilligen und den bisherigen Geschäftsträger in Berlin und

Bevollmächtigten zum Nachfolger

Finanz⸗Ministeriums zu berufen.

Berlin

selbst designirt. der durch das

sterialdirektor B

Kammer⸗ und Forst⸗Kollegiums und

v. Koppelow,

zum Großherzoglichen Friedrich Franz⸗Eisenbahnen

Dasselbe Blatt meldet: Justiz⸗Reorganisation eingetretene Vermehrung der Geschäftslast

im Justiz⸗Minist

veranlaßt, seine Enthebung von den Funktionen eines Mitgliedes der Großherzoglichen Kommission für das

zusuchen, und ist

wald hierselbst in die genannte Kommission eingetreten.

Sachsen⸗ Meiningen Sildburghausen. gen, 24. Januar. tag den Gesetzentwurf, die Erhöhung des Diensteinkom⸗ mens der Geist lichen betreffend, berathen und in folgender Weise angenommen: U ständigen Geistlichen Substituten nicht zulage soll sich das Diensteinkommen der aktiven Geistlichen er—

höhen nach Zöähriger Dienstzeit auf 1600

ger Dienstzeit au 2200 Mark, nach Gehaltssätze soller

welche neben ihrem geistlichen Amte noch dem Beruf als Rekto⸗

ren ꝛc. von Schr

tage der Beschluß

weitere Aufbessert

die Zukunft vorzubereiten und Kirchenfonds eine Dotation

zösischen Kriegsen

Oe sterreich

Kaiser ist gestern Abend von Budapest nach Wien zurück—⸗

gekehrt. Die Ka in Pest zurückgeh Mittwoch nach W

= Im Abge dige Debatte über

baues der Kronprinz Rudolfsbahn bis Mittwoch pellirte den Handel s⸗-Minister Laibacher Handels kammerwahlen, wogegen zahlreiche Proteste er⸗

Grenze.

hoben wurden.

26. Januar.

del Mazo hat,

beim Kaiser erbe nigs Alfons, zu überreichen.

Der Kaiser hat heute den

Jacobini und den empfangen.

Pest, 25. Januar. Im Oberhause wurde die Grund— steuer⸗ und Katastervorlage verhandelt. wurden die meisten

beiden Häuser im

erledigt und insbesondere die Feststellung eines zwanzigjährigen Durchschnittserträgnisses bei Waldungen angenommen.

Berathung wird mn Spanien.

neral Primo di Rivera ist zum Oberbefehlshaber des zweiten Armeekorps der Nordarmee

gegangenen Meldungen haben 600 Carlisten in der Provinz Castellon die Waffen nieder⸗

gelegt. Nach Estella hat Don

dem Feinde beschuldigte Offiziere und Unteroffiziere erschießen lassen. Der BVberkommandant der Nordarmee hat allen Car⸗ listen, welche vor Ablauf dieses Monats

nestie zugesichert. (W. T. B.)

Darm stadt, 25. Januar.

Nach längerer

und Bevollmãchtigten zum Bundesrath ist der Justiz⸗ Rath v. Prollius, Mitglied der Großherzoglichen Justizkanzlei und der Kaiserlichen Disziplinarkammer für Reichs beamte

Ableben des Kammerdirektors Böeler erledigten Aemter zu Ostern d. J. dahin verfügt worden, daß der

welches die Thronbesteigung

Aichlamtliches

Heute traten die zweiten Kammer, einer Sitzung zu⸗ Präsident der Kammer beiwohnte. Ez die Behandlung der in letzter Zeit von der Re⸗ Stände gebrachten Eisenbahnvorlagen, betreffend ; Neckarbahn ünd bis Jaxtfeld, über die Fortsetzung der Oden— die Linie Mannheim Rosen⸗

Finanzausschuffes der

n anderntheils deu Vertrag mit Führung der Berlin⸗Wetzlarer Bahn durch hes⸗ ; Vesprechung wurde die möglichste in der Vorbereitung der Referate beschlossen, Man darf

Angelegenheiten bei der nächsten Session be⸗

Schwerin, 26. Januar. Die heutigen Wir sind in den ie Mittheilungen verschiedener Blätter über be— bestätigen beziehungsweise zu ergänzen, che Hoheit der Großherzog geruht haben, dem Finanz⸗Ministeriums, Staatsrath v. Müller,

zum Bundesrath, Legations⸗Rath v. Bülow, des Staatsraths v. Müller in der Leitung des Zum diesseitigen Gesandten in

ier⸗ Außerdem ist in Betreff der . Mini⸗ von Rettelbladt zum Direktor des der Geheime Kammer⸗Rath welcher gleichzeitig aus der Kammer ausscheidet, Kommissar für die Mecklenburgischen designirt ist

Die in Voraussicht der bestehenden

aron

erium hat den Piinisterial⸗Kath Maßmann Heimathswesen nach⸗ an Stelle desselben der Kanzlei⸗Rath v. Buch⸗

Meinin⸗

In seinen letzten Sitzungen hat der Land—

Das jährliche Diensteinkommen eines selbst⸗ darf nicht unter 1400 Mark, das eines unter 1009 Mark betragen. Durch Alters⸗

Mark, f 1900 Mark, nach 24 jähriger 32jähriger Dienstzeit auf 2400 1 auch bei s

nach 16jähri⸗ Dienstzeit auf Mark. Diese olchen Geistlichen Geltung haben,

Auch wurde vom Land— gefaßt, die Staatsregierung zu ersuchen, eine ing des Diensteinkommens der Geistlichen für zur Bildung eines allgemeinen - von 300,000 Mark aus den fran⸗ tschädigungsgeldern zu gewähren.

ilanstalten obliegen.

Ungarn. Wien, 25. Januar. Der iserin ist durch ein kleines Unwohlsein noch alten und wird mit der Erzherzogin Valerie ien reisen.

ordnetenhause entspann sich eine mehrstün⸗ den Antrag des Ausschusses wegen des Aus⸗ nach Pontafel an die wird die Debatte fortgesetzt. Vosnjak inter⸗

wegen Unregelmäßigkeiten bei den

(W. T. B.) Der spanische Gesandte gutem Vernehmen nach, eine Privataudienz ten, um demselben ein Handschrelben des Kö' desselben notifizirt,

päpstlichen Nuntius Msgr. französischen Botschafter Marquis d' Hareourt

In vierstündiger Sitzung Differenzen zwischen den Textirungen der

Sinne der Anträge des Abgeordnetenhauses Die morgen fortgesetzt.

Madrid, 26. Januar. (W. T. B.) Ge⸗

ernannt worden. Nach hier ein⸗

im Laufe dieses Monats bereits

den Berichten carlistischer Ueberläufer aus Carlos mehrere, des Einverständnisses mit

sich unterwerfen, Am⸗

Erste Beilage

und König Berlin, Mittwoch, der

Zweck der Entsetzung von sämmtliche Truppen bei Pe

lassen.

Per alta, 26. Januar (W. T. B.) König Alfons hat heute in Falces (Provinz Navarra) über die Division Tapardo eine Revue abgehalten. Der König wurde von den Truppen und von der Bevölkerung mit lebhaften Kundgebungen begrüßt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 20. Januar. Den „H. N.“ schreibt man: „Als vor Kurzem in Schweden eine Personalveränderung im Marine⸗Ministerium stattfand, indem der Adjutant des Königs Oscar, Commandeur v. Otter, zum Marine⸗Minister ernannt wurde, hieß es gleich, daß diese Ver⸗ änderung im schwedischen Ministerium auf einen Systemwechsel mit Bezug auf die Zusammensetzung der schwedischen Flotte hinweise. Diefe Vermuthung hat durch den jetzt vorgelegten Budgetvorschlag und das daran gefügte Staatsraths protokoll Bestätigung gefunden, indem daraus zu ersehen ist, daß der neue Marine⸗Minister im Gegensatz zu seinem Vorgänger der Mei⸗ nung ist, daß die Flotte mit größeren, schnelleren Panzerschiffen, welche feindliche Landgänge erschwweren und in offener See ope⸗ riren können, um die Kommunikationen des Feindes mit seinem eigenen Lande abzuschneiden, versehen werden müßte.“

Asien. Die „Times“ meldet aus Shanghai vom 25. d. M., daß der Kaiser von China gestorben' ist. Sein Nachfolger ist erst 5 Jahre alt. Eine Störung der öffentlichen Ruhe in Folge des Todesfalles hat nicht stattgefunden.

Am ersten Adventsonntag, den“ 29. November, hat die feierliche Einweihung der arabisch⸗protestanti⸗ schen Kirche in Jerusalem stattgefunden. Der „Allg. ig. entnehmen wir darüber Folgendes:

Die neue Kirche im romanischen Styl steht, in der Nähe des Russenbaues, auf einem freien Platz an der Straße, welche über Bireh nach Damaskus führt, einem Platze, von welchem aus man eine schöne Aussicht nach dem Moabhitér Gebirg hat Der Tag der Einweihung war ein herrlicher Sonnentag. Der Einweihnngsgottesdienft hatte seinen Anfang um 93 Uhr genommen. Die bescheidene Glocke, vorerst noch auf einem Hozgerüͤst anstatt auf dem Thürmchen, hatte dazu eingeladen. Uebrigens hatten sich schon lange vorher Deutsche und Araber, Lateiner, Griechen, Armenier u. s. f. auf dem Vorplatz ein= gefunden, ein buntes Gemisch von Trachten und Nationalitäten. Bei dem von der benachbarten Wohnung des Pfarrers ausgehenden Fest⸗ zuge waren Angehörige der englischen Misston in Palästina und Kleinasien, an ihrer Spitze der greise Bischof Gobat. Unter den Festgästen waren der englische und der deutsche Konsul, sowie der syrische Bischof mit zwei Priestern. Nach einem schönen Vorspiel der Orgel und dem von den Knaben des syrischen Waisenhauses ausgeführten Gesang einer Motette las Hr. Zeller aus Nazareth die Gebete, worauf die Predigt des Parochus Rüber das Gleichniß vom Senfkorn folgte. Nach einem von den Mädchen der Erziehungsanstalt Talitha Kumi gesungenen Tedeum und einem Gesang der Gemeinde nahm Bischof Gobat die Ordination des ein⸗ gebornen Gehülfen Chalil Dschamal zur Würde eines Diakonus vor. Darauf wurde das heilige Abendmahl administrirt. Die evangelische Gengssenschaft Jerusalems hat nun drei Gotteshäuser, die geräumige Christuskirche auf dem Zion, die deutsche Kapelle auf dem Muristan, dem Johanniterplatz, in der Mitte der Stadt und die neue Kirche außerhalb der Stadt zwischen Jaffa und Damascus⸗Thor.

Afrika. Der „Osserv. Triest.“ meldet aus Alexandrien, 8. Januar, über die internationalen Gerichtshö fe Fol⸗ gendes:

Wir stehen am Vorabend der feierlichen Einsetzung der europãäisch⸗ ägyptischen Gerichte. Der 17. d. M. als der Jahrestag des Regie⸗ rungsantrittes des gegenwärtigen Vizekönigs, ist dazu gewählt worden. Die innere Einrichtung der neuen Herichtshöfe schreitet rasch vor, die meisten europäischen Mitglieder derselben sind bereits angekommen und nehmen an den Konferenzen Theil, die täglich im Ministerium des Auswärtigen unter dem Vorsitz Scherif Paschas abgehalten werden. Die Mitglieder des Appellations, und Kassationshofes sind bereits ernannt; es wird ein Gerichtshof sein, der sich nach der ausgezeich⸗ neten Wahl seiner Richter den besten europäischen an die Seite stellen darf.

Der Vertreter Oesterreich⸗ Ungarns in demselben, Hofrath Lapenna vom obersten Gerichtshof in Wien, hatte sich beim Vizekönig der schmeichelhaftesten Aufnahme zu erfreuen und wird auch von der Regierung sehr ausgezeichnet. Sein Wort ist in den oben erwähnten Konferenzen von großem Einfluß. Italien hat zu seinem Vertreter in dem internationalen Appellations. und Kassationshofe den Dr. Giaccone, zuletzt Präsident des Appellationsgerichts in Brescia, er— nannt. Derselbe war früher 7 Jahre lang italienischer Konsulats— richter in Aegypten und hinterließ als solcher einen hochgeachteten Namen; auch nahm er 18695 und 1870 an den Konferenzen zu Kairo und Konstantinopel über die ägygtische Gerichtsreform Theil. .

Graf Searogna, dem Stamme nach ein Italiener, aber von Geburt ein Bayer, zuletzt Präsident des Gerichtshofes in Mülhausfen, ein namhafter Kriminalist, ist der deutsche Delegirte. Rußland

1875.

schätzt. Im Orange -Freistaat suchten furchtbare Stürme und Fluthen mehrere Ortschaften heim und richteten unendlichen Schaden an. In Bloemfontein sind drei Brücken gänzlich verschwunden und mehrere Häuser sind völlig demolirt. In Natal richteten die Fluthen ebenfalls vielen Schaden an. In Namaqualand dauert die Dürre noch immer fort und es herrscht folglich großer Nothstand. In Bushmanland ist seit Monaten kein Regen gefallen und die unglückliche Bevölkerung geht einer Hungersnoth entgegen. Die Ernte ist gänzlich mißrathen.

Der „A. A. C. liegen folgende Nachrichten vor:

Aus Cape Coast Castle wird unterm 29. Dezember gemel⸗ det, daß Gouverneur Strahan am 27. d. M. von Ter ward zurück⸗ kehrte. Es ist eine Möglichkeit vorhanden, daß die Sklavenfrage Verlegenheiten schaffen dürfte, da Häuptlinge aus dem Innern sich sehr darüber beklagen, daß ihre Sklaven sie verlassen. Ber Handel leidet in Folge een, da die Kaufleute sich fürchten werden, nach der Küste zu kommen, wenn ihren Lastträgern gestattet ist, sie zu verlassen. Der Gesundheitszustand der Küste ist ziemlich, da sich das Wetter gebessert hat.

Nach Berichten aus der Capstadt vom 26. Dezember ist in Nat al beträchtliche Bestürzung verursacht worden durch ein in Um— lauf gesetztes Gerücht, daß die britische Regierung beabsichtige, die Freilassung Langalabalelc z anzuordnen, daß die Cap Regierung getadelt worden sei und Sir Harry Barkly, der Gouverneur, abberufen wer⸗ den soll. Es heißt anch, daß Langalabalele zu seinem Stamme zurück⸗ geschickt werden soll, und daß Natal ihm 60,000 Pfd. Sterl. als e rihalkung für seine gesetzwidrige Behandlung zu zahlen haben werde.

Neichstags⸗ Angelegenheiten.

Berlin, 27. Januar. In der Sitzung des Deutschen Reichstags am 25. d. M. nahm der Bundeskommissar Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Michaelis in der Diskusston über 3 9 des Bankgesetzentwurfs nach dem Abg. v. Unruh das Wort:

Meine Herren! Es liegen

zum gegenwärtigen Paragraphen mehrere Abänderungsanträge vor, welche zum Theil eine entgegen⸗ gesetzte Richtung verfolgen. Die Diskussion hat sich bisher auf einen Rieser Abänderungsvorschläge beschränkt, und ich glaube, in Ihrem Interesse richtig zu handeln, wenn ich die wenigen Worte, die ich zur Erläuterung der Regierungsvorlage zu sagen habe, auch lediglich an diesen einen Ahänderungsvorschlag knüpfe, und die Erörterung über die anderen Abänderungsvorschläge bis dahin verschiebe, daß Gelegenheit gegeben ist, diefelben aus der Mitte des Hauses zu begründen. Der Vorschlag, der Ihnen von dem Herrn Referenten und von dem Herrn Abgeordneten für Oels empfohlen worden ist, geht dahin, die Grenze, bis zu der die Reichsbank befugt sein soll, ungedeckte Noten ohne Versteuerung derselben oder, uin das Kind gleich beim richtigen Namen zu nennen, ohne Verzinsung auszugeben, um 50 Mil⸗ lionen Mark weiter zu rücken, als der Kommissionsvorschlag dieselbe steckt. Es hat sich von allen Herren Rednern keiner außerhalb des Prinzips einer solchen Beschränkung der Ausgabe ungedeckter Noten, wie sie dem Entwurf zum Grunde liegt, gestellt. Aber, meine Herren, wenn gegenüber einem solchen Prinzipe, dessen praktische Durchfuhrung schließlich darauf hinausläuft, eine in Ziffern ausgedrückte Grenze fest⸗ zustellen, nur um eine theoretische Anerkennung handelt, die praktische Ausführung in Betreff der Grenzbestimmuag aber fo gehandhabt werden soll, daß die Grenze im Sinne der Absicht des Entwurfes keine Grenze mehr ist, dann, meine Herren, ist die theoretische Aner—⸗ kennung des Prinzipes keinen Schuß Pulver mehr werth. Ich glaube, nach dieser Bemerkung dürfte das Amendement des Herrn Abgeordneten für Bremen, welcher eine Eihöhung von 106 Millionen vorschlägt, vorläufig auf sich beruhen können, bis dasselbe näher begründet worden ist. Ich beschränke mich auf das Amende⸗

ment, welches eine Erweiterung um 56 Millionen Ihnen vorschlägt. Da ist nun über den Sinn dieses Amendements eine Verschieden⸗ heit der Meinungen hervorgetreten, indem von der einen Seite gesagt wurde, die Grenze, welche für den nicht zu verzinsenden ungedeckten Noten⸗ umlauf gesteckt werde, sei eine Grenze, die lediglich bestimmend sein solle für die Diskontopolitk der Reichsbank, wogegen auf der anderen Seite gesagt ist, es sei eine die Reichsbank moralisch bindende Grenze, hinter der ste stets weit zurückbleiben müsse und zwischen der und dem wirklich ungedeckten Notenumlauf eine Reserve liegen müsse. Der letzte Herr Redner war sogar bereit, diesem zweitangeführten Gedanken einen gesetzgeberischen Ausdruck zu geben. Aber ehe ich dieser theoretischen Anerkennung einer engeren Grenze, als der von ihm befürworteten einen praktischen Werth beilege, möchte ich wissen, wie hoch diese Reserve bemessen werden soll. Das ist ja und darauf möchte ich Sie vor Allem aufmerksam machen der große Unterschied zwischen der Grenzbestimmung des Entwurfs und der Grenzbestimmung in der Peels Akte, daß bei der Peels. Akte die Reserve, welche die Bank in einer unbenutzten Nebenausgabebefugniß sich halten muß, vollständig innerhalb der für die ungedeckte Notenausgabe festgesteckten Grenze liegen muß, während nach dem vorliegenden Entwurfe außerordentliche Zeiten die Reichsbank ermächtigen, über die Grenze hinaus ausgegebenen, um den Preis einer fünfprozentigen Verzinsung der über die Grenze hinaus ausgegebenen ungedeckten Noten. Es liegt also für die Reichsbank eine Reserve für außerordentliche Zeiten

hat den Legations⸗Rath Eumany geschickt, Schweden wird durch den Baron Armfeld vertreten sein, die Vereinigten Staaten von Rord— Amerika durch Dr. Baringer. Die englische Regierung ernannte einen

Advokaten, den Dr. Scott, der für einen tlefen Kenner des Handels⸗

rechtes gilt. Frankreich hat noch keinen Vertreter ernannt, wegen einiger noch unhehobenen Differenzen. Gerichtssprache wird die üta— lienische und die französische fein.

Internationale Gerichtshöͤfe erster Instanz wird es drei geben, je einen in Kairo, Alexandrien und, Jsmailig am Suezkanal. Die selben werden sechzehn europäische Richter zählen, von denen drei auz Belgien, einer aus Schweden, drei aus den Niederlanden und sieben aus den Großstaaten sind; darunter Herr Bargher, dritter Dragoman der österreichisch : ungarischen Botschaft in Konstantinopel, der bereits an= gekommen ist. Man denkt auch an die Errichtung einer Staatzs— anwaltschaft, die aus einem Staateprokurator und zwei Stellvertre⸗ tern bestehen foll. Für den Posten des Prokurgtors ist Baron Arm⸗ feld aus Schweden in Aussicht genommen. Ebenso will man ein Fiskalamt errichten mit den Funktionen, welche in Oesterreich die Finanzprokuraturen haben.

Ber Kaiserl. und Königl. Konsul in Kairo, Herr Sax, ist be⸗ müht, in der österreichisch⸗ Ungarischen Kolonie daselbst einen Wohl⸗ thätigkeits verein nach dem Muster des hiesigen zu gründen, und hat bereits sehr viele Unterstützung dafür gefunden.

Die neueste Kap⸗Post bringt folgende über die Ueber sch wem mungen, welche die ganzen südafri⸗ kanischen Staaten fast gleichzeitig heimgesucht haben. Der in der Kapkolonie angerichtete Schaden ist enorm. Graaf Reinet hat furchtbar gelitten, eines solch heftigen Regens kann lian sich dort nicht seit 45 Jahren erinnern. Im Bezirk Colebay ist der Verlust an Vieh enorm; einem Farmer allein wurder 1100 Schafe, 225 Ziegen, 85 Stück Hornvieh, vier Strauße sjeder mindestens 106 Pfd. Sterl. werth), alle feine Vorräthe an Feldfrüchten u. s. w. weg⸗ geschwemmt. Queenstown wurde beinahe weggespült. Der Verlust an

weitere Berichte

Die Operationen der Armee zum

jenseits der Grenze, während bei der Peels⸗Akte die Reserve für außerordentliche Zeiten innerhalb der Grenze liegen muß.

Durch diesen Unterschied, meine Herren, wird es Ihnen klar werden daß Sie die Grenze der 250 Millionen Mark bei der Reichsbank nicht vergleichen können und dürfen mit der Grenze der 300 Millionen Mark bei der Englischen Bank. Die Ziffer selbst ist, das Tann ich dem Herrn Ab⸗ geordneten für Meiningen bestätigen, keine zufällig gegriffene; sie ist ausgewählt nach einem Rückblick auf die Vergangenheit, die entferntere und nähere, und im Hinblick auf die Zakunft. Ueber die Vergangenheit, namentlich Über die Schwankungen des Diskontosatzes und des ungedeckten Notenumlaufs der Preußischen Bank ist bereits in diesen Räumen viel die Rede gewesen. Es ist nicht möglich, aus dieser Vergangenheit ohne Weiteres Schlußfolgerungen für die Zu= kunft zu ziehen; denn meine Herren, alle unsere Banken haben bisher gewirthschaftet mit einer Notenausgabe, welcher eine Einlösungspflicht gegenüber stand, welche sie verpflichtete oder ermächtigte in einem Metalle einzulösen, welches seit einer langen Reihe von Jahren Nie⸗ mand außerhalb Deutsch lands in ungemünztem Zustande zu haben wünschte. Es war in dieser unserer früheren gesetzlichen Silberwãh⸗ rung und in der noch bestehenden Berechtigung der Banken, ihre Noten in Silbermünzen einzulssen, die Möglichkeit eren, mit dem Noten⸗ umlaufe, und namentlich dem ungedeckten Notenumlaufe, weit über die sonst in der Natur der Verhältniffe liegende Grenze hinguszu= gehen. Ferner ist es in der Vergangenheit, und namentlich in den Jahren 1870 bis 1873 ja sehr schwer, die Zahlen, welche sich für die Preu⸗ ßische Bank, sowie für die Banken überhaupt in Deutschland ergeben, un= mittelbar zu benutzen. Es ist bei der Preußischen Bank namentlich daran zu denken, daß neben den Schwankungen des Notenumlaufes eine mit denselben in Wechselbeziehung stehende Reihe von Schwankungen des Girogeschäfts hergeht. Die Bank hat ihr Girogeschäft an und für sich, nachdem sie eine unbeschränkte Notenausgabe erlangt hatte, sehr wenig bevorzugt, die Zahlungen auf Wechsel, welche mit den Milliarden Zahlungen in Verbindung standen, erfolgten Seitens der

Vieh im Bezirk Somerset wird soweit auf 20 000 Pfd. Sterl. ge⸗

Bank daher meist in Banknoten und nicht durch Üeberweisung von