Nist el und die Roth laut, bedrohen unsere Obstbäume in hohem 2 Die. Mistei, eine Ichmarotzeryflan e, die auf den Aesten der
. wãchst deren Saft verzehrt und Winter wie Sommer fort⸗ 2 wund haupt sächlich von einem Fogel, der sich von ihren — ren nährt, der Misteldrossel, farigepff fn Da die Mistel aber Vuch auf den Waldbäumen vorokmmt, fo ist eine erfolgreiche Be⸗ känpfung des Uebels nur dann zu erwarten, wenn auch die aldungen durchsucht und in dieser Beziehung gründlich gereinigt werden. — Die Rothlaus nistet sich befonders an jungen üppig wachsenden Obst⸗ lägkten ein, wo sie, an der Wurzel beginnend, ihr Zerstörungsn nk vollbringt. Wirksame Gegenmittel gegen dieses Schmarotz cthier scheinen noch nicht bekannt zu sein.
Die Hauptverwaltung des rnssischen Reichsgestütwesens hat außer der alljährlich stattfindenden lokalen Ausstellungen von Reit. und Bauer pferden seit dem Jahre 1866 eine alle drei Jahre wiederkehrende, das ganze Reich umfassende Ausstellung von; ferden jeder Art und Race in Moskau eingerichtet. Solcher Aus tellungen haben bereits dei stattgefunden; die vierte soll im September dieses Jahres er⸗ öffnet werden. Die Annahme der auszustellenden Pferde erfolgt vom 4 bis zum 8. September (rufs. Styls⸗. In der Zeit vom '8. bis zum 11. September erfolgt die Expertise; die Eröffnung für das Publikum erfolgt am 11. September. Der Schluß der Ausstellung erfolgt am 16. September. An eben diesem Tage findet auch der auttionsweise Verkauf dersenigen Pferde statt, die von den Ausstellern hierzu kestimmt sind. Zur Ausstellung werden nur in Rußland ge⸗ borene Pferde im Alter von 1 bis & Jahren inkl, zugelassen. Die Ausstellung zerfällt in verschiedene Abtheilungen, in deren jeder der Linzelnen AÄussteller nicht mehr als drei Pferde ausstellen darf. Zur Prämiirung der besten Pferde ist die sehr beträchtliche Summe don 20000 Rubeln angewiesen worden. Außerdem werden auch goldene, silberne und bronzene Medaillen, sowie Belobigungsschreiben zur Ver⸗ theilung kommen.
Gewerbe und Handel.
Die Emdener Genossenschaftsbank hat in 2. Februar abgehaltenen Generalversammlung beschlossen, Geschäftssahr 1874 eine Dividende von 6 xX zu vertheilen.
— Der Münchener Handelsverein hat in der am 3. Januar
tattgefundenen Versammlung seiner Mitglieder, in welcher der im Ganzen nicht ungünstig lautende Jahresbericht erstattet wurde, der Vorstandschaft den Auftrag ertheist, sich mit den größeren deutschen Wörsenplätzen ins Benehmen zu setzen, um möglichst eine Vereinigung dahin zu erzielen, daß neue Anleihen solcher öst erreichisch⸗unga⸗ rischen Eisenbahngefellschaften, welche sich weigern, ihre Coupons in deutscher Münze einzulösen, von der öffentlichen Cours⸗ notirung ausgeschlossen werden.
Nürnberg, 2. Februar. Hopfenmarktbericht. Der Markt ist fortwährend ruhig, und die wenigen Abschlüsse, welche täglich ge⸗ macht werden, sind kaum erwähnenwerth. Ein gleicher Ton geht durch alle Produktions und Handelsplätze des Kontinents. Die ÄAbschlüffe beziffern sich seit gestern auf ca. 120 Ballen zu vorwöchentlichen Prei⸗ sen, während die Marktbestände über 3006 Ballen betragen.
Brüssel. 4 Februar. (B. T. B.) Die Nationalbank hat den Diskont von 4 auf 3 Prozent herabgesetzt.
— Der rumänische Minister Theodor Rosetti ist, der ‚B. B. Ztg.“ zufolge, am 2. d. M. hier eingetroffen, um Verhandlungen we⸗ gen der Aufnahme einer hypothekarisch einzusragenden prioritätischen Schuld der Rumänischen Eisenbahngeselkscha ft zum Abschluß zu bringen.
ihrer am für das
Verkehrs⸗Anstalten.
Nr. 9 der Zeitung des Vereins Deutjcher Eisenbahn— Verwaltnngen hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn⸗
nn; Berlin. Görlitz Haltestellen Kodersdorf und Ehar⸗ lottenhef; Baherisch⸗ Verkehrs⸗Anftalten, Station Oberndorf Schwein furt; Eschhofmn. Nicherfellers eröffnet. Desterreich ich ungarische gorresponde ng. K. K. priv, österreichische Staat zeilen bahn Gesellschaft. Betriebs : aittel der preußischen Staatsbahnen. Hessisch badische Eisen . bahn. Verbindungen und *die Hessische Ludwigsbahn. Ausland:
83
Grankreich. Italien. Rorwegen. Dänemark Rußland. Türkei.
Unter dem Namen Brom berger Hafen Aktiengesell schaft hat sich in Bromberg eine Gesellschaft zur Durchführung des Projekts wegen Anlegung eines Winterhafens ünd zur Canalisirung der Brahe gebildet. ba? Grundkapital wird auf 1,B500 009 ost. Reichs währung (600 006 Thlr) festgesetzt und durch 3000 Aktien 2 500 60 aufgebracht und wird innerhalb einer Reihe von Jahren amortisirt.
— Die konstituirende Generalversammlung der Raab. Eben⸗ fur ter Bahn vom 1. Februar hat den neu gewählten Verwaltungs⸗ rath mit der Bau⸗Ausführung fewie mit der Aufnahme einer Prioritäts- Anleihe von 5,3 17,4 gi. Silber beauftragt.
= (Wm 1.8. M. wurde der neue Zweig derunterirdischen Eisen bahn von Moorgatestreet nach der Liverpoolstreet · Station der großen Ostbahn in London! dem öffentlichen Verkehr übergeben.
Madeira, 3. Februar. (W. T. B.) Das Dampfschiff ‚Lon—⸗ don von der afrikanischen Linie hat im Hafen Schiffbruch gelitten. Yassagiere, Mannschaft und die an Bord befindliche Post sind gerettet, die Ladung ist wahrscheinlich verloren.
— Einem Vortrage, welchen der Wirkliche Geheime Ober-Re— gierungs Rath Hartwich kürzlich im Verein für Eisenbahnkunde über die von Baron Hirsch gebauten türkischen Eisenbahnen gehalten, ent⸗ nehmen wir nachstehende Mittheilungen von allgemeinem Interesse:
Die Kommifsien, welche, bestehend aus dem Wirklichen Geheimen Oer. Regierungs. Rath Hartwich aus Berlin, dem K. K Hofrathe und technischen Konsulenten des österreichischen Handels. Ministerium , Frei⸗ herrn von Weber, und dem Königlich bayerischen Eisenbahn · Baudirektor Rögckl, auf Veranlassung einiger Hauptaktionäre der Socists Imperiale des Chemins de Fer de sa Turquie d' Europe die von dieser Gesellschaft in Rumelien hergestell ten Linien Konstantinopel⸗Adria⸗ nopel-Philippopel.Sarembey (Bellova), Adrianopel⸗ Dedeagatsch und Tirnova⸗ Jamboli im Oktober vorigen Jahres bereiste, um deren Bauausführung und Betriebs fãhigkeit zu untersuchen, hat, nach Beendigung ihrer Erörterungen der Direk- tion der Anglo Oesterreichischen Bank elnen aus Konstantinopel den 2. November 1874 datirten Bericht erstattet, dem wir Nachstehendes entnehmen:
Die Trace der Bahnlinie wurde nicht allein den Plänen gemãß, sondern auch als die zweckmäßigste erkannt, die sich unter dem Ein⸗ flusse der Terrain. und sonstigen lokalen Verhältnisse ermitteln ließ.
Das Querprofil der Bahn wurde allenthalben den genehmigten NVormalien gemäß, dabei al ein zweckmäßig konstruirtes befunden. Die Erdarbeiten zeigten sich als den D, fein der Technik ent⸗ sprechend ausgeführt und, wo nöthig, durch klimagemãße Bepflanzung, R durch Steinfatz, Faschinenbelegung und Abpflasterung gesichert.
Die Bahnen sind nach dem Vorgange der meisten nicht in Deutsch⸗ land und Oesterreich gelegenen Bahnlinlen Europas auf ihrer offenen Strecke nicht mit Signalen versehen. Zur Sicherung ihres Betriebes genügt die komplet hergestellte telegraphische Kommunikation zwischen Stationen und Haltepunkten, sowie die Anbringung von Deckung stgnalen an den Haupt- und Abzweigungsstationen, von Weichen⸗ signalen an allen Aus— und Einfahrtweichen der Stationen voll stän · dig. In xichtiger Erkenntniß der lokalen Verhältnisse sind die Brücken bis zu ansehnlicher Dimension mit Holzkonstruktionen ausgeführt, und zwar auf der älteren Strecke von Konstantinopel bis Jedi⸗Kule, der
Gestattung des betreffenden Cabier des Charges gemäß, mit Ein . schluß der Pfeiler und Widerlager von diversem Material, . den anderen Strecken ausnahmslos mit steinernen Widerlagern, beren Mauerwerk wie daz sämntsicher Kunstbauten der Linfen eine vorzũg⸗ liche Ausführung zeigt, während der Erhaltung der Holztheile mehrerer Brücken, die nichtsdestoweniger vollkommen betriebgsicher sind, etwas mehr Pflege als bisher zuzuwenden sein wird. Die großen, theilz mit eisernem, theils mit steinernem Pfeilerbau und. eisernen Span. nungen hergestellten Marizzabrücken bei Kulleli. Burgas und auf der Jamholi. Linie sind in Stein. und Eisenarbeit (letztere von franzoͤsischen Fabrikanten) durchaus mustergiltig ausgeführt.
Der Oberbau ist in der ganzen Stabilitat seiner Schienen, Klein⸗ theile, Schwellenbettung und feines Gefüges dem auf allen Linien ähnlichen Leistungsmaßes in civilisirten Landern nicht allein eben · bürtig, sondern sogar einer weit größeren Beanspruchung als der= jenigen gewachsen, welche der Verkehr fetzt an ihn stellt und auf ge— raume Zeit hinaus an ihn stellen wird.
In Bezug auf die Stationen sind der Baugesellschaft bei früũ⸗ heren Erörterungen und vom oberflãchlich urtheilenden Publikum 1 Vorwürfe gemacht worden. Man hat sie als in der Anlage zeschränkt, dürftig ausgestattet und viel zu weit ab von den Otten, die sie bedienen sollen, situirt bezeichnet. Die Kommisston hat diese Anschuldigungen nicht gellen lassen können. Sie hat den hier bei der Stationsordnung befolgten Maximen, daß durch die Anlagen nur dem Bedürfnisse des Augenblicks zu genügen, dabei aber zu unbehinderter zeitgemäßer Umgestaltung Raum und Gelegenheit zu lassen sei, ihre volle Zustimmung nicht versagen können.
Was endlich die Wahl des Ortes für den südlichen, maritimen Endpunkt der Linien am aͤgässchen Meere betrifft, so konnte dieselbe
nur auf Dedeagatsch fallen.
Die Ausrüstung der Bahnlinien mit 24 Wasserstationen, 21 Drehscheiben und 15 Brückenwagen, einem ausgedehnten Systeme von Weichen solidester Konstruktion, 83 Lokomotiven, 235 Personen⸗ und Reisegepäcks. und 1827 Güterwagen wird auch für einen weit stärkeren als den gegenwärtigen Verkehr noch ausreichend sein. Die Betriebsmiitel und Vorrichtungen sind sämmtlich nach den Vor⸗ schriften des deutschen Eisenbahnvereins konstruirk und aus renom⸗ mirten deutschen, österreichischen und französischen Fabriken bezogen.
Zur faktischen Konstatirung der sachgemäßen Lage und ünter⸗ haltung der Geleise hat die Kommission sammtliche Strecken auf Rückfahrten mit der vollen Schnelligkeit der Eilzüge in Norddentsch⸗ land, 6 bis 65 Meilen (häufig bis 8 Meilen gesteigert) per Stunde, befahren und trotzdem, daß die hierbei verwendeten Lokomotiven (sechsfach gekuppelte Güterzugmaschinen) wenig für solchen Dienst ge—⸗ eignet waren, doch den Gang dieser sowohl ale den der Wagen voll⸗ kommen ebenso fanft und gleichförmig gefunden, wie auf gut unter- haltenen deutschen und österreichischen Bahnen.
Die gewissenhaften und objektiven Ermittelungen der Kommission aben daher dargethan, daß die Ausführung der obengenannten Bahnen sowohl den mit der ottomanischen Regierung geschlossenen Uebereinkommen, alz den von dieser emanirten Normalien und ge⸗ nehmitten Plänen allenthalben gemäß erfolgt sei, und daß der Be⸗ trieb auf diesen Linien mit einem gleichen Maße von Sicherheit ge= führt werden könne, wie auf jeder anderen wohlgebauten Bahn.
Wir bemerken hierzu noch, daß die Linie Konstantinopel⸗Bellova dazu bestimmt ist, fich mit der Linie, die von Salonichi ausgeht, zu vereinigen und mit dieser gemeinschaftlich bis Belgrad fortgeführt zu werden. Die Linie Tirnowa. Jamboli soll sich in Schumla an die Linie Varna⸗Rustschuk anschließen. Dann könnte man lber Bukarest, Giurgewo auf der Eisenbahn direkt nach Konstantinopel gelangen und die gefährliche, auch häufig unterbrochene Fahrt auf der Donau und dem Schwarzen Meer umgehen. Die in Ausführung begriffene Linien Bu karest Pietesti⸗Orsowa Kkber Bazias eröffnet Deutschland und Oester⸗ reich eine unschätzbare Verbindung.
Verein für Kunst des Mittelalters und der Neuzeit.
Sitzung vom 26. Januar. Der Vorsitzende, Prof. Weiß, eröff— nete die Sitzung mit einer Besprechung der drei ersten Lieferungen von Rebers „Geschichte der neueren deutschen Kunst“. Er hob die mannigfachen Verdienste dieses Bachez, welches in einfacher, licht voller Sprache sich sowohl an den Kunstgelehrten als auch an den gebil— deten Laien wendet, in längerer Auseinandersetzung hervor“ und machte besonders auf die richtigg Würdigung deg Rafael Mengs aufmerksam. Der Geheime Regierungs- Rath v. Quast hielt alsdann einen längeren, durch zahlreiche Abbildungen er— läuterten Vortrag über schwedische Kirchen, welche er im vergangenen Spätsommer besucht hatte. Als das älteste Bauwerk Schwedens be⸗ 4 . er die Kirche von Dalby in Schoonen; einzelne Theile der⸗ selben rühren aus dem II. Jahrhundert her. Er erkfärte diese Kirche im Wesentlichen für eine Nachahmung des Speierer Doms. zelnen Profilirungen glaubte er englischen Einfluß zu erkennen ser zeigt sich entschieden neben deutschen und französischen Einflüssen im eigentlichen Schweden. Hierher gehört die Kirche von Lünköping, die ohne System und mit Willkür gebaut ist. Wie fast alle älteren Kirchen Schwedens ist auch diese Kathedrale stark restaurirt. Aus Smaland machte der Vortragende eine Anzahl altgothischer Kirchen in Ziegel⸗ bau namhaft, besprach die Ritterholmskirche und die Nikolaikirche in Stockholm und schloß mit einer Aufzählung von Bauwerken, in denen sich, verhältnißmaßig spät, spezifisch nationale Eigenthümlichkeiten zeigen. Hofrath Bußler legte zwei Entwürfe zu Friesen vor, welche der Bildhauer Professor Engelhardt für das Museum in Hannover auszuführen beabsichtigt. Amsler überreichte einige neue Lieferungen der vortrefflichen Durandschen Heliogravures nach Stichen und Radi⸗ rungen alter Meister.
An ein⸗ Die⸗
Ein archäologischer Fund.
In Benfelden im Elsaß, im westlichen Winkel der Departe⸗ mentalstraße Nr. II, mit dem alten Heidensträßel“ nach Ebl, ließ der Bürgermeister, Dr. Back, zur Anlegung einer Hopfenpflanzung kürzlich das Erdreich tief ausgraben. Ja der Tiefé von ungefähr einem Meter stießen die Arbeiter plötzlich auf einen großen Stein— block, der sogleich als Sa rkophag erkannt wurde. Hr. Back ließ nun die Erde rings um den Block wegnehmen und den Deckel abheben, wobei sich ein ganz deutlicher Leichengeruch von dem im Sarg liegen⸗ den wohlerhaltenen Gerippe verbreitete. Der Deckel hatte den Sarg hermetisch verschlossen, was die aus der Zersetzung der Leiche sich er⸗ gebenden Gase trotz des Verlaufeäz von Jahrhunderten an der Ent— , hatte. Den Fund beschreibt Hr. N. Nickles im „Els. J.“ wie folgt:
„Kein metallener Zierrath und keine Münze war bei dem Skelett zu finden; nichts als drei irdene Gefäße, mit uraltem Stauß und Gespinnst, einer sogenannten Patina bedeckt, die sich an der Luft ab⸗ schuppte und unter der sich ein schöner Glanz zeigte, waren vorhanden. Das erste derselben war ein Becher oder eine, Olla“, 3 Liter fassend; das zweite eine 28 Centimeter hohe Henkelflasche, eine Lagena von sehr geaziöser Form, und das dritte ein 44 Centimeter langes in der Mitte ewas bauchiges rohrartiges Gefäß mit rundem Boden, wahr⸗ scheinlich ein Thränenkrug. Diese Geräthe müssen zu ihrer Zeit von bedeutendem Werthe gewesen sein. Das weibliche Skelett war 160 Centimeter lang mit brachycephalem Kopf. Der Sarkophag war 185 Centimeter lang, am Kopfende 65, am Fußende 58 Gentimeter hreit und enthält einen inwendigen Raum von 165 Centimeter Länge, 45 und 38 Centimeter Breite und 235 Centimeter Tiefe. Der Decke war bombirt und inwendig wie der Sarkophag glatt ausgehauen. Das Skelett lag mit dem leicht zur Seite geneigten Kopfe nach Norden mit den Füßen nach Süden.
Der Sarkophag und der Deckel sind mit eingehauenen Streifen bezeichnet. Es war für den Kopf keine besondere Aushöhlung ge⸗ hauen und für die Leichenflüssigkeit keine Oeffnung angebracht, waz man oft bei den merovingischen Särgen in der Gegend findet. Frag⸗ licher Steinsarg ist auch wahrscheinsich seiner Verfertigungsweise nach 6 Ursprungs und gehört wohl dem Beginn dieses Zeit⸗
ers an.
Ehl war bekanntlich eine durch Handel und Gewerbe berühmte gallo⸗römische Stadt, die im Itinerarium des Kaisers Antonius unter dem Namen Helvetus vorkommt. Auf diese Stadt folgte die immer⸗ hin noch bedeutende merovingische Ortschaft. So hat der den Samm⸗
lern und Archäologen wohlbekannte Antiquitätenforscher Clement Will⸗
mann in der Ill einen schönen kleinen Ring von feinem Golde mit
einem Lasurstein, einem Smaragd, einem Granatstein und cinem Tür-
kis geziert, gefunden, den alle Kenner der meropingischen Kunst zu⸗ schreiben, — und nach einer handschriftlichen Notiz in der Heitz schen Bihliothek soll der König Chlodwig im Anfang dez 6. Jahrhunderts
zu Ehl eine Kirche haben reftauriren lassen.“
Hr. Nickles ist der Ansicht, daß fragliches Grab dem Anfang der meropingischen Zeit und einer hochgest litten Dare angehöre.
Bürgerkrieg mit den nordamerikanischen n. Militärisch beleuchtet, für den denischen Offizier von Sch eibert, Major im Königlich preußischen Ingenieurcorps. Mit einer Karte von Virginien und 3 Plänen. Berlin 1874. CE. S. Mittler und Sohn. Königliche Hofbuchhandlung. Der Ver— fasser erwähnt im Vorwort, daß er, Partei ergreifend, auf der Seite der Südstaaten gefochten habe, aber dennoch ernstlich beffrebt gewesen sei, hei der Ausführung dieser rein militärischen Arbeit sich auf den ganz vorurtheilsfreien Standpunkt der ruhigen Kritik zu stellen. In dem ersten Kapitel giebt das Buch einen kurzen Abriß der Geschichte des nerdgmerikanischen Krieges unter hauptsächlicher Berücksichtigung des östlichen Kriegstheaters“ in Vir⸗ ginien. Die zusammenhanzslosen Kämpfe im Westen, welche bei dem Mangel an einheitlicher konzentrischer Krien führung vorläufig ohne Wirkung bliehen, werden nur in soweit erwähnt, als es zum Ver— ständniß dez Ganzen nothwendig ist.
Hieran schließt sich der Haupttheil des Werkes, die Betrachtung der einzelnen Waffen, Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Ingenicur⸗ wesen und Marine. ;
Interessant ist die Art des Ersatzes bei der Infanterie, welche bei den beiden Parteien eine ganz verschiedene war. Während im Norden eine Mischung von Werbe“ und Freiwilligen system herrschte, hatte man im Süden theils aus Patriotismus, da der Krieg für Haus und Heerd gefochten wurde, theils wegen der geringen Zahl der Bevölkerung zur allgemeinen Wehrpflicht gegriffen. Zwei Drittel der Offiziere der regulären Armee, welche in West ⸗ Point eine sehr sorg⸗ fältige Erziehung genossen hatten, waren Südländer, und so hatte diese Partei ein entschieden besseres Material für die Besetzung der höheren Führerstellen.
„Bei der, Nordarmee waren die Freiwilligen nur immer auf eine bestimmte Zeit zum Dienste verpflichtet. So erfahren wir auö dem dienstlichen Bericht des Generals Me. Dowall über die Schlacht bei Bull Run, daß 1 Regiment und 1 Batterie am Vorabend der Schlacht abmarschirten, weil ihre Dienstzeit abgelaufen war. Indem der Hr Verfasser häufig interessante Vergleiche zwischen der ameri⸗ kanischen und der preußischen Kriegführung zieht, erwähnt er einer persönlich zu ihm gethanen Aeußerung des Führers der südstaatlichen Armee, des Generals Lee; Gehen Sie mir preußische Formen und preußische Disziplin, so würden Sie ganz andere Erfolge erleben.
Bei Besprechung der Kavallerie war die Verwendung derselben, welche ganz der Preußischen im letzten Feldzuge entsprach, hervorgehoben, zugleich aber auch die Bedeutung der Raids, d. h. der Streifzüge im Rücken der feindlichen Armee, auf das richtige Maß der Bedeutung für ein europäisches Kriegstheater zurückgeführt.
Wie die südstaatliche Reiterei vermöge ihres Ersatzes aus den Lon Jugend auf an das Pferd gewöhnten Pflanzersöhnen der nord⸗ staatlichen entschieden überlegen war, so war es auch die Artillerie, in Bezug auf Manövrirfähigkeit und Wirksamkeit, in Bezug auf Masse, Material und Bespannung stand sie der gleichnamigen Waffe der Union aber nach.
In der Ingenieurtechnik brachte der amerikanische Krieg die unter seeische Vertheidigung und die Torpedos, als eine Aufsehen er⸗ regende Neuerung der technischen Vertheidigungsmittel zur Anwendung.
ö. der Marine führte derselbe zuerst die gepanzerten Schiffe auf daz Meer *
Ein besonderes Interesse erweckendes Kapitel ist die wahrhaft großartige Organisation des Sanitätswesens in diesem Kriege. Nach den verschiedenen Eigenthümlichkeiten der beiden Parteien finden wir bei den einzeln im Lande zerstreut lebenden Anstedlern des Südens das Vertheilungs., im städtereichen Norden das Baracken system, welch beide nunmehr auch in Deutschland eingeführt sind.
Den Schluß des Buches bilden die Biographien einzelner be⸗ rühmter Generase. Dadurch, daß sich das Werk mehr mit der ob— jektiven Beleuchtung der inneren Zustände in der Armee, als mit Darstellung pofitiper Thatsachen befaßt, gewinnt es auch für nicht militärische Leser an Interesse.
Theater.
Im Friedrich« Wilhelms städtischen Frl. Meinhardt, mehrere Wochen abend in Girofls⸗Girofla! wieder auftreten, und kann nunmehr
n Theater wird , welche durch einen Trauerfall in ihrer Familie ihrer Berufsthätigkeit entzogen wurde, am Sonn
diese Repertoir⸗Operette werden.
— Im Residenztheater gelangt am Ut de Franzosentied“, nach Fritz Reuters Erzählung für die Bühne bearbeitet von Th. Gaßmann, zum Benefiz des Regiffeurs Albert Pittmann, zur ersten Aufführung. Hr. Pittmann scheidet am J. Mai aus dem Verbande des Residenztheateez, um die Direktion des Sommertheaters in Cöln zu übernehmen.
aufs Neue in ungeftörter Folge gegeben
nächsten Sonnabend
— Aus Dortmund, 28. Januar, schreibt man der Westf. Z.: Das Camits fur das Vincke Denkmal, den nach den Plaͤnen des verstorbenen Ober ⸗Präsidenten von Westfalen erbauten Thurm auf Hohensyburg, hat beschlossen, den Grund und Boden, auf welchem der Vincke-Thurm steht, nebst einigen umgebenden Morgen zu er— werben, sodann bei dem Thurm eine entsprechende Gartenanlage her⸗ zustellen und das fo vervollständigte Denkmal dem Kreise Dortmund zur dauernden Unterhaltung geschenkweise zu übermachen. Zur Aus⸗ führung dieses Planes, welche eine Summe von mindestens 9000 erfordert, wird Seitens des Comitẽs ein Aufruf erlassen werden. Zur Feier des 100 jährigen Geburtstages Ludwig von Vincke soll der durch Reparaturen wieder hergestellte Thurm im bevorstehenden Sommer unter Veranstaltung eines Provinzialfestes seiner Bestim⸗ mung übergeben werden.
Elbing, 30. Januar. Das plötzlich eingetretene Thauwetter hatte die Schneemaffen in' den Karpathen geschmolzen. Es schwoll die Weichsel in Folge dessen furchtbar an, da aber Re Eisdecke dieses Stromes von Dirschau bis zur Mündung in völliger Winterlage ver⸗ harrte, schob sich bei dem oberhalb sich vollziehenden Eisgange an der montauer Spitze eine Eisstopfung fest, so daß Wasser und Eis in die Nogat gedrängt wurde. Die drei Überfälle der Nogat sollten nun das Wasser in das Haff abführen, allein da sich bei Zeyer in der Nogat, sowie in den verschiedenen Abflüssen (Laken oder Rinnen) ebenfalls Eisstopfungen bildeten, staute das Wasser in der Einlage hoch an, durchbrach den sogenannten Neuen Deich und setzte die ganze Gegend unter Waffer. In Elbing bildete sich gestern auf diese Nachricht schleunigst ein Comité und sandte mehrere Wagen voll Brot, Kaffee, Branntwein 0. nach der Nogat. Jetzt hört man, daß das Wasser wieder gefallen sei; doch sei die Gefahr noch keines⸗ wegs vorüber.
; Redacteur: F. Preh m. Verlag der Expedition (Ke ssel). Brut 1! W. Elsner.
Vier Beilagen J(einschließlich Boͤrsen · Beilage)
Ai Preußen. Königsberg, 2. Februar. Nach Wiederauf⸗ nahme der Sitzung der Provin zialsynode am Sonnabend, den 30. Januar, Nachmittags 5 Uhr, wurde zur Wahl der Stellvertreter der Beisitzer geschritten. Als solche für die geistlichen Beisitzer wählte die Synode die Herren Lic. Br. Kahle, Superintendent
Hevelke⸗Danzig, Professor Jacoby⸗Königsberg; für die weltlichen
Beisttzer wurden als Stellvertreter gewählt: die Herren Landrath Schmalz⸗Pilltallen, Landschaftsrath Köhn von Jas ki⸗Langbrück und Landrath von Oven⸗Schlochau.
Die Synode sah für diesen Tag von weiteren Be— rathungen ab und es wurde nur noch bezüglich eines Antrages des Grafen zu Dohna⸗Schlodien bestimmt, daß derselbe für Montag auf die Tagesordnung zu setzen sei. Dieser An⸗ trag, unterstützt von 15 Mitgliedern, lautet:
Zur Geschäftsordnung:
Die zweite Nachtrags⸗Instruktion des evangelischen Ober⸗-Kirchen= raths vom 23. Dezember 1874 Nr. 12, welche dem Königlichen Kom— mifsarius die Befugniß beilegt, den Schluß der Synode dadurch her⸗ beizufübren, daß er den Vorsitzenden zur Vornahme des Schließungs⸗ Akts veranlaßt, entspricht nicht der Würde der Synode und widerspricht dem 5. 64 der K. G.⸗ und S. O., nach welcher die Dauer der Synode zwischen dem Konsistorium und' dem Synodal⸗Vorstande vereinbart wird, und ist hier schleunige Remedur zu schaffen.
Die nächste Sitzung wurde auf Montag, den 1. Februar, Vormittags 10 Uhr, festgesetzt.
— Der feierliche Synodal⸗Gottesdienst fand am Sonntag, den 31. Januar, Vormittags 11 Uhr, in der bis auf den letzten
latz gefüllten Schloßkirche statt. Die Festpredigt hielt der Mi⸗ litär⸗Ober⸗Pfarrer Hr. Kretschmar über Matth. Y, 17.
Am 1. Februar wurde um 10 Uhr Vormittags die Versamm— lung durch den Vorsitzenden Provinzial⸗Schulrath ꝛc. Schrader eröffnet, welcher den Superintendenten Kahle von der hiesigen Altroßgärtner Kirche zur Abhaltung eines Gebets aufforderte, Hierauf wurde auf Aufforderung des Präsidenten das Protoꝛoll der Sitzung vom 30. Januar durch den Konsistorialrath Erb— kamm vorgelesen und mit einer geringen Abänderung genehmigt, worauf von dem Präsidenten, zufolge §. 68 der Geschãftsordnung aus den Synodalmitgliedern selbst zwei Herren zur Führung des Protokolls ernannt wurden und zwar die Herren: Krukenberg, Pfarrer und Superintenturverwefer in Groß⸗Thierbach und Mertins, Syndikus in Tilsit, welchen dazu bestimmte Sitze an⸗ gewiesen wurden.
Hierauf verlas der Präsident den beschlossenen Dankadresse⸗ Entwurf an Se. Majestaäͤt den Kaiser und König, der einstim— mig angenommen wurde und mit den betreffenden Unterschriften am nächsten Tage abgesandt werden soll (s. u.). Ferner wurden 3 Anträge von Synodalmitgliedern nebst Genossen vom Präsiden. ten vorgetragen.
Durch den Landrath v. Oven wurde die Bildung einer Geschäftsordnungs⸗Kommifsion vorgeschlagen, der solche An⸗ träge zur Erwägung zugehen sollen von denen man erwarten darf, daß dieselben nicht die Genehmigung finden werden, oder deren Genehmigung vom Ober⸗Kirchenrath zu erwarten ist. Dieser Antrag wurde genehmigt und die Zahl auf 7 Mitglieder festgesetzt.
v. Behr, Superintendent in Schnellwalde, Mitunterzeichner des Graf Dohna'schen Antrages, bemängelte die Funktion des Königlichen Kommissarius, ihm antwortete der Königliche Kom⸗ missarius, Konsistorial-Präsident Ballhorn, daß der Antrag weder geeignet, noch zweckmäßig, noch nothwendig sei. Auf die Anfrage des Vorsitzenden, ob der Antrag der Geschäfts⸗ Kommission überwiefen werden und dieselbe damit in Be— handlung treten solle, ward mit überwiegender Majorität mit „Nein“ geantwortet. Der Antrag war somit von ber Tages⸗ ordnung abgesetzt und gefallen.
Hierauf wurde vom Präsidenten das Proponendum des Ober⸗ Kirchenraths über Aufhebung der Stolgebühren mitge— theilt und zur Berathung gebracht. Nach laͤngerer Diskussion über diese Vorlage wurde gegen 3 Uhr Nachmittags die Sitzung geschlossen und die nächste Sitzung auf Dienstag um 11 Uhr Vormittags angesetzt.
Der Wortlaut der Adresse, welche am 1. Februar von Seiten der Provinzial⸗Synode an Se. M ajestät den König und Kaiser, abgesandt wurde, ist folgender:
Euer Kaiserlichen und Königlichen Majestät naht sich die Pro— vinzial Synode der Provinz Preußen mit dem Ausdrucke des ehr⸗ furchtsvolisten und tiefgefühltesten Dankes für die Förderung, welche Allerhöchstdieselben dem Ausbau und der Befestigung unserer Kirche durch die Berufung der Provinzial Synoden huldreichst zugewendet haben. Je mehr wir von den Gefahren bewegt sind, welche das kirch⸗ liche Leben der Gegenwart begrohen, um so lebhafter empfinden wir, welche mächtige und fruchtreiche Unterstüͤtzung durch diesen Aller⸗ höchsten Akt der Selbstständigkeit und Freiheit der evangelischen Kirche gewährt wird.
Wenn wir uns bemühen werden, unsern Dank durch treue und selbstverläugnende Arbeit zu bethätigen und den Segen der Kirche zu immer wirksamerer Entfaltung zu verhelfen, so flehen wir im innigen Gebete zu Gott, daß Er über Eure Kaiserliche und König⸗ liche Majestät, dem frommen Schirmherrn unserer Kirche und dem glorreichen Hort des gesammten Vaterlandes seinen reichsten Segen
ausgießen wolle. . . In tiefster Ehrfurcht ersterben wir als Euer Kaiserlichen und
Königlichen Majestät - . allerunterthänigste und treu gehorsamste Mitglieder der Provinzial⸗Synode. Im Auftrage: Der Synodalvorstand (gez) Schrader, Präͤses.
Stettin! 3. Februar. Nach Eröffnung der heutigen Sitzung der Provinzialsynode durch Gebet und Verlesung des gestrigen Protokolls, zu welchem der Königliche Kommissar konstatirte, daß Herr von Kleist⸗Retzow gestern gesagt habe, der Minister der geistlichen Angelegenheiten sei der Vertreter des Gegners der Kirche, wurde in die Tagesordnung eingetreten. .
Erster Gegenstand war der Antrag des Herrn von Kleist⸗ Retzow:
v Die Synode wolle den Synodalvorstand beauftragen, die Lage
des Emeritenfonds einer Untersuchung zu unterziehen und über die
3 und Wege zu berathen, um der Unzulänglichkeit desselben ab—
uhelfen.
̃ 1. Antragsteller begründete den Antrag und erklärte, er wolle den Fonds des Marienstifts dazu herangezogen wissen, der zur Zeit für Schulzwecke verwendet wird; diesen Zwecken wolle
er ihn zwar nicht völlig entziehen, ihn indessen nur solchen Schulen zuwenden, welche in einer Beziehung zur Kirche stehen.
Nachdem der Provinzial⸗Schulrath Dr. Wehrmann sich gegen den Antrag insoweit, als er sich auf die Heranziehung des Marienstifts⸗ Fonds bezieht, ausgesprochen hatte, weil die Ver⸗ wendung des Fonds zu Schulzwecken durch zwei Allerhöchste Ordres geregelt sei, wurde der Antrag angenommen.
Es ward hierauf zur Wahl der Deputirten für die General⸗ Synode geschritten.
Es erhielten J. als geistliche Mitglieder:
I) Pastor Euen — Treptow a. Rega 65, 2) Superintendent Lengerich — Demmin 66, 3) Professor Dr. Cremer — Greifs⸗ wald 68, 4) Pastor Kieckhäfer — Borntuchen 61, 5) Super⸗ intendent Zietlow — Neumark 62 6) Pastor Wallis — Semlow 64, 7) Prediger Schiffmann — Stettin 13,ů, 8) Pastor Wolters⸗ dorf — Greifswald 14, 9) Ober⸗Prediger Wagner = Cögzlin 10, 10) Pastor Sarnow — Stralsund 11, 11) Ober⸗Prediger Wil⸗ helmi — Poseritz 21, 19 Prediger Baudach — Colberg 28, 13) Hofprediger Wilsing — Stargard 6, 14) Superintendent Eichler — Ueckermünde 18, 15) Superintendent Gercke — Wer⸗ ben 8, 16) Superintendent Gercke = Usedom 16 Stimmen.
Die sechs Erstgenannten sind somit gewählt.
IL. als weltliche Mitglieder:
I) Ober⸗Präsident a. D. v. Kleist⸗Retzow 66, 2) Regie⸗ rungs⸗Präsident a. D. Graf v. Krassow 68, 3) General der Kavallerie Graf v. Bismarck⸗Bohlen 69, 4 Geh. Justiz⸗Rath v. Plötz — Weckow 65, 5) Landrath a. D. v. Diest — Daber 63, 6) Ober⸗Amtmann Gründler = Heidchen 63, 7) Appella⸗ tionsgerichts-Vize⸗Präsident v. Kunows kk — Stettin 23, 8) Justiz⸗ Rath Wagener — Stralsund 20, 9) Ober⸗Staatsanwalt Frentzel⸗ unk — Stettin 21, 10) Ober ⸗Regierungs⸗Rath Dumrath — Stettin 23, 11) Rittergutsbesitzer von der Lanken? — Mulitz 26 Stimmen.
Die übrigen Stimmen zersplitterten sich.
Es sind fomit die sechs Erstgenannten gewählt.
IIl. Darauf wurde zur Wahl des letzten Drittels der Ab— geordneten zur General⸗Synode geschritten und es erhielten hier— bei 1) Superintendent Meinhold = Cammin 64, 2) Superintendent Lenz — Wangerin 61, 3) Superintendent Tauscher Berlin 56, 4 Professor Kähler — Halle 55, 5 Landschafts⸗Rath Holtz —-Marrin 62, 6) Kommerzien⸗Rath Quistorp Stettin 61, 7) Pastor Klewe — Wutzig 9, 8) Rittergutsbesitzer von Enckevort ? Vogelsang 12, O Provinzial⸗Schulrath Dr. Wehrmann — Stettin 10, 10 Geheimer Regierungs⸗Rath Ferno — Swinemünde 8, 11) Prediger Baudach — Colberg 3, 15 Unter⸗Staatssekretär Sydow — Berlin 11, 13) Ministerial⸗Direktor Förster = Berlin 12, 14) Professor Dr. Baier — Greifswald 13, 15) Syndikus Giesebrecht — Stettin 13, 16) Professor Dr. Eccius — Greifswald 13, 17) Zustiz⸗Rath Pitzschky— Stettin 13, 18) Superintendent a. D. Petrich -Rakow 5 Stimmen.
Die sechs Erstgenannten sind somit gewählt.
Dritter Gegenstand der Tagesordnung war der Bericht der Petitions⸗Kommission. .
Superintendent Droysen erstattete den Bericht über eine Petition des Geheimen Justiz-Rath v. Plötz, betr. die Berechti⸗ gung der Kirchgemeinde Gr. Weskow (Wollin) zur Wahl eines weltlichen Mitgliedes für die Kreissynode.
Die Synode verwies diese Petition an den Synodal⸗ Vorstand.
Vierter Gegenstand der Tagezordnung war der Bericht der Kommission für den Entwurf einer Geschäftsordnung.
Die Synode überwies dieselbe dem Synodal⸗Vorstande, um sie der nächsten Synode vorzulegen.
Der Präses gab in seiner Schlußrede eine Uebersicht über
die Thätigkeit der Synode; er erklärte dem Königlichen Kommissar
den Dank der Synode für das persönlich freundliche Entgegen⸗
kommen und schloß dieselbe, indem er das Schlußgebet hielt. Vor dem Auseinandergehen vereinigte sich die Synode zu
einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König.
Posen, 1. Februar. Auf der Tagesordnung der heutigen 4. Sitzung der Provinzial⸗Synode standen außer den im Anschluß an die früheren Beschlüsse über die Aufhebung der Stolgebühren zu erledigenden Petitionen die 3 v. Maffenbach' schen Anträge. Vom Direktor Pr. Barth war ein Antrag ein— gegangen, des Inhalts:
Synode wolle beschließen: Zur Verweigerung eines kirchlichen Begräbnisses berechtigt das Konstatiren eines unchristlichen Lebenz⸗ wandels und einer unkirchlichen Gesinnung, welche öffentlichez Aerger ˖ niß erregt haben, nicht aber der Selbstmoörd an und für sich.
Der Antrag fand nicht die ausreichende Unterstützung und konnte daher nicht auf die Tagesordnung gestellt werden.
Nunmehr referirte Rechtsanwalt Hänschke über die durch die Superintendenten Pfeiffer und Kaiser eingereichten Petitionen, welche von der Kommission für das Proponendum vorberathen waren. Die Petitionen enthalten 5 Anträge:
1l) Die Aufhebung der Stolgebühren fuͤr Taufen, Trauungen, Aufgebote und stille Begräbnisse sollen abgeschafft und der Ausfalkt dauernd aus Staats mitteln entschädigt werden.
2) Alle anderen Stolgebühren und Offertorien, welche eine un— gerechte Art der Vertheilung der kirchlichen Lasten und ein Gegen⸗ stand des allgemeinen Aergernisses ind, sollen abgeschafft und die Gehälter der Geistlichen den Bedürfnissen der Gegenwart entsprechend fixirt werden.
3) Den Superintendenten ration zu gewähren. .
4) Die Pensionsverhältnisse der Geistlichen sollen den für die anderen Beamten geltenden Bestimmungen gemãß geregelt und eine genügende Versorgung der Wittwen und Waisen bewerkstelligt werden.
) Die kirchliche Exremtion soll aufgehoben werden.
Die Kommisston stellte zu den ersten vier Punkten folgende Anträge, welche, da kein Redner sich zum Worte meldete, fofort mit überwiegender Majorität angenommen wurden:
. ad IL und 2. Durch die Beschlüfse der Synode über das Propenendum für erledigt resp. für beseitigt zu erachten, ohne sich die Motive ad 2 anzueignen.
II. Die Anträge 3 und 4 der Petition dem Evangelischen Ober⸗ Kirchenrathe zur Berücksichtigung bei der anzustrebenden Dotation der evangelischen Kirche zu überreichen. ö. .
Die Berathung über den Punkt 5. der Petition wurde mit derjenigen über den Antrag Kuntze verbunden. Sie veranlaßte die anwesenden Juristen zu einer Diskussion über die Frage, ob für die Provinz Posen die Exemtion von der Parochie für die Beamten zu Recht bestehe oder nicht, eine Frage, welche seit 60
ist aus Staatsmitteln eine Remune—
s — — 6 —
schen Staats⸗Anzei
Jahren unzählige Mal ventisirt und prinzipiell verneint, aus Utilitäts rückfichten dann wieder bejaht worden ist. Der Kuntzesche Antrag wurde schließlich zu Gunsten des Kommisstons⸗Antrages,
welcher lautet:
Den Antrag 5 der Petition dem Evangelischen Ober⸗Kirchenrath zur Berücksichtigung zu überreichen, wobei die Synode sich dahin aus⸗ lyric daß die Exemtion in der Provinz Posen nicht zu Recht
esteht. zurückgezogen und letzterer mit großer Majorität angenommen.
Der erste der v. Massenbachschen Anträge, welcher lautet:
Die Synode wolle erklären, daß sie es mit dem Bekenntnisse und den Ordnungen der Kirche für unvereinbar hält, daß Jemand, der die Gottheit Chrifti leugnet, in derselben ein Lehramt ver⸗ walte und eine Vertretung übernehme
wurde demnächst von dem Antragsteller in längerer Debatte motivirt.
Die Synode beschloß auf die Berathung des Antrages ein⸗ zugehen. Es wurde in die Diskussion eingetreten, die Senior ae eröffnete, welcher folgende motivirte Tagesordnung vor⸗
ug:
„In Erwägung, daß, nachdem nicht nur die geistlichen Mitglie- der der Provinzlalshnode,“ sondern auch der gesammte Lehrkörper der Provinz Posen ihren Glauben an die Gottheit Christi schon früher bei den verschiebensten Gelegenheiten unzweideutig bekannt haben, nunmehr auch eine bedeutende Anzahl weltlicher Mitglieder ihrerseitz aus eigener freier Bewegung Veranlassung genommen hat, durch Unterstützung des Antrages ein kräftiges Jeugniß für unferen aller— heiligsten Glauben abzulegen, geht vir Provinzialsynode mit dem Ausdruck hoher Freude über diese Einmuͤthigkeit und Einhelligkeit zwischen den geistlichen und weltlichen Mitgliedern um so mehr zur Tagezordnung Über, als kein konkreter Fall im Bereiche unserer Provinzialkirche vorliegt.
Von 2 anderen Mitgliedern wurden zwei andere Anträge auf motivirte Tagesordnung gestellt, von denen der eine auf Grund des 5§. 65 der Kirchen⸗ Gemeinde Ordnung die Kompetenz der Synode bestritt, der andere noch hinzufügte, daß in der diesseitigen Provinz noch nicht ein einziger Fall vorgekommen sei, wo ein Geistlicher die Gottheit Christi geleugnet hätte. Außerdem wurde mit großer Entschie denheit darauf aufmerksam gemacht, daß die Kirchen⸗Gemeinde⸗Ordnung das Bekenntniß ge⸗ währleiste und, da es in dieser Provinz nirgends bedroht sei, keine Veranlassung zu einer Verwahrung vorliege. Schließlich wurden alle anderen Anträge abgelehnt und der Antrag des Seniors Goebel mit großer Majorität angenommen. Der Zweite von Massenbachsche Äntrag lautet:
„Die Synode wolle beschließen, den Evangelischen Ober⸗Kirchen⸗ rath zu hitten, die in den §5. 8 und g seines Erlasses vom 21. Sep⸗ tember 1874 enthaltene Anordnung über die Widertrauung schrift⸗ widrig Geschiedener zurückzunehmen und anzuerkennen, daß die Kirche rücksichtlich der Bedingungen der Eingehung der christlichen Ehe gegen⸗ wärtig enischieden das christliche Eherecht zur Geltung bringen muß.“
Diesem Antrage wurde von Superintendent Klette ein an⸗ derer entgegengesetzt, welcher an den Evangelischen Ober⸗Kirchen⸗ rath die Bitte zu richten vorschlug, .
denjenigen Geistlichen, welchen durch die Einwilligung des Ge— meinde⸗-Kirchenralhs in die Wiedertrauung ein Gewissenszwang auf⸗ erlegt werde, zu gestatten, diefen zur Pflicht zu machen, dem betreffen= den Paare ein General · Dimissoriale zur Trauung durch einen anderen Geistlichen auszuhändigen. . -
Professor Geß hatte 3 Anträge eingebracht, welche sich in ähnlichem Sinne aussprachen. Nach eingehender Debatte wurde der Massenbachsche Antrag in seinen beiden Theilen gegen 15 resp. 18 Stimmen abgelehnt und der Klette' sche angenommen, nachdem Prof. Geß die seinigen vor der Abstimmung zurückge⸗ zogen hatte.
Der dritte Antrag v. Massenbach:
Die Synode wolle beschließen, die nach 5§. 65 ad 3 Satz 2 der Synodal⸗Ordnung erforderliche Zuftimmung zu der, im Er= laß des Ober -Kirchenraths vom 21. September 1874 enthaltenen Aenderung des Trauformulars zu versagen und das alte agenda⸗ rische Trauformular fur allein rechtsbeständig zu erklären“ ;
wurde vom Rittergutsbesttzer von Klitzing ausführlich begründet. Von Senior Goebel wurde der Verbesserungsantrag einge⸗ bracht:
4 Evangelischen Ober Kirchenrath zu bitten, das gegenwärtige Provisorium aufzuheben, und das Zusammensprechen des Paares im Namen des dreieinigen Gottes zu gestatten.“
Professor Geß stellte dazu das Amendement vor den Worten: zu gestatten, die Worte einzuschieben: „um des Volksgewissens willen.“
Eingehend wurde die Frage über die Abgrenzung der Kom⸗ petenzen zwischen Provinzial⸗ und General⸗Synode ventilirt und sehr divergirende Ansichten ausgesprochen und vertheidigt, über die Anschauungen, welche im Volke im Allgemeinen Über die Aenderung der Trauformel verbreitet sind, werthvolles Material beigebracht, und darauf aufmerksam gemacht, daß die Aenderung im Trauformular die beabsichtigte Wirkung nicht gehabt habe.
Inzwischen hatte Superintendent Fischer den Antrag einge⸗ bracht, dem Massenbachschen Antrage folgende Worte hinzuzu⸗
ügen: fig „Und den Evangelischen Ober ⸗Kirchenrath zu bitten, bis zur Be—⸗ schlußfassung der General⸗Synode den Gebrauch des alten Traufor⸗ mulars zu gestatten.“ .
Bei der Abstimmung wurde der erste Theil des Antrages Massenbach (3ustimmung versagen), das Amendement Geß, der erste Theil des Antrages Goebel abgelehnt, der zweite Theil des letzteren angenommen, wodurch der zweite Theil des Antrages Massenbach mit dem Antrage Fischer von selber gefallen war. Die Sitzung schloß um 3 Uhr. ö
Magdeburg, 2. Februar. Zu dem letzten Referate über die Pro vinzial-Synode ist berichtigend zu bemerken, daß die Kommisstonsbeschlüsse zu der Stolgebührenvorlage nicht ein⸗ stimmig, sondern mit allen gegen eine Stimme gefaßt worden sind. Die Erklärung des Königlichen Kommissars am Schlusse der gestrigen Generaldebatte über die Vorlage, betreffend die Aufhebung der Stolgebühren lautete im Wesentlichen dahin: Es gingen zwar die Vorschläͤge der Kommission weiter, als für das vorliegende Progonendum erforderlich sei, sofern danach die Ge⸗ meinde für eine Amortifationsperiode belastet und zur Beschaf⸗ fung eines Dotationskapitals angehalten werde, wenn nämlich der Staat durch seinen Kredit und seine Vorschüsse diese Ope⸗ ration unterstützen werde. Ob der Staat darauf eingehen werde, sei er zu sagen nicht im Stande, er könne nur sagen, daß dieser Plan im Sinne der Kirchenbehsrde willkommen sei, und daß, wenn die Synode demgemäß beschließe, ein entgegenstehendes Moment nicht geltend gemacht werden würde.