1875 / 50 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Feb 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Bayern. München, 25. Februar. Wie die „Allg. Itg.“ vernimmt, ist in dem Befinden Sr. Maj. des Königs in so ferne eine Verschlimmerung eingetreten, als die katarrhalische Affektion des Kehlkopfes in den letzten Tagen sich gesteigert hat. Se. Majestät hat betreffs Adaptur des Glasmalereigebäudes zu Zwecken der Kunstgewerbsschule und für Erbauung einer neuen Industrieschule in München die Allerhöchste Genehmigung ertheilt. Auf der Tagesordnung der nächsten öffentlichen Sitzung der Kammer der Abgeordneten, am 2. März, steht die erste Berathung über den Gesetzentwurf, „die Rechtsverhältnisse der Beamten der Militärverwaltung betreffend.“ Von der Kammer der Reichsräthe wurde das Referat über den Ge⸗ setzentwurf, „die Brandversicherungs⸗Anstalt für Gebäude in den Landestheilen diesseits des Rheins betreffend', dem Reichs⸗Rath Dr. v. Pözl übertragen.

27. Februar. (W. T. B.) Der bekannte Schriftsteller Dr. Julius Lang ist heute vom Schwurgericht wegen Belei⸗ digung des Deutschen Kaisers zu einer sechsmonatlichen Gefäng⸗ nißstrafe verurtheilt worden.

Mecklenburg. Malchin, 23. Februar. Landtag. Heute waren bereits 110 Ständemitglieder anwesend. Die Land⸗ marschälle übergeben ein schwerinsches Reskript vom 20. d. M. , betreffend den erbpachtweisen Erwerb eines Theiles der zu Rothen⸗ moor gehörigen Pertinenz Dahmen von Seiten der Zuckerfabrik zu Dahmen, sowie generelle Dispensationen von dem in der Aus⸗

* 3e 4 z 1 . 3 99sek 8 8 N 0te ö ne, 2 2. 36 führungsverordnung zum Genossenschaftsgesetz gegebenen Verbote r altel ä. daß hie Legler ucg zichtet und. ioboald g. chu.

des Erwerbs vön Eigertgum, NRußegenchnntk und Rrgnngs⸗ rechten an ritterschaftlichen Gütern und bäuerlichen Grundstücken durch Handelsgesellschaften und Genossenschaften. Dieses Reskript wurde zur Prüfung an das Justizeomité abgegeben.

Ferner geht ein schwerinsches Reskript vom 17. d. M. ein nebst Entwurf einer Verordnung, betreffend die Allodifikation der Lehngüter, mit Motiven und zwei Berichten des Ober⸗ Appellationsgerichts, sowie der Entwurf einer Verordnung, be— treffend die Erbfolge in den ritterschaftlichen Allodialgütern, den Rostocker Distriktgütern und den Wismarschen Landgütern, eben⸗ falls mit Motiven. Kammerherr v. Oertzen⸗Kotelow bemerkt dazu, daß dieser Entwurf dem schon vor etwa 10 bis 12 Jahren vorgelegten Entwurf einer Modifikation des Lehn— wesens nachgebildet sei, welcher damals abgelehnt wurde. Das Material, welches mit diesem Reskript vom 17. d. M. eingegan⸗ gen, ist so umfangreich, daß beschlossen wird, dasselbe erst drucken und vertheilen zu lassen. Da aber sowohl durch den Druck als hernach durch die sorgfältige Prüfung viel Zeit in Anspruch genommen wird, so wird gleich weiter beschlossen, die Regierung um Befristung mit dieser Sache bis zum nächsten Landtage zu bitten auch soll der engere Ausschuß sich sodann berichtlich darüber äußern.

Da die Regierungen auf die ihnen am 16. d. Mts. gemachte Mittheilung von den Standesbeschlüssen der Ritter⸗ schaft und der Landschaft über die Verfassungsvorlage bisher geschwiegen haben, so haben die ritterschaftlichen Mitglieder der Verfassungskommission die Zeit benutzt, um zu den ersten 9 Paragraphen der Vorlage ein Amendement zu stellen, welches am 24. von der Verfassungskommission in das Plenum gebracht ist. Die „Rostocker Zeitung“ berichtet darüber in nach⸗ stehendem Telegramm aus Malchin vom 24. Februar:

„Der Bericht der Verfassungskommisston kam heute im Plenum zur Verhandlung. Die ritterschaftlichen Mitglieder der Kommission, mit Ausnahme der Herren von Oertzen-Lübberstorf und Graf

Bernstorff⸗Wedendorf proponiren eine Verfassungsvorlage folgenden

Inhalts: §. 1, Fortbestand von Ritter⸗ und Landschaft in ihrer ganzen inneren und äußeren Organisation. §. 2. Für die Berathun⸗ gen von Ritter⸗ und Landschaft bleibt das Virilstimmrecht und die itio in partes. 5. 3. Die Zustimmung von Ritter⸗ und Landschaft ist erforderlich, bei der Steuergesetzgebung und bei Verfassungsände⸗ rungen. §. 4. Außerdem besteht für die gesammte Gesetzgebung ein Abgeordnetenhaus aus Abgeordneten der Ritterschaft, der Landschaft, der Stadtvertretungen und der Landgemeinden. Die 5§5§. 5— 8 ent⸗ halten Bestimmungen über die Organisation der Stadtvertretungen und der Landgemeinden, ferner über die Reservation der Klöster für Ritter⸗ und Landschaft resp. die berechtigten Mitglieder u. s. w. §. 9. Das Abgeordnetenhaus besteht aus 117 Mitglie⸗ dern, davon 96 aus Mecklenburg-Schwerin (und zwar 40 aus der Ritterschaft, 18 aus der Landschaft, 13 aus den Stadtvertretungen, 25 aus den Landgemeinden; 21 aus ß Mecklenburg⸗Strelitz (und zwar 9 aus der Ritterschaft, 4 aus der Landschaft, 3 aus den Stadtvertretungen, H aus den Landgemeinden). Eine itio in partes findet im Abgeordnetenhause nicht statt. Sämmt— liche landschaftliche Mitglieder der Kommission erblicken in diesem Vorschlage eine Ablehnung der Regierungsvorlage in unerwartet ver⸗ schärfter Weise und lehnen die Berathung ab unter Bezugnahme auf die landschaftliche Erklärnng vom 24. Tebruar 1874.

Die Be athung im Plenum soll, wie das Telegramm hin— zufügt, bereits morgen stattfinden, bis wohin der Antrag ge— druckt vertheilt werden soll.

26. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtags wurde von der Landschaft in Gemäßheit der in dem Bericht des Verfassungscomité vorgestern von den land⸗ schaftlichen Mitgliedern abgegebenen Erklärung beschlossen, weitere Verhandlungen in der Verfassungssache abzulehnen. Die Ritterschaft beschloß, den von der Majorität der ritterschaftlichen Mitglieder des Comité ausgearbeiteten Entwurf, nach welchem die bisherigen Stände als politische Korporationen neben einer gewählten Volksvertretung aufrecht erhalten bleiben sollen, einer weiteren Berathung zu Grunde zu legen. Von mehreren Mit— gliedern der Ritterschaft wurden Vermittlungsvorschläge ein—

gebracht.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. Februar. In der heutigen Sitzung des Herrenhauses widmete der Präsident Fürst Karl Auersperg den gestorbenen Mitgliedern des Hauses: Freih. v. Pratobevera und Baron Reer warme Worte ehrenden Ge⸗ dächtnisses. Der Minister⸗Präsident Fürst A. Auersperg stellte an das Herrenhaus das Ersuchen: die Wahl der Delegations⸗ mitglieder zu veranlassen. Dieselbe wird morgen stattfinden. Nach Mittheilung der Petitionen wurde zur Tagesordnung geschritten. Der Gesetzentwurf, betreffend einige Aenderungen in der Gebah⸗ rung der auf Grund des Gesetzes vom 13. Dezember 1873 er⸗ richteten Vorschußkassen wurde der Finanzkommission, der Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Verjährung des aus Staatsschuldver⸗ schreibungen, welche dem Staatsglaͤubiger keine Kapitalsrückfor⸗ derung gewähren, gegen den Staatsschatz zustehenden Verzin⸗ sungsanspruches, der suridischen Kommission, der Gesetzentwurf, betreffend die Verwendbarkeit der Obligationen des von der Gemeinde Wien aufgenommenen Anlehens von zehn Millionen Gulden zu pupillarsicheren Anlagen der Finanzkommission zugewiesen. Die Gesetzentwürfe, betreffend die Erweiterung des Herzoglich Friedrich August Alexander von Beaufort⸗Spontinschen Fideikommisses; betreffend die Aenderung

der Bestimmung des Anhanges der Reichsrathswahlordnung in

Betreff der Wahlbezirke in Böhmen, d. Landgemeinden; betref⸗ fend einige Aenderungen der bestehenden gesetzlichen Bestim⸗ mungen über den Feingehalt der Gold⸗ und Silberwagren und dessen Ueberwachung; betreffend die Abänderung des 5§. 2 des Gesetzes vom 25. Mai 1869 wegen Aufnahme und Rückzahlung eines Anlehens aus dem Bukowinaer griechisch⸗orientalischen Religionsfonds zum Zwecke der Herstellung eines Regierungs⸗ gebäudes in Czernowitz; betreffend die Stempel⸗ und Gebühren⸗ befreiung der Verhandluugen zur Durchführung der Ab⸗ lösung der auf Grund und Boden haftenden Geld⸗ giebigkeiten und Naturalleistungen für Kirchen, Pfarren und deren Organe im Erzherzogthume Oesterreich ob der Enns; betreffend die Veräußerung von unbeweglichem Staats⸗ eigenthume, betreffend die Ermächtigung der Regierung zur Er⸗ streckung des Beginnes der Rückzahlungstermine für die im Grunde des Gesetzes vom 10. Juni 1872 aus Staatsmitteln er— folgten unverzinslichen Vorschüsse werden in zweiter und dritter Lesung ohne Debatte angenommen. Winterstein referirte über die Petitionen wegen Herstellung der Predilbahn. Nach einer lebhaften Debatte, in welcher Plener für die Eisenbahn Tarvis⸗ Predil⸗Görz, Scrinzi für die dringend nothwendige Verbindung Triests mit der Rudolfsbahn, Engerth für die Linie Tarvis-Görz plaidirten, wurde die vom Referenten beantragte Resolution ein⸗ stimmig angenommen, welche lautet: „Indem das Herrenhaus in Würdigung der Gründe, welche für die Verbindung der Rudolfs⸗ bahn mit Triest sowohl, als mit der Reichsgrenze bei Ponteba sprechen, der Regierung die Petitionen zur Würdigung abtritt,

lich, die Gesetzentwürfe zur Herstellung dieser Bahnen einbringe.“

Pest, 25. Februar. Der Kaiser empfing Koloman Tisza um 2 Uhr Nachmittags. Um 5 Uhr Abends findet bei dem Baron Wenckheim eine Konferenz statt, an welcher mehrere hervorragende Parteimänner beider Parteien Theil nehmen.

Wie die „Pester Korrespondenz“ meldet, soll in der heu⸗ tigen Abendkonferenz bei Baron Wenckheim vorläufig, trotz mehr⸗ stündiger Debatte, bezüglich der Finanzfragen noch keine Verein⸗ barung getroffen worden sein.

Schweiz. Bern, 24. Februar. Da bis jetzt nur von Deutschland, Rumänien, Luxemburg und der Schweiz der Ver— trag über die allgemeine Postunion ratifizirt worden ist, die Ratifikation aber Seitens sämmtlicher betheiligter Staaten spätestens 3 Monate vor seinem Inkrafttreten, das laut Art. 19 des Vertrags am 1. Juli d. J. stattfinden soll, zu geschehen hat, so ist von dem eidgenössischen Postdepartement an die Post⸗ verwaltungen der Staaten, welche den Vertrag uoch nicht rati⸗ fizirt haben, soeben ein Kreisschreiben erlassen worden, welches dieselben zur Beschleunigung dieses Aktes auffordert. Was den Austausch der Ratifikationen anlangt, so hat derselbe bekanntlich nach Art. 20 des Vertrags in Bern stattzufinden.

Im Kanton Tessin haben bei der Neuwahl des Großen Rathes am 20. die Ultramontanen den Sieg davon ge⸗ tragen. Man rechnet 67 Ultramontane auf nur 47 Liberale.

26. Februar. (W. T. B.) Das hiesige römisch⸗katho⸗ lische Comité hat gegen die Inbesitznahme der hiesigen katho⸗ lischen Kirche von Seiten der Altkatholiken bei dem Regie⸗ rungsrathe Protest eingelegt.

Großbritannien und Irlaud. London, 25. Februar. (A. A. C.) In Domning⸗Street fand gestern ein Kabinets⸗ rath fiatt, bei dem keiner der Minister fehlte. Am Abend gab Mr. Disraeli ein Diner, bei dem u. A. auch Graf Münster, der deutsche Botschafter, zugegen war.

Bei dem Stapellauf der in Chatham gebauten Panzer⸗ fregatte „Superb“, 9400 Tonnen, der am 7. April in Gegen⸗ wart fast sämmtlicher Mitglieder der Königlichen Familie statt⸗ finden soll, wird dem Vernehmen nach die Prinzessin von Wales den Taufakt vollziehen. Zu Ehren der Prinzessin wird der bisherige Name des Schiffes in „Alexandra“ umgewandelt werden.

Ein soeben veröffentlichtes Blaubuch enthält Angaben über die finanzielle Lage der Herzogthümer Cornwall und Lancaster, deren Revenuen bekanntlich resp. dem Prin⸗ zen von Wales und der Königin gehören. Die Einkünfte des erstgenannten Herzogthums beliefen sich auf 95,548 Pfd. Sterl., von welcher Summe 65,901 Pfd. Sterl. an den Prinzen von Wales für dessen Gebrauch gezahlt wurden. Die übrigen Zah⸗ lungen brachten die Ausgaben auf 85,729 Pfd. Sterl., es ver⸗ blieb demnach ein Ueberschuß von 9828 Pfd. Sterl. Die Ein⸗ künfte des Herzogthums Lancaster betrugen 66,457 Pfd. Sterl. und die Ausgaben 57,321 Pfd. Sterl,, von welcher Summe 42,400 Pfd. Sterl. in die Privatschatulle der Königin flossen, wonach ein Ueberschuß von 9096 Pfd. Sterl. verblieb.

26. Februar. (W. T. B.) Das dem Parlamente heute vorgelegte Marinebudget pro 1875 ist um 344,539 Pfd. Sterl. höher, als dasjenige des Vorjahres.

(W. T. B.) Unterhaus. Auf eine Anfrage Pims in Betreff der im Jahre 1871 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen mit Uruguay erklärte der Unter-Staatssekretär im Departement des Auswärtigen, der englische Konsul in Monte⸗ video habe angezeigt, daß nach den im Januar stattgehabten Un⸗ ruhen sich eine neue Regierung gebildet habe und daß durch das bei Montevideo liegende englische Geschwader die englischen In⸗ teressen genügend geschützt erschienen.

27. Februar. (W. T. B.) Im Oberhause wurde gestern der Gesetzentwurf, betreffend die Erfindungspatente, in zweiter Lesung angenommen.

Die Bark „Bella Hill“, von Liverpool nach Val⸗ paraiso bestimmt, hat bei Baldriggan in Irland (nördlich von Dublin) Schiffbruch gelitten, wobei 24 Personen umgekom⸗ men sind.

Frankreich. Paris, 26. Februar. (W. T. B.) Das „Journal des Döbats“ (Organ der gemäßigt⸗ republikanischen Partei) vernimmt, Buffet werde den ihm vom Marschall⸗ Präsidenten ertheilten Auftrag zur Bildung eines neuen Kabinets ablehnen. Das Blatt hofft, daß Buffet bei seiner Weigerung nicht stehen bleiben werde und hebt hervor, daß die Politik des neuen Kabinets eine streng antibonapartistische sein müsse. Die Furcht vor Wiederherstellung des Kaiserreichs und der Haß gegen die Bonapartisten seien die wirksamsten Faktoren für das Zustandekommen der Parteien⸗ Koalition gewesen, die gegenwärtig die Oberhand gewonnen habe, die Republikaner würden auch ferner die größten Opfer bringen, wenn man sie nur sicher stelle gegen die Gefahren des Bona⸗ partismus.

Die Nationalversammlung wird am nächsten Montag die Neuwahl ihres Bureaus vornehmen, die Mit⸗ glieder der Rechten beabsichtigen, Kerdrel als Kandidaten

Berichts ist noch kein Tag bestimmt. Der Empfang des neuen spanischen Gesandten de Molins durch den Präsidenten soll morgen im Palais Elisée stattsinden. Die Gräfin 3 J Schwester des Königs Alfons, begiebt sich heute nach adrid.

Nach dem „Messager de Paris“ ist zwischen dem be⸗ treffs der türkischen Anleihe von 1873 eingesetzten Syn⸗ dikate und dem hiesigen türkischen Botschafter heute ein Aus⸗ gleichs⸗Abkommen unterzeichnet worden.

Türkei. Bel grad, 26. Februar. (W. T. B.) Der deutsche General⸗Konsul Rosen kehrt heute auf seinen hiesigen Posten zurück und ist damit die regelmäßige Vertretung des Deutschen Reichs bei der serbischen Regierung wieder hergestellt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 24. Fe⸗ bruar. Die „St. Petersb. Ztg.“ veröffentlicht folgendes Aller⸗ höchste Reskript an die Großfürstin Alexandra Petrowna, Prä⸗ sidentin des St. Petersburger Conseils der Kinder-⸗-Asyle.

Eure Kaiserliche Hoheit! Zehn Jahre sind seit der Zeit perflos⸗ sen, als Eure Kaiserliche Hoheit auf die einstimmige Bitte des St. Petersburger Conseils der Kinder⸗Asyle mit Meiner Genehmigung die Würde der Präsidentin des Conseils übernahmen. Bei dem Ihnen angehorenen Wohlthätigkeitsgefühl haben Sie Ihre Mühwaltung ganz der Versorgung von Kindern und Waisen gewidmet. Der Eifer, mit dem Sie es sich angelegen sein ließen, minderjährigen Armen Unter— kommen und Lebensunterhalt zu beschaffen und ihnen eine ent⸗ sprechende Bildung angedeihen zu lassen, hat Mir stets wahrhaf⸗ ten Trost gewährt. Aus dem Rechenschaftsbericht des Asyl⸗ Ressorts für das Jahr 1873 habe Ich abermals mit herzli⸗

des Kreises der menschenfreundlichen Wirksamkeit des Conseils glänzende Erfolge erzielt hat. Ihre Hingebung für die Ihnen an⸗ vertraute Sache hat viele Personen zu Spenden und mürdiger Mit⸗ wirkung herangezogen, in Folge dessen sich während Ihrer Leitung der St. Petersburger Kinder-Asyle die Möglichkeit geboten hat, sowohl die Zahl der Anstalten als auch der in denselben versorgten Kinder zu vermehren, welche letztere von 4300 auf 5609 gestiegen ist, wäh⸗ rend das den Asylen gehörende Reservekapital sich im letzten Dezen—⸗ nium fast verdreifacht und die Höhe von 1,200,000 Rbl. erreicht hat.

Indem Ich es für Meine Pflicht halte, Eurer Kaiserlichen Ho⸗ heit Meine herzliche Erkenntlichkeit für Ihre unermüdliche Mühwal⸗ tung zu wiederholen, verbleibe Ich Ihnen immerdar aufrichtig wohl⸗ gesinnt.

Das Original ist von eigenhändig unterzeichnet:

Ihrer Majestät der Kaiserin Höchst⸗

Maria.“ San Remo am 26. Januar (7. Februar) 1875.

Im Kriegs-Ministerium hat eine besondere Kom⸗ mission ein Projekt über die Korrektions-Compagnien ausgearbeitet. Nach demselben soll für folgende Vergehen Zu⸗ zählung zu den Strafcompagnien erfolgen: 1) für mündliche oder schriftliche Beleidigung der Vorgesetzten; ?) für thätliche Beleidigung des Vorgesetzten, wenn derselbe Untermilitär ist; 3) für Ungehorsam; 4) für thätliche Beleidigung der Wacht⸗ posten und Schildwachen; 5) für absichtliche Gesundheitsverletzun⸗ gen an sich und anderen, zum Zweck, die Ableistung der Wehr⸗ pflicht zu verhindern; 6) für Pflichtverletzung beim Wachtdienst; 7) für Beschädigung oder Entfremdung von Waffen, Patronen oder Pferden; 8) für Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit von Berichten, wenn dieselben auf gewinnsüchtigen Absichten beruhen. Statt der alten, bis zu 6 Jahren reichenden Straffristen sollen Grade von Straffristen eingeführt werden, von denen die längste nur 3 Jahre dauert.

26. Februar. (W. T. B.) Die Regierung hat die Erlaubniß zum Transitwaarenverkehr aus Ostpreußen nach Galizien auf den Bahnen Brest-⸗Grajewo und Kiew— Brest ertheilt.

77J. Februar. (W. T. B.) Der ofstzielle „Reich s⸗ anzeiger“ schreibt in Betreff der projektirten zweiten inter⸗ nationalen Konferenz: Angesichts der weder den Absichten des Kaisers, noch dem Wesen der russischen Beziehungen zum Londoner Kabinet entsprechenden Urtheile der Presse sei es Pflicht, daran zu erinnern, daß der Wunsch, die Leiden des Krieges zu mildern, nicht ausschließlich von Rußland gehegt werde und daß durch die Verwirklichung desselben nicht eigentlich russische Zwecke verfolgt würden. Einzelne Versuche, welche bisher nach dieser Richtung hin gemacht worden seien, hätten, obgleich sie an⸗ erkanntermaßen einen Fortschritt zur Folge gehabt hätten, sich nicht in maßgebender Weise geltend machen können, da die Interessen der Regierungen durch sie nicht unmittelbar berührt worden seien. Die Friedfertigkeit und Menschenliebe, welche die zwanzigjährige Regierung des Kaisers Alexander ge⸗ kennzeichnet und ihm die Achtung Europas erworben habe, be⸗ rechtige ihn, die Initiative zu ergreifen, um die Unbestimmtheit des Kriegsvölkerrechts zu beseitigen und dasselbe auf festen und gesunden Grundsätzen zu basiren. Rußland wünsche nur eine ruhige und wohlwollende Beurtheilung der Angelegenheit und werde gerne allen Vorschlägen zustimmen, welche dem Wohl der menschlichen Gesellschaft entsprächen. Jede gewissenhafte Meinung und jeder loyale Einwand werde Beachtung finden. Bedauernswerth wäre nur die Nichttheilnahme einer großen Nation, welche die⸗ selbe der Möglichkeit berauben würde, ihre Stimme bei den Verhandlungen geltend zu machen.

Dänemark. Kopenhagen, 24. Februar. Der Gesetz⸗ vorschlag, betreffend die Patentgesetzgebung, kam in der gestrigen Sitzung des Landsthings zur dritten Lesung. Der Ausschuß hatte eine Reihe kleinerer Aenderungsvorschläge, welche vom Abg. Krieger als Wortführenden anbefohlen wurde, eingebracht: die wichtigsten derselben betrafen die Frage wegen des Erbrechts auf Patente und Bestimmungen über Zulagepatente. Der Minister des Innern schloß sich mit kurzen Worten den sämmtlichen Vorschlägen des Ausschusses an und empfahl im Uebrigen eine andere Reihe von Aenderungen, welche jedoch alle von un⸗ wesentlicher Bedeutung waren. Die beiden Reihen dieser Aen⸗ derungsvorschläge wurden einstimmig angenommen. Schließlich wurde der ganze Gesetzvorschlag mit 35 Stimmen gegen 10 Stimmen genehmigt und geht jetzt an das Folkething.

Amerika. (Monatsübersicht für Januar.) Die Zustände in den südlichen Staaten, namentlich in Louisiang, Arkansas und Mississippi haben im vergangenen Monate die Aufmerksamkeit der Regierung, des Kongresses und des gesamm⸗ ten Landes fast kuef e , in Anspruch genommen. Beim Zusammentritte der Staatslegislative von Louisiana, am 4. Ja⸗ nuar, wurden auf Requisition des Gouverneur Kellogg fünf der konservativen Partei angehörige Mitglieder des Repräsentan⸗ tenhauses durch den General de Trobiand unter Mitwirkung der Vereinigten Staaten⸗Truppen aus dem Sitzungssaale entfernt, ungeachtet des von den Konservativen, welche die Majorität des Hauses bildeten, gegen dies Verfahren erhobenen Protestes. An dem Abende desselben Tages übernahm der General⸗Lieutenant

für das Präsidium aufzustellen. Für die Berathung des von Savary über die Wahl im Departement de la Nisevre erstatteten

Sheridan, welcher sich bereits Ende Dezember nach New⸗Orleans bege⸗

wer Frenden Ersetefen daß - Ihr Strktbe nach der Eriterung ———

ben hatte, das Kommando über die daselbst befindlichen Truppen sowi über Louistang und die daran . k . berichtete noch am nämlichen Tage an die Regierung in Washington über die in Louisianag und einzelnen anderen Süd⸗ staaten herrschende . und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und empfahl, die schärfsten Maßregeln gegen die Führer der sogenannten „Weißen Liga⸗ zu ergreifen. In New⸗ Orleans rief das Verfahren der Militärbehörden in Verbindung mit den von dem kommandirenden Generale abgestatteten Be⸗ richt die größte Aufregung und Entrüstung hervor, ein Gefühl welches in fast allen Staaten der Union getheilt wurde, und zu Protesten einzelner legislativen Versammlungen und Gouver⸗ neure Veranlassung gab. Eine Ausnahme machte nur die Le⸗ gislative von Kansas, welche das Versahren des General Sheridan unbedingt billigte. In New⸗Orleans selbst wurde die Ruhe nicht gestört. Beide Parteien konstituirten sich zu Legislativen, von denen jede die rechtmäßige zu sein behauptete. Die am ersten Tage aus gewiefenen kon⸗ servativen Deputirten richteten eine Denkschrift an den Kon— greß, in welcher ausgeführt wurde, daß sie die gesetzlich erwählte Legislative bildeten, daß die Souveränetät des Staates mißachtet und umgestoßen worden sei und das amerikanische Volk aufge⸗ fordert ward, bei dergleichen Vorgängen auf seiner Hut zu sein. Am S8. beschloß der Senat des Kongresses, den Praͤfiden en um Aufklärung . 9 Vorgänge in Rew⸗Orleans zu bitten. Be— reits am 5. aber hatte die Regierung den Beschkuß gefaßt, das Verfahren des General Sheridan . billigen . glöohn 3

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= hen ihnk. für nötkig, gehalten. Maßregeln zu uaterstüßen. Ine

Repräsentantenhause wurden besondere Schritte nicht gethan und beschloß dasselbe, den Bericht der, wie bereits im vergangenen Monat erwähnten, nach Louisiana geschickten Unterfuchungs⸗ Kommission des Hauses abzuwarten. In Beantwortung der oben erwähnten Anfrage des Senats erließ der Präsident Grant am 13. eine besondere Botschaft an denselben, worin er, auf die Vorgeschichte der Louisiana-Wirren bis zum Jahre 1868 zurückgehend, das Verfahren der Militärbehörden der Legislative gegenüber auf Grund der in diesem Staate im Allgemeinen herrschenden Zustände der Gewaltthätigkeit und Ungesetzlichkeit als nothwendig und in das Pflichtgebiet der Bundesexekutive gehörend bezeichnet und rechtfertigt. Am Schlusse der Botschaft bittet der Präsident den Kongreß, derartige Bestimmungen treffen zu wollen, daß die ihm obliegende Pflicht dadurch vollständig klar werde, und versichert, alle folche Gesetze genau ihrem Sinne und Wortlaute nach, ohne Begünstigung einer Partei, ausführen zu wollen. Der versöhnliche Ton in dem die Botschaft gehalten war, verfehlte nicht, überall einen günstigen Eindruck hervorzurufen, und wurde auch im Senate die Be— sprechung der Verhältnisse von Louisiana erst in den letzten Tagen des Monats wieder aufgenommen, ohne daß indessen ein Resuhtat dadurch erlangt worden wäre. Die aus drei Mitgliedern des Repräsentantenhauses bestehende Kommission sprach sich nach ihrer Rückkehr von New⸗Orleans zwar zu Gunsten der Konser⸗ vativen aus, doch beschloß das Haus, durch den vollständigen, für die Untersuchung gewählten Ausschuß noch einmal die Unter— suchung in New⸗Orleans aufnehmen zu lassen, bevor es zu wei⸗ teren Verhandlungen über die Angelegenheit schritt, und war der betreffende Ausschuß Ende des Monats noch an Ort und Stelle mit Untersuchung der Vorgänge beschäftigt. Eine Aenderung der Situation war bis zu diesem Zeitpunkte nicht eingetreten, doch deuteten die Anzeichen auf das Zustandekommen eines Kompro—

misses hin, welches denn auch am 6. Februar abgeschlossen worden

ist. Nach demselben wird den Konservativen eine Majorität von 10 Stimmen eingeräumt, wogegen sie auf jede Untersuchung der Handlungen des Gouverneur Kellogg Verzicht leisten.

Der Kongreß, welcher sich am 23. Dezember vertagt hatte, trat am 5. Januar wieder zusammen. Im Repräsentantenhause wurde am 7., nachdem nach den Regeln der Vorfrage (previous question) jede Debatte abgeschnitten worden war, die am 22. De⸗ zember vom Senate angenommene Shermansche Bill behufs Wiederaufnahme der Baarzahlung ebenfalls angenommen, und zeigte am 14 der Präsident dem Kongresse an, daß er dieselbe unterzeichnet habe. In einer bei dieser Gelegenheit an den Kongreß erlassenen besonderen Botschaft empsiehlt derselbe die Wiederauflage der Zölle auf Thee und Kaffee, den Widerruf derjenigen Klausel im Tarifgesetze von 1872, durch welche für gewisse Artikel eine Zollreduktion von zehn Prozent eingeführt wurde, die sofortige Einlösung des Bundespapier—⸗ geldes zu einem dem Agio des Goldes entsprechenden Diskonto und die Errichtung neuer Münzstätten in Chicago, Omaha oder St. Louis. Am 19. gastirte im Senate die am 1. Juni 1874 im Repräsentantenhause angenommene Zoll- und Steuertarif⸗ Bill, die sogenannte „little tarif bill“, nachdem dieselbe in der Finanzkommission nicht unwesentliche Abänderungen erlitten hatte, namentlich wurde die Erhöhung des Zolles auf Hopfen von 10 auf 8 Cents herabgesetzt und die auf Tabak bezüglichen Sektionen gänzlich gestrichen. In dieser amendirten Fassung wurde die Bill am 21. auch von dem Repräsentantenhause an⸗ genommen. Am 26. übersandte eine Anzahl New⸗Jgorker Ge⸗ schäftsleute dem Präsidenten eine Petition, die Bill mit seinem Veto zu belegen. Ferner wurde im Repräsentantenhause die Senatsbill angenommen, durch welche jede Beschrän⸗ kung der Cirkulation von Noten derjenigen Banken, welche dieselben in Gold einlösen, aufgehoben, bezüglich ein Freibanksystem für Goldbanken eingeführt werde. Abgewiesen wurde dagegen eine Resolution, nach welcher die Amtsdauer des Präsidenten der Vereinigten Staaten auf sechs Jahre aus⸗ gedehnt, eine Wiederwahl desselben jedoch ungesetzlich sein sollte. Am 20. übersandte der Präsident dem Kongresse eine besondere Botschaft, in welcher derselbe, unter Bezugnahme auf die Fort⸗ schritte des Geschützwesens in anderen Ländern, behufs Her⸗ stellung einer besseren Armirung der Küstenbefestigungen eine vorläufige Bewilligung von 250 000 Dollars zur Umwandlung glatter in gezogene Geschütze und zur Anstellung der nöthigen Proben empfiehlt. Die fortwährenden Mahnungen der Re⸗ gierung an den Kongreß in Betreff der Armirung der Be⸗ festigungen, dürften, meint der Präsident am Schlusse der Bot⸗ schaft, nicht länger unbeachtet bleiben, wenn der Kongreß wünsche, das wichtige Material während des Friedens vorzu⸗— bereiten, ohne welches zukünftige Kriege unfehlbar nur zum Unglück führen könnten.

Das Ergebniß der Neuwahlen für den Senat liegt, mit Ausnahme der Staaten Florida, West⸗Virginien und Minnesota, vollständig vor. Bekanntlich scheiden am 4. März 25 Senatoren aus, von denen 17 der republikanischen, 3 der liberal republika⸗ nischen und 5 der demokratischen Partei angehören. Von den übrigen 48 Senatoren sind 33 Republikaner, 14 Demokraten und einer ein liberaler Republikaner. Von den neugewählten Sena⸗ toren, unter denen sich auch der Vorgänger Grants und Nach⸗

folger Lincolns, Andrew Johnson, befindet, gehören 12 zu den Demokraten, und einschließlich des in Californien gewählten un⸗

abhängigen Republikaners Booth, 10 zu den Republikanern, so daß, soweit es sich jetzt übersehen läßt, die Republikaner eine Majoritãt von 6 Stimmen in dem neuen Senate haben werden In Louisiana ist, der bereits früher gewählte Farbige Piechback dessen Wahl bis jetzt beanstandet wurde, abermals gewählt wor⸗ den. Von sämmtlichen ausscheidenden Mitgliedern sind nur 4 wiedergewählt worden.

König Kalakaug ist am 26. Januar, nachdem er noch Boston Chicago und einzelne andere Städte besucht, in San Francisco eingetroffen und hat am 2. Februar die Vereinigten Staaten verlassen, um nach Hawaii zurückzukehren. Die Verhandlungen behufs Abschlusses eines Reziprozitätsvertrages mil den Sandwich⸗ Inseln haben zu einem befriedigenden Refultate geführt und wird der entsprechende Vertrag demnächst dem Senate zur Bestätigung vorgelegt werden.

Die Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien über die dem letzteren Staate zu zahlende Entschädi⸗ gung betreffs der Virginius⸗A Angelegenheit sind in der letzten Zeit zu einem Stillstande gekommen. Die spanische Regierung hatte den Vereinigten Staalen und England die selbe Entschäsigung angeboten, nämlich 2500 Dollars für jeden hingerichteten Weißen und 1500 Dollars für jeden Neger. Die englische Regierung

. as ? je te je Regi 49 ; ini S nahm das Anerbieten an, die Regierung der Vereinigten Staaten

hat sich jedoch für verpflichtet gehalten, dasselbe zurückzuweisen, da sie den darin gemachten Unterschied betreffs der Race nicht anzuerkennen vermöchte. Sobald die neuen Kreditive in Washing⸗ ton und Madrid übergeben worden sind, sollen die Verhandlun⸗

gen wieder aufgenommen werden und erwartet man, daß Spanien

eine gleichz:äßige Entschädigungssumme für alle Verurtheilten bewilligen wird.

Zwischen, den Vereinigten Staaten und Canada ist in Washington ein Uebereinkommen unterzeichnet worden, wo⸗ nach in Bezug auf die Beförderung non Korrespondenz⸗ sachen in beiden ändern vollständige Gleichförmigkeit herrschen soll. Da in beiden Ländern Frankozwang eingeführt ist, so fällt eine Abrechnung zwischen den Posthyerwaltungen beider Länder fort. Sobald als thunlich soll eine ebensolche Gleich⸗ förmigkeit auch in Betreff der Postgeldanweisungen eingeführt werden. Die auf das Briefporto bezüglichen Bestimmungen sind bereits am 7. Januar in Kraft getreten. ö

Aus dem Berichte des Finanz⸗Ministers ergiebt sich, daß die Schuld der Vereinigten Staaten während des Dezember um 3,H59, 968 Dollars zugenommen hat, dieselbe belief sich, abzüg⸗ lich des Bestandes an baarem Gelde im Schatzamte und der zu Gunsten der verschiedenen Pacific⸗Eisenbahnen ausgegebenen Obligationen am 1. Januar auf 2, 142,598, 502 Dollars, gegen 2,138. 938,334 Dollars am J. Dezember v. J. Selst dem J. Juli dem Beginne des amerikanischen Finanzjahres hat die Staats schuld sich im Ganzen um 486,933 Dollars verringert. Während des Januar hat die Schuld sich um etwa 1,397, 000 Dollars vermehrt. Der Finanz. Minister hat mit einzelnen amerikanischen und englischen Bankierhäusern ein Abkommen getroffen, wonach dieselben fünfundzwanzig Millionen fünfprozentiger Obligationen zu Pari übernehmen, dagegen wird die gleiche Summe in sechs⸗ prozentigen Papieren behufs Einlösung eingerufen werden.

Die Produktion von Edelmetallen wahrend des vergange⸗

nen Jahres hat sich auf 4,401,055 Dollars, gegen 72,258, 693 Dollars im Jahre 1873, belaufen. Für das laufende Jahr wird die Produktion, in Folge der kürzlich erfolgten Entdeckung sehr reichhaltiger Erzadern auf 80 Millionen veranschlagt. Von obigen 74401,055 Dollars waren 35,681 411 Dollars Silber und 12,360,868 gold⸗ und silberhaltige Erze, so daß sich die Produktion von Gold auf 26,358,776 Dollars beläuft. Die höchste Produktion von Edelmetall weisen Nevada und Califor— nien auf, in denen dieselbe bez. 35,452,233 und 20 300,531 Dollars beträgt. Mexiko. Dem in der vergangenen Legislaturperiode eingeführten Gebrauche gemäß, ist der Kongreß am 15. Dezember ohne irgend welche Feierlichkeiten geschloffen worden, nachdem der Minister der öffentlichen Arbeiten noch in der letzten Sitzung zwei von demselben, abgeschlossene. Verträge vorgelegt hatte. Der eine betrifft die Erbauung einer Essenbahn von der Stadt Leon im Staate Guanajuato bis zum Rio Grande del Norte, der andere die Bahn von Guaymas an der Nord— grenze des Landes. Die Arbeiten der ersteren Bahn, welche die Städte Lagos, Aguascalientes, Zacatecas, Durango, San Luis Potost, Saltillo und Monterey, theils vermittelst der Hauptlinie, theils durch Zweigbahnen mit einander verbinden wird, sollen in sechs Jahren vollendet sein, und verpflichtet sich die Regierung, für jeden vollendeten Kilometer eine Subvention von 9506 Piastern zu zahlen. Der Nachricht, daß die Regierung die eng⸗ lische Schuld anerkannt habe, ist amtlich im „Diario“ wider— sprochen worden.

Central⸗Am erika. bietes von Nicaragua durch Costa⸗Rieanische Soldaten, welche die unter Führung des vor Kurzem von San Jose de Guate— mala in Corialo eingetroffenen Insurgenten⸗Chefs Fernandez stehenden Aufständischen verfolgten, sind zwischen den Regierungen beider Republiken Streitigkeiten entstanden, welche durch die noch immer nicht geregelten Grenz— verhältnisse einen ernsten Charakter anzunehmen drohten Der Kongreß von Nicaragua war zum 1. Januar einberufen wor— den; doch hatten sich zu diesem Termine die Mitglieder nicht in hinreichender Zahl eingefunden, so daß die Eröffnung nicht er⸗ folgen konnte. In Guatemala, Salvador und Honduras herrschte Ruhe. Die Präsidenten der beiden letztgenannten Republiken hatten eine Zusammenkunft gehabt, um sich über die Beförde⸗ rung des Fortschrittes und der Freundschaft zwischen den bezüg⸗ lichen Staaten und die zur Erhaltung des Friedens in Central⸗ Amerika überhaupt erforderlichen Maßregeln zu besprechen. Der König der Mosquito⸗Küste hat gegen die Herstellung des inter— deeanischen Kanals durch sein Gebiet protestirt und seine An⸗ sprüche auf Greytown von Neuem geltend gemacht.

Die Revolution in Venezuela dauert fort. Die Insur⸗ genten⸗Generale Puleido und Alfaro Perez wurden bei Urica gefangen genommen und nach der La Guayra gebracht und der General Colina genöthigt, sich auf Churuguara zurückzuziehen. Präsident Guzman Blanco hat dem General Merquez in Barquistmento den Oberbefehl über die Armee übertragen und sich nach Puerto Cabello begeben und von dort einen Angriff zur See auf Coro ins Werk zu setzen. In den nicht von den Insurgenten besetzten Landestheilen herrscht vollständige Ruhe.

Peru. Der Insurgentenführer Pierola machte nach der entscheidenden Niederlage, welche er bei Toreta erlitten, am 30. Dezember einen Versuch, sich der Stadt Arequiga zu bemächtigen, wurde aber von den unter dem Befehle des Präsidenten Pardo stelbst stehenden Regierungstruppen zurückgeschlagen. Die Re⸗ volution ist als beendet zu betrachten und wird der Präsident Pardo, der anfangs in Tecua später in Arequiga die Wieder⸗ herstellung der Ordnung abwartete, an der Spitze der Truppen

In Folge einer Invasion des Ge⸗

nach Lima zurückkehren. Der Kongreß, der während der Dauer der Revolution seine Sitzungen fortgefetzt hatte, wird sich nach Beendigung der Budgetberathung vertagen.

Chili. Die von Seiten Bolivia's zu dem von den

Serren Martinez und Baglista abgeschlossenen Grenz⸗ vertrage beantragten Veränderungen, scheinen von der chilenischen Regierung nicht angenommen werden zu wollen. Man ist in Santiago der Ansicht, daß Chili dadurch einen großen Theil seines Territoriums einbüßen würde, ohne ein entsprechendes Aequivalent dafür zu erhalten. Politische Flücht⸗ linge, welche an der letzten Revolution in der Argentinischen Republik betheiligt gewesen waren, trafen in großer Zahl in Chili ein. Bolivig. In La Paz hat der General Quentin Guavado ein Pronunciamento erlassen. Das Militär erklärte sich zu seinen Gunsten und die Behörden wurden genöthigt, die Stadt zu verlassen. Ende Dezember wurde der General Guayvads in— dessen von dem General Daza in Cochabamba gezwungen, die Waffen niederzulegen, worauf noch in La Paz die Srdnung wiederhergestellt wurde.

Argentinien. Im ganzen Lande herrschte Ruhe und sind sämmtliche Nationalgarden entlassen worden, doch dauerte der Kriegszustand in Buenos Ayres fort. Die Regierung ver⸗ fährt mit der größten Milde gegen Alle, welche sich an der Re⸗ volution betheiligt haben. General Mita und einige andere Of⸗ siziere sind vor ein Kriegsgericht gestellt worden, doch dürfte das Erkenntniß desselben nur auf mehrjährige Verbannung lauten. In Paraguay ist Hr. John B. Gill mit den herkömmlichen Formalitäten als Präsident der Republik in ÄAsuncion in⸗ stallirt worden. Aus den offiziellen Berichten ergiebt sich, daß die Einnahmen. von Paraguay seit Beendigung des Krieges im Jahre 1870 jährlich um 50 Prozent zugenommen haben. Die⸗ selben waren im vergangenen Jahre viermal so hoch als 1870.

Brasilien. Die in den Provinzen Parahyba und Per⸗ nambuco ausgebrochenen Unruhen haben in letzter Zeit alle Be⸗ deutung verloren und sind durch die fliegenden Kolonnen der regulären Kolonnen ohne weiteres Blutvergießen unterdrückt wor den. Das gleiche geschah in der Provinz Rio Grande del Norte, wo eben falls an einzelnen Orten Aufstände vorgekommen waren. Die gerichtliche Untersuchung gegen die Bisthumsverweser von Para und Olinda, wegen ihrer Weigerung des über die Frei⸗ maurer verhängte Interdikt aufzuheben, wurde von Seiten der Regierung mit der größten Energie fortgesetzt. Der Gouverneur von Pernamhuco hat auf Grund des Gesetzes, welches die Aus—⸗ weisung gefährlicher oder verdächtiger Personen gestattet sechs italienische Jesuiten des Landes verwiesen. r

Die brasilianische Regierung hat mit dem Hause Rothschild und Söhne eine Anleihe von 5,000, 000 Lstr. abgeschlossen.

Nr. 9 des „Fentral⸗Blatts für das Deutsche Reich“ herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt (Berlin, Carl Heymanns Verlag) hät folgenden Inhglt: 1) Allgemeine Verwaltungssachen: Verwessung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. 2) Finanzwefen: Nachwei⸗ sung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Steuern, sowie anderer Einnahmen im Dentschen Reiche für die Zeit vom J. Fanuar bis zum Schlusse des Monats Januar 1875. 3) Münzwesen: Ueber— sicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. 4) Zoll und Steuer⸗ wesen: Kompetenzen von Steuerstellen. 5) Militärwesen: Bekannt= machung, hetreffend die Ausführung der §§5. 101 bis 108 des Militär= Pensionsgesetzes vom 27. Juni 1871 und der §S§. 15, 16 und 22 der Novelle vom 4 April 1874. Vom 22. Februar 1875. 6) Marine und Schiffahrt: Beginn einer Seeschifferprüfung. 7) Konsulatwesen: Ernennung; Ertheilung der Kompetenz zu Eheschließungen 2c 8) Personal⸗Veränderungen ꝛc.! Ernennung. . .

. Die Nr. 9 des Justiz - Ministerial-Blatts für die preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, heraus⸗ gegeben im Bureau des Justiz⸗Ministeriums, zum Beften der Justiz⸗ Offizianten⸗Wittwen⸗Kasse, enthält einen Plenarbeschluß des König⸗ lichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten, vom 7. Ja nhar 1875. Ferner: Suarez über das Verhältniß von Kirche und Staat. (Schluß.) z

= Die Königl., Geh. Ober Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) ist jetzt autorisirt, an Behörden, Truppentheile und Offiziere des deutschen Reichsheeres auf deren Antrag Exemplare zu liefern von: Instruk— tion, betreffend, das Infanteriegewehr M. 71 nebst zugehöriger Mu— nition und Abänderungszusätze, Instruktion, betreffend die Jäger⸗ büchse M. II nebst zugehöriger Munition, Verwaltungsbestimmun⸗ gen, betreffend die Munition und die Munitionsmaterialien für das

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Infanteriegewehr M. 71 nebst Abänderungen und Nachtraͤge.

Vereinswesen. Vom 18. bis 20. Mai d. J. wird die 22. allgemeine tadt tagen.

deutsche Lehrer⸗Versammlung in Darms

Statistische Nachrichten.

w großen Weltaus ellungen haben, wie eine Ueberstcht der Times“ angiebt, folgende Resultate gehabt: Die Ausstellung zu London 1851 wurde besucht von 6,039, 1955 Personen die zu Paris 1855 von 5.162330 Personen, die Londoner Aus stellunz von 1862 von 6211, 103 Personen, die Pariser Ausstellung von 1857 von 8-05, 969 Personen und die Wiener Ausstellung von 1873 von 6e(40 500 Personen. An Eintrittsgeld wurde eingenommen 1851: 124,322, 1855: 128,999, 1862: 408,530, 1867: 420,735 und 1873: 206,478 Pfund Sterling.

Nach der amtlichen Jahresstatistik der im Auftrage des Bör senvereins der deutschen Buchhändler in Leipzig gebuchten und im Vereinsorgan in fortlaufender Reihe als solche veröffentlichten er⸗ schienenen „Neuigkeiten des deut schen Buchhandels“ für 1874 war, das letztjährige Ergebniß das größte feit 25 Jahren! Es wurden im Ganzen über 12,900 Bücher, Landkarten 2c. als neu erschienen oder neu aufgelegt registrirt Diese Gesammtsumme, welche genau 12,070 beträgt, übertrifft die Ergebnisse der letzten sechs Vor⸗ jahre in mehr oder weniger erheblicher Weise. Seit 1868 ging die Produktion gewaltig in die Höhe. Mit genanntem Jahr wurden zum ersten Mal die 16000 erreicht und überschritten. Man hatte damals nämlich 10,5583 Novitäten. Das nächste Jahr brachte 11.305. Da kam der Krieg 1870,71, und in Folge dessen gingen die Jahres- ziffern auf 106,108 und 16669 zurück. Im Jahr 1872 hafte man aber bereits wieder 11,127, 1875 schon 11,315, bis 1874 die Summe von 12070 erzielt wurde. Diese Steigerung von 1874 die gegen 1873 755 beträgt, rührt von einer fast durchgehenden Mehrproduk— tion gegen das Vorjahr her, welcher nur in sechs (von 24) Rubriken eine Minderproduktion gegenübersteht. Im Rückgehen befindlich zeig= ten sich nämlich zunächst die Theologie (1094 statt 1239), die hi⸗ osophie (1562 stgtt 157), die Rubriken Jugendschriften (344 statt 387), „Bau, Maschinen und Eisenbahnkunde, Bergbau und Schiff fahrt, (301. gegen 3831), „Forst⸗ und Jagdwissenschaft“ (39 gegen 56, endlich Schöne Literatur (912 gegen 948). Die erste Stelle durch numerisches Uebergewicht nimmt seit mehreren Jahren die Pädagogik Ein; dann folgt die Jurisprudenz. Die Theologie erscheint zum ersten Mal an dritter Stelle, nachdem sie Jahrzehnte hindurch an der Spitze aller Rubriken gestanden hatte.

Nach dem vom Bezirkspräsidenten veröffentlichten Rerichte

über daz Jagdergebniß des vorigen Jahres wurden an den von