1875 / 60 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Mar 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Der Gesundheitszustand der Besatzung ist ein sehr befrie⸗ digender, trotz des schlechten und kalten Wetters.

Die Königliche Regierung zu Trier macht unterm 2. Mãrz bekannt, daß die Kreis wundarztstelle des Landkreises Trier erledigt ist und Bewerber um dieselbe innerhalb 2 Monaten ihr Gesuch an die gedachte Regierung, Abtheilung des Innern, zu richten haben.

Bayern. München, 9. März. (Allg. 3Ztg.) Der diesen Nachmittag in der Hofkirche zu St. Cajetan abgehaltenen Vigil für den Höchstseligen König Max II. haben Ihre Majestät die Königin-⸗Mutter mit den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, den höchsten Hof⸗ und Staatsbeamten ze. beigewohnt. Se. Majestät der König konnte, in Folge noch nicht vollständig gehobenen Unwohlseins, der Trauerfeier nicht beiwohnen.

Die Kammer der Abgeordneten prüfte heute die Rechnung snachweisungen über die Staatseinnah⸗ men. Minister v. Berr versprach eine Gesetzesvorlage über den obersten Rechnungshof für den nächsten Landtag und gab auf Anfrage Brandenburgs Aufklärungen über das Bad Kissingen, welches an Hofrath Streit auf 25 Jahre unter für den Staat günstigen Bedingungen verpachtet worden sei, und legte zugleich die Gründe dar, warum das Angebot der Stadtgemeinde Kis⸗ singen zurückgewiesen wurde. Die nächste Sitzung ist morgen, am Sonnabend ist die letzte vor Ostern.

Der für den Entwurf des Landtagswahl⸗ gesetzes gewählte Ausschuß der Abgeordnetenkammer war gestern Abends zu einer vertraulichen Sitzung versammelt, in welcher sich ergab, daß die Modifikationsvorschläge des Abg. Hauck bis auf den einen Punkt unannehmbar erschienen: daß bei einer gewissen Vermehrung der Bevölkerungszahl an ein zelnen Orten im Wege des Gesetzes auch eine Vermehrung der Zahl der Abgeordneten soll eintreten können, während der Re⸗ gierungsentwurf die Zahl der Abgeordneten ein⸗ für allemal sixirt. Auf morgen Abends ist eine offizielle Sitzung des Aus⸗ schusses anberaumt, und wurden für dieselbe Abg. Hauck zum Referenten und Abg. Fischer zum Korreferenten bestimmt. Der Ausschuß wird wohl in dieser Sitzung zu einer definitiven Beschlußfassung gelangen.

Der Finanz-Ausschuß der Kammer der Abgeord⸗ neten hat den Militäretat durchberathen. Das Regierungs⸗ postulat unter Titel 46 wurde nur in der Weise genehmigt, daß ein Militärknaben⸗Erziehungsinstitut, dessen Errichtung in Fürsten⸗ feldbruck in Aussicht genommen war, nicht gegründet, die poftu⸗ lirte Summe vielmehr zum Zwecke der Erziehung und Heran⸗ bildung der Kinder verheiratheter, verdienter Unteroffiziere in Form von Stipendien 2. verwendet werden soll.

Der Entwurf eines Gesetzes, einen Kredit für außerordentliche Bedürfnisse des Heeres betreffend, lautet, dem „Corr. v. u. f. D. zufolge, mit Weglassung des üblichen Eingangs: ;

Art. J. Für außerordentliche Bedürfnisse des Heeres wird als Erweiterung des durch Gesetz vom 27. Juli 1874 eröffneten Kredits von 16,129,715 Fl, ein fernerer Kredit von 3, 827, 8s00 Fl. eröffnet und zwar zu Ilffer B8 des genannten Gesetzes: zur Beschaffung neuer Truppen? und Trainfahrzeuge 105,700 Fl.; zu Ziffer B 12: zur Aptirung des Vorrathes an Gewehren M / 69 auf eine Einheits patrone 165,060 Fl.; zu Ziffer B 13: zur Ergänzung des Sollstandes an In⸗ fanterie⸗ und Kavallerie⸗Handfeuerwaffen 7090000 Fl.; zu Ziffer B14: zur Beschaffung der zugehörigen Munition 420 000 Fl; zu Ziff. B 15: zur Beschaffung eines neuen Artilleriemgterials sammt zugehöriger Munition 2452, io0 Fl.; zusammen 3527 800 Fl, Art. 2. Der Staats ⸗Minister der Finanzen ist ermächtigt, zur Deckung des im Art. 1 festgesetzten Bedarfs von 3,827,800 Fl. ein auf die Staatsfonds zu versicherndes Anlehen aufzunehmen und das Anlghegẽ⸗

ö 8 . ' 5 J ö . D. kapital um den Betrag der Anlehens Auf bring Hafen , erb

2 s. —è* Lari 22. ,, anfenden. Kiklh dle Tisgung die ses Amehens Tbleiben hen. je Nꝛiligen Finanzgesetzen vorbehalten.

Der Bürgermeister Dr. Gehring von Landshut ver⸗ öffentlicht unterm 6. d. folgende amtliche Bekanntmachung: „Durch einstimmigen, in heutiger außerordentlicher Magistrats⸗ sitzung gefaßten Beschluß wurde der hiesige sozialdemo kra⸗ tische Wahlverein aufgelöst, wornach die auf heute und morgen von dem genannten Vereine anberaumten öffentlichen

Versammlungen nicht stattfinden dürfen.“

Sach sen. Leipzig, 10. März. (W. T. B.) Der Rath der Stadt Leipzig hat, wie das „Tageblatt“ meldet, beschlossen, die Herstellungskosten des hier zu errichtenden Siegesdenkmals, welche nach Abzug der durch öffentliche Sammlungen gedeckten Summe von 160 000 MS, noch 200 000 M½ε betragen, aus städti⸗ schen Mitteln zu bestreiten. Das Denkmal soll nach dem Ent⸗ wurf des Bildhauers Siemering zur Ausführung gebracht werden.

Württemberg. Stuttgart, 8. März. Der „St. A. f. W.“ schreibt: „Wie wir vernehmen, sind in Folge Anordnung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums die sämmtlichen Staats⸗ kassenstellen neuestens wiederholt angewiesen worden, alle Drei⸗ und Sechskreuzerstücke, welche von einer noch bestehenden oder erloschenen Münzherrschaft innerhalb des süddeutschen Münz⸗ vereins herrühren und ebenso die bis zur Unkenntlichkeit des Geprägs abgeschliffenen Drei⸗ und Sechs kreuzerstücke, wofern diese Münzen nur nicht durchlöchert, verfälscht oder sonst anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewicht verringert sind, unbeanstandet in Zahlung anzunehmen. Dabei wurden dieselben darauf aufmerksam gemacht, daß hiernach von der Annahme auch die sogenannten Knopfsechser und ⸗Groschen nicht als aus⸗ geschlossen betrachtet werden können.

Die Besorgnisse, welche wegen dieser Münzen mit Rückicht auf die bevorstehende Einführung der Markrechnung, gleichwie in Bayern, neuestens auch bei uns sich verbreitet haben, dürften nach dieser Anordnung sich als unbegründet erweisen.“

Hessen. Darm stadt, 9. März. Nach der M.«⸗3.“ wird die Zweite Ständekammer in Folge gestriger Be⸗ sprechung ihres Präsidenten mit hier anwesenden Ausschußmit⸗ gliedern Mittwoch, 31. März, zusammentreten. Außer den Kirchengesetz⸗Entwürf en sind namentlich die Eisenbahn⸗ vorlagen zur Verhandlung reif.

(Fr. J.) Zur Aufbesserung der Jahres gehalte der katholischen Geistlichen des Großherzogthums auf 10990 51. im Jahre ist die Hauptstaatskasse hierselbst angewiesen, für 1874 an die betreffenden Geistlichen 14 684 Fl. 50 Kr. zu bezahlen, wo⸗ von der Betrag für die ersten acht Monate bereits entrichtet ist, so daß nunmehr der für die letzten vier Monate mit 5013 Fl. zur Auszahlung kommt. Die Regierung hat zur Abhülfe des bei dem Polytechnikum hervorgetretenen Raumbedürf⸗ nisses als das geeignetste Mittel erachtet, daß auf Grund eines mit einem Bauunternehmer abzuschließenden Vertrags von die⸗ sem auf einem geeigneten Platze ein für die Zwecke des Poly⸗ technikums geeignetes Haus errichtet, und dieses im Eigenthum

Feier bei.

des Bauunternehmers verbleibende Haus der polytechnischen Schule für ihre Zwecke miethweise überlassen werde. Zu diesem Behufe hat sie eine Vorlage an die Stände gelangen lassen, wonach an diese das Ansinnen gerichtet wird, zur Uebernahme der durch den Vertrag mit dem betreffenden Bauunternehmer begründeten finanziellen Lasten auf die Staatskasse nachträglich die Zustimmung zu ertheilen und für das Jahr 1875 der Re⸗ gierung die näher erörterten Kosten von 10450 M aus Staats⸗ mitteln zur Disposition zu stellen.

Mecklenburg. Malchin, 6. März. (H. N.) In der heutigen Landtagssitzung wurden verschiedene strelitzsche Reskripte übergeben, die sich den bereits vorliegenden schwerin⸗ schen Reskripten anschließen. In Bezug auf die Stolge⸗ bühren verheißt das strelitzsche Reskript aber erst eine Vorlage, weil die Vorarbeiten noch zu weit zurück sind, um daraus eine Verordnung zu formuliren. Die Stände beschlossen, über die Stolgebühren erst den Bericht des Comité zu erwarten, um zu hören, was es von der schwerinschen Vorlage sagen werde, aber nicht, wie das strelitzsche Reskript es wünschte, den Engeren Aus⸗ schuß im Voraus zur Abgabe der ständischen Erklärung zu pro⸗ testiren. Nunmehr kommt aus dem Comité der Bericht über die Einführungs⸗Verordnung zum Reichs⸗Impfgesetz zur Ver⸗ handlung. Nachdem man darüber diskutirt hatte, od die Obrig⸗ keiten von zuziehenden Leuten den Nachweis der stattgehabten Impfung verlangen sollten, oder ob die Kinder beim Eintritt in die Schule einen Impfschein vorzuzeigen hätten, erklärte der Kammerherr v. Kettenburg, die Absicht der Verordnung sei, die bisherigen gesenlichen Bestimmungen aufzuheben. Daß dieselben nicht ausreichend gewesen seien, um eine genügende Kontrole her⸗ beizuführen, sei nicht konstatirt. Er könne also auch hier wiederum nicht die Basis für dieses Gesetz finden, und er glaube nicht, daß Stände ohne Weiteres verpflichtet seien, das Reichsgesetz ein⸗ zuführen. Stände wollen solchen Konflikt mit dem Reiche aber nicht, und gingen deshalb rasch weiter und debattirten bis zum Schluß der Sitzung darüber, welche Personen Impfkommissarien sein sollten. Man beschloß endlich, daß die Kreis⸗-Physici als Kommissarien innerhalb ihres Kreis⸗Phyfikats beizubehalten wären.

9 März. Ein in der gestrigen Sitzung eingegangenes schwerinsches Refkript vom 6. d. M. erklärt: Da die Ritter⸗ schaft sich, im Widerspruch mit dem Prinzip der Verfassungs⸗ vorlage, für den Fortbestand der Stände als zur Theil nahme an den wichtigsten Gegenständen der Gesetzgebung berechtigter Korporationen ausgesprochen, und die Landschaft unter wieder⸗ holter Acceptation der vorgeschlagenen Basis die Abgabe von Erklärungen über die Einzelbestimmungen abgelehnt hat, so steht zu besorgen, daß auf dem gegenwärtigen Landtage die Verhandlungen über die Verfassungsvorlage resultatlos verlaufen. Stände werden aufgefordert, durch Eingehen auf die Propositionen noch in die⸗ sem ernsten Augenblick die Hand zur Verständigung zu bieten. Das Reskript wird der Kommission zur Berichterstattung über⸗ wiesen. Ueber den vorgelegten Kommissionsbericht, betreffend die Ablösung der Stolgebühren, wurde die Berathung begonnen und das Majoritäts-Votum, welches die Ablehnung der Vorlage zur Zeit und kommissarisch⸗deputatische Verhandlungen bean⸗ fragte, mit 34 gegen 33 Stimmen al gelehnt.

10. März (W. T. B.) Im Landtage stand heute der Bericht des Verfassungs⸗Eomits über das Reskript der Regierung vom 9. d. betreffend die Verfassungsangelegenheit zur Berathung. v. Maltzahn (Klein⸗Kluckom) beantragte, kommissarisch⸗deputatische Verhandlungen über eine rung der Verfassung eventuell au ungsvorlagen einzuleiten. Der Mütrag wurde von der Land⸗ schaft abgelèhnt, von der ite ha mit 108 gegen 25 Stimmen angenommen. Ein von Hrn. v. d. Kettenburg gestellter Antrag, an die Landesherren das Ersuchen zu richten, dem Versuche einer durch die Reichsverfassung nicht gerechtfertigten Einwirkung des Reichs auf die Verfassungssache mit Benimmtheit entgegen⸗ zutreten, wurde von der Ritterschaft mit 90 gegen 25 Stimmen ö während sich die Landschaft eine Erklärung vor⸗

ehielt.

Der Kriegerverein zu Parchim hat den Feldmar⸗ schall Graf v. Moltke zu seinem Ehrenmitgliede ernannt und darauf ein freundliches Dankschreiben von diesem erhalten.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, ꝛũ. März. Das Ge⸗ burtsfest Sr. Majestät des Königs von Württemberg wurde hier gestern in militäͤrischen Kreisen festlich begangen. Nach dem Gottesdienste war große Parade auf dem Broglieplatze und gegen Abend fand im großen Saale des Offizierskasino ein Fest⸗ mahl statt, an dem sich neben der Generalität und dem Offiziers⸗ corps u. A. auch der Ober⸗Präsident Dr. v. Möller betheiligte. Abends vorher hielten die Unteroffiziere des württembergischen Regiments Nr. 126 einen animirten Festball ab. In der Kaserne wurde die Mannschaft wie üblich bewirthet.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 9. März. Im Abgeord⸗ netenhause legte das Handels⸗Ministerium einen Gesetzentwurf vor, welcher den Maximal⸗Personentarif für mehrere Eisenbah⸗ nen enthält. Hierauf wurde das Gebäudesteuergesetz bis §. 18 angenommen.

Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht eine Verordnung der Minister des Handels und des Innern vom 20. Februar 1875, betreffend die Einreihung des Gewerbes der Brunnenmeister unter die konzessionirten Gewerbe.

Heute Nachmittag fand hier das feierliche Leichenbegäng⸗ niß des am 5. d. M. verstorbenen Generals der Kavallerie und Kapitäns der Königlich ungarischen Leibgarde, Franz Grafen Haller v. Hallerstein, statt. Um 1 Uhr rückte die zum Leichenbegängnisse kommandirte Truppe sammt Geschützen aus und nahm auf dem Glacis vor dem Gebäude der Königlich un⸗ garischen Garde Aufstellung. Nachdem sämmtliche hier anwe⸗ sende Erzherzöge, das diplomatische Corps, unter diesem auch der Botschafter des Deutschen Reichs, General- Lieutenant von Schweinitz, die Generalität 36, erschienen waren, traf gegen 2 Uhr der Raiser im Trauerhause ein und wohnte der kirchlichen Die Leiche wurde demnächst nach der Bahnhalle ge⸗ führt, von wo sie Abends nach Kerels Szent⸗Pal in Sieben⸗ bürgen gebracht wird.

10. März. (Dresdn. Journ.) Der diesseitige Gesandte bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Baron Schwarz⸗Senborn, hat sein Demissionsgesuch eingereicht, welches auch angenommen worden ist. Das Gerücht von der bevorstehenden Ernennung desselben zum eisleithanischen Han⸗ dels⸗Minister ist unbegründet.

11. März. (W. T. B.) Der Disciplinarrath der Ad⸗ vokatenkammer hat sich dahin schlüssig gemacht, daß zur Ein⸗

leitung einer Disciplinaruntersuchung gegen Dr. Neu da wegen

Abände⸗ Grundlage neuer Regie⸗

seines Verhaltens gegenüber dem Handels⸗Minister Banhans in dem Prozesse Ofenheim keinerlei Grundlage vorhanden sei.

BPest, 10. März, Abends. (W. T B.) Das Abgeerd⸗ netenhaus nahm in seiner heutigen Sitzung den Dispositions⸗ fonds an, nachdem der Minister des Innern auf die heftigen Angriffe der äußersten Linken in einer mit großem Beifall aufgenommenen Rede geantwortet hatte.

Schweiz. Bern, 8. März. (C. 3.) Heute Vormittag 10 Uhr haben die eidgenössischen Räthe ihre am 24. Dezember letzthin unterbrochenen Verhandlungen wieder aufgenommen. Sowohl Nationalrath als Ständerath wurden ohne Prä⸗ sidialrede eröffnet. Der erstere beschäftigte sich nach Genehmigung der Geschäftsvertheilung mit der bundesräthlichen Botschaft, be⸗ treffend die neue Geldskala, nach welcher die Kantone gemäß ihrer Steuerkraft zur Bestreitung der Bundesausgaben beizu⸗ tragen haben. Die Hauptänderung des neuen Vorschlages ge⸗ genüber der Skala von 1851 besteht in Annahme der Be⸗ völkerung von 1870, die seit der Zählung von 1850 von 2,395,174 Einwohner auf 2,669,147 angewachsen ist. Die Steuerkraft ist für jeden Kanton nach dem Ansatz einer Durch⸗ schnittssumme per Kopf berechnet, die von der bisherigen Skala und der Berechnung der wirklichen Nettoeinnahmen vom Jahre 1868 nicht sehr erheblich abweicht. Der Bundesrath hat sich daher auch nur zu wenigen Abänderungen veranlaßt gefunden und die Erhöhung der Beiträge der Kantone beruht im Wesent⸗ lichen nur in der Vermehrung der Bevölkerung, so daß die Ge⸗ sammtsumme der Skala von 1,0416681 Fr. auf 1B 182, 852 ge⸗ stiegen ist. Die Skala gilt für die nächsten 20 Jahre: Uri, Unterwalden, Ob und Nid dem Wald haben 15 Cts. per Kopf zu zahlen; Schwyz, Appenzell 3. Rh., Graubünden und Wallis 20 Cts.; Glarus, Zug und Tessin 30 Cts.; Luzern, Freiburg, Solothurn, Basel⸗Landschaft, Schaffhausen, Appenzell A. Rh., St. Gallen und Thurgau 40 Ets.; Zürich, Bern, Aargau, Waadt und Neuenburg 50 Ets.; Genf 70 Ets. und Baselstadt 90 Cts. Der Ständerath befaßte sich einzig und allein mit der Geschäftsvertheilung.

Großbritannien und Irland. London, 9. März. (A. A. C) Im Buckingham-⸗Palast fand gestern wie all⸗ jährlich zu Beginn der Saison die übliche diplomatische Cour statt. Außer Ihrer Majestät der Königin, welche, wie gewöhn⸗ lich, in Halbtrauer erschien und zu ihrem Schmucke das Band und den Stern des Hosenband⸗Ordens sowie verschiedene andere Dekorationen, darunter den preußischen Luisen⸗Orden, den russi⸗ schen Katharinen⸗Orden und den Sachsen⸗Coburg⸗Gothaischen Fa⸗ milienorden, trug, waren der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog von Edinburgh, der Herzog von Cambridge, der Prinz und die Prinzessin Christian von Schleswig⸗Holstein, Fürst Teck, die Prinzessin Beatrice, der Maharajah Du leep Sing nebst Gemahlin, die Kabinets-Minister, die Staats⸗ würdenträger, sowie die zahlreichen Mitglieder der hohen Aristokratis zugegen. Das diplomatische Corps war mit we⸗ nigen Ausnahmen vollständig vertreten und Seitens seiner Mit⸗ glieder wurden Ihrer Majestät u. A. folgende. Personen vor⸗ gestellt: Von dem österreichisch⸗ungarischen Botschafter; Graf Tatour (Sekretär der Kaiserlichen Botfchafth und Baron Adhamar von Linden (II. österreichisches Husaren⸗Regiment). Von dem deutschen Botschafter: Graf W. von Redern (Sekretär der Kaiserlichen Botschaft) und Baron Magnus, Lieutenant in der

Königlich sächsischen Armee. Von der französischen Botschafterin

in der Abwefenheit der Baronin Hochschild, Gemahlin des schwe⸗ dischen Gesandten: die Gräfin Steenbock, Gemahlin des Sekretärs der schwedisch⸗norwegischen Legation und vom russischen Bot⸗ schafter: der Graf Nesselrode, Ceremonienmeister des Kaisers von Rußland. Im Ganzen wurden der Königin etwa 50 Per⸗ sonen vorgestellt.

Prinz Leopold nimmt erfreulich wieder an Kräf⸗ ten zu.

In Wind sor starb am Sonntag Sir John Paul Hopkins, der Gouverneur der militärischen Ritter in Windsor uͤnd ein verdienstvoller Veteran des spanischen Halbinselkrieges, in dem Alter von 90 Jahren.

Frankreich. Ueber die erfolgte Neubildung des Mi⸗ nisteriums liegen heute folgende Telegramme vor:

Paris, 16. März. (W. T B.) Telegramm der „Agence Havas“ Nachdem der Präsident Buf fet sich nunmehr bereit eiklärt hat, das Ministerium des Innern zu übernehmen, wird das „Journal officiel! morgen folgende Ministerliste ver⸗ offentlichen: Buffet, Minister des Innern, Dufaure, Justiz-Mi⸗ nister, Läon Sy, Finanz⸗Minister, Wallon, Minister des öffent⸗ lichen Unterrichts, Vicomte de Meaux (Rechte), Minister des

Ackerbaues und des Handels. Auf ihren Posten verbleiben: der

Kriegs-Minister General de Cissey, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog Decazes, der Minister der Marine und der Kolonien, Contre⸗Admiral Marquis de Montaignac de Chau⸗ vance, und der Minister der öffentlichen Arbeiten, Caillaux.

11. März, Morgens. (W. T. B.) Die Mitglieder des neuen Ministeriums hatten gestern Abend eine Zusammen⸗ kunft bei dem Marschall Mace Mahon, um das Programm des Kabinets definitio festzustellen. Dem Vernehmen nach ist jetzt der Herzog von Audiffret⸗Pasquier als Präsident der Nationalversammlung in Aussicht genommen.

11. März, Morgens. (W. T. B. Das Journal offieiel“ veröffentlicht die Liste des neuen Ministeriums. In dasselbe treten, wie gestern bereits gemeldet, Buffet als Minister des Innern, Dufaure als Justiz⸗Minister, Leon Say als Finanz⸗ Minister, Wallon als UnterrichtsMinister und der Vicomte de Meaux als Ackerbau und Handels⸗Minister ein. Die übrigen Mitglieder des früheren Kabinets bleiben im Amte. Wie ver⸗ lautet, wird Buffet bereits heute der Nationalversammlung das Programm des Ministeriums mittheilen.

Durch Verordnung vom 5. März wurde der „Liberal de l' Est“ auf 14 Tage unterdrückt. Die Bekanntmachung des Kommandanten des VII. Armee⸗Corps lautete:

Der Divisions- General, Kommandant des VII. Armee⸗Corps: In Anbetracht der Dekrete vom 24. Juli und 8. August 1870, welche das Departement Oberrhein und die des 7. Militärbezirks in Bela gerung? zustand erklärten, von den Gewalten Gebrauch machend, welche ihm der Belagerungszustand überträgt; in Erwägung, daß das in Belsort gedruckte ‚Journai de bEst“ in seiner Rummer vom 4 März 1875 ein von Charles Piton unterzeichnetes Sonnet brachte, welches gegen eine fremde Nation gerichtete Beschimpfungen enthielt; in Erwägung, daß solche in einer Grenzstadt von der Presse verbreitete Schriften ge⸗ eignet sind, die friedlichen Beziehungen zu stöͤren, welche das französische Volk mit den benachbarten Nationen unterhält, verordnet: die Ver⸗ sffentlichung des Journals „Liberal de 1'Est ist auf 14 Tage in dem Territorium von Belfort, sowie in den Departements Doubs und Haute⸗Saone verboten. Der Administrator des Territoriums von Belfort, sowie die Präfekten der Doubs und Haute⸗Saone sind mit der Ausführung der gegenwärtigen Verordnung betraut.

Im Generalquartier zu Besangon, 5. März 1875.

H. d' Orlsans.

Spanien. Madrid. Der Kaiserlich Deutsche Gesandte hielt bei der zur Ueberreichung der Allerhöchften Kreditive be⸗ stimmten Audienz die nachstehende Ansprache an Se. Majestät den König von Spanien:

Sire! Der Kaiser, mein erhabener Gebieter, welcher stets Wäünsche für

Wiederherstellung der Monarchie in Spanien gehegt, hat mit lebhafter

Befriedigung das Schreiben entgegengenommen, mit welchem Ew.

Majestät Ihm Ihre Threnbesteigung haben anzeigen wollen.

Die bei diesem Anlasse von Ew. Majestät kundgegebenen hoch- verzigen Absichten, mit den alten und ruhmreichen Ueberlieferungen Spaniens die Aufrechthaltung der politischen Freiheiten des Volks zu vereinigen, sind von meinem erhabenen Souverän als eine werth⸗ volle Bürgschaft aufgenommen worden, daß Ew. Majestät unter Gottes Beistande in dem edlen Unternehmen, Ihrem Vaterlande den Frieden und die Wohlfahrt wiederzugeben, einen glücklichen Erfolg erzielen werden. ; ;

Indem der Kaiser mir die schmeichelhafte Sendung anvertraute,

hn bei Ew. Majestät zu vertreten, geruhte Er mir aufzutragen, . die aufrichtige Theilnahme auszusprechen, welche Er an Ihrem Ruhm und an dem Glücke Ihrer Unterthanen nimmt, und nichts zu unterlassen, um die Bande der Freundschaft, welche seit lan⸗ ger Zeit Deutschland und Spanien vereinigen, zu erhalten und fester zu fnüpfen. Diesem Zwecke werde ich alle meine Kräfte weihen, und ich würde mich glücklich schätzen, wenn Ew. Majestät geruhen wollten, mir diese Aufgabe zu erleichtern, indem Sie mir Ihr hohes Wohlwollen und den Beistand Ihrer Regierung zuwenden.

Ich habe die Ehre, Sire, die Antwort des Kaisers auf den Brief, den Sie an Ihn gerichtet haben, sowie das Kaiserliche Schreiben, welches mich bei Ew. Majestät in der Eigenschaft eines außer— odentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister des Deutschen Kaisers beglaubigt, Ew. Majestät einzuhändigen.“

Hierauf antwortete Se. Majestät König Alfons folgender⸗

maßen: Herr Minister!

Es ist mir sehr angenehm, durch Ihre Worte die Ueberzeugung, welche ich schon längst besaß, bestätigt zu sehen, daß Ihr erhabener Souverän mit Befriedigung die Notifikation meiner Thronbesteigung aufnehmen und der Redlichkeit meiner Absichten Gerechtigkeit wider⸗ fahren lassen würde, welche darauf gerichtet sind, mit Gottes Hülfe meinem geliebten Vaterlande den so sehr ersehnten Frieden und sein Gedeihen zuzuwenden.

Ich habe gleichfalls mit lebhafter Freude das Interesse, welches mir Se Kaiserliche Majestät bezeugt, sowie die edelmüthige Ab⸗ sicht wahrgenommen, welche Ihn beseelt, indem Er Sie beauftragt, bestrebt zu sein, die Bande der Freundschaft aufrecht zu erhalten und zu befestigen, welche seit langer Zeit zwischen Spanien und Deutsch⸗ land bestehen, eine Absicht, welche mit meinen beständigen und auf⸗ richtigen Wünschen vollkommen übereinstimmt.

Ich bitte Sie, Sr. Kaiserlichen Majestät diese Gefühle, sowie die Wünsche auszudrücken, welche ich für das Glück und für die Wohlfahrt der großen Nation hege, deren Geschicke Ihm anvertraut sind, und seien Sie versichert, daß Sie zur mögiichsten Erleichterung der Erfüllung Ihrer ehrenvollen Aufgabe immer bei mir und bei meiner Regierung die wohlwollende Aufnahme und die loyale Mit wirkung finden werden, auf welche Ihre ausgezeichneten Gaben und . . Ihnen Anspruch geben, welche Ihr Souverän in Sie gesetzt hat.

Mit Bergnügen nehme ich demnach die Antwort Sr. Majestät des Kaisers auf das Schreiben entgegen, welches ich an Ihn gerichtet habe, und das Schreiben, welches Sie an meinem Hofe als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister des Deut- schen Kaiserreichs beglaubigt.

Italien. Rom, 6. März. (It. N.) Se. Majestät der König hat den General Menabrea am 1. März motn proprio zum Marchese von Valdora ernannt.

Der „Gazz. d'Italia“ wird aus San Remo, den 4. März geschrieben: Gestern Morgens erschien auf unserer Rhede eine russische Panzer⸗Fregatte in Begleitung einer Kaiser⸗ lichen Jacht. Die Fregatte hißte die italienische Flagge auf und salutirte mit 21 Kanonenschüssen. Darauf stieg der Admiral Butakow mit seinem ganzen Stabe und etwa 300 Mann an's Land und begab sich in das Hotel de Niee, wo die Kaiserin Maria wohnt, um dem Tedeum zum Jahrestage der Thron⸗ besteigung des Kaisers Alexander beizuwohnen. Heute segelten die beiden Schiffe wieder nach der nahen Bucht von Villafranca. Die Kaiserin erfreut sich des besten Wohlseins; über ihre Abreise ist noch nichts Bestimmtes bekannt. Die Herzogin von Ao sta befindet sich fortwährend wohl und macht bei gutem ö täglich eine Spazierfahrt in offenem Wagen mit ihrem

emahl.

Nach dem jüngst veröffentlichten Militärkalender für das Königreich Italien zählte die italienische Armee am 1. Januar des laufenden Jahres 3 Armee⸗Generäle, 44 Gene⸗ ral⸗Lieutenants, 80 General⸗Majore, 237 Obersten, 294 Oberst⸗ Lieutenants, 701 Majore, 3234 Hauptleute, 4879 Lieutenants und 1795 Unter⸗Lieutenants, mehr oder weniger beinahe eben so viele Offiziere wie am 1. Januar 1874, nämlich 40 General⸗ Lieutenants, 53 Majore und 55 Hauptleute mehr und 5 Gene⸗ ral⸗Majore, 10 Obersten und 136 Unter⸗Lieutenants weniger. Vergleicht man den wirklichen Offizierbestand mit dem im Gesetz vom 30. September vorgeschriebenen, so fehlen 2 Generale und 3 höhere Offiziere, 250 Hauptleute und 635 Subaltern-Offi⸗ ziere. Während die Militärschulen aus mehrfachen Gründen in den ersten Jahren nach 1866 kaum 200 Zöglinge aufzuweisen hatten, stieg in Folge der Maßregeln der neuen Ver⸗ waltung des Kriegs⸗Ministeriums vom Jahre 1871 ihre Zahl im Jahre 1872 auf 803, im Jahre 1873 auf 1152 und im Schul⸗ jahr 1874 —75 auf 1602. Auch die Einführung der Einjährig⸗ Freiwilligen bewährt sich bereits. Am 1. Oktober 1872 zählte die Armee nur 1072, am 1. April 1873 schon 1109, am 1. Okto⸗ ber 1873 aber 1112, und am 1. April 1874 kamen noch 492 dazu. Am 1. Januar 1875 befanden sich in der Mobilmiliz 244 Hauptleute, 575 Lieutenants und 1691 Unter⸗Lieutenants, d. h. 40 Hauptleute, 15 Lieutenants und 15 Unter⸗Lieutenants mehr als am 1. Januar 1874. Außerdem waren am 1. Januar 1875 an Ersatz⸗Offizieren 8 Majore, 8 Hauptleute, 14 Lieute⸗ nants und 986 Unter⸗Lieutenants, d. h. 8 Majore, 6 Haupt⸗ leute, 12 Lieutenants und 502 Unter⸗Lieutenants mehr als am 1. Januar 1874. Von Reserve⸗Offizieren sind schließlich 1 Armee⸗General, 13 General⸗Lieutenants, 53 General⸗Masore, 53 Obersten, 144 Oberst⸗Lieutenants, 441 Majore, 327 Haupt⸗ leute, 371 Lieutenants und 114 Unter⸗Lieutenants zu erwähnen.

Türkei. Konstantino pel, 8. März. (Wien. Ztg.) In der Provinz Salonik beginnt die Hungers noth zu wüthen. Es herrscht dort anläßlich des strengen Winters eine große Sterb⸗ lichkeit unter den Thieren.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. März. Vorgestern feierte hier unter lebhafter Betheiligung der ganzen gebildeten Gesellschaft der schwedischen Residenz und beinahe des gesammten diplomatischen Corps der russische Generalkonsul Staatsrath v. Mollerlus sein 25jähriges Amts jubiläum. Seine Majestät König Oskar hatte am Vormittag den Jubilar mpfangen und ihm das Commandeurkreuz erster Klasse des

Nordstern⸗Ordens überreicht. Ein Festmahl von 150 Gedecken zu Ehren des Tages vereinigte eine gewählte Gesellschaft von Verehrern des Generalkonsuls. Der Minister des Innern, Staatsrath Bergström, brachte zuerst den Monarchen von Schweden⸗Norwegen und Rußland die Huldigung der Versamm⸗ lung dar und feierte dann den Ehrengast mit warmen Worten der Anerkennung, welche die Sympathien der ganzen Gesellschaft sich gewannen.

Dänemark. Kopenhagen, 10. März. (W. T. B.) Der regelmäßige Postver kehr auf dem großen Belt zwischen Korsör und Nyborg ist seit gestern Abend wieder hergestellt. Ebenso findet wieder auf dem kleinen Belt ein regelmäßiger Verkehr statt.

Asien. China. Aus der geschriebenen „Pekinger Zeitung“ vom 14. Dezember 1874 (Tungchch 13. Ihr. 11 Mt. 16 Tg.) theilt die, N. A. 3.“ nachstehende offizielle Schriftstücke mit: Eingabe des Prinzen Ftsung!) und seiner Kollegen an den Thron:

Am 3. Tage des laufenden Monats (IJ. Dezember d. IJ) hatten der Prinz Insin?) und Kollegen eine Eingabe eingereicht, mittelst deren sie die unterthänigste Bitte vortrugen, daß mit Rücksicht auf das freudige Ereigniß im Palaste?), welches Seiner Majestät dem Kaiser vor der Hand Ruhe gebiete, der Prinz Tun, der Prinz Fun und die Kaiserlichen Kammerherren angewiesen werden möchten, in gemein⸗ samer Berathung mit den Bittstellern, dem Throne Vorschläge in Betreff der Verrichtung der Opferhandlungen, der Vorstellungen bei Hofe und sonstiger Regierungsgeschäfte zu unterbreiten.

Nachdem diese unkerthänigste Bitte des Prinzen J-⸗sin und seiner Kollegen durch Kaiserliche Kabinetsordre genehmigt worden, haben wir uns mit denselben über den in Anlage ehrerbietigst beigeschlossenen Entwurf von Regeln für die Erledigung der Regierungsgeschäfte ver⸗ ständigt, und bitten nunmehr um eine Allerhöchste Entscheidung.

Der vorstehender Eingabe beigeschlossene Entwurf hat die Aller⸗ höchste Genehmigung erhalten.

Anlage zu der Eingabe des Prinzen J⸗tsung und seiner Kellegen. Entwurf von Regeln.

§. 1. Mit der Verrichtung der großen Opferhandlungen auf den Altären und in den Tempeln sind bis zum 11. Tag des 2. Mo- nats des künftigen Jahres (— 18. März 1875) an Stelle Sr. Ma— . in jedem vorkommenden Falle die Prinzen von Geblüt zu

etrauen.

. 5. 2. Die Beglücwünschung Ihrer Majestäten der Kaiserin⸗ Wittwe und Kaiserin⸗Mutter zu Neujahr, welche der Sitte gemäß in dem Tsze⸗ning⸗kung (dem von der Kaiserin⸗Wittwe und ⸗Mutter be⸗ wohnten Theil des Palastes) ftattzufinden pflegt, soll diesmal in dem 36 Sr. Majestät dem Kaiser bewohnten Theil des Palastes statt— finden.

§. 3. Was die reglementsmäßigen Vorstellungen von Beamten bei Hofe betrifft, so wird ehrerbietigst vorgeschlagen, bis zum 11. Tag des 2. Monats des künftigen Jahres hiermit die Prinzen von Geblüt und die hohen Würdenträger zu betrauen. Dasselbe Ver⸗ fahren bittet man unterthänigst für diejenigen aus den Provinzen nach Peking gekommenen Beamten zu beobachten, über deren Ver⸗ wendung durch Kabinetsordre entschieden werden muß, mit der Maß⸗ gabe jedoch, daß in Betreff derselben das Kollegium der Geheimen Staatsräthe am Tage nach geschehener Vorstellung die Befehle Sr. Majestät einholen soll. Die Vorstellung derjenigen Beamten bei Hofe, die ihren ständigen Wohnsitz in Peking haben, soll bis zum Erlaß einer betreffenden Allerhöchsten Ordre ganz unterbleiben.

5. 4. Nachdem bereits unter dem 30. Tage des 10. Monats (= 8 Dezember d. I) durch Alleihöchste Ordre bestimmt worden ist, daß die Verfügungen auf die täglich einlaufenden Berichte an den Thron von Li⸗hung tsaos) abgefaßt werden sollen, wird ehrerbietigst vorgeschlagen, diese Einrichtung jetzt, wo der Körper Sr. Maiestät ganz besonders der Ruhe bedarf, vorläufig weiter bestehen zu lassen. Nur sollen die Verfügungen auf Eingaben in Mandschurischer Sprache von dem Prinzen Isin (Kung) abgefaßt werden. Dieselben erhalten , erst nach eingeholter Allerhöchster Bestätigung definitive Gül⸗ tigkeit.

§. 5. Die Beamten, welche sich bis zum 11. Tag des 2 Monats des kuüaftigen Jahres an den Gedenkfesten für verstorbene Mitglieder der Kaiserlichen Familie, oder behufs anderer amtlicher Verrichtungen, nach innerhalb des Ch'iench'ing⸗men «) zu begeben haben, sollen nicht in Gala, sondern in gewöhnlicher Amtstracht, aber mit der Kette?) erscheinen.

§. 6. Die Neujahrsfestlichkeiten im 12. Monat des laufenden und im 1. Monat des künftigen Jahres sollen, insofern bei ihnen eine Stellvertretung nicht zulässig ist, ganz unterbleiben, insofern aber dabei eine Stellvertretung zulässig ist, soll eine solche stattfinden. Ueber die Person des Stellvertreters in allen einzelnen Fällen werden wir uns mit dem Privatkabinet und dem Sekretariat Sr. Majestät zu verständigen, und die Allerhöchsten Befehle einzuholen haben.

§ 7. Die vom Kaiser der Sitte nach eigenhändig zu schreiben⸗ den Neujahrsglückwünsche schlagen wir vor, durch ein von Sr. Majestät zu ernennendes, in der südlichen Abtheilung der Kaiserlichen Bibliothek beschäftigtes Mitglied des Hanlin-yuan (der Akademie) aufsetzen und schreiben zu lassen. .

5§. 8. Was die Angelegenheiten der in diesem Jahr nach Peking kommenden mongolischen Fürsten und Herzöge betrifft, so bitten wir, mit der Erledigung derselben uns zu betrauen. Wir werden uns da⸗ bei des eigenen Willens Sr. Majestät je nach Erforderniß der Um⸗ stände zu vergewissern haben.

§. . Die Festmähler im Palast würden wir bis auf Weiteres einzuftellen vorschlagen. Die der Sitte gemäß an die mongolischen Fürsten und Herzöge und an die koreanischen Gesandten zu verthei⸗ lenden Geschenke, schlagen wir ehrerbietigst vor, dem Gebrauch gemäß zu vertheilen.

Nach der „Times of India“ haben die Truppen des Emirs von Afghanistan Herat ohne Widerstand besetzt. Shirdar Ayub Khan, der seinen Entschluß ausgedröckt hatie, die Stadt gegen die Truppen des Emirs zu halten, ist mit sei⸗ nen Anhängern geflohen. Durch die Einnahme von Herat hat der Emir einen Zwiespalt zu Ende gebracht, der einmal drohte, einen höchst unglücklichen Bürgerkrieg heraufzubeschwören. Der Gouverneur von Candahar wurde gefangen genommen und nach Cabul geschickt. Mehrere Hinterladungskanonen sind in Cabul fabrizirt worden.

) Der Prinz J'tsung, oder, wie er auch heißt, Prinz Tun, oder

der fünfte Prinz, ist der älteste noch lebende Bruder des verstorbenen

Kaisers Hsien⸗foͤng und des Prinzen Kung. —ĩ

pri Y Jin ist ein anderer Name des Prinzen Kung oder sechsten rinzen.

5 Euphemistischer Ausdruck für die Erkrankung des Kaisers an den Pocken. Die an den Pocken Erkrankten stehen unter dem beson⸗ deren Schutze der Masern! und Pockengöttin“, und gelten diese Krankheiten sogar als eine besondere Gunstbezeigung der Göttin.

) Ueber den Prinzen Tun s. die Anmerkung 1; der Prinz Fu ist der neunte Prinz. Die Prinzen Tun, Kung, Chün (oder der siebente Prinz, Höchstkommandirender der Kaiserlichen Garde) und Fu sind die noch lebenden Brüder des verstorbenen Kaisers. ;

I Li-kung⸗tsao Lehrer des Kaisers und Mitglied des Geheimen Staatsrathes, chinesischer Abkunft.

) Das Ch'iench'ing men ist das Thor, welches in den vom Kaiser persönlich bewohnten Theil des Palastes führt. . zh 9 Die chinesische Amtskette oder Schnur, den Rosenkränzen ähnlich. .

Die 5. Lieferung des XXII. Bandes der Zeitschrift für das Berg-, Hütten und Salinenwesen im preußischen Staa te, herausgegeben im Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentlich Arbeiten (Berlin, Verlag von Ernst C Korn (Gropiussche Buch⸗ und Kunsthandlung] 1874) hat folgenden Inhalt: A. Verwal- tung: Ministerial⸗Erlasse und Verfügungen f Radolf ven Carnall (der Begründer und . Jahre 1858 Redacteur dieser Zeitschrift). B. Aehandlungen: iebmer, Hochofenanlage und Hochofenbetrieb auf der Königlichen Eisengießerei bei Gleiwitz (Oberschlesien). Alt- hans, Die Dampfkesselsysteme für hohen Druck und deren Verwendung bei Bergwerksmaschinen. Mineralpre duktion der kaukastschen Statt⸗ halterschaft. Mosler, Die Steinkohleninduftrie Frankreichs. Mosler, Das belgische Knappschaftswesen, im Vergleich zum preußischen Knappschaftswesen. (Diese beiden Anfsätze sind auch im Separat abdruck erschienen) C. Literatur: Uebersicht des Inhalts der tech⸗ nischen Zeitschriften (II. und III. Quartal 1874). Daelen, Hollenberg und Diekmann, Die Kalibrirung der Eisenwälzen. Wedding, Die Darstellung des schmiedbaren Eisens ꝛc. Berg und Hüttenkalender für 1875. Hörold, Karte von den Bergwerken und Hütten in Ober- schlesien. Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. IV. Sach⸗ register zum 22. Bande.

Reichstags Angelegenheiten.

Leipzig, 10. März. (D. A 3.) Der Vorstand des Reichs⸗ vereins für Sachsen hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, sowohl für die hier in Leipzig durch den Rücktritt des Dr. Stephani nothwendig werdende Ersatzwahl zum Reichstage, als auch für die im Laufe dieses Sommers bevorstehenden Ergänzungswahlen zum Landtage die nöthige Anregung für die in ihm verschmolzenen liberalen Parteien zu geben. Die ersten vorbereitenden Schritte nach der einen wie nach der andern Seite hin sind bereits geschehen. Zum Zwecke der Besprechung über die Landtagswahlen, zugleich zur Förderung der Sache des Reichsvereins, ist eine Landesversammlung füt den 18. April hier in Leipzig in Aussicht genommen. Bis dahin erwartet der Vor⸗ stand, als Erwiderung auf seine mehrmaligen dies fallsigen Aufforde⸗ rungen, noch zahlreiche Meldungen aus den verschiedenen Landestheilen von solchen, welche bereit sind, als Vertauensmänner oder Geschäfts—⸗ führer der Wirksamkeit des Vereins in den einzelnen Bezirken die Hand zu bieten.

Statistische Nachrichten.

Die Salzproduktion des Deutschen Reichs hat durch die Aufdeckung mächtiger Steinsalzlager in den letzten Jahren einen so erheblichen Aufschwung genommen, daß Durch dieselbe nicht nur der eigene Bedarf vollständig gedeckt werden kann, sonr ern auch bedeutende Mengen Salz an das Ausland abgegeben werden können. Nach den Aufstellungen des Kaiserlich statistischen Amts in Heft III. Abth. 1 der Viertelsjahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1874 war die Produktion an Mineral⸗ und Kochsalz von 1863 —– 1872 folgende:

Mineralsalz. Koch salz.

1363 .. 2. 836,439 Ctr. 5,675,941 Ctr.

1864 .. 3,956, 885 5. 7885, 969

1866 3544 183 5.837, 253

1366 .. 4,952,874 5,743,979

186 51426 585 5,670, 336

18668 6,3525. 530 5, 661,507

1869 399 * 5, 985.274

1870 .. 8,096,438 6, 111, 786

15 109297 1 6,639, 136

1577 12696387 739141 20 088,830 ,

Läßt man die Salzproduktion Mecklenburgs und Elsaß ⸗Lothrin- gens, welche bis 1868 bez. 1871 in den vorstehenden Zahlen nicht mitenthalten ist und 1872 zusammen 588,740 Ctr. betragen hat, außer Ansatz, so ergiebt sich von 1863 1872 eine Zunahme der Produktion der übrigen Staaten um 129, wobei hauptsächlich die stärkere För⸗ derung von Min ralsalz, welche um mehr als das Vierfache gestiegen ist, in Betracht kommt. Während von der Gesammtproduktion des Jahres 1863 auf Mineralsalz 33,6 und auf Kochsalz 667 ent⸗ fallen, stellten sich die bezüglichen Verhältnißzahlen im Jahre 1872 auf 63,2 und 36,8 x.

Mineralsalz ist im Jahre 1877 nur in Preußen, Anhalt, Bayern und Württemberg nur auf 8 Werken, welche 1817 Arbeiter beschäftigten, gefördert worden In Preußen lieferten 4 Werke 5,547,781 Ctr. (darunter 3,950 500 Ctr. Kalisalz), wovon allein 5ol4,300 Ctr. auf Staßfurt treffen, während die Steinsalzwerke bei Erfurt 489 062 Ctr., bei Burgörner (im Reg. Bez. Merseburg) 12900 Ctr. und bei Stetten fin Hohenzollern) 32,422 Gtr. produzirt haben. Das in der Nähe Staßfurts belegene anhaltinische Steinsalzwerk Leopoldshall lieferte 5. 895,246 Ctr. Mineralsalz (darunter 5, 83 9, 336 Ctr. Kalisalz, während in Bayern bei Berchtesgaden 40 648 Ctr. und in Würt⸗ temberg bei Wilhelmsglück und Friedrichshall zusammen 1213, 209 Ctr. Steinsalz gefördert worden sind. Der Werth der im Jahre 1872 gewonnenen Mineralsalze belief sich auf 2.296 857 Thlr, im Durchschnitt für Stein salz auf 41s Sgr, für Kalisalze auf 5.7 Sgr. pro Centner. Kochsalz wird fast in allen deutschen Staaten gewonnen. Im Jahre 1872 standen 64 Salinen im Betriebe, welche mit 3218 Arbeitern 7, 91443 Ctr. im Werthe von 3,451,104 Thlr. produzir⸗ ten, so daß sich also der Durchschnittswerth für 1 Centner auf 14,13 Sgr. berech get. Von der Gesammtmenge sind 1,656,262 Ctr. aus gradirter Soole, 5.219, 867 Ctr. aus nicht gradirter Soole und 524,Bz 14 Ctr. durch Auflösen von Mineralsalz oder anderen Rohsal⸗ zen dargestellt worden. An der angegebenen Produktion waren 31 preu⸗ ßische Salinen mit 3, 896, 952 Ctr. (Werth 1,684,547 Thlr. betheiligt. Es lieferten namentlich in den Provinzen: Sachsen 5 Salinen 2,225, So Ctr. (884,143 Thlr.), davon allein die Saline Schönebeck 1,346,460 Ctr. (497,068 Thlr.), Hannover 12 Salinen 1029, 256 Ctr. (449.531 Thlr.), Westfalen 8 Salinen 520,222 Ctr. (285. 205 Thlr.), Hessen⸗ 346 3 Salinen 85,224 Ctr. (39, 143 Thlr.), Rheinland 2 Salinen 21,292 Ctr. (18,230 Thlr.), Hohenzollern 1 Saline 15,149 Etr. (8394 Thlr.). Von den übrigen Staaten produzirten: Bayern 6 Salinen S9y9, 098 Ctr. (461,964 Thlr.), Württemberg 5 Salinen 493,319 Etr. (251,884 Thlr.), Baden 2 Salinen 495,904 Ctr. (350,585 Thlr.), Hessen 2 Salinen 293,899 Ctr. (1813810 Thlr.), Mecklenburg ⸗Schwerin 1 Sal. 28,056 Ctr. (14690 Thlr.), Sachsen Weimar 1 Sal. 443793 Ctr. (19410 Thlr.), Braunschweig 1 Sal. g6 530 Ctr. (35,293 Thlr.), Sachsen⸗Meiningen 2 Sal. 318098 Etr. (154.731 Thlr.), Sachsen⸗ Coburg Gotha 2 Sal. 52,222 Ctr. (29,573 Thlr.), Anhalt 1 Sal. 25 969 Ctr. (12097 Thlr), Schwarz- burg Rudolstart 1 Sal. 26,520 Ctr. (12,593 Thlr.), Schwarzburg⸗ Sondershausen 1 Sal. 12,906 Ctr. (6841 Thlr.), Reuß j. L. 1 Sal. Tz. 334 Ctr. (53, 55 Thlr ), Lippe 1 Sal. B Id Etr. 14. 5660 Thlr.) und Elsaß Lothringen 6 Sal. 560,734 Ctr. (216, SS3 Thlr.).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Am Sonnabend, Nachmittags 5 Uhr, wird im wissen⸗ schaftlichen Verein in der Singakademie Hr. Prof. Dr. Ebers aus Leipzig einen Vortrag über die „Literatur der alten Aegypter“ halten. .

Dr. G. Ne umayer, Hydrograph der Kaiserlichen Admira⸗ lität, hat soeben im Verlage von Robert Oppenheim in Berlin ein Werk herausgegeben, betitelt, Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Mit bejonderer Rücklicht auf die Bedürfnisse der Kaiserlichen Marine.. Diese Rücksicht bestimmt indeß nicht den Charalter der Schrift; vielmehr ist der Sceeoffizier nur einer von den Vielen, denen sie gewidmet ist, denn sie bezweckt „den zahlreichen Reisenden und den in fernen Landern lebenden An⸗ gehörigen deutscher Nation eine einfache Anleitung zur Betheiligung an wiffenschaftlichen Arbeiten auf den verschiedenen Gebieten der Natur⸗ forschung zu ertheilen˖ In 28 Abhandlungen, Originalarbeiten deutscher Gelehrter, meistens Professoren deutscher Universitäten, wird

Zusam men. S, 512.380 Ctr. 9, 745,854 , 9, 381,436 10,696, 853 11,096,921 , 12 185 95 13,276, 0065 , 14,2068, ꝛ24 , 16.936, 633 ,