des Rechts, die eingetreten war, nach der Einverleibung neuer Pro⸗ vinzen, ganz besonders aus dem Grunde, den ich Ihnen am Schlusse meines früheren Vortrags entwickelt habe. Die Regierung trägt die Verantwortlichkeit für Zustände, welche in außerordentlicher Weise die Rechtsgflege gefährden können; sie kann diese Verantwortlichkeit nur tragen, wenn von ihr alle Schritte gethan werden, um zu er reichen, daß die Gerichte von Geschäften entlastet werden. Das ist der wahre Grund. Wollen Sie darauf nicht hören, so muß die Königliche Regierung die Verantwortlichkeit auf Sie ablehnen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Bei Heinrich Lindner in Breslau erschien: Die Oder— Regulirung in ndung mit der Kanalisirung der Stadt Breslau“, sanitätlich und hschaftlich motivirt von Wilhelm Trautmann.
— Die 11 der „Illustrirten Jag dzeitung“, Organ für Jagd, Tächerei und Naturkunde, herausgegeben von W H, Nitzsche, Königl. Oberförster (Leipzig, Verla von Heinrich Schmidt K Carl Günther), enthält: Ueber Kunstbaue und die eiserne Hohlfalle von A von Hanstein mit drei Illnstrationen (Originah. — Waidmanns. bilder von G. Arnould: Der Fuchs mit Illustration (Original). — Unter der Lauine von v. Riesenihal mit Illustration. — Das Diana⸗ fest in Berlin. — Der Guͤnthersche Stock, eine Neuigkeit vom Waffen⸗ markt, von J. Neumann. — Erlegung eines Seeadlers von Graf von Mengersen u. s. w.
— Daz nächste Ergänzungsheft Nr. 42 zu Petermanns „Geographischen Mittheilungen? (Gotha Hei- Ju stus Perthes) bringt: N. Sewerzogs Erforschung des Thian⸗Schan⸗ Gebirgssystems, 1867, nebst . Darstellung desselben Gebieles und der Seezone des Balkasch⸗Alakul und Siebenstrem= landes nach den Originalien und offiziellen russischen Aufnahmen von A. Petermann, erste Hälfte, mit einer chromo⸗ lithographischen Karte.“ Heft 3 der ‚Geographischen Mittheilungen enthält den An⸗ fang eines Berichtes über Livingstone's Reisen in Inner⸗Afrika von 1866 bis 1873 nebst Auszügen aus seinen Tagebüchern und einer großen Karte, die A Petermann nach der englischen Ausgabe von Livingstone's Fsurnalen entworfen hat. Auch die allerneuesten Ent⸗ deckungen sind auf dieser Karte eingetragen, so z. B. der von Cameron aufgefundene Ausfluß des Tanganylka, welcher diesen See in unmittel—⸗ barer Verbindung mit dem von Livingstone bereisten, wenn auch in seinem Zusammenhange noch nicht erkannten Quellgebiete des Kongo bringt.
— Der „Schillerverein (Vorsitzender: Geheimer Hofrath Dr. Rudolf Gottschall in Leipzig) wird dem Dichter Carl! Gutzkkow, welcher sich gegenwärtig in Leipzig aufhält, am Mittwoch, 17. d. M., als an seinem 64. Geburtsfest, ein Festmahl veranstalten, das Abends im Hotel de Prusse stattfinden wird.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
— Der Erbsen käfer, Bruchns pisi, ein ovaler, schwarzgefärb⸗ ter, dicht mit graulichten und weißen, dichtanliegenden Haaren be⸗ kleideter, 5 Millimeter langer Rüsselkäfer, wird namentlich in den uus Rußland kommenden Erbsen massenweise vorgefunden. Oberlehrer Zimmermann in Chemnitz macht im „Amtsbl. f. d. landw. Ver. Sachs.“ über dieses Insekt einige Mittheilungen. Da aach kleben die Weibchen die zitronengelben Eier Anfangs Juni an die eben hervor- tretenden Schoten der blühenden Erbsen. Die aus dem Ei nach kurzer Zeit hervorkommende Larve bohrt sich in die Hülse und von dieser in die Erbsenkörner. Nachdem die Erbsen eingeerntet sind,
geht die Larve in den Puppenzustand über und noch vor Winter ist der kleine oben beschriebene Käfer ausgebildet. Die völlig vernarbte Eingangsstelle an der Erbse macht sich durch einen kreisrunden blãu⸗· lichen Fleck bemerkbar. In Sachsen hat man auf einem Gute mehr ; fach Zählungen solcher kranker Erbsen vorgenommen und durchschnitt· lich mehr als 1500 mit dem Käfer besetzte Erbsenkörner in einem Hektoliter Erbsen gefunden. Alle zur Vertilgung des Käfers vorge= schlagenen Mittel, wie Dörren der Erbsen bei 50 Grad Cesstus (= 40 Grad Reaumur), Beizen mit Eisenvitriol, ungelöschtem Kalk und Kochsalz 2c. sind entweder unausführbar oder erfolglos. Das einzige praküische Verfahren bleibt, die mit dem Käfer besetzten Erbsen garnicht als Saatgut zu verwenden, sondein sie sobald als möglich — spätestens bis Ende März — zu verfüttern, und zwar nachdem man vorher durch Schroten oder Kochen der Erbsen für die Tödtung des Insektes Sorge getragen hat.
Gewerbe und HSandel.
Die Hamburg-Berliner Bank hat, im vergangenen Jahre einen Nettogewinn von 154,903 Thlrn, erzielt, hiervon sind zu verwenden 25) zum Reservefond, 5 als Dividende für die Aktienäre. 1076 Thlr. werden dem laufenden Geschäftsjahre vor getragen. Umgesetzt wurden auf dem Cassa· Conto 42 027 680 Thlr., auf dem Wechfel Conto 34123 923 Thlr., auf dem Effekten Conto 25 635,735 Thlr., auf dem Coupons. und Contanten Conto 1, 27, 209 Thlr, auf dem Lombard⸗Conto 6,384,771 Thlr., auf dem Report Fonto 1,963,379 Thlr., auf dem Conto Corrent-Conto 34,969,525 Thir, auf dem Tratten-Conto 6, S96 451 Thlr., zusammen 173, 829, 173 Thlr. Betheiligt hat sich die Bank im abgelaufenen Jahre bei der Wiener Stadt-⸗Anlelhe, Norwegischen 45 „ Staats ⸗Anleihe, Bremer I, Staats- Anleihe, 44 Pfandbrief ⸗ Anleihe der Schwedischen Reichs⸗Hypothekenbank.
— Ueber die Thätigkeit der Lebensversicherungs - Aktiengesell⸗ schaft Nordstern“ wird berichtet: Im vorigen Jahre sind 2359 An⸗ träge zur Versicherung eines Kapitalbetrages von 8,940,910 60 und 425 Anträge auf Versicherung eines Rentenbetrag 8 von 19,219 10 saͤhrlich eingegangen, wovon 1473 Anträge über 5. 232,879 410 Kapital und 424 Anträge über 17719 ½M Rente Annahme fanden. Die Sterblichkeit unter den Vetsicherten erforderte 42357 M weniger als rechnungsmäßig zur Verfügung stand und schließt die bereits fertig gestellte Bilanz mit einem Ueberschuß von 126,093 M, welcher die Zahlung einer Dividende von 71x an die Aktionäre und von 18 2 an die am Gewinn betheiligten Versicherten gestattet.
— Der Verwaltungsrath der Tabaksfabrik Prätorius hat die Dividende pro 1874 auf 24 * festgestellt.
schaft für Wagenbau wormals Linke) wird die Vertheilung einer Dividende von 63 „ pro 1874 gestatten. Außerdem sind zu Ab⸗ schreibungen, Dotirung des Reservefonds 2c. rot 190999 Thlr. ver- wendet worden, in welchem Betrage allerdings 30, 009 Thlr. enthalten sind, die aus dem Rückkauf von 66,000 Thlrn. herrühren.
— Der Geschäftsbericht der Säch sischen Bank zu Dresden hebt hervor, daß der geschäftliche Rückschlag nach der Ueberstürzung der Jahre 1871 und 72 sich bei dem Institut durch die Abminderung der Tombard-Vorschüsse gezeigt habe. Dagegen ergaben die Umsätze im Diskonto-Verkehr gegen das Vorjahr einen ansehnlichen Zuwachs. Die Verwaltung bezeichnet die Resultate im Ganzen als recht gute. Die Noten-Cirkulation des Instituts hatte eine Durchschnittshöhe von 31, 090,70 Thlr, der eine durchschnittliche Baarbedeckung von 16,882,125 Thlr. unterlag. Auf Wechsel-Conto wurden im Eingang 126 061,227 Thlr., im Ausgang 119,409, 128 Thlr. umgesetzt; auf
— Der Geschäftsabschluß der Breslauer Aktiengesell⸗
Lombard · Conto entfällt ein Gesammtumsatz von 25, 956391 Thlr.; auf Effekten Conto in Eingang und Ausgang 15,81 4702 Thlr. Das Gewinn. und Verlust⸗Conto ergiebt für das letzte Geschäftsjahr einen Reingewinn von 151 1l5 2665 Thlrn, wovon 4 Zinsen und 66 * Superdividende an die Aktionäre gezahlt werden. .
— Nach dem Geschäftsbericht der Zwickauer Bank für das letzte Geschäftsjahr bezifferte sich der Gesammtumsatz auf 6,825,710 Thlr. im Debet und 5.815, 280 Thlr. im Kredit (gegen 5.489. 331 Thlr. rep. 578, 90ß Thlr. im Vorjahre). Das Kassa Konto, das in das Jahr 1574 mit einem Saldo von 22.399 Thir. eintrat, hatte im Taufe des Jahres einen Zugang von 14924417 Thlr, das Wechsel⸗ konto weift einen Umsatz von 1,148, 836 Thlr., das Effektenkonto einen Umfatz ron 81Zisßl Thlr. auf. Letzteres Konto brachte einen Verlust von 20700 Thlr. Das Lombard-Konto hatte einen Umsatz von 145.679 Thlr., das Konto⸗Korrent⸗Konto einen Umsatz von 4814,61 Thlr. An Konsortialbetheiligungen besitzt die Bank noch 35, 000 Thir. Erfurt⸗Hof⸗Eger⸗Eisenbahn ˖ Stammaktien und Prioritãts⸗ Aktien mit 10500 Thlr. Einzahlung, worauf 5500 Thlr. zur Ab⸗ schreibung gebracht sind, so daß dieser Posten in der Bilanz nur mit 069 Thlr. erscheint. Der Umsatz auf Depositen konto betrug 157,297 Thlr. Das Gewinn⸗ und Verlust Konto schließt mit einem Reingewinn von 10430 Thlr. ab, aus welchem, dem Vorschlage der Direktion zufolge, an die Aktionäre eine Dividende von 24 * zur Ver⸗ theilung gelangen soll. .
— Der Verwaltungsrath der Coburg Gothaischen Kredit⸗ gesellschaft hat die Vertheilung einer Dividende von 458 an die Aktionäre beschlossen. Von dem erzielten Bruttogewinn von 187,941 Thlr. wurden die Verwaltungskosten mit 12.5536 Thlr. und die Steuern mit 8309 Thlr. in Abzug gebracht, ferner eine Spezial⸗ réserve für zweifelhafte Außenstände mit 3098 Thlr. und endlich eine Gewinnreferve von 25,0090 Thlr. gelegt. Der zur Vertheilung ge— langende Gewinn betragt somit 138,987 Thlr. —
— Die Verhandlungen zwischen der Wiener Unionbank und der See handlung wegen der Fusion beider Gesellschaften sind, wie die „Neue freie Presse“ mittheilt, zum Abschluß gelangt. Nach den⸗ selben werden für je drei mit 109 Gulden eingezahlte Aktien der Seehandlung zwei Aktien der Unionbank verabfolgt. Die zur Durch⸗ führung der Konversion nothwendigen Stücke soll sich die Unienbank zum größen Theile bereits gesichert haben, den Rest wird sie auf offenem Markte kaufen. Wie die Presse“ erfähit, soll die Einnahme der Unionbank im Jahre 1874 1,B360 000 Fl. betragen und entspreche dieselbe einer Verzinsung des gesammten Aktienkapitals zu 6 *. Das Effektenportefeuille soll 5 Millionen betragen, und das Debitorenkonto sich um 8 Millionen verringert haben,
Verkehrs⸗Anstalten.
lus Mainz, 11. März, wird geschrieben: Seit einigen Tagen ist der Rhein wieder bedeutend gestiegen, so daß die Cöln⸗ Duͤffeldorfer Boote ihre regelmäßigen Fahrten nach Mannheim wieder aufnehmen konnten. Auch die Schleppdampfboote beleben den Rhein wieder einigermaßen. .
— Die Elbschiffahrt ist, Nachrichten aus Hamburg vom 12. d. M. zufolge, wieder eröffnet worden, und kamen auch Segel⸗ Schiffe ven See guf und gingen dorthin ab.
Triest, 15. März. (W. T. B). Der Lloyddampfer „Hun⸗ garia“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost heute früh hier eingetroffen. .
Kopenhagen, 14 März. (W. T. B) Die Leuchtschiffe „Lasoerende‘, „Trindelen? und „Kobergrunden“ werden dem Ver⸗ nehmen nach heute ihre Stationen im Kattegat wieder einnehmen.
In der juristischen Gesellschaft
hielt am 13. März der Geheime Finanz⸗Rath und Haupt Bank-Ju⸗ stitiarius Koch vor einer sehr zahlreichen Versammlung einen Vor— trag über den dem Reichstage vorgelegten Entwurf einer Konkurs— ordnung und eines Einführungegesetzes zu derselben. — Der Vor⸗ tragende wies zunächst auf die Bedeutung des vorliegenden Entwurfes als eines Schlußsteines der großen Reform der Justizeinrichtungen hin, welche der Sanktion des Reichstages harre. Indem der Ent— wurf bereits in erheblichem Maße materielles Recht enthalte, eröffne er zugleich in kesonderem Sinne eine Perspektive auf das gemeinsame bürgerliche Gesetzbuch. Das Bedürfniß einer deutschen Konkursord⸗ nung sei unzweifelhaft, da die Klage über die Verschiedenheit des Konkursrechtes innerhalb eines großen gemeinsamen Wirth— schaftsgebietes (in Preußen sechs verschiedene Rechtsgebiete) längft allgemein sei. Nach einer geschichtlichen Uebersicht der auf ein deutsches Konkursrecht gerichteten Bestrebungen gelangte der Vortragende zu dem Regierungsentwurfe, welchem er hohe Aner kennung zollte. Die Motive, bemerkte er, enthielten von freiem legis— latorischen Standpunkte aus, die gediegenste und eleganteste Darstel⸗ lung des Konkursrechtes, welche wir überhaupt besitzen und legten von einer Methode der Vorbereitung Zeugniß ab, welcher kein Gesichts⸗ punkt der Erfahrung, der Rechtspflege und des Verkehrs, der Wissen⸗ schaft und der Gesetzgebungspraxis entgangen sei. Als die bedeut— samsten Fortschritte gegenüber der , . Konkursordnung von 1855, welche die Grundlage des Entwurfes wie aller neueren Konkurs— gesetze bilde, wurden die Beseitigung des Dualismus zwischen kauf— männischen und gemeinen Konkursen und die Erweiterung einer Mit—⸗ wirkung der Gläubiger bei Verwaltung der Aktivmafse be⸗ zeichnet. Mehr und mehr entferne sich der Entwurf von der Vorstellung, als wenn der Konkurs eine besondere Prozeßart oder einen Prozeßabschnitt darstelle; der Gedanke sei vielmehr der einer unter richterlicher Autorität sich vollziehender Auseinandersetzung eines zahlungsunfähigen Schuldners mit seinen Gläubigern, analog der Liquidation einer Handelsgesellschaft. Hierdurch gewinne das System an Einfachheit. Unverkennbar sei das Streben nach Kürze, nach natürlichem und deutschem Ausdruck. Von der äußeren Systematik des Entwurfes wandte sich der Vortrag zu einer Skizze des Inhalts, wobei besonders die Abweichungen von der preußischen Konkursordnung und von dem älteren, im prenßischen Justiz⸗Ministerium ausgearbei⸗ teten Entwurfe hervorgehoben wurden. In dem erften, grund⸗ legenden Titel wurde namentlich bei den Vorschriften ver= weilt, welche den Einfluß des Konkurses auf anhängige Rechté— streitigkeiten ergebe, aber noch der weiteren prozessualischen Ergänzung bedürfen. Bei manchen Beftimmungen verhehlte Redner nicht feiner Dissens. So hezüglich der Behandlung der Realgläu. biger, welche bei der Konkursmasse nur in soweit Berücksichtigung finden, als sie Absonderungsrecht entsagen oder als ihr Ausfall weg— gewiesen ist. Auch die Vorschriften über die Form der öffentlichen Bekanntmachung warden als ergänzungsbedürftig hingestellt und es als sehr wünschenswerth bezeichnet, daß letztere auch im Central— Handelsregister des Deutschen Reichs- und Königlich Freußischen Stagts⸗Anzeigers regelmäßig Aufnahme fanden. Besonderes Lob empfingen die Vorschriften über den Gläubiger⸗ Ausschuß und die Gläubiger -Versammlung, sowie über die Vereinfachung des Eröffnungsverfahreng, während die Ver— befserung des Vertheilungsverfährens (Dividenden- System) dem Vortragenden problematisch erschien. Die Aufrechterhaltung und Vereinfachung des preußischen Akkordes Gwangs vergleiches) wurde mit Warme gebilligt und ebenso erhielten verschiedene Ver- befferungen der Patrikular⸗Konkurse (Handelsgesellschaften u. . w.) Anerkennung. — In dem Einführungsgesetze wurden namentlich die Vorschriften hervorgehoben, welche positiv im Anschlusse, an preu=
isches Recht die Eifordernisse des Faustpfandrechtes, insofern es
bfonderungsrecht im Konkurse gewährt, bestimmen. Der Schluß paragraph, welcher nach dem Vorbilde der Sfterreichischen Gesetz, von 1874 dem Bedürfnifse einer Regelung der Verhältniffe der Inhaber von Pfandbriefen u. s. w. erfuhr eine eingehende Beleuchtung mit Bezugnahme auß eine kürzlich vom Vortragenden über diesen Gegen⸗ stand in der Zeitschrift fur deutsche Gesetzzebung u. s. w. verõffent lichte Abhandlung. — In dem Schlußworte wies der Vor—
von denen die ersteren bereits im Jahre 1867 ein gemeinsames Kon⸗ kursgesetz erlassen haben, letztere aber muthmaßlich nech in diesem Jahre zu einem solchen gelangen werde, da der von einer Sachver⸗ ständigen⸗Kommisston im Januar d. J. durchberathene Entwurf bal⸗ digst der Bur detzwersammlung vorgelegt werden solle. Es wurde dem Wunsche Ausdruck ,, Deutschland nicht mehr lange hinter diesen Beispielen zurückbleiben möge. ö ;
. K, Zeit knüpfte sich an diesen Vortrag keine Dis⸗ kussion; die angekündigten kleineren Vorträge wurden bis auf Wei⸗ teres vertagt.
Das Schinkelfest.
Am vergangenen Sonnabend fand in den Räumen des Hotel Imperial, 44 Unter den Linden, die diesjährige Feier des Schinkel festes statt. Es war eine zahlreiche Versammlung von ungefähr 350 Personen, die sich in den glänzenden Sälen bewegten; darunter der ehemalige Handels-Minister Graf von Itzenplitz, der Aber Landes dau-Fireklor Hagen, der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath MacLean, fast sämmtliche Mitglieder der technischen Bau⸗ Deputation, zahlreiche Vertreter der Kunst, der Wissenschaft und. der Presse. Ein Drittheil des Saales war durch eine mächtige Bühne in Beschlag genommen, auf der später ein kleines Lustspiel aufgeführt wurde; in der Nische ftand, von hohen Blattpflanzen umgeben, die
äüste Schinkels. ö da n 7 Uhr begrüßte der Vorsitzende des Architektenvereins, Baurath Hobrecht, die Gäste mit einigen Worten und erstattete Bericht über die Thätigkeit des Architektenvereins im verflossenen Jahre. Während die Mitgliederzahl im Jahre 1873 sich auf 1991 delief, stieg fie im Vorjahre auf 1133, von denen 443 einheimische und 690 auswärtige Mitglieder sind. Der Verein hat 14 Haupt⸗ versammlungen, 19 gewöhnliche Versammlungen und 18 Exkursionen abgehalten. Die Ausgaben betrugen 13,200 Thlr., die Einnahmen II, S5 Thlr.; das Defizit und die Höhe der Ausgaben erklären sich auz den Ünkosten, welche das vom Verein herausgegebene Werk: „Berlin und seine Bauten“ erfordert. Der Etat für das laufende Jahr ist auf 43,000 M veranschlagt. .
Hieran schloß sich die Preisvertheilung an die Konkurrenten um die v5ém Vereine am vorigen Feste aufgestellten Preisaufgaben. Für den Hochbau (Neubau einer Königlichen Bibliothek) waren 4 Ent⸗ würfe, für den Wasserbau war ein Entwurf eingegangen, Nach dem Urtheile der Königlichen Baudeputation sind sämmiliche Entwürfe als für die Baumeisterprüfung genügend angesehen und mit der silber— nen Medaille des Vereins belohnt worden. Den ersten Staatspreis von 160 Friedrichsd'or erhielt der Bauführer Hoßfeld; der zweite
reis ift mit besonderer Genehmigung Sr. Majestät des Kai⸗ . und Königs zwischen dem Ärchitekten Zaar und Bauführer Hinckeldeyn getheilt worden. Der Empfang der Preise verpflichtet ur nn, , einer , Kunstreise, sowie zur Er attung eines Berichtes über dieselbe. . ;
Din kö des Abends hielt der Baumeister Orth über . und ö. 8 ;
em interessanten Vortrag, den l nach wiedergeben werden, wurde von der Versammlung reicher Beifall gespendet. Un denselben schloß sich das Festessen Den einzigen Toast brächte der Baumeister Ende auf die Manen Schinkels aus; eine vom Baumeister Grunow gezeichnete humoriftische Festkarte erläuterte der Architekt Appelius. Nachdem noch eine Reihe von Depeschen aus Braunschweig, Breslau. Danzig, Neapel und Rom verlesen waren, gelangte zum Schlusse ein vom aumeister Peter Walls aus Cöln verfaßtes Festspiel „Filippo Brunelleschi? zur Auf⸗ führung und erwarh sich die Anerkennung der Versammlung, die bis zur frühen Morgenstunde zusammen blieb.
wir seinem wesentlichen Inhalte
Theater.
Or. Maximilian Ludwig ist auf Lebenszeit mit Pensions. berechtigung für das Königliche Schauspielhaus gewonnen worden. Hr. Schmidt vom Thalig Theater in Hamburg ist, wie
— Im Wallner⸗Thegter wird morgen ein neuer dreiaktiger Schwank, belstelt: ‚Der Lieutenant und nicht der Oberst“, von Louis von Savslle zum ersten Male in Scene gehen. Das Stück, welches bereits auf verschiedenen auswärtigen Bühnen mit Erfolg zur Aufführung gelangte, dürfte auch in Berlin Beifall er⸗ ringen, zumal die Hauptrollen sich in Händen der Damen Carlsen, Niffel, Walther⸗Trost und der HH. Lebrun. Kurz, Kadelburg, Schmidt, Reuber und Meißner befinden. Der Novität voran wird das dem Repertoir mit Glück neu einverleibte Genrebild ‚Adelaide“, mit Frl. Ernestine Wegner als „Clärchen“ und Hrn. Lebrun als „Beckhopen“, zur Aufführung kommen. .
— Der elephant zu dem Festzuge in: Die Reise um die Welt in 80 Tagen“ ist vorgestern über Hamburg hier angelangt und hat in 55 eigens für ihn hinter dem Victoriatheater
auten Pavillon Quartier genommen.
9. — 8 Komiker Hr. August Neumann, welcher nebst seiner Gattin am 1. April das Engagement am Friedrich Wil belm⸗ ftädtischen Theater verläßt, wird vor dem Scheiden noch in einigen feiner beliebtesten Rollen und zunächst am Dienstag als „Hühnenkopf“ in Pohls „Lucinde vom Theater; auftreten. Die 64 Aufführung der Opereite Die Fledermaus“ findet am Donnerstag zum Benefiz des Hrn. Carl Swo boda statt.
Am 1. März hat man in Florenz das Grab der Medicäer in der Kirche San Lorenzo, berühmt durch die gewaltigen Skulpturen Michel⸗Angelo's, geöffnet, um festzustellen, ob die beiden Herzöge Torchzo von Urbino und Allessandro von Toscana darin hestattet wärer oder nur einer dieser Medicäer, da die Thatsache geschichtlich nicht ganz feststand. Es waren dabei zugegen der Präfekt, ber Sin⸗ daco, der Prior von San Lorenzo, eine Kommission von Gelehrten und Künftlern und einige eingeladene Personen. Man fand nach Deff⸗ nung des Sarkophags die Reste der beiden Fürsten. Von Lorenzo's Skelett war nur wenig mehr übrig, dagegen das des Alessandro wohl⸗ erhalten, sogar noch das krause Haar auf dem Schädel. Alessandro wär mit einem feinen, wohlerhaltenen Hemde bekleidet. Die Schädel sind abgekormt worden, dann hat man die Reste in den Sarkophag gelegt und denselben wieder geschlossen. Ueber den ganzen Vorgang hat der Notar Baldazzi ein Protékoll aufgenommen.
Für Freunde der Vogelwelt ist es Zeit, an das Aushängen der Nistkästen zu denken. Ebenso sind diejenigen Kästen, welche man als Zufluchtsort den Winter hindurch hat hängen lassen, abzunehmen und zu reinigen. Die in denselben enthaltenen vorjährigen Niststoffe streue man unter Bäumen oder im Gebüsch umher, wo sie vom Regen bald rein gewaschen und theilweise (namentlich die , haare) wieder nutzbar werden. Für Staare, Wendehälse ähnlicher Größe sind Kästen von 106 = 15 Zoll hoch, im Lichten etwa 5—=6 Zoll weit, das Einflugloch 2 Zoll im Durchmesser, zu empfehl en; für Vögel von Größe der Sperlinge 12 Zoll hoch, 30 weit, Einflugloch 11 Zoll breit; für Meisen Höhe 9 Zoll, Weite 4 Zoll, Einflugloch knapp 1 Zoll; für diejenigen Höhlenbrüter, welche mehr luftige Nistplätze lieben (Rothschwänzchen, Fliegenfchnäpper 2c Kästen, welche vorn unter dem Deckel halb offen sind. Bas Flugloch richte man gegen Osten. Meisen lieben mehr versteckte Stellen, alfo bringe man die Meisenkästen nicht an astfreien Stammsteslen und nicht an Bäumen an, die sich spät belguben. Roth= schwänzchen, Fliegenschnäpper ꝛc, lieben mehr die Oeffentlichkeit, z. B. eine Hauswand, ein Spalier. Stagre (Sprehen) lieben, im Unter schiede von fast allen anderen Vogelarten, beim Nisten Gesellschaft von ihres Gleichen, man kann also die Staarkästen nahe bei einander
hängen.
Die letzte Kurliste von Wiesbaden vom 13. März weist 5868, die letzte Lifte fur diese Wintersaison 1529 Personen aus.
! Redacteur: F. Preh m. Berlin: Verlag der Expedition (Kesse lh. Druck W. Elsner. Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
man der R A. 3. mittheilt, in Folge seines Gastspiels ebenfalls
tragende noch auf das Beispiel zweier anderer undes staaten, der Vereinigten Staaten von Nordamerika und der Schweiz, hin,
Mitglied der Königlichen Bühne geworden.
zum Deut 3 G3.
Deutsches Rei ich.
Nachweisung der Einnahmen an Wechselstempelsteuer im K Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats Februar 1875.
Ober ⸗Post⸗ Direktions⸗Bezirke.
Einnahme im Monat
Hierzu Einnahme in dem Vormonate. Zusammen
Einnahme in demselben (Spalte 4)
In 1875 4 mehr.
— weniger.
1
& *
4
& KX Zeitraume des Vorjahres.
1. Im Reich s⸗ Postgebiet e.
I) Königsberg
2) Gumbinnen.
3) Danzig
4 Berlin..
5) Potsdam..
6) Frankfurt a. / O..
13) ö 14 Halle a. /S. . 15) Erfurt
16 Kiel
17) Hannover.
18) Münster.
19 Arnsberg .
1 21) Frankfurt a. / M. 1 23) Coblenz.
24 Düsseldorf
25) Trier
26) Dresden.
27) Leipzig
28) Karlsruhe
29) Konstanz.
30) Darmstadt ; 31) Schwerin i / M. 32) Oldenburg
335) Braunschweig
34 Lübeck.
S5) Bremen.
36) Hamburg.. 37) Straßburg i. E. d,
11,519 1,971 9, 762
61,991 2960 7,204
10, 165 2360 7, 327
18, 546 7,459 8, 097
12, 991
5, 659 9.361 3, 669 6,055 7, 122
18, 928 4451
30,968
26,9760 3,473
42,481 1911 9. 574
30,321
13, S329 4,117 9,264 2, 72 3,843 5.092 2.189
22,949
65,415
17,382 4269
13,35 3456 11235 76. 555 3.916 76585 16 6077 26906 3 v8 21 574 Ib 576 9 5z 18, 985 8.545 11557 5.525 7654 76557 24755 4391 40 166 32 224 1655 45516 235316 16 5359 41.95 16.542 5371 15,50 2547 1.636 6.375 25, 666 72 66h
25, 354 5,427 20 987 138, 344 6,876 14,889 20,242 5, 050 17,135 40,620 18,435 17,250 31,976 13,707 21,213 9, 192 13,749 15,019 453,713 8, 842 71,134 59, 194 7,510 S6, 097 4,227 20,733 72,288 29,881 9, 391 22, 834 5,014 7,933 113465 5, 254 46,609 135,475 17,590 34,972 4,380 8,649
26772 4665 25 525 119. 153 6.513 15333 26677 4 665 165354 35.55 19 353 15516 35 505 15,315 15,4236 9336 14,156 14552 426153 d id 61 413 57 975 7530 S5, 116 1611 20 733 d5. 36 26, 95? 9264 260 469 5,504 7647 117565 4758 4035? 143.335 34 355 7152
iii inn
Summa J. , II. Württemberg
5 TTT 33.5365 15, 106
MT sii is sp 30 342 54 os 1756 3666
Fr 51, M77 36.726
Ueberhaupt
564, 062
Berlin, im März 1875. Kaiserliches Statistisches Amt.
, ,
ii n,,
Berlin,
15. März.
Landtags⸗Angelegenheiten. In der Sitzung des Hauses der Abgeordneten am 12. d. M. beschwerte sich der Abg. Dr. Roeckerath darüber, daß die biblische Geschichte von Schumacher ohne Ersatz aus den Schulen entfernt sei. Der Minister der
geistlichen c. Angelegenheiten Dr. Falk entgegnete:
Ich habe nur wenig zu sagen. Die in dieser Sache in Betracht kommende Rechtsfrage ist gestern von meinem Hrn. Vertreter, wie ich glaube, erschöpfend und sachgemäß behandelt worden. Danach ist es Sache der Staatsregierung mitbestimmen zu dürfen, ob ein den kirchlichen Behörden genehmes Unterrichtsbuch für die Religionslehre oder die biblische Geschichte in der öffentlichen Schule zu gebrauchen sei, und es kann ein solches nicht ferner gebraucht werden, wenn die Staatsregierung von dem Standpunkte aus, den sie inne zu halten hat, die Ueberzeugung gewinnt, daß der Unterricht auf Grundlage des betreffenden Buches ein nachtheiliger sei. Und diese Ueberzeugung habe ich auch in diesem Falle auf Grund einer Reihe von Gutachten und der übereinstimmenden Meinung sämmtlicher betheiligten Pro— gewinnen zum Theil
vinzialbehörden letzteren
vorgehoben worden,
meint, aus der bisherigen
daß
müssen. wenigstens in den, es dringend Schumachersche biblische Geschichtenbuch so rasch als möglich abzu— schaffen, und daß in seiner Beibehaltung ein größerer Nachtheil ge—⸗ funden werden müsse, als wenn etwa die Elementarlehrer ein oder zwei Semester ohne einen bestimmten Leitfaden seien. Darauf grün— det sich die von mir getroffene Anordnung, sie ist erst nach vielfacher Erörterung mit den betreffenden Behörden als die richtige befunden worden, und keineswegs ist die Entscheidung so rasch gefällt worden, wie der Hr. Abgeordnete sich das zu denken scheint. A Praxis und aus dem Umstande, daß seit nahezu einem Menschenalter die betreffende biblische . in den Schulen zur Anwendung gekommen sei, den Schluß ziehen zu dürfen, sie müsse doch gar nicht so übel sein, so begreife ich zwar sehr wobl, daß er für sich diesen Schluß zieht, aber ich kann ihn nun schon nicht mitmachen. Ich mache ja gar kein Hehl daraus, und Sie erfahren das, wenn ich überhaupt berufen bin, au den Verhandlungen die ses Hohen Hauses theil zunehmen, täglich, daß ich sehr fundamental von demsenigen abweiche, was der hier in Rede stehenden Zeit angehört. Also, meine
Es ist aller nöthig
Seitens Schärfe sei,
der
her⸗ dieses
Wenn er aber
Herren, das ist ein Grund nicht, der auf mich irgend welchen Ein
druck zu machen geeignet wäre. Es ist wahr, meine Herren, ich habe wegen dieses Buches vielleicht in Abweichung von . pen, mich nicht erst in Verbindung gesetzt mit den Herren Bischöfen über die Frage der Aufhebung und des Ersatzes, aber, meine Herren, fo erklärlich es mir 5 daß der Hr. Abg. Röckerath mir daraus einen Vorwurf macht, so sicher möchte ich eigentlich darauf rechnen, daß
Sie das in Anbetracht der heutigen Zeitläufte in Ihrer großen Ma—⸗
jorität für allein recht finden. Ahend in der eigenthümlichen Lage, einen recht schlagenden
5
Herren Bischsfen nicht erst in Korrespondenz zu
setzen.
eine Herren, ich bin seit gestern ̃ h eweis dafür zu besitzen, wie wohl ich daran gethan habe, mich mit den in, Der Eine der verehrten Herren läßt mir eine sehr eingehende Beschwerdeschrift, auf die ich ja demnächst nach eingehendster Erwägung befinden werde,
Erste Beilage
Berlin, Montag, den 15. März
zukommen, und darin befindet sich denn auch Punkt so und so viel, ich weiß augenblicklich nicht welcher, die Angelegenheit des Schumacher—⸗ schen Lesebuches, des biblischen Geschichtsbuches, welches, beiläufig gesagt, in einzelnen Theilen der Rheinprovinz sich sogar als das vlleinige Lesebuch herausgestellt hat. Und dort ist die Behauptung mit voller Bestimmtheit ausgesprochen, daß die Kirch-nbehörde allein über die biblischen Geschichts- und Religionsbuͤcher in der Schule bestimmen könne, daß sie es zwar sehr gern thun würde, sich über die Wahl des Buches mit den Staatsbehörden in Verbindung zu setzen, aber ein entscheidendes Votum den Staatsbehörden nicht einräumen könne. Nun, meine Herren, wenn die Sache so ist, so habe ich per⸗ sönliche Mähe und Papier erspart, wenn ich, ganz abgesehen von jenem von mir angedeuteten prinzipiellen Standpunkte, mich nicht des Weiteren in Korrespondenzen eingelassen habe. Ich bin mit dem Herrn Abgeordneten in einem Punkte ganz einverstanden, daß Be—⸗ dacht genommen werden muß auf einen Ersatz. Ich bin ebenso mit ihm einverstanden, daß so wie bei der jetzigen Sach und Rechtslage die kirchliche Behörde ohne Zustimmung der staatlichen kein Buch in der Schule zum Religionsunterricht einführen kann, ebenso auch die Staatsbehörde nicht in der Lage ist, ohne Zustimmung der bischöflichen Behörde von ihrem Standpunkte aus das zu thun. Ich habe diesen Standpunkt gegenüber den betreffenden Herren Bischöfen stets be— stimmt festgehalten und selbst einen ganz scharfen Ausdruck je nach gegebener Gelegenheit gebracht. Nichtsdestoweniger sind nach ver— schiedenen Seiten hin Anregungen gegeben worden, Arbeiten zu fertigen, von denen zu hoffen ist, daß ste beide Theile zufriedenstellen werden. Ob das Ziel zu erreichen ist, das muß ich freilich dahingestellt sein lassen. Von der Staatsregierung werden in Lieser Beziehung die überhaupt möglichen Schritte, wie sie eingeleitet sind, sicher weiter⸗ geschritten werden. Ich mag ergänzen, daß es für gewisse untere Gymnasialklassen inzwischen bereits gestattet worden ist, bis zu jener erwünschten Zeit Leitfäden zu gebrauchen, die freilich auch noch recht viel zu wünschen übrig lassen, die aber doch nicht den ernsten sach⸗ lichen Vorwürfen ausgesetzt sind, wie die verschiedenen Bücher von Schumacher.
Nach dem Abg. Dr. Lucius nahm der Staats-Minister Dr. Falk noch einmal das Wort:
Ich kann zunächst nur meine Genugthuung darüber ausdrücken, daß je länger, je mehr auf den verschiedenen Seiten dieses Hohen Hauses die Ueberzeugung Platz greift, daß bei dem Seminar-Exter⸗ nat und Internat gar keine Prinzipienfrage ist, sondern eine Frage, die nach den thatsächlichen Verhältnifsen gelöst werden muß. Das ift der Standpunkt, den die Staatsregierung, wenigstens seit ich derselben anzgehöre, vom ersten Augenblicke an als den richtigen erkannt hat. Es ist deswegen auch das Streben der Unterrichtsverwaltung gewefeg, die Nachtheile, die im Verhältnisse zum Internat aus dem Externat den Einzelnen erwachsen, möglichst auszugleichen, und wenn das auch nech nicht mit vohem Erfolge gelungen ist, so doch mit einigen Es sind im Etat Mittel bereit gestellt, die Unterstützungen zu erhöhen, die für die Seminaristen bestimmt sind, denn darin hat der Herr Abg. Kiesel ganz recht; es ist unmöglich, bei dem Externat mit der⸗ selben niedrigen Unterstützung auszukommen, wie bei dem Internat. So ist das denn auch in Beziehung auf Erfurt geschehen. Im Or— dinarium ist. bei der Fixirung der betreffenden Summe auch auf die Erfurter Zustände Rücksicht genommen. Was nun dieses Erfurter Seminar betrifft, so kann ich bestätigen, daß ich bei meinem kurzen Aufenthalt in Erfurt mir das Seminar zunächst angesehen und das vollauf bestätigt gefunden habe, was im vergangenen Jahre der Hr. Abg. Lucius hier vorgetragen hat. Ich habe dann weiter Ueberzeugung gewinnen müssen darüber, ob meine Hoffnung, die ich im vergangenen Jahre aussprach, hinsichtlich eines verwendbaren Bauplatzes sich erfülle oder nicht. Nachdem ich nämlich jene Erklärung abgegeben hatte, waren mir Pläne über die Beschaffenheit des Grundstückes, auf das das Semi— nar gebaut werden solle, zugekommen, die allerdings auf mich den Eindruck machten, als ob ich mich zu guten Hoffnungen hingegeben habe, und ich muß leider sagen, daß die dadurch hervorgerufene Be⸗— sorgniß sich bei dem Augenschein ganz vollständig bewahrheitete. Dieje⸗ nigen Plätze, an die meinerseits gedacht worden war, erklärte der im Besitz befindliche Militärfiekus für durchaus nothwendig zu seinen Zwecken, für gänzlich unentbehrlich, und zu einer anderen Erklärung ist er nicht zu bewegen gewesen. Nun wurden mir 2 Plätze offerirt, jeder an einem Thore gelegen. An dem einen Thore war der Platz in 3 Stücke getheilt, und zwar durch die Landstraße und einen Bach. Den Platz konnte ich nicht nehmen, weil ohne allerlei Ueberbauten es nicht möglich erschien, zusammenhängende Gebäude anzulegen. Dann wurde ich an das andere Thor geführt, und da zeigte man mir den Festungs⸗ graben als das Terrain; der sollte zugeschüttet werden, und außerdem sollte ich vorhandenes Mauerwerk benutzen. Es ragt dort ein Vorbau mit gewaltigen Mauern in den Festungsgraben hinein, der sollte einen Theil des Fundaments des Ganzen abgeben. Meine Herren! Daß ich zu diesem Platz auch keine Neigung finden konnte, werden Sie sich vorstellen können. So ist mir nichts Anderes übrig geblieben, alt mich der Alternative gegenüberzustellen: entweder das Seminar muß von Erfurt verlegt, oder aber es müssen die Formen des Externates wenigstens zum Theil herangezogen werden. Auf den letzten Weg bin ich gegangen, weil ich es allerdings nicht für wünschenswerth hielt, das Seminar von Erfurt zu verlegen. In der Beziehung schweben 1er über den Umbau Erörterungen, die noch nicht zum Abschluß ge— ommen sind, und das ist der Grund, weshalb auch im Extraordina—⸗ rium zu einem Bau oder Umbau eine Summe nicht erscheint.
— Der Abg. Kiesel brachte eine Verfügung der Königlichen Regierung zu Potsdam vom 4. Februar 1875 zur Sprache, durch welche ein Volksschullehrer aus dem Dienste entlassen wird, weil er seine im Dezember geschlossene Ehe nicht hat einsegnen lassen. Der Staats⸗Minister Dr. Falk erwiderte:
. Die eben gehörte Rede des Hrn, Abg. Kiesel giebt mir nur in einer einzigen Beziehung Anlaß zu einer Erwiderung; er hat ja auch auf die Erwiderung ausdrücklich provozirt. Der Herr Abgeordnete hat dem Hohen Hause eire Verfügung vorgelesen, welche angeblich die Regierung zu Potsdam erlassen haben soll. Ich habe diese Ver⸗ fügung in der Zeitung gefunden; ich habe sie außerdem von ver—⸗ schiedentlichen Seiten zugeschickt erhalten, und daraus habe ich Ver⸗ anlassung genommen, mich nach dem Sachverhalte zu erkundigen. Der Bericht der Regierung ö noch nicht eingegangen; ich weiß des⸗ halb nicht, wie die Sache liegt. Aber, meine Herren, ich besorge doch, daß der Herr Abgeordnete sich über meinen Standpunkt in der Sache ein wenig täuscht, und daß er diesmal mit dem Gegensatz vom Mühlerschen und Falkschen Geiste das Rechte nicht in der Weise ge⸗ troffen hat, wie er es denkt, denn im Allgemeinen, meine Herren, halte ich es für die Pflicht des Lehrers, der berufen ift, den Religionsunterricht in der Schule zu geben — und ein Religiongunterricht, dem das“ Beispiel fehlt, ist kein wahr- haft wirksamer — die Kirche nicht zu vernachlässtgen. Im Ganzen und Großen bin ich der Meinung, solch ein Lehrer hat ver—⸗ möge seines Lehramts die Pflicht, die kirchliche Trauung nachzusuchen. Lebhafter Beifall rechts, hört! hört! links Ja, meine Herren, (nach links), sagen Sie nur hört! hört!“ Aber, meine Herren, ich weiß auch, daß es Fälle geben kann, wo ein solches Unterlasseu voll⸗ kommen entschuldbar ist, und um zu übersehen, ob ein solcher Fall vorliegt oder nicht, habe ich Veranlgssung genommen, mich danach zu
erkundigen, wie die Dinge liegen. Je nachdem, was ich höre, werde
schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
18.8.
ich entscheiden, — möglicherweise aber allerdings sehr gegen die Er—⸗ wartung des Herrin Abgeordneten.
— Zu Titel 22; Zuschüsse für gewerbliche Fortbildungs⸗ schulen 142,150 M6, beantragte der Abg. Knebel, auch die länd⸗ lichen Fortbildungsschulen an dieser Summe theilnehmen zu lassen. Der Staats⸗Minister Dr. Friedenthal erklärte hierauf:
Meine Herren! Meine Ansicht über die ländlichen Fortbildungẽ— schulen habe ich, wie der Hr. Vorredner aus dem Haufe mittheilte, bei Gelegenheit der Berathung der landwirthschaftlichen Lehranstalten dargelegt: ich habe nichts hinzuzufügen, da mich jede Zuwendung, welche vom Kultus-Ministerium zum Behuf der Unterftützung der ländlichen Fortbildungsschulen erfolgt, nur erfreuen kann, nach dem seiner Zeit von mir dargelegten Gesichtspunkte.
Bei derselben Gelegenheit aber bei der zweiten Lesung des Etats habe ich bezüglich der Qualifikation der Zuhörer des landwirthschaft- lichen Institutes an der Universttät Halle die Zahlen genannt, welche ich für korrekt zu halten Veranlassung hatte, die Richtigkeit dieser damit zusammenhängenden anderweitig gemachten Angaben ist von den Betheilitzten und demnächst geehrten Mitgliedern dieses Haufes bestritten worden. Zu meinem Bedauern war ich, als dies geschah, wegen dringender Amtsgeschäfte im Hause nicht anwesend, sonst hätte ich schon damals erklärt, was ich heute bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit nachzuholen mich für verpflichtet halte. Der Hr. Kultus Minister hat, ganz meinem eigenen Wunsche entsprecheud, Erhebungen angeordnet, welche den in Frage kommenden Sachverhalt authentisch feststellen werden. Niemand kann ein lebhafteres Interesse daran haben als ich, diesen Sachverhalt über allen Zweifel klar zu stellen und zwar in dem ganzen Umfange der streitigen Punkte. Sobald die Resultate dieser Feststellung mir authentisch vorliegen, werde ich keinen Augenblick anstehen, sie dem Hohen Hause vorzulegen und Mittheilungen, die gemacht worden sind, so weit sie sich als irrthuͤm⸗ lich herausstellen, selbst zu berichtigen.
—— Kapitel 127: „Kultus und Unterricht gemeinsam,“ Titel 3 wird zur Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen aller Bekenntnisse und Lehrer die Summe von 3,411,509 S6 7 8 verlangt. Hierüber nahm in der Sitzung des Hauses der Abgeordneten vom 13. d. M. der Staats⸗Minister Pr. Falk nach dem Abg. Richter (Sangerhausen) das Wort:
Die Staatsregierung, meine Herren, legt ein sehr bedeutendes Gewicht auf die Annahme der neuen Summe, welche bei dieser Etatsposition erscheint. Ich glaube, es ist Ihnen das bekannt; es möchte Ihnen auch schon klar gewesen sein lediglich aus dem Um⸗ stande, daß diese Pesition in den Etat überhaupt aufgenommen wor—⸗ den ist. Denn die vielen Bedenken und Angriffe, zu welchen dieselben führen würde, lagen ja auf der Hand, und sich solchen An— griffen aussetzen, das thut man doch nur dann, wenn man von der Ueberzeugung durchdrungen ist, daß trotz der Angriffe das Ziel ver folgt werden muß. Mir selbst liegt die Bewilligung dieser Position ganz besonders am Herzen und ich wünschte deshalb, in der Lage zu sein, die Gesichtspunkte, welche die Staatsregierung bei dem Vor— schlage der Etatsvorlage geleitet haben, Ihnen umfänglich entwickeln und, gegenüber erhobenen Einwendungen vertheidigen zu können. Allein zu meinem lebhaften Bedauern muß ich bekennen, daß ich mich körperlich in dieser Lage nicht befinde. Es wird der dadurch auf mich erwachsende Druck durch einige Erwägungen etwas gemildert, einmal durch die, daß ich im vergangenen Jahre in der Lage gewe⸗ sen bin, im Wesentlichen die Gesichtspunkte hier näher darzulegen, die die Staatsregierung geleitet haben, eine andere ähnliche Position Ihrer Bewilligung zu unterstellen und ich nicht finden kann, daß grundsätzlich die Sache heute anders liegt, und ferner, meine Herren, durch die trostreiche Ueberzeugung, daß unter den Männern, die sich für die Vorlage zu dem Worte gemeldet haben, welche sind, die völlig und besser als ich im Stande sein werden, das zu entwickeln, was für die Bewilligung dieser Position spricht, und endlich auch vielleicht der Gedanke, daß diese Frage doch einen so großen Hintergrund hat, daß ste Jeder unter Ihnen ausreichend bei sich, selbst bereits erwogen hat und schon in diesem Augenblicke schlüssig ist mit seinem Votum. Darum, meine Herren, wird mir es leichter, mich auf diese paar Worte zu beschränken. Ich habe nur zu sagen, wie die Stellung der Staatsregierung gegenüber den in den Etat nach dem Antrage der Budgetkommission aufzunehmenden Bestim⸗ mungen ist. Die Gründe, weshalb die Staatsregierung meinte, zu ginem einfachen klaren Sachverhältniß kommen zu sollen, hat der Abg. Richter (Sangerhausen) Ihnen bereits angedeutet. Wenn die Staats⸗ regierung sich demnach nicht gegensätzlich verhalten wird gegenüber der Bemerkung, so nimmt ste die Gründe dafür aus den Vorstellungen, welche ihr aus evangelisch kirchlichen Kreisen, insbesondere Seitens evangelischer Kirchenbehörden zugegangen sind. In diesen Vorstel—⸗ lungen ist betont, daß es im Interesse dieser Kirche liege, nicht sogleich ein Minimalgehalt von 800 Thalern neben der Wohnung zu erlangen, sondern, daß ein Eypediens geschaffen werden möge, Summen aus dem in Vorschlag gebrachten Betrage auch älteren Geistlichen zuzuwenden. Es sei ein zweifelloser Uebelstand vorhanden, der noch stärker hervortreten werde, wenn das jetzige Minimalgehalt von 600. Thalern überall auf 806 Thaler erhöht wird. Gegenüber dieser Konstatirung und da ja die Staats⸗ regierung der Geistlichkeit da, wo Noth vorhanden ist, helfen will, kann sie den Aeußerungen der Kirchenbehörden nicht jegliche Folge versagen und sie findet nun in der That, daß, wenn auch auf einem Wege, über den sich streiten läßt, doch immerhin durch diese Resolution dem Gedanken eine Folge praktisch gegeben wird, durch den sich die Kirchenbehörden bei ihren Erklärungen haben leiten lafssen. Ich habe nur die Bitte zu wiederholen, bewilligen Sie die erbetene Position.
— Die XI. Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vor⸗ berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ausführung der §5. 5 und 6 des Gesetzeß vom 30. April 1873 wegen der Dotation der Provinzial⸗ und Kreisverbände hat ihren Bericht erstattet.
— Wie aus Danzig, 12. März, gemeldet wird, wurde in der dort tagenden Generalversammlung der Delegirten der Zweigvereine und der Mitglieder des Centralvereins der westpreußischen Landwirthe die Einsendung einer Peti⸗ tion an das Herrenhaus und das Abgeordnetenhaus beschlossen, in welcher die Trennung Westpreußens von Ostpreußen als wünschens⸗ werth bezeichnet wird. Die Petitlon wurde fast von allen Anwe⸗ senden ohne Unterschied der Politischen Parteistellung unterzeichnet. Auch die Vertreter der drei landwirtschaftlichen Vereine des Elbin⸗ her ö waren von den Mitgliedern derselben zur Unterzeichnung eauftragt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Stadtverordneten von Herford haben zum Bau der Eisenbahn Herford Detmold, welche von der Cöln⸗Mindener Eisenbahn : Gesellschaft übernommen ist, einen Zuschuß von 20 000 Thlr. aus städtischen Mitteln bewilligt.
Die Eisenbahn Nürnberg ⸗Ansbach⸗Crailsheim soll im Mai eröffnet werden.
— Die Konzession zu der 86 Kilometer langen Verbindungsbahn zwischen der Brüning⸗ und Zürich see⸗Gotthardbahn ist Seitens des Ständeraths ertheilt worden. Der Zürichsee soll mit=
telst Trajekts überschritten werden.