zeigte, so ist darin wohl nichts weiter zu sehen, als die Unge⸗
wißheit darüber, an welchem Tage, am 20 oder 22. März, man auch dies äußere Zeichen der Treude entfalten wolle. Außer einer Choralmusit vom Thurme zu St. Johannis Morgens 7 Uhr ist also die offiziell gewünschte Feier am 20. Maͤrz äußerlich stilQl und schlicht verlaufen. Das Gymnasium beging am Sonnabend Morgen die Feier durch einen Aktus. Das Militär hatte in verschiedenen öffentlichen Lokalen sein übliches Tanzvergnügen. Nachmittags um 2 Uhr fand im . „Zur Krone“ ein Festmahl, Abends 8 Uhr ein solches im aale des „Deutschen Haufes“ statt. Zum Kaiser⸗Diner in der Krone waren über 109 Personen (die Spitzen der Behörden, Professoren, Offiziers⸗Corps, Gerichte und Bürger) erschienen und herrschte die gehobenste Festftimmung. Der Prorektor, Hof⸗ Rath Grisebach, brachte nach alter Sitte den Toast auf den Kaiser aus. Derselbe wurde mit Jubel aufgenommen und ein Telegramm brachte die Glückwünsche nach Berlin. Die Festgesellschaft im Burhenne'schen Saale, der mit Gewächsen, Büsten, Bildern und Fahnen schön geschmückt war, zählte etwa 180 = 200 Theil⸗ nehmer. Dr. Fripmacker brachte vor dieser Bersammlung das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, Buchhändler Spielmeyer das auf den Kronprinzen, Dr. Wehr das auf den Deutschen Reichs⸗ tag, Dr. Köcher das auf Fürst Bismarck und Bürgervorsteher Kellner das auf Moltke und das Heer aus. In der heute Nachmittag 5 Uhr stattgefundenen gemein⸗ schaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien wurde ein Glück⸗ wunsch⸗Telegramm an den Kaiser zum Geburtstage abgeschickt.
München, 22. Mirz. (Korr. v. u. f. D) Aus Anlaß
Der vom „Deutschen Kriegerbund München“ veranstalteten Raiserfeier waren die Säle des „Kreuzbräu , bereits vor Beginn des Festes überfüllt. Unter den Anwesenden bemerkte man die Landtagsabgeordneten Dr. Sepp, Knorr, Brandenburg, ferner die Spitzen des Vereins der liberalen Reichsfreunde, des Alt⸗ katholiken vereins, magistratische Beamte und außerdem viele Norddeutsche. Von Nymphenburg, Schwabing, Erding und Ro⸗ senheim waren Mitglieder der dortigen Kriegervereine erschienen. Pr. Sepp hielt die Festrede, indem er die Politik Frankreichs egen Deutschland seit dem 30jährigen Kriege schilderte und chließlich dem aus dem Knffhäufer wiedererstandenen Barbarossa das dankbare Hoch deutscher Männer für die Wiederherstellung des Reiches ausbrachte. An Se. Majestät den Kaiser ging darauf ein Telegramm ab. Nach Aufführung eines Tableaus aus dem Kriege 1870 71, „die Fahne der Fler“, brachte Hr. Bauer von Erding auf den „deutschen Fürsten König Lud⸗ wig II. von Bayern“, später auf den Fürsten Bismarck Hochs aus, worauf Professor Pr. Friedrich eine Rede über den seit 1869 andauernden „Kriegszustand zwischen Rom und dem ger⸗ manischen Volke“ mit einem Hoch auf die deutsche Armee schloß. Toaste auf Professor Dr. Friedrich, Dr. Sepp u. s. w. folgten. Mit der gelungenen Aufführung des Schwankes „Infanterie und Kavallerie“ schloß das Programm in ziemlich später Stunde.
In Augsburg fand am Sonntag zur Feier des Kaiser= lichen Geburtstags ein Festversammlung im Saale der Goldenen Traube“ statt, zu welcher das Offtzier⸗Corps und die Veteranen⸗ vereine eingeladen waren. Bürgermeister Fischer, Abgeordneter Dr. Völk und Bezirksgerichts⸗Arzt Dr. Kuby hielten Festreden. Durch den Vorstand des Fesccomites Bezirksgerichts · Direktor k Bamberg und Erlangen statt. Stuttgart, 23. März. Zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestãt des Deutschen Kaisers in hiesiger Garnison fand gestern im Hofe der mit Flaggen geschmückten Infanterie⸗Kaserne Parole⸗ Ausgabe im Paradeanzug durch den kommandirenden General von Schwartz koppen statt. Ein Diner versammelte die Generale und höheren Offiziere nebst Adjutanten um ihn; Abends bankettirten die Offizierkorps der drei Regimenter in ihrem Kasino oder ihren sonstigen Vereinigungslokalen.
Darmstadt, 22. März. Der Geburtstag Sr. Majestãt des Deutschen Kaisers, wurde heute Nachmittag 2 Uhr durch eine größere Gala⸗Tafel im weißen Saale des Großherzoglichen Residenz⸗ schlosses gefeiert, wozu die Prinzen des Großherzoglichen Hauses,
Die Oberst⸗Hofchargen, das diplomatische Corps, die Generalität, jowie die hier anwesenden Regiments⸗ und Corps⸗Commandeure
Einladungen erhalten hatten.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog erschienen in der Uniform der Garde Mnteroffiziers⸗Kompagnie mit dem Groß⸗ kreuz des schwarzen Adlerordens und tranken während der Tafel auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers, unter den Klängen der Musik des Leibgarde⸗Regiments Nr. 115, welche dabei die Preu⸗ ßische Hymne spielte.
Straßburg, 23. März. Der Geburtstag des Kaisers ist in allen Kreisstädten des Landes durch gemeinsame Feftmahle gefeiert worden, welchen außer den betreffenden Beamten überall Auch Bürgermeister, Kreis- und Bezirks tagsmitglieder, sowie son⸗ ige hervorragende Einwohner in mehr oder weniger großer Anzahl beiwohnten. Auch in den Volksschulen wurde in diesem Jahr zum ersten Mal der Kaiserliche Geburtstag durch ent⸗ sprechende Schulfeiern festlich begangen.
Metz, 22. März. Der Geburtstag des Kaisers ist auch in Diesem Jahre in unserer Stadt recht festlich n,, 66 Es wurde im hiesigen Lyceum und im Kehrerseminar eine Schul⸗ feier veranstaltet, wapon die erste am Sonnabend, die andere
heute Vormittag stattfand, und welche in Anwesenheit der Spitzen
Vier Behörden und vieler Gäste in würdigster Weise verliefen.
2e Betheiligung an dem Festesen am Sonnabend war r de utend, der Toast auf den Kaiser wurde von dem Gouverneur, Ge meral⸗Lieutenant v. Schmidt, ausgebracht. Außerdem hatten ich Sonnabend und Sonntag Abend in verschiedenen größeren Lok alen Privatgesellschaften zur gemeinschaftlichen Feier versam⸗ melt, woran sich namentlich auch viele Beamten betheiligten, welche wegen Mangel an Raum an dem Festessen in. Militärkasino nicht theilnehmen konnten. Die ebenfalls gestern Abend von dem Kriegerverein veran staltete Feier hatte sich nicht minder einer recht lebhaften Betheiligung zu erfreuen und verlief in befriedigendster Weise. Im Theater fand eine Festvorstellung statt.
Rom, 21. März. Gestern, am Geburtstage des Deutschen Kaisers, wehte die deutsche Jlagge auf dem Palaste Cassarelli, dem Sitze der deutschen Gesandtschaft. Am Vormittag fand Gottesdienst in der Gesandtschaftskapelle statt, welchem außer dem dentschen Gesandten v. Keudell und dem Gesandtschaftsper⸗ sonale viele Deutschen beiwohnten, um hernach im Palast ihre
Aufwartung zu machen.
St. Petersburg, 22. März. Heute fand in den festlich eschmückten Räumen des Restaurant Auguste (Hotel Demuth) Seitens der . deutschen Kolonie die Feier des Geburts⸗ tages des deutschen Kaisers slatt. Demsel hen wohnten mehr als 200 Deutsche, allen Snden angehörig, bei, darunter als Ehren⸗
gäste des Comités die offiziellen Vertreter des Deutschen Reichs am Kaiserlich russischen Hofe.
Endlich sind uns heute noch Festbeschreibungen zugegan⸗ gen aus: Landeshut, Greiffenberg, Goldberg, Sprottau, Dhlau, Dyherrnfurth, Prieborn, Oppeln, Falkenberg, Peiskretscham, Fieferstãdtel, Krappitz, Tarnowitz, Woischnik, Rybnik, Neumarkt, Liegnitz, Sagan; — Wreschen, Mur. Goslin; — Burg, Nord⸗ haufen; — Langenschwalbach, Flörsbach, Bad Soden; — Pader⸗ born; — Ludwigsburg, Tübingen; — Baden, Offenburg; — Bensheim an der Bergstraße, Büdingen, Lampertheim, Alzey; — Ludwigslust, Wismar; — Rirheim, Saargemünd re.
— Durch Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 25. Februar d. J. baben Se. Maje stãt der Kaiser und König die in Folge der Anstellung von Subdirektoren bei den Gewehrfabriken erforderlichen Aenderungen in der Dienst ordnung für die Militär⸗Waffenfabriken genehmigt und zugleich be⸗ stimmt, daß die gegenwärtig mit den Gewehrfabriken vereinigten Munitionsfabriken eigene Direktionen und Kassen erhalten und daß die Direktoren der Gewehrfabriken auch als Direktoren der Munitionsfabriken zu fungiren haben. Die Dien stordnung für die Militär⸗Waffenfabriken hat der Verwaltung der Munitions⸗ fabriken ebenfalls zur Richtschnur zu dienen mit der Maß⸗ gabe, daß bei den letzteren die gesammten Direktorialgeschãfte von den Direktoren wahrzunehmen sind.
— Um die Zweifel zu beseitigen, welche bei Auslegung der 33 33 und 37 des Militär⸗Pensionsgesetzes vom 27. ni 1871 mehrfach hervorgetreten sind, hat der Minister des Innern den Bezirksregierungen durch ein Cirkularrestript vom 28. Februar d. J. in Üebereinstimmung mit einer kürzlich ergan⸗ genen Entscheidung des Rechnungshofes des Deutschen Reiches eröff net, daß die Bestimmung in Alin. 2 des 5. 37 eit, betref⸗ fend die vorläufige Belassung der Militärpenston während der ersten sechs Monate einer nur vorübergehen den Beschäfti⸗ gung im Civildienste auf penstonirte Offiziere, welche nach zu⸗ rückgelegter vorbereitender Dienstleistung in der Strafan stalts⸗ Verwaltung, gegen Diäten auf Probe mit der kommissarischen Verwaltung einer Dienststelle in jener Verwaltung beschästigt werden, kelne Anwendung findet. In solchen Fällen tritt vielmehr die sofortige Einziehung der Pension nach Maß⸗ gabe des 5§. 33 lit. C. a. a. O. ein, weil nach dieser letzteren Vorschrift keineswegs erst eine definitioe Anstellung, sondern schon der Bezug jedes Diensteinkommens im Reichs⸗, Staats⸗ oder Kommunaldienste die Einziehung resp. Kürzung der Penston zur Folge hat und weil in dieser Beziehung von jeher und in allen Fällen ein Unterschied zwischen einer Anstellung oder Be⸗ schaäftigung definitiver Natur der auf Kündigung oder auf Probe nicht gemacht worden ist. Es findet dies in der Natur der Sache seine Begründung, da in jedem Falle einer Probedienstleistung, und so auch in den oben gedachten Fällen, auf beiden betheilig⸗ ten Seiten die Absicht vorauszusetzen ist, durch die Probedienst⸗ leiftung ein definities Verhältniß zu begründen und den Anfang eines solchen damit zu machen.
— Der Finanz ⸗Minister und der Minister des Innern haben durch ein Cirkularrestript vom 22. Januar d. J. genehmigt, daß den bei den Prüfungs⸗Kammissionen für ein⸗ jährige Freiwillige ge gur de gtliche Mitglieder fungi⸗ 3d ö n, Sm der Dech ze Erlaß vom J. Mai 1866 festgesezten Prüfungsgebühr von 3 ger. . jeder eg, n . eine solche im Betrage von 4 Thlt. pro Tag gewährt werde.
Die Vergütung der von Ortsangehörigen auf Re⸗ quifitioés der Ortsgemeinde gewährten Kriegsleistungen (Stellung von Fuhren ꝛc) ist, nach einem Erkenntniß des Ober⸗ tribunals vom 2. Februar er., ausschließlich im Verwaltungs⸗ wege (durch Kommissarien), dagegen nicht durch richterliches Er⸗ kenntniß festzustellen. — Der Ackerer M. zu Fürth hatte auf Requifition der Gemeinde zu Fürth zu Kriegszwecken am 6. August 1870 eine zweispännige Fuhre gestellt, welche erst im September desselben Jahres von der Armee zurückkehrte, Hier⸗ für erhielt M. von der Gemeinde eine Vergütigung von 171 Thlr. Mit dieser Summe war jedoch M. nicht zufrieden, beanspruchte einen Mehrbetrag von 98 Thlr. und klagte diese Forderung ein. In erster Instanz wurde die Gemeinde zur Nahzahlung von N Thlr. verurtheilt. Auf die Appellation des Klägers erkannte die zweite Instanz unter Abänderung des erstinstanzlichen Urtheils nach dem Klageantrage. Gegen diese Entscheidung ergriff die ver⸗ klagte Gemeinde den Kassations⸗Rekurs, in welchem sie behauptete, daß nach 5§. 12 und 17 des Gesetzes vom 11. Mai 1851 die Gerichte nicht kompetent seien zur Entscheidung über Kriegsleistungen und deren Vergütung. Dieser Auffassung schloß sich das Ober⸗ Tribunal an und kasstrte demgemäß die beiden vorinstanzlichen Erkenntnisse. „Der 5. 17 des Kriegsleistungsgesetzes hat, wie das Ober⸗Tribunal ausführt, „einerseits die Befugnisse der Ge⸗ meinden gegen ihre Mitglieder geregelt, andererseits in seinem alinea 3 bestimmt, daß die Gemeinden, welche rücksichtlich der ihnen auferlegten Kriegsleistungen von denen ihnen in alinea 2 desselben Paragraphen gegebenen Zwangsrechte gegen ihre Mit⸗ glieder Gebrauch gemacht haben, verpflichtet seien, den Letzteren in allen Fällen für das von denselben Geleistete Entschädigung zu gewähren, deren Feststellung nach §. 12 erfolgen solle. Der 5. 12 des Gesetzes legt nun den Gemeinden dem Staate gegenüber die Verpflichtung auf, Gebäude, Grund⸗ stücke und Materialien, soweit nicht die Fälle des 3 3 Nr. 3 vorliegen, in welchen sie unentgeltlich von ihnen her⸗ gegeben werden müssen, zum Kriegsbedarf gegen eine durch Kom⸗ missarien festzustellende Vergütung zu überweisen. Die Kom⸗ missarien werden nach der auf Grund des 5. 24 des Gesetzes vom Minister des Innern zu dessen Ausführung erlassenen In⸗ struktion vom 8. Januar 1854 im Verwaltungswege ernannt. Es muß sonach auch die Feststellung der durch die Gemeinden in Gemäßheit des 5. 17 al. 3 ihren zu Kriegsleistungen herange⸗ zogenen Mitgliedern zu gewährenden Entschädigung durch eine in gleicher Weise zu bildende Kommission erfolgen und diese Feststellung der Entschädigung hei dem Mangel jeder Hindeutung auf einen etwa nur provisorischen Charakter als eine definitive jedenfalls in dem Sinne angesehen, daß sie durch eine gericht⸗ liche Entscheidung weder aufgehoben noch ersetzt werden kann.“
— Der Kaiserliche Wirkliche Geheime Rath und Prãsident des Reichs⸗Oberhandelsgerichts Dr. Pape ist aus Leipzig hier angekommen. 6 — JGeneral⸗Lientenant Graf Brandenburg . Gene⸗ ral⸗Adjutant und Commandeur der 111. Division, ist gestern Abend nach Breslau zurückgelehrt.
— Der Vberst Heinrich XII. Prin Reuß, Flügel⸗ Adjutans Sr. Majcstãl des gaisers und Röngs 2
deur des Königs Husaren⸗Regiments (J. Rheinisches) Nr. 7 hat!
s Flügel⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Urlaub nach Paris zurückgekehrt.
in die 1. Reserve gestellt.
Bayern. München, 23. März. bezüglich der Erwerbung der bayerischen Ost legende Gesetzentwurf, sowie der durch den Vertrag mit der behufs Aufhebung des Art. 65 des Bankgesetzes von 1834
langen, so daß deren Borlage in der Kammer der Abgeordneten wohl 1 6 Laufe dieser Woche wird erfolgen können. — 24. Mãrz.
— Wie nunmehr bestimmt versichert werden kann, ift General
werden. Maillinger begiebt sich morgen auf einige Tage nach Würzburg. Ueber die Person seines Nachfolgers in dem Kom⸗ mando des zweiten Armee⸗Corps verlautet zur Zeit noch nichts Bestimmtes.
Württemberg. Stuttgart, 22. März. Die Kam⸗ mer der Abgeordneten hat heute die beiden Gesetze geneh⸗ migt, welche auf diesem kurzen Landtagsabschnitt zur Erledigung zu kommen hatten: 1) den Gesetzentwurf, betreffend einige Ab⸗ änderungen des Gesetzes vom 14. März 1863 über die allge—⸗ meine Brandverficherungsanstalt aus Anlaß der Ein— führung der Reichsmarkrechnung. Er wurde mit 79 Stimmen gegen die von Hopf angenommen. 2) Den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Verbindlichkeit der Gemeinden zur Tragung der Kosten der öffentlichen Imp fun gen. Er wurde mit 71 gegen 7 Stimmen angenommen. Morgen Nachmittag wird die Vertagung eintreten, doch nur auf 5 Wochen (Ende Aprih, innerhalb deren die Komnüssionen ihre Arbeiten so fördern sollen, daß dann die Kammern ununterbrochen weiter berathen können.
Sessen. Darm stadt,. 23. März. Die Zweite Kamm er erledigte in ihrer heutigen Sitzung zunächst die Rekommunikation der Ersten Kammer, betreffend der Kirchen gesetzen twür fe. Bezüglich des Gesetzentwurfs, betreffend die rechtliche Stellung der Kirche und Religionsgemeinschaften im Staate genehmigte
ohne Rückficht auf das Zustandekommen der übrigen Gesetze) in Kraft tritt und ist daher bezüglich dieses Gesetzentwurfs Ueber= einstimmung zwischen Erster und Zweiter Kammer vorhanden Bezüglich des Gesetzentwurfs, betreffend den Mißbrauch der geist⸗ lichen Amtsgewalt, konformirte schlüssen der Srsten Kammer darin, daß die anstalten nicht verboten sind, daß die Oeffentlichkeit in den Sitzungen des Gerichtshofs für kirchliche An= gelegenheiten durch Beschluß des Letzteren ausgeschlosse werden kann, und daß das oberste Landesgericht zu diesem Ge richtshof bestellt wird. Dagegen trat die Zweite Kammer den
nißftrafe durch Festungsstrafe ersetzt werden soll (da dies reichs⸗ gefetzlich unzuläffig). Betreffend des Gesetzentwurfs über die Vorbil dung und Anstellung der Geistlichen beharrte die Zweite Kammer
universität und nicht auch auf einer im Großherzogthum z gründenden katholisch⸗ theologischen Spezialfakultat studire dürften, daß die Studirenden während des Univerfitäts besuchs nicht einem kirchlichen Seminar angehören dürfen, daj die Knabenseminare (Konvikte) aufgehoben werden sollen und daß die Strafen Gefängniß⸗, nicht aber sein sollen. In dem Entwurf, betr. die religiösen Orden und ordensähnlichen Kongregationen wurde darauf beharrt, daß die bestehen bleibenden Orden nicht mehr neue Mitglieder auf nehmen dürfen. Betreffs des Gesetzentwurfs, das Besteuerungs— recht der Kirchen und Religionsgemeinschaften, herrscht nunmeh Konformität zwischen beiden Kammern. Sodann wurde für den Neubau eines Gymnasiums in Gießen nebst einer Direktors wohnung die Summe von 240, 000 Mark bewilligt. Schließlic wurde eine Petition um Errichtung einer Güterstation bei da Haltestelle Wallenrod an der oberhessischen Eisenbahn abschläglis beschieden. — Die nächste Sitzung findet morgen Vormittan 9 Uhr statt und werden in derselben die Theater⸗ und die Eisen bahnvorlagen zur Berathung kommen.
Mecklenburg. Schwerin, 24. März. Se. Königlich Hoheit der Großherzog ist mit Sr. Hoheit dem Her zo Johann Albrecht gestern Abend mit dem Zuge 81 Uhr vo Berlin hier wieder eingetroffen. Se. Hoheit der Herzog Pau Friedrich, welcher gestern Nachmittag von seiner Reise nas St. Petersburg hier eingetroffen war, hat sich gestern Abemn wieder von hier nach Rathenow zurückbegeben.
Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 24. Mär Se. Königliche Hoheit der Großherzog kam vergangene Nach von Berlin zurück, mit Höchstdemselben traf Se. Königlich Hoheit der Prinz Alexander der Niederlande, welche einige Tage zum Besuche am Großherzoglichen Hofe verweil wird, hier ein. — Mit dem 1. April wird das Großherzoglich Stadtgericht hier aufgehoben und mit dem bisherigen Ju stizamt vereinigt.
Sach sen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meininge 23. März. Zur goldenen Hochzeit Ihrer Hoheiten des Herzog Bernhard und der Herzogin Marie traf bereits vor einige⸗ Tagen die Prinzessin Auguste Hoheit nebst ihrem Gemahl, der Prinzen Moritz von Altenburg, und Kindern hier ein. Von den Landtag des Herzogthums war vor seiner kürzlich erfolgten Ver tagung eine Deputation gewählt worden mit dem Auftrage, den hochverehrten Fürstenpaare die Glückwünsche des gesammte Landes auszusptechen. Zahlreiche Gratulationen und Festgabe gingen von hier und aus dem Herzogthum ein. Heute finde Festgottesdienst in der Stadtkirche und Kommunien in da Schloßkirche siatt. Die vereinigten hiesigen Männergesangverein brachten dem Juhelpaar gestern Abend ein Ständchen mit einer Hoch, und heute die hiesige Regimentskapelle eine Morgenmust eute Abend ist Festworstellung im Herzoglichen Hoftheater. Di tadt hat festlich geflaggt.
— Die „ Samml, landesh. V.“ veröffentlicht ein Gesetz von 6. März 1875, die öffentlichen Schlacht häu ser betreffend nach welchem in solchen Orten, in welchen oͤffentliche Schlacht ãuser in gendem Umfange errichtet worden sind, durch Ort⸗ tatut die fernere Benutzung bestehender und die Anlage neue
Privatschlächtereien untersagt werden kann.
nach Bonn zurückbegeben. — Der Major von Bülow, kommandirt bei der Botschaft in Paris ist nach beendigtem
— S. M. Panzerfregatte , Kaiser“ ist am 23. März e.
Der den Kammern ahnen vorzu⸗
bayerischen Hypotheken- und Wechselbank erforderliche Gesetzentwurf sollen bereits morgen im Staatsrathe zur Erledigung ge⸗
(W. T. B.) Der König ertheilte gestern Abend dem General von Maillinger Audienz und empfing darauf den bisherigen Kriegs⸗Minister, General v. Pranckh.
v. Mailinger gestern zum Kriegs⸗Minister ernannt wor⸗ den. Seine Ernennung wird in den nächsten Tagen publizirt
die Kammer, daß diefer Entwurf nach seiner Publikation (also
sich die Kammer den Be⸗ Demeriten⸗
Beschlüsseen der Ersten Kammer darin nicht bei, daß die Gefãng
darauf, daß die Theologen blos auf einer Deutschen Staats
Festungs strafen
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 24. März. Die Gemesnsch. Ges. S. veröffentlicht eine Verordnung des Staats⸗ Ministeriums, die Ausführung des Impfgesetzes für das Deutsche Reich vom 8. April 1574 betreffend, wom 15. März 1875.
Anhalt. Dessau, 20. März. Der Landtag hatte früher den Entwurf eines Expropriationsgesetzes dahin amendirt, daß die le dn. nicht auf Grund landesherrlicher Verord⸗ nung, sondern auf Grund eines Gesetzes zu erfolgen habe. Der Herzog hatte jedoch wegen des Amendements des Landtages die Sanktion des Gesetzes verweigert und es zur nochmaligen Ab⸗ stimmung vor die Landesvertretung gewiesen. Diese hat in⸗ dessen in ihrer Sitzung am 17. d. M. mit überwiegender Majoritãt trotz der verweigerten landesherrlichen Sanktion ihren
Standpunkt festgehalten. am 19. d. M. wies der Abg.
In der Sitzung
Herz darauf hin, daß, wie der Kommissionsbericht aus⸗ führe, von dem Salzwerk Leopoldshall eine wesentlich geringere Einnahme zu gewärtigen sei, als die Regierung bei Aufstellung des Etats angenommen. Die Gründe liegen in der neuerlichen Herabsetzung des Steinsalzpreises und einer Aenderung in dem mit der Firma Ziegler über den Kainitvertrieb abgeschlossenen Vertrag. Ueber letzteres Verhältniß habe die Regierung bei der Kommssstonsberathung Auskunft gegeben und für das Plenum weitere Ausführung zugesagt. Der landesherrliche Kom⸗ missar ertheilte diese Auskunft, die der Abg. Keßler für unbefriedigt erklärte, was den Staats⸗Minister v. Larisch zu dem Antrage veranlaßte, „Absetzung einer bestimmten Summe der Einnahmepofition von Leopoldshall in Rück⸗ sicht auf den zu ändernden Vertrag mit der Firma Ziegler.“ Der Minister fuhr fort: Es sei ihm dies ein, wenn auch für heute unerwarteter, doch willkommener Anlaß, auf eine Klärung des Verhältnisses zwischen der Landesvertretung und dem Staats⸗ Ministerium hinzuwirken, eine Klärung, welche das Interesse des Landes dringend erheische. Er stelle also das ausdrückliche An⸗ langen, daß diejenigen, welche in diesem Falle und überhaupt die obere Leitung der Landesfinanzverwaltung in ihrer gegen⸗ wärtigen Organisation und Komposttion nicht als mit gehöriger Unparteilichkeit, Vorsicht und Umsicht geführt erachteten, dies durch Ablehnen des eben eingebrachten Antrages offen zu erken⸗ nen geben möchten. Er gebe anheim, ob der Landtag mit Rück⸗ sicht hierauf die ganze Frage an eine Kommission zurückverweisen wolle. Der Landtag befchloß, diese Angelegenheit einer besonderen Kommission von 123 Miigliedern zu übertragen, die heut gewählt wurde. Anlangend die in Frage stehende Sache präzistrte der Staatg⸗Minister heute nochmals, daß es ihm bei Einbringung des Antrags darauf ankam, auf diesem Wege indirekt eine Er⸗ flärung zu erlangen, ob der Landtag in der oberen Lei⸗ tung der Verwaltung, insonderheit der Finanzverwaltung, was Organisation und Komposttion betrifft, irgend einen wesent⸗ lichen Mangel an Umsicht, Vorsicht und Unparteilichkeit kon⸗ statiren wolle. Zugleich bemerkte der Minister, daß es wesentlich zur Klarstellung beitragen würde, wenn der Abg. Franke seinen angekündigten Antrag, betreffend Reorganisation der Finanzver⸗ waltung schon heute stellen wollte. Man würde den Kernpunkt dann sicherer treffen. Der Abg. Franke brachte hierauf seinen Antrag ein, worauf der Staats⸗Minister v. Larisch bemerkte, daß das Ministerium, soweit es hierbei betheiligt sei, einen Zu⸗ sammenhang zwischen dem Antrag des Abg. Franke (betreffend die Organisation der oberen Finanzverwaltung) und der andern Leopoldshaller Frage erkenne. Die nächst: Sitzung wurde auf den 1. April anberaumt.
Waldeck. Arolsen, 23. März. Das „F. W. Reg. Bl.“ veröffentlicht eine Baupolizei⸗Ordnung für die Für⸗ stenthümer Waldeck und Pyrmont, vom 15. März 1875.
Lübeck, 23. März. Der Senat erläßt heute eine Be⸗ kanntmachung, der zufolge die trigonometrische und topo⸗
ggraphische Abtheilung der Landesvermessungsbehörden des preu⸗
ischen Staates mit ihren in diesem Sommer projektirten Arbeiten auch das lübeckische Staatsgebiet berühren wird, und es werden demzufolge alle Ortsbehörden, Gutsherrschaften, Grundeigen⸗ thümer, Pächter und Insassen des diesseitigen Staatsgebietes an⸗ gewiesen, den mit den betreffenden Arbeiten Beauftragten überall freien Zutritt zu gestatten, eventuell gegen Ersatz des ihm durch hie Arbeiten elwa erwachsenden Schadens. Es wird sich diese Triangulation voraussichtlich nicht auf die mit der Ver⸗ messung des preußischen Staatsgebietes in nothwendiger Ver⸗ bindung stehenden Theile, sondern auf das ganze lübeckische Staatsgebiet erstrecken, da solche für die beabsichtigte Kartirung und Bonitirung desselben die unerläßliche Grundlage bildet und die daraus erwachsenden Kosten auch schon vor längerer Zeit die erforderliche verfassungsmãßige Genehmigung erfahren haben.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 24. März. Das Reichs- gesetzblatt veröffentlicht ein Kaiserliches Patent vom 19. d. M., nach welchem der Zusamme itt des mittelst Patente vom 3. d. M. auf den 6. April I. J. in seinen gesetzlichen Versamm⸗ lungsort einberufenen Landtages von Dalmatien am 19. Mai d. J. zu erfolgen hat. .
Ferner wird ein Gesetz vom 21. März publizirt, durch wel⸗ ches die Aushebung der mit 54541 Mann fuͤr das stehende Heer (Kriegsmarine), dann mit 5454 Mann für die Ersatzreserve entfallenden Jahreskontingente aus den vorhandenen Wehrfähigen der gesetzlich berufenen Altersklassen für das Jahr 1875 be⸗ willigt wird. ;
— Im Herrenhause theilte der Präsident gestern mit,
daß die Gebäudesteuer⸗Kommission sich lonstituirt hat. Das Herrenhaus nahm die auf der Tagesordnung stehenden Gesetz⸗ entwürfe, darunter die Vorlagen, betreffend den Verwaltungs⸗ gerichtshof und die Nachtrags kredite für 1875 an. Der Mi⸗ nister⸗Präsident theilte mit, daß der Reichsrath im Auftrage des Kaisers von heute an vertagt ift. ö — B T. B.) Die hler verbreiteten Gerüchte über einen bevorstehenden großen Kronrath, an welchem alle Ministerien theilnehmen würden, sind, wie von gut unterrichteter Seite ver⸗ lautet, vollständig unbegründet. =
Prag, 24. März. Die Besserung im Befinden des Kaischs Ferdinand ist nach dem heut ausgegebenen Bulletin anhaltend.
Pe st, 24. März. Ver Minister des Innern, Tis za, ist in Debreczin mit Einstimmigkeit als Mitglied des Unterhauses wiedergewählt worden. Die Bemühungen der extremen Partei, welche Kossuths Wahl durchsetzen wollte, scheiterten vollständig.
Schweiz. Bern, 24. März. (B. T. B.) Die spanische Regierung hat den Berner Welt⸗Postvertrag ratifizirt. Die betreffende Ratifikation urkunde ist bereits hierher abge⸗ gangen.
Niederlande. Haag, 24. März. (BW. T. B) Nach einer der Regierung zugegangenen Depesche aus Atchin vom
18. d. M. haben die niederlãndischen Truppen zwei Punkte im Dsten von Lemboerg besetzt. Derselben Quelle zufolge hat der neue Rajah von Pasangan aus freien Stücken die Souveränetãt der niederländischen Regierung anerkannt. — Die Blokade des Hafens Cdiketjil ist aufgehoben worden.
Großbritannien und Irland. London, 22. März. Die Nachricht, daß der Prinz von Wales am Schlusse dieses Jahres Indien zu besuchen beabsichtigt, wird vom Hofjournal bestätigt. Se. Königliche Hoheit wird zu diesem Behufe, falls keine unvorhergesehenen Hindernisse eintreten, England im No⸗ vember verlassen. Sir Bartle Frere wird den Thronfolger auf dessen ausdrücklichen Wunsch begleiten. — In Downing⸗ Skreet fand am Sonnabend eine Kabinetsberathung statt, bei welcher mit Ausnahme des Earls von Carnarvon sämmt⸗ liche Minister zugegen waren.
— Ein foeben veröffentlichtes parlamentarisches Blaubuch enthält Ausweise über die Unterhaltungskosten der ver⸗ schiedenen Kolonien des britischen Reiches. Im Fi⸗ nanziahre 1872-73 beliefen sich diese Kosten auf 1,817,471 Pfd. Sterl. gegen 1,911,007 Pfd. Sterl. in 1871-72, 2.223, 304 Pfd. Sterl. in i870 = 71, und 2.745, 980 Pfd. Sterl. in 1869 - 70. Canada, das in 1869 — 70 einen Kostenaufwand von 434223 Pfd. Sterl. erforderte, kostete in 1872 —= 73 nur 3552 Pfd. Sterl, In 1859 - 70 beliefen sich die Kosten von Neubraunschweig auf S192 Pfd. Sterl,, in 1872 —= 73 nur auf 3 Pfd. Sterl. Die Prinz Edward⸗Insel, Südaustralien und Queensland nahmen in 18572 —= 73 den britischen Staatsschatz nicht in Anspruch. Die größten Ausgabeposten, welche der Ausweis für 1332-3 zeigt, sind: Malta 378,520 Pfd. Sterl. ; Gibraltar 306,433 Pfd. Sterl,, und Bermuda 193 015 Pfd. Sterl.
Da die neuerdings häufigen Ruhestörungen in den Handelsstädten an der Westküste von Afrika zu Be⸗ schwerden auf Seiten britischer Unterthanen Anlaß gegeben, haben, dem „Globe“ zufolge, die kleineren Fahrzeuge des briti⸗ schen Geschwaders in den westafrikanischen Gewässern Befehl er⸗ halten, öfter als bisher die Handelsstädte zu besuchen. In Braß River, dessen Kaufleute neulich um Schutz baten, sind vor Kurzem zwei Schiffe der britischen Marine angekommen.
— 24. März. (G. T. B.) In der gestrigen Sitzung des Unterhauses nahm Disraeli aus Veranlassung einer be⸗ treffenden Aeußerung von Sir Isage Butt Gelegenheit, auf seine bekannte, bei dem Lordmayors⸗Banket in Guidhall (am 10. No⸗ vember v. J) gehaltene Rede zurückzukommen, welche von einigen englischen Journalen als auf eine damals vielbesprochene gericht⸗ liche Prozedur in Deutschland bezüglich aufgefaßt worden war. Der Minister erklärte, weder von ihm noch von den übrigen Ministern sei von irgend einer Seite eine Aufklärung verlangt worden. Nur wegen der irrthümlichen Auffafsung der Rede in der Presse habe er aber eine Berichtigung in der „Times“ ver⸗ öffentlichen lassen.
= 25. März. (W. T. B) Dem Vernehmen nach ist die Reise des Prinzen von Wales durch eine leichte Erkran⸗ kung desselben veranlaßt und wird er von Paris aus sich zu einem vierzehntägigen Aufenthalte nach dem Süden Frankreichs begeben.
— Der Gouverneur von Jamaika hat unter dem 23. v. M. ein Telegramm an die Regierung gerichtet, nach welchem die vor Kurzem dort unter den Kulis stattgehabten Ruhestörungen jedes ernsten Charakters entbehren. Er habe zwar ein Kanonenboot nach Port Morant beordert, es sei jedoch kein Grund zu irgend welchen Besorgnissen vorhanden.
Frankreich. Paris, 25. März. (W. T. B.) Der Justiz⸗-Minister Du fau re empfing gestern den Staatsrath, welchem er die Mittheilung machte, daß sofort nach dem Wieder⸗ zusammentreten der Nationalversammlung außer den zur Er⸗ gänzung der Gesetze über die Organisation des Staatsraths be⸗ stimmten Vorlagen weitere Ges etzentwürfe eingebracht werden würden, welche für die Konstituirung der Deputirtenkammer und des Senats von der Regierung als unerläßlich betrachtet würden. — Das „Journal officlel“ veröffentlicht eine Bekanntmachung des Finanz-Ministers, nach welcher die Obligationen der Mor⸗ ganfchen Anleihe am 1. Oktober d. J. eingelöst werden sollen.
Spanien. Madrid, 24. März. (B. T. B) Der Carlistenchef Lizarraga in Catalonien ist auf Befehl des Don Carlos verhaftet worden. Die Carlisten legen vielfach die Waffen nieder. Die Nachricht, daß die Söhne des Prinzen Heinrich von Bourbon ihre Unterwerfung erklärt hätten, wird in hiesigen Kreisen aufrecht erhalten.
— Rach über Paris, 24. Abends, eingegangenen Nach⸗ richten carlistischen Ursprungs wäre General Martinez Campos bei Olot von den Carlisten geschlagen worden und sei derselbe nach erheblichen Verlusten an Mannschaften und Munition gezwungen worden, sich nach Olot hineinzuwerfen.
Portugal. Lissa bon, J. März. In der Abgeord⸗ neten kam mer ist ein Antrag der Opposition auf Verfas⸗ sungsrevision mit 32 gegen 13 Stimmen in der Minderheit geblieben. Zur Erledigung sind Seitens der Kammer bereits eine größere Zahl Gesetze gebracht: so die Vorlage des Finanz⸗ Ministers Serpa, welche den Abzug an den Beamtengehalten mit der Rückwirkung auf den 1. Januar aufhebt, dann das Budget überhaupt. Zur Berathung kommen noch ein Gesetz Uber den Voltsschulunterricht, welches der Minister des Innern, Rodriguez Sampaio, vorgelegt hat, ferner der vom Kriegs⸗ Minister Fontes eingebrachte Entwurf eines Militärjustizgesetzes.
Türkei. Belgrad, 24. März. (BW. T. B.) In der heutigen Sitzung der Skups chtina fand anläßlich der Bera⸗ thung verschiedener Petitionen ein tumultugrischer Zwi⸗ schenfall statt. Derselbe wurde durch die Opposttionspartei veranlaßt, welche die Majorität des Hauses ausmacht. 44 Abge⸗ ordnete verließen den Sitzungssaal und führten dadurch Be⸗ schlußunfähigkeit der Verfammlung herbei. Mehrere Abgeord⸗ nete legten ihre Mandate nieder. Welche Schritte die Regierung diesen Vorgängen gegenüber thun wird, ist zur Zeit noch un⸗ bekannt. .
Ein weiteres Telegramm meldet, daß in Folge dieses Zwi⸗ schenfalles eine Ministerkrists ausgebrochen ist und die Zahl der⸗ jenigen Abgeordneten, welche ihre Mandate niedergelegt haben, sich noch vergrößert hat.
Rumänien. Bu karest, 24. März. (W. T. B.). Die Regierung hat die Vorlage, betreffend den Bau der GSisenbahn bis an die fiebenbürgische Grenze, , wird bei der im Frühjahr stattfindenden au erordentlichen Kammersession das Konzesfsisnsgesetz unter Nennung der Namen der Kon⸗ zessionsbewerber vorlegen.
Rußland und Polen. St. Peters burg, 23. März.
(St. Pet. Ztg.) Der diesseitige Botschafter am englischen Hofe, General⸗Adjutant Graf . Schuwalow, ist am n nn.
hier eingetroffen. — Der Divan⸗Ben des Khans von Ch wa Mat⸗Niaz ist in Begleitung eines Gefolges von sechs Personen und eines russischen Dolmetschers am Freitag mit der Rikolaibahn hier eingetroffen — Ueber die Reorg anisation der Zwangsarbeiten weiß die „Neue Zeit“ gerüchtweise zu melden, daß sich seit dem 1. März im Ministerium des Innern die Sitzungen einer besonderen Kommission, welche mit Bearbei⸗ tung dleses Gegenstandes betraut ist, wieder erneuert haben. In erster Reihe unterliege der Berathung ein Bericht über die Er⸗ forschung der Insel Ssachalin und über die Organisation von Zwangsarbeiten auf dieser Insel.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 18. März. In der gestrigen Abendsttzung der Ersten Kammer stand der fünfte Sauptktel, Marine ⸗Stat für 1876, auf der Tages⸗ ordnung und wurde in seinen wichtigsten Punkten mit wenigen Abänderungen, wie von der Regierung entworfen, genehmigt. Die zur Erbauung von Kriegsfahrzeugen von der Regierung an⸗ gesetzte Summe war von dem Staats Ausschuß auf 1700000 Fronen reduzirt worden und außerdem bedungen, daß dieser Be⸗ trag nur zur Beschaffung von Kriegsschiffen zum Zweck der Rüstenvertheidigung verwandt werden duͤrfe und war somit das vom Marine⸗Minister empfohlene Rammfahrzeug ausdrücklich ausge⸗ schlossen. Letzterer hatte weniger gegen das Gutachten der Kommission selbst, als gegen dessen Motivirung Einwendungen zu machen; man könne nicht lediglich auf die Küstenverthridigung bedacht sein, zur Vertheidigung der Scheeren genügen Minen, Torpedos und einige Festungen, wolle man aber die Landung einer feind⸗ lichen Transport⸗-Flotte verhindern, müsse man auf Beschaffung von Panzerfahrzeugen bedacht sein. In der weiteren Diskusfion wurde dem Marine⸗Minister von verschiedenen Abgeordneten die größte Anerkennung zu Theil, doch wurde schließlich die Aus⸗ lassung des Ausschusses vom Hause bestätigt. — Ferner wurden von der Kammer 6 Millionen Kronen zum Bau der Bahnen Sköfde⸗Karlsborg und Storvik bis zur norwegischen Grenze be⸗ willigt, die beantragte zehnjährige Steuerfeiheit der Rü ben⸗ zuckerfabrikation dagegen abgeschlagen.
Asien. Aus Kang oon wird der „Times“ vom 19. ds. per Kabel gemeldet:
Die nach dem westlichen China bestimmte Expedition des Obersten Browne kam heute mit ihrem Gefolge in Ranposn an. Sämmtliche Verwundete sind wohl. Der Angriff auf die Ex⸗ pedition erfolgte Seitens chinestscher Grenzwächter, die von Anderen dazu aufgeftachelt wurden. Das Gepäck und die Präsente wurden geborgen. Die Sikhs fochten tapfer; 20 Chinesen wurden getödtet und fehr viele verwundet. Jede Verbindung mit China an der Grenze ist durch starke Banden bewaffneter Männer unterbrochen. Man kennt die Anstifter des Angriffes, aber die Beweise für die Gewißheit sind bis fetzt unzureichend. Richardsons Batterie der 5. Brigade, sowie 200 Hin Infanterie werden nach der Tungugrenze marschiren. Der König von Birma sendet 4000 Mann nach der Grenze von Arracan.
China. Der „North China Herald“ vom 4. Februar enthält einige Angaben über den neuen Kaiser von China. Das Blatt schreibt:
Wir haben endlich bestimmte Auskunft über den Gang der Er= eigniffe in Peking seit dem Tode des letzten Kaisers, und erfahren, daß ein Knabe Namens Tfai⸗tien, ein Vetter des verstorbenen Kaisers, der nene Herrscher von China mit dem Titel Kwang-⸗fü ist. Früh am Morgen nach dem Tode des letzten Kaisers hieß es in Peking, dat ein Enkel seines älteften Onkels, des Prinzen Tun, Mangels eines direkten Erbens zum Thronfolger auserkoren orden sei, aber im Laufe des Tages warde es bekannt, daß die zwei Kaiserinnen, d. h. die Kaiserin⸗Wittwe und die Kaiserin⸗ Mutter won Tung Ehe), die wohlbekannten Regentinnen während der leßten Minorennität, den einzigen Sohn des J. Prinzen des Prinzen Chun gewählt hätten. Dieses Kind, das, wie es heißt, gegenwärtig 3 oder 4 Jahre zählt, wurde in einem Dekret der Kai⸗ serinnen, das in dem Abschiedsdekret des dahingeschie denen Kaisers ge⸗ nehmigt worden, zum Thronfolger designirt.
— Indischen Blättern zufolge hat Sir Jung Baha dur, der Herrscher von Nepaul, wegen des ihm jüngst in Bombay zugestoßenen Unfalles seine projektirte Reise nach Europa bis zum nächsten Jahre verschoben.
Australien. Berichte aus Fidschi melden, daß daselbst unter den Eingeborenen eine große Sterblichkeit durch das Aus⸗ brechen der Masern herrscht.
Statistische Nachrichten.
Der in dem neuesten Amtsblatt der Deutschen Neichs-Post= verwassung enthaltenen Uebersicht der Wirksamkeit der jür die Angehörigen der Reichs-⸗Postyverwaltung hestehenden Wohrthäkigkeits⸗- ꝛc. Anstalten für das Jahr 1874 entnezmen wir folgende Einzelheiten. Die Kaiser Wilhelm-Stiftung für Ange⸗ hörige der Deutschen Reichs Postverwaltung erzielte theils an Zinsen aus dem Kapitalvermögen des Stiftungsfonds, theils an Geschentken und rückgezahlten Vorschüfsen eine Einnahme von 10587 Thlr. Die Ausgabe betrug 7011 Thlr.; das Vermögen der Stiftung stellte sich am Schluß des Jahres auf 105909 Thlr. — Der Post-„Armen⸗ bez. Post⸗Unterstuützungs fonds hatte eine Einnahme von 139,503 Thlr. sein Vermögen belief sich auf 310635 Thlr. in zinstragenden Werth⸗ papieren und einer Hypothek ferner. in Sicherheits Doku⸗ menten über 41850 Thlr. für gestiftete 16 Freistellen in drei Waisen⸗Anstalten. Verausgabt. wurden an Densionen, Erziehungsgeldern, Belohnungen, fortlaufenden und agußerordentlichen Unkerstützungen an 089 Pe sonen 139.3373 Thlr., und zwar erhielten jö57 Beamte zusammen 3341 Thlr, 2104 Unterbeamte 14001 Thlr. 164 kontraktliche Diener 2669 Thlr., 4 Posthalter 117 Thlr., 1796 Postillone 41,915 Thlr, 348 Wittwen 23. von Beamten 8410 Thlr., 43 Wittwen ꝛc. von Unterbegmten 58,841 Ihlr, 120 Wittwen 2c. von kontraktlichen Dienern 16575 Thlr., 12 Wittwen 26 von Post⸗ haltern 417 Thlr., 697 Wittwen c. von Postillonen 7978 Thlr. — Die Zahl der seit dem 1. Juli 1867 guf Grund der älteren Ver⸗ träge durch Vermittelung der Postversicherungs · Kommission abge⸗ schlossenen Lebensversicherungen von Postunterbeamten, für welche ein Zuschuß von 17 der tarifmäßigen Prämie aus dem Post · Armen fonds gewährt wird, betrug Ende Dezember 1874: 2045 mit einer BVersicherungssumme von 1741, 300 Thlrn. Hiervon kommen ĩ Abzug 259 Versicherungen in Höhe von 1901400 Thlr, so daß Ende 1874 ein Bestand von 1786 Ver⸗ sicherungen mit 640,700 Thlr, verblieb. Der Zuwachs des Jahres 1874 betrug 105 Versicherungen mit 36,100 Thlr. Dagegen belief sich die Zahl der Leben versicherungen, welche auf Grund der von der Postver⸗ waltung in den Jahren 1871 und 1872 mit mehreren debensvꝛrsicherungd⸗ austalten vereinbarten, auf die Postbegmten sich erstreckende Verträge abgeschlossen sind, Ende Dezemher 1874 auf 2675 Versicherungen in * don 2,659 323 Thlr. und 108,809 Fi, 4 das Vorjahr ein
lehr von 408 Versicherungen mit 415. 623 Thlr. und 92.475 F1.
— Ebenso stnd die Post⸗ Spar und Voꝛschuß vereine in stetem 6
schrelten begriffen. Die Mitgliederzahl der in sämmtlichen Ober- Postdireklisng Bezirken bestehenden Vereine wuchs bis auf 17324, gegen 1375 mehr 1897. Die Jahresbeiträge stiegen um 60, 152 Thlr. and erreichten die Summe von 232, a66 Thlr, Das Gesammt⸗ Guthaben der Mitglieder (1373 nur 288 361 Thlr.) wuchs auf 465458 Thlr., das Vermögen der Vereine (1873 noch 251 522 Thlr.) auf 78,258 Thlr. Von den Einlagen sind 1871 zurückgezahlt worden 52,955 Thlr. gegen 21,340 Thlr.
im Vorjahre. An Vorschüssen wurden Sios im Betrage von