silbernen Geräthen, nämlich zwei Schüsseln und einem leinen Napf, die am 20. Januar d. J. am Abhange eines kleinen Berges bei dem Orte Arten nächst Fonzaso in der Provinz Belluno aus- gegraben wurden. Die eie Schüssel hat einen Durchmesser von 203 Zoll und wiegt 5 Pfund 13 Loth; die zweite Schüs⸗ sel hai einen Durchmesser von 10 Zoll 19 Linien und wiegt etwa 45 Loth Wiener Gewicht. Der Napf ist nur etwa 3 Zoll hoch mit 4 Zoll im Durchmesser. In der Mitte der ersterwähnten großen Schüssel ist ein resettengrtiger Stern mit 28 Spitzen, dem Anscheine nach ein byzantinisches Ornament eingravirt, der von zwei Parallelkreisen . ist. In das Band zwischen den beiden Kreisen ift folgende Rundschrift in latei⸗ nischen Unicalbuchstaben eingravirt: F GEILAMIR EEX VaàRNDA- Lok Er ALANORVM. Sowohl die Form der Buchstaben als auch der Wortlaut des Titels entsprechen vollständig den Urkunden und jeonstigen Denkmalen jener Zeit, ; B. NMiünzen, deren eine das Brufthild des Gelimer mit der Unterschrift D. N (Dominus noster) EEX GAIIAMlIE zeigt. Es ist anzunehmen, daß die Schüssel ein Erzeugniß des römischen Kunstgewerbes ist, und daß, nachdem sie in vandalischen Besitz gelangt war, die Inschrift zur Bezeichnung des nunmehrigen Eigenthümers eingravirt wurde. Der Boden der zweiten kleineren Schüssel ist mit einem Relief ausgefüllt, welches offenbar Venus und Adonis mit Amor darstellt. Die Ausführung ist nur handwerk lich, aber nach guten klassischen Vorbildern, und das Werk kann auch
älteren Ursprungs als die erste Schüssel, vielleicht aus dem fünften oder vierten Jahrhundert sein. Der Napf zeigt keine Schrift und
kein Bild, und hat. nur ein kleines Randernament. Man erinnert sich gelegentlich diese? drei Objekte daran, daß Belisar nach der Er⸗ oberung von Karthago das Siegesmahl mit den Silbergefäßen des vertriebenen Vandalenkösnigs Gelimer hielt, und daß nach dessen voll⸗
ständiger Besiegung in der Schlacht bei Trikameron die gesammte von Geiserich in Italien gemachte Beute in die Hände der Sie⸗
ger fiel. Gewerbe und Handel.
In der gestrigen Generalversammlung der Chemischen Fa⸗ brik Oranienburg waren 132.500 Thlr. Aktienkapital mit 131 Stimmen vertreten. Geschäftsbericht und B lanz pro 1874 kamen nicht zur Verlesung. Die Letztere schließt mit 63,686 Thlr. Verlust ab, in welchem aus dem Jahre 1873 noch circa 20009 Thlr. mit enthalten sind. Der Antrag auf Reduzirung des Aktienkapitals durch Zusammen⸗ legung von zwei Aktien zu einer won 430, 000 Thlr. auf 215,000 Thlr.) und dem entsprechende Statutenänderung wurde einstimmig genehmigt und schließlich Hr. Stadtrath Kunz zum Aufsichtsrathe einstimmig wiedergewählt, das inzwischen kooptirt gewesene Mitglied, Banquier Fränkel, aber ebenso beftãtigt.
— Der Geschãftsbericht der Weimarischen Bank führt an, daß trotz des dauernden Weichens der Course und der dadurch be⸗ dingten Verluste und obgleich die Vorsicht geboten habe, Abschreibun⸗ gen im Betrage von 30 200 Thlrn. vorzunehmen, eine Dividende von 5h x vertheilt werden könne, Nach der Gewinn ⸗ und Verlustrechnung beträgt der Gewinn pro 1874 511,202 Thlr. — gegen 593, 256 Thlr. im Vorjahre. Davon kommen in Abzug; für Zinsen und Geldeinlagen S0, 929 Thlr, für Kosten der Staatsaufsicht 11400 Thlr für Verwal⸗ tungskosten 7,151 Thlr. als Dividende von 5, 00. 009 Thlrn. Aktien⸗ kapital 4 200900 Thlr. als Verlust an Werthpapieren 17951 Thlr., als Abschreibungen 39, 000 Thlr, zujsammen 437,042 Thlr., und es verbleibt ein Reingewinn von 74,160 Thlrn., gegen S931 Thlr. im Vorjahre. Ven diesem Gewinne sind gemäß . 27 des Bankstatuts zu verwenden; 19 * von 67,771 Thlr., zur Ver⸗ stärkung des Reservefonds 6777 Thlr., 10 * Tantieme an die Mit-
glieder des Verwaltungsraths und die Direltion 677 Thlr. Von den dann noch verbleißenden 60, 605 Thlrn. sind gemäß Beschlusses des Verwaltungs raths 11 X als Superdividende pro 1874 von 1 2 Thlr. 66. vn, Aktionãre eilen. er verbleiben erschuß von lin. wird
auf das . 1875 übernommen. s Der soeben veröffentlichten Bilanz der Ost preußischen Süd⸗ bahngesellschaft sind die folgenden Daten ö Aktiva: Bauwerth 15 00,132 Thlr, neu ausgeführte Arbeiten 439, 902 Thlr., Gũ terwa en Wö,56ßl Thlr., im Prozeß mit Atrabus gerichtlich depo—. nirt 375574 Thlr. und Bestand in Aktien und Obligationen 339, 800 Thlr. Die Passiven bestehen aus dem Aktienkapital von 3 Millionen Thlrn, den Obligaticnen 6,274 900 Thlr. amortiftrten Obligatienen 125,190 Thlr., didersen Einnahmen 580, 515 Thlr und den Kreditores 420,755 Thlr. Die Einnahmen betrugen 1506,06 Thlr. Diese Summe wird folgendermaßen vertheilt: Betriebs- Ausgaben 758. 739 Thlr. d,, . Amortisation von Obligat onen 316,340 Thlrn., Rücklagen zum Reserve, und Erneuerungsfonds 162798 Thlr. und 46614 Thlr., für neue Güterwagen 2806. Thlr, Remuner ationen und Vortrag per 1875 115752 Thlr. Der Rest von 157,590 Thlrn., welcher als Dividende auf 44 Millionen Thlr. Stamm -Prioritäts- kö 4 2 . Ausfall eines schwebenden Pro⸗
es vertheilt werden. Der Reserve⸗ und Erneue ĩ
he r , n., E rungsfonds beläuft — Die Lyoner Blätter sprechen von einem neu erfundenen Gewebe einem aus dem Flaum von Hühnern, Enten u. s. w. ver⸗ fertigten Tuche, 700 — 750 Gramm Flaum geben einen Quadratmeter Tuch, das leichter und wärmer als Wolle sei. Dieses Tuch lasse sich
sehr leicht walken in allen Schattirungen färben und sei wasserdicht. Die angestellten Versuche hätten die besten Erfolge ne t! 6
Ueber den nächsten internationalen medizinischen Kongreß,
der in diesem Jahre am 19. September, Mittags, unter den Auspizien der Königlich belgischen Regierung im großen Saal der Akademie zu Brüssel eröffnet werden soll, erhalten wir nach⸗ stehende Mittheilung, deren Verbreitung wir uns gern ange⸗ legen sein lassen: . Program m. Erste Sektion. k pathologische Anatomie, ö erapie). Erste Frage Ueber Prophylaxis der Cholera. Referent: Dr. Lefebvre, Profesfor an der Universität zu Löwen. ö Frage. Ueber Al kohol in der Therapie. Referent Dr. Desguin in Antwerpen. Dritte Frage. Ueber dis Einimpfbarkeit des Tuber kel. Referent: Dr. Erocy, Professor an der Universitãt zu Brüssel. Zweite Sektion. Chirurgie (einschließlich der Chirurgie auf - dem Schlachtfelde und der Syphilis). Erste Frage. Ueber die Anästhesie in der Chirurgie. Referent: Dr. de Neffe, Profesfor an der Universttät zu Gent. Zweite Frage. Ueber den Verband von Wunden nach Operationen. Referent: Dr. de Baisieux, außerordentlicher Professor an der Universität zu Löwen. Dritte Sektion. Enthindungen leinschließlich der Frauen ⸗ und Kinderkrankheiten). . Frage. geber Entbindungsanstalten. 223 Referent: Hr. E. Hubert, Professor an der Universität zu öwen. Vierte Sektion. Biologie. (Anatomie, Physiologie, verglei chende Anatomie). Erste Frage. Ueber die vaso⸗motorischen Nerven und die Art ihrer Thätigkeit. Referenten: Dr, Masins und Dr. van Lair, Professoren an der Universitãt zu Lüttich. Zweite Frage. Ueber den Werth der Experimente über künst liche Circulation.
Referent: Herr Heger, Professor an der Universität zu Brüssel. Fünfte Sektion. Oeffentliche Medizin. (Hygienik, gerichtliche Medizin, medizinische Statistik).
Erste Frage. Ueber die Mittel zur Verhütung der schädlichen Wirkungen des Phosphor bei der Her st el⸗
( lung desselben.
Referent: Dr. Crocg, Professor an der Universität zu Brůssel. Zweite Frage. Ueber die Organisation der öffentlichen
. Ge sundheits pflege.
Referent: Dr. S. Martin, Präsident der medizinischen Kom— mission in Brüssel.
Dritte Frage. Ueher Bierbrauerei. Referent: Herr Depaire, Professor an der Universität zu
Brüssel. Sechste Sektion. Augenheilkunde. Frage. Ueber Defekte des Sehvermögens vom militäri- ; schen Standpunkte. Referent: Dr. Du wez in Brüssel. Siebente Sektion. Ohrenheilkunde.
Erste Frage. Üeber die Mittel, die Hsrweite zu bezeich. nen und die Einführung einer gleichförmigen Art der Bezeichnung dafür in allen Ländern.
Referent: Dr. Delst anche, Vater, in Brüssel.
Zweite Frage. Ueber die Defekte des Gehörorgans vom mili tärischen Standpunkte,
Referent: Dr. Del st anche, Sohn, außerordentlicher Professor an der Universität zu Brüssel,
. Achte Sektion. Pharmakologie. Zweite Frage. Ist es rathsam, die Anwendung der hemisch genau bestimmten Radikale in der Medizin weiter auszudehnen und die Zahl der betreffenden Prä⸗
parate in den Pharm akopöen zu vermehren?
Referent: Hr. van Bastelaer, Mitglied der medizinischen
ö be Das Comits ernennt vorläufig die
Bureaux feinen Präsidenten und zwei Sekretäre), später nehmen die einzelnen Sektionen die definitiven Wahlen lein Praͤsident, zwei Vize⸗ Präsidenten, zwei Sekretäre) vor.
§. 6. Der Kongreß hält täglich zwei Sitzungen: Vormittags treten die Sektionen zu ihren Arbeiten zusammen. Nachmittags fin⸗ den Plenarversammlungen statt.
5. .. Die Referenten, welche im Voraus von dem Comité er— nannt worden sind, berichten in den Sektionssitzungen über die ihnen überwiesenen Fragen. Diese Berichterstattungen schließen mit vor⸗ läufigen Feststellungen, welche innerhalb der Sektionen in der von e,, Berichten gewählten Reihenfolge näher besprochen
rden.
Nach Beendigung dieser Aufgabe benutzen die einzelnen Sektionen ihre Zeit dazu, auf ihre Spezialitäten bezügliche Mittheilungen ent⸗ gegen zu nehmen, welche nicht im Programm aufgeführt sind. Die in den Sektionssttzungen angenommenen Beschlüsse werden der Plenarversammlung duich besondere, zu diesem Zweck erwählte Referenten mitgetheilt.
§. 8. Die Plenarversammlungen dienen:
I) zur Besprechung allgemein interessanter medizinischer Fragen, welche nicht im Programm aufgeführt sind;
2) ,,, Falls auch zu Debatten über die Sektions⸗ erichte.
5. 9. Diejenigen Mitglieder, welche Mittheilungen über Gegen⸗ stände zu machen beabsichtigen, welche nicht im Programm aufgeführt sind, müssen dem Comits spätestens einen Monat vor Eröffnung des Kongresses davon Mittheilung machen. Das Comits entscheidet über die Angemessenheit der beabsichtigten Mittheilungen und bestimmt die Reihenfolge, in der sie gemacht werden sollen.
Die einem jeden Redner gestattete Zeit beträgt höchstens zwanzig Minuten, doch findet diese Bestimmung auf die Berichte der Refe⸗ renten keine Anwendung.
58. 10. In der ersten Sitzung nimmt der Kongreß die definitive Wahl seines Bureaus vor, welches aus einem Präsidenten, zwei Vize⸗ Präsiden ten, einer unhestimmten Anzahl von Ehren-⸗Vize⸗Präsidenten, einem General ⸗Sekretãr und zwei Protokoll führern besteht.
§. 11. Alle dem Kongresse, sowehl in den Sektionssttzungen als in den Plenarversammlungen gehaltenen Vorträge, müssen dem Bureau eingereicht werden. Das Organisations eomitè, welches seine Funktionen nach Schluß der Session, behufs Publikation der Ver⸗ handlungen des Kongresses, wieder aufnimmt, entscheidet über die theilweise oder voll ständige Aufnahme oder die Nichtaufnahme der⸗ selben in den Bericht.
, Obgleich die französische Sprache diejenige ist, in welch r die Verhandlungen geführt werden, so können sich die Mitglieder des Kongresses bei ihren Vorträgen auch einer anderen Sprache bedienen. Sollte ein derartiger Wunsch ausgesprochen werden, so wird der In⸗ halt des Vortrages von einem der anwesenden Mitglieder der Ver⸗ sammlung kurz mitgetheilt,
5. 15. . Der Präsident führt den Vorsitz in der Versammlung und deitet die Debatten in der bei berathenden Versammlungen her⸗ kömmlichen Weise. Derselbe setzt, im Einvernehmen mit dem Bureau, die Tagesordnung fest. er.
I4. Studirende der Medizin erhalten Eintrittskarten, dürfen sich aber an den Debatten nicht ketheiligen.
Das Comitẽ erfucht die Redacteure medizinischer Zeitschriften aller Lander, dieser Mittheilung die schnellste und größtmöglichste Verbreitung geben zu wollen. ö. . .
Brüůssel, 15. Februar 1875. Das Comits.
Präsident: Herr Vleminckr, Präsident der Academie de
Medicine. Mitglieder: Herr Deroubaix, Vize-Präsident der Academie de Medicine, Herr Bellefroid, früher Vize⸗ räsident der Academie de Medicine, Herr Crocg, früher Vize⸗Praͤsident der Academie de Medicine. General⸗ Sekretär: Herr Warlomont, Titularmitglied der Academie de Medieine.
Alle auf den , ,. Mittheilungen müssen an das Gen eral⸗ Sekretariat (Dr. Warlomont, Brüssel) gerichtet werden.
Sekiionen einschreiben lassen.
— 2 · — —— 3
Kommisston im Hennegau, Apotheker in Charleroi. Erste Frage. Ueber die Herstellunz einer allgemeinen Ph ar makopöe. Referent: Hr. Gille, Professor an der Thierarzneischule zu
Cureghem. Geschäftsordnung.
8. 1. Der internationale medizinische f, für 1875 wird unter den Auspizien der belgischen egierung am I9. September um iz Uhr Mittags im großen akademischen Saale im Museum in Brüssel eröffnet werden. ¶
5. 2. Dieser ausschließlich wissenschaftlichem Inter⸗ esse gewidmete Kongreß wird während einer Woche tagen.
8. 3. Der Kongreß besteht aus fremden und einheimischen Me⸗ dizinern welche dem Comité ihren Beitritt angezeigt haben. Ihnen allein steht das Recht zu, sich an den Debatten zu betheiligen.
Die Mitglieder des Kongresses tragen keinen Antheil an den Koften desselben. Sie brauchen nur die Summe von 12 Francs 50 Centimes einzuzahlen, wofür ihnen ein Exemplar des Berichtes über die während der Session vorgenommenen Arbeiten zu estellt werden wird. Die Mitglieder zahlen diese Summe bei ihrer Anmeldung, die übrigen Theilnehmer bei Empfang der Eintrittskarte. Meldungen von Mitgliedern werden vom 1. Juli ab entgegengenommen.
Die Eintragung und die Ausgabe der Eintrittskarten erfolgt am 18. September von 12 bis 5 Uhr, und am 19. von 9 Uhr Morgens big 12 Uhr Mittags in den Rãumen der Akademie im Museum.
s. 4. Die Arbeiten dez Kengreffes werden in acht Sektionen vorgenommen. (Siehe das Programm)
8. 5. Bei Empfang der Eintrittgkarten lafsen sich die Mitglieder des Kongresses auch bei derjenigen Sektion einschreiben, welcher
fie anzugehören wünschen. Dasselbe Mitglied kann sich bei mehreren
F n, . Volks-⸗Bibliotheken Berlins, haben, nach dem foeben erftatteten Berichte der Verwaltungs deputation pro 1874, auch im vorigen Jahre einen erfreulichen Aufschwung genom⸗ men, da nicht nur die Zahl der Leser sich gegen das Vorjahr erheb⸗ lich vermehrte, sondern auch der Bücherbestand sich wieder um 6620 Bände vermehrte, 136 Bände wurden den Bibliotheken gratis über⸗ wiesen und der wissenschaftliche Verein ftellte nochmals der Verwal⸗ tung ein Geschenk von 1009 Thlin. zu. Einschließlich der im Laufe des vorigen Jahres eingerichteten beiden neuen Bir liotheken zählt die Stadt jetzt 15 Volksbibliotheken mit 63,205 Bänden, von denen frei⸗ lich mehrere Hundert als gänzlich . zurückgestellt und neu be⸗ schafft werden müfsen, obwohl die Bücher von den Lesern im Allge⸗ meinen gut gehalten werden. Der Eifer der Leser bei Benutzung der Bibliotheken wird von saͤmmtlichen Bibliothekaren gerühmt. Im Ganzen wurden von 133595 Personen (65471 Gewerbtreibende, Kaufleute und Handwerker, 2639 Frauen, 2045 Studenten und Gymn asiasten, 1357 Beamten, 1345 Arbeiter, 699 Lehrer, 38 Soldaten), 252, 524 Bücher entnommen, deren großer Mehrzahl die deutsche Literatur behandel⸗ ten; auf jeden Leser kamen mithin gegen 20 Bücher. Am stärksten dotirt ift die Vi. Bibliothek mit 28, 179 Bänden während sie in der Benutzung (6341 Bände) erst die sechste Stelle einnimmt, wo⸗ gegen die neu eröffnete XV. Bibliothek mit ihren 1539 Büchern 2484 Umsätze machte. — Die Einnahmen betrugen einschließlich des schon erwähnten Geschenks des wissenschaftlichen Vereins so5s Thlr. 5 Sgr. 9 Pf., die Ausgaken S043 Thlr. 22 Sgr. 10 Pf., so daß ein Baar⸗ bestand von 11 Thlr. 12 Sgr. 11 Pf. verblieb. Das Vermögen der Volksbibliothcken beziffert sich auf 11000 Thlr.
Theater.
Der aus den General- Intendanten v. Hülsen, v. Perfall und v. Losn, sowie aus den Direltoren Woltersdorff und Röscke zusam ⸗ mengesetzie Direktoriglausschuß des deutschen Bühn en⸗ vereins berieth am Mittwoch und Donnerstag in Leipzig die Vorlagen für die nächste Generalversamm lung, die zum . Juni nach Eisen ach zusgmmen berufen werden soll. An, der Konferenz nahmen auch der Vorsitzende des Bühnen -Schiedsgerichts, Geh. Kabinets Rath Dr. Tempeltey, und der Syndikus des Ver⸗ eins, 6 4 — Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl besuchte am Dienstag das Hatch ( g mln gn ii sih Theater und wohnte der Vorstellung bis zum Schlusse bei.
In Anbetracht der Verdienste, welche sich der Regisseur Hr. Augr Paetsch um die Aufführungen an dieser Buh d . . 2 derselbe gehörte zu den besten Kräften des Theaters — hat die Di⸗ rektion ihm die letzte Vorstellung als Benefiz bewilligt. Es wird die ö . 4
= Hr. Barnay wir ein vom glänzendsten Erfolge gekröntes Gastspiel im National⸗Theater am k . rer. beschließen. Verhandlungen wegen eines neuen Gastspiels haben leider zu keinem Resultat geführt. . Die zum Besten des Unterstützungsfonds des Vereins „Ber⸗ liner Presse“ projektirte Vorstellung im National⸗Theater wird am Sonnabend, den 3. April er. stattfinden, und in derselben, wie bereits früher gemeldet, Shakespeare's „Kaufmann von Ve⸗ nedig“ mit Friedrich Haase als Shylok“ zur Aufführung kommen. Der Shylok“ gehört zu den Partien welche der berühmte Künstler hier noch nicht gespielt hat, und giebt dem Meister auf dem Gebiet des Fein · Komischen die beste Gelegenheit, dem Berliner Publikum sein Können auch im Genre der ernsten, scharf gezeichneten Charaktere zu beweisen. Die beliebte Darstellerin Fr. Maxie Swoboda hat mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit ihre Mit⸗ wirkung in der Rolle der Porzia zugesagt. Am 28. März feierte die Hijährige Schauspielerin am Kaiser. lichen Hofburgtheagter in Wien, Fr. Haizinger, ihr 60jähriges Künstlerjubiläum und zugleich ihre 30jährige Mitgliedschaft am Burgtheater. Der Kaiser von Oesterreich hat der Künstlerin in An⸗ erkennung ihres rühmlichen Wirkens“ das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen (die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft besitzt sie bereits, und der Großherzog von Baden hat der gebornen Badenserin ein Armband in Diamanten mit seinem Bildniß übersandt.
— Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Carl be— suchte am ersten Oster Feiertage die instruktive . des Physikers A. Böttcher im Konzertsaal des Königlichen Schauspielhauses.
— Am Sonntag, den 4. April, Mittags 12 Uhr, veranstalten zum Besten des Baufonds des Küustlerhauses in Berlin die Königlichen Kammermustker Gebrüder Rü dell und Böhmer unter Mitwirkung der Königlichen Hof⸗-Opernsängerin Frl. Lamm ert und der Ho. Link und G. Edler ein Concert in der Aula des Wilhelms ⸗Gymnastums (Bellevuestraße 15), auf welches wir im Interesse der Sache aufmerksam machen. Das Eintrittsgeld ist auf 3 Mark festgesetzt.
3 den Nacht vom 17. auf den 18. ist in Mittelitalien eine starke Erderschütterung verspürt worden, welche in einigen Drtschaften Ünheil angerichtet hat. So wird von Cesenatico berichtet: Der Thurm, auf welchem die Stadtuhr aufgestellt war, und mehrere Häuser sind eingestürzt, und der Gleckenthum ist jo beschädigt, daß er den Einsturz dreht und abgebrochen werden muß. Auch die Stadt⸗ mauer ist an mehreren Stellen eingefallen. Beinahe alle Häuser der Stadt sind mehr oder weniger beschädigt und viele werden abge⸗ tragen werden müssen. Sechs Personen sind durch Einbrechen von Stubendecken verletzt worden. Die ganze Bevzlkerung von Cesenatico gerieth natürlich in die größte Aufregung. Die Noth ist groß und es hat sich jofort ein Comité zur Anregung von Subskriptionen zum Besten der Hůlfs bedürftigen gebildet, Auch Cervia hat stark gelitten und viele Häuser haben gestützt werden müssen.
Aus Kapennag schreibt man u. A.: Am 17. d. fand in ganz Mittelitalien ein heftiges Erdbeben statt, dessen Kreise in unserer Stadt ihren Mittelpunkt gehabt zu haben scheinen. In Venedig wurden zahlreiche Gebäude beschädigt und eine unzählige Menge von Schoꝛnsteinen stüärzte in die Kanäle herab; Menschenleben waren hier indessen keine zu beklagen. In Gastiglione ist kein Schornstein auf seinem Platze geblieben und nach glaubwürdigen Berichten giebt es im ganzen Städtchen kein einziges Haus, dessen Mauern nicht Sprünge und Risse zeigten. In unbeschreiblicher Bestürzung warfen sich die Bewohner auf die Straße, als die ersten Stõße kamen. Eßenfo groß war die Verwirrang in Megzano,;. In Cesenatico sowohl, als in Savignano stürzten die Kirchthürme ein, wobei mehrere erhebliche Verwundungen vor ekommen sein sollen. In Cesena und zu Rimini wurden Leute erschlagen und im letztge⸗ nannten Orte stürzte der Rathsthurm ein, während das Dach der Domkirche so schwere Sprünge davontrug, daß man seinem Einstůrzen noch entgegensieht. In der Nacht vom 19. zum 20. d. sind hier in Ravenna gleichzeitig zwölf kleine und längst baufällige Häuser einge stürzt, welche außerhalb der Stadt standen. An diesem Unglücksfalle trug indessen nicht das Erdbeben die Schuld, sondern der Schnee, welcher in den letzten Tagen in ungeheuren Massen gefallen war und dessen Wucht die Dächer jener Häuser nicht widerstehen konnten. Zum Gluücke kundigte sich die Katgstrophe schon eine Weile vorher Durch ein heftiges Krachen der Wände an, so daß die Familien, welche die zwölf Häuschen bewohnten, fich noch rechtzeitig ins Freie retten konnten.
NRedacteur: F. Preh m. Verlag der Expedition Ke se lh. Druck W. Elsner Vier Beilagen
Serlint:
(einschließlich Börsen Beilage),
— Im Stadttheater findet heute die a ern n. statt.
zum Deutschen Reichs⸗Anz
M 75.
Königreich Preußen.
4projzentiges vormals Nassanisches Staats⸗Anlehen von 4000000 Fl. d. d. 29. Nov em ber 1858.
Bei der am 16. d. M. stattgehabten zwölften Verloosung der artial Obligationen des unter Vermittelung des Bankhauses der erren N. A von Rothschild & Söhne in Frankfurt a. M. nego⸗
Kirten, prozentigen vormals Nassauischen Staatsanlehens, von 4000, Fl. 4. 4. 25. November 1858 sind nachverzeichnete Nummern gezogen worden:
A. Zur Rückzahlung auf den 30. Juni 1575.
Litt. F ä 0 F.! Nr. 50 143 150 188 198 330 720 830 1337 und 1473. 10 Stück äber 1009 Fl. — 1714 0 29 3.
Litt. G. à 200 Fũ: Nr. 318 659 730 g17 930 933 1406 1571 1677 und 571. 10 Stück über 2000 Fl. — 3428 M 57 3.
Hitt. H. à 300 Fl: Nr. 64 256 251 561 Slg und 84. 6 Stũck über 1809 Fl. — 3085 M 71 3.
Litt. I 2 509 JL: Rr. I69 18 317 316 1237 1378 1687 1726 1835 1975 2555 2793 2835 3040 3057 3170 3335 3418 3766 und 3836. 20 Stuck über 10000 Fl. — 17142 1 S6 8.
Litt K à MMG F.: Nr. 228 50s 523 680 und 865. 5 Stũd über 5000 Fl. — S571 6 43 3.
Sum ma 51 Stück à ber 19800 Fl. — 33942 86 9.
F. Zur Rückzahlung auf den 31. Dezember 1875.
Litt F. à 100 Fl. Nr. II4 181 187 316 369 398 399 400 1296 und 1476. 16 Stück über 1000 FI. — 1714 46 29 3.
Litt. . 2 200 Fl.. Rr 260 574 617 926 132 1777 1802 18919 1947 und 1988. 15 Stück über 2009 Fl. — 34238 ½ 57 3.
Litt. H. à 300 Ji: Nr. 124 128 764 und 896. 4 Stück über 1200 Fl. — 2057 AM 14 3.
Liti J. 2 505 Fl.: Rr. 168 290 373 522 746 747 S536 9319 1737 152 1811 3175 3375 3391 3423 34534 3644 3935 4906 4045 46083 und 4107. 22 Stück über 11000 Fl. — 18857 M 14 8.
Litt. E d 15650 FI.: Nr. M44 510 634 796 und 882. 5 Stück über 5000 Fl. — S571 4 435 3.
Summa 51 Stück über 200 Fl. oder 34628 ½ 57 3.
Dle Inhaber dieser Partial · Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbetrãge, deren Verzinsung nur bis zum betreffenden Räckzahlungstermin erfolgt, sowohl bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschihd Söhne in
rankfurt a. M. als auch bei der Königlichen Regierungs⸗
auptkasse in Wiesbaden, sowie bei jeder an deren König⸗ ichen Regierung -Hauptkasse, Hei der Königttern Sta ats sch ul den ⸗ Til gungs ka stennm Berlin, bei der ng sichen Kreiskasse in Frankfurt n. M. und bei den König⸗ lichen Bezirks-Hauꝑtkassen in Hannover, Lüneburg und Osnabrück gegen Rückgabe der Partial ⸗Obligationen mit den dazu gehörigen nach dem 30. Juni 1875 fälligen 3 Zinscoupons Ser. II. Nr. 6 — 83, resp. nach dem 31. Dezemher 1875 fälligen 2 Zins⸗ coupons Ser. I. Nr. J und 8 nebst den Talons erheben können.
Die Beträge der etwa fehlenden, unentgeldlich mit abzuliefernden Zinscoupons werden von dem zu zahlenden Kapitale zurübehalten.
Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorgenannten Bankhaufe, noch bei der Königlichen Regierungs · Jaupt⸗ kasse hier oder der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt 4. M. sondern bel einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Coupons und Talons 14 Tage vor dem Verfall terme bei diefen Kassen einzureichen, von welchen dieselben vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind. Verzeichniß der in früheren Verloosungen gezogenen
noch nicht eingelösten Obligationen.
Räckjahlbar am 31. Dezember 1866: Litt, F. Nr. 559.
Räckzahlbar am 30. Juni 1373: Litt. E. Nr. 288 1547, Litt. G. Nr. 236 477, Titt. H. Nr. 254 682, Litt. J. Nr. 2500.
Rüczahlbar am 31. Dezember 1573: Litt. F. Nr. 436 499, Litt. 6. Rr. 1983 1132 1737, Fitt. J. Nr. 177.
Rücksahlbar am 30. Juni 1874; Litt, E. Nr. 115 212 537 1201 1204 1450 1867, Titt. G. Rr. 506 1885 19185, Litt. H. Nr. 306, Iitt. J. Nr 524 1686 240 3913 3913 4015, Litt. R. Nr. 214 580.
Räckzahlbar am 31. Dezember 1874 Litt. F. Nr. 45 177 446 666 1353, Litt. G. Nr. 24 819 1096 1970 1568 1574, Litt. H. Nr. 536, Titt. J. Nr. 17 1315 1606 1760 2No0 2997 4166, Litt. K. Nr. 205 2066 691. .
Wiesbaden, den 22. März 1875.
Der Regierungs⸗Präsident. v. Wurmb.
Aichtamtliches.
Frankreich. (Nonatsübersicht für Februar) Die Sitzungen der Nationalversammlung in Versailles sind wäh⸗ rend des Monats Februar von außergewöhnlicher Bedeutung ge⸗
wesen. Nachdem am letzten Tage des Monats Januar ein Amende⸗
ment des Deputirten Wallon, welches den Chef des Staates als Präsident der Republik bezeichnete, mit 353 gegen 352 Stimmen angenommen, und damit der erste Schritt zur Anerkennung der Republik als der definitiven Staatsform Frankreichs gemacht war, setzte die Kammer am 1. Februar die Berathungen über die konstitutionellen Gesetze fort, und nahm nach eingehender Diskusston, welche erst am 2. Februar beendet wurde, mit 429 gegen 229 Stimmen ein von dem bereits genannten Deputirten Wallon gestelltes Projekt an, welches wie folgt lautet: „Der Präfident der Republik kann mit Zustimmung des Senats die Deputirtenkammer vor dem Ablauf ihrer legalen Dauer auflösen. In diesem Falle müssen die Neuwahlen binnen 3 Monaten aus⸗ geschrieben werden. Sämmtliche Fraktionen der Linken, mit Ausnahme einiger Mitglieder der äußersten Linken, so wie die
Mehrzahl der Mitglieder des rechten Centrums, darunter na⸗
mentlich auch der Prinz von Joinville, die drei Herzoge Broglie, Decazes und Audiffret⸗Pasquier und der Chef des Kabinets, General Cissey stimmten für das Projekt Wallon. Am 3. Februar setzte die Kammer die Debatten über die konstitutio⸗ nellen Gefetze fort, und nahm beinahe ohne Diskussion die folgenden Art. 4 —=8 der sogenannten Konslitution Wallon an; am selben Tage beschloß sie mit 508 gegen 174 Stimmen zur dritten Lesung des ganzen Gesetzes überzugehen. Die Mino⸗ zität war bei dieser Gelegenheit durch die Mitglieder der äußersten Rechten und der Gruppe des „Appel au Peuple* ge⸗ bildet. — Die Sitzungen am 4 und 5. Februar waren ohne Interesse, — vom 6. bis 10. Februar 2. sich die Kammer, — am 11. Februar ging sie zur zweiten Berathung über das Senatsgesetz über. Ein Mitglied der äußersten Linken, Hr. Pagcal Duprat, legte an diesem Tage ein Amendement vor, welches wie folgt lautete: Der Senat ist wählbar. Er wird durch dieselben Wähler wie die Deputirtenkammer gewählt.“ Das Amendement wurde mit 322 gegen 310 Stimmen ange⸗ nommen. Die äußerste Rechte enthielt sich der Abstimmung; die gemäßigte Rechte und das rechte Centrum stimmten dagegen; sammtliche Fraktionen der Linken, zu denen fich die Bonapar⸗
Erste Beilage
Berlin, Mittwoch, den 31. März
tisten gesellt hatten, bildeten die Majoritãt. — Am 12. Februar setzte die Kammer die Berathung über das Senatsgesetz fort. Zu Anfang der Sitzung verlas der Minister⸗Prãsident, General de Cissey, eine Erklärung der Regierung, welche gegen den von der Kammer am vorigen Tage gefaßten Beschluß prote⸗ stirte. Die einzelnen Artikel des Senatsgesetzes wurden darauf nach kurzen Debatten angenommen; bei der Hauptabstimmung über das ganze Gesetz wurde jedoch die dritte Lesung desselben mit 368 gegen 345 Stimmen verworfen. Sämmtliche Fraktionen der Rechten stimmten gegen die dritte Lesung. Die Minoritãt war durch die Fraktionen der Linken gebildet. Ein Mitglied der äußersten Linken, Hr. Brisson, beantragte darauf die Auflõsung der Kammer. Sein Vorschlag, den Hr. Raoul Duval (Appel au peuple) und Hr. Gambetta in einer sehr bemerkten Rede unterstützten, wurde mit 390 gegen 257 Stimmen verworfen. Die äußerste und die republikanische Linke, der des linken Centrums und die Bona⸗
Sitzung vom Reyvision von Pensionen ausge Hr. Lorgeril (ãußerste Rechte) die Berweisung der Vorschläge Wadd die Kommission, indem er behauptete, ordnung gestatte diese Verweisung nicht. sprach in demselben Sinne. Der Präfident Buffet hielt jedoch feine Meinung aufrecht, und die Kammer ging, nach Beendi⸗ gung des Zwischenfalls und ohne ein Volum abgegeben zu haben, zur Tagesordnung über. Nach kurzer Sitzung vertagte sich die Kammer darauf bis zum 19. Februar. — Die Debatten am 19. Februar waren ohne Interesse. In Erwartung, daß der Kammer ein neues Senatsprojekt vorgelegt werden könne, wurde eine neue Vertagung bis zum 22. Februar beschlossen. - Am 27. Februar nahm die Kammer die Berathung über das Senats⸗ gesetz wieder auf. Der Berichterstatter, Hr. Antonin Lefevre⸗ Pontalis, las den Bericht der Kommission über die neuen Pro⸗ jekte der Deputirten Vautrain, Waddington, Cezanne und Wallon vor. Die Kommisston erklärte sich mit keinem derselben ein⸗ verstanden. Auf Antrag des Srn. Wallon und trotz der Ein⸗ sprache der 55 Depere und Jannivet (äußerste Rechte und Lppei au peupfe) beschloß die Kammer die sofortige Debatte Über den Bericht. Der Marquis de Castellane (gemãßigte Rechte) sprach in langer und heftiger Rede gegen die Dringlichkeit; auch . Raoul Duval (àᷓppel au peuple) erklärte sich dagegen. Die ammer nahm jedoch das Amendement Wallon, ohne daß das⸗ selbe vertheidigt worden wäre, mit 422 gegen 261 Stimmen an. Dasselbe lautet, wie folgt: „Der Senat besteht aus 300 Mit⸗ gliebern, von denen 225 durch die Departements und die Ko⸗ fonien und 75 durch die National versammlung erwãhlt werden.“ Die Minorität bestand aus den Mitgliedern der ãußersten und gemäßigten Rechten, aus einigen wenigen konservativen Mit- gliedern des rechten Centrums und aus sämmtlichen Mitgliedern der Gruppe des Appel au peuplen. — Am 23. Februar wurde die Debatte über das Senatsgesetz fortgesetzt. Hr. Raoul Duval brachte eine Reihe von Amendements ein, die jedoch sämmtlich verworfen wurden, ohne daß sich ein Mitglied der Majorität (Fraktionen der Linken und rechtes Centrum) ernsthaft an der Debatte betheiligt hätten. Die verschiedenen Artikel des Pro⸗ jektes Wallon wurden darauf mit Majoritãten von 60-200 Stimmen angenommen. Einige Amendements zu den letzten Artikeln nöthigten jedoch die Nationalversammlung, den Schluß der Debatte auf den folgenden Tag zu vertagen. Am 24. Februar wurde darauf das Senatsgesetz als ein Ganzes mit 448 gegen 241 Stimmen angenommen. ;
Gleich nach dieser Abstimmung ging die Kammer zur dritten Lesung des Gefetzes, betreffend die Srganisation der öffentlichen Gewalten über. Hr. Raoul Duval stellte auch bei dieser Ge⸗3 legenheit wieder eine lange Reihe von Amendements, die jedoch beinahe ohne Debatte verworfen wurden. Der Marquis de Larochejaquelin protestirte Namens der Legitimisten gegen das Gesetz. Der Artikel 2 des Projektes Wallon wurde dessenungeachtet mit 133 gegen 262 Stimmen angenommen. Am 25. Februar wurde die Debatte fortgesetzt. Die legitimistische Partei, durch SHH. de la Rochette und Belcastel vertreten, erhob fich noch einmal gegen das Gesetz. Die Reden blieben ohne Wider⸗ legung; aber die Kammer nahm gleich darauf das ganze Gesetz mit 4536 gegen 262 Stimmen an. Die Majorität bei dieser Ab⸗ stimmung war wiederum durch die Mitglieder der republika⸗ nischen und orleanistischen Kammerfraktionen gebildet, während⸗ dem die Bonapartisten und Legitimisten in der Minorität waren. Nach dieser äußerst wichtigen Abstimmung, welche Frankreich eine neue republikanische Verfassung gegeben hatte, nahm darauf die Kammer noch einen Bericht des Hrn. Savary entgegen, welcher die Wahl des Hrn. von Bourgoing im Departement der Nievre prüfte, und eine Anklageakte gegen die bonaparti⸗
ische Propaganda zur Wiederherstellung des Kaiserthums ent⸗ jell. Nachdem die Kammer diesen Bericht, der häufig und lei⸗ denschaftlich unterbrochen wurde, mit angehört hatte, vertagte sie sich bis zum 1. März,
Am 3. Februar fand ein Empfang beim deutschen Bot⸗ schafter stalt, zu dem sich die Königin Isabella von Spanien, die Gräfin Girgenti, der Herzog und die Herzogin von Mont ; pensier, der Herzog von Chartres die Prinzen von Nemours und Joinville, der Präsident der Republik und die Herzogin von Magenta, die hervorragendsten Mitglieder des diplomatischen Corps, viele hohe französische Civil⸗ und Militãrbeamten und Privatpersonen von Distinktion eingefunden hatten. .
Die neue Anleihe der Stadt Paris von 220 Millio⸗ nen Franken, welche im Monat Februar aufgelegt wurde, hatte einen sehr großen Erfolg. Der verlangte Beitrag wurde Mal üÜberzeichnet. Die Totalsumme der gezeichneten Beträge betrug g, 356, So0 000 Francs.
Bel den' Ersatzwahlen, welche am J. und 21. Februar stattfanden, wurde im Departement Cotes du Nord der legiti⸗
mistische Kandidat de Kerjẽgu und im Departement der Seine⸗
eiger und Königlich Preußischen Staats⸗A1nzeiger.
1875
et⸗ODise der republikanische Kandidat Valentin gewählt. Die bonapartistischen Kandidaten, die Herzöge de Feltre und de Padoue, unterlagen nach heftigem Wahlkampfe einer Majoritãt von nur wenigen Tausend Stimmen.
Der General von Wimpffen, welcher gegen Hrn. Paul de Cassagnae, Redakteur des Pays. , eine Anklage wegen Ver⸗ laͤumdung erhoben hatte, wurde von dem Schwurgericht mit seiner lage abgewiesen. Eine große Anzahl von franzõösischen Generalen, welche in der Schlacht von Sedan thätig gewesen waren, wurden als Zeugen vernommen. Der Prozeß erregte sehr bedeutendes Aufsehen, und der Ausgang desselben wurde von der bonapartistischen Presse als eine vollständige Rehabili⸗ tirung des Kaisers Napoleon III. bezeichnet.
Der neu ernannte spanische Botschafter in Paris, Marquis de Molins, übergab seine Kreditive am 27. Februar und wurde an diesem Tage vom Marschall Mae Mahon empfangen.
Der Prinz Jéröme Napolson, welcher beim Staats⸗ rathe die Wieberaufnahme seines Namens in die Armeelisten mit dem Range eines Generals beantragt hatte, wurde mit diesem Antrage zurückgewiesen.
Hr. Dahirel ein hervorragendes Mitglied der legitimistischen Partei und einer der vorzũglichsten Redner derselben, starb am 6. Februar.
Landtags ⸗ Angelegenheiten.
Im Hause der Abgeordneten sind noch 33 Regierungs⸗ vorlagen unerledigt, 8 derselben befinden stch in den Kommissionen. Von Interpellationen, Anträgen und Petitionen sind noch 30, von sonstigen Gegenständen 5 zu erledigen.
Dem Hause ist neuerdings noch ein Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Herstellung der Grundbücher des Grund buchsamts Stickhausen vorgelegt worden, ferner eine Zusam⸗ menstellung der unter der Verwaltung der einzelnen Ministerien und unter Beaufsichtigung desselben ftehenden Grun dstücke in Berlin; es sind deren nahe an 0.
Gewerbe und Sandel.
Berlin, 31. März. Gestern Vormittag Vereinghause, Niederwallstr. 11, der erste Schuhmacher⸗ tag der Provinz Brandenburg eröffnet. Anwesend waren etwa 60 Delegirte aus allen Theilen der Mark und etwa dreimal so viel Schuhmacher aus Berlin. Hr. Aßmann, Vorsitzender des hiesigen Luisenftaͤdtischen Schuhmachervereins, begrüßte die Versammlung mit einer kurzen Ansprache. Nach der Konstituirung des Bure aus und Feststellung der Geschäftsordnung trat die Versammlung in die Tages⸗ ordnung ein. I) Gründung eines Verbandes der Provinz Branden burg und dessen Organisation. Bei der Abstimmung kam nach · stehender Antrag zur einstimmigen Annahme: „Die heutige Delegirten⸗ perfammlung beschließt die Gründung eines Verbandes der Provinz Brandenburg und beauftragt die Berliner Innung im Verein mit den Berliner Lokalvereinen mit der Vorlegung eines Organisationtz⸗ planes. — Der zweite Gegenstand der Tagesordnung betraf die „Neue deutsche Schuhmacher -⸗Zeitung“, das Organ des Vereins selbst⸗ ständiger Schuhmacher Deutschlands. Die Digkussion beschränkte sich auf die Empfehlung des neuen Organs. Auf der Tagesordnung standen ferner noch die Gründung von Sterbe.; und Krankenunter⸗· stützungskassen, Gesellen · und Lehrlingsfrage, Rohstoff . Magazin- und Produktivgenossenschaften, Beschränkung der Borgfrist, Zuchthaus⸗ arbeit u. w.
— In Leipzig trat am 28. März d. J. der dritte ordent⸗ liche Verbandstag der deutschen Gewerkvereine zu seiner ersten Hauptversammlung zusammen. Vertreten waren auf dem Ver⸗ bandstage die Gewerkvereine der Maschinenbauer, Fabrikarbeiter, Tischler, Maurer, Zimmerer, Schiffszimmerer, Porzellan / Cigarren⸗ Leder⸗ und Stuhlarbeiter, Töpfer, chneider, Lihographen und meh⸗ rere selbständige Ortsvereine. . . ⸗
Dem Berichse des Verbandsanwalts Dr. Max Hirsch über die Thätigkeit und Entwickelung des Verbandes der deutschen Gewerk ⸗ vereine seit dem letzten Verbandstage im April 1873 entnehmen wir Folgendes: Trotz der ungũnftigen Konjunkturen auf allen Gebieten des industriellen Lebens ist ein Rückgang bei den deutschen Gewerkvereinen nicht eingetreten; im Gegentheil hat die Srganisation ãußerlich wie innerlich stetig an Boden gewonnen. Im letzten Jahre hat der Verband 12 selbst⸗ ständige Vereine mit 7090 Mitgliedern nen gewonnen, 0. daß er setzt 14 Gewerkvereine mit 345 Srtsvereinen und 22 0090 Mitgliedern in allen deutschen Gauen, hauptsächlich aber in den oõstlichen preu⸗· ßischen Provinzen umfaßt. Die Hiller g der inneren Entwickelung und praktischen Bethätigung der rganisation waren zufriedenstellend. Die Hülfskassen anlangend, so hatten die Kranken und Begrãbniß⸗ kassen nach den Rechnungsabschlüsfsen pro 1873 in 315 Ortsvereinen rund 20060 Mitglieder und 30 60 Thlr. Vermögen; sie vereinnahmten hö. G00 Thlr. an Beiträgen und verausgabten 45,000 Thlr. Kranken und Mö Thlr. Begräbnißgeld. Für 1574 sind naturgemäß von den weitverzweigten Arbeiterkaffen nur erst wenige Abschlüsse eingegan gen; die vorliezenden zeigen aber wieder eine nicht unbetrãchtliche Zu⸗ nahme und vornehmlich die gesicherte Lebensfähigkeit der Kassen durch das richtige Verhältniß
11 Uhr wurde im
zwischen Beiträgen und Leistungen. Die Verbands-Fnvalidenkaff. hatte in den beiden letzten Jahren einen reinen Zuwachs von 86 Vereinen, 2588 Mitgliedern und 2421 Thlr.; ihr Bestand bezifferte sich ult. 1874 auf 270 Vereine, 9474 Mitglie- der Und 15,0565 Thlr. Vermögen. Gegenwärtig werden 22 invalide Mitglieder unterstützt. Fast mf Ortsvereine haben sich der Gefellschaft für Verbreitung von Volkabildung als lörperschaftliche Mitglieder angeschlossen, außerdem sind in vielen Vereinen Fort- bildungeschulen, Unterrichts kurse, deseabende ꝛc. eingerichtet worden. An Preßorganen besttzen die Gewerkyereine den Gewerkverein ! die Ameise“ und die Süddentsche Arbeiter⸗Zeitung' in Nürnberg.
Der erste Gegenstand der Tagesordnung war das Referat des Schlossermeisters und Reichstagöabgeordneten Eduard Schmidt (Ham⸗ Furg) über Neue Innungen und Lehrlingswesen. Nach einem liebablick über die Bedeutung und Lage des Gewerhest andes wies Redner den Vorwurf der Sozialdemokratie zurüd daß die Arbeiter nicht selbständig werden könnten, beleuchtete die Mißft ande im gegen⸗ wärtigen Lehrlingswesen und kam schließlich auf den Kriegs zustand zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu sprechen, welchem er durch die „neuen Innungen“, durch eine neue Organisation der gewerblichen Arbeit ein Ende zu machen gedenkt. Nach dem vor- elegten . können in diese neuen Innungen sowohl selbst
ann ige Gewerbtreibende als auch Hülfsarbeiter als Mitglieder eintreten; solchen Innungen, in welchen Arbeit geber und Arbeitnehmer gleicher oder verwandter Gewerbe sich zur Verhandlung gemeinsamer Angelegenheiten verbunden haben, kann von der Verwaltungshbehörde kd Bäsughniß zur Errichtung von Innunge gerichten und selbsändis en
gewerblichen hilfe af ercheilt werden. Zu den 9hligatorischen ge⸗= meinsamen Angelegenheiten 26 außerdem die Bildung des Eini-
gungsamtes, die Regelung unb Benufsichti gung det dehrlingtwesens