1875 / 77 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Apr 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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Breslau, 1. April. (W. T. B.) Der Magistrat und die Stadtverordnetenverfammlung haben telegraphische Geburts⸗ tags glückwünsche an den Fürsten Bismarck abgesendet.

Cöln, 2. April. (W. T. B.) In der gestrigen öffent⸗ lichen Sitzung der Stadtverordneten wurde einflimmig der Be⸗ schluß gefaßt, den Reichskanzler Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger der Stadt Cöln zu ernennen. Die Beglück⸗ wünschungsadresse zum Geburtsfeste des Fürsten wurde darauf abgesandt.

Bayern. München, 31. März. Der Gesetzentwurf bezüglich der Erwerbung der bayerischen Ostbahnen wird bereits am nächsten Montag in der Kammer der Abgeordneten zur Berathung gelangen; man glaubt, nach der „Allg. Ztg.,“ wenigstens zur Zeit, annehmen zu dürfen, daß der Gesetzent⸗ wurf Seitens der Kammer werde angenommen werden. Wenn nicht besondere Hindernisse eintreten, so werden die beiden Kam⸗ mern die denselben noch vorliegenden Gesetzentwürfe ꝛ4. bis läng⸗ stens am 20. April erledigen koͤnnen, und dann wird der Schluß des Landtags eintreten. Nach siebenzehntägigen Osterferien hat heute die Abgeordnetenkammer wieder Sitzung gehalten, darin aber lediglich Petitionen behandelt. Die Kammer wird von nun ab täglich Sitzungen halten, um in möglichst kurzer Zeit das noch übrige Pensum zu erledigen.

Der 1. Präsident der Kammer der Abgeordneten, dessen Ankunft in München der „N. C.“ meldete, ist nicht Graf, fondern Freiherr v. Stauffenberg. Der Graf v. Stauffenberg (Oheim des Vorigen) ist 1. Präsident der Kammer der Reichsräthe.

1. April. (W. T. B.) Der König hat dem Reichs⸗ kanzler Fürsten von Bismarck zu seinem heutigen Geburts— feste seine Glückwünsche zugesandt.

Württemberg. Stuttgart, 31. März. Se. Majestät der König hat sich gestern auf einige Tage nach Bebenhausen begeben. Der erste altkatholifche Gottes dienst wurde hier am Ostermontag durch Pfarrer Dilger von Pforzheim in dem Reihlenschen Betsaale an der Jägerstraße abgehalten. Dem Gottes dienste, mit welchem auch . und Fommunion verbunden war, haben circa 300 360 Personen angewohnt und etliche 60 Personen haben an dem Abendmahl Theil genommen. Nach Schluß des Gottesdienstes hat eine altkatholische Taufe stattgefunden. Dem „St. A. f. W.“ zufolge wird die würt⸗ tembergische Artillerie schon im Sommer dieses Jahres das Lager bei Gmünd verlassen und den Schießplatz bei Gries⸗ heim (Großherzogthum Hessen) beziehen, indem die zu dessen Erweiterung in Angriff genommenen Arbeiten im Monat Juni zur Vollendung gebracht werden sollen.

2. April. (W. T. B.) Der Geburtstag des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck wurde gestern von Seiten der hiesigen deutschen Partei festlich begangen. Ein Hoch auf den Fuͤrsten wurde von der zahlreich besuchten Ver⸗ sammlung mit Enthusiasmus aufgenommen. Dieselbe nahm darauf einstimmig zwei Resolutionen an, in welchen die Leitung des Jugendunterrichts durch Orden und Kongregationen gemiß⸗ billigt und ferner ausgesprochen wird, daß die reichstreue Bevöl⸗ kerung des Landes auch in den kirchlichen Fragen, den derzeitigen Lebensfragen des Reiches, treu zum Kaiser stehe, und von der württembergischen Regierung, enisprechend ihrer feitherigen Hal⸗ tung, zuversichtlich erwarte, dieselbe werde auf die ultramontanen Bestrebungen ein wachsames Auge haben und ihnen auf das Nachdrücklichste entgegentreten.

Hessen. Darm stadt, 31. März. Ihre Großherzoglich Königlichen Hoheiten der Prinz und die * * )essin Ludwig werden sich mit ihren Kindern am 9. April nach England be— geben und daselbst etwa 2 Monate verbleiben. Der zweite Aus schuß der Ersten Kam mer hielt heute eine Sitzung, in welcher unter Anderem auch über die von der Zweiten Kammer zurückgelangten Entwürfe der s. g. Kirchengesetze Berathung gepflogen wurde. Nachdem die Zweite Kammer in verschiedenen Punkten den Beschlüssen der Ersten Kammer beigetreten ist, wird die Mehrheit des Ausschusses, dem Vernehmen nach, darauf an⸗ tragen, daß die Erste Kammer in allen noch übrigen Differenz= ö. sich nunmehr den Beschlüssen der Zweiten Kammer an⸗ schließe.

Auf das am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers von dem Friegervereine zu Worms nach Berlin ge⸗ sandte Slücwunsch⸗Telegramm ist, nach der, Darmst. Ztg.“, genanntem Vereine folgende Antwort zugekommen:

„Der Vorstand des Deutschen Kriegervereins zu Worms hat in dem Telegramm vom 22. d. Mis. die Vermittelung Seiner Durch—⸗ laucht des Herrn Reichskanzlers in Anspruch genommen, um Sr. Ma— jestät dem Kaiser und Könige zu Allerhöchstdessen Geburtstage die innigsten Glückwünsche des Vereins zu bezeigen. Nachdem dieses Telegramm Sr. Majestät vorgelegt worden, bin ich beauftragt, dem . den Allerhöchsten Dank für die bewiesene Theilnahme aus— Usprechen.

. Darmstadt, den 26. März 1875. Der Königlich preußische außerordentliche Gesandle und hevollmãächtigte Minister am Großherzoglich hessischen Hofe. v. Wenzel.“

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 1. April. (Weim. Stg.) In dem Befinden des Herrn Geheimen Raths Dr. Stichling. ist eine wesentliche Aenderung nicht eingetreten. Trotzdem das Fieber noch fortdauert, war die vergangene Nacht verhältnißmäßig ruhig, wenn auch im Anfang ohne Schlaf.

Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha. Gotha, J. April. (Goth. 3.) Der heute Vormittag hier zusammengetretene gemeinschaftliche Landtag der Herzogthümer Coburg und Gotha, welcher zum ersten Male in der Zusammensetzung sämmtlicher Abgeordneten der heiden Landestheile tagt und zwar 11 für Coburg und 19 für Gotha, wurde von dem Hrn. Präsidenten Berlet damit er⸗ öffnet, daß er zunächst die Herren sämmtlich, namentlich au diejenigen, welche dem gemeinschaftlichen Landtag bisher no 23 angehört hätten, willkommen hieß, sodann bedauernd des inzwischen erfolgten Ablebens des Abgeordneten Morchutt gedachte und schließlich die dem Landtag gemachten neuen Gesetzes vor⸗ lagen zur Verlesung brachte. Ss sind folgende: 1) Vorlage der von der Vorsynode berathenen neuen Kirchenverfassung zur Ge— nehmigung Seitens der Volksvertretung, soweit solche der Abän⸗ w, der Behördenorganisation für Kirchensachen halber die neue Verfassung zu genehmigen hat, namentlich mit 2) einem Gesetzentwurf, die Aufhebung der Zuständigkeit des Staats⸗ Minssteriums in Angelegenheiten der evangelischen Kirche betr., 3 einem dergl., die Aufhebung der Kirchen und Schulämter als Behörden fuͤr Kirchensachen und die exekutivische Beiziehung lirchlicher Leistungen betr, 4 Entwurf zu einem Gesetze über den Eigenthumserwerb und die dingliche Belastung der Grund⸗ stücke, Bergwerke und selbständigen Gerechtigkelten; 5) ein dergl. zu einem 4. die in dem Landesstrafrecht vor Einführung des Reichs stra gesetzbuches angedrohten Gefängniß⸗ und Geld⸗ strafen betr.; 6) ein dergl. über die Schonzeit des Wildes; 7) ein

dergl. zu einem Gesetze, betr. die Errichtung öffentlicher, aus⸗ schließlich zu benutzender Schlachthäuser; 8 ein dergl. zu einem Gesetze, die Diäten der bei Geschworenengerichten fungirenden Beamten betr.; 9) eine Vorlage wegen Gehalts aufbesserung für die Mitglieder und Beamten des Ober⸗Appellationsgerichts zu,. Jena; 10 eine dergleichen wegen Gehaltsaufbesserung für die bei den Coburgischen Justizämtern angestellten Beamten; 11) eine dergleichen wegen Gehaltserhöhung für die illiterarischen Pro⸗ tokollführer in den Justizämtern Wangenheim und Zella; 19) eine dergleichen wegen Gehaltserhöhung der Hypothekenbuchführer; 3) eine dergleichen wegen Verwilligung von 66090 (S é für die Pensionäre und Dispositionäre unter den gemeinschaftlichen Beamten.

Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 31. März. Die Samml. landesh. V. enthält ein Gesetz vom 7. März 1876, betreffend die Verwaltung erledigter Pfarrstellen der Landeskirche.

Lippe. Detmold, 31. März. Das „F. L. R. u. A. Bl.“ veröffentlicht an seiner Spitze folgende Bekanntmachung:

Des Fürsten Durchlaucht haben geruht, den Kabinets-Minsster von Flottwell behuf des von ihm bei Annahme seiner Dienst— stellung vorbehaltenen Rücktritts in den preußischen Staatsdienst seiner Funktionen als Vorstand des Kabinets-Ministeriums und Präsident der Regierung, unter dankbarer Anerkennung der von ihm geleifteten Dienste, in Gnaden zu entheben.

Detmold, den 31. März 1875.

Fürstliches Kabinets⸗Ministerium. In Vertretung: Meyer.

. April. Die heutige Nummer enthält Nachstehendes

Nach dreijähriger Thätigkeit scheide ich aus meinem hiesigen Amt und trete in den preußischen Staatsdienst zurück. In vielen, sehr vielen Kreisen habe ich in dieser ernsten und bewegten Zeit ein mich hoch beglückendes und ehrendes Vertrauen gefunden, dessen freundlicher Beweis mir in diefen letzten Tagen in so überraschender und mich tief bewegender Weise zu Theil geworden ist. Meinen wärmsten, innigsten Dank rufe ich Allen zu, die mich so herzlich er— freut und welche mich in meinem Wirken so treu und eifrig unterstützt haben. Auch meine Gegner persönliche Feinde hoffe ich nicht zu haben werden mir das Zeugniß nicht versagen, daß ich, treu mei⸗ nem Vorsatz, redlich und offen mich bestrebt habe, gesicherte ver— faffungsmäßige Verhältnisse herbeizuführen. Möchte dies schöne und gesegnete Land, welchem ich diesen Abschiedsgruß zurufe, vor schweren Schicksalen bewahrt bleiben und ihm bald der innere Friede wieder geschenkt werden!

Detmold, 1. April 1875.

Der Kabinets⸗Minister. von Flottwell.

Hamburg, 1. April. W. T. B.) Anläßlich des heutigen Geburtsfestes des Fürsten Bismarck hielt der Senator Adolph Godeffron eine längere Ansprache an die in der Börse versammelte Kaufmannschaft. Nach dem Schlusse derselben wurde der folgende telegraphische Glückwunsch beschlossen und sofort abgesandt: „Durchlauchtigster Fürst! Heute vollenden Sie das sechste Dezennium und damit wohl den denkwürdigsten Ab⸗ schnitt Ihres thatenreichen Lebens. Am Eingange dleses Zeit— raums schufen Sie als erster Rath der Krone aus den damaligen zerrissenen Zuständen im Norddeutschen Bunde die erste Grundlage zur wahrhaften Einigung Deutschlands, welches seitdem unter seinem glorreichen Kaifer zu einem Reiche von Kraft und Ansehen sich entwickelt hat, wie es die Vor— fahren nie gekannt haben. Ihr weiser Rath, Ihre nie wan— kende Ausdauer, Ihre Thatkraft, getragen vom Vertrauen der ganzen Nation, standen dem Kaiser dabei in unwandelbarer Treue zur Seite und gewährten im Voraus die Bürgschaft des Gelingens. Am Schlusse dleses sechstoen Dezenniums steht das Deutsche Reich so fest und in sich geeint da, daß Sie durch den letzten großen Kampf für die dauernde Befestigung des innern Friedens für seine Würde und unantastbare staatliche Selbst— ständigkeit, zu welchem uns von den Ufern der Tiber, wie von Alters her, abermals der Handschuh hingeworfen wurde, mit Zuversicht und Entschlossenheit aufnehmen konnten. Es gilt die Zwietracht stiftenden Elemente aus dem Herzen Deutschlands für alle Zeiten zu verbannen, des Reiches Gesetzen nach jeder Rich⸗ tung hin Achtung und Geltung zu verschaffen, und wiederum steht das gesammte. Vaterland einmuͤthig hinter seinem großen Kanzler, damit er sein Werk würdig vollende und kröne. Auch Hamburgs Kaufmannschaft, an der Börse versammelt, fühlt sich gedrungen, Ihnen an dem heutigen festlichen Tage ihre ganze Zustimmung zu Ihrer Wirksamkeit und Dank und Aner⸗ kennung aus voller Brust für Ihr unsterbliches Verdienst ums Vaterland auszusprechen. Sie knüpft daran die Hoffnung, daß der Himmel Ihnen auch über ihr 60. Jahr hinaus noch für lange Zeit Ihre volle Thatkraft und Luft am Schaffen und Wirken zum Segen und zum Ruhme Deutschlands er⸗ halten möge. Gott schütze und schirme Ew. Durchlaucht.“ Der Redner brachte darauf ein dreimaliges Hoch auf den Fürsten Bismarck aus, in welches die Anwesenden mit lautem Jubel einstimmten. Die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser

haben geflaggt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 31. März. Der Kaiser hielt heute Vormittags auf dem Gxerzierplatze der Schmelz Revue über die Truppen ab, welche unter dem Kommando des F3M. Irhr. v. Maroicie ausgerückt waren.

Das Interesse, welches der Kaiser an den Fortschritten in den Studien des Erzherzogs Kronprinzen Rudolf nimmt, veranlaßte Allerhöchdenselben, wie die „Wien. 3.“ mittheilt, noch vor der Abreise nach Dalmatien die Abhaltung einer Prü—⸗ fung über die Waffenlehre anzuordnen, welchen militãrischen Gegenstand der Kronprinz nach zweijährigem theoretischen Stu⸗ dium und nachdem derselbe in praktischer Richtung schon früher dem Schießen in der Armee⸗Schützenschule und dem Scheibenschießen der Fel dartillerie beigewohnt, auch das Kaiserlich⸗Keönigliche Arsenal gründlich besichtigt hatte, nunmehr beendet hat. Die Prüfung fand gestern früh halb 10 Uhr in Gegenwart des Kaisers in den Appartements des Kronprinzen durch den Instruktor in diesem Fache, Obersten der aktiven Landwehr Karl Wagner, statt und dauerte bis 11 Uhr.

Se. Majestät der Kaiser war mit dem Resultate dieser Prüfung vollkommen zufrieden. Dem Instruktor Oberst Wagner wurde für seine Leistungen die vollste Anerkennung des Kaifers ausgesprochen.

Zur Vervollständigung des Unterrichts wird Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit im Laufe des Sommers noch dem feld⸗ mäßigen Schießen einer Feldgeschütz⸗Batterie, den Uebungen der Artillerie⸗Schießschule und dem Schießen und Werfen mit Batteriegeschützen beiwohnen.

1. April. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ widmet der heute Abend erfolgenden Abreise des Kaisers nach Triest, Venedig und Dalmatien einen Artikel, in welchem sie konstatirt, daß die heutigen Wiener Zeitungen diese Reise mit dem Aus druck wärmster Theilnahme begleiten und daß sie dem Kaiser,

der Alles thue, um sein Reich zu beglücken, und der zu jedem Opfer bereit sei, die aufrichtigsten Segenswünsche zurufen. Das Blatt hebt ferner hervor, der Festjubel während der Zusammen⸗ kunft in Venedig würde noch durch die Erwägung gehoben, daß die Begegnung der beiden Monarchen ihren politischen Charakter in der Kräftigung des Dreikaifer⸗Bündnisses finden werde, dem Italien nicht ferne stehe und an welches dasselbe durch die Zusammenkunft nur noch näher herangezogen werde. Der Zweck der Reise des Kaisers nach Dalmatien sel, die big⸗ her zur Hebung des materiellen Wohles dieses Landes getrof⸗ fenen Maßregeln in Augenschein zu nehmen und dasjenige zu erforschen und vorzukehren, was noch für das Land Noth thue. Der abberufene amerikanische Gesandte Jay wurde gestern vom Kaiser in Abschiedsaudienz empfangen und ist heute über Paris nach Liverpool abgereist.

Pest, 31. März. Der ZJustiz⸗Minister Bela Perezel wurde heute im Bonnhader Wahlkreise einstimmig zum Reichs—⸗ tagsabgeordneten gewählt.

Schweiz. Bern, 1. April. (W. T. B.) Der Welt⸗ postvertrag ist nunmehr von sämmtlichen 26 Unterzeichnern des Entwurfs ratifizirt. Es bestätigt sich, daß auch Frankreich seinen Beitritt zugesichert hat. Der Alustausch der Ratifikationen wird am 3. Mai stattfinden. Der hiesige große Rath hat seine volle Anerkennung zur Kirchenpokitik der Regie⸗ rung sowie die Erwartung ausgesprochen, die Regierung werde auch ferner an derselben festhalten.

Riederlande. Haag, 1. April. (W. T. B.) Nach einer der Regierung zugegangenen Depesche aus Atchin war die Cholera bei den Expeditionstruppen im Abnehmen. An der n, ,, hatte Pedawa Besar die niederländifche Oberhoheit anerkannt..

Großbritannien und Irland. London, 31. März. Der Hof siedelt den neuesten Dispositionen zufolge am nächsten Freitag von Windsor nach der Infel Wight über. Die amt— liche „London Gazette“ notifizirt die Niedersetzung einer aus sieben Mitgliedern bestehenden Königlichen Kommission zur Prü⸗ fung der Wirksamkeit der Fabriken⸗ und Werkstätten⸗ Gesetze zum Behufe ihrer Vereinigung und Ergänzung und insbesondere zur Erwägung darüber, ob ihre Bestimmungen nicht auf andere Industrie⸗ und Beschäftigungszweige ausgedehnt werden können. Die irischen Zeitungen beglückwünschen sich zu der Thatsache, daß im vorigen Jahre aus Irland 16,213 Personen weniger als in 1873 auswanderten, und drücken die Foffnung aus, daß die Emigration weiter abnehmen werde. Eine Ursache der erheblichen Abnahme in 1874 ist ohne Zweifel die gedrückte Lage des Arbeitsmarktes in den Vereinigten Staaten, aber als eine viel befriedigendere Ursache werden die in Irland immer besser werdenden Lohnverhältnisse betrachtet.

1. April, (W. T. B.). Das medizinische Journal „Lancet“ ist ermächtigt, zu konstatiren, daß die Er krankung des Prinze von Wales von keiner Bedeutung ist und er— klärt die Mittheilung, daß der Prinz an der Schiakik leide, für völlig unbegründet. Letzterer wird seinen Aufenthalt auf den Kontinent nicht verlängern und am nächsten Dienstag hierher zurückkehren.

Frankreich. Versailles, 1. April. (W. T. B.) Die heutige Sitzung der Permanenz-Kommission verlief ohne bemerkenz⸗ werthen Zwischenfall. Seitens der Linken wurde keine einzige Frage an die Regierung gerichtet. Der Präsident, Herzog von Audiffret⸗ Pasquier, theilte mit, daß die Baupläne fuͤr Einrichtung des Schlosses von Versailles zu Sitzungsräumlichkeiten für beide Kammern bis zum 20. d. M. fertiggestellt sein würden. Die Permanenz-Kommission vertagte sich hlerauf bis zum 15. d. M.

Der Prinz von Wales, welcher unter dem Namen eines Grafen v. Chester reist, ist in Monaco angekommen. Am 31. v. M. wurde derselbe in Nizza erwartet. Den Prinzen be⸗ gleiten Lord Wardwich, der OSberst Teesdale und der Oberst Knollys. .

Spanien. San Sebastian, 31. März. (W. T. B.) Tie Kundgebungen für den Frieden mehren sich trotz der von den Carlisten vorgenommenen Einkerkerungen und Erschießungen. In Renteria verlangten die carlistischen Soldaten die Einstellung der Feindseligkeiten, und fraternisirten mit der Garnison. In Guetaria erschienen carlistische Offiziere als Parlamentäre, um wahrheitsgemäße Nachrichten über die Haltung von Cabrera ein- zuziehen. In Drio stellten sich zwei carlistische Offiziere und 12 Gemeine bei den Königlichen Truppen.

Amerika. New⸗Jork, 1. April. (W. T. BS. Die Staats⸗ schuld hat sich im Laufe des Monats März um 3, 681, 000 Dollars vermindert. Der Baarbetrag des Staatsschatzes beläuft sich auf 89, 287000 Dollars, nämlich 8,105,000 in Gold und 5, 182, 000 in Papiergeld.

Aus Südamerika liegen der „A. A. C.“ vom 31. März folgende Nachrichten vor:

Peru. Aus Callao wird vom 28. Februar berichte: Die Feuershrunst, die hier am 13. d. M, stattfand, war von verheeren. derer Wirkung, als anfänglich gedacht wurde. Der Verlust beläuft sich auf nahezu 300,000 Soles und die Versicherungen decken nicht ein Viertel dieser Summe. Der Gesetzentwurf für die künftige Gugano⸗-Verwaltung hat die Deputirtenkammer passirt. Seine drei Hauptbestimmungen sind folgende: 1) Der Minimalpreis einer Tonne 104 11x Ammoniak enthaltenden Guanos ist auf 5 R 102b. (1I9 6) festgestellt. Zu diesem Normalpreis wird Guano von den verschiedenen Depots verkauft werden. Diese Regel wird, wie es Hei, den Export von ordingiren Gattungen verhindern und den

andwirthen zu einer besseren Kenntniß des Guanos, als die, welche sie bisher besaßen, verhelfen. 2) Die jährlich zu verkaufende Quantität beträgt 650, 00 Tonnen, die in Nebereinstimmung mit der egenwärtig gekannten Nachfrage verhältnißmäßig unter die ver⸗ chiedenen Länder vertheilt werden wird. 3) Der Kontrakt für jeden Markt wird im Suhmissionswege Demjenigen übergeben werden, der Peru die größten Vortheile bietet. Der Kontrakt soll vier Jahre lang dauern und jeder Inhaber eines solchen soll das ganze Ver= kaufsmongpol in dem in seinem Anerbieten defignirten Gebiet ge⸗ nießen. Die Vorlage hat noch die dritte Lesung, fowie den Senat zu passiren ehe sie Gesetz wird, in Gemäßheit dessen Verkäufe beim Ab⸗ lauf des Kontrakts der Herren Dreyfuß u. Co. stattfinden werden. In der perugnischen Deputirtenkammer ereignete sich eine Scene, als das Ministerium wegen des Umstandes, 6 bolivianischen Truppen gestattete, zur Unterdrückung der letzten Revolution in Bolivia pe—⸗ ruanisches Gebiet zu an zur Verantwortung gezogen wurde. Die Interpellation wurde bis zum nächsten Kongreß vertagt, da der gegenwärtige zur Erledigung besonderer Geschäfte einberufen wurde. Peru genießt Ruhe. Senor Prado ist der einzige im Felde befind⸗ liche Kandidat für die Präsidentschaft.

Nach Berichten aus Valparaiso vom 20. Febiuar beabsichligt die chilenische Regierung einige ihrer kleineren Kriegsschiffe abzurüsten, um die Armatur der größeren zu verstärken. Der Bock von Val—⸗ paraiso wird, wenn möglich, erweitert werden, um die chilenische Panzerfregatte Almirante Cochrane,“ die der Reperatur sehr dringend bedarf, aufzunehmen. Die kommende Praͤsidentenwahl giebt

zu einiger Aufregung Anlaß. Der Zwist zwischen Chili und der Argentinischen Republik wegen Patagoniens befindet fich auf dem Wege der Beilegung. Ein gewaltiger von Blitz und Donner be— gleiteter Sturm, der über Chili vorüberzog, hat beträchtlichen Schaden angerichtet. In Santiago wurde der größere Theil der Bäume des Cousins Parks uad mehrere Häuser umgeweht. Men⸗ schenleben gingen nicht verloren.

Nr. 29 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs—⸗ ö , hat folgenden Inhalt: Verfügungen vom 8. März: Einführung des Postanweifungsverfahrens im Verkehr mit Ostindien. Einrichtung der Zeitungs⸗Preielifte. Vom 31. März: Wiederherstellung der Seepostverbindung mit Dänemark. Beschei⸗ dungen vom 27. März: Verpflichtung der Postele ven, Postgehülfen und Postanwärter zur Erlernung des Telegraphendienstes.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche Statistische Amt veröffentlicht in dem kürz lich herausgegebenen Heft II. Abth. 1 der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1874 u. a. Uebersichten über die Eh eschließungen, Geburten und Sterbefälle im Deutschen Reiche im Jahre 1872. Wir entnehmen denselben folgende Angaben: ö

Im ganzen Reiche sind im gedachten Jahre 423,900 Ehen ge⸗ schloffen worden, was bei einer Einwohnerzahl von Kolo, 150 Köpfen 10934 Ehen pro Mille der Bevölkerung ergiebt. In den ein zelnen Staaten und größeren Verwaltungsbezirken schwankt dies Verhältniß zwischen 46 Y. M, in Rheinhessen und 13530 p. M. in Berlin, so daß also das Maximum nahezu das Doppelte des Minimums betra— gen hat. Relativ am zahlreichsten waren die Eheschlietzzungen im Allgemeinen in den östlichen und südlichen, am wenigsten zahlreich in den nordwestlichen Theilen des Reichs, während die Mitte und der Westen in sich sehr abweichende Verhältnisse zeigten. Das Ver— hältniß der Geborenen (einschließlich der Todtgeborenen) zur Be völkerung betrug im Jahre 1872 für das gesammte Reich bei einer Gesammtzahl von 1,592,227 Geborenen 41,26 p. M. und schwankte zwischen 30, s p. M. in dem preußischen Landdrosteibezirk Lüneburg und „0,66 p. M. in dem sächsischen Regierungsbezirk Zwickau. Von den Neugeborenen waren 71,438 männlichen und 820,786 weiblichen Geschlechls, während für 5 die Angabe des Geschlechts fehlt; es stellt sich hiernach das Verhältniß der neugebornen Knaben zu den Mädchen wie 10962: 169. Unter den im Jahre 1872 gebernen Kin— dern befanden sich 130,645 uneheliche, das sind 8, Sz der Gehorenen überhaupt. Die innerhalb des Reichs in der außerehelichen Frucht— barkeit bestehenden Verschiedenheiten sind außerordentlich stark; wäh— rend z B. im Regierungsbezirk Aachen auf 109 Geborene nur 1,61 Uneheliche entfallen, kon men im Regierungsbezirk Ober bayern 19, 35. Eine besonders starke außereheliche Fruchtbar⸗ keit tritt namentlich hervor in: Lauenburg (1513 auf 100 Geborene) Bayern (1436), Königreich Sachsen (13 13), Mecklen. burg⸗Schwerin (14,60), Mecklenhurg-Strelitz (143, Reuß j. L. (13335), Braunschweig (Ul) und Sachsen⸗Altenburg (112); eine mittlere in: Württemberg (9, 6), Baden (ao), Sachsen-Weimar (P31), Sachsen⸗ Meiningen (1040), Sachsen⸗ Coburg Gotha (P49, Anhalt (8,9, Schwarzburg-⸗Rudolstadt (10,c), Reuß ä, L. (gz), Hamburg (939) Elsaß Lothringen (8,66). In allen übrigen Staaten sind unter 100 neugeborenen Kindern weniger als 8 uneheliche. Jůr den ganzen preußischen Staat stellt sich das Verhältniß nur auf 7. uneheliche Kinder; dieser Durchschnitt wird überschritten in den Provinzen Bran— denburg (1015), Hohenzollern (10,3), Pommern (9, *), Schlesien ( an), Schleswig-Holstein 8,7), Sachsen (8,4) und Preußen (G26). Von den im Jahre 1872 Geborenen waren 16,190 oder 3,3 x, Todt⸗

eborene. .

. Die Zahl aller im Reiche im Jahre 1932 Gestorbenen leinschl. der Todtgeborenen) belief sich auf 1,260,922, so daß also auf 10900 Einwohner 30573 Sterbefälle gekommen sind. Die relativ geringste Zahl von Sterbefällen zeigt der Bezirk Lothringen mit 223 auf 1000 Einwohner, die relatip größte der Regierungsbezirk Brom— berg mit 38334 und ist diese Differen; zum großen Theil in den Ge— burtenverhältnissen begründet, da Lothringen zu den Bezirken mit dem niedrigsten (31,83 Geborene p. M., Bremberg zu denjenigen mit dem höchsten Geburtenverhältnisse (733 Geborene p. M gehört. Zu den Bezirken mit hohem Sterbeverhältnitz gehören: die Provinz Po. sen (36655 p. M., die Regierungsbezirke Gumbinnen (324), Königs⸗ berg (8243), Danzig G5gsJ, Marienwerder (36,63), die Stadt Berlin (3400), Frankfurt (3266), Breslau (34), Oppeln (32, 1), Liegnitz (31,80), der sächsische Regierungsbezirk Zwickau (33,3), Sach sen⸗Alten⸗ burg (3443), Reuß j. L. Gl, moj, die, Regierungsbezirke Arnsberg (G85), Düsseldorf G2, 9 und. Minden S250); endlich die hbayerischen Regierungsbezirke Oberbayern (38632) , Niederbayern (33 6), Schwaben (G6os), Oberpfalz Gözs), Mittelfranken G3, o), das Königreich Württemberg (33 *, die badischen Kreise Heidelberg Gl), Villingen (G32. Constanz G3, *) und endlich Hohenzollern (32, c). Von den im Jahre 1872 Gestorbenen gehörten 65l 675 oder 5173 dem männlichen und 609,244 oder 48,3 dem weiblichen Geschlecht an, während von 3 Gestorbenen die Angabe des Geschlechts fehlt. Was dle Sterblichkeit nach Monaten betrifft, so stellen die auf je gleich viel Tage oder auf das Tagesmittel (100 berechneten Monats- zahlen sich im ganzen Reiche folgendermaßen: Ignuar 105, Februar 1h, März 116, April 1086, Mai 98, Juni 89, Juli 96, August 190, September 1035, Oktober 90, November S5, Dezember 92. Die mitt— lere Jahressterblichkeit ist durch diejenige der Monate Januar bis April und September übertroffen worden; die Sterblichkeit des Mo— nats August steht ihr gleich, wogegen diejenige der Monate Mai bis Juni und Oktober bis Dezember geringer gewesen ist. Dieser Gang der Sterblichkeit im Jahre 1872 stimmt im Wesentlichen mit dem längere Zeit in anderen Ländern unter ähnlichen klimatischen Verhältnissen beob⸗ achteten mittleren Gange überein, kann daher als ein regelmäßiger be— trachtet werden. Unter dem Einflusse der kalten und heißen Jahres— zeit, namentlich der ersteren, starhen am meisten, unter demjenigen der milden Frühlings- und Herbstwitterung die wenigsten Menschen.

Der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen im Jahre 1872 hat 451,305 Personen d. i. 1952 p. M. oder ziemlich genau 1 der Bevölkerung betragen. Bezeichnet man einen Ueber—⸗ schuß von mindestens 12 p. M. als groß, einen solchen von weniger als 8 p. M. als klein, so gehören zu den Bezirken mit großem Ueber⸗ schuß:; die Provinz Sachsen, die Regierungsbezirke Stettin, Cöslin, Oppeln, Arnsberg, Düsseldorf, Trier, Hohenzollern, die bayerische w die sächsischen Regierungsbezirke Leipzig und Zwickau, in

ürttemberg der Neckarkreis, der Jagstkreis und der Schwarzwald⸗ kreis; ferner die badischen Kreise Mosbach, Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe, Baden und Offenburg die hessischen Provinzen Starken— burg und Rheinheffen, Anhalt und Reuß ä. L. Zu den Bezirken mit geringem Ueberschuß sind dagegen zu rechnen: die Provinz Hannover ohne die Landdrostei Stade, die Regierungsbezirke Breslau, Liegnitz, Münster, Minden und Cassel, die bayerischen Negierungebezirke ber. bayern, Niederbayern und Schwaben, der sächsische Regierungsbezirk Leipzig, Mecklenburg⸗Strelitz, das Herzogthum Qldenburg, Braun—⸗ schweig, Sachsen Altenburg, beide Schwarzburg, Waldeck, beige Lippe und Lübeck. In allen übrigen, vorstehend nicht genannten Bezirken betrug der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen zwischen 8 und 12 p. M. der Bevölkerung, hat also den mittleren Betrag für das Reich fast erreicht oder wenig übertroffen.

Nach Mittheilung des städtischen Statistischen Bureau sind bei den Standesämtern Berlins in der Woche vom 2l, bis inkl. 27. März zur Meldung gekommen; 268 Eheschließungen, 804 Lebendig⸗ geburten, 31 Todtgeburten und 559 Sterbefälle.

Im Asyl des rn Arbeiterhauses nächtigten im Monat März d. J. 12,953 Männer und 303 Frauen, in Summa 13.256 obdachlose Personen. Davon waren anwesend zum 1. Male 381 Männer, 11 Frauen; zum wiederholten Male 12572 Männer,

292 Frauen. Es wurden wiederholt verwarnt 1036 Männer, 21 Frauen; dem Polizeianwalt zur Bestrafung vorgeführt 562 Männer, 8 Frauen; der Königlichen Charits als krank überwiesen 55 Männer, 4 Frauen. Unter den aufgenommenen Männern befanden sich 6346 Handwerker und 6613 Arbeiter.

Die Zeitschrift des Königlich bayer. statistischen Bureaus bringt in Nr. 4 (7I. Jahrgang) uber das Immobiligr-Feu er—⸗ Versicherungswesen in Bayern detaillirte Nachweisungen, aus welchen wir Folgendes mittheilen: Die Zahl der versicherten Ge— bäude im Gebiere diesseits des Rheines betrug für das Jahr 187273 im Ganzen 1,B328, 063; hiervon trafen auf die unmittelbaren Städte 109,071, auf die Bezirksämter 1ů215, 997 Gebäude. Von dem ge— sammten Versicherungskapital zu 1ů294 490, 435 Fl. treffen 336, 415, 960 Fl. auf die unmittelbaren Städte, gös, 74,475 Fl. auf die Bezirke⸗ ämter. Bei der Unterscheidung der Versicherungsklassen ergiebt sich, daß an dem Versicherungskapitale betheiligt ist die 1. Klasse mit 54257 Millionen Fl, die 2. Klasse mit 431,3 Millionen, die 3. Klasse mit 6438 Millionen und die 4. Klasse mit 255 Millionen Fl. Der durchschnittliche Versicherungs betrag eines Gebäudes stellt sich für 1869/79 auf 917 Fl., für 1870,71 auf 929 Fl, für 187/72 auf 947 Fl., sür 1872773 auf 5 Fl. Derselbe ist demnach in 4 Jahren nahezu um 60 Fl. gestiegen. Das gesammte Versicherungskapital von 1,294,490 435 Fl. vertheilt sich auf die 7 Kreise wie folgt: Oberbayern mit 293 690020 Fl., Niederbayern mit 140,079,829 Fl., Oberpfalz mit 119 206, 980 Fl., Oberfranken mit 135,393,480 Fl., Mittelfranken mit 206,616,690 FI., Unterfranken mit 158735063 Fl., Schwaben mit 243,774,386 FJ. Der durchschnitt⸗ liche Versicherungsbetrag eines Gebäudes in den unmittelbaren Städten belief sich auf 5084 Fl., in den Bezirksämtern auf 786 Fl. Vereinnahmt wurden im Jahre 1872/73 an Versicherungsbeitrsgen 2, 121,365 Fl, an Vorschußfondbeiträgen 57,355 Fl, an sonstigen Ein⸗ nahmen 45.068 Fl, im Ganzen 2 223,728 Fl. Verausgabt wurden auf Brandentschädigungen 2071487 Fl., auf die Verwaltung 12197 Fl. Der Aktivrest beträgt 2 040,638 Fl. Hiervon treffen 1B 785,587 Fl. auf den Vorschußfond (Grundvermögen und Betriebs⸗ kapital der Anstalt). Die Vertheilung der Enlschädigungsbeträge nach Klassen gestaltet sich pro 1372,73 wie folgt: für Gebäude erster Klasse wurden hinausgezahlt 536, 986 Fl. oder 25, 3*; für Gebäude zweiter Klasse 510, 175 Fl, oder 246 36; für Gebäude dritter Klasse 204, 559 Fl oder 99 „; für Gebäude vierter Klasse 819,667 Fl. oder 39,6 *.

Kopenhagen, 22. März. Die gesammte Wagrenausfuhr des Königreichs Dänemark im Jahre 1873 4 repräsentirte einen Werth von 85 Mill. Rdl. Von die em Betrage fällt der bei Weitem überwiegende Theil auf Ackerbauprodukte, nämlich über 17 Mill. Rdl auf Korn und Kornwaaren, ungefähr 20 Mill. Rdl, auf lebendes Vieh und 13 Mill. Rdl. auf Fettwaaren also im Gan—⸗ zen über 50 Mill. Rdl., während die entsprechende Summe im vor— hergehenden Jahre etwas über 483 Mill. Rdl. war (ungefähr 25 Mill. Rdl. Korn, 14 Mill, Rdl. lebendes Vieh und 95 Mill. Rdl. Fettwagren). Vor 10 Jahren war die gesammte Ausfuhr von Acker⸗ bauprodukten nur etwas über 31 Mill. Rodl. (Korn 183 Mill. Röl, lebendes Vieh 6 und Fettwaaren gegen 7 Mill. Rd.). Der Zu— wachs ist stark und fortwährend steigend und ist um so bedeutungzs— voller, als er die Folge einer bedeutenden Vermehrung von lebendigem Vieh und Feitwaaren ist, während die Kornausfuhr zum Theil, abgenommen hat. Namentlich tritt dieses deutlich in dein hier beschriebenen Jahre hervor. Bekanntlich ist die Butterausfuhr Däne⸗ marks in starkem anhaltendem Steigen begriffen. Während der Durch⸗ schnitt der Ueberschuß Ausfuhr in den letzten 10 Jahren 46,000 Tonnen zum Werthe von 4 Mill. Rel. war, wurden in dem hier angeführ— ten Finanzfahre 89, 862 Tonnen zum Werthe von über 11 Mill. Rdl. ausgeführt. Unter anderen Ausfuhrgegenständen können schließlich ge— nannt werden; 27.722.286 Eier (Werth 577.527 Rdt.), 13 Mill. Pfd. Austern (105,730 Rdl.), 659,172 Pot Bier (544531 Rdl.), über 1 Mill. Pfd. Hafer 275,681 Rd), ungefähr 23 Mill. Pfd. Wolle (ca. 1 Mill. Rd.). 21092 Paar Handsckuhe (26463 Rd). 23 Mill. Pfd, Lum— pen (126,962 Rdl.), 1591 Fuder Torf (14,773 Rdi,), und Schwefel. säure u. s. w. 817,814 Pfd. (233,‚ 4427 Rd.). Von den Transit— lagern wurden ungefähr 19 Mill. Pfr. ausgeführt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Alexander Duncker, Königlichem Hof⸗ Buchhändler hierselbst, ist soeben eischienen: Das Nationaldenk— mal auf dem Niederwald von Johannes Schilling. Der Gesammt⸗Ertrag aus dem Absatz der vortrefflich ausgestatteten Schrift, der eine sehr gelungene Holzschnittabbildung des Denkmals in Halb⸗ folio beiliegt, ist ohne Abzug der Kosten für den Fonds des Denkmals bestimmt.

Im Verlage von Ernst u. Korn hierselbst ist erschienen: (Die geognostisch⸗agronomische Kartirung“ mit besonderer Berügstchtigung der geologischen Verhältnisse Norddeutschlands und der Mark Brandenburg, erläutert an der Aufnahme von Rittergut Friedrichsfelde bei Berlin, von Dr. Albert Orth, Prefessor an der Universität und am landwirthschaftlichen Lehrinstitut in Berlin. (Vom landwirthschaftlichen Centralverein des Regierungsbezirks Pots dam gekrönte Preisschrift). Der Text des Werkes zerfällt in vier Ab⸗ schnitte: J. Die geologischen Verhältnisse des norddeutschen Schwemm— landes und die Anfertigung geognostisch agronomischer Karten. II. Analytische Belege und Konsequenzen. III. Die geognostisch⸗agro⸗ nomische Kartirung. JIV. Die Beziehungen zum Wirthschaftsbetriebe. Die genannten Abschnitte behandeln an verschiedenen Stellen die viel fachen Beziehungen der Bodengrundlagen zum praktischen Leben, sei es nun die Benutzung derselben zu land, und forstwirthschaftlichen Zwecken, seien es Fragen der Kulturtechnik, der Gesundheitspflege und dergl. Im Anschlusse an die Karten und eine große Zahl von Ana— lysen sollen sie zeigen, welch' entscheidender Einfluß dem Boden nach den verschiedensten Richtungen zukommt und was die richtige Beur- theilung desselben und die praktisch⸗wirthschaftliche Disposition sowohl für die Einzelwirthschaft wie für die großen Interessen der Landes. kultur, also ebensowohl für die Staats und Gemeindeverwaltung und Gesetzgebung, wie im Einzelnen für den Land und Forstwirth, für den Architekt, Ingenieur, Kulturtechniker u. A. bedeuten. Das Werk umfaßt in seinem Texte 209 Seiten in groß Lex. 8 Format und ist begleitet von einem Atlas in groß Folio in Mappe, enthal—⸗ tend vier großentheils in reichem Farbendruck von Loeillot ausgestatte⸗ ten Karten in Größe von 20/30 bis zu 60/80 C-⸗M. Der Preis desselben ist 20 Mark.

Die Nr. 15 der Zeitschrift Die Natur“, Zeitung zur Ver⸗ breitung naturwissenschaftlicher Kenntniß und Naturanschauung für Leser aller Stände (Organ des Deutschen Humboldt Vereins), heraus⸗ gegeben von Dr. Otto Ule und Dr. Karl Müller von Halle. Halle, G. Schwetschke'scher Verlag (Preis 3 M vierteljährlich) hat folgenden Inhalt: Ueber das Petroleumgebiet im Hannoverschen. Von Aug. de Fries. (Fortsetzung;. = Das grüne Kleid der Erde. Von Hermann Meier. (Fortf) Mit Abbildungen. Literatur ⸗Bericht: I) Julius Lippert. Des Landmanns Gäste in Haus und Hof, in Wiese und Land. 2) Dr. J. R. Linke, Atlas der Giftpflanzen. 3) v. Thümen, Myeotheca universalis Technisches aus unserer Zeit: I) Das un⸗ zerbrechliche Glas. 2) Eine neue Art giftiger Kleiderstoffe. 3) Die Salieylsäure. .

Se. Majestät der König von Bayern hat aus Staats beiträgen drei neue Reisestipen dien bei der Königlichen Univer⸗ sität München gegründet, und zwar: zwei solche Stipendien à 500 Fl. für philologisch gebildete Lehrer der französischen und englischen Sprache behufs weiterer Auzbildung in Frankreich und England, und ein Sti⸗ pendium zu 1200 Fl. für einen vi fe on zum Besuche des archäo⸗ logischen Instituts zu Rom und dessen Filiale zu Athen. Die nähe⸗ ren Bestimmungen werden durch das bayerische Kultus⸗Ministerium bekannt gegeben werden. ö

Heute begeht der Geh. Hofrath Prof. Dr. L. Reichenbach in Dresden sein 60 jähriges Doktorjubiläum. Die philosophische . der Universität Leipzig hat bereits vor 10 Jahren Hrn.

eh. Hofrath Dr. Reichenbach das übliche Jubeldiplom Übersandt.

Der außerordentliche Professer Dr. Hüfner an der natur⸗ wissenschaftlichen Fakultät der Universttät Tübingen ist zum ordent⸗ lichen Professor an derselben befördert worden.

Das Comits für Erbauung des Wilhelms thurms in Dillenburg berichtigt die kürzlich gebrachte Notiz dahin, daß der Wilhelmsthurm, von Grund aus neu gebaut, noch keineswegs im Inneren baulich vollendet ist; es bedarf dazu noch einiger Tausend Thaler. Erst dann, wenn dieses Ziel, welches sich das Comits für seine Thätigkeit vorläufig gesteckt hat, erreicht ist, kann an das Meublement der einzelnen Räume und an ihre Ausstattung durch ent— sprechende Bilder und andere Kunstgegenstaͤnde gedacht werden. Das Comits richtet bei dieser Gelegenheit an alle Diefenigen, welche ein Interesse an dem großen Oranier haben, sewie an Die, welche sich mit Liebe an Dillenburg erinnern, die Bitte, dasselbe durch Bei— träge für den Ausbau des Wilhelmsthurms erfreuen zu wollen, dam t womöglich der Tag seiner Einweihung, der 27 Juni d. J, ihn völlig vollendet finde.

Die „Lüb. Bl“ melden über die Auffindung eines Hünen— grabes Folgendes: In der Nähe des Dorfes Albsfelde wurde vor einiget Zeit ein an der Landstraße in der Forst gelegener Grab— hügel aus vorgeschichtlicher Zeit geöffnet, dessen Anlage und Inhalt an verschiedenen Gegenständen aus dem Bronze-Zeitalter auch in wei⸗ teren Kreisen Beachtung verdient. Der Grabhügel in ovaler Form

von 15 und 13 Meter Durchmesser von Osten nach Westen gelegen,

war mit einem nach Westen offenen Steinring umgeben, an dessen südöstlicher Seite sich ein gepflasterter Heerd von ca. und 13 Meter Durchmesser befand, vermuthlich ein Opferheerd, wie ven Estorff solche hin und wieder in Gräbern der Lüneburger Haide (vergl. seine Daide⸗Alterth. in der Umgegend von Uelzen pag. 12) gefunden hat. Etwa 2 Meter unter der höchsten Erhebung des Hügels, also in der ungefähren Mitte desselben, fand sich das östliche Ende der Grab— stätte, die etwa 4 Meter lang und 3 Meter breit ganz von Roll— steinen einen halben Meter hoch aufgeschichtet war und drei durch größere Steine getrennte Gräber enthielt. Unter den Steinen fand sich eine starke Aschenschicht, von Kohlen⸗ und Knochenstücken unter— mengt, doch mußte die Verbrennung der Leichen nur theilweist erfolgt sein, da sich noch viele, und zwar die größten Knochenftagmente in der Mitte der Steinschrift zeiglen. Ebenfalls in der Mitte derselben fanden sich die Waffen und Schmuckgegenstände; sie waren also nicht gleichzeitig mit den Leichen dem Feuer übergeben, sondern erst nachher in unversehrtem Hustande hineingelegt. In dem nach Süden zu gelegenen Grabe fand sich ein Schwert in der schilfblattförmigen Gestalt, wie deren hier schon früher gefunden worden sind, mit dem augenfällig kurzen Griff, der Nilsson veranlaßte, in den Verfertigern dieser Waffen einen semitischen Völkerstamm, und zwar die Phönizier zu suchen. Von den aufgenieteten Schildchen am Griff, deren bügelartig vor⸗ stehende Ecken die Parirstangen bildeten, wie die in Sylt gefundenen vortrefflich erhaltenen Schwerter dieser Periode zeigen, war leider nichts mehr vorhanden, die Nietstifte ftaken bis auf einen noch sämmtlich in der Klinge. Das Schwert, 60 Cent. lang, lag in der Richtung des Körpers, mit der Spitze der Klinge nach Westen, wie auch der Körper, nach den aufgefundenen Knochen zu urtheilen, gelegen hat. Neben dem Schwerte fanden sich noch drei Messer, ein Schabmesser mit Metallgriff, eins zum Schneiden mit eingelegtem Holzgriff und Lederscheide, die Klinge sichelförmig, wie solche hier auch bereits gefunden, und endlich ein kleines, wenige Centimeter langes, mit drahtrundem Stiel. In dem mittleren Grabe fanden sich zwei zusammengelegte Spangen, wie solche zum Schmuck an den Schien—⸗ beinen getragen wurden; da sie sich bekanntlich in Urnen fast immer einzeln vorfinden, so mögen auch diese, die zudem noch verschiedene Arbeit aufweisen, verschiedene Eigenthümer gehabt haben, wofür auch hier der Umstand sprechen möchte, daß das dritte Grab leer gefunden wurde. Als Ornamentik zeigte nur die eine derselben einige schwache Spuren von einfachen linearen Motiven. Zu erwähnen ist noch, daß sämmtliche Gegenstände der kulturhistorischen Sammlung im Hause der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit übergeben wurden.

Wie ein Pester Telegramm der „Wiener Zeitung“ meldet, ist Franz Liszt vom Kaiser Franz Joseph als König von Ungarn zum Präsidenten der in Budapest zu errichtenden Musikakademie er⸗ nannt worden.

Die Triester „Adria“ schreibt: Das Denkmal des Kai— sers Maximilian steht bereits auf seinem Marmorsockel, und eben wird das Eisengitter um dasselbe aufgestellt. Das Standbild des Kaisers ist außerordentlich ähnlich; er ist dargestellt in österrei. chischer Admiralsuniform, mit vorgestreckter Rechten und den Blick auf das Meer gewendet. An den vier Seiten des Sockels stellen vier Figuren, zwei männliche und zwei weibliche, die Himmelsgegenden vor: den Osten eine alte Frau mit Halbmond und Stern, den Westen eine junge Frau mit dem Abendstern und Dreizack, den Süden ein Aegyptier der Phargonenzeit mit einem Palmzweig, den Norden ein behelmter Mann mit Harpune und Ankertau. Auf den Wanbflächen zwischen diesen Figuren stent die Inschrift: A Massimiliano d'Austria, Imperatore del Messico, 1875 Duce dell' a mata navale, ne curò lo splendore Della mariga mercantile promosse le sorti Con animo liberale soccorse i povᷣerelli Colla creazione di Miramar abbelli Trieste, sua patria di adezione.

Gewerbe und Handel.

Der Geschäftsbericht der Hannoverschen Bank für 1874 enthält folgende Daten: Die Notencirculation, die sich durch chnitt⸗ lich auf 3829, 850 Thlr. belief, ging gegen das Vorjahr um 188,288 Thlr. zurück, der Gewinn beträgt nach Abrechnung der mit 160,000

Thlr. gezahlten 4x Aktienzinsen 184807 Thlr, so daß das Gesammt⸗

erträgniß 8, a * repräsentitt. Auf Beschluß des Verwaltungsrathes kommt hiervon eine Dividende von 25 * zur Vertheilung. Die Um- sätze des letzten Jahres haben sich dem vorangegangenen gegenüber um 19,264,141 Thlr. vergrößert. Der Reservefond beträgt jetzt 211,143 Thlr. Das DeleredereKonto oder der Spezial-Reservefond hatte einen Bestand von 9713 Thlr., welcher zur Ausgleichung älterer Verluste mit verwendet wird. Der Gesammt Bruttogewinn beträgt 355,139 Thlr. Davon gehen ab: für Depositenzinsen 7096 Thlr. für Gewerbesteuer und Kommunalabgaben 5136 Thlr., für allgemeine Verwaltungskosten 45727 Thlr., für Verluste auf 2 Konten 1160 Thlr., zusammen 38,831 Thlr., so daß ein Netto Ertrag von 344507 3 verbleibt. Hierven sind 4* Zinsen auf 4,000,009 Thlr. Aktien gezahlt mit 160000 Thlr. und erübrigt daher der vorn erwähnte Reingewinn von 184,807 Thlr. .

Mit Bezug auf die Arbeiterkrisis in Süd⸗Wales wird der A. A. C.“ ans Cardiff gemeldet, daß daselbst am Mitt⸗ woch und Donnerstag eine Konferenz abgehalten werden sollte, die, wie man zuversichtlich glaubt, zur Beendigung des Strikes der Kohlen⸗ grubenarbeiter und folglich auch zur Äufhebung der Arbeitssperre führen wird. . .

Stockholm, 2. April. (W. T. B.) Die irrigen, dem dies⸗ seitigen Holz-Exportgeschäfte höchst nachtheiligen Angaben, welche der franzöfische Koysul in Christiania der französischen Regie⸗ rung über eine angebliche Ueberproduktion und eine im schwedisch- norwegischen Holzgeschäfte angeblich bevorstehende Krise gemacht und welche diese den französtschen Handelskammern mitgetheilt hat, haben von allen schwedischen und norwegischen Holz⸗Exportplätzen die lebhaftesten Proteste hervorgerufen. Jenen Angaben des französischen Konsuls egenüber wird von dem „Svenska-⸗Te egram⸗Byra die Thatsache nr. daß der diesjährige Holzabtrieb sehr wesentlich gegen früher gemindert ist, daß die auf Lager befindlichen Vorräthe nicht größer sind als gewöhnlich und daß nicht der geringste Grund zu der Be— fürchtung einer Krise vorhanden ist.

Verkehrs⸗Anstalten.

New York, 1. April. Der Dampfer ‚Westphalig“ von der hamkurgamerikanischen Gesellschaft ist heute Morgen 6 Uhr hier eingetroffen.