1875 / 78 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Apr 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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sind, welches in Medaillonform auf Neusilberplatte den Königlichen 2 ischen Adler mit der Umschrift „Königliches Polizei⸗Präsidium reslau“ zeigt. Breslau, den 30. März 1875. Königliches Polizei⸗Präsidium.

Freiherr von Uslar⸗Gleich en. Königliche Lehranstalt für Obst⸗ und Weinbau

zu Geisenheim im Rheingau. Beginn des Sommersemesters am 12. April 1875. Statuten der Anstalt sind durch die unterzeichnete Administration zu beziehen; auch wird die Unterbringung der Schüler in Geisenheim diesseits

vermittelt. . K Königliche Administration: Arndt Regierimngẽ. Ilath.

Die heute ausgegebene Nr. 14 der Allgemeinen Ver⸗ loosungs⸗Tabelle des Deutschen Reichs⸗ und König⸗ lich Preußischen Staats ⸗Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Papiere: Aussig⸗Teplitzer Eisenbahn⸗Prioritaͤts⸗ Obligationen. Bayerische 4proz. Prämien⸗Anleihe de 1866. Berliner Pfandbriefe. Braunschweigisches Prämien⸗ Anlehen. Calbe a. S., Oletz ko, Samtersche Kreis⸗ Obligationen. Hessische Ludwigs⸗TEisenbahn⸗Prioritäts⸗ Obligationen. Italienische Prämien⸗Anleihe (Prestito Nazionale) de 1866 (Rückstände). Lodzer Eisenbahn⸗AUktien (Rückstände); NNassauische 4proz. Staats⸗Anlehen de 1851 und 1858. Prager Kettenbrück⸗Aktien⸗Verein, Altien. Russisch⸗Polnische proz. Schatz⸗Obligationen. Sächsische unv erzinsliche Kammerkreditkassescheine. Schwarz burg⸗Son⸗ dershausensche Staats⸗Anlehen de 1864 und 18665. Schwedische Bergwerks⸗Besitzer⸗Hypotheken⸗Anleihe de 1835. Schweidnitzer, Solinger Stadt-2Abligationen. Stuhl⸗ weissenburg⸗Raab⸗ Grazer Prämien ⸗Antheilscheine. Stuttgarter Allgemeine Rentenanstalt, 5proz. Pfandbriefe. Stuttgarter Pferde⸗Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Partial⸗Obligationen.

Die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 1 Mark 50 Pf. (15 Sgr.) vierteljährlich durch alle Postanstalten, so wie durch Carl Heymanns Verlag, Berlin, 8. W., Königgrätzer⸗ straße 199, und alle Buchhandlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition. Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 25 Pf. (20 Sgr.)

Aichtamtliches.

Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. April. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute um 11 Uhr den Vortrag des Militär⸗Kabinets durch den Oberst-Lieutenant von Haugwitz und darauf den des Civil⸗Kabinets durch den Geheimen Kabinets⸗ Rath von Wilmowski entgegen, und empfingen Nachmittags 4 Uhr den Reichskanzler Fürsten von Bismarck zum Vortrage.

Vor der Ausfahrt empfingen Se. Majestät die Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich, welche Sich wegen der bevor⸗ stehenden Abreise nach Cassel verabschiedeten.

Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin war heute mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden in der Generalversammlung des Berliner Frauen⸗Lazareth⸗Vereins anwesend.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern um 11 Uhr Vormittags militärische Meldungen entgegen und empfing um 12 Uhr den Major und Flügel⸗Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers von Stülpnagel.

Um 45 Uhr Nachmittags ertheilten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin dem neu ernannten spanischen Gesandten Don Francisco Merry y Colom und dessen Vorgänger Juan Antonio de Rascon Audienzen. Um 6 Uhr wurde der General der Infanterie von Schmidt, Gouverneur von Metz, von Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen empfangen. Abends begab Sich Höchstderselbe in die Oper.

Das Staats⸗Ministerium 1 Uhr zu einer Sitzung zusammen.

Der Ausschuß des Bundes raths für Zoll⸗ und Steuerwesen trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Von den zahlreichen Kundgebungen zur Feier des 60. Geburtstages des Reichskanzlers Fürsten von Bis⸗ marck erwähnen wir heute noch folgende:

Magdeburg, 1. April. Die „Magdeburger Zeitung“ meldet: Der Herr Reichskanzler Fürsft v. Bismarck hat aus unserer Stadt zu seinem 60. Geburtstage von verschiedenen Vereinen Glückwunschschreiben, die zum Theil auch von sinnigen und volksthümlichen Geschenken begleitet waren, erhalten. Auch der Magistrat und die Stadtverordneten haben eine Glückwunsch⸗ adresse erlassen und außerdem ist in der heutigen außerordent⸗ lichen Sitzung der Gemeindevertretung dem Fürsten auf Antrag des Magistrates das Ehrenbürgerrecht der alten Stadt Magdeburg verliehen worden. Nachdem der Vorsitzende des Magistrats in längerer Rede, welche die Verdienste des Fürsten eingehend würdigte, den Antrag begründet hatte, wurde dieser einstimmig angenommen und zugleich die Genehmigung ertheilt, dem Fürsten von dem Beschlusse telegraphisch Kenntniß zu geben. In Betreff der künstlerischen Ausführung des Ehrenbürgerbriefes wird der Versammlung eine weitere Vorlage zugehen. Mit einem Hoch auf den Fuͤrsten, in welches die Anwefenden begei⸗ stert einstimmten, wurde die Sitzung geschlossen.“

k 1. April. An den Reichkanzler Fürsten von Bismarck wurde gestern folgende Glückwunsch⸗-Adrefse, unterzeichnet vom Magistrate, Bürgervorstehern, den Wahlcomites, Wahlmännern, Korporationsvorstaͤnden in Hannover und Linden

u. s. w. übersandt: Durchlauchtigster Fürst!

Der bevorstehende 61. Geburtstag Ew. Durchlaucht giebt den Unterzeichneten die hochwillkommene Veranlassung, Ew. Durchlaucht die innigsten Wünsche für Ihr Wohlergehen darzubringen und damit den Ausdruck der aufrichtigften Verehrung zu verbinden. Fürwahr! eine günstige Fügung ließ in demselben Jahre 1815, in welchem die ersten Freiheitskriege gegen Frankreich zum Abschluß kamen, den Mann . werden, dem es beschieden worden ist, als der 83 im

athe unseres erhabenen Kaisers und Königs die Größe und Macht des Vaterlandes auf dem unerschüttersichen Grunde der ö. Volkskraft aufzurichten. Und wenn nach dem siegreich geführten Kampfe gegen den äußeren Feind dem neuerstandenen Beutschen Reiche ein neuer gewaltiger Kampf aufgezwungen ist gegen die AÄn—

trat heute Mittag

und stolzer Zuversicht auf den Reichskanzler, der mit Weisheit und Energie die Souveränetät des Deutschen Staates auch in diesem Kampfe stegreich vertheidigt gegen alle Feinde des Reiches! Möge Gott das erflehen wir Ew. Durchlaucht noch viele Jahre in Gesundheit und Kraft an dem Steuer des Deutschen Reiches erhalten zum Ruhme und zum Heile des Vaterlandes und zum Schrecken sei⸗ ner Feinde! Hannover, im März 1875. Euer Durchlaucht treu ergebene. Auch aus Lüneburg, Münden, Emden, Leer, Uttum, Pa⸗ penburg, Hoya, Schledehausen und anderen Orten unserer Pro⸗ vinz find Adressen an den Fürsten von Bismarck abgegangen.

Cöln, 2. April. In der gestrigen öffentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung wurde der einstimmige Be⸗ schluß gefaßt, den Reichskanzler Fürsten von Bismarck zum Shrenbürger der Stadt zu ernennen und ein bezügliches Diplom anfertigen zu lassen. Sodann wurde nachstehende Beglückwünschungsadresse zum 60. Geburtstage des Fürsten sofort telegraphisch nach Berlin gesandt:

„Sr. Durchlaucht dem Herrn Reichskanzler Fürsten Bismarck in Berlin. Die Stadtverordnekenversainmlung in aufrichtiger Vater⸗ landsliebe, in dankbarer Anerkennung Ihres thatenreichen und ruhm⸗ vollen Wirkens für Herstellung des Dentschen Reiches und für die Ehre, Freiheit und Wohlfahrt des Vaterlandes, hat bei Eröffnung der heutigen Sitzung den Beschluß gefaßt, Ew. Durchlaucht zum Ehrenbürger der Stadt Cöln zu ernennen und das ensprechende Ehren⸗Diplom folgen zu lassen. Indem sie sich beehrt, diesen Be⸗ schluß telegraphisch mitzutheilen, ergreift sie die Gelegenheit. Ew. Durchlaucht zum 60 Geburtstage den innigsten und besten Wunsch für die Erhaltung Ihrer Gesundheit und für die Fortdauer Ihrer erfolgreichen Thätigkeit im geistigen Ausbau des Staates ehrerbietigst darzubringen.

Cöln, 1. April 1875.

Der Ober-⸗Bürgermeister, die Beigeordneten und Stadtverordneten.“

Leipzig, 31. März. Zum 60. Geburtsfest des Für⸗ sten von Bismarck ist heute die nachstehende, aus der Feder des Professors Zarncke herrührende Adresse, mit 2419 Unterschriften bedeckt, von hier abgegangen:

Durchlauchtigster Fürst!

Ew. Durchlaucht nahen dle unterzeichneten Bürger und Ein⸗ wohner der Stadt Leipzig, um Ihnen zu dem bedeutsamen Tage, an welchem Sie ein nenes Jahrzehnt Ihres Lebens betreten, die ehr— erbietigsten Glückwünsche darzubringen. Innig flehen wir zu dem Lenker der menschlichen Geschicke, daß er Ew. Durchlaucht bei rüsti⸗ ger Kraft echalten wolle, um Ihretwillen wie um des Vaterlandes willen, daß Ew. Durchlaucht Muth und Weisheit nicht zu entrathen vermag. ;

Ew. Durchlaucht kennen die Gefühle der Verehrung und Dank— barkeit, zu denen Sie unt verpflichtet haben. Was seit Jahrhun . derten die Sage geträumt, was dann seit Dezennien glühendste Lei⸗ gn erstrebt hatte und was doch im Ringen der Parteien fast in sein Gegentheil umzuschlagen drohte, das haben Ew. Durchlaucht mit kühnem Gedankenfluge, mit eiserner Thatkraft, mit genialer Erfassung des Moments wunderbar schnell zur Wirklichkeit gemacht. Aber Ew. Durchlaucht sind nicht zufrieden gewesen, dem Deutschen sein Vaterland zurückgegeben zu haben, Sie haben auch den Stolz besessen, daß dies Vaterland ein vollfreies, ein ungefesseltes sein solle. So sind Ew. Durchlaucht der Herausforderung nicht ausgewichen, den Kampf wieder aufzunehmen mit dem alten Unterdrücker der ger— manischen Stämme, der schon im frühen Mittelalter die arignischen Stämme niederwerfen half, der dann später das deutsche Kaiserthum schon einmal mit Erfolg unterwühlt hat und der heute wieder bereit steht, dem äußeren Feinde die Hasd zu reichen zu unserer Vernich— tung; dessen Herrschsucht die schwachen und denkträgen Gemüther zu bethören versucht durch die übermüthige und heuchlerische Phrase, daß er, der sterbliche und irrende Mensch, der allein berufene Vertreter des göttlichen Willens sei.

Wohl verkennen wir nicht den Ernst der Lage und begreifen es, wenn der Gegner durch frühere Erfolge keck gemacht ist. Aber was in den Zeiten des Mittelalters möglich war, ist es heute nicht mehr. Denn heute umgiebt die Führer des Volkes nicht mehr eine indifferente Masse; aus Unterthanen sind freie und denkende Bürger geworden, die selber voll eintreten in den Kampf der geistigen Gewalten. Das ist eine Phalanx, über die die Kombinationen des Zufalls und die

unst politischer Ränkeschmiede keine Macht mehr besitzen, und un⸗ besiegbar ist hier, wer auf seiner Seite die Gesetze des Denkenls und die offene Ehrlichkeit der Motive hat.

Ewe Durchlaucht sind in diesem Kampfe der Führer der deut⸗ schen Nation geworden nicht blos durch Ihre Stellung im Staate, sondern fast mehr noch durch die zündende Macht Ihrer Worte, die sich tief in unser Aller Herzen geprägt haben, und durch die voll⸗ endete Sicherheit und Klarheit, mit der Sie die Gegensätze um— grenzt und die Zielpunkte bestimmt haben. Aber wenn wir uns so in dankbarer Verehrung vor Ihrem Namen beugen, so fühlen wir doch auch, daß Ew. Durchlaucht, soll es zum Siege führen, auf die kampfbereite und ausdauernde Hingebung der deutschen Nation werden zählen müssen. Und so wollen es Ew. Duichlaucht nicht verschmähxen, wenn wir, Männer eines durch und durch deutsch gesinnten Gemeinwesens, an dem heutigen Tage in Ihre Hand das feste und feierliche Ver⸗ sprechen niederlegen, daß wir stets und unwandelbar, und ein Jeder in seinem Kreise, zu Ew. Durchlaucht zu stehen entschlossen sind, um unser Vaterland von einer Fremdherrschaft zu befreien, die ebenso sehr , politischen Ehre wie dem Ernste . Denkens zum Makel gereicht.

Gott erhalte, Gott stärke Ew. Durchlaucht in dem großen Kampfe! In tiefster Ehrerbietung verharren Ew. Durchlaucht gehorsamste (Folgen die Unterschriften). Leipzig, den 31. März 1875.

Eisenach, 1. April. Der hiesige Reichsverein hat gestern Abend folgende Glückwunschadrefse an den Reichskanzler abgesandt:

„Durchlauchtiger Fürst! In den Jubel, mit welchem Millionen den heutigen Tag begrüßen, der Ew. Durchlaucht in ungeschwächter Kraft findet, und dem deutschen Vaterlande gleichsam zum zweiten Male schenkt, stimmt auch die reichstreue Bürgerschaft Eisenachs mit vollster Aufrichtigkeit ein. Gerade heute zieht vor der Seele jedes Vaterlandsfreundes das Bild des letzten Jahrzehntes vorüber, welches mächtig, ja überwältigend wirkt, und die verjüngte Germania im Strahlenglanze erscheinen läßt, gerade heute vergegenwärtigt man sich mit Gefühlen erhöhter Dankbarkeit, welchen Äntheil an diesem Meisterwerke Ew. Durchlaucht zu beanspruchen haben. Möge Ew. Durchlaucht noch lange Jahre dem Vaterlande erhalten bleiben, und mit ihm auch siegreich aus dem Kampfe gegen denjenigen Feind her vorgehen, gegen welchen einst von unserer Wartburg der Fe dehand⸗ schuh geschleudert wurde. In tiefster Ehrerbietung zc.“

Oldenburg, 1. April. Auch von hier ist an den Fürsten von Bismarck zu seinem heutigen Geburtstage eine Glückwunschadresse abgesandt worden, welche hier über 2000, und aus allen übrigen protestantischen Gemeinden des Herzog⸗ ian über 10,0006 Unterschriften erhalten hat. Die Be⸗ zheiligung würde eine ungemein größere gewesen sein, wenn nicht leider die Sache erst so spät in Angriff genommen worden wäre, daß die Einladungen zur Unterschrift vielfach, namentlich auf dem Lande, nicht mehr genügend verbreitet und . den entlegeneren Theilen des Großherzogthums, Eutin und Birken⸗ feld, gar nicht mehr erstreckt werden konnten.

maßungen Roms, so sieht jeder deutsche Patriot mit festem Vertrauen

von Bismarck ist von hier aus gestern früh folgende Depesche

zugegangen: .

Durchlauchtiger Fürst! Millionen deutscher Herzen schlagen Ihnen, dem Begründer der dentschen Einheit, am heutigen Tage entgegen. Gestützt auf das Vertrauen unseres erhabenen Kaisers und getragen von der vertrauensvollen Verehrung des die nationale Ein— heit und Geistesfreiheit hochhaltenden deutschen Volkes werden Ew. Durchlaucht auch durch Niederwerfung des diese bekämpfenden Feindes den stolzen Bau festigen und krönen. Möge Gott Ihnen noch viele Jahre Gesundheit, Kraft und Geistesfrische erhalten zur Ehre und Wohlfahrt des deutschen Volkes. Ew. Durchlaucht treu ergebene: Der Baugewerkverein, E. Munte. Der Bürgerverein, Bruno Greuner. Der gewerbliche Schutzverein, C. Maschmeyer. Die Han⸗ delskammer, Fr. Selwig. Der Handwerkerverein, W. Boffe. Der liberale Wahlverein, E. W. T. Grassau.

Zu der Konkursordnung und dem Einführungs⸗ gesetz zu derselben, welche der Reichskanzler im Namen Sr. Masestät des Kaisers unterm 21. Januar d. J. dem Reichs⸗ tage vorgelegt hat, sind nun auch die gedruckten Motive ver⸗ theilt worden. Dieselben bilden einen 493 Seiten starken Band. Außerdem sind in einem besonderen Anlageband die Quellen des in Deutschland, Großbritannien und den Vereinigten Staa⸗ ten von Nordamerika geltenden Konkursrechts zusammengestellt.

= Nach der Bestimmung zu 7 des Cirkularerlasses des Finanz⸗Ministers vom 28. November 1863 sollen die Karenz⸗ Unterstützungen an Wittwen verstorbener Beamten bis zur Höhe des nominellen Jahresbetrages der in Gold versicherten Wittwenkassen⸗Pension in Courant gewährt werden und dabei als Grundlage für die Festsetzung der zu bewilligenden Unter— stützungen nach der Bestimmung zu 10 des gedachten Cirkular— erlasses die von der General⸗Direktlon der Königlichen allgemeinen Wittwen Verpflegungsanstalt ausgefertigten Empfangs⸗Berechti⸗ gungsscheine dienen, in denen der Betrag der versicherten Wittwenpensionen bisher in Gold angegeben war.

Da inzwischen nach Einführung der Markrechnung in den Berechtigungsscheinen die versicherte Wittwenpenston in Mark einschließlich des Goldagios ausgeworfen ist, so hat der Finanz⸗ Minister unter Abänderung der Bestimmung zu 7 des Cirkular— Erlasses vom 28. November 1863 durch einen Cirkular⸗Erlaß vom 24. v. M, genehmigt, daß die Karenz⸗Unterstützungen fort⸗ an bis zur Höhe des in den Berechtigungsscheinen in Mark an⸗ gegebenen Betrags der versicherten Pension unverkürzt in Mark gewährt werden.

Ein sogenannter Medizinal-Pfuscher, welcher gewerbsmäßig im Umherziehen ärztlichen Rath ertheilt und feilbietet, kann, nach einem Erkenntniß des Ob er-Tribunals vom 5. März er, im Sinne der Reichs⸗Gewerbe⸗Ordnung, als eine Medizinalperson, welche bei ihrem Gewerbe ein höheres wissenschaftliches Interesse verfolgt, betrachtet werden, und inso⸗ fern können die Bestimmungen der Reichs⸗Gewerbe⸗Ordnung über die Ausübung der Heilkunde, wenn sich dieselben nicht ausdrücklich auf ahprobirte Medizinalpersonen beziehen, gleich⸗ mäßig auf approbirte und nicht⸗approbirte Medizinalpersonen in Anwendung gebracht werden.

Es dürfte für diejenigen preußischen Aussteller, welche für die von ihnen in Wien benutzten Ausstellungsbehäl⸗ ter die liquidirten Kostenbeträge bis jetzt noch nicht eingezahlt haben, von Interesse sein zu erfahren, daß das hiesige Königliche Stadtgericht in einem von der Königlichen Landes⸗Kommission für die Wiener Weltausstellung gegen einen säumigen Aussteller angestrengten Prozesse zu Gunsten des gestellten Klageantrages entschieden hat und daß in Folge dessen demnächst binnen kürze⸗ ster Frist gegen sämmtliche Restanten im Wege der Klage vor⸗ gegangen werden soll. ö

Der General der Infanterie und Gouverneur von Metz, von Schmidt, hat sich nach Metz zurückbegeben. Der Oberst⸗ Lieutenant Baron Kaulbars vom Kaiserlich russischen General⸗ stabe ist auf einige Zeit hier eingetroffen. xd , , , , 6 Der General⸗Post⸗-Direktor hat allgemein angeordnet, daß fortan sämmtliche Post⸗Aspiranten auch den Tele⸗ graphendienst zu erlernen verpflichtet sind. Die Zulassung zum Assistenten⸗ und Sekretärexamen wird von dem Nachweis der erlangten Befähigung für den Telegraphendienst abhängig gemacht. Durch diese mit der Vereinigung der Post⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung in Verbindung stehende Maßregel wird ein im Telegraphiren geübtes zahlreiches Personal jüngeren Lebens⸗ alters gewonnen, welches zugleich für den etwaigen Kriegsfall eine jederzeit bereite Aushülfe darbietet.

S. M. S. „Niobe“ sowie S. M. Briggs „Rover“ und „Musquito“ sind am 1. April er. in Kiel, S. M. Dampfer „Boreas“ ist am 31. März und S. M. Kanonen⸗ ,, , am 1. April er. in Wilhelmshaven in Dienst gestellt.

Fulda, 2. April. (W. T. B.) Die Konferenz der preußischen Bischöfe ist heute geschlossen worden. Wie ver⸗ lautet, hätte der Papst derselben seinen Segen ertheilt und die Bischöfe zum Ausharren im Kampfe ermahnt. Der Fürstbischof von ö Dr. Först er, ist heute Morgen bereits von hier ab⸗ gereist.

Bayern. München, 1. April. Se. Majestät der König hat gestern Nachmittag nach längerer Zeit wiederum eine Spazier⸗ fahrt unternommen. Der im Kriegs⸗Ministerium ein⸗ getretene Wechsel wird heut im Gesetz⸗ und Verordnungsblatt in folgender Form publizirt: Se. Majestät der König hat unterm 27. März J. J. Allergnädigst geruͤht, dem , Gesuch des Generals der Infanterie und Staatsraths im ordent⸗ lichen Dienste, Sigmund Frhrn. v. Pranckh, um Enthebung von der Stelle des Kriegs-Ministers unter huldpollster Anerkennung der von ihm in ö Zeiten mit aufopfernder Hingebung geleisteten ausgezeichneten Dienste zu entsprechen, denselben in die Zahl der Staatsräthe im ordentlichen Dienst ein⸗ reihen zu lassen und zu bestimmen, daß derselbe als General der Infanterie, sowie als Inhaber des 8. Infanterie⸗Regiments im aktiven Verhältniß zu verbleiben habe; ferner hat Se. Kö⸗ nigliche Majestät unter dem gleichen Tage sich allergnädigst be⸗ wogen gefunden, den General-Lieutenant und kommandirenden General des II. Armee⸗Corps, Joseph v. Maillinger, vom 4. April d. J. an zum Staats⸗Rath im ordentlichen Dienst und Kriegs⸗Ministerium zu ernennen. Hinsichtlich des Gesetzent⸗ wurfs, die Erwerbung der bayerischen Ost bahnen betreffend, wurde im Klub der patriotischen Fraktion der Beschluß gefaßt, diesen Gegenstand nicht als Parteifrage zu behandeln. In Folge dessen wollen auch eine Anzahl Mitglieder dieser Fraktion für den Gesetzentwurf stimmen, dessen Annahme hierdurch als gesichert erscheinen dürfte. Nach einer Mittheilung der „Donau⸗Zeitung“ werden sich auch die bayerischen Bischö fe, und zwar im Juni

Braunschweig, 2. April. Dem Reichskanzler Fürsten

d. J., zu einer Besprechung versammeln und wird Eichstädt als Ort

welche der Redacteur des „Vaterland“, Hr. Sigl gegen das

der Versammlung genannt. Der vormalige langjährige Ge⸗ neral⸗Sekretär des Staatsraths, Seb. v. Kobell, ist nach län⸗ gerem Leiden im 73. Lebengjahr heute Nachts gestorben.

3. April. (W. T. B.) Die Nachricht, daß die bayerische Regierung mit dem Reichs⸗Invalidenfonds wegen Ankaufes der Ostbahn ein Vorschußgeschäft abgeschlossen hätte, kann nach guten Informatignen als unbegründet bezeichnet werden.

In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeord⸗ neten richtete Professor Gerstner eine Interpellation wegen Re⸗ vision des Forstgesetzes von 1852 an den Minister des Innern, worauf dieser antwortete, daß ein einschlägiger Antrag beider Kammern im bevorstehenden Landtagsabschied seine ordnungs⸗ mäßige Erledigung finden werde, und daß eine Reviston der forstpolizeilichen Bestimmungen in Arbeit begriffen sei, so daß ein bezüglicher Gesetzentwurf dem nächsten Landtag könne vor⸗ gelegt werden. Die Kammer beschloß dann auf Antrag ihres früheren Präsidenten, des Frhrn. v. Ow, eine Aenderung ihrer Geschäftsordnung, insbesondere bezüglich der Wahl der Schrift⸗ führer. Zwei kleine Gesetzentwürfe wegen einer Erweiterung des

1 von 1852 über die Benützung des Wassers und über die Bestreitung der Impfkosten in der Bing. letzterer veranlaßt durch das mit dem heutigen Tag ins Leben tretende Reichs⸗ impfgesetz, wurden fast ohne Diskussion angenommen. Eine ziemlich erregte Debatte ergab sich zu dem Gesetzentwurf, welcher die Genehmigung zur Aufnahme eines Kreisanlehens zur Deckung der Kosten für die Erweiterung und Verbesserung der Irren⸗ anstalt in München verlangt. Schließlich wurde jedoch das Gesetz einstimmig genehmigt.

J. April. W. T. B.) Die Nich tigkeitsbeschwerde,

Urtheil des Schwurgerichts erhoben hatte, das ihn wegen Be⸗ leidigung des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck zu zehn⸗ monatlicher Gefängnißstrafe verurtheilte, ist heute vom obersten Gerichts hofe als unbegründet zurückgewiesen worden. Dr. Sigl wurde dabei außerdem noch in eine sogenannte Frivolitätsstrafe von 50 Gulden verurtheilt. .

3. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde das Staats⸗Ministeriam vom Abg. Schleich darüber interpell irt, ob dasselbe gegenüber der von den Bischöfen geübten, auch dem von letzteren geleisteten Eide zuwiderlaufenden Nichtbeachtung der Staatsverfassung, durch welche die Würde und Sicherheit des Staates geradezu verletzt werde, nicht lieber die Artikel 57 und 58 der Verfassungsbei⸗ lage, in denen vom Placetum regium die Rede ist, ganz aufheben und den Versuch machen wolle, die gedachten Artikel durch eine neue gesetzliche Bestimmung zu ersetzen. Vom Kultus⸗ Minister v. Lutz wurde die Beantwortung der Interpellation in einer der nächsten Sitzungen zugesichert.

Württemberg. Stuttgart, 2. April. An Stelle der für die Städte Dresden und Leipzig bestehenden württembergi⸗ schen Konsulate ist ein Königliches Konsulat für das König⸗ reich Sachsen mit dem Sitze in Dresden errichtet und auf diesen Posten der bisherige Königliche Konsul in Leipzig, Geheime Kommerzien⸗Rath von Baensch be⸗ rufen worden. Am 31. März früh verließ mit⸗ telst Extrazugs das seit seiner Errichtung dort garnisonirende Füsiller⸗Bataillon des 7. Infanterie⸗Regiments unter dem Kommando des Majors Freiherrn von Falkenstein die Stadt Um. Der Divistons⸗Commandeur General⸗Lieutenant von Starkloff, der Festungs⸗Kommandant Königlich bayerischer General⸗Major Hebberling, die General⸗Majore von Flatow und von Triebig sowie viele andere Offiziere hatten sich zum Abschied auf dem Bahnhof eingefunden. Das Bataillon ist nach Tübingen bestimmt und wird bis zur Vollendung der dortigen Kaserne einstweilen auf der Solitude untergebracht, Am 25. v, M. starb in Würzburg der Königlich württembergische Legations⸗ Rath a. D. v. Meerheimb im Alter von 83 Jahren.

Hessen. Darm stadt, 1. April. (Fr. J) Die Regie⸗ rung hat nach einer amtlichen Erklärung den Erlaß eines die Anlage von Ortsstraßen und die Errichtung von Gebäuden regelnden Gesetzes in Aussicht genommen.

Mecklenburg. Sch werin, 2. April. (Meckl. Anz) Se. Königliche Hoheit der Er bgroßherzog hat nach hier eingetroffenen Nachrichten am gestrigen Tage die Weiterreise von Cairo nach dem Sinai und Palästina angetreten, wird sich am 12. d. Mts. zu Port Said einschiffen und gedenkt am 15. d. Mts, in Jerusalem einzutreffen. Se. Königliche Hoheit und Reisebegleitung erfreuen sich des besten Wohlseins.

Anhalt. Dessau, 1. April. Die heutige Plenarsitzung des anhaltischen Landtags, welcher als landesherrlicher Kom⸗ missar der Staats⸗Minister Hr. von Larisch beiwohnte, wurde um 103 Uhr eröffnet. Der Abg. Franke theilte zur Geschäfts⸗ Ordnung mit, daß er bereits gestern der Kommission erklärt habe, daß er seinen die anderweite Organisation der obern Finanzbehörde betr. Antrag zurücknehme. Der eine Grund, der ihn hierzu bewogen, liege darin, daß er bei der Gestalt, welche die Kainitfrage gegenwärtig angenommen, eine Verdunkelung derselben durch diefen Antrag befürchte, der andere sei der, daß er eine rein sachliche Behandlung dieses sachlichen Antrags nicht glaube erwarten zu können. Der Präsident Pietscher hemerkte in Bezug auf die Geschäftsordnung, daß es dem Antragsteller wohl frei stehen dürfte, seinen Antrag jederzeit zurückzuziehen, fragte aber in diesem Falle noch besonders an, ob kein Widerspruch aus der Mitte des Landtags erhoben werde. Dies geschah nicht und die Sitzung wurde darauf geschlossen.

Sachsen⸗2Asltenburg. Altenburg, 1. April., Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Constantin ist heute Vormittag von hier nach Stuttgart abgereist. .

ö Lübeck, 31. März. Der von der hiesigen Bevölkerung zu Ehren des heutigen 60. Geburtstages des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck entwickelte Flaggenschmuck verbreitete sich über die ganze Stadt, Vorstädte und die Schiffe des Hafens. Selbst die entlegensten, von der ärmeren Bevölkerung bewohn⸗ ten Stadttheile betheiligten sich an der Feier.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 1. April. SStraßb. Ztg.) Der seitherige Bezirkspräsident des Unterelsasses, von Ernsthau sen, hat sich gestern zum Antritt seines neuen Wirkungskreises nach Colmar begeben.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 2. April. Der Kaiser ist 3 Nachmittag um 5 Uhr 30 Minuten mittelst Separat⸗

hofzuges der Südbahn nach Triest gereist und von den Erz—

herzögen Karl Ludwig und Ludwig Victor begleitet worden. Der Kaiser empfing vor seiner Abreise den neu ernann⸗

Mit dem gestern Morgens 7 Uhr 8 Minuten von hier abgegangenen Eilzuge der Südbahn sind der Minister⸗Präsident Fürst Auersperg, Freiherr v. Pretis und Dr. Unger nach Triest abgereist. Der Minister Dr. v. Stremayr ist durch Unwohlsein von der Reise zurückgehalten worden.

Wie der „Times“ von Wien gemeldet wird, steht die Unterzeichnung der von Oesterreich mit Rumänien abge⸗ schlossenen Zollkon vention bevor und soll dieselbe im Mai d. J. der Deputirtenkammer in Bukarest und im nächsten Herbst den gesetzgebenden Versammlungen in Wien und Pest zur Ge⸗ nehmigung vorgelegt werden. .

Triest, 2. April. Der Kaiser empfing heute Nachmittag eine große Anzahl von Privatpersonen in Audienz, darunter viele Deputationen von Gemeinden und Vereinen, namentlich auch von mehreren Arbeitervereinen, sowie die hier fungirenden Konsuln auswärtiger Staaten. Nach einem der Herzogin von Württemberg und der Gemahlin des Statthalters abgestatteten Besuche besichtigte der Kaiser sodann das Maximilians⸗Museum und die große Dampfmühle, wobei ihm Seitens der Bevölkerung abermals enthusiastische Begrüßungen zu Theil wurden. Bei Annahme einer ihm von den Arbeitervereinen über⸗ reichten Adresse erklärte der Kaiser, er erkenne an, wie nützlich die Arbeitervereine seien, wenn dieselben ihrem eigentlichen Zwecke, nämlich der Verbesserung der Lage der Arbeiter dienten, er vermöge aber die Nützlichkeit nicht einzusehen, wenn diese Bahn verlassen werde. Und das hänge wesentlich von den Füh⸗ rern der Arbeitervereine ab. Der Kaiser fügte hinzu, er zwei⸗ fele nicht, daß die anwesenden Vertreter der Arbeiter an dem von ihm ausgesprochenen Grundsatze festhalten würden und ver⸗ sicherte, daß er alle Bestrebungen zur Verbesserung der Lage der Arbeiter unterstützen werde. Auf die Ansprachen des Stadtrathes und der Handelskammer erwiderte der Kaiser mit dankenden Worten und mit der Aufforderung zur einmüthigen Unter⸗ stützung der Regierung.

Pest, 1. April. Der Finanz⸗Minister Szell unterbreitete dem Abgeordnetenhause Gesetzentwürfe über Restaurations⸗ arbeiten an der Vajda⸗Hunyader Burgruine, über Umrechnung der Verzehrungssteuern nach dem Metersysteme und eine Nach⸗ tragsvorlage zu dem Wein⸗ und Fleischsteuer⸗Entwurfe. So⸗ dann wurde der Volksschullehrerpenstons⸗Gesetzentwurf unver⸗ ändert angenommen. In der morgigen Sitzung gelangen vier kleinere Steuergesetzentwürfe zur Verhandlung.

Schweiz. Bern, 31. März. Der Bundesrath ge— nehmigte in seiner heutigen Sitzung die eidgenössische Staats⸗ rechnung für 1874. Laut derselben belaufen sich die Ein⸗ nahmen auf 46,843, 809 Fres. 81 Cts. und die Ausgaben auf 45,585,171 Fres. 85 Cts., Einnahme⸗Ueberschuß 1,258,637 Fres. 96 Cts. Des Ferneren vollzog der Bundesrath heute gemäß Art. 70 der Militärorganisation die Wahlen für das Generalstabs⸗Corps. In dasselbe wurden unter Anderen gewählt: die Obersten H. Sieg⸗ fried von Zofingen und Rud. v. Sinner von Bern und die Oberst⸗Lieutenants H. Bollinger von Schaffhausen, C. Frey von Mönchenstein im Kanton Baselland, A. Rudolf v. Riet⸗ heim im Kanton Aargau und V. Burnier von Lausanne. Endlich erklärte der Bundesrath, da die Frist für das Begehren einer bezüglichen Volksabstimmung abgelaufen, das neue Bun⸗ desgesetz vom 24. Dezember 1874, betreffend die Verzollung von Eisenbahnmaterial, als in Kraft bestehend. Dasselbe wird somit von morgen an zur Ausführung gelangen.

Großbritannien und Irland. London, 2. April. (W. T. B.) Die Königin hat heute ihren Aufenthalt in Os⸗ bo rne genommen.

Z. April. (W. T. B.) Die heutige Morgennummer der „Times“ enthält einen Artikel, welcher die dem Reichs⸗ kanzler Fürsten von Bismarck zu seinem Geburtstage aus allen Theilen des Deutschen Reichs gewordenen überaus zahlreichen Kundgebungen bespricht und hervorhebt, das deutsche Volk habe diese Gelegenheit benutzt, dem Kanzler in unzwei⸗ deutiger Weise darzuthun, daß alle gegen ihn gerichteten An⸗ griffe seiner Feinde im Auslande, alle Intriguen seiner Gegner im Inneren und alle Bosheiten des unzufriedenen katholischen Klerus nur die Folge gehabt hätten, die Anhänglichkeit und das Vertrauen des Volkes stärker zu machen, als je vorher. Aus dem Verhilten des deutschen Volkes gehe unumstößlich hervor, daß dasselbe die von dem Reichskanzler eingeschlagene Politik rückhaltlos und mit aller Entschiedenheit billige.

Spanien. Madrid, 3. April. (W. T. B). Die Gesammtzahl der karlistischen Offiziere, welche bis jetzt auf französisches Gebiet übergetreten sind, den König Alfons anerkannt und sich dem Manifeste des Generals Cabrera angeschlossen haben, beträgt 244. Unter den⸗ selben befinden sich 9 Generale, 2 Brigade⸗ Generale und 6 Obersten. Außerdem haben sich karlistische Offiziere in Bil⸗ bao, Hernani, Pampelona, Tafalla und Logrono Behufs Nieder⸗ legung der Waffen in großer Zahl eingestellt. Unter den kar⸗ listischen Soldaten macht sich das Beduͤrfniß nach Frieden gleich⸗ falls stark geltend. Dieselben haben seit 4 Monaten keinen Sold erhalten.

. Die „Agence Havas“ meldet aus Punycerda vom 2. April, General Martinez Campos hätte unweit Olot eine Zufammenkunft mit dem carlistischen General Saballs ge⸗ habt und bestände das Ergebniß der Besprechung beider Generale darin, daß General Saballs den König Alfons als König anerkenne, dieser dagegen den General Saballs in seinem Titel und Armeegrade bestätigen würde.

Santander, 3. April. (W. T. B.) Don Carlos hat sein Hauptquartier in Durango aufgeschlagen. Mo⸗ grovejo zieht sich nach Balmaseda zuräck.

Italien. Rom, 2. April. (W. T. W.). Der öster⸗ reichische Gesandte beim päpstlichen Stuhl, Graf Paar, ist ab⸗ gereist, um seinen Souverän an der Grenze zu begrüßen. .

„Fanfulla“ meldet die Namen der vom Papste im Konsistorlum am 15. März in petto ernannten Kardinäle. Es sind, dem genannten Blatte zufolge, Msgr. Giovanni Simeoni, apoftolischer Nuntius bei der spanischen Regierung, Msgr. Lorenzo Nina, Assessor der Inquisition, Msgr. Bartolomeo Pacca, Majordomus Sr. Heiligkeit Msgr. Ruggero Antici⸗ Mattei, Auditor der apostolischen Kammer und Msgr. Luigi Serafini, Bischof von Viterbo und Toscanella. ö

Dem „Economista d'ltalia“ zufolge beliefen sich die di⸗ rekten Steuer-Einnahmen in den Monaten Januar und Februar des Jahres auf 523318,45ę8 L., 18 846,713 vom be⸗ weglichen und 30416, 828 vom Grundeigenthum, den beiden Hauptfaktoren der Steuereinnahmequellen. Die Steuer⸗Rückstande werden immer kleiner. An Grundsteuer⸗Rückständen wurden im Januar und Februar 1875 nur 432993 L, eingetrieben gegen

der Unterschied der eingetriebenen Steuer⸗Rückstãnde in den bei⸗ den angezogenen Monaten der Jahre 1874 und 1875 504 0900 L. 3. April. (W. T. B.) Die „Italia militare schreibt aus Veranlassung der bevorstehenden Zusammenkunft des Kaisers von Desterreich mit dem Könige Victor Emanuel, die italienische Armee begrüße in dem Kaiser von Oester⸗ reich nicht nur den erlauchten Sprossen des Habsburgischen Hauses, den Souverän einer befreundeten Nachbarnation und den Verwandten des Königs von Italien, sondern auch den ritter⸗ lichen Führer der österreichischen Armee, welche so lange ihre tapfere Gegnerin gewesen sei. Auf den Schlachtfeldern seien zwischen der italienischen und österreichischen Armee die Bande gegenseitiger Achtung geknüpft. Die italienische Armee werde stolz sein, vom Führer des österreichischen Heeres in Vigonzo be⸗ sichtigt zu werden.

Venedig, 2. April. (W. T. B.) In einer von der Munizipalität erlassenen Proklamation wird die Bevöl⸗ kerung aufgefordert, den Traditionen der Gastfreundschaft und der Courtoisie zu folgen und den ihr durch den Besuch des Kai⸗ sers Franz Josef gebotenen Anlaß zu benutzen, um ihre Ge⸗ fühle für Befestigung der Allianz zwischen den beiden Souve⸗ ränen und für die Verbrüderung der Völker kund zu thun.

Griechenland. Athen, 2. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkamm er wurde der Ab⸗ geordnete Cassimati (Cerigo) zum Präsidenten gewählt. Die Wahl erfolgte durch die ministerielle Majorität, welche sich zur Sitzung wieder eingefunden hatte.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 2. April. (W. T. B.) Der „Regierungsanzeiger“ publizirt einen Kaiser⸗ lichen Ukas, durch welchen bis auf Weiteres angeordnet wird, daß alle Vorschußverträge, bei welchen ein Versatz zinstragender Papiere oder anderer Mobilien stattfindet, einer Wech selsteu er unterliegen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In Sachse's Kunstsalon hierselbst (Taubenstraße 34) sind folgende Gemälde neu ausgestellt; Olof Winkler: Landschaft mit Zigeunern. James Marshall: Priester und Schergen beim Binden der Dornenkrone. Prof. C. E. Döpler: Glückliches Wiedersehen. Prof. M. Schmidt;: Waldlandschaft. Christian Sell; Gefan⸗ genen⸗Transport. Albin Kühn: Die Leuchtenhurg in Thüringen. C. Hagemeister: Eichen am Bache. Alb. Schwendy: Markt zu Josselyn. A. Leu: Norwegische Landschaft. Hendryk Scheeres: Maler auf Studienreise beim Waffenschmied. Jean Lulvss: Er⸗ wartung. Von demselben: Am Altar. Louis Douzette: Schmiede bei Mondschein. J. Jacobsen: Norwegische Mondschein⸗Landschaft. Prof. Th. Hagen: Scheidende Abendsonne. Radtke: Ledochowski. Unter dem Titel: Preußens Heer, seine Laufbahn in historischer Skizze entrollt“, erscheint im Verlage von J. Meidin ger hierselbst ein Bilderwerk, welches auf fünfzig r dfe dict len die sorgfältig kolorirten Abbildungen der verschie denen Waffengattungen der preußischen Armee in ihrer Uniformirung und Bewaffnung darstellen wird. Gezeichnet sind diese Blätter von F. Schindler, lithographirt und mit der Hand kolorirt, und von korrekter Darstellung; sie werden deshalb zunächst bei den Ange⸗ hörigen der Armee Interesse erregen und Beifall finden. Als Text ist eine historische Skizze der Entwicklung der preußischen Kriegsmacht von Georg Hilt! beigegeben, welche wiederum mit zahlreichen Holzschnitten nach Burger, Menzel u. A. illustrirt ist. Die Aus⸗ stattung des Ganzen ist, besonders was Druck und Papier hetrifft, vortrefflich, und das Sr. Majestät dem Kaiser und König gewidmete Werk, welches in zehn monatlichen, Lieferungen Ga je 15 „) erscheinen soll, wird, nach den ersten Lieferungen zu urtheilen,

ein dem Gegenstande entsprechendes Prachtwerk werden.

Der Geh. Rath Professor Dr. Bernhardy, bekannt als Philologe und Literarhistoriker, beging am 28. März in Halle sein fünfzig jähriges Professor⸗Jubiläum.

Von Professer Monier Williams wird, laut Meldung der „A. A. C.“, ein neues Werk, betitelt: Indische Weisheit oder Beispiele der religiösen, philosophischen und ethischen Doktrinen der Hindus“ erscheinen. Es wird einen historischen Abriß der Hauptgebiete der Sanserit⸗Literatur enthalten, mit englischen Uebersetzungen ausgewählter Stellen. Die indische Regierung hat mehrere hundert Exemplare des Werkes bestellt.

Auf dem Stein, welcher das Grab des verstorbenenen Lord Lytton Bulwer in der Westminster-Abtei in London kennzeichnet, ist die folgende Inschrift aus der Feder seines Sohnes, des jetzigen Pairs, eingegraben worden:; . Edward George Earl ytton Bulwer Lytton, geboren am 25. Mai 1803, gestorben am 18. Januar 1873. 1831 1541 Parlamentsmitglied für St. Jves und für Lincoln, 1838 Baronet des Vereinigten Königreiches, 1852 1866 Ritter der Graf schaft Hertford, 1858 einer der Haupt- Staatssekretäre Ihrer Maiestãt⸗ Ritter des Großkreuzes des St., Michael und Georgordens, 1866 Baron Lytton von Knebwortb. Arbeitsam und ausgezeichnet auf allen feldern geistiger Thätigkeit, unermüdlich und eifrig in der Pflege und Rei der Wissenschaften, entfaltete sich sein Genie als ein Autor in den verschiedenartigsten Formen, die den Namen Edward Bulwer Lytton unauflöslich mit jedem Zweige der Literatur seiner Zeit ver— knüpft haben.“

Eine englische medizinische Ziitung macht folgende Bemerkan— gen über das Gewicht des menschlichen Körpers in den ver⸗ schiedenen Altern. Nach der Gehurt wiegen im Durchschnitte die Knaben etwaz mehr und die Mädchen etwaz weniger als sechs eng— liche Pfund. Während der zwölf ersten Lebenssahre ist das Gewicht beider Geschlechter fast gleich, nachher jedoch nimmt Das männliche im Gewichte zu. Junge Männer in den Zwanziger Jahren wiegen durchschnittlich 143 Pfund, während Mädchen im selben Alter nur 120 Pfund wiegen. Der Mann erreicht sein höchstes Gewicht gegen 35 Jahre, das Weib nimmt hingegen an Gewicht bis zum 50. Jahre ju und ist in diefem Alter ihr Durchschnittsgewicht 123 Pfund. Im reifen Alter wiegen beide Geschlechter ungefähr 15 Mal mehr als bei der Geburt. Die Männer variiren von 198 bis 229 Pfund, die Frauen von 88 bis 207 Pfund. Das natürliche Durchschnitt gewicht wird gewöhnlich mit 100 englischen Pfunden angenommen. Bei Die ser ganzen Berechnung darf man jedoch nicht aus dem Auge lassen, daß diese Beobachtungen in England gemacht wurden, und daß, wenn bei uns vielleicht auch dieselben Verhältnisse sich zeigen sollten, das Ausmaß des Gewichts ein anderes sein würde. .

In der Nähe von Husby in Schweden wu den im vorigen Jahre . . mit Graben . Arbeitern 12 ganze und 14 halbe Silbermünzen gefunden. Hr. Professor Tornberg in Lund hat dieselben jetzt einer genauen Untersuchung unterzogen und sollen es f. g. Kufische Münzen sein, welche im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. Hel ur in Samarkand, Kufa und Armenien und mehreren anderen Orten Asiens geprägt wurden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die Schiffahrt auf der Havel bei Potsdam ist füär stromaufwärts kommende Schiffe mit dem letzten Tage des März als eröffnet zu betrachten. Ein Dampfer der Berlin Hamburger Dampf⸗ schleppschiff⸗ Gesellschaft unternahm an diesem Tage die Arbeit, das Eis zu durchbrechen und einer großen Zahl von Kähnen, die lange Zeit vor Eis gelegen hatten, freie Bahn zu machen. Der Dampfer mußte einer Reparatur wegen bei Potsdam anlegen; ihm ist noch die

1,369, 000 in Januar und Februar des Jahres 1874. Hinsicht.

ten spanischen Gesandten, Herzog von Tetuan, und nahm dessen Accreditive entgegen.

lich der Cinkommensteuer vom beweglichen Eigenthum beträgt

Aufgabe vorbehalten, das Eis bis Spandau, welches auf dieser Strecke noch sehr stark ist, zu durchbrechen.