1875 / 97 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Apr 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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Berliner Kunstaus stellungen.

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Unter drei Arbeiten des Grafen Harrach gebührt der erste Platz der Kniefigur eines „oberitalienischen Boceiaspielers“, die der Künstler als Geschenk für die Verloosung zum Bau eines Künstlerhauses malte. Die Jacke über die Schulter geworfen, die zum Wurf erhobene Kugel mit der rechten, eine andere mit der linken Hand umfassend, mit dem scharfen Blick des dunklen Auges das Ziel abmessend, steht der junge Bursch vornüber⸗ gebeugt da, ganz hingerissen von der leidenschaftlichen Begierde des Spiels, die jede Linie der lebendig charakterisirten Figur beherrscht. Und nicht geringer als diese Energie des Ausdrucks ist die Kraft und Wärme des tiefen, harmonischen Tons, die vortreffliche Modellirung der in durchsichtigem Helldunkel von der Mauer eines alten Gebäudes sich plastisch absetzen⸗ den sonnengebräunten Gestalt. Eine ebenso feine und eigenartige malerische Wirkung ist mit den einfachsten Mitteln in einer diskret gefärbten Kohlenzeichnung dessel⸗ ben Künstlers erreicht. Sie zeigt die in haftigster Bewe⸗ gung meisterhaft geschilderte Figur eines Reiters aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges, der auf einem stark gebauten, fast ungethümen Pferde in wilder Flucht durch einen abendlich däm⸗ mernden Tannenforst einen verschneiten Weg dahersprengt, in der Hand noch die erhobene Pistole haltend, mit der er eben den nächsten seiner Verfolger zu Boden gestreckt hat. Ein drittes Bild endlich behandelt in detaillirtester Ausführung ein um des seltsamen Lichteffekts und des sremdartigen Farbenspiels willen gewähltes landschaftliches Motiv vom Thuner See. Zwischen zwei hohen, in ihrem herbstlichen Laub röthlich schimmernden Felswänden, deren eine in einem breiten oberen Streifen unter dem auffallenden Sonnenlicht goldig erglüht, blickt der Beschauer über den klaren, blauen Wasserspiegel hinweg auf die Gebirgs⸗ höhen des jenseitigen Ufers, die der feine, warme Duft der Ferne umhüllt.

Aus der Reihe der Genrebilder ragt durch ihre in den Fi⸗ guren wie in den Accessoires gleich vollendete malerische Durch⸗ führung und durch ihr emailartig leuchtendes, reiches und kräf⸗ tiges Kolorit eine der gelungensten Arbeiten des talentvollen Felix Schlesing er hervor. Sie schildert mit glücklichster Beob⸗ achtung der Natur in liebenswürdig charakterislischer Auffassung ein schläfriges Kleeblatt“, einen alten Bauer, der, in seiner Stube im hohen ledergepolsterten Lehnstuhl neben dem weiß⸗ gedeckten Tisch eingeschlafen, den Kopf in die Linke stützend, den rechten Arm um ein kleines Mädchen gelegt hat, das neben ihm sitzend gleichfalls entschlumert ist und mit ihren Händchen wieder den auf beider Schooße behaglich hingestreckten Haus⸗ hund umschlungen hält. Neben diesem vorzüglichen Kabinetstück nennen wir ferner noch Hasemann's munteren, hinter der Ecke eines ländlichen Hauses, vor dessen blumenumwundener Thür er eben zur Polterabendfeier neue klirrende Scherben hingeworfen hat, neugierig hervorlugenden Buben als ein tüchtig und anspruchs⸗ los gemaltes, kräftig gestimmtes Bild, Eonrad's sauber und sorgfältig ausgeführte „Spinnerin“ in einer Dorfstube, Sperling's Bäuerinnen „bei der Wäsche“ und schließlich zwei gefällige Bildchen von Grünfeld. Ein breit und sicher ge⸗ malter, in traulicher sonniger Stille daliegender „thüringischer Bauernhof von Tübbecke, der in diesem Bilde ein recht an⸗ sprechendes Talent beweist, und Kühl in g's unter der Hut einer jungen Bauerndirne auf einer Wiese weidende Kühe, eine freund⸗ lich anmuthende ländliche Idylle von glücklich getroffener herbst⸗ licher Stimmung, sind bereits den landschaftlichen Arbeiten der Ausstellung zuzuzählen, von denen einige der eingehendsten Be⸗ achtung werth erscheinen.

Unter diesen nimmt Ernst Körner's „Marmarameer“ mit einem fern am Horizont sich locker zusammenballenden, prächtig gezeichneten weißlichen Gewölk eine hervorragende Stelle ein. In der meisterhaften Schilderung der füdlich heißen, lichterfüllten, flimmernden Luft, die sich über die weite spiegelnd? Wasser⸗ fläche ausbreitet, wetteifert diese neue Arbeit des hochbe⸗ gabten Künstlers mit dem von der letzten akademischen Aus⸗ stellung her bekannten entzückenden Suezbilde. Nicht min⸗ der bewunderungswürdig ist Rettich's „Strand mit Kühen“, ein Bild von vollendeter Feinheit und Harmonie des klaren, silberhellen Tons, von seltenster Wahrheit in der Wieder⸗ gabe der von leise verschleiertem Sonnenlicht gesättigten, stillen, warmen Luft, in welcher die über das sanftgeneigte Ufer und das flache Wasser verstreuten Kühe in meisterlicher Plastik her⸗ vortreten. In einem „Abend in den Scheeren Norwegens“, elner einsamen, von scheuen Wasservögeln belebten Meeresbucht, die gegen die draußen mit weißlichem Gischt anschäumenden dunklen Wogen durch wild zerklüftete, von den Reflexen der sinkenden Sonne goldig angestrahlte Felsenklippen abgeschlossen wird, wußte derselbe Künstler bei gleich feiner Nöüancirung eines kräftig energischen Tons aus einem ganz anders geartelen Motiv ein

Gemälde von ebenso fesselnder, eigenthümlich ernster und großer

Poesie und von überzeugend echter Wahrheit der Naturschilde⸗ rung zu gestalten.

Aus einer prächtigen, durch ihre satte, kraftvolle Farbe wie durch den glücklichsten Effekt einer durchaus wahren, ungesuchten Beleuchtung gleich sehr ausgezeichneten „Buchenwaldung“ von Kallenberg strömt es dem Beschauer wie erfrischende, feuchte Kühlung entgegen. Zwischen den Stämmen, deren dichtbelaubte, in ihrem saftigen Grün sonnig durchleuchtete, tief herabhangende Kronen den fetten braunen Boden beschatten, glitzert der silberne Spiegel eines Waldsees hindurch, an dem eine Rinderheerde Weide und Tränkung sucht. In der vorzüglich getroffenen Stimmung eines hellen Sommertages, dem ein erquickender Regen voraufging, ist das Bild mit breitem, sicheren Vortrag meisterlich durchgeführt. Ein kaum weniger echtes und charakteristisches Gepräge zeigt Flickel's badische Landschaft,“ eine schlichte Wiesenpartie mit einem zwischen kahlen Steingeröll hinschleichenden Wasser, an dessen Ufer sich aus niedrigem Strauchwerk eine vereinzelte Baum⸗ gruppe erhebt. Der so wenig verlockenden Erscheinung der ein⸗ förmig grauverhüllten, sommerlichen Stille der hier gefchilderten Natur ist aber doch ein feiner poetischer Reiz zu eigen, dem der Maler sorgfältig nachzuspüren bestrebt war. In noch viel höherem Grade sst dessen künstlerische Wiedergabe in vier kleinen Bildern von Herm es gelungen, einer ländlichen Partie aus dem Holsteinischen, einem einfamen Schilfufer in tiefem abend⸗ lichen Schweigen, einem Bauerngehöft, das sich bei aufgehender Sonne sammt dem goldig angehauchten Gewölk in einem klaren Wasser spiegelt, und einem Motiv aus Thüringen, einem unter schattigen Baumgruppen träumerisch dahinfließenden kühlen Wald⸗ bach. Namentlich in den beiden letzten Bildern verbindet der Kuünstler mit dem Belauschen der geheimsten, traulichsten Stimmung der Natur zugleich eine bemerkenswerthe Kraft und Wärme des Tons und der emailartig behandelten Farbe.

Wilberg in einem Motiv aus Neapel, v. Kamecke in einer Ansicht des Comer Sees und seiner hochragenden, das

weiße Mauerwerk weitläufiger Gebäude mit üppiger südlicher Vegetation umrahmenden Ufer, sowie Douzette in dem kleinen Kabinetstück einer „Schmiede in einer Mondscheinlandschaft“ er⸗ scheinen in gewohnter tüchtiger Qualität, während Pape in seinem Thuner See“ in erfreulichster Weise wieder die volle Döhe seines Könnens erreicht hat, die manches seiner letzten, süßlich gefärbten Bilder empfindlich vermissen ließ. Das in bläulichgrünem Schimmer fluthende, von einem Dampfer durch⸗ schnittene Wasser, in das eine Landungsbrücke hineinragt, die duftigen Höhenzüge des fernen jenseitigen Ufers, die warme, feuchte Luft, das am Himmel aufziehende graue Gewölk bekunden einen durch⸗ aus frischen, aus dem Vollen schöpfenden Blick des Künstlers, eine gesunde, manierlose Auffassung der Natur und eine den Be⸗ schauer wohlthuend anwehende, kräftige Farbenstimmung. Eine in Wasser und Luft eigenthümlich grau getönte Marine von A. Achenbach endlich und eine nicht übel komponirte Partie aus der Ramsau bei Berchtesgaden! von einer Malerin Toska v. Richter mögen diese Uebersicht überschließen.

Von plastischen Arbeiten ist die jetzt in einer tüchtigen Marmgrausführung ausgestellte, aus der Denkmalskonkurenz des Jahres 1872 bekannte, charaktervolle Goethebüste von Pfuhl und eine kleine Bronzefigur einer jugendlichen römischen Spinnerin von Breym ann hervorzuheben, letztere als eine in ihrem kleinen Maßstabe trefflich modellirte Gestall von anmuthig naivem Ausdruck und schlichter Grazie der Bewegung.

Sachse's Kunstsalon fährt dem Beschauer augenblicklich eine größere Reihe bereits früher hier gesehener, ihrer Mehrzahl nach aus Weimar stammender Landschaften vor. Neben ihnen sind als neu die Bilder von Dreßler, Rummelspacher und Köhnholz zu nennen. Der Erstere zeigt in einer „Partie aus dem Oderwald“, eine weite, spätsommerlich gefärbte, von schilfigen Wasserarmen durchzogenen Ebene mit einem mit weidenden Kühen staffirten Uferrand, den eine hohe, trefflich gezeich⸗ nete Baumgruppe in klaren, durchsichtigen Schatten hüllt. Rummelspacher schildert in einem Gehöft in kahler, hügeliger Landschaft die fahle Beleuchtung, die drückende Schwüle und

Dede vor dem Ausbruch eines Gewitters in nur gar zu stumpfen und

trockenen Tönen und mit ungleichmäßiger, hier und da geradezu skizzenhafter Behandlung, während Köhnholz in seiner Küste von Monaco“ die steil abfallenden Felsengestade das gelbgluͤhende Licht der hinter den Höhen verschwindenden Sonne mit den ihr zugewandten Flächen aufsaugen und in seltener Energie wider⸗ strahlen, den weiten bläulichen Wasserspiegel ringsumher aber in flimmernden Reflexen leise erzittern läßt und vermöge der blen—⸗ denden Leuchtkraft der Farbe und der zarten violetten Schatten einen überraschend eigenartigen und zauberischen Effekt erzielt.

Das Glanzstück der Ausstellung ist jedoch eine Arbeit von Gussow in Carlsruhe. Ein heimgekehrter junger Landwehr⸗ mann oder Reservist in einem aus Uniformstuͤcken, aus einem rothen Shawl und einer kurzen schwarzen Sammetjacke gemischten Kostüm sitzt, von seinen Kriegserlebnissen berichtend, mit dem rechten Arm lebhaft gestikulirend, in der Stube am Tisch einem jungen, ihm aufmerkfam lauschenden Mädchen in rothem Kleide gegenüber, während zwischen Beiden, die Arme mit gefalteten Händen aufstützend, eine Alte mit starrem, staunenden Ausdruck ihrer wettergebräunten Züge seiner Erzählung zuhorcht. In vollem Lichte modellirt heben sich die Figuren in ähnlicher, nur noch viel ener⸗ gischerer Weise wie auf einem auch im Motiv des Inhalts verwandten kleineren Bilde der letzten akademischen Ausstellnng von der ganz hellen, gelblichen Wand des Zimmers in plastischer Rundung der Formen ab. Zu der hierbei erzielten imponirenden malerischen Wirkung gesellt sich eine nicht minder erstaunliche Meister chaft der gesammten künstlerischen Technik, eine unbedingte Sicherheit in der Wiedergabe der durch ihren verschiedenartigen Stoff be⸗ dingten charakteristischen Erscheinung der Dinge in Licht und Luft. Eine von Aufdringlichkeit allerdings nicht freie, geniale Probe des rücksichtslosesten Realismus, läßt das Bild gleich ge⸗ wissen anderen ähnlich extremen Bestrebungen nur Eines nahezu ganz vermissen, die den Stoff mit gemüthvoller Empfindung innerlich durchdringende Auffassung, die wiederum eine innigere Theilnahme des Beschauers erweckt.

Obschon es mit einer so eminenten Leistung nicht wett⸗ eifern kann, mag doch auch noch ein Genrebild von Frl. Holtzheimer in Düsseldorf erwähnt sein. Es zeigt in einer Bauernstube, durch deren offenes Fenster man in das sonnige Grün des Sommers hinausblickt, eine sterbende Alte, in deren Schooß, die erkaltenden Hände fassend, eine vor ihr knieende kleine Dirne, eine nun ganz verlaffene Enkelin, ihr weinendes Gesicht niedersinken ließ. Nicht in der Farbe allein an manche Bilder von Lasch erinnernd, ist die Darstellung schlicht und auf⸗ richtig empfunden und fleißig gearbeitet, ohne freilich gerade eine besondere Originalität zu verrathen.

Unter den plastischen Werken des Salons ist die nicht ganz in Lebensgröße ausgeführte Marmorbüste Sr. Majestät des Kaisers von dem württembergischen Bildhauer Joseph Kopf aufgestellt, auf welche bereits in diesen Blättern an anderer Stelle hingewiesen wurde.

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In den ersten Tagen des Mai wird im Königlichen Opernhause ein Gesammtgastspiel des Personals des Ru ssi⸗ schen Nationaltheaters stattfinden. Zur Aufführung kommt das nationale Stück: „Eine russische Hochzeit im 16. Jahrhundert“. Es wird dabei auch der hiesige Opernchor zu Hülfe genommen wer⸗ den,. Wie die ‚N. A. 3. hört, würde Richard Wagner im nächsten Winter im Königlichen Opernhause Tristan und Fso 1de⸗ zur Aufführung bringen, das Werk auch selbst einstudiren und diri⸗ giren. Die Titelrollen würden Hr. Niemann und Fr. Mallinger dann singen, den Kurwenal Hr. Betz.

Das Gesammtgastspiel der Mitglieder des Friedrich⸗Wil⸗ helmstädtischen Theaters im Königlichen Hoftheater in der Neustadt zu Dres den findet die beifälligste Aufnahme. Am 24. ging zum ersten Male „Der Carneval in Rom“, Operette in 4 Akten von Joseph Braun, Musik von Johann Strauß, in Scene und hat sich vieler Anerkennung erfreut.

Das Nationaltheater hat das Gastspiel des Hrn. Ludwig Barnay benutzt, um Shakespeare's König Johann, welche Tragödie seit vielen Jahren nicht auf einer hiesigen Bühne dargestellt worden ist, wieder zur Aufführung zu bringen. Durch die Hülfe des berühmten Gastes konnte dem Stuͤck ein durchgreifender Erfolg nicht fehlen. ö

Hrn. Barnays kräftige Gestalt, sein wohlklingendes, mächtiges, dabei geschmeidiges Organ, wie sein ausdrucksvolles Spiel machen ihn zu einem Darfteller Shakespearischer , . vorzũglich ge⸗ eignet; ganz besonders ist die Gelaͤufigkeit anzuerkennen, mit welcher er die oft ungeschmeidigen Worte der Schlegelschen Uebersetzung be⸗ meistert und dem Hörer verständlich macht. Den eigenthümlich aus Realismus und Idealismus gemischten Charakter des Philipp Faul- conbridge (Bastard) weiß Hr. Barnay trefflich als ein harmonisches Ganzes darzustellen, bei welchem der Humor in den ersten Akten eben so berechtigt erscheint, wie im Verfolg des Stücks der Abscheu vor dem Verhrechen an Arthurs Leiche und der Schmerz um den Tod seiner Krieger wie des Königs.

Der König Johann gelangt durch Hrn. Lortzing au neben dem berühmten Gast zur Geltung, 8 83 6. Rolle aus dem Konversationston in den Bereich des Affektes tritt, so bei der Nachricht über den Tod der Mutter, üer Arthurs Leben, das stolze Zurückweisen römischer Anmaßung u. s. w. Irl. Wally Herm ann als Arthur spielt die grausige Scene vor dem glühenden Eisen mit ergreifender Wahrheit, auch Hr⸗ Men zel ist als Hubert ganz an seiner Stelle. Von den zahlreichen übrigen Mitmirkenden sind die Herren Müllner (Salisbury), Fellenberg nnn. sowie Frau Schubert Waldau (Cleonore) hervor zuheben.

Den Hauptdarstellern, besonders dem Gaft wurde durch reichen Beifall und häufigen Hervorruf gelohnt. Zum Erfolge des Stück 3 9. die geschickte Regie und die glänzende Ausstattung ihren

eil bei.

Der Königlich sächsische Kammersänger Riese hat von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Hessen die goldene Verdienst⸗ medaille erhalten. = Dem Hof - Opernsänger Eugen Degele ist das Prädikat Königlicher Kammersänger verliehen worden.

In dem Konzert, welches Richard Wagner vor . Jahren, am 4. Februar 1873 zum Besten des Unternehmens in ayreuth hier veranstaltete, machte der Dichter komponist das hiesige Publikum mit einzelnen Proben gus den ersten beiden Theilen des ß festspiels Der Ring der Ribelungen“ bekannt. ieg

munds Licheslied. Wotans Abschied und der Feuerzauber

aus der „Valkürer, sowie das Schmelzlied und das Hämmer⸗ lied aus „Siegfried', sämmtlich von Hrn. Niemann gesungen,

fanden begeisterke Anerkennung. Gleichwohl war die Theilnahme für

das nationale Werk in Bayreuth keine derartige, daß das 2

hätte in Scene gehen können. Richard Wagner fieht sich daher ver ·

anlaßt, durch Konzerte, die neuerdings in Wien, Pest und Berlin

unter seiner Leitung stattgefunden haben, für sein Vorhaben immer

weitre Kreise in interessiren, während der materielle Erfolg zur

Deckung der Kosten für den Ausbau des Festspielhauses und die

scenischen Einrichtung verwandt werden soll.

Die neuerdings gehörten Konzerte brachten Aufführungen von Bruch⸗ stücken aus dem dritten Theil des Nibelungenringes, der Götterdämmerung“. Dieser letzte Theil hat auch bei den Gegnern, der Wagnerschen Richkung Anerkennung gefun⸗ den. Die Dichtung hat in alliterirender Form die alten Lieder der Edda auf das Helge et e mit dem mittelalterlichen Nibelungen⸗ epos verschmolzen. Das Vorspiel schildert zunächst symphonisch eine nächtliche Scene auf felsiger Höhe. Die drei Nornen weben und werfen das Seil des Schickfales: es reißt; die Nornen umschlin⸗ gen sich mit den Enden desselben und versinken. Morgengrauen. Tagesanhruch. Mit dem Sonnenaufgange treten Siegfried und Brünnhilde auf: Siegfried ist in vollen Waffen, Brunnhilde führt ihr Roß am Zaume. .

Es folgt nun der Abschiedzzwiegesang, in welchem Siegfried Brünn⸗ hilde den geheimnißvollen Ring zum Dank für ihre Runenweisheit reicht und von ihr das Wolkenroß Grane als Geschenk erhält. In musikalischer Beziehung gehört dieser Zwiegesang zu dem Schön flen seiner Art. Ton und Wort sind hier in den vollen prächtigen Strom der Tone getaucht, welche diese heldenhafte Liebe schildern. Das schmiegsame, wohlklingende Organ der Fr. Friedrich⸗Raterna eignet sich für diese Seene vorzüglich, und die bei aller dramatischen Kraft des weichsten Empfindunggausdrucks fähige Stimmbegabung des Hrn. Niemann zeigte sich hier in all ihrem 6

Das Orchester schilderte nun den Hinabzug des Helden durch das Feuer an den Rhein, wo ihn die Rheintöchter an den Hof der Gibichungen geleiten, in einem Zwischenspiel, welchez zum J. Akt hinũberleitet. ;

Das 2. Bruchstück, Siegfrieds Tod, führte tonmalerisch die als pantomimisch zu denkende Scene des III. Akts aus, welche den Untergang Siegfrieds durch Hagen zum Gegenstande hat. Die von Hrn. Niemann vorgetragenen Worte des Sterbenden an Brünnhilde waren von ergreifender Wirkung. Der darauf folgende, in der Weise eines Chores gehaltene Trauermarsch, welcher zugleich die Herkunft, die Herrlichkeit und das Schicksal des Helden feiert und beklagt, übte eine solche Wirkung auf die Zuhörer, daß auf Verlangen das ganze Stück wiederholt werden mußte.

Den Schluß des Konzerts bildete die gewaltize letzte Scene des letzten Aktes. Sie hat die feierliche Bestattung des Helden zum Gegenstande. Brünnhilde klagt um Siegfried und schreitet zu seiner Rache. Sie giebt den Befehl zur Errichtung des Scheit⸗ haufeng, der mit Decken und Blumen geschmuückt wird. Dann zieht Brünnhilde den furchtbaren Ring von seinem Finger, steckt ihn an ihre Hand, schwingt sich auf das Reß Grane und sprengt in den brennenden Scheithaufen. Fr. Friedrich⸗Materng bewahrte in dieser Scene, daß es ihrer Stimme auch an dramatischer Kraft nicht gebricht und die mächtigsten instrumentalen Massen ste nicht zu decken vermögen. Der Beifall, der für ihre großartige Leistung der Künstlerin zu Theil wurde, war darum ein weohlverdienter .

Die symphonische Malerei der Götterdämmerung selbst, mit welchem diese Scene und das ganze Bühnenspiel schließt, ist von überwältigender Wirkung und ohne Zweifel das Gewaltigste, was auf musikalischem Gebiete hervorgebracht worden ist. Die türmische Anerkennung, die den Dichterkomponisten dafür lohnte, war hier be⸗ gründeter als f. Vor dieser Schöpfung haben selbst Wagners Gegner . Waffen gestreckt und dem Genius bewundernde Anerken⸗ nung gizollt. .

Die beiden Konzerte waren die bedeutendsten Ereignisse der Jahreszeit und wohlgeeignet, die Erwartung dessen, was das Fest in Bayreuth im nächsten Jahre bringen soll, auf das Höchste zu spannen.

Die am ersten Mai stattfindende Sin fon ie Soir se der Königlichen Kapelle, die letzte dieser Saison, ist zugleich die dreihnndertste überhaupt. Mit ihr schließen 33 Jahre des Be—⸗ stehens dieser hauptsächlich der Pflege klassischer Instrumentalwerke gewidmeten Konzerte ab. Dem Infstitute ift bei diesem Anlaß von einem für die empfangenen Genüsse dankbaren Abonnenten ein kost⸗ bares Dirigentenpult geschenkt worden, welches an diesem Abend zum ersten Male benutzt werden soll. Ein Festmahl der Kapelle wird die Feier des Tages heschllchen. . .

Am Mittwoch, 28. d. Mts, Nachmittags präzise 5 Uhr, findet in der Marienkirche ein Orgelkonzert, veranstaltet von Schülern des Organisten Dienel, statt, welches durch gütige Mit⸗ wirkung des Frl. Langner, Frl. Schauchm ann und des Hrn. Jul. Sturm noch besonders genußreich zu werden verspricht.

Man schreibt den H. N. aus Christignia, 29. April: An der Küste von Ostfinnmarken hat ein schrecklicher Sturm gewüthet, der viele Menschenleben zum Opfer gefordert hat. Der Vogt von Vardö giebt in einem Telegramm die Anzahl der verloren gegangenen Fahrzeuge auf 28 große Böte und 5 kleine Böte an, welche sich beim Ausbruch des Sturmeg auf dem Meere befanden, um den Fischfang zu betreiben. Die Besatzung eines sog. großen Bootes pflegt 5, die eines kleineren 3 Mann stark zu sein, so daß darnach nicht weniger als 155 Menschen den Tod in den Wellen gefunden haben. Es ist jedoch sehr leicht möglich, daß diese Zahl sich noch bedeutend erhöht, da man noch von vielen Böten keine Nachricht erhalten hat. Der Schreck und die Bestürzung, heißt es in einem Telegramm, haben die Bevölkerung gelähmt. In Vardö sind derartige Stürme besonders

efährlich. Die Stadt liegt auf einer Insel, welche nur durch einen 5 Sund vom Festlande getrennt ist. Dieser Sund wird, namentlich wenn ein Nordweststurm wüthet, so in Aufruhr gebracht, daß es oft Tage lang zu den Unmöglichkeiten gehört, ihn zu über⸗

schiffen. . Redacteur: F. Preh m. Berlin Verfa der Crhedition KResfe h. Dru W. Elsner. Vier Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage),

zum Deutschen Reich 27

Landtags

27. April. In der Sitzung des Hauses der erwiderte der Handels⸗Minister

n über den Gesetzentwurf, be⸗

nzial⸗ und Kreis verbände,

v. Schorlemer ˖ Alst, welche sich

twurf erklärt hatten, weil die

hausseen vom Staate vernach⸗

Provinz West lässigt fei:

Meine Herren! der Chausseen in der statiren, daß nach den k si

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vinz Westfalen werde, wenn ihre Verhäͤltnisse wesen sein sollten, gerade durch diese Vorlage Lage gebracht werden.

In der Diskussion über den Ge

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Erwähnung findet, die Kontrole ge wird, die Das ist wie schon vorhin hervorgehoben wurde, der eterãpfennig⸗ Kollekten, meine Herren, die außerhalb! der e, , gesammelt werden, können legal nur gesammelt werden mit polizei⸗ licher staatlicher Genehmigung. Ich glaube, schon dieses Geseß wird mannigfach umgangen sein, und wenn es sich um die genannte Ab⸗ gabe handelt, so würden auch in dem Falle, daß die hier fixirte Kon⸗ trollmaßregel angenommen ist, die Mittel zur Umgehung des Gefetzes nicht allzuschwer gefunden werden. In anderen Fällen aber, meine Herren, meine ich, ist die vorgeschlagene Bestimmung des Gesetzes nicht erforder⸗ lich, ihre Folgen würden sich sogar leicht in einer Weise zeigen, die man Quälerei ich brauche allerdings einen harten Ausdruck der ,. nennen kann. Ich habe gar kein Bedenken, das z B. ür den Fall, den der Hr. Abg. Haucke und auch, glaube ich, der Hr. Abg. Brüel angedeutet haben, anzuerkennen. Es ist dies ein aus dem Leben gegriffener Fall, der sich außerordentlich oft wiederholt. Sollen denn die Damen, die einen Teppich sticken wollen, oder eine Altardecke für eine katholische Kirche zum Jubiläum oder zu einer anderen Ge⸗ legenheit, und die durch Kollekten in * einem bestimmten Kreise estimmte, Mittel zur Anschaffung der Materialien sich beschaffen, das Geld, erst an den Kirchen bor stand abliefern, damit sie & nhchher wieder herausbekommen, um sich die Materlalten anzu⸗· schaffen? Wenn diese Bestimmung angenommen würde, würde es dahin kommen.

Ich glaube also, es ist wohlgethan, die betreffenden Worte unter allen Umständen zu streichen, und es würde wohlgethan sein, der Be⸗ stimmung des 3. 3 nicht die Zustimmung zu gewähren, wenn der n. Statz mit seinen Ausführungen Recht hätte. In dieser

eziehung darf ich aber noch den Aeußerungen des Herrn Referenten oder anderer Mitglieder der Kommisston entgegensehen.

Der Bericht der verstärkten XII. Kommisston des Hauses der Abgeordneten über den Gesetzentwurf, , r Verfassung der Verwaltungsgerichte und das Ver⸗ waltungsstreitverfahren ist erschienen. Derselbe hebt im Allgemeinen hervor, daß das Bedürfniß, nach den Vorgängen des Bundes gesetzes über den Unterstützungwohnsitz und des dazu , , Aus führungsgesetzes, der Gewerheordnung, und besonderz der Keisordnung, für Angelegenheiten der Verwaltüng ein dem ge⸗ richtlichen Verfahren nachgebildetes Streitverfabren durchzuführen, allgemein und in Uebereinstimmung mit den Anschauungen anerkannt wurde, welche in dem Plenum des Abgeordnetenhauses zur Geltung gekommen sind. Die Einführung von rechtsprechenden Organen, welche in der Handhabung der Verwaltung die Betheiligten gegen Willkür von Einzelbegmten, gegen wechselnde Gesetzesauslegung eines ausschließlich berufsmäßigen und abhängigen Begmtenthums schützen und ihnen die Gewähr der Einhaltung eines gleichen und gerechten Maßes bei Abgrenzung öffentlicher Rechte und Pflichten geben, ist die nothwendige Ergänzung der Entwickelung, welche die innere Ver⸗ waltung und ihre Organisatjon seit Erlaß der Verfaffu'ng genommen

gen über den Zustand meinerseits kon⸗

Erste Beilage

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welche die Verwaltungsgerichte ehnliche Zahl von Angelegenheiten Stadtgemeinden, (wenigftens der die wohnerzahl erheblich uͤbersteigenden Verwaltungen der Stadtkreise und isausschüssen als Organe der Kreis- n berufen sind, hat die Kommission ß es nicht angemessen sei,

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g der in den Ent⸗ wurf eingefügten schaft vor. Sie

nimmt an, daß es nicht erforderlich und deshalb zu vermeiden sei, ein drittes außerhalb des Gerichtshofes und selbständig neben . Par⸗ teien stehendes Element zu dem Verfahren vor dem Provinzial⸗ und Aber ⸗Verwaltungsgericht heranzuziehen, welches doch entweder nur die Rolle einer Parkei übernehmen oder in die Lage kommen werde, den Richter über die Art belehren zu wollen, wie er Recht zu sprechen habe. In den meisten zur Entscheidung der Verwaltungsgerichte kommenden Streitsachen ist eine öffentliche Behörde Partei 3. B. in allen Beschwerdesachen * welcher hiermit auch die Wahrnehmung des öffentlichen Jateresses zufällt. In den Streisachen, wo ausschließ⸗ lich Private sich als Parteien gegenüber stehen wie in Armen—⸗ streit achen wird in der Regel ein öffentliches Interesse nicht konkurriren. Die Erfahrungen des rheinischen Civilprozesses, des Ehescheidungsprozesses u. 4. genügen, um die Rolle der Staats—⸗ anwaltschaft in solchen Yrivatstreitigkeiten als eine sehr über⸗ flüssige zu kennzeichnen. Allerdings, so wurde insbefondere von dem Hrn. Regierung kommissar hervorgehoben und von der Kommisston anerkannt, gäbe es eine Anzahl von Fällen, wo auch in Streitig⸗ keiten unter Privaten (Gu welchen auch die Vorstände von Gemeinden, Amts. und Kreisverbänden zu rechnen seien), ein öffentliches Interesse vorliege und der Verwaltungsbehörde Gelegenheit zur Wahrnehmung desselben gegeben werden müsse. Für diese seltenen Fälle erachtete es aber die Mehrzahl der Kom missiong nitglieder nicht als erforderlich, eine besondere Staats an waltschaft einzuführen und die Vorschriften des Entwurfs zu acceptiren, daß . Staatsanwaltschaft in allen ällen zugezogen und vor Erlaß der Endurtheile gehört werden solle. Die Kreisordnung habe dem Vorsitzenden des Kreisausschusses also einem Staats heamten das Recht eingeräumt, in den Fällen, wo er durch eine Entscheidung des Kreisausschusses das 6ffentllche . als versetzt ansehe, Berufung einzulegen und alfo auch dann die Sache seinerseits in der höheren Instanz zu verfolgen, wenn nur Pélvate sich als Parteien gegenüber gestanden hätten Dieses Recht sei auch in dem vorliegenden Entwürfe aufrecht erhalten worden, und es komme nur darauf an, eine gleiche Befugniß dem Regierungspräfi⸗ denten zur Einlegung der Reviston (beziehungsweise Berufung) gegen Endurtheile des Provinzial verwaltungsgerichtz einzuräumen, und ihm fũr die Berufsinstanzʒ, den Ministern für bas Verfahren vor dem Ober · Vierwaltungzgericht, das Recht beizulegen, sich in denjenigen Fäl⸗ len durch einen Kommissar vertreten zu laffen, wo eine Entscheidung der Vorinstanz wegen ihrer Prinzipiellen Bedeutung durch die Behörde habe angefochten werden müssen. „Werde in Betracht gezogen, daß es die vorgesetzte Verwaltungebehßrde in der Hand habe, den untergebenen Be⸗ amten, also der Minister den Regierungs- Präsidenten, der Regierungs- Prästdent den Landrath mit Anweisung zu versehen, in Fällen wel⸗ cher Art die Berufung unbedingt eingelegt und Instruktion eingeholt werden solle, so müsse das alfe abgegrenzte Recht unbedingt ausrei- chen. Auf diesem Gedankengange beruhen die Vorschläge ber Kem⸗ mission, dem Regierungs, Präsidenten im 8. Fi a. das Recht der Be⸗ rufung gegen die in erster Instanz ergangenen Entscheidungen der PVreovinzialyerwaltungsgerichte und im §. 50 das Recht der Repisiong⸗ einlegung, so wie ferner dem Regierungs⸗Präsidenten und dem Reffort⸗ Minister im 5. 58 a. die Befugniß beizulegen, sich in allen Fällen in der höheren Instanz durch Kommissarien vertreten zu lassen, wo ge— gen das Endurtheil der Vorinstanz durch die untergebene Behörde das Rechtsmittel eingelegt ist.

Es ergab sich dabei als nothwendige Konsequenz, eine Vorschrift in die S5§. 50f. und 59 des Gesetzentwurfs aufzunehmen, wonach der Regierung Präsident von allen Endurtheilen des Provinzialverwal⸗ tungsgerichtes durch Mittheilung einer Ausfertigung in Kenntniß zu setzen ift, und zwar gie eit mit den Parteien.

Der §. 82 der egierungsvorlage will in dem ersten Alineg die Befugniß der Verwaltungsbehörden, gegen pie ordentlichen Gerichte

nach den Vorschriften des Gefetzez vom 8. April 1847 den Kom pe⸗

tenzkonflikt zu erheben auch dann ĩ

; au zulassen, wenn sie der Mei⸗ nung sind, daß die Sache, weil es sich um eine Verwaltungsffreit⸗= . handle, vor die Verwaltungggerichte gehöre, Sas zweite Althea ü . die Entscheidung über Kompetenzstreitigkeiten zwischen Ver⸗ waltungegerichten und Verwaltungs behörden auß das Qber Verwal- tungsgericht sowohl dann, wenn sich beide Behörden für kompetent spositiver Kompetenzkonflikt) als wenn sich beide Behörden für in⸗ kompetent erachten (negativer Kompetenzkonflikh.

Diese Bestimmungen ö lebhaftes Bedenken in der Kom⸗ . An den bisherigen efugnissen der Verwaltungs behõrden solle zwar durch dieses Gericht in soweit nicht gerührt werden, als es sich darum handle, solche Angelegenheiten den ordentlichen Gerich⸗

e nach der von d Kompetenzgerichtshof ein=

petenz ablehne. r gemessene Ausweg, eine geme bei der obersten Instanz herbeizuführen, hörde entscheiden zu lassen.

Der Kompetenzstreit zwi waltungsgerichten sei ebenfall Verwaltungsbehsrde ni einem Verwaltungs haltung des Konfliktes an sich di e Regierungsvorlage selbst gerichte bis in das Ober⸗Ver Kompetenz selbst zu ent

die Best Fällen s

Antrag der Kommissiong⸗

Im 1. Aachener Wahlbezirk (Schleiden, Malmed Mont⸗ die) ist an Stelle des verstorbenen Wirklichen Geheimen . von avigny der Professor Dr. Janssen in Frankfurt 9. Main mit ld gegen 34 Stimmen, welche Joseph Rey in Gladbach erhalten hat, zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin. Am 25. d. M. starb hier der Geheime Regierungg⸗ Rath Dr. Helwing, ordentlicher Profe or der Staatswis nf e an der hiesigen Universität. ö K

Am 10. März d. J. war die Senckenbergische Natur⸗ forschende Geselischaft zu. Frankfurt a. M. zum ersten Male in der Lage, den 1854 gestifteten, für die in den letzten vier Jahren erschienene beste phystologische Leistung bestimmten Tiede⸗ mannschen Preis zu vertheilen. Der Preis wurde dem aus Frank⸗ k gr em. 6 zu Zürich wegen

ines Werkes: „Statik un echanik des menschlichen Kno erũst Leipzig 1873, zuerkannt. 4 .

Hr. Prof. Oswald Heer in Zürich ist für sein Werk Flora fossilis aretica“ von der Akademie in Stockholm 1 der gol⸗ denen Medaille ausgezeichnet worden.

S (Auf der Antillen-Insel Dominieg ist ein kochender See entdeckt worden. Derselbe liegt in der waldbedeckten Berggruppe hinter der Stadt Roseau, 2560 Fuß über dem Meere und hat zwei englische Meilen im Umfange. Der Rand des Seebeckens besteht aus Schwefellagern und ein gewaltiger Wasserfall bildet seinen Abfluß.

Das dritte Heft der Zeit schrift für deutsche Kultur⸗ geschichte (neue Folge, IV. Jahrgang 1875), herausgegeben von Pr. J. H. Müller, Studienrath, (Hannover, in Kommission bei Carl Meer) hat folgenden Inhalt: Frankreichs und Englands Einwirkung auf, die Volkswirthschaftslehre in Deutschland und die nationale Reaktion. Von Johannes Falke. Karl der Große in der Schweiz. Von Ed. Osfenbrüggen. Bücherschau: Allgemeine deutsche Biographie. Das mecklenburger Ostersplel. Von r. Alb. Freybe. Die mittelalterlichen Siegel der Äbteien und Konvente in Steiermark. Von Arnold Luschin. Denkwürdigkeiten aus dem münfteriscken Humanismus. Von Dr. J. B. Nordhoff. Elpis Meleno, Kreta Biene. Buntes: Der Hedemöppel von Väarde 66 oder das Ummeklappen. Von Pastor Engel in Teese. Eine

tätetik des sechsten Jahrhunderts. Von Carl Bartsch. Politische Broschürenliteratur und Kolportage zur Zeit des 30 jährigen Krieges. Von Ur. K. G. i . Privilegium für die Sesselträger in Caln. Zum Bücherwesen der orzeit. Von J. Zahn. Letzter Reichs. Abschied von der Mutter dem römischen Reich an die enterbte Tochter nun⸗ mehr französtsche Stadt Straßburg. Inschriften auf Richtschwertern.

Gewerbe und Handel. ;

Nach dem Geschäftsbericht der Deutschen Effekten⸗ und Wechselbank in Frankfurt a. M. haben ,, der Bank ungeachtet der im Allgemeinen vorwaltenden Geschãftsstille eine 6. erreicht, welche der vorjährigen nicht nur gleichkommt, son⸗ dern dieselbe noch um etwas uͤbersteigt. Die Betheiligungen an Syndikatsgeschäften betrugen am 31. Dezember 1874 nur 174,747 Fl. und haben sich gegen das Vorfahr um cg. 90 006 Fl. vermin= dert. Der Gesammtumsatz beträgt. 1,529,558, 331 Fl.; dag ein- gh, Aktienkapital von 7 Millionen Gulden ist demnach 18 Mal, also in je 5 Tagen dreimal, umgeschlagen worden. Die Direktion schreibt dieses Resultat einer Ausdehnung ihrer Thätigkeit zu, aus welcher sich andererseits auch die Mehrbelastung des Unkosten⸗Kontos erkläre, welches diesmal im Ganzen mit 210 964 Fl. erscheint. Der nach Abschreibung aller Spesen, zweifelhafter Außen⸗ staͤnde mit 28, 160 Fl., Minderwerth der Syndikaisbetheiligungen mit 924 Fl. verbleibende Reingewinn beläuft sich auf 710658 Fl. Hiervon beantragt der Aufsichtsrath, nach Dottrung des Reserve— fonds (welcher sich dadurch auf 104.9058 Fl. erhöht, und nach Abzug der anderen statutenmäßigen far S6 mit 10 Mk. Beo. pro Aktie zu vertheilen und den Saldo von 10,850 Fl. auf neue Rech⸗

nung vorzutragen.