Die heute ausgegebene Nr. 18 der Allgemeinen . loosungs⸗Tabelle des Deutschen ¶ Reichs ⸗ und König⸗ lich Preußischen Staats⸗ Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Papiere: Berlin⸗Görlitzer Eisenbahn⸗Prioritäts⸗ Obligationen. Bonn⸗Eöslner 4. proz. Eisenbahn⸗Prioritäts⸗ Obligationen. Halle⸗Sorau⸗Gubener Eisenbahn⸗Prioritäts⸗ Obligationen. Hessische (Kurfürst Friedrich Wilhelms⸗) Nord bahn⸗Prioritäts⸗Obligationen. Kurhessisches Eisenbahn⸗An⸗ lehen de 1863. Obers chlesische Eisenbahn⸗Prioritäts⸗ Aktien und Obligationen. Wilhelms bahn⸗ Prioritäts⸗Obligationen.
Die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 1 Mark 50 Pf. (15 Sgr.) vierteljährlich durch all. Postanstalten, so wie durch Carl Heymanns Verlag, Berlin, 8. W., Königgrätzer⸗ straße 109, und alle Buchhandlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition, Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 25 Pf. (216. Sgr.)
NAichtautliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 1. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König wohnten gestern Abend der Vorstellung im Foftheater zu Wiesbaden bei und haben für heute Abend die Ein⸗ ladung der Gräfin Fürstenberg⸗ Stammheim zu einer Soirée an⸗ genommen.
— Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin wohnte heute dem 50jährigen Stiftungsfeste des unter Aller= höchstihrem Protektorat stehenden Instituts zur Rettung ver⸗ wahrloster Kinder bei, welches mit einer gottesdienstlichen Feier, unter Leitung des Propstes Dr. Brückner verbunden war. Der Staats⸗Minister Camphaufen und dag KuratoriLum empfingen Ihre Majestäten an der Pforte der Anstalt.
Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät haben über⸗ nommen die Königlichen Kammerterrn Graf Lüttichau und Graf Matuschka.
— Ihre Kaiserlich Königlichen Hoheiten oer Kronprinz und die Kronprinzefsin haben den für gestern beabsichtigt gewesenen Besuch von Pistoja aufgegeben, den Vormittag mit weiterer Besichtigung der Sehenswürdig⸗ keiten in Florenz zugebracht und später mit dem italienischen Kronprinzlichen Paare einen gemeinfamen Ausflug nach dem Schlosse Vingigliata unternommen. Das Diner gedachten die Höchsten Herrschaften wieder im Palazzo Pitti einzunehmen.
Gestern sind Ihre Königliche Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Italien von Florenz abgereist. Nachdem Höchstdieselben mit Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten im Palazzo Pitti das Diner eingenommen hatten, begaben Sich die Höchsten Herrschaften nach dem Bahnhofe, wo Sich Höchst⸗ dieselben auf das Herzlichste von einander verabschiedeten. Der deutsche Gesandte, v. Keudell, ist gestern nach Rom zurück— gekehrt.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bu ndesraths für das Landheer und die Festungen und für das Seewesen traten heute zu einer Sitzung zusammen.
— Nach einer im Reichs⸗Sisenbahn-Amt aufgestellten Uebersicht beläuft sich die Zahl der im ersten Quartal d. Is. aus dem Publikum bei dieser Behörde erhobenen Beschwerden auf 293 gegen 125 in dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres. Es hat somit eine Vermehrung um 135 pCt. stattgefunden.
— In der Woche vom 11. bis 17. April 1875 sind geprägt worden an Goldmünzen: 468,660 Mark Doppel⸗ kronen, 15102569 Mark Kronen; an Silbermünzen: — Mark 5⸗Markstücke, 1,840, 138 Mark 1⸗Markstücke, 198, 859 Mark 20 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickel můü nzen: 138,035 Mark 80 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 86,163 Mark 5 Pf. 5⸗Pfennig⸗ stücke; an Kupfermünzen: 48,882 Mark 88 Pf. 2⸗Pfennig⸗ stücke, 32,516 Mark 98 Pf. 1Pfennigstücke. Vorher waren ge⸗ prägt: an Goldmünzen: 885,040,800 Mart Doppelkronen, 248 978,920 Mark Kronen; an Silbermünzen: 19,442,495 Mark 5⸗Markstücke, 49, 222,732 Mark 1⸗-Markstücke, 13 038, 302 Mark 60 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 6,568, 140 Mark 50 Pf. 10⸗-Pfennigsiücke, 3 031, 319 Mark 90 Pf. 5⸗Pfennig⸗ stücke; an Kupfermünzen: 2.459, 995 Mark 94 Pf. 2⸗Pfennigstücke, l, O97, 958 Mark 10 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Mithin sind im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 85, 509, 460 Mark Doppelkronen, 250 489 170 Mark Kronen; an Silbermünzen: 19,442 495 Mark 5⸗Markstücke, 5l, 062,870 Mark 1⸗-Markstüuͤcke, 13,237,161 Mark S0 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 6,706,176 Mark 40 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 3 117,782 Mark 55 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 2, 508, 8̃8 Mark 82 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 1,130 475 Mark 8 Pf. 1 ⸗Pfennigstücke. Gesammtauspraͤgung: an Goldmünzen: 1,135,998, 636 Mark; an Silbermünzen: S3, 42,526 Mark 80 Pf.; an Nickelmünzen: 9, 823, 95g Mark 35 Pf.; an Kupfermünzen: 3,639,353 Mark 96 Pf.
— Im ferneren Verlaufe seiner gestrigen Sitzung ver—⸗ sagte das Haus der Abgeordneten zunächst seiner Praxis gemäß die Ermächtigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Schneidergesellen Stuhr aus Weißenfels, der „Deutschen Volks—⸗ zeitung“, der Bergisch⸗Märkischen“ und der „Frankfurter Zei⸗ tung“ wegen Beleidigung des Abgeordnetenhaufes, und erledigte dann noch rückständige Wahlpruüͤfungen. Die Wahlen der Abgg. von Kleinsorgen und Schmsd für bie Hohenzollern⸗ schen Lande und des Abg. Hassenkamp für den 9g. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Cassel wurden für ungültig erklart, die der Abgg. Graf Arco und Doms für den J. Wahlbezirk des Regie⸗ rungsbezirks Oppeln beanstandet, und die Wahl des Abg. Kette im 1. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Cöslin für gültig er⸗ klärt. — Schluß 4 Uhr.
— In der heutigen (68.) Sitzung des Ab geord— netenhauses, welcher am Ministertische der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Falk und mehrere Regierungs⸗ Kommissare beiwohnten, ist von dem Minister des Innern und dem Minister der geistlichen c. Angelegenheiten der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Orden und ordensähnlichen Kongregationen der katholischen Kirche eingegangen. Als erster Gegenstand stand auf der Tagesordnung die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes über die Vermögensverwaltung in den katholischen Kirchengemeinden. Für die Generaldiskussion war Niemand für die Vorlage und waren 6 Redner gegen die Vorlage gemeldet und zwar die Abgg. v. Chlapowaki, Reichen⸗ sperger, Dr. v. Gerlach, Thissen und Pr. Respondek. Der Abg. Chla⸗ powski, welcher zunächst das Wort erhielt, blieb im Sãale un⸗
längerer Rede nachzuweisen, daß die dem verfassungsmäßig bestehenden stehe und kam auf verschiedene Ministers Reichskanzlers Fürsten Abg. Dr. von Gerlach, welcher sehr leise verständlich war, Verfassung, gegen deren Artikel g, des Eigenthums garantirt, sie verstoße.
welcher die
machte Vorwürfe zurück, sachen für die Richtigkeit der von ihm gema
des Ober⸗Tribun als vom Erkenntniß erster Instanz nach Maßgabe der, in
auch durch ein, in demselben fehlendes,
ergänzen, ohne hierüber selbst eine Beweisaufnahm
Der General⸗Feldmarschall Herw arth⸗ feld ist nach Bonn zurückgekehrt.
setzt worden. Frankfurt a. M., 30. April.
sprechenden Artikel zu worden.
Sachsen. Dres den, 29. April. Hermann zu Sachsen-Weimar ist gestern 2 getroffen und im „Victoria⸗Hotel“ abgetreten.
Württemberg. Stuttgart, 29. April des Allerhöchsten Geburtsfestes Sr. Majestãt von Rußland wird heute feierlicher Gottes
Zur Vorfeier des Tages fand gestern eine tafel statt, welcher Ihre Majestäten der Königlichen Familie anwohnten, und zu
auswärtigen Angelegenheiten und die Mitglieder Sr. Königlichen Hoheit dem temberg ist dem Central⸗Comité für das V. De
worden. — In der wvorgestrigen Sitzung de wurde die Berathung über die nisterbesoldungen auf heute verschoben, Oesterlen diefe Frage als eine politische
der Finanz⸗Kommission auf 18, 009 Mark auftrat, gemacht. bei früheren Besoldungsaufbeff sich in Anspruch genommen, solchen Erhöhung vorliege.
eigentliche politische Gründ
Oesterlen beschränkte ssich dar ĩ
rungen Nach Heute hat die Abgeordnetenkammer
träger in St. Petersburg und die Gesandtschaft tere mit 55 gegen 20 Stimmen) genehmigt.
HSessen. Darm stadt, 29. April.
Kavallerie, Freiherrn von Trotha, sendet, um sein Beileid über den Tod des Casimir zu Ysenburg-Philippseich milie auszudrücken beizuwohnen.
— Der Bericht des von dem Gesetzgebungs
folge, soweit vorbereitet, daß am 1. Mai der Aus rathung zusammentritt. — Sicherem Vernehmen 1 dem Großherzog vorgelegten Kirchengesetze in wie sie durch die Stände festgestellt wurde, nunme herrliche Genehmigung erhalten, gierungs⸗Blatte“ erscheinen werden.
In nächster Zeit wird ein hessischer zusammentreten, auf welchem in erster Linie
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Der Großherzog ist gestern Nachmittag von wieder zurückgekehrt. — Das
das Statut der Pensionsanstalt für die Wittwen der Schullehrer im Großherzogthum Sachsen.
gebrauch nach Wiesbaden begeben,
großherzoge zusammentrifft,
augenblicklich in Neapel weilt. Der Herzog Ge
mers wird die ganze Familie aufenthalte Rastede wieder zusammentreffen. — herausgegebene Hof⸗
wird die Session kürzere Zeit
stenthümer. Unter den Budgetvorlagen werden thume zugefallenen Kriegsentschädigungsgelder, Konsolidation der Anleihen des Herzogthums glü führt ist, die vielleicht in Aussicht zu nehmende E
verständlich. Der Abg. Reichensperger suchte hierauf in
ö
Staatspapiergeldez, im Falle der Vertrag des St
Rechte nicht im Einklange Aeußerungen des Staat⸗ von Bismarck zurück. Der sprach und schwer erblickte in der Vorlage einen Bruch der
Der Abg. Dr. Wehren⸗ pfennig wies verschiedene ihm von dem Abg. Reichensperger ge⸗ indem er seinerseits geschichtliche That⸗
. Aeußerungen anzog. Die Generaldiskussion wurde hierauf geschlossen. F. 1 sprach bei Schluß des Blattes der Abg. Dr. Respondek.
Der Appellationsrichter ist, nach einem Erkenntniß 2. April er. zwar befugt, das
findlichen thatfächlichen Ausführungen zu erläutern, nicht aber zur thatsächlichen Fest⸗ stellung des bezüglichen Strafgesetzes nothwendiges Moment zu
— Der kommissarische Kreis⸗Thierarzt Gabbey zu Tost ist aus dem Kreise Tost⸗Gleiwitz in den aus den Kreisen Creuzburg und Rosenberg O.⸗S. bestehenden kreisthierärztlichen Bezirk ver⸗
(W. T. B.) antwortliche Redaeteur der „Frankf. Zeitung“ ist heute vom hiesigen Appellationsgerichte wegen Beleidigung des Fürsten v. Bismarck in drei verschledenen Fällen und wegen Beleidigung des Berliner Stadtgerichts durch einen den Prozeß Arnim be= dreimonatlichem Gefängniß verurtheilt
Se. Hoheit der Prinz
Aus Anlaß
Griechischen Kapelle des Königlichen Residenzschlosses abgehalten. und die den Angehörigen des Königlichen Hofstaates der Minister der
russischen Gesandtschaft Einladungen erhalten hatten. — Von Prinzen August von Würt—
schießen ein reich verziertes Trinkhorn als Ehrengabe übersandt
Erhöhung der weil der bezeichnet hatte. Gleichwohl wurden heute, wo Oesterlen als Gegner des Antrags Erhöhung von 9000 Fl. auf
f, zu bemerken, daß, da ie Minister setzt auch kein Grund einer kurzen Debatte wurde die Forderung mit 61 gegen 13 Stimmen angenommen.
für die Gesandtschaft Württembergs in München, den Geschäfts⸗
Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat seinen General⸗Adjutanten General der heute nach Philippseich ent⸗ Grafen Georg der erlauchten Fa⸗ und der Beisetzung der Leiche des Grafen
Zweiten Kammer für den Gesetzentwurf über die Erweiterung der Stadt Mainz bestellten Referenten ist, dem „Fr. J.“ zu⸗
so daß sie in Kürze im „Re⸗
über die Veranla⸗ gung der Kommunalsteuern Verhandlung gepflogen werden soll.
Weimar, 30. April.
„Regierungsblatt für das Großherzogthum Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach“ enthält in Nr. 15
Oldenburg. Oldenburg, 29. April. (Wes. Ztg.) Die Großherzogin wird sich auch in diesem Frühjahre zum Kur⸗ während der Großherzog eine Reise nach Italien machen wird und hier mit dem Erb? der nach vollendeter Orientreise
noch auf der ihm vom Erzherzog Stephan angefallenen Besitzung Schloß Schaumburg an der Lahn auf. Bei Beginn des Som⸗ in dem gewöhnlichen Sommer⸗
und Staatshandbuch für 1875 ist der hundertste Jahrgang dieses Buches, nachdem seit der Los⸗ trennung des Herzogthums don Dänemark zum ersten Male der jährliche Etat der Hof⸗ und Staatsverwaltung veröffentlicht wurde. — In diesem Herbste wird wiederum der Landtag des Groß⸗ herzogthums zufammentreten. Soweit bis jetzt bekannt geworden, als sonst in Anspruch nehmen, indem außer der Budgetberathung als größere Gesetzentwürfe nur vorbereitet werden eine neue Gesindeordnung, vielleicht ein neues Schulgesetz und revidirte Gemeindeordnungen für die Für⸗
beachten sein die schlüssige Bestimmung über die dem Groß herzog⸗
Vorlage mit
Unverletzlichkeit
Gegen
demselben be⸗
e vorzunehmen. von Bitten⸗
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in Wien (letz
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Städtetag
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nachdem die cklich durchge⸗ inziehung des
Landesbank gekündigt werden sollte, die neue Regulirung der Quoten, nach welchen die einzelnen Provinzen zu den Central— ausgaben des Großherzogthums beitragen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 30. April. (Goth. 3.) Der gemeinschaftliche Landtag lehnte es heute ab, auf die Einzelberathung der in Folge der neuen Kirchen erfassung nöthig gewordenen beiden Gesetze über Aufhebung der Zuständigkeit des Staats⸗Ministeriums in Angelegenheiten der evangelischen Kirche und Aufhebung der Kirchen- und Schulämter als Behörden für Kirchensachen, sowie die exekutivische Beiziehung kirchlicher Leistun⸗ gen näher einzugehen, eigentlich wohl, weil die von der Vor— synode vorberathene neue Kirchenverfassung nicht unter Mit⸗ wirkung des Landtags zu Stande gekommen ist und weil nicht alle ihre Bestimmungen von allen Mitgliedern gebilligt werden. Die neue Kirchenverfassung erscheint demnach vorläufig als gescheitert.
Anhalt. Dessau, 29. April. Der heutige Ge⸗ burtstag Sr. Hoheit des Herzogs wird auch in diesem Jahre hier wie in den übrigen Städten und Ortschaften bes Landes durch Beflaggen der Häuser, Aufzüge und Versamm⸗ lungen von Vereinen festlich begangen. Vormittags wird eine Parade der Garnison, Mittags 'ein Festdiner und Abends im Theater eine Festvorstellung stattfinden. Ihre Hoheiten der Erb⸗ prinz und Prinz Friedrich haben sich nach Bonn zurückbegeben. Ihre Hoheit die Erbprinzessin von Sondershausen ist zu einem kurzen Besuche eingetroffen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 30. April. Der Kaiser besichtigte gestern in Ragusa die Truppen, ertheilte hierauf Audienzen und besuchte das Fort Zarkowica auf dem Monte Sergio und das Fort Imperiale. — Heut verweilt der Kaiser noch in Ragusa.
— Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht das Gesetz vom 31. März 1875, betreffend die Umwandlung der in den gegen⸗ wärtig bestehenden gesetzlichen Vorschriften vorkommenden Maß⸗ und Gewichtssätze in metrisches Maß und Gewicht.
Linz, 29. April. Der Landtag wurde heute geschlossen.
Prag, 30. April. Der Herzog Ernst von Sachsen⸗ Coburg ist gestern zum Kurgebrauche in Karlsbad angekommen.
Pe st, 360. April. Die ungarischen Staatseinnahmen sind, wie die hiesigen Zeitungen melden, im 1. Quartal 1875 gegen den Voranschlag um 11 Millionen Gulden zurückgeblieben.
Belgien. Brüssel, 30. April. (W. T. B.) Sitzung der Deputirtenkammer. Der Minister des Auswärtigen, Graf Aspremont-Lynden, theilte mit, daß er die Antwort der belgischen Regierung auf die deutsche Note vom 15. d. unterm heutigen Tage an den deutschen Gesandten, Grafen Perponcher, habe gelangen lassen und daß er glaube, am kommenden Dienstag der Kammer nähere Mittheilungen darüber machen zu können. Hierauf gelangte die Interpellation des Deputirten Bara zur Verhandlung, welche Aufklärung darüber verlangt, ob von dem Ministerium für die Veröffentlichung eines ge⸗ wissen, der Regierung günstigen Zeitungsartikels ein Betrag von 200 Franken an das hiesige klerikale Journal „Paix“ gezahlt worden sei. Finanz⸗Minister Malou erklärte, in der That fei dieser Betrag an das gedachte Blatt gezahlt worden, aber nicht für einen politischen Artikel, sondern als Gebühr für Aufnahme eines über die Lage des Staatsschatzes orientirenden Artikels. Er habe dabei durchaus in gutem Glauben gehandelt und könne versichern, daß unter seiner Verwaltung der Presse zu keiner Zeit Subfidien zugeflossen seien. Die Interpellation wurde damit als erledigt angesehen.
Frankreich. Paris, 29. April. Journal offieiel“ veröffentlicht die am 5. Februar 1875 von Frankreich, Italien, Belgien und der Schweiz unterzeichnete Deklaration, den zwischen diesen Ländern bestehenden Mün z⸗ vertrag betreffend. Aus diesem Aktenstücke geht hervor, daß die im F. 1 des Zusatzvertrages vom 31. Januar 1874 stipu⸗ lirten Verfügungen in Betreff des Prägens der Fünffrankenstuͤcke in den vier benannten Ländern auch fuͤr das Jahr 1875 geltend sein sollen; daß in Folge der Nothwendigkeit, worin Italien sich befindet, für 10 Millionen alte Scheidemünze in Fünffranken— stücke umzuprägen, die drei anderen kontrahirenden Staaten ein Viertel dieser Summe, jeder in Fünffrankenstücken über die durch den Vertrag festgesetzte Summe prägen dürfen; daß Italien gestattet wird, die Summe von 20 Millionen in Fünffrankenstücken, welche bisher in den Kassen der Nationalbank lagen, in Umlauf zu bringen, daß endlich im Laufe Januars 1875 eine neus Münzkonferenz in Paris zusammentreten wird. Hr. Alle⸗ mand, Kapitän zur See, ist zum Contre-Admiral befördert worden. Vorgestern Abend hat das schon erwähnte Diner beim Finanz⸗Minister, Hrn. Leon Say, stattgefunden; 45 Gäste waren geladen worden, unter ihnen der deutsche Botschafter Fürst zu Hohenlohe nebst Gemahlin und Tochter, der russische Botschafter Fürst Orlow, die Gesandten von England, Dänemark und Brasiljen, mehrere Minister und eine große Anzahl von politischen Notabilitãten. Auf die Einladung des deutschen Botschafters zur Betheiligung Frankreichs an der Inter—⸗ nationalen Gartenbau- us stellung in Cöln hat die Regierung in bereitwilligster Weise die offiziellen desfallsigen Bekanntmachungen erlassen und den Vicomte de Fontenay zum Regierungs⸗Kommissar ernannt. Eine besondere Kommission, in welche hervorragende Mitglieder der Nationalversammlung ein⸗ treten werden, ist in der Bildung begriffen und wird für eine umfassende Vertretung Frankreichs Sorge tragen.
Die Unterzeichnung des internationalen Maß⸗ und Gewichtsvertrages ist bis zum 20. Mai verschoben. Die Wahl des Bureaudlrektors wird erst nach jenem Datum erfolgen können; dagegen hat sich das internationale Comité auf Grund eines in den Vertrag aufgenommenen Paragraphen schon gleich nach der vorläufigen Unterschreibung des Vertrags konstltuirt und seinen Vorsitzenden und Sekretär gewählt. Tie Wahlen sind auf General Ibannez und Professor Hirsch gefallen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 26. A1pril. In der Ersten Kammer stand am Sonnabend das Gutachten des Staatsausschusses bezüglich der der Insel St. Barthe⸗ lemy zu gewaährenden Unterstützungen auf der Tagesordnung. Der Ausschuß hatte dem Reichstage empfohlen in einem Schrel⸗ ben bein König anzuhalten, daß nöthige Schritte zur Lin⸗ derung der auf St. Barthelemy herrschenden bedrückten Lage eingeleitet und diesbezügliche Vorschläge dem nächsten Reichsta unterbreitet werden mögen, oder auch auf den a der Kammern vom Jahre 1868, die Kolonie an eine fremde Macht abzutreten, zurückzukommen. — Der Vertheidigungs⸗ Ausschuß wird im Laufe dieser Woche seine Arbeiten beenden. In einer der jüngsten Sitzungen wurde von Srn. Mannerskrantz
(Köln. Ztg.) Das
aates mit der
der Vorschlag eingebracht, daß zu den längeren Waffenübun⸗
gen die Hälfte der Wehrpflichtigen der ersten Linien⸗Jahres klasse eingezogen werden sollen; doch sollen in einem Aushebungs⸗ distrikt keine größere Anzahl ausgehoben werden können, als zur Auf⸗ bringung der ganzen zusammengerechneten Anzahl freiwilliger und ausgelooster Mannschaften, in den ersten 10 Jahren bis zu 1s3 und den folgenden 10 Jahren bis zu 2z der ganzen oben⸗ genannten Jahresklasse, erforderlich sind. Der Vorschlag wurde mit 8 gegen 6 Stimmen angenommen. Von anderen Anträgen ist noch der des Hrn. Gunnar Erikson zu erwähnen, welcher einen Stamm von 24,0900 Mann, wovon 15, 00 Mann für Infanterie und 9000 Mann für Spezialwaffen, mit einer Ver⸗ gütung von 200 Kronen für Freiwillige bei 18monatlicher Diensi— zeit, in Vorschlag bringt. . ᷣ
Christiania, 26. April. Die Regierung hat eine Kom— mission erwählt, welche die Gesetzgebung, betreffend das Loot⸗ senwesen, in Erwägung ziehen und eventuell Vorschläge zu Veränderungen derselben ausarbeiten soll.
— L. Mai. (W. T. B.) Der Storthing hat in seiner gestrigen Sitzung mit Stimmenmehrheit alle Vorschläge abgelehnt, die betreffs Einführung der obligatorischen oder fakultativen oder wenigstens bei Glaubensverschiedenheit der Verlobten zulässigen Civilehe eingebracht worden waren.
Dänemark. Kopenhagen, 28. Apxril. Der Kron⸗ prinz ist heute Morgen um 675 Uhr in Begleitung seines Ad⸗ jutanten, Kapitän Lund, mit dem schwedischen Dampfschiffe „Najaden“ von seiner Reise nach Deutschland hier zurückgekehrt.
Amerika. Aus Washington wird vom 28. d. M. per Kabel gemeldet; Richter Edward Pierrepont ist zum Attor⸗ ney⸗General an Stelle von Mr. Williams, dessen Demission von Präsident Grant angenommen wurde, ernannt worden.
— Aus New-JYork meldet das Kabel unterm 29. d. M.: Der Geschäftstheil der Stadt Ashbosh in Wisconsin wurde durch eine Feuersbrunst zerstört. Mehrere Personen verloren dabei ihr Leben und der angerichtete Scha⸗ den wird auf 750,000 Dollars geschätzt.
Asien. Bombay, 30. April. (W. T. B) Nach einem Telegramm aus Baroda haben daselbst Ruhestörungen stattge⸗ funden, die jedoch keinen beunruhigenden Charakter trugen. Die Gemahlin des nach Chunar abgeführten Guicowar ist angewie⸗ sen worden, sich nach Bombay zu begeben; über den für die⸗ selbe bestimmten definitiven Aufenthaltsort ist noch nichts Nähe⸗ res bekannt.
Australien. Das Parlament von Queensland wurde nach einer Depesche aus Lisbane am 27. ds. eröffnet.
Nr. 18 des, Central⸗Blatts für das Deut sche Re ich. herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt (Berlin, Carl HDeyngnns Verlag), hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. — Münzwesen; Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. — Zoll= und Steuerwesen: Kom pe⸗ tenz einer Steuerstelle. — Marine und Schiffahrt: Bekanntmachungen betr. die Benutzung 2c. der Braker Hafenanstalten und des Hafens von Puerto Cabello. — Konsulatwesen: Ernennungen und Exequatur⸗ ertheilung. .
— Nr. 8 des »Marine-Verorduungs, Blatzts, hat folgen · den Inhalt: Gesetz über den Landstrrm. Vom 12. Februar 1375. — Gesetz, betreffend die Ausübung der militärischen Kontrole über die Personen des Beurlaubtenstandes, Hie Uebungen derselben⸗ sowie die gegen sie zulässigen Disziplinarstrafmittel. Vom 15. Februar 1875. — Der rechnungsmäßige Nachweis des Abgangs an Proviant. — Die Attestirung der Beläge über erfolgte Beschaffungen. — An wendung von Postanweisungen bei Uebermittelung von Geldern an Privat⸗Empfänger. — Krankenlöhnung für Marine Unter- Aerzte. — Zahlung des Garnison⸗Brotgeldes an Stelle des Brotes in natura an die Ordonnanzen und Burschen der zur Central · Turnanstalt kom⸗ mandirten Offiziere. — Freihalten der für den Schiffs loch etatz⸗ mäßigen Unteroffizier Stelle in denjenigen Fällen, wo ein Matrose die Funktion des Schiffskoches versieht. — Vollstreckung der auf die bürgerlichen Behörden übergehenden, militärgerichtlich erkannten Frei— heitsstrafen gegen Militär-Personen. — Erhöhung des Betrages von 150 ½ auf 300 „ bei Beschaffungen von Verwaltungs bedürfnissen ohne vorher gegangene öffentliche Lizitation. — Lebeng-Versicherungs— Anstalt für die Armee und Marine. — Ausscheiden der Kühlbaljen Geschützbalien) aus den Artillerie ⸗Indentarien⸗Etats der Schiffe und Fahrzeuge. — Anweisung über den Gebrauch der an den englischen Küsten zur Rettung Schiffbrüchiger stationirten Mörser- und Raketen⸗ Apparate. — Personal ⸗Veränderungen.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des städtischen statistischen Bureaus sind bei den Standesämtern Berlins in der Woche vom 38. bis inel. 24. April zur Anmeldung gekommen; 419 Eheschließungen, 738 Lebendig⸗ geburten, 34 Todtgeburten und 484 Sterbefälle. .
— Nach den statistischen Ausweisen belief sich die Produktion der Montan Industrie in Deutsch-⸗Lothring en während des Jahres 1874 auf 6,864, 060 Ctr. Steinkohlen, 16,550,873 Ctr. Eisen⸗ erze und 827,265 Ctr. Kochsalz. Aus 14,034,210 Ctr, inländischen und 224,039 Ctr. von nicht zum Zollverein gehörenden Ländern ein⸗ geführten Eisenerzen wurden in Deutsch Lothringen 4372370 Str. Roheisen produzirt, die theils verkauft, theils zu 312 355 Ctr. Guß⸗ waaren und 2479, 261 Ctr. Stabeisen, Schienen u, s. w. verarbeitet wurden. An Rohstahl betrug die Fabeikation 60,169 Ctr. Die ge⸗ sammte Eisen⸗ und Stahlproduktion in Lothringen wird nach heutigen Preisen zu ungefähr 30 —33 Millionen Mark anzunehmen sein.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Aus den Sitzungen der historischen Vereine im Monat März d. 3 Verein für Geschichte der Mark Branden⸗ burg: v. Salpius gab einen Abriß der äußeren Lebensschicksale des Ministers Paul von Fuchs, der, als Sohn eines Superintendenten 1640 zu Stettin geboren, die Rechte auf deutschen und niederländischen Universttäten studirte, später als Professor in Duisburg fungirte, 1670 aber von Kurfürst Friedrich Wllhelm als sein Geheimer Sekre— tär nach Berlin berufen wurde und dann allmählich, auch unter Kur- fürst Friedrich III. in mannigfachen, namentlich auch diplomatischen Geschaͤften thätig, zu den höchsten Staats ämtern, zum Adelsstande und zu ansehnlichem Vermögen aufstieg. Er betheiligte sich an den Erbhuldi⸗ gungen für Kurfürst Friedrich 111. an der Stiftung der Universität Halle und der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, an der Leitung des Postwesens und an der Einwirkung des Staates auf die Gestaltung des Johanniterordens der Ballei Brandenburg, und starb im Jahre 1704 auf seinem Gute Malchow bei Berlin. — Verein für die Ge⸗ schichte Berlins: Archiv Sekretär Brose sprach über den Geschütz= gießer Joh. Jacobi. Jacobi wurde 1664 in Hamburg geboren, er⸗ lernte das Schmiedehandwerk und kam als Schmied nach Paris und in die dortige Gießerei. Als in Berlin das von Schlüter mo—⸗ dellirte Standbild des Kurfürsten Friedrich III. gegossen werden sollte, wurde Jacobi hierzu nach Berlin berufen. Er vollendete das jetzt in Königsberg besindliche Standbild des Kurfürsten im Jahre 100 und goß sodann auch die Reiterstatue des Kurfuͤrsten Friedrich Wilhelm, die 1705 aufgestellt wurde. Nach Vollen⸗ dungvieler kleinerer Werke, worunter die große Domglocke von 191 Ctr., das Porträt des Königs am Hauptportale des Zeughauseß und eine in der Kunstkammer befindliche kleinere Statue des Kurfürsten Friedrich Wilhelm, beschäftigte sich
J. besonders mit der Geschützgießerei und ist der Verfertiger ver Kanonen Asig, Europa, Afr'ka und Amerika. Er starb 1725 im Alter von 61 Jahren. — Historische Gesellschaft in Berlin: Ober— ihrer Dr. Meyer berichtete über Rieplers Schrift „Die literarischen Widersacher der Paͤpste zur Zeit Ludwigs des Bayers.“ — Alter⸗ thumsgesellschaft Prussia zu Königsberg ü. Pr: Es wurden einige Betrachtungen über die Pferdezucht in Preußen zur Zeit des deutschen Ordens vorgetragen. Die deutschen Rifter ießen sich die Pferdezucht sehr angelegen sein und hatten gegen 10,000 Pferde für den Kriegs dienst bereit, abgesehen von den Arbeitspferden zur Bewirthschaftung der Vorwerke der Komthureige diete. Nach der Schlacht bei Tannen—⸗ berg (1410) begann die Pferdezucht in Preußen zu sinken. 6st den preußischen Königen war es vorbehalten, hier wieder schaffend einzutreten und dag alte preußische Pferd der Ordensritter vor Degenerirung zu 6 König Friedrich Wilhelm J. vereinigte sämmtliche preußische Gestüte zu Trakehnen und ließ noch an maͤrkische Gestüte ein paar hundert Stuten ab⸗ geben. — Hiftorischer Verein für Niedersachsen zu Hannover: Se⸗ nator Culemann sprach über die Kleinkunst des Bronzegusses bei den alten Aegyptern und den Deutschen des Mittelalters.“ Aus den Werkftätten im alten Byzanz wurden im 5, 6. und 7. Jahrhundert bronzene Arbeiten den Galliern, Franken und Germanen zu⸗ gebracht. Eine schöne, aus den Zeiten der Merowinger stammende, zu uns gekommene Ärbeit von Bronze ist der Thron des Königs Da⸗ gobert (F 638). Kaiser Karl d. Gr. berief Mönche, welche in der Kunst des Erzgießens erfahren waren. Er ließ Bronzethüren für seine Hauskapelle in Air gießen. Indeß finden sich erst mit dem Ende des 0. Jahrhunderts wieder An⸗ fänge des Bronzegusses in Deutschland. Aus' den alteren deutschen Arbeiten in Erzguß sind besonders die des Bischofs Bernward von Hildesheim (E 1022) hervorzuheben, wie seine Reliefdarstellungen der Thüren des Domes in Hildesheim, die Bernwardtzsäule mit Dar⸗ stellungen aus dem Leben Christi. Im 12, 13. und 14. Jahrh. ent⸗ standen Arbeiten in Osnabrück, Braunschweig, Bremen, Dortmund, Duderstadt, Göttingen, Hannover, Goslar, Münster, Lüneburg, Oldenburg, Ostfriesland, Westfalen u. . w. — Bibliotheka⸗ Rath Bodemann hielt einen Vortrag „über Furstenleben und Fürstenerziehung⸗ im 16. Jahrh. Derselbe schilderte das Fürstenleben jener Zeit in dem Spiegelbilde des Herzogs Julius von Braunschweig (1528 - 1559), der bekanntlich mit Hedwig, der Tochter des Kurfürsten Joachim von Brandenburg, verheirathet war. — Verein für Geschichte und Alterthum kunde zu Frankfurt a. M.: A. Scheidel sprach über die vorhistorischen Stein⸗ geräthe. . In gemeinsamem Vortrage behandelten Forftmeister Schott von Schottenstein die volkswirthschaftliche und Justiz⸗Rath Dr. Euler die rechtsgeschichtliche Seite der Angelegenheit von den Wald Servituten. Der Wald blieb in Deutschland noch bis in späte Jahrhunderte ein allgemeiner Besitz in der Art, daß der Kgiser das Recht des Baum- fällens verleihen, der Dynast oder das Kloster, dem der Wald zu Lehen gegeben war, das Jagdrecht üben konnte, während die Nutzungen der Waldstreu, der Waldweide, der Eichel- und Buchelmast, des Leseholzes u. s. w. den umliegenden Gemeinden zustanden Später ging der Wald immermehr aus Kaiserlichem Besitz an einzelne Herren, Stifter und Gemeinden über. Bei dem ausschließlichen Holz- bau und Holzbrand, bei der Unentbehrlichkeit der eben erwähnten Nutzungen für den Ackerbau und die Viehzucht war keine neue An⸗ siedelung denkbar, ohne das Geschenk eines Waldes, und doch war keine Steigerung des Werthes der Waldprodukte denkbar, ohne eine Vermehrung der Bevölkerung und die damit Hand in Hand gehende Verbesserung der Verbindungswege. Selten waren die Leistungen in Urkunden aufgezeichnet, noch seitener genau umschrieben. Daraus entstanden später, als bei wachsender Bevslkerung die Holzpreise stiegen, unzählige langwierige Prozesse, indem die Besitzer die An⸗ sprüche der Berechtigten einzuschränken bemüht waren. Den links rheinischen Landestheilen Deutschlands wurden während ihrer Vereini⸗ gung mit Frankreich noch nicht verwundene Nachtheile durch Aus⸗ rottung der Wälder beigebracht. Dr. Euler erwähnte in dieser Be⸗ ziehung das Kloster Prüm, in dessen Waldungen über 4000 Schweine in die Mast getrieben wurden, während der Wald seit der fran⸗ zösischen Revolution vollständig verschwunden und die Umgegend in ihrer Fruchtbarkeit und in ihren klimatischen Verhältnissen ver⸗ schlechtert ist.
— Die „Royal Historcal Society of Great Britain“ in London hat, nach Mittheilung des „Dagstelegraphen“, auf Vor— schlag des Mr. George Browning, welcher Mitglied der Direktien dieser Gesellschaft ist, und sich gegenwärtig in Kopenhagen aufhält, den Kultus-Minister Worsaae, Etats⸗Rath Meldahl und Archivarius Jon Sigurdsson zu Ehrenmitgliedern erwählt.
— Der „Allg, Ztg.“ schreibt man aus Oxford, 24. April: Man beginnt in England dem Studium der eigenen Volks sprache und ihrer verschiedenen Mundarten in weiteren Kreisen ein reges Interesse zu leihen. So ist neuerdings im Zusammenhang mit den altenglischen Forschungen, welche durch die „Early English⸗Text . Society“ seit einem Jahrzehnt zur Blüthe gelangten und bereits die ansehnlichen Früchte von 82 Baͤnden hervorbrachten, eine English⸗ Dialect Society“ ins Leben getreten. Sie hat sich die Aufgabe ge— stellt die der anerkannten englischen Schriftsprache fremden, nur in den entlegenen Provinzen erhaltenen Ausdrücke aus dem Volksmunde zu sammeln und zu erklären. In Anbetracht des neuen Lichtes, wel⸗ ches von dieser Seite auf die dunkle Sprache der altenglischen Klas⸗ siler bis zu Chaucer hinanf, sowie auf die noch lange nicht vollig erklärte Abstammung des Neuenglischen und seine Verwandtschaft mit dem Deutschen in seinen platt⸗ und hochdeutschen Mundarten zurück⸗ fällt, werden die Bestrebungen dieser Gesellschaft gewiß auch in Deutschland entsprechenden Anklang und Theilnahme fiaden.“
— Der Begründer der in Magdeburg im Verlage von A. und R. Faber erscheinenden empfehleaswerthen vellsthümlichen Wochen ; schrift für alle bei der Kommunal und Polizeiverwaltung der Kreise, Amtsbezirke und Gemeinden Betheiligten, „die Selstverwal⸗ tung“, Regierungs- Rath Parey in Magdeburg, hat sich der Mühe unterzogen, die Polizei Verordnungen für den Regierungé— bezirk Magdeburg nebst den damit im Zusammenhange stehenden gesetzlichen Vorschriften nach amtlichen Quellen herauszugeben. Gegenwärtig liegt der erste Halbband des übersichtlich ge⸗ ordneten Werkes vor (Magdeburg, Verlag von E. Baensch jun.), der andere wird in einigen Wochen folgen. Wegen der vielen all⸗ gemein geltenden gesetzlichen Bestimmungen hat das Buch auch für weitere Kreise Interesse. Den Amts vorst ehern und sonstigen Organen der neuen Kreisverwaltung wird es bei Erfüllung der Pflichten ihres schweren Amtes willkommen sein, namentlich da ein ausführliches und fleißig gearbeitetes NachschlageRegister die Benutzung erleichtert Wir erwähnen noch, daß der Minister des Innern dem Verfasser für ein vordem von ihm herausgegebenes Handbuch für die Amts- und Gemeindevorsteher seine Anerkennung ausgesprochen hat.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Nach den letzten, am 29. d. Mts. beim Reiche lanzler · Amte eingegangenen Mittheilungen hat sich das Auftreten der Rinderpest in Kühren bei Wurzen im Königreich Sachsen auf ein Ge⸗ höft beschränkt. Der gesammte Rindviehstand des letzteren belief sich auf 238 Stück. Davon sind 9 Stück gefallen und 14 Stück ge⸗ tödtet worden. Von letzteren waren 5 Stück erkrankt, 9 Stück gesund. Die Ermittelungen über die Einschleppungsart und über den Ur— sprungsort haben bisher zu keinem posttiven Ergebnisse geführt. J
— Im Regierungsbezirk Merseburg sind die Winter⸗ saaten durch die anhaltende Kälte in der Entwickelung zurückge⸗ blieben, ohne erheblich gelitten zu haben. Eine größere Kalamität ist, die Verspätung der Frühjahrsbestellung und des Graswuchses, dessen Ausbleiben bei dem vorhandenen Futtermangel besonders be⸗ dauert wird. Hervorzuheben ist, daß in den thüringischen Landeg- theilen der Geflügelzucht immer größere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Zuckerfabriken haben wegen der geringen Rübenernte den Betrieb schon Anfangs d. J. einstellen müssen und keine befriedigende
Ausbeute erzielt.
Gewerbe und HSandel.
Der deutsche 8e wie die ‚Nat 3.“ mittheilt, wird am 29. Mai in Berlin zusammentreten und als einzigen Gegen⸗ stand seiner Tagesordnung die Frage der Handelsgerichte behandeln. Eine Kommijsion des deutschen Handelstages, welche den Auftrag erhalten hat, sich über Gerichts verfassung und Civilprozeßordnung gutachtlich zu äußern, ist seit Mittwoch hier thätig und hat die Ueber⸗ zeugung erlangt, daß gegenüber den Beschlüsfen der Reichstags⸗Kom⸗ mission es unerläßlich ist, die Vertreter des Handelsstandes zu einer Generalversammlung einzuberufen. Dieser Beschluß bedarf aller⸗ dings noch der Zustimmung des bleibenden Ausschusses, welcher schrift⸗ lich eingeholt und, wie man erwartet, ertheilt werden wird.
— Die Generalversammlung der hiesigen Centralfaktorei für Baumaterial ertheilte der Verwaltung Decharge und wählte die bisherigen Revisoren wieder. Der Antrag auf Reduktion des Aktien ⸗Kapitals wurde einstimmig angenommen, und zwar derartig, daß dasselbe von 650,909 Thlr. auf 5ö0 gG0 Thlr. durch Zusammen⸗ legung von 13 alten Aktien in 10 neue à 600 herabgesetzt wird. Die vorgeschlagene Aenderung der Statuten mit Bezug auf S. 4 fand Genehmigung, während die des §. 33 zurückgezogen wurde.
Beuthen O—-⸗S., 28. April. In verschiedenen Blättern finden sich Korrespondenzen, betreffend den auf der Sch arley⸗G ru be ein⸗ getretenen Wasserzufluß in Folge Beschädigung einer Maschine dadurch hervorgerufener Arbeitseinstellung und Mangel an Galmei zur Zink⸗ gewinnung. Aus bester Quelle können wir hierüber, um übertrlebe⸗ nen Besorgnissen vorzubeugen, Folgendes mittheilen: Die ausgedehn⸗ ten Grubenbaue der Gewerkschaften der bedeutenden Galmei⸗ gruben Scharley. Neue Helene, Cäcilie und Wilhelmine werden durch Pumpwerke entwässert, welche drei mächtige Dampf- maschinen betreiben. Eine vierte Maschine soll demnächst den selben noch hinzutreten, die vorhandenen zu verstaͤrken. Eine' der drei erwähnten Maschinen ist nun durch Zerspringen eines Hauptth eiles der zugehörigen großen Pumpe, welche per Minute etwa 17 bis 18 Kubikmeter (ca. 18.060 Liter) Wasser zu Tage hebt, außer Thätigkeit gesetzt, so daß die beiden anderen Maschinen nicht im Stande sind, das jetzt im Frühjahr in verstärkten Maßen zu⸗ fließende Wasser zu bewaͤltigen. In Folge dessen, füllten sich zunächst die tiefsten, nach und nach dann auch die höher gelegenen Baue mit Wasser, und bleibt das Nivegu des letztern so lange im Steigen, bis der stetig wachsende Wasserdruck den Zudrang aus dem Gestein so weit verringert, daß die vorhandenen Maschinenkräfte ausreichen, die zufließenden Mengen zu heben. Selbstverständlich bietet die Grubenverwaltung Alles auf, um die vierte, neue Maschine, welche ihrer Vollendung nahe ist, so bald als möglich in Thätigkeit zu bringen und das zerstörte Pumpenstück Durch, ein neues zu ersetzen, was, bei den großen Schwierigkeiten dieser Arbeit, allerdings seine Zeit erfordert. In Folge der Wasserzuflůũsse hat sich nun natürlich auch das unterirdische Arbeitsfeld der bis⸗ herigen Belegschaft verringert. Auch in diesem Punkte haben jedoch die Arbeitsgeber sofort und fortwährend gethan, was sich thun ließ. Den außer Beschäftigung getretenen Bergleuten ist auf den nahe ge—= legenen Steinkohlengruben der beste Ersatz der vorübergehend verlorenen Arbeit angeboten. Doch leider zeigt sich auch hier wieder die alte Erfahrung, daß die Arbeiter schwer zu bewegen sind, von dem alten Arbeitsfelde auf ein neues überzutreten und dort Ersatz des augenhlicklich verlorenen Arbeits verdienstes zu suchen und zu finden. Diese Erfahrung zeigt sich bei dem an bestimmte Ar⸗ beitspausen gewöhnten Bergmann in verstärktem Maße. Es erklärt sich hierdurch, daß auch in vorliegendem Falle zur Zeit nur ein kleiner Theil der auf Scharleygrube außer Arbeit getretenen Bergleute die Ersatzbeschäftigung auf den Steinkohlengruben an den zugewiesenen Stellen angenommen, der größte Theil aber zunächst die unfrei⸗ willige Muße benutzt, der Feldbestellung, kleinen Haus— reparaturen oder anderen leichten Arbeiten nachzugehen oder auch den zurückgelegten Sparpfennig aufzuzehren. Immerhin ist aber der große Arbeitsmarkt Oberschlesiens im Stande, auch diefe jetzt noch feiernden Arbeitskräfte der Scharleygrube, sobald es den · selben ernstlich danach zu Muthe ist, vollständig aufzusaugen und jede Besorgniß ausgedehnter Brotlosigkeit der in Rede stehenden Arbeiter zu beseitigen, bis diese an die ihnen werth und lieb gewordene alte Arbeitsstelle wieder zurückkehren können. Ebenso grundlos ist die Be—⸗ sorgniß, daß es den von der Scharleygrube mit Erzen versorgten Zink bütten während der bedauerlichen Wasserunfallszeit an dem nöthigen Material fehlen werde. Denn wenn auch die Erzproduktion Ober schlesiens durch die Unthätigkeit der Scharleygrube einen Ausfall erleidet, so sind doch die betheiligten Gruben, und Hüͤttenbesitzer, als; die Schle⸗ sische Aktiengesellschaft für Zinkhüttenbetrieb, die Bergwerkageselschaft G. von Giesche's Erben, der Fürst zu Hohenlohe Herzog von Ujest, in der glücklichen Lage, über betrachtliche Erz- Vorräthe zu verfügen, und so derartige Unfälle und Widerwärtigkeiten, wie sie nun einmal die unvermeidliche Beigabe des Bergbaus überhaupt und überall sind, ohne erhebliche Schädigung ihres Hüttenbetriebes zu überwinden, auch abgesehen von der Möglichkeit, die vorhandenen Erz · Vorrãthe Leicht und wohlfeil erforderlichen Falles von anderen Gruben in Ober- schlesien, Polen u. s. w. zu ergänzen. Auf Grund genauester Kenntniß und unparteiischer Beurtheilung der einschlagenden Verhãltnisse kann die Versicherung gegeben werden, daß Besorgnisse, wie sie in Anlaß des Unfalls der Scharleygrube geäußert worden, der thatsachlichen Begründung und Rechtfertigung bis jetzt entbehren. Da die Repara⸗ tion des Unfalls in besten Händen ist, so steht zu erwarten, daß außer den eigentlichen Kosten derselben, Nachtheile anderer Art nicht zu be—⸗ klagen sein werden. .
— Ueher die Arbeitskrisis in Süd⸗Wales telegraphirt
man der „Times aus Merthyr rom Mittwoch, daß die Kohlen grubenarbeiter der Eisenhüttengesellschaft in Blannavon am Dienstag Abend eine Massenversammlung abgehalten haben, in welcher sie nach einer langen Diskussion beschlossen, die Arbeit zu den neuen Bedin ungen 1Lohnherabsetzung von 15*) wieder aufzunehmen, und heute . führte ein großer Theil der Arbeiter diesen Beschluß aus. Andere werden, sobald als ihre Zechen in Bereitschaft gesetzt werden kön⸗ nen, folgen, so daß gegen nächsten Montag die Kohlenbergwerke in Blannavon wieder in voller Thätigkeit sein werden. Diese Aus⸗ gleichung wird, wie man hofft, eine mächtige Wirkung auf die anderen Bezirke ausüben.
— Gestern hat in der Kohlengruhe Buntershill, im nördlichen Staffordsshite eine Gasexplosion stattgefunden, bei welcher 37 Personen umgekommen sein sollen.
Paris, 1. Mai. (W. T. B) Die „Semaine financisre“ meldet, daß die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Bank von Frankreich über die Abänderung der Konvention vom 28. Mai 1873 nunmehr zum Abschlusse gelangt sind, und daß die getroffenen Vereinbarungen der Nationalversammlung zur Beschlußfassung vorgelegt werden sollen. Nach denselben werde die Schuld des Staates an die Bank nicht vermehrt werden. — Wie es heißt, wird die Einlösung der Moxganschen Anleihe eine selbständige Finanzoperation bilden, die sich nur auf die genannte An · leihe erstreckt. Letztere wird wahrscheinlich in eine dreiprozentige Rente konvertirt werden.
Verkehrs⸗Anstalten.
In der kürzlich zu Weimar abgehaltenen ordentlichen General- n d r, Eisenbghngesellschaft waren 16 Aktionäre mit 3536 Stück Aktien und 142 Stimmen vertreten. Den Vorsitz führte Kommerzien⸗ Rath Landau aus Berlin. Gegen den vom Aussichtsrath erstatteten Geschäftsbericht wurden Erinnerun⸗ gen nicht gestellt. Die Generalversammlung erthellte für das ver⸗ flossene Jahr an Aufsichtsrath und Vorstand Decharge. Die aus⸗ geloosten Aufsichtsrathsmitgzlieder Bankier Max Frank aus Berlin und Wirklicher Geheimer Kriegsrath Krienes aus Breslau wurden wieder., Direktor Siegl aus Berlin neu in den Aufsichtsrath ge wählt. AuJus dem Geschäftsbericht ist hervorzuheben: Die
vertragsmäßig herzustellenden Anschlüsse in Weimar an die Thürin—⸗