mälde gewählt. Im dunkelblauen Zimmer der Petit⸗Kammern des hiesigen Königlichen Schlosses befindet sich eine seiner besten be⸗ züglichen Darstellungen: Kurfürst Friedrich Wilhelm vor der Schlacht bei Fehrbellin, den Generalen seine Befehle ertheilend. Das vorzüglichste der Kretzschmarschen Gemälde schmückt den Speisesaal des Kronprinzlichen Palais; dasselbe stellt den Kur⸗ fürsten Friedrich Wilhelm den Großen dar, dem Prinzen Fried⸗ rich von Hessen⸗Homburg nach der Schlacht von Fehrbellin seinen
Ungehorsam vorhaltend. Kolbe's, eines Chodowiecki'schen Schü⸗
lers, erste historische Komposition „Frobens Tod in der Schlacht von Fehrhellin“ gewann 1796 den akademischen Preis. Eybels, auch durch den Kupferstich von Habelmann vervielfältigtes, Meisterwerk Der Große Kurfürst in der Schlacht von Fehr⸗ bellin- ist eine Zierde der Gemäldegallerie des Königlichen Schlosses. Auch unter den von den Gebrüdern Casteels aus Brabant 1688 entworfenen und in Berlin in der Mercierschen Fabrik gewirkten Gobelintapeten, welche das Thronzimmer der Elisabeth⸗K/ammern im Königlichen Schlosse mit Darstellungen aus dem Leben des Großen Kurfürsten schmücken, ist eine dem Siege bei Fehrbellin gewidmet.
Ein Gemälde von Weitsch, „der Prinz von Hessen⸗
Domburg als Gefangener vor dem Kurfürsten“, ist durch den
tich vielfach verbreitet. Ein Bild von B. Rode, „die Schlacht von Fehrbellin“, befindet sich im Besitz des Geheimen Kommerzien⸗Raths Fretzdorff in Stettin.
Am nächsten lag die Feier der Wiederkehr des zweihun— dertsten Jahrestags der glorreichen Schlacht dem Havelland, wo die Erinnerung an dieselbe vor Allem lebendig geblieben ist. Noch wird eine Fahne aufbewahrt, mit deren bekanntem Wahlspruch:
Wir sind Bauern von geringem Gut,
Und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut sich die Vorfahren an dem Kampf für die Befreiung des Landes betheiligt hatten.
Das älteste Standbild, welches die dankbare Verehrung der Unterthanen einem Hohenzollern⸗Monarchen gewidmet hat, ist das dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm auf dem Paradeplatz zu Rathenow von den märkischen Ständen im Jahre 1736 ge⸗ stiftete Denkmal. Es erhebt sich nahe der Pforte, durch welche im Jahre 1675 die ersten brandenburgischen Soldaten in die von den Schweden besetzte Stadt eindrangen. Auf dem Würfel, welcher das Standbild des Großen Kurfürsten trägt, sind durch Inschriften die Namen Fehrbellin, Rathenow, Warschau und Stralsund verewigt. Das von Glume ausgeführte Denkmal ist im Jahre 1738 enthüllt worden.
Auf dem Schlachtfeld bei Fehrbellin hat im Anfang dieses Jahrhunderts der Domherr Friedrich Eberhard von Rochow auf Reckahn ein Denkmal errichtet, einen großen Würfel aus märkischem Granit, welcher eine Urne trägt. Auf der Vorderseite des Würfels stehen die Worte: „Friedrich Wil⸗ helm der Große kam, sah und siegte, den 18. Juni 1675“, auf der Südseite: „Hier legten die braven Brandenburger den Grund zur preußischen Größe“. Dieses Denkmal ist im Jahre 1857 von dem Kriegerverein für Fehrbellin und Umgegend erneuert worden. Es befindet sich vor dem Eingang in das Dorf Hakenberg links von der Straße und erhebt sich auf einer erhöhten Stelle, von der man einen Theil der Gegend überblickt, insbesondere die nahen Höhen zwischen Hakenberg und dem Dechtower Gehölz, von welchen die eine noch heut den Niamen Kurfürstenberg im Munde der Be⸗ völkerung führt.
Wie bekannt, hat Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz. von Jugend auf dem Großen Kurfürsten eine besondere Verehrung zugewendet; auf Seinen Wunsch, eine systematische Erforschung und Bearbeitung der Geschichte Seines großen Ahnen in die Wege geleitet zu sehen, ist das Werk Dunckers, Droysens und v. Mörners Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg“ entstanden. So hat der Kron⸗ prinz auch zur Herstellung eines Denkmals zur zweihundert⸗ jährigen Erinnerungsfeier des Tages von Fehrbellin den Anlaß gegeben, und auf Seinen Antrag haben Se. Majestät der Kaiser und König mittelst Allerhöchsten Erlasses vom 2. März er. nähere Berathungen über die Ausführung des Plans angeordnet. Als der geeignetste Ort für die Aufstellung des Denkmals erschien die Gegend zwischen dem eine Meile von Fehrbellin gelegenen Dorfe Hakenberg und dem Dechtower Ge— hölz, wo nach den überlieferten Nachrichten die Hauptentschei⸗ dung gefallen ist. *
Auf einer dort befindlichen Anhöhe, dent Kurfürstenberg“, hat der Große Kurfürst während der Schlacht seine Aufstellung genommen, von dort hat er den Gang derselben beobachtet und geleitet. Dazu kommt, daß der Kurfürstenberg nur etwa L Kilometer von der Straße von Fehrbellin über Flatow nach Nauen entfernt ist und den höchsten Punkt der Gegend bildet, so daß das Denkmal von keinem anderen Platze aus in so weitem Umkreise sichtbar sein würde.
In Folge dessen haben Se. Majestät der Kaiser und König mittelst Allerhöchster Ordre vom 5. 8d. M. angeordnet, daß aus Anlaß des zweihundertjährigen Erinnerungstages der Schlacht bei Fehrbellin auf dem sogenannten Kurfürstenberge bei dem Dorfe Hakenberg ein Denkmal für den Großen Kurfürsten nach Maß- gabe des von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen angedeuteten Projekts errichtet werde.
Da Se. Masestät der Kaiser und König zur Zeit von Berlin ab⸗ wesend sind, so wird Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz im Namen und in Vertretung Sr. Maßestät der Grundstein⸗ legung beiwohnen. Der von Höchstdemselben in Vorschlag ge⸗ brachte Entwurf besteht in einem architektonischen Denkmal in der Weise, daß unter einer von Säulen getragenen Kuppel die Kolossalbüste des Großen Kurfürsten aufgestellt wird. In den Grundstein wird die nachstehend abgedruckte, auf Befehl Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers und Königs von Sr. Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit dem Kronprinzen vollzogene Urkunde niedergelegt.
Ein im osthavelländischen Kreise gebildetes Festeomité, welchem der Kreis die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung ge⸗ stellt, hat sich der Aufgabe unterzogen, die Ausfuhrung der Jubel⸗ feier zu leiten. Nach dem aufgestellten Programm wird heute, am 18. Juni. Vormittags um 11 Uhr, in Gegenwart Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen die neu erbaute Kirche in Hakenberg eingeweiht. Um 12 Uhr findet dann auf dem Kurfürstenberge die feierliche Grundsteinlegung des Denkmals statt.
In Rathenow ist bereits am 15. Juni der 200. Jahres⸗ tag der Vertreibung der Schweden aus Rathenow unter Theil⸗ nahme einer Deputation des Leib⸗Kürassier⸗Regiments (Schlesi⸗ sches) Nr. 1, dessen Stamm als Grumbkowsches Regiment den Hauptantheil an der Einnahme Rathenows hatte, sowie des Vereins für die Geschichte Berlins gefeiert worden.
Allerhöchste Urkunde, betreffenddie Errichtung eines
Denkmals zum Gedächtniß des Sieges von Fehrbellin.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen, Markgraf zu Biandenburg, Burggraf zu Nürnberg, Graf zu Hohenzollern, souveräner und oberster Herzog von Schlesien wie auch der Grafschaft Glatz, Großherzog von Niederrhein und Posen, Herzog zu Sachsen, Westphalen und Engern, zu Pommern, Lüne⸗ burg, Holstein und Schleswig, zu Magdeburg, Bremen, Geldern, Cleve, Jülich und Berg, sowie auch der Wenden und Cassuben, zu Crossen, Lauenburg, Mecklen⸗ burg, Landgraf zu Hessen und Thüringen, Markgraf der Ober⸗ und Nieder⸗Lausitz, Prinz von Oranien, Fürst zu Rügen, zu Ostfriesland, zu Paderborn und Pyrmont, zu Halberstadt, Münster, Minden, Osnabrück, Hildesheim, zu Verden, Cammin, Fulda, Nassau und Mörs, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf der Mark und zu Ravensberg, zu Hohen⸗ stein, Tecklenburg und Lingen, zu Mansfeld, Sigmaringen und
Veringen, Herr zu Frankfurt,
thun hierdurch kund und fügen zu wissen, daß Wir auf den Antrag Unseres Sohnes, des Kronprinzen Friedrich Wilhel m, Kaiserliche und Königliche Hoheit, beschlossen haben, zum Gedächtniß des Sieges von Fehrbellin, den Unser in Gott ruhender Ahnherr und Vorgänger in der Regierung, Friedrich Wilhelm der große Kurfürst, am 18. Juni des Jahres 1675 auf den Höhen bei dem Dorfe Hakenberg im Kreise Ost⸗Havelland, Regierungsbezirke Potsdam, über des tapferen Gegners Schaaren errang, ein Denkmal zu errichten und dessen Grundstein heute, am 18. Juni im Jahre des Heils 1875, am zweihundertjährigen Gedenktage der Schlacht, an der Stelle, wo sie entschieden wurde, durch des Kronvrinzen Kaiserliche und Königliche Hoheit legen zu lassen.
Für Unser Haus, für Unser Land und Volk, für das Deutsche Vaterland bezeichnet dieser große und unvergeßliche Siegestag den Anfang der Befreiung Deutschen Bodens von fremder Herrschaft, der Erneuerung Deutschen Waffenruhmes und freu⸗ diger Kriegsbereitschaft zu Schutz und Trutz, der Erfüllung er⸗ hebender Pflichten, in welcher der Name Brandenburg seinen Deutschen Beruf gefunden und bewährt hat.
Mit tiefem Danke gegen Gott, der so schwere Anfänge zu überreichem Segen für Unser Haus, Unseren Staat, Unser Land und Volk, zur Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches hat gedeihen lassen, weihen Wir dieses Denkmal dem Ge— dächtniß Unseres erlauchten Ahnherrn, der tapferen Regi⸗ menter, an deren Spitze Er den Sieg von Fehrbellin erfocht, der wackeren Bauern, die ihr Fähnlein aufwarfen, Ihm zu helfen, der treuen Bevölkerung Brandenburgs, die in schwerster Bedrängniß ausharrte, bis Er zur Rettung kam. Den nachfolgenden Geschlechtern Unseres Hauses, Unseres Preußischen Volkes und der Deutschen Nation sei das Denkmal eine Erinnerung für alle Zeit, Unger wie schmexen Anfängen, mit wie langen Anstrengun— gen, mit welchen Tugenden begründet und erworben worden ist, was zu erhalten, zu schirmen und zu kräftigen ihre Pflicht und vor Gott und den Menschen ihr Ruhm sein wird.
Gegenwärtige Urkunde haben Wir in zwei gleichlautenden Ausfertigungen mit Unserem größeren Königlichen Insiegel ver⸗ sehen lassen und des Kronprinzen Kaiserliche und Königliche Hoheit beauftragt, sie in Unserem Namen zu vollziehen. Auch befehlen Wir, die eine in den Grundstein des Denkmals nieder— zulegen, die andere in Unserem Staatsarchive aufzubewahren.
Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs gegeben zu Hakenberg bei Fehrbellin, am achtzehnten Juni des Jahres Eintausend achthundert fünf und siebenzig.
Friedrich Wilhelm, Kronprinz. . 85)
Von Rathenow bis Fehrbellin.
Wie der Neckar bei Eberbach die Richtung seines bisherigen Laufes verläßt und sich in fast rechtwinkliger Schleife nach Westen wendet, so ähnlich auch unsere heimische Havel. Von ihren Quellen in Mecklenburg südwärts fließend, richtet sie kurz hinter Spandau ihren Lauf nach Westen, bildet bei Potsdam und Sanssouci jene herrlichen Seen, die den landschaftlichen Reizen dieser Perle
der Mark ihren Charakter verleihen. Langsam strömt sie in dieser Richtung fort, erweitert fich kurz hinter Brandenburg zu dem Plauenschen See, wendet sich dann wieder nach Norden, fließt bei Rathenow vorbei, um hinter Havelberg bei Werben sich in die Elbe zu ergießen. Es ist ein? weite Sumpflandschaft, die sich so, im Westen, Süden und Osten von der Havel, im Norden von der hügeligen Fläche der Priegnitz und des Ländchens Ruppin begrenzt, aus⸗ dehnt und auf kürzestem Wege die Gber⸗ mit der Unter= havel verbindet. Infelartig hervortretender Höhenboden trennt sie in zwei Niederungen von fast gleicher Länge, die sich von Rathenow bis Spandau, von Havelberg bis Oranien⸗ burg in einer Weite von 10 Meilen erstrecken. Der nördlichere Strich ist das große Torfmoor, welches man dag Rhinluch nennt, der andere das große Havelländische Luch. Der Gesammt⸗Flächeninhalt beider Niederungen beträgt 22 Quadrat⸗ meilen. Durch diese Sumpfstrecken führen auch setzt noch, trotz⸗ dem sie trocken gelegt worden, nur wenige gangbare Pässe. Den früheren Zustand hat Klöden in seinen Beiträgen geschildert. „Bis zum Jahre 1718“, sagt er, „war das Land eine wilde Urgegend, wie die Hand der Natur sie gebildet, ein Seitenstück zu den Urwäldern Südamerikas, nur in geringerer Ausdehnung und zu einem Luch umgewandelt. Weit und breit bedeckte ein Rasen aus zusammengefilzter Wurzeldecke von bräunlich gruͤner Farbe die wassergleiche Ebene. In jedem Frühjahr quoll der Boden durch das hervordringende Grundwasser auf, die Rasendecke hob sich in, die Höhe, bildete eine schwimmende, elastische Fläche, welche bei jedem Schritte unter den Füßen einsank, während sich rings um ein flach trichterförmig ansteigender Abhang bil⸗ dete. Andere Stellen, die sich nicht in die Höhe heben konnten, sogenannte Lanken, wurden überschwemmt, und so glich das Luch in jedem Frühjahr einem weiten See, über welchem jene Rasen⸗ stellen wie grüne schwimmende Inseln zwischen den erhöhten Plateaus hervorragten, indeß an anderen Stellen Weiden, Erlen und Birkengebüsch sich mit ihren Wipfeln im Wasser spiegelten, oder da, wo sie auf sandigen, aus dem Moore emporsteigenden Hügeln, den sogenannten Horsten, gewachsen waren, kleine Wald- eilande darstellten. So wenig nutzbar dieses Luch für den Menschen und sein Hausvieh war, so vortrefflich war es für das Wild geeignet: Wölfe, Luchse, ja auch Bären hausten in früheren Zeiten darin.“
Schon Kurfürst Friedrich Wil helm faßte den Plan einer Entwässerung und Urbarmachung des Luchs; aber erst König Friedrich Wilhelm J. ernannte unterm 30 Mai 1714 zu diesem Zwecke eine besondere Kommission. Im Mai 1719 waren bei Hohennauen, Friesack und Arendshorsten bereits über 106 Arbeiter mit Kanalarbeiten beschäftigt, die Zahl derselben wuchs täglich und am Sylvestertage desselben Jahres war die Haupt⸗ arbeit beendet, der Kanal von Hohennauen bis zum Mühlwasser auf dem Brieselang hinaufgeführt und durch viele Neben⸗ kanäle unterstützt. Im Jahre 1720 wurde der Kanal noch vier Meilen weiter bis zum Pinnowschen See fortgeführt und so mit der Urbarmachung des Luch begonnen; beendet wurde das Werk 177838 durch König Friedrich II. und König Friedrich Wilhelm II. Im Havelländischen Luch ist Wiesenwirthschaft die Hauptsache, nur an wenigen Stellen wird Torf gegraben. Anders im Rhin⸗Luch: allerdings wird auch dieses als Weideland benutzt, doch weit mehr als Torf⸗ bruch, Eine Luchkarte bietet in Folge desse ke inen seltsamen Anblick dar. Sie zeigt schnurgrade Gräben, 165 theils narallel laufen, theils sich in rechten Winkeln schneiden.
Vier größere Plateaus sind es, welche; wie erwähnt. den
Zusammenhang des Rhin⸗- und des Havelländischen Luchs unter⸗ brechen, etwas nördlich von Rathenow der Rhinow Und der Friesack, westlicher von dieser Stadt gelegen der Glin. Dieser ist die ansehnlichste der erhöhten Flächen; ein ganz schmaler Hügelzug erstreckt sich als seine Fortsetzung, einer Landzunge vergleichbar, nach Linum, wo er sich zum Plateau von Bellin erweitert. Diese Lehminsel, gegen 4 Suadratmeilen groß, ist dicht an den Rändern mit Ortschaften besetzt.
Zunächst stößt man, von Rathenow aus über Nauen und Flatow auf dem einzigen Passe nach ihrer Ostseite herumgehend, um nach dem Nordrande, den ein alter Rhin-Arm umsäumt, zu gelangen, westlich von Linum auf das jüngere deutsche Dorf Hakenberg, dann auf die alte wendische Ansiedelung Tarmow und zuletzt auf Fehrbellin, das, wie Nauen, Friesack, Cremmen, die Hauptorte der übrigen Inseln, seine Bedeutung dem Unmstaͤnde verdankt, daß von ihnen aus die Hauptstraßen durch die Luchs führen. So lange das Luch noch eine Wasserfläche war, führte nur ein ein⸗ ziger Paß von Nauen nach der Stadt Bellin, die Fehrbellin genannt wurde, da man hier, bis 1616 eine Brücke gebaut wurde, nur mittelst einer Fähre über das Rhinluch nach dem Ruppiner Lande kam. Am Südrande des Ländchens Bellin ist nur noch Lentzke ein altes wendisches Dorf, die weiter östlich gelegenen Ortschaften, wie Feldberg, Brunne, Betzien, Carwesee, Dechtow, sind jüngeren Ursprungs. Sie liegen je eine gute Viertel meile von einander entfernt, hart am flachen Rande da, wo die Er⸗ hebung sich ins Luch senkt. Die Friedhöfe sind eigenthümlicher Weise am Rande des Plate nn angelegt. Die Süddörfer haben
Fehn helfim
M RH t-, —
8 Fires ncse
„IH onennduen
n , 9 2
Ratierm or, Damme o
* 9 7 Hamme
62 . 2 . , 3
¶ M Mindue 5 CGranimn gen Bähne & O Barneroie — CGanlite Bilter o AM / lou Heieipendi o
O Maredhne
ritaerbhe
3 ¶C n. Ha hn ite 3. — * 0 14 1
Klinr. M. * y
Crenimen
O Schi andi
O Tele/ante
S Vain
— nr, Ma — 2 — RKotaeband Schranebect
Spandau &
achoꝛo
/ O Ferchesc Hulgor oO O Pau esin — 1 — ; — — — — ——— —— —
Ackerland und treiben im trocken gelegten Luch Viehzucht. Die Norddörfer besitzen ebenfalls Ackerland, außerdem Torfmoore.
Die Oberfläche des Plateau's besteht abwechselnd aus Sand und Lehmboden, auf dem hin und wieder Gebirgstrümmer zer⸗ streut liegen. Zwischen Fehrbellin und Lentzke werden dieselben häufiger, und es gehören dort Granitblöcke von Ibis?) Fuß Durch⸗ messer nicht zu den Seltenheiten. Einzelne Wald⸗ oder eigentlich nur Baumgruppen, unter denen „die Eichen zu erwähnen, unterbrechen die Einförmigkeit der Ebene, die in dem flachen Rücken des Kieke⸗ (d. h. Guck-⸗Aberges zwischen Tarmow und Hakenberg nur 35 bis 40 Fuß über das Torfmoor von Linum und in dem Weinberge bei Brunne nur 30 Fuß über das havel⸗ ländische Luch sich erhebt. Dieser Kiekeherg, später Kurfürsten⸗ berg, war es, von dem aus Kurfürst Friedrich Wilhelm 1675 den Gang der Schlacht von Fehrbellin verfolgte. Die absolute Höhe des Ländchens Bellin ist im Allgemeinen nur zu 156 Fuß anzunehmen.
Der Name Bellin wird auf das slavische Wort „Belo, Biel yi⸗ zurückgeführt, was so viel wie Weißland bedeutet, eine Bezeichnung, die sich der Beschaffenheit des Bodens und seiner Farbe wohl anpassen läßt.
Die Stadt Fehrbellin nimmt es bezüglich ihres Alters mit den ältesten Städten der Mark auf: bereitz 1217 ist sie in einer Urkunde, vermöge welcher Bischof Siegfried J. von Branden⸗ burg dem Archldiakonat des Propstes seine Grenzen anweist, als Bellin erwähnt. 1247 wurde eine landes herrliche Bur s de e selbst erbaut, und die Markgrafen Johann 1. und Otto III. ver⸗ weilten öfter in ihr. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts ver⸗ kauften die Markgrafen die Stadt mit allen Gerechtsamen an das Bisthum Havelberg. Uebrigens ist erst im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts die Benennung Fehrbellin bei den Landes⸗ behörden und allgemein üblich geworden. Noch die Verordnung des Kurfürsten Johann Sigismund vom 6. Januar 1616 be— fiehlt, „daß an Stelle der sehr schadhaften Brücke auf dem Rhin, auch Rein, bei dem Städtlein Bellin eine Brücke er— baut werden solle⸗ Dagegen ordnete Kurfürst Friedrich Wilhelm unterm 14. November an, „daß die durch den schwedischen Einfall ruinirte Rheinbrücke bei Fehr Bellin wieder gebaut werde“. Gegenwärtig zählt die freundlich gebaute Stadt 2300 Einwohner.
Die Schlacht bei Fehrbellin. 18. Juni 1675.
Das preußische Volk begeht heute die Feier eines der denk— würdi sten Siege, welche die Annalen der vaterländischen Ge⸗ schichte verzeichnet haben — den Sieg bei Fehrbellin am 18. Juni 1675.
Der Erinnerung an diese Waffenthat des Großen Kurfürsten ist eine Festschrift gewidmet, die soeben bei Ernst Siegfried Mittler u. Sohn zu Berlin erschienen ist und die, auf Grund⸗ lage bisher noch nicht verwertheten archivalischen Materials, die Bedeutung und Tragweite der Schlacht vor Augen führt.
Diese Festschrift, die den Titel führt:
„Fehrbellin, Zum Zweihundertjährigen Gedenktag“, ist verfaßt von dem General⸗Lieutenant z. D. von Witzleben und dem Geheimen Staats⸗-rchivar und Archivrath Dr. Hassel. Sie zerfällt in zwei Abtheilungen, ;
und militärische Seite des Gegenstandes behandelt, die andere
eine werthvolle Zusammenstellung der authentischen Materialien, Berichte und Relationen über die Schlacht, soweit sie zur Kennt niß der Herausgeber gelangten, in einer Reihe von urkundlichen Beilagen vereinigt.
Der darstellende Theil umfaßt zwei Abhandlungen: „Ueber die politische Lage Europas“ und „Die kriegerischen Er- eignisse.
In ersterer werden die politischen Zustände und die diplo⸗ matischen Verhandlungen erörtert, welche der Schlacht vorher⸗ gingen.
Nach dem pyrenäischen Friedensschluß von 1659 hatte das in politischer und militärischer Einheit mächtig daftehende Frank— reich keine Gelegenheit vorüber gehen lassen, seinen Einfluß auf dem Kontinente zu befestigen und auszudehnen. Gegen Deutschland und die Niederlande vornehmlich waren die Eroberungspläne Frankreichs gerichtet. Trotz der Triple⸗-Allianz, zu der sich England, Holland und Schweden vereinigten, behauptete die französische Staats kunst auf dem Kongresse von Aachen (Mai 1668) den Besitz von Französisch⸗Flandern und der belgischen Grenzfestungen. Wenige Jahre später wandte sich Ludwig XIV. gegen Holland. Während Karl II. von England und Karl XI. von Schweden sich von der Triple⸗Allianz zurückzogen und mit Frankreich Verträge schlossen, erklärte sich Friedrich Wilhelm zum Bundesgenossen Hollands. Er handelte dabei nicht nur nach dem Interesse seines eigenen Staates, sondern er hatte dabei vor allem auch das Wehl Deutschlands vor Augen. Die Ueberzeugung, von der er ausging, war, daß jedes weitere Umsichgreifen der französischen Macht das Deutsche Reich sicherem Verderben preisgeben werde.
Zwar endete sein erster Feldzug (1673) nicht glücklich, weil die mit ihm verbündeten Mächte den Krieg ohne Energie be⸗ trieben. Brandenburg sah sich im Juni 1673 zum Frieden von Vossem genöthigt. Allein auch damals wahrte sich der Kurfürst für den Fall einer Verletzung des deutschen Reichsgebietes durch eine fremde Macht die volle Freiheit der Entschließung, und als im Frühjahr 1674 die Franzosen in die Rheinpfalz einbrachen, trat er am 1. Juli der Koalition bei, die Oesterreich, Spanien und Holland gegen Frankreich abgeschlossen hatten.
Schon am 13. August brach Friedrich Wilhelm mit seiner Armee von Magdeburg auf und langte am 2. Oktober vor Straßburg an.
Auf diesem Marsche indessen erhielt er die Nachricht von einer anderen Gefahr, die seinen märkischen Landen drohte.
Schweden, das seit dem westfälischen Frieden in gleicher Weise wie Frankreich in der Zerrissenheit und politischen Ohn⸗ macht Deutschlands die eigene Stärke suchte, hielt durch das Vꝑrgehgn. Nes ur für ten. Jeine ; für gefährdet. Schon seit dem 17. August, an welchem Tage der französische Gesandte, General Feuquiéres, vor Karl XI. in Stockholm eine Anrede hielt, die in ostensibelster Weise auf die durch Brandenburg den Schweden drohende Gefahr hinwies, . ein kriegerisches Vorgehen von Seiten Schwedens zu be⸗ orgen.
Die Varstellung, zu welcher das Material des Geheimen Staatsarchivs zu Berlin, namentlich der politische Schriftwechsel des Kurfürsten mit den betheiligten Höfen, in umfassendster Weise benutzt worden ist, schildert die Bemühungen, die der Kurfürst anwandte, um die Koalitionsmächte zu beflimmen, durch energische That dem Angriffe zuvorzukommen.
von denen die eine die politische
Die Verhandlungen mit Wilhelm von Oranien und den Generalstagten, mit Dänemark und England schienen sich bereits einem günstigen Abschluß zuzuneigen, als am I5. Dezember 1674 die Schweden in Brandenburg einrückten und die Uckermark be— seßten. Während sonach Brandenburgs Krieger im Elsaß die Grenzen Deutschlands vertheidigten, seufzte ihre eigene Deimath unter dem Drucke einer feindlichen Okkupation. Der Kurfürst entfaltete in diesen Tagen schwerster Sorgen auf dem Wege aus dem Elsaß in die Winterquartiere in Franken eine rastlose Thätigkeit, die sowohl auf Erwerbung militärischer Hülfe von Seiten Hollands, Dänemarks und des Deutschen Reiches, als auch auf Festsetzung eines einheitlichen Kriegsplunes gerichtet war. Mochte aber seine Bekümmerniß um die Zukunft noch so schwerwiegend und begründet sein, seine Verbündeten noch so sehr geneigt sein, ihre Sonderinteressen in den Vordergrund der Erwägung zu stellen, mochten die ihm nahe stehenden Räthe auch rathen, das Heer der Verbündeten zu verlassen: der Kurfürst behielt nur das eine Ziel im Auge, in erster Linie seiner Pflicht gegen das Reich zu genügen und der gegen Frankreich erstandenen Koalition ein treuer Bundesgenosse zu bleiben. Als die im Haag bei seiner persönlichen Anwesenheit stattfindenden Be⸗ rathungen über die Organisation und Vertheilung der Streit⸗ kräfte nur langsam zu erheblichen Resultaten kommen konnten, ließ er an den General⸗Feldmarschall Derfflinger den Befehl er⸗ gehen, die Truppen aus den Winterqugrtieren zu versammeln, nach den Marker aufzubrechen und der Feldzug zu beginnen. Es war hohe Zeit zu energischem Handeln.
Als Friedrich Wilhelm den Haag verlassen hatte und kaum wieder in der Mitte seines Heeres angelangt war, erhielt er die Nachricht, daß die Schweden sich der Elbpässe zu bemächtigen die Absicht hätten. Der schwedisch⸗französische Plan ging dahin, sich in den Besitz der brandenburgischen Lande zwischen Elbe und Weser zu setzen und sich den Weg zu einer Vereinigung mit den französischen Heeren im Westen zu bahnen.
Dieses Unheil wurde allein durch die Entschlossenheit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm und die Tapferkeit seiner Sol⸗ daten verhütet. Der Eilmarsch vom Main bis an die Elbe, der Ueberfall von Rathenow, die Schlacht bei Fehrbellin gaben Brandenburg eine ebenbürtige Stellung unter den großen Mächten Europas.
Die militärischen Aktionen jener entscheidenden Junitage er⸗ örtert die Abhandlung: „die kriegerischen Ereignisse“, indem mit dem Aufbruche des Kurfürstlichen Heeres von Schweinfurt am 26. Mai begonnen und in eingehender Schilderung ein über— sichtliches Bild gegeben wird von der staunenerregenden Schnellig⸗ keit des Marsches und der Präcision der militärischen Operationen, die den Ueberfall von Rathenow, die Besetzung von Nauen, endlich die entscheidende Schlacht bei Fehrbellin m 18. Juni zur Folge hatten. Die detaillirte Darstellung hebt die Schlacht— pläne, die Persönlichkeiten der schwedischen und brandenburgischen Deerführer und ihren Antheil an den einzelnen Thaten hervor. Ueberall aber, wo es gilt, durch schnelles Erfassen der Lage die richtigen Dispositionen zu treffen, tiefe Einsicht mit persönlicher Tapferkeit zu verbinden, tritt uns die Größe des Kurfürsten selbst entgegen. Besondere Aufmerksam⸗ keit wird dem Verdienste des Fürsten Johann Georg von An⸗ halt, welcher während der Abwesenheit des Kurfürsten mit der Verwaltung und Vertheidigung der Marken betraut war, ge⸗ widmet und zugleich der Zustand dieser Lande und die Leiden, welche durch die Invasion über sie hereingebrochen waren, geschildert. Ueber die = Versuche - der sich nach der Schlacht von Fehrbellin zu sammeln, ihre Verfolgung durch die Brandenburger, über das Gefecht bei Wittstock und die Einnahme dieser Stadt durch den Kurfürsten am 21. Juni giebt die Schrift genauere Kunde, als wir sie bis⸗ her gehabt haben.
Im zweiten Theile der Festschrift haben die Herausgeber, wie schon bemerkt, eine Reihe von authentischen Relationen, Berichten und Korrespondenzen, welche sich auf die Schlacht von Fehrbellin beziehen, und die ihren Darstellungen zur Grundlage gedient haben, zu einer Sammlung vereinigt und hierdurch einen werthvollen urkundlichen Beitrag zur Kenntniß der entschei⸗ denden Momente dieser Tage geliefert. Wenige dieser Schrift⸗ stücke waren schon bisher bekannt, die meisten werden in diefer Ausgabe zum ersten Male der Oeffentlichkeit übergeben. Aus der Zahl dieser Aktenstücke, die noch einen besonderen Werth da⸗ durch erhalten, daß sich unter ihnen auch die französischen und schwedischen Berichte über die Ereignisse im Juni 1675 befinden, heben wir hier die offizielle Relation hervor, die der Kurfürst über die Affaire von Rathenow (15. Juni) und die Schlacht von Fehrbellin verfassen ließ und deren Original im Geheimen Staatsarchiv verwahrt wird. .
Offizielle Relation.
Es hat der gerechte Gott Sr. Churf. Durchl. zu Bran⸗ denburg abgedrungene Waffen wider die Schweden dergestalt gesegnet, daß sie selbige nunmehr in wenig Tagen allein mit ihrer Cavallerie aus ihren Landen gejagt mit Verlust von 3⸗ bis 4000 Mann und der meisten Bagage, Artillerie und Am⸗ munition. Den 13./23. Juni bei anbrechendem Tage passirten Se. Churf. Durchl. nebst dero Komitat die Brücke zu Magde⸗ burg, nachdem vorher in der Nacht dero ganze Cavallerie, bestehend
in 5⸗ bis 6000 Mann, 1000 kommandirte Musketiere, 800 Dra⸗
goner, 19 Feldstücklein, 2 zwölfpfündige und 2 Haubitzen mit nöthiger Munition darüber marschiret waren, die übrige ganze Infanterie, Artillerie und Bagage blieb bei Magdeburg stehen, die 1000 kommandirte Musketiere wurden auf 46 Wagen fort⸗ gebracht, auf deren jedem ein Kahn nebst Zubehör lag. Den 14/24. Abends um 8 Uhr langten Se. Churf— Durchl. mit dero Cavallerie eine Stunde vor Rathenow an, die Musketiere und
Artillerie folgten 2 Stunden hernach, weil durch das kontinuir⸗ liche Regenwetter die Wege verderbet und die Pferde ermüdet waren. Darauf wurden sofort 500 Musketiere unter dem Kom— mando des General⸗Adjutanten Canofsky und Obrist⸗Lieutenant Kanne oberhalb der Stadt ganz heimlich mit Kähnen über die Havel gesetzet; bei anbrechendem Tage, ungefähr um 2 Uhr Mor⸗
gens — war der 15. 25. — fanden Se Churf. Durch mit M Ca. — 4 ng — 55. vc .
Teöorter mr sich võf Vr Stã en Fãdeẽs⸗ brücken, von denen die erste und kleinste stracks Anfangs durch List, indem sich die Unsrigen für Schweden ausgaben, so vom Feinde verfolget worden, und die Schildwacht darauf die Zug—⸗ brücke niedergelassen, eingenommen und die dabei stehende Wacht caputiret ward. Ob nun zwar die Unserigen darauf biz an die große Havelbrücke drangen, konnten sie doch nicht darüber kom— men, indem die beiden Zugbrücken aufgezogen, auch ein gut Theil der Brücken abgenommen war; der Feind, so indessen Lärmen bekommen hatte, schoß stark heraus und blieben daselbst der Oberst⸗Lieutenant Uckermann von den Derfflingischen Dra⸗ onern nebst einem Fähndrich und etzlichen Gemeinen.
Sobald der General⸗Adjutant Canofshy, welcher mit den Seinen U die 200 befunden worden.
Schweden ⸗
schon über die Havel gesetzt war, die Attaque bei der Brücke hörte, drang er von der Landseite auf das Thor zu, be⸗ mächtigte sich des kleinen Pförtleins, und ob er zwar Anfangs reboussiret ward, drang er doch durch und gewann das Thor, bevorab da an einem anderen Orte der Generalmajor Götze über das Mühlengegitter in die Stadt kam, und der Feind also nicht wußte, wohin er sich kehren sollte. Er wehrte sich jedoch noch und schoß aus den Häusern heraus; was die Unserigen auf der Gasse fanden, chargirten sie und machten es nieder. Bei dem Wasserthor waren fast an die 100 vom Feinde versammelt, so sich wehrten und alle niedergemacht wurden. Darauf rann⸗ ten die Unsrigen das Wasserthor ein, ließen die Zugbrücken nie⸗ der, reparirten, was vor der Brücke abgenommen war, und marschirten darauf die Derfflingischen Dragoner in die Stadt, da dann alles überging und was man nicht gefangen nahm, niedergemacht ward. Auch passirten einige Regimenter unserer Cavallerie durch die Stadt auf jener Seite. Von dem ganzen Regiment Dragoner des Obrist Wangelins, bestehend in 6 Com⸗ pagnien, so in der Stadt lag, sind gar wenig oder fast keiner davon kommen, der Obrist selber nebst seiner Frau, seinem Ohbrist⸗ Lieutenant, Major, dreien Capitainen, einigen Unteroffizieren und ungefähr 200 Gemeinen sind ge— fangen, die übrigen sind geblieben, die sechs Fähnlein vom Re⸗ giment wurden Sr. Churf. Durchl. präsentiret. In eben derselben Nacht war der Ohzist de. Ja Roch ein Cie Var stadt Branden⸗ enhurg eingefallen, hatte Frei corps de gardes fotciret und 200 Artillerie⸗Pferde, so daselbst vorhanden, theils capetiret theils weggeführet, die Artillerie⸗Bedienten aber, so dabei gewesen, niedergemachet. Weil nun durch Eroberung der Stadt Rathe⸗ now die Schweden, so zu Havelberg standen, von der Armee, so bei Brandenburg lag, abgeschnitten waren, resolvirten Se. Churf. Durchl. daselbst zu verbleiben und Dero Infanterie kommen zu lassen, gestalt sie dann auch die Nacht vor der Stadt cam⸗ pirten.
Des folgenden Tages Frühe — war 16.26. — brachte der Obrist⸗Lieutenant Strauß die Nachricht, daß der Fernd sein Lager vor Brandenburg verlaffen und in Eil nach Barnewitz zu mar⸗ schiret. Se. Churf. Durchl. resolvirten sofort demselben mit Dero Cavallerie zu folgen, gestalt sie dann auch noch denselben Mittag nach gehaltener Betstund und genommenem Mittagsmahl über die Brücke durch die Stadt mit der Cavallerie passirten. In der Stadt blieben von den mitgenommenen 1000 Mus ketieren 500 zur Besetzung. Kurz vor dem Aufbruch kam der Obrist de la Roche wieder, so nach dem exploit vor Bran⸗ denburg nach Havelberg geschickt war, alwo er eine Partei von 50 Pferden angetroffen und geschlagen, auch einige gefangen⸗ genommen und mitgebracht. Abends um 9 Uhr kamen Se. Churf. Durchl. unfern Barnewitz und vernahmen, daß der Feind mit der Armee auf jenseit campirte. Nun war bei anbrechender Nacht nichts anzufangen, in derselben aber marschirte der Feind in höchster Eil nach Nauen zu.
Mit dem Tage — war der 17.27. — folgten die Unserigen, ereilten noch viele auf dem Wege, so alle niedergemacht wurden, und sah man überall zerbrochene Wagen, Räder und andere Geräthe, so weggeworfen, auch einige Harnische. Bei Ankunft der Unserigen war der Feind schon über den Paß bis auf 1000 Reuter, so die Arrieregarde hatten. Selbige wurden chargiret und viele sowohl in der Stadt, als an dem Paß davon niedergemacht, und die übrigen ge⸗ zwungen, sich in höchster Eil und laufend über den Paß zu
machen: Auf jenfeit des Passes hatte sich der Feind gesetzet ünd ?
seine Stücke gepflanzet, so daß unmöglich überzukommen. Nichts desto weniger ließen Se. Churf. Durchl. zu Ende des Passes durch Dero Dragoner in Angesicht des Feindes Posto fafffn, da es dann etliche Kanonenschüsse von beiden Seiten abgab. In der Nacht retirirte sich der Feind weiter auf Fehrbellin in großer Eil.
Bei anbrechendem Tag —war der 18.78 — folgten Se. Churf. Durchl. und ob es zwar einige Zeit währte, ehe alle Cavallerie über den Paß kam, waren sie doch so stark hinter her, daß die Vortruppen der Feindes⸗Armee eine Meile vor Fehrbellin weileten, so daß er weiter nicht fort konnte. Zwei Tage vorher hatten Se. Churf. Durchl. den Obrist⸗Lieutenant Henning mit 106 Pferden und 30 Dragonern nach dem Fehrbellinschen Paß vorausgeschickt, um selbigen zu ruiniren, so auch guten Theils geschehen, und wie demselben kurz darauf eine Schwedische Partei von 150 Pferden unter einem Oberst⸗Lieutenant aufgestoßen, hat er dieselben, ungeachtet sie stärker, angegriffen und nach hartem Gefechte geschlagen, auch den Rittmeister, einen Freiherrn von Linden, sammt etlichen andern, zu Nauen gefangen eingebracht. Wie nun der Feind sah, daß er ohne Fechten den Fehrbellinischen Paß nicht erreichen würde, stellte er sich eine Stunde von da bei dem Dorfe Hackelberg in Bataille, pflanzte das Geschütz und erwartete die Unsrigen in guter Positur, welche auch sofort folgten und zwar der linke Flügel zuerst, so kontinuirlich mit dem Feinde chargirte, und viele Kanonenschüsse aushalten mußte, bis der rechte Flügel sich näherte, da sich dann das Gefecht um 8 Uhr Morgens bei dem linken Flügel scharf anhub. Des Feindes Cavallerie ward bald Anfangs repoussiret, wollte auch nicht recht anbeißen, sondern hielt sich immer bei der Infanterie, auf welche unsere Cavallerie treffen mußte, welches dann, wie leicht zu ermessen, sehr gefährlich und scharf daher ging, so daß von den starken Mus ketensalven verschiedene Eskadrons nicht wenig Schaden erlitten.
Se. Churf. Durchl. ließen auch Dero weniges Geschütz heranbringen und tapfer daraus spielen, auf welches der Feind avancirte, in Hoffnung, weil keine Infanterie dabei, es weg zu bekommen. Es ward aber dasselbe von der Trabantengarde secundiret und der Feind repoussiret. Und ge⸗ rieth es unserer Cavallerie, daß sie ein großes Bataillon von dem Königlichen Leibregiment unter dem General⸗Major Dalwig, so in acht Compagnien bestand, und acht weiße Fahnen vor sich hatte, in einem Male über einen Haufen warfen, also daß man in einem Augenblick die Erde mit todten und sterbenden Kör⸗ pern, Fahnen, Picken und Musketen bedeckt sah. Darauf wich der Feind und retirirte sich in Eil, jedoch in guter Ordnung nach dem Dorfe und ferner längs des Morastes, so er zur rechten hatte, nach Fehrbellin zu. Unsere Cavallerie folgte zur Seine aber. mei- der Feind sich geschlanlan. hilt Und an einer Seite vom Morast bedeckt war, auch unter dem Gefechte alle seine Bagage voraus geschickt hatte, nicht wohl einbrechen. Nichts desto weniger wurden noch verschiedene im Retiriren er⸗ schossen. Der Feind erreichte endlich halb laufend den Fehr⸗ bellinischen Paß, alwo er sich wieder setzte, und den Paß aufs schleunigste als möglich repariren ließ. Zu Ende des Gefechtes stießen noch einige Reuter und Dragoner aus Berlin zu der Armee.
Auf des Feindes Seite sind zum wenigsten über 2000 auf der Wahlstatt geblieben, ohne die Blessirten, deren sehr viele sein sollen. Gefangene sind wenig, weil in der Furie alles von den Unsrigen niedergemacht, aber doch noch bei Was von Personen von Qualität