1875 / 147 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Jun 1875 18:00:01 GMT) scan diff

von den Beschränkungen handelt, die teten auferlegt werden können, war eine Reihe von Anträgen gestellt, welche bezweckten, allgemeine Normen für die Ausführung der Haft zu geben, welche, ohne den Zweck der Haft zu gefährden, dem Verhafteten Schutz gegen unnöthige Belaͤsti⸗ ung gewähren sollten. Von diesen Anträgen fand ein auf die

equemlichkeiten, die Beschäftigung und die möglichste Trennung der Untersuchungsgefangenen von den Strafgefangenen sich be⸗ ziehender Antrag des Abg. Hauck, ein die Fesselung der Verhafte⸗ ten betreffender Antrag des Abg. Struckmann, sowie endlich ein Antrag der Abgg. Klotz und Genossen, daß die Bestimmung über die im einzelnen Falle zu treffenden besonderen Maßregeln dem Richter zustehen solle, Annahme. Bei §. 1096 entspann sich eine längere Verhandlung darüber, ob eine Verschonung mit der Untersuchungshaft auch gegen Handgelöbniß oder gegen eid⸗ liches Angelöͤbniß zulässig sein solle; die betreffenden Anträge wurden jedoch abgelehnt, ebenso ein Antrag, bei gewissen schweren Verbrechen die Freilassung gegen Sicherheitsleistung gar nicht zu gestatten. Die 55. 107 109 wurden nach kurzer Erörterung mit einer unwesentlichen Aenderung angenommen, 9 110 mit einem Zusatz des Abg. Schwarze, wo nach dem Fall, daß Bürgen oder Pfandbesteller die Gestellung des Beschuldigten bewirken, der Fall gleichstehen soll, wenn sie rechtzeitig dem Richter Anzeige davon machen, daß die Verhaftung erfolgen könne, diese aber durch Schuld des Gerichts unterbleibt. Auch die §5. 111 und 112 blieben unverändert; ein Antrag, in Fällen, in welchen gegen ein freisprechendes Urtheil sofort bei Verkündigung des⸗ selben ein Rechtsmittel eingelegt wird und der Angeklagte sich bis dahin in Haft befand, dem Gerichte die Befugniß zu ertheilen, einem Antrage auf Fortdauer der Haft statt zu geben, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Bei §. 113 beschloß man nach längerer Diskussion auf Antrag der Abgg. Struckmann, Dr. Gneist und Dr. Wolffson, in der Voruntersuchung zur Auf⸗ hebung der Untersuchungshaft und zur Freilassung des Be⸗ schuldigten gegen Sicherheit nicht, wie der Entwurf will, das Einverständniß, sondern nur die zuvorige Anhörung der Staats⸗ anwaltschaft zu erfordern und die Entscheidung, ebenso wie die Entscheidung über die Erlassung des Haftbefehls, allein dem Untersuchungsrichter zu überlassen, gegen dessen Beschluß nach allgemeinen Grundsätzen die Beschwerde an die Rathskammer stattfindet.

Nach einer im „Justiz⸗Ministerialblatt“ veröffentlichten Uebersicht der Geschäfte beider Ju stiz⸗Prüfungs⸗Kommis⸗ sion im Jahre 1874 sind derselben im genannten Jahre zur Vornahme der Staatsprüfung 272 Kandidaten überwiesen wor⸗ den, während die Zahl derselben im Jahre 1873 331 betrug. Aus dem Jahre 1873 war noch ein Bestand von 93 Kandida⸗ ten vorhanden; die Gesammtzahl derselben belief sich daher im Jahre 1874 auf 365. Von diesen hatten 25 die Prüfung zu wiederholen, und 340 hatten dieselbe zum ersten Male abzulegen. Vor Abnahme der Prüfung ist ein Kandidat gestorben, einer auf seinen Antrag entlassen; nach Abzug dieser 2 sind mithin verblieben 363 gegen 402 im Vorjahre. Die Prüfung haben mit Erfolg bestanden 271, und zwar 46 mit dem Prädikat „gut“, 225 mit dem Prädikat „ausreichend“; dagegen ist wegen verzögerter Einreichung der Relation vorweg von der münd. lichen Prufung ausgeschlossen 1, die Prüfung haben nicht be⸗

anden 16, si ö ithi ie⸗ 24 3 sind 288. Es sind mithin als Bestand verblie

Die größte Zahl der Kandibaten ist aus dem Departement des Kammergerichts (75), demnächst aus den Departements von Breslau (52), Cöln (39), Cassel (25) und Celle (24) zur Prüfung präsentirt worden. Aus dem Departement Ehrenhreit⸗ stein hat sich auch in dem abgelaufenen Jahre kein Kandidat gemeldet.

Die Zahl der Referendarien dagegen hat sich im Vor⸗ jahre erheblich vermehrt. Am Schlusse des Jahres 1874 waren nämlich 1897 Referendarien vorhanden, während die Zahl der⸗ selben am Schlusse des Jahres 1873 1685, am Schlusse des Jahres 1872 1585, am Schlusse des Jahres 1871 1520 betrug. Die meisten Referendarien waren in den Departements des Kammergerichts (262), des Appellationsgerichtshofes zu Cöln (262); der Appellationsgerichte zu Breslau (222), Celle (132), Naumburg (126) und Königsberg (104).

Im Auftrage des Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ist nach amtlichen Quellen eine Denkschrift über die Sinrichtungen zum Besten der Arbeiter auf den Bergwerken Preußens“ ausgearbeitet worden. Die⸗ selbe ist in Stärke von 12 Bogen Text und 9 Bogen An⸗ hang (14 Text⸗Beilagen und 12 Tabellen) nunmehr im Verlage von Ernst & Korn hierselbst erschienen. Von Alters her schon zeichnete sich, wie die Einleitung fagt, der deutsche Bergbau vor anderen Gewerben durch Veranstaltungen aus, welche Seitens der Bergwerksbetreiber zur Förderung des geistigen und leiblichen Wohles der Bergarbeiter getroffen wur⸗ den, wie dies die reichlichen an Schulen und Kir⸗ chen gewährten Unterstützungen und namentlich das Knappschaftswesen beweisen. Mit der immer größeren Ausdehnung des Bergbaues, besonders seit dem raschen Auf⸗ blühen des Steinkohlen⸗Bergbaues, erwiesen sich jedoch die durch die Bergordnungen vorgesehenen Einrichtungen als unzureichend. Vielmehr erheischte der rasche Zuwachs der Arbeiterbevölkerung besondere Maßregeln, um ihre Seßhaftmachung in der Nähe der Bergwerke in zweckmäßiger Weise zu bewirken und ihren Kindern die Wohlthat genügenden Unterrichts zu verschaffen. Das durch seine beispiellose industrielle Bewegung ausgezeichnete lletztverflossene Jahrzehnt ist auch hierin hervorragend, und inner⸗ halb dieses Zeitraumes sind es namentlich die Jahre 1872 und 1873, deren günstige wirthschaftliche Ergebnisse die Werksbesitzer nicht haben vorübergehen lassen, ohne aus eigner Initiative für die Lebens⸗ und Bildungsverhältnisse der Arbeiter möglichst zu sorgen, obschon allerdings die dies fälligen Jeistungen den Arbei⸗ tern und deren wirthschaftlicher Selbständigkert vielfach erst gegen⸗ wärtig wirklich zum Nutzen gereichen. Jedenfalls ist namentlich infolge der gegenseitig sich aufmunternden Bestrebungen die soziale Lage, der preußischen Bergarbeiter eine gegen⸗ über den Arbeitern anderer Industriezweige bevorzug te geworden. Die vorliegende Denkschrift behandelt zunächst die Fiskalischen Berg. Hütten- und Salzwerke in den mittelbaren und in den unmittelbaren Unterstützungen zur Hebung des leiblichen und des e gg Wohles der Arbester bis zum Ende des Jahres 18735 zw. 1874, und geht sodann in ganz gleichartiger Anordnung und Wei⸗ henfolge auf die Seitens der Prival⸗Bergwerksbesitzer mittelbar un d unmittelbar hervorgerufenen Schöpfungen der nämlichen Art über. . 3 1 im Wesentlichen eine dem entspr e Ueberarbeituung und Vervollständigu rjenige Schrift, welche bei e ngen der k e nner, 2 1873 als Erläuterung zu den vom Königlich preusischen Handels⸗Minfsterium auüsgestellt gewesenen Plänen von Atheiter⸗

dem Verhaf⸗

äusern auf den fiskalischen Berg,, Hütten- und Salzwerken erausgegeben worden ist. Der zweite, die Privatwerke behan⸗ delnde Theil hat aus den von den einzelnen Werksverwaltungen im Jahre 1874 gelieferten Angaben, Zeichnungen und sonstigen Materialien, sowle aus den hierzu von den Königlichen Berg⸗ Revierbeamten und Ober⸗Bergamtern erstatteten Berichten ge⸗ schöpft. Wir werden demnächst eingehend auf den Inhalt des Werkes zurückkommen.

Die Rittmeister der preußischen Armee bekleiden, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 31. Mai d. J., eine und dieselbe Charge; ihre Klassifizirnng in Ritt⸗ meister 1. und 2. Klasse bezieht sich auf die nach der Anciennität der Rittmeister klassizirten Feldgehälter.

Der spanische Gesandte am hiesigen Hofe, Don Fran⸗ eisco Merry y Colom, ist gestern Abend aus Dresden wieder hierher zurückgekehrt.

Der bisherige Spezial⸗Kommissarius in Cassel, Regie⸗ rungs⸗Rath Grein, ist als Mitglied in das Kollegium der dortigen General⸗Kommission berufen worden.

Dem Handelsgärtner Birkel zu Charlottenburg ist für seine Gesammtleistungen auf der jüngsten Ausstellung des Charlottenburger Gartenbauvereins eine goldene Medaille zu⸗ gesprochen worden.

S. M. Kbt. „Cyelop“ hat am 13. Juni er. Mor⸗ gens den Hafen von Port Said verlassen und ankerte am 14. d. M. früh auf der Rhede von Suez.

Kiel, 24. Juni. (Kiel. Ztg. Die Segelfregatte „Niobe“ verließ am 22. d. Mts. Stockholm, um sich nach Bergen zu begeben. Das Kohlenhulk „Thetis“ wird bei günstiger Witterung morgen nach Wilhelmshaven übergeführt. Außer dem Korvetten⸗Kapitän Pirner, welcher diese Ueberführung leitet, sind ferner dazu kommandirt die Unter ⸗Lieutenants zur See Grill, Seweloh und Ehrlich.

Bonn, 25. Juni. (W. T. B.) Das gestern in der Beethovenhalle von den hiesigen Bürgern zu Ehren des Mini⸗ sters der geifstlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Falk veranstaltete Fesst verlief in überaus glänzender Weise. Der Minister wurde von den zahlreich versammelten Festtheilnehmern mit lebhaften Kund⸗ gebungen empfangen. In seiner Antwort auf die an ihn gerichtete Ansprache hob der Minister hervor, daß er in seinem Leben keine so schöne Woche verlebt habe, wie die letztvergangene und sprach seinen Dank aus für die vielfachen Beweise der Zustimmung, die ihm in so überreichem Maße zu Theil geworden seien. Im wei⸗ teren Verlaufe seiner Rede erklärte der Minister, daß die Regierung „sincere et constanter“ auf dem betretenen Wege fortfahren werde, d.h. daß, wie Niemand in seinen heiligsten und edelsten Empfindungen angegriffen werde, so auch Jedermann seine heiligsten und edelsten Empfindungen frei entwickeln könne zu seinem und des All⸗ gemeinen Besten. Die Worte des Ministers wurden mit über⸗ aus lebhaftem Beifall aufgenommen.

Sachsen. Dresden, 24. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin werden morgen die beabsichtigte Reise nach Süddeutschland antreten. Ihre Majestäten werden sich morgen Abend 6 Uhr 10 Minuten mit dem Schnellzuge zu⸗ nächst nach Leipzig begeben, im Königlichen Palais daselbst übernachten und Sannahend früh die Nelise närh srankfurt u. M. sorifeßeck. Von dort gedenken dieselben sodann Darmstadt, Karlsruhe, Baden⸗Baden und Friedrichshafen zu besuchen und von letzterem Orte aus noch einen Ausflug in die Schweiz zu unternehmen.

Württemberg. Stuttgart, 22. Juni. Ihre Majestät die Königin ist heute Nachmittag, von Schwerin kommend, in erwünschtem Wohlsein hier eingetroffen und hat auf der König lichen Villa bei Berg Wohnung genommen.

Baden. Karlsruhe, 23. Juni. Kaufmann Jakob Lindau in Heidelberg und Pfarrer Kilian Benz in Dilsberg waren durch Urtheil der Strafkammer in Mannheim, ersterer zu 4, letzterer zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden, weil sie, als die Chorkirche zum heiligen Geist in Heidelberg den Altkatholiken eingeräumt wurde, noch rasch die dort befindliche, einer Brüderschaft gehörige Orgel aus der Kirche wegschafften und nach Dilsberg verbrachten. Die Nichtigkeitsbeschwerde der Verurtheilten, welche sich darauf gründete, daß die erforderliche Anzeige wegen dieses Vergehens nicht in gehöriger Weise erfolgt gewesen und der 5. 289 des Reichs-Strafgesetzbuches unrichtig ausgelegt worden sei, wurde vom Ober⸗Hofgerichte in Mann⸗ heim als unbegründet verworfen.

Hessen. Darmstadt, 24. Juni. (W. T. B.) Heute Vormittag hat Se. Majestät der Kaiser Alexander trotz der sehr ungünstigen Witterung die Parade über die hiesigen Truppen, welche vom Prinzen Ludwig von Hessen kommandirt wurde, ab⸗ genommen. Se. Königliche Hoheit der Großherzog, Prinz Alexander und die Prinzessin Ludwig von Hessen wohnten dem militärischen Schauspiele gleichfalls bei. Unmittelbar nach der Parade begab Sich Se. Majestät der Kaiser Alexander in Be— gleitung der Prinzen Alexander und Ludwig nach Birkenbach, um Se. Majestät den Deutschen Kaiser zu begrüßen, Allerhöchst⸗ welcher um 1 Uhr dort eintraf.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 23. Juni. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ist am 21. aus Pyrmont, Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin am 22. aus Marienbad hierher zurückgekehrt. Heute Mittag fand im Beisein Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs, der Großherzogin und des Erbgroßherzogs die feierliche Grundsteinlegung zu dem neuen Seminar⸗ gebäude auf dem Bauterrain zwischen der Erfurter⸗ und Brau⸗ hausstraße statt. Der morgende Geburtstag des Groß—⸗ herzogs wird nur im engeren Kreise der Großherzoglichen Familie gefeiert und ohne Hoffestlichkeiten begangen werden.

Sach sen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 22. Juni. Gestern kamen die von den Hülfsgeldern noch übrigen und für Ausgleichung der Gebäudeschäden reservirten eirea 266,000 Gulden an die Abgebrannten zur Vertheilung. Bei Verrechnung derselben sind im Allgemeinen dieselben Grund⸗ sãtze , , ,. welche bei Vertheilung der Summe für Mobiliarschäden als maßgebend betrachtet worden sind. Man hat zwischen Unbemittelten, Wohlhabenden und Reichen Unterschiede gemacht und nach Gewährung einer in allen Fällen

heutigen Stande

sich gleich bleibenden Summe von g00, 600 und 300 SY die⸗ selben noch außerdem mit 25, 20 und 15 Proz. ihres erlittenen Schadens unter vorzugsweifer Berücksichtigung der Kosten für den Wiederaufbau entschädigt, dabei aber unter Umständen je nach e r oder geringerem . dem Einzelnen die auf ihn fallenden Summen mehr oder weniger erhöht. Die

in Angriff genommenen Bauten schreiten der „Weim. Ztg.“ zu⸗ folge, mit wenigen Ausnahmen, langsam vorwärts. Nur sehr wenige Häuser sind bereits unter Dach, bei vielen wird noch am untersten Stockwerke gearbeitet, bei den meisten aber ist kaum erst der Grund fertig. An Baumaterial fehlt es nicht, wohl aber an Arbeitern. Feldziegeleien sind, namentlich in der Nähe der Eisenbahnlinien, in Menge entstanden.

Schwarzburg ˖ Rudolstadt. Ru dol stadt, 22. Juni. Der Landrath Freiherr von Ketelhodt ist zum Zwecke des Uebertritts in den Königlich preußischen Staatsdienst aus dem fürstlichen Dienste entlassen worden. Die Ausgaben für Justizpflege im Fürstenthume haben einschließlich der Zahlun⸗ gen für die gemeinschaftlichen Gerichte 1873 rund 164228 , 1874: 173,529 MS, die Einnahmen dagegen 1873: 124,114 6 oder 76 Prozent der Ausgaben, 1874: 115,250 S oder 60 Prozent der Ausgaben betragen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. Juni. Der Kaiser

hat heute Morgen den Schießübungen bei Felirdorf angewohnt und . von dort um 11 Uhr Vormittags wieder nach Wien urück. ; Der Kronprinz der Niederlande, Prinz von Oranien, ist vorgestern unter dem Namen eines Kapitäns v. Bargange in Budapest angekommen und heute nach Mezö⸗ hegyes abgereist um das dortige Gestüt zu besichtigen.

Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht u. A. die Ver⸗ ordnung der Ministerien des Ackerbaues, des Innern, der Finanzen und des Handels vom 29. April 1875, betreffend das Verbot der Einfuhr von Kartoffeln aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika, sowie von Abfällen und Verpackungsmaterial solcher Kartoffeln; das Gesetz vom 29. April 1875 über die Verwendbarfeit der Obligationen des von der Gemeinde Prag auf Grund des Landesgesetzes vom J. Oktober 1874 auf⸗ genommenen verzinslichen Anlehens von fünf Millionen Gulden zur fruchtbringenden Anlegung von Kapitalien der Stiftungen, der unter öffentlicher Aufsicht stehenden Anstalten, dann von Pupillar⸗, Fideikommiß⸗ und Depositengeldern; das Gesetz vom 23. Mai 1875, betreffend einige Aenderungen der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen über den Feingehalt der Gold⸗ und Silberwaaren und dessen Ueberwachung.

Am 16. d. M. traf, wie der „Apvis. Dalm.“ meldet, das vierte Schiff des großbritannischen Geschwaders, der Apisodampfer „Pallas“, von Antivari kommend, im Kanal von Lacroma bei Ragusa ein und ging daselbst vor Anker. Am 18. d. M. lief die englische Korvette ‚Rodip“ in den Hafen von Lissa ein, um dort Kohlen einzunehmen.

Schweiz. Bern, 22. Juni. Der Nationalrath hat gleich dem Ständerath heute den Postmandatsvertrag mit Bel⸗ gien ratifizirt und setzte dann die Berathung des bundesräthlichen Geschäftsberichts für 1874 fort. Beim Geschäftskreise des Militärdepartements erhob er folgenden neuen Antrag zum Be⸗ schluß: „Der Bundesrath wird eingeladen, die nöthigen Anord⸗ nungen zu treffen, daß die militärischen Vorarbeiten, welche im Interesse einer raschen Aufstellung und Dislokation der schweize⸗ rischen Armee und einer nachdrücklichen Landesvertheidigung schon in Friedenszeiten ausgeführt werden können und sollen, mit thunlichster Beförderung an die Hand genommen, beziehungs⸗ weise du Ende geführt werden.“ Ebenso nahm er beim Ge⸗ schäftskreise des Eisenbahn⸗ und Handelsdepartements einen neuen Antrag an, dahin gehend: „Der Bundesrath ist eingeladen, in Uebereinstimmung mit Art. 31 des Eisenbahngesetzes dafür zu sorgen, daß alle Gesellschaften für jeden Personenzug, besonders an Sonn⸗ und Festtagen, die genügende Anzahl Wagen bereit halten. Im Uebrigen trat er allen Postulaten des Stände⸗ rathes bei. Für die Theilnahme der schweizerischen Industrie an der Weltausstellung in Philadelphia nächsten Jahres hat der , , heute einen Bundesbeitrag von 250,000 Fres. be⸗ willigt.

Großbritannien und Irland. London, 23. Juni. Ihre Majestät die Königin der Niederlande kam gestern mit ihrem Gefolge an Bord der niederländischen Staatsyacht „De Valk“ in Woolwich an, wo die Königin von dem nieder⸗ ländischen Gesandten, Graf de Bylandt, empfangen wurde. Ihre Majestät, die unter dem Inkognito einer Gräfin von Buren reist, fuhr alsdann in einer vierspännigen Equipage nach London, wo sie in Claridge's Hotel Absteigequartier nahm. Die Königin gedenkt bis zum 8. Juli in England zu verweilen. Bald nach ihrer Ankunft im Hotel stattete sie dem Prinzen und der Prin⸗ zessin von Wales in Marlborough⸗House einen Besuch ab, den dieselben bald darauf erwiderten, und später empfing sie Besuche von dem Prinzen und der Prinzessin Christian von Schleswig⸗ Holstein und dem Fürsten und der Fürstin Teck. Unter den Per⸗ sonen, die Ihrer Majestät im Laufe des Tages ihre Aufwartung machten, befanden sich der ehemalige König von Reapel sowie viele Mitglieder des diplomatischen Corps.

In Liverpool soll das in Elberfeld in Wirksamkeit befind⸗ liche System der freiwilligen Armenpflege versuchsweise eingeführt werden.

Frankreich. Versailles, 24. Juni. (W. T. B.) National⸗ versammlung. Im Beginn der heutigen Sitzung machte der Conseil⸗Vizepräfident Buffet nähere Mittheilung über die durch die CTeberschwemmungen in den südlichen Departements ange⸗ richteten Verwüstungen und legte einen Gesetzentwurf vor, in welchem die Verwilligung eines Kredits von 100,900 Fres. zur Unterstützung der Beschädigten beantragt wird. Die Versamm⸗ lung beschloß die Dringlichkeit und verwies die Vorlage an die Budgetkommission. Von Buffet wurde mit besonderer Anerken⸗ nung der Offiziere und Soldaten gedacht, welche miteinander darin gewetteifert hätten, den Bedrängten beizustehen. Im wei⸗ teren Verlauf der Sitzung gelangte der Bericht Pelletans über die Wahl im Departement Cotes du Nord zur Berathung. Der Bericht spricht sich für Giltigerklärung der Wahl Kerjegu's aus, mißbilligt aber das bei dieser Wahlangelegenheit von der Regierung beobachtete Verfahren. Nachdem der frühere Justiz⸗ Minister Tailhand sein im Berichte angegriffenes Verhalten unter dem Beifall der Rechten gerechtfertigt hatte, wurde die weitere Berathung auf morgen vertagt. Die Versammlung ge⸗ nehmigte hierauf noch die von dem Ministerium beantragte Ver⸗ willigung eines Kredits von 100,000 Fres. zur Unterstützung der in den südlichen Departements von Wassersnoth Heimgesuch⸗ ten und beschloß endlich auf den Antrag Chesnelongs, daß die dritte Lesung des Gesetzentwurfs über den höheren Unter⸗ richt nach der zweiten Berathung des Gesetzes über die öffent⸗ lichen Gewalten stattfinden solle.

265. Juni. (W. T. B.) Bei dem gestern hier zu Ehren Hoche's stattgehabten Banket hielt Gambetta eine Rede, in der er ausführte, daß die Einigkeit der Parteien,

welche der Republik ihre Entstehung gegeben habe, forthestehen werde. Die Republikaner, aufgeklärt und belehrt durch die ge⸗ machten Erfahrungen, seien gemäßigter geworden und erwarteten von der Zeit die Verwirklichung ihrer Prinzipien. Die bevor⸗ stehenden Wahlen für die Nationalversammlung würden eine fortschreitende Republik schaffen, indem sie eine Regierung der Bourgeoiste ermöglichen, welche in einem demokratischen Staate auch demokratisch zu regieren verstehen werde.

Spanien. Madr id, 24. Juni. (W. T. B.) Nach den Aeußerungen der der Regierung nahe stehenden Journale scheinen

die allgemeinen Wahlen für den Oktober und der Zusam⸗

mentritt der Cortes für den November d. J. in Aussicht genom⸗ men zu sein. General Jovellar hat die Befestigung von San Mateos vollendet und darauf seine Bewegung zur Ver⸗ einigung mit dem General Martinez Campos begonnen, welcher letztere sich noch vor Miravet befindet und mit der Belagerung dieses Platzes beschäftigt ist.

Portugal. Lissabon, 22. Juni. (C. Ztg.) Der König besuchte heute die zu Tejo ankernde französische Fregatte „»Océan“ und wurde an Bord von dem französischen Gesandten Grafen Armand und dem Kapitän Maurin empfangen. Das Schiff geht morgen, mit dem Gesandten an Bord, nach Cherbourg.

Türkei. Konstantinopel, 25. Jmüni. (W. T. B.) Das Budget wird zu Anfang der nächsten Woche veröffentlicht werden. Der Julicoupon wird, wie von der Regierung ver— breitet wird, zu seiner Verfallzeit eingelöst werden. Die Ver⸗ handlungen der türkischen Regierung mit der Banque impériale sind ihrem Abschlusse nahe.

Asien. Singapore, 6. April. Unsere offizielle Zeitung hat seit der Mitte des vorigen Jahres eine Reihe amtlicher Aktenstücke veröffentlicht, welche wohl geeignet sind, die Aufmerksamkeit des europäischen Handelsstandes auf zwei bisher wohl wenig bekannte indische Staaten zu richten.

Zwischen den britischen Niederlassungen Malacca liegen an der Meerenge letzteren einheimischen Reiche Perak und Salangore, selbständigen Fürsten beherrscht. Die beiden Staaten waren in den letzten Jahren in vollständige Anarchie zerfallen und zwar Perak, das nördlichere Gebiet, namentlich durch die chinesischen Ansiedler, welche die leichte und ergiebige Aus⸗ beute der dortigen Zinngruben ins Land gelockt hatte, und die nun, über deren Besitz in tödlichem Zwist entbrannt, sich unter einander bis aufs Messer bekämpften. In Salangore andererseits hatte sich die Bevölkerung mehr und mehr der Seeräuberei er⸗ geben, so daß im Lande keine Autorität mehr herrschte und die Gewässer der vorbeiziehenden vielbefahrenen Handelsstraße immer unsicherer wurden. Der letztere Umstand insbesondere . den Engländern zum Einschreiten Anlaß gegeben zu aben.

Auf Angehen der betreffenden machtlosen Sultane selbst haben die Engländer im Anfange des verflossenen Jahres ihre Bevollmächtigten in Begleitung der nöthigen Polizeikräfte in beide Länder entsandt, welche die Autorität der einheimischen legitimen Herrscher wieder aufgerichtet und förmliche Verträge mit denselben abgeschlossen haben, kraft deren sie als britische Residenten mit ihrer Macht ständig ihnen zur Seite bleiben und faktisch die Länder regieren. Zu Langat, der Hauptstadt von Salan⸗ gore, etablirte sich der britische Resident Frank A. Swettenham im August v. Is., und bereits im Dezember konnte er berichten, daß das Land vollständig paeificirt sei, daß kein Fall von Piraterie seit jener Zeit mehr vorgekommen, daß Handel und Verkehr im Lande sich belebten und die Chinesen im Gefühl der Sicherheit wiederum ihre Buden öffneten. Durch eine in der „Straits Settlement Government Gazette“ vom 12. Dezember v. Is. abgedruckte Proklamation vom 18. November desselben Jahres that Sultan Abdussamad Bin Tunku Abdullah den Beginn dieser neuen Aera der Welt kund und lud alle euro⸗ päischen „Gentlemen“, chinesischen ‚Headmen“ und „Andere“ ein, ins Land zu kommen, wo er durch den Gouverneur der britischen Settlements in den Stand gesetzt sei, mit Gerechtigkeit zu regie⸗ ren und Leben und Eigenthum der Anfsiedler zu beschützen; diese möchten nun Zinn⸗ oder Goldminen bearbeiten, oder Holz und Gutta⸗Percha gewinnen oder Zucker, Tabak und Reis bauen.

Zu Perak war bereits am 20. Januar 1874 ein Ueberein⸗ kommen mit den Häuptlingen des Landes getroffen worden, wo⸗ durch der Sohn des letzten Sultans als Sultan Abdullah Ma⸗ homed Shah anerkannt und der letzte Regent pensionirt wurde. Damit mußte sich der neue Herrscher eine Grenzreguli⸗ rung gefallen lassen, durch welche die britische Pro⸗ vinz Wellesley über das Flußgebiet des Krean⸗Flusses erstreckt wurde, was der Statthalter von Penang unterm 13. Juli v. J. mit dem Bemerken bekannt machte, daß zur Befahrung des Flusses Krean Jedermann auf sein Ansuchen bei der Polizei⸗Station von Nebong Tubal Pässe und Schutz erhalten könne. Der Sultan von Perak erließ wegen seiner Thronbesteigung gleichzeitig und nach derselben Vorschrift, wie sein Nachbar von Salangore, eine entsprechende Kundmachung.

Perak ist besonders reich an Zinn. Der Name bedeutet in der Landessprache Silber, da die Eingeborenen das vielfach zu Tage tretende Metall dafür hielten. Die Zinngruben befinden sich zumeist in der zwischen 40 und 5 0 nördlicher Breite und ji00 O0 und 101 0 östlicher Länge, 70 englische Meilen in der Länge, 20 bis 30 Meilen in der Breite sich erstreckenden Pro⸗ vinz Larut, wo seit den 50er Jahren eingewanderte Chinesen dieselben ausgebeutet haben. Die unter diesen bald entstehenden, durch ihre Neigung zu geheimen Gesellschaften beförderten Strei⸗ tigkeiten arteten in offene Fehde aus, und seit 1872 haben die verschiedenen Faktionen dermaßen gegen einander gewüthet, daß von der ganzen Bevölkerung der Provinz zu Anfang 1874 nur noch 4600 Seelen übrig waren. Elf Monate nach der Pacifi⸗ kation war diese Seelenzahl bereits wieder auf 33,000 gestiegen, darunter 26, 000 Chinesen, und in solchem Aufschwunge befindet sich jetzt das Land, daß der britische Resident erwartet, die ge⸗ dachte Zahl vor dem Schlusse des laufenden Jahres verdreifacht zu sehen. Im Beginn des Jahres 1874 waren 30 Minen im Betrieb, am Schluß desselben bereits 120. Das Produkt dieser Minen ist beziffert auf 9, 200 Picul und der Werth desselben, berechnet zu 30 Dollars per Picul, auf 1584, 000 Dollars. Die Förderung geschieht noch mit den primitivsten Anstalten durch Wäsche des Flußsandes; ebenso einfach sind die Mittel zur Schmelze.

Durch Anwendung von nur wenig Dampfkraft könnten nach der Ansicht des Residenten Kapitaͤn Speedy, dessen sehr in's Einzelne gehenden Bericht die „Straits Settlements Govern⸗ ment Gazette“ vom 3. April d. Is. veröffentlicht, großartige Erfolge erzielt werden, da der Vorrath an Zinn, das in den Bergen sich in Klumpen findet, geradezu unerschöpflich sei. Es

*

Penang und Namens die bislang von

wird jetzt noch von dem Produkt eine hohe Abgabe erhoben, 19 Dollars per Bhara (gleich 3 Picul gleich 400 Pfd. avoir dupois), das macht vom Werthe ca. 31 pCt., welche Abgabe indessen vom 15. April d. Is. an auf 15 Dollars und vor Ende des Jahres voraussichtlich auf 12 Dollar ermäßigt werden sollte. In Salangore beträgt diese Abgabe nur 9 Dollars. Der mexikanische oder der spanische Dollar ist die Umlauf⸗ münze.

as Land ist fruchtbar und bringt in den Ebenen Zucker, Tabak, Tapioca hervor, an den Bergabhängen Kaffee, Thee, Vanille, Muskatnüsse, Gewürze 2c.

Die klimatischen Verhältnisse sind nach den vorliegenden Berichten ungleich günstiger, als die Regel in den Tropen. Das Thermometer zeigt im Schatten selten über 860 Fahrenheit und sinkt Nachts oft bis 650. An den Höhen sind die Nächte manch⸗ mal kühl, und warme Decken werden unentbehrlich. Der Bericht schließt mit einer Schilderung der Thierwelt, welche dem Jäger reiche Beute bietet. Heerden von wilden Elephanten, welche gezähmt zu Lastthieren benutzt werden, durchziehen das Innere des Landes. Das Rhinozeros kommt in zwei Arten vor, der Tiger in dreien. Sodann giebt es Leoparden, Bären, Wild⸗ schweine, auch verschiedene Spezies Hirsche, Schlangen der größ⸗ ten Arten, giftige und nicht giftige; in den Flüssen Krokodile.

Der ‚A. A. C.“ vom 23. Juni liegen folgende Nach⸗ richten aus Indien, Birma und China vor:

Eine in Simla, dem Sitz der indischen Regierung, eingetroffene amtliche Depesche meldet, daß der König von Birma dem indi⸗ schen Gesandten Sir Douglas Forsyth Erklärungen betreffs des von ihm dem chinesischen General Leeseetahi bereiteten ehrenvollen Em— pfanges abgegeben hat. Der König hat auch eine Uebereinkunft ab— gefaßt, wonach die Unabhängigkeit des westlichen Karenni gewährleistet wird. Feindseligkeiten mit Birma werden nun als unwahrscheinlich erachtet. Sir Douglas Forsyth bleibt in Birma, um weitere In— struktionen der indischen Regierung zu erwarten. Aus Simla wird unterm 22. d. ferner gemeldet: Heute brach hier eine Feuer s—⸗ brunst aus, durch welche eine Anzahl Läden eingeäschert und Schaden in Höhe von 10000 Pfd. Sterl. angerichtet wurde, der größtentheils unversichert ist. .

China. In Ching-Kiang ist einer Depesche aus Shanghai zufolge die Ruhe wieder hergestellt. Die chinesischen Behörden haben dir von dem britischen und amerikanischen Konsul in Folge des jüng—⸗ sten Exzesses gestellten Genugthuungs Forderungen theilweise befriedigt.

Australien. Die „A. A. C.“ vom 23. Juni meldet:

Die Goldausfuhr von Victgria beläuft sich in diesem Jahre auf 198,208 Unzen gegen 316,557 Unzen im Vorjahre. Zu Wf u, Loyalty Inseln, wurde in der Nacht des 28. März ein heftiger Erdstoß, der sich am folgenden Tage wiederholte, verspürt. Am Abend des 30. März fügte ein dritter Stoß den Gebäuden großen Schaden zu. Dem Erdbeben auf dem Fuße folgte eine gewaltige Fluth, die drei Dörfer hinwegschwemm te und viele Menschenleben und zahlreiches Eigenkhum zu Grunde richtete. In Handelskreisen besorgt man in Folge der Minenspekulation der Jahre 1873 —– 4 den Ausbruch einer Panik. Dem Zusammensturz vieler Handelshäuser wird in nächster Zeit entgegengesehen.

Nr. 54 des „Amts -Blatts der Deutschen Reich s— Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt; Verfügungen: vom 23. Juni 1875. Taxe für Drucksachen und Waarenproben im Ver- kehr mit Oesterreich Ungarn Vom 23. Juni 1875. Verfahren bei Postagenturen in Betreff vorausbezahlter Bestellgebühren c.

Nr. 26 des Justiz⸗Ministerial- Blatts für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, herausgegeben im Bureau des Justiz Ministeriums, enthält eine allgemeine Ver—= fügung der Minister des Innern und der Justiz vom 21. Juni 1874, betreffend die nach §. 41 des Gesetzes vom 9. März 1874 (Gesetz⸗ Samml. S. 95) bei amtlich ermittelten Todesfällen den Standes beamten zu machende schriftliche Mittheilung. Allgemeine Ver— fügung vom 22. Juni 1876, betreffend die Ermittelung der Gerichts- kosteneinnahme in Civilprozessen. Uebersicht der Geschäfte bei der Justiz Prüfungs kommission im Jahre 1874.

Landtags ⸗Angelegenheiten.

Das Abgeordnetenhaus hat, wie die ‚Nat-Ztg.“ berechnet hat, mit dem Abschluß der diesjährigen Thätigkeit die umfangreichste seiner Sessionen hinter sich. Die Dauer der Sessienen und die Zahl der abgehaltenen Plenarsitzungen stellt sich seit der 10. Legis— laturperiode im Jahre 1867 folgendermaßen: 19. Legielaturperiode; L Session vom 15. November 1867 bis 29. Februar 1868 mit 66 Sitzungen; II. Session vom 4. November 18658 bis 6. März 1869 mit 61 Sitzungen; III. Sesston vom 6 Oktober 1869 bis 2. Fe— bruar 1870 mit 68 Sitzungen. 11. Legislaturperiode: J. Session vom 14. Dezember 1876 bis 17. Februar 1871 mit 32 Sitzungen; II. Session vom 27. November 1871 bis 10. Juni 1872 (sodann Vertagung) und vom 22. Oktober bis 1. November 1872 mit zusammen 62 Sitzungen; III. Session vom 12. November 1872 bis 21. März 1873 und nach der Vertagung vom 5. Mai bis 20. Mai 1873 mit S0 Sitzungen. 12. Legislaturperiode: L. Session vom 12. Novem- ber 1873 bis 21. Mai 1874 mit 72 Sitzungen; II. Session vom 16. Januar bis 15. Juni 1875 mit 81 Sitzungen.

Auch das Herrenhaus, welches diesmal 36 Sitzungen hielt, hat seit einer langen Reihe von Jahren nicht eine so anstrengende Session gehabt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Am 22. wurde unter Leitung des Gymnasial⸗Direktors Prof. W. Schwartz aus Posen auf dem Dominium des Gatsbesitzers Barth in Cerekwice eine Ausgrabung veranstaltet. Man stieß auf einem eiwa 4 Meile südöstlich von Cerekwice gelegenen Felde, welches den Namen Lyssa Göra führt, an vier verschiedenen Stellen auf alt heidnische Gräber. Es waren Einzelgräber, die von Granitsteinen überdeckt waren und etwa 15 Fuß unter der Erdoberfläche lagen. Außer einer Menge von Urnenscherben förderte man acht vollständige Gefäße, welche zum Theil mit Näpfen zugedeckt waren, zu Tage; darunter befand sich zunächst eine rohe, roͤthlich gefärbte große Urne mit Verzierungen, die von Fingereindrücken herrührten; ferner fand man zwei cylindrisch geformte rothe Töpfe welche fast dieselben Linearzeichnungen aufzuweisen hatten, zwei kleinere bauchig geformte Gefäße von schöner, gefälliger Ferm, eine kleine hübsch verzierte flache Schale und ein außerordentlich zierliches kleines Henkelgefäß, welches als Schöpfkelle gedient haben mag. Zahlreiche Knochen Ueberreste fanden sich in jedem Grabe; dagegen fehlten Schmuck sachen und Werkzeuge, wie sie sonst oft, in Urnen gefunden wer— den, vollständig; überhaupt zeigte sich in keinem der Gräber eine Spur von Metall.

Wie das „Athenäum“ mittheilt, ist der norwegische See— Kapitän Carr Wile in England eingetroffen, um Studien für eine Expedition nach dem nordatlantischen Ozean zu machen, welche die nerwegische Regierung im nächsten Jahre auszusenden ent- gie ist und die unter Dr. Wile's Kommando gestellt werden soll. Die Zwecke dieser wissenschaftlichen Expedition werden dieselben wie die des „Challenger“ sein. Der Erforschung der mannigfachen Phänomene der nordischen Meere sollen drei Jahre gewidmet werden.

Die Dampfyacht „Pandora“ verließ am 23. Juni Southampton auf der Reise nach den arktischen Regionen. Sie ist für den Dienst in den Polarmeeren gut ausgerüstet und führt unter

andern Bedürfnissen sechs starke Boote, zwei Wallsischfangboote, Sniderbächsen für die Robbensagd, Eiskondensators u. J. w. mit sich. Ihre Besatzung besteht auß 33 Mann einschließlich des Kapitäns Aäen Houng und der Offiziere, Lieutenant Billingstone, Lieutenant Pirie, Lieutenant Baynan (von der niedersändischen Marine] und Pr. Horner, der die Expedition außer in seiner ärztlichen Thätigkeit als Meteorologist begleitet. An Bord der „Pandora. befindet sich auch ‚Eꝑtquimaux Ide“, der mit Hall die Polar Expedition mit⸗ machte und von Amerika herübergebracht wurde, um altz Del metscher zu fungiren. Die „Pandora“ segelt zuerst nach Disco und hofft, die Forschungen in den Polarmeeren rechtzeitig zu beenden, um gegen Rovember wieder nach England zurückkehren zu können. Da Lady Franklin einen beträchtlichen Theil, der Ausrüstungskosten bestritten, wird die „Pandora“ wahrscheinlich das von M Glintock begonnene ö nach Ueberresten von Sir John Franklins Expedition ortsetzen

Am 17. Juni ist der Erste Russische Juristen-Kon⸗ greß in Moskau eröffnet worden. Die Idee zu diesem Kongreß gehört der Moskauer Juristischen Gesellschaft, welche schon im Herbst i872 den bezüglichen Vorschlag ihres Mitaliedes S. J. Barschew acceptirte und seit der Zeit unermüdlich durch Wort und That für die Verwirklichung des Kongresses gewirkt hat. An Mitgliedern des Kongresses haben sich 130 Personen zusammengefunden, Vertreter russischer Jurisprudenz aus St. Petersburg, Kiew, Kasan, Odessa, Dorpat, Farosslaw, Kjasan, Jekaterinosslaw u. s. w.

Im geriechischen Kloster Agios Elias zu Zitza in Epirus ist unlängst ein Mönch gestorben, dessen Lord Byron in einem Gedichte ‚Childe Harold“ erwähnt. Der betreffende Mönch, Ricephorus, war 117 Jahre alt und erinnerte sich recht wohl an Lord Byron, der 1827 sich mehrere Tage in dem Kloster aufhielt und in seinem Gedichte die malerische Lage des Klosters und die Gast⸗ lichkeit der Mönche pries. =

Die Provinzialerdnung ist soeben bereits in dritter Auflage, von Dr. G. M. Kletke bearbeitet, bei Eugen Groffer hierselbst, 8w., Gitschinerstraße 111, zum Preise von 2 erschienen.

LZand⸗ und Forstwirthschaft.

Amns Graubünden wird der „N. Zürch. Ztg.“ geschrieben: Am Calanda gegenüber Chur ist die letzten Tage eine Schafheerde von uber 100 Siück verunglüiht. Irgendwie, man weiß nicht aus welcher Ursache Viele behaupten, es seien zur Zeit Geier in der Nähe in Schrecken gejagt, hatte sich die Spitze der Heerde über eine Felswand heruntergestürzt, und nach der Art dieser Thiere folgten alle übrigen blindlings nach. Einzelne, die zuletzt auf den todten Haufen der vorangegangenen fielen, blieben am Leben. Eigenthümer, der Thiere waren Private und Gemeinden aus der umliegenden

Gegend. Gewerbe und Fsandel.

Berlin, 25. Juni. Gestern starb hier der Geheime Kom⸗ merzien Rath Moritz Heinrich Güter bock.

Die Generalversammlung der Wilhelmshütte, Aktien⸗ Gesellschaft für Maschinenbau und Eisengießerei, in welcher 297,000 Thlr. Aktienkapital vertreten war, genehmigte die vom Vorsitzenden vorgelegte Bilanz pro 1874 einstimmig, sowie die vom Verwaltungsrath festgesetzte Dividende von 4 und ertheilte einstimmig Decharge. Zu Revisoren wurden die Herren Louis Stein- thal, H. Rust und Ad. Eiseck, in den Aufsichtsrath für zwei aus⸗ scheidende Mitglieder die Herren Ferdinand Reichenheim und Sieg fried Berend neu gewählt.

Aus Lübeck wird unter dem 21. d. M. geschrieben: Dag zu Markt gebrachte Quantum Wolle zeigte gegen das Vorjahr einen Abfall von 4060 Centnern. Die Ursache dafür mag in einigen Ver⸗ käufen vor dem Markt und Sendung ungewaschener Wollpöste zu den Ausfällen für Fabrikwäsche zu finden sein. Die Wäsche der zugeführ⸗ ten Wolle war durchgängig eine gute; dies wie auch der gestrige ziemlich fest verlaufene Berliner Markttag, wie endlich die gegen sonst größere Anzahl der Käufer erleichterte daz Geschäft derartig, daß in den wenigen Stunden von 1066 —1 Uhr Mittags fast das ganze Quan tum vergriffen war. Außer den gewöhnlichen Käufern, Neumünsterschen Fabrikanten, Hamburger und meglenburger Händlern, waren dänische und schwedische Fabrikanten erschienen, die das Geschäft belebten. Be⸗ zahlt wurde für gute Kluftwollen 48— 52 Thlr., mittel dito 57 60 Thlr., feine Wollen 61 65 Thlr., einzelne Posten 68—70 Thlr. Nach einem anderen Bericht ist ein Stamm fabrikgewaschene mecklen⸗ burger Mittelwolle gegen 90 Thlr. an einen Gubener Fabrikanten verkauft worden.

Wien, 25. Juni. In der heute stattgehabten General⸗ Versammlung der Oesterreichischen Nordwestbahn wurde der Geschäftébericht genehmigt und der Verwaltung Decharge er— theilt. Die Generalversammlung nahm sodann Kenntniß von den eingeleiteten Verhandlungen über die Fuston der Nordwestbahn mit der Süd⸗Norddeutschen Verbindungsbahn, mir der Mährischen Grenz⸗ bahn und der Lundenburg ⸗Grusbacher Bahn und ertheilte dem Vor⸗ stande die Ermächtignng, diese Verhandlungen fortzuführen. Ferner wurde beschlossen, die Aktiencoupons Lit. B. am 1. Juli er. mit 2 Fl. 63 Kr. einzulösen und die etwaige Differenz zwischen dem Reinerträgniß und der zur Einlösung der Goupongz erforderlichen Summe für das erste Jahr der Betriebsperiode zu Lasten des Bau— kontos vorzutragen.

London, 19. Juni. Für die gestern beendete zweite Serie dies- jähriger Auktionen von Kolonias(wollen, die am 4. Mai be— gonnen hatte, wiesen die Kataloge 477.273 Ballen Wolle nach, gegen 150.3306 B. in 1874. Im Ganzen belief sich die Einfuhr von Ko⸗ lenialwollen in diesem Jahre auf 748,545 Ballen, gegen 815,770 in 1874. Diese Serie zeichnete sich durch große Stätigkeit aus, und be⸗ merkenswerthe Schwankungen kamen nur bei denjenigen Wolleklassen vor, welche veränderlicher Nachfrage gewöhnlich unterworfen stnd, wie superfeine Port Phillip und Mudgee Fließe, die namentlich die besten Loose zu einer Zeit bis 2 4. über März-Quotirungen be- dangen, während sie später ungefähr zu früheren Preisen käuflich waren. Auffallend war der starke Begehr nach groben Wollen, sowie der hohe Werth, welcher für Stücken und Locken, fehlerhafte scoured und Kap, kurz für alle geringeren Tuchsorten angelegt wurde, und dem im August 1874, d. h. zur höchsten Periode des verflofsenen Jahres gang⸗ baren, nicht nachsteht. Dagegen fanden feine Tuchsorten, besonders Sydney Fließe, einen weniger lebhaften und stäten Markt und zeigten gegen Ende der Auktionen merkliche Schwäche. Schweißwollen für Kamm waren wiederum stark begehrt zu vollen, kaum variirenden Preisen. Dies gilt vorzugsweise von den besseren, gut beschaffenen 26 während die geringen und schweren von 104 his 134 per Pfd. hin und wieder etwas, obwohl auch nicht leicht quotirbar, fluk⸗ fuirten. Port Phillip Fließe zogen in den ersten vier Wochen 4 —1 4 per Pfund an, zeigten sich aber zugänglicher in den letzten vierzehn Tagen. Australische Lamm lösten jederzeit ertremen Werth. Ebenso genossen die bescheiden vertretenen Kapwollen ununterbrochen guten Begehr und haben im Vergleiche zu Märzpreisen eine Avanz von =I 4d für Fließe, sowie beste Snow⸗whites und 14 2 per Pfund für geringe seoured aufzuweisen. Sowohl einheimische als fremde Käufer betheiligten sich willig, und das von den letzteren acquirirte Quantum wird auf 130 000 Ballen, also bei⸗ nahe die Hälfte des ausgebotenen Totals, geschätzt. Für die dritte Auktions -Serie, deren Anfang auf Dienstag, den 17. August, fixirt ist, sind bis dato eingetroffen Total 163,451 Ballen, als schwim mend bekannt total 77,079 Ballen, und das verfügbare Total dürfte 270 —= 280, 009 Ballen erreichen. In der gestern abgehalienen Auktion von ordinären Wollen wurden offerirt total 2767 Ballen, verkauft total 13518 Ballen Die Auswahl war spärlich und die Kaäͤuferzahl kleiner, als gewöhnlich. Preise stellten sich den früher per Privat- Kontrakt gezahlten gleich mit Ausnahme von chinesischen Kameelhaagren, welche seit Kurzem sehr begehrt sind und 16 d per Pfd. für gute bis ganz vorzügliche Waare geholt haben. Ghine⸗ stsche Fließe lösten J St d per Pfde, russtsche Fließe weiße Durch⸗ schnitts. Qualität 1096 11 4 per Pfd., weiße geringe 94 d per Pfd., graue 7z d per Pfd.