1875 / 149 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Jun 1875 18:00:01 GMT) scan diff

nach Swinemünde zurück) Mittwoch Morgens 8 Uhr; Zahrt nach der Rhede. Von 8 Uhr 30 Minuten bis 12 Uhr Mittags: Landungsmanbver. Nach dessen Beendigung kehrt der Kron⸗ prinz an Bord der „Grille“ nach Stettin zurück, um sich 3 Uhr 18 Minuten Nachmittags mit dem Courierzuge nach Berlin zu begeben.

Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 15. d. M. beschlossen, unter denselben Maßgaben, unter welchen nach dem Bundesrathsbeschluß vom 31. März 1870 die steuerfreie Verwendung des Branntweins zur Gewinnung von Al⸗ kaloiden zulässig erklärt ist, auch den zur Herstellung von Anilinfarben verwendeten Spiritus freizulassen.

Die Reichstags⸗Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichts verfassungs⸗Gesetzes, einer Strafprozeß⸗Ordnung und einer Eivilprozeß⸗ Ordnung nebst Einführungsgesetzen heschloß in ihrer Sitzung vom 25. Juni zunächst nachträglich zu 8. 116 der Straf⸗ prozeß⸗Ordnung, daß, wenn eine vorläufige Festnahme bei einer strafbaren Handlung, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt, statigefunden hat, der Antragsberechtigte sofort zu benachrichtigen sei, um den Strafantrag stellen zu können. Eine lebhafte De⸗ batte entstand über einen von den Abgg. Gaupp und Dr, Grimm beantragten 5. 1192. folgenden Inhalts: „Im Falle einer aus Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit widerrechtlich verfügten oder verlängerten Gefangenschaft ist der Schuldige dem Verletzten zur Genugthuung und vollen Entschädigung verpflichtet. Sollte die zuerkannte Entschädigungssumme uneinbringlich sein, so hat die Staatgkasse, vorbehaltlich ihres Rückgriffs auf den Schuldigen einzu⸗ treten.“ Der Antrag wurde abgelehnt. Die Kommission erledigte hier⸗ auf noch den von der Vernehmung des Beschuldigten handelnden neunten Abschnitt (58. 120-1235. Der §. 120 fand mit einer von den Abgg. Dr. Grimm und Dr. Schwarze vorgeschlagenen Aenderung Annahme, wonach die Ladung des Beschuldigten unter der Androhung, daß im Falle des Ausbleibens die Vorführung er⸗ folgen werde, geschehen kann, nicht, wie der Entwurf will, stets geschehen soll. Ein weiter gehender Antrag, den Erscheinungs⸗ zwang für den Beschuldigten, wenigstens im Vorverfahren, ganz abzuschaffen, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt, nachdem hervorgehoben war, daß der Erscheinungszwang mit dem In⸗ quisitionsprinzip nichts zu thun habe, eben so nothwendig sei, wie der Zeugnißzwang für die Zeugen und nicht dahin führe, daß der erschienene Beschuldigte zu einer Aussage irgend ge⸗ drängt werde. Die 8§. 121 und 122 wurden nicht beanstandet, z. 123 mit einigen Abänderungsanträgen der Abgg. Dr. Schwarze und Herz angenommen, welche die Tendenz verfolgten, schärfer auszudrücken, daß die Vernehmung des Beschuldigten nicht im Sinne des Inquifitionsprinzips zu erfolgen habe, sondern ihm namentlich Gelegenheit gewähren solle, die zu seiner Vertheidigung dienenden Thatfachen vorzubringen. Eine längere Erörterung entspann sich dabei über die Frage, ob dem Beschuldigten nach dem Vorbilde des englischen Rechts bei Beginn seiner Ver⸗ nehmung eröffnet werden solle, daß seine Aussagen in der Haupt⸗ verhandlung als Beweismittel gegen ihn benutzt werden könnten; indeß wurde ein diese Ansicht vertretender Antrag des Abg. Herz abgelehnt. Schließlich beschloß man noch, die Berathung des zehnten, die Vertheidigung betreffenden Abschnittes einstweilen auszusetzen.

Die Einnahmen an 3511en und gemeinschaft—

Berlin abgereist.

lichen Steuern, fowie andere Einnahmen im Deut⸗ schen Reiche für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats Mai 1875 (im Vergleich mit dem⸗ selben Zeitabschnitt des Jahres 1874) ergaben in Mark: Ein⸗ gangs zoll 48, 117, 564 (* 6,285, 102), Rübenzuckersteuer 10910, 998 = 12, 89g1, gꝛ35, Salzsteuer 12,138,321 ( 259, 954), Tabaks, steuer 467,194 ( 358,412, Branntweinsteuer 23, 380, 678 ( 2,834,508), Uebergangsabgaben von Branntwein 46,282 ( 2879), Brausteuer S, 0l3, 341 (4 160,991), Uebergangs⸗ abgaben von Bier 372,496 ( 1615), Wechsel stempelsteuer 3.007,74 (4 17,922), Post⸗ und Zeitungs⸗ Verwaltung 41523, 009 (4 2,449, 745), Telegraphen⸗Verwaltung 4, 300, 043 ( 259,223), Reichseisenbahn⸗Verwaltung 11,9776 020 (* 1,459,619).

Der Weihbischof (Suffragan⸗Bischof übt nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 4. Juni d. 3 bischöflichen Rechte nicht aus eigenem Rechte aus, sondern nur im Auftrage des Diözesan⸗Bischofs und nur, soweit dieser Auftrag reicht, und so lange das Recht des Diözesan⸗Bischofs selbst währt. Während der Erledigung des bischöflichen Stuhles ruhen die bischöflichen Rechte und Verrichtungen nicht nur, insoweit sie von dem letzten Bischof persönlich, sondern auch insoweit sie von anderen Personen ausgeübt worden sind. Der Bischof in partibus infidelium Janiszewski, Weihbischof in Posen, übte bereits seit mehreren Jahren, mit Erlaubniß seines Vorge⸗ setzten, des Erzbischofs Ledochowski, das Amt der Firmung aus und setzte diese bischöfliche Thätigkeit auch nach der Amtsent⸗ setzung des Erzbischofs fort, ohne dem Ober⸗Präsidenten der Provinz Posen hiervon die durch das Gesetz vom 20. Mai 1874 über die Ver⸗ waltung erledigter Bisthümer vorgeschriebene Mittheilung zu machen, den ihm ertheilten kirchlichen Auftrag darzuthun und ohne sich zu der eidlichen Verpflichtung bereit zu erklären, daß er dem Könige treu und gehorsam sein und die Gesetze des Staates befolgen wolle. Auf Grund dieser Thatsachen wurde der Weihbischof zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt und die Seitens des Angeklagten eingelegte Nichtigkeits beschwerde vom Ober Tribunal zuruͤckgewiesen. Für diejenige Diözese, führt das Erkenntniß des Ober⸗Tribunals aus, „für welche ein Bischof in partibus infidelium als Suffragan⸗Bischof ernannt ist, übt er bie bischöflichen Rechte nicht aus eigenem Rechte aus, son⸗ dern nur im Auftrage des Diözesan⸗Bischofs und nur soweit dieser Auftrag reicht, und so lange das Recht des Diõözesan⸗Bischofs selbst währt. Dies ist schon nach kanonischem Recht nicht be⸗ denklich, da nach dem Tridentinum die Weihbischöfe ohne Bevoll⸗ mächtigung des Ordinarius keine Pontifikalhandlungen vornehmen dürfen und ihre Rechte mit dem Tode desselben erlöschen. Der Angeklagte hat auf Grund der von ihm vorgelegten päpstlichen Ernennungs⸗Urkunde die ihm überwiesenen bischoͤflichen Verrich · tungen nur mit ausdrücklicher Erlaubniß und Zustimmung des Erzbischofs vorzunehmen gehabt. Nach §. 1 des Gesetzes vom 70. Mai 1874 dürfen in allen Fällen, sobald der bischöfliche Stuhl erledigt wird, die gesammten, mit dem bischöflichen Stuhle verbundenen Rechte, sowohl die des ordo als auch die der juris= dictio, von Riemandem, er sei wer er sei, ausgeübt werden, so lange nicht den §§. 2 und 3 des Gesetzes genügi worden. 96 Auffassung entspricht dem Gesetze vom 20. Mai 1874 und muß als durchgreifend angesehen werden. Es ruhen wãh⸗ rend der Erledigung des bischöflichen Stuhles die bischöflichen

worden sind, sondern auch insoweit sie von anderen Personen ausgeübt worden. Für die Anwendung der * 1, 4 eit. ist die Qualitat der ausgeübten Rechte ꝛc. nicht fuͤr die Qualität der dieselben ausübenden Person entscheidend; sind die Rechte ꝛc. als solche zu charakterisiren, welche an sich zu der Kategorie der mit dem bischöflichen Amte verbundenen Rechte und geistlichen Verrichtungen gehören, so ist ihre Vornahme während des vor⸗ bezeichneten Zeitraums Jedem untersagt, gleichviel ob er solche Rechte ꝛc. bis zum Eintritte der Sedisvakanz auszuüben befugt gewesen ist, oder nicht.

Herausforderungen und Zweikämpfe beurlaubter Land⸗ wehr⸗-Offlziere sind, nach einem Beschluß des Ober⸗Tribunals, den Militärgerichten, die Kartellträgerei Seitens be⸗ urlaubter Landwehr-Offiziere dagegen den Civilgerichten unterworfen. J

Der General der Infanterie von Stosch, ä la suite des See⸗Bataillons und Chef der Kaiserlichen Admiralität, hat sich nach Swinemünde begeben.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrathe, Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Ober⸗Zolldirektor Oldenburg, ist von

Der General⸗Major und Commandeur der 17. Kaval⸗ lerie Brigade von Rauch, welcher kürzlich zur Dienstleistung beim Kriegs⸗Ministerium, Abtheilung für das Remontewesen, kommandirt worden, ist zur Uebernahme dieses Kommandos von Schwerin hier eingetroffen.

Kiel, 26. Juni. Das von dem Marine Offiziercorps gestern auf Bellevue zu Ehren der Offiziere des amerikani⸗ schen Geschwad ers veranstaltete Ballfest nahm den besten Verlauf. In den mit den amerikanischen und deutschen Farben geschmückten Räumen wurden die Gäste von dem Contre⸗Admiral Werner empfangen. Auch die Spitzen der Civilbehörden, der Universität und der Stadt waren anwesend. Die amerikanischen Gäste, denen der Gesandte der Vereinigten Staaten, Herr Ban⸗ kroft Davis, sich zugesellt hatte, wurden mit Tusch begrüßt. Dann nahm der Ball seinen Anfang und währte mit kurzer Pause, welche dem Souper gewidmetl war, bis gegen 2 Uhr des Morgens.

Cöln, 27. Juni. (W. T. B.) Gestern Abend gegen 7 Uhr traf der Minister der geiftlichen ꝛc. Angelegenheiten Pr. Falk mit dem Zuge von Brühl hier ein und wurde auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Behörden empfangen. Das auf dem Perron und vor dem Bahnhofe zahlreich versammelte Publikum begrüßte den Minister mit lebhaften Hochrufen. Am späteren Abend fand ein großer Fackelzug der Cölner Bürgerschaft statt, an dem über 3000 Personen Theil nahmen. Die Straßen waren vielfach geflaggt. Der Cölner Männergesangverein brachte dem Minister im Regierungsgebäude eine Serenade. Als der Fackelzug unter bestäͤndigen Hochrufen vorbeidefilirt war und sich vor dem Regierungsgebäude aufgestellt hatte, wurde der Minister von einer Deputation begrüße. Ver Führer derselben, Stadtverordneter Hampsohn, hielt eine Ansprache, in welcher er dem Minister den Dank der Stadt für dessen Wirk⸗ samkeit für die Wissenschaft und religiöse Toleranz aussprach und im Namen der Bürgerschaft die Versicherung gab, daß ihr Wahlspruch stets sein werde: „Treu dem Reiche und dem Vater⸗ lande.“ Der Minister dankte in bewegten Worten und hob namentlich hervor, daß er hier den Kern der Cölner Bürgerschaft vor sich sehe. Indem er sich die Bestrebungen der hier vertre⸗ tenen Vereine vergegenwärtige, werde ihm Stärkung und neue Kraft zu Theil. Der Eindruck werde ihm unvergeßlich sein und er fordere auf zu einem „Alaaf Cöln.“ Die Rede des Ministers wurde mit stürmischen Hochrufen aufgenommen.

Bayern. München, 26. Juni. (Allg. Zig.) Se. Majestät der König hat durch Entschließung vom 12. d., mit der Wirksamkeit vom 1. August J. J., die Auflösung der Gar⸗ nisons⸗Compagnien Nymphenburg und Königshofen und die Bildung einer Halbinvaliden⸗Abtheilung bei jedem Armee⸗Corps verfügt, und sind vom Königlichen Kriegs⸗Ministerium die näheren Bestimmungen zur Ausführung dieser den Reichs⸗ Militär⸗Pensionsgesetzen entsprechenden Aenderungen in der Formation der Armee bereits erlassen worden. Dem Ver⸗ nehmen nach hat Se. Majestät der König vorgestern dem Stgats⸗ Ninister Dr. v. Lutz zu dessen Namenstag die huld voll sten Glückwünsche gesendet. Die Herzogin Adelgunde von Modena wird morgen hierher kommen und einige Tage in Nymphenburg Wohnung nehmen. Prinz Otto hat sich auf mehrere Monate nach Hohenschwangau begeben. = Der vormalige Kriegs-Minister, General der Infanterie Frhr. v. Pranckh, hat, auf die Mittheilung, daß der D legirtentag des „bayerischen Veteranen⸗, Krieger⸗ und Kampfgenossen⸗ Vereins“ ihn zu seinem Ehrenpräsidenten gewählt hat, in einem Schreiben an das Vereinspräsidium vom 20. ds. erwidert: „Nachdem mir die Annahme dieser Wahl auf Grund Höchster Kriegsministerialentschließung gestattet ist, so kann mir nur er⸗ übrigen die Wahl als Ehrenpräsident anzunehmen, und mit dieser Erklärung die Versicherung zu verbinden, daß ich mich ebenso geehrt als geschmeichelt erachte, dem Vereine so bewährt biederer bayerischer Veteranen und Krieger als Ehrenpräsident anzugehören und vorzustehen.“

Sachsen. Dresden, 26. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin haben sich mit dem bereits er⸗ wähnten Gefolge gestern Abend nach 6 Uhr mit dem Schnell⸗ zuge nach Leipzig begeben, daselbst im Königlichen Palais das Nachtquartier genommen und heute Morgen die Reise nach Süd⸗ deutschland, zunächst nach Frankfurt, fortgesetzt. Bei der Abreise Ihrer Majestäten waren gestern im Leipziger Bahnhofe hierselbst zur ehrfurchtsvollen Verabschiedung anwesend die Staats⸗Mi⸗ nister General der Kavallerie v. Fabrice, von Nostitz⸗Wallwitz, Pr. von Gerber und Abeken, der Stadtkommandant General⸗ Lieutenant Freiherr von Hausen, der General⸗Direktor des König⸗ lichen Hoftheaters Wirkliche Geheime Rath Graf von Platen, Geheime Rath Bär, Kreishauptmann von Einsiedel und Polizei⸗ Direktor Schwauß. Der Eisenbahndirektor Pöge geleitete den Zug von hier bis Leipzig, woselbst die Ankunft kurz vor 69 Uhr erfolgt ist. Im dasigen Bahnhofe wurden Ihre Majestäten vom Bürgermeister Dr. Koch, Geheimen Regierungs⸗Rath von Witz⸗ leben (in Stellvertretung des Kreishauptmanns von Burgsdorff), dem Stadtkommandanten und dem Polizei⸗Direktor Dr. Rüder empfangen. Bei der heute früh mit dem 3uge 7 Uhr 35 Mi⸗ nuten in Leipzig mittelst der Thüringer Bahn erfolgten Abreise nach Frankfurt a. M. hatte sich außer den vorgenannten Herren auch der Rector magnificus Ronsistorial⸗Rath Dr. Baur zur

Verabschiedung eingefunden. Baden. Karlsruhe, 26. Juni. Ihre Königliche Hoheit

Hessen. Darmstadt, 26. Juni. Heute Vormittag um 11 Uhr kam Se. Majestät der Kaiser von Rußland von Jugenheim zurückreisend, hier durch und wurde von Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Großherzog und sämmtlichen hier anwesen⸗ den Piinzen und Prinzessinnen des Großherzoglichen Hauses am Bahnhof begrüßt. Zu gleicher Zeit kam Ihre Königliche Hoheit die Prinzefsin Friedrich Carl von Preußen mit der Ludwigsbahn hier an und begab sich, von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Ludwig am Zudwigsbahnhof empfangen, zur Begrüßung Sr. Majestät an den Bahnhof der Main⸗Reckar⸗Bahn. Se. Königliche Hoheit der Großherzog empfing heute Vormittag halb 12 Uhr den Prinzen Wilhelm von Hanau.

27. Juni. (W. T. B.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen trafen heute Vormittag zum Besuche Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs hier ein. Der Großherzog war zum Empfange auf dem Bahnhofe anwesend. Der König und die Königin werden heute Abend ihre Reise nach Karlsruhe fortsetzen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 26. Juni. (W. T. B. Se. Majestät der Kaiser von Rußland ist soeben hier eingetroffen und von der Großherzoglichen Familie auf dem Bahnhofe empfangen worden. Von dort begaben sich die Herrschaften nach dem Schlosse Belvedere,

27. Juni. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser von Rußland wird nach Mitternacht von hier abreisen und seine Reise nach Böhmen fortsetzen.

Schaumburg ⸗Lippe. Bückeburg, 25. Juni. Die Einwohner der Staͤdte und Aemter des Landes, soweit dieselben nach Art. 14 Nr. 5 und 6 des Verfassungsgesetzes vom 17. No⸗ vember 1868 in Verbindung mit Art. 1 des Wahlgesetzes von demselben Tage Abgeordnete zu den Landtagen der in diesem Jahre beginnenden zweiten Legislatur⸗Periode zu entsenden haben, sind durch höhere Bekanntmachung aufgefordert worden, sich zur Wahl ihrer Abgeordneten am 14. Juli d. J. vor den ernannten Wahlkommissarien einzufinden.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 24. Juni. Der Landeshaushalts⸗ Stat pro 1876 setzt fest: die fort⸗ dauerndern Ausgaben auf 28, 737,721 66 37 3; die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben auf 15, 177577 4M 48 5 und die Einnahmen auf 453,915,298 (1875 I39, 008. 854). Nach 5. 3 des Etatsgesetzes können im Jahre 1876 für Rechnung der Bezirke, Gemeinden, öffentlichen Anstalten und sonst berechtig⸗ ten Korporationen die nach der bestehenden Gesetzgebung gestatteten Zuschläge zu den direkten Staatssteuern innerhalb der zulässigen Grenzen und die in 5. 3 Nr. 2 des Etats⸗ gesetzes pro 1872 bezeichneten besonderen Abgaben und Gefaͤlle erhoben werden. Eine beigefügte Uebersicht giebt die Provinzial-Kontingente für die 3 Repartitionssteuern 5. F Grund⸗ Personal⸗ und Mobiliarsteuer und der Thür⸗ und Fenster⸗ steuer an. Wie die vorjährigen, sind auch die dies jãhrigen Etats⸗Ausgaben nach Betriebs⸗ und Staatsverwaltungen ge⸗ schieden. Bei der Aufführung der diesjährigen Veranschlagungen sind die pro 1875 eingeklammert daneben gesetzt. Die fort⸗ bauernden Ausgaben betrugen: für die Verwaltung der Forsten J.) 2,873, 000 M , (2784806); für die Verwaltung der direkten Steuern (I. 1,217,850 (1,210,700); der Zölle, indirekten Steuern und des Enregistrements (III. 4630, 844 (4498, 689), in Wegfall pro 1876 38,550; des Ober⸗Präsidiums (V.) 427, 100 (504,075); für Justizverwaltung (8) 1,728. 385 (1,592,151), in Wegfall 3870; Verwaltung des Innern (VI.) 3,664,458 (3, 683,436), in Wegfall 6300; Verwaltung der geistlichen Angelegenheiten (VII.) 2,574, 170 (2,598, 643); des öffentlichen Unterrichts, Förderung der Wissenschaft und Künste (III.) 3, 760, 555 G, 584,361), wegfallend 4200; Handel, Gewerbe und Landwirthschaft (X.) 624,950 (5805550), in Wegfall 350; Wasserbau⸗ verwaltung (X.) 1,608,060 (1,618, 802); Wegeb auver⸗ waltung XI.) 1.363, 760 (1-435, 360); Allgemeine Finanz⸗ verwaltung (XII. 4 388,849 (4,048,197); Tabaksmanu⸗ faktur 1,912, 0009. Die einmaligen und außerordentlichen Aus- gaben betragen für J. 360, 000 (388 0990); III. 280, 000 (156,240); V. 400 000 (173,600); VI. 63,880 (383,208); . VII. 16,000 (18,520; VIII. 478, 850 (481,609) darunter für die Universität 121 050 (71850); 1X. 68, 600 (57,50); X. 1073 200 Q II-600 XI. 454, 000 (532,800); XII. 12, 343, 047 C6, 560 00M. Die Summe aller fortdauernden Ausgaben beträgt 28.737, 721 (28,139, 686); der einmaligen 15, 177,577 (io, Ss9. 168). Die Einnahmen betragen für J. . 3 10, 90 (5, gl, 600 ; II. 9, 815,400 (9, 672, 624); III. 14255075 (id. 385, 660); IV. 13,201 (13.059); T. 261.142 274 224; JI. 244.3860 (238, 280); VIII. 453, 276 (242,973); IX. 147050 (119760; X. 11A 274 (1I, 274); XI. 270, 8009 (270,800); XII. 11,532,000 (7,888,600) exkl. Zinsen der aufzunehmenden Anleihe XIII. 25 13,400. Die Einnahme der Universität Straß⸗ vurg beträgt 47.337 (35, 694); die Ausgaben 872,635 ag 028); daher muß aus der Landeshauptkasse ein Zuschuß von S825, 303 (813 334) geleistet werden. Die Zuschüsse aus Landesfonds für städtische höhere Schulen betragen 453,421 bei einer Schülerzahl von 2760. Die Einnahme beläuft sich auf 765,394. Mit der Einrichtung von Mittelschulen ist erst in letzter Zeit von den Gemeinden vorgegangen worden, und schweben noch zur Zeit die Verhandlungen darüber. Veranschlagt sind für Mittel⸗ und deutsche Schulen pro 1876 20,000 M (24 000). Vorläufig kosten die Mittelschulen in Brumath, Metz, Schirmek, Deseuze 55360 M6; die deutschen Schulen in Metz und Lafrimbole 2780 M; Summa: 9140 6 Für die Töchterschulen betragen die Kosten 41490 S6 Die Summe der Einnahmen 43,915,298 (39,008, 854) balanzirt mit den Ausgaben.

Oesterreich ˖⸗ Ungarn. Wien, 26. Juni. Der Kaiser hat vorgestern den rumänischen diplomatischen Agenten Costaforu empfangen.

Die Abreise der Kaiserin von Oesterreich vach Sassetot erfolgt über Straßburg i. E. und ist auf den 29. Inli c. festgesetzt

= Der im Auszug bereits telegraphisch mitgetheilte Artikel der „Wien. Abendpoft“ über das Uchatius ges chůtz lautet vollständig:

Bei Gelegenheit der in den letzten Tagen stattgehabten Er⸗ örterungen über die Geschützfrage wurden vielfach Behauptungen un⸗ richtiger Art vorgebracht. Diesen gegenüber lassen sich folgende be⸗ deutsame Thatsachen aufstellen: .

Die von der Firma Krupp gelieferte Halbbatterie wurde nicht unentgeltlich zur Verfügung gestellt, sondern hierfür die verlangte volle Kaufsumme berichtigt. .

Die wiederholk monatelang auf dem Steinfelde bei Wiener. Neustadt stattgehabten Versuche mit den Kruppschen Gußstahlrohren haben zu Verbesserungen in der Konstruktion geführt, woran das

die Großherzogin ist nach mehrwöchigem Kurgebrauch zu

Rechte und Verrichtungen im vollen Umfange, D. i. also nicht nur insoweit, als sie von dem letzten Bischof persönlich ausgeübt

Rippoldsau heute Abend in die Residenz zurückgekehrt.

technische und administrative Militär Comité bei den andauernden. vielfachen Korrespondenzen nichl ohne Antheil bleiben konnte.

Es ist unverkennbar, daß der hieraus ents ĩ j ö rungene Vort genannten Firma zu statten kam, von , 3 6 a . tungsnotizen, selbst auch in neuerer Zeit Konstruktionsverbesserungen . , ö. und noch bewirkt werden. ierauf wurde auch die sonderbare Forderung gestützt, daß nun— K n n. Versuche mit m n,, ützen ren wären, was ei sse = 6 . ö naffl.⸗ eine Verschleppung der Angelegen as den Bemühungen des General⸗Majors Ritter v. Uchati . Geschützrohr ist nicht blos ö Folge des . . Materials, sondern auch durch mehrfache Aenderungen we . von den Kruppschen Geschützen abweichend hergestellt. —ᷣ. ie Stahlbronzerohre, haben, wie die „Mittheilungen des echnisch administrativen Militärcomitè enthalten und wie in manchen sachgemäßen Artikeln angeführt wurde, um einige hundert Schuß (bis . n. als die ö deren Erprobung ho einem weit geringeren Umfange s : ĩ den , der . . . ie ursprünglich mit aller Vorst ht behandelte Erfindung des ge— nannten Generals legte die Pflicht zu den strengsten. ,,. . . 691 , . zu dem fachmännischen Ausspruche ge⸗ jüsse die Annahme der Stahlbronz schüͤtz⸗ k beantragt werden. h JJ ngesichts dieser Verhältnisse mußte der Wunsch ei zländi schen Firma, die Beschaffung eines neuen Geschü ,, , 4 he, g euen Geschützmateriales zu über—⸗ In der That konnte wohl kein Kriegs⸗Minis i 1 . ,,,. ; GJ Nur die durch Versuche konstatirte Unmöglichkeit, ei ĩ Geschützmagteriale im Inlande zu beschaffen, 66 le n n, 1 . ö. en fe , , die Schlagfertigkeit des Dee m hohen Grade beeinflußenden An zei i ülf n,, ,. w Bei den besten Beziehungen zu den Nachbarstaaten ist es gleich wohl eine gebieterische Forderung, durch die ei t dür ee. ber . g, ch eigenen Kräfte die Heeres⸗ Werden noch die bei der gegenwärtigen finanziellen L wichtigen national · Lkonomischen Juteressen . ber um . rd nen geringere Aufwand bei Ausrüstung des Heeres mit Stahlbronze— Hinterladgeschützen in Betracht gezogen, so konnte die Kriegsverwal⸗ tung, eingedenk ihrer Verpflichtungen gegen Staat und Heer, keine ,. ö Me len 4 unternehmen und sich die auch ereits erfolgte Allerhöchste Sanktion der Stahlbro Beschütz⸗ rohrmgterigle erbitten. . Die Wahlbewegung in Ungarn nimmt einen immer lebhafteren Charakter an. So sind neuerlich im Dewa Wahl— unruhen vorgekommen, welche militärische Intervention noth⸗ wendig machten. An das Temesvarer Militär⸗Kommando ge⸗ langte nämlich Dienstag Nachts eine Depesche aus Deva, in welcher um schleunige Absendung eines Bataillons zur Aufrecht⸗ haltung der Ordnung ersucht wurde. Demzufolge ist das dritte Bataillon des dort garnisonirenden Infanterie⸗Regimentes Cä— sarewitsch unter Kommando des Majors Berkovich Mittwoch von Temesvar nach dem Schauplatze der Unruhen abgegangen. . Sger, 28. Juni. (W. T. B.) Se. Majestaͤt der Kaiser Franz Josef ist heute früh 66 Uhr mittelst Separat— zuges der Franz⸗Josefsbahn hier eingetroffen. Auf dem Bahnhofe wurde derselbe vom Landeskommandirenden, Feld⸗ zeugmeister Philippoviöe vom Statthalter Baron von Weber, vom Landesmarschall Fürst Carlos Auersperg sowie von den Spitzen der Behörden empfangen. Als der russische Hofzug herannahte, erschien der Kaiser auf dem Perron und blieb daselbst, bis derselbe in die Halle ein⸗ gefahren war. Als Se. Majestät der Kaiser Alexander den Zug verlassen hatte, umarmten und küßten sich beide Kaiser mehrere Male auf das Herzlichste. Nach Besichtigung der vor dem Bahnhofe aufgestellten Ehren⸗Compagnie erfolgte die Vorstellung der beiderseitigen Suiten, und begaben sich die Monarchen hierguf in den Wartesalon. Um 9! Uhr setzten die beiden Kaiser in einem gemeinschaftlichen Waggon des russischen Hofzuges die Weiterreise in der Richtung nach Ko⸗ motau fort.

Schweiz. Bern, 23. Juni. Heute hat der Stände⸗ rath nach laͤngerer Debatte Eintreten auf das vom Bundes⸗ rath vorgelegte neue Bundesgesetz, betreffend die Militär⸗ ste u er, beschlossen, von welchem bis jetzt unwesentlich verändert die ersten zwei Artikel Annahme fanden. Der erste bestimmt: „Daß jeder im dienstpflichtigen Alter befindliche Schweizer Bür⸗ ger, welcher keinen persönlichen Militärdienst leistet, als Ersatz eine jährliche Steuer zu bezahlen hat. Dieser Steuer unter⸗ liegen auch die niedergelassenen Ausländer, ferner die außer dem Gebiete der Eidgenossenschaft abwesenden, im dienstpflichtigen Alter befindlichen Schweizer Bürger und diejenigen ein⸗ getheilten Wehrpflichtigen, welche im Laufe eines Jahres den gesetzlich vorgeschriebenen Unterrichtskursen oder den dafür angeordneten Nachkursen nicht beiwohnen oder sonst einem ÄAufgebote nicht Folge leisten., Nach dem zweiten Artikel sind von der Steuer enthoben: „a. Wer in Folge geistiger oder körperlicher Gebrechen erwerbsunfähig ist und kein für seinen Unterhalt hinreichendes Vermögen besitzt; b. die Wehrpflichtigen, welche infolge des eidgenössischen Dienstes militär⸗ untauglich geworden sind; c. die von der Gemeinde oder dem Staate unterstützten Armen; d. die Ausländer, welche infolge Staatsvertrages befreit sind; e. die im Auslände abwesenden Schweizerbürger, welche an ihrem Aufenthaltsorte regelmäßig persönlichen Dienst zu leisten oder eine Ersatzsteuer zu bezahlen haben; f. die vom perfönlichen Dienste befreiten Eisenbahn⸗ und Dampfschiffangestellten, während des Kriegsbetriebes der Eisenbahnen und Dampfschiffe.“ Die Steuer ist nach dem Ent⸗ wurfe von einem Einkommen von 500 Fr. an zu zahlen und steigt von 8 Fr. bis auf 220 Fr. für ein Einkommen von 6801 bis 9000 Fr. Einkommen über 9000 Fr. zahlen 21½ pCt.

26. Juni. (W. T. B.) Der Nationalrath votirte in seiner heutigen Sitzung mit großer Stimmen⸗ mehrheit einen Bund esbeitag von 260,000 Fres. behufs Betheiligung an der Weltausstellung in Philadelphia.

Frankreich. Paris, 26. Juni. (W. T. B.) Präsi⸗ dent Mac Mahon und die Minister Buffet und de Cissey sind heute früh in Perigue ux angekommen und wollten heute Nachmittag in Toulouse eintreffen. Die Ver⸗ heerungen, welche die Garonne an den an beiden Ufern des Flusses gelegenen Orten angerichtet hat, sind ganz ungeheuere; indeß sind die Wasserfluthen jetzt im Sinken. (S. unter Toulouse.)

28. Juni. (W. T. B.) Präsident Mae Mahon hat gestern Castelsarrasin, Moifsae und andere von der üeberschwemmung heimgesuchte Orte besucht und ist heute früh nach Tar bes weiter gereist. Alle Steuererheber und Einnehmer öffentlicher Gelder sind zur Entgegennahme von Unterstützungen fuͤr die Beschädigten ermächtigt worden.

Versailles, 26. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung beantragte der Depu⸗ tirte Bepeyre (Dep. Haute Garonne) zur Unterstützung der durch die Ueberschwemmungen im südlichen Frankreich Be⸗ troffenen einen Kredit von einer Million Franks zu votiren

und verlangte für die Berathung dieses Antrages die Dringlich⸗ keit. Der Justiz⸗Minister Dufaure erklärte sich J den . auf Dringlichkeit, indem er bemerkte, daß für das dringendste Bedürfniß bereils ein Kredit von 1600, HMoJ Frks. bewilligt fei und daß die Regierung neue Berichte erwarte, um alsdann einen weiteren Kredit zu beantragen. Die Versammlung genehmigte indeß die Dringlichkeit für den Antrag Depeyre Es folgte so⸗ dann die Berathung des Eisenbahngesetzentwurfes.

27. Juni. (W. T. B.) Von den Vorständen der drei Gruppen der Linken ist in Erwägung gezogen worden, an die republikanischen Deputirten die Aufforderung zu richten, die be⸗ vorstehenden Debatten nicht durch Einbringung von Amende⸗ ments, welche die Entscheidung verzögern müßten, zu erschweren.

Teulouse, 26. Juni. (W. T. B. Der Präsident Marjchall Mae Mahon ist heute hier eingetroffen und von den Spitzen der Behörden auf dem Bahnhofe begrüßt worden. Der Maire von Toulouse hielt eine Ansprache, in welcher er dem Marschall-Präsidenten seinen Dank ausdrückte, daß derselbe bei einer so schmerzlichen Gelegenheit hierher gekommen sei, um den Muth der Einwohner wieder zu beleben. Der Marschall Mac Mahon besuchte hierauf die von der Ueberschwemmung am meisten heimgesuchten Orte und richtete ermuthigende Worte an die unglücklichen Bewohner. Die Truppen sind mit dem Aufräumen der Trümmer und mit weiteren Nachforschungen nach den Leichen der Verunglückten beschäftigt. Mit den Unker⸗ stützungen für die Bevölkerung ist begonnen worden.

Spanien. Madrid, 21. Juni. (W. T. B.) Nach einer der Regierung zugegangenen Nachricht hat die Panzerfre⸗ gatte „Victoria“ gestern Deva und Motrico an der kan⸗ tabrischen Küste bombardirt. Die Blokade der Küste wird außer⸗ ordentlich streng gehandhabt.

Italien. Rom, 265. Juni. (W. T. B.)) Cavaliere Bernardi ist zum General-Prokurator bei dem inter⸗ nationalen Gerichts hofe in Alexandria ernannt worden.

K Juni. (W. T. B.) Der Senat hat den Antrag wegen Einleitung einer Enquste über die Verhältnisse in Sizilien fast einstimmig angenommen.

Türkei. Kon stantinopel, 27. Juni. (W. T. B.) Offi⸗ zieller Mittheilung zufolge wirt das demnächst zur Veröffent⸗ lichung gelangende Budget ein Defizit von 5 Millionen Pfund aufweisen. Dasselbe entstand durch ausnahmsweise ungünstige Verhältnisse, wie Hungersnoth, Viehseuchen und Ueberschwem⸗ mungen, welche verschiedene Provinzen heimsuchten. Zur sofor⸗ tigen Deckung des Defizits sollen die Stempelsteuer, Patentsteuer, sowie mehrere anderen Steuern mitwirken. Eine nach Veröffent⸗ lichung des Budgets einzusetzende Permanenzkommission werde die Herstellung des Gleichgewichts im Budget übernehmen und in Ersparungen, jowie in der Entwickelung der Hülfs⸗ quellen des Reichs die Elemente einer ernstlichen finanziellen Re⸗ organisation suchen. Die Nachricht, daß die Regierung eine Re⸗ duktion der Staatsschuld beabsichtige, wird ebenfalls amtlich als entschieden unrichtig bezeichnet, mit dem Hinzufügen, die Regie⸗ rung betrachte es stets als Ehrensache, ihre Verpflichtungen zu erfüllen und dachte niemals daran, die Besitzer der Schuldtitel im Geringsten zu schädigen.

Rumänien. Bukarest, 27. Juni. (W. T. B.) Der hiesige Metropolit⸗Primas Calinik und der Metropolit der Moldau, Jo seph, sind heute vom Fürsten feierlich in⸗ vestirt worden. Der Deputirtenkammer wurde die von der Regierung mit der Rumänischen Eisenbahngesell⸗ schaft in Berlin abgeschlossene Additional⸗Konvention zur Genehmigung vorgelegt. Der Deputirte Pascal hat die Vorlegung des Projektes zur Ausführung des bereits beschlosse⸗ ö. ö eines Hafens am Schwarzen Meere be⸗ antragt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 24. Juni. Auf den Bericht der Minister des Innern und der Finanzen über das in der Stadt Morschansk herrschende Elend hat Se. Majestät der Kaiser befohlen, außer den von der Reichsrentei zur Linderung der Noth bereits ausgezahlten 3000 Rbl. im Namen Sr. Majestät noch 30, 09000 Rbl. zu verabfolgen. Nach der „Neuen Zeit“ beabsichtigt man, im Kriegs⸗Ministerium eine Kommission mit einer Revision der Schulpläne der Militär⸗ Gymnasien und Junkerschulen zu betrauen. Diese Revi⸗ sion ist von besonderer Wichtigkeit in Betreff. der Aufstellung eines gemeinsamen Programms mit Unterabtheilungen für die Waffengattungen zum Offiziersexramen der Junker und in Betreff der Vorbereitung der Schüler der Militär⸗ Gymnasien zum Kursus in den Junkerschulen. Besondere Aufmerkfamkeit soll bei der Revision auf die neueren Sprachen und auf Mathematik und Geographie, als jedem Offizier gleich wichtige Disziplinen, verwandt werden. Dasselbe Blatt erfährt, daß das Ministerium der Volks⸗ aufklärung in Uebereinstimmung mit dem Ministerium des In⸗ nern die Absicht habe, die Lehrherren verschiedener Zünfte, welche Lehrlinge halten, zu verpflichten, sie an drei Wochentagen die Schule besuchen zu lassen. Zu diesem Zweck und zur Bear⸗ beitung der Frage über die Nothwendigkeit der Verbreitung geistiger Entwicklung unter den Handwerkern soll im Ministerium eine besondere Kommission niedergesetzt werden, welche ein Schul⸗ programm augarbeiten und zur Herbeischaffung von Mitteln zur Gründung solcher Handwerkerschulen Rath schaffen soll. Außer Pädagogen von Fach sollen auch Administrativbeamte und überhaupt Personen, die sich für die Bildung des Volkes interessiren, zur Kommission herangezogen werden.

Nr. 55 des „Amts -Blatts der Deutschen Reichs-

,, hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom

265. Juni 1875: Umwandlung der Beträge auf Postanweisungen nach

dem Niederland: 24. Juni 1875: Briefverkehr mit Ostindien, China

und Japan über Neapel mit französischen Schiffen; vom 25. Juni

Kn g srfnung der Eisenbahnstrecken Wolfsgefärth⸗Greiz und Greiz deischlitz.

Statistische Nachrichten.

Eine dem Kommunalblatt beigefügte Nachweisung der Stif⸗ , , 4 . ,, Berlin für spe⸗ zielle Unterri un rmen⸗-Zwecke enthält eine Uebersicht über 328 derartige Stiftungen und Legate. ; . Nr. 24 der ‚Statistischen Korrespondenz“, heraus⸗ gegeben von Dr. C6) Engel in Berlin, hat n n gag in mg . des ,,. . vom Seytember 1874 bis einschl. März versteuerte R‚übenmenge. Das ru e t- wesen in den Jahren 1868 bis 1875. fade vun

Die Ständische Städte- Feuer ⸗Sozietät der Kur⸗ und Neumark und der Niederlausitz hat für 1874 eine Ver-

h sicherungsfumme von 127,139,525 Thlr. aufzuweisen, gegen U7, 185. 575

Thlr. im Vorjahre. Von ersterer Summe fallen auf Geb

J. Klafse 71,876,500 Thlr. JI. Klasse 44731125 Thlr., rd 3 s bh, sß50 Thlr. und JV. Klasse 1,975,950 Thlr. Die in der Haupt⸗= summe mitenthaltene ,, , Hälfte der Versicherungssummen für Kirchen und Thürme beträgt 178,725 Thlr, so daß sich alfe die Gesammt ⸗Versicherungssumme derselben auf 2,957 450 Thlr. stellt. Die Zahl der von der Sozietät zu vergütenden Brand und Blitzschäden belief sich auf 1590, von denen 10 anf Rech⸗ nung deg Jahres 1875 kommen. Im I. Semester fanden 4, im Ih. Semester 76 Schadenfeuer statt, und wurden von denfelben in 75. Städten 423 Gebäude betroffen. Totalschaden lag vor hei 26 Wohnhäusern, 85 Hofgebäuden, 39 Scheunen, 1 Mühle, 5 Fabrik⸗ gebänden, überhaupt bei 156 Gebäuden. Theilweise Beschädigumnen gtlitz en 121 Wohnhäuser, 129 Hofgebäude, 7 Scheunen, 1 Mühke, 18. Fabrilgeb ãude⸗ zusammen 267 Gebäude. Durch Einschlagen das Blitzes, ohne daß derselbe gezündet, fanden in 15 Städten und in 16 Fällen Beschädigungen an 17 Wohnhäusern, 2 Hofgebäuden, 1Scheune und 1 Müble statt. Von den 150 Schadenfeuern find 5 durch Gewitter verursacht, 5 vorsätzlich angestiftet, 3 durch Fahrlässigkeit und 1 durch fehlerhafte Bauart herbeigeführt worden. In 114 Fällen sind die Entstehungsursachen der Brände bis jetzt unermittelt geblieben. In 22 Fällen schweben noch die Untersuchungsverhandlungen. An Schadensvergütungen sind aus Anlaß der Brand- und Blitzschäden festgesetzt: An Vergütungen in der J. Klaffe für Totalfchäden 5725 Thlr., für Partialschäden 34555 Thlr., in der 1I. Klaffe für Total= schäden 40, 175 Thlr., für Partialschäden 442 Thlr., in der 1II. Klasse für Tetalschäden 21,450 Thlr., für Partialschäden 215776 Thlr., in der IV. Klasse für Totalschäden 6100 Thlr., für Partial= schäßen 2964 Thlr., zusammen für, Totalschäden 73.450 Thir., für Partialschäden 68,138 Thlr. Die Beiträge der Theilnehmer der Sozietät betrugen im J. Semester 1874 (in Thalerwährung ausgeschrieben) vom Hundert der Versicherungssumme J. KLlaffe 8 Vf. II. Klasse 2 Sgr. III. Klasse 4 Sgr. 8 Pf., IV. Klasse 2 Sgr. 4 Pf.; im II. Semester (erst im Januar 1875 ausge- schrieben) für Hundert Mark Versicherungssumme 1. Klaffe 4 Pf, II. Klasse 12 Pf. 1II. Klasse 28 Pf., IJ. Klasse 66 .f. Die Einnahme des laufenden Verwaltungsfonds schloß für 1874 bei einem Kassenbeftande aus der Rechnung des Vorjahres in Höhe von o6,-419 Thlr. mit 117838 Thlr., die Ausgabe im Soll mit 130513 Thlr., so daß sich, da 78,995 Thlr. Reste vorhanden Ende 1874 ein Kassenbestand von 16327 Thlr., ergab. Der eiserne Bestandfonds betrug zur selben, Zeit Wo, 290 Thlr. in Staats- papieren und Effekten und 68 Thlr. in Baar.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Den Kaiserlichen Ober⸗Postdirektionen sind für ihre Biblio⸗ theken Photographien des Bilderfrieses im Sitzungs⸗— sagle des Kaiserlichen General-⸗Postamtes geliefert worden, ugch den von dem General -Postdirektor Dr. Stephan angegebenen Motiven entworfen und von dem Historienmaler Professar Schütze in Berlin ausgeführt. Diese 12 Bilder stellen durch symbolische Kinder⸗ gruppen die Verkehrsmittel der Post und ihren Entwickelungsgang von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart dar. Blatt J. Indien und Phönizien. Hermes unterrichtet den Phönizier Tant in der Buchstabenschrift und einen indischen Braminen in dem arabi⸗ schen Zahlensystem. Blatt II. Babylon und Assyrien. Semiramis erhält den Brief des indischen Königs Stabrobates. Blatt III. Aegypten. Blatt T7. Persien. Einführung des Pferdes in den Post- dienst. Blatt V. Griechenland. Mit der realistischen Richtung des Verkehrswesens mischt sich die Symbolik hellenischer Mythologie. Blatt Vl. stellt den cursus publicus der Römer dar. Blatt VII, hat das Feldstpostwesen der Alten zum Gegenstande und bildet damit den Abschluß des Alterthums. Blatt VIII. Das deutsche Verkehrsleben im Mittelalter. Blatt IX. Der Orient. Blatt X. gilt dem mächtigen Erwachen des Weltgeistes um die Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts. Blatt XI. Die Ausbreitung der Post bis in die fernsten Regionen Blatt XII. ist der Gegenwart gewidmet. Ueber dem Erdballe, auf welchem zu Land und Meer die schnellen Diener des Verkehrs: Die brausende Loco⸗ motive und der schlanke Postdampfer dahin eilen, während in blauer Ferne auch ein Beförderungsmittel der Zukunft: Der Luftballon sichtbar wird, schwebt, ein Banner der deutschen Reichspost in der Linken, ihr Grundgesetz in der Rechten haltende, der Genius der Post, begleitet von Merkur und Amor. Sein Flug kennt nicht mehr die Schranken, welche die Völker trennen; er sieht auf seinem Gebiete die Welt⸗ vereinigung zur Wirklichkeit geworden; aber rastlos, wie von Alters her, wirkt und waltet er jetzt und immerdar, für Handel und In⸗ dustrie, Kunst und Wissenschaft, Freundschaft und Liebe.

Am 22, Juni starb zu Frankfurt a. M. der dortige Arzt, der Königliche Geheime Sanitäts-⸗Rath Dr., Gust av Adolf Spieß. Er war 1892 zu Duisburg geboren als Sohn des dortigen reformirten Predigers, siedelte aber mit seinem 1813 nach Frankfurt berufenen Vater nach dieser Stadt über, wo er seine weitere Bildung erhielt. Am 2. September 1823 promovirte er, zugleich mit Friedrich Wöh⸗ ler, dem berühmten Chemiker, zu Heidelberg als Dr. med. und ließ sich als Arzt 1824 in Frankfurt nieder. Als ein Mann von scharfem Verstand, vielseitiger, auch musikalischer Bildung und großer Arbeits- kraft, hat er auf vielen Gebieten gemeinnütziger Bestrebungen gewirkt. Er war Mitglied der gesetzgebenden Versammlung, seit 1847 Mitglied der Direktion des Städelschen Kunstinstituts, der Verwaltung der Museumsgelellschaft, Prasident des 1870 gegründeten Vereins zur Pflege im Feld verwundeter und erkrankter Krieger, des (national- liberalen) Frankfurter Wahlvereins 2c. Als Arzt war er besonders gesucht von Engländern und Schotten. Auch mehrere größere Arbei⸗ ten medizinischen Inhalts verdanken ihm ihre Entstehung, so ein historisch kritisches Werk über J. B. van Helmont und sein Sy= stem der Medizin“ (Frkft. 1840) eine „Phzsiologie des Nerven systems. (Brnschwg. 1844) und die „Pathologische Physielogie! (3 Abthei= lungen, Frkft 1857). Sein 50 jähriges Doktor jubiläum am 2. September 1875, wobei der Königliche Polizei Praͤsident Hergen · hahn die Staatsregierung vertrat, gab Kunde von der allgemeinen Verehrung, welche dem damals noch ganz rüstigen Manne ent- gegengebraächt wurde. Später entwickelte sich eine Herzkrankheit, der er nach qualvollen Leiden erlag. Sein Sohn Alexander ist ebenfalls Arzt in Frankfurt und durch seine Leistungen auf dem Ge⸗—. biete der öffentlichen Gesundheitspflege bekannt.

Die Deutsche Anthropalogische Gesellschaft wird am 9, 19. und 11. August d. J. ihre Jahresversammlung in München abhalten. Die bis jetzt angekündigten Vorträge lassen er⸗ warten, daß die dies jährige Versammlung sich für die Wissenschaft, der sie dient, eben so nützlich erweisen werde, wie ihre Vorgängerinnen. Die Auf⸗= merksamkeit weiterer Kreise verdient schon jetzt auf ein Unternehmen. gelenkt zu werden, welches mit ihr im Zusammenhang steht, nämlich. auf eine Sammlung prähiskorischer Alterthümer aus allem Theilen Bayerns, welche eigens im Hinblick auf diefe Versammlung zusammengebracht ist und auch noch nach dem Anthropologentag einige Wochen im Königlichen Odeon aufgestellt bleiben wird. An den An thropologentag wird sich die Ver sammlung der Deutschen geolo⸗ gischen Gesellschaft anschlicßen, welche dieses Jahr gleichfall in München tagt.

für Lindenschmit und seine Schule wie für einige .

klassen einen Barackenban in der Nähe des Bahnhofes auf einem

magistratlichen Grundstücke zu errichten, der fünf Jahre an zur e

Aus hülfe dienen soll. Wenn auch dort stets ein oder Yoei Lehrer sein werden, so ist es doch weder dort noch in der Akademie selbst

möglich, daß in den Arbeitsräumen der Schüler ein Lehrer stet ge