der Fregatte „Kronprinz“ zu. Ein von der Besatzung des „Kaiser! bemanntes Boot gewann den zweiten Preis, während der dritte ebenfalls von einer Gig der Fregatte „Kronprinz“ erworben wurde. . .
Inzwischen war der am Morgen mäßig wehende Ostwind zu einer steifen Brise geworden, welche die Oberfläche stärker auf⸗ trieb und einen nicht unbedeutenden Seegang mit sich brachte, so daß die rudernde Mannschaft alle Kräfte einsetzen mußte, um die ihr gestellte Aufgabe zu lösen. für die Sicherheit der Ausbildung und die Umsicht und Kaltblütigkeit der Führer, daß es den zuerst am Ziel eintreffenden Booten gelang, mit 14 Minuten Fahrzeit den vorgeschriebenen Raum zu durchmessen.
Gegen 7!/ Uhr Abends verließ Se. Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit der Kronprinz das Flaggschiff des Geschwaders und kehrte an Bord der „Grille“ zurück, um mit derselben in den Hafen von Swinemünde einzulaufen. Zum Diner an Bord waren die Commandenre der an dem Tage besichtigten Truppen und Schiffe befohlen worden; dasselbe begann, nachdem die „Grille“ vor Anker gegangen.
Mit Anbruch der Dunkelheit entfaltete sich wie am
Tage vorher ein reicher Lichtschmuck in Stadt und Hafen, bei welchem namentlich die in den Masten und Ragaen mit dunkel⸗ farbigen Lampen durchzogenen großen Passagierdampfer des Baltischen Lloyd durch den Reichthum und Geschmack der Anordnung glänzend hervortraten. An anderen Stellen loderten Fackelfeuer auf, uber die vegetationsfrische Uferlandschaft helle Lichtfluthen verbrei⸗ tend. Gegen 9 Uhr wurde Sr. Königlichen Hoheit ein Fackelzug in mit bunten Lampions besetzten Booten dargebracht. Die fröhlichen Hurrahrufe, mit welchen die von mehreren Mufik⸗Corps begleiteten Boote den Hohen Gast ehrten, vermischten sich mit dem sich immer erneuernden Jubel der längs des Bollwerks zu Tausenden versammelten Menge, und trugen das Ihrige dazu bei, das von mildem und klarem Wetter begünstigte Leben und Treiben am Hafen zu einem wechselvollen farbenreichen Bilde, und zugleich zu einer erhebenden patriotischen Festlichkeit zu ge⸗ talten. . Das für gestern, Mittwoch, den 30. Juni, beabsichtigte Landungsmanöver machte wegen des immer noch starken See⸗ ganges eine etwas veränderte Disposition nothwendig. Da es bei dem frisch wehenden Ostwinde nicht für angängig erachtet wurde, an irgend einer Stelle des sehr flachen Strandes zwischen Swinemünde und Heringsdorf mit Booten zu manßvriren, so mußte das östliche Ufer des Swinestromes dazu gewählt werden, wo dem Anlaufen an den Strand keine besonderen Schwierig⸗ keiten im Wege standen.
Gegen 11 Uhr Vormittags trafen 21 Boote der 3 Panzerschiffe, mit 31 Offizieren und 774 Mann besetzt, von der Rhede kommend im Hafen ein und wandten sich auf das von dem Kommandanten der Ruderflottille Kapitän zur See Przewisinsky gegebene Signal in breiter Front dem Lande zu. Jedes der 3 Kriegsschiffe . je eine Compagnie Matrosen und eine Compagnie Seesoldaten gesandt, so daß im Ganzen 6 Compagnien nebst einer Batterie von 3— 8 Centim. Kanonen zur Ausschif⸗ fung bereit waren. Nachdem sich die ersten an Land gegan⸗ genen Abtheilungen zu einer den Landungsplatz deckenden Schützenlinie entfaltet hatten, ordnete sich der größere Theil des Landungs⸗Corps in einer Rendezvousstellung in 2 Treffen, die Artillerie auf dem rechten Flügel, in einiger Entfernung gefolgt von dem mit Schanzzeug und Arbeitsgeräth ausgerüsteten Pionierzuge. Zur Bewachung der an das Ufer gezogenen Boote blieben Posten zurück.
Es erfolgte nun eine kurze Gefechtsübung, welcher der Ge⸗ danke zur Grunde lag, einen dem Landungsversuch sich ent⸗ gegenstellenden Feind über den Haufen zu werfen. Nachdem das erste Infanterietreffen Schützen vorgenommen, und das zweite mit geschlossenen Abtheilungen auf den Flügeln, sekundirt von den in gleicher Höhe mit der Infanterie avancirenden Ge⸗ schützen, die mit 5 Manöver⸗Kartuschen versehen worden waren, den Angriff verstärkt hatte, ließ Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit das Gefecht abbrechen und befahl noch einen Parade⸗ marsch in Zügen.
Nach dem Vorbeimarsch kehrten die ausgeschifften Abthei⸗ lungen in die Boote zurück, und erreichten gegen 2 Uhr die auf der Außen⸗Rhede zurückgebliebenen Kriegsschiffe.
Wie schon an den vorhergehenden Tagen, so nahm auch am Schluß dieser Uebung Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit Gelegenheit, Sich mit Anerkennung über die in der kurzen Dien st⸗ zeit, welche der größere Theil der Besatzung hinter sich hat, er⸗ worbene, ebenso vielseitige als gründliche Ausbildung auszu⸗ sprechen und Höchstseiner Zufriedenheit über den frischen und lebendigen Geist, welcher aus der Art und dem System her⸗ vorleuchtete, mit welcher die einzelnen Dienstzweige betrieben worden waren, Ausdruck zu geben.
Im Laufe des Nachmittags begab Sich Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz zu einem kurzen Besuch mit⸗ telst Wagens von Swinemünde nach Misdroy und trat dann gegen 57 Uhr auf der Grille“ unter der lebhaftesten Theil⸗ nahme der Bevölkerung die Rückreise nach Stettin an. In Stettin hatte sich trop der späten Abendstunde ein zahlreiches Publikum am Landeplatz der Kaiserlichen Jacht versammelt, welches den Hohen Reisenden ebenso wie bei Seiner am Tage vorher er⸗ folgten Durchreise mit den herzlichsten Kundgebungen jubelnd begrüßte und das Schiff bis zum Eintritt völliger Dunkelheit umgab. An der Landungsbrücke war eine mit Fahnen und Festons reich geschmückte Ehrenpforte errichtet und mittelst beson⸗ ders dazu aufgestellter Gaskandelaber strahlend hell beleuchtet.
Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit gedachte, Sich heute früh von Stettin nach Pasewalk zu begeben, das dort ganisonirende ürassier⸗Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2, dessen Uniform Höchstderselbe auch während der Dauer der Flot⸗ tenübungen trug, zu besichtigen, und Abends nach dem neuen Palais bei Potsdam zurückzukehren.
Der Bundesrath hatte beschlossen, auf Grund des Art. 7 Nr. 2 der Reichsverfassung Ausführungsbestimmungen zur Strandungsordnung zu erlassen. Demgemäß hat der Reich⸗ kanzler dem Bundesrath jetzt den Entwurf einer Instruk⸗ tion für die deutschen Strandbehörden zur Beschluß⸗ nahme vorgelegt.
— Die Vertagung der mit Kommissarien der meist⸗ betheiligten Bundesregierungen im Laufe des Monats Juni ge⸗ pflogenen informatorischen Vorberathung des vor— läufigen Entwurfs eines Reichs⸗-Eisenbahn-⸗Gesetzes hat in der Presse eine verschiedenartige Auslegun 6 Die nachstehenden thatsächlichen Angaben mögen zur Klarstellung des Sachverhalts dienen.
Während bei den Vertretern einiger Regierungen der Gesetz⸗ Entwurf nach Grundlage und Tragweite im Allgemeinen Anklang fand, von einzelnen sogar die Üebertragung des Fonzessions⸗
Es war ein Beweis
wesens auf das Reich als zweckmäßig erachtet wurde, ward von anderen Seiten, insbesondere sowohl die Verfassungsmäßigkeit der in dem Entwurfe in Aussicht genommenen Abgrenzung und Organisirung der Reichsaufsicht angezweifelt, als auch das Be⸗ dürfniß . Anordnungen bestritten und dafür gehalten, daß es auch in Zukunft lediglich bei den Bestimmungen des Gesetzes vom 27. Juni 1873 über die Errichtung des Reichs⸗Eisenbahn⸗ Amts bewenden könne. Der letztern Auffassung gemäß würde das Gesetz eine wesentlich andere Basis und Tragweite erhalten, als in dem vorläufigen Entwurf angenommen worden, und des⸗ halb eine umfassendere Umarbeitung des letztern unvermeidlich sein. Nachdem der hauptsächlichste Zweck der Vorberathung, sich über die Stellung der meistbetheiligten Regierungen zu den Prinzipien des Entwurfs zu informiren, für die Reichsregierung erreicht worden, hatte dieselbe, auch mit Rücksicht auf die gegen einzelne Be⸗ stimmungen erhobenen praktischen Bedenken, eine Ueberarbeitung des Entwurfs in Erwägung zu nehmen, wobei auch in Betracht zu ziehen, wie die von einigen Seiten geäußerten Besorgnisse über den möglichen Einfluß desselben auf die Landes⸗Finanzen zu entkräften. Es sind zu dem Ende im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amte die nöthigen Einleitungen getroffen.
— Zu der Enquete, welche der Bundesrath, wie bereits mitgetheilt, über die Frage wegen Einführung eines allgemeinen Musterschutzes u. s. w. veranlaßt hatte, waren folgende Sach verständige berufen:
I) aus den Kreisen der Kunst: der Maler C. Hoff aus Düsseldorf, der Maler Professor Bewer aus Düsseldorf, der Maler O. Cornill aus Frankfurt a. M., der Maler Linden⸗ schmidt aus München, der Bildhauer Sußmann⸗Hellborn aus Berlin, der Bildhauer Professor Knoll aus Munchen, der Architekt Professor Gnauth aus Stuttgart, der Architekt Bau⸗ rath Köhler aus Hannover, der Architekt Bauruth Neu⸗ reuther aus München;
2) aus den Kreisen der Metallwaarenindustrie: der Fabri⸗ kant Wagner, Besitzer einer Goldschmiedeanstalt (Sy K Wagner) in Berlin, der Geheime Kommerzien⸗Rath Ravens, Besitzer einer Emaillefabrik in Berlin, der Fabrikant Künne, Besitzer einer Silberwaarenfabrik in Altena (Westfalen), der Fabrikant H. Weis haupt, Besitzer einer Bijouteriefabrit in Hanau, der Fabrikant Dil lenius, Besitzer einer Bijouteriefabrik in Pforz⸗ heim, der Fommerzien⸗Rath Ebbinghaus, Befttzer einer Bronze⸗ waarenfabrik in Iserlohn, der Fabrikant Jungs, Besitzer einer Bronze⸗ und Zinkwaarenfabrik in Frankfurt a. M., der Fabri⸗ kant Erhardt, Besitzer einer Bronze⸗ und Galanteriewaaren⸗ fabrik in Schwäbisch Gemünd;
3) aus den Kreisen der Gewebe⸗Industrie: der Fabrikant Potthoff, Besitzer einer Damastwaarenfabrik in Bielefeld, der Fabrikant Dr. Webs ky, Befsitzer einer Leinen⸗ und Baumwollen⸗ fabrik in Wüstewaltersdorf, der Fabrikant Lu pp, Besitzer einer Blaudruckerei in Düsseldorf, der Fabrikant E. Schwarz, Be⸗
sitzer einer Zeugdruckerei (J. A. Schlumberger u. Sohn) in
Mülhausen i. E., der Kommerzien⸗Rath Meckel, Besitzer eines Seidenwaarengeschäftes in Elberfeld, der Geheime Kommerzien⸗ Rath Schmidt, Besitzer einer Teppichfabrik in Schmiedeberg, der Fabrikant Dürfeld, Besitzer eines Tapisseriewaaren⸗ geschäfts in Chemnitz, der Kommerzien⸗Rath Hirschberg, Besitzer eines Spitzengeschäfts in Eibenstock, der Fabrikant Gerdeißen, Besitzer einer Kunstgewebe⸗Anstalt in München;
aus den Kreisen der Thon⸗ und Glaswaaren⸗Induftrie: der Geheime Regierungs- Rath Möller, Direktor der König⸗ lichen Porzellan⸗Manufaktur in Berlin, der Kommerzien⸗Rath Boch, Besitzer einer Thonwaarenfabrik in Mettlach, der Fabrik⸗ Direktor Pohl, Direktor der Glaswaarenfabrik Josephinenhütte im Riesengebirge;
5) aus anderen industriellen Kreisen: der Fabrikbesitzer Zuber, Befttzer einer Tapetenfabrik in Rixheim i. E., der Fa⸗ brikant Engelhardt, Besitzer einer Tapetenfabrik in Mann⸗ heim, der Fabrikant Pallenberg, Besitzer einer Möbelfabrik in Cöln, der Kommerzien⸗Rath Söhlke, Besitzer eines Spiel⸗ waarengeschäfts in Berlin, der Fabrikant Dr. Traun, Befsitzer einer Stock- und Hartgummiwaaren⸗Fabrik in Hamburg;
6) endlich: der Direktor Hausmann von der Königlichen Zeichenakademie in Hanau, der Direktor Professor Graff von der Königlichen Modellirschule in Dresden.
Mit e n der Herren Engelhardt, Gerdeißen und Potthoff, sowie des Herrn Sußmann⸗Hellborn, welch letzterem eine Erkrankung der Theilnahme nur an der letzten Sitzung ge⸗ stattete, haben die Genannten sämmtlich der an sie gerichteten Einladung gefolgt.
Namens des Ausschusses des Bundesraths wohnten den Verhandlungen bei: der Königlich preußische Ministerial⸗Direktor, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Jacobi als Vor⸗ sitzender; der Königlich bayerische Ministerial⸗Rath v. Riedel; der Königlich sächsische bevollmächtigte Minister v. Nostitz⸗ Wallwitz; der Königlich sächsische Geheime JustizRath Held; der Königlich württembergische Staats⸗Rath Freiherr v. Spitze m⸗ berg, der Großherzoglich hessische Ministerial⸗Rath Dr. Neid⸗ hardt; der hanseatische Minister⸗Resident Dr. Krüger.
Für das Reichskanzler⸗Amt waren zugegen: der Geheime Ober⸗Postrath, Professor Dr. Dambach; der Geheime Regie⸗ rungs⸗Rath Nieberding; der Regierungs⸗Assessor Schröder, als Schriftführer.
— Die Strafbarkeit des Verlegers oder Druckers wegen Theilnahme an dem durch den strafbaren Inhalt einer Druckschrift begangenen Vergehen wird, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 2. Juni d. J., durch die Be⸗ nennung des Verfassers oder Herausgebers Seitens des Ver⸗ legers oder Druckers nicht ausgeschlossen. Es ist unrichtig,“ führt das Erkenntniß des Ober⸗Tribunals aus, „wenn Ange⸗ klagter behauptet, er habe nach 5 21 al. 2 des Reichs⸗Preß⸗ gesetzes vom 7. Mai 1874 freigesprochen werden müssen, weil er als Drucker den Besteller und Herausgeber der strafbaren Schriften in der Person des Mitangellagten R. sofort genannt habe und derselbe auch 16 worden sei, indem die nach 5. 21 eintretende suecessive Haftbarkeit wegen Fahrlässigkeit und die Befreiung von denselben im Falle des Alinea 2 daselbst aus⸗ drücklich voraussetzt, daß der Drucker und die übrigen dort be⸗ nannten Betheiligten nicht wegen Thäterschaft oder Theilnahme
haften, gegen den Angeklagten aber die Beihülfe zu dem mitielst
Verbreitung von Drucschriften begangenen Vergehen des Heraus⸗ gebers festgestellt ff. h gang geh d
— Der General-Lieutenant von Biehler, Allerhöchst be⸗ auftragt mit . der Geschäfte der General Inspektion des Ingenieur -Corps und ber Festungen, ist von seiner Dienst⸗ reise zur Inspizirung der Festungen in dea östlichen Provinzen hierher zurückgekehrt, ebenso der General⸗Major von Braun, Inspecteur der 1. Ingenieur⸗Inspektion, von seiner Reise zur Inspizirung ber Pionnier⸗Bataillone und Festungen in den Pro⸗ vinzen Pommern und Preußen.
— Der General⸗Lieutenant von Bülow, Inspecteur der 2. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion, hat sich zur Besichtigung der Feld⸗ Artillerie⸗Regimenter des II. und III. Armee⸗Corps zunächst nach Stettin begeben. —er General⸗Major von Boehn, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, hat sich mit Urlaub nach Pommern begeben, ebenso der General⸗Major Galster, Dezernent in der Admiralitãt, nach Marienbad.
— Der Kaiserlich deutsche Gesandte in Washington, von Schlözer, hat sich nach Ems begeben.
— Der amerikanische Gesandte Baneroft Davis ist gestern früh aus Kiel hierher zurückgekehrt.
— Der Wirkl. Legations⸗Rath und vortragende Rath im Auswärtigen Amt Dr. Aegidi, hat eine Urlaubsreise nach Süddeutschland angetreten.
Düsseldorf, 30. Juni. (W. T. B.) Im Laufe des Tages sind hier Depu tationen aus Elberfeld, armen, Schwelm und Hagen eingetroffen, welche den Staats⸗Minister Dr. Falk im Namen der von ihnen vertretenen Städte begrüßten und ihm den Dank der Städte für sein ener⸗ gisches Vorgehen gegen die ultramontanen Bestrebungen aus⸗ drückten. Nachdem der Minister mehrere Institute besichtigt hatte, wohnte er Nachmittags 5 Uhr dem ihm zu Ehren von der Stadt Düsseldorf in dem Saale der Tonhalle veranstalteten Banket bei. An demselben nahmen die Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden, sowie viele angesehene Bürger, im Ganzen etwa 600 Personen, Theil. Nachdem der Beigeordnete Fritzen ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausgebracht hatte, begrüßte der Advokat⸗Anwalt Court den Minister im Namen der Stadt Düsseldorf mit einer Ansprache, in welcher er dem Minister als dem unermüdlichen Vorkämpfer in dem kirchenpolitischen Kampfe für seinen stets bewährten Mannesmuth dankte. Alsdann gedachte der Redner des Ministers als des Beschützers der Kunst und überreichte ihm als Ehrengabe der Bürgerschaft einen künstlerisch gearbeiteten Ger⸗ mania⸗Schild zum Andenken an die Stadt der Kunst. Der
Minister Br. Falk sprach in seiner Antwort seinen Dank aus für
die Zusicherung, der Staatsregierung treu zur Seite stehen zu wollen. Bezugnehmend auf die ihm überreichte künstlerische Ehrengabe, hob der Minister hervor, daß er in den Mühen und Beschwerden des Lebens stets gern seine Zuflucht zur Kunst ge⸗ nommen habe. Er hoffe, daß Se. Majestät der Kaiser ihm die Annahme des Ehrenschildes gestatten werde. — Abends fand im
Vereinslokake der Künstlergesellschaft „Malkasten“ ein glänzen⸗
des Fest statt. Professor Camphausen begrüßte den Minister Namens der Künstlerschaft. Der Minister erwähnte in seiner Antwort seiner Beziehungen zur Kunst und brachte ein Hoch auf den „Malkasten aus. — Heute Vormittag besuchte der Mini⸗ ster die hiesigen Unterrichtsanstalten, die naturwissenschaftlichen Sammlungen, die Bibliothek, das Laboratorium und die Akademie.
Aachen, 1. Juli. (W. T. B.) Der Staats⸗Minister Dr. Falk ist gestern Abend hier, von Düsseldorf kommend, ein⸗ getroffen und am Bahnhofe von dem zahlreich versammelten Publikum mit enthufsiastischen Kundgebungen empfangen wor⸗ den. Auch auf allen Bahnhöfen, die der Kultus⸗Minister auf der Fahrt passirte, hatte sich eine zahlreiche Volksmenge ein⸗ gefunden, welche den Minister lebhaft begrüßte. Auf den Stationen, wo ein längerer Aufenthalt stattfand, erschienen Deputationen der Behörden und Stadtgemeinden, Krieger⸗ und Gesangvereine. — Heute wird der Minister das Polytechni⸗ kum und die übrigen Lehranstalten besichtigen. Nachmittags findet dem Minister zu Ehren ein Banket statt. Abends wird demselben ein Fackelzug gebracht werden. Morgen begiebt sich der Minister nach Düren und kehrt an demselben Tage nach Düsseldorf zurück. Daselbst wird ein großer Fackelzug vorbereitet.
Bayern. München, 28. Juni. Ihre Majestät die Königin⸗Mutter wird sich am 2. Juli mit dem Prinzen Otto von Hohenschwangau nach Elbingenalp zu einem vier⸗ wöchentlichen Aufenthalt begeben, während welcher Zeit Se. Ma⸗ jestät der König das Schloß Hohenschwangau bewohnen wird. — Das ‚„BGesetz⸗ und Verordnungsblatt“ publizirt heut eine Königliche Verordnung vom 19. d., durch welche in Ansehung des Studienganges und der Prüfungen derjenigen Kandidaten, welche sich um Stellen des technischen Dienstes im Berg⸗, an und Salinenfache des Staates zu bewerben beab⸗ ichtigen, unter Aufhebung der diesfälligen Verordnung vom 3. November 1839, neue Bestimmungen erlassen werden. — Die unter dem Vorsitze des Professors und Ober⸗Medizinal⸗ Rathes Dr. v. Pettenkofer im Staats⸗Ministerium des Innern abgehaltene Sitzung des erweiterten Ober⸗Medizinal⸗ Ausschusses wurde vorgestern Abend beendigt. Der Entwurf einer Königlichen Allerhöͤchsten Verordnung, „die Physikats⸗ prüfung behufs Erlangung der Qualifikation als Amtsarzt betreffend“, wurde mit wenigen Abänderungen angenommen, wie er aus den Berathungen des engeren Ober⸗Medizinal⸗Ausschusses hervorgegangen war. Ueber den dermaligen Stand der Revision der Bade⸗Ordnung und des Leichenschauwesens, sowie die zu erlassende Medizinal⸗Tax⸗Ordnung gab Medizinal⸗Rath Dr. Kerschensteiner die 337 Aufschlüsse. Staats⸗Minister v. Pfeufer wohnte den sechsstündigen Verhandlungen von An⸗ fang bis zu Ende bei.
— 1. Juli. (W. T. B.) Ein heute veröffentlichter Hirten ⸗
brief des hiesigen Erzbischofs enthält die Aufforderung, bei den bevorstehenden Landtagswahlen nur solche Männer zu wählen, welche ihren Glauben durch Wort und . bewãhrien
und starken Muth und unerschütterliche Ruhe besäßen, um unter
allen Wechselfällen für Thron und Vaterland, für die Religion, die Kirche, das Gesetz und die öffentliche Ordnung einzutreten. Der Hirtenbrief schließt mit der Anordnung, da Gottesdienst von allen Kanzeln der Erzdiözese ohne Zusätze oder Erläuterungen vorzulesen sei.
Württemberg. Stuttgart, 29. Juni. Ihre Majestät die Königin hat sich heute zum Sommeraufenthalt nach Fried⸗ richs hafen begeben. — Die gestern ausgegebene Nr. 21 des Reg.⸗ Blatts publizirt das Finanzgesetz fur das Jahr vom 1. Juli 1875 bis 30. Juni 1876, vom 27. Juni 1875, und das Ge⸗ setz, betreffend die Beschaffung weiterer Geldmittel für den Eisenbahnbau im Finanzjahr 1875/76, vom 18. Juni 1875. — Die Divifions⸗Manöver des Königlich n ,. XIII.) Armeecorps finden wie folgt statt: am 4., 5. und 6. September Märsche ins Manöverterrain; am J. September Ruhetag; am 8., 9. und 10. September bee, ,,, , . der 26. Division in der Gegend von Eutingen, OA. Horb, der
27. Division in der Gegend von Reutlingen. Am 11., 13. und
14. Divisionsmanöver der 26. Division bei Baisingen, OA. 36. der 27. Division in dem Terrain zwischen n, de.
aigerloch und Rottenburg mit je 1 Bivouak der Vorposten. ie Corpsmanöver werden abgehalten am 16, 17. und 18.
derselbe beim
September in dem Terrain zwischen Herrenberg, Nagold und Rottenburg mit 2 Bivouaks des ganzen Armeecorps. Vom 19. bis 22. September findet die Rückkehr in die Garnisonen und . Tag nach dem Eintreffen Entlassung der Reserven
Baden. Karlsrahe, 29. Juni. Ihre Majestät die Königin von Sachsen hat sich heute Nachmittag zum Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Wasa und Ihrer Großherzoglichen Hoheit der Prinzessin Marie von Baden, Der on von Hamilton, nach Baden begeben und gedenkt am
onnerstag wieder hierher zurückzukehren. Se. Majestät der König von Sachfen wird sich morgen Mittag ebenfalls für einige Stunden nach Baden begeben und Abends wieder hier eintreffen.
. Der Vorstand der hiesigen Altkatholiken hat, wie die „Karlsr. Ztg.“ mittheilt, kürzlich an das Großherzog⸗ liche Bezirksamt hierselbst zur Weiterbeförderung an Groß⸗ herzogliches Ministerium des Innern seine Vernehmlassung abgegeben auf die Erklärung der hiesigen katholischen Stiftungs— kommission, deren Beschlüsse er insgesammt als seiner Sache dienlich annimmt, mit Ausnahme desjenigen, welcher die Ueber⸗ lassung der katholischen Stadtkirche an die Altkatholiken ver⸗ weigert und den letzteren eine Miethzinsentschädigung für eine Lirche und einen Vikarsgehalt von 400 oder 505 Fl. anbietet. Die Altkatholiken bestehen darauf, die katholische Kirche mit⸗ zubenutzen, wenn auch nur je den andern Sonntag auf eine Stunde, für welche ohne alle Schwierigkeit die Kirche frei—⸗ gemacht werden könne. —Demnächst wird der Bischof Reinkens hier eintreffen um das Sakrament der Firmung zu spenden, zu welchem Behufe der Pfarrer Hamp bereits den befonderen Unterricht ertheill. — Herr Pfarrer Hamp hat seinen Dienst⸗ vertrag gekündigt und wird somit nur noch 3 Monate hier funktioniren, und der Vorstand der Altkatholiken hat bereits zwei tüchtige Geistliche als Nachfolger bei dem Bischof in Vor⸗ schlag gebracht.
Hessen. Darmstadt, 29. Juni. Die Konstituirung des durch die neue Verwaltungs-Organisation nothwendigen Ver⸗ waltungs⸗Gerichthofs ist nünmehr erfolgt. Zum Vorsitzen⸗ den ist ernannt der bigherige Direktor des ÄAdministrativ⸗Justiz= hofs, Geheim Rath Maurer, als Mitglieder Ober⸗Studien⸗ Direktor i. P. v. Lehmann, Ober⸗Appellationsgerichts Rath Müller. Geheimer Regierungs⸗Rath v. Preuschen, Geheimer Ober⸗Baurath Dr. Breldert, Dber⸗Rechnungs⸗Rath Wörner, die SofgerichtsRãthe Hahn und v. Lepel, sämmtlich aus Darmstadt, und Ober⸗Gerichts⸗Rath Creizenach in Mainz. Der Ad mini⸗ Fratip⸗Justizhof ist aufgehoben.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 28. Juni. Gestern reiste der Herzog Bernhard auf mehrere Wochen nach Wildbad ab. — Die Verhandlungen der Vor⸗ synode haben einen sehr erfreulichen Fortgang und lassen ein baldiges, günstiges Resultat erwarten. — Auch der Wieder⸗ aufbau des abgebrannten Stadttheils von Meiningen geht rasch von statten, und vom 1. Oktober d. J. an werden schon viele Miethwohnungen ausgeboten.
Anhalt. Dessau, 29. Juni. Die Herzogliche Fa— milie hat sich, um mit der Erbprinzessin von Schwarzburg⸗ Sondershausen zusammenzutreffen, gestern von Wörlitz aus zu einem mehrstündigen Aufenthalte nach Leipzig begeben.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 1. Juli. (B. T. B.) Se. Majestät der König von Sachsen traf heute, von Kehl kommend, auf dem Polygon ein. Die Parade des Sächsischen Infanterie⸗Regiments Nr. 105 daselbst nahm bei herrlichem Wetter einen glänzenden Verlauf. Nach Beendigung derselben sprach der König zuerst den Offi⸗ zieren und dann dem ganzen Regiment seine Anerkennung und seinen Dank für die steis bewährte ausgezeichnete Haltung des Regiments aug. Der Oberst des Regiments brachte auf den König ein Hoch aus, in welches das Regiment einstimmte. Der König begab sich von dem Polygon in die Stadt und wird bei dem kommandirenden General das Dejeuner einnehmen.
— Am 24. d. M., Nachmittags halb 5 Uhr, traf Erzherzog Albrecht von Oesterreich in Hagenau ein, stieg mit Begleitung im Gasthause zur Post“ ab und begab sich am 25. nach Reichshofen, wo derselbe einen Wagen be⸗ stieg und nach Wörth zur Besichtigung des Schlachtfeldes fuhr. Vachmittags begab sich der Erzherzog über Saargemünd nach Saarbrücken, wo dag zweite Schlachtfeld des 6. August, die Spicherer Höhen, in Augenschein genommen wurden.
Desterreich ˖ Ungarn. Wien, 30. Juni. (W. T. B.) Mittelst Kaiserlicher Entschließung vom 23. d. M. ist Graf Ladislaus Hoyos⸗Springenstein zum außerordentlichen Ge— sandten und bevollmächtigten Minister bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika ernannt worden.
— Ueber das Hinscheiden des Kaisers Ferdinand ist folgendes Bulletin ausgegeben: Se. Majestãt der Kaiser Ferdinand sind heute um 19 Uhr Mittags plötzlich von einer Ohnmacht befallen worden. Der a. h. Herr wurde sogleich aus dem Klavierzimmer, wo er sich außer Bette ganz wohl be⸗ fand, ins Schlafkabinet gebracht — woselbst Erscheinungen einer Gehirnlähmung eintraten. Nach einer kurzen Zeit kehrte das Bewußtsein zurück, der a. h. Herr wurde mit allen hl. Sakra—⸗ menten der Sterbenden versehen. Nun trat plötzlich Athemnoth und Lungenlähmung ein, an der der a. h. Herr um 31 Uhr Nachmittags sanft verschied. Prag, 29. Juni 1875. Hofrath Dr. von Ehmig, Leibarzt.
— Wie das „Prag. Abendbl.“' mittheilt, wollte der Kaiser Franz Josef am 1. Juli um 6 Uhr früh mit der Franz⸗ Josefs⸗Bahn in Prag eintreffen, dort bis zum Abend verweilen und hierauf mittelst derselben Bahn unmittelbar nach Wien reisen, wo die Ankunft am Freitag früh erfolgen wird.
Schweiz. Bern, 30. Juni. (W. T. B.) Montenegro
hat seinen Beitritt zum Weltpostvertrage erklärt.
Belgien. Brüssel, 30. Juni. (W. T. B.) Der Senat hat in seiner heutigen Sitzung den Gesetzentwurf Duchesne ohne Diskussion angeno mmen.
Großbritannien und Irland. London, 29. Juni. Auf Windsor fand gestern unter dem Vorfitz der Königin ein Con eil statt, bei welchem der Herzog von Richmond, Earl Beauchamp, der Garl von Derby und Mr. Disraeli zugegen waren. Nach dem Conseil wurde Ihrer Majestät der Königin der neue französische Botschafter, Marquis d Harcourt, vorgestellt, der seine Akkreditive überreichte. Hierauf ertheilte die Königin dem britischen Gesandten in Brüssel, Mr. Lumley, sowie dem Premier⸗ Minister des Dominion von Canada, Sir Alexander Mac Kenzin, Audienzen. Im Standlager von Alder shot fand gestern
eine große Truppenrevue in Gegenwart des Prinzen und der batterien sind betitken, die Infanterle und Kavallerie besteht außer
Prinzessin von Wales, der Kaiserin Eugenie, des Sultans von Zanzibar, des Herzogs von Cambridge, des Fürsten und der Fürstin Teck, sowie des Prinzen Eduard von Sachsen⸗Weimar statt. Etwa 20,9900 Mann Truppen aller Waffengattungen führten einen Parademarsch und dann einige Evolutionen aus.
— 30. Juni. W. T. B.) Der Herzog und die Her⸗ zogin von Edinburgh haben sich heute auf der Königlichen YJacht „Osborne“ in Woolwich eingeschifft, um sich über Kopen⸗ hagen nach St. Petersburg zu begeben.
— 1. Juli. (W. T. B.) Lord Derby wohnte gestern dem von der Gewürzkrämergilde veranstalteten Festmahle bei und hielt bei demselben eine Rede, in welcher er die Ergebnisse der gegenwärtigen Parlamentssession und die poli⸗ tische Lage Englands erörterte. Bezüglich der auswärtigen Politik hob Lord Derby hervor, daß die heutige Politik Eng⸗ lands ihren hauptsächlichsten Zweck in der Erhaltung des eurs⸗ päischen Friedens erblicken müsse. Im weiteren Verlaufe seiner Rede bemerkte Lord Derby, daß die Lage der Neutralen heut zu Tage wesentlich schwieriger sei als ehedem. Wenn Europa heute an irgend einer Stelle in kriegerische Verwickelung gerathe, so könnten unbetheiligte Na⸗ tionen leicht in einen Konflikt hineingezogen werden, an zem sie sich durchaus nicht hätten betheiligen wollen. Englands Lage sei in dieser Beziehung eine ganz exceptionelle, da es England gegenüber keine Grenzfrage gebe. Lord Derby schloß mit den Worten: „Jedermann weiß, daß wir nichts von unseren Nach⸗ baren begehren und ich hoff, daß auch Jedermann weiß, daß wir nicht fürchten, daß unsere Nachbaren uns etwas nehmen.“
Frankreich. Paris, 30. Juni. (W. T. BS.) Wie die „Agence Havas“ meldet, entbehrt das von einem Pariser Journal gebrachte Gerücht, daß der Herzog von Decazes seine Entlaffung zu geben beabsichtige, der Begründung. Der Herzog begiebt sich nächsten Sonntag nach Vichy.
Versailles, 30. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversamm lung wurde die Berathung des Eisenbahn⸗Gesetzentwurfs fartgesetzt. Das von Pascal Duprat zu Gunsten der kleineren Eisenbahn⸗Gesellschaften ein⸗ gebrachte Amendement wurde verworfen. Nachdem im Verlaufe der Debatte die Deputirten Cezanne, Pouyer⸗Quertier und Cla⸗ pier gesprochen, wurde die Sitzung auf morgen vertagt.
— (W. T. B.) Eine Vorversammlung der Linken hat heute, in der Ueberzeugung, daß die Auf⸗ lösung der Nationalversammlung bis zum 10. August sich nicht ermöglichen lassen werde, beschlossen, zu beantragen, daß die Berathungen der Nationalversammlung Über den 10. August hinaus verlängert, dagegen der Zusammentritt der Ge⸗ neralräthe bis zum September vertagt werde. Die National⸗ versammlung würde sich dann bis September⸗Oktober vertagen, alsdann wieder zusammentreten, um vor ihrer definitiven Auf⸗ lösung die Wahl von 75 Senatoren vorzunehmen. Eine allge⸗ meine Versammlung der Fraktionen der Linken wird am Frei⸗ tag über diesen Antrag in Berathung treten. Die Linke bezweckt durch denselben zu ermöglichen, daß die wichtigsten noch vorlie⸗ genden Gesetzentwürfe bis zum Ende des Monats August er⸗ ledigt werden, und daß die Auflösung der Nationalversammlung jedenfalls noch im Laufe dieses Jahres erfolge.
Dänemark. Kopenhagen, 28. Juni. Der König wird in Begleitung seiner ganzen Familie, wie bereits mit⸗ getheilt, morgen die feierliche Eröffnung der Nordwest⸗ oder Kallundborgbahn vornehmen. Um 8 Uhr kehrt der Zug von Kallundborg nach Kopenhagen zurück, von wo sich der König und der Kronprinz an Bord des Dampfschiffes Slesvig“ begiebt, um nach Aarhus abzusegeln — Ihre Majestät die verwittwete Königin vollendete mit dem heutigen Tage ihr 79. Lebensjahr, in welcher Veranlassung viele Gebäude in der Stadt und die Schiffe im Hafen beflaggt waren. — Mit dem 1. Juli tritt das Gesetz, betreffend die Beaufsichtigung der Fremden und Reisenden in Kraft. In einer öffentlichen Bekanntmachung schärft der Polizeidirektor von Kopenhagen die Bestimmungen des Gesetzes ein; diesen zufolge müssen alle Ausländer, welche nicht im Besitz des Versorgungs⸗ rechtes in Dänemark sind, und ihren Erwerb als Handwerker oder durch andere körperliche Arbeit oder als Dienende oder durch eine Thätigkeit suchen, welche Reisen oder Wanderungen von Ort zu Ort voraussetzt (legitimnirte Geschäftsreisende jedoch aus⸗ genommen) mit Aufenthaltsbüchern versehen sein. Um ein Aufent⸗ haltsbuch zu erhalten wird verlangt, daß der Betreffende mit einem von einer öffentlichen Behörde ausgestellten Legitimations⸗ dokument versehen ist. Ausländer, welche bei dem Inkrafttreten des Gesetzes sich in Dänemark aufhalten, haben einen Monat Frist zur Beschaffung des Aufenthaltsbuches; später ankommende Ausläder müssen sich innerhalb 24 Stunden nach ihrer Ankunft bei der Polizeibehörde melden.
Asien. Birma. Aus Rangoon wird vom 26. v. M. gemeldet, daß ein anderer an der Ermordung des verstorbenen Obersten Hamilton betheiligter Dacoit (Brigant) verhaftet wor⸗ den ist. Drei der Schuldigen befinden sich noch immer auf freien Füßen. Das Gerücht von dem Ausbruch einer Rebellion in Mandalay hat sich nicht bestätigt.
Allahabad, 30. Juni. (W. T. B.) Das Journal „Pioneer“ theilt im Gegensatz zu den bisher eingegangenen Nachrichten mit, daß die neuerdings aus Birma eingetroffe⸗ nen Meldungen nicht zufriedenstellender Natur seien. Der König von Birma weigere sich, den englischen Truppen den Durchmarsch durch sein Gebiet zu gestatten. Man glaube, daß England seinerseits auf dieser Forderung bestehen werde.
Rangoon, 30. Juni. (W. T. B.) Sir Douglas Forsyth, der englische Abgesandte nach Birma, ist mit den übrigen Mitgliedern der Gesandtschaft hier eingetroffen.
— Die „Army and Navy Gazette“ entnimmt der „Madras Mail , . Daten über die Armeen der eingebornen Fürsten in Indien:
Bengalen besitzt 109 Geschütze, saß Mann Infanterie, 494 Reiter; im Nerdwesten stehen 28 ** 1899 Mann Infanterie, 502 Reiter; in den Central -⸗Provinzen 2115 M. Infanterie, 140 Rei⸗ ter; im Pendjab 400 Geschütze, 35, 9090 M. Jofanterie, gos Reiter; in Raschhutana 2003 Geschüße, Sg M23 Vi. Infanterie und 24,26) Reiter; in Central⸗Indien 893 Geschütze, 5664 M. Infanterie und 15,321 Reiter; in Madras 734 Geschütze, 38 401 M. Infanterie, 8262 Reiter und in Bombay 1083 Geschüße, 32,770 M. Infanterie und 23331 Reiter Im Ganzen haben die eingebornen Fürsten eine Streit, macht von 5252 Geschutzen, 990 ausgebildeten Artilleristen, 64 172 Reitern und 241,063 Infanteristen. Puttiala hat 20 reitende Bat terien, 3 starke Forts. Die Kavallerie und Infanterie von Khoord sind sehr tüchtig, und ist erstere mit Hinterlade⸗Karabinern bewaffnet. Sirmoor besitzt eine Eisengießerei; die Truppen sind durch einen Furopäer ausgebildet; ez verfügt über mehrere kleine Forts. Kur vorthulg hat keine Befestigungen; aber eine Armee ist gut ausgerusset und diszi⸗
plinirt. Die Artillerie von Kaschmir verfügt über 10 Mörser, 2 Feld⸗
Mineuren und Sapeuren auz 24 Regimentern, die Hairdwaffen wer⸗ den in Kaschmir selbst erzeugt. Qoduspoor hat viele starke Forts, von seinen Truppen sind aber nur 2 Regimenter mit Gewehren bewaffnet. Jeypore hat 31 Forts und eine augenblicklich nicht in Betréeß be⸗ befindliche Geschützgießerei. Ulwar hat 31 Forts, Beckanter kann gute Stahlkanonen ergeugen. Die sehr tüchtige Armee Gwaliors He⸗ sitzt eine Pulverfabrik; Jadore hat einen bedeutenden Vorrath an Geschütz und ein Arsenal mit Dampfmaschinen, in welchem Geschütze und Snider Gewehre erzeugt werden. Die Armee von Bhopal ist in allen ihren Zweigen sehr tüchtig; in Bundelkund können Geschütze und Handwaffen in jeder beliebigen Menge erzeugt werden. Die Regi⸗ menter von Baroda sind außerordentlich tüchtig, Kanonen werden dort unter Aufsicht von Eingeborenen angefertigt.
Afrika. Marokko. Aus Gibraltar wird vom 23. Juni gemeldet:
Rach hier von Marokko eingegangenen Berichten soll sich eine starke Abtheilung Kavallerie und Infanterie unter dem Kommando von Kaid Jilal) Bein Hams auf dem Marsche von Fez nach der Pꝛovinz Tangier befinden, um die Einwohner der Berg- distrikte, die sich gegen die Autorität des vom Sultan Mulei an bei seiner Thronbesteigung ernannten Paschas empört atten, zu züchtigen. Diese Bergstämme hatten der mauri⸗ schen Regierung seit den letzten fünf Jahren keine Steuern gezahlt. Kaid Jilaly, der Befehlshaber der gegen sie ausgesandten Streitmacht, ist dem Vernehmen nach zum interimisti⸗ schen Gouverneur der Provinz Tangier ernannt worden. Der gegen⸗ wärtige Pascha, Ali Mefimy, wird wahrscheinlich nach der Haupt- stadt zuruͤcklehren. Kaid Jilaly ist der Kaid Meschawr oder Oberst= kämmerer an Hofe des Sultans. Er ist über 80 Jahre alt, aber ein Mann von großer Energie; wenn immer die Ein⸗ wohner irgend einer bedeutenden Provinz Unzufriedenheit be⸗ kundeten, wurde Kaid Jilaly von dem Sultan abgeschickt, um die 6 . zur Ruhe zu bringen. Als im vorigen Jahre die Bevölkerung von Fez sich gegen die Autorität des Sultans Mulei Hassan empörte, wurde Kaid Jilaly zum Gouverneur dieser Stadt ernannt, ein Posten, den er bis jetzt bekleidete. Kaid Abde⸗ sadahr, der früheren Gouverneur von Riff, wird, wie verlautet, sein Nach folger in der Gouverneurschaft von Fez und den angrenzenden Distrik⸗ ten werden. Der italienische Gesandte ist am 19. d8. von seiner Mission am Hofe des Sultans in Fez nach Tangier zurückgekehrt.
— Aus der Capstadt wird vom 5. Juni berichtet, daß die Gesetznorlage für die zukünftige Internirung Langa⸗ libalele's beide Häuser der Cap⸗Legislatur passirt hat. Die Un⸗ ruhen in den Diamantenfeldern sind zu Ende. Der Postdampfer „Basuto“ brachte aus Natal die Nachricht, daß die Verfassungs⸗ vorlage angenommen worden sei und Mr. Shipstone, der Se⸗ kretär für innere Angelegenheiten, seine Demission gegeben habe, die indeß dem Vernehmen nach nicht angenommen werden wurde.
Nr. 56 des „Amts -Blatts der Deutschen Reichs⸗ Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 36, Juni 1875: Eröffnung der Eisenbahn Vienenburg. Hildesheim- Löhne; Eröffnung der Eisenbahnstrecke Görlitz Reichenberg in Böhmen.
— Nr. 13 des Centralblatts der Abgaben“, Gewerbe⸗ und Handels ⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den König lich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Verfügungen des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Annahme der Steuersuper⸗ numerare betreffend, vom 21. April 1875. — Verzeichniß der auf Grund der Bestimmung im Art. 36 der Verfassung des Deutschen Reichs den Direktivbehörden uad Hauptämtern zur Kontrole der Zölle und Verbrauchssteuern beigeordneten Beamten. (Nach dem Stande vom 1. Mai 1875.) — . Verfügung des Königlichen Finanz-Mini⸗ steriums, Veränderungen in dem Stande und in den Befagnissen der Zoll, und Steuerstellen betreffend, vom 22. Juni 1875. — Ver⸗ fügung des Königlichen Finanz Ministeriums, die Defekte aus den Journalen der Schiffsbewachungsgebühren betreffend, vom 16. April 1575. — Cirkularverfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Ausführung des Regulativs über die zollamtliche Behandlung der Postsachen betreffend, vom 17. April 1875. — Nachweisung der Be⸗ träge, welche auf Grund des Regulativs vom 1. April 1844 von dem zur Ausrüstung von Seeschiffen in den Ostseeprovinzen verwendeten Mundvorrath an Mahl ⸗ und Schlachtsteuer nebst Kommunalzuschlag, sowie an Salzabgabe während des Jahres 1874 erstattet worden sinb.
Gewerbe und HSandel.
Berlin. Die Generalversammlung der Märkisch⸗Schlesischen Maschinenbau⸗ und Hütten⸗Aktien⸗Gesellschaft (F. A. Egells) vom 30. Juni, in welcher 386, 200 Thlr Aktienkapital ver- treten waren, genehmigte die Bilanz und den Geschäftsbericht pro 1874, auf deren Verlesung verzichtet wurde, einstimmig und ertheilte Decharge. Es wurde mit großer Majorität beschloffen, von dem Reingewinn von 4570 Thlr. dem Auffichtsrath und dem Beamten personal zusammen 2500 Thlr. als Remuneration für ihre Thätig⸗ keit zu bewilligen und den Rest von 2070 Thlrn. dem Refervefond einzuverleiben.
— Die Generalversammlung der Hannover ⸗Altenbekener Eisenbahn genehmigte nach Entgegennahme des Geschäftsberichts. den Rechnungsabschluß. Die beantragte Abänderung der Statuten wurde ebenfalls aeceptirt, so daß a. der §. 2 sub B. des Art. IV. des dritten Statutnachtrages der Hannover Alten bekener Eisenbahngesellschaft durch nachstehenden Hen , ersetzt wird: ‚Der Verwaltungsrath besteht aus wenigstens sieben und höchstens dreizehn Mitgliedern, von denen mindestens sieben in Preußen ihren Wohnsitz haben müfsen. Der Verwaltungtrath ist beschlußfähig, wenn sämmtliche Mitglieder. eingeladen sind und mindestens die Hälfte der vorhandenen Mit- glieder mit Einschluß des Vorsitzenden oder seines Stellvertreters mit Stimmberechtigung anwesend oder vertreten ist. Es steht den Ver- waltungsrathsmitgliedern frei, sich durch einen schriftlich Bevoll- mächtigten aus der Mitte des Verwaltungsraths vertreten zu lassen. doch darf kein Mitglied mehr als zwei Vertretungen gleichzeitig übernehmen.“ In Erledigung der Nr. 4 vnd 5 der Tagegordnung wurden die ausscheidenden Verwaltungsräthe Neubourg, Frensdorff und Lentz wieder, die Herren Bürgermeister Grubitz, Regierungs⸗ Rath Garcke, beide aus Magdebr erg, und Ober-Gerichts⸗Anwalt Benfey aus Hannover neugewählt. .
Konstantinopel, 1. Juli. (B. T. B.) Die Bangue ottomane hat die Erklärung ab gegeben, daß sie zur Einlösung des Julicoupons bereit fei.
Verkehr z. Anstalten. ;
Die Einnahmen der schwedischen Staatzeisen⸗ bahnen betrugen im Mai *. J. 1,289,657 Kronen, bei einer Be triebsstrecke von 135,3 Meil / n, oder 307, «6 Kronen per Tag und Bahnmeile; von Beginn dziefes Jahres wurden 5,914,461 Kronen oder 289, Kronen per T ig und Bahnmeile vereinnahmt. In der selben Zeit des vorigen 5. ahres 6 die Einnahmen bei einer Be⸗ triebslaͤnge von 128.2 M eilen 5,548,515 Kronen oder 286, Kronen per Tag und Bahnwmeil e
Korsörs l, Jals (W. T. B) Der Postdampfer Iylland“ ist in Folge dichten Nebels erst um 8 Uhr hier eingetroffen. Die Passaglere des Schi ffes und die mit demselben beförderte Post haben deshalb den Ansch aß an die Morgenzüge verfehlt. .
— Riks en“ zufolge wird in Car aranda im August eine Versammlung v/ n Depntirten aus Norwegen, Schweden und Finn ⸗ land stattfinder um die Frage wegen einer Pelarmeerbahn und eine auf diess Weise zu gewinnende direkte Verbindung zwischen den nördlichsten Theilen der Nachbarländer, dem nördlichen Eis zieere und dem Bothr ischen Meerbufen, zu diskuttren.
New, York, 36. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer Eim⸗ bria“ von der Hamburg - Amerikanischen Compagnie ist heute hier
eingetr · ffen.