Berliner Kun stausstellungen. (S. Nr. 145 d. Bl.) ; .
Unter den Porträts, die in den letzten Wochen im Künst⸗ lerverein neu aufgestellt wurden, müssen an erster Stelle vier von Frau Wiegmann hergesandte Arbeiten hervorgehoben werden. In dem Brustbild einer älteren, in schwarze Seide ge⸗ kleideten Dame, deren glatt gescheiteltes graues Haar ein bequem herabfallendes schwarzes Spitzentuch leicht verhüllt, bringt die Künstlerin die gewinnende, ruhige und freundliche Würde der ganzen Erscheinung zum überzeugendsten Ausdruck, und eine gleich vortreffliche, lebendig individualisirende Auffassung bekundet das Brustbild eines graubärtigen Herrn in dunklem Pelzüberrock mit plastisch aus dem tiefgestimmten Fond der Tafel heraustretenden, durch kräftige Frische der Kar⸗ nation ausgezeichneten Kopfe. Am meisten jedoch imponirt die Fähigkeit, jede Linie der Gestalt mit reichem innerem Leben zu erfüllen, in der Halbfigur eines dunkelbärtigen Mannes in mitt⸗ leren Jahren, der, in sitzender Haltung, den Mantel leicht um die Schulter geworfen, die trefflich durchgearbeiteten, charakte⸗ ristisch bewegten Hände über dem Stockgriff gekreuzt, dem Be⸗ schauer den seitlich beleuchteten, schöngeformten, klar und scharf blickenden Kopf beinahe en face zuwendet. Das Porträt eines kleinen Kindes endlich, das, unter einer blaßröthlichen Decke ruhend, das zarte blonde Köpfchen gegen ein grünes Kissen lehnt, fesselt ebenso durch die ᷣ. Erfassung des naiven kindlichen Ausdrucks, wie durch die n voller Beleuchtung meisterlich modellirten weichen Formen des Kopfes, dem nur ein paar Lichter etwas allzu wuchtig aufgesetzt find. In durchweg hellen, geschickt zusammengestimmten Tönen durchgeführt, steht diese Tafel in interessantem Gegensatz zu je0⸗ßen anderen, auf denen ein entschieden ausgesprochenes Schwarz und Weiß auf dunklem Fond dominirt und die eminent plastische Wirkung der Köpfe durch kräftigere Schatten erreicht ist. Mit ihnen gemein aber hat sie sowohl die schlichte Einfachheit der gesammten Auffassung und die Abwesenheit jedes gemachten Arrangements, wie eine vorzüglich geschlossene malerische Hal⸗ tung, eine seltene Energie des Tons und der Farbe und eine sichere Breite des Vortrags, die in keiner Weise die Hand einer Frau vermuthen läßt.
Von Ernst Hildebrand ist das lebensgroße Porträt eines Knaben ausgestellt, eine zierliche, gefällig und natürlich bewegte Gestalt, die sich stehend, gegen ein reichgeschnitztes, mit rothem Sammet gepolftertes Sopha gelehnt, in dunklem, schot⸗ tisch“ karrirtem Habit von einem lichtbraunen Fond abhebt und durch den feinen geistigen Ausdruck des blassen dunkeläugigen Kopfes fesselt, in der Durchbildung der Hände jedoch zu wun⸗ schen läßt. Die ganze Tafel, die durch ihren ruhigen und noblen Ton, durch die harmonische Zusammenstimmung ihrer reichen Farben die delikateste coloristische Wirkung erzielt, würde durch eine frischere Energie der Malerei und eine weiter gehende Detaillirung der Formen nur noch an künstlerischem Reiz und Interesse gewinnen.
Unter den übrigen Porträts ist noch Dieffenbachs indi⸗ viduell aufgefaßtes Rundbild eines zartblonden Kindes von etwas mürrischem Ausdruck und ziemlich gewagter Färbung, unter den Studien die Halbfigur einer jungen Edeldame mit ihrem Falken von C. Röhling zu erwähnen, letztere, soviel wir wissen, der erste malerische Versuch des jungen Künstlers, der als poetisch empfindender Zeichner für den Holzschnitt sich längst Achtung erworben hat und nach dieser Probe auch als Maler zu guten Hoffnungen berechtigt.
Von H. Knackfuß, einem jungen Düsseldorfer Künstler, ist eine größere Komposition, eine Art kulturgeschichtlichen Genre⸗ bildes, ausgestellt: „Byzantinische Gesandte der Gattin Attila's Geschenke bringend. Unter einem Baldachin, der sich zwi⸗ schen buntbemalten Säulen ausspannt, ruht, umgeben von ihren dienenden Frauen, die Königin auf einem zoldig schimmernden, mit Email und Edelsteinen ver⸗ gierten, mit hellfarbigen Kissen bedeckten Lager, zu welchem die Gesandten, zwei Männer in langen dunklen Gewändern, mit ihren Gaben ehrerbietig herantreten. Indem sie ihnen den einen Arm verlangend entgegenstreckt, richtet fie sich kaum ein wenig auf ihren Polflern empor. In dieser trägen und doch graziösen Haltung, wie in Blick und Ausdruck des dunkelfarbigen Kopfes in meisterlicher Weise als Herrscherin eines barbarischen, eben erst in die Geschichte eintretenden Volkes charakterisirt, dazu in ihren lichten, über die ruhenden Glieder in schönen Falten hin⸗ fließenden Gewändern vortrefflich gezeichnet, hebt sich die liegende Frauengestalt dabei inmitten ihrer prächtigen Umgebung um so bedeutender hervor, als die meisten übrigen Figuren, mit Aus⸗ nahme eines kleinen, mit dreister Neugierde die Fremden an⸗ blickenden Mädchens, das mit gekreuzten Armen sich auf das Kopfende des Lagers stützt, ziemlich leer erscheinen und überdies verschiedene derselben gleich jenem interessant angelegten Mädchen⸗ kopf nicht ohne Fehler in der Zeichnung sind. Trotz dieser Mängel aber bekundet das Bild doch ein sehr beachtens⸗ werthes originelles malerisches Talent, das sich am entschiedensten in der eigenartig reizvollen, fein und hell getönten Farbe vor⸗ nehmlich der Hauptpartie der Komposition ausspricht, und zu⸗ gleich auch ein eingehendes Studium der Details, die der Gesammterscheinung der dargestellten Scene ein durchaus charakteristisches und echtes Gepräge verleihen.
Eine Gruppe mehr oder minder angetrunkener Landsknechte nebst der aufwartenden Magd in einer malerischen Waldschenke von L. von Roeßler zeichnet sich durch eigenartige, kräftige und gut geschlossene Tonstimmung sowie durch ein trefflich ge⸗ lungenes Helldunkel einzelner Partien aus, während in den Figuren die ansprechende Intention doch nicht den Mangel eines wirklich überzeugenden inneren Lebens zu ersetzen vermag. Dagegen sind in Haarburgers Bilde „Jung und Alt“, zwei Paaren, die auf einer Bank im Park Platz genommen haben, namentlich die beiden Frauengestalten, die neben ihrem Gemahl ausruhende und dabei angelegentlich zu ihren Nachbarn hin⸗ horchende alte Dame und das junge Mädchen, der sich ein eleganter, hübscher Student gesellt haf, mit scharfem Blick dem Leben abgelauscht und mit feinem Humor in charakteristischer Bewegung wiedergegeben. Ein anderes junges Paar in früh⸗ lingsgrüner Landschaft von L. Vollmar ist bei sehr sorg⸗ fältiger Malerei in der Farbe ziemlich hart nd trocken gerathen und auch in der Charakteristik der bedeutend größeren Figuren viel weniger interessant.
Neben einer koloristisch vortrefflichen, mit vielem Geschick behandelten Frühstücksseene von G. Majer, die in der Male⸗ rei des Interieurs deutlich das Vorbild Lindenschmits erkennen läßt, in der der Figuren, zweier Soldaten im Kostüm des sie⸗ benzehnten Jahrhunderts, von denen der Jüngere die den Tisch bedienende Magd umarmt hält, zugleich auch an W. Diez er⸗ innert, ohne jedoch als unselbständige, geistlose Nachahmung zu erscheinen, ist ferner noch einer italienischen Apfelsinenhänd⸗ lerin von Breitbach und besonders einer in die Lektüre eines
Buches vertieften jugendlich anmuthigen Frauengestalt von Amberg zu gedenken, die in hellschimmernder, grünlichgrauer Seidenrobe in einem im Stil des ersten Kaiserreichs ausgestatte⸗ ten Interieur neben dem eleganten Theetisch in einem hoch⸗ lehnigen Sessel ruhend, sich zart und duftig von der dunkleren, zierlich dekorirten Wand des Zimmers abhebt. In der Schil⸗ derung des Seelenlebens, in Haltung und Miene der Lesenden bekundet sich die intimste Beobachtung der Natur; vor allem aber fesselt das Bild durch seinen reichen malerischen Reiz, durch den aparten, feingestimmten Ton der Farbe und durch die delikate Durchführung sämmtlicher Details, vorzüglich des gedeckten Tisches mit dem blitzenden silbernen Kessel und dem reichen und prächtigen Porzellanservice.
Chodowiecki's Bild einer jungen, mit ihrem Kinde auf einer Bank ausruhenden Mutter, das zwar weder durch mo⸗ derne Technik noch durch koloristischen Reiz, wohl aber durch die gewinnende Liebenswürdigkeit anzieht, mit der die zart und sauber behandelte, in der Komposition fast an die Hintergründe mancher alten Meister erinnernde schlichte landschaftliche Scenerie erfunden ist, leitet zu den landschaftlichen Darstellungen, Bene⸗ dieter's „fränkische Bauernstube“ mit unbedeutender Staffage zu den Stillleben über. Der mannigfache, auf einem schrank⸗ artigen Aufbau und dem hohen Wandbrett angeordnete Haus⸗ rath, die zum Trocknen aufgehängten Maiskolben, das blanke Geschirr aus Kupfer, Zinn und Messtng ist hier mit einer Sorgfalt beobachtet und mit einer Delikatesse ausgeführt,
die das eingehendste und erfolgreichste Studium ähnlicher 36
auf niederländischen Bildern bekundet, und zugleich ist das Bi durch kräftige, geschlossene Tonstimmung ausgezeichnet. Bon eigentlichen Stillleben der Ausstellung ist neben einem nur kurze Zeit sichtbar gewesenen neuen prächtigen Bilde von Hertel ein großes und reiches, bei breitem Vortrag in den Details fein durchgeführtes Jagdstillliben von Auguste Schepp und ein kleineres, wieder den denkbar höchsten Grad täuschender Illusion erreichendes, ganz in der aus früheren Arbeiten be⸗ kannten Art gehaltenes Stück von Heimerdinger, von Archi⸗ tektturen Bindemanns „Motiv aus der Kirche zu Weimar“ zu nennen, — letzteres wohl ein Erstlingswerk, das noch ziemlich trocken und nüchtern ausgefallen ist, aber ein fleißiges Studium der wirklichen Erscheinung der Dinge verräth.
Potsdam. Der Verein ehemaliger Zöglinge des Königlichen Großen Militär-Waisenhauses, der sog. Liebe verein, beging am letzten Sonntag hierselbst die Feier seines dreizehnten Stiftungs-⸗ festes. Die zahlreich erschienenen Mitglieder des Vereins mit ihren Familien und Gästen versammelten sich um 11 Uhr Vormittags im Waisenhause, woselbst der Lehrer Stolzenburg mit ihnen einen Rund⸗ gang durch die Schlafsäle und Klassenräume machte, hierdurch den Gästen Gelegenheit gebend, die allerorts herrschende musterhafte Ord⸗ nung und Reinlichkeit kennen zu lernen. Nachdem die Theilnehmer des Festes daun noch dem Mittagessen der Zöglinge beigewohnt und auch hier von dem vortrefflichen Zustande der Kost Ueberzeugung ge⸗ wonnen hatten, begaben sich dieselben nach dem Schützenhause, woselbst in den schönen oberen Sälen desselben um 2 Uhr das Festmahl begann. Das Mahl, gewürzt durch zahlreiche Toaste, von denen der erste Sr. Majestät dem Kaiser und König galt, und denselben entsprechende Tafellieder, verlief in heiterer Stimmung. Den Toast auf die Ehren⸗ mitglieder brachte der Vorsitzende, Kamerad Reichelt, aus.
Durch öffentlichen Aufruf werden die Küänstler eingeladen, sich an der Konkurrenz um ein in Elberfeld zu errichtendes Kriegerdenkmal zu betheiligen, das auf dem dortigen Königsplatz errichtet und in seinen architektonischen Theilen aus wetterbeständigem Stein, in seinem plastischen Schmuck aus Bronze hergestellt werden soll. Die Herstellungskosten dürfen die Summe von 55, 000 M nicht überschreiten. Für die drei besten Entwürfe (Modelle oder Zeich nungen) sind Preise von 1800, 1900 und 500 6 ,. Pläne und nähere Bedingungen übersendet das Ober⸗Bürgermeister ⸗Amt zu Elberfeld auf Erfordern unentgeltlich.
Ueber das letzte furchtbare Erdbeben auf den Anden, das die Zerstoͤͤrung von San Jose de Cucuta und sechs anderen Städte zur Folge hatte, liegen in den neueften südamerikanischen Blättern einige Einzelheiten vor. In einem Briefe d. d. Salazar, (sieben Meilen von Cucuta)4, 19. Mai, heißt es u. A.: „Gestern früh um 11 Uhr 10 Minuten suchte ein heftiges Erdbeben diese Stadt und Region heim. Ein großer Theil der Kirche stürzte ein, mehrere 8 wurden zerstört und einige Menschen getödtet. Die Stadt
ucuta ist gänzlich verwüstet und nur wenige Familien wurden ge⸗ rettet. Das deutsche Droguen⸗Magazin (Botica Alemana) wurde durch eine Feuerkugel, die der beständig Lavaspeiende Vulkan auswarf, in Brand gesetzt. Der feuerspeiende Berg hat sich vor Santiago in einer Furche, genannt „El Alto de la Giracho“ geöffnet. San Cayetana wurde zerstoͤrt, desgleichen ein großer Theil von Santiago, und auch in Gra— malotte wurde viel Schaden angerichtet. Asboleda, Cuculila und San Cristobal find nahezu verwüstet. Die Bevölkerung dieser Städte stellt sich, ungefähren Schätzungen nach, wie folgt: San Caye⸗ tana 4000 Einw., Santiago 2060, Gramalotte 3009, Azsboleda 4060, Cuculila 50090 und San Cristobal 6000. Der erwähnte Distrikt ist in gewisser Beziehung der produktivste Theil der Republik, und der Kaffee derselben ist in der ganzen Welt berühmt. San Jose de Cucuta, die bedentendste der genannten Städte, war an der Grenze der Republik im 70 590 nördl. Breite und 720 10 westl. Länge situirt und wurde von Juan de Marten in 1354 gegründet. Es war ein Eingangshafen (wenn eine Binnenstadt ein „Hafen“ genannt werden kann), und hier befand sich das Zollamt. Die Bevölkerung der Stadt belief sich zur Zeit der Katastrophe auf ca. 18,000 Einw. Sie hatte einen bedeutenden Handel und war das große Exportdepot für Kaffee und Cacao. Der Erdstoß wurde scharf in Bogota und den benachbarten Distrikten verspürt. Nach den Aussagen eines Augenzeugen, der sich zur Zeit in Facalativa befand, dauerte die Bewegung nahezu eine Minute. Dieselbe wurde auch in Barranquilla wahrgenommen.
Der „Pester Lloyd“ schildert das Enistehen der Nebersch wem“ mung in Ofen folgendermaßen: Die großen Wassermassen, welche vom Gebirge beim Laßlofsky herabstürzten, setzten zunächst die Laß- lofely Mauth, den Stadtmeierhof, und die Gencralwiese unter Wasser. Große Holzvorräthe, welche hier aufgestapelt lagen hatten eine außerordentliche Stauung des Wassers zur Folge; andererseits war auch der Teufelsgraben nicht im Stande, die riesigen Wassermassen zu fassen, und 5 trat beim Gasthause „Zum Reichspalatin“ nächst der Christinenstädter Kirche eine Gabelung ein; die eine Zacke der Gabel bildete die natürliche Abflußlinie, der Teufelsgraben, die zweite, die Wasserlinie, welche sich durch den Garten des . den Horvathgarten, durch die Attilagasse über den
ie n in die Niederung an der Donau ergoß Diese zweite Wasserlinie richtete auf ihrem Wege große Verheerungen an. Es stante sich zunächst an der steinernen Umfassungsmauer des Horvath artens, wo das Wasser bald die Höhe von 6 Schuh erreichte. Die 5 des Horvathgartens konnte dem Elemente natürlich nicht lange widerstehen, und bald schob die brausende Fluth durch die Attilagasse in die niedrig gelegenen Theile der Raitzenstadt, auf dem Wege sämmtliche Keller⸗ und Parterreräume überschwemmend. Ein großes Verdienst erwarben sich in der Attilagaffe Lieutenant Bablies von der Königlich . Kronwache und ein Kapitän der Donau- Dampfschiffahrtgesellschaft, dessen Name uns leider unbekannt geblie⸗ ben. An der Ecke der Csekö'schen und Manko'schen Hänser kamen drei Frauen abhanden, von denen bis zur Stunde, da wir diese Zeilen schreiben, noch keine Spur vorhanden ist. Im Ganzen sollen einige
des Gastspiels mitwirken.
fünfzig Personen bei diesem schrecklichen ,,, das Leben eingebüßt haben; die genaue Ziffer wird sedoch selbstverständlich erst nach Tagen festgestellt werden können. Die Gebäude anlangend, sind die nachfolgenden entweder gänzlich eingestürzt oder in völlig unbe= wohnbarem Zustande: Die städtische Schule, das Gasthaus zum Reichspalatin“, das Gasthaus zum Walfisch“, die beiden sogenannten Vogel ⸗Greißlerschen Häuser, das Ettlsche und Zaupersche Haus; ferner sechs Häuser am offenen Teufelsgraben, die Manko sschen Häuser, das an diese anstoßende Eckhaus, das Esekö'sche Haus und der Anbau zum Raißenbade, wo sich das Wirthsgeschäft befand und welches durch den Einsturz der Teufelsgrabenwölbung in den Fluthen begraben ward.
Dasselbe Blatt berichtet:
Im gegenwärtigen Augenblicke den materiellen Schaden abschätzen zu wollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Noch ists nicht bekannt, wie weit sich das Hagelwetter im Hine, erstreckte — gewiß ist nur, daß dort, wo es niederging, die Weinlese für heuer vorüber ist, leider ohne noch begonnen zu haben; was die Eisklumpen verschonten, das schmemmten die ungeheuren Wassermassen mit sich fort Und noch weniger weiß man, wie viele Menschenleben verloren sind. Die abenteuerlichsten, Gerüchte sind darüber verbreitet und wenn nur der kleinste Theil davon wahr ist — und leider ist ein sehr bedeu⸗ tender Theil davon wahr, — so darf man die Zahl der Opfer kaum unter fünfzig annehmen. Was an Einzelheiten erzählt wird, das genügt, um Einem das Mark in den Gebeinen erstarren zu machen! Direktor Lates von der Ofener Straßenbahn und seine Leute, die Zahnradbahnunternehmung, die Feuerwehr, die Behörden, sie ver⸗ suchten so viel als möglich hbeizuspringen. Wie wenig konnte zies unter solchen Umständen sein! Das Ofner Gebirge, namentlich die Gegend des Auwinkels und des Schwabenberges ist schrecklich ver⸗ wüstet. Als sei die wilde Jagd über ihnen dahingebraust, so trostlos blicken die noch vor wenigen Stunden im üppigsten Grün prangenden Höhen hernieder, so traurig liegen die prächtigen Ebenen da. Der Stadtmeierhof ist noch immer ein schmutziggelber See — gestern Nacht stand das Wasser bis an die Laubkronen — die Generalwiese ist eine schlammige, dem Fuße unzugängliche Ebene. Das städtische, sogenannte „Ueberreiterhaus“ neben dem Mauthgebäude hart an der Auwinkelstraßenbahn war noch heute Morgen in allen seinen Räumen buchstäblich mit Eis gefüllt. Biz an den Plafond reichten die Hagel massen, der Fußboden ist mit Schlamm bedeckt. Von Straßen in dem Auwinkel und auf den Schwabenberg ist keine Spur zu entdecken. Der zur „Schönen Helena“ hinab⸗ führende, aus Trachit hergestellte Weg, ist verschwunden und an seiner Stelle befindet sich ein tiefer Graben, in welchem aus dem Friedhofe losgerissene Kreuze und Grabmonu— mente und mächtige Steine schwimmen. Die Drasche'sche Ziegelei bietet einen fürchterlichen Anblick. Trümmer aller Art bedecken den Weg zu ihr und die zwei, viele Centner schweren Thorpostamente liegen umgestürzt. Diese Ziegelei war gestern Nachts der Schauplatz fürchterlicher Scenen. Zahlreiche Arbeiter waren vor dem Gewitter⸗ sturme auf die Galerie des Ringofens geflüchtet. Mnten drang nun das Wafer ein, über ihnen entstand Feuer — wie viele von den Un— glücklichen, von Wasser und Feuer bedrängt, zu Grunde gingen, ist zur Stunde noch nicht eruirt. Einen Begriff von der Gewalt des Drkans und der aus dem Gebirge herabfluthenden Wassermassen giebt die Thatsache, daß ein 90 Centner schwerer Imperialwagen der Osner Straßenbahn wie ein Erie g umgelegt wurde. Das Stationsgebäude der Schwabenberger Bahn ist bis zur Unkennt⸗ lichkeit zerstört. Das nette, von hübschen Anlagen umgebene Haus ist zur Ruine geworden. Alle Fenster zerschlagen, die Gitter herausgebrochen, ringsumher die Reste von Fiakern, Einrichtungen, Bänke aus den Waggons, unergründlicher Schlamm und Hagelschlos⸗ sen, Pferdekadaver (die auch aus den übrigen Theilen des Gebirges in ungezählter Menge zum Abdecker gebracht werden), die Waggons mit Koth bedeckt und mit Heu und Gras umwunden, die Brücke ein- gestürzt — so präfentirt sich die untere Zahnradbahnstation! Wann sie wieder in fahrbarem Zustande sein wird, das weiß die Direktion im Momente selber nicht! Doch all das Vorhergehende verschwindet im Vergleiche mit den Devastationen in einem Theile der Christinen⸗ stadt und des Taban. In der Christinenstadt sind die Gasthöfe zur kleinen Bierhalle,“ „zum Reichspalatin,“ mehrere Kaffeehäuser und Pri⸗ vatgebäude faktisch verschwunden und an ihrer Stelle liegen klaftertiefer Schlamm, unförmliche Trümmer, in denen man ihre früh ere Bestim⸗ mung nicht zu erkennen vermag In den dortigen Häusern stieg das Wasser bis zur Höhe von 5—6 Schuh; es drang durch die Fenster in die Zimmer und schwemmte fort, was es auf seinem Wege fand. Die Gitter in vielen Fenstern sind mit übermenschlicher Gewalt von den Bewohnern hinausgedrängt worden. — Am allerärgsten ist der Taban mitgenommen. Die Umgegend des Raitzenbades bietet einen jammervollen Anblick. Mehr als ein Dutzend Häuser sind eingestürzt und einer beinahe ebenso großen Anzahl droht dasselbe Schicksal. Der überwiegende Theil des Hausraths ist fortgeschwemmt und was noch von den eingestürzten Häusern im Schlamme liegt, ist vollständig un⸗ brauchbar geworden. Von den Waaren in den einstigen Kaufläden ist Nichts absolut Nichts vorhanden, die Unglücklichen vermochten im besten Falle das nackte Leben zu retten! Erst nach und nach, wenn die amtlichen Erhebungen beendet sind, wird sich das Unglück in seinem ganzen Umfange überblicken lassen. In der Neustift hat, ö den Häusern in der Mathiasgasse, besonders die Kirche gelitten. Die rückwärtige, dem Gebirge zugekehrte Mauer wurde vom Wasser voll⸗ ständig demolirt, das nun in die Kirche drang, in der Gruft die Särge durcheinanderwarf, das Schiff vollständig überschwemmte und Alles zerstörte, was es auf seinem Wege fand. Die Kirche ist jetzt leer. Heiligenbilder, Kirchengeräthe, Monstranzen, Theile des mäch-= tigen Hauptthores, Schränke zur Aufbewahrung von Meßgewändern, Lustres, zerfetzte Fahnen — Alles schwamm in wildem Durch⸗ einander auf den schlammigen Fluten. Auf das in der Nähe hefind⸗ liche Geleise der Ofener Straßenbahn wurden Steine in der Größe von 8 bis 10 Fuß im Gevierte getragen. Ueber den Verlust von Menschenleben in der Neustift wird glücklich'rweise nichts gemeldet. Die Margaretheninsel ist nahezu verschont geblieben.
Theater.
Im Wallnerthegter beginnt am Sonnabend Hr. Jo⸗ seph Lewinsky vom Kaiserlich⸗Königlichen Hofburgtheater in Wien sein Gastspiel als Franz von Moor in „Die Räuber“. Neben Hrn. Lewinsky wird Frl. Louise Eppner vom Hoftheater in Coburg und Hr. Hillmar Knorr vom Hoftheater in München während Letzteres wird gußer „Die Räuber“ noch
Gringolre“, „Didier „Nathan der Weise', „Kaufmann von
Venedig. „Hamlet“ Der Geizize“ und Clavigo' umfassen. Außer den Gästen werd en die ersten Schauspielkräfte des Wallnertheaters beschäftigt sein, insonderheit die Damen Carlsen, Bredow, Schmidt, Walther⸗Trost und die Herren Lebrun, Kurz, Kadelburg, Blencke, Engels, Meißner, Schmidt. — Frl. Angelika Dosse, Schülerin Lamperti's in Mailand, ist, obwohl ste voch kein Repertoir hat, mit mehrsährigem Kontrakte für die Operette des Friedrich, Wilhelmstädtischen Theaters engagirt worden, weil die mit ihr , ge. Probe eine seltene Stimme und dramatisches Talent erkennen ließ. — Hr. E. Ne um ann, der Direktor des Friedrich ⸗Wilhelmstädtischen Theaters, wird, hiesigen Blattern nn, eine jetzige Stellung in nächster Zeit aufgeben
— Die annheimer Gäfste, Hr. und Fr. Herzfeld und Jacobi, eröffnen, wie schon gemeldet, am 4. Juli ihr Gastspiel im Residenzthegter mit Laube's Karlsschüler⸗ Später folgen an dieser Bühne als Novitäten das Wilbrandtsche Drama: „Arria und Messalina“, die französischen Schauspiele: „Die Gesandten⸗, Die beiden Frontignac', „Das Idol“ ꝛc.
— Im Ngtlgn al- Theater findet am Freitag (2. Juli) das Benefiz des Hrn. Wil . Timm statt. Zur Aufführung kommt Preclosa“. Serli 6. Nedacteur: FJ. DPrehm.
erktnt Ferlag der Wrredlüon Kesse h Drü? B. Glgner.
Vier Beilagen (einschließlich Böͤrsen⸗ Beilage).
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 152.
Königreich Prenßen.
Privilegium wegen Ausgabe auf den Inhaber lautender Obliga-⸗ tionen der Stadt Kaffe VII. Serie im Betrage von l, 200,000 Mark Reichswährung.
Vom 28. Mai 1875.
Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, König von Preußen ꝛc.
Nachdem der Ober ⸗Bürgermeister und die Stadtverordneten. Versammlung der Stadt Düsseldorf darauf angetragen haben, daß derselben zur Bestreitung der Kosten der Erweiterung des Wasser⸗ werkes und der Anlage eines Schlachthofes gestattet werde, ein Darlehn von 1209090 Mark, geschrieben; Einer Million zwei- hunderttausend Mark Reichswährung, gegen Ausstellung auf den In⸗ haber lautender und mit Zinscoupons und Talons versehener Obligationen VII. Serie, jede zu 1000 Mark, geschrieben: Ein tausend Mark, aufzunehmen, und bei diesem Antrage im Interesse der Stadtgemeinde und der Gläubiger sich nichts zu erinnern ge—⸗ funden hat, so ertheilen Wir, in Gemäßheit des §. 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833 wegen Ausstellung von Papieren, welche eine Zahtungsverpflichtung an jeden Inhaber enthalten, durch gegen wärtiges Privilegium die landesherrliche Genehmigung zur Emission der gedachten Obligationen unter nachstehenden Bedingungen:
1) Die Obligationen werden mit vier und ein halb Prozent jährlich verzinst und die Zinsen in halbjährigen Terminen gezahlt.
ur allmählichen Tilgung der Schuld werden jährlich 17 Prozent von dem Kapitalbetrage der emittirten Obligationen nebst den Zinsen der eingelösten Obligationen, bezüglich des Wasserwerkes auch der aus dem Unternehmen erzielte Reingewinn verwendet, der Stadtgemeinde bleibt jedoch vorbehalten, den , . mit Genehmigung der Regierung zu Düsseldorf zu verstärken und dadurch die Abtragung der Schuld zu beschleunigen. ; ; .
Den Inhabern der Obligationen steht kein Kündigungsrecht gegen die Stadtgemeinde zu. ; (
2) Die Leitung der Geschäfte, welche die Ausstellung, Ber n hn und Tilgung der zu emittirenden Obligationen betreffen, wird der guf Grund des Privilegiums vom 17. Dezember 1849 bereits be- stehenden städtischen Schuldentilgungs Kommission übertragen, welche auch für die Befolgung der Bestimmungen des gegenwärtigen Privi—⸗ legiums verantwortlich ist.
3) Die Obligationen werden in fortlaufenden Nummern von 1 bis 1200 nach beiliegendem Schema ausgestellt, von dem Ober Bürgermeister und den Mitgliedern der Schuldentilgungs⸗Kommission unterzeichnet, und von dem Rendanten der Kommunalkasse und dem mit der Kontrole beauftragten städtischen Sekretariatsbeamten kontra—- signirt. Denselben ist ein Abdruck dieses Privilegiums beizufügen.
4) Den Obligationen werden für die nächsten 5 Jahre Zins ˖ coupong nebst Talon nach den anliegenden Sche mas beigegeben.
Mit dem Ablauf dieser und jeder folgenden fünfjährigen Periode werden nach vorheriger öffentlicher Bekanntmachung neue Zingcoupons durch die Kommunalkasse zu Düsseldorf an die Vorzeiger des der älteren Zinsconpongz -Serie beigedruckten Talons ausgereicht. Beim Verlust des Talons erfolgt die Aushändigung der neuen Zinscoupons- Serie an den Inhaber der Schuldverschreibung, sofern deren Vor ⸗ zeigung rechtzeitig geschehen ist.
Die Goupong und Talon werden von dem Rendanten der Kommunalkasse und dem mit der Kontrole beauftragten städtischen Sekretariatsbeamten unterschrieben.
5) Vom Verfalltage ab wird gegen Aus lieferung der Zins coupons der Betrag derselben an den Vorzeiger durch die Kommunalkasse ge . zahlt. Auch werden die fälligen Zinscoupons bei allen Zahlungen an die Kommunalkasse, namentlich bei Entrichtung der Kommunalsteuern, in Zahlung angenommen.
6) Die Zinscoupons werden ungültig und werthlos, wenn sie nicht binnen 5 Jahren nach der Verfallzeit zur Zahlung präsentirt werden; die dafur ausgesetzten . sollen nach Bestimmung der städtischen Behörden zu milden Stiftungen verwandt werden.
7) Die nach der Bestimmung unter 1 einzulösenden Obligationen werden entweder durch Ankauf getilgt, oder jährlich durch das Loos bestimmt. Die ausgeloosten Nummern werden wenigstens drei Mo- nate vor dem Zahlungstage öffentlich bekannt gemacht werden.
8) Die Verloosung geschieht unter dem Vorsitze des Ober Bürgermeisters durch die Schuldentilgungs⸗Kommission in einem, 14 Tage vorher zur öffentlichen Kenntniß zu bringenden Termine, zu welchem dem Publikum der Zutritt zeslatt ist. Ueber die Ver- loosung wird ein von dem Ober⸗Bürgermeister und den Mitgliedern der Kommission zu unterzeichnendes Protokoll aufgenommen.
9) Die Auczahlung der ausgeloosten Obligationen erfolgt an dem dazu bestimmten Tage nach dem Nominalwerth durch die Kom⸗ munalkasse an den Vorseiger der Obligationen gegen Auslieferung derselben. Mit diesem Tage hört die Verzinsung der ausgeloosten Obligationen auf. — Mit . sind zugleich die ausgereichten, nach deren Zahlungstermine fälligen Zincoupons einzuliefern; geschieht dies nicht, so wird der Betrag der fehlenden Zinscoupons von dem Kapitale gekürzt und zur Einlösung dieser Coupons verwendet.
10) Die Kapitalketräge derjenigen ausgeloosten Obligationen, die nicht binnen drei Monaten nach dem Zahlungstermine zur Ein- lösung vorgezeigt werden, sollen der Verwaltung der städtischen Spar⸗ kasse als zinsfreies Deposttum überwiesen werden. Die solchergestalt deponirten Kapitalbeträge dürfen nur auf eine von der Schuldentil⸗ gungs- Kommission kontrasignirte Anweisung des Ober · Burgermeister zu bestimmungsmäßiger Verwendung an den Rendanten der Kommu⸗ nalkasse e werden. Die deponirten Kapitalbeträge sind den Inhabern jener Obligationen längstens in acht Tagen nach Vorzei— gung der n bei der Kommunalkasse durch diese auszuzahlen.
II) Die Nummem der ausgeloosten, nicht zur Einlösung vorge⸗ zeigten . sind in der nach der Bestimmung unter 7 6. lich zu erlasserden Bekanntmachung wieder in Erinnerung zu bringen. Werden die Obligatio nen dieser wiederholten Bekanntmachungen un— geachtet, nicht binnen dreißig Jahren nach, dem Zahlungstermin zur Einlösung vorgezeigt, auch nicht, der Bestimmung unter 14 gemäß als verloren oder vernichtet angemeldet, so sollen nach deren giblauf die Obligationen als getilgt angesehen werden, und die dafür depo⸗ nirten Kayitalbeträge der städtischen Verwaltung zur Verwendung für milde Stiftungen anheimfallen.
12) Für die Verzinsung und Tilgung der Schuld haftet die Stadtgemesnde mit ihrem gesammten Vermögen und ihren sämmt— lichen Einkünften und kann, wenn die Zinsen oder die ausgeloosten Obligationen nicht zur rechten Zeit gezahlt werden, die Zahlung der⸗ selben von den 6 gerichtlich verfolgt werden.
13) Die unter 4, 7, 8 und II vorgeschriebenen Bekanntmachungen erfolgen durch den in Berlin erscheinenden Reichs⸗Anzeiger oder das an dessen Stelle tretende Organ, die Duüsseldorfer Zeitung und durch die Amtsblätter oder öffentlichen Anzeizer der Regierungen zu Düssel⸗ dorf, Arnsberg und Cöln.
14 In ya,, der verlorenen oder vernichteten Obligationen finden die auf die Staatsschuldscheine Bezug habenden Vorschriften der Verordnung vom 16. Juni 1819 wegen des Aufgebets und der Amortisation verlorener oder vernichteter Staatspapiere oh 1 bis 18 mit nachstehenden näheren Bestimmungen Anwendung. a. Die im 8.1 vorgeschriebene Anzeige muß der städtischen Schuldentilgungs Kommisston gemacht werden. Dieser werden alle diejenigen Geschäfte und Befug⸗ nisse beigelegt, welche nach der angeführten Verordnung dem damall⸗ gen Schatz. ⸗Minifterium — nachmaligen Verwaltung des Staats schatzes — zukamen; gegen die Verfügung der Kommission findet je⸗
Erste Beilage
Berlin, Donnerstag. den 1. Juli
doch der Rekurs an die Regierung zu Düsseldorf statt; b. das in dem §. 5 gedachte Aufgebot erfolgt bei dem Landgerichte zu Düsseldorf; 6. die in den §5§. 6, 9 und 12 vorgeschriebenen Bekanntmachungen sollen durch die unter Nr. 13 angeführten Blätter geschehen; d. an die Stelle der im 53. erwähnten sechs n sollen acht, und an die Stelle des im §. S erwähnten achten Zinszahlungs⸗ termins soll der zehnte treten.
Zinécoupons können weder aufgeboten noch amortistrt werden, doch soll für den . daß der Verlust der Zinscoupons vor Ablauf der fünfjährigen Verjährungsfrist bei der Schuldentilgungs⸗Kommis⸗ sion angemeldet und der stattgehahte Besitz der Zinscoupons durch Vorzeigung der Obligationen oder sonst in glaubhafter Weise darge⸗ than wird, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der ange— meldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinscoupons gegen Quit- tung ausgezahlt werden. .
Zur Urkunde dieses und zur Sicherheit der Gläubiger haben Wir dag gegenwärtige lande sherrliche Priveligium Allerhöchsteigenhändig vollzogen und unter dem beigedruckten Königlichen Instegel ausfertigen lassen, 6 jedoch dadurch den Inhabern der Obligationen in An⸗· sehung ihrer Befriedigung eine Gewährleistung von Seiten des Staates zu bewilligen oder Rechten Dritter zu präjudiziren.
Gegeben Berlin, den 28. Mai 1875. Wilhelm. Gr. Eulenburg.
Camphausen. Achenbach. Regierungsbezirk Düsseldorf. Düsseldorfer Stadt⸗Obligation
; Siegel der Stadt Litt. G. ( Df darf Nr. 6
über Ein Tausend Mark Reichswährung.
Die Endesunterzeichneten, durch das Allerhöchste Privilegium vom 28. Mai 1875 hierzu ausdrücklich ermächtigt, beurkunden und be— kennen hiermit, daß der Jahaber dieser Obligation die Summe von
Ein Tausend Mark Reichswährung deren Empfang sie bescheinigen, als Darlehn von der Stadtgemeinde Düssel dorf zu fordern hat. fan ,
Die auf vier und ein halb Prozent jährlich festgesetzten Zinsen sind am 1. Mai und 1. November jeden Jahres fällig, werden aber . Jegen Rückgabe der ausgefertigten halbjährigen Zins⸗Coupons gezahlt. . Das Kapital wird durch Ankauf oder Verloosung berichtigt . weshalb eine Kündigung Seitens des Gläubigers nicht zu⸗ lässig ist.
Die näheren Bedingungen sind in dem umstehend abgedruckten Privilegium enthalten.
Dusseldorf, am
Trockener Der Ober · Bůrgermeister. 63369 Düsseldorf. Eingetragen Kontrollbuch Eol. ... (Hierzu sind die Coupons Serie J. Der stãdtische Sekretariats⸗Beamte. Nr. L1à10nebst Talons ausgereicht.) Der Stadt⸗Rentmeister. Rückseite.
Privilegium wegen Ausgabe auf den Inhaber lautender Obli⸗ gationen der Stadt Düsseldorf VII. Serie im Betrage von 1,200, 000 Mark Reichswährung vom 28. Mai 1875.
ᷣ (Folgt Abdruck des Privilegiums.)
Rheinprovinz.
Die stãdtische Schuldentilgung Kommissilon.
Schema. ö Rheinprovinz. Regierungsbezirk Düsseldo rf. Ser. J. 22 Mark. Coupon 1. Litt 6. Erster Coupon ; zur Dũůsseldorfer n,, über Eintausend Mark Reichswährung. 7 Inhaber dieses empfängt am an halbjãhrigen Zinsen der oben benannten Düsseldorfer Stadtobligation aus der Düsseldorfer Kommunal ⸗Kasse 3 Zwei und zwanzig und eine halbe Mark Reichswährung.
Trodner Die Schuldenil * den gung⸗ 59 Kommission.
Eingetragen Fol.. der Kontrolle. ; Der stãdt sche Sekretariats Beamte. Der Kommunal ˖ Empfänger. (Die Namen des Ober⸗Bürgermeisters und der Mitglieder der Schuldentilgungs-Kommission werden gedruckt;.
Dieser Coupon wird nach dem Allerhöchsten Privilegium vom 28. Mai 1875 ungültig und werthlos, wenn dessen Geldbetrag nicht bis zum erhoben ist.
Der Ober · Bůrgermeister.
Rheinprovinz. , Düsseldorf. a Lon zur Düsseldorfer Stadtobligatlon VII. Serie über Eintausend Mark Reichs währung. in. do,,
Inhaber dieses Talons empfängt gegen dessen Rückgabe nach vorgängiger Bekanntmachung die .... Serie Zingz Coupons für die fünf Jahre von 18. big 18. nebst einm neuen Talon bei der Kommunal Kasse zu Düsseldorf ausgehändigt.
Wird hiergegen rechtzeitig bei der Stadtverwaltung Widerspruch erhoben, so erfolgt die Ausreichung der neuen Coupons an den Be⸗ sitzer der gedachten Obligation gegen besondere Quittung.
Trockner Die Schuldentil ( S entilgungs⸗ 8 Kom mission. Eingetragen Fol der Kontrolle. ; Der städtische Sekretariats⸗ Beamte. Der Kommunal Empfänger. (Die Namen des Ober⸗Bürgermeisters und der Mitglieder der Schuldentilgungs ⸗Kommission werden gedruckt.)
Der Ober⸗Bürgermeister.
Aichtamtlich es.
Amerika. Monatsübersicht) Als Vorkämpfe für
die im nächsten Jahre stattfindende Präsidentenwahl haben die im Herbste stattfindenden Wahlen eine ganz besondere Bedeutung, und sind deshalb auch die Vorbereitungen zu denselben, wenig⸗ stens von republikanischer Seite, in diesem Jahre ungewöhnlich früh begonnen worden. Bereits am 26. fand in Lancaster die republitkanische Staatskonvention für Pennsylvanien stattz welcher am 2. Juni die für Ohio folgen wird. Unter den in Laneaster efaßten Beschlüssen ist namentlich derjenige hervorzuheben, wel⸗ er auf die Frage über die Wiederwahl des jetzigen Präsidenten Bezug hat. Die Konvention hat sich dahin ausgesprochen, das, sie an dem , Gesetze der Republik festbnte, wonach, dem Yeispiele der or,, . Prãsidente rn ge⸗ mäß, die Dienste eines Bürgers alg Präst dent auf die
1873.
Dauer von zwei Amtsterminen zu beschränken wäre, und daß deshalb die Republikaner Pennsylvaniens der Wahl irgend einer Person zu einem dritten Termine entschieden entgegen wären. Präsident Grant hat es in Folge dieses Beschlusses für angemessen erachtet, in einem an den Vorfitzenden der Staatskonvention in Lancaster gerichteten Schreiben seine An⸗ sichten über eine dreimalige Wahl zum Präsidenten überhaupt und seine eigene Wiederwahl im Besonderen offen zu äußern. In Bezug auf den ersten Punkt meint der Präfident, eine Entscheidung über denselben könne nur durch ein dahin bezügliches Amendement zur Verfaffung getroffen werden; so lange dies nicht der Fall sei, könne das Recht des Volkes, eine derartige Wahl zu treffen, nicht durch einen bloßen Partei⸗ beschluß beschränkt werden, und halte er es für einen unglück⸗ lichen, wenn nicht verderblichen Gedanken, einen Beamten nur deshalb beseitigen zu wollen, weil derfelbe acht Jahre im Amte gewesen sei. Was ihn selbst anbetreffe, so sei er weder früher noch jetzt ein Kandidat für eine abermalige Nominirung gewesen, und werde er auf eine solche nur unter ganz außerordentlichen Umständen, die ihm die Annahme zur Pflicht machen würden, deren Eintreten aber kaum zu erwarten wäre, eingehen. Wenn der Präsident in diesem Schreiben auch nicht gegen jede dritte Wahl protestirt, so weist er doch die Beschuldigung zurück, als habe er durch Intriguen eine solche zu erreichen versucht, und dürfte jetzt, in Betracht der bei einem großen Theile der republi⸗ kanischen Partei herrschenden Abneigung gegen eine Wiederwahl Grants, die Aufstellung desselben als Kandidaten für beseitigt angesehen werden können.
In Rhode⸗Island, wo bei der Wahl zum Gouverneur keiner der drei Kandidaten eine absolute Majorität erhalten hatte, ist von der Legislative der republikanische Anti⸗Prohibitions⸗ Kandidat, Henry Lippitt, zum Gorverneur gemählt worden. Herbeigeführt wurde das Resultat dadurch, daß die Demokraten sich mit den Anti⸗Prohibitionisten verbanden. In Folge dieses Ergebnisses sind in der Legislative bereits Bills eingebracht worden, welche die Aufhebung des jetzt bestehenden Verbotes, geistige Getränke zu verkaufen bezwecken.
Amtlichen Berichten zufolge beliefen sich die Einnahmen der Union in den ersten neun Monaten des laufenden Finanziahres auf 225,291, 8I19 Dollars, die Ausgaben, abgesehen von den Zinsen der Staatsschuld, auf 222,223, 545 Dollars. Die Zölle sind hinter dem Voranschlage zurückgeblieben, während die ver⸗ mischten Ausgaben demselben entsprechen und die Binnensteuern die Voranschläge übertrafen.
Nach dem Monatsberichte des Finanz⸗Ministers hat sich die Bundesschuld im Mai um 1,189, 458 Dollars 3 Cent. vermin⸗ dert, und belief sich das Total derselben am 1. Juni, abzüglich der zu Gunsten der Pacific⸗Eisenbahnen ausgegebenen Sbliga⸗ tionen, auf 130, 119.975 Dollars. An Staatspapiergeld wa⸗ ren an dem gedachten Tage 377, 064 000 Dollars, etwa 1000, 000 Dollars weniger, als am 1. Mai, in Umlauf. An Papier⸗ Kleingeld (fractional currency) zirkulirten 43,615,473 Dollars, etwa 200, 000 Dollars weniger, als am 1. Mai. Der disponible Kassenbestand betrug am 1. Juni 24, 151,316 Dollars in Gold, 6 Millionen mehr als im Vormonat, und 4,358, 197 Dollars Papiergeld, etwa 3r/ Millionen mehr, als am 1. Mai. Für den Juni hat der Finanz⸗Minister den Verkauf von 2 Millionen Dollars in Gold angeordnet. Ein Ankauf von Obligationen findet nicht statt. ö
Am 15. Mai hat der Finanz⸗Minister fünf Millionen und am 1. Juni abermals zehn Millionen sechsprozentiger Obligatio⸗ nen behufs Einlösung resp. Konverticung in fünfprozentige Dbli⸗ gationen eingerufen, und hört die Verzinsung derselben am 15. August bez. am 1. September auf.
Der Rest der wegen der Virginius⸗Angelegenheit von Spanien an die Vereinigten Staaten zu zahlenden Entschädi⸗ gungssumme von 35, 000 Dollars ist bereits am 6. Mai dem Gesandten der Vereinigten Staaten in Madrid, Caleb Cushing, ausgezahlt worden.
In Folge des am 1. Juli in Kraft tretenden Berner Post⸗ vertrages hat sich die Regierung der Vereinigten Staaten ent⸗ schlossen, das Porto nach allen anderen Ländern, mit denen keine besonderen Verträge abgeschlossen worden find, ebenfalls auf 5 Cents für den einfachen Brief herabzusetzen. Diese Be⸗ stimmung tritt am 1. Juli in Kraft. Der neuernannte General⸗ Anwalt der Vereinigten Staaten, Edwards Pierrepont von New⸗Jork, hat sein Amt am 15. Mai angetreten. Anderweitige Veränderungen des Ministeriums sind nicht erfolgt,.
Großartige Steuerdefraudgtionen bei dem Betriebe von
Spiritusbrennereien, durch welche die Einnahmen der Regierung in hohem Maße geschädigt werden, sind durch das energische Verfahren des Finanz⸗Mmisters im Laufe des Monats aufge⸗ deckt worden. Namentlich in Chicago, Milwaukee und St. Louis und einigen anderen westlichen Städten waren derartige Defrau⸗ dationen bis zur Höhe von mehreren Millionen im Jahre vor⸗ gekommen, und haben die angestellten Untersuchungen die Be⸗ schlagnahme von Vaorräthen und Fabriken im Werthe von etwa zehn Millionen und die Entlassung des bisherigen teuer⸗Kom⸗ missars Douglas in Washington zur Folge gehabt. Die Stelle des letzteren ist dem früheren Senator Pratt von Nem⸗RNork übertragen worden. Der Finanz⸗Minister Bristow ist entschlossen, sich durch keinerlei persönliche Rücksichten von einer 1 Unter⸗ fuchung der Sache und der Bestrafung der Schuldigen abhalten u lassen. ö 38 amtlichen Berichten zufolge haben sich die Ernte⸗ aussichten im Allgemeinen wesenilich gebessert, und ist von Ge⸗ treide eine Durchschnittsernte zu erwarten, die indessen in Folge der ungünstigen Witterung um vierzehn Tage später eintreten dürfte, als in anderen hren Die Augfichten für die Baum⸗ wollernte, womit im laufenden Jahre erne gegen ir um zwei Prozent größere Bodenfläche bestellt worden ist, sind besser, als sie, mit Ausnahme von 1872, seit vielen Jahren gewesen sind.
Die mit der wissenschaftlicher' Erforschung der Goldregion in den Black Hills beauftragte Eypedition ist am 25. Mai von Fort Zaramie , , . Zahlreiche Privatexpeditionen haben
9
fich ungeachtet des von der Regierung erlassenen Verbotes gleich jalls 0 n auf den Weg 3 und ist es bereits . einzelnen von ihnen zu e Te en mit den mit der Verben⸗ derung derartiger Unternehmungen beauftragten Truppen, geköm⸗ men. Die mit einer Deputation von Häuptlingen. der Sioun⸗ Indianer, in deren Reservation der ohen erwähnte Landstrich
1.