— Die Generalversammlung der Aktionäre der Aktieng esell= Fschaft für öffentliches Fuhrwesen nahm von der Verlesung des Geschäftsberichts Abstand und dechargirte die Verwaltungsorgane. In den Auffichtsrath wurden die OH. Pittergutsbesitzzer Vetter und Rentier Carl Üllrich neu gewählt. Der Geschäftsbericht, welcher sich an die Bestimmungen der außerordentlichen Generalversammlung vom 31. März a. 0. anschließt, konstatirt, daß nach Ausgleichung der por jährigen Unterbilanz von 19,508 * zu Abschreibungen noch 173, 463 verwendet werden konnten.
— Die Braunschweig-Hannoversche Hypothekenbank hat eine neue 43 Pfandhrief / Anleihe von 8099 000 „6 vorbereitet, von welcher zunächst 15 Millionen 6 im freihändigen Verkauf an den Markt gebracht werden soll. . ;
— Die Feuerversicherung sbank für Deutschland zu Gotha hat mit der Stadt Schmalkalden eine Anleihe zum Zinsfuß von 4 abgeschlossen, die der Stadtgemeinde die nöthigen Baar⸗ mittel liefern soll, um eine Hypothekenforderung der Süddeutschen Bodenkreditbank abzutragen.
— Am 125, 13. und 14. August werden in Cassel die Dele⸗ girten der Innungen und Arbeitgebervereine tagen.
— Die deutschen Baugewerksmeister beabsichtigen, das in den Tagen vom 1. bis 9. August zu Stuttgart stattfindende deutsche Bundesschießen auch ihrerseits zu einer nationalen Einigung zu benutzen und mit demselben eine Versammlung ven Bevollmãch⸗ tigten zu verbinden zum Austausch der Ansichten, zu Vorschlägen über eine nähere Vereinigung und zur Anbahnung einer Verbindung der füddentschen Baukorporationen mit dem Verbande deutscher Baugewerksmeister.
— Die Seiten der Gewerbebehörde zwischen den Fabrikchefs und ihren Arbeitern zu Brünn veranstalteten Verhandlungen haben, wie die „Brünner Itg.“ meldet, ihren Abschluß gefunden und werden nicht mehr oder nur auf Wunsch der Fabrikanten oder Arbeiter aufge⸗ nommen werden. In Betreff der Resultate der Verhandlungen bemerkt dasselbe Blatt: Abgesehen von jenen Fabriken, wo entweder durch behördliche Intervention oder im Wege der Privatunterhand⸗ lung eine Vereinbarung zu Stande kam, giebt es heute kaum mehr eine Fabrik. wo nicht eine größere oder geringere Anzahl von Ar— beitern in Thätigkeit wäre, ja in manchen Fabriken hat diese Anzahl bereitz die Hälfte der gewöhnlichen Arbeiteranzahl erreicht.
Wien, 30. Juli. (W. T. B.) In der heute stattgehabten Ge—⸗ neralversammlung von Aktionären dar Lemberg⸗Czesr⸗ nowitzer Eisenbahn wurde das mit der Regierung wegen Auf— hebung des Seguesters getroffene Uebereinkommen ohne Debatte ein- stimmig zum Beschluß erhoben und der Verwaltungsrath zugleich er⸗
mächtigt, 3,260 000 Fl. durch Ausgabe von Prioritätzobligationen oder Aktien oder auf andere Weise zu beschaffen.
— Der alljährliche Kongreß der englischen Gewerk⸗ vereine wird in diesem Jahre in Glasgow tagen und am 11. Oktober seine Arbeiten beginnen.
— Der Weberstrike in Lancashire dauert nach der A. A. C. vom 75. d. M. noch immer fort. In Oldham wurde am 27. in ca. 160 Spinnereien die Arbeit eingestellt. Man berechnet, daß, wenn die sämmtlichen i in dem Flecken geschlossen werden, wozu jede Aussicht vorhanden ist, ca. 30 060 Personen arbeitslos sein In Ashton under Lyne wurden etwa 50 Spinnereien, in denen 70605 - 8000 Arbeiter beschäͤftigt, geschlossen. Einen ebenso ernsten Aspekt hat der Flachsspinner-⸗Strike in Dondee ange⸗ nommen; einunddreißig Fabriken sind geschlossen, und über 129090 Personen feiern. Die Arbeiter beschlossen in einer am Dienstag unter freiem Himmel abgehaltenen Massenversammlung, den Strike fortzusetzen, bis die projektirte Lohnherabsetzung ven 106 zurũckgezo⸗ gen worden ist. Die Fabrikbesitzer an der andern Hand sind größten sheils entschlossen, an der von ihnen verfügten Lohnherabsetzung fest⸗
uhalten. Die Strikenden erwarten betraͤchtliche pekuniäre Unter⸗ err aus Belfast, Glasgow und anderen Orten.
Paris, 29. Juli. (W. T B) In der heute hier stattgehabten Generalversammlung der Aktionäre der Suezkanal⸗ gesellschaft wurde der Rechenschaftsbericht der Gesellschaft vor- gelegt, nach welchem im verflossenen Geschäftsjahre ein Gewinn von ca. 8 Millionen erzielt worden ist, so daß, auch wenn eine Aenderung des Tarifes nicht vorgenommen wird, noch eine Dividende zur Ver= theilung gelangen kann. Lesseps beichuldigte hierauf die engllsche Re— gierung, die wirklichen Interessen der Rheder diplomatischen Intriguen zu opfern und führte aus, daß der gegenwärtige Tarif die von den Postverwaltungen subventionirten Schiffahrtegesellschaften sowie die Kriegsschiffe zum Nachtheil der Kauffartheischiffe begünstige. Der Rechenschaftsbericht wurde darauf einstimmig genehmigt.
— Die New-Yorker Handelgzeitig schreibt in ihrem vom 16. Juli datirten Wochenbericht: Das Geschäft im Allgemeinen hat sich in dieser Berichtswoche zieinlich befriedigend gestaltet, nament- lich waren in einigen unserer Stapelprodukte Umsaͤtze außergewöhn⸗ lich belangreich. Ju Importen war das Geschäft mit wenigen Aus⸗ nahmen siill, was besonders von fremden Webstoffen gilt, welche, der Saison angemessen, in sehr apaihischer Haltung verharrten. Vom Geldmarkt ist nur zu wiederholen, daß die Abundanz des flüssigen Kapitals in dieser Berichtswoche anhielt. Die Zinsrate, welche durch⸗ schnittlich womöglich noch etwas niedriger, als früher war, stellte sich für call loans gegen Depot gemischter Sekuritäten auf 14 — 21x und
werden.
gegen Hinterlegung von Bundespapieren auf 1—2*; kurze Sicht Platzwechsel erster Klasse rangirten à 4-=6x und waren gesucht. Der Goldmarkt schlug eine entschieden weichende Richtung ein, und der Eroͤffnungscours am vergangenen Sonnabend — 165 — war zugleich der höchste, den das Agio in zi Berichtswoche erreicht hat. Nach dem Zusammenbruch der Haussespekulgtion in der Vorwoche neigte sich die allgemeine Stimmung der Baisse zu, sowohl wegen der ver- hältnißmäßig geringen Dimensionen der dieswöchentlichen Goldver⸗ schiffungen, wie auch in Folge der besseren Aussichten auf einen leb⸗ haften Getreide Export. Nachdem das Agio bis Mittwoch graduell auf 15 gesunken, rief eine Washingtoner Depesche, daß der Fingm. Minister auf Grund der am 14. Januar e. Passtrten Finanz ⸗ Bill das Recht in Anspruch nehme, 5 Bend ad Üibitum zu verkaufen, eine wahre Fluth von Verkäufen hervor, unter deren Einfluß das Agio bis 143 fiel Nach einer durch Deckungskäufe hervorgerufenen Reaktion bis 15, stel das Agio heute wieder auf 143, um à 143 zu schließen. — Der Gesammtwerth des letztwöchentlichen Wagren ; und Produktenimports ist um 2025, 687 Doll, schwächer als in der Vorwoche, während sich im Vergleich zur Parallelwoche beider Vorjahre eine Abnahme von ca. 34 resp. 5 Mill. Doll ergiebt. — Der Gesammt⸗ werth des Waaren⸗ und Produktenerports stellte sich sowohl gegen die Vorwoche als gegen die Parallelwoche des Voriahres um ca. 1 Mill. Doll. geringer.
— Aus Japan wird der „ Gazz. di Venezia“ aus der Haupt. stadt Tokei ein daselbst in englischer und e, ,. Sprache erschie⸗ nener Handels ausweis vom Jahre 1874 mitgetheilt. Die Aus= fuhr aus den sechs dem fremden Handel geöffneten Häfen Jokohama, Kobe, Osaka, Nagasaki, Hakodate und Niigata betrug 18 Millionen Jen in Gold oder circa 92 Millionen Francs; die Einfuhr 130 Millionen Francs. Von der Einfuhr, wie von der Ausfuhr, kam etwa der dritte Theil auf den Hafen Jokohama. In der Ausfuhr stehen Thee, Seide und Seidenraupeneier obenan, in der Einfuhr Wirk— waaren, namentlich englische Baumwollzeuge.
— Ein Bericht des Kaiserlichen und Königlichen Minister-⸗Resi⸗ denten und General⸗Konsuls in Shanghai meldet, wie wir der Austria“ entnehmen, die erfolgte Aufhebung des von der japanischen Regierung am 1. August 1874 auf unhestimmte Zeit verfuͤgten Ver⸗ bots der Reisausfuhr. Der erwähnte Bericht enthält ferner die Mit- theilung, daß in Japan die aus der Feudalzeit stammenden zahlreichen Taxen (bei 1456), welche den Gewerbfleiß auf eine empfindliche Weise belasten, aufgehoben und gleichzeitig zur Deckung des dadurch zu ge. wärtigenden Ausfalls in den Staatseinnahmen Pie Accise auf Tabak und. Saki“ (eine gemeinsame Benennung für Wein, Bier und andere Spirituosen; hier möglicherweise den in Japan fabrizirten Reiz ⸗
branntwein bezeichnend) erhöht werden soll.
Berlin, den 30. Juli.
Die deutschen Mundarten.
Wiederholt ist in diesen Blättern Veranlassung genommen, auf die deutsche Dialektforschung binzuweisen. In Nr. 237 und 255 von 1869 der Besonderen Beilage findet sich eine „Bibliographie der gram⸗ matikalischen, lexikalischen und n, Arbeiten über die Dialekte Rord⸗ und Mitteldeutschlands“, sowie fernere Aufsätze in Nr. 2 vom 15. Mai 1871: über die dentschen Dialekt, und Landschafts⸗ dichter, NaÜ(. 30 und 33 pro 1874: über die niederdeutschen Dialekt⸗ dichter und in Nr. 7, 8, 9 pro 1875: über die füddeutschen Dialektdichter. Mit lebbaftem Intereffe können wir daher nur das Wiedererscheinen der Zeitschrift „Deutsche Mundarten“ willkommen heißen, welche, von Br. G. Karl Fromm ann herausgegeben, im Verlage der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle von jetzt ab wieder erscheint.
Seit zu Beginn des Jahrbunderts die vergleichende Sprach- wissenschaft sich entwickelte, und Jacob Grimm, der Altmeister unserer Fei un das erste Reis der dentschen Grammatik geimpft, ist die
ermanistik kritisch und praktisch fortgeschritten und hat an Bedeu⸗ tung stetig gewonnen.
Die Forschung hat sich bald engere, bald weitere Grenzen ge⸗ * Geschichtsschreiber und Sprachforscher haben vornehmlich jene
eiten angezogen, in denen die Kraft der Nation am klarsten hervor⸗ ritt, ihr Ruhm die höchste Stufe erreicht, — die Zeit der Wande rungen und die des Kampfes zwischen Kaiserthum und Papstthum. Ueber dem Studium der alten Schriftdenkmale hat man jedoch auch nicht der lebendigen, unerschöpflichen Quelle vergessen: der Sitte, des Brauches, der Mundart des Volkes.
Freilich fordert gerade die Durchforschung des heutigen Volks⸗ lebens Eigenschaften, die nicht allgemein und nur selten in einem Manne vereint sind: wissenschaftliche Begabung und treuen einfachen Sinn; denn wer Resultate aus dem Volksleben will verwerthen kön⸗ nen, der muß es auch verstehen, mit dem Volke zu verkehren. Das aber ist eine Weisheit, die sich nicht gewinnen läßt aus Büchern oder am Studirtisch, sondern nur in frischem, unmittelbarem Verkehr.
Und wie Vieles ist noch dunkel in der Geschichte der Sprache; wie manche Erscheinung in ihren Anlässen unergründet! Die Laut⸗ verschiebung, so klar in ihrem Verlaufe, ist unerklärt in ihrem Anlaß, unerklärt ihre Beschränkung auf die hochdeutschen Stämme, nicht zur Genüge erklärt die in den jüngeren Sprachstufen zu Tage getretene Reaktion. Wenn nun einzelne Mundarten heute noch tönenden und tonlosen Anlaut nicht zu scheiden vermögen, wenn sich die interessante Thatsache ergiebt, daß wir Hochdeutsche in mundartlicher Rede und traulichem Verkehr das Augment unseres letzten Passivrestes, des un ⸗ verwüstlichen Part. Pass., nicht willkürlich, sondern nur gerade vor jenen Anlauten abwerfen, die zweimal der Verschiebung unterworfen waren erscheint da nicht ein Zusammenhang möglich?
Die lautphysiolsgische Darstellung der deutschen Mundarten, wie sie durch Brücke allgemeine, Rudolf von Raumers germanistische Studien vorbereitet ist, wird uns, ist sie einmal vollzogen, noch man⸗ cherlei Aufschlüsse geben über die Geschichte der deutschen Stämme, ber den innigen Zusammenhang mit Land und Leuten, die Abhängig⸗ keit des Individuums und der Masse von der umgebenden Natur, endlich über die Entwickelung des Volkscharakters und der Stamm es⸗ , In dem Sinne ist die Dialektologie eine Hülfs. wissenschaft der Völkerpsychologie, und die Solidarität aller Forschung gelangt da zum schönsten Ausdrucke.
Das uns vorliegende Heft der neuen Folge enthält die nach— stehenden Abhandlungen;
Die Aufgaben der deutschen Diglektforschung. Von Rich. Muth in Kremg a. d. D. Gelegentliche Bemerkungen über erhöhte An— jprüche, die nun an die Aufzeichnung mundartlicher Sprachproben zu stellen wären. Von Prof. Schröer in Wien. Ein schweizerisch⸗ale⸗ manisches Lautgesetz Von Dr. F. Staub in Zürich. Die Crefelder Mundart und ihre Verwandtschaft mit dem Altsächsischen, Angel⸗ Kchsischen und Älthochdeutschen. Von Dr,. H. Röttsches in Seesen. Zur Sprache der bayerlschen Vogel- und Fischwaid. Von Prof. Dr. A. Birlinger in Bonn. Märkisches Hochzeitstzedicht von 1610. Von Friedr. Woeste in Iserlohn.
Nachdem wiederholt in den Sitzungen der germanistischen Sektion der Philologenversammlungen der Wunsch auagesprochen, das ein gegangene Organ für die Erforschung der deutschen Mundarten von neuem erscheinen zu lassen, darf man hoffen, daß dem Herausgeber die Unterstützung des Publikums nicht fehlen werde, und daß auch in weiteren Kreisen das Interesse an den reichen Gestaltungen der deut⸗ X g, der Zeitschrift eine genügende Verbreitung zu⸗
ren werde.
In Aschersleben wird auch in diesem Jahre eine Feier des Sedantages beabsichtigt. Das Programm ist, wie folgt, ö gestellt:; Vorfeier am J. September, Abends; der aus den Ve—
den. Vereinen und Turnern gebildete Festzug begiebt sich unter dem Geläute aller Glocken, in Begleitung der Turner Tambours und einiger Musik - Corps Abends 73 Uhr nach dem Stadtpark, der Alten Burg“, wo beim Scheine eines Freudenfeuerz Die Baht am Rhein“ gesungen und ein Hoch auf Se. Majestät,; den Kaiser ausgebracht wird. Sodann begiebt sich der Zug durch die Stadt zu⸗= rück nach der Herrenbreite, wo nach Abssingung des Liedes Heil Dir
Hauptfeier am 2. September wird folgende Hauptabschnitte umfassen: Morgens 5 Uhr Reveille der vereinigten Turner -Tambours; um 7 Uhr Gesangsporträge der Männergesangvereine auf dem Markte; Nachmittag II Ühr Festzug der Zöglinge saͤmmtlicher Schulen unter Musikbegleitung durch einige Hauptstraßen der Stadt nach der „Herrenbreite', wo nach Absisgung des Chorals „Lobe den Herrn“ die Festrede durch Herrn Bürgermeister Eiselen gehalten und dann unter allgemeiner Betheiligung das „Heil Dir im Siegerkranz“ ge— fungen werden wird Sodann Führung der einzelnen Klassen gu— sammen ca. 3000 Schüler und Schülerinnen) nach ihren durch Tafeln markirten Spiel ⸗ und Tummelpläͤtzen, Vertheilung der von der Stadt gespendeten Erinnerungsgaben und Prämien an die Schulkinder. Auf der über zwanzig Morgen großen „Herrenbreite! werden auch in diesem Jahre die Rstaurgtionz⸗, Tanz., Spiel und Schaubuden in großem Kreise aufgestellt sein.
In Reinerz beabsichtigt der dortige Mil itärverein (Vor⸗ sitzender ist Bürgermeister Dengler, Premier ⸗Licutenant im 3. Garde⸗ Grenadier⸗ Landwehr Regiment, ein Denkmal auf demjenigen Friedhofe zu errichten, der die letzte Ruhestätte zahlreicher im . ö für König und Vaterland ihren Wunden erlegenen Sol-
aten bildet.
Am Montag stürzte, wie aus Hirschberg gemeldet wird, Mor= gens kurz nach 7 Uhr, wahrscheinlich in Folge der wiederholten starken Regengüsse, auf dem Kynast unter mächtigem Getöse ein großer Theil der den Burggarten einschließenden Mauer zusammen, riß einen Theil des Gartenterrains mit sich hinunter und lagerte sich über den um die Burg herum nach dem Höllengrunde hin führenden Weg. Mehrere starke Bäume wurden durch die mächtigen Mauerbrocken schräg gelegt. Tags zuvnr hatte an dieser Stelle die Festversammlung der Breslauer Burschenschaft (Raczeks5 im Schatten gelagert. Da jener Platz ein Lieblings aufenthalt der Besucher war, weil er einen günstigen Aus-= sichtspunkt darbietet, so soll nach einer Bestimmung des Grafen Schaff⸗ gotsch die Mauer ausgebessert und mit einem erhöhten Pavillon ge⸗ krönt werden. Der Weg ist zur Zeit bereits wieder freigelegt. Am 31. August d. J. sind übrigens 200 Jahre verflossen, seit den Kynast der zündende Blitz traf, der den Oberbau des Thurmes, wie die übrigen Gebäude in Brand steckte und in Asche legte.
Unter den bei dem Bau des St. Gotthard-Tunnels be⸗ schäftigten Arbeitern ist laut Telegramm des „W. T. B.“ aus Bern, 29. Juli Nachmittags, ein allgemeiner Strike ausge— brochen, an dem etwa 2200 Arbeiter Theil genommen haben. Die⸗ selben haben sich bewaffnet und versperren den Tunnel von der Seite nach Goeschenen zu. Die Regierung von Uri hat eine Compagnie Infanterie dorthin gesandt, um die Ordnung wieder herzustellen. — Tin weiteres Telegramm vom 29. Juli, Abends, meldet: Die von der Regierung von Uri gegen die strikenden Arbeiter bei dem Bau des Gotthardtunnels nach Goeschenen abgesandten Truppen wurden von den Arbeitern mit Steinwürfen empfangen und gaben deshalb Feuer. Von den Arbeitern wurden zwei getödtet und mehrere verwundet. Die Uebrigen haben sich zerstreut. Als Ursache des Strikes wird ange⸗ geben, daß die Arbeiter eine Erhöhung ihres Lohnes verlangt hätten.
So viel Versuche auch schon gemacht sind, zur Lenkbarkeit des Luftballonz zu gelangen, so ist dies Problem doch noch immer nicht gelöst. Die theorefischen Untersuchungen dürften nach der Schrift: Weltpost und Luftschiffahrt“, Vortrag von Stephan, vorläufig ab⸗ geschlossen sein. London, Wien, Paris haben ihre aeronautischen Vereine. Bie Verbesserungen am Luftballon werden sich zunächst darauf zu richten haben, daß man die Orteveränderungen in der Vertikale thun sichst ohne Ballast und Gasverlust ermöglicht; ferner darauf, daß man das zur Speifung des Ballons nöthige Gas womöglich selbst herstellt, z. B. durch eine entsprechende Zersetzung der Luft. Sodann sind recht leichte und doch sehr dichte Ballonhüllen nöthig, um den Wirkungen der Endoz . und Exosmose zu begegnen, endlich ein möglichst günstiges Verhältniß der Steig kraft zum Volumen des Ballons; voluminöse Ballons vergrößern den Lurtwiderstand und erschweren die Landung. Bezüglich, der Schraube ist noch zu ermitteln: das angemessenfte Verhaͤltniß ihres Burchmessers zum Querschnitt des Ballons; die vortheilhafteste Form und Anzahl der Flügel; die Abweichung derselben von der Vertikale — sofern nicht überhaupt die Bewegung Lurch Räder sich vortheil-⸗ hafter crweisen sollte, als die Schraube. Alle diese Momente lassen sich durch zahlreiche Verfuche feflstellen, fr welche man die Mittel nicht scheuen darf. — So viel steht fest, daß von den bieher be= kannten neueren Erfindungen keine so sehr, wie die Luftschiffahrt, zu einer Vervollkommnung unserer Kommunikationen sich als geeignet erweisen wird.
Nach einer Mittheilung an die ‚Newy. Commerc. List“ aus Maracaibo wird die Zahl der bei dem Erdbeben in Venezuela und Colum bien Umgekommenen auf 14009 ih t Cucuta hat die meisten Opfer zu betrauern. San Gristobal ist freilich guch voll ständig in einen Schutthaufen verwandelt, doch ist die Zahl der Umgekommenen hier nicht s groß. In rena dagegen ftürz- ten die Mauern der Häuser in einer Weise, daß nur sechs
im Siegeskranz der Festzug i, und das Publikum Gelegenheit zum Vergnügtsein und zu leiblicher Erquickung findet. ie
Menschen gerettet sind. Vor dem Erdbeben herrschte eine
dann trat wieder glähende Hitze ein, und unter diesen Ein— flüssen ist die Zersetzung der Masse von Leichen rasch erfolgt. Die Ausdünstungen haben nach allen Richtungen Krankheit und Tod gebracht. Viele, die aus den Trümmern noch Reste ihrer Habe zu retten hofften, sind in Folge dessen erkrankt und gestorben. Bei dem Erdbeben sind namentlich die bemittelteren Klassen am schwersten heimgesucht, da sie in ihren größeren, aus schwerem Material gebauten Häufern zum großen Theil den Tod fanden, während der ärmere Theil der Bevölkerung in seinen leickten Wohnungen mit dem Lieben davonkam. Die Folge ist, daß die schlechtesten Elemente bald das Uebergewicht bekämen und schrecklich hauften. Die Kaffeeernte ist wahrscheinlich vollkommen verloren. Die Noth ist groß.
Ein uns freundlichst zur Verfügung gestellter Privathrief berich⸗ let über eine, wie es scheint, recht gemüthliche und idyllische Sommer⸗ frische in Oybinthale. Sommerfrische — und doch sind Nieder⸗ Oybin wie das eigentliche (Ober). Oybin und das benachbarte Johnsdorf jetzt auch schon „Badeorte“ und werden in nicht gar lan ⸗ ger Zeit wohl auch Badepreise annehmen. Einstweilen sind die Preise noch mäßig: zwei, allerdings nicht sehr große, möhlirte Zimmer mit 4 Bettstellen (ohne Betten) stellen sich im ‚„Gasthofe Nieder Oybin auf 12 M die Woche, die Portion Kaffee wird mit 40 Pfennigen, die Tasse mit 25 Pfennigen berechnet, beim Mittagessen der Teller Suppe mit 15 Pfennigen, Braten reichliche Portionen) mit 75 Pfennigen, auch S0 Pfennigen (einschließlich Kompot oder Kartoffeln; nimmt man Kompot und Kartoffeln, so zahlt man 10 Pf. mehr. Für ein sehr hübsch möblirtes Privatlogis (Zimmer nebst Kammer), einschließlich 2 Betten, wurden 66 „ verlangt — und dabei eine Aussicht auf bergansteigende grüne Matten und die waldbekränzten Klippen des Töpfer, Oybin und des Ameisenberges. Lange freilich wird es so nicht bleiben: Die Berliner ziehen einander an, wie Magnete das Eisen; in diesem Jahre speisen in der Veranda des Gasthauses bereits sechs Berliner Familien. Mit dem Bade aber hat es folgende Bewandtniß: Ein oder zwei Zimmer eines Hauses werden entweder durch Aufstellung von Wannen, oder durch eine mit Fliesen ausgelegte Vertiefung im Fußboden in Badezellen umgewandelt? eine zweifache Oeffnung in der Wand liefert kaltes und warmes Wasser, ersteres läuft von den Bergen kostenfrei zu, letzteres pafsirt einen geheizten ein- gemauerten Kessel. Dann erhaͤlt das Haus die stolze Inschrift: Quel- len Bad Nieder Oybin“ — und zahlt man pro Bad 50 3. Die übrigen Freuden des Badelebens, wie Musik, Einzugsgeld u. s. w. sind gluck⸗ licherweise hier noch nicht eingezogen; dafür wandern die Besucher recht oft in den unmittelbar an die Wohnung stoßenden Wald und pflücken Heidelbeeren, Erdbeeren und Himbeeren, oder ste besteigen auch wohl diesen oder jenen der nahen Berge, die schöne Aussichten in die Zittauer Gegend, das Oybinthal und Böhmen bieten. Abends versammelt sich die Gesellschaft im Gasthaussaale oder auf der Veranda und trinkt böͤhmisches (15 I), oder Pilsener Bier (25 9)
Theater.
In dem am Sonnabend im Wallnertheater zur ersten Auf⸗ führung gelangenden Schwank: Meine erste und einzige Liebe werden neben dem berühmten englischen Gaste Mr. Charles Wyndham die hewworragendsten Lust spielkräfte dieser Bühne beschäf⸗ tigt sein, nämlich die Damen Carlsen, Schmidt, Vredow, Doriat, von Pachert und die Herren Lebrun, Kurz, Kadelburg, Meißner, Blencke und Schmidt. Der große Erfolg, welchen Mr. Wyndham in NewYork und London mit diesem Stücke errungen, dürfte auch für Berlin einen guten Erfolg verbürgen, zumal Mr. Wyndham der deutschen Sprache so völlig mächtig ist, daß sein leiser fremdländischer Accent die komische Wirkung seiner Rolle nur erhöht.
— Die Krollsche Bühne brachte gestern die Meyerbeersche Oper „Die Hugenotten“ zur Aufführung. Der Königliche Kammer ⸗ saͤnger Hr. Franz Nachbaur, welcher vorzüglich bei Stimme war, sang den Raoul und erhielt namentlich in Verbindung mit Frl. Hasselbeck, deren umfangreiche und weiche Stimme vorzüglich zur Rolle der Valentine aß Seitens des sehr zahlreich versammelten Publikums wiederholt die Anerkennung des Hervorrufs und des leb haftesten Beifalls. Neben ihnen sind besonders zu erwähnen: Frl. Ledwinka als Margarethe in ihren wohl gelungenen Koloraturen, Frl. André in dem Vortrage des noch frischer zu singenden Pagen ⸗ grußes, jowie Hr. Baumann al Marcel. Letzterer erwarb sich in dem Hugenoftenliede und im 3 Akte im großen Duett mit Va— lentine lebhaften wohlverdienten Beifall. Im Uebrigen war das ien m , der Mitwirkenden ein abgerundetes und gewandtes.
ür die Augstattung des scenischen Apparats hinsichtlich der Deko ration und der Köstüme war Seitens der Direktion in reicher und geschmackoller Weise gesorgt.
RNedactenr: F Preh m. Verlag der Expedition (Kesselh. Druck W. El zn er.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen · Bellase).
Berlin:
ungewöhnliche Dürre, gleich darauf reguete es in Strömen,
zum MH 172.
Königreich Preußen.
rivilegium wegen Ausgabe auf den Inhaber lautender Obli- . äber eine Anleihe der Stadt Düren, Regierungsbezirks Aachen, von 330, 000 4
Vom 30. Juni 1875.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛe. ertheilen, nachdem der Bürgermeister und die Stadtverordnetenver⸗ sammlung zu Düren darauf angetragen haben, zur Bestreitung der Koften des Neubaues einer städtischen Gasfahrik ihr zur Aufnahme eines Darlehns von 330,000 Reichsmark, geschrieben Dreihundert⸗ preißigtausend Reichsmark, gegen Ausftellung auf den Inhaber lau⸗ lender und mit Zingcoupons versehener Obligationen Unsere landes berrliche Genehmigung zu ertheilen und bei diesem Antrage im In⸗ leresse der Stadtgemeinde sowohl, alg der Gläubiger sich nichts zu erinnern gefunden hat, in Gemäßheit des 8. 2 Des Gesetzegz vom 17. Juni 1833 wegen Augstellung von Papieren, welche eine Zahlungs ˖ Derpflichtung au jeden Inhaber enthalten, durch gegenwärtiges Privi⸗ legium . landesherrliche Genehmigung zur Ausgabe der ge⸗ dachten Obligationen unter folgenden Bedingungen; ;
1. Es werden ausgegeben vierhundert Obligationen, jede zu sechshundert Mark und dreihundert Obligationen, jede zu dreihundert Mark, ausmachend zusammen Dreihundert und dreißig Tausend Mark.
Die Obligationen werden zu vier und einhalb Prozent jährlich verzinst und die Zinsen am ersten Juli jeden Jahres von der städti⸗ schen Gemeindekasse zu Düren gegen Rückgabe der gefertigten Coupons gezahlt. Zur Tilgung der Schuld werden jährlich vier Prozent von bein Kapitalbetrage der ausgegebenen Obligationen nebst, den Zinsen der ausgeloosten Obligationen verwendet. Der ganze Reinertrag der Gasanstalt wird zunächst für die Zahlung der vorgenannten Tilgung von vier Prozent und der verbleibenze Ueberschuß, soweit er nicht zur Tilgung der älteren Anleihe von 25,090 Thalern auf Grund des Pri⸗ vilegiums vom 25. Januar 1864 in Anspruch genommen wird, eben⸗ falls zur Tilgung dieser neuen Anleihe verwendet. .
Ber Stadtgemeinde bleibt es jedoch vorbehalten, den Tilgungs fonds mit Genehmigung Unserer Regierung zu Aachen zu verstärken und dadurch die Abtragung der Schuld zu beschleunigen; auch soll es derselben freistehen, sämmtliche im Umlauf befindlichen Schuldver⸗ schreibungen auf einmal zu kündigen. .
Den Inhabern der Obligationen steht kein Kündigungsrecht gegen die Stadtgemeinde zu. ö .
5. . Die Leitung der die Austellung, Ver insung und Tilgung der Auszugebenden Obligationen betreffenden eschäfte wird der stãdtischen Schuldentilgung · Kommission übertragen, bestehend aus dem Bürgermeister und zweier von der Stadtverordnetenversammlung zu wählenden Einwohnern Dürens. ⸗
3. Die Obligationen werden in fortlaufenden Nummern und zwar die Obligationen zu 600 M von 1 bis 400 und jene von 300 4 von 401 dis einschließlich 709 nach dem angehängten Schema ansge⸗ stellt und mit Fittr. D. bezeichnet. Die Obligationen werden von den Mitgliedern der Schuldentilgungs Kommisston unterzeichnet und von dem Rendanten der Gemeindekasse kontrasignirt. Denselben ist ein Abdruck dieses Privilegiums beizufügen. .
§. 4. Den Obligationen werden für die nächsten fünf Jahre fünf Zingcoupons und Talons nach dem angehängten Schema beige geben. Mit Ablauf ie und jeder folgenden Periode werden nach vorheriger öffentlicher Bekanntmachung (wie im §. 7) neue Zins coupons und Talon durch die städtische Gemeindekasse zu Düren an hie Votzeiger der Talong oder wenn diese abhanden gekommen sein sohten, dem rechtzeitigen Vorzeiger der Obligationen ausgereicht und baß dieses geschehen, auf den Sbligationen vermerkt, Beim Verluste des Talons erfolgt die Aushändigung der neuen Zins coupons · Serie an den Subs he j Schuldverschrelbung, sofern deren Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist.
z 5. 2 und Talons werden von der Schuldentilgungs .; Kommission und dem Rendanten der Gemeindelasse unterschrieben,
§. 5. Vom Verfalltage ab wird gegen Auzliefernng der Zinz= coupons der Betrag derselben an den Vorzeiger durch die stãdtische
Gemeindekasse gezahlt. Auch werden die fälligen Zint coupons bei
allen Zahlungen an die Kasse, namentlich bei Entrichtung der Kom⸗
munalstenern, in Zahlung angenommen.
5. Bie Zingcoupons werden ungültig und werthlos, wenn sie nicht binnen fünf Jahren nach der Verfallzeit zur Zahlung präsentirt werden. Die da f 63 Fonds verfallen zum Vortheil der
stäͤdtischen Armenkasse zu Düren. .
; j 7J. Die . der zu tilgenden Obligationen werden
jährlich durch das Loos bestimmt und , drei Monate vor
dem Zahlungstermine öffentlich bekannt gema t und zwar durch die
Durener Lokalblätter, die Aachener und Cölner Zeitung, das Amts-
Platt oder den öffentlichen Anzeiger Unserer Regierung zu Aachen
und den Deutschen Reichs und Prenßischen Staats. Anzeiger.
Sollten einzelne der vorbezeichneten Blätter eingehen, so hat die
Schuldentilgung Kommission zu bestimmen welche andern Blätter
an deren Stelle e. 4 und dieses durch die übrigen Blätter zur
öffentlichen Kenntniß zu bringen, ö
ff §. 8. Die Verloosung geschieht unter dem Vorsitze des Bürger ⸗
meisters durch die Schuldentilgunge ⸗Kommission in einem 14 Tage
vorher durch die im 5.7 bezeichneten Blätter zur öffentlichen Kenntniß
ringenden Termine, zu welchem dem Publikum der Zutritt zu ge⸗
atten ift. Ueber die Verloofung wird ein von den Mitgliedern der
Schuldentilgungs ˖ Kommission zu unterzeichnendes Prolokoll auf enommen. .
; 5. 9. Die Auszahlung der aus elgosten Obligationen erfolgt
an den hierzu bestimmten Tagen nach dem Nomina lwerthe durch
die städtische Gemeindekasse an den Vorzeiger der Obligationen egen Auslieferung derselben. Mit dem zur n be ˖
. Tage, nämlich vom 1. Juli ab, hört die er finsung er ausgeloosten Obligationen auf. Mit letzteren sind zugleich die ausgereichten, nach deren Zahlungstermine fälligen Zinscoupons ein ⸗˖ uliefern; geschieht dies nicht, so wird der Betrag der fehlenden ö von dem Kapital gekürzt und zur Einlösung dieser Coupons verwendet. . ;
§. 10. Die Nummern der ausgeloosten, nicht zur Einlösung vorgezeigten Sbligationen sind in den nach der Bestimmung unter 5. . zu erlassenden Bekanntmachungen wieder in Erinnerung zu ringen. Werden die Obliggtionen, dieser wiederholten Bekannt machungen me g
nicht binnen dreißig Jahren nach dem Zah⸗ lungstermine zur Ciniösung vorgezeigt, au
ch nicht der Bestimmung
unter gl gemäß alg verloren oder vernichtet zum Behufe der Er. . e. h , , binnen dieser Frist angemeldet, so sollen nach deren Ablauf die Obligationen als getilgt angesehen wer ben und die dafür deponirten Kapftalbeträge der ftädtischen Ar men · kasse anheimfallen. Die Kapitalbeträge der ausgeloosten Obligationen, 6 nicht binnen drei Monaten nach dem Zahlungtter mine zur Einlösung vorgegeigt werden, werden bei der Sparkasse des Aachener Vereins zur Ii eren der ,, ,. angelegt und die Zinsen dieser Beträge der inn iche. Armen 1 ebenfalls überwiesen.
11. Für die Verzinsung und enn der Schuld haftet die Stadt Düren mit ihrem gesammten Vermögen und. ihren sämmt. lichen Einkünften, und es kann die Stadt, wenn die Zinsen oder ausgeloosten Obligationen , zur rechten Zeit gezablt werden, auf
Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käönig
Erste Beilage
Berlin, Freitag, den 30. Juli
Vorschriften der Verordnung vom 16. Juni 18919 (G. S. S. 167)
wegen des Aufgebots und der Amortisation verlorener oder vernichteter
Staatspapiere §5§. 1 bis 13 mit nachstehenden Bestimmungen An ;
wendung: ⸗ ;
a. ki im 5 1 jener Verordnung vorgeschriebene Anzeige muß der städtischen Schuldentilgungs ˖ Kommission gemacht werden. Dieser werden alle diejenigen Geschäfte und Befugnisse bei⸗ elegt, welche nach der angeführten Verordnung dem Schatz teen er unt zukommen; gegen die Verfügung der Kommission
ndet jedoch der Rekurs an Unsere Regierung zu Aachen statt;
⸗ * im 8§. 5 gedachte Aufgebot erfolgt bei dem Landgerichte in Aachen; ;
. ö. ben 85. 6, 9 und 12 derselben vorgeschriebenen Belannt. machungen sollen durch . 5. 7 gegenwärtiger Bedingungen angeführten Blätter geschehen,. — .
; . r. der im 864 der Verordnung erwähnten sechs Zah⸗ lungstermine sollen vier und an Stelle des im §. 8 erwãhnten achten Zahlungztermines soll der fünfte treten.
Zins coupons können weder aufgeboten noch amortisirt werden,
doch soll für den Fall, daß der Verlust der Zinseoupons por Ablauf
der fünfjährigen Verjährungsfrist bei der Schuldentilgung · Sommission angemeldet und der siattgehabte Besitz der Zins coupons durch Vor⸗ zeigung der Obligationen oder sonst in glaudhafter Weise dargethan wird, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinscoupons gegen Quittung aus-
gezahlt werden. ö . . .
Zur Urkunde dieses und zur Sicherheit der Släubiger haben Wir
das gegenwärtige landesherrliche Privilegium Allerhöchsteigenhändig
vollzogen und unter Unserm Königlichen Inftegel ausfertigen lassen, ohne jedoch dadurch den Inhabern der Sbligationen in Ansehung ihrer Befrledigung eine Gewährleistung von Seiten des Staates zu
bewilligen oder 1 k
8 ms, den 30. Juni ;
Gegeben Bad J. wir hem.
(L. 8.) . Camphausen. Gr. Eulenburg. Achenbach.
Rheinprovinz. Res iernng ener Aachen. Kreis Düren. 168 T.
Důrener gabi Gbligation
Die näheren Bedingungen sind in dem umstehend abgedruckten Privilegium enthalten.
Duren, den 33 3 stãdtische Schuldentilgung · gommission.
9 lich Preußischen Staats⸗A1nzeiger. 1
39* der Gesammtheit aller E
S728.
ewerber; im Jahre 1877 war diese Verhältnißzahl auf 28 gesunken, aber immerhin schießt sie M, 000 Individuen von Ibs C6 Heirathenden in sich. Im Jahre 1865 gah ez erst 4533 Schulbibliotheken in Frankreich mit einer Gesammtzahl von 1833554 Banden, am 1. Januar 1874 aber schon 15,592 Schulbibliotheken mit 11,037 Bänden, das Seine Departe⸗ ment mit Paris nicht eingerechnet. In. derselben Zeit stieg die Zahl der ausgelichenen Bucher dieser Bibliotheken von 179,267 auf äh. z5sb. Wag die Schulen betrifft, so befaß Parig im Fahre 1874 247 öffentliche und 1056 Privatschulen, darunter 114 Kloöster- schulen. Die versicherten Werthe erreichten in Frankreich im Jahre 1573 die Summe von 75,800 Mill. Fres,; sie bilden aher dennoch nur einen Theil des Häuser⸗ und Mobiliarbesitzes.— Neben diesen Zusammenstellungen enthält das Jahrbuch noch Dokumente über die vdolkswirthschaftlichen und finanziellen Verhältnisse der fremden Länder — den „Annales du cemmeres extérieur“ entnommen — einen Ueber- blick über die volkswirthschaftlich! Bewegung des Jahres“, eine finanzielle Revue, eine Bücheranzeige und einen Auszug aus den Arbeiten der „Académie des Sciences morales? und den Sitzungs⸗ protokollen der nationalõkonomischen Gesellschaft.
— Nach der in dem Bericht des Justiz· Ministers Dufaure an den Präsidenten der Republik enthaltenen amtlichen Statistik der Kri⸗ minal⸗Justiz in Frankreich und Algerien während des Jahres 1873 war die Zahl der Selbstmorde im Steigen begriffen; sse betrug 52775 im Jahre 1872 und 5525 im Jahre 1873. Zum Tode verurtheilt wurden 34 Individuen und an 15 wurde das Ur. sheil vollstredt. Die Zahl der Preß., und politischen Prozesse vor den Schwurgerichten belief sich auf 35 gegen 74 im Vor jahre und 146 im Jahre 1871. Von 68 Angeklagten wurden 35 frei · gesprochen, 6 zu einer Geldstrafe, 24 zu Gefängniß bis zu einem Jahre und 3 zu . Haft verurtheilt. An fremde Regierungen ausgeliefert wurden 237 Individuen, nämlich 95 an Belgien, 5l an Italien, 35 an die Schweiz, 23 an Deutschlgnd, 13 an panien, 4 an England, 3 an die Niederlande, 3 an Rußland, 1 an Desterreich und 1 an Luxemburg. Von fremden Regierungen an Frankreich wur- den 137 Perfouen ausgeliefert, nämlich 71, von der Schweiz, 393 von Belgien, 5 von Deutschland, 8 von Spanien, 7 von Italien, 27 von Brasilien und 1 von England.
— Die Nachrichten über Indu strie, Handel und Ver kehr aus dem fstatistischen Departement im. Kaiserli i Handels Ministerium (Wien, 155. In Kommission bei Ferd. eyer) enthalten im VIII. Band, VII. Heft, folgende Mittheilungen der Kaiserlichen und Königlichen österreichisch ungarischen Konsulats⸗ behörden: Leipzig (Ostermesse 1875). — Edinburgh (Handels und Schiffahrtsverkehr im Jahre 1874). — Taganrog Schiffahrts- und Handelsverkehr im Jahre 1874). — Amsterdam Handel und Schiff⸗ fahrt im Jahre 1874). — Serajevo (wirtbschaftliche Lage von Bos⸗ nien, mit pefonderer Rücsicht auf das Jahr 1873). Personalnachrichten.
Land⸗ und Forstwirth schaft.
Neu tomischel, 2. Juli. Die Hapfenanlagen hier und in der Umgegend, die durch den mehrere Tage anhaltenden QOstwind chon zu kranken begannen, gewähren, nachdem sie durch die Nieder⸗ hi, der letzten Tage wieder erquickt worden sind, einen recht er⸗ freulichen Anblick. Sie stehen jetzt in vollster Blüthe, und dürfte,
Littr. i trolbu Beigefügt sind die Coupons . h ee, 6 81 nebft Talon.
Ausgabe auf den Inhaber lau- Stadt Düren, Regierungs⸗ Juni 1875.
Rbeinrror Regierung ah eg irt Aachen. Kreis Düren. rn, 22 Zinscoupon zur Dürener Stadtobligation Nr
Reichsmark.
Inhaber dieses Coupons empfängt am die Zinsen der obengenannten Dürener Stadtobligation vom 15 bis dahin. aug der stãdtischen Gemeindekasse zu Düren mit... 3 Reichswährung.
Düren,
über
s wir ungültig und werthlos, wenn dessen Verfallzeit nicht erhoben ist.)
Rheinprovinz. Regierungsbezirk Aachen. Kreis Düren.
alon. ö Inhaber dieses Talons empfängt Rückgabe zu der Dürener Stadtobligation Nr. . Reichsmark die . Serie Zinscoupons für die Zeit vom 1. Juli . . .. bis dahin bei der Gemeindekasse Düren.
anzeigt und Coupons an den Präs schen Schuldentilqungs ·
Statistische Nachrichten.
roßbritanniens Kohlentranspeort umfaßte im Jahre 1874 n,, Ausweisen r ie 13, 9297, 205 Tonnen. Von dieser naniilät wurde nahezu ein Drittel nach Frankreich und Deutschland verschifft. . . — Das französtsche Jahrbuch für Vollswirthschaft und Statistik: „Annuaire de k6Economie politigue et, de ia statistique“ fuͤr 1875 ist soeben erschienen. Der gegenwärtige Jahrgang des An- hugire enthält eine Darstellung der Hen lkernngsben eg um in Frank reich, jedoch nur bis zum Jahre 1872 incl. Im Jahre 1870 hatte die Zahl der Todesfälle die der Geburten um 163, 394 überstiegen und im folgenden Jahre 1571 gar. um 444.889, fast um eine halbe Million. 1872 war das Verhãltniß schon wieder umgekehrt, die Ge⸗ hurten Kberstiegen die Todesfalle uin die Zah! von 172,936 oder 9485 auf je 100 Einwohner, die höchste Ueberschreitung in dieser Richtung seit 1830. Noch gunstiger stellt sich die Zunghme der Eheschließungen bar. Die Zahl derselben betrug im Jahre 1872: . oder O,. 98 auf je 100 Einwohner. Im ahre 1870 war Hiese erhältnißzahl auf d, 60 x gefunken und hatte niemals G, 82x überstiegen. Die Zahl der Heirathen i im Jahre 1872 die höchste, die jemals in ankreich auch in den glücklichsten Jeitläuften errei t worden ist. Die Zahl der Todes fãlle hatte im 6 1869 S6, 326 betragen, im Kriegsiahre 1870 stieg sie auf 1516, 909 und im Jahre 1577 auf 1271 016, sank aber schon 52M wirber' auf M2, hö, d. h. um liUhs unter die Ziffer des Normaljahres 1869. sz war die Zahl der senigen. die bei der Ehe
wenn nicht nachtheilige Witterungseinflüsse sich wieder geltend machen, eine recht zufriedenstellende Ernte zu erwarten sein.
Aus der nassauischen Mainebene, 23. Juli, (Rhein. Kur) Das Korn steht dünn, erreicht nur die Höhe zwischen 5 und 6 Fuß und verspricht hinsichtlich des Körnerertrages nur eine be⸗ scheidene Ernte. Der Weizen ist fast durchgãngig kurzhalmig, oft fehr kurzhalmig geblieben, steht im Ganzen leidlich dicht und zeigt nur mittelgroße, aber lückenlose Aehren. Die Gerste steht durchschnitt⸗ lich schön und hat normale Höhe und kräftige Achren. Nur da, wo man Klee unter ste gesäet hat, ist ihr Stand dünn; dagegen hat in diesem Falle der dicht ftehende Klee oft 3 . eigenen Höhe. Ueberhaupt war seither die bedauerliche nasse Witterung der Vegetation der e, n äußerst förderlich. Am n unter sämmtlichem
etreide steht der Hafer, voll und dicht gepflanzt, hat er eine respektable Höhe und reichen Körneransatz. Jedoch ist der sog. „Brand“ häufig. Besonders gut ist dieses Jahr der Fahnenhafer, ber aber im Maingau seltener kultivirt wird, gerathen. Der Sommerhafer, wohl gerathen, harrt der Sense. Der die Gemar · fungen Wallau, Diedenbergen, Marxheim, Hattersheim und Kelster⸗ bach zu Anfang Juni betroffene große Hagelschlag läßt bis heute in den heimgesuchten Strichen seine verheerende Wirkung no recht deutlich erkennen. Die Kartoffeln stehen gut, auch zeigt sich bis fetzt noch nur sehr vereinzelt der verhãngni wolle Pilz aber bei fortdanernder Nässe ist Alles für sie zu b äürchten. Die Knollen⸗ gewächse entwickeln sich en jedoch findet 6 der Engerling häufig an der Wurzel; in diesem Falle ist die Pflanze unrettbar verloren. Manche Runkelrübenäcker zeigen , von in Folge des Wurzel abbisses hingewelkten Pflanzen. Der Kernobstreichthum ist unendlich groß; auch 6 giebt es recht viele; etwas weniger reichlich, aber immer noch augreichend ist der Ertrag des Ay baumz. — Die Weizenpreise, e seither äußerst niedrig standen, sind um ein Viertel
eftiegen. Es lagert noch viel Weizen. — Trotzdem das Korn schon 4 ochen und die Gerste nunmehr fast durchweg auch reif ist, ist borerst noch keine Aussicht auf besseres Erntewetter vorhanden. Fast jeder Tag bringt Regen.
— In der Elbaue bei Belgern, Jahr in Folge der Trockenheit sehr durch ttermangel gelitten, ist im laufenden Jahre ein Umschlag zum Besseren erfolgt indem das Heu einen zufriedenstellenden Ertrag geliefert hat, und auch bessere Erträge für Grummet, Rüben, Kartoffeln u. s. w. in Aussicht stehen. Au ist die noch nicht beendete Roggenernte, welche einen recht guten Körnerertrag giebt, bis jetzt durch Regenwetter nicht unterbrechen. Ebenso hat der Schnitt des Hafers, welcher sehr gut lohnen dürfte, bereits begonnen.
— Aut dem Obrabruche, 23. Juli. Nachdem die Roggen. ernte biz auf wenige Růckstũnde ast überall beendigt ist, läßt sich bas Resultat derselben, der ‚Pos. Z. zufolge dahin zusammenfassen, daß der Strohertrag geringer, der. Koöͤrnerertrag dagegen bedeutend ef e ist al im vorigen Jahre. Es dürfte daher eine gute Mittel- rrnte zu verzeichnen an Berste und Hafer sind meist kurz geblie⸗ ben, boch wird ersterr im Körnererlrage besser ausfallen als letzterer. EGrßsen, die viel von Mehlthau gelitten haben, werden in Siroh und Körnern nahejn eine Mittelernte ergeben. Die wenigen Weizenfelder
ehen n gut und berechtigen zu den besten n,, . Der y. ft ,. kurz geblieben, sonst aber fein und körnerreich,
die in den letzten Jahren
ü rtoffeln und Futterrüben stehen in Folge des öfteren me, ,, oer e r , en e dee, dg, Weniger gut sind — 2 4 en, indem
haben. . ümlich ist,
ufigen Nieder⸗
Regens der letzten ö Dolden zeigt.
kurz im Stroh sind und wenig Schoten
aß sich die Äussichten auf die Heuernte trotz der h chläge in diesem Monat wenig gebessert haben. Das Heu wird in
big? dessen wieder fehr cheuer sein, wenn nicht eine gnts Kartoffel; und Rübenernte das Manko noch etwas ausgleicht. Bis jetzt 4 freilich der Knollenansatz bei den Kartoffeln noch gering, doch steht n hoffen, daß dieselben das Versäumte nachholen und einen reichen
l lben d die Glaͤubiger gerichtlich verklagt werden, 5 — der ver ö. egangenen oder vernichteten
6 Obligationen finden die auf die Staate schuldscheine Bezug habenden
schließung erklärten, ihren Namen nicht unterfertigen zu können, noch
rtrag liefern werden.