1875 / 178 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 31 Jul 1875 18:00:01 GMT) scan diff

burg⸗Lippesche Ablösungs⸗Tilgungskasse, Schuld verschreibun⸗ gen. Ungarifche Bodenkredit⸗Aktien⸗Gesellschaft, Pfandbriefe.

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Aichtamtliches. Deutsche s Reich.

Preußen. Berlin, 31. Juli. In den deutschen Münzstätten find bis zum 17. Juli 1875 geprägt: an Goldmünzen: 885, 539, 460 S6 Doppelkronen, 264,101, 300 6 Fronen; an Silbermünzen: 20,915,175 S 5 ⸗Mackstücke, 76,018,537 S 1⸗Markstücke, 16,809, 191 S 40 8 20 Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 8,402,978 S 70 83 10⸗ Pfennigstücke, 4 188. 402 6 O05 8 5-Pfennigstücke; an Kupfer⸗ münzen: 3,235,658 16 3 2⸗Pfennigstücke; 1577, 837 10 3 1⸗Pfennigstücke. Gesammtausprägung: an Goldmünzen: 1,145,640 760 MS; an Silbermünzen: 113,742,903 S 40 3; an Nickelmünzen: 12,590,430 S 75 8; an Kupfermünzen: 4,813,496 SV 26 8.

Zur Charakterisirung der Sachlage, aus welcher die internationale Organisation des Maß⸗ und Ge⸗ wichtswesens hervorgegangen ist, werden hiermit nach den Protokollen einige Erklärungen, welche von dem deutschen Delegirten, Professor Dr. Förster, in den Konferenzen der wissen⸗ schaftlichen Delegirten abgegeben worden sind, und sodann einige Stellen aus dem Vortrage mitgetheilt, mit welchem der fran⸗ zösische Delegirte Hr. Dumas, Sekretär der Akademie der Wissen⸗ schaften zu Paris, der diplomatischen Konferenz die Berathungs⸗ Resultate der wissenschaftlichen Delegirten dargelegt hat.

Professor Dr. Förster hat in der ersten Sitzung der Spezial⸗ konferenz am 4. März 1875 Folgendes erklärt:

„Meine Instruktionen fordern als die Vorbedingung der ferneren Betheiligung Deutschlands an irgend einer gemeinsamen Unterneh⸗ mung auf dem Gebiete des Maß. und Gewichtswesens die Begrün—⸗ dung einer wissenschaftlichen Inftitution von interngtionalem und neu—⸗ tralem Charakter, welcher die Feststellung, die Aufbewahrung und die künftige Anwendung der metrischen Prototype übertragen werden muß, und welche selbst unter die ausschließliche Leitung einer inter nationalen Kommission gestellt werden muß, deren Mitglieder von den an der vertragsmäßigen Organisation betheiligten Regierungen zu er⸗ nennen sind. Der Sitz dieser internationalen Maß und Gewichts⸗ institution wärde Paris sein, wenn die französische Regierung dieselbe in vollkommen neutralen und unabhängigen Gestalt anneh⸗ men will.

Ich bemerke, daß diese meine Instruktionen nicht neu sind. Es sind genau dieselben, welche ich bereits für die Versammlung der in⸗ ternationalen Meterkommission im Jahre 1872 empfangen hatte, und welche ich bereits zu vertreten Gelegenheit hatte, als mir in jener Konferenz der Vorsitz der Subkommission Nr. 7, deren Aufgabe aus-⸗ schließlich die Vorberathung einer internationalen Maß und Gewichts⸗ organisation sein sollte, übertragen worden war. Jene Anforde⸗ rungen meiner Instruktion haben alsdann in allen wesent⸗ lichen Punkten Aufnahme gefunden in einem fast einstimmi⸗

en Beschlusse der internationalen Kommission. In diesem Be⸗ chlusse“) ist bereits der allgemeine Zweck und die Wichtigkeit der Einrichtung eines internationalen Maß⸗ und Gewichtsbureaus so klar und vollständig ausgedrückt, daß ich nichts hinzuzufügen habe. Mit meinen Instruktionen befinde ich mich demnach, so zu . im Herzen der Forderungen, welche von der großen Mehrheit der Fach⸗ männer aller Nationen aufgestellt worden sind, um eine vollständige und dauerhafte Reform der höchst unbefriedigenden Lage herbeizufüh⸗ ren, in welcher sich gegenwärtig die Wissenschaft und die Präzistons⸗ mechanik in Bezug 3. die genaue und gleichförmige Kenntniß und Anwendung der metrischen Einheiten befindet.

Ich erlaube mir auf den Tisch der Spezialkommission das erste Druckexemplar einer Arbeit niederzulegen, welche von einem meiner Mitarbeiter bei der deutschen Normal⸗Eichungskommission ausge⸗ führt worden ist, und welche kritische Studien über die Veränderlich⸗ keit der Platingewichte enthält, auf Grund der sämmtlichen Präzisions⸗ vergleichungen, welche bisher in allen Ländern mit Normalgewichts⸗ stücken dieser Art ausgeführt worden sind.

Diese Abhandlung ist geeignet, durch das, was sie sagt, und nicht sagt, deutlich erkennen zu ichen von welcher Art die schwerwiegenden Ungenauigkeiten und die Kraft⸗ und Zeitverluste innerhalb eines Zu- 5 der Maßwissenschaften sind, welcher nicht andauernd durch

rgane von hohem Verständniß kritisch überwacht wird.“

In einer der folgenden Sitzungen hat der deutsche Delegirte ferner erklärt, daß es für alle diejenigen Nationen, welche das metrische System angenommen hätten, von der größten Bedeu tung sei, nunmehr fuͤr die ganz allgemeine Annahme und Ver⸗ breitung desselben nachdrücklich zu wirken. Die entscheidensten Maßregeln in dieser Beziehung würden aber diejenigen sein, welche zur gemeinsamen wissenschaftlichen Vervollkommnung des metri⸗ schen Systems ergriffen würden; denn überall sei die Annahme des metrischen Systems durch die energischen Forderungen der Männer der Wissenschaft und der Präzisionstechnik, welche in der Lage gewesen seien, die methodischen Vorzüge desselben zu würdigen, entschieden worden. Der öffentliche Verkehr werde nie⸗ mals direkt durch irgend welche Vorzüge eines Maß- und Ge⸗ wichtssystems bestimmt werden, dasselbe anzunehmen, sondern er werde, entspre end der natürlichen Trägheit aller Gewohnheits⸗ verhältnifse, stets die Neigung haben, bei dem Hergebrachten zu verharren. Man dürfe also, wie von Seiten eines Gegners der internationalen Maß⸗ und Gewichtsorganisation in der Versamm⸗ lung geschehen nicht behaupten, die letztere sei unnöthig, weil der öffentliche Verkehr keiner solchen ö. bedürfe.

Es müßten die Fortschritte, welche sich erst sehr allmählich auch innerhalb des öffentlichen Verkehrs als tiefe Wohlthaten er⸗ kennbar machten, demselben stets durch die energischere Erkennt⸗ niß derjenigen Gebiete menschlicher Arbeit, welche mit bewußter Methode verfahren, zum eigenen Besten aufgedrungen werden. Man werde demnach am sichersten an der für allen menschlichen Verkehr erstrebenswerthen Gleichartigkeit der Maß⸗ und Gewichts⸗ einrichtungen arbeiten, wenn man die Interessen der Wissen⸗ schaft und Präzisionstechnik auch derjenigen Länder, welche das metrische System noch nicht angenommen haben, durch innere Vervollkommnung und Sicherung der Fundamental⸗Einrichtungen desselben, wie sie allein durch eine centrale wissenschaftliche Orga⸗ nifation erreicht werden könne, desinitiv für dasselbe gewinne.

In demselben Sinne, wie der deutsche Delegirte, haben sich der Delegirte der Schweiz, Professor Hirsch, der spanische Delegirte, General Ibanez, der russische Delegirte, Professor Wild, und der österreichische Delegirte, Professor Herr, nachdrück⸗ lichst an den Berathungen betheiligt.

) Die wesentlichsten Bestimmungen dieses Beschlusses sind im Art. 6 des Vertrages vom 20. Mai 1875 ᷓᷓ

In der Rede des französischen Delegirten, Srn. Dumas, in der 2. Sitzung vom 12. April 1875 heißt es zum Schlusse:

„Es genügt nicht, daß in einem gegebenen Zeitpunkte Kopien des Urmaßes und Urgewichteg, hervorgegangen aus den Händen geschickter Künstler und durch genaue Prüfungsmethoden kontrolirt, den verschie⸗ denen Staaten geliefert werden, welche die Anwendung dez metrischen Maß⸗ und Gewichtssystems adoptiren wollen; es muß hinzukommen eine Einrichtung, durch welche die Beziehungen, die zwischen den Kopien und den gemeinsam gufzubewahrenden Originalen stattfinden, jederzeit veriftzirt und nach ö berichtigt werden können.

Um ferner das Vertrauen aufrecht zu erhalten, welches die Grundlagen des Maß und Gewichtssystems in den einzelnen Staaten genießen müssen, wird es nothwendig sein, stets den Fortschritten der Wissenschaft und Präziston zu folgen und in einer dauernden Central⸗ institutlon die Kopien des Urmaßes und Urgewichtes zum mindesten jedesmal dann aufs Neue zu verifiziren, wenn irgend ein erheblicher Fortschritt in der Kenntniß der Vergleichungsmethoden und der Eigen⸗ schaften des Materials eingetreten ist, und jedesmal, wenn sich irgend ein Zweifel über die Zuverlässigkeit und Leer n ten irgend einer der Kopien ergeben hat.

Die Oeffentlichkeit, gewöhnt, die Wohlthaten der Wissenschaft als Naturgaben wie Licht und Luft hinzunehmen, könnte fragen: wozu so viele Feinheiten nothwendig sind. Ich brauche indeß in einer Versammlung von Männern, welche gewöhnt sind, die fun damentale Bedeutung der höchsten Wahrheiten des Rechtes und der Moral für das menschliche Geschlecht zu würdigen, nicht die Vertheidigung eines Unternehmens zu führen, welches bestimmt ist, als Ausgangs- und Mittelpunkt für die Anwendung aller Hülfsmittel zu dienen, die zur Entdeckung und Verbreitung der höch—⸗ sten Wahrheiten der Naturerkenntniß führen. Das Menschengeschlecht ist bereits vereinigt auf dem Gebiete des Zahlenreiches vermittelst des dezimalen Systems, möge nun auch eine noch engere Vereinigung ge⸗ gelingen durch eine gemeinsame Behandlung der konkreten Darstellun-⸗ gen des Zahlenreiches vermittelst der allgemeinen und gleichartigen Anwendung der Bezeichnungen und der Grundtypen des dezimalen metrischen Systems!“

Die in der gestrigen Nummer d. Bl. nach der sorgfältigen Arbeit des Dr. V. Hensen aus dem neuesten Jahresbericht der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere mitgetheilten Angaben aus dem Ergebniß der statistischen Ermittelungen über den Betrieb der Seefischerei an den deutschen Küsten stützen sich auf von der Kommission aus⸗ gegebenen Fragebogen, welche im Wesentlichen die angegebenen Rubriken enthielten. Diese Fragebogen sind aus einzelnen Kreisen z. B. aus Rügen, einigen Theilen der Haffe, und zwar sehr genau, durch Fischereibeamte, die sog. Fischkieper beantwortet, andere wieder von den Landrathsämtern auf Grund von Ver⸗ nehmungen der betreffenden Ortsvorstände, eine Reihe auch von den Bürgermeistern der Städte, weitere von sachverständigen Fischhändlern, sehr viele endlich direkt von den Ortsvorstehern, mit oder ohne Hülfe der Fischer, älterer Leute, ausgefüllt worden. Werden die erhaltenen Zahlen auf die Küstenlänge bezogen, welche für das Deutsche Reich an der Ostsee roh 186,25 Meilen ausmacht, so kommen im Gesammtdurchschnitt auf eine Meile Küste ohne Berücksichtigung der Haffs 2,65 Fischerorte mit 25,6 gewerbsmäßigen Fischern, 16, Gehülfen derselben und 14,7 Ge⸗ legenheitsfischern. Diese 57 Fischer besuchen auf 26,2 Böten eine Fläche von 1,91 Qu.⸗Meilen. An der Nordsee stellt sich die Küstenentwicklung des Deutschen Reichs, Helgoland mit einge⸗ rechnet, auf 72 Meilen; es entfallen mithin auf jede Meile der⸗ selben nur 1,A35 Fischerorte mit 13.6 gewerbsmäßigen Fischern, 12,4 Gehülfen derselben und 5.7 Gelegenheitsfischern, welche mit 8.5 Fahrzeugen 7 Qu.⸗Meilen befischen. Vergleicht man die Küsten⸗ länge der einzelnen Staaten resp. Provinzen mit dem befischten Gebiet, so ergiebt sich für die Ostsee, daß Mecklenburg mit nur 1,15 Qu. ⸗Meilen und Schleswig⸗Holstein, einschließlich Lübeck und Ostseeküste von Oldenburg, mit 149 Qu⸗Meilen pr. Meile am wenigsten ausgedehnt fischen; Pommern dagegen hat 2,42 (mit Köslin 2,91, Stettin 4,14, Stralsund 1,56 Qu.⸗Meilen) und Preußen 1K 93 (mit Königsberg 203, Danzig 2,19 Qu.Meilen) pr. Meile. Die hohe Zahl für Stettin entsteht namentlich durch

die Aalbecker Fischerei, die sich bis weit an die Ostküste Rügens hinauf

ausdehnt. Wird die Anzahl der Fahrzeuge per Meile mit der pro Meile befischten Fläche multiplizirt, so tritt der numerische Aus⸗ druck für die Bedeutsamkeit der Fischerei pro Meile Küste zu Tage. Es ergiebt sich, die mittlere Bedeutsamkeit 1 gesetzt, für Königsberg 0,5, Danzig 1,B95, Cöslin O 86, Stettin 2,73, Stralsund 1K 15, Mecklenburg 0.39, Schleswig ⸗Holstein mit Lübeck und Oldenburg 0, 81; wird das einschlägige Ergebniß der Provinz Preußen als mittlere Bedeutsamkeit 1 an⸗ genommen, so beträgt für Pommern die entsprechende Zahl 1,36, für Mecklenburg, Schleswig⸗Holstein u. s. w. O, 67. Der Fischereibetrieb in Mecklenburg ist also am unbedeutendsten, dann folgt der Regierungs⸗Bezirk Königsberg, Schleswig⸗Holstein und Regierungs⸗Bezirk Cöslin, während gleichwohl sich hierbei für die westlicheren Theile in Folge einer größeren Anzahl der Fahrzeuge das Verhältniß noch günstiger gestaltet. Auf die Zahl der Fischer nämlich berechnet, beträgt der Ausdruck der relativen Bedeutung des Betriebes für Mecklenburg nur O, 23, für Schleswig⸗Holstein 61, Königsberg O, 72, Stralsund 1L07, Köslin 1,24, Danzig 1,99, Stettin 3,58. Die Dichte der Böte in den Haffen ist fast vier Mal so groß, wie an der Küste, sie steigt von Osten nach Westen. An der Küste ist das Mittel der Dichte 13,7. Dies Mittel wird an dem westlichen Theil ein wenig überschritten, östlich bleibt die Dichte etwas zurück, na⸗ mentlich in Pommern mit 11,6 Böten per Qu.⸗Meile. Daß Preußen günstiger steht, 6. namentlich auf der Dichte der Befischung im Danziger Bezirk (20,3).

Anträge auf Gnadenbewilligungen für Hinter⸗ bliebene von Militärpersonen der Unterklassen kön⸗ nen nur noch dann berücksichtigt werden, wenn sie sich auf ärzt⸗ liche Zeugnisse stützen, die für die Beurtheilung und Entschei⸗ dung der Frage über den ursächlichen Zusammenhang des Todes der betreffenden Personen mit dem Feldzuge von 1870 71 posi⸗ tive Momente ergeben und namentlich darüber Aufschluß ver- schaffen, ob die Leute entweder thatsächlich schon im Kriege selbst an Zuständen gelitten haben, welche die Entwickelung der später hervorgetretenen tödtlichen Leiden begünstigen, oder sehr bald nach ihrer Entlassung an solchen Zuständen oder Leiden erkrankt sind. Die a müssen sich über den ursächlichen Zusammenhang des Todes mit dem Feldzuge um so bestimmter aussprechen, se später der Todesfall eingetreten ist, je weniger also dieser Zusammenhang präsumirt werden kann. Wenn diese nothwendigen posttiven Unterlagen nicht beschafft werden können, vielmehr nur Hypothesen und Vermuthungen den An⸗ trägen zur Seite stehen, so werden letztere zurückgewlesen werden.

Die geschäftliche Thätigkeit eines Sisenbahn⸗Kon⸗ sortiums fällt, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tri⸗ bunals II. Senat) vom 24. Juni d. J., nicht unter die Be⸗ stimmungen des und zwar unter die Lehre von den Verträgen über Handlungen.

In der Königlichen Hofbuchhandlung von C. S. Mittler u. Sohn hier ist eine neue, am 1. Juni abgeschlossene „Rang⸗

delsrechts, sondern unter das Civilrecht,

und Quartier⸗ sowie Anciennetäts⸗Liste der Kaiser⸗ lichen Marine für das Jahr 1875“ erschienen. Dieselbe,

redigirt in der Kaiserlichen Admiralität, enthält ein vollständige ;

Verzeichniß aller der Kaiserlichen Marine angehörigen Offiziere,

Aerzte und Beamten einschließlich der der Marine⸗Reserve und

Seewehr, des See⸗Bataillons und der See⸗A rtillerie⸗Abtheilung ferner eine Liste der Kriegsschiffe und Kriegs⸗ Fahrzeuge sowie der Fahrzeuge zum Hafendienst, und genaue Verzeichniß der Stäbe der in Dienst gestellten, in hei⸗

mischen und in ausländischen Gewässern sich befindenden Schiffe

und Fahrzeuge.

Am 28. d. starb Graf Adolf Wilhelm Hans v. Königs⸗ marck-Berlitt, Wirklicher Geheimer Rath und Vize⸗Ober⸗ Schloßhauptmann, Domherr zu Havelberg, Vorsitzen der des Kom. munal⸗Landtags der Kurmark Brandenburg, Mitglied für die Kriegsschulden⸗Angelegenheit des Ersten kurmärkischen Verbandes, sowie Mitglied des Engeren Ausschusses der Hauptritterschaftz⸗ Direktion der Kur⸗ und Neumark. .

Am 28. d. M. verschied im Schlosse zu Lanke bei Biesenthal die Gemahlin des Oberst⸗Kämmerers Grafen Redern. Die feierliche Beisetzung der Verstorbenen soll am Montag, den 2. August d. J., Mittags 12 Uhr, in der Kirche zu Görlsdorf bei Angermünde erfolgen.

Breslau, 31. Juli. (W. T. B.) Wie der „Breslauer Morgenzeitung! aus Neisse gemeldet wird, hat der Fürst= bischof Dr. Foerster dem Ober⸗Präsidenten unter Bezug= nahme auf die betreffende Kabinets-Ordre abermals die beab=

sichtigte Berufung eines Priesters zum Regens der geistlichen

Anstalt angezeigt.

Baden. Karlsruhe, 29. Juli. Der altkatholische Bi⸗ schof Dr. Reinkens wird zur Spendung des Sakraments der Firmung am nächsten Sonnabend Abend hier eintreffen. Die in

Offenburg am 24. d. unter Vorsitz des Bischofs Reinkens ab⸗

gehaltene Konferenz von 17 altkatholischen Geistlichen und 39 weltlichen Kirchenvorstands⸗Mitgliedern hatte neben der Anbah⸗ nung des äußeren und inneren Ausbaues des Altkatholizismus, sowie der Ordnung des Vereinswesens ꝛe., besonders die Haltung gegenüber dem Gesetzesparagraphen über die Gemeindebildung bei einer „erheblichen Anzahl altkatholischer Gemeindeglieder“ zum Zweck. Es wurde beschlossen, dahin zu wirken, daß ein die Rechte der Altkatholiken bestimmter wahrender Ausdruck bei der nächsten Landtagssitzung zur Annahme gelange.

Lübeck, 28. Juli. Das Steuerdepartem ent hat dem Senate Bericht und Abrechnung über seine Verwaltung in Jahre 1874 erstattet, aus welcher hervorgeht, daß die jährliche Steigerung des Ertrages der Einkommensteuer seit ihrer Bast⸗

rung auf der Selbstschätzung der Stenerpflichtigen im Jahre

1865 auch im vorigen Jahre wieder stattgefunden hat. Auf Grund eines Reinertrages der Steuer im Jahre 1873 von 322, 850 Ct. Mk. war der Ertrag für 1874 auf 306,000 Ct. Mk. veranschlagt, hat jedoch 359,400 Ct. Mk. erbracht, also 53,400 über den Anschlag und 36,550 Ct. Mk. mehr, als das Vorjahr. Am Schluß des Jahres versteuerten 16,909 Kontri= buenten ein Einkommen von 19,103,300 Ct. Mk., während im Jahre vorher 16,0953 Kontribuenten für 17,039. 000 Ct. Mk. steuerten; das durchschnittliche steuerbare Einkommen betrug also 1129. 7 Ct. Mf. in 1874 gegen 1076. 8 Ct. Mk. in 1873. die durchschnittliche Steuer des einzelnen Kontribuenten war 2 Mk. 143 Schill. in 1874 und nur 20 Mk. 10.3 Schill. in 1873. Die Erbschaftssteuer, welche ebenfalls Seitens des Steuer⸗ departements erhoben ward, sich jedoch der Natur der Sache nach im Voraus sehr schwer schätzen läßt, hat 59, 927 Ct. Mk. erbracht, während nur 24,000 Ct. Mk. als Voranschlag ins Budget aufgenommen waren.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 29. Juli. Die Kaiserin hat heute die Reise von Ischl nach Sassetot angetreten. Der Erzherzog Kronprinz Rudolf ist heute von Schönbrunn nach Ischl abgereist.

Der Vize⸗Präsident des preußischen Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Camphausen ist in Innsbruck angekommen.

31. Juli. (W. T. B.) Nach der „Neuen freien Presse⸗ beträgt der Gesammtanspruch des Kriegs⸗Ministers im Budget pro 1876, mit Ausschluß der Forderung für die Ma⸗ rine, 103, 430 000 Fl., wovon 92,230, 000 Fl. auf das Ordi⸗ narium, 11,200,000 Fl. auf das Extraordinarium entfallen. Gegen das Budget von 1875 stellt sich daher ein Nettomehr⸗ erforderniß von 7, 173 572 Fl. heraus, und es würde sich, falls von dem außerordentlichen Mehrerforderniß von 6 Millionen füt Kanonen abgesehen wird, die pro 1876 etatisirte Forderung noch , Fl. niedriger, als die pro 1875 veranschlagte be⸗ aufen.

Großbritannien und Irland. London, 30. Juli (W. T. W.) Das Oberhaus hat die Konzession zum Bau eines unter dem Kanal von la Manche hinfüh⸗ renden Tunnels in dritter Lesung genehmigt. Das Unterhaus nahm die Vorlage über die Handelsschiffe in zweiter Lesung einstimmig an. Auf eine bezügliche Anfrage Denisons erklärte der Unterstaatssekretär im Departement des Auswärtigen, Bourke, der englischen Regierung sei keine Ein⸗ ladung zur Theilnahme an einer weiteren Konferenz über die völkerrechtlichen Gewohnheiten im Kriege zuge—⸗ gangen, auch seien die Ansichten derselben über diesen Gegenstand unverändert die naͤmlichen, wie früher. Auf ein weitere Anfrage O'Cleryes bestätigte Bourke, daß verschiedene Ortschaften an der kantabrischen Küste durch eine spanische Fregatte bombardirt worden seien; derselbe fügte hinzu, wie er nicht glaube, daß etwaige Vorstel= lungen dagegen irgend welchen Erfolg haben würden, so sehr er auch die Leiden derer zu mildern wünsche, die am Kampfe selbst nicht aktiv theilnähmen. Endlich beantwortete der Unter⸗ staatssekretär im Departement der Kolonien, Lowther, eine An⸗ frage Hugessens dahin, daß seit langer Zeit schon Verhand⸗ tungen mit der französischen Regierung über einen Territorialaustausch an der afrikanischen Westküste gepflogen würden, daß dieselben aber bis jetzt noch zu keinem bestimmten Ergebniß geführt hätten.

: ankreich. Paris, 30. Juli. misslon ist nach den letzten Wahlen aus folgenden Abgeord⸗ nenet zusammengesetzt: d' Aboville, Combier, Kergorlay, Hrer⸗

Die , ,,,,

zog Larochefoucauld⸗ 3 von der äußersten Rechlen, de

Bagneux de Beauville, de Ploeuz von der gemäßigten Rechten,

de Barante, Courbet⸗Poulard, Mettetal, Pages⸗Duport und

Prétavoine vom rechten Centrum, Moreau und Vingtain von

der Gruppe Lavergne, Laboulaye, Philippoteaur, Ernst Picard, Rampont und Scherer vom linken Centrum, Arago, Noël⸗Par⸗

endlich das

60.280 bestätigt wurden.

fait, Rameau und Valentin von der Linken, Laurent Pichat und Lepère von der äußersten Linken.

Verfailles, 30. Juli. (W. T. B. Die National⸗ versammlung erledigte heute die Budgets für Landwirth⸗ schaft, Handel und öffentliche Arbeiten, und genehmigte die Er⸗ richtung praktischer Ackerbauschulen. Ferner wurde be⸗ schlossen, die Sitzungen künftig eine Stunde früher, als seither beginnen zu lassen. Die Berichterstattung über die beantragte Aufhebung des Belagerungszustandes wurde bis nach den Ferien vertagt.

Spanien. Madrid, 30. Juli. Nach über Paris einge⸗ gangenen Nachrichten haben die Carlisten den Versuch gemacht, Logrouüo zu bombardiren, sind aber mit nicht unerheblichen Verlusten zurückgeworfen worden.

Italien. Turin, 31. Juli. (W. T. B.) In dem hie⸗ sigen Strafhause haben die Gefangenen mit den Waffen in der Hand revoltirt. Nachdem zwei Wächter von ihnen ver⸗ wundet waren, mußten die zu Hülfe gerufenen Truppen von den Waffen Gebrauch machen, worauf die Ordnung wiederhergestellt wurde. Die Untersuchung wegen dieses Vorfalls ist bereits ein⸗

eleitet.

ö. Palermo, 31. Juli. (W. T. B.) Bei den hierselbst statt⸗ gehabten Wahlen zum Gemeinderath wurden 19 Mit— glieder der liberalen und 5 der klerikalen Partei gewählt.

Türkei. Konstantinopel, 30. Juli. (W. T. B.) Das hier verbreitete Gerücht von einem bereits erfolgten Wechsel in der Person des Großvezirs hat bis jetzt offiziell noch keine Bestätigung gefunden, doch wird in diplomatischen Kreisen die Demisston des Großvezirs als demnächst bevorstehend erwartet.

Belgrad, 31. Juli. (W. T. B.) Fürst Milan ist, von drei Adjutanten begleitet, in vergangener Nacht im strengsten Inkognito nach Wien abgereist.

Rumänien. Wie das „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗ Bureau“ vom 31. Juli aus Wien meldet, ist Fürst Karl unlängst bei seinem Aufenthalt in Sinai erkrankt. Derselbe befindet sich indessen gegenwartig wieder in der Besserung.

Nußland und Polen. St. Peters burg, 28. Juli. Der „Regierungs⸗Anzeiger“ theilt über den Gang der Los⸗ kaufsoperation Folgendes mit: Vom 27. Oktober 1861 bis 1. Juli 1875 kamen 67,584 Operationen zur Anzeige, von denen Betheiligt waren 4 863,598 Revisions⸗ Seelen mit 16,854, 804 Dessj. 1217 Faden Land, für welche eine Anleihe von 518, 712785 Rbl. 76 Kop. bewilligt ist. Los—⸗ kaufsurkunden wurden vorgestellt 23,203, davon bestätigt 22,535. Zum urkundlichen Loskauf schritten 2,449,833 Reyvisions⸗-Seelen mit 9, 152,241 Desss. 1873 Faden Land; die bewilligte Anleihe beträgt 158, 055, 073 Rbl. 2 Kop. Außerdem kamen zur Prüfung, wurden aber nicht bestätigt, 1700 Operationen und Urkunden, nicht gerechnet solche, zu welchen ergänzende Daten ge⸗ fordert wurden. Die Bilanz zum 1. Juli 1875 stellte sich auf 673 819,490 Rbl. 58 Kop. Die Personalhaft zahlungs⸗ unfähiger Schuldner kann zufolge neuerer Bestimmungen auf Perfonen des Militärstandes nicht mehr zur Anwendung kommen. Der türkische Botschafter ist gestern Abend mit der Warschauer Bahn von hier abgereist.

31. Juli. (W. T. B.) Der „Regierungsanzeiger“ ver⸗ öffentlicht den Urtheilsspruch des Senats in dem Prozeß gegen die des Hochverraths angeklagten vier Studenten, zwei Burger und zwei Soldaten. Derfelbe lautet bei zwei Studenten und den beiden Bürgern auf sechs⸗ bis zehnjährige Festungs⸗ zwangsarbeit, bei den beiden Soldaten auf 11 jährige Haft in einer Militärstrafanstalt. Die beiden anderen Studenten wurden zu Arrest auf 6 resp. 10 Tage verurtheilt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. Juli. Die Fürstlich Waldecksche Familie wird gegen Schluß dieses Monats am hiesigen Hof erwartet und wird circa? Monate hier verweilen. Die Ankunft des Königs in Upsala ge— legentlich seiner Reise nach Dalarne ist auf den 15. August festgestellt. Ihre Majestät die Königin ist gestern nach der Hauptstadt zurückgekehrt. Se. Majestät der König und der Kronprinz empfingen Ihre Majestät auf dem Bahnhofe, Nach einem kurzen Äufenthalt im Königlichen Schlosse begab Ihre Majestät sich nach Drottningholm. Die heutige „Post och Inr. Tidn. enthält folgende Mittheilung: „Ihre Majestät die Königin hat sich, in Folge einer während des letzten Winters sich zeigenden Fettbildung in den Mus keln des Herzens während des Monats Juni und eines Theiles des Juli in Marienbad einer Kur unterworfen und darauf einige Zeit in der Wasserkur⸗ anstalt Wartenberg verweilt. Die Gesundheit Ihrer Majestãt ist dadurch allerdings verbessert, jedoch nicht so vollständig wieder⸗ gewonnen worden, als daß Ihre Majestät nicht während der nächsten Zukunft die nöthige Vorsicht beobachten und Alles zu vermeiden hätte, was störend auf die jetzt beginnende Besserung einwirken kann.“

Nr. 31 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, d, . im Reichskanzler ⸗Amt (Berlin, Carl Heymgnng Verlag), at folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Mittheilungen über den Stand der Rinderpest; Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Zoll und Stenerwesen: Errichtung von Zollstellen. Muͤnzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen; Uebersicht über die bis Ende Juni 1875 für Rechnung des Deutschen Reichs zur Einziehung n, . Landes- Silber⸗ und Kupfermünzen. Handels⸗ und Gewerbewesen: Dispensgtion von ärztlicher Prüfung. Marine und Schiffahrt: Quarantäne-Vorschriften; Zweiter Nach⸗ trag zur amtlichen Schiffsliste der deutschen Kriegs- und Handels- marine. Konsulatwesen: Ernennungen.

Die Aunalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie Nr. 13 und 14 (erausgegeben von der Kaiserlichen Ädmiralitäth enthalten Folgendes: Aus den Reiseberichten S. M. S. Ariadne“, Korv.-Kapt. Kühne. Bemerkungen über den Hafen von Nagasaki und die dafelbst befindlichen Schiffbau. und Maschinenbau— Anlagen. Die Gruppe der „Klein Kei⸗Inseln. (Mit einer Karte.) Peschreibung der Küste von Viti⸗Levun (Fi ⸗Inseln) und Segel⸗ anweisung für die Route innerhalb des Barriere - Riffes der West, Nord. und Nordostseite diefer Insel. Die klimatischen und Ge— ,, . der Fiji⸗Inseln. Die Insel n n, ihre

atur, Klima und Kästenbeschreibung. Meber die Themsemündung und die Küste zwischen Hastings und Dungeneß. Beschreibung des Hafens von Livorno. Ansprache an das nautische Publikum. Von der Direktion der Deutschen Seewarte.

Neichstags⸗ Angelegenheiten.

Bei der im Herzogthum Lan en burg stattgehabten Ersatzwahl für den Abg. Krieger, dessen Mandat durch seine Beförderung zum Provinzial -⸗Steuerdirektor erloschen war, ist Hr. Krieger mit 33866 Stimmen gegen 2364, welche der Graf Bernstorff erhielt, wieder gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des städtischen statistischen Bureaus sind bei den Standesämtern Berlins in der Woche vom 18. bis incl. 24. Juli zur Anmeldung gekommen; 225 Eheschließungen, 79] Lebendig geborene, 25 Todtgeborene und 877 Sterbefälle.

Während der letzten zehn Jahre hat sich die Anzahl der Bewohner in den meisten Städten Schwedens vermehrt. Die größte Zunahme zeigt Söderbamn mit 77 x, demnächst kommt Sköfde mit 74, Halmstad, Oscarshamn und Skelleften mit 30, Gothenburg mit 48, Lule, Hernösand, Sundsvall, Gefle und Jön— köping mit 40, Södertelje und Christianstadt mit 37, Eskilstung, Falköping, Cbristinehamn, Helsingborg und Landskrona mit 35 Malmö Und Upfala mit 350, Garlstadt mit 28 und Stockholm mit 18 *. Alle übrigen Städte haben unbedeutende Veränderungen auf— zuweisen. Der am dichtesten bevölkerte Landestheil ist Malmöhus Län (Schonen) mit 7950 Personen auf die Quadratmeile, demnãchst folgt Gothenburg und Bohus Län mit 5580 Personen. Am spãr⸗ . ist Norbotkens Län mit 92 Personen auf die Quadratmeile

evölkert.

Kunst, Wissen schaft und Literatur.

Berlin. Daz bevorstehende Winter-⸗Semester der hiesi⸗ gen Üniversität beginnt mit dem 16. Oktober 1875 und dauert bis zum J. April 1876. Die Zahl der Dozirenden wird in diesem Semester durch drei Professoren und drei Privatdozenten vermehrt werden und zwar in der theologischen Fakultät durch Hrn. Prof. Pfleiderer, in der juridischen durch Hrn. Prof. Goldschmidt und Hrn. Pr. Franken, in der philosophischen durch Hrn. Prof. Schrader, und die Privatdozenten Dr. Treu und Paulsen. Hr. Prof. Pfleiderer wird über die biblische Theologie des neuen Testaments, sowie über die evangelische Synopsis lesen, Hr. Prof. Goldschmidt über Handelsrecht mit Einschluß des Wechsel⸗ See und Versicherungsrechts, Hr. Dr. Franken uber französtsches Vormundschaftsrecht. Hr. Prof. Schrader wird die Schrift und Sprache der Assyrer in Verbindung mit einer Keilschrifterklärung im hiesigen Museum lehren. Hr. Dr, Treu liest äber die Geschichte der antiken Platten, Hr. Dr. Paulsen über Logik.

Der Bildhauer Professer Wolff hat bei seiner bevor— stehenden Uebersiedelung nach Weimar diejenigen seiner Modelle, welche sich auf Berlin und die Mark beziehen, dem Städtischen Musenm geschenkt. Es befinden sich hierunter z. B. das Hülfs— modell für die Bildsäule der Kurfürstin Lonise Henriette in Oranien⸗ burg, die Busten und Reliefs verschiedener um die Stadt verdienter Berliner, beruͤhmter Künstler und Gelehrter. Das erwähnte Hülfs— modell ist im Bibliotheksaal des Rathhauses zur Ansicht auf geftellt. Das Pm mersche Provinzial⸗Museum in Stralsund, welches auch mancherlei märkische Gegenstände enthält, hat von sein en Donbletten dem Städtischen Museum eine reiche Auswahl von Ge— räthen aus der Steinzeit (ca. 300 Nummern) zum Geschenk gemacht.

Im sogenannten Hußsaale des Städelschen Instituts zu Frankfurt a. M. ist ein Theil der Malerei der Holzkeble her⸗ unter gestürzt, gläckicher Weise bei geschlossener Galerie und ohne ein Gemälde zu beschädigen. Die in dem erwähnten Saale befind⸗ lichen Gemälde mußten entfernt und Lessings Huß durch einen Bretter⸗ verschlag verdeckt werden.

In der Generalversammlung des Vereins für Anhal— tische Geschichte und Alterthumskunde zu Dessau, am 27. Juli, berichtete der Vorsitzende, Hofrath Dr. Hosaäus, zunächst, daß das zweite Heft der Mittheilungen, in welchem u. A. der im Harz— verein gehallene Vortrag des Pfarrers Stenzel über alt⸗anhaltische Münzen erscheinen wird, bereits in Angriff genommen sei— Ein län⸗ gerer Vortrag des Hrn. Sanität ⸗Rath Fränkel über eine Anzahl vor⸗ geschichtlicher Gegenstände, welche im Nebensagle ausgestellt waren, sowie des Hrn. Negierungs⸗Rath Lange über die Sage vom Kröten⸗ ringe, boten eine Fülle interessanten Stoffes. An der auf den letzteren Vortrag folgenden lebhaften Debatte betheiligte sich nament⸗ sich Hr. Oberst v. Olszewskti, welcher sich u. A. über die alt slavische Etappenstraße und über die zu defensiven Zwecken erbauten Burgwälle in den Elbe. und Mulde⸗ Niederungen aussprach und den Krötenring als ein von wendischen Frauen einer deutschen Herrin dargebrachtes uldigungszeichen auf⸗ faßte. Auch wurde bei dieser Gelegenheit die Frage, welche Stämme vor den Slaven in Anhalt gesessen haben mögen, lebhaft besprochen, und von dem Hrn. Sanitäts-Rath Fränkel darauf hingewiesen, daß in dem Namen Köthen (Wald) und Schalaun offenbar keltische Wur- zeln stecken. Danach machte noch Prof. Dr. Böttger Mittheilung von den unter dem Hause des Hrn. Fleischermeister Fischer am Kl. Markt in Defsan gefundenen Münzen und legte drei derselben dem Vereine vor. Die guterhaltenen Münzen gehören den 60 Jahren von 1569 bis 1679 an. Seltenere Stücke sind einige Stralsunder und Braun—⸗

schweiger.

Der Bezirks Rabbiner Dr. Hochstädter zu Bad Ems hat an den „Rhein. Courier“ folgenden Nachtrag zu der vor Kurzem ver= öffentlichten Erklärung des Namens Amerika durch. Nles Maärcoue gesandt. Bekanntlich bilden in jeder Sprache die Kon. sonanten den Kern eines Wortes und sind gleichsam die Knochen des Wortkörpers, um welche sich das Fleisch des vokalen Ausdrucks oft verschiedenartig nach klimatischen Einflüssen entwickelt hat. Auf diese Wahrnehmung hat ja auch die Stenographie ihr Abkürzungssystem gebaut. Bei den orientalischen Sprachen wie z. B. im Hebräischen, dessen Buchstaben eigentlich aus Konsonanten bestehen, wozu später die Punktation der Vokale eingeführt wurde ist jener Kern am deutfichsten zu erkennen. Nun bilden hier die Konsonanten A Aleph, M Mem und R Resch ein Wort, welches auch die Bedeutung von Berg und Gebirg', überhaupt vom Hervorragenden“ hat. So werden die alten Gebirgsbewohner Palästina s in dem Ur⸗ texte der Bibel Amor-iten genannt gegenüber den Thalbewohnern nach dem Mittelmeere hin, welche Kanaan-iten (nach der sich „nieder⸗ beugenden Gegend) heißen; und kommen diese Namen schon in der fogenannten Völkertafel ('. Mosis 10, 15 und 163 bei der dritten Generation nach der Sündfluth und bei dem Bundesschluß des Stamm⸗ paters Abraham (das. 15,21) vor. So bedeutet auch Amir (Jesaig 17, 6 und 9 „Gipfel“ und „Wipfel“ und letztere Bedeutung hat auch nach den meisten alten Paraphrasen (wie z. B. d. Septuaginta) das Stammwort Aemer im plur. constr.: Imre (J. M. 49, 21). Auch das arabische Wort Emir, welches weil der oben bezeichnete Kernstamm hier wie im Hebräischen auch den Begriff des „Sprecheng“ und „Befehlens“ in sich schließt gewöhnlich als Be⸗ sehlshaber“ gedeutet wird, involvirt zugleich den Begriff des Her— verragenden“, also „Häuptling“ ꝛc. sowie im Chaldäischen und Syri⸗ schen nach der dort üblichen Abwerfung des ersten schwachen Stamm⸗ buchstabens (Aleph) Mar „Herr oder „Oberhaupt bedeutet. Nach dieser Auseinandersetzung, wonach die Kernstämme der Ursprachen gar oft ihre Verwandtschaft unter einander darthun, ist es mehr als wahrscheinlich, daß der Name America wie Jules Marcoue be- hauptet, aus der Ucsprache der ältesten Bewohner des betreffenden „Hügellandes“ stammt und wie im orientalischen Amor -i ꝛc. Ge⸗ birgsbewohner“ bedeutet.

Auf Antrag der Budgetkommisston richtete das norwegische Storthing in seiner letzten Session einstimmig an die Regierung das Erfuchen, die Frage in Erwägung nehmen zu wollen, wieweit auf Grundlage der Jeichenschule eine weitergehende Unterrichtsanstalt einer Kunst akademie in Christianig errichtet werden könne. In dieser Veranlaffung hat sich jetzt das Kirchendepartement an eine Anzahl Männer mit dem Ersuchen gewandt, zu einer Kommission zufammenzutreten und obige Frage in vorbereitende Erwägung zu iehen. . Mitglieder dieser Kommission, welche Mitte nächsten

onats in Ehristiania ihre Sitzungen beginnen wird, werden ge⸗ nannt: die Profefforen Gude und L. Dietrichson, Dr. M. Guldberg, Bildhauer Middelthun, Historienmaler Arbo, Architekt Schirmer jun. und als Repräsentant der Stadt Christiania, der Vizevorsttzende der Stadtverordneten Expedition Sekretãr ppen. Die konkurricenden

Skizzen zur Statue Christign J. sind jetzt im Storthings⸗ gebaäude ausgestellt. Ny illustr. Tid. meint, daß sich die Stimmen

um eine Skizze von Jacobsen sammeln werden, während Bergsliens Skizze zu theatralisch in ihrer ganzen Haliung sein soll.

Ein Ueberrest des alten London wird demnächst zum Ab⸗ bruch kommen, nämlich ‚Tabard Inn“, ein Gasthaus in South— work, welches schon der Dichter EChaucer als Sammelplatz für seine Wallfahrer in den „Canterbury Tales“ Gwischen 1395 = 1400 gedichtet) wählte. Das Haus ist zwar nicht dasselbe, wie zu Chaucers Zeit, denn die alte Herberge brannte 1676 ab; aber aus den Ruinen des alten ist der neue „Tabard“ entstanden, und der Name ist dem Hause bis auf den heutigen Tag verblieben. J

Der bofanische Garten der Universität zu Oxford enthält gege nwärtig eine Pflanze, welche durch ihre Pracht und Seltenheit von jeher den Kenner der tropischen Florawelt anzog: eine Ag ave oder amerikanische Alos in Blüthe, ein ungewohntes Phä— nomen für die nördliche Zone. Ihrer Art nach gehört sie der Spezies an, welche den botanischen Namen „Agave Americana foliis varie- gata“ führt. Die Höhe ihres noch nicht völlig entwickelten Stammes beträgt bereits 26 Fuß. Ihr Durchmesser von der einen zur gegenüberstebenden Spitze ist 11 Fuß. Eines der größern Blätter mißt 59 Fuß in Länge, 8z Zoll in Breite. Der Stamm, von welchem die Blätter ausgehen, hat gerade 6 Fuß im Umfang. Die Knospen entfalten sich stetig. In 2—3 Wechen, je nach der Stärke des Sonnenscheins, werden sie geöffnet sein. Dann wird die Pflanze in Blüthe bleiben bis zu Ende des Herbstes. Hierauf wird sie gänzlich absterben, wie es immer mit solchen Pflanzen der Fall ist, deren Blüthe den innersten Lebenssaft völlig aufzehrt. Die gewöhnliche Meinung, daß diese amerikanische Alos erst im 109. Jahre ihre Blüthezeit erreiche, beruht, wie längst schon von Humbeldt er⸗ wiesen wurde, auf einem Irrthum. Unter den Tropen, wo ihr hin längliche Nahrungs menge und unbeschränkter Raum zur Ausdehnung der Wurzel gegeben ist, erreicht sie ihre Reifer und Blüthezeit und stirbt ab in einer Periode von vielleicht 19 Jahren. In kälteren Himmelsstrichen, und wo ihre Wurzel auf den Raum eines Topfes, in dem ste heranwächst, eingeschränkt ist, bedarf sie verhältnißmäßig längere Zeit. Das Alter, in welchem sie gewöhnlich in England blühen, ist ungefähr 70 Jahre. Die jetzt blühende Agave im Ox⸗ forder botanischen Garten wird höchstens 80 Jahre alt sein, da sie als junge Pflanze vor 70 Jahren daselbst eingebracht wurde.

Zand⸗ und Forstwirthschaft. ö

Die „Köln. Ztg.“ erhält die Mittheilung, daß in einem 1873 neu angelegien Weinberge zu St. Goar am 28. d. die ersten reifen Frühburgundertrau ben geschnitten wurden.

Dem Juliheft der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Ver eines in Bayern entnehmen wir über die Ernteaussäichten in Bayern Folgendes: „Für die Wintergetreide, für die Wiesen und die erste Schur der Futterkcäuter kam der Regen zu spät; selbst für Sommergetreide theilweise. Nur in den rauheren Gegenden waren Hafer und Gerste in der Entwickelung zurück und haben den Regen noch zur rechten Zeit bekommen, selbst hie und Ba auch noch ein Stück Wintergetreide. Voraussichtlich wird der Ertrag der Ernte des Sommergetreides nunmehr ein ziemlich reicher werden und sich der Ertrag der Ernte im Allgemeinen erhöhen. Kartoffeln stehen zur Zeit vielversprechend; Klee und Gras entwickeln sich bei der feucht⸗ warmen Witterung zusehends. Ueber Hopfen und Wein lauten die Nachrichten durchaus sehr günstig. Die regnerische Witterung ver⸗ zögert die Getreideernte um einige Zeit, und es ist deßhalb begreiflich, daß die Preise in die Höhe gehen.“

Aus dem Fürstenthum Lippe witd dem „Wächter“ rückt sichtlich der Erntéaussichten unterm 26. Juli Folgendes berichtet: Der Schnitt des Roggens wird in dieser Woche in allen Gegenden des Fuͤrftenthums, vielleicht mit Ausnahme von wenigen hoch gelege⸗ nen Orten, seinen Anfang nehmen. Es wäre dem Landmann daher gutes Erntewetter sehr erwünscht. Leider scheint aber das Wetter seine Unbeständigkeit, durch welche dasselbe sich nun schen seit 3 Mo⸗ naten auszeichnet, noch beibehalten zu wollen, da jeden Tag der Regen droht. Was den augenblicklichen Stand der Früchte anlangt, so scheint der Roggen sowohl in Stroh wie in Körnern einen fehr guten Ertrag zu liefern. Man sieht nirgends ein wirkliches schlechtes Roggenfeld. Mit dem Weizen dagegen sieht es nicht so gut aus. Fast in jedem Stücke bemerkt man Spuren des sog. Rostes. Einzelne Felder haben in Folge dessen eine schon in weiter Ferne bemerkbare schmutzige Farbe angenommen, und kein Stück erfreut das Auge durch den hellen gelben Schein, der gesundem Weizen eigenthümlich ist. Auf den Höhen tritt die Krankheitserscheinung weniger auf, wie in den engen Thälern und an den Abhängen der Berge. Es ist hiernach im Allgemeinen, soweit es das lippesche Land betrifft, auf eine gute Weizenernte nicht zu rechnen, und da auch aus andern Gegenden über den Weizenrost geklagt wird so darf mit ziemlicher Gewißheit auf eine weitere Steigerung der Weizenpreise gerechnet werden. Die Sommerfrüchte haben bis jetzt noch ein recht gutes Aussehen, wenn auch die Gerste hinter den früheren Erwartungen zurückbleibt. Seit einigen Tagen zeigt sich fast bei allen Frühkar⸗ toffeln die Kartoffelkrankheit, und steht deren baldige Fortpflanzung auch auf die späten Sorten sehr zu befürchten. Letztere prangen in üppigster Fülle, und ihr Blumenflor ist ein prächtiger Anblick.

Camp a. Rh., 26. Juli. Wie nach Berichten in Geisenheim, so hat man auch in hiesiger Gemarkung bereits reife weiße Trauben gefunden. Bei Eintreten besserer und konstanter Witterung würde das in der langen Regenzeit Vernachlässigte sich beim Weinstock wohl bald einholen lassen.

Der internationale Getreide⸗ und Saatenmarkt findet, wie bereits mitgetheilt, in diesem Jahre in Wien am 23. und 24. AÄugust statt, räumlich verbunden mit einer Maschinenaus stellung füͤr Maͤllerei, Bäckerei, Brauerei 2c. und mit einer internationalen Auzstellung diesjährigen Getreides, insbesondere österreichisch un gg⸗ rischer, russtscher und rumänischer Provenienz. Die österreichische Regierung hat für die Versammlung die Rotunde des Weltausstellungs⸗ palastes zur Verfügung gestellt, und die österreichisch⸗ ungarischen, sowie eine Anzahl deutscher Transportanstalten haben den Mitgliedern diefes Marktes namhafte Fahrpreisermäßigungen gewährt. Auf der Tagezordnung der Versammlung steht die Erstattung von Referaten über den Ausfall der Ernte in den einzelnen Ländern Europas. An—⸗ meldungen zur Theilnahme an diesem Markt, welcher im vorigen Zahre von mehr als 3600 Interessenten des Getreidehandels besucht war, und dessen Reiz diesmal durch eine Reihe von Festlichkeiten er- höht wird, sind an die Wiener Frucht und Mehlbörse zu richten.

Nach den bis zum A. d. Mts. reichenden Nachrichten waren das Königreich Ungarn und Slavonien von der Rinder⸗ pest frei. In Krogtien ist die Seuche in der Gemeinde Letovanic (Komitat Agram), erloschen, in der Gemeinde Marka (Komitat Kreutz) dagegen ausgebrochen. In der kroatisch⸗slavonischen Militär⸗ grenze herrscht die Rinderpest in der Ortschaft Bodowalcze (Grenz- distrikt NReugradiska). In Rußland waren nach den bis Ende Juni bei dem Ministerium des Innern eingegangenen Berichten von der Seuche vorzugsweise heimgesucht die Gouvernements: Wolhynien, Kasan, Mohilew, Orel, Saratow, Tambow, Tobolsk und Jaroslaw. Außerdem zeigte sich die Seuche in den Gouvernements: Lublin, Minek, Pensa, Poltawa, Smolensk und Charkow.

Ueber die Ernte Ungarns wird der ‚Magdeb,. Ztg. gemel⸗ det: „Bei Weizen beträgt die Schüttung von 6 —- 12 niederösterreichi schen Metzen per 1600 Suagdratklafter. Die Angahen des Qualitäts- gewichts divergiren von 80. 86 Pfd., per niederösterreichische Metze. Die Weizenkörner sind zumeist gedrückt, und werden brandige Weizen- sorten in größerer Menge vorkommen, als im Vorjahre. Roggen schüttet schwach. Das Qualitätsgewicht beträgt 77 = 530 Pfd. ver niederösterreichische Metze. Das Augsehen der Waare ist gut. Am wesentlichsten dürfte sich bei Gerste der nachtheilige Verlauf der Witterung fühlbar machen, da, abgesehen ven der geringeren Quantität, die Qualität als keine gute zu bezeichnen ist. Selbst Bber Ungarn klagt über in der Halil zuruͤckgebliebene Körner, und werden die im vergangenen Jahre nicht zu den Sestenheiten ge- hörenden Qualitäten von uber 73 Pfund pro nlederosterreichische Metze