eben Genannten kurze Zeit und fuhr sodann, ohne den Waggon verlassen zu haben, mittelst Extrazugs nach der Station Nieder= sedlitz, um sich von dort nach Pillnitz zu begeben.
Baden. Karlsruhe, 2. August. Bischof Keinkens hat bei Gelegenheit seiner Firmungsreise das dem Altkatholizis mus vor⸗ geworfene Streben nach einer Staatskirche in Offenburg, dem Fr. J.“ zufolge, mit folgenden Worten zurückgewiesen: „Wir haben in zweijähriger Arbeit unsere der alten nachgebildete Kirchenverfassung zu Stande gebracht, ohne daß die deulschen Regierungen davon Notiz genommen haben. Nach Vorlage derselben haben diese uns nur ersucht, von etwaigen späteren Aenderungen Mittheilung zu machen. Senst findet keine Wechselbeziehung statt, wir sind in unserem Gebiet völlig selbständig. Nicht eine Staats⸗, son⸗ dern eine Nationalkirche wollen wir, wie die Apostel s. 3. solche gegründet haben, welch' letztere, in der äußern Form national verschieden, im Glauben und in der Liebe aber eins waren. Das religiöse Leben des Einzelnen kann nur in der Form seiner nationalen Denkungsart, Sitte und Sprache gedeihen.. Bezüglich der zu erstrebenden Kircheneinheit äußerte er: „Nicht in der Vernichtung aller individuellen und nationalen Eigenthümlichkeiten durch einen einzigen, das Denken und die Gewissen aller übrigen regulirenden Menschen, sondern in der zwar einträchtigen, aber dennoch freien Entfaltung der Eigen⸗ thümlichkeiten besteht die kirchliche Einheit. Einheit der Gemeinde mit ihrem Bischof in den Wahrheiten des Glaubens und Lebens, welche in den Einzelkirchen sich wiederholen, überall dieselben Früchte erzeugt, ohne daß dadurch die Selbständigkeit und Be⸗ sonderheit der individuellen Charaktere gefährdet wird: das ist altkatholische Einheit.“
Mannheim, 5. August. (W. T. B.) Die Centralkom⸗ mission für die Rheinschiffahrt tritt hierselbst am 16. d. zusammen.
Sessen. Darm stadt,
3. August. Um die recht⸗ zeitige Protestation der
den Gerichten zu diesem Behufe übergebenen Wechsel und die beschleunigte Abgabe der Protest⸗ Urkunde nebst Wechsel an die Antragfteller zu sichern, auch eine genaue Kontrole über etwa den betheiligten Beamten und . Bediensteten zur Last fallende Ver⸗ säumnisse zu ermöglichen, hat die höchste Justizbehörde neuerlich die Einführung besonderer Insinuations⸗Bücher für Wech selproteste angeordnet, in welche der Antragsteller, der Schuldner, der Tag der Aufnahme des Protestes, der Betrag der Schuld, der Tag der Zustellung des Protestes an das Ak⸗ tuariat und bezw. an den Gerichtsdiener nach Columnen aufzu⸗ nehmen sind. Gleichzeitig sind die Dirigenten der Untergerichte angewiesen, diese Insinuationg⸗Bücher halbjährig zu revidiren.
Mecklenburg ⸗Schwerin. Schwer in, 4. Auguft. Am 2. Morgens traf, vom Heiligen Damm kommend, Se. Königliche Hoheit der Großherzog in Rostock ein und fuhr nach dem großen Exerzierplatze bei Roggentin zur Besichtigung des Terrains, welches dort für die große Parade während des bevorstehenden Manövers bestimmt ist.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 3. August. Se. Majestät der Kaiser wird — den Meldungen Wiener Blätter zufolge — den Schlußmanövern in Ungarn in Begleitung des Kron— prinzen Rudolf beiwohnen. Während dieser Zeit werden der Kaiser und der Kronprinz das Lustschloß in Gödsöllö be⸗ wohnen, von wo aus sie sich jeden Morgen zu den Manövern begeben werden. — Ihre Majestãt die Kaiferin ist am 1. August Morgens mit der Erzherzogin Valerie und Gefolge wohlbehalten in Sassetot eingetroffen. Auf dem Rasenplatze vor dem Schlosse hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, welche die Hohe Frau begrüßte. Die glücklich‘ Ankunft der Kaiserin wurde sofort telegraphisch Sr. Majestät dem Kaiser gemeldet. Die Dauer des Aufenthaltes in Sassetot ist auf höchsteng sechs Wochen berechnet. — Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit Erz⸗ herzog Ludwig Victor ist gestern in München eingetroffen und sofort nach Salzburg weitergereist.
— Der Minister des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern Graf Andrassy ist heute Nachmittags von Terehes hier eingetroffen.
— Der griechisch-orientalische Erzbischof und Metropolit von Czernowitz, Theophil Bend ella, Herrenhaugmitglied, ist gestern in Franzensbad, wo er sich zum Kurgebrauche befand, gestorben. Bendella war in Czernowitz 1814 geboren, trat 1836 als Novize in das Basilianer⸗Kloster zu Dragomirna und wurde 1837 zum Priester geweiht. Zur höheren geistlichen Ausbildung an die Universität nach Wien entsendet, erhielt er 1839 eine An? stellung als Seminar⸗Studienpräfekt; seit 1840 war er Vor⸗ steher des Seminars durch volle zwölf Jahre. Im Jahre 1857 wurde er zum Konsistorial⸗Archimandriten, 1872 zum Diözesan⸗ Administrator und am 13. November 1873 zum griechisch⸗orien⸗ talischen Erzbischoß und Metropoliten von Czernowitz ernannt. Im Reichsrathe war er Abgeordneter bereits 1861 bis 1865 und dann von 1871 an bis zu seiner Berufung in das Herrenhaus thätig. Er hat mehrere Werke veröffentlicht, darunter „Die Bu⸗ kowing“ in deutscher und eine „Populäre Phyfik“ in romanischer
Sprache.
— 4. August. (W. T. B.) Se. Majestãt der Kaiser stattete heute Mittag in Begleitung eines Flügeladjutanten dem Fürsten Milan einen Besuch ab.
Pest, 5. August. (W. T. B.) Wie der „Lloyd“ meldet, en fer die ungarische Regierung im Herbste d. J. eine Anleihe von 39 bis 40 Millonen Gulden aufzunehmen. Die⸗ selbe sei zur Bestreitung laufender Ausgaben und zur Zahlung der Entschädigungen an die Eisenb ahnen bestimmt.
Belgien. Brüssel, 4. August. (B. T. B.) Wie die Independance belge“ meldet, hat die belgische Regierung die Einladung der russischen Regierung zur Fortsetzung der Kon⸗ ferenzen über das Kriegs völkerrecht am 6. Juli d. J. beantwortet. Die Antwort sei dem russischen Kabinet durch die belgische Gesandtschaft in Petersburg zugestellt worden. In der⸗ selben erkläre die belgische Regierung, habe davon Kenntniß
enommen, daß es sich bei den Konferenzen nicht um den Ab- chluß einer formellen internationalen Konvention handle. Die Regierung bemerke sodann in ihrer Antwort, daß sie bei den von ihr auf der Brässeler Konferenz gemachten Vorbehalten be⸗
schaften zu Berlin. — Maturitäͤts-Aspiranten im Jahre 1874. — Freguenz der Gymnastal und Real ⸗Lehranstalten. — in der Prüfung für Lehrer an Mittelschulen. — Prufung der Leh— rerinnen und Schulvorsteherinnen. — Beitritt von Lehrern Königlicher Prãparanden · Anstalten O Choralbuch von Jaco Dienstalterszulagen. — Unzulässtgkeit förmlicher Zusicherung von Ein. kommens · Verb der Lehrer. — Velksschul ⸗Atlas von Dr. sirmanden Unterricht. — Blinden ⸗ Unterrichts ⸗ Anstalt zu Breglau. — Lage der Turnstunden. — Personalchronik.
wärtigen Mächten: Der es an ihm liege, immer herrschend bleiben. theidigte darauf die von der Regierung eingeschlagene Politik,
parlamentarischen Session und schloß mit der Erklärung, das Land werde, wenn es die Arbeiten seiner Vertreter prüfen werde, finden, daß dieselben zufriedenstellend seien.
Frankreich. Ver sailles, 4. August. (W. T. B.) Die Na⸗ tionalversamm lung nahm in ihrer heutigen Sitzung die Ge⸗ setzsorlage über den Bau der großen Pariser Gürtelbahn an und vertagte sich darauf. — Die 1 wird zum ersten Mal am 19. August zu einer Sitzung zusam⸗ mentreten und von da ab sich alle vierzehn Tage versammeln.
Türkei. Konstantinopel, 4. August. (B. T. B) Die neuesten, der Regierung zugegangenen Nachrichten aus der Herzegowina konstatiren Erfolge der türkischen Trup⸗ pen in verschiedenen Gefechten mit den Insurgenten bei Lju⸗ buschka und Nevesinje, bei welchen die Insurgenten zerstreut und mehrere ihrer Führer getödtet wurden. Die türkischen Trup⸗ pen haben unbedeutende Verluste erlitten. — Wie die Politische Korrespondenz“ erfährt, hätten trotz der Bemühungen des Fürsten von Montenegro für die Aufrechterhaltung einer strikten Neu⸗ tralität mehrere Trupps Montenegriner unter Führung der Kapitäne Zimonic und Alexich Petrovich die Grenze nach der Herzegowina überschritten. Dieselben suchten sich mit den Aufständischen bei Popopopoglie zu vereinigen. — Die Kaiserliche Bank hat den Rest der Anleihe von 1873 zur Hälfte zum Course von 235 auf feste Rechnung und zur Hälfte zum Course von 240 in Option übernommen.
Rußland und Polen. St. Peters burg, 2. August. Die großen Manöver, die, wie alljährlich, zum Schluß der Lagerübungen bei Krassnoje⸗Sselo im Beisein Sr. Majestät des Kaisers demnächst abgehalten werden sollen, dauern vom 7. bis 19. August. Den Oberbefehl über das westliche Corps führt Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Thronfolger, über das östliche Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir Alexan⸗ drowitsch. — Der deutsche Botschafter, Se. Durchlaucht Prinz Heinrich VII. Reuß ist heute voraussichtlich zu mehrmonat⸗ lichem Aufenthalt ins Ausland abgereist, und hat der unlängst von seinem Urlaub zurückgekehrte Botschaftsrath Frhr. v. Alvens⸗ leben die Geschäfte der Botschaft als Geschäftsträger übernom⸗ men. — Die Fregatte Sswetlana“ unter Kommando Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Alexei Alexan⸗ drowitsch war am 22. Juli in Cadix angekommen. — Die russische Kriegs⸗Flotte besteht nach Daten des Marine⸗Magazins“ aus 29 Panzer⸗ und 196 ungepanzerten Schiffen mit 521 Kanonen. Die Schiffe haben zusammen 172401 Tonnengehalt, und die Dampfkraft kommt 31, 978 Pferde⸗ kräften gleich. Der Personalbestand umfaßt 1305 Flottoffiziere, darunter 81 Admiräle, 513 Offiziere vom Steuermanns⸗Corps, 210 Artillerie⸗Offiziere, 145 Schiffsingenieure, 545 Ingenieur⸗ Mechaniker, 56 Ingenieure vom Schiffsbauwesen, 297 Beamte der Admiralität, 260 Aerzte, 480 Civilbeamte und 24,5090 Sol⸗ daten und Matrosen. Die baltische Flotte besteht aus 27 Panzerschiffen (4G sind im Bau) mit 200 Kanonen, und 110 un⸗ gepanzerten Dampfschiffen mit 110 Kanonen (10 Dampfer führen keine Kanonen). Die Schiffe haben 145,793 Tonnen⸗ gehalt. Die Zahl der Dampfkräfte ist etwa 34,000. Die Flotte des Schwarzen Meeres besittzt 2 Panzer⸗ schiffe (1 im Bau) mit 4 Kanonen, 29 ungepanzerte Dampfer (1 im Bau) mit 45 Kanonen. 4 Dampfer führen keine Kanonen. Der Tonnengehalt beträgt 23 006, die Zahl der Dampfkräfte 4546. Auf dem Kaspischen Meer sind 20 un⸗ gepanzerte Dampfer 1 im Bau) mit 45 Kanonen. 9 Dampfer sind ohne Kanonen. Der Tonnengehalt beträgt 3984, die Zahl der Dampfkräfte 1200. Die sibirische Flottille besteht aus 28 ungepanzerten Dampfern mit 36 Kanonen; doch führen nur Dampfer überhaupt Kanonen. Der Gesammttonnengehalt ist S000, die Zahl der Dampfkräfte 1730. Die Aralflottille zählt 6 kleine Dampfer, von denen 5 mit zusammen 13 Kanonen armirt sind. Sie haben 217 Dampfkräfte und 624 Tonnen⸗ gehalt. Im Weißen Meer sind 3 Schiffe mit 4 Kanonen, 1000 Tonnengehalt und 285 Dampfkräften.
Amerika. New⸗Jork, 4. August. (W. T. B.) Die demokratische Partei hat bei den Wahlen für die TLegis⸗ latur in Kentucky mit bedeutender Majorität obgesiegt. — Der Regen hat in den westlichen Staaten aufgehört. Indessen ist der Ohio und Mississippi noch im Steigen begriffen.
Afrika. Aegypten. Ale zandrien, 4 August. (W. T. B.) Der Sultan von Zanzibar ist hier eingetroffen.
Das August Heft des Gentralblatts für die ge— sammte Unterrichts⸗Verwaltung in Preußen hat folgenden Inhalt: Gesetz, betreffend die geistlichen Orden ꝛc. der katholischen Kirche. — 1 aus dem Gesetz, betreffend die im Jahre 1876 vor Feststellung des Stagtshaushalts-⸗Etats zu leistenden Staatsausgaben. Tagegelder und Reisekosten der Staatsbeamten. — Finlssung und Präklusion des Staats ⸗Papiergeldes. — Kompetenz bezüglich der Vor schriften über Ertheilung des Religionsunterrichts in der Volksschule. — Wohnungsgeldzuschuß für kommissarisch außerhalb ihres Wohn⸗ ortes beschäftigte Lehrer ꝛc. Verwendung des Gehalts zu Ver⸗ tretungekosten. — Tragung der Schulaufsichtskosten. — Festsetzung der nach Einführung der Markrechnung den Wittwen von Staatz— beamten zu gewährenden Carenz - Unterstützungen. — Verfahren bei Ueberschreitung von Kostenanschlägen. — Unabhängigkeit des ding⸗ lichen Charakters e , nne. von ihrer Eintragung in das Grundbuch. — Reglement für daz mathematische Sem lnar an der Akademie zu Münster. — Preise bei der Akademie der Wissen⸗
Prüfunge fächer f , . Wittwenverpflegungs ·˖ Anstalt. und Richter. — Staatsfonds für sogenannte
erungen bei steigendem Dienstalter in den Vokationen j ange. — Beicht , und Kon⸗
harren werde.
Großbritannien und Irlaud. London, ö. August. (BV. T. B) Bei dem Banset, welches der Lordmayor gestern zu Ehren der Minister im Mansionhouse gab, be⸗ antwortete der Premier Digsraeli brachten Toast mit einer Rede, Lage des Landes erörterte. Der Minister erklärte die⸗ elbe für zufriedenstellend. Sodann bemerkte Digraeli
. e ehabten 3 den auf die Minister ausge⸗ & an, Stelle
; z ; Vartikularist) 769. Olderop (national siberal) 5364 und Feitsche in welcher er zunächst die innere i n rat) 4068 Stimmen. Das Wahltesultat aus aß Amt Hannover liegt noch nicht vollständig vor.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Hannover, 4. 3 ** (W. T. B.) Bei der heute hier und rsatzwahl eines Abgeordneten zum Reichs⸗
des verstorbenen Professors Ewald erhielt Bruel
Voraussichtlich wird eine
nsichtlich der Beziehungen Englands zu den aus⸗
engere Wahl nothwendig werden.
riede herrsche und werde, soweit Der Premier ver⸗
gelangte endlich zu einer Besprechung der Refultate der letzten
8. Hannöverschen Wahlkreise stattgehabten Ersatzwahl eines Abgeord. neten zum Reichstage an Stelle des verstorbenen Professorg Ewald liegt nunmehr vollständig vor. Nach demselben erhielt Bruel (Var⸗ tikularist) 95ß9, Oldekop (national⸗liberal) 6009 und Fritsche (Sozial- demokrat) 190 Stimmen. Es ist somit zwischen Bruel und Oldekop eine engere Wahl erforderlich.
—
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Nach der jetzt ausgeschriebenen Einladung zu der am 2 September bis J. Oktober in Rostock steten n Fend 30. *. sammlung deutscher Philologen und Schulmänner sind bis jetzt Vorträge oder Thesen für allzemeine Sitzungen oder die Sektionen angemeldet von Professor Dr. R. För cer in Breslau (nach Rostock auf Michaelis d. J. berufen); „Ueber die Briefe des Liba' nius und Francesco Zamkeccgri⸗ (jedoch nicht unbedingt zugesichert); Hofrath Professor Br. H. Fritzsche in Leipzig: Der ar,, Grands (Ehrenmann) bei Pindar; Gymnastallehrer Br. A. Lübben in Olden« burg: ECharakteristik der mittelniederdeutschen Literatur; Gym nasial· lehrer B. Pansch in Rendsburg: Thelen über evangelischen Religiong⸗ unterricht auf hoheren Schalen; Oberlehrer Dr. Pfitzner in Parchim: Charakteristik der beiden Florentinischen Handschriften des Tacitus; . Dr. E. Rohde in Kiel wird das Thema später erst präzisiren;
rof. Dr. Sachs in Brandenburg: Wie hat falsche Gelehrfamkein und Volksweisheit die Sprache beeinflußt? (Germanistisch; Gymna— stallehcer Dr. Heinr. Schmidt in Wismar: Ueber den bildlichen Aug— druck der Griechen; Prof. Dr. Susemihl, Magnifikus in Greifswald: Ueber die Komposition der Politik des Aristoteles. Ueber Anderes schwebzn noch Verhandlungen. Weitere Vorschläge werden spãtestens zum 30. August erbeten. Am J. und 109. August hält der Hemöopathische Cen—= tral⸗Verein Deutschlands seine 43. Generalversammlung ab. Während sich die homöopathischen Aerzte Deutschlands im vorigen Jahre zu diesem Zweck in Leipzig versammelten, ist diesmal Berlin als Sammelpunkt augersehen worden. Am 10 August, Vormittags 9 1 werden in öffentlicher Versammlung Vorträge über einige in. teressante therapeutische Themata gehalten werden; — Professor Haus- mann von der Pester Universität hat einen Vortrag angemeldet. — Der Zutritt ist Jedem, der sich fur die Sache interessirt, durch Empfeh⸗ lung eines ärztlichen Mitgliedes gestattet. Vortrag und das daran sich knũpfende Festmahl finden im Englischen Hause statt. = Die Seitens der Königlichen Regierung von den Krantz⸗ schen Erben für die Universitãät Bonn erworbene bedeutende Minẽ.« ralien⸗ Sammlung ist seit April d. J. in die Räume des Musenms der Universität im Schlosse Poppelsdorf verlegt worden. Dieselbe enthält ca. 14.000 Nummern und eine besonders ausehnliche Zahl von Meteoriten.
— In Jena starb am 2. August Frl. Alwine Frommann, eine Tochter des aus der klassischen Zeit wohl bekannten Haufes From · mann. Die Verstorbene hat sich als Malerin bewährt und war län—= gere Zeit Vorleserin Ihrer Mafestät der Kaiserin. Königin.
— Wie der Anh. StA. mittheilt, ist während der Ahwesen⸗
heit der Herzoglichen Herrschaften die Besichtigung der reichen Ku nst. sammlung des Relidenzschlosses zu Dessau allgemein ge— stattet. Außer vielen Oelgemälden berühmter Meister ist namentlich auch die sogenannte Gypskammer sehengwerth. Das etwa eine Stunde von Dessau entfernte Herzogliche Schloß in Groß ⸗Küũhnan enthält ebenfalls ein Kunstkahinet. Der neuerdings ing Leben getre—= tene Perein für Anhaltische Geschichts. und Alterthumskunde hat sich die Aufgabe gestellt, geschichtliche Denkmäler Anhalts zu sam⸗ meln, und der ö hat dem Vereine gestattet, seine Sammlung in dem Groß -Kühnguer Schlosse gleichfalls aufzustellen. Wenig bekannt dürfte es sein, daß in dem Nachlasfe Friedrich Rückerts sich auch sehr umfassende Arbeiten über die koptische Sprache befinden, deren Studium sich der Dichter während der letzten 15 Jahre seines Lehens mit großem Eifer ge⸗ widmet hatte. Da Rückert von diesen Arbeiten nichts veröffentlicht hat, und dieselben von seiner Familie, welche wegen des Verkaufs des gesammten Nachlafses an eine öffentliche Bibliothek seit längerer Zeit in Verhandlung steht, ganz geheim gehalten worden sind, ist man uͤber den Werth und den Inhalt desselben auf Vermuthungen ange⸗ wiesen. Rückert kam auf das Studium des Koptischen durch seine meisterhafte Uecbersetzung des, Makamen des Hairi' aus dem Arabi⸗ schen, welche Sprache er mit dem Koptischen verwandt fand.
— Laut Nachricht des W. T. B.“ aus Kopenhagen, 4
in Nachmittags, ist der Sichter Hans Christian Andersen gestorben. — Das Interesse, welches Marlitts „Zweite Frau“ in Europa und Amerika hervorgerufen, hat, dem „Athenäum“ zufolge, Miß Annie Wood bewogen, eine englische Uebersetzung des Romans anzufertigen, die hei Bentley, London, erscheinen wird. — Miß Braddon, die fruchtbare Romanschriftstellerin, schreibt eine neue Novelle, betitelt Dead Men's Shoes“, die als Feuilleton in eng lischen, schottischen und irischen Journalen veröffentlicht werden wird. Uebersetzungen der Novelle werden gleichzeitig in Frankreich, Deutsch⸗ land und Rußland erscheinen.
Am letzten Sonntag Morgens früh, ca. um halb 4 Uhr, verspürte man in Glarug ein leichtes Erdbeben.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
In der von uns bereits erwähnten Konferenz, die kürzlich im Ministerium der landwirthschaftlichen Angelegenheiten behufs Besei⸗ tun der euschreckenplage stattgefunden hat, sind nach der L. g. C. folgende Resolutionen gefaßt worden: 1) den Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten zu bitten, zum Zweck der Prämiirung des Eiersammelns der Wanderheuschrecke eins Summe von 1500 dem Kreisausschuß des Kreises Teltow zur Disposttion zu stellen, aus welcher dieser die Prämien pro Liter der gesammeltlen Eier nach seinem Ermessen festsetzen kann; 2) auf Antrag des Landrath Prinzen Dandiery diesem 500 Exemplare einer populär geschriebenen Schrift über die Wanderheuschrecken — deren Abfassung dem Prof. Dr. Gerftäcker übertragen — zur Vertheilung an die Guts⸗ und Gemeindevorsteher zu übergeben; 3) vor dem, zweckmäßig mit dem J. September be⸗ 6 Sammeln der Eierklümpchen eine mündliche Augeinander⸗ etzung und Demonstration vor den Schulen der betreffenden Orie und sonstigen Interessenten erfolgen zu lassen. Als Ort für dieselben wird Lichtenrade bestimmt.
Gewerbe und Sandel.
Die außerordentliche Generalversammlung der Aktien ⸗Ge⸗ sellschaft Rummelsburger Kunst⸗ und Schönfärberei (Thiele u. Seegers) beschloß, die 85. 2, 5, 13 und 17 des Sta—⸗ tuts dahin zu ändern, daß der Sitz der Gesellschaft nach Rummels⸗ burg verlegt, das Aktienkapital auf 1615 Aktien à 300 M reduzirt, und daß an Stelle des verstorbenen zweiten Direktors vorläufig kein zweites Mitglied der Direktion r ahl wird.
Königs hütte, 3. August. Die durch den Zusammenbruch auf Krugschacht beschädigte Bahn strecke wird voraussichtlich dem Verkehr so bald noch nicht uͤbergeben werden können, da noch immer neue Senkungen, ein allmähliches Setzen des Bodens, beobachtet werden. Kaum hatte man auf Krugschacht mit der Förderung, wenn auch in geringem Maßstabe, begonnen, als dieselbe, wie die „Schles. tg.“ be⸗ richtet, auf dem diesem Schacht benachbarten Erbreichschacht gestern eingestellt werden mußte, da das Kohlenflötz in Brand gerathen war. Bestaͤtignng bleibt abzuwarten. Verkehrs⸗Anstalten. Der Semestral⸗Ahschluß der Großen Berliner Pferde bahn ergiebt für 5,252, 872 beförderte Personen die Einnahme von 68,3342 , wogegen die Ausgaben inch. Fonrage und aller General- Unkosten 4209 547 M betragen, so daß ein rr, von 347, 795 4 verbleibt. Die Betriebsausgaben haben 54isio * absorbirt. NewYork, 3. August. (WB. T. B) Der Dampfer
*
— 5. August. (B. T. B.) Das Resultat der gestern im
Su ev ia der Hamburg · Amerikan schen Compagnie ist heute früh 4 Uhr hier eingetroffen.
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Berlin, den 5. August. ö Die gemischte Deputation zur Herbeiführung einer Verftän— digung . die äußere Ausschmügung des Berliner Rath⸗ hauses hatte beschlossen, den städtischen Behörden zu empfehlen, daß sie, falls dies irgend nech möglich, von der Idee, die Fagaden des Gebäudes durch Reliefbildnisse zu verzieren, Abstasd nehmen und urückkehren mögen zu der ursprünzlichen Idee beg Rathhauserbauers, auraths Waesemann, welcher vorgeschlagen hatte, die leeren Felder der Brüstungen mit figürlichen, auf die Geschichte Berlins bezüg- lichen Reliefbildern zu füllen. Der behördlichen Zustimmung ver— sichert, hat mittlerweile die Deputation einen Entwurf ausgearheitet von dem sie annimmt, daß er vielleicht im Einzelnen noch bemängelt und einer Einschränkung oder Ergänzung bedürftig befunden werden möchte, im Großen und Ganzen aber sicherlich den Beifall der Bürger⸗ schaft erlangen wird. Durch die Balkonbrüstungen und Risalite sind 36 Felder dargeboten, welche sich durch die künstlerische Ausführung der Bildhauer Calandrelli, Schweinitzer, Geyer und Brotwolf zu einem Bilderfries gestalten sollen, der als ein historisch gegliederter Gürtel die Fronten des Rathhauses umzieht und die verschiedenen hasen veranschaulicht, welche Berlin in seiner Entwickelung vom en! zur Großstadt durchgemacht hat. An der gen Qsten ge—= jehrten Front (Rathhausstraße) sollen A die Gründung der Stadt be⸗ treffende Darstellungen (Bekehrung der Wenden, Urbarmachung des Landes, die ersten Anstedelungen u. s. w.) angebracht werden. Daran sollen sich an der Fagade nach der Jüdenstraße 5 Reliefs schließen, welche sich auf das innere Leben der Stadt beziehen, wie selche sich zur Zeit der Vorfahren in der Rechtepflege — (Gerichtslaube, Kaak, Roland) — in den Kämpfen mit mächtigen Feinden und endlich in Kirche und Familie gestaltet hat. Die Hauptfagade in der Königstraße soll dann in 20 Bildern das Wachsthum der Stadt, das Erwachen des gewerb⸗ lichen und Handelsverkehrs, die Begründungen kommunaler Einrich- tungen zum Besten von Schule, Kirche, Armenpflege u. s. w. und die wichtigsten historischen Momente von der „Anerkennung der kurfürft⸗ lichen Oberhoheit‘ bis zum Jahre 1815 vergegenwärtigen. — Zur Darstellung sind u. A. vorgeschlagen: der Schloßbau, die Reformation Tetzelh, Aufnahme der französtschen Emigranten, Gründung der ö. der Wissenschaften, das Erblühen der Künste, die Begrün dung der Industrie (Porzellanfabrik, Seidenbau), die Verleihung der Städte⸗Ordnung, das Wiedererwachen des nationalen Bewußtseins, Tufbruch des Volkes zum Kampfe, Einbringung der Victoria. Die Reliefs der gen Süden gekehrten Front (Spandauer Straße) sollen der neuesten Zeit von Friedrich Wilhelm IV. bis auf die Gegenwart geweiht sein: sie sollen versinnbildlichen, wie durch Künstler und Ge sehrte sich die geistige Blüthe der Residenz durch tüchtige Meister ihre Induftrie und durch Thaten deutschen Bürgerstnns ihre nationale Rraft und Bedeutung entfaltet hat. Den Abschluß des geschicht⸗ üchen Gürtels soll ein Relief bilden, darstellend die Freude über Deutschlands Einheit. Denen, welche sich dafür be— geisterr haben, daß das Rathhaus nur mit Reliefportraits ausgeschmückt, daß also die Fagade gewissermaßen zu einer Ruhmes⸗ galerie großer Mitbürger werde, wird von der Deputation entgegen⸗ gehalten, daß die Bildnisse vieler bedeutender Männer, welche sich zu Berlin, sei es in Kunst und Wissenschaft, sei es in Industrie und Handel, sei es endlich durch Bürgertugend, Wohlthun und gemein ⸗ nätzige Stiftungen ausgezeichnet haben, sich bereits im Bibliothek— saale des Rathhauses befinden. Hier sei noch hinreichend Raum vor⸗ banden, auf daß die Galerie dieser Reliefsporträts von Jahr zu Jahr wachsen und der Saal allmählich zu einer Ruhmeshalle für ver⸗ die ite Männer werden könne. Der Pflicht der Pietät, soweit solche der Ausschmückungedeputation obliege, sei also vollständig Genüge geleistet.
Die am 3. d. M. ausgegebene Präsenzliste der General- e , des Vereins deutscher Eisenbahn⸗Ver⸗ waltungen in Bremen ergab 80 Vertreter deutscher, 5 Ver treter 5sterreichisch'ungarischer und 11 Vertreter fremdländischer Ver⸗ waltungen. Wahrend einzelne Verwaltungen, z. B. die Königliche Verwaltung in Hannover, durch eine größere Anzahl Herren vertreten waren, vereinizfien andere Herren in sich die Vertretung meh⸗ rerer Verwaltungen. Im Ganzen waren 91 Verwaltungen vertre— ten, 11 nicht vertreten. Die am Schlusse der 1. Versammlung be⸗ gonnene Berathung wurde fortgesetzt; ste betraf Nreb der Taget ordnung; „Kommissionsbericht über die Reviston des Vereinskartenreglements.
Die Kommission legte ein neues Vereinskartenreglement vor, in welchem vorgeschlagen wird: daß ebensowohl für Mitglieder wie für Dber⸗Beamte jeder Verwaltung vorab 2 Karten ohne Rücicht auf die Bahnlänge, weiter bis zur Bahnlänge von 200 Kilometer für jede angefangene 50 Kilometer und bei größerer Länge für ie Ingefangene io0 Kilometer je 1 Karte gewährt werden. Nach dieser Bestimmung, welche von der Kommission zuerst für Ober— Beamte, sodann auch für Mitglieder, beidemale einstimmig ange⸗ nommen ward, entfallen auf eine Bahn von 50 Kilometer Bahnlange 3 Karten — 190: 4 — 130: 5 — 200; 6 — 309; 7 — 100: 8 — 500: 9 — 600: 1 — 709: 11 — 800: 12 — 900: 13 — 1900: 14 — 1100 15 — 2009: 24 — 3009: 34 Karten.
Ein Hauptpunkt ist der Maßstab, nach welchem die Vereinskarten verabfolgt werden sollen. Die Kommission beantragte, die Anzahl der zu vertheilenden Vereinskarten nach der Länge der betreffenden Bahnftrecken zu bemessen und * in der Weise, daß sowohl für Mitglieder wie für Ober ⸗Begmte jeder Verwaltung vorab zwei Karten ohne Rücksicht auf die Bahnlänge, weiter bis zur Bahnlänge von 200 Kilometer für . an⸗ gefangene 50 Kilometer und bei größerer Länge für je angefangene 100 Kilometer je eine Karte gewährt werden. Diese Bestimmung wurde anf Antrag des Ritter Dr. v. Knte (Böhmische Westbahnz dahin geändert, daß für Mitglieder wie für Ober-Beamte jeder Ver waltung bei einer Bahnlänge von mindestens 100 Kilometer vorab 2 Karten, bei einer Bahnlänge von unter 100 Kilometer vorab 1 Karte gewährt oder weiter . zu einer Bahnlänge von 200 Kilometer u. s. w. wie im Kommisstonsantrag.
Im kinn n wurden die verschiedenen Paragraphen der Vorlage mit einigen weiteren Amendements angenommen. Der Inhalt des Reglements betrifft: Theilnahme, Begrenzung des Anspruchs und Zutheilung von Vereinskarten, Ausfertigung der Vereinskarten, Recht der Vereinzkarten. Inhaber, Form, Gültigkeit und Kontrole der Vereinskarten, Beschwerde und. Rekursinstanz, temporär gültige Vereinskarten 2c. Besonders hervorzuheben ist, daß Die Bestimmung im 8. i, wonach alle dem Vereine angehörenden Ver⸗ waltungen zur Theilnahme an dem Vereinskarten⸗Neglement be⸗ rechtigt und verpflichtet sein sollen, dahin geändert wurde, daß die
orte und verpflichtet“ gestrichen werden. Dem 5. 11 wurde folgende, die Kündigungsfrist betreffende Klausel hinzugefügt: Jede Vereins- verwaltung kann diese Vereinbarung kändigen; diese Kündigung kann indeß nur am 1. Januar und muß mit wenigstens sechsmonatlicher Frist geschehen. In der Schlußabstimmung ward die Vorlage, wie ste durch die Beschlüsse zu den einzelnen Paragraphen modifizirt, einstim ˖
mig genehmigt. ; / z Es . Nr. 7 der Tagegordnung: Kommisstonghericht, betref send die Bezeichnung der Tragkraft und des Eigengewichts der Wagen nach metrischem Gewicht. Diele , . ist von der Königlich wärttembergischen Essenbahndirelktion in Anregung gebracht. Die tech⸗ nische Kommission des Vereins trat daher am 8. Fuli d. J. in Inns. kuck zur Konferenz zusammen und gelangte zu dem Beschlusse, als Gewichtzeinhelt das Kilogramm und als Zeichen den Buchstaben 1 Annahme zu empfehlen. Der Kommisstonsvorschlag wurde ange⸗ ommen. . ; . Die Nr. 8: Einführung der Menzlschen Verschlußvorrichtung für Güterwagen ward, als nicht genügend vorbereitet, von der Tages ⸗ ordnung abgesetzt. ; Der 9. Gegenstand der Tagegordnung: Wahl der ständigen Kom ⸗ missignen, wurde auf die gestrige Sitzung 1 3964 ieser 3 Sitzung genehmigte die Versammlung einstimmig
Auf Antrag der Oesterreichischen Staatsbahn ward sodann der Kommission für das Wagenregulativ die Prüfung und Erledigung der Frage übertragen, ob und in welcher Form künftig die Ausgabe der Kilometerzeiger der Vereins bahnen ven der geschäftsführenden Di- rektion übernommen werden soll. r, gl. . Nach der Nechnungsablegung der geschäftsführenden Direktion haben die Einnahmen der Vereinskasse in der Periode vom 20. Sep- tember 1874 bis 28. Juli 1875 134,694 M 95 8 betragen, darunter 1325762 M Beiträge. Die Ausgaben beliefen sich auf 139, 124 72 3. Somit Mehrausgabe; 4429 M 7! 3 ü
Auf Vorschlag des General ⸗Direktiongraths Nobiling von München wurde die jetzige geschäftsführende Direktion (Berlin-Anhalter) von Neuem einstimmig a,,, München als Ort für die nächste Seneralversammlung gewählt. .
5 Der . Nebiling dankte für die Wahl und versprach herzlichen Empfang daselbst. Nachdem noch der Königlich preußischen Eisenbahnkommission für Bremen der Dank für die durch sie getroffenen Arrangements der hiesigen Versammlung ausgesprochen, wurde die Versammlung gegen 11 Uhr geschlofsen. Geftern, Nachmittags 2 Uhr, folgten die Mitglieder des Vereins einer Einladung der Großherzoglich oldenburgischen Eisenbahnverwal—⸗ tung zu einer Extrafahrt nach Wilhelmshaven.
estern Vormittag begannen die Verhandlungen des deut⸗ k in Stuttgart. Zwei Důsselderfer Ver⸗ eine schlugen vor, Düsseldorf als Festort für das nächste Bundes⸗ schießen zu wählen. Es wurde darauf einstimmig beschlessen, mit der Stadt Düsseldorf deswegen in Verhandlung zu treten. Abends sollte im Königsbau ein Ball stattfinden.
Ueber die internationale geographische Konferenz in Paris und die deutsche Betheiligung daran entnehmen wir, in Ecgän—⸗ zung unserer bisherigen Mitthe lungen, dem uns zugegangenen Origi- nalbericht noch Folgendes: Die feierliche Eröffnung des Kongresses fand in Gegenwart einer sehr großen Anzahl von Mitgliedern des Kongresses und der verschiedenen geographischen Gesellschaften Europas im großen „Salle des états! im südlichen Flügel der Tuilerien statt. Der Präsident der Republik, Marschall Mae Mahon, umgeben von seinen Ministern, sowie der Präsident der Nationalversammlung, Herzog Audiffret⸗Pasquier, wohnten in reservirten Logen derselben bei. Das diplomatische Corps war zahlreich vertreten, darunter auch der Deutsche Botschafter, Fürst zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst. Im Saale selbst konnte man die hervorragendsten Gelehrten auf dem Gebiete der Geographie und eine Reihe sonstiger politischer Persön⸗ lichkeiten erblicken. Von deutschen Gel'hrten waren anwesend: Frei⸗ herr v. Richthofen, Engel, Hepke, Meitzen, Hauchecorne, Kiepert, Karsten, Wappäus Glogau, Neumayer, Orth, Rohlfs, Nachtigal, Schweinfurt, Schlagintweit, Delitsch, Wagner, Behm und viele an= dere. Mit dem Kongreß ist gleichzeitig eine große internationale geographische Ausstellung verbunden, welche, wie erwähnt, schon am 15. Juli eröffnet wurde. Dieselbe ist außerordentlich reich be schickt worden. Als deutscher Kommissar fungirte Hr. Rudolf Lindau, als Hülfskommisfar die Herren J. Stuht und Budde. Um einen leichtern Ueberblick zu gewinnen, ist die Ausstellung in steben verschiedene und zusammengehörige Gruppen getheilt; jedes Land hat jedoch einen oder mehrere besondere Säle. In der ersten Gruppe — mathematische Geographie, Geodäsie und Topographie — ist her⸗ vorzuheben eine neue topographische Karte von Sachsen im Maßstab von 1: 25000, nach den Arbeiten des Generalstabes vom sächfischen Finanz⸗Ministerium herausgegeben, um als Grundlage für die neue geologische Karte Sachsens zu dienen. Gleich vortrefflich sind die Plãne pon Hamburg, durch die dortige Baudeputation (Chef ⸗Ingenienr A. Meyer) ausgestellt; sowie die Arbeiten der Graviranstalt von Hugo Petters in Hildburghausen. Dr. Winkler vom Königlich geognosti= schen Museum in München hat ein sehr schönes Relief der Umgegend von Berchtesgaden gesandt. In der zweiten Gruppe ⸗ maritime Geographie — nehmen einen hervorragenden Platz die Arbeiten und Instrumente der Ministerialkommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel ein. — In der dritten Grüppe — Meteorologie, Geologie und physikalische Geographie — sind vor Allem zu bemerken die Karten und Publikationen der geologischen Landesanstalt und der Königlichen Berg⸗Akademie in Berlin. Diese Karten wirken besonders durch den klaren und transparenten Ton der Farben und erregen die volle Auf merksamkeit aller Fachmänner durch die neue Anwendung dieses Systems auch für Flachland. Beachtung verdienen auch die geognostischen Arbeiten von Professor Orth in Berlin, und die von Friedrichsen in Hamburg — Journal des Museum Godeffroy . — In der vierten Gruppe — historische Geographie und Ethnegraphie — ist das hervorragendste das Werk von Fritsch: Die Eingeborenen von Süd, Afrika:“. Namentlich bei franzssischen Gelehrten hat das epochemachende Buch lebhaftes Lob gefunden. Außerdem erwähnen wir noch die Arbeiten von Bastian, Petzold, Mohr und Zehme. — In der fünften Gruppe — Statistik und kommerziale Geographie — finden wir in reichhaltigster Vertre tung das Königlich preußische statistische Bureau und das baxerische, Zu beachten ist noch das Werk von G. Neumann: Das Deutsche Reich in statistischer, geographischer und tepographischer Beziehung.“ — Die feckste Gruppe — Unterrichtsmittel — ist die am stärksten beschickte; hier nehmen den ersten Rang ein: Justus Perthes in Gotha und Dietrich Reimer in Berlin. Beide haben reiche und aus gewählte ZJufammenstellungen ihrer Karten und Werke gesandt. Die bewährten Ätlanten von Stieler, Sydow und Spruner⸗Menke sind auch in Frankreich wehlbekannt. Die Karten von Petermann, Vogel, Berghaus, Wagner sind wissenschaftliche Arbeiten ersten Ranges und ihre Ausführung in Stich und Druck vortrefflich. Petermanns geographische Mittheilungen und Behms Jahrbuch werden allseitig gewürdigt. Dietrich Neimer hat eine große Reihe der vortrefflichen Wandkarten von H. Kiepert ausgestellt. Auch die Hinrichssche Buch handlung in Leipzig ist reich vertreten durch die Arbeiten von Brugsch, Delitsch und Wappaeus. Dag geographische Institut in Wei⸗ mar hat eine Reihe Globen gesandt, das photolithogra. phische von. C. Gavarel ebendaselbst zahlreiche Karten, Nicolai Stricker) in Berlin und Westermann in Braunschweig. viele werthvolle Werke. Diese ganze Abtheilung der deutschen Ausstellung zeigt, welchen Rang auf dem Gebiete der geographischen Unter⸗ richtmittel Deutschland einnimmt. — Die siebente Gruppe — wissenschaftliche Reisen enthält an Bemerkenswerthem die Arbeiten von Schlagintweit; ferner zwei Albums mit prachtvollen Photographien über die libysche Erpedition von Gerhard Rohlfs, die Publikationen der zweiten deutschen Nord⸗ pol Expedition; eine Karte von Neu, Guinea von Dr. Meyer, Direktor des sächssischen naturbistorischen Muscums, und tragbare Apotheken für wissenschaftliche Neisen von Dr. Behr in Berlin. Nicht vergessen werden darf das Buch Neumayers:; An leitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen. Auch sind zu erwähnen die Apparate zur Rettung Schiffbrüchiger von H. Cordes in Bremerhafen. Aussteller in den verschiedenen Gruppen sind ferner: die optischen Inftitute von Merz und Steinheil in München, außerdem die Buchhandlungen von Dumont Schauberg in Cöln, Kaulfuß in Liegnitz, Coftenoble in Jena, Fries in Leipzig, Müller in Berlin, Langen scheidt in Berlin, Schultz in 8. Liebeskind in Leipzig, Acker. mann in München, Schbenfeld in Dresden und die des Waisenhauses in Halle; ferner das sithographische Institut von Bomadorf in Leipzig, Carl. Dambeck in Hamburg und Professer Cohn in Breslau. ur Prufung Fer auägestellten Gegenftände ist eine internationale
ry eingesetzs worden. Jedeg Land hat hierzu einige offizielle Ver- kreter als Geschworene ernannt. Von dentscher Seite nehmen daran Theil: die Prafessoren Kiepert, Wappaenz, Karsten, Geheimer Re⸗ ,, Meitzen und Dr. Glogau, von denen der erste zum räsidenten ber vierten Gruppe erwählt worden aß. Der Kon⸗
Gesellschafl und der französtschen Gelehrten allen Fremden, und den Deutschen besonders, ein höchst freundlicher und entgegenkommender Empfang bereitet worden ist. Ein hohes Verdienst um das ganze wohlgelungene Arrangement der Ausstellung und des Kongresses hat sich das französische General⸗Kommissariat erworben, an dessen Spitze die Herten Baron Reille und de Torch stehen.
Der Briefverkehr auf dem ganzen Erdball umfaßt jährlich 300 Millionen Briefe, d. h. 100 Stück per Sekunde und 3 Stück per Kopf. Das Gewicht sämmtlicher Briefe des Welt⸗ postverkehrs beträgt 33 Millionen Kile. Das Papier würde, ausge- breitet, eine Fläche von 8 Quadratmeilen — also ungefähr das Gebiet des Fürstenthums Schaumburg⸗Lippe bedecken.
Von den 3300 Millionen Briefpostsendungen des Weltverkehrs fallen 49 Millionen auf den internationalen Austausch. Das Mittel, bei den 50 Postverwaltungen der Erde eine sichere Beförderung zu erlangen, sind die Poftverträge, von denen nahezu 100 existiren. Diese durch einen Weltpostverein zu ersetzen, ist durch den Berner Kongreß vom Herbste 1874 ein wesentlicher Schritt geschehen. — Im Weltpostverkehr bedarf man des Transits. Ein Brief aus Christianig nach Melbourne geht auf seinem Wege von Aog geographischen Meilen etwa 20 bis 30 Mal durch die Hände der Post, welche verschiedenen Rezierungen mit 7 ver⸗ schiedenen Sprachen angehört, — Für die Beförderung der Briefmassen zwischen den einzelnen Welttheilen kommen vorzugsweise die Post⸗ dampferlinien in Betracht. Die ganze Erde von Neuseeland bis Hammerfest ist von einem Netz von Postdampferlinien umgeben, von denen für den kosmopostalischen Verkehr diejenige nach Aegyp⸗= ten und Ostindien die wichtigfte ist. Dem auf dem Berner Kongreß von 1874 geschaffenen „Allgemeinen Postverbande ist bereits ein weites Gebiet gesichert. Dasselbe umfaßt zunächst sämmtliche Staaten Europas, mit der einzigen Ausaahme Frankreichs, aber mit Einschluß Jelaudzs und der Farßer Inseln, Maltas und der Azoren, ferner in Asien die Gebiete des astatischen Rußlands und der asiatischen Türkei, von Afrika, Aegypten mit Nubien, Tunis, Algerien, Marokko, Madeira und die kanarischen Inseln, endlich in Amerika das Gebiet der Vereinigten Staaten. Auf diesem Gebiete sell fortan der Ver⸗ kehr von Briefen, Geschäftspapieren, Zeitungen, Drucksachen aller Art und Waarenmustern alle Erleichterungen genießen, die aus
mäßigen Einbeitssätzen für die Beförderungsgebühren und aus der Freiheit des Durchgangstransports erwachsen.
Das in Bruchsal versammelte internationale Comits für die Gefängnißreform in welchem die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Frankreich, Rußland, Italien, Belgien, Dänemark, Schweden und die Schweiz vertreten sind, beschloß in seiner Sitzung vom 4. d. M., im nächsten Jahre keinen internationalen Kongreß ab⸗ zuhalten. Dagegen beabsichtigt das Comité, im nächsten Jahre, wahrscheinlich in Zürich, zusammenzutreten, um die Berichte über die Fragen, . fur den nächsten Kongreß vorbereitet werden sollen, entgegen zu nehmen. .
s 8 hält die Kommission ihre Schlußsitzung ab. in derselben lediglich Formalitäten erledigt.
Es werden
Die Stadt Kirn an der Nahe ist, einem Telegramm des W. T. B. aus Coblenz zufolge, in der vergangenen Nacht durch einen Wolkenbruch schwer heimgesucht worden. Die Hahnenbachbrücke ist zerstört, viele Häuser sind eingestürzt und 13 Personen verunglückt.
Der Russische Reg. Anz“ veröffentlicht folgendes, dem Ministe⸗ rium des 1. aus Brjanzk (Gouv. Orel) vom 29. Juli zuge⸗ gangenes Telegramm: Briansk liegt auf einer Strecke von mehr als einer Werst in Trümmern. Der beste Theil der Stadt, gegen 6090 Häuser, 5 Kirchen, ein Theil des Arsenals, der Kaufhof, die Schule und die Apotheken sind niedergebrannt. Das Feuer greift nicht mehr um sich, ift aber noch stark. Es werden Maßregeln ergriffen, um das Feuer zu löschen, die ärmsten Abgebrannten unterzubringen und zu verpflegen.
Aus Swinemünde, 30. Juli, meldet die ‚Pomm. Ztg.“: Ein Zu samm en stoß von zwei Dampfern hat vorgestern am hellen Tage und bei ruhigem Wetter mitten im Hafen von Swinemünde stattge⸗ funden. Der Dampfer Lady Catharina“, einer der großen englischen Dampfer, welche gewöhnlich mit Kohlen von England kom= men, fuhr, aus See angelangt, langsam bei der Schiffahrtskommissten vorbei, sich möglichst nahe am Bollwerk haltend, mit halber Kraft, während der gleich große, nach England autlaufende Dampfer Milo eben um den Mörenhacken herumbog, um den Hafenausgang zu gewinnen. Sei ez nun, daß der den, Milo kommandirende Lootse nicht genug Raum gelassen hatte, sei es, daß das Schiff dem Steuer nicht gut gehorcht. genug der „Milo“ fuhr mit einem ungeheuren Krach der Lady Catha⸗ rina? gleich hinter den Raaen auf Backbord in die Flanke, machte dann eine gewaltige Anstrengung rückwärts, um sich zu befreien, und legte sich mit zwel ungeheuren Löchern im Bug jenseits an der Fläche, während die E. C. die Nase sofort ins Wasser steckte, sich hinten ganz aus dem Wasser hob, zweimal schwankte, sich auf die Seite legte und wie ein Stein versank. Alle dies war das Werk von genau sz Minuten. Keiner der erschreckt zusehenden Leute am Bollwerk hatte einen Begriff von der Größe des Unglücks, bis die Stelle, wo eben noch ein 300 Fuß langer Dampfer gestanden, ganz leer war. Nicht ein Stückchen Holz ragte mehr aus dem Wasser heraus, da der Dampfer, seitwärts liegend, auf 28 Fuß Wassertiefe gesunken ist. Ein großartiger Sprudel, wie ein Geyser, mitten im Wasser durch die beim Schornftein entweichende Luft gebildet, zeigte allein die Stelle, wo ein Vermögen von 200009 Thlrn. in einigen Minuten verschwunden war. Die Besatzung des Schiffes sprang theils ins Waffer, theils kletterte sie von der Seite über den Bauch des Schiffes in die herbeieilenden Böte, rettete aber nichts wie das nackte Leben Ein Hund, welcher an der Kette lag, ging unter Geheul mit unter, da nicht ei: mal Zeit blieb, denselben von der Kette loszumachen, so schnell ant der Dampfer. Letzterer liegt nun im Fahrwasser, und es tritt * rage heran, wie man dasselbe am schnellsten wieder freimachen se ; man den Koloß sprengt oder bei Seite schleppt, um ibn m, heben, ist noch nicht entschieden. Die Kosten der Seseitigung w. Schiffes sind vorläufig auf 60 000 Thaler geschätzt, 66 6 „Milo“ deponiren muß, bevor er den Hafen verlassen darf. ; 363 nun aber weiter die Frage zur Erörterung kommen mãssen, ob (fa der Lootse Schuld tragt) der Kapitän oder Rheder des 89 264 antwortlich gemacht werden kann für den Schaden, welchen ein Lootse, der das Kommando führt, anrichtet.“
ie olera hat in Damascus an Ausbreitung zugenom- J,, blen Zahlen sind folgende: am 5. Juli befallen 198. gestorben 30; am 6. Juli befallen 86, gestorben 42; am J. Juli be- fallen 140, gestorben 36; am 8. Juli befallen 160, 66 51; am 9. Juli befallen 180, gestorben 2; am 10. Juli befallen 160, ge⸗ storben 70; am 11. Juli befallen 135, gestorben 63. Damagcus wird auf 160 000 Einwohner geschätzt, wovon vielleicht 10, 009 die Flucht ergriffen haben. Die Verbindungen sind noch immer offen, und es find auch schon vereinzelte Todesfälle von Flüchtlingen in Zahle und Barag im Libanon vorgekommen. Halbwegs von Damascus nach Beyrut unterwirft mam die Passagiere der Diligence einer Durch- raäucherung. Neuerdings ist ein Abgesandter der internatienalen Duarantaine⸗Kommission von Konstantinopel, Dr. Lebovie, in Da- maßcuz angekommen; aus Aegypten trafen Dr. Millingen und Litterer ein, vom Vizekoͤnig beauftragt, ebenfalls nach Möglichkeit hůlfreiche
greß tagt täglich in Spezlalgruppen und in Generalversammlungen.
; di rsan s die bezüglichen Vorschläg? in Betreff der 7 ständigen Kommissionen.
Wir erwähnen noch, daß von Seiten der französischen geographischen
Maßregeln anzugeken und auf deren Ausführung zu dringen.