1875 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

befunden, wenn auch dle Originallose der brleflichen Verkaufs offerte noch nicht beigefügt waren, dieselben vielmehr erst nach getroffener Auswahl der vorher bezeichneten Loosenummern Ubersendet werden sollten.“

Mit dem 11. August ist die Hälfte der Gericht s⸗ ferien zurückgelegt, und es tritt ein Wechsel in den Mitgliedern der Feriendeputationen ein, die sich nunmehr bis zum 1. k. M. auf Urlaub begeben.

Es werden häufig Briefe nach Frankreich aufge⸗ liefert, welche schon jetzt nach der Allgemeinen Postvereingtaxe mit 20 3 frankirt sind. Der Beitritt Frankreichs zum Allge⸗ meinen Postverein erfolgt aber erst zum J. Januar 1876. Bis dahin muß der seitherige Portosatz von 30 3 für den einfachen bis 10 Gramm schweren Brief nach Frankreich angewendet wer⸗ den. Geschieht dies nicht, so entstehen Weiterungen für den Em⸗ pfänger, welche zur Verweigerung der Briefe führen können.

Der Kaiserlich deutsche Botschafter am Königlich groß⸗ britannischen Hofe, Graf zu Münster, ist gestern Abend von Derneburg hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.

Der italienische Gesandte Graf Launamy hat sich mit seiner Gemahlin gestern früh nach Wiesbaden begeben.

Der General⸗Major von Reinike, Commandeur der 25. Infanterie⸗Brigade, ist aus Anlaß seiner Beförderung zum General⸗Major zur Abstattung persönlicher Meldungen hier ein⸗ getroffen.

Der Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers und Königs, General⸗Arzt Dr. Boeger, Subdirektor des Königlichen medi⸗ zinisch⸗chirurgischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Instituts, ist gestern Mittag in Folge einer Lungenentzündung hierselbst verstorben.

Der Kaiserlich russische General⸗Major von Erckert ist hier eingetroffen.

Magdeburg, 6. August. Heute Vormittag fand auf dem westlichen Hofe der Kaserne Ravengberg die feierliche Einwei⸗ hung des Denkmals statt, welches das Offiziercorps des 66. Regiments den in den letzten Kriegen gefallenen Offizieren und Mannschaften errichtet hat. Die Kaserne wie die anliegenden Gebäude waren mit Blumengewinden geschmückt, und eine reiche Anzahl von Fahnen wehte den Festgenossen entgegen. Nachdem das Regiment Aufstellung genommen, hielt der Oberst Begstadt eine Ansprache, worauf das Denkmal enthüllt wurde. Alsdann erinnerte der Kommandant der Stadt, Graf Gneisenau, an die Bedeutung des Denkmals für das Regiment, gedachte der in Ehren Gefallenen und brachte Sr. Majestät dem Kaiser und König ein dreifaches Hurrah aus, in welches Offiziere und Mannschaften unter den Klängen der Nationalhymne be⸗ geistert einstimmten. Den Schluß der Feier bildete ein Parade⸗ marsch in Zügen, nach welchem die Fahnen abgebracht wurden. Die Mannschaften wurden hierauf festlich bewirthet, und das Offiziercorps vereinigte sich später zu einem Gastmahl im Saale des Offizierkasinos, der zu diesem Zwecke gleichfalls festlich ge⸗ schmückt war. Unter den eingeladenen Ehrengästen befand sich auch der General v. Rauchhaupt, welcher im letzten Feldzuge das Regiment geführt hat und dem ein hervorragender Antheil an der Errichtung des Denkmals gebührt.

Kiel, 10. August. (Kieler Itg Gegen Ende dieses Monats wird der Chef der Admiralität, Staats⸗Minister General v. Stosch, hierselbst erwartet. Derselbe wird die Torpedo⸗ Prüfungs⸗ und Versuchskommission in der Wycker Bucht besichtigen, wobei noch größere Sprengversuche an Dampf⸗ kesseln und anderen Gegenständen ausgeführt werden sollen; im Anschluß an diese Versuche wird das Torpedo⸗Deta⸗ chement außerdem eine vollständige Sperre mit Verthei⸗ digungs⸗Torpedos legen. Auf der kaiserlichen Schiffsbauwerft ist man gegenwärtig mit der Zurichtung der Panzerplatten für Friedrich den Großen“ beschäftigt. An der Panzerfregatte

wird rüstig gearbeitet; die Drehthürme sind zum Einsetzen bereit, die großen eisernen Masten gehen ihrer Vollendung entgegen, und wenn binnen Kurzem die Maschinen zum Biegen der Panzerplatten aufgestellt sein werden, so wird die Panzerung selbst auch bald in Angriff genommen.

BSrankfurt a. M., 11. August. (W. T. B.) Das hiesige Rügegericht hat, wie die Frankfurter Zeitung“ meldet, in Be⸗ treff der dem Herausgeber der Frankfurter Zeitung“, L. Sonnemann, angesonnenen Zeugnißpflicht dahin erkannt,

daß, was die Geraer Angelegenheit betreffe, die Sache mit Rück⸗ sicht auf den Gerichtsbeschluß vom 6. d. M. in Sachen gegen Dr. Stern niederzuschlagen sei. Bezüglich der beiden anderen inkriminirten Leitartikel wurde dem Herausgeber zur Ablegung seines Zeugnisses bis zum 14. d. Frist ertheilt. Cöln, 8. August. Heute trafen 22 rheinische Krieger⸗ vereine hier ein, um der Fahnenweihe des deutschen Kriegervereins im großen Gurzenich⸗Saale beizuwohnen. Es erschienen der Ober⸗Bürgermeister Dr. H. Becker, der Divisions⸗ Commandeur v. Zychlinsky, der Stadt⸗Kommandant v. Cranach, der Bezirks- Commandeur v. Mansard, der General der Ka⸗ vallerie v. Busse und viele Bürger. An der Estrade des Saales waren die 22 Vereinsfahnen aufgestellt. Die Festlichkeit wurde damit eingeleltet, daß 20 weißgekleidete Jungfrauen, von denen eine eine Anrede hielt, dem Präsidenten des deutschen Krieger⸗ vereins und der rheinischen Krieger⸗K'ameradschaft, Hrn. Kiene⸗ mund, die Fahne überreichten. Dieser übergab die Fahne dem DOber⸗Bürgermeister zur Weihe. 6 Dr. Becker sprach über Fahnen und Banner, denen man sich unterstellen müsse, erinnerte an die Deyise der Fahnen „mit Gott für den Kaiser in Treue“, erörterte die Prinzipien der Statuten und mahnte die Krieger, treu festzuhalten a Kaiser und Reich und brachte Dann ein Hoch auf Se. Maßestät den Kaiser aus. Das Fahnenweihelied, gedichtet von G. Walther, komponirt von J. Weber, trug der Dichter selbst vor. Sodann sprach Kienemund über den Krieg von 1870 und 71, von der Opferwilligkeit Deutschlands und schloß mit eirtem Hoch auf das Reich und seinen Kaiser. Daran reihte fich das Arndtsche Lied vom deut⸗ schen Vaterland. Das Präsidialmitglied 3. Lander brachte dann ein Hoch aus auf Se. Kaiserliche Soheit den Kronprinzen, wor⸗ auf eine minsikalische Matinée begantt. Am Nachmittag zogen sümmtliche Vereine mit ihren nen durch die Stabt zum alten uhberg, das Fest mit einem Konzert, Ball und eimer Illumi⸗ nation zu beschließen.

Sachsen. Dresden, 19. August. Se. Maje Uät der Fönig ist gestern Nachmittags 5 Uhr 10 Minuten, von Slauen über Leipzig zurückehrend, hier eingetroffen und hat sich ohne Aufenthalt nach Pillnitz begeben. Üleber die Reise Sr. 3 n,. ö. . n n Sr. Maj t schen Kaisers anen liegen dem- „Dr. J. folgende Mittheilungen vor: 7 —ĩ 2

Plauen, 9. August. Se. Majestät der König trafen gestern Ahend 9 Uhr 40 Minuten mittelst Extrazugs von Dres⸗ den hier ein und wurden auf dem Bahnhofe von den Herren Kreishauptmann v. Könneritz aus Zwickau, Amtshauptmann Meusel von hier, Bezirks⸗Commandeur Ober st⸗Lieutenant v. Kotsch und Batqillons⸗Commandeur Major Spann, einer Deputation der städlischen Kollegien und den Herren Vorsitzenden des voigtlndischen Kreistages ehrfurchtsvoll begrüßt. Se. Majestät begaben Sich vom Bahnhofe durch die festlich erleuchtete und von Tausenden freudig erregter Menschen durchwogte Stadt nach dem Hotel „Zum blauen Engel“, woselbst Allerhöchstdieselben Quartier nahmen und die zuvor gedachten Herren zum Souper zu ziehen geruhten. Einem Berichte des „Voigtl. Anz.“ entnehmen wir die nachstehenden Mittheilungen: Die Thürme und vornehmsten Straßen der Stadt hatten Flaggenschmuck an⸗ gelegt. Auf dem ganzen Wege von dem Bahnhöfe bis in die Reustadt waren die Häuser Fenster an Fenster festlich illuminirt, am Bahnhof, Albertsplatz und in allen Straßen, die Se. Ma⸗ jestät passirten, leuchteten Buntfeuer, die an einzelnen Stellen prächtige Effekte hervorbrachten; auf dem Markte und in der Neustadt brannten die stäͤdtischen Gasdekorationen. Abends 16111 Uhr noch hatte der voigtländische Sängerbund die Ehre, Sr. Masestät ein Ständchen bringen zu dürfen und beim Scheine von Lampions einige Kieder vorzutragen. Nach dem zweiten Liede forderte der Liedermeister des Sängerbundes, Lehrer Sachse, in begeisterten Worten zu einem Hoch auf Se. Majestät auf, „den treuen Bundesgenossen unseres erhabenen Kaisers, den edelmüthigen Förderer und Verehrer des Deutschen Reiches, er⸗= probt auf dem Schlachtfelde, wie seitdem in den Zeiten des Friedens“, welches von den Anwesenden kräftig angestimmt wurde. Heute früh aber brachte das Stadtmusilchor Sr. Maje⸗ stät einen musikalischen Morgengruß, mit der Weise beginnend: „Das ist der Tag des Herrn.“ Gegen 9 Uhr begaben Sich Se. Majestät in die Fabriken der Herren F. L. Böhler und Sohn und des Herrn F. A. Hempel. Nach 9 Uhr versammel⸗ ten sich auf dem Bahnhofe, welcher von 9 Uhr 40 Minuten an für Nichtgeladene abgesperrt war, die Mitglieder des Stadtraths und der Stadtverordneten sowie die hiesigen Behörden und Colle⸗ gien, an welche sich in dichter Reihe die Mitglieder verschiedener Vereine, namentlich des Albertvereins, der Erfrischungsstation (von 1870), des gemeinnützigen Vereins, Handwerkervereins, Kriegervereins, der Militãrvereine, des Vereins der Naturfreunde, der Schützengesellschaft, des Truppenverpflegungsausschusses, des Volksbildungsvereins, des Vorstandes des Kriegshülfsvereins, der Turnerschaft, des Sängerbundes anschlossen. Der Bahnhof war festlich dekorirt. Wahrend der Perron selbst mit Laub⸗ gewinden geziert war, zog sich längs desselben eine lange Reihe von Flaggenstangen mit Fahnen in deutschen, sächsischen und stãdtischen Farben. Auf der Anhöhe, gegenüber dem Sta⸗ tionsgebäude, war ein einer Ehrenpforte ähnlicher Bau errichtet, auf dessen drei Thürmen die Fahnen lustig flatterten, und dessen mittelster die Znschrift trug: „Heil dem Deutschen Kaiser!! Fernhin sichtbar wehten Flaggen auf den Hügeln und . ringsherum, schon dem Fernherkommenden elnen Festgruß zurufend. Kurz nach 10 Uhr erschienen Se. Majestät der König Albert in der Uniform Seines Ostpreußischen Dragoner⸗Regiments Nr. 10, von stür⸗ mischen Hochrufen begrüßt, auf dem Bahnhofe, und bald er⸗ tönten Kanonenschüsse von den Bergen; der Zug nahte, der den Kaiser in das Weichbild unserer Stadt führte. Se. Ma⸗ jestät der Kaiser verließen den Waggon, und Kaiser und König grüßten und küßten Sich in zweimaliger Umarmung. Darauf trat Bürgermeister Kuntze vor, um im Namen der Stadt Se. Majestaͤt den Kaiser zu begrüßen. Die Ansprache schloß mit einem dreimaligen Hoch auf die Beiden Monarchen. Huldvollst, nach allen Seiten freund⸗ lich grüßend, geruhten Se. Majestät der Kaiser dem Herrn Bür⸗ germeister für den außerordentlich schönen Empfang und die gesprochenen Worte zu danken und, zu unserem König gewendet, zu sagen: „Wenn man solche treue Bundesgenossen hat, dann kann man auf einen sicheren Bestand des . rechnen.“ Hier⸗ auf wurde ein, eine Gesammtansicht, sowie Einzelansichten der Stadt Plauen enthaltendes, in blauen Sammt mit Gold gebundenes Album Sr. Majestät dem Kaiser durch den Bürgermeister über⸗ reicht. Aus der Schaar der Knaben und Mädchen, die, mit schwarz⸗ weiß⸗rothen Schärpen und Kränzen geschmückt, längs des Perrons aufgestellt waren und schon vorher Blumen gestreut hatten, traten drei hervor, um den Beiden Majestäten prächtige Riesenblumen⸗ sträuße anzubieten. Während der österreichische Salonwagen, in dem der Kaiser (in Generalsuniform) gekommen war, ausrangirt wurde, um dem Hofwagen unsers Königs Platz zu machen, be⸗ gaben Sich die Majestãten in die Empfangsräume des Stations⸗ gebäudes, wo Sich der Kaiser mit unserm Könige freundschaftlichst unterhielt, auch an den Bürgermeister erneute Worte des Dankes richtete. Unter einem vom Stadtverordnetenvorsteher Hrn. Schiller ausgebrachten dreimaligen Hoch setzten Se. Majestät der Kaiser in Begleitung Sr. Majestaͤt des Königs die Weiter⸗ reise nach Leipzig fort.

Baden. Karlsruhe, 8. August. Von den badischen Gerichten sind in der Zeit von sechs Monaten wegen unbefugter Ausübung kirchlicher Funktionen bis heute 33 Neupriester zu Gefängnißstrafen (Wiederholungen nicht inbegriffen) verurtheilt worden, von welchen sich gegenwärtig nur wenige außer Haft befinden. Die hiesige altkatholische Gemeinschaft hat einen Aufruf zu Beitrittserklärungen erlassen, in welchem sie aufführt, daß z. 3. 374 selbständige Mitglieder vorhanden seien, was eine Seelenzahl darstelle, die größer sei, als die von weit⸗ aus den meisten der katholischen Kirchengemeinden des Landes. Es bleibe indessen zweifelhaft, ob die Großherzogliche Regierung die verhältnißmäßige Erheblichkeit dieser Zahl im Vergleich mit der Gesammtheit der hiesigen Katholiken (etwa 15,000) an⸗ erkennen werde. Von dleser Anerkennung hänge aber das Recht auf die Mitbenutzung der Stadtlirche und des Kirchen⸗ vermögens ꝛc. ab.

Sachsen⸗ Coburg Gotha. Coburg, 9. August. Ihre Hoheit die Herzogin ist von Jagdschloß Oberhof nach Kallenberg zurückgekehrt, und Se. Hoheit der Herzo g hat sich nach Reinhardtsbrunn begeben.

Oesterrelqh · ungarn. Wien, 8. August. Der Erzherzog Rainer ist ant 5. d. Mts. in Mailand angekommen. Der

Botschafter Graf Beu st ist vorgestern von London in Wien

eingetroffen.

(Monatsübersicht für Juni) Se. Majestät der Kaiser Franz Josef, der sich nach der anstrengenden Reise nach Dalmatien auf einige Zeit nach Aschl begehen hatte, kehrte am 19. Juni nach Schönbrunn zurück.

Nachdem in den Tagen vom 15. bis 22. Juni Se. Kaiser= liche Hoheit der Erzherzog Albrecht auf seiner Reise nach Frank. reich Sr. Majestãt dem Kaiser von Rußland, sowie Ihren Majestäten dem Deutschen Kaiser und der Deutschen Kaiserin in

Jugenheim und Ems einen Besuch abgestattet hatte, fand an

28. Juni auch eine Begegnung der Kaͤlser Alexander und ran Josef statt. Der Erstere hatte seine Reisedispositionen derartig getroffen, daß er auf seiner Rückreise von Ems das nördliche Böhmen berührte. In Eger wurde Allerhöchftderselbe von dem Kaiser Franz Josef begrüßt und alsdann über Karlsbad und Kommotau bis nach Bodenbach geleitet, wo die beiden Faaiser sich auf das Freundschaftlichste verabschiedeten.

In Prag besuchte Kaiser Franz Josef seinen Oheim, den Kaiser Ferdinand, dessen bald darauf (am 29. Juni) erfolg= ter Tod die Kaiserliche Familie und das Land in tiefe Trauer versetzten.

Von den Landtagen waren im Juni nur noch der von Dalmatien und der von Croatien versammelt.

Der dalmatinische Landtag wurde am 8. geschlossen. Die Regierung ist damit beschäftigt, die Früchte der Reise des Kaiserz allmählich zur Reife zu bringen. In einer Plenarsitzung des Ministerrathes wurde beschlossen, eine besondere Kommission aus Beamten des Ministeriums des Innern einzusetzen, welche über die in Dalmatien vorzunehmenden administrativen Reformen auf dem Gebiete des Unterrichts, des Verkehrs, der Landeskultur, Sanitätspflege u. s. w. Bericht zu erstatten hat. Die Wahr⸗ nehmungen, welche der Kaiser auf seiner Reise gemacht hat, sollen das Substrat der Berahungen dieser Spezial⸗Kommission bilden, und die letztere hat die Aufgabe, auf Grund der— selben positive Vorschläge zu machen, welche eventuell schon dem wiederzusammentretenden Reichsrath vorgelegt werden sollen.

Am 15. wurde auch der letzte der noch versammelten Land⸗ tage, der kroatische, durch Königliche Botschaft geschlossen. Dieselbe konstatirt, daß der Ausgleich mit Ungarn eine ersprieß⸗ liche, alle Gebiete berührende Landtagsthätigkeit ermöglichte.

Ungarn war eifrig mit den Wahlen für den nächsten, am 28. August d. J. zusammentretenden Reichstag beschäftigt. Diesem letzteren werden für die nächste Session sehr wichtige Ar⸗ beiten zufallen. Außer der Feststellung des Budgets für das Jahr 1876 wird sowohl die Bankfrage, wie auch die damit in engem Zusammenhange stehende Angelegen. heit der Erneuerung des Zoll⸗ und Handelsbündnisses v. J. 1867 zur Verhandlung kommen. Die darauf bezüglichen Berathungen zwischen den beiderseitigen Regierungen hatten schon im Juni begonnen, und das öffentliche Interesse wendet sich mit Spannung diesen Verhandlungen zu. Die Ansichten gehen noch weit auseinander. Die wichtigsten dabei in Betracht kommenden Punkte sind, ob und wie eine eigene Reichsbank für Ungarn zu gründen und welcher Modus bei der Vertheilung der Ver⸗ zehrungssteuern zwischen Cis⸗ und Trans⸗Leithanien aufzu⸗ stellen sei.

Die wichtige Frage der Neubewaffnung der öster⸗ reichischen Artillerie wurde, nachdem die sachverstãndigen reise lange zwischen Gußstahl und Stahlbronze geschwankt hatten, in der Mitte des Juni entschieden. Die zur Prüfung der Geschütz= frage eingesetzte militärische Kommission hat sich mit 27 von W Stimmen für die von dem General v. Uchatius konstruirte Stahlbronze⸗Kanone entschieden, und der Beschluß der Kommission hat die Kaiserliche Bestätigung erhalten.

Am 21. Juni stelltetn in Brünn gegen 8000 Weber die Arbeit ein. Dieselben hatten an die Fabrikanten das Verlangen gestellt, einen von ihnen vorge⸗ legten Normal⸗Lohntaris zu genehmigen, welcher eine bedeutende Erhöhung der bisher gezahlten Sätze in sich schloß. Angesichts der schlechten Geschäftskonjunkturen wiesen die Arbeitgeber dieses Berlangen zurück, worauf ein allgemeiner Strike ausgeführt wurde. Die öffentliche Ordnung ist indessen in keiner Weise ge⸗ stört worden.

Das Reichs⸗Gesetzblatt vom 19. Juni publi⸗ zirte den zu Bern am 9. Oktober 1874 ab⸗ geschlossenen Vertrag zur Gründung eines allgemei⸗ nen Postvereins. Derselbe ist auch für Oesterreich⸗Ungarn am 1. Juli d. J. in Wirksamkeit getreten.

Der italienische Gesandte, Graf Robillant, hat im Auftrage seiner Regierung dem Grafen Andrassy die Kündigung des Handel svertrages vom 23. April 1867 überreicht. Der Vertrag selbst geht am 30. Juni 1876 zu Ende. Graf Ro⸗ billant hat bei dieser Gelegenheit dem Wunsche der italienischen Regierung auf baldige Aufnahme der Verhandlungen behufs Abschlusses eines neuen Vertrages Ausdruck gegeben.

Die schwebende Staatsschuld Oesterreichs belief sich nach der Veröffentlichung der Staatsschulden⸗Kontrolkommission am 1. Juni im Ganzen auf 411,999,702 Fl. und hat seit dem 1. Mai um 264 Fl. abgenommen.

Die Zolleinnahmen Oesterreichs (ohne Ungarn) betrugen für das 1. Quartal 1875 4505, 918 Fl, d. h. um S 531 B. weniger als für den gleichen Zeitraum des Jahres 1874.

Der auswärtige Handel von Desterreich⸗ Ungarn im ersten Quartal 1875 hat im Vergleich mit dem ersten Quartal 1874 einen Rückgang im Werthe der Einfuhr, in dem der Aus⸗ fuhr dagegen eine Steigerung erfahren. Denn während der 1 der eingeführten Waaren pro Januar⸗März 74 133 Millionen Gulden beträgt, beläuft sich dieser Werth pro 1835 auf nur 126, Mill. Fl, zeigt also ein Minus von J Mill Fl. Bei der Ausfuhr findet das umgekehrte Verhältniß statt; 1874 hat im J. Quartal bei 94. Mill. Fl. gegen 106. Mill. Il, für 1875 um 11.3 Mill. Fl. weniger exportirt. Zwei Hauptartilel geben dem österreichisch⸗ ungarischen Außenverkehr diese Richtung; es find dies Getreide und Eisen. In Folge der vorjährigen guten Ernte nahm die Einfuhr Ausfuhr stieg und aus e . des geringeren Eisenbahnbaues tritt dieselbe Erscheinung auch ee ich des Eisens hervor. Bei einigen anderen Artikeln zeigt sich ein ähnliches Verhältniß, jedoch von mehr untergeordneter Bedeutung.

Der Zuckerexport Oesterreichs betrug im Jahre 189 728 852 Zollcentner Rohzucker und 50l, 9002 Zollcentner Raffinade⸗ zucker. Gegen das Jahr 1873 stellt fich dabei ein Minus von äber 415006 Zollcentner für Rohzucker und von über gö⸗000 Zollcentner für Rafsinadezucker heraus.

Schweiz. Bern, 8. August. Die italienischen Arbeiter, welche auf der Nordseite des St. Gotthardtun⸗ nels bei Göschenen beschäftigt sind, haben, dem Vernehmen nach, dem Bundesrathe durch den hiesigen italienischen Ge⸗ sandten eine Beschwerdeschrift überreichen lassen, welche bie Kla= gen, zu denen die Rekurrenten Anlaß zu haben glauben, in allen Punkten auseinandersetzt und eine Untersuchung der Vor⸗ gänge vom 27. und 28. Juli, welchen fünf ihrer Kameraden zum Opfer gefallen, durch eine Kommisston ad Roc verlangt.

der Cerealien bedeutend ab, die

Niederlande. Haag, J. August. Se. Majestãt der König der Niederlande wird, neuefien Dispositionen zu⸗ folge, nicht, wie noch jümgst angeordnet war, schon um Mitte bieses Monates nach dem Haag zurückkehren, sondern noch etwas längere Zeit in der Schweiz verweilen. Nach einem dem Kolonien⸗Ministerium zugekommenen Telegramme des General⸗ Gouverneurs von Niederländisch Indien hat Oberst Wig- gers van Kerchem aus Atchin vom 28. Juli dem indischen Gouvernement gemeldet: daß der Wilhelms⸗Thurm (Leuchtthurm) auf Pulu⸗Bras eingeweiht worden und weiter nichts von Be⸗ lang vorgefallen; daß der Gesundheitsstand günstiger und nur ein einziger Cholerafall seit dem Abgange der letzten Mel⸗ dungen vorgekommen war. Ein Artillerie⸗Offizier, Lieutenant Schrö⸗ der in Missigit Longbattah war durch einen feindlichen Schuß tödtlich getroffen worden.

Großbritannien und Irland. London, 9. August. Der Herzog von Cambridge ist am Sonnabend nach Deutschland gereist. Am nämlichen Tage verließ auch der Großherzog von Mecklenburg⸗Strelitz London, um sich zunächst nach Homburg zu begeben. Der brasilianische Ge⸗ sandte am Hofe von St. James, Baron Penedo, hat sich mit seiner Gemahlin nach Paris begeben. Wie der „Globe vernimmt, hat Contre⸗Admiral Cumming, der ehemalige Com⸗ mandeur-en-chef der ostindischen Station, der Regierung die Nothwendigkeit dargestellt, weitere Schritte zur Abschaffung des zu Lande getriebenen Sklayenhandels zu thun, um die Anstrengungen der zur Unterdrückung des Sklavenhandels ver⸗ wendeten Königlichen Schiffe wirksamer zu machen.

Frankreich. Paris, 19. August. (W. T. B.) Der Großfürst Konstantin begiebt sich morgen zum Diner in das Palais Elysée, verläßt aber wahrscheinlich schon Sonntags Paris, um nach Odessa weiter zu reisen.

Spanien. Ueber Bourg Madame, 10. August Abends, ein⸗ gegangenen Nachrichten des W. T. B. zufolge haben die Re⸗ gierungstruppen eine 3 Meter breite Bresche in die Befesti⸗ gungen von Sol sona zu Stande gebracht. Die Carlisten machten gestern einen Ausfall aus Seu d'Urgel, wurden aber mit Verlusten zurückgeworfen. Sagasta hat sich mit mehreren seiner politischen Freunde nach Frankreich begeben.

Italien. Der, Economista dJItalia“ schreibt: „Die Zoll⸗ einnahmen im ersten Semester dieses Jahres betragen 49,114,431 Lire, also um 1,161,011 Lire mehr, als im ersten Semester des Jahres 1874. Die größte Vermehrung hat sich bei den Eingangszöllen gezeigt, welche von 26,292, 060 Lire im Jahre 1874 auf 28, 067, 000 Lire gestiegen sind, d. h. um 1A 775,000 Lire. Die größte Mindereinnahme hat bei dem Fa⸗ brikationszuschlag stattgefunden, welcher nur 1,446 000 Lire ge⸗ gen 2,684,000 Lire im Vorjahr ergeben hat. Das Ergebniß des Zuschlags für Statistik war vom 1. Januar bis 31. Juni 1875 1 002,000 Lire; wenn aiso, wie zu erwarten steht, die Handelsbewegung in den letzten sechs Monaten des Jahres der des ersten Semesters entspricht, so wird das Gesammtergebniß etwas mehr als zwei Millionen sein.“

Türkei. Konstantinopel, 109. August. (W. T. B.) Die Regierung hat, da es den türkischen Truppen in der Herzegowina bis jetzt nicht gelungen ist, der aufständischen Bewegung Herr zu werden, energischere Maßregeln zur Bewälti⸗ gung des Aufstandes zu treffen beschlossen, und den Gouverneur von Bosnien telegraphisch angewiesen, sofort alle nur disponiblen Truppen gegen die Insurgenten in Bewegung zu setzen. Auch von hier sind bereits 2 Bataillone nach der Herzegowina abgegangen und steht die Absendung noch weiterer Truppen⸗ theile bevor.

Ueber die bei Trebinje stattgehabten Kämpfe melden über Ragusa, 10. August, Abends, eingegangene, aus sla⸗ vischer Quelle stammende Nachrichten des W. T. B.“, daß die Insurgenten von den türkischen Besatzungstruppen in Trebinje angegriffen wurden. Die Türken hätten das Kloster Duze in ihre Gewalt zu bringen beabsichtigt, seien aber nach siebenstün⸗ digem Kampfe zurückgeworfen worden. Auch die türkische Ka⸗ vallerie hätte an dem Gefecht theilgenommen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 4. August.

In den nächsten Wochen finden die großen Truppenübun⸗ gen ihren Äbschluß, und rücken die Gardetruppen, sowie die der 24. Armee⸗Divifion wieder in die Garnisonen. Die Fre⸗ gatte „Sswetlana“ unter Kommando Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Alexej Alexandrowitsch ist am 17. (29) Juli von Cadix nach Neapel abgegangen. Am 26. Juli starb auf dem Gute Bassowo bei Tula einer der be⸗ kanntesten Ssewastopoler Helden, der gewesene General⸗ Gouverneur von West⸗Sibirien, General⸗Adjutant A. P. Chruscht schom. Am folgenden Tage verstarb einer der ältesten und erprobtesten Generale Rußlands, der Graf P. Grabbe. Derselbe nahm bereits an den Feldzügen 1805, 1806 und 1807 thätigen Antheil, focht in einer ganzen Reihe von Schlachten im Napoleonischen Kriege und machte 1814 den Marsch nach Frankreich mit. In der türkischen Campagne kommandirte Graf Grabbe die Avantgarde und war zugleich Stabschef. In der polnischen Campagne zeichnete er sich in der Affaire bei wins? und Kaluschin und beim Sturm auf Warschau aus. Nach Niederwerfung des polnischen Aufstandes übernahm der zum General⸗Lieutenant beförderte Graf Grabbe den Oberbefehl über die 2. Dragoner⸗Division und ging dann (1838) nach dem Kaulasus, wo er sich rasch einen berühmten Namen machte. 1862 wurde der Verstorbene Hetman des Donschen Kosakenheeres, erhielt 1363 den Andreas⸗ Orden und 1866 die Grafenwürde. Nachdem er den Hetmansposten niedergelegt, wurde er Mitglied des Reichsraths. Die „Mosk. Ztg.“ bringt die Nachricht, daß, laut einem dem Reichsrath zur Beurtheilung eingereichten Projekt über Organisation von Land⸗ volksschulen in den Gouvernements, wo noch keine Land⸗ schafts⸗Institutionen bestehen, die Auslagen für Eröffnung und Unterhalt der Schulen vermittelst einer besonderen Steuer auf die Bauern aller Kategorien vertheilt werden sollen, jedoch nur bis zu dem Betrage dieser Steuer bei den ehemaligen Reichsbauern. Der durch die Steuer nicht gedeckte Rest wäre von der Reichsrentei zu übernehmen. Die Moskau er Gesellschaft der Freunde geistlicher Auf⸗ klärung beschloß in einer am 31. Juli, abgehaltenen Sitzung, der Einladung der deutschen Altkatholiken Folge zu leisten und sich an den Berathungen der Bonner , und des FKongresses in Breslau zu betheiligen. Die Gesellschaft wählte zu ihrem Delegirten Hrn. Ssnechotin; außerdem wird noch beabsichtigt, den ee ars im Auslande weilenden Pro⸗ fessor der geistlichen Akademie D. J. Kassizin mit der Vertretung dieser Gesellschaft in Sachen der Bonner Konferenz zu betrauen. Die bereits ernannten Delegirten der St. Petersburger

Gesellschaft find: J. L. Janischew, Rektor der St. Petersburger geistlichen Akademie, Professor J. F. Ossinin und A. A. Firejew, Sekretär der Gesellschaft der Freunde geistlicher Aufklärung.

Dänemark. Kopenhagen, 8. August. „Dagstel.“ meldet, daß der dänische Gesandte in Berlin, Kammerherr Qu aade, gestern in Kopenhagen angekommen ist und sich so⸗ fort nach seiner Ankunft zum Minister des Aeußern begeben hat. Zu einer 30tägigen Uebung, welche am 14. Septem⸗ ber d. J. ihren Anfang nehmen soll, sind 5 Reserve⸗Bataillone einberufen worden: alle permittirten Mannschaften aus dem Jahrgange 1871, sowie die Mannschaft aus dem Jahrgange 1870 bis zu einer Stärke von 800 Unter⸗Korporale und Ge⸗ meine für jedes Bataillon, jedoch so, daß die Stärke der Unter⸗ Korporale bei jedem Bataillon die Zahl 80 nicht übersteigt; die permittirten Seconde⸗Lieutenants aus den Jahrgängen 1870 und 1871; jedoch sind die, denen Reise⸗Erlaubniß zur Reise ins Ausland ertheilt worden ist, bei der Einberufung zu über⸗ gehen, ebenso sämmtliche permittirte Unteroffiziere aus den Jah⸗ ren 1870 und 1871, mit Ausnahme derjenigen, welche mit der ausdrücklichen Bedingung permittirt worden sind, sich nur im Kriegsfalle zu stellen, oder bei deren Permittirung die Bemer⸗ kung gemacht worden ist, daß vor deren Einberufung die Entscheidung des Kriegs ⸗Ministeriums einzuholen sei. Beide Abtheilungen des am 1. Juli eröffneten islän⸗ dischen Althings haben ziemlich gleichlautende Adressen an den König erlassen. In der Adresse der zweiten Abtheilung des Things heißt es: „Wir hegen die Erwartung, daß die Ver⸗ fassung, welche wir aus den Händen Ew. Majestät empfangen haben, in einer Weise ins Leben eingeführt werde, daß unser Volk durch dieselbe in mancher Hinsicht neu geboren wird. Falls es sich aber zeigen sollte, daß dieselbe in der einen oder anderen Hinsicht mangelhaft ist, erwarten wir sicher, daß Ew. Ma⸗ jestät im Verein mit unserem neu ins Leben gerufenen gesetzgebenden Thing den Mängeln abhelfen werden. Wir erachten es für das Richtigste, unsere Verfassung so vollständig wie möglich zu prüfen, bevor wir Veränderungen in einzelnen Bestimmungen derselben, z. B. in Betreff der Disposition über die Finanzen und die politische Verantwortlichkeit der Regierung, beantragen. Besonders bedenklich aber erscheint es uns, daß der Rathgeber, welchen Ew. Majestät für Island wählte, abtreten mußte, weil er nicht dieselbe Auffassung von dänischen, Island unbeikommenden Angelegenheiten, wie die Majorität der dänischen Volksvertreter hatte, im Uebrigen aber sowohl das Vertrauen Ew. Majestãt wie des isländischen Volkes und dessen Vertreter genoß.

Anerika. Washington, JT. August. Aus den heute veröffentlichten Ausweisen des Schatz am tes erhellt, daß die Einkünfte im abgelaufenen Jahre die Voranschläge überstiegen.

Rew⸗Jgork, JT. August. Kardinal M Closkey segelte heute auf dem transatlantischen Dampfer „Pereire“ über Havre nach London ab. Die Gewässer des Mississippi haben in Kairo zu steigen aufgehört. Der aus den Ueberschwemmungen entstandene Schaden ist unbedeutend. Aus Philadelphia wird der „Times“ vom J. d. telegraphirt: „Im Regierungs⸗ Arsenal zu Brides burn, Philadelphia, fand heute im Labo⸗ ratorium, wo 25 Männer und Knaben arbeiteten, eine Explo⸗ sion statt. Zwei Personen wurden getödtet und zehn verwundet.“ Aus Utah, 8. August, meldet die A. A. C.“: In dem Prozesse des des Mordes angeklagten Mormonenbischofs John D. Lee haben die Geschwornen sich über kein Verdikt zu einigen vermocht. Das Verbrechen, dessen er angeklagt war, be⸗ stand darin, daß er die Niedermetzelung von 150 Emigranten in Mountain Meadow in 1859 anordnete und sich an derselben betheiligte. Die Emigranten waren auf der Reise von dem Staate Arkansas nach den Goldgräbereien in Kalifornien und wurden von einer Anzahl Mormonen und Indianer angehalten und verrätherisch ermordet. Die Frage betreffs der Verantwort⸗ lichkeit für die Metzelei in Mountain Meadow war eine Quelle langwieriger Controverse im Territorium Utah. Einmal glaubte man, daß Brigham Joung in die Affaire verwickelt werden würde, aber die Beweisaufnahme in diesem Prozeß zeigte, daß er in keiner Verbindung damit stand.

10. August. (W. T. B.) Eine amerikanische Fre⸗ gatte hat Befehl erhalten, sich nach Tripolis zu begeben und eine Untersuchung über die dem dortigen amerikanischen Konsul widerfahrene Beschimpfung herbeizuführen. In San Miguel in Salvador sind nach hier eingegangenen Nachrichten gegen 50 Aufständische hingerichtet worden.

Australien. In Melbourne wurde ein neues Mi⸗ nisterium gebildet, das wie folgt zusammengesetzt ist: Mr. Berry, Premier; Mr. Munroe, Unterrichts⸗-Minister; Mr. Long⸗ more, Land⸗Minister, Mr. Paterson, Minister für öffentliche Arbeiten; Mr. Smits, Minister der Bergwerke, und Mr. Woods, Kommissär der Eisenbahnen.

Nr. 63 des Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Post verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 7. August 1575. Einführung neuer Zettel zur Bezeichnung der Ein— schreibbriefsendungen.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

An Stelle der vom Reichstag unterm 21. Janugr v. J. für un gültig erklärten Wahl des Herzogs von Uiest ist auf den 20. Sep⸗ tember d. J eine Reuwahl für den 3. schlesischen Wahlkreis (Gr. Strehlitz⸗Kosel) anberaumt worden.

Statistische Nachrichten.

Ueber die Gesundheitsverhältnisse in der am 31. Juli ab= gelaufenen Woche berichtet die ‚Voss. Ztg.: Es starben von je iG 000 Einwohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet; in Berlin 46, in Breslau 410, in Hamburg 210, in München 330, in Wien 219, in Pest 40, in Paris 227, in Brüssel 247, in Amftferdam 207, im Haag 310, in Rotterdam 335. in Rom 281, in Neapel zor, in Turin 256, in London 215 und in den 18 zr enen, Städten Englands je 259. Die Zahl der Durchfälle und Brech. durchfälle der Kinder in Berlin ist jetzt im n . begriffen. Nach der vorläufigen Feststellung des flädtischen statistischen Bureaus betrug in der Woche vom 25. bis 31. Juli die Zahl der in Berlin Gestorbenen 762, darunter 417 männliche, 345 weibliche Personen; 444 unter, 318 über ein Jahr. Todesursachen: Masern 6, Scharlach 13, Pocken 2, Diphteritis 19, Eitervergiftung 2. Typhus 20, Nuhr MDysent,) 18, Keuchhusten 9, Bräune (Kehlkopfentzündung) 12, Bronchitis j, Lungenentzündung (Pneum) 21, Brustfellentzündung 4 Diarrhoe 5. Sonstige Krankheiten mit 10 und mehr Todes fällen: Brechdurchfall 188, Schwindsucht 33, . 42, Schwäche 46, Altersschwäche 13, Abzehrung 42, Starrkramp Krankheiten 137.

16. Alle anderen

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Dem Dichter Viktor Scheffel ist von Sr. Majestät dem König von Württemberg unter dem 3. August das Ritterkreuz Erster Klasse des Ordens der Württembergischen Krone verliehen worden.

Auf dem Felde bei Lissen in Schlesien wurde, der Schles. Ztg.“ zufolge, eine Silbermünze von der Größe eines preußischen Achtgroschenstücks aufgefunden, die auf der einen Seite das Bildniß des Herzogs Christian von Liegnitz, Brieg und Wohlau mit der Um⸗ schrift D. G. Christian. Dux Sil. L. B. Wol. und auf der anderen 1 , mit der Umschrift ‚Moneta nova argentea 1664. rãgt.

Dr. Julius Eggeling, bisher Professor des Sanskrit an dem University College. London, und Sekretär der Königlich Asiatischen Gesellschaft, ist den „Times“ zufolge zum Professor des Sanskrit und der vergleichenden Philologie an der Universität von Edinburgh er⸗ nannt worden.

Nach den bis jetzt bekannten Beschlüssen der internatio⸗ nalen Jury, welche mit Prüfung der Ausstellungegegenstände in der großen internationalen geographischen Ausstellung in Paris beauftragt worden ist, wurde laut Meldung des W. T. B. der geologischen Landesanstalt und der Königlichen Bergakademie in Berlin ein Ehrendiplom zuerkannt: die höchste Auszeichnung, die überhaupt verliehen werden kann. Die nämliche Auszeich= nung erhielten außerdem noch die geographischen Institute von Justus Perthes in Gotha und Dietrich Reimer in Berlin, der schwedische Generalstab, das geologische Institut in Christiania, der Generalstab in Kopenhagen, das schwedische geologische Institut, das geologische Institut von Norwegen, die große nordische Telegraphen⸗ gesellschaft in Kopenhagen, sowie Professor Nordenskiold und Baron von Offen.

Der Berichterstatter über die neuen Vormundschaftsgesetze im Herrenhause, Prof. Dr. H. Dernburg, bietet in dem soeben erschiene⸗ nen Werke: Das Vormundschaftsrecht der preußischen Monarchie nach der Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875. Verlag von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin“, eine wissenschaftliche Be⸗ arbeitung des neuen Vormundschaftsrechts und hierdurch eine voll⸗ ständige Erläuterung der neuen, auf das Vormundschaftswesen bezüg⸗ lichen Gesetze. Der bei weitem größere Theil umfaßt eine für das Studium und die Praxis gleich werthvolle systematische Darstellung des neuen Rechts unter besonderer Berücksichtigung des bisherigen Vormundschaftswesens in allen drei Rechtsgebieten Preußens, wäh⸗ rend am Schlusse des Buches die betreffende Gesetzestaxe mit fort⸗ laufenden Verweisungen auf die vorangehende Bearbeitung abgedruckt ist. Ein beigegebenes Sachregister erleichtert den Gebrauch.

Das 6. (Juni!) Heft des „Rübezahl, Schlesijche Provin⸗ zialblätter“, 14. Jahrg. 1875, hat folgenden Inhalt: Drei schlesische Musikanten (Rieger, Schnabel, Prawit). Mit Abbildung. Schloß Matzdorf. Mit Abbildung. Kaspar Kirchner (geb. 1592) und sein Studenten ⸗Album. Von Dr. H. Rybker. Das Verhältniß der Schlesier zum Ordenslande Preußen. Von B. v. W. Zur Fami⸗ lien und Wappenkunde. XVII. Renard. In Schleswig und Da— heim. Idyllisches Epos in 6 Gesängen von Herm. Neumann. VI. Ein Mann, ein Wort Daran schließen sich allerhand Mittheilun⸗ gen über Literatur, Wissenschaft und Kunst; ferner die Schlesische Monatschronik für Mai 1875, die Jahrestodtenschau 1874 (April, Mai); der Witterungsbericht der Königlichen Universitäts⸗Sternwarte zu Breslau, Mai 1857, von Prof. Dr. Galle; die Witterungs verhält⸗ nisse des Jahres 1874 von Landesbut und Umgegend. Mit diesem 6. Guni⸗J Heft 1875 geht der Rübezahl“ nach 13 jährigem Be⸗ stehen ein.

Die nördliche Pfalz zwischen Kaiserslautern und Rocken hausen vom Glan im Westen bis zum Fuß des Hardtgebirges im Osten wurde am 4. d. M. Nachmittags von einem verheerenden Wolkenbruch heimgesucht.

Ueber die Grafschaften Middlesex, Surrey und Kent brach am Sonnabend Nachmittag ein ungewöhnlich heftiges Ge⸗ witter aus, das beträchtlichen Schaden anrichtete. Mehrere Personen in Chislehurst und Woolwich wurden vom Blitz getödtet.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die jährliche Auktion der aus dem Trakehner Haupt⸗ gestüte ausrangirten Pferde fand unter lebhafter Betheiligung von Käufern des In, und Auslandes statt; es wurden indeß geringere Preise gezahlt. Der Gesammterlös für 123 Pferde betrug 117, 095 41. oder 1036 S im Durchschnitt pro Kopf (gegen 1050 im vergan- genen Jahre, wo 149 Pferde zusammen 124,953 M eingebracht hat⸗ ten). Nach den einzelnen Kategorien geordnet, kamen unter den Ham- mer: 20 Landbeschäler für zusammen 165395 M, durchschnittlich 829.75 S, 5 Klepper für zusammen 2095 , durchschnittlich 419 , L Ackerstute für 1060 ½½, 20 Mutterstuten für zusammen 17500 46, durchschnittlich 85 66, 12 Hengstfohlen für zusammen 7140 ., durchschnittlich 595 S, 11 Stutfohlen für zusammen 79095 , durchschnittlich 718, 64 S, 14 junge Hengste für zusammen 17,950 4A, durchschnittlich 1282,14 66, und 30 vierjährige Siuten für zusammen 4,050 , durchschnirtlich 1501,66

Im Braunsberger Kreise erzeugte die abnorme Witte⸗ rung dieses Sommers schließlich eine Dürre, die es bereits in einigen Gegenden bis zum Wassermangel gesteigert hat. Alle nicht quellen- haltigen Teiche sind bis auf den Grund ausgetrocknet; ebenso sind viele Bäche verstegt; auch viele Grundbrunnen versagen ihren Dienst, so Laß nicht nur das Trinkwasser für Menschen und Vieh mitunter zu mangeln beginnt, sondern auch Mühlen gezwungen sind, ihre Thätigkeit einzustellen. Alles lechst nach Regen, der durchaus nicht kommen will, tretzdem es an manchen Tagen recht stark gedunkelt und auch mitunter bereits getröpfelt hat. In diesem Sommer scheint der Himmel zugeschlossen, während in manchen Jahren es nur der leisesten Wolkenspur bedurfte, um uns das jetzt so sehr ersehnte Naß in allzugroßer Fülle zu spenden.

Die der Herrschaft Kyna st (Graf Schaffgotsch) in Schlesien zu⸗ gehörigen 800 Morgen Teiche werden jetzt gereinigt und frisch bewãässert, um für die neue einzuführende rationelle Fischzucht geeignet zu werden. Die Brutanstalten werden in den Giersdorfer Gewãssern eingerichtet, wo ein Fischinspektor aus Hüningen im Elsaß seinen Sitz hat. Die Oberleitung ist in Händen des Direktor Pohl, Schreiherhau.

Aus Rüdesheim im Rheingau, 10. August, schreibt nan dem „Fr. J.“: Die Aussichten auf einen vorzüglichen Wein mehren sich von Tag zu Tag. Reife schwarze und reife weiße Frühtrauben sind keine Seltenheit mehr und die Beeren von jspät reifenden weißen Trauben beginnen eben in den besseren Lagen hell zu werden.

Ueber den Nothstand dieses Erntejahres in Kiew meldet der „Golos“: Je mehr die Zeit vorrückt, desto mehr überzeugen wir uns, daß uns in diefem Jahr eine volle Mißernte, wenn nicht Hungergnolh, erreichen wird. Aug allen Kreisen des südwefstlichen Gebketes und fogar vom linken Dniepr -Ufer treffen die ungünstigsten Gerüchte über die Ernte ein. Sas Getreide, die Runkelrüben, der Tabak, die Gartenfrüchte, das Gemüse = alles ist mißraten. Die Sonne hat sede Vegetation, selbst das Gras ausgedürrt. Das Vieh wird überall für Spottpreise losgeschlagen, und dach finden sich nur wenig Käufer, weil dieser Sommer in Bezug auf, Futtermangel Arm und Reich gleichgestellt hat: sie haben beide nichts.

Gewerbe und Sandel.

In der Generalversammlung der Aktionäre der Erdmanng= dorfer Spinnerei-Gesellschaft vom 10. d. M. wurde die Verlegung des Domizils der Gesellichaft von Berlin nach Erdmanng. dorf genehmigt. Der letzie Gegenstand der Tagesordnung wurde durch die Wahl der HH. Geheimer Ober- Finangrath a. D. Scheller in Erdmannsdorf, General Direktor Kolb in Viersen und Kommerzien⸗ rath Richter in Muskau in den Aufsichtsrath erledigt.

Der h e der Vereinigten Breslauer Oel- fabriken beschloß in seiner letzten Sitzung, für das Geschãfts jahr 1874775 neben angemessenen an,, eine Dividende von 5 xᷣ zur Vertheilung zu bringen. Der Coursgewinn, welcher aus dem