1875 / 190 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

soll ein Fleischbeschauer an einem Tage Fleischtheile von nicht mehr als sechs Schweinen mikroskopisch untersuchen.

§8. 8. Von jedem fr esch geschlachteten Schweine find Stückchen aus den Muskeln, welche sich ain Zwerchfell, an dem Bauche, zwischen den Rippen, am Kehlkopf und um den Augapfel befinden, zu unter suchen, und bleibt ez dem Sachverständigen überlafsen, außerdem noch Theile anderer Muskeln der Untersuchung zu unterziehen.

§. 8. Der Fleischbeschauer hat die Untersuchung ohne nach= theilige Verzögerung vorzunehmen und ist, um dieses zu ermöglichen, am Tage vor dem Schlachten zu benachrichtigen, zu welcher Zeit ihm die erforderlichen Fleischstückchen zugehen werden.

§. 10. Die Gebühr für die amtliche Untersuchung eines ge⸗ schlachteten Schweines auf Trichinen, welche von dem Eigenthümer des Schweines an den Fleischbeschauer zu entrichten ist, wird auf eine Mark festgesetz.

Die Gebühr für die amtliche Untersuchung aus Schweinefleisch gefertigter Waaren bleibt der Vereinbarung überlassen, darf sedoch eine Mark für jedes Stück solcher Waaren nicht ühersteigen.

Pote dam, den 9. August 1875.

Königliche Regierung. Abtheilung des Innern.

Königliche landwirthschaftliche Akademie Poppelsdorf . in Verbindung mit der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelmz⸗nniversität Bonn.

Das Winter -⸗Semester beginnt am 15. Oklober d. J. gleichzeitig mit den Vorlesungen an der Universität Bonn. Der spezielle Lehr —⸗ Her umfaßt folgende mit Demonstationen verbundene wissenschaftliche

orträge:

Einleitung in die landwirithschaftlichen Studien: Direktor Prof. Dr. Dünkelb erg. Landwirthschaftliche Betriebslehre: Dersel be. Ausgewählte Kapitel aus der Landwirthschaftslehre: Derselbe. Rindviehzucht: Prof. Dr. Werner. Wolllunde: Derselbe—. Futter · gewächsbau: Derselbe. Landwirthschaftliches Seminar: Direktor Prof. Dr. Dünkelberg und Prof. Dr. Werner. Allgemeiner

flanzenbauꝛ Dr. Haven stein. Forstbenutzung, Forstschutz und

gxation: Oberförfter Prof. Dr. Borggreve. Obstbaumzucht: Akademischer Gärtner Lindemuth. Unorganische Experimental Chemie: Prof. Dr. Freytag. , , ,. Technologie: Derselb e. Chemisches Praktikum: Der selb e. Pflanzen. Ernährung und Düngung: Dr. Kreusler. e, , und Phystologie: Prof. Dr. Körnicke. Physiologische Und mikroskopische Uebungen: Derselb e. Naturgeschichte der Wirbelthiere: Prof. Br. Troschel. Allgemeine Gesetze des thierischen Stoffwechsels: Prof. Pr. Zuntz. Mineralogie: Prof. Dr. An dra e. Experimental - Phystk: Ingenieur Dr. Gieseler. Mechanik der landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen: Der selbe. Physikalisches Praktikum: Derfelbe. Landwirthschaftliche Baukunde: Baurath Pr. Schubert. Wege⸗ und Wasserbau: Derselbe. Zeichnen Unterricht: Der selbe. Volks. wirthschaftglehre Prof. Dr. Held. Landwirthschaftsrecht: Geheimer Bergrath Prof. Dr. Klosterm ann. Anatomie und Phwsiologie der Hausthiere;: Departements ⸗Thierarzt Schell. Aeußere Krankheiten der 8 Derselbe.

Außer den der Akademie eigenen wissenschaftlichen und praktischen Lehrhülfsmitteln, welche durch die für chemische, physikalische, pflan zen und thierphysiologische Praktika eingerichteten Institute, neben der landwirthschaftlichen Verfuchsstation, welche durch den Neubau eines thierph siologischen Laboratoriums erweitert wurde, eine wesent⸗ liche Vervollständigung in der Neuzeit erfahreu haben, steht derselben Durch ihre Verbindung mit der Universität Bonn die Benutzung der Sammlungen und Apparate der letzteren zu Gebote. Die Akademiker sind bei der Universität immatrikulirt und haben deshalb das Recht, noch alle anderen für ihre allgemeine wissenschaftliche Bildung wich⸗ tigen Vorlesungen zu hören, über welche der Universitäts-Katalog das Nähere mittheilt. ;

Auf Anfragen wetzen Eintritts in die Akademie ist der Unter zeichnete gern bereit, zedwede gewünschte nähere Auskunft zu ertheilen.

Poppelsdorf bei Bonn, im Augnst 1875.

Der Direktor der landwirthschaftlichen Akademie. Prof. Dr. Dün kelberg.

Personal⸗Verändernngen.

Königlich Preußische Armee. Offiziere, Porteyvee—⸗ Fähnriche ze. rnennungen, Beförderungen und Ver⸗ setzungen. Im stehenden Heere. Wildbad Gastein, 5. August. Stürmer, Zeug Lt., vom Art. Depot in Reisse, Franke, ZeugLt, vom Art. Depot in Posen, zu Jeug⸗Pr. Lis, Engfer, Zeug ⸗Feldw. vom Stabe der 2. Fuß ⸗»Art. Brig, Sch nei⸗ der, Zeug ⸗Feldw. vom Art. Depot in Spandau, zu Zeug. Lfs. beför⸗ dert. Manch s, Oberst⸗Lt. und etatsm. Stabsoffiz. im Ulan. Regt. Nr. 12 und kommdrt. zur Dienstleistung beim Drag. Regt. Rr. 1, mit der Führung dieses Regts, unter Stellung à Ia zuste desselben, beauftragt. v. Winterfeld, ma. und Esc. Chef im 2 Garde⸗ Ulan, Regt., als etatsmäß. Stabsoffiz. in das Ulan. Regt. Nr. 12 versetzt. Frhr. v, Rosenberg, lg vom Kür. Regt. Nr. 2 und kommdrt. als Adjut. bei dem Gen. Kommbo. X. Armee Corps, und

rhr. x Rosen berg, Major und Gecadr. Chef im Garde⸗Kür.

egt, Patente, ihrer Charge verliehen. v. Below, Ritim. und Escgdr. Chef im 2. Garde Ulan. Regt., der Tharakter als Major verliehen. Hehn, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Rr. Z3, unter Beför⸗ derung zum Pr. Lt, in da Inf. Regt. Nr. 30 versetzl. Graf v. Stil i⸗ fried Rattonitz, Hauptm. vom Inf. Regt. Rr. I9, von dem Kommdo. als Adjut. der 23. Inf. Brig. entbunden. Frhr. v. Schlotheim, Pr. Lt. von dems. Regt, als Adfut. zur 23. Inf. Brig. kommandirt

rhr. v. Esebeck, Pr. Lt, vom Ulan. Regt. Nr. 12, als ältester Pr.

t. in das Drag. Regt. Nr. 6 versetzt. v. Jara czewzki, Pr. Tt. aggreg. dem Ulan. Regt. Nr. 12, in das Regt. einraͤngirt.

Abschiedshbewilligung en. Im stehenden Heere. Wild— bad Gastein, 3. August. Scheffler, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 49, als temporär halbinvalide mit Penfion ausgeschieden und zu den beurlaubten Offiz. der Inf. des 1. Batz. Landw. Regts. Nr. 24 übergetreten Wildbad Gastein, 5. August. v. Holtzen⸗ dorf Aberst- Lieutenant und Commandeur des Hragoͤner. Regts. Nr. 1, als Oberst mit Penston und der Regts. Uniform der . bewilligt. v. Schuckm ann, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 6, der än he ertheilt. Hen schel, penston. Ober⸗Wachtm. zuletzt in der 5. Gensdarmerie⸗Brig, der Charakter als Sec. Lt ver⸗

liehen.

In der Reserve und Landwehr. Wildbad Gastein, 3; August. Heidenreich, Pr. Lt. von der Inf. des 1. Batz. Landw! Regt. Nr. 23, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Verfů ung des K Den 25. Juli. Schramke, wn vom 2. Bat. 4. Thüring. Inf. Regis. Nr. 72, mit Penston in den Ruhestand versetzt. Den 3. 9 763 Perse, Zahlm. Aspirant, d nn, beim 2. Bat. Inf. 4 Nr. 74, Gr ossok, Zahlm. . 2 Zahlm. bei der 1. Abtheilung Feld⸗Art. Regt5. Rr.

ernannt.

Herzoglich Braunschmeigisches Kontingent. Braunschweig, ef len t. ern Sec. Lt. 1 Inf. Regk. Nr. 92, zum Pr. Lt.

eföͤrdert.

Die heutige Nummer des Reichs- und Staat s⸗ An zeiger enthält in der ersten Beilage:

Nachweisung der auf den Sisenbahnen Deutsch⸗ lands (exkl. Bayerns) im Monat Juni 1875 vorge⸗ kommenen Unfälle, aufgestellt im Reichs⸗Eisen⸗ bahn⸗Amt;

in der Handelgsregisterb eil age:

Nr. 27 der Tarif⸗Veränderungen der deutschen

Gisenbahnen.

Die heute ausgegebene Nr. 33 der Allgemeinen Ver⸗ loosungs⸗Tabelle des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Papiere: . 1882 6pCt. 5/9 Bonds. Amiens Prämien Anleihe de 187i. Antwerpener 109 Fr.⸗Loose de 1874. Baltische CEisenbahn⸗Prioritäts⸗Obligationen. Baye⸗ rische Vereinsbank, Bodenkredit⸗Obligationen. Buscht é hrader TLisenbahn⸗Prisritäts⸗Obligationen. Charkow⸗Krementschug⸗ Eisenhahn⸗Obligationen (Rückstände). v. Clary'sche Prämien⸗ Anleihe. Dramburger Kreis⸗Obligationen. Florenz er 4pCt. Prämien⸗Anleihe de 1868. Gleiwitzer, Langen salza'er Stadt⸗2bligationen. Königsberger Kaufmannschaft, Schuld⸗ verschreibungen. Neisse⸗Brieger Eisenbahn⸗Stamm⸗Aktien und Prioritäts⸗Obligationen (Rückstände). Niederschlesische Zweigbahn⸗Stamm⸗, Prioritäts⸗Stamm⸗Aktien und Prioritäts⸗ Obligationen (Rückstände). Oe sterreichische Allgemeine Boden⸗ kredit ⸗Anstalt, Pfandbriefe und Kommunal-Obligatlonen. Oe ster⸗ reichische Staats⸗Eisenbahn⸗ Obligationen. Ostgothland Hypotheken⸗Vereins⸗Pfandbriefe. Pariser Prämien⸗Anleihen de 1855, 1860 und 1875. Pester ungarische Kommerzial⸗Bank⸗ Pfandbriefe. Russisch⸗Englisch⸗Holländische 5 pCt. An⸗ leihe de 1866. Schlesische Kredit Institut⸗Pfandbriefe Litt. B. Südnorddeutsche Verbindungsbahn (Reschenberg⸗Pardubitz) Prioritäts⸗-Obligationen. Türkische 3pCt. Eisenbahn⸗Prämien⸗ Anleihe. Wiener Hypothekenkasse⸗Pfandbriefe.

Die Allgemeine Verloofungs⸗Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 1 Mark 50 Pf. (15 Sgr.) vierteljährlich durch alle Postanstalten, so wie durch Carl Heymanns Verlag, Berlin, 8. W., Königgrätzer⸗ straße 109, und alle Buchhandlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition, Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 25 Pf. (21/9 Sgr.)

Aichtamtliches.

Deutsche s Remich.

Preußen. Berlin, 14. August. Se. Majestät der Kaiser und König haben am heutigen Tage Se. König⸗ liche Hoheit den Prinzen August von Württemberg, den Gene⸗ ral⸗Intendanten v. Hülsen, den deutschen Gesandten in Rom, Geheimen Legations⸗Rath v. Keudell und den deutschen General⸗ Konsul in Warschau, Legations⸗Rath Freiherrn v. Rechenberg zur Tafel gezogen.

Morgen früh um 8 Uhr treten Se. Majestät von Potsdam

nach der Enthüllung des Hermannsdenkmals am Montag nach Schloß Babelsberg zurück.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist gestern Nachmittag bald nach 33 Uhr in Casse— eingetroffen und auf dem Bahnhof von Seinen Söhnen, den Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich, empfangen worden. Zur Begrüßung des Kronprinzen war auch der Sber⸗-Bürger⸗ meister Weise anwesend. Nach kurzem Aufenthalt auf bem Bahnhofe fuhr Höchstderselbe mit Seinen beiden Söhnen und begleitet von den Hochrufen der zahlreich versammelten Volks⸗ menge nach Wilhelmshöhe weiter.

In den deutschen Münzstätten find bis zum 31. Juli 1875 geprägt: an Goldmünzen: S85, 539, 480 (6 Doppelkronen, 265, M40 5ß0 MS Kronen; an Silbermünzen: 21,353,540 6 5⸗Markstücke, 80 929, 700 1⸗Markstücke, 1LEI37150 υ/ 40 8 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen:

66. iz s, so ' 10fennigst'cke, 4369, 307 M0 55 3

5 ⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 3,381, 405 S 78 3 2⸗Pfennigstücke; 1672ů 844 ½½ 95 3 1⸗-Pfennigstücke. Gesammt⸗ ausprägung: an Goldmünzen: 150, 530 020 S4; an Silber⸗ münzen: 118,530,390 c. 40 3; an Nickelmünzen: 13,B 030,441 „6 85 3; an Fupfermünzen: 5, 054. 250 M 73 8.

Die von der Tagespresse gebrachten, zum Theil ganz unzutreffenden Nachrichten über die Heuschreckenplage und das zur Beseitigung derselben von den Behörden beobachtete n, n ,. geben uns zu nachfolgender Dar⸗ stellung der thatsächlichen Verhältnisse Anlaß.

Die Anzeige von einem massenhaften Auftreten der Heu⸗ schrecken in Genshagen und Löwenbruch ist zuerst am 28. Juni an die Behörden gelangt. Die auf diese Anzeige sofort einge⸗ leitete Untersuchung ergab, daß der Heuschreckenfraß in Löwen⸗ bruch sowohl, als auch Genshagen auf einzelne Felder lokalisirt war, so in Löwenbruch auf einem mit Winterroggen und Hafer bestandenen Schlage von ea. 180 Morgen.

Das betreffende Feld war won dem Besitzer rings mit Gräben eingeschlossen, auch mehrfach von solchen durchzogen worden. In diese wurden die Thiere um die Mittagszeit vor⸗ sichtig eingetrieben, möglichst zerstört, und reichten für diefes Ver⸗ fahren die den betroffenen Besitzern zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte aus.

Es wurde deshalb seinerseits von der Ermächtigung, auf Staatskosten Mannschaften zur Verstärkung der Gemeindekrãfte anzunehmen, kein Gebrauch gemacht.

Nach dem Urtheil der darüber gehörten Sachverständigen und nach früherer Erfahrung war diese Maßregel unter den ge⸗ gebenen Verhaͤltnissen die zweckdienlichste, und auch die betroffenen Grundbesitzer glaubten, dem Ungeziefer durch fie wirksam Einhalt thun zu können.

Wenn sich nun dieselbe trotz der Erwartungen nicht als ausreichend erwiesen hat, obwohl Hunderttaufende vertilgt worden sind, so liegt der Grund darin, daß gewöhnliche Men⸗ schenkräfte in dieser Entwickelungsperiode des Thieres überhaupt nur unvollkommen zu wirken im Stande sind.

Es sind nun zwar von verschiedenen Seiten Vorschläge zur energischen Vertilgung des Ungeziefers gemacht, allein diefe Vorschläge haben fich, wenn sie auch an sich zweckmäßig sein mögen, doch nach Lage unserer Gesetzgebung als unaus führbar herauggestellt.

Was beispielsweise den Vorschlag betrifft, die Behörden möchten veranlassen, daß ßen eine Entschädigung der Besitzer das Getreide oder die Stoppei der befallenen Schläge abgebrannt würde, so ist dagegen zu bemerken, daß nach dem heutigen Stande unserer de g un, die Behörden zu einem solchen Vorgehen wider den Willen des Besttzers nicht ermächtigt sind.

Ein 2 gilt von der andererseits empfohlenen, jedoch unter den landwirihschaftlichen Verhältnissen mancher Gegenden die ganze Ernte des nächsten Jahres in Frage flellenden Maß⸗ regel, die Wintersaaten erst nach Michaelis zu bestellen. .

Man will die Beobachtung gemacht haben, daß in . Feldern keine Heuschrecken auskommen, weil die vorher in den lockeren Boden abgelegten Eier durch die Saatfurche zu tief in

den Boden gelangen und dann im Winter zu Grunde gehen.

aus mittelst Extrazuges die Reise nach Detmold an und kehren

Unter denselben Gesichtspunkt fällt endlich auch der Vor= schlag. man solle alle diesenigen Ackerstüäcke, auf welchen ver= muthlich ein Ablegen der Gier stattgefunden hat, nach beendigter Eierablage, gegen Ende September tief umpflügen.

Alle anderen, den Behörden anheimgegebenen Maßregeln konnten schon deshalb nicht mehr berücksichtigt werden, weil das Insekt um Mitte Juli seine vollkommene Ausbildung erlangt hatte und durch seine Flugfertigkeit alle Hindernisse überschreiten und allen Verfolgungen sich entziehen konnte.

Die in der Tagespresse mehrfach erwähnte, im landwirth⸗ schaftlichen Ministerium abgehaltene Konferenz hatte den Zweck, festzustellen, ob es erforderlich sei, für jetzt oder für den Fall einer Wiederholung der Plage auf den Erlaß polizeilicher Vor⸗ schriften zur Vertilgung des Ungeziefers Bedacht zu nehmen.

In derselben wurde konstatirt, daß die Ursache von dem ungenügenden Erfolge der bisher , ,. Vertilgungsmaß⸗ regeln hauptsächlich darin zu finden fei, daß man mit denselben aus Unkenntniß der Gefahr erst in einem viel zu weit vorge= schrittenen Entwickelungs⸗Stadium der Heuschrecken begonnen habe.

Man war auch darüber einverstanden, daß gegen das ge—⸗ flügelte Insekt nicht viel geschehen könne, und aj das Fangen und Tödten desselben (der eierlegenden Weibchen besonders) den betheiligten Besitzern überlassen bleiben müsse.

Das Hauptaugenmerk sei ö zu richten, zweckmäßige Gegenmittel bei einem zu erwartenden Wiedererscheinen des Thleres im nächsten Jahre in Bereitschaft zu halten.

Diese Maßregeln seien im Wege polizeilichen Zwanges zur Durchführung zu bringen.

Da es ferner nothwendig sei, dem Insekt schon bald nach seinem Auskriechen aus dem Ei mit allen Kräften entgegenzu⸗ treten, dieser Zustand der Entwickelung aber leicht der Beob⸗ achtung Ungeübter entgehe, so solle eine populäre Schrift über Entwickelung und Lebens weise zur Belehrung der Gemeinden von Seiten der Schullehrer und Gemeindevorsteher verfaßt und vertheilt werden.

Vorläufig sei, wie dies schon früher mit Erfolg geschehen, ein Sammeln und Vernichten der nach einiger Uebung nicht allzu schwer erkennbaren Eierklümpchen wohl geeignet, eine be⸗ f Menge dieses Ungeziefers schon im Herbst zu ver⸗ nichten.

So habe man im Jahre 1752 in der Umgegend der Stadt Drossen und der Dörfer Polenzig und Grunow 13 Scheffel 44 Metzen Berl. M. und 1749 in Anspach 3655 Scheffel Eier nn n und damit unzweifelhaft sehr große Mengen ver⸗ nichtet.

Es sei wünschenswerth, daß der Staat das Sammeln der Eier durch Bewilligung von Prämien unterstütze.

Die Vorschläge der Konferenz, welche hier nur in der Kürze angedeutet sind, haben dem Vernehmen nach die Billigung des Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten gefunden.

Zur feierlichen Eröffnung der neuen Hafen⸗ anlagen in Mannheim sind jetzt jetzt alle Vorbereitungen vollendet. Der Großherzog und der Erbgroßherzog von Baden Königliche Hoheiten werden heute Abend in Begleitung der Mitglieder des Staats⸗Ministeriums und des Stabes von Karlsruhe im Mannheimer Schlosse anlangen und die Sänger den Hohen und Höchsten Gästen eine Serenade bringen.

Die Mitglieder der Rheinschiffahrts⸗Central⸗ kommission, deren Sitzungen am 16. d. Mts. beginnen, neh⸗ men Theil an dem Feste, für Preußen der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Jebens. Die Mitglieder der Handels⸗ kammer und des Stadtraths begeben sich morgen früh in das Schloß, um Se. Königliche Hoheit den Großherzog zu begrüßen und demselben eine Festschrift zu überreichen. Nach einem Fest⸗ zuge und einer Wasserfahrt, zu welcher die verschiedenen Dampf⸗ schiffahrts⸗Gesellschaften fünfzehn Schiffe zur Verfügung gestellt haben, findet in der großen Werfthalle, die für 6000 Personen Raum hat, die Uebergabe des Hafens und des Central⸗Güter⸗ bahnhofs statt. Nach dem Bankett ist Festvorstellung im Theater, dann Feuerwerk auf- dem Rhein und bengalische Beleuchtung der Brücke. Se. Königliche Hoheit der Großherzog fährt Abends 1II1 Uhr nach Karlsruhe zurück.

Der General der Infanterie v. Zastrow, Chef des 1. Schlesischen Grenadier⸗Regiments Nr. 10, ist gestern nach län⸗ geren Leiden zu Schöneberg verstorben. Im Feldzuge von 1866 kommandirte er die 11. Division; im letzten Kriege befehligte er das XII. Ar mee⸗Corps. Auch als militärischer Schriftsteller auf dem Gebiete der Fortifikation ist er mit Erfolg thätig gewesen und hat der Landesvertheidigungs⸗Kommission als Mitglied angehört.

Der Generalmajor von Reinike, Commandeur der 25. Infanterie⸗Brigade, hat sich in seine Garnison Münster zurückgeben.

S. M. Aviso „Pr. Adler“ ist am 11. d. Mis. in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt.

Nach . eingegangenen Nachrichten sind gestern von Suez viertausend Mann agegyptischer Truppen zum Schutze des vam König Johannes von byssinien bedrohten Massowah abgegangen.

Beuthen O. / S., 12. August. Die Feier des Gedenk⸗ tages der Schlacht bei Sedan wird sich hierorts auch in diesem Jahre auf Anregung des Kriegerverelns zu einer all⸗ gemeinen gestalten. Der Vorstand des Kriegervereins wird bei den Königlichen und Kommunal⸗-Behörden die Aussetzung aller nicht dringlichen Amtsgeschäfte und die Schließung der Bureaux für den 2. September nachsuchen; in einem Inserate der Lokal⸗ blätter wendet sich derselbe an die Bürgerschaft mit der Bitte, nach dem Vorgange anderer Städte Geschäftslokale, Läden, Ver⸗ kaufs⸗ und Werkstätten geschlossen zu halten.

Bunzlau, 11. August. Die Stadtverordnetenversamm⸗ lung hat eine Kommission gewählt, welche die Vorbereitungen ur Feier des 2. September zu treffen hat. Zur Aus⸗ . wurden 450 Sl bewilligt. Dberstlieutenant a. D. von Harder wird vor dem Feste zwei öffentliche Vorträge über die Schlacht bei Sedan halten. Ver Ertrag aus dem Ein⸗ trittsgelde ist zum Besten . Mitglieder des Krieger⸗ vereins bestimmt, die durch den letzten Feldzug Schaden an ihrer Gesundheit gelitten haben.

Wilhelmshaven, 11. August. Sr. M. Dampfer

Boreas“ ist nachdem die Ausbildung des Maschinenper⸗

sonals beendet gestern außer Dienst gestellt und der hiesigen Werft übergeben worden.

Weilburg, 13. August. Das Denkmal für die im deutsch⸗französtschen Kriege gefallenen Krieger des Kreises wird am 2. September, dem Tage von Sedan, unter Theilnahme des ganzen Kreises, insbesondere der Krieger⸗

patente, erlassen:

vereine, der hiesigen Gesangvereine, des Gymnasiums und der übrigen Schulen, sowie der Bürgergarde ꝛc6, feierlichst ent⸗ hüllt werden. In der letzten Sitzung des Kreisvereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger, wurde das Programm festgestellt und wird sich die sonst übliche Feier des Sedantages der Enthüllung des Denkmals anrelhen. Das Denkmal selbst besteht aus einem Sockel mit Säule, deren Spitze ein mächtig die Flügel schwingender Adler ziert; auf der Säule werden die Namen der Gefallenen des Kreises zum ehrenden Gedächtniß angebracht werden.

Bonn, 13. August. (W. T. B.) In der heutigen dritten Sitzung der Unionskonferenz nahm auch der inzwischen ein⸗ getroffene Erzbischof von Syra und Tenos, Lykurgos, Thell, sowie Professoren Damalas und Rhoissis von der Universität in Athen. Nachdem Dr. v. Döllinger über die großen Veränderun⸗ gen, die durch das Vatikanum in dem Verhältnisse der anderen Kirchen zur römischen Kirche herbeigeführt worden sind, berichtet hatte, wurde die Frage vom Ausgang des heiligen Geistes dis⸗ kutirt. An der Debatte beiheiligten sich haupfsächlich Bischof Reinkens und Seitens der Vertreter der orientalischen Kirche Rhoissis, Ossinin und Janyschew. Zum Schluß konstatirte Dr. v. Döllinger, daß man in überwiegender Mehrzahl in der Sache einig sei und wurde demnächst auf seinen Antrag beschlossen, durch eine Kommission eine Formel entwerfen zu lassen, welche die gemeinsame Ueberzeugung der Versammelten zum Ausdruck bringt. Die gedachte Kommission besteht aus 2 Altkatholiken, 2 Vertretern der orientalischen Kirche und 2 Anglo⸗Amerikanern und wird die auszuarbeitende Foörmel morgen vorlegen. Heute Nachmittag findet die zweite englische Korrefpondenz statt.

14. August. (W. T. B.) Gestern Nachmittag haben die englischen und amerikanischen Geistlichen sehr eingehend über die , verhandelt, welche den DOrientalen gemacht werden sollen. Als Mitglieder der Kommission wurden gewählt: Für England Kanonikus Liddon und Rev. F. Meyrich, Sekre⸗ tär der anglo⸗kontinentalen Gesellschaft, für Amerika Br. Nevin. Die deutschen Altkatholiken werden in der Kommission durch Döllinger, Reinkens und Professor Langen vertreten fein.

Bayern. München, 13. August. Wie man der „A. Abdz.“ schreibt, wird am 2. September in ähnlicher Weise, wie im Vorjahre, die Sedanfeier durch Beflaggung der städli⸗ schen Gebäude und abendliche Vereinigung im Kososseum be⸗ gangen werden. Ueber die Abhaltung kirchlicher Feiern des 2. September ist an die Königliche Regierung der Pfalz auf gestellte Anfrage folgende Entschließung des Kultus⸗ Ministerinms ergangen:

„Das Königliche Staats Ministerium des Innern hat sich auf Mittheilung des bezüglichen Berichts und jeiner Beilage dahin ge— äußert, so weit ihm bekannt, sei bis jetzt in keinem einzigen deutschen Bundesstaate angeordnet worden, den Jahrestag der Schlacht bei Sedan als ein allgemeines Landesfest zu feiern, und hat deshalb seine Anschauung dahin ausgesprochen, es sei die Einführung oder Anord⸗ nung eines solchen auch in Bayern wenigstens zur Zelt nicht weiter in Betracht zu ziehen. Unter diesen Umständen erscheint für das unter⸗ sertigte Königliche Staate⸗Ministerium kein Anlaß gegeben, wegen Ver⸗ anstaltung einer kirchlichen Gedenkfeier des fraglichen Jahrestages nach C 565 der II. Verfassungsbeilage eine Einleitung zu treffen. Soferne aber der Jahrestag der Schlacht von Sedan von einzelnen Gemeinden gefeiert und auch kirchlich begangen werden will, so sind in solchem Falle von den geistlichen Behörden die für die Abhaltung außerordent⸗ licher kirchlicher Feierlichkeiten maßgebenden Vorschriften in §. 76 der II. k und der hierzu ergangenen Vollzugsverordnung vom 20. Juni 1851 geeignet zu beachten. Br. v. Lutz.“

Die bayerischen Bischöfe werden am 17, 18. und 19. August eine Konferenz in Gichstätt abhalten. Die Lech feld bahn ist nun in 5 Arbeitsloosen, eine Länge von etwas über 22 Kilometer enthaltend, vermessen und in Bauangriff genommen. Der Unterbau und das Terrain wird für 2 Geleife längs des militärischen Uebungsterrains, sonst für 1 Geleife hergestellt. Die Vollendung erfolgt voraussichtlich im Frühjahre 1876. Durch dieselbe wird die Verbindung des permanenten militärischen Uebungslagers und des Depots auf dem Lechfelde mit dem Bahnnetze hergestellt. Die Station Militärbaracken⸗ lager auf dem Lechfelde wird 12 Kilometer von Kaufering ent⸗ fernt sein.

Sachsen. Dresden, 13. August. Durch Verordnung vom 11. d. M. werden die erforderlichen Ergänzung s⸗ wahlen für die Il. Kammer auf den 14. September d. J. festgesetzt. Der Präsident des evangelisch⸗lutherischen Landes⸗ Konsistoriums, Wirkl. Geh. Rath Frhr. v. Könneritz, ist auf seinem Gute Weigsdorf in der Oberlausitz, woselbst er sich im

Urlaube befand, nach kurzem Krankenlager am 12. August

Nachmittags verschieden. Der beurlaubte Vize⸗Präͤsideni, Ober⸗Hofprediger Dr. theol. Kohlschütter, ist fofort wieder eingetroffen und hat die Leitung der Konsistorialgeschäfte über⸗ nommen.

Sessen. Darmstadt, 13. August. Se. Königliche hoheit der Großherzog ist gestern Vormittag nach sechs⸗ wöchentlichem Aufenthalt in Friedberg zu längerem Verweilen wieder in Mainz eingetroffen. Das Groß herzogliche Mini⸗ sterium der Finanzen hat unterm 27. Juli folgende Befannt⸗ machung, betreffend die Stempeltaze für Gewerbs⸗ Unter Bezugnahme auf die Bekannt⸗ machung vom 2J. November v. J., die Gewerbsteuer betreffend, Reg. Ir Nr. 57), wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge⸗ bracht, daß auf Grund des Gesetzes vom 25. November v. 23 die Einführung der Reich sCmarkrechnung im Großherzogthum betreffend, die Stempeltage für Gewerbs⸗ und Haustrpatente, fõöwie fir, AÄbschriften der Haustrpatente mit Wirkung von Anfang 1816 an auf 40 Pfennige festgesetzt worden ist. !

Mecklenburg. Rastock, 12. August. Der Königlich hreußische Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, Dr. Falk, heute Nachmittag mit dem um 4 Uhr 50 Min. von Berlin ankommenden Zuge hier eingetroffen und wird morgen die Reise nach Kopenhagen mil dem Bampfschiff „‚Rostock“ über Nyhjöbing fortfetzen. Lippe. Detmold, 11. August. Durchlaucht des Fürsten gemäß sind die Behörden des Lan⸗ Es auch in diesem Jahre ermächtigt worden, am Tage der Sedan feier ihre amtlichen Geschäffe einzutellen.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 11. August. (3tg. f. Lothr.) Durch Verfügung ins ge fs, sin von Elsaß⸗Lothringen 6 das geistische Seminar zu Sierck geschlossen worden, eil dessen Vorsteher sich weigerten, dasselbe dem bestehenden Reglement zu unterwerfen. . U

öchstem Befehle Sr.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. . Se. Ma⸗

letãt Jer Raiser begiebt sich heute von Laxemburg nach

Bruck a. d. Leitha, um den morgen und übermorgen dort stattfindenden militärischen Uebungen beizuwohnen. Ihre Kai⸗ serliche und Königliche Hoheit die Erzherzogin Maria The⸗ resia, Gemahlin des Erzherzogs Karl Ludwig, ist am 9. d. M. zum längeren Sommeraufenthalte in Ischl angekommen. Fürst Milan von Serbien ö vorgestern Abends von Preßburg in Budapest angekommen und um 11 Uhr Nachts mittelst Se⸗ Paratzuges nach Bazias abgereist. Der päpstliche Nuntius FJacobini verläßt heute Gran, um sich nach Raab zu begeben. In Un garn sind nunmehr die letzten Reichstags⸗ wahlen vollzogen, und es werden bereits die Vorbereitungen für den Zusammentritt des Reichstages getroffen. Die eben stattgefundenen Nachwahlen sind fast durchweg zu Gunsten der liberalen Partei ausgefallen. Als designirter Präsident des Ab— geordnetenhauses gilt der gewesene Minister⸗Präsident Bitto, nachdem der gewesene Präsident Koloman Ghyezy jede Wieder⸗ wahl ablehnt, um an den Arbeiten der Regnikolardeputation, welche über die Erneuerung des Zoll⸗ und Handels bündnisses mit der westlichen Reichshälfte, sowie über die Quotenfrage zu berathen haben wird, theilnehmen zu können.

13. August. (W. T. B.)) Graf Andrassy kehrt heute Abend auf seinen Landsitz nach Terebes zurück.

14. August. (W. T. B.) Wie der „Politischen Kor⸗ respondenz“ aus Konstantinopel gemeldet wird, hatte der österreichisch⸗ ungarische Geschäftsträger, Baron Herbert, mit dem Großvezier und mit dem Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten eine Unterredung, in welcher er wiederholt beruhi⸗ gende Erklärungen über die Haltung Oesterreichs abgab, welches den Aufstand in der Herzegowina als interne An— gelegenheit der Pforte betrachte. Dieselbe Korrespondenz bespricht die Zeitungsnachrichten über die eventuell bevorstehende Ausschiffung von türkischen Truppen in der dalmatinischen Enklave Klek und bemerkt, daß, wenn ein hierauf bezügliches Ansuchen der Pforte an das Ministerium des Auswärtigen in Wien gelangen sollte, demselben im Einklange mit früheren gleichartigen Fällen entsprochen werden würde. Wie die „Presse“ meldet, reiste der österreichisch⸗ungarische Botschafter in Konstan— tinopel, Graf Zichy, gestern dorthin ab.

(W. T. B.) Von der in auswärtigen Blättern als be⸗ vorstehend gemeldeten Ankunft des Fürsten von Monte⸗ . hierselbst ist in hiesigen maßgebenden Kreisen nichts

ekannt.

Belgien. Brüssel, 14. August. (W. T. B.) Wie der Moniteur Belge“ meldet, ist der von den Delegirten der Zuckerkon ferenz im Anfang Juni aufgestellte Bertrags⸗ entwurf nunmehr zwischen Belgien, Frankreich, England und den Niederlanden abgeschlossen worden. Die betreffenden Rati⸗ fikationsurkunden werden innerhalb 6 Monaten ausgewechselt werden und soll die Konvention am 1. März 1876 in Kraft treten.

Großbritannien und Irland. London, 12. August. Der Herzog von Coimbra, Bruder des Königs von Portu⸗ gal, stattete am Dienstag Ihrer Majestät der Königin auf Osborne einen Besuch ab und wurde zur Königlichen Tafel ge⸗ zogen. Die Königin hat den Oberst R. W. Harley zum Gouverneur der Insel Tobago ernannt.

13. August. (W. T. B.) Das Parlament ist heute Nachmittag durch eine Kommission Namens der Königin ge⸗ schlöossen worden. In der Thronrede wird das freund⸗ schaftliche Verhältniß zu den auswärtigen Mächten hervorgehoben und die Hoffnung und das Vertrauen ausgesprochen, daß der Frieden Europas aufrecht erhalten bleibe. Der jüngst stattge⸗ habte Besuch des Sultans von Zanzibar habe zu dem Abschluß eines Ergänzungsvertrages geführt, durch welchen die voll— ständige Unterdruͤckung des Sklavenhandels in Ostafrika erzielt werde. Wegen der auf chinesischem Gebiete erfolgten Ermordung Margary's sei eine Untersuchung eingeleitet, es werde keine Mühe gespart werden, um eine Bestrafung der Schuldigen herbeizu⸗ führen. Die Thronrede erwähnt dann noch das zunehmende Gedeihen der Kolonialbesitzungen, zählt die in der vergangenen Session zur Annahme gelangten Gesetze auf und beglückwünscht das Parlament zu diesem Resultate seiner Arbeiten.

Frankreich. Paris, 12. August. Das „Journal officiel“ veröffentlicht einen Bericht des Jnstiz⸗Ministers Du⸗ faure an den Präsidenten der Republik und im Änschlusse daran ein Dekret des letzteren, durch welches eine neue geographische GSintheilung der Gerichts sprengel in Algerien ein⸗ geführt wird. Eine Reihe älterer und oft einander wider⸗ sprechender Dekrete und Erlasse hatte die Grenzen der verschie⸗ denen Gerichtsbezirke oft verwirrt und daher eine neue und be— stimmte Absteckung derselben nöthig gemacht. Die Kolonie hat nach dieser Verfügung 1 Appellationsgericht mit dem Sitze Al⸗ gier, 11 Gerichte erster Instanz, 3 Handelsgerichte in Algier, Tonstantine und Oran und 69 zriedensgerichte, abgesehen von den islamitischen Gerichtshöfen, deren Zahl und Sitz der General⸗Gouverneur zu bestimmen hat. Der Minister der öffentlichen Bauten, Caillaux, hat sich nach England begeben. Die „Corr. Havas“ versichert, diese Reise bezwecks ein Einver⸗ ständniß zwischen den englischen und französischen Behörden in Bezug auf die Anlage des Tunnels zwischen Frankreich und England. Wie der „Figaro“ meldet, fand am 11. d. Mts. eine Versammlung aller Bischöfe, die unter der Gerichts⸗ barkeit des Erzbischofs von Paris stehen, bei letzterem statt. Ihr wohnten die Erzbischöfe von Rouen, Sens, Tours und Bourges bei. Der Gegenstand dieser Versammlung soll die Frage der katholischen Universitäten gewesen sein. Durch Dekret des Präsidenten der Republik vom 3. August ist der Abbé Cortet, ehemaliger General⸗Vikar, an Stelle des Hrn. Ravinet, der sich aus D nde r in das Privatleben zurückgezogen hat, zum Bischof von Troyes ernannt worden.

Griechenland. Der offiziellen Liste über die Dep utirten⸗ wahlen zufolge sind Christides, welcher wiederholt unter König Otto und König Georg Minister war, in Syra, Deligeorgis und Trikupis, der jetzige Kabinets⸗Chef, in Misolonghi, der frühere

remier⸗Minister Bulgaris, sein Bruder und sein Neffe Kriezis n Hydra, der Kriegs⸗Minister Gennates in Corfu, Kumunduros und . früherer Politischer Gegner Antonopulos in Messena, Zaimis und der Finanz⸗Minister Petmezas, sowie ein Bruder desselben, in Kalapryta, Valaoritis, ein Vetter des bisherigen Gesandten am Hofe von St. James, in Santa Maura und der frühere Kriegs⸗Minister Grivas in Akarnanien gewählt worden. In Athen gingen aus der Wahlurne der Kultus⸗Minister Rhallis, Philemon, der Redakteur des radikalen „Jahrhunderts“, Kali⸗ phronas, Koliatsos, Sutzos, der mehrfach dem Krlegs⸗Ministerium vorstand, und Petrakis als Deputirte hervor. Die Partei Bul⸗ garis, gegen welche sich die Angriffe der vereinigten Qpposition ausschließlich richteten, hat 17 Sitze, nicht 15, wie der Telegraph

hänger unter den neugewählten Deputirten scheint Kumunduros zu haben.

Türkei. Aus Ragusa, 13. August, wird dem ‚W. T. B.“ gemeldet: Eine große Anzahl von Au fständischen zieht gegen Newesinje, wo ein größerer Zusammenstoß erwartet wird.

Dänemark. Kopenhagen, 13. August. Ihre Kaiser⸗ liche Hoheit die Groß fürstin Dagmar kam gestern Vormit⸗ tag an Vord der russischen Dampfyacht„Derjawa?, Kapitän Go— lowaschoff mit ihren Kindern, den Großfuͤrsten Nicolaus und Georg und der Großfürstin ene hier an. Um 107 Uhr trafen Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin und die Prinzessin Thyra, nebst Prinz Johann, welche gestern Morgen Fredensborg verlassen hatten, bei der Zollbude ein, wo auch, der Conseils-Präsident Estrup, der Minister des Aeußern Graf Moltke⸗Bregentved, der russische Ge⸗ sandte Baron Mohrenheim u. A. sich eingefunden hatten. Nachdem die russische Dampfyacht, welche von der dänischen Fregatte Iylland begrüßt wurde, indem sie ihre Raaen bemannte, Anker geworfen hatte, ging die Königsfamilie an Bord und kehrte nach kurzem Aufenthalt mit der Großfürstin und ihren Kindern zurück während von der Batterie Sixtus“ und von der russi⸗ schen Jacht salutirt wurde. Von der Zollbude fuhren die Hohen Herrschaften zu dem Palais der Erbprinzessin Caroline, wo dejeunirt wurde, und von dort nach Sorgenfrei, wo sie Ihre Majestät die Königin⸗Wittwe besuchten, und mit dem 31 Uhr von Kopenhagen abgehenden Eisenbahn⸗ zug wurde die Reise nach Fredensborg fortgesetzt, woselbst sie um 5 Uhr ankamen. Die Großfürstin wird begleitet von einer Hofdame, ihrem Hofmarschall und ihrem Leibarzt. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst-⸗Thronfolger von Rußland wird hierselbst in vierzehn Tagen erwartet. Der dänische Gesandte am russischen Hofe, Kammerherr Vind, welcher Urlaub erhalten hat, ist hier am 10. d. angekommen. Der deutsche Alter⸗ thumsforscher Dr. Schliemann hält sich in diesen Tagen in Kopenhagen auf und wohnt im neuen Hotel d'Angleterre.

Amerika. New⸗gork, 11. August. Das gelbe Fieber an den südlichen Küsten der Vereinigten Staaten ist diesen Som⸗ mer auf die Forts Barrancas und Peickers beschränkt. Sonst sind die südlichen Städte und Posten, so weit bekannt ist, von dieser Plage befreit.

Afrika. Marocco. In Gibraltar bis 5. August ein⸗ gegangene Berichte der „A. A. C.“ aus Tangier melden, daß Tilaly Ben Hamo, der Commandeur der vom Sultan von Ma⸗ rocco zur Zuͤchtigung der Bergstämme in den Provinzen Larache und Tangier abgesandten Truppen, im Thale von Zinats, zwölf Meilen von Tangier am Fuße der Benim Suar⸗Berge, lagert. Die Stämme Beni Gurfal und Gibel Hatib haben sämmtliche rück⸗ ständige Steuern, sowie die ihnen wegen ihres jüngsten Unge⸗ horsams und gesetzlosen Verhaltens auferlegten Geldbußen in Geld und landwirthschaftlichen Erzeugnissen gezahlt. Die Stämme Benim Suar, Wadras, Ben Eder und Anjera haben sich bereit erklärt, sich dem Verlangen von Kaid Ben Hamo fügen zu wollen. Der Groß⸗Sherif von Wazan, Hadj Absalam, hat sich dem Vernehmen nach in das Hauptquartier von Kaid Iilaly begeben und eine beträchtliche Ermäßigung der dem Stamme Benim Suar aufgelegten Geldbuße erlangt. Einige der notorischsten Viehdiebe in der Nachbarschaft von Tangier sind verhaftet und ins Gefängniß geworfen worden. Das Vorgehen von Kaid Ben Hamo hat einen befrie⸗ digenden Stand der Dinge in der Provinz Tangier erzeugt und Zuchtviehheerden weiden in vollkommener Sicherheit Tag und Nacht, ohne, wie bisher, in den Dör⸗ fern eingepfercht zu werden. Aber in den an Tangier grenzen⸗ den Hügelbezirken von Jibel Kibir wird gleiche Sicherheit nicht genossen, da Europäer, insbesondere Spanier, mit dem Beistande maurischer Viehdiebe einen Schmuggelhandel mit den den mauri⸗ schen Bauern gestohlenen Thieren treiben. Nach Berichten aus Casablanca hat der Sultan die Erlaubniß für die Herstellung eines Wellenbrechers in diesem Hafen ertheilt, der die Befrachtung der Schiffe in hohem Grade erleichtern wird.

Nr. 33 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich-, 3 im Reichskanzler ⸗Amt (Berlin, Carl Heymanng Verlag), at folgenden Inhalt: Allgemeine e,, , . Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. * und Steuerwesen: Veränderungen bei Steuerstellen. Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Finanzwesen: Nachweisung über die am 31. Juli 1875 im Umlaufe beziehungsweise im eigenen Be⸗ stande der deutschen Zettelbanken vorhanden gewesenen, sowie auch der nach erfolgter Einlösung vernichteten Banknoten. Marine und Schiffahrt: Beginn 2c. von Steuermanns Prüfungen. Konsulat- wesen: Ernennungen ꝛe.

Neichstags⸗ Angelegenheiten.

Nach dem nunmehr amtlich feststehenden Ergebnisse der im Wahlkreise Coblenz⸗ St. Goar staͤttgehabten Ersatzwahl für den verstorbenen Abgeordneten v. Savigny sind 12,102 Stimmen für Frhrn. . Hertling (ultramontan), 3886 Stimmen für Justiz-Rath Bram (iveral) abgegeben worden. Der Erstere ist somit gewählt.

Durch den am Herzschlag erfolgten plötzlichen Tod des Abg. Fr h. v. Hoverbeck (Foitschritt)e ist das Mandat für den 7. Wahlkreis des Regierungsbezirk Gumbinnen, Sen sburg-Ortels burg er— ledigt worden. Frh. v. Hoverbeck gehörte sämmtlichen nord⸗ deutschen und deutschen Reichstagen Anfangs gls Vertreter des zwei⸗ ten Berliner, dann seines heimischen Wahlkreises, sowie seit 1858 bis in die neueste Zeit dem preußischen Landtage als Mitglied an.

Wies baden, 14. August. (W. T. B.). Der Reichs- und Landtags abgeordnete Johann Knapp (Mitglied der Fortschritts⸗ partei) ist gestern früh in seinem Heimathsorte Dauborn gestorben.

Statistische Nachrichten.

Nach den von den Königlichen Konststorien veröffentlichten Ueber- sichten betrug die Zahl der Theologie Studirenden in den älteren preußischen Provinzen im Sommersemester 1862 1156 im Winter semester 187374 667. Im Sommer 1834 war die Ge⸗= ee, 636, und im Winter 1374 75 580. Die Gesammtzahl der

i sämmtlichen theologischen Fakultäten immgtrikulirten Studenten betrug im Sommer 1874 1776, im Winter 18743775 1841. Die bei Weitem größte e,. hat die theglogische Fakultät in Leipzig 6385); eg folgen Tübingen (243), Halle (204), Erlangen (136), Bertin (134). Als Fakaltäten mittlerer Frequenz reihen sich an: Göttingen (G77, Jena (1, Straßburg (68), Bonn G6), Kiel Ce und Königsberg FHö). Schwächer besucht sind. Marburg (), Breslau (37), Roftoa Gl) und Greifswald (24). Die geringste Frequenz haben Heidelberg (C) und Gießen (8.

Der Nied ersächsische Feuerwehrverband bestehl nach ginem im Druck veröffentlichten statistischen Bericht zur Jelt auß

meldete, in der Deputirtenkammer gewonnen. Die meisten An⸗!

3703 Mitgliedern in 55 Vereinen. Von diesen sind ihrer Staatz.