1875 / 194 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Ireland; Mr. Carmichael, M. A. Oxford; Dr. Barelan, Lon⸗ ]

don; Mr. Charles Pooley; Major Jocelyn Ffoulkes; Charles C. Perry, Bonn; Mr. Reade, Cambridge; A. Cubitt, Brighton; Mr. H. de la Hooke; Rev. Dr. W. Chaunen, Langdon; Rev. Dr. W. Stevens, Perry, New Jork; Rev. W. Lewis, Phila⸗ delphia; Rey. G. Woolsey Hodge; Rev. Dr. Nevin, Rom; Prof. Ph. Schaff; van Rensselger, New⸗Jork; Mr. Hartmann. 4. Franzose: Th. de Felice, Ref. Pfarrer aus Paris. Bayern. München, 17. August. Die Trupp enrepue durch Se. Majestät den König am nächsten Sonntag erleidet durch das Hinscheiden des Prinzen Carl keine Aenderung. Der⸗ selhe hat in seinen letztwilligen Bestimmungen den Wunsch aus⸗ gesprochen, daß aus Anlaß seines Ablebens öffentliche Trauer⸗ feierlichkeiten, fowie ein Schluß der Königlichen Theater, in denen auf Allerhöchste Anordnung nur am Donnerfiag nicht ge⸗ spielt wird, nicht stattfinden mögen. Diesen letzten Willen des Hohen Verblichenen sanktionirend, hat Se. Majestaͤt der König eine Hoftrauer für den Prinzen Carl von Banern nicht angeordnet, Die Leiche Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl wird in aller Stille an der Seite seiner verstorbenen Gemahlin, der Gräfin v. Bayrsdorff, im Mausoleum Söking bei Starn⸗ berg beigesetzt werden. Professor Dr. Buhl wurde heute tele⸗ graphisch aus Meran nach Tegernsee berufen, um die Sektion und Einbalsamitung der Leiche morgen Vormittag vorzunehmen. Heute Nachmittags ging der Königliche Trauerwagen von hier nach Tegernsee ab. Die Leiche wird von Tegernsee über Schaftlach nach Starnberg in der Nacht vom Mittwoch, den 18, auf Donnerstag, den 19. August, überführt. Die Ankunft erfolgt in Starnberg Morgens 2 Uhr, worauf die Beerdigung sofort vorgenommen wird, welcher nur die beiden Adjutanten des Prinzen, General v. Struntz und Oberst Freiherr v. Freyberg, anwohnen werden. Nach der Beerdigung wird in Starnberg eine stille Messe ge⸗ lesen. Laut den letztwillig getroffenen Anordnungen des Prinzen Carl wird dessen seitheriges Schloßgut mit Appertinenzien zu Tegernsee in den Besitz des Herzogs Carl Theodor übergehen. Der Oberst⸗Hofmarschall Frhr. v. Malsen hat sich heute Mor⸗ gens und der Staats⸗Minister des Königlichen Hauses, von Pfretzschner, heute Mittags nach Tegernsee begeben. Prinz Carl war geboren zu Mannheim am J. Juli 1795 und hat also ein Alter von 80 Jahren erreicht. Er war der jüngere Bruder des Königs Ludwig J. und der Großoheim Sr. Majestät des jetzt regierenden Königs. Im Jahre 1814 hatte er sich im Kriege gegen Frankreich in mehreren Schlachten hervorgethan: Aus seiner militärischen Laufbahn ist Folgendes hervorzuheben: Zum Regimentsinhaber des 2. Füsilier⸗Regiments, jetzt 3. Infanterie⸗Regiments, wurde er unterm 21. Februar 1799 zum Inhaber des 7. National⸗Chevauxlegers⸗Regiments, jetzt 1. Kürassier⸗Regiments, am 26. März 1813 und zum General⸗ Major und Brigadier der Infanterie am 15. Juni 1813 ernannt. Divisions⸗ General und General ⸗Lieutenant wurde er am 9. November 1813. Das General- Kommando München erhielt er am 24. Oltober 1820. Mit dem Range eines Generals der Kavallerie und unter Beibehaltung der In⸗ haberstelle des 2. Infanterie⸗Regiments, wurde ihm unterm 30. Mai 1822 die nachgesuchte Entlassung genehmigt. Zum Kommandanten des Uebungslagers zu Augsburg wurde er unterm 9. April 1338, zum Feldmarschall unterm 17. Januar 1841, zum Kommandanten des Uebungslagers zu Augsburg am 29. Mai 1846 ernannt, und den Oberbefehl über das J. und 8. Bundes Armee ˖ Corps erhielt er am 31. März 1848, General⸗Inspektor des Heeres wurde er am 18. November 1848, Höchstkommandirender des mobilen Armee⸗Corps unter gleichzeitiger Uebertragung des Armee⸗Com⸗ mandos unterm 15. November 1850, Höchstkommandirender des in Kriegsbereitschaft zu stellenden Königlich bayerischen Armee⸗ Corps unterm 31. März 1855, desgleichen unterm 21. April 1859, Ober⸗Befehlshaber über das VII. und VIII. Bundes⸗Armee⸗ Corps unterm 6. Juli 1859. Das Ober⸗Kommando der west⸗ deutschen Armee hat derselbe in Folge Bundesbeschlusses vom 27. Juni am 30. Juni 1866 übernommen. Nach dem Ende des Feldzuges, in welchem er als Höchstkommandirender fungirte, legte er alle seine militärischen Titel und Würden nieder und lebte seitdem still und zurückgezogen in seinem Schloß zu Tegernsee. Sein ritterlicher Charakter und sein edler Wohl⸗ thätigkeitssinn sichern ihm im Herzen des bayerischen Volkes ein bleibend s Andenken. Er war zwei Mal in morganatischer Ehe vermählt; zuerst 1823 mit Sophie Maria Petin, der Tochter eines bayerischen Hauptmannes, die zum Rang einer Gräfin von Bayrsdorff erhoben wurde und schon 1838 starb; darauf im Jahre 1859 nüt Henriette Schöller, die als seine Gemahlin den Namen einer Frau von Frankenberg erhielt. Der Magistrat der Stadt Ansbach hatte die nach Detmold zur Enthüllungs⸗ feier des Hermann⸗Denkmales entsendete Deputation zu⸗ gleich beauftragt, dem Schöpfer des Denkmales, Bildhauer E. von Bandel, ein Beglückwünschungsschreiben der Ge⸗ meindebehörden seiner Geburtsstadt zu überreichen.

Württemberg. Stuttgart, 16. August. Der Ober⸗ Finanzrath Dr. von Fischer, Vorstand der Forstdirektion, ist heute Nacht im Alter von 61 Jahren unerwartet schnell einem Herzleiden erlegen. Aus Ulm, 16. August, wird dem St. 2. f. W.“ gemeldet: Der kommandirende General des XIII. (K. W.) Armee⸗Corps v. Schwartz koppen ist gestern Abend mit dem General⸗Major v. Massow hier eingetroffen zum Zweck einer Vorinspektion für die am 1. September durch Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit den Kronprinzen des Deutschen Reichs hier abzuhaltende Inspektion. Das 12. bayerische Infanterle⸗Regiment (Oberst Frhr. v. Gumppen⸗ berg), welches in Neu⸗Ulm in Garnison liegt, ist gestern aufs , ad zu den daselbst stattfindenden größeren Uebungen abge⸗ gangen. In Friedrichshafen tagen seit heute die Ver⸗ treter der westdeutschen Eisenbahn⸗Verwaltungen zu Abhaltung mehrtägiger Berathungen. Die Verhandlungen wer⸗ den im Saale des Kurhauses abgehalten. Zu Ehren der Mit⸗ glieder dieser Konferenz wurde heute Abend eine Extrafahrt mit⸗ zelst Dampfbootes nach Bregenz veranstaltet.

Baden. Karlsruhe, 17. August. Wie der „Karlsr. Ztg.“ mitgetheilt wird, hat Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ hse rzog mit Allerhöchster Staats⸗Ministerial⸗Entschließung d. d. Mannheim, 165. S. M., auf den Antrag der Ministerien der Finanzen und des Handels genehmigt, daß vom 15. d. M. ab, als dem Tage der Eröffnung der neuen Hafenanstalten in Mannheim, die Erhebung der bisher daselbst bestandenen Hafengebühren, als: Bohlwerksgebühren, Tonnengebühren und Floßhafengebühren eingestellt werde. Der Präsident des Großherzoglichen Finanz · Ministeriums, Staatsrath Ell stätter, ist heute in mehrwöchentlichem Urlaub nach der Schweiz abgereist.

Anhalt. Dessau, 17. August. Der kommandirende General des IV. Armee⸗Corps, v. Blumenthal, der bereits seit längerer Zeit auf seiner Besttzung im nahegelegenen Quellen⸗

das „N. FIrmdbl.“ Brucker Lagers, nach Gödöllö begeben, um daselbst mehre Jagden mitzumachen. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz Rudolf, der heute von Ischl in Laxenburg ein⸗ trifft, um seinem Kaiserlichen Vater die Glückwünsche zum Ge⸗ burtsfeste darzubringen, wird bis zum 29. d. M. in Ischl blei⸗ ben und sich dann direkt in das Brucker Lager begeben, um da⸗ selbst bis zum 10. oder 12. September an den Uebungen theil⸗ zunehmen. Hochwild⸗ und Gemsjagden in den Gehegen des Eisenerzer Be⸗

dorf verweilt, nahm heute früh in Begleitung des gestern Abend hier eingetroffenen Brigade⸗Generals v. Nachtigal eine Inspi⸗ zirung des Anhaltischen Infanterie⸗Regiments vor. Das Regiment wird am 20. zunächst zu den Brigade⸗Uebungen in die Gegend von Wanzleben hier abrücken. Die Rückkunft desselben wird in der Mitte des nächsten Monats stattfinden.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 16. August. Das hier garnisonirende Bataillon ist in diesen

Tagen nach Erfurt n en um an den dort abzuhaltenden

Regimentsexerzitien Theil zu nehmen. Die Divistonsübungen

finden später bei Wallhausen an der Halle⸗Nordhäuser Bahn statt.

Waldeck. Arolsen, den 17. August. Die Nr. 13 des

Regierungsblattes veröffentlicht die Bekanntmachung, betreffend die Neuwahl von Wahlmännern und die Wahl von Abgeordneten zum Landtage der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont.

Erstere ist auf den 14. September, letztere a uf den 13. Oktober d. J. festgesetzt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 17. August. Auf viel⸗

seitige Anregung wird am 25. August nächsthin in Tivoli das Ge⸗ burts⸗ und Namensfest Sr. Majestät des Königs von Bayern festlich begangen werden. vor geraumer Zeit zusammengetretenen Versammlung ehemaliger bayerischer Staatsangehörigen, ist ein Comité mit dem Auftrage betraut worden, zur würdigen Durchführung der Festfeier das Weitere zu veranlassen. Diese Festfeier wird nach dem Beschlusse des Comitèés in einem im Tivoli stattfindenden, Nachmittags um 4 Uhr beginnenden Gartenfeste bestehen, an welches sich bei ein⸗ tretender Dunkelheit Beleuchtung des Gartens sowie Tanzver⸗ gnügen anschließen wird.

Von einer zu diesem Zwecke

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 17. August. Se. Majestãt

der Kaiser ist gestern Morgens aus Laxenburg nach Wien gekommen, Ministerrathe zu prästdiren. ben bezeichnen ungarische Blätter die Feststellung der Thron⸗ rede zur Eröffnung des ungarischen Reichstages am 28. d. M. und des Arbeitsprogramms für denselben. Der Kaiser hat an den Kardinal Erzbischof von Prag, Prin⸗ zen zu Schwarzenberg, aus Anlaß des Abschlusses seiner fünfundzwanzigjährigen erzbischöflichen Wirksamkeit ein anerken⸗ nendes Handschreiben gerichtet. Se. Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit der Erzherzog Heinrich Franzensbad kows ki ist nach Wien zurückgekehrt. Graf Anton Auers⸗ perg ist am 16. d. M. von Videm in Graz eingetroffen.

um dem mehrfach angekündigten ungarischen Als Berathungsgegenstand dessel⸗

ist vorgestern in

eingetroffen. Minister Dr. Ziemial⸗

In Triest ist am 13. d. M. aus Konstantinopel Halim

Pascha, Onkel des Vizekönigs von Aegypten, angekommen und sofort nach Karlsbad weitergereist.

Se. Majestãt der Kaiser wird sich, wie

18. August. mittheilt, nach beendetem Besuche des

Ende September wird Se. Kaiserliche Hoheit die

zirkes abhalten.

Prag, 18. August. Das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers wurde heut unter allgemeiner und herzlicher Theil⸗ nahme feierlich begangen.

Niederlande. Die diesjährige Session des „Institut de droit international“ wird am 25. d. im Haag eröffnet werden. Ueber Entstehungsgeschichte und Bedeutung des In⸗ stituts, sowie über dessen Beziehungen zur „Association inter- nationale pour la réforme et la codification du droit des gens“,

hat die „Allg. Ztg.“ so eben zwei Artikel aus berufener Fider

veröffentlicht. Für die Versammlungen des Instituts hat die

niederländische Regierung als Sitzungslokal den schönen und

historisch merkwürdigen Saal „Treveskamer“ im „Binnenhof“ zur Verfügung gestellt, und der Minister des Innern, Hr. Heems⸗ kerk, hat für die am Sonnabend, den 28. d., anberaumte Sitzung seinen Besuch zugesagt.

Großbritannien und Irland. London, 17. August. Mr. Disrgeli hat sich nach Hughanden Manor, seinem Landsttz in Buckinghamshire, begeben. Der Commandeur en chef der chinesischen Flottenstation hat dem „Globe“ zufolge von der Re⸗ gierung eine Depesche erhalten, worin die von dem Commandeur der an der Küste der malayischen Halbinsel stationirten König⸗ lichen Schiffe ergriffenen Maßregeln zum Schutz der britischen Interessen während der neulichen ungeregel⸗ ten Zustände in Siam gebilligt werden. In Dundee wurde gestern von Lord Strathmore im Beisein einer großen Anzahl Menschen ein neuer Dock eröffnet, welcher der Königin zu Ehren „Vietoria⸗Dock“ genannt wird. Die neuen Werke haben über eine Viertel⸗Million Pfd. Sterl. gekostet, und die Summe, die für den Hafen von seiner Gründung bis jetzt aus⸗ gegeben wurde, beträgt nahezu eine Million Pfd. Sterl. mehr.

Frankreich. Paris, 17. August. Das „Journal officiel , heute das Budget der Einnahmen und Ausgaben für 1876, die ersteren sind mit 2,570. 505,513, die letzteren mit 2575, 028,582 Fr. angesetzt. Einem Be⸗ schluß des Kriegs⸗Ministers gemäß sollen alle Offiziere der Reservetruppen, welche den fünf Armee ⸗Corps zugetheilt sind, die für die diesjährigen Herbstmanöver bezeichnet sind (nämlich das 3, 5., 13., 15. und 18.), und ausrücken werden, für die volle Dauer dieser Manöver einberufen und während dieser Zeit in allen Stücken (Sold, militärische Ehren u. s. w.) den Offizieren der aktiven Armee gleich⸗ gestellt werden. Die Reserve⸗Offiziere der dreizehn anderen Armee⸗Corps werden dagegen nicht einberufen, wohl aber er⸗ mächtigt werden, den milstärischen Uebungen der Corps, denen sie beigezählt sind, beizuwohnen. Sie können alle ihrem Grade gebührenden Ehren, aber keinen Sold beanspruchen. Im näm⸗ lichen Falle befinden sich die Offiziere der Terri⸗ torialarmeen, die sich bei einem der Ober⸗Befehls⸗ haber ihrer Waffe anzumelden haben werden. Die General⸗2 raths⸗Session wurde gestern überall, mit Ausnahme von Korstka, eröffnet. Die vorliegenden An aben über das Ergebniß der Bureauwahlen sind noch zu unvollständig, als daß ste ein allgemeines Urtheil gestatten sollten, doch scheint bis her die lon⸗ servative Partei, wenn man zu derselben alle Gruppen der Ver⸗ sailler Majorität bis in die Gruppe Wallon⸗Lavergne hinein⸗

rechnet, Grund zu haben, mit dem Resultate zufrieden zu sein.

Unter den gewählten Präsidenten befinden sich die Minister Decazes (Gironde) und an, (Charente), die ehemaligen Minister Mathieu⸗Bodet (Charente⸗Inférieure) und Chabaud⸗ Latour (Gard), ferner der Herzog von Aumale (Oise), die Herren Roy (Aube), v. Bonald (Aveyron), v. Ber⸗ nardi (Ardöche), de la Monneraye (Morbihan), Marquis v. Talhouet (Sarthe), Durfort de Civrae (( Maine⸗et⸗Loire), von Carne (Finistoͤre), Aucel (Seine ⸗Inférieure), von Grelluthe (Seine⸗ et⸗Marne), lauter anerkannte Konservative. An sie schließen sich die Bonapartisten Magne (Dordogne), Hamille (Pas de Calais), General Alard, (Deux Seyres), Pouyer⸗Quer⸗ tier (Gure) und einige andere. Die Vize⸗Präsidenten und Sekre⸗ täre entsprechen in der Regel demselben Parteistandpunkte, wie die Präsidenten. Die Republikaner aller Schattirungen haben hiergegen folgende Namen aufzuweisen. General Chanzy (Ar⸗ dennen), General Pelissier (Haute⸗Marne), Waddington (Llisne)h, Bozerian (Loire⸗et⸗Cher), Lisbonne (Herault), Rollin (Meurte⸗et⸗Moselle), Bardoux, Unter⸗Staatssekretäͤr im Justiz⸗Ministerium (Puy⸗de⸗Dome), Terver (Rhone), Magnin (Cote d Or), Tardien (Bouches⸗ du⸗Rhone), Labuche (Eure⸗et⸗Loir), Guinot (Indre⸗et⸗Loire), Morel (Jura). Pastoret (Var), Bel (Savoyen) und Lepäre (gonne). Der Prinz Arthur von Großbritannien ist in Paris eingetroffen. Der Großfürst Constantin, dessen Abreise auf heute Abend festgesetzt ist, besuchte gestern die geographische Abtheilung der Nationalbibliothek und ließ sich dann noch die seltensten und kostbarsten Handschriften und Autographen zeigen. Besonders fesselten ihn verschiedene Bände, welche den alten französischen Königen gehört hatten, sowie einige Exemplare des Koran und andere arabische Schriften. Gestern beförderte die Orleansbahn 400 Schüler der christlichen Schulen und ea. 120 Personen beider⸗ lei Geschlechts, die nach dem Mont Saint⸗Michel wallfahrten. Nach den neuesten in Toulouse angestellten Erhebungen sind in Folge der Wassersnoth in der Vorstadt Saint ⸗Cyprien allein 953 Häuser eingestürzt und 257 Häuser unbewohnbar ge⸗ worden. Die Zahl der in den anderen Vierteln zerstörten Ge⸗ bäude beläuft sich auf ca. 200.

Spanten. Madrid, 19. August. (W. T. B.) Nach hierher gelangten Nachrichten ist ein Eisenbahnzug, der von Barcelona nach Sarragossa abgegangen war, von Räu⸗ bern angehalten worden, welche die Reisenden plünderten. Im Hafen von Barcelona ist ein Schiff verbrannt. Mehrere Menschen sind um das Leben gekommen, viele andere verwundet worden. Der Hafen Bermeo, welcher durch das Kriegsschiff „Vitoria“ bombardirt wird, ist fast ganz zerstört. Wie aus Miranda vom 18. d. Mts. gemeldet wird, ist der General Loma mit Verstärkungen nach Val Mena auf⸗ gebrochen.

San Sebastian, 18. August. (W. T. B.) Don Carlos hat den Sitz der Militärverwaltung für die bas⸗ kischen Provinzen und Navarra nach Alsasug verlegt.

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Italien. Rom, 12. August. Der von den Ministern Minghetti und Finali in der letzten Kammersession den Ab⸗ geordneten erstattete Bericht über die Papier geld⸗Cireu⸗ lation ist nunmehr vertheilt worden. Der Bericht behandelt die Möglichkeit, den Zeitpunkt und die Art und Weise, den Zwangskurs abzuschaffen, und weist die Vorschläge zurück, welche dahin gingen, die Abschaffung auf einmal durch eine große Anleihe oder noch vor Herstellung des finanziellen Gleich⸗ gewichts durch allmähliche Amortisation zu bewerkstelligen. Der von der Kommission, welche in der Kammer über das Gesetz vom 30. April 1874 zu referiren hatte, gemachte Vorschlag, die lie⸗ genden Güter der wohlthätigen Stiftungen in Staatsrente zu konvertiren, ward im Allgemeinen gebilligt, aber nur unter der Bedingung, daß der Ausführung desselben jeder fiskalische Charakter entzogen werde; die endgültige Entscheidung wird bis zu dem Zeitpunkte verschoben, in welchem die Konvertirung der Kirchen⸗ und Domanialgüter vollendet sein wird. Vor der Hand sollen nun einige Maßregeln getroffen werden, welche geeignet sind, die künftige Aufhebung des Zwangskurses vorzubereiten. Unter den angekündigten Vorschlägen geht der eine dahin, die Be⸗ obachtung der bestehenden Vorschriften über die Papiercireulation und über die Cmissionsbanken durch Strafbestimmungen zu garan⸗ tiren; ein anderer will die Gültigkeit der Verträge auf Zahlung in Gold auf alle Arten von Geschäften ausdehnen; andere Vorschläge, die später vorgelegt werden sollen, sind darauf gerichtet, den Emissions⸗ banken die Möglichkeit zu gewähren, auch ihrerseits zur Ab⸗ schaffung des Zwangskurses mitzuwirken. Diesem Berichte liegt eine „historische Darstellung der Entwickelung und der Wirkun⸗

en des Zwangskurses in Italien“ bei, , im Auftrage der hebe Minister von dem Sekretär des Rathes für Handel und Industrie, Cav. Alessandro Romanelli, verfaßt ist. Es ist eine vollständige gesetzgeberische, parlamentarische und statistische Ge⸗ schichte der Geld⸗Circulation und der Emissionsbanken vom 1. Mai 1866 an und daneben eine thatsächliche Darstellung und wissenschaftliche Würdigung der Einwirkungen des Zwangs⸗ kurses auf die Staatsökonomie und die Finanzen.

Türkei. Aus Ragusa, 18. August, Nachm. meldet, W. T. B.“: Gestern hat bei Trebinje zwischen den türkischen Trup⸗ pen, welche einen Ausfall aus Trebinje gemacht hatten, und den In⸗ surgenten ein Gefecht stattgefunden, bei welchem von den Letzteren einige Ortschaften in Brand gesteckt wurden. Die türkischen Truppen mußten sich schließlich wieder nach Trebinje zurückziehen. Die „Politische Korrespondenz“ bestätigt nach ihr zugegangenen zuverlässigen Berichten, daß auch in Bosnien eine aufständische Bewegung ausgebrochen ist. Der Umkreis derselben wird auf 20 Meilen geschätzt. —jie in Klek gelandeten türkischen Truppen sollen nicht vorrücken wollen, weil die De⸗ filsen zwischen Klek und Mostar von den Insurgenten stark besetzt sind.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. August. Ueber die am 27. Juli 8. August publizirte Reorganisation der russischen Kavallerie bemerkt der Golos“ in seiner letzten Wochenschau: Diese Reform schließt zunächst die Reihe der in Anbetracht der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht unter⸗ nommenen Umgestaltungen unserer Armee ab. Bisher bestand unsere reguläre Kavallerie aus 56 Garde⸗ und Armee⸗Regimen⸗ tern, darunter 4 Kürassiier⸗ 20 Dragoner, 16 Ulanen⸗ und 16 Husaren⸗Regimenter. Die Dragoner hatten dadurch das Ueber⸗ gewicht, daß in der kaukasischen Diviston ausschlie glich Dragoner waren (4 Regimenter). Die übrige Kavallerie war in 9 Diyisto⸗ nen eingetheilt, von denen zur Garde, 7 zur Armee gehörten. Die erfie Garde⸗Dipision bestand aus den 4 Kürassier⸗Regimen⸗ tern, die zweite aus der übrigen Garde⸗Kavallerie. Jede Armee⸗ Kavallerie⸗Division bestand aus 6 Regimentern (je zwei Regimen⸗ tern Uanen, Husaren und Dragonern) und bildete drei Brigaden. Jedes Regiment besaß 4 aktive Escadrons und eine Reserve⸗ escadron. Der volle Bestand eines Regiments wurde für Kriegs⸗

ihr vereinigt

zeiten zu 16 Rotten in Zügen und im Frieden zu 14 Rotten gerechnet. Der Kernpunkt der jetzigen Reorganisation der Kavallerie hesteht in einer Vermehrung der Divistonen und in einer Vergrößerung des ständigen Bestandes der Regimenter. Statt 7 Divisionen werden wir 14 haben. Jede Dlviston wird je ein Dragoner Husaren⸗ und Ulanen⸗Regiment umfassen und

außerdem ein Donsches Kosaken⸗Regiment zugezählt erhalten.

Die Division wird somit nur aus zwei Brigaden bestehen, von denen die erste das Dragoner⸗ und Ulanen⸗Kegiment, die andere das Husaren⸗ und Kosalen⸗Regiment umfassen wird. Die Garde⸗ Kavallerie bleibt zunächst in zwei Divistonen getheilt, wird aber, wenn die jetzt in Warschau stehenden Truppen mit sind, in 3 Divistonen getheilt wer⸗ den, eine, schwere. ( Kürassier) Division und zwei leichte, zu deren Bestand die Garde⸗Kosaken gehören sollen. Der Russ. Inp“ erklärt die Reorganisation durch die Noth⸗ wendigkeit, im Kriegsfall und bei Bildung von Corps kleinere, selbständig organisirte Kavalleriekörper zu besitzen, die den Corps zugetheilt werden können. Die jetzt eingeführte Zusammen⸗ setzung der Divistonen gewährt ihnen Selbständigkeit der Aktion in jeder Gegend und zur Lösung der verschiedensten Aufgaben, die der Kavallerie auf dem Kriegsschauplatz gestellt werden kön⸗ nen. Was die Vergrößerung der Regimenter bis zur bisherigen Kriegsbereitschaft (135 Rotten) betrifft, so er⸗ flärt sich das durch die Nothwendigkeit, die Kriegsbereit⸗ chaft der Kavallerie, die ihrer Eigenthümlichkeit nach bei der Mobilisation die meisten Schwierigkeiten macht und im Kriegsfall zuerst an Ort und Stelle sein muß, zu heben. Die Reform konnte mit den vorhandenen Mitteln vollzogen werden: sowohl die hinzugezogenen Kosaken⸗Regimenter als die Reserve⸗Escadrons existirten bereits, so daß weder die Vermeh⸗ rung der Divisionen, noch die Verstärkung der einzelnen Regi⸗ menter in dieser Beziehung auf Schwierigkeiten stießen. Bie Hinzuziehung der Kosaken zur regulären Kavallerie ist ein Er— eigniß von großer Bedeutsamkeit. Der Kriegs⸗Minister sagte bei Vollziehung dieses Aktes; „die reguläre Kavallerie hat nicht nur stets die militärischen Eigenschaften der Kosaken geschätzt und geachtet, sondern sich in letzter Zeit auch einige besondere Me⸗ thoden der Kriegspraxis, welche den Kosaken von Alters her eigenthümlich waren, angeeignet.“

In Bestätigung einer Depesche des Wolffschen Telegraphenbureaus, berichtet die „Russ. W.“ in der Sonntags nummer: „Nach Nachrichten, die wir aus Taschkent er⸗ halten, erweist es sich, daß das Chanat Kokand in vollem Aufst ande ist. Chan Chudojar ist geflohen, sein Heer ist auf die Seite der Meuterer übergegangen, welche von Abdurachman geführt werden, dem Sohn des in den 50er Jahren durch Chu⸗ dojar einem Martertode überantworteten, bekannten Mussulman⸗ Kul. Die Meuterer haben unsere Begleitmannschaft, die die Flucht des Chans deckte, angegriffen, und daher ist es sehr wahr⸗ scheinlich, daß in den nächsten Tagen ein Einmarsch unseres Militärs in das Chanat erfolgen wird.“

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. August. Am Freitag Abend nach 10 Uhr kam der Königliche Zug in Fahlun, der Hauptstadt von Dalecarlien, an. Der Em⸗ pfang der Königlichen und Fürstlichen Herrschaften war seitens der Bevölkerung ein enthusiastischer. Am Sonn⸗ abend Vormittag, nach Besichtigung der Stadt und der Grube, erfolgte die Abreise nach Domnarfvet, woselbst die Herr⸗ schaften um 2 Uhr Nachmittags ankamen. Nachdem hier die Umgebungen in Augenschein genommen und ein von Stora Kopparbergs⸗Bergwerksdistrikt gegebenes Dejeuner dinatoire eingenommen worden war, wurde die Reise nach Leksand fortgesetzt, wo die Hohen Reisenden am Abend eintrafen. Der Empfang war ein herzlicher. Weit auf der an⸗ deren Seite der Flußbrücke begannen die doppelten Reihen der Dalecarlier, welche mit Fackeln den Weg erleuchteten. Die Be⸗ völkerung aus der Umgegend war in sehr großer Anzahl ver⸗ sammelt. Eine große, prächtig illuminirte Ehrenpforte auf dem Kirchenwalle gewährte einen schönen Anblick. Nachdem die Höchsten und Hohen Herrschaften am Sonntag dem Gottesdienst beigewohnt hatten, wurde die Reise wieder mit Dampfschiff über den Siljansee nach Mora füurtgeseßzt, woselbst das Diner ein⸗ genommen wurde. Die Rückreise von dort nach Leksand fand noch am selben Abend statt, und heute Vormittag werden die Herr⸗ schaften in Fahlun zurückerwartet. die Spꝑrengungsversuche mit Unterwasserminen gegen den Boden des ausrangirten Linien⸗ schiffes Försigtigheten wurden am vergangenen Dienstag bei Farlskrona fortgesetzt. Am Vormittage wurde zuerst eine kleinere Mine und am Nachmittage eine größere angezündet, worauf der Rumpf wieder in das neue Schiffsdock der Königlichen Werft eingeholt wurde. Nachdem das Wasser ausgepumpt worden war, fand man, daß nur der äußere Theil der Torpedotafel bedeutenden Schaden erlitten hatte. Spater am Nachmittage wurde in der südwestlichen Durchfahrt, wo auch die Spreng⸗ versuche stattfanden, eine sogenannte Contremine gesprengt, welche eine ungeheure Wassersäule aufwarf. Die Minenversuche finden unter Leitung des Kapitäns Eckerman und, wie im vorigen Jahre, unter Aufsicht der schwedisch⸗norwegisch⸗dänischen Kommission statt. Zwei niederländische Artillerie⸗Offiziere wohnen den Experimenten bei „Das Kapitalkonto zum Reichshauptbuche für 1873 mit dazu gehörigen Tableauz und Beilagen? ist nunmehr im Druck er⸗ hienen. Der am Schlusse beigefügten und zufolge des Königl. Briefes vom 30. Dezember 1854 zusammengestellten Uebersicht über die finanzielle Lage des schwedischen Staates am Schlusse des Jahres 1873 nach, betrugen die Staatsschulden Ild185, 925. Kronen 14 Oere; das Staatsvermögen dagegen be⸗ trug: öffentliche Fonds 66,057, 925 Kr. 95 Oere, Staäakseisen⸗ bahnen, 129, Meilen mit zugehörigem Material, 123,952,604 Kr. 67 Oere, für Rechnung der Staats kasse verpachtete Land⸗ güter 12617, 249 Kr., dem Staate gehörige Wälder 29, 645, 000 Kr, in Summa 232 272,779 Kr. 67 Oere. Das Staatsver⸗ mögen überstieg folglich am Schlusse des Jahres 1873 die Staatsschulden mit 118.086 8563 Kronen 48 Oere.

Dänemark. Kopenhagen, 18. August. Die neueste Nummer der amtlichen „Lovtidende“ enthält ein unterm 28. Juli ausgefertigtes Patent für das Königreich Dänemark, betreffend einen mit der schweizerischen Sidgenossenschaft ab⸗ shlossenen Freundfchafts⸗, Handels- und Nieder⸗ issungsäzaktat. Vas Verbot der Einfuhr von Pfer⸗ en aus Schweden ist unterm 14. d. M. wieder aufgehoben. Anfang Oktober wird auf Veranstaltung des Gärtnervereins

GBortulania hierselbst eine allgemeine nordische Obst⸗

ausstellung stattfinden.

f Umerikg. Die New⸗gorker Staatszeitung“ enthält . Mittheilung: *, Die Hulfagesellschaft 6. Kinder in New⸗ * Nr. 325 Rivingtonstr', richtete durch ihren Superintenden⸗

G. Calder die nachstehende Zuschrift mit der Bitte um Ver⸗

.

öffentlichung an uns: „Als wir in diesem Sommer unsere Krankenpflege aufnahmen, fanden wir in Ihrem geschätzten Blatte einen Paragraphen, welcher auf diesen Umstand hinweist; wir erlauben uns, Ihnen einige weitere Thatsachen mitzutheilen, welche Ihre Leser vielleicht interressiren dürften. Während der fünf Jahre, in welchen wir uns dem Werke gewidmet, haben wir niemals so schwere Fälle von Krankheit, Entbehrung und Leiden gesehen, als während der letzten drei Wochen. Morgens und Abends ist unser Bureau von armen, zerlumpten Kreaturen belagert, deren Aussehen schon die ganze Leidensgeschichte andeutet. Was wir thun können, geschieht. Aerztliche Hülfe, Medizin und nahrhafte Lebensmitte werden geliefert, so weit dies unsere Kasse gestattet, allein wir sind immer wieder genöthigt, Viele abzuweisen, welchen Hülfe dringend Noth thut. Umser Hauptquartier liegt mitten im deutschen Viertel und viele der traurigsten Fälle, in welchen wir Hülfe gebracht haben, betrafen Deutsche. Wir geben ein Bei⸗ spiel: Gestern Abend kam eine ärmlich gekleidete Frau, welche sehr anständig aussah, und bat um Nahrungsmittel für sich und ihre Schwester, welche dem Hungertode nahe fei. Die Frau sagte, sie sei vor wenigen Jahren noch in angenehmen Verhältnissen gewesen, Krankheit und Unglück habe sie an den Bettelstab ge⸗ bracht; dann habe sie Lumpen gesammelt, aber auch damit habe sie nicht so viel verdient daß sie hätte leben können u. s. w.“ = Wie die „Times“ aus Montevideo erfährt, haben die legislativen Kammern von Uruguan ein Dekret pafsirt, welches verfügt, daß die Zinsen der inneren Schuld in Goldvaluta gezahlt werden sollen, daß der Amortisationsfond der inneren Schuld aufgeschoben und eine mäßige Erhöhung der Importzölle vorgenommen werden soll. Wenn, wie hinzugefügt wird, das Dekret von der Exekutivgewalt ratifizirt wird, worüber kein Zweifel obwaltet, wird es die Regierung befähigen, ein Budget ohne ein Defizit zu veröffentlichen, vorausgesetzt stets, daß das Dekret ausgeführt werden kann und daß die erhöhten Import⸗ zölle die Kanäle des Handels von Montevideo nicht noch weiter

versperren.

Cuba. (A. A. C) Einem New⸗RJorker Blatt wird aus Havana vom 29. Juli geschrieben: „Personen, die hier aus dem Innern der Insel angekommen sind, berichten, daß die Re⸗ bellen dreister und verwegener werden, und daß die spanischen Truppen es unmöglich gefunden haben, sich zwei Meilen aus irgend einer ihrer befestigten Positionen zu entfernen, ohne von ihnen angegriffen zu werden. In Puerto Principe und anderen gro⸗ ßen Binnenstädten sind Lebensmittel so selten und theuer geworden, daß eine große Menge Familien gezwungen werden, die Blockade zu brechen und in die aufständischen Distrikte zu wandern, um etwas zu essen zu bekommen. Unter den spanischen Truppen herrschen viele Krankheiten. In Havana selber grassiren die Pocken und das gelbe Fieber. Die Geldmakler, die vor einiger Zeit verhaftet wurden, sind auf Befehl des Grafen Valmaseda bedingungslos auf freien Fuß gesetzt worden.

Afien. Die Vorkehrungen für den Empfang des Prinzen von Wales in Indien werden, der „Times of India“ zufolge, in großartigem Maßstabe fortgesetzt. Der Ge—⸗ meinderath von Bombay hat die Regierung ersucht, ihm zu ge⸗ statten, die Summe von 50,000 Rupien für einen geeigneten Empfang des Thronfolgers auszusetzen. Lord Northbrook, der General⸗Gouverneur, wird den Prinzen in Bombay empfangen und ihn über Madras und Ceylon nach Kalkutta begleiten. Oberst Earle, der militärische Sekretär des Vizekönigs, ist bereits in Kalkutta, um die Vorbereitungen für den Empfang des Prinzen zu be⸗ aufsichtigen. Die Investitur Sr. Königlichen Hoheit mit dem Großkreuz des Sterns von Indien ist fur den letzten Tag dieses Jahres anberaumt. Der Prinz soll in Tubicorin landen und von da mittelst Eisenbahn nach Madras sich begeben. In Kal⸗ kutta wird er am 23. Dezember eintreffen. Aus Ran⸗ goon wird der „Times“ vom 16. Juli geschrieben: „Die freundschaftlichen Betheuerungen, die der König von Birma dem britischen Gesandten Sir Douglas Forsyth machte, hatten eine temporäre Wiederbelebung des Handels verursacht, aber es herrscht hier noch immer ein unbehagliches Gefühl vor. Die jüngsten Enthüllungen mit Bezug auf den Versuch des Königs, gegen die Karen⸗Stämme zu intriguiren, und seine spätere Weigerung, den britischen Truppen den Durchmarsch durch sein Land zu gestatten, nachdem er den britischen Unterhändler zu der An⸗ nahme verleitet, daß jede Forderung gewährt werden würde, haben dazu beigetragen, weiteres Mißtrauen unter den Handels⸗ und landwirthschaftlichen Klassen von Britisch⸗Birma zu ver⸗ ursachen. Die Berichte aus dem Innern über die Aussichten der nächstjährigen Reisernte lauten sehr düster. Man glaubt all⸗ gemein, daß heuer 25 Prozent weniger Reis angebaut ist als im vorigen Jahre, und dies wird folglich den Reismarkt affiziren.

Nr. 66 des „Amtts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 18. August 1875. Nochmalige Aufforderung zur sorgfältigen Ent⸗ werthung der Freimarken. Vom 16. August 1875. Postanstalt in dem Ausstellungsraume der Gartenbaugesellschaft Flora“ in Cöln am Rhein Vom 12. August 1875. Leitung der Briefpostgegenstände nach Konstantinopel. Vom 16. August 1875. Gewichtsangabe bei Paketsendungen nach Italien. Vom 11. August 1875. Ermittelung des Gewichts der eisenbahnzahlungspflichtigen Postsendungen auf den Eisenbahnen Erfurt⸗Nordhausen und Großheringen ⸗Straußfurt.

Von der Instruktion für die Kassenverwaltungen der Gerichts behsrden in dem Geltungshereiche der Verordnung vom 2. Januar 1349 nebst Formularen und Anhang, vom 17. De— zember 1872, mit Sachregister (amtliche Ausgabe), ist soeben die zweite revidirte Auflage im Verlage der Königl. Geh. Ober ⸗Hofbuch⸗ druckerei (R. v. Decker) erschienen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die österreichische Expedition zur Fortsetzung der archäologischen Untersuchungen auf der nel ann rale welche aus dem Universitätsprofessor für Archäologie, Dr. Alexander Conze in Wien als Leiter, dem Uni ir e eg r. dieses Faches Dr. Otto Benndorf in Prag, dem Professor der Kunstgewerbeschule Alois Hauser in Wien, dem Hofphotographen Wilhelm Burger in Wien, dem Architekten Klingenberg und dem Bildhauer Löher (die beiden letztgenannten Schüler der K. K. Akademie der bildenden Künste in Wien) als Mitgliedern zusammengesetzt ist, hat am 16. d. M. Wien bis auf den Hofphotographen Burger verlassen, welcher der Expedition am 23. d. M. nachzufolzen gedenkt.

Die itglienische geographische Gesellschaft beab⸗ sichtigt, eine wissenschaftliche Expedition in die Aequator- gegenden des östlichen Afrikas, das Quellengebiet des Nils, aus—⸗ zurüsten. Sie will die auf 100 000 Lire veranschlagten Kosten durch eine Nationalsubskription aufbringen und hat sich selber mit einem Beitrage von 10000 Lire an die Spitze der Sammellisten gestellt. Die Sammlung nimmt, dem „‚Fanfulla⸗ zufolge, einen recht guten Fortgang; eg haben sich Lokalausschüsse dafür in allen gröperen stalienischen Städten, sowte unter den Italienern in den auslaͤndischen

Hauptstaͤdten gebildet, so in Wien, Triest, Alexandrien, Tunis, Mar-

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seille, New⸗York, Montevideo, Buenos Aires, Lima, San ] in Californien. Es wurden bereits 60, 000 Lire gezei ,

Das sogenannte Lager Cäsars bei Wimble i demnãchst von der Erde verschwinden. Eine Anzahl ern,, kürzlich beschäftigt, den Wall abzutragen und den Graben auszufũl⸗ len, dessen Anlegung von einem Theile der Alterthumsforscher dem römischen Feldherrn, von andern seinem tapfern britischen Gegner, dem König Cassivelaunus, zugeschrieben wird. Noch Andere wollen wissen, daß die Verschanzungen au der späteren Kafferzeit herrühren.

Der gelehrte englische Astronom Lockyer ist in Paris ein. getroffen, um sich seinen neuen Kollegen von der Akademse der Wis⸗ senschaften, zu deren korrespondirendem Mitgliede er kürzlich ernannt wurde, vorzustellen. Ihn begleitet der Dichter Tennyfon, der sich unter seiner Leitung mit Astronomie beschäftigt.

In Florenz hat man die Restauration des Hauses Dan te s begonnen. Einstweilen sind die schmale Treppe und die beiden Zimmer, in denen der Dichter wohnte, mit Kalk und Geröll bedeckt. Die Mauern sind ungetüncht, die Fenster ohne Fachwerk; man restaurirte Alles nach der alten Abbildung. Man hat bereits die Fundamente gesucht, die Base ist mit Steinen bedeckt worden und auch die antiken Cornichen und die Fenster sollen in Stein ausge- führt werden. Man verspricht sich, ein Fuwel der alten Architektur herzustellen.

Der literarische Nachlaß des dänischen Märchen⸗ dichters Andersen, namentlich seine große Sammlung von Briefen, sowohl seine eigenen, als auch die von Anderen an ihn, wird, wie ein Korrespondent der „Dannevirken schreibt, des Verstorbenen letztem Willen gemäß, dem Direktor C. St. A. Bille, früherem Redactear des „Dagblad⸗, und dem Kandidaten Nic. Bögh zur Bearbeitung und ferneren Benutzung üb ergeben.

Ueber die Expedition zur Erforschung des Usboi, des früheren Amu-Darja⸗Laufs, welche, auf Allerhöchsten Befehl vom General Lomakin auggerüstet, aus dem Topotraphen Lupandin, dem Techniker Machi⸗Mahomed, dem Handelsagenten Groschew und 30 Turkmenenreitern bestand, wird der „Russ. W.“ aus Krassnowodsk geschrieben: Die Expedition hat den ihr auferleg⸗ ten wichtigen Auftrag, unge achtetet der großen Mühen und Entbeh- rungen, die sie auf einem wasserlosen Wege von 150 Werst bei glühender, bis 420 Hitze, bei einer zahllosen Menge von Insekten verschiedener Art, durch deren Bisse selbst Pferde und Kameele ent⸗ krãftet zu Boden sinken, zu ertragen hatte, glücklich zu Ende geführt. Die Frage über den früheren Lauf des Amu⸗ Darja und., über die Möglichkeit, wenn auch nur einen Theil seiner Gewässer in das fruͤhere Bett zu leiten, ist auf Grund- lage positiver Thatsachen lösbar geworden. Es ist jetzt posttiv fest⸗ gestellt, daß der Usboi in seiner Länge von faft 1060 Werst vom Kaspischen Meere bis zum Amu unzweifelhaft das gewesene Flußbett dieses Stromes ist. Die Abgrenzung und der Charakter der Ufer hat sich so deutlich bewahrt, daß kaum zu glauben ist, 150 Jahre lang sei hier kein Wasser mehr durchgeflossen. Die Erdschichten und überhaupt der Grund unterscheiden sich bedeutend von den umgebenden Gegenden. Unter den Turkmenen giebt es ältere Leute, welche sagen, vor 25 Jahren sei das Amuwasser längs dem Usboi bis zu dem Tschereschlybrunnen geflossen 3600 Werst vom Amu- Darja entfernt). Alle Untersuchungen des Usboi, die früheren sowohl wie die jetzigen, weisen darauf hin, daß keine ernsteren Hindernisse vorhanden sind, den Amu wieder in den Usboi zu leiten, weil die Sandaufhäufungen, welche den Usboi an manchen Stellen verschütten, beim ersten An- drang des Wassers leicht fortgespült werden würden, da die Ufer fest sind und sich hinreichend erhalten haben.

Die bis jetzt erschlenenen Rummern 1— des Jahrgangs 1875 des „Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit“ (Or⸗ gan des germanischen Nationalmuseums in Nürnberg) enthalten u. A. folgende Aufsätze: Ueber eine Schwabenspiegelhand⸗ schrift sim german. Mus), von Dr. Rockinger. Zwei Fliesen aus dem 15. Jahrhundert, vom Fürsten Hohenlohe in Kupferzell. Mittheilun⸗ gen aus dem Hausbuche des Rathsherrn Christoph Hueber von Linz, von C. Wold. Neumann; Buntglastrte Thonwaagren des 15. 18. Jahrh. im germ. Mus. W XIII. Von A Essenwein. (Mit vielen Holzschn) Dandschriften der Stockholmer Bibliothek, von W. Wattenbach. Vandschriftliches aus dem Bauschutte des Mainzer Doms, von Friedr. Schneider. Zur Vernichtung des ehemal. Kurfürstl. mainzischen Ar⸗ chivs. von Dr. C. Will. Aus St. Peters burger Handschriften, von W. Wattenbach. Drei Briefe des Görlitzer Magistrats an den Rit⸗ ter Wilh, Zub v. Landstein, in Sachen des Malers Georg Bnurchart, von Dr. E. Wernicke. Die Münzer, Hieronymus Holzschuher und die Furtenbache, von W. Lochner. Sphragistische Aphorismen. XC. X0I. Vom Fürsten Hohenlohe in Kupferzell. (Mit Holzschn) Urkundliche Beiträge zur Künstlergeschichte Schlesiens, von Dr. C. Wernicke. Zur Geschichte der Stadt Scheinfeld in Franken, von A. Mörath. Zur Geschichte des Ofens, von H. Ahrendts. Zur Darstellung der heiligen Familie, von Florian Romer. Parodie des Doctrinale, von W. Wattenbach. Die Prioren des ehemaligen Augustinerklosters in Rürnberg, von W. Lochner. Der Zehent der Pfarrei Orlamünde, von Lommer. Ein deutscher Herbarius, von W. Wattenhach. Kalendergedichte des Walahfried Strabo, von E. Dümm⸗ ler. Sühne für einen Todtschlag im Jahre 1406. von Dr. Baur. Israelitische Grabsteine in Nürnberg, von Dr. Frommaun. Ergeb- nisse einer im Jahre 1874 geschehenen Nachgrabung auf der Ruine der Klosterkirche von Bosau (jetzt Posa) bei Zeitz, von Bauinspektor G. Sommer. Aus Breslauer Formelbüchern, von Alwin Schultz. Ueber Glockenräder in polnischen Kirchen, von Prof. Dr. Meßmer.

Die „A. A. C.“ meldet aus London, 14. Aagust: Mr. J. Hill Burton, der auszezeichnete Historiker Schottlands, ist der Academy, zufolge mit einer Geschichte der Regierung der Königin Anna beschäftigt. Professor Franz Rühl aus Dorpat, Autor der Dissertation „Die Verbreitung des Justinus im Mittelalter“, ist wieder in England und kollationirt die Manuskripte von Ciceros Briefen. Dr. Horstmann aus Magdeburg, Herausgeber der alt- englischen Legenden, arbeitete neulich einige Wochen in der Bodleiani-⸗ schen Bibliothek in Oxford für die Fortsetzung seiner Publikationen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Cöslin ist die Roggenernte, wenn sie auch im Strohertrage gegen das Vorjahr zurückbleibt, doch in Bezug auf den Erdrusch eine gute Mittelernte; das Sommerkorn liefert allerdings nur geringen Ertrag. Auch von der Gerste wird nicht viel erwartet, obgleich immer noch mehr, als von Erbsen und namentlich vom Hafer, der im Frühjahr durch Kälte und Rost, sowie durch Madenfraß sehr gelitten hat. Die Kartoffeln haben starkes Kraut, auch gut geblüht und versprechen reichlichen Ertrag. Während im verflossenen Winter Futtermangel herrschte, ist diesmal die Heuernte nach Quantität und Qualität sehr gut ausgefallen. Bei den größeren Besitzern finden landwirthschaftliche Maschinen immer mehr Eingang. Aus diesem Grunde und da die Auswanderung fast gänzlich aufgehört hat, ist bei den Erntearbeiten von keiner Seite Klage über Mangel an Arbeitskräften laut geworden. Die Besitzer von Gütern mit leichtem Boden, welcher dem Kartoffelbau günstig ist, sind jetzt mehr, wie früher, darauf bedacht, durch Betrieb der Spiritusbrennerei den Ertrag der Kartoffel höher zu verwerthen.

Die anhaltende Dürre im Juni und der ersten Hälfte des Juli ist im Regierungsbezirk Bromberg der Entwickelung der Feld⸗ früchte nicht günstig gewesen. Der Strohertrag der Wintersaat ist in den meisten Gegenden ein dürftiger, der Körnerertrag wird noch iemlich eine Mittelernte erreichen. Der größte Theil der Winteröl⸗ * te hat bereits im vorigen Jahre umgeackert werden müssen, da die Made zu viel Schaden angerichtet hat; nur die besten und kräf tigsten Bestände ließ man stehen, ihr Ertrag ist ein besriedigender. Die Sommerung ist auf spät bestellten Feldern in Folge der Witte rung sehr zurückgeblieben. Hafer wie Gerste versprechen kaum eine Durchschnittsernte, ein 3 kommt fast gar nicht in Betracht.

Auch die Erhsen sind im Strohertrage dürftig; überdies hat der Futterwerth desselben durch starken Regen in der Erntezeit sehr ge⸗