1875 / 195 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. August. Se. Majestät der Kaiser und König gedenken Sich am Donnerstag, den 2. . M., Nachmittags 5 Uhr, von hier nach Weimar zu be⸗ geben, dort am 3. September der Enthüllung des Denkmals des Herzogs Carl August beizuwohnen und am 4. die Rückreise an⸗ zutreten.

Se. Majestät der Kaiser und König haben dem Erbauer des Hermanns⸗Denkmales, Ern st v. Bandel, eine jährliche Pension von viertausend Marl aus Reichsfonds und für den Fall seines früheren Todes der Wittwe desselben eine eben⸗ folche von zweitausend Mark aus demselben Fonds zu bewilligen

geruht. *

Die Berichte mehrerer hiesiger Blätter über die Bei⸗ setzungsfeierlichkeiten für den verstorbenen General der Infanterie von Zastrow lassen den Anschein gewinnen, als ob Seitens Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kron⸗ prinzen dem Verblichenen eine ehrende Erinnerung und den Hinterbliebenen ein Zeichen der Theilnahme nicht gezollt worden wäre. Dem gegenüber sind wir in der Lage berichtigend zu konstatiren, daß Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit bei der Feierlichkeit durch einen Offizier Seines Stabes vertreten gewesen, um durch denselben Höchstfeiner Theilnahme, sowie durch Ueber⸗ sendung eines Lorbeerkranzes für den Sarg des Verstorbenen der ehrenden Hochschätzung für die Verdienste desselben Ausdruck geben zu lassen.

Eine Ministerialverfügung bestimmt, daß, da die Ge⸗ meindewaldungen nicht lediglich unter den Gesichtspunkt fallen, aus welchem nutzbares Gemeindevermögen zu betrachten ist, vielmehr ihre Erhaltung und pflegliche . den wichtigsten Aufgaben der allgemeinen Landeskultur gehört, auch im Geltungsbereiche der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 die hinstchtlich der Gemeindewaldungen auszuübenden landespolizeilichen Funktionen bei den Regierungen verblieben sind und die Mitwirkung der Kreisausschüsse inner⸗ halb dieses Rahmens nur insoweit einzutreten hat, als von ihnen die Aufsicht über die Kommunalangelegenheiten der Land⸗ gemeinden überhaupt wahrzunehmen ist.

Der 5. 2, Absatz 2, des Reichs⸗Strafgesetzbuches bestimmt, daß „bei Verfchiedenheit der Gesetze von der Zeit der be⸗ gangenen Handlung bis zu deren Aburtheilung das mildeste Gesetz anzuwenden ist. Diese strafpolitische Be⸗ stimmung hat der Strafsenat des Ober⸗-Tribunals vom 3. Juli d. J. in Beziehung auf eine Untersuchung wegen einer Haustrgewerbe⸗Steuerdefraudation dahin ausgelegt, daß dieselbe in allen Fällen Anwendung findet, wo das Strafge⸗ setz als solches eine Abänderung erfahren hat, der Gesetzgeber alfo in Beziehung auf die Strafbarkeit einer bestimmten Hand⸗ lung grundsätzlich zu einer anderen Auffassung gelangt ist, nicht aber da Platz greift, wo andere thatsächliche oder rechtliche Vor⸗ aussetzungen eines Strafgesetzes, sei es auch im Wege der Gesetzgebung auf einem anderen, als strafrechtlichen Gebiete eine derartige Aenderung erlitten haben oder ganz in Wegfall gekommen sind, so daß der fragliche Thatbestand ferner über⸗ haupt oder doch unter den besonderen Umständen des einzelnen Falles nicht mehr vorkommen kann.

Die in Pommern gelegenen Lehngüter können nach einem Erkenntniß des Ober -⸗Tribungls (1. Senat) vom 28. Juni d. J. von einem Mitgliede der damit beliehenen Familie, selbst wenn die Erwerbung durch Kauf erfolgt ist, fowohl als Lehn als auch als Allod ffreies Eigenthum) besessen und vererbt werden. Im Wesentlichen kommt es hier⸗ bei auf die im Inhalt des Kaufvertrages ausgesprochenen In⸗ tentionen der Kontrahenten und falls der Inhalt nichts ausweist, auf die späteren Dispositionen des Käufers an.

Gestern traf der Stab, die 1., 2. und 5. Escadron des Regiments der Gardes du Corps zur Theilnahme an den Herbstübungen, von Potsdam kommend, hier ein; der Stab wurde hier einquartiert, während die Escadrons in der Um⸗ gegend Kantonnements Quartiere bezogen haben.

Der Rest der nach Zossen und Sperenberg entsendet gewesenen kombinirten Compagnie des Eisenbahn⸗Ba⸗ taillons kehrte heute in die Garnison zurück.

Se. Hoheit der Prinz Hassan von Aegypten, Premier⸗Lieutenant à la suite des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments, ist für die Dauer der vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige siattfindenden Manövers des V. und VI. Armee⸗-Corps in Schlesien als ; Ordonnanzoffizier zu Allerhöchstdemselben kommandirt worden.

Der Königlich dänische Gesandte in Stockholm, Bille, ist nach Dresden abgereist.

Stolberg, 16. August. Gestern entschlief hierselbst die verwittwete Gräfin Luise Auguste Henriette zu Stol⸗ berg⸗Stolberg, Mutter des regierenden Grafen Alfred; sie war eine Tochter des Erbgrafen Friedrich zu Stolberg⸗Stolberg, geboren den I3. Januar 1799.

Kiel, 18. August. Die Schiffsjungen⸗Briggs Rover“ und „Mus quito“ haben gestern Nachmittag Neufahrwasser verlassen, und sind nach Stockholm in See gegangen.

Hannover, 19. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen ist gestern Nachmittag nach Lüneburg abgereist.

Bayern. München, 18. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz Luitpold trifft heute Abends 8 Uhr von Obergdorf hier ein und begiebt sich Nachts 1 Uhr in Begleitung seiner beiden Adjutanten auf dem Landwege nach Starnberg, um der e, e, Leiche des Prinzen Karl, die um 4 Uhr Morgens durch den Pfarrkr von Starnberg vorgenommen wird, beizuwohnen. Die durch Hrn. Professor Dr. Buhl in Tegernsee vorgenommene Ob⸗ duktion der Leiche des Prinzen Karl von Bayern hat er⸗ . daß kein Schlaganfall den Tod des Prinzen verursachte,

ondern lediglich jener unglückliche Sturz. Die inneren Organe waren vollkommen gesund. Dem Wunsche des verstorb. nen . entsprechend, werden auch die verschiedenen Kirchentrauer⸗ ee. chkeiten hier nicht ie. werden. Gestern wurde er Hofleichenwagen nach Tegernsee gebracht, und heute Abend wird in demselben die irdische Hülle des Prinzen von da nach , übergeführt. In Starnberg wird der gleiche Wagen den Sarg nach Söcking bringen. Der Cen nung welcher zum Transporte des Leichnamz des Prinzen von Schaftla nach Starnberg bestimmt ist, wird heute Nachts kurz na

Revision

2 Uhr den hiesigen Bahnhof ohne Aufenthalt passiren und von den beiden Adjutanten des Verlebten, General⸗Lieutenant von Struntz und dem Obersten Freiherrn von Freyberg und einigem Gefolge . und dann unter Führung des Zuges durch den Dber⸗Amtsvorstand Hrn. Grafen von Reigersberg der Entschlafene nach Starnberg verbracht werden. Ber Dienerschaft des Prinzen Karl ist nach dessen letztwilligen Verfügungen mit vollen Bezügen der Uebertritt in den Ruhestand , . ebenso wurden dieselben mit reichlichen Legaten bedacht. —Zu der am 22. d. Mts,. stattfindenden Königs⸗ revue treffen, dem, Korr. v. u. f. D. zufolge, in München am 21. d. Mts,, (Mittags 12 Uhr) ein: der Stab der 3. Infanterie⸗ Brigade (Augsburg), das 1. Bataillon des 3. Infanterie⸗Regiments, das 1. Jaͤger⸗Batalllon, dann das 1. Bataillon des 19. Infan—⸗ terie⸗ Regiments und die 1. Feld⸗Pionier⸗Compagnie. Diese Trup⸗ pen werden am 23. d. Mts. die Stadt wieder verlassen. Das 1. Ba⸗ taillon des 10. Infanterie⸗Regiments wird am genannten Tage um 8 Uhr 10 Minuten Vormitttags nach Ingolstadt zurückbefördert. Zu der Konferenz der bayerischen Bischöfe, die am 16. d. M., Abends, in Gichstätt ihren Anfang genommen, sind, wie man der ‚A. Pstztg.“ schreibt, eingetroffen der Erz- bischof von München, die Bischöfe von Regensburg und Speyer. Der Bischof von Würzburg wird erwartet. Der neuernannte Erzbischof von Bamberg konnte nicht kommen, da seine Eidesleistung in München bevorsteht. Denselben vertritt der Kapitularvikar von Bamberg, Dompropst Fellner. Aus Passau ist gleichfalls der Kapitularvikar und Dompropst Dr. Schrödel eingetroffen. Außerdem weilen daselbst als Begleiter der Bischõfe der Generalvikar Pr. Rampf von München und geistlicher Rath Dr. Mittl aus Regensburg, sowie der Ordinariats⸗Sekretär Alteneder aus Passau. Die Konferenzen dürften Donnerstag Abends zu Ende gehen. Vom Königlichen Kriegs⸗Ministerium ist die Bildung einer aus Offizieren bestehenden Kommission angeordnet worden, um etwaige bei den derzeitigen Uebungen vorkommende Be⸗ chädigungen von Feldern festzustellen. Bei jedem der stattfindenden Manöver hat der an einer Ortschaft zuerst an⸗ kommende Truppentheil den Bürgermeister oder Gemeinde⸗ vorsteher auf das Terrain des Manövers kommen zu lassen, um von einer etwaigen Beschädigung der Feldfrüchte sofort Ein⸗

sicht zu nehmen.

Sachsen. Dresden, 19. August. Ihre Majestäten der König und die Königin haben sich heute Vormittag von Pillnitz zu einem mehrtägigen Aufenthalte nach dem Jagdschlosse RKehefeld (bei Altenberg] begeben.

Württemberg. Stuttgart, 18. August. In der letzten Gemeinderaths⸗Sitzung ist beschlossen worden, den Tag von Sedan in der seither üblichen Weise zu feiern, Die Kosten sollen auf den Etatsposten „öffentliche Feierlichkeiten“ übernommen werden.

Baden. Karlsruhe, 18. August. Der Ober⸗Schul⸗ rath hat nun auch das für die neu errichteten Fortbildungs⸗v schulen und für die oberen Klassen der Volksschulen bestimmte Lesebuch vollendet und die gedruckten Entwürfe desselben an die unterstehenden Schulbehörden zur Begutachtung abgegeben. Dasselbe wird bis nächsten Winter zur Einführung gelangen.

SGessen. Darmstadt, keit, die evangelischen Pfarrstellen mit einem Gin⸗ kommen zu dotiren, welches den heutigen Lebensbedürf⸗ nissen entspricht, hatte im vorigen Jahre die auf Grund der neuen Kirchenverfassung zusammenberufene außerordentliche Synode veranlaßt, die Vorlage eines Gesetzes zu beantragen, welches die vorhandenen Pfarrstellen in Klassen mit be⸗ stimmtem Einkommen eintheilt. Zum Behufe dieser, von der Regierung genehmigten Klassifikation mußte zunächst eine der Besoldungsnoten und die Feststellung des wirklichen Einkommens der einzelnen Stellen erfolgen. Seitens des Ober⸗Konsistoriums ist nunmehr das erfor⸗ derliche Material eingezogen worden, und beabsichtigt die obere kirchliche Behörde einen, jenen Anträgen der Synode entsprechenden Gesetzentwurf auszuarbeiten, welcher sämmtliche Pfarrfeellen, ohne Rücksicht auf das vorhandene Einkommen, in mehrere Klassen mit bestimmtem Gehalte eintheilt. Die Ueber⸗ schuͤsse der einzelnen Pfarrstellen über das Gehaltsmazimum hin⸗ aus sollen in eine Centralkasse fließen und dazu verwendet wer⸗ den, die Erträgnisse der niedrig dotirten Pfründen auf das ge⸗ setzliche Maximum zu bringen. Die Stadt Friedberg be⸗ reitet eine würdige Feier des nationalen Gedenktages am 2. Sep⸗ tember und ein damit in Verbindung stehendes Fest, das der Fahnenweihe des Veteranen⸗ und Militärvereins am 5. Sep⸗ tember, vor.

Mecklenburg. Neustrelitz, 17. August. Wie die „Neustr. Ztg.“ meldet, hat Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog am J. d. M. Abends London verlassen, und ist nach einem kurzen Aufenthalte in Schloß Rumpenheim gestern in Bad Homburg zur Kur angelangt. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog hat mit dem Prinzen von Wales und dem Herzog von Cambridge in der vergangenen Woche dem großen Pferderennen in Goodwood beigewohnt, und sich dann nach den Hochlanden von Schottland begeben, um zahlreichen Einladungen zur Jagd Folge zu leisten. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin befindet sich noch in Kew zur Pflege ihrer Mutter, der Herzogin von Cambridge.

Oldenburg. Eutin, 17. August. Heute Morgen 10 Uhr trafen Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog mit dem gewöhnlichen Zuge über Lübeck hier ein und fuhren sofort nach Güldenstein weiter. Dem Vernehmen nach wird der Provinzzialrath des Für sten⸗ thums Lubeck im Monat September d. J. zusammentreten. Demselben wird eine revidirte Gemeindeordnung und ein Gesetz über Aufhebung der Hebammensteuer vorgelegt werden.

Braunschweig. Braunschweig, 18. August. Das Herzogliche Staats⸗Ministerium veröffentlicht unterm 14. August folgenden Höchsten Erlaß: Von Gottes Gnaden, Wir, Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg ꝛe. ꝛc. verordnen hierdurch, daß zur Feier des am 2. September 18170 von den deutschen Waffen gegen Frankreich errungenen Sieges, wie in den Vorjahren, auch der Vormittag des 2. September dieses Jahres durch Abhaltung eines Dankgottes⸗ dienstes in allen Kirchen und Gotteshäusern des Landes mit Ab⸗ fingen des Tedeum als Fefttag begangen und als solcher Mor⸗ gens, sowie am Festvorabende mit allen Glocken eingeläutet werden soll. Saämmtliche Schulen des Landes bleiben auch am Nachmittage des 2. September geschlossen. Alle, die es angeht, haben sich hiernach zu achten, die Geistlichen, Kirchen und Schul⸗ diener, insbesondere aber alles Erforderliche zur würdigen Feier dieses Sieges⸗ und Dankfestes wahrzunehmen.

18. August. Die Nothwendig⸗

Neuß. Gera, 18. August. Zu dem am nächsten Sonn⸗ abend hier beginnenden Thüringer IV. Feuerwehrtage werden die umfassendsten Vorbereitungen getroffen.

Bremen, 17. August. Zwischen Bremen und Olden⸗ burg ist kürzlich eine neue Uebereinkunft wegen der von ersterem Staate an letzteren zu zahlenden Summe aus dem gemeinschaftlichen Sisenbahnbetriebe getroffen worden. Bisher erhielt Bremen nur 16,0900 S Es forderte bei dem gesteigerten Verkehr rund 23,000 S6 Oldenburg provozirte auf ein Schiedsgericht, das nun, wie der Courier“ mittheilt, auf mehr als 45, 000 S6 erkannt hat. Auf Grund dieses Schieds⸗ spruchs ist der neue Vertrag abgefaßt worden.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 18. August. Der Gehurts⸗ tag Sr. Majestät des Kaisers, welcher heute sein 45. Le⸗ bensjahr vollendet, wurde hier in allen Kreisen festlich begangen. Um 5 Uhr Morgens wurden auf dem Schmelzer Exerzierplatz 24 Kanonenschüsse gelöst und zur selben Stunde von sämmt⸗ lichen Tambours unter Begleitung der Musikbanden Tagreveille geschlagen. Um 8 Uhr fand auf dem Schmelzer Exerzierplatze ein feierlicher Gottesdienst und eine Militärparade statt, zu welcher unter dem Kommando des Feldzeugmeisters Freiherrn v. Moroicie die hierzu designirten Truppen der hiesigen Garnison ausrückten. Schlag 8 Uhr erschien Se. Kaiserliche Hoheit Feld⸗ marschall Erzherzog Albrecht, worauf sofort die Feldmesse, deren hervorragendste Momente durch Dechargen der Artillerie bezeichnet wurden, ihren Anfang nahm. Nach been⸗ detem Gottesdienste defilirten die Truppen vor dem Erzherzog. In der Metropolitankirche zu St. Stefan fand um 11 Uhr ein feierliches Hochamt statt, das der Kardinal-Erzbischof von Wien Ritter von Rauscher celebrirte. Demselben wohnten sämmtliche derzeit hier anwesenden Minister, der Statthalter, der Bürger⸗ meister mit dem Gemeinderathe und viele sonstige Würdenträger, so wie ein zahlreiches Publikum bei. Auch in den übrigen Kir⸗ chen und Bethäusern sämmtlicher in Wien vertretener Glaubens⸗ , , wurden feierliche Gebete für den Monarchen ver⸗ anstaltet.

Frankreich. Paris, 19. August. (W. T. B. Der Kommandant des kürzlich gescheiterten Avisodampfers „For⸗ fait“, Vivielle, ist von dem Kriegsgerichte einstimmig frei⸗ gesprochen worden.

Versailles, 19. August. (W. T. B.) In der heutigen ersten Sitzung der Permanenzkommission wurden mehrere Anfragen an die Regierung gerichtet, welche ausschließlich Verwaltungs maßregeln betrafen. Betreffs der ebenfalls zur Sprache gebrachten jüngsten Broschüren Glad sto ne's, welche unter dem Titel! „Kome and the newest Fashions in Religion“ veröffentlicht worden sind, erklärte der Minister des Innern, Buffet, es sel die Einführung dieses Buches nach Frank⸗ reich zwar nicht verboten, dasselbe sei aber den gesetzlichen Be⸗ stimmungen über die Kolportage unterworfen, und er werde die Genehmigung zum Vertriebe von Schriftwerken nicht ertheilen, welche einen politischen oder dem Katholizismus gegenüber einen polemischen Charakter trügen.

Großbritannien und Irland. London, 18. August. Prinz Ibrahim Pascha, der Neffe des Vizekönigs von Aegypten, nahm gestern das Königliche Arsenal in Woolwich in Augenschein. Zu Ehren der Dfsiziere der gegenwärtig in Southampton anwesenden drei Vereinigte Staaten⸗Kriegsschiffe „Franklin“, „Alaska“ und Juanita“ werden die Handels⸗ kammer von Southampton sowie die Korporation dieser Stadt dem⸗ nächst Bankette veranstalten. Das Geschwader wird wahrscheinlich bis Ende dieses Monats in Southampton bleiben. In Newry, im Norden Irlands, kam es dieser Tage bei einer religiösen Prozession zu ernstlichen Reibungen zwischen Home Rulers und Orangisten. Erst nachdem mehrere Personen mehr oder weniger erheblich verwundet worden, gelang es der herbeigeeilten Polizei, die Ruhe wiederherzustellen. In dem Zeitraume vom J. April bis zum 14. d. betrugen die Staats⸗Einnahmen 26,383,872 Pfd. Sterl. gegen 25,428,617 Pfd. Sterl. in der ent⸗ sprechenden Periode des Vorjahres. Sämmtliche Positionen der Einkünfte zeigen eine Zunahme; bei den Zöllen beziffert sie sich auf 229, 000 Pfd. Sterl. und bei der Getränkesteuer auf 529 000 Pfd. Sterl. Die Ausgaben betrugen 30 816,722 Pfd. Sterl. gegen 29, 836,336 Pfd. Sterl. im vorigen Jahre.

Spanien. Die Carlisten sind, einem Telegramm des W. T. B.“ aus Bourg⸗Madame, 19. August, zufolge, im Vor⸗ marsch, um den Regierungstruppen die Verbindungen abzuschnei⸗ den und insbesondere den Transport von Proviant und Munition auf dem Wege zwischen Puycerda und Seo de Urgel zu ver⸗ hindern. Dieselben haben 12 mit Mundproviant versehene, für die Regierungstruppen bestimmte kleine Wagen weggenommen. Sa⸗ balls ist mit seinen Truppen vor Seo de Urgel angekommen; auch wird von weiteren carlistischen Truppenabtheilungen gemeldet, die den in Seo de Urgel Belagerten zu Hülfe eilen.

Die „Gaeeta“ vom 12. d. Mts. veröffentlicht das Dekret, welches eine neue Aushebung von 10000 Mann anordnet. Die Einberufung begreift die jungen Leute, welche ohne schon 19 Jahre alt zu sein, am 31. Dezember 1874 das 18. Jahr vollendet haben. Das Dekret ist von einem Bericht an den König begleitet, in welchem die Minister die Nothwendigkeit dieser Maßregel begründen. Der Bericht erinnert daran, daß am gleichen Tage, als König Alfonso seinen Einzug in Madrid hielt, die ganz nahe der Hauptstadt und bei der Eisenbahn ge⸗ legene Stadt Molina de Aragon von den Carlisten besetzt war. Ihre Banden durchstreiften die Provinzen Guadalajara und Cuenca, und bedrohten auch die Provinz Segovia; die Provinzen Teruel und Castellon waren fast ganz ihrer Invasion verfallen, die Provinz Zaragoza größeren Theils; die catalonischen Provinzen, sowie Valencia, waren fast ganz von ihnen überzogen; der bedeutende Platz Pamplona unter strenger Blokade, und das Heer sah sich dazu verurtheilt, in passiver Haltung das Ebro⸗Ufer zu hüten; der Aufstand war im verflossenen Jahr auf seiner Höhe angelangt. Trotz der großen Anstrengungen, welche die Ration machte, um das Heer zu reorganisiren und die Fortschritte des Feindes aufzuhalten, trotz der vielen blutigen Kämpfe zu diesem Zwecke, war es nicht möglich zu verhindern, daß er feine Bataillone verdoppelte und daß er die unbedeutende Artillerie, welche er bei Somorrostro uns gegenübergestellt, zu der zahlreichen und gewaltigen Artillerie erhob, deren Wirkungen der König selbst bei der hochherzigen Anstrengung vor den ungeheuren Verschanzungen des Carrascal und des linken Arga⸗Ufers kennen gelernt habe. Endlich im Januar dieses Jahres hat man nach dem Zufammenzug der verfügbaren Streit⸗ kräfte dem Feind in seinen er,, Linien gegenübertreten und ihn noch jenseits vom rechten Arga⸗Ufer vertreiben können, wo die Regierungstruppen seit jenem denkwürdigen Feldzuge

der Dberverwaltung des Kaukasus beauftragt,

furchtbare Stellungen einnehmen. „Die Nothwendigkeit“, sagt der Bericht weiter, „den Besitz des eroberten a, kal

lide Befestigungen zu schützen und die Schwäche unserer Heere

in Catalonien und im Centrum, welche in dem Umstand ihren Grund hatte, daß sich damals alle Anstrengungen ö. die ö. mation, der Nordarmee richteten, unterbrachen den Gang der militärischen Operationen, bis man sie nach Vollendung der Ver⸗ theidigungs arbeiten und nach Ausführung der Aushebung von 70 000 Mann, welche die Ministerregentschaft für sich verfügt hatte, nach einem wohl durchdachten und der Erlangung ent⸗

scheidenderer Erfolge sicheren System fortsetzen konnte. Nach einigen

Monaten des Wartens, das Alle als unvermeidlich begriffen, trotz

der natürlichen Ungeduld, welche Niemand mehr als die Regie⸗

rung verzehrte, haben die Erfolge den allgemeinen Plan und die besonderen Dispositionen, die man angenommen hat, gerecht⸗ fertigt. Das catalonische Heer, welches selbst als noch klein in verschiedenen Treffen die Carlisten geschlagen hatte, konnte dem Heere des Centrums, das kräftig verstaͤrkt wurde, zu Hülfe lommen, um in Kurzem die vollständige Pacifikation der Pro⸗ vinzen Valencia, Teruel und Castellon durchzuführen; die Forts Flir, Miravet, Cantavieja und el Collado del Alpuente haben sich unsern Waffen ergeben; in Zaragoza, Guadalajara und Cuenca, die vollständig von Carlisten frei sind, blei⸗ ben nur noch Räuberbanden; Vitoria ist vor den Anfällen des Feindes gedeckt, und die weite Ebene von Alava von dem loyalen Heere beherrscht, welches in zwei ruhmvollen Kämpfen seine unbestreitbare Ueberlegenheit, bekundet hat; Viana, so lang ein Affront für Logrono, fiel in unsere Hände. Der feste Platz der Seo de Urgel, welche der Verrath den Feinden überliefert hatte, wird streng belagert, zahlreiche Ko⸗ lsonnen durchziehen ganz Catalonien, ohne den Feinden irgendwo Ruhe zu lassen, und bereiten ihre nahe gänzliche Auflösung vor; furz überall sprechen die Erfolge, welche man erzielt, in beredter Weise von dem Glück, welches Ew. Majestät in den Anfängen Ihrer Regierung begleitet. Die Nation dürfte mit gutem Grund hoffen, daß nach der Einnahme jener furchtbaren Festung, die ohne Zweifel erfolgen wird, und nach der nahen Vernichtung der cata⸗ lonischen Banden durch die vereinigten Heere Cataloniens und des Centrums sich auch der Theil Navarras und der baskischen Provinzen, welcher noch im Aufstande verharrt, sich bald der Autorität Ew. Majestät und der Herrschaft der Gesetze unter⸗ werfen und dem edlen belasteten spanischen Volke weitere Opfer ersparen werden. Die Regierung hegt ebenfalls aufrichtig diese Hoffnung, und in der Kriegswissenschaft und Kriegskunst zu⸗ ständige Männer theilen sie mit ihr; aber gerade weil man das Ende von Mißgeschicken absieht, welche ewig schienen, ist es Pflicht, dasselbe zu beschleunigen. Zu diesem Zwecke zaudert die Regierung nicht, eine neue Aushebung von 100 000 Mann vor⸗ zuschlagen. Aus dem Bericht ergiebt sich, daß die letzte Aushebung von 70,000 Mann nur einen Effektivstand von 15,000 Mann ergeben hat.

Italien. Rom 14 August. Der Bischof von Savana und Pitigliano, Monsignor Sbrotti, hat die bischöfliche Re⸗ sidenz verlassen müssen, da er nicht mit dem Exequatur ver⸗

sehen ist. Der Rath für öffentliche Arbeiten hat das Projekt

einer schmalspurigen Eisenbahn gebilligt, welche den Comersee, den Luganersee und den Lagomaggiore verbinden soll. Der Konzessionär und Erbauer dieser Bahn ist der Ingenieur Ma⸗ raini. Das Projekt wird demnächst dem Ministerium zur Ge⸗ nehmigung vorgelegt werden. Vor Kurzem ist eine Uebersicht über die Veräußerungen der Kirchengüter veröffentlicht worden. Im Juli 18765 wurden 836 Loose mit einer Gesammt⸗ oberfläche von über 2380 Hektaren verkauft. Der Schätzungs⸗ werth betrug 1,584,‚443 25 Lire, der Zuschlagspreis 2,352,579 03 Lire. Im Ganzen sind vom 26. Oktober 1867 bis zum 31. Juli 1875 490,658 Hektaren, eingetheilt in 111,122 Loose, ver⸗ kauft worden; dieselben waren auf 384,086,719 92 Lire ge⸗ schätzt und wurden zu 493 798.259 61 Lire zugeschlagen.

19. August. (W. T. B.) Wie die „Italienischen Nach⸗ trichtenh melden, hat die Regierung der Republik San Salvador den bei Gelegenheit der Vorgänge in San Miguel zu Schaden gekommenen italienischen Unterthanen eine Fntschädigung von 250,900 Duros zugesichert, auch die Be⸗ strafung der Schuldigen in Aussicht gestellt.

Griechenland. Athen, 19. August. (W. T. B.) Der Narine⸗Minister Servo, welcher bei den Wahlen zur Deputirtenkammer nicht gewählt wurde, hat sein Entlassungs⸗ eingereicht. Die öffentliche Ordnung ist in keiner Weise gestoͤrt. Die Deputirtenkammer wird am 25. d. eröffnet werden.

Türkei. Aus Ragusa, 19. August, Abends, meldet W. T. B.“: Zahlreiche Zuzügler aus Serbien sind über die Grenze nach Bosnien gegangen. Im türkischen Kroatien is ein Aufstand ausgebrochen. Die Einwohner der zwischen Bilaja und Ottoca gelegenen Ortschaften haben die Steuer⸗ zahlung verweigert.

Die letzten aus der Herzegowina über Wien, V. August, eingegangenen Nachrichten lauten befriedigend. Derwisch Pascha meldet, daß die Aufregung abnehme und daß . auf eine baldige Beendigung der Erhebung vor⸗ handen sei.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 20. August. W. T B.) Se. Kaiserliche Hoheit der Groß fürst Thronfolger it, wie der „Regierungs-Lnzeiger“ meldet, gestern Nacht 3 Uhr mit der Jacht „Czarewna“ von Peterhof nach Kopenhagen abgereist. = Ueber die Entstehung und Verlauf des ,, ,, standes in Swanetien, über den bisher nur Privat⸗ nachrichten kursirten, bringt der ‚„Russ. Inv.“ den nachstehenden Bericht. Zu Anfang dieses Jahres, schreibt das Blatt, wurden im Bezirk Swanetien, im Kreise Letschgum, des Gouvernements Kutais einige Maßregeln ergriffen, um den Modus des Land⸗ bestze inmitten der einheimischen Bevölkerung festzustellen. Aus dieser Veranlassung verbreiteten sich unter den Swaneten irrige

Gerüchte, welche auf das Bergvolk einen so großen Eindruck machten, daß sie in der letzten Jeit den Lokalbehörden gegenüber Vidersetzlichkeit zu zeigen und sich sogar zu bewaffnetem Wider⸗

nde vorzubereiten begannen. Nachdem sie die nächsten aus den umliegenden Rayons nach Swanetien führenden Wege un⸗ udn; gemacht und die Brücken abgebrochen, versammelten sie Anfangs Juli in bewaffneten Haufen am Orte Latala und

ien bie Wbsicht durchblicken, ei Heines, beim Srte Betscho

ntionirtes militärisches Kommando zu überfallen und einen ür dasselbe bestimmten Transport mit Lebensmitteln, zu 1chmen. In Folge der über diese Vorgänge eingelaufenen Berichte wurde der Chef des Gouvernements Kutais von

sich nach

wanetien zu begeben, um die Mißverständnisse ih. en

lären; um aber auch dem weiteren Umsichgreifen der Unru vorzubeugen, wurde gleichzeitig aus zwei Compagnien Infan⸗

1.

für Kosaken, in denen zusammen für 3819 Junker Platz war,

terie, zwei Ssotnien des Kutaisschen berittenen irregulären Re⸗s giments und zwei Berggeschützen ein kleines Detachement for⸗ mirt, welches unter dem Befehl des General⸗Majors Zytowitsch am 8. Juli von Kutais über Muri nach Betscho abging, wäh⸗ rend von Seiten des Terek Gebiets aus der Kabarda zwei n kabardinischer Miliz direkt über die Pässe des kau⸗ kasischen Bergrückens ebendahin vorrückten. Schon auf dem Wege nach Swanetien gelang es dem Chef von Kutais, mit mehreren einflußreichen Bewohnern in Unterhandlungen zu treten, und, an Ort und Stelle an⸗ gelangt, erzielte er durch vielfaches Zureden, daß sämmt⸗ liche Schaaren der Swaneten das Irrthümliche der unter ihnen verbreiteten Gerüchte einsahen, auseinandergingen und die Haupt⸗ anstifter der Unordnungen auslieferten. Nur drei Swaneten schlossen sich in dem Dorfe Chotalle in einen Thurm ein und leisteten bewaffneten Widerstand, so daß sie nach langen nutz⸗ losen Vorstellungen mit Gewalt aufgehoben werden mußten, wobei auf beiden Seiten mehrere Verwundungen vorkamen und der Thurm bedeutend demolirt wurde. Nachdem hiermit die Ruhe unter der Bevölkerung wiederhergestellt worden, sollte das Detachement am 14. August den Rückmarsch antreten. In Nischney⸗ Nowgorod wird dem „Golos“ zufolge am 21. d. M. ein Festdiner stattfinden, mit welchem die Meßkaufmann⸗ schaft die Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs von Sdinburgh zu feiern gedenkt. Am 23. soll dann ein großes Frühstück in der sog. Eisenreihe stattfinden, zu welchem bereits ein prachtvoller Pavillon aufgebaut wird. Der Unterhalt der 16 Junkerschulen und der beiden Abtheilungen

haben nach offiziellen Quellen im Schuljahr 1873.74 702094 Rbl. gekostet. 1874 waren zur Zeit der Prüfungen 3338 Junker in den Anstalten und 1422 Junker bestanden das Offiziers⸗Examen.

Amerika. Wie ein der „Daily News“ zugegangenes Telegramm aus New⸗Jork vom 19. d. M. meldet, sind die dortigen Behörden davon benachrichtigt worden, daß 80 Neger in den Grafschaften Shington und Jefferson (Georgien) festgenommen worden sind. Dieselben sollen im Verdacht stehen, an einer zur Ermordung der Weißen angezettelten Verschwörung Theil genommen zu haben. Das Gerücht von dieser Ver—Q schwörung findet im Norden wenig Glauben; dagegen ist die Bevölkerung im Süden sehr erregt und erbittert. Der Statt— halter von Georgien hat die weißen Milizen mobil gemacht.

Asien. Aus Japan und China sind mit dem am 5. August in San Francisco angekommenen Dampfer „City of Peking“ folgende Nachrichten eingetroffen: In Peking haben abermals Anfälle auf Ausländer stattgefunden. Aus goko⸗ hama reichen die Nachrichten bis zum 18. Juli. Die Ver⸗ sammlung der Praovinzialbeamten schloß ihre Sitzungen am 17. Juli. Die Berathungsgegenstände waren: Organifation einer nationalen Polizeimacht; Verbesserung der Landstraßen und Brücken; Gründung eines volksthümlichen Repräsentantenhauses. Die beiden ersteren Projekte wurden befriedigend erledigt, über das dritte aber wurde weitere Erwägung vorbehalten. Die Züchter von Seidenwurmeiern, welche durch den übermäßigen Betrieb ihres Geschäftes im vorigen Jahre schwere Verluste erlitten, haben be⸗ schlossen, die Zahl der Eier dieses Jahr auf 1,500,000 Stück zu beschränken. Die Unterhandlungen mit Corea haben plötzlich einen weniger freundlichen Charakter als vorher angenommen und viele japanische Beamten sind aus diesem Lande abberufen worden. Gerüchte von einem bevorstehenden Kriege sind im Umlauf. Aus Rang oon vom 17. d. meldet eine Kabeldepesche, daß in der Nachbarschaft von Prome in Birma Ueberschwemmungen eingetreten sind, die diejenigen von 1871 an Ausdehnung und traurigen Folgen bei Weitem übertreffen. Indische Blätter melden den in Badakh erfolgten Tod des Groß⸗ Lamas von Lhassa, des geistlichen Oberhauptes der Buddhisten.

Australien. (A. A. C.) In San Francisco sind mit dem Dampfer „Mikado“ folgende Nachrichten eingetroffen: Ob⸗ gleich die diesjährige Goldausbeute geringer als die vorjährige ist, übersteigt dieselbe doch den Ducchschnittsertrag vieler früheren Jahre. Die Schwierigkeiten mit den Chinesen in der Kolonie Queensland haben sich sehr gesteigert, da die Goldgräber dort durchaus keine Chinesen dulden wollen. Die Assembly und der Kolonialrath von Süd⸗Australien haben eine Petition an die Königin für den Anschluß von Neu⸗ Guinea erlassen. An der Küste von Neun - Seeland haben schreckliche Stürme gewüthet und es sind viele Schiffsunfälle vorgekommen. Der Schooner „Succeß“ ist an der Cooks⸗Straße mit seiner ganzen Befatzung untergegangen. Die Ernte⸗Aussichten in allen Theilen Äustraliens sind günstig, obgleich durch Schneefall in den Bergen und durch Regen an den Küsten viel Schaden ver⸗ ursacht worden ist Das Parlament von Neu⸗Süd⸗Wales hat den Kontrakt mit der Pacifie Mail Steamship⸗Company behufs Beförderung der Po sten bestätigt. Das neue Ministerium von Vietoria hat sein politisches Programm veröffentlicht. Dasselbe umfaßt die Besteuerung großer Güter, die Beibehaltung der Schutzzölle und die Vollendung konstitutioneller Reformen.

Kunst, Wissenschaft und iteratur.

Der Königlich bayerische Hof Baurgth Kollmann hat sich am 16, im Auftrage Sr. Majestät des Königs von Bayern nach

Paris begeben, um wegen der Villg, welche der König am Chiemsee im Stile des Versailler Schlosses erbauen läßt, noch einige Studien zu machen.

Bekanntlich haben Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph von Oesterr eich, der jüngst verstorbene Kaiser Ferdinand, Kron⸗ 6 Rudolph, die Erzherzoge Karl Ludwig und Ludwig Viktor den

etrag von je 1000 Gulden zur Herstellung je eines gemalten Glasfensters im Neubaue des germanischen , in Nürnberg angewiesen. Diese ,. sind vor Kurzem eingesetzt worden. Am 17. wurde in Nürnberg die Ausstellung zum Besten der deutschen Kaulbachstiftung“ im Hörsagle des Bayerischen Gewerbe Museums⸗ in Nürnberg eröffnet. Die Hinter⸗ sassenen Kaulbachs haben hierzu 2 größere Kartong, „den deutschen . und „die Unterwerfung Wittekinds unter Karl den Großen“, gesandt.

Am Königlichen ö, in Dresden wird mit dem Beginn des neuen Semesters (. November) und mit dem Einzug in den prachtvollen Neubau am Bis marcksplatz eine Abthei⸗ lung für Hochbau eröffnet werden, welche den Zweck hat, außer der . en auch eine mehr wissenschaftliche und allgemeine Bildung des Architekten zu ermöglichen. Da gleichzeitig die Unterabtheilung der akademischen Bauschule eingehen soll, so ist die neue Einrichtung insofern wichtig, als hierdurch der Studiengang der Architekten gänz lich verändert uünd außerdem für Inländer die Erwerbung der Reife . zeugniffe einer Realschule 1. Ordnung oder eines Gymnasiums erfor= derlich wird. Der Vorstand der neuen Abtheilung, Prof. Heyn, auch Erbauer des neuen Polhtechnikums, wird die Baukonstruktions und

Formenlehre, Prof. Weißbach das Entwerfen von Hochbauten und

' schaftlicher

farbigen Dekorationen, Bildhauer Rentsch die Ornamentik überneh— men. Auch ist ein „Atelier für Baukunst“ in Aucssicht .

Der durch seine Forschungen auf der Stätte des alten Ilion und durch die von ihm daselbst zu Tage geförderten Antiquitäten schätze bekannte Dr. Heinrich Schliemann, ein , burger, hält sich gegenwärtig in Ro stock auf und gedachte am 18. in der Aula der Universität daselbst einen Vortrag Über seine Aug—= grabungen zu halten.

Die Arbeiten bei den keltischen Pfahlbauten in Roben⸗ hausen bei Wetzikon werden seit Anfangs Mai mit regem Eifer fortgeführt. Ein günstiger Umstand unterstützl dieselben, indem der Wasserstand des Pfäffikersees, welcher mit demsenigen auf der Pfahl⸗ baute identisch ist, noch 4 Fuß unter dem böchsten Niveau liegt Die Pfähle ragen daher 1—2 Fuß über das Wasser hinaus und bilden einen höchst interessanten Anblick. Als hauptsächlichste diesjährige Funde sind zu verzeichnen:; Große Reste von Uhr, Bison, Wildschwein, Torfschwein, Kuh ze, prächtige Gewebe, Geflechte, Faden, Schnüre, Fischeinetze (verkohlt und unverkohlt). Aehren verschiedener Getreide⸗ arten, Kulturäpfel, Brod ꝛc. 2c. Die fortgesetzten Nachgrabungen werden voraussichtlich immer weiter noch manches Interessante zu Tage . .

Der Violinist Ole Bull besucht gegenwärtig das nördlichste Norwegen und giebt vor zahlreichen Zuhörern und . . derselben Concerte in Tromsöe, Hammerfest und Bodö.

Ein neues historisches Werk von Ang var Nielsen, die politische Geschichte Norwegens in 1828 und 18239, als Fortsetzung seiner früheren Arbeit, welche von 1818 bis 1827 reicht, wird nächstens im Druck erscheinen.

Wie aus Frankfurt a. M. berichtet wird, gehört zu den aller- letzten Erwerbungen, die Freiherr Karl von Rothschild für seine Kun stsammlung gemacht hat, eine prachtvolle silberne Pen⸗ dule von dem berühmten Augsburger Silberarbeiter Thélot, eine aus Bergkiystall geschliffene Ampel, in Gold und Juwelen, montirt aus der schönsten Cellini Periode des 16. Jahrhunderts, und ein Schmuck in Gold, ganz efnaillirt und mit Perlen sowie den kostbarsten Edel steinen ausgestattet, gleichfalls aus der feinsten Kunstperiode der italienischen Renaissance, endlich auch eine höchst merkwürdige Aus⸗ wahl von alten Tabatieren aller Jahrhunderte und sehr schöͤne Ge— genstände aus altem sächsischen Porzellan. Diese Peachtstücke werden der neu zu erbauenden Gallerie eingereiht.

Das 3. und 4. Heft (IX. Jahrgang) der „Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Rechts, in besonderer Be⸗ ziehung auf das Preußische Recht mit Einschluß des Handels- und Wechselrechts“, herausgegeben von Dr. J. A. Gruchot (Berlin, Franz Vahlen), hat folgenden Inhalt: I Glossen zu Titel 16 Th. J. des Allgemeinen Landrechts. 2) Abhandlungen: Einige weitere Bemerkungen zu den Gesetzen vom 5. Mai 1872. Von dem Herrn Appellationsgerichts⸗Rath Große in Hamm. Das Gesetz vom 16. April 1860 und die Befngniß zur Wiederaufhebung der ehelichen Gütergemeinschaft. Von dem Herrn Appellationsgerichts Rath Große in Hamm. Erörterungen über Grundbuchfragen. Von dem Herrn Kreitxichter Tophoff in Rees. Ueber die Kollision von Eigenthumsansprüchen des Natural⸗ und des Civileigenthümers nach dem Jukrafttreten des Gesetzes über den Eigenthumserwerb vom 5. Mai 1872. Von dem Hermn Kreigrichter Meyländer in Königsberg i. Pr. Die Ueberweisung rückständiger Kaufgelder in der Sukhastation, namentlich unter Berücsichtigung der Korrealhypotheken. Von Herrn Dr. Paul Jaeckel, Kreisrichter in Lublinitz Muß der Käufer beim Kauf nach Probe die bestrit⸗ tene Identität der von ihm im Prozesse vorgelegten Probe mit der ihm vom Verkäufer beim Abschlusfe des Kaufes übergebenen beweisen, oder der Verkäufer die Nichtidentität beider? Von Herrn Dr. Mar- tinius, Referendar in Halle a. S. J. Kann durch Adoptionsver⸗ wandtschaft auch in der Seitenlinie ein gesetzliches Erbrecht begründet werden? II. Ist die Ausbringung der freiwilligen oder nothwendigen Subhastation eines Nachlaßgrundstücks von Seiten des Nachlaß⸗ kurators statthaft, oder demselben die Veräußerung von Grundstücken unbedingt verboten? Von dem Herrn Kreisgerichts⸗Rath Hassenstein in Loetzen. 3) Rechts fälle.

Zur Sedanfeier ist von dem Dichter Friedrich Hof⸗ mann ein Festgedicht erschienen: Das Vgterlandsfest“ (auch als deutsches Schülerfest komponirt von Julius Otto, Verlag von K. Glaser in Schleusingen). Das ganze, dem Deutschen Kaiser und Deutschlands Jugend gewidmete Werk zerfällt in zwei Theile, von denen der erste den Krieg um den Rhein und der andere den Krieg um Paris behandelt. Ein jeder dieser Theile setzt sich aus Gesängen und einigen Deklamationen der Kinder zusammen, welche die Haupt⸗ ereignisse der großen Zeit feiern und unter einander durch kurze, den geschichtlichen Zusammenhang ins Gedächtniß zurückrufende Vorträge verbunden sind. Ein jeder schließt in ergreifender Weise mit einem Choral ab, der erste nach der Schlacht bei Sedan mil dem Nun danket alle Gott“, der zweite nach der Heimkehr der Sieger mit dem „Ein' feste Burg ist unser Gott“. Eigentlich darauf berechnet, in Musik gesetzt und von der Jugend aufgeführt zu werden, ist es auch ohne dieses eine willkommene Festgabe und durch seinen poetischen Gehalt geeignet, in würdigster Weise die Feststimmung zu heben. Der Preis von 75 3 macht das Werkchen Jedermann zugänglich. Es ist im Kommissionsverlag des Bibliographischen Instituts in Leip— zig erschienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen.

Lemberg, 18. August. Hier und in den meisten Ortschaften Ost Galiziens wurde gestern um 5 Uhr Nachmittags ein starkes, mehrere Sekunden anhaltendes Erdbeben verspürt. In Sokal und Umgegend wurden die Wohnhäuser beschädigt.

Laud⸗ und Forstwirthschaft.

Im Gebiete des preußischen Staates bestehen nach der L. L. C.“ nachstehende 33 lanzwirthschaftliche Centralvereine: I) Landwirthschaftlicher Centralverein für Litauen und Masuren zu Gumbinnen, 2) Hauptverein , Landwirthe zu Danzig. 3) Landwirthschaftlicher Centralverein für den Regierungsbezirk Kö- nigsberg zu Königsberg, 4) Landwirthschaftlicher Provinzialverein für Posen zu Posen, 5) Landwirthschaftlicher Hauptverein für die Pro⸗ vinz Posen zu Posen, 6) Landwirihschaftlicher Centralverein für den Netzdistrikt zu Bromberg, 7) Landwirthschaftlicher Berein für die Kreise Kosten, en und Kröben, 8) Pommersche ökonomische Gesellschaft zu Pcemgzlaff, 9) Baltische Vereinigung für Förderung der Landwirthschaft zu Eldena, 10) Landwirthschaftlicher Central= verein für den Regierungsbezirk Potsdam zu Potsdam, 11) Landwirthschaftlicher Centralverein fär den Regierungsbe⸗ zirk Frankfurt zu Frankfurt, 12) Landwirthschaftlicher Provinzialverein für bie Mark Brandenburg zu Potsdam, 13) Landwirthschaftlicher Centralverein für Schlesien zu Breslau, 14) , Centralverein für Sachsen zu Halle a. S., 15 Landwirthschaftlicher Provinzialverein für Westfalen und 8 . Münster. 16 Land- it ft er Hauptverein für den Regierungsbezirk Münster zu Münster, 17) Landwirthschaftlicher Hauptverein für Minden und Ravengberg zu Bielefeld, 18) Landwirthschaftlich: Kulturgesellschaft für den Regierungsbezirk Arnsberg zu Arnsberg, 19) Landwirthschaft= licher Verein für Rheinpreußen zu Bonn, 207 Rheinisch-Westfälischer Verein für Bienenzucht und Seiden bau zu Cöln, 21) Centralst elle des Ver. eins zur Beförderung der Landwirthschaft und Gewerbe zu Sigmaringen, 22) Landwirthschaflliche Gesellschaft zu Cell, 28) Landwirthschaft= licher Provinzialverein für den Landdrosteibezirk Hannover zu Hanno= ver, 2) Land und forstwirthschaftlicher Provinzialverein für das

erzogthum Hildesheim zu Hildegheim; 25) Landwirthschaftlicher

aupkverein für das Fürstenthum Osnabrück zu Osnabrück, 26) Land- wirthschafllicher Provinzialverein für Aremberg Meppen z6, zu Osna- bruck, ) Landwirthschaftlicher Hauptverein für das Fürstenthum Ostfriesland zu Aurich, W) Land; und forstwirthschaftlicher Provinzial verein für Luͤneburg zu Uelijen, 20) Landwirthschaftlicher Sauptverein für den Landdrosteibezirk Stade zu Bremervörde, 30) Landwirth= schaftlicher Provinzialverein Göttingen zu Grubenhagen, 31) Verein hässaujscher Land, und Forftwirthe zu Wirgbaden; 35) Landwirth. Centrabpecrein für den Regierungsbezirk Cassel zu