1875 / 204 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Friede trotz der in neuester Zeit aufgetauchten Ereignisse auf⸗ recht erhalten werden wird und Sie daher Ihrem legislatori⸗ schen Berufe ungestört werden obliegen können. .

Agram, 30. August. (W. T. B) In der heutigen Landtagssitzung zeigte der zur nationalen Partei gehörende und durch den Antrag wegen Unterstützung der Flüchtlinge und Verwundeten aus der Herzegowina bekannte Deputir te Macanee an, daß er sein Mandat niederlegen werde. Nachdem hiernächst noch die Wahl der Abgeordneten Kroatiens zu dem ungarischen Reichstage vorgenommen worden war, wurde die Landtags⸗ session geschlossen.

Schweiz. Bern, 29. August. Der neue militärische Attaché der deutschen Gesandtschaft in Bern, Hauptmann Waen ker, ist der „N. Zürch. Zig.“ zufolge, am letzten Freitag von General Röder beim Bundes rath eingeführt worden.

Großbritannien und Irland. London, 28. August. Aus Balmoral berichtet das Hofsournal: Heute (Donner stag) am Jahrestage der Geburt des verstorbenen Prinzen⸗Ge—= mahls frühstückten die Prinzessin von Wales, Prinz Leopold und die dienstthuenden Kammerherren mit den Dienern und Pächtern der Güter Balmoral, Abergeldie und Birkhall. Die⸗ selben versammelten sich heute früh um 118 Uhr am Obelisk und tranken auf das Andenken Sr. Königlichen Hoheit. Die Prinzessin von Wales und der Erbgroßherzog von Mecklenburg⸗ Strelitz speisten mit Ihrer Maje stät.=— Sir Andrew Buchanan, der britische Botschafter am Wiener Hofe, verließ gestern in Begleitung seiner Gemahlin London, um sich nach Spa zu begeben, wo er einige Tage zu verweilen gedenkt. ehe er nach Wien zur Wiederaufnahme seiner diplomatischen Funk⸗ tionen zurückkehrt. Senor Carlos Gutierrez, der Ge⸗ sandte von Honduras am Hofe von St. James, hat zwei weitere Briefe an Lord Derby gerichtet, in welchen er sich wiederholt von dem auf ihn in dem Bericht des auswärtigen Anlehens⸗ Ausschusses geworfenen Verdacht zu reinigen sucht und sich darüber beschwert, daß diese Angelegenheit zum Gegenstand einer Interpellation im Hause der Gemeinen gemacht wurde. Der Minister für auswärtige Angelegenheiten begnügt sich wieder mit der einfachen Bestätigung des Empfanges dieser Zuschriften.

Frankreich. Paris, 30. August. (W. T. B.) Der Herzog von Decazes ist heute früh hier eingetroffen. = Ser General Graf v. Montebello, ehemaliger Adjutant des Kaifers und vordem Gesandter Frankreichs in St. Peters⸗ burg, ist gestorben. = .

Laut „France“ haben die Generalstabs⸗Offiziere, welche mit der Revision der Karte von Frankreich beauftragt sind, ihre Arbeiten in den östlichen Departements begonnen. Demselben Blatte zufolge wird gleich nach der Rückkehr des Marschalls Mac Mahon eine Versammlung aller Corps⸗ Kommandanten, die an den Herbstmanövern Theil nehmen werden, im Kriegs⸗ Ministerium stattfinden.

Italien. Rom, 27. August. Durch ein in der „Ga⸗ zetta uffiziale veröffentlichtes Dekret wird die Königliche Staats⸗ regierung ermächtigt, der Deklaration Ausführung zu geben, welche am 5. Februar 1875 in Paris zwischen Italien, Belgien, Frankreich und der Schweiz abgeschlossen wurde, in Gemãßheit des Artikels 3 des Gel ö Münzkonvention vom 31.

= Z3ö. Ruginst. (. T. W.) Wie die „Voce della verita⸗ mittheilt, werden in dem demnächst stattfindenden Kon sistorium Antici Mattei, Sekretär des Konsistoriale und Patriarch von Konstantinopel, Pacea, Randi. Simeoni Vitelleschi und Brossays⸗ , ,,. Erzbischof von Rennes, zu Kardinälen ernannt werden.

SFlorenz, 30. August. (W. T. B.) Der Prozeß gegen die 10 wegen Theilnahme an der großen D. internationalistischen Verschwörung hier verhafteten Personen ist nunmehr beendet. Das Schwurgericht hat sämmt⸗ liche Angeklagte von der Anklage einer Verschwörung gegen den Staat freigesprochen, dagegen mehrere derselben wegen heimlicher Aufbewahrung und Fabrikation von Waffen zu verschiedenen Gefängnißstrafen im Betrage von 2 bis 8 Monaten und einen Angeklagten wegen schweren Diebstahls zu einem Jahre 3Zwangs⸗ arbeit verurtheilt.

Türkei. Konstantinopel, 30. August. (W. T. B.)

Regierungsnachrichten zufolge ist Selim Pascha von Klek aus mit 3 Bataillonen in Mostar eingetroffen, ohne auf Wider⸗ stand Seitens der Insurgenten zu stoßen. ö Dem „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ wird aus Ragusa vom 30. August als bestimmt gemeldet, daß es einer 109099 Mann starken, uber Liubinje kommenden Abtheilung tür⸗ kischer Truppen gestern Abend gelungen ist, ohne einen Schuß abzugeben, in Trebinje einzurücken. Statt des bisher de⸗ signirten französischen Delegirten für die Konsular-Kom⸗ mission in der Herzegowina, General⸗Konsuls Devienne, ist, wie die „Politische Korrespondenz“ meldet, jetzt der ehemalige fran⸗ zösische Vize⸗Konsul in Albanien, Do zon, zum Delegirten er⸗ nannt worden.

Belgrad, 31. August. (W. T. B.) Die Ernennungs⸗ dekrete für die Mitglieder des neuen Min isteriums sollen, wie es heißt, heute Abend veröffentlicht werden. Nach den selben würde das neue Ministerium aus folgenden Persönlichkeiten gebildet werden: Steftscha Minister⸗Präsident und Minister für die öffentlichen Bauten, Gruie Minister des Innern, Ristie Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Radiwoi Miloikovie Austiz⸗Minister, Oberst Tihomir Nikolic Kriegs-Minister, Unter⸗ Staatssekretär Jovanovic Finanz⸗Minister, Stojan Boskovie Kultus⸗Minister.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 28. August. Der General -Admiral Großfürst Konstantin Nikola⸗ jewit sch wurde, nach dem „Od. B.“ am 27. August auf sei⸗ ner Rückreise aus dem Auslande in Odessg erwartet. Die gegenwärtige, gesonderte Handels olizei soll, nach einer Nachricht der „Mosk. 3ig.“, er einem in Regierungs⸗ sphären verhandelten Plane mit der allgemeinen Polizei verschmolzen werden, wobei indeß besondere, polizei⸗ liche Handels ⸗Inspektoren ernannt werden sollen. Ueber den Aufstand in Kokand sind vom General⸗ Gouverneur von Turlestan, General⸗Adjutanten von Kauff⸗ mann, vom 19. und 21. August datirte telegraphische Nach⸗ richten eingetroffen, in denen derselbe meldet, daß seine Be⸗ mühungen zur friedlichen Beilegung der Kokandschen Frage er⸗ folglos geblieben sind. Die Kokanden sind mit bedeutenden Streitkräften an mehreren Stellen, bei Telau, Chodshent ꝛc., in die russischen Bestzungen eingedrungen, Von russischer Seite ist unverzüglich eine Truppenabtheilung unter dem Befehl des General⸗Lieutenants Golomwatschew gegen den Feind ausgerückt.

Am 24. August wurde in Helsingfors eine Aus stellung von Gegenständen der häuslichen Industrie eröffnet.

Moskau, 30. August. (B. T. B.) Se. Majestãt der Kaifer Alexander ist heute Morgen hier eingetroffen und nahm Mittags über die hier versammelten Truppen auf dem Chodynfelde große Revue ab.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 217. August. Die Mitglieder der Juristen versammlung, welche von Sr. Maßjestät dem König gestern zu einem Souper auf Drottning⸗ holm eingeladen waren, versammelten sich um 7 Uhr auf dem Ridderholm und segelten von da mit den von Sr. Majestät zur Verfügung gestellten Dampfschiffen „Nyköping!“ und „Halls⸗ viken * nach genanntem Schlosse ab. Auch hatten der Reichs⸗ marschall, die schwedischen und norwegischen Staats⸗Minister und die fchwedischen und norwegischen Staatsräthe Einladungen zu dem Feste erhalten. Die Anzahl der Gäste betrug gegen 500. Nachdem dieselben in dem großen Saale, welcher mit Portraits der mit König Oskar J. gleichzeitigen Regenten geziert ist, von dem ersten Hofmarschall Flach empfangen worden waren, traten Ihre Majestaͤten der König und die Königin, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Durchlaucht die Fürftin von Waldeck und die Prinzessinnen von Waldeck ein und begrüßten die Versammelten. Die Königlichen und Fürst⸗ lichen Serrschaften unterhielten sich über eine Stunde mit den Gästen, worauf das Souper eingenommen wurde, nach dessen Schluß die Dampfschiffe gegen 11 Uhr zur Hauptstadt zurück⸗ kehrten, mit sich führend die Mitglieder der Juristenversamm⸗ lung. Die Anzahl der Theilnehmer an der Juristenversamm⸗ lung betrug: Schweden 392, Norweger 52, Dänen 200 und Finnlander 22, in Summa 666 Theil nehmer. Se. Majestãt der König reist heute Abend II/ 9 Uhr mit Extrazug nach Norwegen ab. Se. Majestät hat unterm 12. d. Mts. die zwischen den Vereinigten Reichn und mehreren anderen Staaten am 30. Mai d. J. abgeschlossene Konvention, betreffend die Errichtung eines internationalen Bureaus für Maß und Gewicht in Paris, ratifizirt.

Amerika. Callao, 2. Juli. (A. A. C.) In Peru ist eine politische Revolution ausgebrochen, an deren Spitze einige hervorragende Anhänger Pierola's stehen. Sie nahmen Islay und Mollendo, wurden aber auf ihrem Marsche auf Arequipa aufs Haupt geschlagen und zersprengt. Ihr Haupt⸗ führer Bardoles Arevalo wurde verwundet gefangen genommen und starb im Gefängnisse. Die Mönche des Klosters in Are⸗ quipa werden beschuldigt, an der Revolte thätigen Antheil genom⸗ men zu haben. ie begruben Arevalo als einen Märtyrer. Die Diözefe wurde in Folge dessen angegangen, das Kloster zu schließen.

Valparaiso, 17. Juli. (1. A. E-) Die Kandidatur von Vicung Mae Kenna für die Präsidentschaft Chilis gewinnt angeblich an Boden. Durch das Nachgeben eines steinernen Pfeilers der Brücke über den Limache auf der chilenischen Central ⸗Cisenbahn stürzte ein über dieselbe fahrender Passagier⸗ und Güterzug in den Fluß hinab. Die Trümmer der Brücke und des Waggons entzündeten sich an dem Licht der zerbrochenen Lampen und verbrannten. Acht Personen fanden ihren Tod entweder durch Zerquetschung oder durch Feuer.

ge m gr, = W. Wuaust. (B. T. B.) Auf St. Do⸗

eine revolutionäre Bewegung ausgebrochen. Die Haupt=

stadt und Porto Plata sind der Regierung treu geblieben. Ge⸗ neral Valmaseda hat zum Schutze der Interessen spanischer Unterthanen ein Kriegsschiff nach St. Domingo gesandt.

. (Monatsübersicht pro Juli.) Die Vorbereitungen für die Herbstwahlen dauerten auch im Laufe des Juli fort und tagten die republikanischen Staatskonventionen von Wisconsin in Madison, von Jowa in Des Moines und von Minnesota in St. Paul, sowie die demokratischen von Minne⸗ sota, ebenfalls in St. Paul, und von Maryland in Baltimore. Die Platformen beider Parteien unterscheiden sich wenig von einander. Sowohl Republikaner wie Demokraten sprechen sich in demselben für successive Einlösung des Papiergeldes und Rück⸗ kehr zur Baargeldzahlung, wie für Einführung eines Zolltarifs aus, der, nur auf Staatseinkünfte berechnet, möglichst wenig lästig und den Interessen der heimischen Industrie und Arbeit möglichst günstig sei, außerdem wurde von den wefstlichen Staa⸗ ten von beiden Parteien der Beschluß aufgestellt, daß den Staatslegislativen das Recht der Kontrole über Eisenbahn⸗ und andere Gesellschaften zustehen solle, um auf diese Weise allen Uebergriffen letzterer vorzubeugen. In der republika⸗ nischen Platform von Joma. wurde außerdem gegen weitere Landschenkungen an Eisenbahnen protestirt und die Reservirung sämmtlicher öffentlicher Ländereien für Einwanderer verlangt; die Republikaner von Jowa wie von Wigsconsin sprachen sich, den in anderen Staaten bereits gefaßten Be— schlüssen gemäß, energisch gegen jede Verbindung zwischen Staat und Kirche, und gegen jede Theilung der Schulfonds im Inter⸗ esse der verschiedenen Bekenntnisse, sowie für die Aufrechterhal⸗ tung des Systems der öffentlichen Schulen aus. In Betreff der Präsidentschaftsfrage wurde von allen Republikanern das Beispiel Washingtons, der eine dritte Nominirung ablehnte, wie schon früher auf anderen republikanischen Staatskonventionen, für „geheiligt“, und das Abgehen davon für eine „gefährliche Neuerung“ erklärt. Was übrigens die Kandidatur des Präsi⸗ denten Grant für einen dritten Amtstermin anbetrifft, so ist die von dem früheren Senator für Wisconsin, Herrn Carpenter, einem der Führer der republikanischen Partei, gemachte Aeußerung nicht ohne Bedeutung, welche darauf hinausging, daß General Grant als Kandidat der republikanischen Partei für die nächste Präsi⸗ dentenwahl auf der Basis eines die Wiederaufnahme der Baar⸗ zahlungen befürwortenden Programms nicht zu umgehen sein werde, und daß dies die Situation sei, auf welche der Präsident in seinem Schreiben an die republikanische Staatskonvention von Pennsylvanien als „Umstände, welche nicht so leicht eintreten möchten“ angespielt habe. Die von den Demokraten in Ohio ausgesprochenen Ansichten betreffs einer Vermehrung des Papier⸗ geldes und des Fallenlassens der Wiederaufnahme der Baar⸗ zahlungen hat, außer bei den Anhängern dieser Partei, nament⸗ lich in Missouri, auch bei bisherigen entschiedenen Gegnern derselben Anklang gefunden, so unter anderen bei dem früheren republikani⸗ schen Repräsentanten von Massachusetts, General Butler, und dem eifrigen Republikaner Kelley aus Pennsylvanien, welcher letztere auf einer in Joungstown, Ohio, abgehaltenen Versammlung nachzuweisen bemüht war, daß nicht nur die Geschichte der Ver⸗ einigten Staaten, sondern die aller Länder die von den An⸗ hängern der Cirkulation von Metall geld aufgestellten Theorien widerlege. Dem Ausfalle der Herbstwahlen in Ohio, wo diese Frage zunächst zur Entscheidung kommt, wird von allen Par⸗ teien mit besonderer Spannung entgegengesehen, und zwar um

so mehr, als die Wahlen in Pennsylyvanien, welche früher für bie die allgemeine Stimmung des Landes am besten reprãsen⸗ tirenden angesehen wurden, in den November verlegt worden sind, und En, wo im Oktober gewählt wird, jetzt die Reihe ber Wahlen in den bedeutenderen Staaten eröffnet und somit die frühere Stellung Pennsylvaniens eingenommen hat.

Der monatliche Ausweis des Finanz⸗Ministers über den Stand der Bundesschuld schließt pro Juli mit einer Verminde⸗ rung von 1,294 8873 Dollars ab. Die gesammte Bundes schuld belief sich am 2. August, abzüglich des Baarbestandes im Schatz⸗ amte der Vereinigten Staaten, sowie der zu Gunsten der ver⸗ schiedenen Pacifle⸗Eisenbahnen emittirten Obligationen auf 2, 127, 393, 838,3 Dollars. Der Bestand an baarem Gelde und Papiergeld beirug 137,529,670 156 Dollars. Nach Abzug des Goldes und der den Banken für hinterlegtes Staatspapiergeld ausgestellten Certifikate, belief sich der Bestand an Papiergeld auf 4316, 969,43 Dollars, 350 009 Dollars mehr als am 1. Juli. An Gold befanden sich am 2. August im Schatzamte 68, 942,700 20 Dol⸗ lars, von welcher Summe indessen 22, 265, 100 Dollars für ausge⸗ stellte Goldcertifikate, 26,813,441 Dollars für aufgelaufene Zin⸗ fen und 10,206,000 Dollars für gekündigte, bis jetzt nicht ein- gelöste Obligationen in Abzug zu bringen sind, so daß sich am genannten Tage die Summe des der Regierung zur Verfügung stehenden Goldes auf g, 204 259 20 Dollars, etwa 600 00 Dol⸗ lars mehr als am 1. Juli belief. An Staats papiergeld waren am 2. Äugust 374,824,985 Dollarg, etwa eine Million weniger als am 1. Juli, an Papier⸗Kleingeld 41,145,393, ebenfalls etwa eine Million weniger als am 1. Juli in Umlauf. Für den Monat August hat der Finanz-Minister den Verkauf von fünf Millionen Dollars Gold angeordnet.

Der Finanz⸗Minister hat am 14. Juli 10,000,900 Dollars und am 28. weitere 14,897, 200 Dollars sechsprozentiger Obliga⸗

tionen behufs Einlösung bez. Umwandlung in fünfprozentige

eingerufen, deren Verzinsung am 14. bez. 28. Oktober erlischt. Damit sind nun sammtliche Fünf⸗Zwanziger Bons einbe⸗ rufen worden, welche unter dem Gesetze vom 35. Februar 1862

emittirt worden sind. Der Stand der von dem jetzigen Finanz⸗Minister Hrn. Bristow gemachten Kon⸗ vertirungs⸗ Operationen ist augenblicklich folgender: Am

3. Junk 1874 betrug der damals nicht emittirte Rest der durch die Refundirungsgesetzt vom 14. Juli 1870 und 29, Ja⸗ nuar 1871“ autorisirten fünfprozentigen Anleihe 178,548, 300 Dollars. Im Juli 1874 wurde dieser Betrag durch Subskriptionen jm Lande um 10,113,550 Dollars gemindert, seit dieser Zeit sind an die Banquierhäuser in London, welche die Einführung ber Anleihe bei den europäischen Börsen übernommen hatten, 75 000 000 Donars abgeliefert worden und haben dieselben außerdem noch 44, 897, 260 Dollars übernommen, so daß augen⸗ blicklich noch 48,557, 550 Dollars in fünfprozentigen Obligationen disponibel sind. Am 15. November erlischt der den betreffenden Bankhäusern gestellte Termin, bis zu welchem sie sich darüber zu erklären haben, ob sie noch diese Summe übernehmen wollen oder nicht.

. den amtlichen Berichten betrng der Werth der Ge⸗ sammteinfuhr der Vereinigten Staaten während des am 30. Juni abgelaufenen Finanzjahres, einschließlich von 20. Millionen Dol⸗ lars in gemünztem Gelde und Barren, 533 Millionen Dollars in Gold, etwa 34 Millionen weniger als im Vorjahre. Der

r' Gejammlausfuhr während der angegebenen Periode Werth der Gelgmmtaus Von hr helm dme e, in ge⸗

münztem Gelde und Barren, auf 513 Millionen Dollars in Gold, oder 713 Millionen weniger als in dem Finanz⸗ jahr 1373/74. Wird die Ausfuhr von Edelmetall, welche in dem eben abgelaufenen Finanzjahr 236 Millionen mehr betrug als im Vorjahre außer Acht gelassen, so hat die Ausfuhr von Produk⸗ ten und Waaren gegen das Finanzjahr 1873 74 um etwa 100 Millionen abgenommen und der Werth der Einfuhr überstieg in dem Finanzjahr 1874/75 den der Ausfuhr um 132 Millionen.

Metallgeld wurde während des Finanzjahres 18143 75 in den drei WMünzstätten der Vereinigten Staaten (Philadelphia, San Francisco und Carson City) im Gesammtbetrage von 45 Dollars ausgeprägt. Davon waren Goldmünzen 34 Millionen, Bonds⸗Dollars 6 Millionen, und anderes Silbergeld 5 Millionen.

Da die Republik Venezuela die in einem im Jahre 1866 abgeschlossenen Vertrage auf 1,2523310 Dollars normirten An⸗ sprüche von Einwohnern der Vereinigten Staaten bis jetzt noch nicht gezahlt und nicht einmal für hinreichende Deckung der auf⸗ laufenden Zinsen Sorge getragen hat, so ist jetzt der Vertreter der Vereinigten Staaten angewiesen worden, auf prompte Zahlung dem Vertrage gemäß zu dringen, widrigenfalls die Regierung in Washington sich genöthigt sehen würde, den diplomatischen Verkehr mit der genannten Republik abzubrechen.

Die räuberischen Einfälle am Rio Grande dauern unge⸗ achtet der Verhaftung Cortina's, wenn auch in beschränkterem Maße, jort. Zur Unterstützung der Operationen des Generals Potter, welcher die am Rio Grande stationirten Truppen be⸗ fehligt, ist der Kriegs dampfer „Plymouth“ in Brazos einge⸗ troffen. Um den, Fluß besser kontrolliren zu können, führt der⸗ selbe 2 Dampfbarkassen von je 1 Kanone und 30 Mann Be⸗ satzung mit sich.

Offiziellen Berichten von der nach den Black Hills abge⸗ sandten Expedition zufolge sind etwa 30 Meilen von Harney s Peak reiche und günstige Goldkies⸗ Bänke, sowie goldhaltige Quarzlager von „ungeheurer Ausdehnung“ entdeckt worden, deren Ausbeutung reichen Lohn verspreche. Eben so günstig lauten die Berichte in 36 der Beschaffenheit der dortigen Gegend für Ackerbau und Viehzucht. Es ist durch diese Berichte das Goldfieber, namentlich in den westlichen Staaten, neu be⸗ lebt worden, und dürfte es für die Regierung sehr schwierig werden, den erneuten Andrang von Auswanderern nach jener, den Indianern vertragsmäßig garantirten Gegend zu verhindern, um so mehr, als bereits durch ,., Erkenntniß festgestellt worden ist, daß kein Gesetz besteht, nach welchem ein derartiger, von Privatleuten und einzelnen Bürgern begangener Kontrakt⸗ bruch als strafbare Handlung angesehen werden könne.

Aufsehen erregten die Vorgänge auf den Navigator⸗Inseln im Stillen Meere, wo der auf dem ,. Staaten Kriegs⸗ dampfer ‚Tuscarora. daselbst eingetroffene Oberst A. B. Stein⸗ berger, mit einem Schreiben des Präsidenten der Vereinigten Staaten versehen, den bisher in fortwährenden Fehden begriffenen Bewohnern jener Inseln eine Gesaͤmmtverfassung verliehen und als Wächter derselben das Amt als lebenslänglicher „Premier⸗ Minister übernommen hat, nachdem der Kapitän der ‚Tuseg= rora“ durch einen Erlaß die Vertreter der Samoa⸗Nation damit bekannt gemacht hatte, daß der Präsident der Vereinigten Stagten ihnen den Oberst A. B. Steinberger an weil er sowie seine diegierung großes Vertrauen in denselben setze und wisse, daß er ihnen bei der 6 . ihrer Regierung von großem Nutzen sein könne. Da die fremden Bewohner der Samoa⸗

Znseln bereits gegen die Steinbergersche Organisation Protest

eingelegt haben, so wird die Sache jedenfalls in der nächsten Session des Kongresses zur Sprache gebracht werden.

Am 31. Juli starb auf einem Landgute bei Greenville, Tenn, der frühere Präsident der Vereinigten Staaten, Andrew Johnson, der im Jahre 1864 zum Vize⸗Präsidenten erwählt, nach der Ermordung des Präfidenten Lincoln, an 6 Stelle trat. In der letzten Zeit seiner Amtsperiode der Uebertretung seiner Befugnisse als Präsident angeklagt, von dem zum höchsten Gerichtshofe konstituirten Senate aber freigesprochen, lebte der⸗ selbe nach Ablauf seines Amtstermins in seiner Heimath Knox⸗ ville, bis er im vergangenen Jahre als Senator für Tenessee wieder in den Kongreß eintrat. Am 8. Juli starb in St. Louis, Missouri, der General Frances P. Blair, im Jahre 1868 der demokratische Kandidat für die Vize⸗Präsidentschaft der Ver⸗ einigten Staaten.

Im Monat Juni landeten im Hafen von New⸗Jork 13,218 Einwanderer, 1844 weniger als in dem entsprechenden Monate des Vorjahres, unter denen sich 2965 Deutsche, 1868 weniger als im Juni 1874, befanden. In dem ersten Semester des lau⸗ fenden Jahres landeten in New⸗gork im Ganzen 57,694 Ein⸗ wanderer, darunter 15,842 Deutsche. In derselben Periode des Vorjahres belief sich die Zahl der Einwanderer auf 79,331, darunter 24061 Deutsche. Die Einwanderung hat mithin in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gegen die gleiche Periode des Vorjahres um 21,637, die deutsche speziell um 8219 Personen abgenommen.

Mexiko. Die Lage des Landes hat sich nicht gebessert, in Handel und Verkehr ist eine vollständige Stagnation eingetreten, wozu namentlich die Besorgniß beigetragen hat, die im Staate Meochacan ausgebrochene Revolution, welche sich seitdem weiter über die Staaten Jalisco, Colima, Aguasealientes, Zaca tecas, Guana⸗ juto, San Luis Potost, Merelos und Guerrero ausgebreitet hat, könne sich über das ganze Land ausdehnen. Verstärkt wurde diese Besorgniß auch noch durch das Gerücht, der vertrie⸗ bene General Marques sei wieder zurückgekehrt, und werde den Oberbefehl über die Aufständischen übernehmen. Wenn auch der Aufstand Anfangs den Charakter eines Religionskrieges hatte, so hat er denselben doch jetzt gänzlich ver⸗ loren, ebensowenig hatte die Politik in letzter Zeit mit dieser Revolution zu thun; die Aufständischen führen vielmehr lediglich einen Krieg gegen das Eigenthum und uͤberfallen und brand⸗ schatzen in Banden von 100 bis 300 Mann die unbewachten DOrtschaften. Die Regierung hat, um diesem Zustande ein Ende zu machen, dem General Escobedo den Oberbefehl über sämmt⸗ liche disponiblen Truppen übertragen und beabsichtigt einen re⸗ gulären Krieg gegen die Räuberbanden zu eröffnen. Der in Matamores verhaftete General Cortina ist nach der Hauptstadt gebracht, ein weiteres Verfahren gegen denselben aber noch nicht eingeleitet worden.

Central⸗Amerika. In San Miguel, der zweitgrößten Stadt der Republik Salvador fand Ende Juni ein Aufstand statt, zu dem ein Befehl der Regierung, welcher die Veröffent⸗ lichung eines in regierungsfeindlichem Sinne abgefaßten Hirten— brlefes untersagte, nachdem bereits vorher einzelne lokale Anord- nungen der Regierung Unzufriedenheit erregt hatten, Veran⸗ lassung gab. Am 26. Juni hielt ein Geistlicher, Namens Palazios, eine Predigt gegen die verfassungsmäßige Regierung, am Abende desselben Tages stürmte der Pöbel das Gefängniß und überwältigte die schwache Garnison, wobei die Generale Espinosa und Castro getödtet wurden. Die Garnison von Amapulo und La Union, welche letztere durch das Landen der Marinetruppen des im Hafen von La Union liegenden britischen Kriegsschiffes Fantome“ in den Stand gefetzt wurde, gegen San Miguel zu marschiren, bemäch⸗ iigte sich indessen der Stadt und wurde der Aufstand durch den Präsidenten Gonzalez bald vollständig unter⸗ drückt. Mehrere Aufständische wurden erschossen und der Bischof von Santa Thecla nebst sieben Geistlichen auf den Dampfer „City of Panama“ gebracht und zu Corieta in Nicaragua ans Land gesetzt. Da die Regierung Kenntniß davon erhielt, daß auch an anderen Orten derartige Aufstände vorbereitet werden, so wurden der Provisor Rodriguez, Bischof Carcamo und die Canonici Orellano und Vecchiti des Landes verwiesen.

Columbia. Die Differenzen zwischen der Bundesregierung und dem Staate Panama sind auf friedliche Weise gelöst wor⸗ den, nachdem die Staatsregierung den General Camayo wieder in Freiheit gesetzt hatte. Don Publo Arosemena ist zum Präͤsi⸗ denten von Panama erwählt und als solcher proklamirt worden. Das Votum des Staates Panama für den Präsidenten der Union ist am 1. Juli offiziell als zu Gunsten des Dr. Nunez proklamirt worden. Behufs Herstellung einer Dampfschiffs⸗ verbindung mit China wurde vom Kongreß eine Subvention von jährlich 160 000 Solus bewilligt. Zur Aufrechthaltung der Drdnung in dem am 18. Mai von einem furchtbaren Erdbeben betroffenen Staate Santander wurde dem Präsidenten Perez von dem Kongresse die Genehmigung zur Erhöhung der Stärke der Nationalgarde auf 3000 Mann ertheilt.

Durch eine Verfügung der Regierung von Venezuela vom 17. Juli ist das vor kurzer Zeit von Maracaibo nach der Festung San Carlos verlegte Zollamt für den Küstenhandel wieder nach Maracaibo zurückverlegt worden.

Peru. Nachdem die außerordentliche Sitzung des Kon⸗ gresses am 16. Juni geschlossen worden war, wurde derselbe von dem Präsidenten fofürt zu einer abermaligen außerordent⸗ lichen Session auf den 21. desselben Monats einberufen. Es handelt sich dabei um die Bewilligung der nöthigen Mittel für den Bau von Eisenbahnen, eine Steuer für Schulzwecke und die Deckung des sich auf 8500, 000 Soles belaufenden Defizits, Die für den ersteren Zweck geforderte Geldsubvention wurde genehmigt,

Von Seiten der Regierung wurde mit der Sorciets Generale von Paris und der Anglo⸗Peruanischen Bank ein Vertrag abgeschlossen, wonach diese beiden Häuser die Aus⸗ zahlung der Zinsen und die Tilgung eines Theiles der aus⸗ wärtigen Schuld Perus für das zweite Semester des laufenden Jahres übernehmen, und ihnen dafür das Recht eingeräumt wird, vom 1. Juli an 306,900 Tonnen Guano auszuführen und denselben vom 31. Oktober ab auf allen in dem Vertrage mit dem Hause Dreyfus genannten Märkten, mit Ausnahme derer in Amerika, Asien und Afrika zu denselben Bedingungen wie das letztere Haus zu verkaufen. .

Chili. Die vierte Session des chilenischen Kongresses wurde am I. Juni von dem Präsidenten Errazuriz in Santiago er⸗ öffnet. In seiner Botschaft hob der Präsident zunächst den Fortschritt hervor, den die Republik auf allen Gebieten gemacht und rühmte die freundschaftlichen Beziehungen derselben zu den übrigen Nationen; er erwähnte ferner der glücklichen Lösung der , zwischen Peru und Chili, betreffs der Kriegslosten⸗ rechnung aus dem Jahre 1866, des mit dem Deutschen Reiche abgeschlossenen Postvertrages und der erfreulichen Fort⸗

schritte, welche der Bau von Eisenbahnen in Chili gemacht habe. In Betre der finanziellen Lage des Landes bemerkte der Präsident, daß die Einnahmen

während des abgelaufenen Finanzjahres sich auf 15,500 0090 Pesos, die Ausgaben dagegen auf 22,500, 000 Pesos belaufen . das Deftzit von sieben Millionen sei durch die im Bau egriffenen Staatsbahnen veranlaßt worden. Der Werth der Einfuhr hätte sich in dem genannten Zeitraum um eine halbe Million, der der Ausfuhr von Produkten des Acker⸗ und Berg⸗ baus um 23 Millionen gesteigert. Das von dem letzten Kongresse ein⸗ geführte Steuersystem habe nicht das gehoffte Resultat ergeben, er habe deshalb an der früheren Besteuerung von Eigenthum fest⸗ gehalten und empfehle die Einsetzung einer besonderen Kommis⸗ sion zur Erledigung dieses Gegenstandes. Der Präsident ver⸗ sprach am Schlusse der Botschaft, daß sich die Regierung jeder Einmischung in der bevorstehenden Präsidentenwahl enthalten und daß er, um einem alten Mißbrauche ein Ende zu machen, die Garde Civile während der Wahlzeit beurlauben werde. Der Kongreß hat den, von der gesetzgebenden Versammlung in La Puz bereits angenommenen, Vertrag mit Bolivia eben⸗ falls genehmigt. Nach demselben bildet der 24. Grad südlicher Breite die Grenze zwischen Chili und Bolivia vom stillen Meere ab bis zur Wasserscheide der Andes. Sollten Streitigkeiten in Betreff der geographischen Lage von Caracoles oder anderer Minendistrikte entstehen, so sollen dieselben zur Entscheidung dem Kaiser von Brasilien als Schiedsrichter vorgelegt werden. Alle zwischen dem 23. und 25. Grade suüͤdlicher Breite aufgefundenen Guanolager sollen gleichmäßig zwischen Bolivia und Chili ge⸗ theilt werden. Die Einfuhr von Produkten Boliviens nach Chili und umgekehrt soll frei sein. Autofagasta und Mejillones werden zu Einfuhrhäfen erklärt. Die die chilenischen Interessen betreffenden Steuern sowohl auf Einfuhren von Chili nach Bo— livia als auf die Ausfuhr von Mineralien aus der letztgenannten Zone dürfen nicht erhöht werden.

Argentinien. Der Finanz⸗Minister hat dem Kongresse das neue Budget vorgelegt; dasselbe beläuft sich auf 148 Millionen Milreis. Die von der Regierung ernannte, aus Kaufleuten und Bankiers bestehende Kommission, welche die Mittel zur Abhülfe der andauernden finanziellen Krisis erwägen soll, hat ihre Sitzungen begonnen. Die Differenz mit Chili betreffs des Besitzes von Patagonien ist neuerdings wieder zur Sprache gekommen, da der chilenische Gesandte in einer scharfen Note gegen eine von der argentinischen Regierung einer Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ertheilte Kon⸗ zession zur Befahrung des Santa Cruz⸗Flusses protestirt hat. Die ganze Angelegenheit dürfte nunmehr wie das bereits früher von Chili vorgeschlagen wurde, einem Schiedsgerichte zur Entscheidung vorgelegt werden.

Die eine Zeit lang herrschenden Befürchtungen in Betreff eines Krieges mit Brafilien, nachdem letzterer Staat die von Dr. Tejador, der von der argentinischen Regierung in außerordentlicher Mission nach Rio de Janeiro ge⸗ sandt war, um die noch schwebenden Differenzen mit Brasilien und Paraguay über den Besitz von Villa Occi⸗ dental und die Grenzlinie mit Paraguay zu lösen, gemachten Vorschläge zurückgewiesen hatte, und der mit dem Gesandten von Paraguay, ohne Vorwissen Brasiliens, abgeschlossene Ver⸗ trag von der Regierung von Paraguay nicht anerkannt worden war, sind jetzt friedlicheren Hoffnungen gewichen, da die Re⸗ gierung von Argentinien eine in gemäßigter und versöhnlicher Sprache abgefaßte Note nach Rio gesandt hat.

Uruguay. Das Ministerium Varena hat seine Entlassung genommen, und hat der Präsident ein neues Kabinet gebildet, dessen Mitglieder folgende sind: Senor Narpaja, Minister des Innern; Senor André Camas, Finanz⸗Minister; Senor Busta⸗ mente, Minister des Aeußeren, und Senor Laterna, Kriegs⸗ Minister. Der Charakter des neuen Ministeriums wird als ein versöhnlicher bezeichnet. Die finanzielle Lage des Landes hat sich in keiner Weise gebessert, bei dem Papiergelde ist Zwangs⸗ kurs mit rückwirkender Kraft eingeführt worden und das Agio auf Gold hat eine außerordentliche Höhe erreicht.

Afrika. Aus Malta wird der „A. A. C.“ vom 27. d. telegraphirt: Die Vereinigte Staaten⸗Korvette „Hart⸗ ford“ verließ gestenn Tripolis und kam heute Abend hier an, um den Kommodore zu befähigen, ein Telegramm nach Washing⸗ ton zu schicken. Der „Hartford“ setzte dann via Messina und Palermo seine Heimreise fort. Die aus der Beleidigung des amerikanischen Konsuls in Tripolis und des Offiziers vom „Congreß“ entstandene Schwierigkeit wurde gestern end⸗ gültig geregelt, da der Pascha in Gemäßheit von Befehlen der Pforte Abbitte leistete. Die Beschwerde des amerikanischen Konfuls entstand dadurch, daß einige türkische Seeleute in seinen Garten traten, um sich ein Zündhölzchen zu holen. Der ameri⸗ kanische Konsul sollte mit seiner Familie Tripolis heute Abend an Bord des „Congreß“ auf der Fahrt nach Malta ver⸗ lassen.

Statistische Nachrichten.

Ueber die Gesundheitsverhältnisse in der am 21. August beendeten Woche wird berichtet: Es starhen von je 10 C6 Einwohnern auf den Jahreadurchschnitt berechket in Breslau 3354, in Hamburg 254, in Munchen 448, in Wien 235, in Pest 379, in Paris 225, in Brüssel 22, in Amsterdam 304, im Haag 283, in Rom 273, in Neapel 373, in Turin 232, in London 220 und in den 18 größeren Städten Englands . 242. In Berlin zeigt die Liste der Verstorbenen 6 Fälle von Masern, 8 von Scharlach, 21 von Diphterie, 39 von Thphus, 46 Erkrankungen der Athmungsorgane, von Diarrhoe und Brechdurchfälle der Kinder 260. Im Ganzen ist also der Gesundheitszustand in Berlin günstig zu nennen. Nur mahnt das häufigere Auftreten des Nervenfiebers daran, eine besondere Sorgfalt auf die Auswahl und die Reinhaltung des Trinkwassers zu verwenden. .

Vom Kuratorium der städtischen Wa sserwer ke in Berlin sist ein ausführlicher Bericht über die Resultate derselben im zweiten Semester 1874 erstattet worden. Darngch wurden 3.733 360 Kubikmeter Wasser gefördert, 13387, 530 Kubikmeter mehr, als im ersten Halbjahr. Jur Rinnsteinspülung und anderen öffent⸗ lichen Zwecken wurden 1,002,000 Kubikmeter verbraucht, der Rest von 7,700, 00 Meter kam auf S666 Grundstücke, also eiwa 909 Kabik. meter auf sedeg Grundstück. Von Wassermessern waren 614 Stück in Benutzung. Die Soll- Einnahme für dag gelieferte Wasser belief sich auf 420,000 Thlr., wovon 194,000. Thlr. zur Verzinsung des ,, , . rn ben . ,, Anlagekapitals ftellte si ie au * sährlich heraus, wurden indeß fast 2 * für das Halbjahr, . etwa 190, 000 Thlr. ur Abschrelbung verwendet, so daß die Verzinsunge und Amorti⸗ , , der Anleihe (sährlich Sr X) durch die Werke vollständig aufgebracht wurde. Erweiterungsbauten wurden zwar im Jahre 1874 begonnen, sind indeß erst 1875 erheblich gefördert worden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der unlängst verstorbene Ur. O. Härtel in Leipzig hat der dortigen Univ , auch in typographischer

Hinsicht (weil eines der ersten mit beweglichen Notentypen gedrucktes) interessantes Werk vermacht. Es sind die ersten von gen gh Ende 1767 und Frühjahr 1763 gedichteten und veröffentlichten, in Leipzig gedruckt erschienenen, von sinem Studienfreund Bernhard Theodor Breitkopf in Musik gesetzten Lieder, 20 an der Zahl, nach dem Manuskript Goethe's für Friederike Oeser. Das sehr seltene Heft erschien 1I69 im Verlage von B. Chph. Breitkopf und Sohn in Leipzig. Das Titelblatt zeigt die Jahreszahl 1770.

Am 2A. d. M ist in dem hasellandschaftlichen Kurort Lan genbruck Hr. Professor J. J. Stähelin aus Basel, 80 Jahre alt, gestorben. Er feierte am 10. September 1873 gemeinfam mit dem am 7. Juni. vorigen Jahres ihm vorangegangenen Prof. Hagen⸗ bach sein 50jähriges Dozentenjubiläum an der Universität Bafel. An der. genannten Hochschule lehrte der Verstorbene orientalische, namentlich hebräische und nächstverwandte Sprachen und Exegese des alten Testamentes. Er, wie Hagenbach, gehörten der Vermittelungs⸗ theologie an.

Die neun Abtheilungen und Unterabtheilungen des in Bristol tagenden Kongresses des britischen Vereins zur Förderung der Wissenschaft begannen am 26. d. M. ihre Arbeiten mit den Eröffnung tzreden ihrer resp. Prästdenten. Mr. James Heywood, der Präsident des statistischen Vereins, verlas eine Gzchichte des Wachsthums und Forischritts von Bristol und seines Han— dels. In der biologischen Sektion hielt Mr. P. L. Selater eine Vorlesung über den gegenwärtigen Stand unserer Kennt— niß der geographischen Zeologie. Andere Vortrage betrafen die Zuckerausfuhr, die Kohlenfrage und den Widerstand des Wassers gegen die Bewegung von Schiffen. In seiner sehr lehrreichen Ab⸗ handlung über die Kohlenfrage behauptete Profefsor Jevens, daß Sir W. Armstrongs Berechnungen bezüglich der Erschöpfung der Zufuhr verifiziert worden seien, und er prophezeite, daß im Laufe ö Jahre eine andere Kohlenknappheit und Theuerung eintreten wrde.

Die soeben erschienene Nummer 1678 der Illustrirten Zeitung enthält n. A. eine Abbilzung des Siegegdenkmals auf dem Marienherg bei Brandenburg (nach dem Entwurf des Baumeisters Hubert Stier) und zur Feier der Schlacht bei Sedan einen großen Holzschnitt, darstellend die Kapitulationsverbandlungen zu Donchery zwischen den Generalen v. Moltke und v. Wimpffen in der Nacht zum 2. September (Originalzeichnung von Prof. Georg Bleibtreu).

Bei Artaria und. Comp. in Wien ist eine neue Karte des Kriegsschauplatzes in der Herzegowina, von Oberst Ritter v. Scheda, erschienen, welche dem Bedürfnisse des Tages entspricht und bei sehr billigem Preise (75 Kr. sich durch deutlichen Druck und klare Ausführung empfiehlt.

LEand⸗ und Forstwirthschaft.

Eine Ausstellung von Blumen, Obst, Gemüsen, Garten und landwirthschaftlichen Geräthschaften wird für die Tage des 25. bis 23. September in Leer veranstaltet, und schließt sich daran am 27. September eine von den landwirthschaft⸗ lichen Vereinen Leer und Loga beschlossene Viehausstellung.

Dem „Golos“ wird geschrieben, daß in der Gegend von Kischinew in Rußland zwei Heuschreckenschwärme einge— fallen seien. Der erste kan aus der Moldau und überfiel etwa 100 Dessjatinen Mais. Im Verlauf zweier Tage bemühte man sich ver⸗ gebens, den Schwarm zu vertreiben. Als er endlich fortflog, sah man. daß er weit weniger Schaden angerichtet hatte, als man erwartete. Der Mais war wahrscheinlich zu reif und dadurch für die Kauwerk⸗ zeuge der noch jungen Heuschrecke zu hart gewesen. Im Baudaschen Kreise sind jetzt neue bedeutende Schwärme aufgetreten.

Im russischen Gouvernement Wiatka verursachen Raubthiere einen sehr fühlbaren Schaden. Das statistische Co-– mits hat konstatirt, daß im Jahre 1874 7000 Stück Großvieh und 34,000 Stück Kleinvieh getödtet worden sind, ws etwa auf 150,000 Rbl. zu veranschlagen wäre. Die Raubthiere treten sogar in Masse in der Nähe von Wohngebäuden auf. So schreibt z. B. die Ssal- tykowsche Wolostverwaltung, daß die Wölfe heerdenweise von einem Dorf zum andern ziehen und das Vieh sogar am Tage und in Gegen⸗ wart von Menschen zerreißen. Auch von anderen Seiten werden ähn⸗ liche Vorfälle gemeldet.

Gewerbe und Sandel.

Die Stettiner Aktiengesellschaft „Union,“ Fabrik chemi⸗ scher Produkte, vertheilt für das letzte Geschäftsjahr 2 Divi- dende, während für das vorangegangene Jahr ein vertheilbarer Ge⸗ winn nicht erzielt war. Der in 1874 —– 75 erzielte Nettogewinn be⸗ ziffert sich auf 1, 161 46; zu Abschreibungen auf Grundstücke und Ge— bäude wurden 25 *, auf innere Einrichtungen, Maschinen und Utensilien 7* mit zusammen 28, 060 M und für Reparaturen 5895 M verwendet. Dem Reservefonds wurden 3116 M gutgeschrieben, während 5371 6 auf neue Rechnung vorgetragen wurden. Die Beschlüsse der Generalversammlung, das Aktienkapital der Gesellschaft zu reduziren, dem entsprechend den Geschäftsbetrieb des Magdeburger Etablissements aufzugeben, den Sitz der Gesellschaft nach Stettin zu verlegen und die Magdeburger Fabrik möglichst zu verkaufen, sind bis auf den Verkauf der Nagdeburger Grundstücke durchgeführt.

Nachdem die Eintragung der Aktiengesellschaft Pap ier⸗ fabrik Wolfswinkel in das Handelsregister zu Neustadt Ebers walde vor einiger Zeit erfolgt ist, hat das Gericht nunmehr auch den kaufmänntschen Konkurs über die Gesellschaft verhängt. Die Gesellschaft wurde im März 1872 gegründet durch Umwandlung der Karl Marggrafschen, am Finowkanal gelegenen Papierfabrik in ein Aklienunternehmen. Der Uebernahmspreis wurde auf 375.000 Thlr. angegeben, wovon 195000 Thlr. stehen bleiben sollten; das Aktien⸗ kapital war auf 350, 0900 Thlr. normirt. .

Wien, 30. August. (W. T. B.) Der heutigen konstituirenden Versammlung der neuen, aus Sigls Neustädter Fabrik gebil⸗· deten Äktiengesellschaft wohnten 23 Aktionäre mit 433 Stimmen bei. Der Vorsitzende Hornbostl machte die Versammlung mit der erfolg ten Konzesstonsertheilung und der Genehmigung der Statuten bekannt und verlag fodann das Verzeichniß der bis jetzt erfolgten, sich auf 1,732, 000 Fl. belaufenden Einlagen. Demnächst wurde der Vertrage⸗ entwurf mit Sigl vorbehaltlich der endgültigen Ratifikation durch die konstituirte Gesellschaft genehmigt und zur Bildung des Verwaltungs rathes geschrltten. Zu Mitgliedern Des letzteren wurden Direktor Tußker (von der Kreditgesellschaft), Sigl, Friedau, Neufeld (vom Tarnitzer Walzwerk) und Röstel (in Firma Chaudoir) gewählt; die Ernennung eineg weiteren Mitgliedes bleibt der Regierung vor- behalten.

NewYork, 30. August. (B. T. B) Der Schatz sekretär Brissow hat für den Monat September den Verkauf von 4 Millionen Doll. Gold angeordnet. .

Ueber die finanzielle Krisis in San Francisęo wird der ‚Timeg“ unterm 27. d. M aus Philadelphia gemeldet: Die Bank von Californien in San Francisco wurde am Donnerstag mit Zahlunggaufforderungen überlaufen. Nachdem dieselbe etwa 1400 6060 Doll. ausbezahlt hatte, war die Kasse erschöpft, so daß die Bank, da andere Institute keine Hülfe leisten wollten, gegen 3 Uhr die Zahlungen einstellen mußte. Das Direktorium hat bekannt ge- macht, daß es augenblicklich, weil ohne Bexichte von den Agenten, nicht im Stande sei, eine genaue . über die Lage der Bank zu geben, daß es aber so bald als möglich gefchehen solle. Präsident Ralston theilt unoffiziell mit, daß die Bank ohne Zweifel allen ihren Verbindlichkeiten nachkommen, die Geschaͤfte aber nicht wieder aufnehmen werde. Auch die Nattonäal. Goldbank in San Fran ciseo wurde am 26. mit Zahlungsaufforderungen bestürmt konnte jedoch allen Anforderungen entsprechen. Heute Morgen (27. machte dieselbe aber bekannt, da sie wegen in Folge der Panik eingetretenen Mangels an Baarvorrat borläufig die Zahlungen einstellen müsse, dieselben aber, sobald Geld aufzutreiben sei, wieder aufnehmen werde, da das Vermögen 1360 000 Dollars, mehr als die Schulden, betrüge.

Verkehrs⸗Anstalten. .

In der am XS. Angust stattgehabten. außer dentlichen

Generalversammlung der ortmund Gronau n Enscheder